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Die Große Liebe
Mit einer gewissen Art von Traurigkeit erinnerte er sich an sein erstes Verliebtsein, damals mit zwölf. Möglich, dass es früher begann, ehe er merkte, warum Lieben auch Leiden bedeutete. Warum er gerade jetzt daran dachte, wusste er nicht, vielleicht lag es daran, dass viele Mädchen seine spärlichen Wege kreuzten und er keine Möglichkeit sah, mit einer von ihnen in näheren Kontakt zu kommen..
Es war wie jeden Tag gegen sechs Uhr abends, als er mit zwei Dosen Bier und einem Flachmann ausgerüstet, in den Park ging. Er setzte sich auf die Lehne einer der vielen Bänke und öffnete die erste Dose, stellte sie neben seine Füße und drehte sich eine Zigarette. Als er deren Rauch inhalierte, nahm er den ersten Schluck aus der Dose und danach einen kleinen Schluck aus der Schnapspulle. Hätte ihn jemand gefragt, warum er dieses jeden Tag wiederholte, er hätte darauf keine Antwort gewusst, oder er hätte gesagt, es wäre besser als Fernsehen. Er saß da und betrachtete die Leute, die vorbeigingen, seit der Frühling anbrach und die Sonne die jungen Mädchen dazu animierte, sich leichter zu bekleiden. Er genoss diese Aussichten, obwohl ihn keines der Mädchen eines genauen Blickes würdigte. Manche unter ihnen sah er jeden Tag diesen Weg vorbeilaufen, aber er vermutete langsam, die Mädchen sahen nur die Bierdose neben ihm oder wie er daraus trank oder die Schnapsflasche ansetzte. Oder aber sie fühlten, wie er sie anstarrte und mit seinen Blicken auszuziehen schien. Er glaubte ja nicht daran, dass sie seine Gedanken lesen konnten, vielmehr schien es so zu sein, wie er vermutete. Wenn die Mädchen erst einmal einen festen Freund hatten, würdigten sie andere Männer keines Blickes mehr.
Er hatte gerade seine erste Dose geleert und sie mit einem gezielten Wurf in den Abfallkorb befördert, als er zwei Mädchen mit einem Hund an der Leine den Weg entlang kommen sah. Von weitem schätzte er sie auf zwölf und auch als sie näher kamen, blieb er bei seiner Schätzung. Die Mädchen blieben vor ihm stehen und baten ihn um Feuer. Er schaute sie skeptisch an und ein Mädchen sagte, sie seinen schon vierzehn und er könne auch ihre Ausweise sehen. Kinderausweise, dachte er und grinste und während er ihnen Feuer gab, hatte er Zeit, sie eingehend zu betrachten. Beide trugen ärmellose, enganliegende Tops, welche sich um ihre kleinen Brüste spannten und den Bauchnabel freiließen und ihre ebenso engen Hosen begannen erst an den Hüftknochen. So konnte er bei ihnen etwa gut zehn Zentimeter nackte Haut betrachten. Dieser Anblick löste Impulse bei ihm aus, die er lange nicht mehr kannte. Er musste sich zurückhalten, um nicht sofort durchzudrehen. Die Mädchen kicherten und gingen weiter, er betrachtete ihre schmalen Hüften und ihre kleinen Pobacken. Das wäre doch was, die Arme um ihre Hüften legen und die Lippen küssen und so weiter. Er wusste ja, dass er in diesem Alter noch nichts mit ihnen anfangen konnte. Wehmütig sah er ihnen nach und in diesem Augenblick erinnerte er sich all der vergangenen Liebschaften und Chancen, die er in seiner Jugend vergab. Die Mädchen waren hinter einer Wegbiegung verschwunden und er öffnete die nächste Dose. Wenn die mal nicht irgendeinem schrägen Vogel mit unlauteren Absichten in die Arme liefen, dachte er, es gab ja genug davon. Vielleicht kamen sie später zurück, hoffte er um seinetwillen, obwohl ihm dies unwahrscheinlich schien. Möglicherweise konnten sie vierzehn sein, obwohl Mädchen mit vierzehn ganz anders entwickelt waren, ihre Weiblichkeit war viel weiter fortgeschritten als bei diesen Mädchen, deren Brüstchen gerade mal die Größe einer mittleren Orange erreichten. Trotzdem hätte er nichts dagegen gehabt, diese einmal in die Hand zu nehmen und zu streicheln. Er erinnerte sich an die Enkeltochter des alten Nachbarn, sie musste damals auch um die zwölf gewesen sein, aber wesentlich kräftiger gebaut und figurbetont gekleidet, die er an einem Sonntag fragte, ob sie schon einen BH trug und sie darauf schnippisch antwortete, er könne ja mal fühlen von vorne. Aber davon wollte er nichts wissen und antwortete, er könne dies auch von hinten ertasten. Natürlich trug sie keinen, aber ihre Brüste waren gut entwickelt, und überhaupt war sie ein ziemlich forsches Mädchen Er dachte an seine Jugend, an die Zeit, als er sich das erste Mal verliebte mit zwölf. Das Mädchen, in das er sich verknallte, war eine Klasse unter ihm und wollte von ihm nichts wissen. Vielleicht war er auch schon vorher so ähnlich wie verliebt, weil er eifersüchtig darüber wachte, mit wem sich seine Angebetete unterhielt. Später, mit dreizehn, verliebte er sich in ein Mädchen, das wahrscheinlich noch jünger war, aber er sah ein, dass dieses Empfinden keine Zukunft hatte und er gab auf. Darauf folgten Mädchen aus der Berufsschule, die etwa gleich alt wie er waren, aber da merkte er, dass Verliebt sein und ein Mädchen erobern nicht dasselbe bedeutete. Wollte er ein Mädchen erobern, hätte er sie zum Tanzen und zum Essen einladen müssen und dann wäre das immer noch keine Garantie gewesen. Er war sechzehn, als er das erste Mal ein Mädchen küsste und ihr an die Wäsche wollte, aber das Mädchen fuhr einige Tage später wieder in ihre Heimatstadt zurück und er blieb mit seinem Liebesschmerz alleine zurück Aber nun wusste er, was Liebe bedeutete und was es bedeutete, im Liebeskummer zu verbluten. Es dauerte wieder ein paar Jahre, bis er neben einem Mädchen im Bett liegen konnte und die erotisierende Wärme ihrer Haut spüren konnte. Aber mehr als heiße Küsse und Streicheln ihrer gutgeformten Brüste war nicht drin. Und dann war da noch das Mädchen, das mit ihm schlafen wollte, er sich aber zurückhielt, weil ihre Schwester einen Stock tiefer direkt unter seinem Zimmer schlief.
Manche Mädchen waren verliebt in ihn und er in sie und es gab noch einige mehr, die ihn liebten und deren schöne Augen ihn handlungsunfähig machten. Das waren die vergebenen Chancen, denen er nachtrauerte und weswegen er nun in diese beiden halbwüchsigen Mädchen verliebt zu sein schien. Und nahe daran war, ihre kindlichen Körper zu begehren. Er nahm sich vor, am nächsten Tag wieder zu kommen, mit einer Schachtel Zigaretten, die er den Mädchen anbieten wollte
Die Mädchen kamen nicht mehr zurück. Er hatte sein Bier und seinen Schnaps getrunken und ging schwermütig nach Hause, hoffend, sie kamen am nächsten Tag wieder. Dieser Tag war gelaufen und er dachte eigentlich den restlichen Abend nur noch an das Bild dieser beiden Mädchen, die ihn so schmerzlich an seine Jugend erinnerten und an die Liebe, die er in den vergangenen Jahren so sehr vermisste. Für den nächsten Tag nahm er sich vor, mit zwei Dosen mehr in den Park zu gehen und länger zu warten und dazu eine Schachtel Zigaretten mitnehmen, nicht irgendeine billige aus dem Supermarkt, sondern nur eine bestimmte Marke, die bei der Jugend ziemlich beliebt ist. Obwohl sie andererseits egal welche Marke rauchen, wenn sie umsonst ist. Es könnte ja sein, dass mit den Mädchen was läuft, wenn sie schon sagen, sie sind vierzehn. Bevor er in den allabendlichen Rausch abstürzte, versuchte er sich vorzustellen, wie sie unter ihren Pullis aussahen. Es war schon einige Zeit vergangen, seit er das letzte Mal einen nackten weiblichen Körper sah und soweit er sich erinnern konnte, war es eine unbekleidete Frau, die zufällig am Morgen an einer offenen Fenstertür stand.

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Tag der Veröffentlichung: 02.06.2009

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