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Kapitel 1

Ich versuchte nicht zu schreien, als sie auf mich einschlugen. Immer und immer wieder.
Mit quälenden Schmerzen ließen sie mich zurück. Langsam und mit Schmerzen führte ich meine Hand zu meinem aufgeplatzten Lippen. Ich spürte etwas dickflüssiges. Blut.
Tränen bildeten sich in meinen Augen. Sie quollen über. Brannten auf meiner Haut. Mit letzter Kraft zog ich mich in eine Ecke.
Wieso nur?
Und plötzlich rasselten tausende von Regentropfen auf mich nieder. Ich lies meinen Kopf hängen.
Ganz vorsichtig zog ich meine Beine an und schlang meine Arme darum. Die Kälte fraß sich durch meine durchnässten Sachen.
Mein Kopf war leer, mein Blick starr auf den nassen Asphalt.
Nur am Rande nahm ich die Schritte war, die sich mir näherten.
"Was ist den mit dir passiert?", hörte ich eine besorgte Stimme. Ich fragte mich warum sie besorgt klang. Niemand sorgte sich je für mich, warum dann diese Fremde?
Sie kam immer näher. Als sie nun kapp vor mir stand holte sie erschrocken Luft.
Ich starrte auf ihre teuren Schuhe. Sie waren golden und mit Kristallen verschönert.
Und plötzlich ging sie in die Hocke. Mit zwei Fingerspitzen hob sie mein Gesicht.
Dann sah ich das schönste Gesicht, das ich je gesehen hatte.
Ihr markloses Gesicht war umrahmt von goldenen Locken, ihr blauen Augen strahlten mich förmlich an. Ihr vollen Lippen hatte sie zu einer Line gepresst.
"Komm mit Mädchen, du bist ja ganz nass!", meinte sie. Sie stand wieder auf und versuchte mir auf zu helfen.
Doch es ging nicht, ich hatte zu große Schmerzen. Bei der kleinsten Bewegung ging ein beißender Schmerz durch meinen Körper.
"Warte kurz hier. Ich rufe den Notarzt.", dann ging sie.
Ich wusste nicht, ob sie wieder kommen würde, ich verstand auch nicht warum sie das machte. Einer wie mir zu helfen.
Aber sie kam wieder. Kniete sich vor mich.
"Wie heißt du?", fragte sie.
"Ich bin Christina.", antwortete ich mit brüchiger Stimme.
"Hallo Christina. Ich bin Luisa. Ich vor 2 Wochen in diese Stadt gezogen. Würdest du mir erzählen was passiert ist?"
"Das interessiert Sie doch nicht. Ich werde jeden Monat zusammen geschlagen. Das ist normal!", versuchte ich sie zu überzeugen.
"Aber warum sollte man ein wehrloses Mädchen schlagen?", bohrte sie weiter.
Ich schluckte. Meine Gedanken wanderten zu meinem Vater:

"Du nutzloses Ding! Räum die scheiß Küche auf und dann kannst du in den Keller gehen!", brüllte er vom Wohnzimmer auf, wo er mit seinem Wodka vor der Glotze saß.
"Ja Papa!", sagte ich. Mit langsamen Schritten ging ich in die Küche. Ich räumte den Geschirrspüler aus und dann das dreckige Geschirr wieder ein. Danach machte ich die Ablage sauber und räumte ein paar Sachen weg. Dann wandte ich mich den Tisch zu. Ich nahm die Alkoholflaschen meines Vaters und räumte sie in den Lebensmittel schrank. Die Zigarettenschachtel lies ich liegen. Ich hollte mir dann den Staubsauger und saugte alles durch.
"Papa? Ich bin fertig.", schrie ich.
Und plötzlich stand er vor mir.
"In den Keller. Deine Kunden warten schon!"

Ein schauer lief mir den Rücken hinunter.
Ich schüttelte den Kopf. Von weitem hörte man schon die Sirenen des Krankenwagens und alles in mir zog sich zusammen. Vater würde mich umbringen, wenn er dies erfahren würde.
"Du möchtest nicht darüber reden. Ich verstehe.", meinte Luisa.
Schon wieder bildeten sich Tränen in meinen Augen. Ganz langsam kullerten sie meine Wangen hinunter.
Nur wage bekam ich mit, was danach bekam. Ich war wie in Trance. Der Notarzt kam, hievte mich irgendwie auf eine Trage, dann wurde ich in den Wagen geschoben und Luisa stieg auch mit ein. Dann fuhren wir ins Krankenhaus.
Auf dem Weg dort hin, versuchte dein Notarzt mich zu befragen, was passiert sei. Doch ich hörte nicht darauf. Ich starrte auf die Decke und blendete alles andere aus.


Eine Woche später......

Luisa stand neben meinem Bett, sie hielt meine Hand. Das tat sie schon seit Stunden.
Und diese Frau verwirrte mich immer mehr, sie kannte mich nicht und war jeden Tag da. An meinem Bett, redete mir gut zu.
"Christina?", versuchte sie wieder mich zum Reden zu bekommen.
Ich wandte meinen Blick an sie.
"Würdest du mir jetzt bitte erzählen, warum du nichts sagst. Du könntest mir doch wenigsten sagen, wo du wohnst, damit du wieder nach Hause kannst.", meinte sie.
Doch ich schüttelte den Kopf. Ich wollte nicht nach Hause, nie wieder.
Jeden Tag versuchte sie es wieder. Ich sprach aber immer noch nicht. Mit niemanden.
Einen Tag vor meiner Entlassung, fasste ich den Entschluss. Wenn ich es Luisa nicht erzähle, müsste ich nach Hause.
Ich räusperte mich.
"Luisa?", fragte ich leise. Luisa wandte sich schlagartig vom Fenster weg.
"Ja, was ist den Christina?", meinte sie.
"Setzt dich bitte.", ich wartete bis sie sich gesetzt hatte, erst dann sprach ich weiter.
"Versprich mir, das ich nicht wieder nach Hause muss, bitte!", ich sah sie flehend an.
Sie nickte nur, dann griff sie nach meiner Hand.
"Meine Mutter floh von zu Hause als ich 5 war. Mein Vater begann zu Trinken, er wurde Gewalttätig. Er schlug mich oft. Und als er irgendwann merkte das ich zu Frau wurde, nutzte er das natürlich aus.", meine Stimme brach.
Luisa zog stark die Luft ein.
"Mehrmals in der Woche vergewaltigte er mich. Und irgendwann holte er seine Kumpels dazu. Er verlangte Geld dafür, das sie mit mir schlafen dürfen."
Ich schloss die Augen und verdrängte die Erinnerungen.
"Deshalb wurde ich auf der Straße zusammen geschlagen. Es konnte nicht lange geheim bleiben, verstehst du. Ein paar aus meiner Klasse waren mit meinem Vater befreundet und diese prahlten es in der Schule herum mit mir Sex gehabt zu haben. Ich wurde als Schlampe dar gestellt. Und manche mochten mich sowie so nicht, nur hatte sie jetzt einen Grund mich zusammen zu schlagen."


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.12.2011

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