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Harry Potter und Black's Tochter

Veröffentlicht auf Bookrix


Katy Black-Parker ist ein dreizehn-jähriges Mädchen, dass ein großes Geheimnis beherbergt: Ihr Vater ist der berüchtigte Massenmörder Sirius Black. Außerdem liegt ihre Mutter im Sterben und die Dementoren sind hinter ihrem einzig verbliebenen, in ihren Augen unschuldigen Familienmitglied her.

Der Dritte Teil von Harry Potter (neu Verfassung)

Prolog und Kapitel 1

„Katy Black Parker.“

Als ihr Name aufgerufen wurde, ging das Mädchen zögernd nach vorne, wo Professor McGonagall mit dem Sprechenden Hut wartete. Sie setzte sich auf den dreibeinigen Stuhl und wartete gespannt auf die Antwort des Hutes, der sie in eines der vier Häuser verteilen sollte. Die Krempe des Hutes verdeckte ihre Augen und dann hörte sie eine leise Stimme in ihrem Ohr.

„Oh, wen haben wir denn da? Du bist doch...? Viele deiner Vorfahren waren in Slytherin, weißt du? Aber du hast viel von deinem Vater. Ja, das hast du. Na, da ist die Entscheidung natürlich klar.“ Und er rief laut, so dass es in der gesamten Halle zu hören war: „Gryffindor!“ Erleichtert stand Katy auf und ging zu dem Tisch, an dem laut applaudiert wurde. Ihr Blick wanderte weiter und blieb an diesem Jungen hängen. Das war also Harry Potter. Keiner der anwesenden Schüler hatte sich ihren ersten Nachnamen merken können. Vielleicht war es besser so.


Kapitel 1:

Fast drei Jahre später. Katy, mittlerweile dreizehn Jahre alt, saß zu Hause auf dem Sofa. Ihre roten Haare hingen ihr ins Gesicht, ihre blauen Augen starrten ins Nichts. Getrocknete Tränen glitzerten auf ihrem Gesicht.

In der Hand hielt sie einen Brief. Einen Brief, der ihre letzte Hoffnung gewesen wäre.

Die Haustüre öffnete sich. Jamie Parker, eine junge Frau um die dreißig, erschien im Türrahmen. Man sah sofort, dass es Katys Mutter war: Die gleichen roten Haare und die blaue Augen. Doch sie sah kränklich aus: ihre Augen waren eingefallen, sie hatte schwarze Ränder darunter. Auch so sah sie ausgemergelt aus, als hätte sie in kurzer Zeit viel abgenommen. Als sie den Gesichtsausdruck ihrer Tochter sah, stellte sie schnell die Einkaufstüten ab, die sie aus dem Auto ins Haus bringen wollte und kam zum Sofa geeilt.

„Was ist los, Liebling?“

Stumm hielt das Mädchen den Brief hoch. Auf dem Umschlag konnte man nun als Absender das St.-Mungo-Hospital erkennen, das Krankenhaus für Magische Krankheiten und Verletzungen.

Ihre Mutter nahm den Brief entgegen, entfaltete ihn und las.

„Sehr geehrte Mrs Parker,

leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir die Krankheit Ihrer Mutter nicht behandeln können, da sie weder eine Hexe ist noch eine magische Krankheit hat.
Mit freundlichen Grüßen

i.A. Samuel Bisam“

Jamie sah hoch und blickte in das verzweifelte Gesicht ihrer einzigen Tochter. Sie seufzte und setzte sich neben sie.

„Hör zu, mein Schatz. Ich habe mich mit meiner Krankheit abgefunden; ich weiß, es ist schwer zu verstehen, aber du musst stark sein.“

„Wie soll ich stark sein, wenn ich weiß, dass meine Mum bald sterben wird?“ fragte Katy mit nun tränenerstickter Stimme.

Jamie war vor einiger Zeit an Brustkrebs erkrankt. Doch die Krankheit wurde zu spät entdeckt, daher kam alle Hilfe zu spät. Jamie konnte nur noch hoffen, dass es so sanft wie möglich vorbei ging. Katys letzte Hoffnung war es gewesen, dass das St.-Mungo ihre Mutter heilen könnte, schließlich war sie doch eine Hexe

und ihr Vater ein Zauberer.

„Mum, ich kann dich doch jett nicht allein lassen.“

Es war der letzte Ferientag. Am nächsten Tag sollte es schon wieder zurück nach Hogwarts gehen, Katys drittes Schuljahr würde beginnen. Ihre Mutter schüttelte liebevoll den Kopf.

„Nein, Schatz. Ich will nicht, dass du die Schule vernachlässigst. Außerdem, jetzt, wo dein Vater bald von seiner Schuld befreit sein wird, hast du wieder eine Person, die auf dich aufpasst.“

„Wenn er jemals von seiner Schuld befreit wird.“ Murmelte Katy, doch nicht leise genug.

„Sag so was nicht! Dein Vater ist unschuldig und er wird es dem Ministerium beweisen! Er wird schon seinen Grund haben, dass er jetzt ausgebrochen ist!“ Sirius Black war vor einigen Wochen aus dem Zaubereigefängnis Askaban ausgebrochen.

Jamie glaubte an seine Unschuld. Sie hatte Katy schon so viel von ihrem Vater erzählt: Er war schlau, treu und liebenswürdig. Dass er vor zwölf Jahren seinen Freund, James Potter und dessen Frau Lily verraten haben sollte, das glaubte Jamie nicht. Schon so oft hatte sie gesagt:

„Wenn jemand für seine Freunde gestorben wäre, dann Sirius.“ Sie glaubte auch nicht, dass er die dreizehn Muggel getötet hatte. Ob er Peter Pettigrew getötet hatte, wusste sie nicht. Sie konnte Peter noch nie leiden. Ein kleines, schmuddeliges Anhängsel. Wenn sich einer mit dem dunklen Lord verbündet hätte, dann er.

Mit Lily hatte sich Jamie oft getroffen, wenn die Männer mal wieder unterwegs waren. Sie waren sehr guter Freundinnen gewesen, auch wenn Jamie ein Muggel war. Nachdem Sirius ins Gefängnis kam, hatte sich Kateś Mum von der Zauberwelt abgeschottet und gehofft, dass ihre einzige Tochter, die ihren Vater vielleicht nie wieder sehen würde, auch eine Muggel sein würde. Doch ihre Hoffnung ging nicht auf und mit elf Jahren hatte Katy den Brief von Hogwarts erhalten.

Leider hatten die beiden nie Briefe von Sirius erhalten, da die Gefangenen in Askaban keine Post versenden durften. Auch jetzt bekamen sie keine, doch Jamie vermutete, dass das Zaubereiministerium sowieso schon hinter ihnen her war, falls sich Sirius hier blicken lassen würde.

Um auf das Gespräch zurück zu kommen, nahm Jamie ihre Tochter in den Arm und sagte leise:
„Ich will, dass du deine Mum als die Person in Erinnerung behältst, die dich großgezogen hat, und nicht als eine kranke, traurige Person. Und jetzt geh schlafen. Morgen wird ein langer Tag.“ Katy lag noch lange wach und weinte leise vor sich hin.

Jamie war nicht mit zum Bahnhof Kings Cross gekommen, ihr ging es immer schlechter. Also schob Katy alleine ihren Koffer durch die Menge. Sie war in Gedanken versunken und achtete nicht auf den Weg.

Aus diesem Grund übersah sie die beiden Personen, die gerade durch die Wand auf Gleis 9 ¾ wollten.

„Autsch!“ rief Fred Weasley, als Katy ihm ihren Koffer frontal gegen die Beine rammte. George lachte ihn aus und half Katy, ihren Koffer wieder auf zu stellen.

„Tut mir Leid, Fred.“ Katy hatte noch nie Schwierigkeiten gehabt, die beiden fast identisch aussehenden Zwillinge auseinander zu halten. Dieser grinste nun und schüttelte den Kopf.

„Kein Problem.“

Sie gingen zu dritt durch die Absperrung. Vor ihnen erschien der Hogwarts Express und auch eine riesige Menge von Leuten. Schüler, die sich von ihren Eltern noch verabschieden wollten, Eltern, die Warnungen hinter her riefen und andere Verwandte und Geschwister, die sich verabschieden wollten. Fred und George steuerten auf eine große Menge von Leuten zu, Katy mitschleppend.

Dort standen Mr und Mrs Weasley, Ginny und Ron Weasley, Hermine Granger und Harry Potter. Bei Harrys Anblick musste Katy immer daran denken, was ihre Mum ihr einst erzählt hatte: „Harry ist der Sohn von Sirius´ bestem Freund. Deshalb wurde er auch als Patenonkel für Harry ausgesucht. Ich weiß gar nicht, ob Harry es je erzählt worden ist.“ Daher hatte Katy auch nie ein Wort erwähnt, obwohl sie nicht nur in derselben Stufe und selben Haus, sondern auch befreundet waren. Wenn er es erzählen wollte, würde er es schon tun.

Mit Fred und George war Katy sehr gut befreundet, sie waren verrückt - etwas, was sie meistens auch war.

So kam es, dass sich die drei von den Weasleys verabschiedeten und sich zusammen ein Abteil suchten. Sie fanden eins, in dem schon Lee Jordan, der Freund der Zwillinge, saß. Die drei Jungs berichteten einander aufgeregt das Neueste aus dem Sommer und plauderten lange Zeit. Katy saß still daneben und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Sie war in Gedanken bei ihrer Mutter. Es ging ihr immer schlechter, und nun war Katy noch nicht einmal da, um sich um sie zu kümmern. Dann sorgte sie sich auch noch um ihren Vater. Sie wusste schon, seit sie klein war, wer ihr Vater war, doch er war immer mehr oder weniger sicher hinter den Mauern von Askaban gewesen. Doch jetzt, wo er geflohen war, durften die Dementoren ihn, wenn sie ihn fangen würden, ihren Kuss geben. Im Gefängnis war er noch etwas geschützter gewesen vor dem Ministerium. Katy hatte Angst. Angst um ihre Mum und um ihren Vater, denn auch sie glaubte an seine Unschuld.

Als George vorschlug, eine Runde Snape explodiert zu spielen, fragte Fred:
„Hey, Kate, was ist los?“
Katy schreckte auf und sah in drei besorgt und fragend blickende Gesichter.
„Nichts. Mir gehts nur nicht so gut.“
„Gehts um deine Mum?“ Fred wusste um die Krankheit Jamies, er hatte die Parkers kurz nach Anfang der Ferien einmal mit George besucht.

Katy nickte. Mehr konnte sie nicht tun, sie merkte schon die Tränen, die ihr in die Augen stiegen und einen dicken Kloß im Hals. Fred merkte es und sagte laut:
„Wie wärs, wenn wir Angelina und Katie mal einen Besuch abstatten, die sitzen im Abteil nebenan.
Vielleicht spielen die beiden ja mit.“

Die zwei Jungs verstanden den Wink und standen auf. Fred blieb noch kurz sitzen. Als die beiden anderen draußen waren und die Abteilungstür geschlossen war, sah der Zwilling das Mädchen an, was mit Tränen in den Augen vor ihm saß. Er setzte sich neben sie und nahm sie wortlos in den Arm.

Die Tränen rannen ihre Wangen herab, egal wie sehr sie dagegen ankämpfte. Nach einigen Minuten wischte sie sie trotzig ab und sah Fred ins Gesicht, der sie besorgt und bekümmert ansah. „Ihr geht es schlechter, nicht wahr?“

Katy nickte und begann leise zu sprechen.
„Sie wird bald sterben. Selbst das St.-Mungo kann ihr nicht helfen. Ich wollte zu Hause bleiben, doch sie schickte mich mit der Absicht wieder nach Hogwarts, dass ich es nicht mitbekomme, wie sie schwächer und schwächer wird. Aber ich wollte doch bleiben...“
Ihre Stimme wurde leiser und erstarb dann ganz. Fred drückte sie fester an sich und beide schwiegen.
Plötzlich fing das Licht an zu flackern und erstarb dann ganz. Währenddessen wurde der Zug langsamer und begann zu halten.

„Sind wir schon da?“ Fred sah im Dunkeln nach draußen, doch er konnte nichts erkennen. Der Zug stand nun ganz und eine seltsame Stille breitete sich aus. Die Abteilungstür öffnete sich und eine Stimme war zu hören, als ein paar Gestalten ins Abteil purzelten.
„Was ist hier los?“
„Autsch, mein Fuß.“
„Tschuldige, Fred.“
„Ich bin George.“
„Hallo Angelina.“

Dem Anschein nach waren Angelina Johnsson, eine der Jägerinnen der Gryffindor Quidditch Mannschaft, zusammen mit George und Lee zurück ins Abteil gekommen. Es gab ein heilloses Durcheinander. Katy saß immer noch im Fred am Fenster, doch mittlerweile zusammengepfercht wie in einem Viehtransporter. Dann schaltete sich das Licht wieder an.

Wenn die Situation nicht so seltsam gewesen wäre, hätte es lustig ausgesehen: Fred und Katy in der einen Ecke, nieder gedrückt von Lee, der von George geschubst worden war. Angelina hatte Glück, sie stand als Einzige noch, doch mitten auf dem Flur saß Katie Bell, mit einem ziemlich verdatterten Gesichtsausdruck.
„Katie, was machst du hier?“
Nun mussten alle doch lachen. Auch Katy lachte mit. Dann ruckelte der Zug erneut und fuhr wieder los.
George ging zur Tür und steckte seinen Kopf nach draußen, wie schon einige andere, um zu erkunden, warum sie angehalten hatten. Doch er sah nichts. Verwundert zog er seinen Kopf in das Abteil zurück und setzte sich
Schulter zuckend zu den anderen, die mittlerweile wieder zu normalen Sitzpositionen gefunden hatten.

Die große Halle war wie immer laut und man konnte den Himmel sehen, der heute bewölkt war. Alle Schüler schnatterten aufgeregt durcheinander, es hatte sich herum gesprochen, dass ein Dementor im Zug war.

Kate zitterte bei dem Gedanken daran. Ihre Mutter wusste nicht viel über Zauberei, doch hatte sie von ihrem Mann einige Bücher und Schriften erhalten, die Katy sich im Laufe der Zeit angeeignet hatte. Ein Buch war über verschiedene Wesen und Dinge, unter anderem auch die Hüter des Gefängnisses von Askaban. Es waren grausame Gestalten und Katy fürchtete sich schon vor den Erzählungen vor ihnen.

Harry war kollabiert, hieß es. Einfach umgekippt. Ein Grund für Draco Malfoy, sich darüber lustig zu machen.
Oh, wie sie diesen Kerl hasste! Malfoy war in Slytherin und Katy hatte sich nie die Mühe gemacht, sich mit ihm auseinander zu setzen. Aber sie konnte es auf den Tod nicht aus stehen, wenn jemand, nur weil er starke Freunde um sich rum und einen mächtigen Vater im Ministerium hatte, andere herunter machen und herum kommandieren musste.

Aber warum war Harry in Ohnmacht gefallen?
Bevor Katy weiter darüber nach grübeln konnte, erhob sich Professor Dumbledore und fing an zu sprechen.

„Willkommen. Willkommen zu einem neuen Jahr in Hogwarts! Ich habe euch einige Dinge mitzuteilen, und da etwas sehr ernstes darunter ist, halte ich es für das Beste, wenn ich gleich damit heraus rücke, denn nach unserem herrlichen Festmahl werdet ihr sicher ein wenig bedröppelt sein... Wie ihr mitbekommen habt, beherbergt Hogwarts gegenwärtig einige der Dementoren von Askaban.“ Währens er weiter redete, wie gefährlich diese Dementoren waren, fingen Fred und George, in deren Mitte Katy saß, auch schon an zu tuscheln.
Meinst du, wir können trotzdem durch die Geheimgänge nach Hogsmeade gehen?“
„Ach, bestimmt, die sind doch unterirdisch.“

Bevor er weiter sprechen konnte, hatte Percy, der älteste der Weasley Brüder, der noch zur Schule ging, sich wichtig tuend geräuspert, dass sie still sein sollten.

„Und nun zu etwas Angenehmeren.“ Dumbledore sprach wieder.
„Ich freue mich, dieses Jahr zwei neue Lehrer in unseren Reihen begrüßen zu dürfen.

Zunächst Professor Lupin, der sich freundlicherweise dazu bereit erklärt hat, die Stelle des Lehrers für Verteidigung gegen die dunklen Künste zu übernehmen.“

Bei diesem Namen verschluckte sich Katy an ihrem Kaugummi. Lupin? Etwa DER Lupin? Sie schaute zum ersten Mal genauer zum Lehrertisch hinüber und erblickte einen Mann im schäbigen und an manchen Stellen schon geflicktem Zaubererumhang. Sein hellbraunes Harr war von grauen Strähnen durchzogen, er sah müde und erschöpft aus. Doch Katy erkannte ihn wieder. Oben, in ihrem Koffer, lag ein Foto. Auf diesem Foto waren nicht nur Jamie Parker und Sirius Black, sondern auch der Rest ihrer Freunde: James Potter mit seiner Lily, Peter Pettigrew und Remus Lupin. Dads beste Freunde. Lupin hatte sich kaum verändert, außer dass er vielleicht noch mehr graue Harre bekommen hatte. Katy erinnerte sich. Vor einigen Jahren, da war sie gerade mal sechs, war Professor Lupin einmal bei ihr zu Hause gewesen, um Mum zu besuchen.
Doch das war lange her.
Während Katy noch vor sich hin grübelte, stellte Dumbledore Hagrid als neuen Lehrer im Fach Pflege magischer Geschöpfe vor.
Dann gab es endlich Essen.


Kapitel 2

Donnerstagmorgen hatte Katy zusammen mit Harry, Ron und Hermine die erste Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste. Professor Lupin begrüßte sie und führte sie in das Lehrerzimmer. Dort saß nur ein Lehrer am Tisch, der auch direkt aufstand: Snape. Eine weitere Person, die Katy nicht ausstehen konnte. Er hasste sie und versäumte keine Stunde, sie nicht zu quälen.
Als Snape aus dem Zimmer verschwunden war, standen alle Schüler vor einem Schrank. Der Schrank rappelte.
„Nun, wer kann mir sagen, was in diesem Schrank sein könnte?“ Hermines Hand schnellte wie immer nach oben.
„Ja, Hermine?“
„Ein Irrwicht.“
„Richtig. Und was ist ein Irrwicht?“
„Ein Gestaltwandler. Er nimmt immer die Form an, von dem er spürt, dass sie seinem gegenüber am meisten ängstigt.“
„Super Hermine.“
Nachdem er erklärt hatte, dass man einen Irrwicht am besten besiegt, in dem man ihn lächerlich machte und ihnen auch den Zauberspruch beigebracht hatte, beauftragte Lupin Neville, an zu fangen.
Der schüpchteren Junge stand zitternd vor dem Spiegelschrank, als dieser aufschanppte und Snape heraus gestioegen kam. Zuerst sah es so aus, als ob Neville erstarrt wäre, dann...
„Riddikulus!“

Snape trug auf einmal ein langes Kleid und einen großen Hut mit einem ausgestopften Geier oben drauf.
Die ganze Klasse lachte. Nun rief Lupin einen nach dem anderen auf. Jeder ging nach vorne, der Irrwicht sah ihn an und verwandelte sich in Vampire, Spinnen, Schlangen, Mumien und anderen schlimmen Dingen.
Katy überlegte. Wovor hatte sie Angst? Vor Tieren hatte sie keine Angst. Dann kam ihr der Gedanke, dass ihre größte Furcht der Tod ihrer Mutter wäre, doch im nächsten Augenblick wusste sie, wovor sie sich am meisten fürchtete
„Parker!“
Sie war dran. Doch sie wollte nicht. Das sollte niemand sehen. Doch schon stand sie vor dem Irrwicht, von den anderen Schülern, die anscheinend viel Spaß an der Sache hatten, nach vorne geschubst. Der Irrwicht starrte sie an. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, um zu sehen, was Katy Parkers größte Angst war. Und der Irrwicht verwandelte sich.

„Ahhh!“

„Sirius Black!“
Ja, er war es. Sirius stand vor ihr. Seine Augen starrten auf einen Fleck hinter ihr in der Ferne. Angsterfüllt.
Dann sackte er zusammen, die Augen verdreht und nach Luft japsend. Katy konnte sich nicht bewegen.
Geschweige denn einen Zauber bewirken, der ihren Irrwicht lächerlich scheinen lassen könnte. Dann schob sich ein Körper vor das Mädchen und der Irrwicht verwandelte sich in eine runde, silberne Kugel. Professor Lupin stand vor Katy, die Arme ausgestreckt.
Er drehte sich fragend zu ihr um, doch sie sah nichts mehr. Halb blind vor Tränen drehte sie sich auf dem Absatz um und rannte aus dem Lehrerzimmer. Die anderen Schüler sahen ihr verunsichert und verdattert hinterher.

Hoch oben, auf dem höchsten Turm des Westflügels, saß Katy. Es war ihr Lieblingsplatz. Man konnte die gesamte Umgebung betrachten. Von hier aus sah man Hagrids Hütte, die Ländereien, den Wald und die Seenlandschaft weiter hinten.

Hier verbrachte das Mädchen viel Zeit mit Nachdenken. Was war da eben geschehen? Nachdem sie aus dem Unterricht regelrecht geflohen war, hatten sie ihre Füße automatisch hier her gebracht. Sie selber war viel zu abgelenkt, um zu merken, wo sie hin ging.

Jetzt saß sie schon seit Stunden hier oben und grübelte vor sich hin. Sie hatte die Schüler gesehen und gehört, die zu den nächsten Stunden und zum Essen liefen. Doch sie selber hatte keinen Hunger.

Der Irrwicht hatte die Gestalt ihres Vaters angenommen. Und zwar, wie ihr in den letzten Stunden klar geworden war, nicht die eines glücklichen Vaters, sondern die eines Mannes, dem gerade die Seele aus dem Leid gesogen wurde - von einem Dementor. Der Gedanke daran erschreckte und ängstigte Katy jedes Mal von Neuem. Ja, sie hatte Angst um ihren Vater. Schreckliche Angst. Ihre Mutter hatte so lange davon gesprochen, dass Sirius unschuldig war und Katy glaubte ihr. Jetzt, wo in der Zeitung so viel über ihn gesprochen wurde, hätte sie anfangen können zu zweifeln. Doch das tat sie nicht. Sie glaubte fest an die Unschuld ihres Vaters. Wenn nicht sie, wer sonst? Mum würde bald nicht mehr da sein. Tränen liefen ihr über die Wangen. Der Gedanke, dass sie ihre Mum vielleicht nie wieder sehen würde, und der hochkommende Schmerz überrannte das Mädchen. Sie sackte zusammen und ließ ihren Tränen freien Lauf.
So fand sie schließlich Fred. Er hatte sich schon beim Mittagessen gewundert, dass Katy nicht aufgetaucht ist, und als Ron dann erzählt hatte, was in Verteidigung gegen die dunklen Künste passiert ist, verstand er gar nichts mehr. Was hatte Kate mit Sirius Black zu tun?

„Hey.“ Er kletterte auf das Dach des Turmes und setzte sich neben Katy. Dass sie hier war, wusste er dank der Karte des Rumtreibers.

Katy sah auf und blickte ihn an. Ob er es schon gehört hatte? Laut seines Gesichtsausdruckes schon. Sie hatte ihm nie erzählt, wer ihr Vater war. Warum, wusste sie nicht. Sie wusste nicht, warum sie es keinem erzählen wollte.

„Wie geht es dir?“

„Geht so.“

„Was war denn los heute? Warum bist du aus dem Unterricht gelaufen und seitdem hier oben?“

„Weiß nicht. Der Irrwicht hat mich erschreckt.“

Fred sah sie an und wusste, dass sie ihm etwas verheimlichte. Aber was war es? Und was hatte Sirius Black damit zu tun?

„Willst du darüber reden?“

Katy sah ihn an und fühlte große Dankbarkeit dem rothaarigen Jungen gegenüber, der sie mitfühlend ansah. Er würde sie niemals zwingen, etwas zu erzählen, wenn sie es nicht wollte. Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, im Moment noch nicht.“

„Gut. Wenn du so weit bist, dann sag Bescheid. Du weißt, dass ich immer für dich da bin?“ Sie nickte, mit Tränen in den Augen. Dann lehnte sie sich an Fred und schloss die Augen. Ja, hier fühlte sie sich geboren. Wenn Fred da war, war alles einfacher und schöner. Eines Tages würde sie ihm alles erzählen...

In den nächsten Tagen hielt sich Katy sehr bedeckt und redete nicht viel. Der Gedanke an ihren Vater, der ohne Seele hilflos da lag, lag wie ein schwerer Stein in ihrem Herzen. Sie redete mit niemandem darüber.

Als das erste Wochenende in Hogsmeade anstand, an Halloween, ließ sie sich dann von Fred und George überreden, mit zu kommen. Sie gingen zusammen mit Lee zum Dorf hinunter. Ihr erster Abstecher war Zonkos Scherzladen, wo sich die drei Jungs mit neuen Stinkbomben, Gummizauberstäben und Zuckerfederkielen zudeckten.

Katy ließ sich von ihrer Freude und guten Laune anstecken und ihre Miene heiterte sich im Laufe der Zeit auf. Auch Fred fiel dieser Sinneswandel auf. Er ging zu dem Mädchen hin und legte seinen Arm um sie.

„Na, gehts dir wieder besser?“

Sie nickte und lächelte. Ja, es ging ihr besser. Wenn sie die Sache mal mit anderen Augen betrachtete, war eigentlich nichts geschehen. Auch wenn ihr Irrwicht diese Figer angenommen hatte, war niemand auf die Idee gekommen, wieso ausgerechnet Sirius Black erschien. Die meisten dachten, Katy fürchtete sich vor dem Massenmörder und hatten den Gesichtsausdruck auf Sirius´ Gesicht nicht bemerkt. Auch Fred und George haben nicht mehr nachgefragt, was sie ihnen sehr dankte. Allerdings wurde sie von einigen Leuten etwas schräg angeguckt.

Später gingen die vier Jugendlichen mit geröteten Gesichtern und Taschen voller Süßigkeiten uns Stinkbomben zurück zum Schloss.
Nach dem Abendessen gingen die Zwillinge und Katy zurück zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors, doch weit kamen sie nicht. Eine große Menge von andern Schülern, hauptsächlich Gryffindors, aber auch ein paar neugierige Hufflepuffs, drängten sich auf dem Korridor vor dem Portrait der fetten Dame. Percy rief laut und im scharfen Ton:

„Jemand muss Professor Dumbledore holen, schnell!“

Die Menge teilte sich und Katy hatte mit einem Mal freien Blick auf die fette Dame - doch sie war verschwunden. Stattdessen hingen Streifen ihres Portraits in Fetzen herunter. Jemand hatte es wutentbrannt zerschnitten. Das Mädchen hielt vor Schreck den Atem an. Sollte das vielleicht...?

Dumbledore bahnte sich einen Weg durch die Menge und erteilte gerade den Professoren McGonagall, Lupin und Snape den Auftrag, die fette Dame zu suchen, als Peeves, der Poltergeist, erschien und gluckste.

„Ich weiß wo sie ist. Sie will sich nicht zeigen. Ist oben durch den vierten Stock gerannt. Ihre Rufe waren schrecklich.“

Dumbledore sah ihn scharf an.

„Hat sie gesagt, wer es war?“

„Oh ja, Herr Professor Doktor Dumbledore. Er wurde sehr zornig, als er nicht herein gelassen wurde.“ Katys Gesicht wurde aschfahl. Bitte nicht! Bitte sag nicht...

„Übles Temperament hat er, dieser Sirius Black.“

Alle Schüler erschraken. Die Lehrer sahen geschockt auf Peeves. Lupin sah ihn flehend an, als ob er Peeves bitten wollte, zu sagen, dass das ein fieser Scherz war. Snape sah fast schon amüsiert aus. Stimmengemurmel schwoll auf, doch Dumbledore sagte laut, so dass alle verstummten:

„Alle zurück in die große Halle. Minerva, schicken sie nach Flitwick und Sprout, sie sollen ihre Häuser zusammen rufen. Severus, ich bitte dich, alles nach Black abzusuchen.“ Die Professoren nickten und eilten davon. Percy räusperte sich laut und kam seinem Amt als Schülersprecher nach.
„Alle Gryffindors sofort in die große Halle! Nicht bummeln.“ Er selber ging hinten drein und ermahnte einige Drängler, die aufgeregt tuschelten. Katy wurde von der Masse mit gezogen, sie selber hatte kein Gefühl mehr in den Beinen. Warum? Warum sollte ihr Vater so etwas tun? Er war doch unschuldig? Warum sollte er in den Gryffindor Turm einbrechen? Was wollte er dort? Sollte sie sich doch getäuscht haben? Nein! Das konnte und wollte sie nicht glauben.

In der großen Halle zauberte Dumbledore die Haustische an die Wand und bedeckte den Fußboden mit Hunderten von purpurroten Schlafsäcken. Fred und George steuerten auf Lee zu, der sich bereits einen Schlafsack geschnappt hatte und setzten sich auf jeweils einen.

„Hey, Kate, komm!“

Katys Füße setzten sich in Bewegung, sie wusste nicht, ob sie ihnen den Befehl dazu gegeben hatte. Sie hatte immer noch kein Gefühl in ihnen, alles passierte seltsamerweise mechanisch und von selbst. Katy setze sich auf einen der Schlafsäcke, neben die Zwillinge, die sie besorgt ansahen.

„Hey, keine Sorge, Kleine, dieser Black wird uns schon nichts antun, und wenn er kommen sollte, haben wir ja immer noch Stinkbomben, die werden uns retten.“

Lee lachte über den Witz von George, doch Katy, die ihn nur am Rande zugehört hatte, starrte weiter auf einen unsichtbaren Fleck an der Wand und Fred, der dieses bemerkte, sagte, um vom Thema abzuweichen:

„Na, solange sie deshalb nicht das Quidditchspiel abblasen.“ Wie erwartet, brachte das die anderen auf ein anderes Thema, dem sich auch einige Herumliegende Gryffindors anschlossen, unter anderem Katie und Angelina. Wood war bei diesen Worten weiß im Gesicht geworden.

Während sie diskutierten, beobachtete Fred Katy. Was hatte sie nur? Immer wenn dieser Sirius Black auftauchte, in Gesprächen oder im Unterricht, wurde sie seltsam still. Auch der Irrwicht war seltsam. Was hatte sie nur mit diesem Mann zu tun? Oder hatte sie einfach nur Angst vor ihm?

Sie bemerkte seinen Blick. Was dachte er von ihr? Hielt er sie mittlerweile für vollkommen verrückt? Erst der Irrwicht, dann das hier. Was sollte er auch davon halten? Sie verschwieg ihm etwas, und sie hasste sich dafür. Doch sie konnte es nicht übers Herz bringen, über ihren Vater zu reden. Noch nicht. Diese Gedanken brachten sie zu dem Vorfall. Warum hatte Dad das getan? Wenn er wirklich unschuldig war, warum tat er dann so was? Langsam aber sicher kehrten auch wieder ihre Gefühle zurück in ihren Körper und sie nahm 10
wieder ihre Umgebung war. Sie bemerkte, dass Fred sie immer noch anschaute. Doch sie sah ihn mit flehendem Blick an. Sie wollte jetzt nicht reden. Und Fred verstand. Er nickte und legte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf den Rücken, um den Nachthimmel zu beobachten.

Nach einiger Zeit, die anderen plapperten noch vor sich hin, rief Percy laut:

„Ruhe jetzt! Wir machen das Licht aus. Ich will keinen mehr reden hören!“
Kapitel 3
Hallo Ihr
Freut mich, dass schon Mal einer mir ein Review hinterlassen hat, danke dafür!
Hier kommt direkt Kapitelitel drei, viel Spaß dabei.

Und bevor ihr euch der nächsten Ff zuwendet, hinterlasst mir ne Nachricht ;) In der Eulerei war es ruhig. Nur ein paar Eulen, die auf den Dachbalken saßen, fiepten vor sich hin. Kate stand am Fenster und sah einer Schuleule hinterher, der sie gerade einen Brief ans Bein gebunden und losgeschickte hatte. Sie seufzte. Nachdem alle Schüler wieder in ihre Häuser zurück gedurft hatten, hatte sie sich noch mehr zurück gezogen denn je. Fred und George sahen sie zwar oft mit einem verunsicherten und fragenden Gesichtsausdruck an, doch keiner fragte sie aus. Wahrscheinlich dachten sie auch schon, dass sie verrückt ist. Sie seufzte noch einmal und drehte sich um zum Gehen. Der Brief war an ihre Mum gerichtet. In Gedanken ging sie ihn noch einmal durch.


Liebe Mum,

ich weiß nicht, was ich denken soll! Du hast es wahrscheinlich noch nicht gehört, da du den Tagespropheten nicht liest, aber Dad ist in Hogwarts eingebrochen und hat das Portrait der fetten Dame zerschlitzt, du weißt schon, dass Portrait vor unserem Gemeinschaftsraum. Er wollte laut der Dame in den Raum hinein, doch sie hat ihn nicht herein gelassen, weil er kein Passwort hatte, daraufhin hat er sie so zugerichtet und ist geflohen.

Mum, warum tut Dad so etwas? Ich verstehe das nicht! Wenn er unschuldig ist, warum macht er dann so etwas Schlimmes? Wie soll ich noch an ihn glauben, wenn er sich nicht gerade unschuldig verhält? Denn so verhält sich doch kein Unschuldiger!

Mum, bitte antworte mir. Ich weiß nicht, was ich tun soll! Fred und George halten mich auch schon für verrückt. Ich habe ihnen nichts erzählt, wie könnte ich auch? Jetzt, nachdem so etwas geschehen ist? Alle würden mich ausstoßen! Hilf mir, Mum!

Hole mich doch einfach nach Hause! Bitte! Ich will hier nicht mehr bleiben, sondern zu dir, wo ich mich um dich kümmern kann. Du fehlst mir so und ich mache mir schreckliche Sorgen um dich.
Katy
PS: In den Weihnachtsferien komme ich auf jeden Fall, egal was du sagst!

Mit einem weiteren Seufzer ging Kate die Treppen hinunter. Sie musste sich beeilen, Verteidigung gegen die dunklen Künste würde in ein paar Minuten anfangen. Im Eilschritt lief sie zu Professor Lupins Klassenraum und erreichte ihn gerade noch pünktlich mit dem Gong. Einige Schüler sahen auf, als sie herein kam. Doch sie wichen ihrem Blick aus und taten so, als hätten sie ihn nicht bemerkt. Manche schienen Kate mit Black in Verbindung zu bringen, nach ihrem Irrwicht. Sie setzte sich auf ihren Platz und holte gerade ihre Pergamentrollen heraus, als die Tür zu fiel. Doch es war nicht Lupin. Stattdessen eilte Professor Snape in den Raum und sah sie alle böse an.

„So, hier sitzen also die Schüler, die wahrscheinlich noch nie in ihrem Leben ernsthaften Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste hatten. Sehr erfreut.“ Die letzten beiden Wörter zischte er so böse, dass niemand ihm glaubte, dass er auch nur ansatzweise erfreut war.

„Wo ist Professor Lupin?“
„Melden, Mr Thomas.“
Er drehte sich zur Tafel, während die anderen Schüler ihn mit offenem Mund anstarrten. Wo war Professor Lupin?

„Wie ich bemerken musste, gibt es keinerlei Aufzeichnungen zu den Unterrichtsverläufen. Wie nicht anders zu erwarten bei diesem Lehrer.“

Das Wort Lehrer kam von Snape so abwertend, dass manche Schüler ihn böse anguckten. Auch Kate war erbost. Wie konnte er nur den Freund ihres Vaters so erniedrigen?

In diesem Moment ging die Tür auf und Harry kam herein geplatzt, mit einer Entschuldigung auf den Lippen, die ihm bei Snapes Anblick am Halse stecken blieb.

Nachdem Snape Harry Punkte fürs Zu Spät Kommen verteilt hatte, mussten sie den Rest der Stunde das Kapitelitel des Buches über Werwölfe abschreiben.
Am nächsten Tag war das erste Quidditch Spiel der Saison: Gryffindor gegen Hufflepuff. Eigentlich hätten sie gegen Slytherin spielen müssen, doch Malfoy, der am ersten Schultag von dem Hippogreif Seidenschnabel verletzt wurde, tat nun so, als ob er nicht spielen könnte. Allerdings wussten alle, dass das nur ein mieser Trick war, nicht bei diesem Schweine-Wetter spielen zu müssen. Kate hatte Fred und George viel Glück gewünscht, als diese nach einem kurzen Frühstück von einem sehr blassen Oliver Wood aus der großen Halle geführt wurden.
Das Spiel war kaum zu überblicken, da das Wetter ziemlich schlecht war. Der Wind fegte über das Stadion, der Regen prasselte auf die Schüler und Lehrer hinunter und machten es unmöglich, die Bälle, geschweige denn den goldenen Schnatz, zu sehen.

Nach wenigen Minuten war auch Kate bis auf die Knochen durchweicht, alle Schirme flogen davon, der Wind war zu stark. Zitternd vor Kälte sahen die Schüler dem Spiel zu und jubelten, wenn ein Tor geschossen wurde, auch wenn ihr Geschrei im Donnergrollen unterging.

Nach einiger Zeit bat Wood um eine Auszeit und Kate sah die sieben Spieler von Gryffindor gen Boden fliegen, wo sie sich gegen den Wind anzuschreien schienen. Man konnte genau Fred und George sehen, ihre roten Haarschöpfe waren nicht übersehbar.

Nach dieser kurzen Unterbrechung stiegen die Spieler wieder nach oben und versuchten ihr bestmögliches, um zu gewinnen. Dann raunten einige Schüler neben Kate auf und sie sah auch sofort, was sie meinten: Harrys Besen schoss auf einmal los, und man konnte weiter vorne etwas Goldenes aufblitzen sehen. Der goldene Schnatz!

Doch bevor Harry ihn erreichte, bemerkte Kate etwas anderes: Hundert Dementoren oder mehr schwebten auf das Quidditch Feld zu und überschwemmten es mit einer Woge von Kälte und Angst. Kate fröstelte es, doch auf einmal schrie jemand dicht neben ihr. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf das Feld, wo Harry auf einmal nicht mehr auf seinem Besen saß. Er fiel. Kate beugte sich über die Brüstung. Das konnte nicht sein! Was war passiert? Dann verlangsamte sich sein Flug auf seltsame Weise. Dumbledore kam aufs Feld gerannt und hatte seinen Zauberstab auf Harry gerichtet, der nun, wie in Zweitlupe, auf dem durchnässten Feld aufschlug. Etwa im gleichen Moment schrieen einige Hufflepuffs laut auf: Ohne zu wissen, dass Harry ohnmächtig geworden war, hatte der Sucher der Hufflepuffs, Cedrig Diggory, den Schnatz gefangen. Als er sah, was passiert ist, ließ er den Schnatz sofort los und starrte auf den am Boden liegenden Harry.

Alle Schüler drängten auf das Feld, um zu sehen, ob sich Harry etwas getan hatte. Anscheinend nicht, denn Dumbledore wandte sich schon wieder ab und eilte zu den Dementoren. Kate war ganz in der Nähe, sie konnte Dumbledores Gesicht sehen: Wutverzerrt ging er auf die Wesen zu und fing an zu schreien, wie Kate es noch nie gehört hatte:

„Wie könnt ihr es wagen? Habe ich euch nicht ausdrücklich gesagt, ihr dürft nicht auf das Schulgelände kommen? Verschwindet!“
Als die Dementoren immer noch keine Anstalten machten zu gehen, hob der Schulleiter seinen Zauberstab und rief: „Expecto Patronum!“

Ein weißer Lichtstrahl brach aus dem Stab heraus und jagte auf die Dementoren zu, die flüchteten und ihre Plätze an den Toren wieder einnahmen.
Dumbledore drehte sich, immer noch wütend, um und schritt zum Schloss hinauf, wo Professor McGonagall schon mit Harry auf einer Trage verschwunden war.

Kate eilte zu den Zwillingen hinüber, die sie im Gewühle erkennen konnte.

„Was ist geschehen?“

Sie sahen sie bis auf die Haut durchnässt, an und schüttelten den Kopf
„Kein Plan. Muss wieder ohnmächtig geworden sein oder so, wie damals im Zug.

Harry lag noch das gesamte Wochenende im Krankenflügel. Die Nachricht, Hufflepuff hätte gewonnen, hatte ihn nicht halb so aus dem Takt gebracht wie die Tatsache, dass sein Nimbus 2000 von der Peitschenden Weide zerschmettert worden war.

Nachdem Cedric Diggory gesehen hatte, was mit Harry geschehen war, versuchte er mit allen Mitteln, seinen Sieg rückgängig zu machen, da er den Schnatz erst nach Harrys Ohnmacht gefangen hatte, doch das Spiel war entschieden.

Draco Malfoy wurde nach Hufflepuffs Triumph wieder unerträglich. Er hatte seinen Verband abgeworfen und spielte nun Harrys Sturz vom Besen nach, wann immer ein Gryffindor auftauchte.

Heute hatten Kate und die anderen Drittklässler wieder Verteidigung gegen die dunklen Künste, und glücklicherweise war Professor Lupin wieder gesund. Sofort brach die Klasse in Zornesrufe über Snape aus.

Kate saß auf ihrem Platz und sah schweigend zu Boden. Mittlerweile redeten zwar die meisten Schüler wieder normal mit ihr, aber seit dem Auftauchen ihres Irrwichtes sahen ihr alle mit seltsamem Blick hinterher.

Die nächsten Wochen verliefen ereignislos, kein Anzeichen von Sirius. Doch keine Nachricht war eine gute Nachricht, schließlich hieß es, dass er nichts angestellt hatte. Nach etwa einer Woche nach dem Quidditchspiel erhielt Kate endlich die Antwort ihrer Mum:

Liebste Katy,

mir geht es den Umständen entsprechend gut. Ich habe bereits mein Testament beim Anwalt hinterlegt.

Bitte sei nicht traurig, aber ich möchte nicht, dass du in den Ferien hier hinkommst. Und bitte versuche es auch nicht. Siehe es als letzten Willen von mir an, dass du mich so in Erinnerung behältst wie ich immer war.

Dass Sirius in euren Gemeinschaftsraum eingebrochen ist, verstehe ich nicht, aber ich glaube fest daran, dass er es zu einem wichtigen Zweck getan hat. Du darfst auf keinen Fall deinen Glauben an ihn verlieren, Schatz! Das ist das allerwichtigste. Ich habe gehört, das Remus dein neuer Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste ist, grüße ihn doch ganz lieb von mir. Du kannst ihm vertrauen, sprich doch mit ihm, wenn es dir nicht so gut geht.

Wenn du es in den Ferien nicht in der Schule aushältst, dann geh doch mit zu Fred und George, die beiden waren so nett, als sie dich besucht hatten.

Ich hoffe, dass es dir gut geht und du dich nicht unterkriegen lässt. Ich wünsche mir, dass du dein Leben liebst und nicht immer an mich denkst und trauerst!
Ich liebe dich!
Deine Mum

Kate hatte den Brief oft gelesen und konnte ihn auswendig. Sie wollte auf ihrer Mutter hören, aber wie konnte sie? Ihre Mutter lag zu Hause und drohte zu sterben und sie war hier in der Schule und kümmerte sich nicht um sie.

Fred merkte ihren Stimmungswechsel sofort und hakte nach. Kate erzählte, was ihre Mum über ihre Krankheit geschrieben hatte. Als sie geendet hatte, saßen sie schweigend nebeneinander. Er konnte an ihrem Blick erkennen, dass sie nicht darüber reden wollte. Er nickte und die beiden Jugendlichen saßen schweigend nebeneinander. Kate wurde von einer Woge von Dankbarkeit überschwemmt, dass Fred sie gewähren ließ und sie nicht ausfragte. Als er sie tröstend und voller Vertrauen ansah, wusste sie, dass er immer zu ihr stehen würde. Das beklemmende Gefühl, dass sie schon seit Wochen in ihrem Magen spürte, machte einem anderen Platz, einem warmen, beflügeltem Gefühl. Ja, bei Fred fühlte sie sich sicher. Sollte sie ihm von Sirius erzählen? Es belastete sie sehr, ihrem besten Freund etwas zu verheimlichen. Er würde sie bestimmt... nein, verstehen wahrscheinlich nicht. Aber er würde sie sicherlich nicht verurteilen, weil sie zu ihrem Vater hielt.

Oder? Sie musste es versuchen.
Also sammelte sie all ihren Mut, sah Fred in die Augen und öffnete den Mund, um anzufangen.

„Ich wollte dir noch etwas erzählen. Ich...“

„Hey, Fred! Hier bist du!“ George kam um die Ecke gestürzt und stand nun schwer atmend, aber grinsend, vor den Beiden.

„Wie wärs, das Wetter ist super, lasst uns eine Runde Quidditch spielen, die anderen sind auch dabei.“ Fred wollte gerade aufbrausen und George anmeckern, dass er gerade Kate unterbrochen hätte, aber da stand das Mädchen schon auf und sagte:

„Hey, gute Idee. Ich setze mich dann auf die Tribüne und gucke zu.“ Fred nickte resigniert und die drei Jugendlichen gingen in Richtung Gemeinschaftsraum, um ihre Besen zu holen. Was Fred nicht wusste war, dass Kate sich die Tränen verkneifen musste. Sie hatte all ihren Mut gebraucht, mit reden an zu fangen, und als George auftauchte, war ihr Mut wie ein Luftballon über offener Flamme verpufft.

Die Zeit verging, ohne dass Kate noch einmal auf das Gespräch zurück kam, und auch Fred fragte nicht weiter danach. Manchmal wünschte Kate sich insgeheim, er würde es tun, denn dann müsste sie es erzählen, aber andererseits war sie froh darüber.

Von Sirius war nichts zu hören und die Zeit verging wie im Flug. Dann brach das letzte Wochenende vor den Weihnachtsferien an und die Schüler durften nach Hogsmeade.

Fred, George und Kate standen in der Eingangshalle, schon fertig zum Gehen, als Ron, Hermine und Harry ankamen, Harry mit einem miesepetrigen Gesichtsausdruck.

„Er darf nicht mit, oder?“

„Nein, sein Onkel hat nicht unterschrieben.“

Fred sah George an und die beiden nickten. Kate sah verwundert von einem zum anderen. Was hatten sie nur?

„Wir haben vor, Harry die Karte des Rumtreibers zu vermachen. Schließlich kennen wir alle Gänge und geheime Räume in und auswendig.“

„Fred, er geht. Lass uns hinter her.“
Und weg waren die Beiden. Bevor George um die nächste Ecke verschwand, drehte er sich noch einmal kurz um und rief:
„Geh schon mal vor, wir treffen dich dann in Zonkos, okay?“ Kate nickte und machte sich mit den anderen auf nach Hogsmeade. Sie ging langsam durch das Schneegetümmel, und schon bald waren die letzten Schüler weit vor ihr. Vor sich hin träumend merkte sie zuerst nicht, dass sie beobachtet wurde. Dann spürte sie, dass sich ihre haare im Nacken aufrichteten. Sie blieb stehen und schaute sich um. Der Schneesturm, der mittlerweile stark zugenommen hatte, wehte ihr den Schnee ins Auge, doch trotzdem sah sie hinter einem Baum eine Bewegung. Ihr Herz klopfte schnell und ihr Atem verdoppelte sich. Schnell zückte sie ihren Zauberstab und hielt ihn in Richtung Baum. Man konnte immer noch etwas Dunkles erkennen. Kate rieb sich den Schnee aus den Augen und versuchte zu erkennen, was oder wer es war.

„Wenn das Fred und George sind, bringe ich sie um“, flüsterte sie leise, wie um sich selber Mut zu zu sprechen. Dann rief sie laut, mit möglichst fester Stimme:
„Wer ist da?“

Sie hörte sich viel mutiger an, als sie sich fühlte. Das Etwas hinter dem Baum bewegte sich und kam nun zum Vorschein. Beinahe hätte Kate gelacht, ein Stein fiel ihr vom Herzen: Es war nur ein großer, schwarzer Hund, der nun langsam auf sie zutrottete.
Als er bei ihr ankam, hockte sie sich hin und sagte zu ihm:

„Mensch, du hast mich vielleicht erschreckt. Woher kommst du denn? Du siehst ziemlich abgemagert und zerlottert aus.“

Der Hund schaute sie aus braunen Augen an und legte den Kopf schief, als ob er sie verstehen könnte.

Eigentlich mochte Kate Hunde nicht so sehr, aber durch die Erleichterung, dass hinter dem Baum nichts schlimmeres gesteckt hatte und durch diese vertraut scheinenden, lieben Augen, die sie treu anblickten, war sie hin und weg.

„Du bist toll. Mum hat nie Haustiere gemocht, ich weiß immer noch nicht warum. Na ja, bald kann ich mir ja ein Haustier holen, wenn sie nicht mehr da ist.“

Der Hund schaute sie scheinbar traurig an und legte sich vor ihr auf den Boden. Kate streichelte gedankenverloren des Hundes Fell und blickte in die Ferne, ohne Recht zu sehen, was vor ihr war. Sie dachte nach.

Nach gut zehn Minuten war ihre Kleidung bis auf die Haut durchnässt, sie fror erbärmlich, doch etwas hielt sie davon ab, von diesem Hund fort zu gehen. Doch dann hob dieser witternd den Kopf und spitzte die Ohren.

Plötzlich sprang er auf, leckte der erschrockenen Kate noch einmal über die Hand und sprang in großen Sätzen davon.

Das Mädchen stand verwirrt auf und sah mehrere Gestalten auf sie zukommen. Als diese näher kamen, erkannte sie Professor McGonagall, Hagrid, Fred und George.

„Hey, Kate, was machst du denn hier?“ Fred sah sie erstaunt an.

„Nichts, ich hab auf euch gewartet. Und ich hatte nette Gesellschaft gehabt.“ Sie erzählte von dem Hund, während die Fünf Richtung Hogsmeade gingen.

Wieder im Schloss, ging Kate hoch in den Mädchenschlafsaal, um sich um zu ziehen. Als sie später wieder in den Gemeinschaftssaal herunter kam, spielten die Jungs gerade Snape explodiert und da sie weder Lust noch die Laune dazu hatte, schnappte sie sich ihren Aufsatz über Hinkepanks und machte sich auf den Weg zu Professor Lupin. Sie hatte einige Probleme mit dem Aufsatz und wollte ihn einiges fragen, da die Klasse diesen als Hausaufgabe vor den Ferien abgeben musste.

Beim Büro des Lehrers angekommen, klopfte sie und eine Stimme bat sie herein.

Lupin war nicht allein, Professor Snape stand vor dem Schreibtisch des Lehrers und stellte gerade einen Krug mit Flüssigkeit ab.
Mit einem bösartigen Blick auf Kate ging er hinaus. Sie ging zum Tisch und sah Professor Lupin lächelnd an.

„Hallo, Professor.“
„Hallo, Kate. Was gibt es?“
„Ich wollte sie einige Sachen über meinen Aufsatz fragen, ich komme einfach nicht weiter.“
„Natürlich, setz dich.“
„Danke.“ Sie nickte und setzte sich. Als sie ihren Lehrer anblickte, erinnerte sie sich an den Brief ihrer Mum. Sie hatte Lupin noch nichts davon erzählt. Seltsamerweise hatte sie sich nicht getraut.
Doch er kam selber auf das Thema.
„Wie gehtś deiner Mum?“
Kate senkte ihren Blick. Sie hatte nichts mehr von ihr gehört, doch sie vermutete, dass es immer schlechter ging.
„Nicht so gut, glaube ich.“
Lupin nickte und sah sie traurig an. Mit müder Stimme sagte er:

„Ja, Jamie war immer eine starke Frau. Sie würde niemals andere um Hilfe bitten, wenn es ihr schlecht geht. Und lass mich raten, du darfst nicht nach Hause kommen in den Ferien?“ Kate nickte überrascht.
„Ja, das dachte ich mir. Sie würde es nicht zulassen, dass jemand sie schwach und hilflos sieht.“ Das Mädchen blickte den in Gedanken verlorenen Mann an, der ihr gegenüber saß. Sie wusste immer, dass es ein Bekannter von Mum war, doch niemals ist ihr aufgefallen, wie nah sie sich vielleicht einmal standen.
Voller Erleichterung bemerkte sie, dass sie mit Lupin reden konnte.
„Ja, Mum ist sehr stolz.“
Mehr konnte sie nicht sagen, denn sie spürte, wie ihr die Trauer wieder die Kehle zu schnürte. Doch sie schluckte den knoten so gut es ging herunter und sagte dann stockend:

„Ich soll Sie von ihr grüßen.“

Zu ihrer großen Überraschung sagte er nickend:

„Ich weiß.“

Da sie ihn verwirrt ansah, lächelte er und erklärte:

„Auch ich schreibe mit ihr Briefe. Sie erzählte mir, dass sie mich durch dich grüßen lässt, aber nicht glaubt, dass du es jemals erwähnen wirst. Wie ich sehe, hat sie sich ausnahmsweise einmal geirrt.“
Kate sah beschämt zu Boden.
„Das muss dich nicht grämen. Deine Mutter weiß nun einmal, wie du tickst.“ Kate nickte schweigend. Sie überlegt, ob sie sich Lupin anvertrauen sollte.

„Denken Sie... denken Sie, dass Sirius wieder gefangen genommen wird?“ Lupin sah sie nachdenklich an.
„Ich weiß nicht, Kate, er war schon immer sehr schlau gewesen, so dass ich mir gut vorstellen kann, dass er auch weiterhin unentdeckt bleibt.“

Das Mädchen nickte. Schweigen breitete sich aus. Sie traute sich nicht, mehr zu dem Thema zu sagen.
Dann ergriff Lupin das Wort:
„Nun, was hast du denn für Fragen zu deinem Aufsatz?

Kapitel 4

In den Weihnachtsferien, die nun direkt bevor standen, wollte Kate nach Hause, durfte aber nicht. Sei hatte ihrer Mum noch zwei weitere Briefe geschickt, in der sie sie regelrecht angefleht hatte, nach Hause kommen zu dürfen. Schließlich hatte sie resigniert ausgegeben.

Der Tag der Abreise, der erste Ferientag, brach an. Kate öffnete müde die Augen, als sie um sich herum eiliges Hin und Herlaufen hörte. Sie setzte sich auf und sah ihre Klassenkameradinnen, sie ihre letzten Sachen packten und aufgeregt tuschelten. Außer Hermine und ihr blieb wohl keine Drittklässlerin in Hogwarts über die Ferien. Seufzend stand sie auch auf und zog sich nach einer Dusche an. In der großen Halle angekommen, setzte sie sich mit trauriger Miene zu den Zwillingen, die munter auf ihren Plätzen saßen und sich ihr Frühstück einverleibten. Sie würden auch nach Hause fahren, um Weihnachten mit ihrer Familie zu verbringen. Kate seufzte. Mrs Weasley war eine nette Frau, Kate hatte sie öfters am Bahnhof gesehen und Fred und George erzählten lustige Sachen über sie. Allerdings auch, dass sie des Öfteren einmal ausrastete.

Kate nahm sich eine Scheibe Wurst und fing an, ein Brot zu belegen. Fred bemerkte sie und stieß George in die Seite. Dann grinsten sie sich an. Kate bemerkte den Blick und sah die beiden verwirrt und traurig an.

„Hey George.“

„Ja, Fred?“

„Was meinst du? Sollen wir es ihr sagen? Oder noch nicht?“

„Ich weiß nicht, Bruderherz, aber ich glaube wir sollten ihr ein Lächeln ins Gesicht zaubern. So sieht sie immer so mürrisch aus.“

Kate sah die beiden mit hochgezogener Braue an. Wovon redeten sie wieder?

„Eigentlich wollten wir dir ja neue Socken zu Weihnachten schenken, aber nach reiflicher Überlegung...“

„...haben wir und dagegen entschieden und stattdessen eine Eule nach Hause geschickt.“ Sie sind verrückt geworden, dachte sich Kate.

Nun hielt Fred ihr ein Stück Pergament entgegen, was sie mit fragendem Blick in die Hand nahm. Sie schaute auf das Papier hinab und sah, dass es ein Brief an Fred und George war. Mit fragendem Blick sah sie nach oben und wollte gerade etwas sagen, als George den Kopf schüttelte und auf den Brief deutete.

„Lies!“

Also senkte sie den Kopf und fing an zu lesen:
Lieber Fred, lieber George,

ich freue mich schon, wenn Ferien sind und ihr wieder bei uns seid. Ich hoffe nur, dass ihr dieses Mal nicht wieder irgendeinen Schweinskram aus der Schule mitbringt wie den Gummitotenkopf letztes Jahr. Er war furchtbar gruselig...

Und nun zu eurer Frage: Nein, ihr dürft Katy nicht verzaubern, so dass sie aussieht wie Ron und mir sagen, er wollte doch nach Hause kommen. Aber sie ist natürlich gerne eingeladen, dass sie über die Ferien zu uns kann

Bis nächste Woche

Eure Mum

Kate, deren Mund sich beim Lesen immer weiter geöffnet hatte, schloss ihn nun, schluckte und sah die beiden Jungs ungläubig an, die sie angrinsten und erwartungsvoll auf eine Reaktion warteten.

„Ihr wolltet mich verzaubern? Ich hab doch eh schon rote Haare, da hättet ihr nicht viel machen müssen.“ Ihre Freude überwältigte sie, doch das würde sie den beiden nicht zeigen, denn darauf warteten sie nur.

Jetzt grinsten die beiden noch breiter und Fred sagte:

„Wir haben uns gedacht, dass du dich vielleicht freuen würdest, wenn du über Weihnachten nicht alleine hier bleiben musst.“

Nun strahlte Kate übers ganze Gesicht. Sie konnte es kaum fassen. Dass sie deprimiert wegen des Verbotes ihrer Mum war, hatte sie vergessen.


„Ach ja, der Zug geht schon in einer Stunde. Du solltest dir schon ein paar Sachen mitnehmen, sonst müssen wir die Klamotten von Ginny leihen, und die dürften nicht passen.“ Den ironischen Unterton, der auf ihre nicht ganz schlanke Linie anspielte, übersah Kate, griff freudestrahlend nach ihrem Butterbrot und eilte aus der großen Halle Richtung Gemeinschaftsraum. Zurück ließ sie zwei von einem bis zum anderen Ohr grinsende Zwillinge, die sich bis aufs letzte Haar ähnelten, selbst wenn sie Grimassen zogen.

Im Schlafraum der Mädchen holte Kate schnell ihren Koffer hervor und schmiss einige Sachen hinein. Als sie daran dachte, dass sie die gesamten zwei Wochen mit den beiden Jungs verbringen würde, machte ihr Herz vor lauter Freude einen Hüpfer. Hermine kam herein und sah sie herum werkeln.

„Was machst du da? Fährst du doch nach Hause?“

Kate blickte auf und bei Hermines Worten erinnerte sie sich, dass sie ja eigentlich deprimiert gewesen war.

„Hey. Nein, aber Fred und George haben mich zu sich nach Hause eingeladen. Und jetzt, wo du es sagst, ich muss Mum einen Brief schreiben, dass ich bei ihnen bin.“

„Das freut mich. Ich wünsche dir viel Spaß in dem Chaos.“

„Wieso meinst du?“

„Na ja, als ich einmal da war, ging alles drüber und drunter, vor allem, wenn auch noch Bill und Charlie da sind. Und hüte dich vor Percy, der ist immer grummelig.“ Und lächelnd ging sie zu ihrem Bett. Bei dem Gedanken, dass Hermine schon einmal bei Fred und George zu Hause war, bekam Kate ein stechendes Gefühl im Magen. Was war nur los? Seit kurzen hatte sie diese Stimmungsschwankungen. Dann erinnerte sie sich daran, dass sie einen Brief schreiben wollte, schnappte sich ein Stück Pergament, eine Feder und fing eifrig an zu kritzeln.


Liebe Mum,


Es tut mir so endlos Leid, dass ich nicht bei dir sein kann. Fred und George haben mich zu sich nach Hause eingeladen, also bin ich über die Ferien dort. Ich würde dir zu Weihnachten gerne eine Eule schicken, aber ich habe ja keine und wenn ich bei den Wealeys bin, will ich mir keine von ihnen ausleihen..

Ich hoffe, es geht dir gut. Ich freue mich schon sehr, wenn das Schuljahr um ist und wir uns endlich wieder sehen!


Bis dann


Kate


Nachdem sie den kleinen Brief beendet hatte, schnappte sie sich einen Mantel und lief zur Eulerei hoch. Sie sah der kleinen Eule lange hinterher und grübelte über ihre Gefühle nach. Dann schlug die Turmuhr halb Zwölf und sie erschrak. In wenigen Minuten würden die Schüler zum Bahnhof gebracht werden. Sie eilte wieder in den Schlafsaal und schlug ihren Koffer zu. Dann schleppte sie ihn hinunter vor die große Halle, wo alle Schüler schon eifrig schwatzend auf die Kutschen warteten.


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Weihnachtsstimmung lag in der Luft. Von unten aus der Küche hörte man schon einige Klappergeräusche.

Im Zimmer war es noch dunkel, Kate räkelte sich und öffnete dann die Augen. Auf ihrer Uhr las sie, dass es bereits neun Uhr war. Sie schaltete das kleine Nachtlicht ein und sah, dass Ginny schon aufgestanden war. Seit sie im Fuchsbau angekommen waren, waren einige tage vergangen. Ginny und Kate verstanden sich super, sie konnten stundenlang reden. Früher hätte Kate nie gedacht, dass Fredś Schwester so nett war.

Heute sollte es in die Stadt gehen, Weihnachtsgeschenke kaufen. Denn bis Heiligabend waren es nur noch zwei Tage. Kate freute sich, denn in der Winkelgasse gab es so viele Dinge, die sie noch sehen wollte. Sie stieg aus dem Bett und suchte sich warme Klamotten zum Anziehen. Als sie die krumme Treppe hinunter stieg, wunderte sie sich wie immer über dieses Haus. Alles schien schief zu sein, es war sehr altmodisch eingerichtet, und jede Ecke war zugestopft mit den verschiedensten Gerätschaften. Es war sehr gemütlich.

Kate liebte dieses Haus, nichts war geordnet, nichts war wie es sein sollte. Herrlich. Mrs Weasley war die 19


netteste Frau, die sie kannte. Mr Weasley war auch sehr nett, wenn auch furchtbar neugierig. Da Kate aus einem Muggelhaushalt kam und er sich total für allerlei „Muggelkram“ interessierte, wenn es nur mit Elektronik oder Ähnlichem zu tun hatte. Auch Percy war angenehm, da er den größten Teil des Tages damit verbrachte, in seinem Zimmer für irgendetwas zu lernen. Weder Charlie noch Bill waren da, was Kate schade fand, da sie die beiden gerne einmal kennen lernen würde. Die ersten Ferientage waren super gewesen. Fred, George und Kate hatten sehr viel unternommen. Wenn auch George manchmal zu Hause geblieben war. Fred uns sie hatten auch viel geredet, auch über ihre Mum. Er hatte Kate versichert, dass keiner was dagegen hatte, wenn sie Errol, die Familieneule, an Weihnachten zu ihrer Mum schickte.

In der Küche angekommen wurde Kate auch schon von vielen, fröhlichen Stimmen begrüßt.

Alle saßen am Tisch versammelt, Mr Weasley hatte sich frei genommen und sogar Percy saß, etwas wie auf der Flucht, auf der Stuhlkante.

Nach dem Frühstück versammelten sich alle in Straßenklamotten und dicken Wintermänteln vor dem Kamin.

„Wir reisen mit Flohpulver.“

Etwas aufgeregt war Kate ja schon, schließlich war sie noch nie mit Flohpulver gereist, aber neugierig ebenfalls. Zuerst nahm sich Mr Weasley eine Hand voll dem Pulver, was ihm seine Frau entgegenhielt. Er stellte sich in den Kamin, rief laut: „Winkelgasse“ und verschwand wirbelnd in grünen Flammen. Das gleiche passierte mit den anderen Weasleys, bis nur noch Mrs Weasley, Fred und Kate übrig waren.

„Jetzt du.“

Das Mädchen schluckte, nahm sich wie die anderen eine Hand voll dem Pulver und stand dann zögernd vor dem Kamin, der schwarz und leer vor ihr aufragte.

Fred stellte sich hinter sie und fasste sie an beiden Schultern. Diese Berührung jagte Kate einen Schauer über den Rücken, während Fred sie langsam gen Kamin schob. Dann flüsterte er ihr leise ins Ohr:

„Na los, mach schon. Ich habe auch eine Überraschung für dich, wenn wir in der Winkelgasse sind.“ Und er schob sie vollends in den Kamin, trat einen Schritt zurück und wartete. Kate drehte sich um, sah ihm scheu in die Augen, sagte mit wackliger Stimme: „Winkelgasse“ und schon loderten Flammen um sie herum auf. Sie fing an, sich schnell um sich selber zu drehen. Die Hitze, die durch ihren Körper flutete, kam allerdings nicht von ihrer Reise. Sie musste an Freds Berührung denken.


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In der Winkelgasse angekommen, trennten sich die Weasleys und Kate in kleine Gruppen auf, um diverse Geschenke zu besorgen. Nachdem Fred, George und Kate, die natürlich zusammen los gezogen waren, alles besorgt hatten, blieb Fred stehen und sagte:

„Geht schon einmal vor, ich muss noch etwas erledigen.“

Während Kate ihm verwirrt ansah, zwinkerte George seinem Zwillingsbruder unmerklich zu. Dann zog er Kate mit sich und die beiden gingen in einen Laden für Besen.

Nach einiger Zeit hatten sie alle Besen ausgiebig bestaunen können und gingen aus dem Laden heraus. Da ertönte eine Stimme hinter ihnen.

„Schon Mal alles Gute zu Weihnachten, Kate.“

Kate drehte sich um und es verschlug ihr den Atem: Vor ihr stand Fred, in der einen Hand einen großen Käfig und in der anderen eine wunderschöne, weiß-grau gefleckte Eule, die sie mit großen, runden Augen anschaute.

Sie stammelte:

„Das ist nicht dein Ernst?“

Doch als Fred, der sein breites Grinsen nicht mehr verbergen konnte, nickte, wusste Kate, dass es Ernst war. Sie strahlte über das ganze Gesicht und sprang, an der Eule vorbei, Fred überglücklich um den Hals. Kurz darauf ließ sie ihn wie vom Blitz getroffen wieder los, stolperte zurück und sagte leise, mit hochrotem Gesicht:

„´Tschuldige.“

Fred, der ebenfalls etwas rötlich im Gesicht war, was Kate darauf zurückführte, dass sie ihn zu fest umarmt hatte, nickte etwas überrascht und sagte dann:

„Hey, das Geschenk ist auch von George. Wir haben zusammengelegt.“ 20


Kate drehte sich lächelnd um und schüttelte George artig die Hand. Dieser schüttelte sie grinsend.


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Am Weihnachtsmorgen gab es eine weitere Überraschung. Kate und Ginny standen gerade auf dem kleinen Hof der Weasleys und banden eine Pergamentrolle und ein kleines Päckchen an den Fuß des kleinen Kauzes, den Kate Hugo genannt hatte, mit einem Brief und dem Geschenk für ihre Mum.

Auf einmal ploppte es neben den beiden laut und die Mädchen unterdrückten gerade noch einen Schrei.

Direkt neben sie war ein Mann appariert. Er war groß, hatte rote Haare, die ihm im Pferdeschwanz immer noch bis zu den Schultern gingen und hatte viele Narben im Gesicht.

„Bill!“

Ginny rannte auf den Mann zu. Das war also Bill, der Drachenbändiger.


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Die restlichen Tage verliefen super. Der Weihnachtstag war wunderschön, mit Musik, lecker Essen und vielen Geschichten. Fred und Kate saßen neben einander auf der großen, verstaubten Couch und lachten über Bills Geschichten. Als Kate müde wurde, lehnte sie sich mit geschlossenen Augen an Fred, der sie bereitwillig in den Arm nahm. Nachdem sie einige Minuten so gesessen hatten, wurde es immer stiller in dem gemütlichen Wohnzimmer. Dann fing Ginny an zu kichern. Sie hockte zusammen mit Bill und George in der anderen Ecke des Zimmers und sie tuschelten. Dabei sahen sie immer wieder zu Kate und Fred hinüber.

„Was?“

Fred setzte sich auf, so dass Kate die Augen öffnete und sich ebenfalls gerade hin setzte.

„Nichts, Bruderherz. Wir haben nur gerade darüber diskutiert, wie süß ihr beiden da drüben ausschaut.“ Jetzt lachten alle Drei. Kate lief knallrot an, Fredś Ohren färben sich ebenfalls dunkel, und beide trauten sich nicht, den jeweils anderen einen Blick zu zu werfen.

Mrs Weasley, die offenbar mitbekommen hatte, dass dies ein denkbar peinlicher Moment für die beiden Jugendlichen war, sagte laut:

„Nun aber ab ins Bett, Kinder. Morgen gibt es schließlich Geschenke, dass wollt ihr doch nicht verpennen, oder?“

Fred sprang sofort auf und sagte laut, um den peinlichen Augenblick noch weiter zu überbrücken:

„Ach, komm schon, Mum, du zauberst morgen früh einfach die Geschenke ans Bettende und gut ist.“

„Los, ab mit euch!“

Und die fünf Schüler fügten sich. Bill blieb noch bei Mr und Mrs Weasley sitzen, während die Fünf die krumme Treppe hinauf gingen. Erst als Fred und George bei ihrem Zimmer angekommen waren, sagte George:

„Nacht dann.“

Die anderen nickten und murmelten ebenfalls Gute Nacht und die Mädchen verschwanden einen Stock höher, wo sich dann auch Percy von ihnen verabschiedete. Im Zimmer angekommen, zogen die beiden Mädchen schweigend ihre Pyjamas an und legten sich müde ins Bett.

„Sag Mal... war das eben blöd von mir?“

Ginny sah Kate missmutig an.

„Nein. Oder... keine Ahnung. Ich weiß selber nicht, was los war.“ Ginny nickte, allerdings lag in ihrem Blick etwas wissendes, was Kate absichtlich ignorierte.

„Und, wenn man so fragen darf“, sagte Ginny mit versucht ernster Miene, „was läuft denn zwischen Fred und dir?“

„Nichts!“ rief Kate protestierend. „Was soll denn schon laufen? Ich war halt müde. Gute Nacht!“ Kate drehte sich um und schloss demonstrativ die Augen. So sah sie nicht, dass Ginny grinste. Diese machte nun das Licht aus und legte sich auch hin.

Kate konnte lange Zeit nicht einschlafen. Was war denn nur? Die drei hatten sich eben darüber lustig gemacht, dass sie bei Fred im Arm lag. Na und? Schließlich würde sie das bei George auch machen, die beiden waren ja wohl ihre Freunde. Oder würde sie es bei George machen? Kate wusste es nicht. Sie wusste nur, dass an der Sache nichts dran sein konnte. Aber warum hatte sie dann immer diese seltsamen Gefühle bei 21


Fred? Sollte es etwa doch sein... war sie...? Nein! Das konnte nicht sein.

Erschöpft schlief sie endlich ein.

22


Kapitel 5


Die letzten Ferientage vergingen viel zu schnell. Am Weihnachtsmorgen hatten sich einige Geschenke an Kates Bettende angesammelt, die sie mit Begeisterung öffnete, während Ginny neben ihr ebenfalls ihren Berg an Geschenken auspackte.

Das erste Paket war von Mum. Sie hatte Hugo mit einem Brief und einem Geschenk wieder in den Fuchsbau zurück geschickt. Der kleine Kauz saß nun auf Kates Bett und ließ sich ein paar kleine Kekse schmecken, die Ginny ihm zugeworfen hatte.

Kate zerriss das Geschenkpapier und hatte ein kleines, längliches Paket in der Hand. Sie öffnete es und heraus fiel eine Kette mit einem ovalen Anhänger. Kate kannte sie und es stockte ihr den Atem: Das war der Anhänger, den Mum immer bei sich trug, mit Fotos von Dad und Kate. Sie nahm den Anhänger in die Hand und klappte die zwei Teile auseinander und ihr Atem ging schneller. Drinnen waren die zwei Fotos, eins von Kate und Jamie und eins von Jamie Sirius und in ihren Armen ein kleines Baby, was in die Kamera lachte. Es war ein Muggelfoto, deshalb bewegten sich die Menschen darauf nicht, aber Kate traten die Tränen in die Augen. Sie zog die Kette schnell an und versteckte sie unter ihrem Pyjama Oberteil.

Dann zog sie den Brief hervor, den ihre Mum beigelegt hatte.


Liebste Kate,


ich wünsche dir ein fröhliches Weihnachtsfest! Ich hoffe, dass es dir bei den Weasleys gut geht und du viel Freude hast. Ich habe mich sehr über deine Post gefreut, da ich keine erwartet hatte. Doch da du jetzt ja Hugo hast (ein sehr lieber Kerl, er fraß mir aus der Hand!), kannst du mir ja öfter schreiben.

Die Kette ist von mir, ich habe sie immer bei mir getragen. Hoffentlich kann dein Vater sich bald um dich kümmern, denn ich merke, wie ich immer schwächer werde.

Du darfst auf keinen Fall den Glauben verlieren, hörst du? Glaub an dich und an deine Familie!

Ich wünschte, ich könnte dich heute sehen. Aber leider bleibt uns beiden das verwehrt. Bitte sorge dich nicht um deine kranke Mum, feiere schön und genieße deine freie Zeit.


In Liebe

Mum


Kate wischte sich die Tränen aus ihren Augenwinkeln und las den Brief noch einmal. Sie war voller Trauer, dass sie Weihnachten nicht mit ihrer Mum verbringen konnte und andererseits glücklich, dass Mum ihr so ein tolles Geschenk machte. Ginny war mittlerweile fast fertig mit ihren Geschenken und sie sah auf.

„Hey, du hast ja noch gar nicht richtig angefangen. Willst du etwa nicht? Ich kann dir gerne helfen.“ Sie lachte, und Kate versuchte zu lächeln, so gut es ging.

Dann legte sie den Brief zur Seite und sah sich um. Da lag noch ein großes Geschenk, was sehr weich war.

Kate machte es neugierig auf und zum Vorschein kam ein schwarzer Pullover, mit einem großen JP vorne drauf gestickt.

„Cool, du hast auch einen Weasley-Pulli, Mum macht sie jedes Jahr für uns.“ Da lag noch ein weiteres Päckchen, was sich schwer anfühlte. Kate hob es hoch und packte es aus. Heraus fiel wieder eine Karte und ein Buch kam zum Vorschein. Der Titel lautete: „Wölfe und ihre magischen Kräfte und Bedeutungen“.

Ginny, die ihr über die Schultern geguckt hatte, fragte:

„Von wem ist das?“

„Keine Ahnung. Aber warte mal, da ist eine Karte bei.“


Liebe Kate,


frohe Weihnachten wünsche ich dir! Ich dachte mir, dies hier ist eine schöne Lektüre für dich, da deine Mum mir verriet, dass du Wölfe sehr magst. Ich hoffe, du hast eine schöne Zeit bei den Weasleys. Komm 23


gesund und munter wieder.


Remus


„Wow, das ist von Professor Lupin. Was hast du denn mit dem zu tun? Und woher kennt der deine Mum?“

„Ach, weißt du, mein Dad war früher sehr gut mit Professor Lupin befreundet, daher kennt er auch meine Mum.“

Sie hasste es, Ginny anlügen zu müssen. Nun ja, eigentlich war es ja keine Lüge, da sie nur nicht alles sagte. Nichtsdestotrotz fühlte sie sich mies dabei.

Ginny wollte weiter nachhaken, doch da hörten sie laute Rufe und Treppengeklapper. Kurz darauf stürmten Fred und George in das kleine Zimmer hinein und riefen laut:

„Frohe Weihnachten!“

Nachdem alle gegrüßt hatten, sah Kate nach den Geschenken. Sie hatte sonst nichts bekommen. Auch nichts von Dad. Gewünscht hatte sie es sich schon, auch wenn klar war, dass er das nicht riskieren konnte.

Dennoch hatte sie insgeheim erhofft, dass ein kleiner Brief oder Ähnliches von ihm kommen würde.

Sie wurde schnell wieder abgelenkt. Fred und Kate ließen sich vom Vortag nichts mehr anmerken und auch die drei anderen Weasleys erwähnten die Situation nicht mehr.


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Am letzten Ferientag verabschiedeten sich die vier Weasleys und Kate wieder von Mr Und Mrs Weasley und kamen so schließlich abends wieder nach Hogwarts zurück. Im Gemeinschaftsraum herrschte aufgeregte Stimmung. Das Gerücht ging um, Harry habe einen Feuerblitz bekommen. Fred und George, die sofort Feuer und Flamme waren, rannten zu Harry hin und fragten ihn aus. Später kamen sie mit gemischten Gefühlen zurück.

„Und?“ Kate sah sie fragend an.

„Na ja, er hat wirklich einen Feuerblitz bekommen und er weiß nicht von wem, allerdings hat McGonagall ihn konfisziert, da sie befürchtet, Sirius Black hätte Harry den Besen geschickt, um ihn beim Spiel zu töten. So ein Schwachsinn.“

„Meinst du, George? Vielleicht ist Black ja wirklich hinter Harry her, schließlich wollte er auch in den Gryffindorturm einbrechen.“

Kate stand erzürnt auf, versuchte sich zwanghaft unter Kontrolle zu halten.

„Was ist los, Kate?“

„Nichts“, sagte sie mit gepresster Stimme. Sie drehte sich um und ging zu den Mädchenschlafsälen hoch.

George murmelte leise zu seinem Bruder:

„Manchmal möchte man meinen, dass sie wirklich was mit diesem Black zu tun hat.“ Fred nickte nur.


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Nach einigen Wochen stand das vorletzte Spiel der Quidditch Saison bevor, Gryffindor gegen Ravenclaw.

Gryffindor musste das Spiel gewinnen, sonst hatten sie keine Chance mehr den Pokal gegen Slytherin zu gewinnen.

Allerdings sollte es kein Problem werden, da Professor McGonagall Harry seinen Feuerblitz wieder gegeben hatte, nachdem er auf sämtliche Flüche überprüft worden war. Es war nichts gefunden worden.

Innerlich hatte Kate die leise Befürchtung gehabt, dass an Freds Vermutung doch etwas dran sein könnte und Dad Harry den Besen geschickt hatte. Doch warum hätte er es auch tun sollen? Wenn er es getan hatte, dann nicht, um Harry zu schaden, schließlich ist er Harrys Patenonkel, obwohl dieser das vielleicht nicht wusste.

Nun war also der Tag des Spieles gekommen und Fred und George saßen total aufgeregt am Haustisch der Gryffindors, Kate neben ihnen.

„Ach kommt schon, ihr schafft das schon. Haut sie alle weg!“ Bevor die Beiden antworten konnten, gab Oliver Wood das Zeichen zum Aufbruch und die sieben Spieler standen unter tosendem Applaus des Gryffindor Tisches auf und verließen die große Halle.

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Nach einigen Minuten standen auch die anderen Schüler, unter ihnen Kate, auf und machten sich auf den Weg zum Quidditch Feld.

Lee Jordan, der wie immer das Spiel kommentierte, ging mit Kate zusammen den Weg entlang.

„Na, bist du gut drauf?“

„Klar, ich freu mich schon richtig darauf, wenn Ravenclaw gegen den Feuerblitz verliert.“ Er lachte und verschwand, um seinen Platz neben Professor McGonagall einzunehmen.

Kate sah Ginny und rannte zu ihr. Zusammen suchten sie sich einen guten Platz aus und warteten darauf, dass das Spiel begann.


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Das Spiel war dank des Feuerblitzes bald entschieden. Zweimal erschien der Schnatz und Harry raste ihm hinterher, doch die Sucherin von Ravenclaw, die hübsche Cho Chang, schaffte es immer wieder, Harry aufzuhalten.

Fred und George machten ihre Sache wie immer gut und verteilten die Klatscher über das Feld.

Beim dritten Mal tauschten auf einmal am Rande des Feldes mehrere Dementoren auf, doch Kate spürte nicht wie sonst die Kälte. Plötzlich tauchte aus Richtung Harrys ein weißer Lichtblitz auf, der genau auf die Dementoren zu jagte. Er traf genau und die Dementoren - fielen um. Doch die Aufmerksamkeit der Menge wurde wieder auf Harry gerichtet, der nun seine Finger um den Schnatz schloss und das Stadion in ein ohrenbetäubendes Gebrüll ausbrach.

Gryffindor hatte zwar noch nicht den Hauspokal gewonnen, aber es war ein guter Anfang!


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Wie sich kurz darauf herausstellte, waren die Dementoren niemand anders als Draco Malfoy mit seinen Kumpanen, die Harry wieder zur Ohnmacht bringen wollten. Sie bekamen alle von McGonagall Strafarbeiten aufgelegt, was die Stimmung der Gryffindors, wenn dies überhaupt noch möglich war, weiter ansteigen ließ.

Fred und George wollten durch einen der Geheimgänge in den Honigtopf laufen und Butterbier, Kürbislimo und Süßigkeiten kaufen.

Als sie wieder kamen, wurde ausgiebig der Sieg gefeiert, bis in den Morgengrauen. Auf einmal öffnete sich das Portraitloch und Professor McGonagall kam zerzaust im Morgenmantel in den Gemeinschaftsraum.

„Ab ins Bett jetzt mit euch. Alle. Los!“


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Kate ging müde mit den anderen die Treppe hoch, nachdem sie sich von Fred, George und Lee verabschiedet hatte. Als sie im Bett lag, schaute sie aus dem Fenster, wo sich der Mond hinter den Wolken abzeichnete. Sie holte die Kette hervor, die sie seit Weihnachten immer um den Hals trug und betrachtete sie liebevoll. Doch dieses brachte sie nur wieder dazu, an Mum zu denken. Traurig blickte sie wieder gen Himmel, an dem nun der Mond, der hinter den Wolken hervorgetreten war, hell strahlte. Er beschien die glitzernden Tränen in Kates Augenwinkeln. Als die Trauer sie mehr und mehr einnahm, fing jemand an zu schreien.

Es war ein Schrei von einem Jungen, und es kam von unten. Kate schreckte hoch und auch die anderen Mädchen fingen an sich zu bewegen. Jetzt hörte man Getrappel von vielen Füßen, auch Kate sprang auf und rannte zur Tür. Was war nur los? Sollte es wieder...?

Sie übersprang einige Treppenstufen und erreichte mit einigen anderen Mädchen den Gemeinschaftsraum.

Es schien, als ob sich alle Gryffindors hier versammelt hätten. In der Mitte stand Ron, ziemlich blass im Gesicht, zusammen mit Harry und Dean. Jetzt kamen auch Fred und George die Treppe hinunter, bei in ihren Pyjamas. Fred fing sofort an zu strahlen, als er alle Schüler beisammen sah.

„Gute Idee, machen wir weiter?“

Doch Percy, der gerade herein gerannt kam, rief laut:

„Alle zurück in ihre Betten!“

Er kam kurz vor Ron zum Stehen und blickte ihn fragend an.

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Dieser stotterte:

„Percy - Sirius Black. In unserem Schlafsaal! Mit einem Messer! Hat mich geweckt!“ Stille breitete sich im Raum aus und Percy begann zu reden, als McGonagall wutentbrannt in den Gemeinschaftstraum eintrat.

„Was ist hier los?“

Ron begann wieder zu erzählen, doch Kate hörte nicht zu. Ihr Blick ging ins Leere? Warum? Stimmte es, was Ron sagte? Warum hatte sich Sirius in den Schlafsaal geschlichen? Wollte er etwa doch Harry etwas antun? Ihre Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum, sie wusste nicht, was sie denken sollte. Ihr Kopf begann zu pochen, ihr wurde schwindelig. Sie hielt sich mit einer Hand an einer der Sessel fest, um nicht umzukippen. Ihr ganzer Körper zitterte. Fred, der sie beobachtete, wusste nicht, was los war. Er ging zu ihr hinüber und wollte gerade etwas fragen, als Professor McGonagalls Stimme ertönte:

„Ihr bleibt alle hier, geht am Besten wieder schlafen. Aber es soll sich keiner wagen, aus dem Gemeinschaftsraum zu verschwinden.“

Dann kam sie direkt zu Kate hinüber und sagte leise:

„Und sie möchte ich sprechen. Ich wollte es ja vermeiden, aber ich glaube, wir kommen nicht drum herum.

Bitte kommen sie mit.“

Kate, die ihren Blick nicht von Boden abgewendet hatte, während McGonagall mit ihr sprach, nickte dem Teppich zu und ging, ohne Fred einen Blick zu zu werfen, der ihr mit einen äußerst verwirrten Gesichtsausdruck nachschaute, ihrer Lehrerin hinterher.


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Professor McGonagall führte Kate zu dem Wasserspeier, die vor Dumbledores Büro stand und sagte zu diesem:

„Zitronendrops.“

Der Wasserspeier drehte sich und Professor McGonagall drückte Kate auf die Wendeltreppe, die sie langsam hoch stiegen. Oben angekommen klopfte die Lehrerin forsch an die Tür. Kates Herz klopfte rasend schnell und sie zitterte immer noch am ganzen Körper. Angst ließ sie immer wieder erschaudern und ihr liefen einige Schauer über den Rücken vor Furcht, was jetzt passierte. Gleichzeitig musste sie daran denken, was ihr Vater jetzt schon wieder getan hatte. Warum? Doch bevor sie ins grübeln kam, rief eine sanfte Stimme:

„Herein.“

Professor McGonagall öffnete schnell die Tür und rauschte mit Kate im Schlepptau in das Büro des Schulleiters. Professor Dumbledore saß hinter seinem Schreibtisch und hatte sich anscheinend bis vor kurzem mit einer Lektüre beschäftigt, die noch aufgeklappt vor ihm auf dem Tisch lag.

„Minerva? Was ist passiert?“

Und Professor McGonagall berichtete. Dumbledore hörte ohne Unterbrechung zu und als die Lehrerin geendet hatte, stand er rasch auf und lief zum Kamin. Er nahm sich eine handvoll Flohpulver aus einem Gefäß, warf es ins Feuer und rief laut:

„Severus, Pomona, Filius, Remus, schnell, auf ein Wort.“ Er trat vom Kamin zurück und kurz darauf erschienen nacheinander in den Flammen die Professoren Snape, Sprout, Flitwick und Lupin, die Dumbledore mit verstörter Miene ansahen. Snape hatte wie immer einen schwarzen Umhang an, doch die anderen hatten nur ihre Morgenröcke übergezogen.

Dumbledore berichtete schnell, was passiert war und gab dann den Auftrag, dass die einzelnen Hauslehrer nachschauten, ob in den Häusern alles in Ordnung war und dann alles durchsuchten.

Dann schaute er kurz Kate an und sagte:

„Du bleibst hier. Ich muss gleich noch mit dir reden. Remus, Minerva, wir gehen hinunter und riegeln alle Türen ab und überprüfen, ob Black noch im Haus ist. Los.“ Alle Lehrer setzten sich in Bewegung und kurz darauf war Kate allein. Sie schritt nervös im Zimmer auf und ab und hatte keinen Blick für ihre Umgebung. Erst als sie ein leises Geräusch hörte, schreckte sie aus ihren düsteren Gedanken auf und sah einen wunderschönen, rotgoldenen Phönix, der sie mit starren, durchdringenden Augen anblickte.

„Du bist aber schön.“ Hauchte das Mädchen und vergaß für einen Moment ihre Sorgen. Sie näherte sich dem Vogel und streckte sacht ihre Hand aus. Er näherte sich ihrer Hand und ließ sie seinen Kopf streicheln. In 26


diesem Moment hörte sie Schritte von draußen und kurz darauf öffnete sich die Tür. Professor Dumbledore kam durch die Tür und setzte sich, ohne das verunsicherte Mädchen zu beachten, müde auf seinen Stuhl. Dann sagte er leise:

„Wie ich sehe, hat dich Fawkes ein bisschen beruhigt, Katy. Setz dich zu mir.“ Kate zögerte kurz, denn die Nähe des Phönixes gab ihr Kraft, doch dann streichelte sie ihn ein letztes Mal und ging zu dem Stuhl vor Dumbledores Schreibtisch und setzte sich.

Dumbledore schwieg noch einen kurzen Moment und sagte dann schlicht:

„Wir haben Sirius nicht gefunden.“

Ein innerlicher Druck, den Kate so gar nicht wahrgenommen hatte, verschwand und sie atmete leicht auf.

Dies entging Dumbledore nicht und er redete weiter.

„Wenn ich deine Reaktion richtig deute, bist du erleichtert, dass wir ihn nicht erwischt haben?“ Kate blickte ihren Schulleiter erstaunt und ängstlich an, doch dieser sah sie so freundlich an, dass sie nur wahr antworten konnte.

„Ja.“

„Was denkst du von ihm?“

Diese Frage überraschte Kate, doch sie antwortete schnell, vor Dumbledore konnte sie alles sagen, das fühlte sie, er würde sie nicht verurteilen:

„Ich glaube an seine Unschuld. Er ist unschuldig und irgendwann wird er es auch beweisen.“ Zu ihrem großen Erstaunen war ihre Stimme klar und fest, obwohl sie erwartet hätte, dass sie eher wackelig und ungläubig herüberkam, da sie in letzter Zeit so viel gezweifelt hatte.

Dumbledore sah sie an und sagte dann:

„Ich wünschte, ich könnte es auch glauben. Sirius war immer ein guter Schüler und treuer Freund gewesen, niemand hätte je erwartet, dass er so etwas tut. Oder vielleicht so etwas getan hat.“ Schloss er, da er Kates widerspenstigen Blick gesehen hatte.

„Warum bist du dir so sicher?“

Jetzt musste sie etwas länger überlegen.

„Nun, Mum hat mir mein Leben lang eingebläut, dass Dad unschuldig ist und ich habe es geglaubt, schließlich wusste ich bis zu meinem elften Geburtstag noch nicht einmal, dass ich eine Hexe, geschweige denn dass er ein Zauberer ist. Als ich dann in der Schule ankam, hatte nie jemand ein Wort über ihn verloren, auch wenn ich gehofft hatte, dass niemand meinen zweiten Nachnamen mit Sirius in Verbindung setzen würde, und das ist auch aufgegangen. Niemand weiß, wer ich bin.“ Dieser Gedanke stimmte sie wieder traurig und sie sah schweigend zu Boden.

Dumbledore nickte nur und schwieg ebenfalls. Dann sah er sie noch einmal forsch an.

„Eins muss ich dich fragen, Kate, und du musst mir ehrlich antworten. Hast du...?“

„Nein, Sir.“

Dumbledore sah sie überrascht und fragend an:

„Nun, sie wollen wohl wissen, ob ich mit meinem Dad Kontakt habe, nicht wahr?“ Nach einem Nicken seinerseits redete Kate weiter.

„Ich habe noch nie etwas von ihm gehört. Das ist auch einer der Gründe, warum ich mir nicht mehr sicher bin, was ich glauben soll. Ich kann mir doch eigentlich gar nicht sicher sein, ob er nun unschuldig oder nicht ist. Was ist, wenn Mum sich all die Jahre getäuscht hatte?“ Kate war immer aufgebrachter und lauter geworden, nun verstummte sie, mit Tränen in den Augen. Doch Dumbledore schüttelte den Kopf und sagte dann eindringlich:

„Nein, Katy, das darfst du nicht glauben! Wenn du von seiner Unschuld überzeugt bist, dann hast du etwas, was ich auch haben möchte, nichts lieber als das: Vertrauen in eine Person, die sonst niemanden mehr auf der Welt hat! Wenn du nicht mehr an ihn glaubst, wer soll dann an ihn glauben? Ich wünschte ich könnte glauben, dass er unschuldig ist, doch leider spricht zu viel gegen ihn. Nein, dein Vertrauen darfst du nicht aufgeben, niemals!“


Nach diesem Gespräch war Kate verwirrter als vorher. Sie wanderte zurück zum Gemeinschaftsraum und traf noch Professor McGonagall, die sie begleitete und noch einmal nach dem Rechten schaute.

Im Gemeinschaftsraum angekommen, fand Kate immer noch einige Schüler, die sich auf den Couches lümmelten. Auch Fred war dort, doch er hatte sich auf einer Couch zusammengerollt und war eingeschlafen.

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Traurig blickte Kate auf ihren Freund, der ihr so viel bedeutete. Warum konnte sie es ihm nicht erzählen?

Als er sich im Schlaf bewegte, verschwand Kate rasch im Gang zu den Mädchenschlafsälen.

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Kapitel 6


Kapitel 6


Am nächsten Morgen stand Kate sehr früh auf, es war Sonntag. In der Hoffnung, dass Fred und George oder andere Gryffindors noch am schlafen waren, stieg sie leise die Treppe hinunter. Im Gemeinschaftsraum angekommen, sah sie, dass Fred nicht mehr auf der Couch lag, auch alle anderen waren im Laufe der Nacht in ihren Betten verschwunden.

Sie stieg durch das Portraitloch und ging Richtung Eulerei. Dort angekommen, nahm sie Feder und Tinte, die sie mitgenommen hatte, heraus und fing an, ein kleines Stück Pergament zu bekritzeln.


Liebe Mum,


Dad ist hier in Hogwarts eingebrochen! Er ist in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors gelangt und hat den Vorhang von Rons (Freds Bruder) Bett zerfetzt. Warum tut er so etwas? Dann hat mich Professor McGonagall zum Schulleiter gebracht. Dumbledore war sehr nett, er sagte mir, ich solle an Sirius glauben, er hat mir neuen Mut gemacht. Auch wenn ich sein Vorgehen nicht verstehe, ich vertraue Dad noch. Ich hoffe, dieses Vertrauen wird nicht missbraucht.

Mum, ich möchte dich wieder sehen! Du fehlst mir total und ich möchte nicht, dass du alleine zu Hause bist und dich quälst! Bitte hole mich in den nächsten Ferien nach Hause!


Bitte!

In Liebe

Kate


Sie schickte Hugo, der sofort zu ihr hinunter geflattert war, mit dem Brief in den Morgengrauen davon.

Danach ging sie langsam die Treppe hinab und kam in die Vorhalle. Dort kam ihr ein aufgeregter Professor Flitwick entgegen, der mit seinem Zauberstab herum fuchtelte.

„Parker! Was machen sie hier? Sie dürfen hier nicht allein herum laufen. Das ist viel zu gefährlich!“ Kate sah ihn erstaunt an, sagte dann aber mit einem sicheren Lächeln:

„Glauben Sie mir, Professor, Sirius Black wird niemandem etwas tun, am allerwenigsten mir, also warum die Aufregung?“

Und sie ließ einen vollkommen verdatterten Lehrer zurück. In der Zeit, die sie im Turm verbracht hatte, war sie zu einer guten Ausrede gekommen, die sie Fred und George auftischen würde.

Diese waren allerdings noch am Schlafen, so dass das Mädchen alleine frühstückte und sich dann mit einem Buch und Schriftrollen in den Gemeinschaftsraum setzte, um die restlichen Hausaufgaben zu erledigen.

Gegen halb zehn kamen die ersten Schüler in dem Raum und verschwanden zum Frühstück. Alle waren aufgeregt wegen der nächtlichen Ereignisse. Etwas später kamen dann die beiden die Treppe hinunter, auf die Kate gewartet hatte: Fred und George, in Begleitung von Lee, traten schwatzend in den Gemeinschaftsraum.

Als die Zwillinge Kate erblickten, stockten sie und schwiegen. Sie hatten anscheinend gerade über sie geredet.

Bei dem Anblick der beiden Weasleys pochte Kate ihr Herz laut und schnell, aufgeregt rutschte sie auf ihrem Platz hin und her. Obwohl sie ihren Plan genau durchdacht hatte, war sie aufgeregt und hatte Angst, dass die Jungs es nicht glauben würde.

Lee verabschiedete sich mit einem viel sagenden Blick und ging auf das Portraitloch zu, nicht ohne Kate mit einem Kopfnicken zu grüßen. In seinem Gesicht spiegelten sich Neugier und Unwissen wider.

Fred und George setzten sich zu dem Mädchen, was nun vor Nervosität leicht zitterte. Sie schaute Fred tief in die Augen und wusste nicht, ob er ihr glauben würde.

„Morgen. Sag Mal, was wollte McGonagall gestern von dir?“ So, es war Zeit zu schauspielern.

„Es ging um meine Mum. McGonagall hatte am gleichen Abend einen Brief von ihr erhalten, in dem Mum erklärte, ich dürfte nicht in den Ferien nach Hause kommen und sie hatte McGonagall beauftragt, mir dies zu 29


sagen, damit ich nicht immer und immer wieder Briefe nach Hause schicke, in denen ich sie anflehe, nach Hause kommen zu dürfen. Außerdem beauftragte sie MgGonagall, mir im schlimmsten Fall unter die Arme zu greifen und meine Angelegenheiten zu klären.“

Kate hatte Tränen in den Augen. Nicht, weil sie gut schauspielern konnte, sondern weil es zum Teil wahr war, was sie gerade gesagt hatte. Mum wollte nicht, dass Kate zu ihr kam, und sie hatte ebenfalls McGonagall in einem Brief gebeten, dass sie Kate Bescheid sagen sollte, wenn es passieren würde. Der Gedanke daran machte Kate tieftraurig. Die beiden Jungs schauten sie verstehend an. George sah betreten zu Boden, in Freds Augen sah Kate Verständnis und noch etwas anderes, was sie nicht einordnen konnte. Während sie in Freds Augen schaute, der nach ihrer Geschichte schlicht und einfach genickt hatte, klopfte ihr Herz weiter wie wild, auch wenn ihre Aufregung über das Gespräch schon längst vorbei war. Nun beugte sie Fred nach vorne und nahm das Mädchen in seine Arme, die sich in einer Umarmung schluchzend versinken ließ. Sie weinte nicht nur wegen ihrer Mum, sondern auch wegen der Situation, dass sie ihre besten Freunde wieder und wieder anlügen musste. Und dieses Mal waren es nicht nur Ausflüchte gewesen, sondern eine ganze, große Lüge.

Kate fühlte sich schrecklich und sie verharrte lange in Freds Armen, der sie fest an sie gezogen und seinen Kopf auf ihrer Schulter abgelegt hatte. George, der sich anscheinend nach einiger Zeit etwas überflüssig vorkam, stand leise auf und ging Richtung Portraitloch.


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Die nächsten Wochen verliefen ereignislos, die Schulzeit ging vorüber, ohne dass etwas passierte. Kate ging es von Tag zu Tag schlechter. Ihre Mum schrieb nur noch selten und wenn, dann in abgehackten Sätzen und immer dasselbe. Die Jungs ließen sie seit dem Tag nach Sirius´ Überfall auf Ron mit dem Thema in Ruhe, worüber Kate sehr froh war. Doch trotzdem ließ sie das Gewissen nicht los, dass sie ihre besten Freunde belog.

Eines Abends entschloss sich Kate, hinunter zum Quidditchfeld zu gehen, wo Gryffindor gerade Training hatte und den Jungs zuzuschauen. Die Sonne ging gerade unter, als sie den Weg hinunter schritt. Bevor sie in Sichtfeld des Feldes kam, hörte sie ein Geräusch. Sie blieb stehen, drehte sich um und sah Krummbein, Hermines rotbraune Katze, die hinter ihr her lief. Kate blieb stehen und wartete, bis Krummbein nahe heran gelaufen war, hockte sich dann hin und hielt ihm die Hand hin. Der Kater ging langsam auf sie zu, setzte sich und legte den Kopf schief. Kate fing an, ihn zu streicheln und Krummbein fing an zu schnurren. Dann stieß sie plötzlich ein lautes Miauen aus, blieb jedoch weiterhin sitzen.

Nach etwas einer Minute hörte Kate ein weiteres Geräusch hinter sich. Sie drehte sich um und fiel vor Schreck auf ihr Hinterteil. Hinter ihr stand der schwarze Hund, den sie schon damals in Hogsmeade gesehen hatte. Er schaute sie mit schlauem Blick an und setzte sich vor sie. Als sie anfing, ihn zu streicheln, sah sie ein weißes Stück Pergament, was ihm um den Hals gebunden war. Sie sagte leise und sanft:

„Na, wer hat dich denn da geärgert? Komm her, ich mach das Stück Papier weg.“ Sie machte sich ans Schaffen. Der Zettel war vergilbt, er war zusammengefaltet und mit einem dünnen Strick um den Hals des Hundes befestigt. Nachdem sie es geschafft hatte, den Knoten zu lösen, fiel ihr das Pergament in den Schoß, da sie immer noch auf dem Boden saß.

Neugierig nahm sie es in die Hand. Der Hund legte sich vor sie hin und wedelte mit dem Schwanz.

Krummbein hatte sich an seine Seite gekuschelt und schnurrte laut.

„Das hab ich auch noch nicht oft gesehen, ein Hund und eine Katze sind Freunde.“ Kate murmelte vor sich hin, während sie das Stück Pergament aufklappte. Dann stockte ihr der Atem. Es war ein Brief. Jemand hatte auf ein altes Stück Pergament einen Brief gekritzelt und die größte Überraschung war, dass er an sie adressiert war.


Liebe Katy,

es tut mir Leid, dass ich mich erst jetzt melden kann, aber ich wusste nicht, was in dir vorgeht. Ich bin nun seit geraumer Zeit auf der Flucht und wie du weißt, bin ich in der Nähe von Hogwarts. Ich habe dich oft beobachtet und bin zu dem Entschluss gekommen, dass du das Herz am richtigen Fleck hast. Ich wünsche mir so, dass ich deine Kindheit mitbekommen hätte und ich mich niemals von deiner wunderbaren Mum hätte trennen müssen, doch Askaban hat dies vollbracht. Es tut mir unendlich Leid, dass ich dich nicht habe aufwachsen sehen, dass ich dich nicht habe lachen sehen, deinen ersten Schultag nicht mitbekommen habe.

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Meine liebe Tochter. Ich hoffe, dass ich dich bald in meine Arme schließen und dir alles erklären kann.


In Liebe

Sirius


Völlig geschockt las Kate den Brief ein zweites und dann ein drittes Mal. Sie hatte wirklich Post von ihrem Vater erhalten! Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie sah den vor ihr sitzenden Hund an, der sie, anscheinend gespannt, anblickte. Sie umarmte ihn stürmisch und ließ ihren Tränen freien Lauf. Hemmungslos weinte und schluchzte sie, während der Hund es über sich ergehen ließ. Im Gegenteil, er fing sogar an, ein bisschen mit dem Schwanz zu wedeln. Auf einmal maunzte Krummbein auf. Er war aufgesprungen, als Kate den Hund umarmt hatte. Dieser setzte sich nun auf und spitzte die Ohren. Kate wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sah sich um. Der hund leckte ihr plötzlich übers Gesicht und rannte davon.

„Warte!“

Doch er war schon verschwunden. Jetzt hörte es auch Kate. Das Training war anscheinend vorbei und der nun frische Wind trug Jungenstimmen hinüber. Kate sprang auf und rannte in Richtung Schule. So sollten die Zwillinge sie nicht sehen.

Im Gemeinschaftsraum angekommen, verschwand sie schnell im Schlafsaal, wo um diese Uhrzeit zum Glück noch niemand anders war. Auf dem Bett liegend, las sich Kate den Brief immer und immer wieder durch, ihr Herz pochte vor Glück. Dad hatte zwar in dem Brief nicht erwähnt, ob er unschuldig war, doch ebenfalls hat er nichts von seiner Schuld erwähnt. Sie hatte ihr Herz am richtigen Fleck? Was meinte er damit?

Stundenlang grübelte Kate über den erhaltenen Brief, bis sie erschöpft in tiefen Schlaf fiel.


.............


Ein paar Tage später, die Kate mit Freude verbrachte, immer wieder an den Brief ihres Vaters zurückdenkend, passierte etwas, was sie vollkommen aus dem Gleichgewicht brachte.

Sie hatten gerade Verwandlung, und Kate saß bereits auf ihrem Platz und holte ihre Feder und Pergamentrollen heraus, als Professor McGonagall in den Raum trat und sich schweren Herzens vor Kates Tisch aufbaute.

„Miss Parker. Ich habe heute Morgen einen Brief erhalten.“ Kate sah ihre Lehrerin angsterfüllt an. Meinte sie etwa...? McGonagall sah sie traurig an und sagte dann leise:

„Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ihre Mutter in der letzten Nacht verstorben ist.“ Alles war still, die gesamte Klasse hielt den Atem an. Kate sah durch McGonagall hindurch, sie starrte ins Leere. Ein Loch machte sich auf, in das sie tiefer und tiefer zu fallen schien. Sie sackte in sich zusammen.

Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie begann unkontrolliert zu schluchzen. Ihr ganzer Körper wurde durchgeschüttelt, sie hielt sich krampfhaft an ihrem Stuhl fest, um nicht in das tiefe, schwarze Loch zu fallen, dass sie vor sich sah. Keiner wusste, was er tun sollte. Professor McGonagall sah ebenfalls hilflos auf das Mädchen hinab, dass immer noch von Krämpfen durchrüttelt wurde. Dann sagte die Lehrerin leise, aber durchdringlich:

„Kommen Sie mit mir, ich bringe Sie erst einmal in den Krankenflügel, dort soll Ihnen Madam Pomfrey etwas zur Beruhigung geben. Ihr anderen!“ Sie sah den Rest der Klasse mit gewohnt forschem Gesichtsausdruck an. „Ihr schlagt bitte Seite hundertneunzig auf und lest das Kapitelitel 6. Ich komme bald wieder.“

Kate, die immer noch auf ihrem Platz saß, nahm langsam wieder ihre Umgebung war. Ihre Mutter war tot.

Und sie hatte sie seit über sechs Monaten nicht mehr gesehen gehabt. Wäre sie doch nur nach Hause gefahren, egal, was Mum gesagt hatte. Jetzt war es zu spät...

Nun realisierte sich, dass Professor McGonagall sie darauf hinwies, aufzustehen und mit ihr zu kommen.

Währen ihr weiterhin Bäche von Tränen die Wangen hinunter liefen, stand sie auf und mit wackligen Beinen ging sie aus dem Klassenzimmer, ihre Kameraden nur als Schemen wahrnehmend.

McGonagall ging schnellen Schrittes hinter ihr her und lenkte sie Richtung Krankenflügel.

Dort angekommen, wuselte Madam Pomfrey auch schon herbei und hörte McGonagall zu, die ihr von dem 31


Vorfall berichtete. Von all dem bekam Kate nicht viel mit. Sie hatte ein lautes summen im Ohr und ihre Augen nahmen nichts von alldem auf, was sie vor sich sah. Selbst wenn sie es darauf angelegt hätte, die Tränen, die ihr immer noch über die Wangen flossen, raubten ihr jegliche Sicht.

Madam Pomfrey bugsierte sie auf eines der freien Betten und drückte sie sanft in das Kissen. Kate bekam nicht einmal mit, wie ihr die Schuhe ausgezogen wurden.

Dann wurde ihr von Madam Pomfrey ein süßer Saft eingeflößt und schon war Kate am schlafen.


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Als sie erwachte, wusste sie zuerst nicht, wo sie war und warum sie hier war, sie fühlte sich erschöpft und müde, ihr Gesicht war aufgequollen und trocken. Was war passiert? Als die Erinnerung wiederkam, wünschte Kate sich, sie hätte sich nicht erinnert. Doch dieses Mal blieben die Tränen aus. Sie starrte vor sich hin und dachte an nichts. Nach einigen Minuten kam Madam Pomfrey herbei gewuselt und blieb vor ihrem Bett stehen.

„Wie geht es dir, Kind? Nein, das darf man doch nicht fragen, natürlich geht es dir schrecklich.“ Kate wandte ihren Blick von der Decke ab und sah ausdruckslos in das Gesicht der Krankenschwester.

Eine tiefe Leere breitete sich in ihr aus. Die nächsten Worte, die Madam Pomfrey vor sich hin redete, bekam Kate nicht mit, sie schottete sich ab und blickte ins Nichts.

Dann verschwand die rundliche Frau wieder und lies das Mädchen allein.

Warum? Warum hat sie mich allein gelassen? So vor sich hin grübelnd bemerkte Kate nicht, dass Madam Pomfrey wieder vor ihrem Bett stand. Erst als sie redete, sah sie auf und fragte sich, warum sie sie nicht vorher bemerkt hatte.

„Da sind zwei Jungen, die dich besuchen möchten. Die Weasley-Zwillinge. Soll ich sie zu dir geleiten?“ Kate wusste nicht, warum, aber sie schüttelte den Kopf. Sie wollte keinen Besuch haben, auch nicht von Fred und George, sie konnte jetzt nicht reden. Madam Pomfrey nickte und ging wieder davon.

Sie starrte noch stundenlang vor sich hin und grübelte über alles. Später schlief sie ein.


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Sie wollte weder was essen, noch trinken. Besuch ließ sie keinen zu, wenn jemand in den Krankenflügel kam, stellte sie sich schlafend, auch bei Madam Pomfrey. Wenn sie schlief, hatte sie Albträume, von ihrer Mum, wie sie ganz allein in ihrem Bett liegt und stirbt, von ihrem Dad, der von den Dementoren die Seele ausgesogen bekommt. Fred und George, die sie mit bösen Blicken anschauen, weil sie ihnen die Wahrheit verwehrt hatte. Jedes Mal erwachte sie schweißnass und mit unterdrücktem Schrei.

Nach einer Woche, in der sie weiter und weiter abgemagerte und Madam Pomfrey ihr Essen und Trinken einflößen musste, bekam sie hohes Fieber. Fred saß zu jeder freien Minute bei ihr am Bett und passte auf sie auf, George und Lee leisteten ihm ab und zu Gesellschaft.

Es war ein Montagabend, Fred war direkt nach dem Quidditchtraining in den Krankenflügel gekommen, um zu sehen, ob es Kate besser ging. Dort traf er jemanden, den er nicht erwartet hätte: Professor Lupin.

Dieser hielt Katys Hand und schaute müde auf, als Fred ans Bett heran trat. Kate hatte die Augen halb geöffnet, was Freds Herz schneller schlagen ließ. Lupin holte mit seiner freien Hand seinen Zauberstab aus seinem Umhang und beschwörte einen Stuhl aus dem Nichts hinauf, auf den sich der Zwilling setzen konnte.

Fred setzte sich auf die andere Seite des Bettes und sah Kate mit einem liebevollen Lächeln an.

„Hey, Kleine, was machst du nur für Sachen?“

Kate sah ihn kurz an, schaute danach jedoch wieder gen Decke, ihr Gesicht blieb ausdruckslos. Fred richtete sich nun an Lupin:

„Was ist mit ihr? Sie erholt sich einfach nicht, dabei gibt Madam Pomfrey alles, was sie kann.“ Lupin sah ihn kurz schweigend an, dann sagte er:

„Kate gibt sich die Schuld für alles. Dass sie nicht bei ihrer Mutter sein konnte, als diese krank und hilflos war. Außerdem fühlt sie sich euch beiden, dir und deinem Bruder, nicht ehrlich gegenüber, da sie euch nicht alles erzählt hat, was sie betrifft.“

„Was meinen Sie damit?“

„Nun, ich denke, dass wird sie dir eines Tages selber erzählen müssen, doch ich schätze, sie fühlt sich 32


bedrängt und schuldig, weshalb sie immer tiefer in ihren Albträumen zu versinken scheint. Wir müssen ihr das Gefühl geben, dass sie bei uns geborgen ist, dass sie nicht Schuld an Jamies Tod ist.“ Etwas lauter fügte er dann hinzu, dass Kate es hören konnte, die immer noch zur Decke starrte und ihre Umgebung nicht zu aufzunehmen schien:

„Kate hat keine Schuld!“

Dann drehte er seinen Kopf wieder zu dem kranken Mädchen hin, was nun, da sie ihren Namen gehört hatte, seinen Blick auf ihren Lehrer warf. Sie hatte von dem leisen Gespräch gerade nichts mitbekommen.

Fred sah seine Freundin zärtlich an und sagte:

„Hey, Kate, selbst wenn du uns etwas vorenthältst, wir würden dich niemals verurteilen, wenn du es uns nicht erzählen würdest. Wenn du eines Tages bereit bist, weißt du, dass wir für dich da sind, dass ich für dich da bin, ich werde dich niemals bedrängen, glaube mir. Dafür bist du mir viel zu wichtig geworden. Bitte glaube mir, mein Bruder und ich, und Lee, meine gesamte Familie steht hinter dir, wenn du Hilfe brauchst. Du gehörst schließlich zu uns. Ich bitte dich, reiß dich zusammen, du bist nirgendwo dran Schuld, das musst du uns glauben!“

Jetzt war Lupin an der Reihe mit Reden.

„Katy, deine Mum war eine wunderbare Frau und Freundin. Ich kenne sie nun schon seid so vielen Jahren, und ich werde niemals vergessen, wie sie war: gutmütig, treuherzig, liebevoll. Sie hatte so viel Energie, so eine riesige Lebensfreude, sie wäre die Letzte, die einen solchen Tod verdient hätte. Aber glaube mir, wenn sie dich nicht dabei haben wollte, dann kann ich sie verstehen. Auch du musst es verstehen. Deine Mutter war eine der stärksten Frauen, die ich je kennen lernen durfte! Sie war immer lebensfroh gewesen, diese Krankheit hat ihr all das entrissen. Sie hat nicht nur vor vielen Jahren deinen Vater verloren, jetzt würde sie auch noch dich verlieren. Doch das allerschlimmste, was sie sich vorstellen konnte, war der Gedanke daran, dass du sie schwach erleben könntest und ebenfalls deinen Mut zum Leben verlieren würdest. Sie wollet dich mit einem Gefühl zurücklassen, das dich aufmuntert, der Gedanke an eine starke, lebensfreudige Person, die du deine Mutter nennen durftest! Bitte glaube mir! Sie war so stolz auf dich, dass du das gesamte Jahr ausgehalten und ohne sie weitergekämpft hattest. Willst du ihr diesen letzten Gedanken streitig machen?

Ihr letzter und einziger Wunsch war es, dass du glücklich bist und sie in guter Erinnerung behältst. Glaube mir, wir alle, Fred, George, Lee, alle anderen sind für dich da, wenn du Hilfe brauchst! Du kannst es schaffen!

Du musst dich nur von deinen Schuldgefühlen lösen!“

Kate hatte die ganze Zeit zugehört, sie lauschte den Stimmen, die ihr so viel über Freundschaft, Liebe und Stärke erzählten, dass sie langsam in die Realität zurückkehrte. Sie redeten von Mut, Freunden und Lebenswillen. Aber hatte sie diesen? Ihre Mum war tot, ihr Vater würde vielleicht niemals von seiner Schuld befreit sein, wohin sollte sie nur gehen? Der Junge erzählte von Familie, von seiner Familie, doch er sagte auch, dass sie dazugehörte, dass alle ihr helfen würden. Stimmte das? Der Mann sagte etwas von Willenstärke und letzten Wünschen, sollte sie wirklich alles richtig gemacht haben? Vielleicht sagten die beiden Personen ja die Wahrheit. Vielleicht war sie wirklich nicht Schuld an all dem, was sie sich selber vorwarf und an dem sie seit Tagen herumkaute. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren.

Auf einmal konnte sie neben sich die zwei Personen erkennen, die eine war einer der besten Freunde ihres Vaters gewesen, ihr Lehrer, der andere war ihr bester Freund, ihr Fred, der neben ihr auf einem Stuhl saß und sie liebevoll anlächelte. Sprachen die beide die Wahrheit? Fred würde sie niemals anlügen, und Lupin auch nicht.

Kate lächelte schwach und sagte dann leise, ihre Stimme, die sie seit Tagen nicht benutzt hatte, krächzte:

„Danke.“

Dann schlief sie ein.

Fred und Professor Lupin sahen sich an, nickten und standen auf. Fred blickte noch einmal auf das blasse Mädchen herab, was nun im Schlaf leicht lächelte. Er spürte dieses wunderbare Gefühl im Bauch, als ob er etwas Seltsames gegessen hätte, und langsam begann er zu verstehen, was mit ihm los war.

Lupin verabschiedete sich lächelnd und bedankte sich noch einmal bei Fred, der sehr aufgewühlt ziellos durch das Schloss wanderte. Sollten ihn seine Gefühle anschwindeln? Kate war so lange eine super liebe Freundin gewesen, sollte es tatsächlich so weit gekommen sein, dass er mehr empfand? Fred dachte nach.

Wann hatte das ganze angefangen? Die Zugfahrt, am Anfang des Schuljahres, wo sie bei ihm im Arm lag und weinte. Der Tag des Irrwichtes, an dem sie wieder weinend an seiner Schulter gelehnt hatte. Der Weihnachtsabend, als sie auf der Couch saßen und Ginny, George und Bill sich auf ihre Kosten lustig gemacht 33


hatten. All die Stunden, die sie miteinander verbracht hatten. Sollten sich seine Gefühle verändert haben? Er kaute auf seiner Unterlippe, doch ihn ließ der Gedanke nicht los, dass es Kate vielleicht nicht so gehen könnte und sie in ihm nichts weiter als einen guten Freund ansah. Er senkte den Kopf und guckte traurig gen Boden.

Im Gemeinschaftsraum der Gryffindors angekommen, sah er George und Lee, die eine Runde Snape explodiert spielten. Er setzte sich still zu ihnen und dachte an Kate, während sich das warme Gefühl in seinem Magen weiter ausbreitete. Nach ein paar Minuten hatte Lee gewonnen und verschwand im Jungenschlafsaal.

Der Gemeinschaftsraum war fast leer, nur noch ein paar Schüler saßen vereinzelt auf den Couches. Goerge setzte sich neben seinen Bruder und sah ihn fragen dan.

„Und? Wie geht’s Kate?“

Fred blickte auf und musste sich erst sammeln, bevor er anfangen konnte zu sprechen. Er erzählte von Professor Lupins und seinem Gespräch mit Kate, wobei er alles wiedergab, was die beiden gesagt hatten.

Auch Kates Reaktion ließ er nicht aus. Als er beendet hatte, sagte George:

„Na siehst du, sie wird schon wieder.“

Fred nickte nur und sah schweigend in die Flammen.

„Was ist los?“

„Ich muss an sie denken.“ Fred wusste nicht, ob George ihn auslachen würde, wenn er ihm von seinen Gefühlen erzählen würde. Einerseits sagten die beiden Brüder sich alles, andererseits war dies eine vollkommen neue Situation. Natürlich gab es schon einmal Schwärmereien, aber das waren alles noch Späße gewesen, und jetzt? George beobachte seinen Bruder und ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.

„Du bist in sie verschossen.“

„Was? Wie kommst du denn darauf?“

Fred sah aus, als hätte man ihn gerade beim Stehlen erwischt.

„Ach, komm, Bruderherz, das weiß doch unsere ganze Familie schon, bis auf Ron, der plant wieder einmal gar nichts. Seit Weihnachten seid ihr doch nicht mehr voneinander wegzubekommen. Komm schon, ich bin dein Bruder, mir kannst du es doch sagen!“

Fred sah ihn an und nickte schließlich.

„Ha“ Na also. Geht doch!“

Als er den Gesichtsausdruck seines Bruders sah, der ziemlich verzweifelt ausschaute, grinste er noch breiter.

„Was ist? Hast du Angst, dass sie dich nicht will? Ich bitte dich, schau sie dir doch mal an! Sie ist verrückt nach dir!“

George schlug seinem Bruder auf die Schulter und stand auf.

„Hopp, ab ins Bett, morgen haben wir erste Stunde Zaubertränke, und der alte Snape zieht dir bestimmt Punkte ab, wenn du in seinem Unterricht pennst. Über Liebe kannst du später noch philosophieren.“ 34


Kapitel 7


Seit dem Gespräch mit Lupin und Fred besserte sich Katys Gesundheitszustand täglich, wenn nicht sogar stündlich. Der Zwilling konnte Kate nun leider nicht mehr so oft besuchen, da er für das kommende Quidditch Finale jeden Tag zum Training musste, aber er ließ ihr des Öfteren kleinere Briefe oder Süßigkeiten überbringen, an denen sich auch noch Lee, George und Ginny beteiligten. Anderthalb Monate vor den Osterferien war das Mädchen wieder über dem Damm, sie hatte den Tod ihrer Mutter noch lange nicht überwunden, doch die Schuldgefühle waren weg und sie kam nun besser damit zurecht.

Samstagmorgens bekam sie ein weiteres kleines Kuvert von ihren Freunden. Sie öffnete es und fing an zu lesen:


Hey Kate,

wir haben eine Überraschung für dich. Schließe die Augen und sag laut: „Los geht’s! Aber nicht flunkern!“ Unterschrieben: Wir


Sie lächelte leicht. Die kleinen Briefe der anderen hatten sie sehr aufgemuntert, wenn sie wieder am zweifeln war und in Depressionen zu versinken schien. Sie tat wie ihr geheißen und schloss ihre Augen. Dann sagte sie:

„Los geht’s!“

Zuerst passierte nichts, doch dann hörte sie leise Schritte und kurz darauf sagte eine Mädchenstimme:

„Augen auf!“

Um ihr Bett herum standen Fred, George, Lee, Ginny und auf ihren Arm Hugo, der sie mit seinen großen, gelben Augen anstarrte und leise schuschuhte.

„Guten Morgen!“

Ginny strahlte sie an. Auch sie musste langsam für ihre Prüfungen lernen und war deshalb nicht sehr oft zu Besuch gewesen. Kate musste lächeln und Fred schlug George begeistert auf die Schulter.

„Siehst du das?“

„Na klar, sie lächelt…“

„…ihr erstes Lächeln seit drei Tagen.“

„Sie sollte es öfter tun, sie sieht viel hübscher aus, wenn sie lächelt.“ Die vier Jugendlichen lachten, auch Kate stimmte leicht ein.

„Der eigentliche Grund, warum wir hier sind, ist folgender: Wir haben Madam Pomfrey gefragt…“

„…angebettelt!“

„…auf Knien angefleht!“

„…sie sogar bedroht, dass wir alle Erstklässler verhexen, so dass diese in Strömen in den Krankenflügel kommen würden!“

„Und im Endeffekt haben wir es geschafft!“

Ginny, die über die Zwillinge grinsen musste, sagte mit einem Strahlen im Gesicht:

„Was sie dir sagen wollten, war, dass du entlassen bist! Du kannst aus dem Krankenflügel endlich wieder verschwinden.“

„Danke, Ginny, dass wäre unser Höhepunkt gewesen!“

George kniff seine Schwester in den Arm, woraufhin sie ihn in die Seite boxte. Kate musste grinsen.

„Ihr seid bekloppt, allesamt!“

Sie lachten. Zum ersten Mal seit ein paar Wochen fühlte Kate sich wieder gut. Madam Pomfrey kam um die Ecke gewuselt und sah Kate fröhlich an.

„Nachdem mich diese beiden reizenden Herren so lange genervt haben, muss ich dich leider entlassen, Kind. Na los, geh schon.“


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Die nächsten Wochen verbrachte Kate damit, alles nach zu arbeiten, was sie verpasst hatte. Die anderen 35


Schüler fragten sie nicht über ihre Mum aus, was sie als positiv empfand. Sie wollte noch nicht darüber reden, nur mit Fred, George und Ginny wechselte sie ab und zu ein paar Worte. Abends saß sie neben den Jungs, die entweder Snape explodiert spielten oder andern Unsinn trieben und dachte nach.

Auch heute saß sie wieder auf einen der Sofas im Gemeinschaftsraum und starrte in die Flammen. Sie hatte eben noch einmal den Brief von Dad gelesen und fragte sich, wann sie noch einmal etwas von ihm hören würde. Warum hatte er sich nicht früher gemeldet? Lag es wirklich nur daran, dass er sich nicht sicher war, ob sie an ihn glaubte oder nicht?

Fred setzte sich zu ihr. In den letzten Wochen hatte er versucht, seine Gefühle Kate gegenüber zu ignorieren, da er nicht wusste, wie sie dazu stand und er nicht ihre Freundschaft zerstören wollte.

„Hey, Kleine, über was grübelst du schon wieder?“

„Ach nichts.“ Antwortete Kate mit dem Gefühl, erwischt worden zu sein. Schließlich wusste keiner davon.

Fred sah sie an und legte seinen Arm um sie. Kein Wort fiel in den nächsten Minuten. Doch sie genossen es beide, einfach nur da zu sitzen, zu schweigen und die Nähe des Anderen zu spüren. Kate blickte Fred verstohlen aus den Augenwinkeln an. Seid sie sich erinnern konnte, mochte sie ihn. Doch in letzter Zeit spielten ihre Gefühle Achterbahn, wenn sie nur an ihn dachte. Was war nur los? Fred sah, dass sie ihn beobachtete, fing an zu lächeln und sagte leise:

„Was ist los? Hast mich wohl noch nie so genau beobachtet was?“ Kate fühlte sich sehr ertappt und schaute schnell zu Boden, ihr Gesicht hatte ein Zartrosa angenommen.

Auch Fred wurde etwas rot, wenn man das so nennen konnte. Eigentlich konnte man das nur an seinen Ohren sehen, die sich bei Aufregung stets dunkelrot verfärbten. Beide saßen still nebeneinander und taten so, als sei nicht passiert. Dann rief Lee rüber:

„Hey, Fred, spielst du noch eine Runde mit?“

Doch Fred schüttelte den Kopf und George zog Lee am Arm mit sich.

„Lass sie in Ruhe“, zischte er leise.

Doch das bekamen die zwei nicht mit. Sie saßen eng beieinander und Kate legte müde ihren Kopf auf seine Schulter. Innerlich zerfraß es sie, dass sie Fred nicht die Wahrheit über Dad sagen konnte. Sie wusste nicht, dass nicht nur sie ihr Gehirn am zermatern war. Auch Fred dachte über Kate und ihn nach. Sollte er es wagen?

Er schaute zu Kate und sah ihren Zweifel im Gesicht. Was hatte sie nur? Dann erinnerte er sich daran, was Lupin gesagt hatte. Irgendetwas beschäftigte seine Freundin, was sie noch nicht bereit war, zu erzählen. Was war es nur?

Dass es etwas mit Black zu tun hatte, auf diese Idee kam Fred nicht.


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Zwei Wochen vor den Osterferien kam Professor McGonagall zu Kate hin und überreichte ihr einen Brief.

„Was ist das?“

„Das ist eine Einladung, zur Testamentsverlesung Ihrer Mutter.“

„Oh, danke.“ Daran hatte sie ja überhaupt nicht gedacht, obwohl Mum es in einem ihrer Briefe erwähnt hatte. Sie öffnete den Briefumschlag und holte ein formell aussehendes Blatt Papier heraus.


Sehr geehrte Miss Katy Black Parker,

Am Montag, dem 22. März, findet in Raum 33 des Londoner Nachlassgerichts die Testamentsverlesung von Jamie Anne Black Parker statt. Wir bitten Sie, sich um 13 Uhr dort einzufinden.


Mit freundlichen Grüßen,

A. Summers


Kate schluckte. Dann sah sie Professor McGonagall an und fragte schließlich:

„Wie soll ich denn da hinkommen Und ich habe doch Unterricht.“

„Nun, da er auch eine Einladung bekommen hat, wird dich Professor Lupin begleiten. Und vom Unterricht bist du natürlich frei gesprochen.“

Lupin also auch? Damit hätte Kate in der Tat nicht gerechnet. Was sollte Mum denn Lupin vermachen?

Vor sich in grübelnd, ging Kate ziellos durch die Schule, bis sie vor das Portrait der Fetten Dame kam. Sie 36


murmelte das Passwort („Amontillado“) und stieg in den Gemeinschaftraums. Dort sah sie Fred und George, die gerade mit Lee über einigen Büchern hingen, sie machten Hausaufgaben.

Kate ging hinüber und sagte sarkastisch:

„Was, ihr macht Hausaufgaben? Seid wann das denn?“

Fred sah grinsend auf und George sagte gelangweilt:

„Nun ja, weißt du, der alte Snape wird sonst ziemlich abgehen, wenn er seine lange Nase wieder einmal in unsere Aufzeichnungen wirft und feststellt, dass wir zum wiederholten Male keine Hausaufgaben gemacht haben.“

Kate nickte und lächelte. Sie setzte sich mit ihrem Brief in der hand neben Fred, der sie grinsend und scheinbar erleichtert ansah.

„Was ist?“

Kate sah ihn fragend an.

„Ach nichts. Ich freue mich nur, dass du anscheinend deinen Humor nicht verloren hast.“ Er drückte ihren Arm und lächelte sie an. Ein warmes Gefühl durchströmte sie wieder einmal bei seinem Blick, sie räusperte sich und hielt den Brief hoch.

„Was ist das?“

„Ein Brief von ihrem heimlichen Verehrer, Bruderherz.“

„Ach, labere doch nicht so einen Schwachsinn!“

Bevor die beiden Brüder sich an die Gurgel gehen konnten, rief Kate laut, um es endlich loszuwerden:

„Es ist der Termin zur Testamentverlesung.“

Sofort waren die beiden Brüder still und George murmelte etwas wie:

„War doch nur ein Scherz.“

Fred sah Kate mit einem Gesichtsausdruck an, der weder traurig noch fröhlich aussehen sollte.

„Schon gut. Ich werde es überleben.“

„Wann musst du denn dahin?“

Fragte George interessiert und um den Augenblick zu überbrücken, in dem Lee und er bedrückt auf den Boden geschaut hatten.

„Direkt am Montag. Also übermorgen.“

„Dann verpasst du ja Snapes Unterricht, oder?“

„Nun ja, etwas Gutes muss die Sache doch haben, oder?“

Nun grinste Kate wieder. Die drei Jungs hatten keine Lust mehr, an ihrem Aufsatz zu sitzen, räumten die Sachen weg und redeten lieber über ihre Erfindungen. Sie hatten in den letzten Wochen immer und immer wieder Pläne geschmiedet, was sie als nächstes erfinden sollten. Da sie später einmal einen Scherzartikelladen eröffnen wollten, arbeiteten sie schon seit Monaten immer wieder an neuem Schabernack.

Kate hörte mit einem Ohr nur zu. Draußen war sehr schönes Wetter, daher beschlossen die Jungs nach einer Stunde etwa, die Besen zu schnappen und eine Runde Quidditch zu spielen.

„Kommst du mit, Kate?“

Sie nickte und zu dritt, Lee hatte sich verabschiedet und war verschwunden, gingen sie zum Feld hinunter.

Währen Fred und George über das Feld zischten, saß Kate auf der Tribüne und schaute zu. Zwischendurch sah sie sich immer wieder um, in der Hoffnung, der große, schwarze Hund würde noch einmal auftauchen, doch niemand kam. Nach zwei Stunden erschienen dann doch noch ein paar Personen, auf die Kate liebend gerne verzichtet hätte: Die Hausmannschaft von Slytherin kam den Weg zum Stadion hinunter, die Besen geschultert.

Kate rief laut zu den Jungs:

„Fred, George, wir bekommen Gesellschaft!“

Die beiden Jungs schauten zu den Neuankömmlingen und landeten bei Kate in der Nähe. Diese kam gerade bei ihnen an, als die Slytherins um die Ecke kamen.

„Wen haben wir denn da? Denkt ihr, nur weil ihr tagaus tagein trainiert, könntet ihr uns beim Finale besiegen?“

Flint, der Kapitelitän der Slytherins, hatte die Arme verschränkt, seinen Besen dazwischengeklemmt und schaute die Drei böse grinsend an.

Auch Malfoy, der neben ihm stand, sagte jetzt mit grimmiger Miene:

„Ihr könnt uns nicht besiegen, dass wisst ihr doch hoffentlich? Na ja, es wäre natürlich ein großer Ruhm für 37


euch armen Weasleys, nicht wahr? Endlich mal etwas, weshalb man sich nicht als Mitglied eurer Familie schämen muss, nicht wahr?“

Die anderen Teammitglieder lachten hämisch. Fred und George hatten dunkelrot angelaufene Ohren und waren kurz davor, auf Malfoy loszustürmen, als Kate lässig sagte:

„Und du? Du hat dich doch eh nur in die Mannschaft eingekauft und willst, dass ihr gewinnt, damit sie nicht merken, dass du ein kleiner, nichtskönnender Feigling bist und dich wieder hinausschmeißen.“ Fred und George lachten, während Malfoy nun an der Reihe war, rot zu werden. Noch bevor er etwas sagen konnte, zog Fred Kate auf seinen Besen und die beiden Brüder stießen sich vom Boden ab. Kate fasste schnell Fred um die Hüfte, um nicht hinunter zu fliegen.

„Viel Spaß beim Training, ihr Nieten!“

George lachte laut, doch das, was Malfoy ihnen hinterher rief, ließ Kates Herz wieder laut und schmerzhaft pochen:

„Mach dich auf was gefasst, Parker. Ich weiß genau, wer du bist, aber wissen es diese beiden Trottel auch?“

Wusste er etwas? Doch das Gefühl, so hoch oben über die Ländereien zu fliegen, und das auch noch an Fred geschmiegt, ließ Kate ihre Sorgen vorübergehend vergessen.


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Montagmorgen wachte Kate früh auf. Der Termin war zwar erst um 13 Uhr, doch die Hinreise würde etwas länger dauern, da Kate noch nicht apparieren konnte und durfte. Daher würden Professor Lupin und sie mit dem Fahrenden Ritter reisen. Nachdem sie sich angezogen hatte packte Kate den Brief mit der Einladung in ihre Tasche. Sie überprüfte, ob Sirius´ Brief in ihrer Tasche steckte, wo er immer war, und ob ihre Halskette noch da war. Zufrieden stellte sie fest, dass alles normal war und ging mit den anderen hinunter zum Frühstück.

Sie war aufgeregt. Was hatte Mum ihr hinterlassen? Und was Lupin? Fred und George kamen verschlafen in die große Halle. Sie setzten sich links und rechts von Kate und fingen an zu frühstücken. Nach einiger Zeit sagte George mit vollem Mund:

„Wann muscht du denn losch?“

„Mensch, George, mach doch erst Mal den Mund leer.“

Er wandte sich an Kate:

„Gleiche Frage, nur zwei Kilo Wurstsemmel weniger.“

Er grinste, als Kate lächelte.

„Nach dem Frühstück treffe ich mich mit Professor Lupin.“

„Warum kommt der eigentlich mit?“

George hatte den riesigen Bissen endlich hinunter gewürgt und biss nach seiner Frage wieder zu.

„Hast du es immer noch nicht gecheckt? Lupin ist ein Freund von Kates Familie.“ Kate war froh, dass Fred redete, sie selber hatte einen dicken Kloß im Hals. Sie trank noch einen Schluck und dann sah sie, dass Lupin zu ihr hinüber winkte und aufstand. Auch er hatte Muggelkleider an, was ihn sehr seltsam aussehen ließ.

Kate wurde noch etwas bleicher und stand auf. Auch Fred und George standen auf und George umarmte sie kurz.

„Du packst das schon.“

Dann wandte sich das Mädchen Fred zu, der sie lächelnd anblickte, aber auch mit Kummer im Gesicht. Er sagte leise:

„Viel Glück. Ich denke an dich.“

Mehr brauchte er gar nicht zu sagen, Kate nahm ihn in den Arm und flüsterte:

„Danke. Dass du immer für mich da bist. Das werde ich dir nie vergessen. Ich bin so glücklich, dass wir uns gefunden haben.“

Kurz verweilten die beiden in dieser Umarmung und Fred sah George hinter den Beiden eindeutige Hinweise, was er machen sollte. Er schaute seinen Zwillingsbruder grimmig an und konzentrierte sich wieder auf die etwas lange Umarmung. Dann ließ Kate ihn verlegen los, schaute kurz zu Boden, gab sich dann einen Ruck und gab Fred einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dann winkte sie noch einmal kurz George, der sich 38


ein Grinsen verkneifen musste, und rannte aus der großen Halle hinaus. Während George in Gelächter und anerkennendem Schulterklopfen ausbrach, starrte Fred ins Nicht und rieb sich dabei seine soeben geküsste Wange. Sein Herz klopfte wie verrückt.


Draußen in der Halle machte Kates Magen einen Salto und ihr Herz einen Hüpfer. Hatte sie das gerade wirklich getan? Sie musste verrückt sein. In der Eingangshalle sah sie Lupin, der auf sie wartete. Er sah, dass sie ziemlich aufgeregt war und lächelte sei beruhigend an.

„Na, bist du soweit?“

Kate nickte und betrachtete ihren Lehrer. Er sah sehr mitgenommen aus, mehr noch als sonst. Seine fast schon grauen Haare fielen ihm ins Gesicht, das müde und angespannt wirkte. Hatte ihn Mums Tod so mitgenommen?

Zusammen gingen sie über das Schulgelände hinunter zum Ausgang, vorbei an den grässlichen Dementoren, die wieder einmal Schauer über Kates Rücken liefen lassen. Dann zückte Lupin seinen Zauberstab und kurz darauf erschien der Fahrende Ritter.

Ernie Prang, der Fahrer und der Schaffner, Stan Shunpike, begrüßten die beiden und Stan bracht sie zu ein Paar Sesseln, in denen sie sich niederließen.

Die Fahrt dauerte gut eine Stunde, da noch andere Zauberer und Hexen im Bus saßen, die zur Arbeit oder sonst wohin mussten. Die beiden schwiegen fast die ganze Zeit, jeder ging seinen eigenen Gedanken nach.

Kates Gedanken streiften immer wieder zu Fred ab, sein Blick, sein Verhalten. Alles an ihm war toll. Dann unterbrach Lupin die Stille.

„Wie geht es dir?“

Sie sah ihn an und sagte dann:

„Eigentlich ganz gut. Danke, dass sie mich damals im Krankenflügel wieder aufgepäppelt haben. Ohne sie wäre ich vollkommen im Dunkeln versunken.“

„Gern geschehen, ich habe nur Tatsachen erläutert. Und ich glaube, dass ihr Freund, Fred Weasley, sie ebenfalls zurückgeholt hat.“

„Oh, er ist nicht mein Freund.“ Kate war wieder rot angelaufen, doch Lupin reagierte nicht darauf. Der Fahrende Ritter machte wieder einen Knall und nun ruckelte der Bus über die Londoner Hauptstraße.

„Nächster Halt: London, Nachlassgericht.“

Die beiden standen auf und verabschiedeten sich von Stan, der seine Mütze zog. Kaum waren Kate und Lupin auf die Straße getreten, knallte es laut hinter ihnen und der Bus war verschwunden. Durch die rucklige Fahrt war es Kate etwas schwindelig. Lupin führte sie zu einem großen Gebäude, auf dem groß in schwarzen Lettern: Nachlassgericht London stand.

Kate sah auf ihre Uhr, es war halb Eins. Sie waren genau pünktlich gekommen. Sie betraten das Gebäude und Lupin ging zu einem Schalter, an dem groß und breit das Wort: „Information“ geschrieben war.

„Guten Tag, wir haben hier um 13 Uhr einen Termin, es geht um das Vermächtnis von Jamie Anne Black Parker. Dies hier ist ihre Tochter, Katy Black Parker, und ich bin Remus John Lupin.“ Die rundliche Frau mit fetten, blonden Haaren sah die beiden durch eine dicke Hornbrille an, beendete scheinbar widerwillig ihr Nägelkauen und fing dann an, mit dicken, kleinen Wurstfingern in einem großen Heft zu blättern, wobei ihre langen, grellpinken Fingernägel über das Papier kratzen und Kate ein Schauer über den Rücken lief.

„3. Stock, melden Sie sich da mal an.“

Ihre Stimme klang mega gelangweilt und als Lupin sich bedankte, spielte sie schon wieder an ihren Nägeln herum.

Sie fuhren mit dem Aufzug, was Lupin als Zauberer nicht erschreckte, da es im Zaubereiministerium auch solche Aufzüge gab und dies nicht nur Muggelzeug war.

Oben angekommen ging Lupin zum nächsten Schalter und sie fanden das genaue Gegenteil vom Erdgeschoss wieder: Hier saß eine dünne, gut gelaunte, junge Frau, die sich gerade mit einem Mitarbeiter des Gebäudes unterhielt, wie man am Namensschild erkennen konnte.

Als sich Lupin näherte, betrachtete sie ihn von oben bis unten und fragte dann nach seinem Anliegen.

Lupin wiederholte sich und blickte dann fragend die junge Frau an, die ihn ununterbrochen anlächelte.

„Nun, da müssen Sie noch ein paar Minuten warten, Mr Summers ist noch in der Mittagspause. Setzten Sie sich doch dahinten auf die Stühle, ich sage Ihnen dann Bescheid, wenn er zur Verfügung steht.“ 39


Lupin nickte und er und Kate setzten sich auf zwei äußerst unbequeme Metallsitze.

„Da waren die Sitze im Fahrenden Ritter bequemer, trotz der ruckligen Fahrt.“ Murmelte Lupin und Kate nickte lächelnd. Dann warteten sie.

40


Kapitel 8


Nach einer Viertelstunde wurden Lupin und Kate von der Informationstante aufgerufen und in ein nahe liegendes Zimmer geleitet. Auf einer kleinen Metalltafel an der Tür stand: Raum 33, Summers. Das Zimmer war nicht sehr groß, eine Seitenwand bestand aus Fenstern, die die belebte Hauptstraße unter sich zeigten. In dem Raum war ein riesiger Schreibtisch, mit drei Stühlen davor. Hinter dem Tisch in einem gemütlich aussehenden Sessel saß ein kräftig gebauter Mann, kurz geschorenes, braunes Haar, braune Augen und einen schwarzen Anzug an. Dieser blickte auf, als die beiden eintraten und kam hinter seinem Tisch hervor. Kate sah sich weiter um. Es gab keine Pflanzen, nur ein alter, halb vertrockneter Blumenstrauß stand auf einem Regal, dass sich über die eine Wand erstreckte. Der Mann schüttelte zuerst Lupin die Hand, dann Kate. Daraufhin wies er sie mit einer Hand zu den beiden Stühlen und alle drei setzten sich. Der Mann natürlich wieder auf seinen gemütlichen Sessel. Er fing an zu reden:

„Guten Tag, ich bin Mr Summers. Gehen wir direkt zum formellen Teil über.“ Kate mochte ihn auf Anhieb nicht. Seine Augen huschten geschäftlich hin und her und er versuchte anscheinend, die Sache so schnell wie möglich zu beenden als ob es etwas Normales wie Brot backen wäre, einen geliebten Menschen zu verlieren.

„Hiermit eröffne ich die Testamentsverlesung zu Mrs Jamie Anne Black Parker, geboren am 29.08.1967 in Eastbourne, Großbritannien, bis zu ihrem Tode wohnhaft in Newton Alley Nr. 18, Basingstoke. Gestorben am 06.03.1994, Ursache: Brustkrebs. Ihr Testament hat sie am 22.11.1993 verfasst, im Besitz ihrer vollen geistigen Kräfte. Ich lese nun den Inhalt des Testamentes vor.“ Er machte eine kurze Pause und kramte in seinen weiteren Unterlagen. Währenddessen wischte sich Kate verstohlen die Tränen aus den Augenwinkeln. So direkt von Mums Tod vorgelesen zu bekommen, war seltsam. Sie schaute kurz zu Lupin hinüber, der seine Handkuppen aneinander gelegt hatte und seinen Kopf darauf ruhen ließ, währen er auf das weitere Geschehen wartete. Mr Summers ließ nicht lange auf sich warten.


Hiermit bestätige ich, Jamie Anne Black Parker, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte zu sein. Ich werde bald sterben, deshalb möchte ich all mein Vermögen an die einzige Person vererben, die mir noch geblieben ist: meiner Tochter Katy Black Parker. Ich vermache ihr mein Haus, meine Besitztümer, die sich dort befinden und alle Konten und Sparbücher, die ich bereits auf ihren Namen übertragen hab lasse. Des Weiteren habe ich ihr einen Brief hinterlassen, den sie mit Verlesung dieses Testamentes erhalten soll. Auch Remus John Lupin hinterlasse ich einen Brief, der auch ihm ausgehändigt werden soll.

Das vorläufige Sorgerecht über meine Tochter vermache ich ebenfalls Remus John Lupin, sofern dieser damit einverstanden ist und auch meine Tochter nichts dagegen einzuwenden hat. Sobald mein Mann Sirius Black endlich wieder zu seiner Glaubwürdigkeit zurückgefunden hat und vom Gesetz freigesprochen wird, wird das Sorgerecht auf ihn übertragen.

Unterzeichnet: Jamie Black Parker


Kate liefen Tränen über die Wangen. Sie glaubte auch kurz vor ihrem Tod noch an Dads Unschuld, sie durfte ihre Mum nicht enttäuschen und ebenfalls immer an ihn glauben. Das war sie ihr schuldig. Lupin starrte zu Boden. Er sollte ihr Vormund werden? Er war Dads bester Freund gewesen, aber so nahe stand sie ihm doch gar nicht. Bevor Kate weiter grübeln konnte, stand Mr Summers auf und überreichte sowohl Kate als auch Lupin einen Briefumschlag.

Weitere Tränen schossen dem Mädchen in die Augen, als sie Mums Lieblingsbriefpapier erkannte. Sie nahem den Brief zitternd entgegen und schaute auf ihn hinab, als wäre es ihr wertvollster Besitz.

Dann sagte Summers etwas, was Kates Herz noch schneller schlagen ließ:

„Mr Lupin, werden Sie das Amt, dass ihnen aufgetragen wurde, übernehmen und Miss Black Parkers neuer Vormund sein?“

Kate hielt den Atem an. Würde er es tun?

Dann nickte Lupin, zuerst langsam und unmerklich, dann immer heftiger.

„Ja, das werde ich. Wenn es der letzte Wunsch ihrer Mutter war, kann ich diesem nichts entgegensetzen.“ Dann musste Lupin auch noch ein Formular unterschreiben, dass auch Kate vorgesetzt bekam. Auf dem 41


Blatt stand: Einwilligung über das Recht der Vormundschaft. Mit zitternder Hand unterschrieb auch sie und richtete sich dann wieder auf.

Lupin, der seinen Brief in seinen Overall gesteckt hatte, schüttelte Summers die Hand zur Verabschiedung und wandte sich zum Gehen. Auch Kate steckte nun den Brief in ihre Tasche, streckte dem unwirschen Mann die Hand entgegen und wischte sich mit der anderen die Tränen aus den Augen. Dann murmelte sie höflich ein Dankeschön und eilte Lupin entgegen, der ihr die Tür aufhielt.

Draußen nickte Lupin noch einmal höflich der dünnen Mitarbeiterin zu, die hinter ihrem Tresen hockte und sich höchstinteressiert mit jemandem am Telefon unterhielt.

Während Kate und Lupin auf den Aufzug warteten, traute sie sich nicht, zu dem Mann hoch zu blicken, der von nun an ihr Vormund sein würde. Sie wusste nicht viel über ihn. Würde sie es jemals annehmen können?

Im Aufzug und auf dem Weg in eine einsame Seitengasse, wo Lupin mit einem Schlenker seines Zauberstabes des Fahrenden Ritter bestellte, redeten sie kein Wort miteinander.

Stan war überrascht, sie so schnell wieder zu sehen, geleitete sie aber gerne und redefreudig zu ihren Plätzen.

„Hier könnt ihr euch hin setzen. Macht drei Sickel pro Nase. Hat ja nich lange gedauert, was ihr in London vorhattet, was? Is ja grad mal zwei Stunden her. Wo wart ihr denn, wenn man mal so fragen darf?“ Kate sah auf die Uhr. Es war wirklich erst halb Drei. Ihr kam es vor, als ob die Testamentsverlesung viel länger gedauert hätte.

„Wir hatten geschäftlich zu tun.“ Sagte nun Lupin, zwar freundlich, aber bestimmt, so dass auch Stan mekrte, dass er nicht mehr weiterfragen sollte. Daher murmelte er nur was von wegen „wenn was is, könnt ihr euch melden.“ Und verschwand nach vorn.

Nun sah Lupin Kate an.

„Was sagst du dazu?“

Sie wusste, was er meinte, sie hatte sich, seitdem sie aus dem Gebäude getreten waren, nichts anderes gefragt.

„Ich weiß nicht. Ich kenne Sie nicht besonders gut, Professor, aber Sie waren der beste Freund meines Vaters, deshalb vertraue ich Ihnen. Auch wenn Sie vielleicht nicht mehr hinter ihm stehen sollten, kennen Sie ihn besser als ich ihn wohlmöglich jemals kennen werde. Deshalb denke ich, dass das alles schon irgendwie klappen wird.“

Lupin dachte kurz nach und nickte dann.

„Ja, ich schätze, du hast Recht. Du hast den Glauben an deinen Vater nicht verloren, ich kenne ihn sehr gut.

Vielleicht ist das eine perfekte Ergänzung. Und da wir das geklärt hätten, bin ich ab jetzt Remus für dich, natürlich nicht unbedingt im Unterricht, okay?“

Kate lächelte. Vielleicht würde das ja wirklich etwas werden.

„Okay, einverstanden.“

„Das heißt auch, dass wir uns jetzt beide vertrauen können, nicht wahr?“ Remus schaute Kate forsch an. Diese nickte, etwas unsicher, was jetzt folgen würde. Dieser seufzte und sah direkt einige Jahre älter aus, als er eh schon aussah.

„Ich will dir nichts verheimlichen und auf das, was ich dir jetzt erzähle, würdest du eh früher oder später kommen. Als ich ganz klein war, ist etwas passiert, was mein gesamtes Leben verändert hat. Aufgrund dieser Tatsache sehe ich älter aus, als ich bin, ich bekomme so gut wie keine Stelle mehr, weshalb es auch unter uns bleiben muss, sonst bin ich meinen Job schneller los als mir lieb ist.“ Nun machte er Kate aber neugierig. Was meinte er damit?

„Nun, als ich ein kleiner Junge war, wurde ich von einem Werwolf gebissen. Was das heißt, weißt du ja, schließlich hat Snape vor einigen Montan genau das mit seinem Vertretungsunterricht bewirken wollen, das es einer von euch herausfindet und mich anschwärzt.“

Kate stockte der Atem. Ein Werwolf? Hunderte von Fragen drangen mit Gewalt in ihren Schädel ein, die sie am liebsten alle zugleich stellen wollte. Genau dass schien Remus zu befürchten, denn er sagte schnell:

„Bevor du mit deinen Fragen anfängst, hier eine kleine Zusammenfassung: Dumbledore und die anderen Lehrer wissen Bescheid, Snape braut mir jeden Monat einen Wolfsbann Trank, damit ich mich verwandeln kann, ohne jemanden angreifen zu wollen und ja, ich war auch damals in der Schule schon ein Werwolf. Doch da wussten es nur die Lehrer, Sirius, James und Peter. Hast du sonst noch Fragen?“ Kate war verblüfft über diese Ehrlichkeit, die Remus ihr sofort rüberbrachte. Sie sah ihn an und sagte dann 42


leise:

„Wie ist das in den Ferien? Wo wohne ich da?“

Remus sah sie lange schweigend an, doch bevor er antworten konnte, knallte es und der Fahrende Ritter ratterte über die Straßen von Hogsmeade. Die beiden wurden von Stan geholt und stiegen aus. Schweigend gingen sie nebeneinander her zum Schloss hinauf.


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Kate kam gerade rechtzeitig zur zweiten Stunde von Zaubertränke, was sie nicht gerade erfreute. Sie hatte aus dem Schlafsaal ihre Utensilien geholt und war zum Kerker geschlendert, so langsam wie möglich. Doch dennoch war noch eine halbe Stunde der Zeit übrig und schweren Herzens klopfte sie an die Kerkertür.

Drinnen hörte das Stimmengemurmel sofort auf und Snapes glatte Stimme rief laut und schnarrend:

„Herein.“

Mit klopfenden Herzen öffnete Kate die Tür, sie erwartete das Schlimmste. Und sofort wetterte Snape los:

„Wo warst du, Parker? Denkst du, du hast es nicht nötig, zu meinem Unterricht zu erscheinen? Das sehen deine Noten aber anders. Du bist in letzter Zeit ziemlich abgesunken.“ Kate sah ihn trotzig an und sagte dann mit klarer Stimme, die im Kerker widerhallte:

„Tut mir Leid, Sir, aber wie Sie bestimmt erfahren haben, ist meine Mutter vor einigen Wochen gestorben, woraufhin ich heute zur Testamentsverlesung geladen war. Und wenn Sie mir nicht glauben wollen, dann fragen sie Professor Lupin, er war dabei.“

Und sie stolzierte auf ihren Platz. Snape war zum ersten Mal sprachlos. Dann sammelte er sich wieder und sagte unwirsch:

„Mir ist es egal, Miss Parker, was sie in ihrer Freizeit machen, ob Sie auf Beerdigungen, auf Hochzeiten oder Testamentsverlesungen sind, wobei ich mir das Begräbnis ihres Vaters als recht belustigend vorstelle. In meinem Unterricht haben Sie dennoch etwas abzuliefern, es sei denn, Sie wollen meinen Kurs nicht schaffen.“ Wütendes Stimmengemurmel erhob sich im Kerker. Die Gryffindors hassten alle Snape wie die Pest, aber auch noch ein Mädchen herunter zu machen, die gerade ihre Mutter verloren hatte, war das allerletzte und schürte ihren Hass nur noch mehr. Kate versuchte krampfhaft, ihre Wut hinunter zu schlucken. Sie war nicht sauer wegen dem Spott über ihre Mum, denn von so einem wie Snape ließ sie sich so etwas nicht sagen. Doch die Bemerkung über Sirius, machte sie umso wütender. Wie konnte er es wagen?

Sie funkelte ihn böse an, drehte sich einfach um und ging zu ihrem Platz. Dies war allerdings ein Verhalten, was Snape überhaupt nicht mochte. Er war kurz vor dem Ausrasten und ging hinter Kate her, die sich auf ihren Platz gesetzt hatte. Dort baute er sich zu seiner vollen Größe auf und sagte mit beherrschter Stimme, die allerdings schon leicht zitterte:

„Wie können Sie es wagen, viel zu Spät in meinem Unterricht zu erscheinen, Unruhe zu verbreiten und sich dann auch noch so frech auf Ihren Platz zu setzen? Das würden Sie sich nicht wagen, wenn Sie nicht durch Ihre dämlichen Klassenkameraden unterstützt würden. Aber die kennen ja auch noch nicht Ihr kleines Geheimnis, nicht wahr?“

Kate bekam Angst. Würde Snape so weit gehen und allen anderen verraten, dass Sirius ihr Vater war? Das könnte noch nicht einmal Snape, oder etwa doch? Innerlich wusste sie bereits, dass er es tun würde, wenn sie nicht einschreiten würde. Sie senkte den Kopf und sagte dann mit leiser Stimme:

„Es tut mir Leid, Sir, ich bin untröstlich, doch verstehen Sie bitte, dass ich einfach nur traurig wegen meiner Mum bin.“

So schwer es Kate gefallen war, diese Worte auszusprechen, auf den Boden zu gucken war eine gute Strategie, um Snape nicht ihren Hass, der auf ihr Gesicht gezeichnet war, sehen zu lassen. Dieser drehte sich nun langsam um und ging langsam nach vorne. Dort drehte er sich um und Kate hoffte, dass er sie nicht weiter beachten würde. Doch auf so etwas hatte Snape anscheinend nur gewartet. Auf seinem Gesicht spiegelten sich der Hass und die Manie wider, die Kate erahnen ließen, dass es noch nicht vorbei war und sie sich nun großen Ärger eingehandelt hatte.

Snape lächelte böse und sagte dann:

„Ihr schaut alle so fasziniert zu eurer Mitschülerin, wisst ihr den nicht, was sie für ein schreckliches Geheimnis birgt? Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen. Da Parkers Mum tot ist, wird sie es ja eh nicht mehr interessieren, ob es ihre Tochter, die sie mit diesem Schweinehund gezeugt hat, gut oder schlecht 43


geht…“

Kate sprang auf und rief laut:

„Halten Sie den Mund!“

In der Klasse war es totenstill, es schien, als ob alle die Luft anhielten. Kate liefen die Tränen über die Wangen, sie bebte vor Wut. Wie konnte er es nur wagen? Lehrer hin oder her, sie war so voller Emotionen, dass sie nichts anderes machen konnte.

Darauf hatte Snape gewartet.

„Nachsitzen, Parker.“

Er drehte sich um und fing an, etwas an die Tafel zu schreiben. Kate schnappte sich ihre Sachen und marschierte schnurstracks auf die Kerkertür zu. Snape drehte sich überrascht um und rief:

„Wenn Sie das jetzt tun, brauchen Sie gar nicht erst wieder kommen!“ Doch Kate war es egal. Im Gegenteil, sie rief zurück:

„Heißt das, ich muss auch nicht zum Nachsitzen kommen?“, drehte sich um und knallte die Türe hinter sich. Es hatte sich mutiger angehört, als sie sich fühlte. Nun konnte sie sich nicht mehr halten. Sie lief noch schnell um die nächste Ecke, damit Snape sie nicht sah, falls er noch einmal hinausschaute und brach dann zusammen. Schluchzend lag sie in einer Ecke und wurde von immer neuen Krämpfen durchschüttelt.

So wurde sie einige Minuten später von Remus gefunden. Er half ihr ohne Worte wieder auf den Boden und führte sie die Treppen hoch in sein Büro. Dort drückte er sie sanft auf einen Stuhl und brachte ihr ein Stück Schokolade, was sie entgegennahm, jedoch in der Hand behielt. Nach gut zehn Minuten hatte sie sich langsam beruhigt. Remus, der neben ihr hockte, sah sie beruhigend an. Als er sah, dass es ihr wieder besser ging, stand er auf und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Er schaute Kate mit fast schon wehleidigem Gesichtsausdruck an und sagte dann müde:

„Was hat Snape gesagt?“

Verwundert darüber, dass er wusste, woher sie gekommen war, was sie allerdings auf die simple Tatsache zurückführte, dass er sie in der Nähe von Snapes Kerker gefunden hatte, sagte sie leise:

„Er wollte den anderen verraten, dass Sirius mein Vater ist. Und er hat Mum und ihn schrecklich beleidigt.“ Sie erzählte Remus alles, was Snape von sich gegeben hatte, und ließ auch nicht ihre Antworten aus. Als sie beendet hatte, sah ihr Vormund sie schweigend an, dann sagte er:

„Du weißt, dass du das nicht hättest tun dürfen?

Sie nickte.

„Aber er hätte beinahe alles verraten, Prof… Remus.“

Dieser schaute sie überrascht, aber dann sanft an und sagte dann:

„Ich weiß, dass es nicht einfach ist, Snape gegenüber ruhig zu bleiben.“

„Aber er hat von Dingen geredet, von denen er keine Ahnung hat!“ Nun musste Remus seltsamerweise grimmig lächeln.

„Nun, da irrst du dich. Er hatte weiß Gott viel mit deinem Vater zu tun.“ Kate sah Remus interessiert an.

„Damals in der Schule waren Sirius und James die beliebtesten und besten Schüler von Hogwarts gewesen.

Im Gegensatz zu Severus. Er war von allen gemieden und geächtet, hatte nicht viele Freunde. Dein Vater und James waren leider der Ansicht, dass man Severus öffentlich quälen müsste, schon allein der Aufmerksamkeit wegen, die sie dadurch bekamen. Dies war eine der Eigenschaften, die ich an Sirius und James nie gemocht hatte.“

Kate dachte lange über das eben Gesagte nach und wusste nicht, was sie davon halten sollte. Dann lachte sie laut auf.

„Kein Wunder, dass Snape mich noch nie mochte.“

„Ja, das ist einer der Gründe, warum er auch Harry verachtet und hasst.“ Die beiden saßen jetzt noch einige Minuten beieinander und unterhielten sich. Dann hörten sie Fußgetrappel. Der Unterricht schien zu Ende zu sein.

„Nun, ich schätze, du hast bestimmt Hunger, nicht war? Dann geh doch los und wir sehen uns später in der großen Halle. Und die Schokolade solltest du auch essen, wenn sie nicht schon längst geschmolzen ist.“ Kate nickte, sah in ihre Hand hinunter und blickte auf eine völlig verschmierte Hand hinunter. Sie nahm dankbar ein Taschentuch entgegen, wischte sich damit sauber und ging aus dem Büro ihres Vormundes, 44


grübelnd. Sie lief schnell in den Gemeinschaftsraum, wo außer ein paar Nachzüglern schon alle Richtung Abendessen verschwunden waren. Oben im Schlafsaal angekommen, setzte sich Kate aufs Bett und wollte sich gerade umziehen, als ihr siedend heiß der Brief einfiel, den sie ja immer noch in der Tasche hatte. Wie hatte sie den nur vergessen können?

Schnell holte sie ihn aus ihrer Tasche hervor, doch ihre Bewegungen wurden langsamer. Was wohl in dem Brief stand? Ein paar Minuten lang starrte das Mädchen nur auf den Brief, dann öffnete sie ihn mit fahrigen Fingern.

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Kapitel 9


Kapitel 9


Remus sah Kate hinterher, während sie aus seinem Büro ging und holte dann langsam aus seinem Umhang, den er mittlerweile wieder angezogen hatte, den Brief von Jamie heraus.

Er hatte ihn oft gelesen und kannte ihn mittlerweile auswendig, doch dennoch faltete er ihn erneut auseinander und las ihn.


Liebster Remus,


wie du durch diesen Brief unmissverständlich weißt, ist, dass ich tot bin. Ich wende mich an dich, weil ich eine große Bitte habe: Du bist der einzige von Sirius´ Freunden, der noch am leben ist und dem ich immer vertraut habe, genau wie Sirius dir vertraut hat. Ich danke dir für deine häufigen Besuche bei mir, auch Kate sie nicht mitbekommen hat, da sie nichts davon wissen sollte, dass es etwas wie Zauberei gibt. Dafür danke ich dir. Und die Bitte, die Vormundschaft für Kate zu übernehmen, hatte ich schon lange und wir beide haben auch schon oft darüber geredet. Ich weiß, dass du nicht recht begeistert von der Idee warst, weil du befürchtest, dass du Kate gefährden könntest, da du ein Werwolf bist. Aber glaube mir, du würdest Sirius und mir einen riesigen Gefallen tun. Und wenn du es nicht für den Sirius tust, dem du nicht mehr vertraust, dann tu es für den Sirius, der einst einer deiner besten Freunde war!

Tu es für mich. Für Kate. Sie soll nicht alleine dastehen. Ich habe keine anderen Verwandten mehr, wie du weißt. Außer einer alten Großtante in Deutschland, die aber ebenfalls wie ich eine Muggel ist und da soll Kate nicht aufwachsen.

Wenn eines Tages Sirius Unschuld erwiesen ist, hoffe ich, dass du ihn dann wieder deinen Freund nennen kannst.


In großem Dank

Jamie Anne


Remus schaute vom Brief auf und seufzte. Er wünschte, er könnte Sirius noch vertrauen. Doch er war es seinem alten Freund schuldig, ob er jetzt gut oder böse war, dass er sich um seine einzige Tochter kümmerte.


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Währenddessen im Schlafsaal der Gryffindors.


Liebste Tochter,


Wenn du diesen Brief hier ließt, werde ich nicht mehr da sein. Das tut mir wirklich sehr Leid. Ich wünschte mir, ich könnte deinen Schulabschluss mitbekommen, deinen ersten Kuss, deinen Beruf. Meine Enkel. Ich habe mir immer sehnsuchtsvoll gewünscht, dass du, dein Vater und ich uns eines Tages wieder in die Arme schließen können. Daraus wird wohl nichts, aber gräme dich nicht, Schatz, ich weiß, dass der Tag kommen wird, an dem dein Dad wieder frei auf die Straße treten kann, dich im Arm, und mit seinem Lächeln Frauen den Hals verdrehen wird, genau, wie er es bei mir damals auch getan hat. Wenn du Sirius siehst, gibt ihn den zweiten Brief in dem Umschlag. Und eines vergesse bitte niemals: dein Vater ist und bleibt unschuldig! Was auch immer damals geschehen ist, er hätte niemals jemanden getötet!

Das ist einer meiner letzten Wüsche und Bitten, doch ich habe noch andere: Ich möchte, dass du glücklich bist! Lebe deinen Traum, dir steht alles offen. Lasse dich nicht von deiner Trauer ablenken. Du wirst mich eines Tages wieder sehen, da bin ich vollkommen überzeugt von. Bleib wie du bist, fröhlich, munter, aufgeweckt und herzensgut. Bei Remus bist du gut aufgehoben, ich hoffe, ihr nimmt die Vormundschaft beide an.

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Dass ich dich so früh verlassen muss, schmerzt mich am meisten. Bitte verzeihe mir.


Deine dich liebende Mum


Tränen liefen ihr die Wangen hinunter, als Kate den Brief wieder und wieder las. Er war so schön und aus dem Herzen geschrieben, so etwas konnte nur ihre Mum. Dann erinnerte sie sich an einen Satz und schaute in dem Briefumschlag nach, und siehe da: ein zweiter, kleinerer Brief war dort drinnen. Kate nahm ihn heraus, SiriusŃame stand drauf. In ihr stieg das Verlangen, den Brief zu öffnen, doch sie riss sich zusammen. Der Brief ist für Dad. Und er wird auch derjenige sein, der ihn zu lesen bekommt. Mit dem Gedanken stand sie auf, legte Mums Briefe wieder in den Briefumschlag, und zusammen mit dem Brief von Sirius landeten die Briefe auf dem Bett. Dann zog sich Kate um, steckte die Briefe wieder in ihren Umhang und ging hinunter zum Abendessen.


Kate kam ziemlich spät und alle anderen Schüler und Lehrer waren schon versammelt und machten sich über die leckeren Speisen her. Das Mädchen schaute suchend am Gryffindor Tisch um und entdeckte bald die Beiden, die sie gesucht hatte.

George schob sich schon einige Hähnchenflügel in den Mund, doch Fred saß vor seinem leeren Teller und schien auf etwas zu warten. Kates Herz macht einen gewaltigen Hüpfer, als sie ihn sah und beschleunigte ihre Schritte. Als sie hinter ihm stand, hatten die Beiden sie noch nicht bemerkt. Sie beugte ihren Kopf zwischen die Zwei und sagte laut:

„Hey ihr!“

Die Überraschung zeigte Wirkung. George verschluckte sich an seinem Hühnchen und fing an zu husten, während er rot anlief. Fred zuckte so sehr zusammen, dass er fast vom Stuhl rutschte und sah Kate dann mit gemischten Gefühlen an.

„Sag mal, bist du verrückt? Du kannst mich doch nicht so erschrecken, nachdem ich sogar mit dem Essen auf dich gewartet habe!“

Kate schaute ziemlich schuldbewusst drein, als George es schaffte, sie von dem letzten Rest Huhn zu befreien und hustend sagte:

„Von wegen, er hat schon den Nachtisch probiert.“

Sie mussten alle lachen und Kate zwängte sich zwischen die beiden, darauf bedacht, nicht zu nah an Fred heranzukommen, er sollte ja nicht falsches von ihr denken. Etwas rot im Gesicht saß sie dann dort, rechts neben ihr Fred, links neben ihr George, der immer noch puterrote Ohren hatte und hustete.

Jetzt sah Fred sie mit ernstem Blick an und sagte:

„Na dann, schieß mal los!“

Kate sah ihn verwundert an, so würde er doch sonst nicht fragen, wenn es um so etwas Wichtiges ging.

Doch Fred begriff schnell und fügte rasch hinzu:

„Nein, das mein ich nicht. Aber Ron erzählte grade, du hättest es geschafft, Snape so richtig zum Kochen zu bringen.“

„Oh, das.“

Kate sah mit vernichtendem Blick zu Ron hinüber, der sie unschuldig anblickte.

„Ron sagte, du hättest dich einfach umgedreht und wärest gegangen, stimmt das? Das ist klasse, das hat sich noch keiner gewagt, nicht einmal einer von uns.“

George schlug ihr anerkennend auf die Schulter. Unwillkürlich musste Kate nun doch grinsen. Dann wurde sie wieder ernst, nahm sich etwas von der Kürbispastete und fing hungrig an zu essen. Sie hatte seid heute Morgen nichts mehr in den Magen bekommen, fiel ihr gerade auf.

Nach dem Essen gingen die drei nach oben in den Gemeinschaftsraum und Fred und George mussten noch Hausaufgaben erledigen. Auch Kate erkundigte sich bei Hermine, was sie heute verpasst hatte.

Nach gut zwei Stunden schmiss Fred sein Buch weg.

„Ich kann nicht mehr“, stöhnte er und ließ sich im Sessel, in dem er saß, zurückfallen und schloss die Augen. Kate, die sich mit Hermines Aufzeichnungen neben ihn gesetzt hatte, wurde halb von ihm erdrückt.

Doch seltsamerweise fand sie es nicht schlimm, sondern genoss es, Freds Schulter an ihrer lehnen zu haben und seinen Puls zu spüren. Auch er schien nicht abgeneigt zu sein. Er schaute zu ihr hinunter, da er einen Kopf größer war, grinste und schnappte sich Hermines Aufzeichnungen. Sie protestierte und wollte die Zettel 47


wieder haben, doch Fred hielt sie am Arm fest, während er mit der anderen die Unterlagen betrachtete.

„Puh, sieht das langweilig aus.“

„Gib sie her, du Blödmann!“

Kate musste grinsen, denn genau dieselbe Meinung hatte sie auch von den Texten, die sich mit Trollkriegen im 17. Jahrhundert beschäftigten. Doch sie kabbelte sich gerne mit dem Zwilling und so versuchte sie weiterhin, ihm die Zettel abzunehmen. Sie riss sich los und stürzte sich auf Fred drauf, der stöhnend nach unten sackte und übertrieben schmerzvoll aufjammerte.

„Au, runter, du bist viel zu schwer.“

Kate gab einen empörten Lau von sich und fiel Fred von hinten um den Hals, um ihn zu würgen. So saßen sie dann da, ineinander verknotet und atmeten schwer.

„Ich würde sagen, Gleichstand.“

Kate grinste und ließ etwas lockerer. Doch loslassen wollte sie ihn nicht. Sie hielt immer noch ihre Arme um seinen Hals, wenn nun auch lockerer und legte den Kopf auf seine linke Schulter.

„Du bist doch doof.“

Er drehte den Kopf zur Seite, um ihr in die Augen zu sehen und erwiderte leise:

„Du nicht.“

Sie sah ihm tief in die Augen und ihr Herz klopfte so laut, dass Fred es bestimmt hören konnte. Kates Hände wurden feucht und sie lief etwas rosa an. Auch Fred lief es kalt den Rücken hinab. Er spürte Kates Oberkörper an seinem Rücken, ihre Hände umklammerten seine Schultern und umarmten ihn sanft, Ihre Augen waren unglaublich schön und ihr Mund so unglaublich nah. Sollte er es wagen? Er lächelte leicht und sie erwiderte es liebevoll. In Kates gesamten Körper kribbelte es und ihr wurde schwindelig, als Fred in Zeitlupe näher an ihr Gesicht heran kam. Ihr Blick zuckte zu seinem Mund, der leicht zitterte, genau wie sie.

Ihr schlug das Herz bis zum Hals, ihre Ohren waren von einem undurchdringbaren Rauschen erfüllt. Fred kam noch näher.

Knall. Kate schreckte zurück und sah, dass irgendein Zweitklässler scheinbar versucht hatte, seine Kröte zu verwandeln. Jetzt klebten überall rotgrüne Fetzen, an Wänden, Sessel und Schülern. Mädchen fingen an zu kreischen, Jungen an zu meckern. Das Kind, dem die Kröte gehört hatte, fing an zu heulen.

Kate und Fred sahen sich verlegen und, Fred hustete und Kate nahm sich die Unterlagen, stand auf und brachte sie wieder zu Hermine zurück.

Später, es war schon gegen 23 Uhr, waren nur noch wenige Schüler im Gemeinschaftsraum. Auch die Zwillinge und Kate saßen noch da.

„Wie war es eigentlich heute in London?“

George sah Kate vorsichtig an. Vielleicht wollte sie ja nicht darüber sprechen. Doch sie nickte und sagte dann:

„Remus und ich kamen in London an und mussten erst einmal länger warten.“ Als sie sah, dass die beiden sie seltsam anguckten, wusste sie nicht, ob sie was Falsches gesagt hatte.

„Was?“

„Seid wann duzt du Professor Lupin?“

„Oh. Na ja, das kommt noch.“

Und sie erzählte weiter, ließ allerdings alles weg, was mit Dad zu tun hatte. Nach gut 15 Minuten war sie fertig, sie hatte auch teilweise erzählt, was in dem Brief drin stand. Die Zwillinge sahen sie danach schweigend an und dann sagte George:

„Krasse Sache.“

„Wusste gar nicht, dass Lupin und deine Mum so gut befreundet waren.“ Sie redeten noch einige Zeit über die Testamentsverlesung, während Kate neben Fred im Sessel saß und müder und müder wurde. Schließlich ging sie ins Bett.

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Kapitel 10


Kapitel 10


Ein paar Tage vor Beginn der Osterferien stand Kate vor ihrem Kasten mit Flubberwürmern in Pflege magischer Geschöpfe. In Gedanken war sie weit weg. Bei ihrer Mum. Glücklicherweise waren sowohl die Flubberwürmer als auch Hagrid zu beschäftigt, um sich darum zu kümmern, was das Mädchen machte. Die Würmer waren dabei, sich selber zu verspeisen und Ron, Harry, Hermine und Hagrid waren im Gespräch vertieft. Da ihr Kasten direkt neben dem der drei anderen stand, konnte sie die Unterhaltung mitverfolgen.

„Sie können ihn nicht verurteilen, Hagrid!“

„ś ist alles meine Schuld. Ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte. Alles, was du für mich aufgeschrieben hast, Hermine, ich hab die Zettel immer fallen Lassen. Und als Lucius Malfoy dann anfing zu sprechen, war eh alles verloren.“

Es ging um den Hippogreif Seidenschnabel, der am Anfang des Schuljahres Draco verletzt hatte, da dieser Hagrids Anweisungen nicht gefolgt war. Demzufolge war er selber Schuld. Doch Seidenschnabel sollte anscheinend dennoch getötet werden.

Nach dem Unterricht ging Kate schnurstracks Richtung Innenhof, da sie dort mit den Zwillingen verabredet war. Fast angekommen hörte sie ein Klatschen. Verwundert drehte sie sich um und sah Hermine, die wutentbrannt vor Malfoy stand und ihm anscheinend eine geklatscht hatte. Dieser schaute sie angsterfüllt an.

Kate drehte sich um. Geschah ihm doch nur Recht. Fred und George warteten schon auf sie. Bei ihnen angekommen setzte sie sich zu ihnen und sie hatte gerade zu Ende erzählt, was sie beobachtet hatte, als sie schnelle Schritte hörten.

Malfoy kam mit seinem Gefolge Crabbe und Goyle auf sie zu. Er rieb sich zornentbrannt seine Wange, die noch ziemlich errötet war. Doch als er die drei entdeckte, fand sich sein altes, überhebliches Grinsen wieder ein.

„Malfoy, verschwinde. Oder soll ich dir auch noch eine Ohrfeige verpassen?“ Die drei lachten und Malfoys Grinsen wurde von seinem Gesicht gewischt. Er funkelte die Zwillinge böse an, die ihn angrinsten. Dann sah er zu Kate. Sein Blick war hinterhältig. Er schien etwas vor zu haben.

„Warum gibst du dich eigentlich mit denen ab, Parker? Ich mein, du stammst schließlich aus einer bedeutenden, reinblütigen Zaubererfamilie. Wieso bist du eigentlich nicht in Slytherin, wie all deine Vorfahren? Wenn ich es mir Recht überlege, sind wir beide sogar verwandt. Pff, und so etwas gibt sich mit diesen Blutsverrätern ab.“

Fred und George standen wutentbrannt, jedoch verunsichert, auf.

„Was meinst du damit, Malfoy?“

„Ach, hat sie es euch denn nicht erzählt?“

Nein. Bitte tu das nicht. Katy flehte innerlich, dass Malfoy nicht weiter redete und sah ihn flehend an.

Doch es half nichts, sondern ermutigte Malfoy sogar noch, weiter zu sprechen. Fred und George sahen ihre Freundin irritiert an. Was meinte Malfoy? Kates Herz klopfte bis zum Hals. Nein, bitte nicht. So sollten die beiden es nicht erfahren.

„Habt ihr euch noch nie gefragt, was das B in dem Namen Katy B. Parker soll?“ Malfoy drehte sich fast schon gelangweilt zu Kate um und sagte:

„Ich versteh dich nicht. Auf so jemanden kann man doch stolz sein. Er will schließlich Potter töten.“ Er lachte laut auf.

„Kate, was meint der Spinner?“

George sah sie immer noch irritiert an, doch Fred begriff langsam.

„Du meinst... du hast doch etwas mit Sirius Black zu tun?“ George sah erst seinen Bruder, dann Katy ungläubig und verwirrt an. Malfoys Augen blitzten, als er mit gemeinem Grinsen sagte:

„Natürlich, ihr Idioten. Sirius Black ist ihr Vater!“

Stille. Kates Puls schlug so schnell, dass sie der Überzeugung war, dass die fünf Jungs um sie herum es hören mussten. Sie war aschfahl im Gesicht und blickte in die Gesichter der anderen. Malfoy grinste 49


heimtückisch, George schaute sie immer noch mit ungläubigen Blick an und in Freds Augen sah sie etwas, was sie völlig zusammenbrechen ließ: Zweifel.

„Stimmt das?“

Sie sah ihn an, ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie nickte. Mehr konnte sie nicht tun.

Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und rannte los. Alles um sie herum war verschwommen, alles drehte sich. Doch sie lief weiter. Ihre Füße trugen sie wie gewohnt an ihren Lieblingsplatz, auf dem Turm.

Dort verweilte sie mehrere Stunden, bis es dunkel und kalt wurde. Sie hoffte, ja sie flehte mit aller Kraft, dass Fred sie hier oben finden würde und sie alle Zweifel aus der Welt schaffen könnten. Doch er kam nicht.

Würde er sie jetzt im Stich lassen? Sie hatte es ihm erzählen, ja, ihm alles beichten wollen, doch nachdem Dad auch noch Ron angegriffen hatte, hatte sie es nicht einfach nicht gekonnt. Fred und George hätten sie dafür verantwortlich gemacht. Sie hätten sie wohlmöglich nie wieder angeblickt. Auch sie wusste nicht, warum Dad das getan hatte, und langsam wusste sie überhaupt nicht mehr, was sie denken sollte. Mum hatte sie immer wieder aufgebaut, wenn sie Kummer uns Sorgen hatte. Doch sie war nicht mehr da. Es gab niemanden, der Kate verstehen konnte. Niemanden. Was war jetzt mit ihrer Freundschaft? Warum hatte sie nicht auf Remus gehört und Fred und George alles erzählt? War es jetzt zu spät? Vielleicht wollten die beiden ja nichts mehr mit ihr zu tun haben. Während sie in solchen düsteren Gedanken schwelgte, fiel sie in unruhigen Schlaf.

Gegen Mitternacht schreckte sie auf. Ihr war eiskalt, ihre Arme und Beine fühlten sich taub an. Dann hörte sie Schritte.

Ein Hoffnungsschimmer jagte durch ihren Körper.

„Fred?“ fragte sie zaghaft. „Bist du das?“

Doch es war nicht Fred. Es war auch nicht George. Es war wieder einmal Remus, der vor ihr stand. Er blickte sie fragend und traurig an. In der Hand hielt er die Karte des Rumtreibers, die er nun in seinem Umhang gleiten ließ.

„Hallo, Kate. Bitte komm da runter, du holst dir ja noch den Tod.“ Sie erhob sich, nun am ganzen Körper zitternd, und stieg das Dach hinab. Unten angekommen, konnte sie Remus nicht ins Gesicht schauen, sondern starrte nach unten auf den Boden. Er hatte ihr auch geraten, es den beiden zu erzählen.

Remus legte seinen Arm an ihre Schulter und führte sie zu seinem Büro. Dort zündete er Kerzen an und wies sie zu einem Stuhl, auf den sie sich, immer noch zitternd, fallen ließ.

„Nun, als ich eben auf diese wunderbare Karte blickte, sah ich dich, ganz alleine, auf dem höchsten Turm von Hogwarts. Was glaubst du, habe ich wohl gedacht, was du da suchen könntest?“ Kate blickte auf und sah in Remus´ Gesicht. Es war von Sorgenfalten durchfurcht. Er hatte doch nicht etwa gedacht, sie würde springen? Bei dem Gedanken daran lief es ihr kalt den Rücken hinunter. Bevor sie jedoch noch weiter darüber nachdenken konnte, sprach ihr Vormund weiter.

„Was ist heute passiert?“

Sie sah verwundert auf. Was meinte er?

„Du warst nicht in meinem Unterricht und von den Zwillingen erfuhr ich danach, dass du verschwunden seiest, nachdem Draco Malfoy die beiden mit der Wahrheit konfrontiert hatte. Stimmt das?“ Kate nickte. Ihr Blick war wieder nach unten gewandert. Jetzt beugte sich Remus nach vorne und sie sah unwillkürlich auf.

„Warum? Warum wussten die beiden es nicht? Ich denke, sie sind deine besten Freunde? Ich dachte wirklich, dass dein Vertrauen in Sirius so weit geht und ebenfalls in die beiden Jungs, dass du es ihnen jetzt, wo schon Jamie nicht mehr da ist, als deine besten Freunde, erzählst!“ Das Mädchen zögerte, dann sagte sie, in dem Gedanken daran, dass Remus ihren Vater viel besser kannte als sie:

„Nun, ich dachte... dass sie mich vielleicht im Stich lassen könnten, wenn ich ihnen erzähle, dass mein Vater ein... Massenmörder sein soll.“

Remus sah sie ernst an und nickte dann.

„Gerade weil du in dem festen Glauben bist, dass Sirius unschuldig ist, verstehe ich nicht, warum du es den beiden nicht erzählt hast. Ich meine, wenn du fest an Sirius glaubst, dass solltest du dich nicht für ihn schämen! Außerdem muss man sich nicht für einen Mann schämen, der jahrelang ein Feind Voldemorts war, egal, wie er geendet hat!“

Er blickte sie an, doch in seinem Blick lag noch etwas anderes.

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„Du glaubst nicht an SiriusÚnschuld, nicht wahr?“

Remus blickte das Mädchen traurig an und schüttelte dann den Kopf.

„Es ist zu viel vorgefallen und es gibt zu viele Zeugen, die gesehen haben, dass Sirius diese Muggel und Peter getötet hatte. Ich wünschte, es wäre anders und ich könnte ihm noch vertrauen. Woher nimmst du nur die Kraft?“

Jetzt sah Kate ihren Lehrer und Vormund überrascht und fragend an.

„Du glaubst an deinen Vater und zweifelst nicht an seiner Unschuld, obwohl du ihn noch nicht einmal kennst. Das ist bewundernswert. Ich wünschte, ich könnte auch so denken.“ Trauer spiegelte sich in seinem Gesicht, Remus sah nun noch älter aus als sonst.

„Mum hat immer an ihn geglaubt.“

Kates Stimme war leise, kaum mehr als ein Flüstern. Remus sah auf und sah die Tränen in ihren Augen.

„Ja“, sagte er leise, „Jamie war immer schon eine wunderbare Frau gewesen. Sie glaubte an das Gute, war aber immer vorsichtig im Umgang mit Zauberern und Hexen gewesen, doch beneidet hat sie uns nie. Dass sie nun tot ist, fällt mir schwer zu glauben. Kate, wenn du jemals jemanden zum Sprechen brauchst, dann vertraue mir. Aber jetzt musst du dich entscheiden.“

Sie sah überrascht auf. Was meinte Remus damit?

„Entweder du ziehst dich noch weiter zurück und baust eine Mauer um dich herum. Oder du sprichst endlich mit den beiden Menschen, denen du blind vertrauen kannst. Sie werden dich verstehen, sonst wären sie nicht so gute Freunde von dir.“

Kate nickte langsam. Remus hatte Recht. Sie stand auf und wandte sich zum Gehen. Dann fiel ihr noch etwas ein.

„Remus?“

Er schaute sie fragend an.

„Ich frage mich nur... wenn sie meine Freunde sind, warum haben sie mich dann nicht gesucht?“

„Nun, einerseits werden sie wohl erst einmal geschockt sein. Außerdem müssen sie erst einmal damit klar kommen, dass du sie belogen hast. Und das schon seit so langer Zeit. Ich verstehe dich, Kate, die Frage ist nur: Können sie dich auch verstehen? Erklär es ihnen, und sie werden es. Der größte Grund wird wohl der sein, dass sie erst einmal bei mir Unterricht hatten und durch die Sicherheitsvorkehrungen danach nicht mehr herum laufen durften.“

Kate nickte und ging aus dem Zimmer.


--------------


Während sie durch die dunklen Korridore schritt, dachte sie nach. Ja, Remus hatte Recht, sie musste es Fred und George erzählen, das war sie ihnen schuldig. Beim Portrait angekommen, schauten sie die Trolle, die Dumbledore zum Schutz der fetten Dame hatte kommen lassen, grimmig an. Kate murmelte das Passwort, nachdem sie die fette Dame wach bekommen hatte („Amontillado“) und kletterte in den Gemeinschaftsraum.

Das Feuer im Kamin glühte nur noch vor sich hin, als Kate zur Treppe ging, die zu den Mädchenzimmern führte. Plötzlich hörte sie hinter sich ein Geräusch und zuckte zusammen. Das wird wohl nicht...?

Sie drehte sich um und atmete auf. In einem Sessel vor dem Kamin saß, in eine Decke eingewickelt, Fred, und schnarchte leise vor sich hin. Sie ging zu dem Sessel daneben und setzte sich ebenfalls. Ihre Augen wanderten über Freds Gesicht. In ihrem Bauch machte sich wieder einmal dieses seltsame Gefühl breit und ihr Herz fing laut an zu pochen. So saß sie dann da und betrachtete den rothaarigen Jungen, der so friedlich vor sich hin schlief. Würde er ihr verzeihen?

Sie war kurz vorm Einnicken, als sich Fred regte und die Augen aufschlug. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, Angst kroch ihr den Rücken wie ein kalter Schauer empor. Sie erwartete, dass er aufsprang und sie sauer oder enttäuscht ansah, doch nichts dergleichen tat er. Nein, er lächelte.

„Da bist du ja endlich. Wo hast du nur gesteckt? Wir haben uns große Sorgen gemacht.“ Tränen traten ihr in die Augen. Fred sah es, stand auf und setzte sich zu ihr auf den Sessel. Er legte einen Arm um sie und sie drückte sich schluchzend an ihn. So saßen sie einige Minuten lang, bis Kates Tränen versiegten und wieder alles still war, bis auf das letzte Knistern des Holzes im Kamin.

„Es tut mir Leid.“

Fred sah seine Freundin an und wartete. Auf weitere Erklärungen. Zuerst kam nichts, doch dann entschloss 51


sich Kate dazu, ihm alles zu erzählen. Von Anfang an.

„Meine Mum ist eine Muggel, wie du weißt. Als sie vor gut fünfzehn Jahren auf Reisen war, lernte sie in einem Pub Dad und seine Freunde kennen. Danach, als sie ins Hotel zurück wollte, überfielen sie Vampire.

Sie wurde von Dad und Remus gerettet. Auch Harrys Vater, James, gehörte zu dieser Clique. Genauso wie Peter Pettigrew und Lily Potter, die zu diesem Zeitpunkt schon mit James verheiratet war. Seit diesem Tag wusste meine Mum von unserer Welt. Sie verliebte sich in meinen Dad und zwei Jahre später kam ich auf die Welt. Dann wurden Harrys Eltern von Voldemort umgebracht.“ Bei diesen Worten zuckte Fred zusammen, doch Kate, einmal am reden, war es egal. Ihre Mum hatte Voldemort beim Namen genannt, weil Dad es getan hatte. Warum sollte sie es nicht auch tun?

„Alle glaubten, es war mein Dad, der sie verraten hätte, doch das glaube ich nicht. Später hat Peter sich meinem Dad gestellt und er und dreizehn Muggel verloren ihr Leben. Zeugen berichteten, das Dad es war und das er hysterisch gelacht hatte, als er abgeführt wurde. Meine Mum zog sich von da an aus der Zaubererwelt zurück. Sie zog mich fern von dieser Welt auf und in dem Gewissen, dass mein Dad ein großer Mann war, der unschuldig im Gefängnis saß. Bis ich an meinem elften Geburtstag den Brief erhalten hatte, dass ich in Hogwarts aufgenommen war, wusste ich nichts von Zauberern und Hexen. Meine Mum erklärte mir alles. Sie sagte auch, ich soll immer stolz sein auf meinen Vater. Denn in dem Kampf gegen Voldemort habe er alles gegeben und er sei unschuldig. Ich glaubte ihr, ich glaubte es später sogar selber und dieser Überzeugung bin ich heute immer noch.“

Jetzt sah sie Fred, der ihr bis jetzt schweigend und mit großen Augen zugehört hatte, fast schon trotzig an.

„Und wenn ihr damit nicht klarkommt, dann weiß ich auch nicht, was kommt.“

„Sag so etwas nicht.“ Fred sah sie liebevoll an.

„Wenn du glaubst, dass Sirius Black unschuldig ist, dann werden wir dich darin unterstützen. Auch wenn es mir schwer fällt, dieses zu glauben, da er dieses Schuljahr schon zwei Mal versucht hat, hier einzubrechen.

Er hat sogar versucht, Ron zu töten.“

„Das glaube ich nicht. Dass er ihn töten wollte. Aber du hast Recht. Ich weiß nicht, warum er es getan hat.

Fred, ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich denken soll!“ Tränen stiegen ihr wieder in die Augen. Hilflos schaute sie zu Fred, der sie immer noch ansah. Dieses Mal hatte er keine Zweifel mehr in den Augen.

„Das war es also, was du mir damals im Zug nicht hattest sagen können? Und die vielen Male danach, die mir so seltsam vorkamen?“

Sie nickte.

„Du kannst mir alles sagen, das müsstest du doch wissen. Ich verurteile dich nicht, dass du es damals nicht verraten hast. Doch ich würde dich niemals im Stich lassen, Kate. Das kannst du mir glauben. Mein Bruder und ich sind immer für dich da!“

Er nahm sie in den Arm und streichelte ihr über den Rücken, während ihr weiter die Tränen über die Wangen liefen. In ihrem Bauch hatte sich zuerst das Gefühl für Hoffnung bemerkbar gemacht und dann ein riesiges Gefühl der Erleichterung, als sie endlich alles erzählt hatte. Nun machte sich wieder dieses alles einnehmende, wunderbare Gefühl breit, was sie immer hatte, wenn sie in Freds Nähe war.

Schließlich schliefen sie beide ein.

Am nächsten Tag erzählte Kate auch George die gesamte Wahrheit. Auch er verstand und Kate fühlte sich wieder geborgen und glücklich.


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Endlich war es soweit. Das letzte Spiel der Saison, Gryffindor gegen Slytherin, sollte darüber entscheiden, ob Gryffindor nach sieben Jahren endlich wieder den Siegespokal in Händen haben sollte oder wieder einmal Slytherin. Selbst die Schüler aus Hufflepuff und Ravenclaw erschienen auf den Zuschauerrängen mit rot-goldenen Schals und Bannern. Alle waren für Gryffindor, denn keiner konnte Slytherin leiden.

Auch Kate hatte einen Schal in den Gryffindor-Farben an. Sie hatte Fred und George schon am vorigen Abend alles Gute gewünscht, da die Mannschaft immer früher aufstand.

Das Spiel war hart und unfair von Seiten der Slytherins. Diese foulten, wo sie nur konnten und handelten sich so mehrere Strafstöße für den Gegner ein. Als sie sechzig Punkte führten, entdeckte Harry den Schnatz, doch Malfoy hing sich, dreist wie immer, an seinen Besen und der Schnatz verschwand. Doch nach einigen 52


Minuten war es entschieden: Gryffindor gewinnt den Quidditch Pokal!

(genauer nach zu lesen in Harry Potter und der Gefangene von Askaban ab Seite 304) 53


Kapitel 11


Kapitel 11


Die nächsten Tage verliefen ereignislos, Kate war überglücklich, dass sie Fred und George jetzt alles erzählen konnte, was sie ihnen seid Anfang des Schuljahres verschwiegen hatte. Sie erzählte von ihrem Irrwicht, von ihrer großen Angst und Unsicherheit, die sie verspürt hatte, als Sirius in den Gryffindorturm eingebrochen, Ron bedroht und vorher schon einmal das Portrait der Fetten Dame aufgeschlitzt hatte. Die Zwillinge hören ihr aufmerksam zu und verurteilten nichts.

Leider standen die Prüfungen nun langsam bevor und alle drei mussten stundenlang lernen. Fred und George bekamen dieses Jahr ihre ZAGs - ihre Zaubergrade. Auch wenn sie nicht viel Wert drauf legten, wollten sie ja nicht durchfallen und so machten sie sich schweren Herzens ans Lernen, auch wenn draußen wunderschönes Juniwetter herrschte.

Kate freute sich schon, denn am 21. Juni hatte sie Geburtstag und wurde vierzehn Jahre alt. Fred hatte schon die Andeutung gemacht, dass er eine Überraschung für sie hätte. Am heutigen Tag war es endlich soweit. Kate schlug die Augen auf und sah, dass es schon hell war. Mit einem Blick auf die Uhr, die erst halb sechs zeigt, reckte sie sich noch einmal und stand dann auf. Denn schlafen konnte sie jetzt eh nicht mehr, sie war viel zu wach. Nach einer ausgiebigen Dusche zog sie sich an und ging in den Gemeinschaftsraum, wo sie auf Krummbein stieß, der, als er sie sah, vom Sessel vor dem Feuer aufsprang und zu ihr hin lief. Er schmiegte sich an ihr Bein und nahm dann seltsamerweise ihren Umhang zwischen seine kleinen, spitzen Zähnchen und zog daran. Kate sah verwundert auf Hermines Kater, das hatte er bei ihr auch noch nicht gemacht.

„Was hast du denn?“

Krummbein gab nicht auf und zog fester. Dann, als sich Kate immer noch nicht bewegte, ließ er los und sprang maunzend zum Portraitloch hin. Dort fing er an, laut zu miauen und am Portrait zu kratzen.

„Willst du nach draußen?“

Kate ging zum Portraitloch und öffnete es. Die Fette Dame grunzte im Schlaf, Krummbein lief nach draußen und sah sich scheinbar auffordernd wieder zu Kate um. Er miaute wieder. Dann sprang er wieder auf Kate zu und zog ihr wieder am Umhang. Langsam begriff Kate.

„Willst du, dass ich mit dir komme?“

Krummbein ließ sie los, legte den Kopf schief und lief dann ein paar Meter Richtung Treppenhaus, mit hoch erhobenem Schwanz, drehte sich dann um, miaute noch einmal und wartete.

Kate sah verwundert den Kater an, ging ihm aber nun hinterher. In ihr machte sich die aberwitzige Hoffnung breit, Krummbein würde sie zu ihrem Vater bringen, schließlich hatten er und der Hund damals den Brief von Dad dabei gehabt. Mit immer schnelleren Schritten ging Kate hinter dem roten Kater her, der schnell Richtung Tür lief, wo es zu den Hogwartsländereien ging. Nach ein paar Minuten waren Kate und Krummbein im Freien. Der Kater sprang hin und her, führte Kate aber weiter und weiter, bis sie schließlich in die Nähe der Peitschenden Weide kamen. Das Mädchen schaute sich gespannt um, doch sie konnte niemanden sehen.

Krummbein hatte es sich auf einem großen Stein gemütlich gemacht und genoss die ersten Sonnenstrahlen, die gerade aufgingen. Neben dem Stein glitzerte etwas, was Kate aufmerksam machte. Sie ging näher und ihr Herz fing an zu pochen. Dort lag ein kleines Paket, mit einer silbernen Schleife umwickelt, die in der aufgehenden Sonne geblitzt hat. Kate bückte sich und hob das kleine Paket auf. Dann setzte sie sich neben Krummbein auf den Stein und sah den Kater fragend an.

„Na los, sag schon, von wem ist das?“

Mit zitternden Händen öffnete sie das Paketband und zerriss dann vorsichtig das braune Papier. Ein Briefumschlag fiel hinaus, den Kate aufhob und öffnete.


Liebe Katy,

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute zu deinem Geburtstag. Leider kann ich dir nicht persönlich gratulieren, denn es wäre zu gefährlich, wenn dich jemand mit mir sieht. Du sahst in letzter Zeit sehr traurig aus, was ist passiert? Ich hoffe doch, dass alles in Ordnung ist.

Ich werde mich bald richtig bei dir melden und es tut mir unendlich Leid, dass ich dich so lange hab warten 54


lassen. Bitte glaube mir, ich bin unschuldig, und sobald wir uns sehen, werde ich dir alles erklären. Leider weiß ich so gut wie gar nichts über dich, meine Tochter, und auch das ist etwas, was ich ewig bereuen werde.

Es tut mir Leid, dass ich dich im Stich gelassen habe und es tut mir Leid, dass du solange ohne Vater auskommen musstest. Wenn du nichts mit mir zu tun haben willst, was ich durchaus verstehen kann, dann brichst du mir das Herz. Doch es ist gerecht.

Lange habe ich überlegt, was ich dir schenken könnte, denn schließlich hast du seit dreizehn Jahren kein Geschenk von mir bekommen. Ich hoffe, die kleine Aufmerksamkeit freut dich trotzdem. Wenn ich endlich alle Vorbehalte aus der Welt geräumt habe, werde ich dich reichlich beschenken. Ich werde alles wieder gut machen, versprochen.

Doch bitte, glaube mir! Das ist das Wichtigste für mich.

In Liebe

Sirius


Kate liefen wieder einmal die Tränen über die Wangen, der Brief hatte sie tief berührt. Mit noch mehr zitternden Händen nahm sie nun das halboffene Paket und öffnete es ganz. Ihr Herz klopfte stärker. Sie hielt eine kleine Schachtel in der Hand, die sie nun vorsichtig öffnete. Zum Vorschein kam ein Schmuckstück, was Kate den Atem verschlug:

„Wow, das ist ja wunderschön.“

Es war ein ovales Amulett, aus grün-bläulich schimmerndem Material, was in der Morgensonne, die mittlerweile ganz aufgegangen war, sanft vor sich hin schimmerte. Das Amulett war nicht zu groß, es lag anschmiegsam in Kates Hand. Es waren Figuren eingraviert und dem Mädchen verschlug es erneut den Atem: Ein Wolfskopf und ein menschlicher Kopf, die ineinander übergingen. Es war wirklich wunderschön.

Sie hockte noch lange dort und betrachtete liebevoll das erste Geschenk, was sie je von ihrem Vater bekommen hatte. Mit einem Blick auf die Uhr stellte sie erschrocken fest, dass es schon kurz nach sieben war und die anderen bestimmt schon wach waren. Sie stand auf, kratzte Krummbein noch einmal dankbar hinter den Ohren, bedauerte es kurz, dass sie kein Schreibzeug dabei hatte, damit sie Dad hätte antworten können und ging dann rasch zum Schloss hinauf.


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Im Gemeinschaftsraum angekommen, sah Kate auch schon Fred und George, die vor dem Eingang zum Gang zu den Mädchenschlafsälen warteten. Sie schlich sich von hinten an und piekste Fred in beide Seiten, der erschrocken herumfuhr.

„Kate!“

Schnell von seinem Schock erholt grinste der Zwilling und schloss Kate fest in seine Arme. Dann flüsterte er leise in ihr Ohr;

„Happy birthday, meine Liebste.“

Kate lief rot an und sah scheu zu Fred, der sie ebenso rot, scheinbar überrascht von seiner eigenen Forschheit, anblickte, sie los ließ und George an ihm vorbei ließ. Dieser nahm sie ebenfalls in die Arme und gratulierte ihr herzlich. Dann standen die beiden vor ihr und grinsten.

„Na los, was habt ihr für mich?“

Kate sah die beiden erwartungsvoll und gespannt an. Fred grinste und holte hinter dem Sofa neben ihm ein quadratisches Päcken hervor, mit bunten Schleifen umschlungen und reichte es Kate mit einem süßen Lächeln, was Kate wieder einen Schauer über den Rücken trieb. Sie nahm das Geschenk an und setzte sich aufs Sofa.

Voller Erwartung zerriss sie etwas unsanft das Geschenkpapier und ein großes Buch mit braunem Umschlag fiel ihr in den Schoß.

Sie hob es hoch, öffnete es und ein Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit: Ihr winkten drei Personen entgegen. Es war ein Foto von Fred, George und Kate, was sie in den Weihnachtsferien im Fuchsbau aufgenommen hatten. Kate blätterte weiter und fand weitere Bilder von ihr und den Jungs und vielen anderen. Auf der letzten Seite war ein Foto mit allen Weasleys, die an Weihnachten dort warn, und ihr. Zu ihr hoch lächelten Mr und Mrs Weasley, Percy, Bill, Ginny und die beiden Zwillinge, die links und rechts neben Kate saßen und sie im Arm hielten.

Kate schaute auf und strahlte über das gesamte Gesicht.

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„Danke!“

„Nun ja, es geht noch weiter. Wir haben die letzte Seite mit einem Fluch belegt. Du kannst sie weiter umblättern, wenn du mit dem Zauberstab drauf zielst und sagst:

„Öffne dich, ich kenne dein Geheimnis. Na los, probier es aus.“ Kate zog ihren Zauberstab und zeigte auf die letzte Seite.

„Öffne dich, ich kenne dein Geheimnis.“

Nachdem sie diese Worte gemurmelt hatte, wurde das Buch auf einem in die Breite gezogen und Kate konnte sehen, dass sie nun weiter umblättern konnte. Etwa drei, vier neue Seiten waren nun da. Mit zitternden Händen schlug sie die nächste Seite auf und ihr Atem stockte: Es war ein Bild von Mum, Dad und ihr. Auch die nächsten Seiten waren voller Bilder von Mum und ihr. Von früher.

„Woher habt ihr diese Bilder?“

Nun sah Fred etwas bedrückt zu Boden.

„Na ja, um ehrlich zu sein, hatten George und ich die Idee mit dem Album schon länger und haben einen Brief an deine Mum geschickt, das war kurz nach den Weihnachtsferien, mit der Bitte, uns einige Bilder zu schicken. Als wir dann das Bild mit dir und deinen Eltern gesehen haben, wussten wir nicht, dass das Sirius Black sein soll, er sieht im Tagespropheten so anders aus. Nachdem du uns die Geschichte erzählt hattest, haben wir uns das Bild noch einmal angesehen…“

„…Und sind der Übereinstimung gekommen, dass dein Vater früher wirklich besser ausgesehen hat.“ Kate musste lachen. Dass Fred ihre Mutter erwähnte, hatte ihr zwar einen Stich in die Magengegend verpasst, aber trotzdem freute sie sich riesig. Sie legte das buch zur Seite, stand auf und umarmte die beiden Jungen noch einmal. Der Fairness halber gab sie jedem einen Kuss auf die Wange, wenn der für Fred auch etwas länger war.

Dann sagte George, erleichtert, dass Kate nicht sauer war:

„Ach ja, und Mum hat dir das hier geschickt.“

Er hielt ihr ein kleines Paket entgegen, was Kate dankend annahm. Sie wickelte das Geschenkpapier aus und heraus kamen einmal Bertie Botts Bohnen aller Geschmacksrichtungen und ein selbst gestrickter, weißer Schal mit einem schwarzen Wolf drauf. Das erinnerte Kate wieder an Dads Geschenk.

„Mum weiß von uns, dass du Wölfe so sehr magst.“

Kate nickte und versprach, Mrs Weasley einen Dankbrief zu schreiben und begann dann zu erzählen, was ihr heute Morgen widerfahren war. Als sie geendet hatte, zeigte sie den beiden das Medaillon.

„Cool sieht das aus.“

„Also ist Black immer noch in der Nähe?“

Kate sah George an.

„Anscheinend schon. Ich hoffe, er macht nichts Blödes.“

Doch Sirius Black hatte wohl keinen neuen Plan gefasst, wieder in den Gemeinschaftsraum zu kommen.

Die nächsten Tage waren sehr stressig, da die Prüfungen nun direkt bevor standen und darüber hinaus vergaß Kate, sich Sorgen um Dad zu machen. Sie hatte das neue Fotoalbum, was man nur einmal schließen musste, um die verzauberten Seiten verschwinden zu lassen, oben in ihren Koffer gelegt, wo sie es jeden Tag heraus holte und es sich vom Neuen besah.


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Montagmorgen war die erste Prüfung, Verwandlung, die Kate ihrem Gefühl nach gut abgelegt hatte. Es folgten alle andern Fächer, am Donnerstagmorgen Verteidigung gegen die dunklen Künste. Kate saß mit Harry und Ron in der Nähe eines von Remus aufgebauten Hindernisrennens und warteten auf Hermine.

Als Kate dran war, machte sie sich mutig auf den Weg. Zuerst musste sie durch einen tiefen Tümpel stapfen, wo sie auch sogleich von einem Grindeloh angegriffen wurde, den sie jedoch mit einem Fluch von sich jagte, indem sie ihn seine dürren Finger brach. Danach musste sie ein Feld überqueren, auf dem überall RotKapitelpen aus Löchern guckten und sie dann hinterhältig überfallen wollten und dann musste sie aufpassen, dass sie sich nicht von einem Hinkepank in die Irre führen ließ. Am Ende war da nur noch ein alter Schrankkoffer, in dem sich ein Irrwicht versteckte. Wieder einmal sah Kate, wie Sirius voller Entsetzen ins Nichts starrte, doch dieses Mal war sie gewappnet und rief:

„Riddiculus.“

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Sirius´ Gesicht verwandelte sich in ein fröhlich lachendes, und er zeigte dem Nichts vor sich den Stinkefinger. Kate grinste und stieg etwas erschöpft aus dem Koffer. Dort stand auch schon Remus, der sie anlächelte. Er hatte ihr zum Geburtstag ein Buch über verschiedene Abwehrmechanismen geschenkt, die sie studiert hatte und manche auch schon konnte.

„Gut gemacht, Kate. Gut gemacht.“

Dann fügte er noch hinzu:

„Du hast doch morgen die letzte Prüfung, möchtest du nicht danach auf ein Tässchen Tee bei mir im Büro vorbeischauen?“

Kate nickte lächelnd und ging glücklich davon. Jetzt stand nur noch eine Prüfung auf dem Programm: Muggelkunde am nächsten Vormittag. Doch das war einfach, wofür war sie schließlich in einem Muggelhaushalt aufgewachsen? Sie ging entspannt zum Mittagessen, wo Fred und George schon mit rauchigen Köpfen saßen. Bei ihnen liefen die Prüfungen anscheinend nicht so gut, doch es war nicht so schlimm für sie, schließlich brauchte man keine guten Noten, um einen Scherzartikelladen aufzumachen.

„Na du, wie wars?“

„Sehr gut.“

„Ist doch klar, dass dir Professor Lupin ne super Note reinhauen wird, schließlich ist er dein Vormund.“

„Ach komm, du bist gemein. Willst du damit behaupten, ich würde die Prüfung sonst nicht schaffen?“ Fred grinste und schüttelte dann übertrieben mit dem Kopf. Kate fauchte ihn an und fing an, ihn zu kitzeln.

Bei dem Gerangel fiel ein Teller zu Boden und Fred machte ihn mit einem Schlenker seines Zauberstabes wieder ganz. Nun saßen sie nebeneinander und aßen.

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Kapitel 12


Endlich hatte sie alle ihre Prüfungen hinter sich. Kate hatte sich entspannt unter einen Baum neben dem großen See gelegt und schaute faul dem großen Kraken zu. Sie war aufgeregt, denn sie hatte Fred und George, die gerade ebenfalls ihre letzte Prüfung hinter sich brachten, ein Geschenk gekauft. Dafür, dass die beiden sie so sehr unterstützten und ihr vor allem Glauben schenkten, was die Sache mit Dad anging. Also hatte sie sich in einem Bücherkatalog für Hexen und Zauberer ein Buch herausgesucht, was ihr genau das Richtige für die Zwillinge erschien.

Sie sah die beiden auf den See hinunterschlendern und tat so, als würde sie sie nicht bemerken, schloss die Augen und wartete.

Kurz darauf hörte sie leise Schritte und dann spürte sie einen Schatten über ihrem Gesicht. In ihrem Magen fing es an zu rumoren. War das Fred? Was würde er tun? Angespannt lag sie da, versuchte nicht zu grinsen oder die Augen zu öffnen. Dann hörte sie eine leise Stimme:

„Sie schläft.“

„Jap, lass uns lieber wieder gehen und sie in Ruhe lassen.“ Der Schatten verschwand und in Kate machte sich große Enttäuschung breit. Sie machte die Augen auf -

und schaute in zwei grinsende Gesichter, die hinter ihr standen.

„Siehst du, sie war wach!“

Kate sprang auf und grinste schief. Fred und George standen vor ihr und lachten. Dann setzten sich die drei wieder hin und Kate fragte nach der letzten Prüfung.

„Och, ging, so wie immer.“

Da sich Fred und George einig waren, dass es überhaupt nichts brachte, wenn man sich nach einer Prüfung über diese unterhielt, da es eh zu spät war, ließen sie es gleich bleiben und fingen an, sich ebenfalls zu sonnen.

Kate grinste die beiden an, noch hatten diese die Tüte neben ihr nicht bemerkt. Doch sie bemerkten ihr grinsen und Fred sah sie fragend an. Sein Blick brachte Kate wieder einen roten Hauch auf die Wangen, doch sie sagte:

„Hab was für euch.“

Die Jungs setzten sich wieder auf und blickten das Mädchen freudig überrascht an. Kate nahm die Tüte in die Hand und holte das Geschenk hervor, das in blauem Papier eingepackt war. Sie überreichte es ihnen in einer übertriebenen Geste, grinsend. George nahm es entgegen und die beiden packten es aus. Schnell fingen sie an, übers gesamte Gesicht zu strahlen. Kate schaute sich das Buch auch noch einmal an: Magische Dinge und was man mit ihnen anfangen kann.

„Ich dachte mir, vielleicht findet ihr darin etwas für eure Scherzartikel.“ Die beiden schauten sie begeistert an, dann umarmten sie Kate nacheinander. Zuerst George, der sich kurz drückte, dann Fred, der ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange hauchte. Damit die beiden nicht sahen, dass Kate rot angelaufen war, sprang sie schnell auf und rief:

„Hey, es gibt Mittagessen, wie wärs, ihr müsst doch Hunger haben? Und auf dem Weg dahin erzähl ich euch alles, was bei meiner Prüfung gelaufen ist.“

Die beiden stöhnten theatralisch im Chor, standen aber auf und die drei gingen über die Ländereien zum Schloss. Ihnen kam Hermine entgegen, die sehr traurig ausschaute.

„Hey, Hermine, was ist los?“

Das Mädchen schaute hoch und sah Kate mit verzweifeltem Gesichtsausdruck an.

„Ach, wisst ihr, ihr habt bestimmt schon von Seidenschnabels Verurteilung gehört, oder?“

„Nein, wie ist sie denn ausgegangen?“

Kate erwartete das Schlimmste und wurde leider nicht enttäuscht. Hermine schaute gen Boden und sagte leise:

„Er wurde zum Tode verurteilt, heute Abend soll er hingerichtet werden. Hagrid hat mir gerade einen Brief geschickt.“

„Oh.“ Alle drei schauten Hermine betreten an und gingen dann weiter zur großen Halle, Hermine im Schlepptau. Das Mittagessen schmeckte nur halb so toll, wie es eigentlich sollte, doch Seidenschnabels Verurteilung hatte Kate mitgenommen.

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Später saßen Kate, Fred und George wieder am See, schließlich hatten sie alle Prüfungen hinter sich und eine Pause verdient.

Gegen Abend gingen sie wieder zurück in den Gemeinschaftsraum, wo sie allerdings auch nur faul in den Sesseln hingen. Fred und Kate waren unzertrennlich. Alle Schüler munkelten schon, dass zwischen ihnen etwas lief, doch scheinbar traute sich weder Fred noch Kate, den nächsten Schritt zu wagen. George verdrehte hinter den beiden schon die Augen, doch gesagt hatte er noch nichts.

Nach einer Stunde war es Zeit fürs Abendessen, doch Kate aß nur mit wenig Appetit, da sie einerseits zu Mittag sehr viel gegessen hatte, andererseits musste sie an Seidenschnabels Hinrichtung denken und daran, dass dieser Malfoy an allem Schuld war.

Fred saß die ganze Zeit neben ihr und schaute sie verträumt an, doch sie bemerkte es nicht, da sie in Gedanken war. Wann würde er sich endlich trauen, Kate seine Zuneigung richtig zu zeigen? Sein Magen vollführte regelmäßig Purzelbäume, wenn er in ihrer Nähe war. Nun schaute Kate auf und sah ihm direkt in die Augen. Er schreckte ertappt auf, aber ihr Gesicht verzog sich zu einem hinreißenden Lächeln und er konnte sich nicht von ihren Augen lösen.

Dann stupste ihn George an und machte ihn auf etwas anderes aufmerksam. Kate sah wieder auf ihren Teller, doch ihr Herz pochte laut und schnell.

Nach dem Abendessen verabschiedete sich Kate von den Jungs und ging zu Remus´ Büro. Nachdem sie geklopft hatte, öffnete sie die Tür und sah ihrem Vormund am Schreibtisch sitzen, etwas fahler als sonst im Gesicht. Sie setzte sich ihm gegenüber und er schaute sie müde an. Kates Blick wanderte auf seinen Schreibtisch und ihr Blick blieb an einem alten Stück Pergament hängen, und ihr Herz begann wieder schnell zu pochen. Das war die Karte des Rumtreibers. Was machte sie hier? Harry hatte sie doch bekommen. Nicht, dass er Ärger bekommen und die Zwillinge verpfiffen hatte. Doch so schätzte sie ihn eigentlich nicht ein.

Remus folgte ihrem Blick und hob eine Braue.

„Kennst du diese Karte?“

Kates Blick fuhr zu Remus seinen, der sie genau musterte. Er wusste also, dass es eine Karte war. Während das unsichere Mädchen noch zweifelte, ob sie ihm die Wahrheit erzählen soll, lächelte er und legte die Karte vor sich hin.

„Woher kennst du sie?“

Kate wusste, dass sie die Jungs in Schwierigkeiten bringen konnte so sagte sie langsam mit zitternder Stimme:

„Ich habe sie bei ein paar Schülern ein paar Mal gesehen.“ Remus hob erneut die Braue, nickte dann aber.

„Ich weiß, dass du diese Leute nicht reinreiten willst, aber weißt du, was dein Vater damit hätte anstellen können? Wenn er sie in die Finger bekommen hätte?“

Kate sah Remus mit gemischten Gefühlen an. Dieser seufzte.

„Natürlich nicht, du glaubst ja an ihn. Aber wenn er doch nicht unschuldig sein sollte, dann hätte er mit dieser Karte die Gelegenheit, Harry zu verfolgen und dann zu töten.“ Er stockte.

„Du weißt doch, dass er hinter ihm her sein soll?“

Kate sah ihn nachdenklich an und sagte dann:

„Nun, ich kann es mir denken. Schließlich soll er ja auch Harrys Eltern verraten haben, was ich nicht glaube. Aber warum?“

Remus blickte sie seufzend an.

„Die Potters haben damals einen Zauber auf sich und ihr Haus gesetzt. Voldemort konnte sie nicht mehr finden und der einzige, der den Standort verraten konnte, war der Geheimniswahrer, und das war Sirius. James hatte ihn ausgewählt, weil er sein bester Freund war, wie du weißt. In der selben Nacht hat Voldemort James und Lily getötet, und ein paar Tage später standen sich Sirius und Peter Pettigrew gegenüber, 13 Muggel und Peter starben und Sirius wurde lachend abgeführt.“

Kate nickte, den größten Teil kannte sie ja bereits.

„Woher kennst du denn die Karte des Rumtreibers?“

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Jetzt war es an Remus, betreten auf den Boden zu schauen, doch er sah Kate dann mit einem verschmitzten Lächeln an.

„Wir haben sie gemacht.“

Kate sah ihn überrascht an. Und Remus begann zu erklären.

„Du weißt, James, Sirius, Peter und ich waren im gleichen Schuljahr damals. Dass ich ein Werwolf bin, hab ich keinem verraten, denn das hätte meinen Rauswurf gekostet. Doch schlau wie James und Sirius waren, hatten sie es schnell herausgefunden, da ich immer zur gleichen Zeitz im Monat verschwand. Madam Pomfrey hatte mich jeden Abend vor Vollmond in ein Geheimversteck gebracht - die heulende Hütte. Der Eingang hierzu liegt unterhalb der Peitschenden Weide. Daraufhin, anstatt mich abzuweisen und zu verpetzen, wurden die drei zu Animagi, damit sie mir in Tierform Gesellschaft leisten konnten. James wurde ein Hirsch, damit er mich in Schacht halten kann, Peter eine Ratte, damit er die Peitschende Weide außer Gefecht setzen kann, da man auf einen Wurzelnoten treten muss. Und Sirius…“

„…wurde ein Hund.“

Remus sah Kate überrascht an, die ihn ebenfalls mit geschocktem Gesichtsausdruck ansah. Remus nickte langsam. Jetzt fügte es sich zusammen. Der Hund, der ihr auf dem Weg nach Hogsmeade zugelaufen war, aber sofort verschwand, als jemand anderes kam. Der Hund, der ihr eine Nachricht überbrachte - von ihrem Dad.

Und Krummbein, der ihr in der Nähe der Peitschenden Weide das Geschenk überbracht hat. Das alles erzählte Kate nun Remus, der sie wiederum geschockt ansah.

„Das war äußerst unklug, du weißt, wenn er nicht unschuldig ist, dann war er die ganze Zeit auf dem Gelände.“

„Ich glaube, er lebt in der heulenden Hütte.“

Jetzt sah sie Remus noch verwirrter an.

„Wie kommst du darauf?“

„Ich hab ihn in Hogsmeade gesehen, auf dem Gelände und in der Nähe der Weide war das Geschenk. Ich glaube schon. Vielleicht ist er ja auf der Karte zu sehen. Von der du mir noch erzählen wolltest.“ Remus nahm langsam die Karte in die Hand, während er weiter erzählte.

„Da die drei keine Furcht haben mussten, von mir gebissen und angesteckt zu werden, trieben wir uns seitdem nachts auf dem Gelände herum und sind in die abgelegenen Orte Hogwarts gekommen. Aus unserem Wissen heraus schufen wir diese Karte, für alle, die sich ebenfalls Hogwarts herumtrieben wollten.“ Kate sah Remus mit einem schiefen Grinsen an.

„Was ist?“

„Ich dachte immer, du warst dein ganzes Leben lang artig und hast nichts Verbotenes gemacht und Mum hat immer nur positiv von dir gesprochen, und jetzt erfahre ich hier so etwas.“ Auch Lupin grinste leicht. Er hatte die Karte mittels seines Zauberstabes aktiviert und suchte auf ihr. Dabei redete er weiter.

„Das ist meine schlimme Jugend, und ich bin froh, sie hinter mir gelassen zu haben.“ Doch er grinste immer noch leicht. Dann verschwand das Grinsen urplötzlich und er zeigte aufgeregt auf die Karte.

„Das… das kann nicht sein!“

Kate sprang auf, lief um den Tisch herum und schaute ebenfalls auf die Karte, wo Remus´ Finger draufzeigte. Auch ihr stockte der Atem. Sie sah vier Punkte, die als Hermine, Harry und Ron bezeichnet waren. Doch bei ihnen war noch jemand, den Kate für tot geglaubt hatte: Peter Pettigrew.

„Was bedeutet das?“

Sie flüsterte leise, doch man hörte ihre Aufregung. Bevor Remus antwortete, kam auch noch ein weiterer Punkt auf die vier zu, der mit Sirius Black bezeichnet war. Es gab ein kurzes Aufeinanderprallen der fünf Punkte, dann entfernten sich Ron, Sirius und Peter von den beiden anderen. Sie bewegten sich auf einen Punkt zu, der als Geheimgang gekennzeichnet war, dem unter der Peitschenden Weide! Remus sprang auf und stieß dabei seinen Stuhl um.

„Was ist los?“

„Komm mit. Ich glaube, wir werden gleich etwas Wichtiges klären können!“ Verwirrt rannte Kate hinter Remus her, der seinen Zauberstab zog.

„Was macht Peter Pettigrew auf der Karte?“

Genau das schien Remus zu beschäftigen und er sah das Mädchen im Rennen an.

„Ron... Ron Weasley - hat er zufällig eine Ratte?“

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Kate musste nicht lange überlegen, schließlich hatten sie die Zwillinge des Öfteren darüber lustig gemacht, wie wenig Rons Ratte Krätze konnte. Sie nickte, sie war außer Atem. Die beiden jagten durch das Schulgebäude, durch die Tür, auf die Ländereien. Nach einigen Minuten kamen sie bei der Peitschenden Weide an. Während Remus seinen Zauberstab auf die schwingenden Äste richtete, sah Kate etwas Glitzerndes in der Nähe auf dem Boden liegen. Doch sie hatte keine Zeit, danach zu sehen, Remus hatte mit einem Zauber den Baum zum Stillstand gebracht und die beiden gingen auf den Stamm zu, wo nun, da sie direkt davor standen, ein dunkler, kleiner Eingang zu sehen war. Remus stieg vor ihr hinunter, Kate direkt dahinter. Hier unten war es dunkel, und beide ließen ihre Zauberstäbe aufleuchten. Sie gingen den langen, engen Gang entlang, der sich bald nach oben bog. Oben angekommen war eine Falltür, die Remus leise aufschob. Kurz darauf standen sie in einem düsteren Raum, überall war Staub auf dem Boden, Tische und Stühle waren zerkratzt und zerfetzt. Kates Herz klopfte laut, hier hatte Remus vor Jahren also jeden Monat gewütet? Das war ein zutiefst trauriger Gedanke, der von lauten Stimmen aus einem der oberen Stockwerke gestört wurde.

Remus forderte sie auf, hinter ihm zu bleiben und ging die Treppe hoch. Auch den Stufen waren Spuren zu sehen: einmal von Füßen und einmal von etwas breitem, als ob etwas hoch geschleift worden war. Auch einige Pfotenabdrücke sah das Mädchen und ihr Herz klopfte noch schneller und lauter. Sie würde jetzt ihren Vater sehen! Zum ersten Mal! Sie waren oben am Absatz angekommen, als sie Schreie hörten:

„Wir sind hier oben! Wir sind hier oben - Sirius Black - schnell!“ Es war Hermines Stimme, also war sie und wahrscheinlich auch Harry den dreien gefolgt. Remus stürzte auf die Tür am Ende des Ganges zu, aus dem die Stimme kam, und schlug die Tür auf. Während er ins Zimmer stürzte, blieb Kate am Absatz stehen und sah sich um: Ein Bett, auf dem Ron saß, stand in der Ecke. Er schien ein gebrochenes Bein zu haben, das er festhielt, leicht grünlich schon im Gesicht. Hermeine und Harry standen dicht beieinander, Harrys Zauberstab war auf jemanden gerichtet, den Kate von ihrer Position aus nicht sehen konnte, die aber scheinbar auf dem Boden lag.

Remus stand nun mitten im Zimmer, den Zauberstab erhoben, sein Blick drohend.

„Expelliarmus!“

Harrys Zauberstab flog Remus in die Hand, während er auf die am Boden liegende Gestalt zuging. Kate ging einen Schritt nach vorne und konnte ihn nun sehen: Sirius Black lag auf dem Boden, Krummbein auf der Brust. Sein langes, schwarzes Haar, was auf den Fotos von Früher so schön war, reichte ihm bis zum Ellebogen. Er bestand nur noch aus Haut und Knochen, so abgemagert war er. Auch der Hund damals war abgemagert, schoss es Kate durch den Kopf. Ihr Herz hämmerte nun so hart und schnell, dass sie befürchtete, es würde ihr aus der Brust springen. Ihr war schwindelig. Da hockte ihr Vater!

Nun fing Remus an zu sprechen, er sah Sirius gespannt an, der nur ihn anblickte und Kate noch nicht bemerkt hatte.

„Wo ist er, Sirius?“

Nach kurzer, stiller Pause deutete Sirius auf Ron, der seine Ratte in der Hand hielt, wie Kate nun erkennen konnte. Das sollte Peter sein?

Remus sah grübelnd von Sirius zu der Ratte und wieder zurück. Dann schien ihm ein Licht aufzugehen.

„Aber dann… dann hieße das ja… wäre es möglich… wenn ihr getauscht habt, ohne etwas zu sagen…?“ Und Sirius nickte langsam mit dem Kopf. Kate verstand. Sie meinten die Sache mit dem Geheimniswahrer.

Nun ließ Remus den Zauberstab sinken, sprang zu Sirius, packte ihn, half ihm hoch und umarmte ihn innig.

Harry schaute die beiden geschockt an, Hermine fing an zu schreien.

„Ich glaubś nicht! Sie… Sie…“

Remus versuchte sie zu beschwichtigen, doch Hermine war zu aufgeregt und schrie weiter:

„Ich habe es niemandem erzählt, Ich hab es für sich vertuscht!“ Nun fing auch Harry an:

„Ich habe Ihnen vertraut, und die ganze Zeit waren Sie sein Freund!“ Kate sah verwirrt von einem zum anderen. Was meinte Hermine? Harry konnte sie teilweise verstehen, auch wenn er da etwas in den falschen Hals bekommen hatte.

Remus versuchte, die beiden zu beschwichtigen und zu erklären und wandte sich an Harry, doch Hermine rief dazwischen:

„Nein! Harry, glaub ihm nicht! Er hat Black geholfen, ins Schloss zu kommen, er ist - ein Werwolf!“ Stille. Das meinte sie also. Remus berichtigte sie, dass er Sirius nicht ins Schloss geholfen hat und fragte sie dann aus, woher und seid wann sie es wusste. Als er erzählte, dass alle Lehrer es wussten und es lange 61


gedauert hatte, sie alle zu überzeugen, dass er vertrauenswürdig sei. In dem Moment schrie Harry:

„Und da haben sich alle geirrt! Sie haben dem da die ganze Zeit geholfen!“ Sirius hatte sich aufgehievt und schlurfte zu dem Bett hin, wo er sich neben Ron fallen ließ, der von ihm ängstlich wegrückte. Da Kate im Dunkel des Flures stand, hatte sie noch keiner bemerkt. Und sie traute sich nicht, in das Zimmer zutreten. Nun, wo der Moment da war, wo sie ihren Vater zum ersten Mal gegenüberstehen würde, hatte sie Angst. Davor, dass er doch schuldig war, obwohl nun wirklich alles dagegen sprach. Und auch davor, dass sie ihm erzählen musste, was mit Mum passiert war.

Sie bemerkte, dass Remus den drei Schülern ihre Zauberstäbe wiedergab und anfing, zu reden. Harry stellte sofort viele Fragen:

„Woher wussten Sie, dass er hier war?“

„Ich habe es auf der Karte des Rumtreibers gesehen. Sie ist von uns, ich bin Moony, das war mein Spitzname in der Schule.“

„Du hast sicher den Tarnumhang deines Vaters getragen, Harry.“

„Woher…?“

Während Remus erklärte, wusste Kate plötzlich, was das glitzernde Etwas neben der Peitschenden Weide gewesen sein musste. Nun fing Remus an, über Peter zu sprechen. Doch Kate war abwesend, sie beobachtete ihren Vater, der genau zuhörte, was Remus sprach. Sein Gesicht war blutleer und ausdruckslos, man konnte das stolze Gesicht von früher kaum noch erahnen. Jetzt verlangte Remus nach der Ratte und schaute sie sich an, die sich in der Hand von Ron wand. Dann meldete sich wieder Sirius zu Wort.

„Das ist keine Ratte.“

„Was soll das heißen, natürlich ist das eine Ratte.“

Ron sah die beiden Männer perplex an.

„Nein, ist es nicht“, sagte Remuis ruhig. „Es ist ein Zauberer.“

„Ein Animagus, mit Namen Peter Pettigrew.“

Sirius starrte die Ratte an.

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Kapitel 13


Es war fast schon lustig, die geschockten und äußerst verwirrten Gesichtsausdrücke auf Hermines, Rons und Harrys Gesicht zu beobachten. Kate stand immer noch im Dunkeln und hörte Remus und ihren drei Mitschülern zu, die über die Frage diskutierten, ob es sein könnte, dass Krätze in Wahrheit Peter war. Als Remus darauf zu sprechen kam, dass die drei Anderen Animagi aus dem Grund geworden sind, weil er ein Werwolf war, spürte Kate einen Luftzug, der an ihr vorbeihuschte. Die Tür bewegte sich knarrend und alle Augen waren auf einmal auf sie gerichtet. Harry, Ron und Hermine sahen sie verblüfft an, Remus normal und Sirius - Sirius riss seine eingefallenen Augen auf und stand langsam auf. Nun, da sie alle gesehen hatten, ging Kate mit wackligen Knien in den Raum hinein und stellte sich neben Remus.

„Was machst du denn hier, Katy?“

Doch das Mädchen sah nur kurz zu Hermine hin und sagte dann laut, um die zitternde Stimme zu überdecken:

„Ihr müsst Remus glauben, er sagt euch die Wahrheit. Sirius ist unschuldig!“ Und mit immer mehr zitternder Stimme sagte sie, zu ihrem Vater gewandt:

„Das stimmt doch, nicht wahr, -- Dad?“

Wiederum Stille. Harry, Ron und Hermine waren völlig geschockt, sie sahen von einem zum anderen, als Sirius nun auf Kate zuging. Sie sah ihren Vater langsam auf sich zukommen, und als er ihre Frage mit dem Kopfnicken zu bejahen schien, löste sie sich aus ihrer Starre und fiel ihm mit Tränen in den Augen in die Arme. Er schloss seine Arme um sie, während sie anfing zu schluchzen. Sein Umhang roch nach Dreck und Hund, aber es war ihr total egal, endlich war sie bei ihrem Vater und alles war gut. Dann löste sich Sirius von seiner einzigen Tochter und hielt sie etwas von sich weg. Er musterte sie und lächelte dann:

„Du siehst genauso aus wie deine Mum. Hast dich gut gemacht, meine Kleine.“ Kate sah ihren Vater unglücklich an, als er ihre Mutter erwähnt hatte. Doch dann rief auf einmal Hermine:

„Natürlich!“

Alle drehten sich zu ihr hin. Sie starrte auf Kate.

„Damals, als wir in die vier Häuser verteilt wurden, hat Professor McGonagall deinen gesamten Namen vorgelesen. Ich hatte mir damals noch nichts dabei gedacht, aber jetzt ist es klar.“ Harry und Ron sahen Hermine wieder einmal erstaunt an.

„Ja, es stimmt. Mein richtiger Name ist Katy Black Parker. Meine Mum hat damals Sirius kennen gelernt, kurz nach der Hochzeit deiner Eltern, Harry. Und Dad?“ Nun traten dem Mädchen wieder Tränen in die Augen, als sie sich zu ihrem Vater drehte.

„Mum… nun, sie ist…“

Doch bevor sie weiterreden konnte, stöhnte Ron in der Ecke auf.

„Krätze hat mich schon wieder gebissen. Was ist nur los mit ihm?“

„Ich war eben dabei, euch zu erklären.“

Remus fing wieder an und erzählte den Dreien von seiner Einschulung, dem Einpflanzen der Peitschenden Weide, die Geräusche, die zur Saga der heulenden Hütte geführt hatten, und dann, dass Harrys Vater und Sirius natürlich herausgefunden hatten, was los war. Er erzählte von ihren nächtlichen Spaziergängen über Hogwarts Ländereien und schließlich einem Streich, den Sirius Snape gestellt hatte.

„Geschah ihm Recht“, krächzte Sirius, der immer noch neben Kate stand. Als Remus auch noch erzählte, dass James Snape das Leben gerettet hatte und Snape von da an wusste, dass ich ein Werwolf bin, musste dieser Professor Dumbledore versprechen, es niemandem zu erzählen.“

„Und deshalb kann Snape Sie nicht leiden? Weil er dachte, Sie hätten von SiriusŚcherz gewusst? Harry sah Remus an. Doch eine andere Stimme antwortete:

„So ist es.“

Snape riss sich den Tarnumhang vom Leib und zielte mit seinem Zauberstab auf Remus.

Alle erschraken fürchterlich. Hermine schrie sogar auf, Kate zuckte zusammen. Snape sah sich triumphierend um.

Ich habe Ihnen eben Ihren Trank gebracht und dabei diese nette, kleine Karte entdeckt, die mir verraten hatte, dass Sie hier stecken. Den Tarnumhang hab ich unter der Peitschenden Weide gefunden, danke, Potter.“ 63


Mist, hätte sie doch kurz nachgeschaut und den Umhang mitgenommen! Jetzt war es zu spät. Snape redete und redete und beschuldigte nach und nach immer wieder Remus, er hätte Sirius geholfen, bis er aus seinem Zauberstab dünne Seile schoss, die sich um Remus herum wickelten und ihn fesselten. Kate schrie leise auf und rannte zu ihm und hockte sich vor ihn hin. Snape grinste hämisch und sagte dann leise:

„Ist es nicht traurig, dass der eigene Vater und auch noch der Vormund beide heute Nacht noch in Askaban landen werden? Auch dich würde ich zu gerne mitschicken, Parker, aber leider bist du noch minderjährig.“ Das war zu viel für Sirius. Er sprang auf Snape zu, der ihm jedoch drohend den Zauberstab ins Gesicht hielt.

„Gib mir einen Grund“, flüsterte er. „Gib mir nur einen Grund, es zu tun, und ich schwöre, ich werde es tun.“

Sirius erstarrte, Kate japste auf, die anderen standen wie gelähmt da. Während Hermine versuchte, Snape zu überreden, Sirius wenigstens zu zu hören, was Kate sehr dankbar empfand, fing Sirius an, in Ruhe zu reden.

„Du bist mal wieder der Dumme, Severus. Wenn der Junge die Ratte ins Schloss bringt, kann ganz leicht überprüft werden, dass es keine Ratte, sondern Peter ist. Dann wäre meine Unschuld bewiesen.“

„Ins Schloss?“ Snape sah Sirius schadenfroh an, was Kate fuchsteufelswild machte.

„So weit müssen wir nicht gehen. Wenn wir aus dem Gang kommen, rufe ich sofort die Dementoren. Und die werden sich freuen, dir einen Kuss geben zu dürfen.“ Sirius wurde weiß im Gesicht, Kate noch wütender. Sie stand auf und schrie Snape an.

„Wie können Sie ihm das antun? Hören Sie ihn wenigstens an! Lassen Sie ihn zurück ins Schloss! Sie…“ Ein roter Lichtblitz leuchtete im Raum auf. Kate wurde von den Füßen gerissen und landete mit dem Kopf an der Wand und bliebe besinnungslos liegen, alles um sie herum war dunkel…


Sie hörte Stimmen und öffnete langsam die Augen. Ihr Kopf schmerzte, sie lag auf einem Bett. Langsam schaute sie neben sich und sah Ron, der immer noch sein schmerzendes Bein rieb. Remus´ Hand lag beruhigend auf ihrer Schulter. Er saß neben ihr, sah allerdings zu Harry, Hermine und Sirius hin. Sie setzte sich auf, was die Gespräche verstummen ließ. Alle schauten zu ihr, Sirius sah sie besorgt an. Snape lag bewusstlos am Boden.

„Wie…?“

„Nun, Harry, Ron und Hermine kamen anscheinend gleichzeitig auf die Idee Severus zu entwaffnen. Das ist dabei herumgekommen.“

„Tut mir fast Leid.“

Kate lächelte matt. Die andern wandten sich wieder dem unterbrochenen Gespräch zu. Harry sagte gerade:

„Warum hat Krätze seinen Tod vorgetäuscht? Weil er wusste, Sie würden ihn töten, wie Sie meine Eltern getötet haben?“

„Nein“, sagte Black, „Harry -“

„Und jetzt sind Sie gekommen, um ihn endgültig zu erledigen!“

„Das stimmt, aber -“

„Dann hätte ich Snape lassen sollen!“

Kate sah stumm von einem zum anderen. Was meinte Dad damit, er will ihn erledigen? Nun griff Remus ein und erklärte Harry, dass die gesamte Zeit alle dachten, dass Sirius der Geheimniswahrer der Potters wäre.

Aber das stimmt nicht, es war Peter. Sirius hat ihn daraufhin gejagt.“

„Nein! Er war ihr Geheimniswahrer!“ Harry rastete aus. „Er sagte eben, bevor Sie kamen, dass er meine Eltern getötet hat!“

Kate sah geschockt von Harry zu Sirius. Was sagte er da? Dass musste ein Scherz sein. Das konnte nicht wahr sein. Doch dann sagte Sirius:

„Harry, es war praktisch meine Schuld.“

„Was?“ Kate sah ihn blind vor Tränen an.

„Das glaub ich nicht!“

„Warte, Kate, lass ihn erklären!“

Remus sah sie beruhigend an, Kate nickte zittrig.

„Ich habe Lily und James dazu überredet, Peter zu nehmen, weil ich dachte, dass Voldemort niemals auf ihn kommen und mich jagen würde. Doch in der Nacht, in der es geschah, war Peter nicht zu Hause und als ich in Godricś Hollow ankam, war das Haus zerstört und ich wusste, dass ich es Schuld war, dass die beiden 64


tot sind. Ich habe sie verraten.“

Trotz des Schocks über diese Wahrheit fühlte sich Kate etwas erleichtert. Ihr Vater war unschuldig! Er hatte keinen Mord begangen! Ihr Herz machte einen Hüpfer. In diesem Moment verlangte Remus wieder nach Krätze und dieses Mal gab Ron sie ihm. Von nun an ging alles sehr schnell. Sirius und Remus verwandelten die Ratte in einen Menschen, es war tatsächlich Peter Pettigrew. Dieser versuchte mit aller Macht, sich bei den Anwesenden einzuschleimen, doch im Endeffekt nützte es alles nichts. Drohend standen Sirius und Remus mit erhobenen Zauberstäben vor Peter.

„Dir hätte eines klar sein sollen“, sagte Remus leise. „Wenn Voldemort dich nicht getötet hätte, dann hätten wir es getan. Adieu, Peter.“

„NEIN!“, riefen Kate und Harry gleichzeitig. Kate war fassungslos. Ihr Vater war unschuldig, und dennoch wollte er das Verbrechen begehen, wofür er dreizehn Jahre lang im Gefängnis saß? Harry hatte sich zwischen Remus, Sirius und Peter gestellt und hob abwehrend die Hände.

„Harry, dieser Typ ist schuld daran, dass du keine Eltern mehr hast.“ Auch Kate stellte sich jetzt neben Harry, mit Tränen in den Augen. Sirius sah auch sie verblüfft an. Dann schaute er zu Boden.

„Katy, ich weiß, dass du all die Jahre auf mich warten musstest und in Unwissen geblieben bist, doch das hier muss ich machen. Er hat es nicht anders verdient.“

Harry sah die beiden Männer atemlos an.

„Wir bringen ihn hoch zum Schloss, da können ihn die Dementoren holen. Bitte, Sie dürfen ihn nicht töten.

Ich glaube nicht, dass mein Vater gewollt hätte, dass seine besten Freunde zu Mördern werden, nur wegen so einer Ratte!“

Kate sah Harry bewundernd an. Er war wirklich schlau. Dann sah sie wieder zu den beiden Männern hin, die ihre einzigen Angehörigen nur waren.

„Remus, Dad, bitte hört auf Harry, ihr könnt mich doch jetzt nicht alleine lassen, ihr seid die letzten beiden Menschen, die mir noch geblieben sind.“

Sirius schaute sie irritiert an, Remus ließ den Zauberstab etwas sinken und sah zu Sirius hinüber. Er seufzte.

„Sag es ihm.“

„Dad, Mum ist… sie war lange Zeit sehr krank, sie hatte Brustkrebs. Sie ist vor einigen Wochen gestorben.“

Ihre Stimme wurde immer leiser, als sie noch hinzufügte:

„Remus ist mein Vormund.“

Aus Sirius´ Gesicht war der letzte Rest Farbe gewichen, seine Beine knickten ein und er ließ den Kopf sinken. Auch über Kates Gesicht liefen nun wieder Tränen. Sie ging mit unsicheren Schritten langsam auf ihren Vater zu und bückte sich neben ihn, ihre Hand auf seiner Schulter. Er hob seine Hand und legte sie auf die ihre. Hinter ihnen fing Remus an, Peter zu fesseln.

„Sirius, wir müssen los. Hier wartet jemand auf seine Hinrichtung.“ Sirius wischte sich übers Gesicht und stand dann auf, ließ aber die Hand seiner Tochter nicht los. Die Haare fielen ihm ins Gesicht und man konnte seinen Gesichtsausdruck im Halbdunkeln nicht erkennen. Daraufhin half Remus noch Ron und zauberte ihm einen magischen Verband und Schienen, damit er vorsorglich laufen konnte. Dann zauberte Remus noch auf Snape, der immer noch reglos in der Ecke lag, so dass dieser in die Schwebe kam. Peter wurde an Ron und Remus gefesselt, damit er nicht verschwinden konnte. Harry und Hermine folgten Krummbein, der schon voraus lief. Und Kate ging Hand in Hand mit ihrem Vater den anderen hinterher.

Im Gang unter der Hütte folgten die beiden dieser seltsamen Prozedur. Sirius hatte mittlerweile seinen Arm um Kate gelegt und mit der anderen hielt er den Zauberstab, den er Snape abgenommen hatte und hielt seinen Besitzer damit in Schach, der immer und immer wieder gegen die Decke schlug.

„Es tut mir Leid, dass ich mich dir nicht zu erkennen gegeben habe, Katy. Ich wusste nicht, ob du an mich glaubst oder nicht. Ich wollte dir keine Angst machen, indem ich dich überrasche.“ Kate sah ihn an und sagte leise:

„Ich habe immer an dich geglaubt. Mum hat mir von Anfang an erzählt, was für ein vertrauenswürdiger Mann du bist, dass du unschuldig bist. Sie hat es immer geglaubt, bis zu ihrem Tod.“

„Ja, sie war eine starke, unabhängige und loyale Frau. Die Tollste, die ich je kennen gelernt habe. Ich hatte so gehofft, dass sie nicht den Glauben an mich verlieren würde. Denn mir war es egal, ob mir die Regierung 65


glaubt, ob Fudge mich einsperren lässt, ich wollte nur, dass diese Ratte erledigt wird und dass du, Mum und Harry mir glaubt. Und ich schätze, das habe ich auch geschafft.“ Kate nickte, in dem Moment stieß Harry zu ihnen.

„Du weißt, was es bedeutet, Pettigrew auszuliefern?“

Harry sah ihn an und nickte.

„Sie sind frei.“

„Ja…“ sagte Sirius. „Aber ich bin auch, wie du vielleicht weißt, dein Pate.“

„Ich weiß.“

„Deine Eltern wollten, dass ich dein Vormund werde, wenn ihnen irgendetwas passieren sollte.“ Harry schien den Atem anzuhalten, Kate sah die Spannung in seinem Gesicht.

„Ich verstehe natürlich, wenn du bei Tante und Onkel bleiben willst, aber denk darüber nach. Wenn mein guter Name wieder hergestellt ist… wenn du ein neues Zuhause willst… mit Kate und mir…“

„Wie - bei Ihnen wohnen? Die Dursleys verlassen?“

Harry schien dem ausrasten nahe. Hatte Sirius was Falsches gesagt? Er zögerte auch sofort und sagte rasch:

„Natürlich, war mir schon klar, dass du nicht willst, ich dachte nur…“

„Bist du verrückt? Natürlich will ich von denen weg! Hast du ein Haus? Wann kann ich einziehen?“ Sirius und Kate schauten ihn verblüfft an, war es so schlimm bei seinen Verwandten?

„Du willst wirklich?“

„Oh ja, nichts lieber als das.“

Und Sirius fing an zu lächeln. Sein Gesicht strahlte Wärme aus und Kate war einfach nur glücklich. Jetzt würde sie mit Harry zusammen wohnen.


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Endlich wieder auf den Ländereien von Hogwarts angekommen, es war dunkel, Wolken verdeckten den Mond. As alle draußen waren und sich von der Peitschenden Weide entfernt hatten, tat sich plötzlich ein Loch in den Wolken auf und der Mond erschien. Der Vollmond. Und Remus hatte seinen Trank nicht getrunken.

Also war er gefährlich.

„Rennt weg, na los!“

Sirius schaute zu Remus, der sich zu verwandeln begann. Sein Kopf dehnte sich in die Länge, aus Armen und Beinen sprossen Haare, seine Hände verwandelten sich in Klauen.

„Überlasst ihn mir.“

Sirius verschwand von Kates und Harrys Seite, er hatte sich wieder in den Hund verwandelt und stürmte auf den Werwolf zu, zerrte ihn mit sich und die beiden fingen an zu kämpfen.

„Nein!“

Kate war fassungslos. Sowohl ihr Vormund als auch ihr Vater kämpften gegeneinander, bissen sich in ihr Fell, bluteten. Hinter ihr hörte sie einen Schrei. Ron wurde von einem Zauber nach hinten gerissen und blieb benommen liegen. Pettigrew verwandelte sich wieder in eine Ratte.

„Nein.“ Kate keuchte. Wenn Peter weg war, konnte Dads Unschuld nicht bewiesen werden. Das hieße, sie würde nicht bei ihm leben können. Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. Hinter ihr jaulte es. Sie drehte sich um und sah, dass Remus Sirius ein paar Meter weit weg warf. Kate rannte besinnungslos auf die beiden zu. Das durfte nicht geschehen! Sie nahm einen Stein vom Boden und warf ihn im Laufen auf Remus. Der Stein traf den Kopf des Werwolfes. Dieser drehte sich grollend um und kam auf sie zugesprungen. Sirius hatte sich aufgerappelt und sprang so schnell wie möglich auf die beiden zu, doch zu spät!

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Kapitel 14


Remus hatte sich vor Kate aufgerichtet und holte zum Schlag auf. Das geschockte Mädchen hob schützend die Arme und spürte im nächsten Moment nur noch Schmerzen, während sie davon gewirbelt wurde. Sie landete unsanft im Gras, doch noch war sie bei Bewusstsein. Ihre Arme und ihr Bauch schmerzten tierisch, sie tastete sich langsam mit dem rechten Arm, der nicht ganz so viel abbekommen zu haben schien, zu ihrem Bauch hinab. Nass. Schmerzen durchzuckten sie. Remus musste sie mit seinen Krallen sowohl am Arm als auch am Bauch getroffen haben. Er hatte sie aber anscheinend glücklicherweise nicht gebissen.

Sie versuchte, sich aufzurichten. Schmerzen durchfuhren ihren Körper, doch eine seltsame Taubheit legte sich über sie. In der Nähe standen Harry und Hermine, die geschockt zu ihr sahen, von Sirius und Remus war keine Spur zu sehen. Dann hörten sie ein Jaulen.

„Das kam von Sirius!“

Harry verschwand, Hermine hinter ihm her. Kate schaffte es, sich auf zu setzen. Blut hatte ihren Umhang und ihr Shirt durchnässt, die Wunden brannten, doch Kate kniff die Zähne zusammen. Als sie sich weiter aufrichten wollte, knickte sie wieder zusammen, eine Woge des Schmerzes überwältigte sie. Stöhnend lag sie auf dem Boden und spürte die Woge der Kälte zuerst nicht, die sie ummantelte. Dann, bevor ihr Schwarz vor Augen wurde, galt ihr letzter Gedanke Sirius und Remus.


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Sie wachte auf, als sie Stimmen hörte. Langsam öffnete sie die müden Augen und schaute sich um. Kate lag im Krankenflügel, sie wusste zuerst nicht warum. Dann wurde sie von allen Erinnerungen überflutet.

Sirius!

Sie richtete sich auf, doch der Schmerz ließ sie zurückfahren. Stöhnend lag sie auf dem Bett und konnte nun was erkennen:

Harry und Hermine standen mitten im Raum, Ron lag besinnungslos auf dem Bett neben ihr, Madam Pomfrey wuselte sauer herum, und in der Tür standen Snape und Fudge und starrten entgeistert Harry an, der sie anzuschreien schien.

„Sirius Black ist unschuldig! Peter Pettigrew lebt, er ist ein Animagus, die Dementoren dürfen ihn nicht küssen!“

Kate begriff und sagte ebenfalls mit lauter, wenn auch schwacher Stimme:

„Bitte, glauben Sie mir, er ist unschuldig!“

Alle Augen richteten sich auf sie. Fudge sah sie irritiert an.

„Wer bist du?“

„Ich bin Katy Black Parker, die Tochter von Sirius Black.“ Fudge verschluckte sich an seiner Zunge und hustete. Dann sagte Snape gehässig:

„Ist doch klar, dass die kleine Göre ihren Vater schützen möchte. Sie ist wahrscheinlich ebenfalls voll böser Gedanken. Sie sollten Potter von ihr fernhalten. Sonst vollendet sie noch das Werk ihres Vaters und bringt ihn um.“

In diesem Moment ging die Tür auf und Dumbledore kam herein. Harry wollte gerade anfangen, wieder los zu schreien und Madam Pomfrey ihn gerade zu Recht weisen, als Dumbledore sagte:

„Verzeihung, Poppy, aber ich würde die Schüler gerne einen Moment alleine sprechen. Denn ich habe gerade mit Sirius Black geredet.“

Nach einigem Hin und Her gingen der Minister und Snape aus dem Krankenflügel, während Madam Pomfrey in ihr Büro ging. Sofort fingen Harry und Hermine an, auf Dumbledore ein zu reden, doch dieser hob beschwichtigend die Hände. Dann erklärte er:

„Leider gibt es keine Beweise für Blacks Geschichte. Das Wort von euch dreien wird dem Ministerium nicht ausreichen. Professor Lupin steckt im Wald und kann eure Aussage nicht unterstützen. Außerdem wird ihm nicht jeder zu hören wollen, da er nun Mal ein Werwolf ist.“

„Sie glauben uns?“

„Ja. Und was wir brauchen, um alles wieder zu Recht zu biegen, ist Zeit.“ 67


Hermine sah ihn verwirrt dann, doch dann machte sich Erkenntnis auf ihrem Gesicht breit. Dumbledore erklärte ihnen, wo Sirius gegenwärtig war und wandte sich dann zum Gehen. Er sagte nur noch:

„Euch darf niemand sehen! Ihr könnt mehr als ein Leben retten, wenn es gut geht.“ Und er verschwand. Harry und Kate sahen verdattert zu Hermine, die unter ihrem Umhang kramte und ein Stundenglas hervor holte, was an einer langen Kette hing.

„Komm her, Harry. Wir reisen in der Zeit zurück.“

Kate riss die Augen auf und versuchte aufzustehen.

„Ich muss mit!“

Die beiden drehten sich zu ihr.

„Du kannst doch nicht laufen.“

Kate biss sich auf die Lippen, sie wusste, das Hermine Recht hatte. Sie war viel zu schwach und sie wusste, dass sie am Rande einer weiteren Ohnmacht stand. Dann erinnerte sie sich an etwas. Sie kramte in ihrem Umhang, der neben dem Bett lag, und zog den Brief heraus, den Mum für Sirius hinterlegt hatte. Den reichte sie an Hermine.

„Bitte, gib diesen hier meinem Vater! Er muss ihn haben!“ Hermine nahm den Brief entgegen und nickte. Kate hatte Tränen in den Augen.

„Und, bitte, rettet ihn!“

Hermine und Harry standen nebeneinander, die Kette um sie herum gelegt und nachdem Hermine dreimal an dem Stundenglas gedreht hatte, verschwanden die beiden urplötzlich. Kate lehnte sich zurück. Über die Stundengläser hatte sie schon einmal gelesen, jeden Moment müssten die Beiden wieder da sein. Bitte lass sie es schaffen, flehte sie. Und bitte lass mich solange wach bleiben. Sie drängte die Ohnmachtsgefühle zurück, die sie zu übermannen drohten, in diesem Moment ging die Tür auf und die beiden stürmten hinein, so schnell wie möglich sprangen sie in ihre Betten. Kate war zum Zerreißen gespannt.

„Und?“

Hermine war zu außer Atem, um zu sprechen, doch Harry nickte grinsend. Kate fiel ein riesiger Stein vom Herzen, sie lehnte sich zurück und schloss die Augen, da sie wieder mit den Tränen kämpfen mussten. In diesem Moment kam Madam Pomfrey wieder aus ihrem Büro gestürmt und meckerte sogleich los.

Sie verteilte Schokolade an Harry und Hermine und wuselte an ihnen herum. Doch die drei warteten, bis…

Sie hörten ein tiefes Grollen, das irgendwo aus dem Schloss kam. Dann hörte man schrille, zornige Stimmen, die immer näher kamen und kurz darauf knallte die Tür wieder auf. Fudge, Snape und Dumbledore kamen in den Raum hinein, Snape schäumte vor Wut und fing an, rum zu schreien.

„Raus damit, Potter! Was hast du getan?“

„Professor Snape!“, kreischte Madam Pomfrey, „beruhigen Sie sich!“ Während Snape sich immer mehr und mehr aufregte und an seiner Meinung fest hielt, Harry hätte was mit Blacks Verschwinden zu tun, dachte Kate daran, dass ihr Vater nun zwar immer noch nicht frei war, doch sie endlich die ganze Wahrheit wusste.

Als endlich alle Gemüter beruhigt waren, außer das von Snape, der wütend aus dem Raum rauschte, wurde es wieder leer im Krankenflügel, auch Madam Pomfrey verzog sich in ihr Büro. In diesem Moment regte sich Ron und schaute sich benommen um.

„Was ist los?… was ist passiert?“

Und Hermine begann zu erzählen. Von den Dementoren, dem Patronus Zauber, dem Erwachen im Krankenflügel, der Reise in die Vergangenheit, die Rettung Seidenschnabels und Sirius´. Dann sah sie Kate an, die nur noch mit Mühe die Augen aufhalten konnte.

„Wir haben ihm den Brief gegeben. Er ist mit Seidenschnabel geflohen.“ Kate bedankte sich und verlor das Bewusstsein. Ihre Wunden waren verbunden, doch sie waren noch da.

Madam Pomfrey erklärte ihr später, sie müssten erst einmal überprüfen, ob Remus sie mit der Schnauze berührt und angesteckt hatte, bevor sie die Wunden schließen konnten. Sie war sehr traurig, dass sie nun doch nicht bei ihrem Vater wohnen konnte.


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Den nächsten Tag verschlief Kate ganz, da Madam Pomfrey ihr einen Schlaftrank eingeflößt hatte.

Glücklichweise konnte die Krankenschwester schnell herausfinden, dass Remus Kate nicht mit der Schnauze 68


berührt hatte und sie nicht angesteckt worden ist. Da sie auch am nächsten Tag fast nur am Schlafen war, bekam sie den Besuch von Fred und George nicht mit. Einen Tag war Kate gerade aufgewacht, als Madam Pomfrey angewuselt kam und ihr einen Brief überreichte.

„Der ist von Professor Lupin. Und du hast Besuch.“

In der großen Hoffnung, es könne Fred sein, fing Kates Herz an schnell zu pochen. Doch es war Ginny.

„Hey, du, wie geht es dir?“

Sie unterhielten sich längere Zeit und dann fragte Kate nach Fred. Ginny fing an zu grinsen.

„Was?“

„Ach, komm, Kate, dass sieht man euch beiden doch seit Monaten an, dass ihr ineinander verschossen seid, tu doch nicht so. Ist doch in Ordnung, ich freue mich doch!“ Kate lächelte, während sie rot anlief.

Sie redeten über andere Dinge und dann kam Madam Pomfrey angewuselt und scheuchte Ginny davon. Es war bereits halb Sechs. Madam Pomfrey nahm Kate die Verbände ab und schaute kritisch. Kate sah nichts mehr, selbst Narben hatte sie keine bekommen. Auch Madam Pomfrey schien zufrieden und ging nickend davon. Nun nahm sich Kate den Brief zur Hand. Er war fein und säuberlich auf ein Stück Pergament geschrieben:


Liebe Katy,


da Professor Snape netterweise in seiner Klasse verraten hat, dass ich ein Werwolf bin, musste ich kündigen und schon fahren. Es tut mir unendlich Leid, dass ich dir Schmerzen zugefügt habe, mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, als ich erfuhr, dass ich dich nicht angesteckt habe. Das darf einfach nicht passieren! Ich darf dich diesem Risiko nicht aussetzen und überlege mir noch etwas, denn du kannst nicht bei einem Werwolf zu Hause wohnen, es könnte immer wieder passieren.

Wenn du Probleme hast, dann melde dich bei mir, ich bin für dich da.


Remus


Kate glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Remus wollte sie nicht mehr bei sich haben, nur weil er ein Werwolf war? Sie nahm sich Feder und Papier, die ihr Ginny mitgebracht hatte und begann einen Antwortbrief zu schreiben.


Lieber Remus,


spinnst du? Als ob es mich einschüchtern würde, nur weil du ein Werwolf bist! Meine Wunden sind verheilt und ich habe keinen Schaden davon getragen, ich sehe überhaupt keinen Grund, nicht bei dir zu wohnen. Schließlich war es nur ein Zufall, dass du deinen Trank nicht genommen hast. Ich passe schon darauf auf, dass du ihn immer nimmst! Außerdem sind die Ferien eh nur ein paar Wochen, und es war ja grad erst Vollmond! Bitte lass mich nicht allein, ich möchte nicht in einem Waisenhaus landen…


Kate


Nachdem sie den Brief fertig geschrieben hatte, wusste sie nicht, wie sie ihn jetzt abschicken sollte, doch in diesem Moment kam Madam Pomfrey wieder angewuselt.

„Wie geht es dir, Kind?“

„Gut, die Wunden sind kaum noch zu spüren.“

„Ich glaube, dann kann ich dich mit ruhigem Gewissen entlassen. Es ist gleich Abendbrotzeit, und du bist sowieso schon so abgemagert, dass dir eine richtige Mahlzeit gut tun wird.“ Kates Herz machte einen glücklichen Hüpfer. Sie zog sich die frischen Sachen an, die man ihr neben ihr Bett gelegt hatte und stand auf. Etwas wacklig noch auf den Beinen packte sie ihre Sachen zusammen und lief froh aus dem Krankenflügel. Im Gemeinschaftsraum suchte sie Fred und George, die jedoch nicht hier waren.

Während sie sich umschaute, bemerkte Kate auf einmal die argwöhnischen Blicke und Gemurmel hinter ihrem Rücken. Manche jüngeren Schüler schauten sie ängstlich an. Und Kate verstand. Doch es war ihr egal, selbst 69


wenn diese Menschen glaubten, sie sei die Tochter eines Massenmörders, sie wusste die Wahrheit. In einer Ecke saßen Harry, Ron und Hermine. Kate begrüßte sie und ging dann hinauf, um ihre Sachen dort abzulegen.

Zuerst duschte sie ausgiebig, denn sie hatte sich in den letzten Tagen sehr schmutzig gefühlt. Dann zog sie sich bequeme Sachen an und den Umhang drüber, unter den sie wie immer ihre Kette, ihr Medaillon und in die Tasche die Briefe ihrer Eltern steckte.

Als sie fertig war, ging sie wieder nach unten. Der Gemeinschaftsraum war nur noch von ein paar Schülern besetzt, das Abendessen schien gerade anzufangen. Kate, die in ihrer Hand den Brief an Remus hatte, ging hoch zur Eulerei und suchte nach Hugo. Der sah sie sofort und flog schuschuend auf ihre Schulter. Sie band ihm den Brief ans Bein und schickte ihn los zu Remus.

Ihr Bauch fühlte sich immer noch etwas merkwürdig an, kein Wunder, da er bis vor kurzem noch aufgeschlitzt war. Nein, sie war Remus nicht sauer darüber, schließlich konnte er nichts dafür. Nun ging sie langsam die Treppe hinunter. Hoffentlich waren die Zwillinge beim Abendessen.


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Sie wurde nicht enttäuscht. Als sie die große Halle betrat, sah sie sofort die beiden Rotschöpfe am Gryffindor Tisch sitzen. In ihrem Inneren begann sich ein großes Etwas zu bewegen, als sie Fred sah. Ihr Herz fing an zu klopfen und sie musste lächeln. An den vier Tischen fingen die Schüler an zu tuscheln, was George auf Kate aufmerksam machte. Er stieß Fred an und beide fingen an zu grinsen, wobei Fred eher lächelte. Kate ging nun schneller, während die beiden Jungs aufstanden und auf sie warteten. Ihr Herz klopfte wie wild, als sie bei den beiden ankam. George nahm sie in den Arm und drückte sie. Dann drehte er sich zur Seite und nun stand Kate vor Fred. Er lächelte sie verschmitzt an, ein Lächeln so voller Zuneigung und Liebe, dass Kate ganz warm ums Herz wurde. Fred nahm sie sanft in die Arme und sie legte ihren Kopf an seine Schulter. Ohne sie los zu lassen, drückte Fred sie sanft nach hinten, so dass sie ihm direkt in die Augen schauen konnte. Beide lächelten, Kate lief ein Schauer über den Rücken, ihre Brust drohte zu zerspringen, ihr Herz schlug so wild und laut, dass jeder es hören musste. Freds Ohren färbtens ich langsam rosa, er lächelte sie schief an und sah ihr tief in die Augen. Tu es! Schrie alles in Kate. Trau dich doch! Auf einmal rief George lautstark:

„Mensch, jetzt küsst euch endlich, das ist ja nicht zum aushalten!“ Kate wurde rot, doch sie wandte sich wieder Fred um, der sie ebenfalls mit dunkelroten Ohren schief anlächelte. Dann kam sein kopf ihr langsam entgegen und das Kribbeln im Bauch wurde immer stärker, als sich Kate ebenfalls nach vorne beugte. Dann schloss sie die Augen und die beiden fielen in den so lange ersehnten, innigen Kuss, der Kate den Boden unter den Füßen raubte. Sie vergaß alles um sich herum, da war nur noch Fred, der sie voller Leidenschaft küsste, sie umarmte und festhielt. Alle Last fiel von ihren Schultern, aller Frust und Schmerz war verschwunden, in diesem Augenblick zählten nur sie und Fred.

Nach einer für Kates Empfinden viel zu kurzen Zeit lösten sich die beiden und Kate nahm endlich wieder etwas von ihrer Umgebung war, und sie hörte - Klatschen. Erstaunt blickten sie Kate und Fred um, die gesamte Schule hatte angefangen zu klatschen und zu johlen und George stand übers gesamte Gesicht grinsend da und verkniff sich das Lachen. Auch die beiden sahen sich verschmitzt grinsend an und setzten sich

- Händchen haltend - an den Tisch.

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Kapitel 15


Hier kommt das vorerst Letze Kapitel:


Kapitel 15


Kate war traurig, dass das Schuljahr schon zu Ende war. Das letzte Essen war zwar recht lustig gewesen, da Gryffindor den Hauspokal und den Quidditchpokal gewonnen hatten, doch Kate musste immer auf Remusĺeeren Platz schauen und daran, was jetzt wohl wird, er hatte ihr noch keiner Antwort geschickt.

Der Tag der Abreise war gekommen und die Schüler versammelten sich alle am Eingang des Schlosses und warteten auf die Kutschen, die sie zum Bahnhof in Hogsmeade bringen sollten. Die Zwillinge und Kate standen mit Lee in einer Ecke und warteten. Kate war bei fred im arm und die beiden redeten leise.

„Du kommst mich auf jeden Fall besuchen in den Ferien.“

„Natürlich, aber zuerst muss ich die Sache mit Remus klären.“ Fred nickte und die beiden gaben sich einen Kuss. Dann schaute Kate ihren Freund lächelnd an.

„Was?“

„Ich frage mich nur, warum wir beide so viele Anläufe gebraucht haben.“ Fred grinste schief und nickte.


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Im Zug war es wieder einmal lustig, die vier spielten Snape explodiert und später gesellten sich auch Katie und Angelina dazu. Nach gut zwei Stunden öffnete sich die Abteiltür und dort stand jemand, dem Kate am liebsten sofort einen Fluch an den Hals schießen wollte: Malfoy. Er richtete das Wort direkt an Kate, nachdem es etwas ruhiger geworden war.

„Hey, Black, ich dachte schon der Lärm käme davon, dass deine Verräterfreunde endlich gemerkt haben, wie hinterhältig du bist. Gibs doch zu, du hast deinem Vater geholfen, zu entkommen, und du hast es auch irgendwie geschafft, dass dieser verdammte Hippogreif entkommt. Du bist doch genauso hinterhältig wie er.“ So nah er der Wahrheit auch kam, auch wenn Kate es nicht persönlich war, sagte sie nur lässig:

„Verpiss dich, Malfoy. Und ich muss mich übrigens bei dir bedanken!“ Nun sah Malfoy verdutzt aus der Wäsche.

„Nun, ja, dank deines netten Kommentars zu meiner Herkunft konnte ich Fred und George endlich alles erzählen. Ich schätze, ohne dich wäre ich nie mit Fred zusammengekommen. Danke!“ Malfoy war bleich geworden und schaute nun sauer auf die sechs Schüler, dann verschwand er und knallte die Abteiltür hinter sich. Eine unnatürliche Stille breitete sich aus. Kate setzte sich hin und schaute die anderen an.

„Was? Keine Sorge, ich bin keine Verbrecherin, auch wenn ich am liebsten an Vaters Rettung beteiligt gewesen wäre.“

Alle außer den Zwillingen sahen Kate seltsam an.

„Mir ist es egal, was ihr denkt. Mein Vater ist unschuldig, ich brauch es niemandem beweisen, Hauptsache, ich weiß es selber.“

Bevor etwa weiteres geschah, huschte ein Schatten über das Fenster und Hugo erschien, flatternd im Wind.

Kate sprang auf und öffnete schnell das Fenster, damit ihre zerzauste Eule hinein konnte. Dese flatterte auf einen Sitz und schüttelte sich. An ihrem Fuß war ein Zettel, den Kate schnell abmachte, aufmachte und las.


Liebe Katy,


Ich hoffe, der Brief kommt noch an. Du hast Recht, wir werden das schon schaffen. Das bin ich dir und deinen Eltern schuldig. Wenn ihr ankommt, werde ich am Bahnhof Kingś Cross auf dich warten. Ich habe allerdings eine Bedingung für unser Zusammenleben: Wir werden aus dir auch einen Animagus machen, damit ich keine Angst haben muss, dass ich dich eines Tages aus Versehen noch einmal angreife. Doch 71


behalte es für dich.


Bis dahin


Remus


Kate war verblüfft, aber von der Idee sehr angetan. Sie steckte den Brief weg und sah auf. Die anderen hatten wieder angefangen zu spielen, Fred jedoch saß neben ihr und sah sie fragend an.

„Das war Remus, er holt mich vom Bahnhof ab.“

Fred nickte.

„Wo wohnt Professor Lupin eigentlich?“

Darauf konnte Kate keine Antwort geben.


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In Kingś Cross angekommen, warteten dort auch schon die Weasleys auf die Ankömmlinge. Mrs Weasley umarmte ihre Söhne und Ginny, dann Harry. Kate wurde ebenfalls in eine Umarmung gezogen, dann schaute sie zu Fred und sagte schelmisch grinsend:

„Und, seid ihr endlich zusammen?“

Fred wurde knallrot, nickte dann aber. Alle Umstehenden fingen an zu lachen. Auch Kate. Dann sah sie jemanden auf die Gruppe zu kommen und lächelte diesem zu.

Remus sah noch bleicher und zermürbter aus als sonst. Doch sein Lächeln machte alles wett. Kate ging auf ihn zu und er umarmte sie.

„Kann’s losgehen?“

Kate nickte und verabschiedete sich. Von Fred wollte sie sich gar nicht mehr lösen, doch als George sich laut räusperte, gab es noch einen letzten Kuss und dann gingen sie davon. Doch sie kamen nicht weit.

„Kate!“

Harry kam hinterher gerannt und winkte mit einem Stück Pergament.

„Hier, das ist von Sirius. Er hat es eben geschickt.“

Sie bedankte sich und die beiden schauten das Stück Papier an, was sehr alt wirkte.


Liebste Tochter,

Bin entkommen, weit weg, Seidenschnabel ist super. Sag lieber nicht, wo ich bin, wer weiß, wem dieser Brief in die Hände fällt. Hoffe, Remus sorgt gut für dich, sei brav und ärger ihn nicht, sonst rächt er sich bei Vollmond. Bitte danke ihn von mir, dass ich immer noch nicht meinen Pflichten als Vater nachgehen kann.

In Liebe

Sirius


Kate gab Remus auch den Brief zum Lesen. Er nickte, sie steckte den Brief zu den vielen anderen in ihrem Rucksack und die beiden wandten sich zum Ausgang des Muggelbahnhofes. Die Blicke um ihnen herum, die sie teils feindselig anguckten, waren ihnen egal. Dann war er halt ein Werwolf und sie die Tochter eines

„Mörderers“, na und?

72


16. Ferien


Ferien


Das Haus war nicht sehr groß und nur spärlich eingerichtet. Remus war nicht gerade reich, da er als Werwolf keinen festen Job hatte und somit nur wenig Geld. Durch das Jahr als Lehrer hatte er zum Glück einiges ansparen können. Er wollte nichts von Kate annehmen, die von Jamie alles geerbt hatte und auch Sirius ihnen Geld schicken konnte.

Dafür war Remus zu stolz.

Seit Beginn der Sommerferien waren nun schon zwei Tage vergangen und Kate hatte sich eingelebt, auch wenn sie in Gedanken noch sehr oft an ihrer Mum und an ein mögliches Leben mit Sirius hing.

Heute wollte Remus herausfinden, was für eine Animagusform sie hatte und Kate war schon total aufgeregt. Was würde es wohl sein? Auch ein Hund, wie Dad? Oder vielleicht eine kleine Ratte wie Peter?

Hoffentlich nicht…

Kate trat in das Wohnzimmer, dass trotz der wenigen Einrichtung gemütlich war. Remus saß auf der einzigen Couch über einigen Büchern gebeugt und schaute auf, als sie ins Zimmer kam. Sie setzte sich neben ihn und schaute ihm über die Schultern. Das Buch, was aufgeschlagen vor Remus lag, sah schon sehr alt und brüchig aus. Auf der Seite, die ihr Vormund aufgeschlagen hatte, las Kate die Überschrift:


„Wie man herausfindet, welche Animagusform man besitzt“

Um herauszufinden, welche Form man während der Animagusverwandlung annimmt, muss man einen Zauber auf die bestimmte Person anwenden, die sich später verwandeln soll. Die Form kann man sich nicht aussuchen, sondern hängt von der Persönlichkeit des Individuums ab.


Kate las sich den Text bis zu Ende durch, dann blickte sie Remus an.

„Wie geht dieser Zauber?“

„Nun, ich habe es nur von James und Sirius berichtet bekommen, da sie es mir ja nicht verraten haben, was sie gemacht hatten. Aber ich glaube, ich bekomme das schon hin.“ Kate nickte und wusste, dass sie Remus vertrauen konnte.

Seinen Anweisungen nach stellte sie sich auf eine besonders große, freie Fläche im Wohnzimmer auf und wartete. Remus stellte sich vor sie, mit gespanntem Gesichtsausdruck.

„Und wie erkennt man, was für ein Tier ich werde?“

Ihre Anspannung und Neugierde war nicht zu überhören. Doch auch Lupin war gespannt und zuckte mit den Schultern. Nun konzentrierte er sich und zeigte mit seinem Zauberstab auf Kate. Dann sprach er laut:

„Animaguli!“

Ein weißer Strahl wanderte langsam aus seinem Stab und fing an, Kate zu umhüllen, bis sie mit einer durchsichtigen, weißlichen Hülle umgeben wurde. Sie schaute geschockt und mit etwas Furcht zu Remus hin, der sie nicht minder geschockt ansah. Doch sie warteten und dann verzog sich die weißliche Hülle, sie schwebte über Kate und verformte sich. Langsam aber sicher wurden die hellen Umrisse eines Tieres bemerkbar. Zu Kate Erleichterung war es größer als eine Ratte, hatte lange, muskulöse Beine, ein weißes Fell und einen großen, schönes Schädel. Die Gestalt schwebte langsam vor Kate auf den Boden. Nun standen sie sich gegenüber: Kate und ihre Animagusgestalt: ein wunderschöner, weißer Wolf, der sie mit weisen Augen anblickte. Dann verflüchtigte er sich wieder und verschwand im Dunst.

Es herrschte einige Minuten lang Stille. Kates Herz klopfte wie wild und ihr Atem ging schneller, da sie während des Prozesses den Atem angehalten hatte. Dann brach ein einziges Wort aus ihr hervor:

„Wow.“


Sie übten oft und lange. Das Wichtigste, um ein richtiger Animagus zu werden, war Disziplin und Ausdauer. Katy stöhnte jedes Mal, wenn Remus sie zu einer weiteren Stunde rief, doch sie machte es mit einer gewissen Vorfreude, schließlich konnte sie vielleicht bald ihren Körper verwandeln. Also übten sie tagtäglich.

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Nach etwas mehr als zwei Wochen waren sie schon ziemlich weit gekommen, Kate war erstaunt, weil Sirius ihr doch berichtet hatte, dass es so lange gedauert hatte. Doch Remus erklärte es durch die Tatsache, dass Sirius und die anderen Beiden damals noch keine Ahnung hatten, wie es ablief und sie nun die Hilfe von Sirius hatten und die Möglichkeit, es jederzeit zu machen und nicht wie die alten Rumtreiber in der Nacht und meist nur an Wochenenden.

Neun Uhr. Kate erwachte gähnend. Sie wollte am liebsten noch schlafen, doch heute war ein besonderer Tag: Sie würde zu Fred und George fahren und dort übers Wochenende bleiben. Der Grund hierfür war nicht nur die Tatsache, dass Kate ihren Fred unheimlich vermisste, sondern auch, dass am kommenden Wochenende Vollmond sein würde und Remus sie sicher außer Haus wissen wollte. Schließlich bekam er nicht mehr den Trank von Severus und würde gefährlich sein. Natürlich würde er innerhalb des Hauses alles abriegeln und mit Taubheitszaubern ausstatten, damit die Nachbarn nichts mitbekommen, aber Kate sollte sicher an einem anderen Ort sein. Also schlugen sie zwei Fliegen mit einer Klappe und Kate stand auf um ihre Tasche zu packen. Fred und George wollten sie abholen, um zwölf Uhr wollten sie mit Flohpulver anreisen.

Nachdem sie alle ihre Habseligkeiten in ihre Tasche gestopft hatte, eilte sie die Treppe hinunter und ging in die Küche, aus der es schon lecker nach Kaffee und Eiern roch. Remus saß am Tisch und las Zeitung, vor ihm war ein gedeckter Tisch. Kate musterte ihren Paten. Er war sehr blass und zittrig, es musste bald so weit sein.

Eigentlich wollte sie ihn so nicht alleine lassen. Aber sie wusste, dass es keinen Zweck hatte und auch ziemlich selbstmörderisch, aber wenn sie erst einmal ein Animagus war, würde sich das ändern.

„Guten Morgen, Remus.“

Dieser schreckte von seiner Zeitung hoch und sah sie müde an. Dann lächelte er und zeigte mit seiner Hand Richtung Herd.

„Hol die Eier, sie sind noch warm.“

Sie nickte, holte sich ihr Frühstück und setzte sich zu Remus. Sie unterhielten sich lange und ausgiebig, sie redeten über Schule, Hausaufgaben und Freunde. Wie in einer richtigen Familie. Man sah förmlich, wie diese Dinge Remus aufmunterten, aber auch Kate schien besser gelaunt zu sein. Nach und nach fühlte sie sich endlich wieder geborgen. Es war ein schönes Gefühl.

Sie Zeit verging rasch, und schon war es kurz vor Zwölf. Remus hatte eigentlich eine letzte Trainingseinheit eingeplant, doch dafür war sein Patenkind zu aufgeregt. Diese wurde immer hibbeliger auf ihrem Stuhl und die beiden gingen hinüber in das kleine, schmuddlige Wohnzimmer und setzten sich dort aufs Sofa.

Die Uhr an der Wand tickte langsam. Der Zeiger bewegte sich zuckend immer weiter. Es wurde Zwölf Uhr.

Fünf nach Zwölf. Tick. Tick. Tick. Wusch! Grünes Feuer loderte plötzlich im Kamin auf und zwei Gestalten verfestigten sich. Kurz darauf kamen sie aus dem Kamin hinausgestolpert. Stämmig gebaut, beide rote Haare, rote Sommersprossen, sie glichen sich ein Haar aufs andere. Doch einer der Zwillinge strahlte besonders, als er Kate sah, die aufgesprungen vor dem Sofa stand.

„Fred.“

Ihre Stimme klang matt, der Anblick von Fred hatte sie tief aufgewühlt, ein Stich der Sehnsucht hatte sie getroffen. Mit ein paar Schritten lag sie ihm in den Armen und schmiege glücklich ihren Kopf an seine Schulter. Ihr Herz hämmerte sehr stark, sie wettete darauf, dass jeder es hören konnte. Jetzt erst bemerkte sie, wie sehr sie ihn vermisst hatte.

Fred strahlte ebenfalls und sein Herz klopfte rasend schnell. Wie sehr hatte er seine Freundin vermisst. Es waren doch nur drei Wochen gewesen, wenn überhaupt. Sie lösten sich, nachdem sie in einen innigen Kuss gefallen waren. In der Zwischenzeit hatten sich George und Remus begrüßt und grinsend dem frisch verliebten Pärchen zugeschaut. Endlich lösten die beiden sich voneinander und Kate bemerkte nun auch George.

„Hey, George!“

Sie umarmte ihn und er grinste schelmisch, als er sagte:

„Schade, dass du uns nicht verwechselt hast.“

„Wag es dich, Bruderherz.“

Die vier lachten. Fred trat auf Remus zu und sie schüttelten einander die Hände.

„Hallo Professor.“

„Oh nein, ich bin doch nicht mehr euer Lehrer. Ich bin der Patenonkel von Kate und ich denke, wir können es auf Remus beschränken.“

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Die Zwillinge und Kate strahlten.

„Okay, Remus. Hey, Fred, jetzt können wir überall rum erzählen, dass wir mit einem Lehrer per Du sind.

Klasse, oder?“

Sie lachten wieder. Fred konterte:

„Noch besser. Mit einem Werwolf. Und einem blutrünstigen noch dazu.“ Sie grinsten. Kate fühlte sich herrlich. Endlich waren sie wieder zusammen. Remus verabschiedete sich von den dreien und dann gingen sie auf den Kamin zu. Kate bekam von Fred etwas von dem grünen Pulver in die Hand gedrückt, stellte sich in den erloschenen Kamin, warf das Pulver auf den Boden und rief:

„Zum Fuchsbau.“

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Kapitel 17


Im Fuchsbau


Im Fuchsbau angekommen, wurde Katy sogleich von einer überschwänglichen Mrs. Weasley begrüßt.

Drei weitere Mitglieder der Familie saßen am Mittagstisch: Ron, Ginny und Percy. Sie winkten ihr zu. Mrs Weasley führte sie sogleich zum Tisch und drückte sie auf einen Platz.

„Du hast doch bestimmt Hunger, mein Kind. Bekommst du auch immer genug zu Essen? Ach, was rede ich da, du lebst schließlich bei Remus.“

Nun horchte Katy auf. Woher kannte sie ihn. Auch Mrs Weasley sah ihren Blick und sagte schnell:

„Wir haben damals Seite an Seite gegen Du-Weißt-Schon-Wen gekämpft.“ Katy nickte und sah sich um.

„Ist Ihr Mann auf der Arbeit?“

„Oh, ja, das ist er. Aber er wird heute Nachmittag ankommen.“ Auf einmal schaute sie etwas unglücklich drein und fing dann langsam an zu reden:

„Ich weiß, es ist dir bestimmt unangenehm, aber…“

„Mum!“

Fred sah sie erzürnt an, doch Katy, die schon ahnte, worauf es hinaus lief, legte beruhigend ihre Hand auf seine, was ihn etwas rot anlaufen ließ.

„Ich rede offen, wenn ich will, Fred. Und es ist ja nicht so, dass ich mich nicht um deine Freundin kümmern will.“

Seine Ohren wurden noch roter, wenn es überhaupt noch ging.

„Also, Katy, noch einmal. Es tut mir Leid, wenn ich das Thema anspreche, aber wie geht es dir denn? Ich meine, so lange ist das alles ja noch nicht her. Als ich es gehört habe, war ich sehr bestürzt.“ Katy sah sie ernst an.

„Es war sehr schwierig am Anfang, weil ich mir sehr viele Vorwürfe gemacht habe, doch Fred, Remus und die anderen haben immer an mich geglaubt und mit ihrer Hilfe habe ich es geschafft, wieder nach vorne zu blicken.“

Mrs Weasley nickte gerührt und nahm das Mädchen schon wieder in die Arme. Katy genoss es.

Nach dem Essen gingen die Zwillinge und Ginny mit Katy nach oben, Fred stellte ihren Rucksack in Ginnys Zimmer und die vier setzten sich ins Zimmer der Zwillinge, da dies größer war. Ginny hatte es sich auf dem Boden bequem gemacht, George hatte sich auf das eine Bett gefläzt und Fred und Kate auf das andere. Sie unterhielten sich über die letzten Schultage und dann über die kommende Quidditch-Weltmeisterschaft. Voller Begeisterung schwatzten sie über die verschiedenen Mannschaften. So bemerkten sie gar nicht, wie schnell die Zeit verging.

Schon rief Mrs Weasley sie zum Abendessen. Während sie am Tisch saßen, gesellten sich auch Ron und Percy wieder dazu. Gerade als sie anfangen wollten zu essen, öffnete sich die Tür und ein müde aussehender Mr Weasley kam ins Haus.

„Guten Abend, Kinder. Hallo, mein Schatz,“

Er gab seiner Frau einen Kuss und sah zum Tisch, von dem gerade ein vielstimmiges „N’abend, Dad“ rüberhallte.

„Na, wen haben wir denn da? Hallo, Katy, schön dich wieder zu sehen.“

„Hallo, Mr Weasley.“


Nach dem Abendessen verschwanden Percy, Ron und Ginny auf ihren Zimmern, George murmelte ein

„muss noch was erledigen“ und huschte auch hinaus. So waren Fred und Kate zum ersten Mal allein, seit sie zusammen gekommen waren. Sie gingen im Garten spazieren, es wurde langsam dunkel, die Sonne ging unter.

Das brachte Fred auf eine Idee und er zog die verdutzte Kate hinter sich her. Sie liefen auf einen Hügel in der Nähe und sahen die Sonne, die gerade blutrot unterging.

„Klasse, super Timing.“

Sie setzten sich ins trockene, noch warme Gras und Kate lehnte sich an ihn. Er legte den Arm um sie und 76


sie schauten so der Sonne zu. Langsam wurde es dunkel und frisch, die beiden hatten eine ganze Weile dort gesessen ohne zu reden. Die gegenseitige Anwesenheit reichte ihnen schon aus, um glücklich zu sein.

Schließlich sagte Fred:

„Es ist wirklich schön, dass du da bist.“

Sie drehte sich im zu und erwiderte seinen liebevollen Blick. Etwas scheu beugte er sich nach vorne und gab ihr einen Kuss, den sie nur zu gerne erwiderte. Dann musste sie grinsen. Verwirrt sah er sie an.

„Was ist los?“

„Ich musste nur an unsere Anfangsschwierigkeiten denken. Hat ja wirklich fast ein Jahr gedauert, bis wir beide das Mal geplant hatten.“

Nun musste auch Fred lächeln. Sie versanken in Erinnerungen und mussten oft lachen. Dann wurde Kate wieder Ernst.

„Du hast mich immer aufgemuntert, auch früher schon. Du warst immer für mich da, genau wie George. Es ist verrückt, dass sich so etwas weiter entwickelt. Es hätte genauso deinen Bruder treffen können.“ Den letzten Staz hatte sie mit Ironie vorgebracht. Fred wusste es, drehte sich trotzdem herum und drückte seine freundin auf den Boden.

„Bitte? Ich bin viel toller als mein Bruder! Ich bin klüger, und witziger und sehe besser aus…“ Sie brachte ihn mit einem Kuss zum Schweigen. Als sie sich nach einiger Zeit wieder voneinander lösten, fragte Fred ernst:

„Aber was ist der Unterschied zwischen uns beiden?“

Katy musste nicht lange überlegen.

„Es ist deine Art. Natürlich seid ihr euch ziemlich ähnlich, aber wenn es darum geht, dass es jemandem schlecht geht, dann bist du derjenige, der auch einmal in Ruhe zuhören und einem raten kann, George ist darin… wie soll man sagen? Etwas ungehobelt.“

Fred grinste.

„Das werde ich ihm direkt unter die Nase binden.“

„Aber manchmal bist du genauso wenn nicht sogar noch schlimmer, wie jetzt zum Beispiel.“ Sie lachten.

Es wurde kalt und es war auch schon ziemlich spät. Die beiden standen auf und gingen zum Haus zurück.

Nur noch in der Küche brannte Licht, wo Mrs Weasley am Tisch saß und strickte.

„Noch ein neuer Pulli, Mum?“

„Da seid ihr ja. Nein, dieses Mal wird es ein Schal.“

Die beiden Jugendlichen grinsten. Dann erinnerte sich Kate an etwas.

„Mrs Weasley, ich hab mich noch gar nicht für den tollen Schal bedankt.“ Sie winkte ab und wünschte den beiden eine gute Nacht. Diese gingen die Treppe hoch und standen bald vor Ginnys Tür. Fred nahm Kate in den Arm und flüsterte:

„Schlaf gut, meine Süße.“

Kate lief rot an und die beiden fielen in einen langen Kuss. Endlich lösten sie sich voneinander und schauten sich verliebt an.

„Gute Nacht.“

Hauchte Kate und verschwand im Zimmer.

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Kapitel 18


Das Wochenende verging viel zu schnell. Fred, George und Kate waren meistens unterwegs und zogen durch die Wälder. Auch Ginny war öfters dabei. Doch die Zeit vergeht immer dann schneller, wenn sie es nicht soll und schon war Montagabend und Remus kündigte sich an. Er apparierte auf den Hof des Fuchsbaus und bekam von Mrs Weasley noch etwas zu Essen. Dann machten sich Kate und Remus per Flohpulver wieder auf nach Hause. Das Mädchen verabschiedete sich bei George, Ginny, Ron und Mrs Weasley, Percy und Mr Weasley waren nicht zu Hause, dann kam sie zu Fred. Er sah sie traurig an und nahm sie lange in den Arm.

Dann flüsterte er:

„Es war ein wunderschönes Wochenende. Zu schade, dass es schon vorbei ist.“ Kate nickte und die beiden gaben sich einen letzten Kuss. Dann ließ Fred seine Freundin los und diese begab sich in den Kamin. Mit einem grünen Flackern war sie verschwunden. Auch Remus nickte allen zu und verschwand in den Flammen.


Zu Hause angekommen berichtete Kate erst einmal vom Wochenende, dann sah sie sich Remus besorgt an.

Er war sehr blass und wirkte erschöpft. Die Wohnung sah aus wie immer, wahrscheinlich hatte Remus sie wieder hergerichtet. Er bemerkte ihre Blicke und seufzte.

„Schau nicht so, ich sehe immer so grässlich aus.“

„Nein, du siehst nicht grässlich aus, nur etwas… angeschlagen.“ Er lächelte müde, doch seine Augen leuchteten, als er weiterredete.

„Du scheinst ja ein wunderschönes Wochenende vollbracht zu haben. Aber du hast was verpasst, schau mal, ein Brief ist angekommen!“

Er hielt einen verschmutzten Zettel hoch und Kate schnappte ihn sich mit leuchtenden Augen. Und ihre Vermutung traf zu, er war von Sirius.


Liebste Tochter,


mir geht es gut. Ich habe einen Unterschlupf weit weg gefunden, wo ich erst einmal sicher sein werde.

Hermine hat mir Jamies Brief gegeben und ich danke dir, dass du ihn solange für mich aufbewahrt hattest. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dich wieder in meiner Nähe zu haben, damit ich dir endlich etwas von deinem Vater wiedergeben kann, denn du so lange missen musstest. Doch dieses bleibt uns vorerst verwehrt, leider. Remus ist in Ordnung, er passt auf dich auf. Vertrau ihm, er war nach James mein allerbester Freund.

Auch wenn ich in fälschlicherweise für den Verräter damals gehalten habe, war er nicht sauer auf mich. Er wird mich gut ersetzen. Erzähl doch ein bisschen von dir, wir hatten so wenig Gelegenheiten bisher, uns kennen zu lernen.


Hoffentlich bis bald

Sirius


Kate lächelte, während sie den Brief las. Dann schaute sie Remus an.

„Wie wäre es mit einer Runde Training?“

Remus schaute sie verblüfft an, lachte dann aber.

„Bist du etwa voller Tatendrang heute?“

Sie grinsten und fingen an zu üben.

Am Abend holte Kate Feder und Tinte und ein leeres Stück Pergament heraus und fing an, einen Antwortbrief für ihren Dad zu schreiben.


Hey Dad,

mir geht es gut, schön, dass es dir auch gut geht! Ich war am letzten Wochenende bei Fred Weasley, die Weasleys kennst du auch, oder? Sie waren ja früher im Orden des Phönix. Und um ehrlich zu sein, ich bin seid ein paar Wochen mit Fred zusammen. Er ist toll. Was es noch zu erzählen gibt?

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Sie zögerte. Ob sie Sirius erzählen sollte, dass Remus sie ausbildet, ein Animagus zu werden? Sie entschied sich dagegen, schließlich sollte es keiner erfahren, und wenn es nicht klappen sollte, wollte sie niemandem diese Schande erklären müssen. Stolz hatte sie ja.


Ich bin traurig, dass du nicht bei mir und Remus sein kannst. Eines Tages werden wir deine Unschuld beweisen. Und dann können wir endlich miteinander leben. Ich werde in drei Wochen wieder zu den Weasleys fahren, denn dann ist ja die Weltmeisterschaft vom Quidditch und Freds Vater hat Karten für uns. Ich melde mich bald wieder


Kate


Sie wusste nicht, was sie noch schreiben sollte, also beendete sie den Brief und schickte ihn mit Hugo los.


Die nächsten Wochen verliefen ereignislos und etwas langweilig. Kate erledigte mit Remus´ Hilfe alle ihre Hausaufgaben, die sie über die Ferien aufbekommen hatten und hatte dann nichts mehr zu tun, außer jeden Tag mit Remus zu trainieren. Er brachte ihr auch einige Verteidigungszauber bei, natürlich nur theoretisch, da sie ja nicht zaubern durfte in den Ferien. Nach vier Wochen verbrachte sie wieder ein paar Tage im Fuchsbau, da wieder Vollmond war. Auch diese Tage vergingen viel zu schnell. Endlich war der Tag gekommen, an dem Kate wieder zum Fuchsbau zurückkehren sollte, und dieses Mal bis zum Ende der Ferien, da sie mit auf die Quidditch Weltmeisterschaft gehen würde. Remus brachte sie zum Kamin.

„Pass auf dich auf.“

„Ja.“

„Und versuche noch nicht, dich zu verwandeln, es wäre zu früh so ganz alleine.“

„Ja.“

Kate hörte nur mit einem Ohr zu, da sie mit ihren Gedanken schon bei Fred war. Remus umarmte sie und verabschiedete sich. In diesem Moment machte es „Plop“ und im Kamin schlugen grüne Flammen gegen die Wände. Fred erschien grinsend aus den Flammen und Kate stürzte sich regelrecht auf ihn, während hinter den beiden Mr Weasley aus dem Kamin trat. Er ging an den beiden Turteltauben vorbei und schüttelte Remus die Hand.

„Kaum ist Fred da, bin ich Luft.“

Remus schaute die beiden milde entrüstet an. Mr Weasley lächelte auch nachgiebig.

„Ja, die Jugend von heute. Wie geht’s dir?“

Remus sah schon etwas bleich um die Nasenspitze aus. Doch er lächelte.

„Durchwachsen. Ich bin euch sehr dankbar, dass ihr Kate immer zu euch nehmt an Vollmond, es ist ja auch nur noch diese eine Mal, dann ist wieder Schule.“

„Mach dir da mal keine Sorgen. Katy ist ein ganz liebes Mädchen, wir haben sie gerne bei uns.

Außerdem macht sich Molly immer Gedanken über alle freunde unserer Kinder, vor allem, wenn sie so ein schweres Schicksal haben wie Katy hier oder Harry. Den holen wir heute auch noch ab, er kommt auch mit zum Finale.“

Remus nickte und sah zu Kate, die sich nun wieder zu ihm drehte und sich noch einmal bei ihm verabschiedete. Er sagte leise:

„Du weißt, was wir abgesprochen haben, nicht wahr? Mache es nicht, es ist noch zu gefährlich.“ Etwas lauter fügte er hinzu: „Und schöne Grüße an Harry.“

Kate nickte und sie, Mr Weasley und Fred machten sich auf den Weg zurück zum Fuchsbau.



Kapitel 19


Das Finale der Weltmeisterschaft im Quidditch stand nun endlich bevor und im Fuchsbau war die Stimmung auf ihrem Hochpunkt. Ginny und Kate saßen in der Küche, etwas unausgeschlafen, aber voller Erwartungen.

Hermine, die seit ein paar Tagen genauso wie Harry im Fuchsbau verweilte, kam nun die Treppe hinunter, im Schlepptau Ron und Harry, die ziemlich miesepetrig aussahen. Ginny und Kate wechselten einen wissenden Blick und grinsten. Langschläfer. Percy, Bill und Charly, die ebenfalls zu Besuch waren, schliefen noch, da sie apparieren und so später zur Meisterschaft aufbrechen konnten.

Mrs Weasley wuselte wie immer hektisch am Herd herum und bereitete Frühstück für ihre Lieben. Sie würde nicht mitkommen, sondern zu Hause warten. Gerade, als sich die beiden Jungs und Hermine zu den beiden anderen Mädchen gesetzt hatten, hörte man lachende Stimmen und kurz darauf kamen Fred und George die Treppe hinunter, über beide Ohren lächelnd. Kate wusste warum: In den Ferien hatten die beiden weiter an ihren Zauberhaften Zauberscherzen gearbeitet und diese wollten sie auf der WM verkaufen. Als sie in der Küche ankamen, schlenderte Fred lächelnd zu Kate hinüber und gab ihr einen sanften Kuss auf den Mund. In dem Moment kam Mrs Weasley zum Tisch und verteilte das Frühstück. Misstrauisch sah sie zu den Zwillingen hinüber. Vor ein paar Tagen hatten die beiden es geschafft, Harrys Cousin Dudley ein verzaubertes Toffee unterzujubeln, was ihm seine Zunge anschwellen ließ. Alle außer Mrs Weasley hatten gelacht. Und auch jetzt schien sie der Gedanke nicht los zu lassen, dass die beiden wieder was ausgeheckt hatten. Sie baute sich vor ihnen auf, den Zauberstab in der Hand und sah sie bedrohlich an.

„Was habt ihr in euren Taschen?“

George sah sie unschuldig an.

„Nichts, Mum.“

„Lüg nicht!“

Sie richtete ihren Zauberstab auf ihren Sohn und rief:

„Accio!“

Mehrere bunte Gegenstände flogen aus den Taschen der Jungs und landeten bei Mrs Weasley. Bonbons.

Toffeebonbons. Unmengen an Bonbons. Und Mrs Weasley rastete aus. Sie fing an zu schreien und zu meckern und immer wieder weiter auf die Zwillinge zu zaubern. Es flogen immer mehr Bonbons auf sie zu. Als sie die Bonbons in den Mülleimer warf, rastete Fred aus.

„Wir haben ein halbes Jahr lang gebraucht, um sie zu entwickeln!“

„Ach, ist ja ńe tolle Art, ein halbes Jahr zu verbringen!“ Kate sah von den Zwillingen zu Mrs Weasley. Einerseits konnte sie sie ja verstehen, schließlich hatten die beiden Jungs wirklich nicht allzu gute Noten bekommen. Aber andererseits war es der Traum der Zwillinge, eines Tages einen Scherzartikelladen zu öffnen. Und Mrs Weasley wollte dies einfach nicht einsehen, wahrscheinlich wollte sie noch mehr Söhne im Ministerium sehen.

Zum Glück kam bald Mr Weasley nach unten und sie brachen auf. Die Stimmung war sehr gedrückt und Fred und George gingen davon, ohne sich zu verabschieden. Kate wurde noch einmal von Mrs Weasley gedrückt, die immer noch finster dreinschaute und lief den Zwillingen hinterher. Sie sagte nichts, da sie noch finstrer guckten als ihre Mutter. Sobald sie weit genug vom haus entfernt waren, platzten die beiden los.

„Wie unfair…“

„…gemein…“

„…typisch…“

„…wollten doch verkaufen…“

So ging es eine Weile lang weiter. Glücklicherweise bekam Mr Weasley den Hassschwadron der beiden nicht mit, da er zusammen mit Harry, Ron, Hermine und Ginny voraus lief. Sie wanderten länger und irgendwann hatten sich die beiden Jungs wieder beruhigt. Fred nahm Kates Hand in seine und sah sie mit einer Mischung aus zurückkehrender Heiterkeit und Liebe an.

„Tut mir Leid, dass wir so abgehen. Wir sind nur so sauer…“ Kate fuhr ihm über den Mund.

„Schon in Ordnung. Ich verstehe euch ja.“


Fred lächelte dankend. Nach ein paar Stunden kamen sie auf einem Berg an, trafen die Familie Diggory und fanden schließlich einen alten Stiefel, der als Portschlüssel dienen sollte. Um sieben nach Fünf Uhr ging es dann los. Alle packten ein Stück des alten Stiefels und wurden empor gerissen. Sie drehten sich sehr schnell im Kreis, das Gefühl war seltsam. Dann landeten sie unsanft im Gras.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.02.2012

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