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Prolog...
Vampire
Wer hat noch nie über sie nachgedacht?
Wer hat all die verschiedenen Geschichten über sie gezählt?
Jede ist anders.
Jede beschreibt sie anders.
Mal sind sie grausam und zügellos.
Mal sind sie depressiv und empfindsam.
Was aber trifft nun zu?
Ich bin der Ansicht, es gibt mehr als eine Art von Vampiren. Jede ist anders. Manche gleichen Untoten, immer lechzend nach Blut, wie Tiere nur von Instinkt getrieben.
Andere aber sind wie Menschen. In ihren Gefühlen und Empfindungen vielleicht sogar noch intensiver.
Wie aber denken sie über sich selbst?
Wie denken die über sie, die sie kennen?
Ich kann nicht allgemein über Vampire sprechen, sondern nur über den, der mir begegnet ist, und der mein Leben für immer verändert hat.
Er ist in jeder Beziehung anders als die Menschen, und ihnen doch so ähnlich.
Ich denke, er hat sich nie selbst verstanden. Ebensowenig wie das, was um ihn passierte.
Denn was Vampire auch tun, es verändert den Lauf des Schicksals.
Denn für sie hat das Rad schon lange aufgehört sich zu drehen...

Kapitel 1...
Es war damals ein sehr sonniger Tag. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Wie könnte ich auch so einen Tag vergessen?
Ich war damals etwa 12 Jahre alt.
Seit Wochen hatte es nicht geregnet, und die Nächte waren ungewöhnlich kurz. Meine Großmutter redete immer von etwas Schrecklichem, das heraufzog. Niemand glaubte ihr. Sie war nicht ganz richtig im Kopf, seit ihrem Schlaganfall.
Nur ich habe ihr geglaubt.
Ich und meine kleine Schwester. Aber sie war auch nicht ganz richtig. Sie war damals zehn und konnte nicht richtig reden. Sie litt an einer Krankheit, die damals keiner kannte.
Wir waren immer zusammen. Auch mich hielten sie für verrückt. Ich stotterte. Sie dachten, ich hätte auch eine Krankheit. Wie meine Mutter. Sie hatte auch immer so mit den Männern in unserem Haus geredet.
Was sie nicht verstanden: Wir hatten Angst vor ihnen. Darum das Stottern.
Meine Mutter war eine schöne Frau. Mein Vater hat sie umgebracht, weil sie ihm außer mir keine Söhne geboren hatte.
Nur mich. Aber ich war zu klein und zu schwach. Ich war nichts wert, konnte nicht sein Erbe werden, nicht seinen Clan von Verbrechern und Auftragskillern anführen.
Es war das Jahr 2303. Ich lebte damals mit meiner Schwester, meiner Großmutter und den Männern meines Vaters in einer der größten Städte des Ostens. An ihren Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur, dass sie ziemlich im Süden Japans lag, bevor sie zerstört wurde.
Die Menschen in der Stadt waren arm. Nicht selten mussten Menschen - vor allem Kinder - auf der Straße leben. Oft hatten sie kaum genug zu essen.
Es ging mir nicht schlecht. Ich musste kein Training absolvieren, wie die anderen Kinder. Ich musste auch nicht arbeiten. Mein Körper war zu schwach.
Er hatte vor mich zu töten, sobald seine neue Frau einen Sohn zur Welt gebracht hätte. Aber bislang nur Mädchen. Die anderen machten sich hinter seinem Rücken über ihn lustig - es kostete die meisten das Leben.
Ich verbrachte meine Tage meist auf der Straße. Allein oder mit Aya. Erwähnte ich, dass meine Schwester Aya hieß?
Die Sonne brannte auf uns herab, aber das störte uns nicht. Wir stellten uns vor, wenn wir nur lange genug warteten, würde sie uns verbrennen und wir wären frei.
Damals hab ich mich immer gefragt, ob es Freiheit gibt. Ich habe überlegt, ob ich wohl frei wäre, wenn ich von hier entkommen konnte. Doch ich rechnete nicht damit entkommen zu können. Die Stadt gehörte meinem Vater und seinen Leuten. Ich war nur ein Akzeptierter, kein Clanmitglied, obwohl ich sein Sohn war.
Es hat mich anfangs gestört, aber dann habe ich mich damit abgefunden.
Gegen Mittag, als die Sonne am höchsten stand und sich gerade dünne Wolken vor sie geschoben hatten, sahen wir jemanden die Straße herauf kommen. Es war eine gerade Straße. Einst war sie wohl mit Beton bedeckt gewesen, aber das war lange her.
Seine Schritte wirbelten die ausgetrocknete Erde auf, als wäre sie nur Staub. Gekleidet war er ganz in schwarz, und er ging langsam, behebig, trotz seiner kleinen und dünnen Statur. Aber mehr erkannten wir nicht, er trug einen Mantel, und hatte sich seine Kapuze weit ins Gesicht gezogen. Er war nicht von hier, das war offensichtlich. Er kam näher. Ich glaubte, einen kühlen Hauch zu spüren, als er an uns vorüber kam, und ich wusste sofort, er war anders.
Meine Blicke folgten ihm, doch er schien es nicht zu merken.
Nach einigen weiteren Schritten blieb er plötzlich stehen. Ich hielt den Atem an, glaubte, er hatte es doch gemerkt, und würde es mich nun spüren lassen.
Die Menschen in dieser Stadt reden nicht lange, wenn ihnen etwas nicht passte, sie schlugen zu. Vor allem wenn es um Kinder ging.
Er drehte sich langsam um, und ich fühlte seine Augen auf mir, obwohl ich sie nicht sah. Es war ein ... seltsames Gefühl ... das weiß ich noch, doch es ängstigte mich nicht. Langsam ging er zurück auf uns zu. Meine Schwester wich zurück und versteckte sich - er schien ihr Angst zu machen.
Ich verstand sie nicht.
Ich stand auf.
Er blieb direkt vor mir stehen und sah mich an. Besonders groß für einen Erwachsenen war er nicht, aber er blickte auf mich hinunter. Wie gesagt, ich war klein und schwach ...
So stand er nun vor mir und hob langsam die rechte Hand. Aus Gewohnheit zuckte ich zusammen, und schloss die Augen, doch es passierte nichts. Als ich wieder aufsah, blickte ich in zwei tiefe blaue Augen, die sich sofort in meinen Kopf und mein Herz brannten, als wären sie Feuer. Er musterte mich, die Hand als Schutz gegen die trotz allem blendende Sonne hochhaltend. Als ich glaubte, Rauch von seiner Hand aufsteigen zu sehen, dachte ich erst, mein Verstand spielte mir Streiche.
Aya war längst weg, sie war zur Großmutter gelaufen.
"Es ist ... ganz schon heiß", sagte er, während er mir in die Augen sah. Seine Stimme klang müde und ich sah, dass er leicht zitterte.
Ich konnte nichts tun außer nicken. Seine Augen hielten mich gefangen. Den Rest seines Gesichts ... sah ich in dem Moment gar nicht.
Er wollte noch etwas sagen, doch als er den Mund öffnete, brach die Sonne gerade durch die dünne Wolkendecke, hinter der sie zuvor gewesen war, und strahte noch heller auf uns herab. Gequält stöhnte er auf und verdrehte die Augen. Ich fühlte seine Schmerzen ... als könnte ich sie anfassen.
Bevor ich etwas sagen konnte, brach er vor meinen Augen zusammen.

Irgendwie - wie ich es wirklich gemacht habe weiß ich gar nicht mehr - brachte ich ihn in mein Geheimversteck. Es war ein verlassenes Häuschen, eingeklemmt zwischen Hochhäusern, und nur schwer zu erreichen. Ich bewahrte dort alles auf, was mir wichtig war: mein kleines weißes Modellauto, ein Foto meiner Mutter, einige Dinge die ich selbst gebastelt hatte, einen kleinen blauen Fisch, den ich halbtot auf der Straße gefunden und irgendwie gerettet hatte ... und noch einiges, das nicht wichtig genug war, um mich zu erinnern. Einmal hatte ich dort sogar eine Katze gesund gepflegt. Mein Vater kannte diesen Ort nicht. Nicht einmal Aya hatte ich ihn gezeigt. Nur einige Straßenjungen, die ich recht gern hatte, und die auch mich mochten, waren manchmal dort gewesen.
Aber nun war der Ort leer, wie ausgestorben. Nur der Fisch drehte fröhlich seine Runden.
Ich hatte ihn auf einen Berg von Decken gelegt, die als provisorisches Bett dienten, wagte aber nicht, ihm seinen Mantel auszuziehen.
Eine Weile betrachtete ich ihn. Dann, als ich mich überwand und meine Hand ausstreckte, um seinen Mantel zu öffnen, fasste er plötzlich meine Hand. Er war unglaublich schnell ...
Doch, er hatte mich erschreckt, aber ... seltsamerweise ... hatte ich keine Angst.
Wieder fixierten mich blaue Augen. Er schwieg. Nachdem er sich umgesehen hatte, wollte er sich aufsetzen, schaffte es aber nicht. Er war zu schwach.
Irgendwie kämpfte er sich aus dem Mantel. Ich wollte ihm helfen, doch er erlaubte es nicht.
Als er den Mantel müde fallen ließ, sah ich schulterlanges, ziemlich verwarlostes blondes Haar. Er hatte ein schönes, zartes Gesicht. Woher er kam konnte ich nicht sagen ... ich hätte ja aus logischen Gründen auf einen Japaner getippt, doch er war blond, und seine Augen blau ... und das passte für mich nicht. Doch seine Sprache war völlig akzentfrei, er sprach sie fließend. Doch er konnte nicht nur japanisch, sondern alle Sprachen die zu dieser Zeit wichtig waren. Aber das wusste ich damals noch nicht.
Später habe ich ja erfahren, woher er kam. Damals interessierte es mich gar nicht. Viel eher interessierte mich was er war.
Er lächelte sanft. Mir fiel auf, dass seine Lippen aufgesprungen waren, und leicht bluteten.
"Du musst ... etwas für mich tun", brachte er mühevoll heraus.

Ich habe nie nachgefragt.
Ich habe es verstanden, als ich jemanden gefunden und hingebracht hatte.
Ein Polizist auf Streife. Ich hatte ihn holen sollen, sagen, ich hätte eine Leiche gefunden.
Ich tat es.
Ich fragte nicht, zögerte nicht. Die Cops gehörten eh alle meinem Vater, und waren eher Dekoration. Ein Schein, der die Leute in Sicherheit wiegen sollte.
Als er seinen Puls prüfen wollte, stürzte sich der Fremde auf ihn und ... trank sein Blut.
Doch es ... machte mir keine Angst. Es faszinierte mich. Er faszinierte mich.
Dieser Vampir, den ich gerettet hatte.

"Vielen Dank, Junge"
Er kam langsam aus meinem kleinen Bad. Er hatte sich gewaschen, seine blonden Haare hingen nass über seine Schultern und teilweise in sein Gesicht. Er lächelte sanft. Das Blut, dass zuvor überall an ihm geklebt war, hatte er abgewaschen, seine Lippe blutete nicht mehr, seine Kleider hatte er gegen einen Bademantel getauscht, bis seine Sachen getrocknet waren. Ich hatte mir die Freiheit genommen, sie zu waschen.
"Gerne", sagte ich knapp und lächelte schüchtern.
"Du kannst ja doch reden", meinte er, als ich zum ersten mal in seiner Gegenwart sprach,"Du bist ... ein lieber Junge. ... Sag ... hast du gar keine Angst?"
Ich schüttelte meinen Kopf. Ich hatte damals vor vielem Angst, aber nicht vor ihm.
"Mein Name ist Caleb", erklärte er und lächelte sanft. Seine Augen leuchteten wieder. Erwartungsvoll blickte er mich an.
"Shoichi"
"... Das klingt nicht schön ... wie wärs, wenn ich dich Sho nenne?"
Ich nickte nur, und er lächelte wieder.
"Weißt du, den Namen kenne ich aus einem alten Film ... er erinnert mich an unsere Lage hier. Es ging um einen Vampir, und einen kleinen Jungen namens Sho, der den Vampir davor bewahrt, in der Sonne zu verbrennen", sagte er und betrachtete mich,"Natürlich ... ist das ganze tiefgründiger, aber dafür bist du zu jung ..."
Ich sagte nichts. Lauschte nur still seinen Worten. Er hatte eine angenehme Stimme, und was er sagte, faszinierte mich auf seltsame Weise.
Ich hörte ihm immer gerne zu, auch wenn er von Dingen sprach, die ich nicht verstand.

Kapitel 2...
Ich hatte Caleb mit zu mir nach hause genommen. Er fuhr damit fort mich "Sho" zu nennen. Es machte ihm Freude, wenn er mich bei diesem Namen rief. Ich weiß noch genau, wie seine Augen vor allem anfangs immer geleuchtet hatten, wenn er das tat.
Meinem Vater stellte er sich unter dem Namen "Kei" vor, was ihn auch sehr zu amüsieren schien. Später hat er es mir erklärt.
Anfangs war es einfach.
Er kam mit zu mir, und stellte sich in die Dienste meines Vaters, unter dem Vorwand, er suchte Arbeit.
Der Zeitpunkt war günstig, denn kurz davor hatte seine Frau wieder eine Tochter geboren, und einige Männer hatten das lustig gefunden. Er hatte also wieder einmal zu wenig Leute, und da kam ihm jemand wie Caleb gerade recht.
Nur ich wusste, was er wirklich war. Die anderen ahnten es nicht, denn er gab ihnen keinen Anhaltspunkt, obwohl er ein sehr ... nun sagen wir erfülltes Leben führte.
Vater ließ ihn als Killer arbeiten. Er schickte ihn regelmäßig los, um Leute zu töten.
Es war die perfekte Arbeit für einen Vampir.
Die Leute mussten schnell und unauffällig sterben. Und niemand durfte die Leichen sehen. Niemand merkte also, wie er sie getötet hatte.
Aber die meiste Zeit verbrachte Caleb mit mir.
Erst machte es mir Sorgen, wenn er tagsüber hinaus ging, doch ich hatte bald begriffen, dass solange er genug Blut zu sich nahm, ein Vampir nicht einmal die Sonne fürchten musste. Nun, sicher sie schwächte ihn und es war nicht angenehm, aber wenn er konnte sich eine gewisse Zeit lang der Sonne aussetzen ohne aufzufallen, und ohne schlimmeren Schaden zu nehmen. Er verwendete meist Sonnen-Creme...
Jedenfalls nahm er mehr als genug Blut zu sich.
Wie konnte es auch anders sein, wenn er so gut wie täglich einen neuen Job bekam? Eines habe ich damals noch gelernt : Im Gegensatz zu Menschen können Vampire sich alles einteilen. Schlaf, Blutreserven, einfach alles ... Manches können sie sogar so gut wie ewig aufschieben ... Caleb bevorzugte es, den Schlaf unendlich aufzuschieben. Er schlief nur selten, dann aber meist einen ganzen Tag oder sogar zwei.Er hasste es zu schlafen, und tat es nur, wenn es sein musste.
Anfangs war mir das mehr als komisch vorgekommen, aber ... naja ich gewöhnte mich daran.
Ich fand irgendwann heraus, dass er so gut wie immer wenn er schlief regelmäßig erwachte. Er litt unter Alpträumen. Schlimmen soweit ich beurteilen konnte. Aber genaues erzählte er mir nicht.

An einen Tag in dieser Zeit erinnere ich mich noch besonders gut.
Es war Herbst, und ziemlich kalt und windig. Mir ging es gut.
Es war kurz nach meinem 15. Geburtstag, im Jahr 2306.
Caleb war schon eine Weile nicht mehr bei mir gewesen, ich übte alleine.
Caleb trainierte mit mir. Er trainierte meine Reflexe, meine Kraft, alles.
Ich war innerhalb weniger Monate stark und schnell geworden, alles verdankte ich ihm. Und nun war er verschwunden. Naja erst seit wenigen Tagen, aber es fiel mir schmerzhaft auf, da er meinen Geburtstag verpasst hatte. Zumal es ein großer Tag gewesen war. Mein Vater hatte meine Fortschritte anerkannt, und mich zu seinem Erben gemacht.
Ich war stark genug geworden, stärker als die anderen. Zwar war ich immer noch klein, aber Caleb hat mich gelehrt, dass Größe nicht alles war. Er war ja selbst kaum größer als ich, und er war der stärkste den ich kannte ... dachte ich damals jedenfalls.

Irgendwann hatte ich mich dann auf die Suche nach ihm gemacht - vergeblich. Er war nicht aufzufinden. Und es war auch niemand da, der mir helfen wollte.
Zu diesem Zeitpunkt war meine Schwester schon nicht mehr am Leben gewesen. Caleb hatte versucht ihr zu helfen, er wusste was ihr fehlte, aber Vater hatte gesagt, er solle beim Töten bleiben, und das heilen den Ärzten überlassen - es war sein Fehler, und das habe ich ihm nie vergeben ... dass er mir meine Schwester genommen hat.
Caleb war es, der mich getröstet hatte, ehe er verschwunden war ...

Aber ich schweife ab. Warum ich mich so gut an diesen Tag erinnere ist sicher interessanter. Nun ... das ist denkbar einfach und doch so kompliziert ...
Damals erkannte ich, dass auch Caleb nicht so stark war, wie ich immer gedacht hatte ...
Ich streifte gerade durch die Stadt, es war kurz vor Sonnenaufgang, als etwas meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war ein kleiner Hinterhof mit vielen Fenstern. Ich bildete mir ein, eine Gestalt am Boden sitzen zu sehen. Als ich näher kam, entdeckte ich, dass es Caleb war, der da saß, an einer Stelle, an den ihn die Sonne wohl bald erreichen würde.
So schnell ich konnte war ich bei ihm und brachte ihn in das Innere des Gebäudes.
Ich redete mit ihm, aber er reagierte kaum auf mich, er starrte an mir vorbei ins Leere, gegen eine Wand. Er wirkte müde und erschöpft. Seine Haare waren wieder so verwarlost wie an dem Tag an dem ich ihn kennengelernt hatte.
Es gelang mir nicht, etwas aus ihm heraus zu bekommen. Irgendwann zog er mich dann plötzlich in seine Arme und hielt mich fest. Doch mehr tat er nicht. Er hielt mich nur fest ... er hielt mich fest und schwieg vor sich hin ...
Es war eine seltsame Atmosphäre, in dem engen Raum zwischen der Eingangstür und den Treppen, in dem es kein Licht gab. Nur ihn und mich. Und ich fühlte mich sicherer als je zuvor ...
Rückblickend betrachtet, kann man das Ereignis damals wohl als richtungsweisend für die Zukunft bezeichnen.

Von diesem Tag an wurde es schwer.
Caleb begann, die Aufträge aufzuschieben.
Er ging nicht mehr tagsüber hinaus, und er übte immer seltener mit mir.
Er trank auch kein Blut.
Einer der Männer meines Vaters meinte, Caleb würde unter Depressionen leiden. Ich verstand es nicht. Vampire wurden doch nicht krank...
Ich verbrachte von da an alle meine freie Zeit bei ihm, auch wenn es ihm nicht so recht war. Er meinte, ich solle doch raus gehen, spielen, oder sonst was machen, anstatt bei ihm drinnen zu versauern.
Es war nämlich so, dass wenn ein Vampir wie er kein oder nur wenig Blut zu sich nahm, er nicht in die Sonne gehen konnte, ohne sofort langsam aber sicher zu verbrennen ... Und diesen kritischen Zustand hatte Caleb längst erreicht.
Noch wenige Wochen vor jenem Tag hatte es ihn zum Lachen gebracht, wenn ich ihn "Kei" gerufen hatte, nun nickte er nur müde - er wurde dem Vampir aus seinem Film ähnlicher als mir lieb war ... denn er litt darunter.
Ich ging schon davon aus, dass er wohl sterben, und mich auch verlassen würde.
Ich weite viel. Mehr, als nach dem Tod meiner Schwester.
Ich weinte, bis mir der Kopf weh tat, und meine Wangen wund waren.
Und da kam er zu mir.
Er legte sich zu mir in mein Bett und zog mich in seine Arme. Er hielt mich die ganze Nacht, und vertrieb meine Angst, und meine Tränen ...
Am nächsten Morgen hatte er mir Frühstück gemacht. Er sah zwar immer noch schlecht aus, doch schon besser als die letzten Tage ...
Ich habe es damals nicht ganz verstanden.
Er trank in der darauffolgenden Nacht wieder Blut, nachdem er einen Auftrag ausgeführt hatte. Es war das erste mal, dass er mir erlaubte, ihn zu begleiten. Sicher, ich durfte nichts machen und musste mich versteckt halten, aber es war das aufregendste, das ich je erlebt hatte. Sicher, es war brutal und grausam, aber das war es, was er mir beibringen wollte.
Die Welt war so, und wenn ich in ihr überleben wollte, musste ich auch zu einem gewissen Grad grausam sein können. Ich musste mich selbst verteidigen können, nicht so wie mein Vater, der andere seine Drecksarbeit machen ließ.

Caleb hatte immer etwas sehr Faszinierendes an sich. In seiner Eigenschaft als Vampir ...
Caleb vereinte viele Dinge in sich. Er war stark, und doch zerbrechlich, grausam, aber doch so unglaublich sanft und einfühlsam. Er war kaltes Feuer und brennendes Eis zugleich. Alles und doch ... nichts.
Er selbst sagte manchmal, er sollte eigentlich nicht mehr existieren, und doch tat er es, und er war realer als die meisten anderen die er kannte.
Zumal er mehr als eine Seite von sich preisgab. Und doch ... hatte ich immer wieder das Gefühl, ihn eigentlich nicht zu kennen ...

Impressum

Texte: Achtung!Diese Geschichte ist noch nicht beendet, es geht weiter! Bild:Hyde(bearbeitet von mir)
Tag der Veröffentlichung: 25.02.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch einem Film, und seinen Hauptdarstellern. Das ist nur fair, da ich ohne diesen Film nie auf die Idee für eine derartige Geschichte gekommen wäre, und ich mir auch Namen ausleihe.

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