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7




Rastors

1
Ich saß in meinem Zimmer und lauschte. Die Stimmen meines Bruders und seiner Freunde waren laut und deutlich zu hören. Er war zwar erst zehn Jahre alt, aber seine Freunde waren teilweise sechs und sechzehn. Es klingelte und meine Mom kam und öffnete die Tür. Mein Bruder Niklas stand mit einem Jungen dort. Ich kannte ihn nicht. Er war ein bisschen älter als ich und auch größer. Er grinste breit. Seine Klamotten waren verschmutzt. Sein rotes Shirt hatte einen Kaffefleck und seine schwarze Hose war vom Gras draußen grün an den Knien. Nur die Lederjacke war sauber. Er hatte schwarz-weiß karierte Chucks an und einen großen Rucksack bei sich. Aus dem kragen seines Shirts hingen Kopfhörer mit weißen Kabeln. Der Rest hatte einen dreckigen Rosa-ton.. Er hatte dunkelbraunes, mittellanges und glattes Haar. Er war… heiß. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Dann fing mein Bruder an zu reden: „Können wir rein?“ Meine Mutter schüttelte den Kopf: „Papa schläft.“ „Wir sind auch leise und gehen ins Zimmer!“ Immer diese leeren Versprechungen. Bis jetzt war es immer laut geworden.
Ich konnte diesen Jungen nicht einschätzen. Er sah einerseits schüchtern aus. Andererseits war er total der Macho-typ. Aber doch sympathisch.
Eine Stunde später rief meine mom uns zum essen. Sie hatte sich noch nicht an den Tisch gesetzt und ging noch mal schnell in die Küche. Mein Bruder eröffnete das Gespräch mit: „Das ist meine blöde Schwester.“ Sein Freund grinste und sagte: „Das bestimmt, wie heißt sie denn?“ „Das geht dich gar nichts an!!!“, meinte ich. „Aylin“, antwortete mein Bruder und ich starrte ihn sauer an. Sein Freund grinste breit, sodass ich noch wütender wurde. „Und wie heißt du?“, wollte ich dann doch wissen. „Sorry aber ich muss los… bye.“ Er stand auf und ging. Dabei viel mir sein schwarzer Ledergürtel auf, der mit fetten, silbernen Steinen bestückt war. Er war eindeutig nur zur Zierde, denn dort wo er hing konnte er die Hose garantiert nicht halten. „Wie heißt er denn?“, fragte ich meinen Bruder noch einmal. Doch auch er wusste es nicht. Wir aßen noch zu Mittag und danach verschwand mein Bruder auch schon wieder. Ich setzte mich an den PC und machte meine Hausaufgaben. Ich fand Geschichte so langweilig. Als ich endlich meinen dreiseitigen Aufsatz fertig hatte, legte ich mich in mein Bett und las ein Buch. Ich musste es von der Schule aus lesen. Lillifee. Ich sah auf den Einband. Empfohlen für sechsjährige? Ich schmiss das Ding in die Ecke. Das Gymnasium interessierte mich zurzeit eh nicht. Es waren noch drei Wochen bis zu den Sommerferien. Dann würde ich endlich ausschlafen können, müsste nicht mehr für die Schule lernen und durfte alles machen was ich wollte. Ich sah in den Spiegel. Ein brünettes Mädchen, dreizehn Jahre alt, schulterlange, geglättete Haare, dass eigentlich eher aussah wie fünfzehn stad dort. Meine Augen waren mit viel Eyeliner ziemlich dunkel betont und meine Iris war braun. Eigentlich war ich hübsch, aber das wollte ich nicht wahrhaben. Ich sah an mir runter. Ich hatte ein graues Graffiti-Shirt an und eine schwarze Röhren-Jeans. Ich zuckte zusammen. Hard Rock Musik durbohrte meine Ohren. Mein Dad stand in der Tür. Es war das Lied Thunderstruck von AC/DC. Ich liebte diese Band. Ich kannte sie von klein auf an und es verging kaum ein Tag, an dem ich nichts von ihr hörte. „Was denn?“, fragte ich schließlich. „Nichts. Wollt nur mal schauen was du so machst.“ Geht dich doch nichts an?! „Ach, nichts besonderes…“ Mein Vater war endlich wieder weg und ich überlegte was ich jetzt machen sollte. Ich sah mich in meinem Zimmer um. An den Wänden hingen Poster von Bon Scott und Angus Young. Mein Schreibtisch war voll mit Zetteln aus der Schule. Die meisten hatten ein Eselsohr oder einen Knick einmal mitten drin. Neben meiner schwarzen Anlage lagen Nagellack und Eyeliner. Über den Boxen hingen AC/DC Hörner. Eine Gibson Gitarre stand auf einem Gitarrenständer. Auch wenn mir viel an diesen Sachen lag, wollte ich hier weg. Ich wollte Urlaub machen. In der Karibik mit Sand, Sonne und Meer. Abends am Strand liegen, ein Buch lesen und sich einfach nur entspannen. Aber meine Familie wollte lieber zuhause bleiben. Es klingelte wieder. Ein wenig später hörte ich die stimmen meines Bruders und seinem Freund. Sie schienen in sein Zimmer zu gehen. Ich legte mich aufs Bett und schaute Fernsehen. Ich entschloss mich eine DVD zu sehen und ging zu einem Regal. Viel Auswahl hatte ich nicht. Also lief ich schnell ins nächste Zimmer zur DVD-Sammlung von meinem Vater. Das schlimme war immer das man hier zu viel Auswahl hatte. Ich stand schon stunden hier und wusste einfach nicht was ich gucken sollte. Ich überflog die DVDs schnell. Mir viel Fluch der Karibik ins Auge. Auch wenn ich diesen Film in und auswendig kannte nahm ich mir den ersten Teil und verzog mich wieder in mein Zimmer. Johnny Depp kämpfte grade als Jack gegen den Kapitän Barbossa. Gleich würde zusehen sein das er auch verflucht ist… Da klopfte es an mein Zimmer. Niklas Freund kam herein. „Hey, was willst du?“, fragte ich verwundert. „Weiß ich nicht.“, gab er zur Antwort was mir nicht wirklich weiterhalf. Er setzte sich auf mein Bett. Ich war kurz davor etwas zu sagen, aber ich wollt erst mal hören was er wollte. Er lächelte mich an und schwang sich dicht neben mich aufs Bett. „Was guckst du denn grade?“, meinte er dabei. „Ähm geht’s noch?“, meckerte ich. „Hast du Angst vor mir?“, lachte er. „NEIN. RAUS!!“, schrie ich und er ging. Als er weg war sah ich wieder zum Fernseher, aber der Film interessiert mich nicht mehr. Dieser Typ war echt schräg.

2
Ich wachte auf. Schweißgebadet. Ich hatte einen Albtraum. Als ich zur Tür ging kippte ich fast um. Was war das. Ich taumelte durch den Flur zur Küche. Ich trank ein Glas Wasser und schlich wieder in mein Zimmer. Ich stieg langsam in mein Bett und starrte an die Decke. Mein Bruder suchte sich aber auch immer die dümmsten Leute als Freunde aus. Ich schlief wieder ein. Wirklich gut schlafen konnte ich nicht. Als ich etwas neben mir spürte schreckte ich hoch. Es war sehr dunkel und ich konnte kaum etwas erkennen. Da hörte ich eine Stimme: „Was hast du denn?“ Mein Herz raste. Das war doch nicht wirklich dieser Typ, oder? Doch. „Wie kommst du hier rein?“, zischte ich. „Durch die Tür.“, flüsterte er gelassen. „Verschwinde!!!“, schrie ich schon zum zweiten Mal. Er malte mit dem Finger irgendetwas über meine Stirn. Ich war verwundert und hielt still. „Was wird das?“, fragte ich ganz sanft. Aber bevor ich eine Antwort bekam schlief ich ein. Obwohl ich vorher hellwach war. In dieser Nacht schlief ich ziemlich gut. So gut hatte ich lange nicht mehr geschlafen. Der Junge nickte auch ein. Wäre ich wach gewesen hätte ich ihn rausgeworfen. Doch das war ich nicht. Mein Schlaf war so tief das ich auch nicht merkte dass er mit seiner Hand über meinen Rücken fuhr. Es kribbelte. Warum tat er das? Um sechs Uhr morgens weckte er mich auf. „Aylin!“, flüsterte er, „Hey, wach auf.“ Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihm, hatte meine Augen aber noch geschlossen. Ich wurde richtig wach und zuckte erst einmal zusammen. War dieser Junge die ganze Nacht dagewesen? „Warum bist du hier?“, fragte ich stattdessen. „Nicht umsonst. Verrate nichts.“, rief er und war weg. Ich drehte mich um. Das war doch bestimmt nur ein Traum. Das konnte ja gar nicht wahr sein. Ich fasste mir an die Stirn. Aua. Hatte ich mich gestoßen? Da fiel mir wieder ein was gestern war. Er hatte irgendetwas mit mir gemacht. Vielleicht konnte er hypnotisieren?! Ich war mir nicht mehr sicher. Gab es so etwas überhaupt? Ich stand erst einmal auf. Ich kippte plötzlich um. Ich lag in meinem Zimmer auf dem Boden. Viele Gedanken flossen mir durch den Kopf. Aber nicht meine. Dort waren Männer. Sie hatten eine Uniform an. Vielleicht Polizisten oder so. Sie rannten. Sie verfolgten etwas. Auf einmal sah ich eine Altertümliche Folterkammer. Jemand lag drauf. Es war der Junge. Niklas Freund. Aber es gab doch gar keine Folterkammern mehr und wieso sollte er geschlagen werden? Nach ein paar Minuten kam ich wieder zu mir. Total verwirrt taumelte ich zu meinem Bruder der noch schlief. Ich sah auf die Uhr. Es war erst zehn nach sechs. Normalerweise blieb ich bis zehn im Bett. Erst wollte ich mich wieder hinlegen. Dann ging ich aber erst mal ins Badezimmer. Meine Stirn war Blau. Genau da, wo er mit dem Finger rübergefahren war. Es sah so ähnlich aus wie ein Pentagramm. Ich bekam Angst. Totale Panik. Auf einmal klingelte mein Handy. Es war meine Zwillingsschwester. „Hey Leyla.“ „Ich mache mir Sorgen.“, sagte sie sanft. Ihre Stimme wirkte beruhigend auf mich. Sie war etwas höher als meine eigene. Leyla war allgemein eher die Prinzessin in unserer Familie. Schon immer gewesen. „Ich möchte Wissen was mit dir los ist. Ich fühle das mit dir etwas nicht stimmt!“, sagte sie und genau das war das nervige an einer Zwillingsschwester. Immer mussten sie nachfragen ob auch alles okay war. Aber allem in allem liebte ich sie über alles. Leyla war vor ein paar Wochen für einige Zeit zu unserer Oma gezogen. Sie machte grade ihr Praktikum. Wir waren uns sehr ähnlich. Nur das ich einen anderen style hatte als sie. Leyla war so ein Trendgirl und ich war der Rock höchstpersönlich. „Du hast dich doch nicht verknallt oder?“, fragte sie. Ihre Stimme klang besorgt aber ich hörte auch ein lachen. „Nein!!!“ oder? Ich war mir eigentlich gar nicht so sicher, aber ich tat alles was in meiner Macht stand um dagegen anzugehen. Sein Kinn war so schön geformt, und seine Augen waren so Blau wie… Es fiel mir kein Vergleich ein. Es war das schönste Blau dass ich kannte. Und seine Nase… Aber ich würde jetzt nicht anfangen von seiner Nase zu schwärmen. Er war scheiße. Wer wusste wo er herkam? Wie er hieß? Was er von mir und meinem Bruder wollte? Ich mochte ihn nicht. Schließlich hatte ich ihm meinen blauen Fleck an meiner Stirn zu verdanken. „Na ja, also wenn es das nicht ist, was dann?“, harkte meine Schwester schließlich nach, da sie merkte das ich geistig nicht wirklich anwesend war, „Hast du das AC/DC Handtuch nicht ersteigert?“ „Hm? Doch, doch, hab ich und es ist toll… aber das ist es nicht. Ich hatte einen Albtraum. Eigentlich nichts Besonderes. Und unser Werter Bruder hat einen neun Freund. Glaub mir, er ist ziemlich merkwürdig.“, sage ich dann einfach. „Ist das wirklich alles?“, vergewisserte sie sich. „Ja und ich geh dann mal wieder ins Bett. Es ist ja erst halb sieben. Bis dann ich freu mich schon aufs Wochenende, wenn du uns besuchen kommst.“Ich war fast traurig, dass ich schon aufgelegt hatte. Aber ich wollte einfach nicht mehr mit Leyla telefonieren. Sie war so erfolgreich in ihrem Leben. Sie war richtig gut in der Schule, aber nicht streberhaft. Ich war zwar auch nicht unbedingt schlecht, aber auch nicht besser als der gute Durchschnitt. Sie hatte schon Pläne für die Zukunft, während ich immer noch davon Träumte ein Rockstar zu werden. Ich steckte mein Handy in die Tasche meiner Jogginghose und legte mich ins Bett. Ich wusste immer noch nicht wie dieser Typ eigentlich hieß. Dieser Gedanke regte mich auf. Ich wälzte mich schon wieder im Bett umher. Es gab einen Plumps und schon lag ich unten. Mein Bauch tat vom Aufprall weh und ich bemühte mich fürs erste nicht, wieder hoch zu kommen. Als ich dann endlich wieder auf der Matratze war schnappte ich mir die Fernbedienung und schaltete die Glotze ein. Kurze Zeit später schlief ich ein. Normalerweise konnte ich nicht wieder einschlafen. Aber diesmal ging es. Wobei es auch kein Wunder war. Schließlich habe ich lange nicht mehr richtig schlafen können.

3
Die nächsten Tage waren nicht weiter spannend, bis Leyla kam. „Hey Aylin, Mama, Papa, Nikki, ich hoffe es geht euch gut.“, sagte sie erfreut, als sie zur Tür herein kam. „Na Schwesterherz, ich hoffe es geht dir auch gut.“, flüsterte ich als ich sie umarmte. Meine Eltern begrüßten sie auch noch und dann saßen wir beide zusammen in meinem Zimmer und quatschten. Wir hielten es kaum aus eine Woche nichts voneinander zu hören. Deshalb telefonierten wir auch ziemlich oft. „So, was ist jetzt mit dem Jungen und warum erzählst du es mir nicht?“, sprach sie. „Woher…“ sie unterbrach mich sofort: „Hey, ich bin dein Twin was glaubst du denn? Ich spüre das mit dir etwas nicht in Ordnung ist.“ „Ja und das ist manchmal echt sch…“ und wieder unterbrach sie mich mit einem lauten Lachen. Ich lachte auch. Wir schmissen uns zusammen aufs Bett und wälzten uns hin und her. Was daran jetzt so lustig war wusste ich auch nicht. „Okay du bist verknallt.“, Leyla heulte schon fast vor Lachen. Sie hatte ja auch schon einen Freund. Einen coolen, liebenswürdigen Freund. Brian war ein Engel auf Erden, zu freundlich um wahr zu sein und doch gab es ihn. Das einzige was an ihm nicht perfekt war, war sein Körper, der ein paar Kilo zu viel hatte. Aber das war eine Kleinigkeit. Denn er war auch nicht Fett, sondern nur etwas rundlicher. Mein Typ, bei dem ich nicht einmal wusste ob ich ihn liebte oder hasste war vom äußeren auf jeden Fall Top. Mein Traumprinz. Aber ich konnte ihn nicht einschätzen und das war ein Problem. Schließlich zählten die inneren Werte immer noch am meisten. „Ich weiß es nicht.“, gab ich zur Antwort, „Ich kenn ihn nicht und weiß gar nichts von ihm.“, fing ich an „Er ist total komisch. Er war auf einmal in meinem Zimmer und dann… Schau mal, meine Stirn“ Ich deutete mit dem Zeigefinger an meinen Kopf. „Was ist damit?“, wollte Leyla wissen. „Siehst du denn nicht diese blauen Linien?“, fragte ich verwundert und sah dabei in den Spiegel. Er war weg. Meinen blauen Fleck gab es nicht mehr. Ich sah meiner Schwester verwundert in die Augen. So schnell gingen solche Stellen nicht weg. „Ich schwör, heute Morgen war er noch da.“, fluchte ich. „Na ja, wie wär‘s wenn wir das Thema wechseln und du von deinem Freund erzählst?“ „Da gibt’s nicht so viel. Ich sehe ihn Morgen wieder, dann gehen wir ins Kino. Ansonsten haben wir uns gestern ein bisschen am Telefon gezankt. Er wollte dass ich bei ihm übernachte, aber ich hab es vorgezogen zu dir zu kommen. Ich verbring schließlich Morgen den ganzen Tag mit ihm.“, sagte sie. Es entstand eine Pause. Ich war mit reden dran, aber wusste nicht was ich sagen sollte. „Welchen Film guckt ihr denn?“, fragte ich dann. „Nordest Farm.“, antwortete Leyla. „Worum geht es denn da?“ Ich wurde neugierig, denn ich wusste noch nicht was ich am nächsten Tag machen sollte. „Das ist so eine Mischung aus Romanze und Horror. Ich weiß es aber auch nicht so genau.“ Wir verbrachten den ganzen Abend zusammen, redeten, lachten und erzählten uns Geschichten von früher. „Weißt du noch als wir zusammen in dieses Camp gefahren sind?“, piepste ich. „Ja, da war doch dieses Mädchen, dass meinte dass du von irgendeiner Gestalt verfolgt wirst.“, erinnerte sich Leyla. „Ja genau.“ Diese Gestalt hatte ich auch gesehen, aber vielleicht war das auch nur Einbildung. Es war eigentlich wie ein Mensch. Aber es strahlte stärke aus. Einmal dachte ich große Fänge gesehen zu haben. Wer weiß, wahrscheinlich war’s ein normaler Mann mit etwas zu viel an Muskelpracht. Meine Mom kam herein und hielt zwei Tabletts in den Händen. Wir nahmen sie entgegen und aßen. Dabei Unterhielten wir uns weiter. „Oder als Nikki auf der Treppe ausgerutscht ist.“ „Ja, er hat so geweint. Da war er auch noch so klein. Wie alt war er da überhaupt?“, wollte meine Schwester wissen. „Hm. Ich glaube er war vier oder fünf.“Ganz sicher war ich mir allerdings auch nicht gewesen. Ich strich mir eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. Ich dachte über dieses Camp nach. In einer Nacht passierte etwas Merkwürdiges. Dieses eine Mädchen Anna, dass auch dieses etwas gesehen hatte lief raus in den Wald. Es war kalt. Es lagen zwanzig Zentimeter Schnee auf dem Boden und die Seen waren gefroren. Ich lief ihr hinterher. Als ich ihr bis tief in den Wald gefolgt war verlor ich sie und irrte herum. Auf einmal knackte der Boden unter mir. Mir flossen Tränen in die Augen, denn dieses knacken bedeutete meinen Tod. Ich sah um mich und bemerkte dass keine Bäume um mich herum standen. Ich stand mitten auf dem Birkensee. Den größten See in diesem Tal. Es knackte ein weiteres mal. Sollte ich mich schnell bewegen oder lieber stehenbleiben? Ich schrie um Hilfe. Doch niemand war da um mir zu helfen. Das Eis knackte ein drittes Mal. Mit jedem Mal stieg meine Angst an. Es sollte endlich brechen. Dann war alles vorbei und ich müsste mich nicht mehr fürchten. Und dann brach es wirklich. Ich tauchte einmal vollständig ins Wasser. Es war so kalt, dass meine Beine schon wie gelähmt waren. Ich krallte mich fest. Irgendwo am Eis, doch ich konnte mich nicht halten. Meine Hände waren nass und die Oberfläche glatt. Ich sank wieder nach unten. Mit aller Kraft versuchte ich nach Oben zu kommen, aber ich fand die Stelle nicht wieder wo das Eis gebrochen war. Ich klopfte daran wie an einer Scheibe. In der Hoffnung dass mir jemand seine Hand reichte. Ich sah meine Familie, die auf der anderen Seite waren und mich versuchten zu retten. Aber sie konnten es nicht. Mir blieb die Luft weg. Mein Körper war vollkommen unterkühlt. Ich sank in die Tiefe. Mit meinem Leben hatte ich schon längst abgeschlossen. Mir wurde schwarz vor Augen und ich wurde bewusstlos. Ich spürte nur noch dass mich irgendetwas packte, und mit mir nach oben schoss. In die Luft. Ins Leben. Ich kam langsam wieder zu mir. Ich lag in den Armen eines ca. 15 jährigen Jungen. Nein, einem Monster. Er hatte lange Fänge und e war zu Muskulös für sein Alter. Vielleicht bildete ich mir das waber auch nur ein. Schließlich war ich beinahe gestorben. Er war warm. Heiß. Ich war nicht mehr Nass. Nur noch klamm. Ich sah ihn an. Es war zu dunkel um Einzelheiten zu erkennen. Das einzige was ich sah waren seine Umrisse. Ich fühlte mich zu Hause, auch wenn ich in den Armen eines völlig fremden Jungen lag. Er erhob sich und trug mich zurück ins Camp. Ich war total geschockt. Er sah mir in die Augen. „Erzähl nichts.“, flüsterte er. Ich nickte nur und lief zurück ins Haus. Danach sah ich ihn nicht wieder. Niemand erfuhr von diesem Moment und selbst wenn ich es Leyla jetzt erzählen würde. Sie würde es mir nicht glauben. Ich hätte schwören können dass ich diese Augen nicht nur das eine Mal gesehen hatte. Irgendwoher kannte ich sie. Aber das konnte ja nicht sein, denn wo in meiner Umgebung sollte ich bitte eine solche Kreatur gesehen haben? „Aylin, bist du noch da?“, holte mich Leyla wieder zurück in die Gegenward. „Jaja ich bin da.“ „Lass uns schlafen gehen. Dann können wir morgen zusammen mit Brian ins Kino. Eine mehr von mir wird ja wohl nicht schaden.“ Wir schliefen beide ein und ich freute mich auf den nächsten Tag. Etwas Ablenkung würde mir gut tun.
4
Ich wachte auf. Leyla war schon aufgestanden und komplett angezogen. Sie trug eine blaue Jeans und ein rosa Shirt. Sie hatte etwas Wimperntusche aufgetragen und Lipgloss. Ich stand in meiner Boxershorts da und meinem schwarzem XXL Hard-Rock Shirt. Ich hatte mich nicht abgeschminkt und somit war der Eyeliner total verlaufen. Ich ging schnell ins Bad und duschte. Danach trug ich neuen Eyeliner auf und machte meine Haare. Ich schnappt mir etwas Geld und den Haustürschlüssel und schmiss die Sachen erst mal auf eine Handtasche. Dann sah ich Leyla an: „Brauchen wir noch irgendetwas?“ „Wie wäre es wenn du dir etwas anziehst?“, lächelte sie. Ich sah an mir herunter. Ich stand immer noch in Boxershorts da. Ich ging zu meinem Kleiderschrank. Was sollte ich anziehen? Ich entschied mich für eine Graue Röhren-Jeans und einem schwarzem eng geschnittenen Shirt. Es war noch nicht so heiß draußen, aber die Sonne blendete einen schon in den Augen. Während Leyla eine dezente Sonnenbrille in der Hand hielt, zog ich eine fette Brille, mit weißem Rahmen und richtig dunklen gläsern aus einem Etui. Als ich endlich fertig war steckte ich nur noch mein Handy in die Tasche und ging zur Tür. Leyla war schon fertig angezogen. Sie hatte Jacke und Schuhe schon lange an und zappelte ungeduldig rum. „Kommst du jetzt?“, wollte sie wissen. „Ja klar, bleib mal locker. Wir haben doch noch Zeit!“. Ich grinste. Meine Schwester war immer überpünktlich. Ich war auch nur selten in meinem Leben zu spät gewesen. Aber ich kam nicht immer zwanzig Minuten zu früh. Ich schnappte mir meine Lederjacke und zog meine schwarzen Stiefel an. Der Weg zum Kino war nicht besonders Ereignisreich. Wir schwiegen die meiste Zeit. Leyla dachte an Brian und ich an das Ereignis von vor fünf Jahren. Als wir endlich da waren war das erste war mir in den Blick fiel Brian, der mitten n der Menge stand und winkte. Leyla lief mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. Ich wurde fast ein wenig eifersüchtig, denn ich hatte noch nie einen Freund. Aber das lag immer daran das ich die Typen nicht ausstehen konnte. Viele wollten mit mir Ausgehen und obwohl die Hälfte der Mädchen aus meiner Klasse für den Jungen schwärmte konnte ich ihn nicht mögen. Noch nie hatte ich mich verliebt. Aber jetzt war es anders. Ich schwärmte zwar für keinen Jungen, aber ich begann mich richtig für diesen Typen zu interessieren, auch wenn ich ihn nicht liebte.
Wir zeigten unsere Karten vor und gingen zum Popcornstand. Als wir endlich auf unserem Platz saßen fing auch schon die Werbung an. „Oh mein Gott, da kommt das Beste was mir jemals passieren konnte. Kein Wunder. Du bist das einzige für mich…“, flüsterte der Sprecher in der Werbung. Links von mir setzte sich ein Junge hin. Es war relativ dunkel. Er hatte braune Haare und eine Lederjacke an. Er war heiß. Er war süß. Er war mein Typ!!! Der! „Meine Praline.“, beendete der Werbesprecher seinen Satz. „Hey, was machst du hier?“, wollte ich wissen. „Ich beschütze dich.“, sagte er sanft. Seine Stimme war unbeschreiblich. Sie war ruhig und doch sexy. Es kribbelte leicht in meinem Bauch. „Warum beschützen?“, hackte ich nach. „Du bist so hilflos:“ Ein harter Schlag traf mich in meinem Bauch. Das kribbeln war weg. Hilflos? Ich? Ich hatte mich immer alleine durchgeschlagen und hilflos war ich garantiert nicht. Ich sah einfach weg. „Wer ist das?“, wollte Leyla wissen. „Ähm hab ich dir gestern erzählt.“, flüsterte ich. Sie lächelte und nickte. Ich sah ihn wieder an. „Bist du jetzt beleidigt?“, wollte er wissen und bevor ich noch eine Antwort geben konnte sagte er: „Ohh tut mir leid…“ Er hatte einen Hundeblick und ich fing fast an zu heulen. So süß sah das aus. „Was willst du von mir?“, fragte ich, obwohl ich mir die Antwort auch denken konnte. „Ich muss einfach in deiner Nähe sein. Das verstehst du später.“ Hä? Was sollte denn der Quatsch? Das verstehst du später. Ich war total verwirrt.
Der Film hatte schon längst begonnen. Er war ziemlich gruselig und auch wenn ich keine Angst hatte, ich erschrak mich trotzdem immer wieder. Dann wurde es immer spannender. Ich hielt es nicht mehr aus. Der Film war bestimmt ab achtzehn. Ich zitterte. Auf einmal wurde ich in die Arme genommen. Ich kuschelte mich ganz dicht an Leyla. Sie war schön warm. Ihr schöner Geruch nach Aftershave… Moment. Leyla saß rechts von mir. Das war also nicht meine Schwester. Das war ER. Ich sah auf. Er schaute mich mit einem sexy Blick an. Ich blieb einfach so liegen. Ich konnte seine Muskeln fühlen. Er war stark und ich fühlte mich bei ihm zuhause. Im Film hatte das junge Paar sich vor den Killern gerettet und saß nun am Strand. Ein wunderschöner Sonnenuntergang überflutete die Leinwand. „Da möchte ich auch mal hin“, dachte ich laut nach. „Ich verspreche dir dort hin zu fliegen“, hörte ich IHN sagen. „Wie soll das gehen?“, flüsterte ich. „Es geht. Versprochen.“ Er war so süß. Mein Bauch kribbelte ein zweites Mal. Wir kuschelten uns eng aneinander und auch wenn ich mich etwas unwohl fühlte war ich total entspannt. Er war etwas größer als ich und mein Kopf passte perfekt in seine breite Schulter. Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Er streichelte meine Hand mit seiner. Wir saßen noch eine Weile so, dann sah er auf die Uhr. „Scheiße, ich muss los.“, meinte er und stand auf. Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und nickte den Anderen zu. Seine Lippen waren so weich. Ich konnte es mit nichts vergleichen. „Wohin?“, wollte ich wissen. „Ist wichtig.“ Das hasste ich an ihm. Immer diese Geheimnistuerei, zum kotzen. Ich sah ihm hinterher. Er drängelte sich grade an einer Gruppe Jungs vorbei. Er griff in eine der Popcorntüten. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Die Jungs waren mindestens siebzehn. Egal. Er legte sich trotzdem mit ihnen an. Er stritt sich ein bisschen mit ihnen, dann drehte er sich noch einmal zu mir um und lächelte. Dabei fiel mir ein dass ich seinen Namen immer noch nicht kannte. Ich würde das nächste Mal fragen. Der Film hatte natürlich ein Happy End mit Schwangerschaft. Leyla und Brian liebten sich wie immer, nur ich stand alleine da. Ich fühlte etwas für IHN aber ich wusste dass es keine Liebe war. Noch nicht.

5
Leyla war grade wieder abgefahren, da klopfte es an der Tür. Ich ging hin und öffnete sie. ER stand vor mir und ich viel ihm in die Arme. Ohne es zu wollen. Er umarmte mich ebenfalls. Dann hob er mich hoch und schleppte mich ins Zimmer. Ich fing an zu kreischen und er lachte. Er legte mich sanft auf mein Bett und setzte sich neben mich. „Wie geht es dir?“, wollte er wissen. „Gut.“, antwortete ich. „Aber wieso fragst du?“ „Ich mache mir Sorgen“ „Hä, warum? Ich kann auf mich alleine aufpassen.“, sagte ich. „Jetzt schon. Aber es kann jeden Moment losgehen. Ich will bei dir sein. Aber ich muss weg.“, sagte er sanft. „Was? Wohin?“ Ich bekam fast Tränen in den Augen. Ich wusste doch nicht einmal ob ich ihn liebte. Das musste ich unbedingt herausfinden! Aber wenn er weg wollte ging das nicht. „Ich kann nicht bleiben. Ich muss. Das wirst du bald verstehen.“ Ich war am verzweifeln. „Wann?“, wollte ich wissen. „Noch heute.“, antwortete er und mir ging es immer schlechter. Er schmiss sich neben mich und sah mich an. „Ich hoffe ich sehe dich wieder.“, sagte er. Er legte seinen Arm um meine Hüfte. Es wurde Abend und somit auch kälter. Ich zitterte schon ein wenig. Er legte die Decke über mich und zog mich an sich. Ich hörte sein Herz schlagen. Er war so warm das ich die Decke eigentlich überflüssig fand. „Warum erzählst du mir nicht wohin du gehst?“, wollte ich wissen. „Es geht einfach noch nicht. Frag einfach nicht. Ich werde es dir bald verraten.“, sagte er. „Ich… werde dich vermissen.“, sagte ich. Er ging und schloss die Tür. Ich sah ihm nach. Allein auf meinem Bett war es so leer. Ich war entsetzt. Entsetzt darüber mich so über ihn aufregen zu müssen.
Es war so weit. 07:30 Uhr. Ich musste zur Schule. Mein Schwarzes Shirt mit den großen, pinken Farbklecksen betonte meine Figur, genauso wie meine weiße Röhren-Jeans. Dadurch dass ich grade zwei Scheiben Brot gefrühstückt hatte fühlte ich mich in den Klamotten total eingeengt. Ich zweifelte daran, dass es etwas bringen würde in der Schule zu erscheinen. Ich würde sowieso an etwas anderes denken. Ich schloss die Tür hinter mir und lief fast gegen Phip. Er war einer meiner besten Freunde. „He, was ist mit dir los?“, wollte er wissen. „Ach nichts.“, faselte ich so vor mich hin obwohl ich nicht richtig zuhörte. Ich trottete neben ihm her. Als wir auf dem Schulgebäude waren begegnete ich Kristin, meiner Ex-Freundin. Wir waren mal die aller besten Freunde, aber als sie mal auf einer Internetseite etwas total fieses über mich schrieb wollte ich nichts mehr mit ihr zu tun haben. Seit dem machte sie sich bei jeder Gelegenheit über mich lustig, aber es hielten die meisten zu mir. Phip zog mich weiter. Ich wollte ihr grade einen bösen Blick zuwerfen als Phip mein Gesicht zu sich drehte. „Lass es. Du bist schlauer als sie. Das hast du nicht nötig.“ Ich nickte und wir gingen zusammen in die Klasse. Haute hatten wir sowieso nicht so viel Unterricht. Unser Klassenlehrer war krank. In der ersten Stunde hatten wir Mathe. Ich war nicht sehr gut in diesem Fach. Ach, ich wollte zu gern wissen was ER grad tat. Wohin ist er gegangen und warum musste er weg. Gab er denn keine andere Möglichkeit…? „Aylin? Die Winkelsumme im Dreieck?! Hallo?“, mein Lehrer wurde ungeduldig: „Was ist mit dir, bist du krank?“ „Hä? Was?“, wollte ich wissen. „540?“ Ich faselte irgendwas vor mich hin. Ich hatte keine Ahnung worum es ging. „Nein. Das war im Fünfeck. Kristin, weißt du es?“ Sie warf mir einen eingebildeten Blick zu. „Ja, es sind 180°.“, lächelte sie. Das hätte ich auch gewusst. Dieses Mädchen regte mich ziemlich auf. Aber was mich noch mehr aufbrachte war dass ich jetzt alleine war. Wo ist er hingefahren? Ich mich nicht bemüht im Unterricht mit zu machen. Das viel mir spätestens auf, als mein Lehrer mich nach der Stunde zu sich rief. „Was ist mit dir los Aylin, deine Mitarbeit war heute nicht grade gut….“ Bla bla bla, Lehrer waren manchmal echt zum ankotzen. Warum redeten sie immer solange? „…Bist du vielleicht verliebt?“ was verliebt? Boah ne. Was dachte er eigentlich, das ich jetzt ja sage? „Ähm nein, mein… Meerschweinchen ist gestorben.“, flüsterte ich und heulte ihm was vor. Verständnisvoll redete er mir gut zu. Er nickte und ich durfte gehen. Danach hatten wir Kunst und ich malte…
Genau eine Woche später saß ich wieder an dem Bild. Es zeigte die Natur. Die Malediven. Eine der Insel, mit den Palmen und Sonnenuntergang. Ich zeichnete grade einen Holzsteg und die Schwarzen Umrisse eines Paars das die Sonne betrachtete. „Wie romantisch!“ Hä? Hatte da grade jemand „Wie romantisch“ gesagt? Die Stimme klang nach IHM aber das konnte nicht sein. Jetzt bekam ich also auch noch Wahnvorstellungen. Unser Kunstlehrer benotete die Bilder. Er fand meins ziemlich schön. Es hatte sich angefühlt als hätte mich etwas gezwungen die Linien genau so auf dieses Bild zu malen. Ich sah uns im Kino sitzen und ihn sagen, dass wir zusammen mal an den Strand fahren. Ich träumte schon wieder. Wie lange sollte ich das noch ohne ihn aushalten. Ich war noch nicht einmal mit ihm zusammen und regte mich trotzdem über die paar Tage ohne ihn auf. Wo war er? Ich musste ihn finden. Er hatte sich nicht gemeldet. Warum hatte ich Dummkopf mir seine Nummer nicht geben lassen? Ich ging am Nachmittag nach Hause. Auf meinem Bett lag meine Gitarre. Ich schnappte mir sie und spielte Highway to hell an. Ich sah mich mit der Gitarre im Spiegel. Mit meinen langen braunen Haaren und diesem Blick hätte ich ein guter Rockstar sein können. Ich fühlte mich gut. Hinter mir, sah ich im Spiegel IHN stehen. Blitzschnell drehte ich mich um, aber er war weg. Hatte ich jetzt auch noch Wahnvorstellungen? Als meine Gitarre wieder auf dem Ständer stand legte ich mich aufs Bett. Ich wollte unbedingt zu ihm. Sein Blick. Sein Lächeln. Sein Mund. Selbst sein Gang war perfekt. Mann, ich träumte schon wieder. Ich sah auf mein Handy. Hatte ich ihm wenigstens meine Nummer gegeben? Ich wusste es nicht mehr. Ich schlief ein. Ein großes Haus war dort. Ich fuhr mit dem Fahrstuhl rauf in das oberste Stockwerk. Die Wände waren weiß gestrichen. Alles wirkte real. Ein Mann kam auf mich zu. Es war ein nett aussehender kleiner Herr mit Wollkragenpulli. Er nahm mich an die Hand. Das Haus wirkte kalt auf mich. Der Mann gab mir seine Hand. Ich sah ihm in die Augen. Er sah sehr freundlich aus und ich vertraute ihm. Aber seine Augen waren fast gelb. Wir stiegen die Treppen hoch und kletterten dann eine Leiter hoch. Wir wahren auf dem Dach. Der Mann grinste und ging langsam auf mich zu. Ich bekam Angst. Schreckliche Angst. Ich wich dem Blick des Mannes aus. Was sollte ich bloß machen?

6
Ich lag hellwach auf meinem Bett. Die ganze Matratze war durchnässt. Ich stand auf und ging in die Küche um mir etwas zu trinken zu holen. Ich sah ins Spülbecken. Mir war schlecht, obwohl es nur ein Traum gewesen war. Ich lehnte mich an einen Schrank. Die letzten Minuten hatten mich echt mitgenommen. Langsam sank ich zu Boden, weil meine Füße mich nicht mehr hielten. Mein Handy klingelte. Es war spät in der Nacht. Normalerweise rief mich um die Zeit niemand an. War ER es? Ich sprang auf und rannte zum Schreibtisch auf dem mein Handy lag. Ich sah auf den Display. Unbekannte Nummer. Mit zitternden Händen drückte ich den grünen Hörer.
Smigon schlug die Faust auf dem Tisch. Verdammt noch mal, sie hatten schonwieder so ein Rastorenweib entwischen lassen. Seine Männer waren derzeit echt nicht zu gebrauchen. Langsam ließ er sich auf seinen Thron sinken. Er brauchte unbedingt einen neuen Plan. „Mr. Snider! Sie nehmen sich ein paar Rekruten und machen sich auf den Weg nach New York. Vielleicht sind dort ein paar von denen.“, schrie Smigon. „Jawohl mein König.“, stotterte Mr. Snider. Gott Verdammt wie er diesen König doch hasste. Diese Langen, Schwarzen, fettigen Haare sahen so ungepflegt aus und seine teuren Kleider machten die Sache auch nicht besser. Ein Diener kam grade mit einem Teller herein. Nur das feinste vom feinsten lag drauf. Ein weiterer Diener kam mit einem Getränk und Mr. Snider drehte sich zur Tür um. Es waren ein paar Soldaten im Trainingsraum. Er Schnappte sich fünf und ging mit ihnen durch einen langen Gang. Er drehte sich um. Die Rekruten stolperten müde hinter ihm her. Er war nicht nur zu schnell, sondern sie waren viel zu müde und faul. In einem hatte der König recht: Sie brauchten bessere Leute. „Wo gehen wir hin?“, wollte einer der Mekraten wissen. Mr. Snider zischte. Diese Dummköpfe waren Nichts! „Wir fahren nach New York.“ Diese Taugenichtse freuten sich anscheinend auch noch. Sie hatten ja keine Ahnung. Rastoren waren gefährlich. Niemand wusste wo sie sich aufhielten und im Team konnten sie noch besser kämpfen. „Auf euch wartet eine harte Zeit! Viel Spaß in der Hölle meine Lieben.“ Mr. Snider fuhr sich mit seiner rauen Hand durch sein Schwarzes, kurzes Haar. Er hatte sich ein kariertes Hemd angezogen, über dem eine rote Krawatte baumelte. Dazu trug er eine hellblaue Jeans. Durch das helle Licht wurden seine schwarzen Lederschuhe betont. Er sah aus wie ein Mensch, doch die gelben Augen verrieten ihn. Er stieg in einen Silbernen VW. Die Männer quetschten sich auf den Rücksitz, während er am Steuer war. Er schaltete das Radio ein. Es lief nichts Gutes aber es war besser als diese höllische Stille ertragen zu müssen. Mit einem rasenden Tempo fuhr Mr. Snider durch die Dreißigerzone. Sein Anhang lachte laut und unterhielt sich. Schmunzelnd fuhr er über eine rote Ampel, rammte dabei fast eine alte Oma, wich aber noch im letzten Moment aus und flüchtete.
Als ich mich mit zittriger Stimme meldete hatte ich ein echt komisches Gefühl im Bauch. „Hallo?“, fragte ich. „Hey. Ich bin‘s.“, sagte eine tiefe, wunderbare Stimme. Er war es. „Wo bist du?“, wollte ich wissen. „In Wymoor. Ich..“ „Wo liegt das?“, fragte ich mich laut. „Es liegt nirgendswo. Ich werde dich holen. Du musst dich von deiner Familie verabschieden. Ich weiß dass das schwer ist, aber… dies werden harte Zeiten für dich.“, flüsterte er. Ich starrte mein Glas an. Was wollte er bitte von mir? Ich wollte mich nicht von meiner Familie trennen. Nicht mal für ihn. Meine braunen Haare glänzten im grellen Licht der Glühlampe und meine Hände wurden schwitzig. „Hör mal. Wir können dich aus ihrem Gedächtnis löschen. Das würde es für sie leichter machen.“, schlug er vor. „Nenne mir einen guten Grund warum ich das machen sollte?!“ „Du musst! Ich weiß es klingt dumm aber du gehörst… zu mir und du bist kein Mensch!“, sagte er schon mit etwas lauterem Ton. „Was? Du spinnst.“ Ich nahm das Handy herunter und drückte auf den roten Knopf. Das konnte doch nicht angehen! Dieser Typ war verrückt. Deshalb hatte er keine Freundin. Ich geriet ja sowieso immer an solche Dummen Leute. Oder sagte er vielleicht die Wahrheit? Nein, das war Unsinn. Wie konnte ich denn nur daran denken? Natürlich war das Quatsch. Es gab keine Außerirdischen, die den Menschen Gehirne aussaugten. Aber ich war Unentschlossen. Es könnte ja doch sein. Meine komischen Träume und Gefühle die ich manchmal hatte, waren verräterisch. Mein Handy klingelte schon wieder. Ich wusste nicht ob ich abheben sollte. Selbst wenn das was er sagte wahr war, könnte ich doch nicht meine Familie zurücklassen. Langsam hob ich den Klön Kasten. „Was ist denn noch?“, flüsterte ich. „Lass es mir dir zeigen!“ Was? Er meinte es ernst. Ich wusste nicht was ich antworten sollte. Aber was war dabei wenn er mir etwas zeigen wollte?! „Schön. Was denn? Wehe du verarscht mich.“ Er stieß eine Art knurren aus. „Dann musst du dir erst sicher sein dass du bei uns bleibst.“, sagte er. Wer war Uns? „Hast dus denn nicht gecheckt? Ich kann dir nicht glauben und würde niemals meine Familie zurücklassen!“ „Auch nicht wenn ihr leben davon abhängt? Es gibt böse Wesen da draußen. Und sobald du nach uns riechst werden sie kommen und alle töten!“, schrie er. Ich hörte seine Verzweiflung in der Stimme. „Verstehst du denn nicht dass ich die nicht glauben kann? Ich glaube nicht an böse Monster und du kannst es mir nicht beweisen.“, meinte ich. „Damals…“, ich hörte ihn sich räuspern. „Du warst im Feriencamp. Es war Nacht und du bist auf den zugefrorenen See gegangen. Das Eis brach und du hast geschrien. Du weißt das bestimmt noch oder? Ich hab dich aus dem Wasser gezogen und dich zurück gebracht. Dies war das erste Mal dass ich dich berühren durfte. Ich bin seit deiner Geburt bei dir und wache über dich. Du hast das richtige Alter, Aylin. Du wirst zu einem von uns, egal ob du es willst oder nicht. Aber wenn du nicht zu dem stehst was du bist wird deine Familie nicht überleben.“ Oh mein Gott. Woher wusste er davon? Das konnte nicht sein. Das Ereignis war zu lange her. Er wäre nicht älter gewesen als ich. Aber er konnte es nicht wissen, es sei denn er war dabei gewesen. Ich hatte keine Ahnung was ich hätte sagen sollen. „Ich ähm…“, fing ich an, aber brachte kein weiteres Wort mehr heraus. „Soll ich dich holen?“, wollte er wissen. „Ich…ja!“, brachte ich hervor und sah aus dem Fenster. Da stand er schon. Lief er schon die ganze Zeit dort draußen rum? Das schlimmste daran war dass ich meiner Familie nicht mehr richtig auf Wiedersehen sagen konnte. „Lass dir so viel Zeit wie du brauchst. Wann soll ich da sein?“, fragte er. „Du Trottel, du solltest dich nicht unbedingt vor das Fenster stellen!“, lachte ich. „Komm hoch und helf mir packen.“ Ich drehte mich um und da stand er. Mitten in der Küche, drei Zentimeter vor mir. Das konnte doch nicht sein. Sowas durfte es nicht geben. Auch wenn ich mir sicher war dass es übernatürliche Dinge gab, dachte ich dabei nicht an solche Kräfte. „Wie hast du das gemacht?“, stotterte ich. Er lächelte. „Du bist echt süß wenn du verwundert bist.“ Ich fühlte wie ich rot wurde und er bemerkte das anscheint auch, denn er bückte sich um ein Foto von meiner Familie in die Tasche zu stopfen das auf meinem Nachttisch stand. Ich ging herüber zum Schrank. Endlose schwarze Klammotten waren drin. Manchmal steckten auch ein paar graue und weiße Shirts dazwischen. Ich schmiss so viele Sachen wie möglich in meine Tasche. Ich ging durch die Wohnung. Das letzte Mal mein zu Hause anschauen. Mir kamen die Tränen. Ich spürte einen Arm um meine Schulter. Er tröstete echt gut, flüsterte mir Dinge ins Ohr. Ich nahm ein Foto von meiner Familie in die Hand. Meine Mutter lächelte und mein Vater sah auf eine komische Weise grimmig wie immer aus. Niklas hielt ein Spielzeug Auto in der linken Hand und schaute zur Seite, statt in die Kamera zu blicken. Ich hatte ein rosa Kleid an. Das Foto war schon ein paar Jahre alt. Eine Träne von mir fiel auf den Rahmen und floss über das Glas. Ich wusch sie ab und packte das Foto in meine Tasche. Hinter mir tauchte ein Schatten auf. „Dir fällt der Abschied sicher sehr schwer, oder?“, fragte er. Mit meinen feuchten Augen sah ich ihn an. Er strich mit dem Daumen über meine Wange. Ich wollte ihn küssen, wusste aber nicht ob ich das jetzt konnte. Mit meiner Tasche in der Hand schlich ich durch die Wohnung. Hinter mir war mein Schatz der ebenfalls drei Taschen hatte. Mein Zimmer war fast leer und es sah aus als hätte es mich nie gegeben. Ich war gespannt was jetzt passieren würde. Würde ich gleich einfach wo anders sein? Er war ja vorhin auch einfach in mein Zimmer gekommen. „Was machen wir jetzt?“, fragte ich. „Wir gehen los.“, sagte er. Ich sah ihn etwas verwundert an, da ich erwartet hatte dass er jetzt irgendetwas zaubern würde. Ich musterte seine starken Gesichtszüge. Er war so schön. Wir ließen meine Heimat hinter uns und fuhren mit der Bahn nach England. Wir saßen also auf unseren Plätzen und ich starrte aus dem Fenster heraus in den Regen. Ich spürte einen Blick auf mir, der eindeutig von meinem Liebhaber war. Aber ich konnte ihn nicht ansehen. Ich wollte meine Augen nicht von den Wiesen und Pferden abwenden, die dort draußen waren. Am Horizont erkannte man Wälder und der Himmel war dunkel. Man sah ein paar Sterne und den Mond. Bei dem Anblick dieser runden, weißen Kugel wurde mir ganz anders. Er war so besitzergreifend. Mir war noch nie aufgefallen, dass die Natur so schön war. „…Aylin?!...Aylin?“ Der Mond! Sprach er mit…?! „Aylin!!!“ Mein Blick schellte um. „Was ist denn?“, fragte ich. „Du bist näher dran als ich dachte.“ Ich hatte keine Ahnung von was er da sprach. Er war die ganze Zeit schon so geheimnisvoll und sah mich so komisch an. „Was meinst du damit?“, hackte ich nach. Er sah mich an und ich wurde still. Sein Blick lag auf meinen Augen und ich erwiderte ihn. Wir wurden beide ruhig, keiner sagte etwas. Seine großen Hände lagen auf seinem Schoß und der Mund war leicht geöffnet. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, er offenbar auch nicht. Langsam glitt seine Hand über seinen Schoß. Ich ließ meinen Blick von seinen Augen ab und verfolgte seine Hand. Sie kam meinem fetten Oberschenkel immer näher. Ich spürte dass seine Augen sich wieder auf mein Gesicht gerichtet hatten. Mein Blick erhob sich schließlich um ihn in die Augen sehen zu können. Die Zeit verging und obwohl es sich bestimmt nur um Sekunden handelte fühlte es sich an als wäre es eine Stunde gewesen. Ich zuckte leicht. Seine Hand fuhr über meinen Schenkel und ich starrte ihn jetzt schon fast an. „Möchtet ihr Süßen etwas zu Essen haben?“ Er wandte seinen Blick von mir ab und drehte seinen Kopf blitzschnell um. „Ja gerne. Was steht denn zur Auswahl?“, fragte ich. „Na, ja oder nein!“, gab mir die Frau lächelnd zur Antwort. Sie füllte uns etwas Kartoffelbrei auf und stellte es auf den von uns heruntergeklappten Tisch. Sie lächelte noch breiter. „Ach und bitte stört die anderen Gäste nicht.“ Wir sahen sie fragend an. Sie formte einen Kussmund und stieß ein echt bescheuertes Lachen aus. Offenbar darüber erfreut einen Witz gemacht zu haben. Als sie weg war drehte er sich wieder zu mir. Er trug ebenfalls ein breites Lächeln im Gesicht. „Was gibt’s? – Ja oder Nein!“, er schmiss sich fast weg vor Lachen, aber ich fand das irgendwie gar nicht komisch. Ich sah ihn böse an. Als er immer weiter lachte stand ich auf und ging zur Toilette. Was bitte fand er daran jetzt so komisch? Ich sah in den Spiegel Meine Augen waren leicht gerötet da ich nicht viel geschlafen hatte. Mein Makeup war auch nicht mehr ganz so frisch also entschloss ich mich es nochmal neu zu machen. Es klopfte an der Tür. „Aylin?“ „Hau ab!!!“, lachte ich. Man hörte seine Erleichterung sogar durch die Tür. Ich musste lächeln und da ich mich dabei im Spiegel ansah musste ich richtig lachen. Hinter der Tür stand ein verwunderter Mensch der aber ebenfalls lachen musste. „Kommst du jetzt raus?“ Ich drehte mich vom Spiegel weg und stellte mich näher an die Tür. „Wieso sollte ich?“, wollte ich wissen. „Weil es mir leid tut!“ Einige Minuten vergingen in denen Keiner etwas sagte. „Och komm, es ist Zeit zum schlafen!“, lachte er. Ich machte die Tür auf, warf einen letzten Blick in den Spiegel und zog die Tür blitzschnell wieder zu. Was war mit mir passiert? Ich konnte nur noch in den Spiegel starren. Meine Augen waren rot. Und zwar Blutrot. Kein bisschen Weißes war mehr da. Ich schrie glaubte ich auch kurz auf. „Ist alles in Ordnung?“, rief er. „Jaja hab mich nur erschreckt.“, sagte ich. „Du wolltest rauskommen.“, meinte er. „Ja gleich.“, rief ich und versuchte verzweifelt alles um meine Augen wieder normal zu bekommen. Ich kniff sie zu, doch es brachte nichts. Ich drehte den Wasserhahn auf um mir das Wasser ins Gesicht zu spritzen. Er kam zu mir auf die Toilette, denn ich hatte vergessen abzuschließen. Auch seine Augen wurden größer als er die rote Fläche in meinem Gesicht sah. „Scheiße.“, flüsterte er und holte seine Sonnenbrille raus. Er gab sie mir und zog mich mit in den Schlafwagen. „W-W-Was ist m-m-mit mir los?“, stotterte ich. „Nichts Schlimmes.“, versuchte er mich zu beruhigen, „Das ist ganz normal.“ „Ganz normal???“, schrie ich. Ich war wütend. Verzweifelt. Total am Ende und er wollte mir erzählen dass das NORMAL ist? Ich hatte keine Ahnung was in mir vor ging. Das Einzige das ich wusste war dass das hier NICHT normal war! Meine Hände fingen an zu zittern und meine Knie wurden total weich. Es gab nur eine Sache die ich wollte: Nach Hause. In mein altes Leben zurück. „Bring mich zurück!“, flüsterte ich. Er streichelte mit seiner großen Hand über den Kopf. Das schmale Bett auf dem ich lag reichte eigentlich nicht einmal für mich, trotzdem schaffte er es sich neben meiner Schulter hinzusetzten. Ich weinte. Aber das war wohl verständlich. Ich würde ja schließlich gleich sterben. Er nahm mich in den Arm und half mir die Schmerzen zu überstehen. „Ich brauche einen Arzt!“, krächzte ich, „Bitte!“ Er sah mir in die Augen. Wie er diesen Anblick bloß aushielt?! Ich hatte mich schließlich fast übergeben. „Du brauchst keinen Arzt, okay?!“



Kapitel 6


6
Ich lag hellwach auf meinem Bett. Die ganze Matratze war durchnässt. Ich stand auf und ging in die Küche um mir etwas zu trinken zu holen. Ich sah ins Spülbecken. Mir war schlecht, obwohl es nur ein Traum gewesen war. Ich lehnte mich an einen Schrank. Die letzten Minuten hatten mich echt mitgenommen. Langsam sank ich zu Boden, weil meine Füße mich nicht mehr hielten. Mein Handy klingelte. Es war spät in der Nacht. Normalerweise rief mich um die Zeit niemand an. War ER es? Ich sprang auf und rannte zum Schreibtisch auf dem mein Handy lag. Ich sah auf den Display. Unbekannte Nummer. Mit zitternden Händen drückte ich den grünen Hörer.
Smigon schlug die Faust auf dem Tisch. Verdammt noch mal, sie hatten schonwieder so ein Rastorenweib entwischen lassen. Seine Männer waren derzeit echt nicht zu gebrauchen. Langsam ließ er sich auf seinen Thron sinken. Er brauchte unbedingt einen neuen Plan. „Mr. Snider! Sie nehmen sich ein paar Rekruten und machen sich auf den Weg nach New York. Vielleicht sind dort ein paar von denen.“, schrie Smigon. „Jawohl mein König.“, stotterte Mr. Snider. Gott Verdammt wie er diesen König doch hasste. Diese Langen, Schwarzen, fettigen Haare sahen so ungepflegt aus und seine teuren Kleider machten die Sache auch nicht besser. Ein Diener kam grade mit einem Teller herein. Nur das feinste vom feinsten lag drauf. Ein weiterer Diener kam mit einem Getränk und Mr. Snider drehte sich zur Tür um. Es waren ein paar Soldaten im Trainingsraum. Er Schnappte sich fünf und ging mit ihnen durch einen langen Gang. Er drehte sich um. Die Rekruten stolperten müde hinter ihm her. Er war nicht nur zu schnell, sondern sie waren viel zu müde und faul. In einem hatte der König recht: Sie brauchten bessere Leute. „Wo gehen wir hin?“, wollte einer der Mekraten wissen. Mr. Snider zischte. Diese Dummköpfe waren Nichts! „Wir fahren nach New York.“ Diese Taugenichtse freuten sich anscheinend auch noch. Sie hatten ja keine Ahnung. Rastoren waren gefährlich. Niemand wusste wo sie sich aufhielten und im Team konnten sie noch besser kämpfen. „Auf euch wartet eine harte Zeit! Viel Spaß in der Hölle meine Lieben.“ Mr. Snider fuhr sich mit seiner rauen Hand durch sein Schwarzes, kurzes Haar. Er hatte sich ein kariertes Hemd angezogen, über dem eine rote Krawatte baumelte. Dazu trug er eine hellblaue Jeans. Durch das helle Licht wurden seine schwarzen Lederschuhe betont. Er sah aus wie ein Mensch, doch die gelben Augen verrieten ihn. Er stieg in einen Silbernen VW. Die Männer quetschten sich auf den Rücksitz, während er am Steuer war. Er schaltete das Radio ein. Es lief nichts Gutes aber es war besser als diese höllische Stille ertragen zu müssen. Mit einem rasenden Tempo fuhr Mr. Snider durch die Dreißigerzone. Sein Anhang lachte laut und unterhielt sich. Schmunzelnd fuhr er über eine rote Ampel, rammte dabei fast eine alte Oma, wich aber noch im letzten Moment aus und flüchtete.
Als ich mich mit zittriger Stimme meldete hatte ich ein echt komisches Gefühl im Bauch. „Hallo?“, fragte ich. „Hey. Ich bin‘s.“, sagte eine tiefe, wunderbare Stimme. Er war es. „Wo bist du?“, wollte ich wissen. „In Wymoor. Ich..“ „Wo liegt das?“, fragte ich mich laut. „Es liegt nirgendswo. Ich werde dich holen. Du musst dich von deiner Familie verabschieden. Ich weiß dass das schwer ist, aber… dies werden harte Zeiten für dich.“, flüsterte er. Ich starrte mein Glas an. Was wollte er bitte von mir? Ich wollte mich nicht von meiner Familie trennen. Nicht mal für ihn. Meine braunen Haare glänzten im grellen Licht der Glühlampe und meine Hände wurden schwitzig. „Hör mal. Wir können dich aus ihrem Gedächtnis löschen. Das würde es für sie leichter machen.“, schlug er vor. „Nenne mir einen guten Grund warum ich das machen sollte?!“ „Du musst! Ich weiß es klingt dumm aber du gehörst… zu mir und du bist kein Mensch!“, sagte er schon mit etwas lauterem Ton. „Was? Du spinnst.“ Ich nahm das Handy herunter und drückte auf den roten Knopf. Das konnte doch nicht angehen! Dieser Typ war verrückt. Deshalb hatte er keine Freundin. Ich geriet ja sowieso immer an solche Dummen Leute. Oder sagte er vielleicht die Wahrheit? Nein, das war Unsinn. Wie konnte ich denn nur daran denken? Natürlich war das Quatsch. Es gab keine Außerirdischen, die den Menschen Gehirne aussaugten. Aber ich war Unentschlossen. Es könnte ja doch sein. Meine komischen Träume und Gefühle die ich manchmal hatte, waren verräterisch. Mein Handy klingelte schon wieder. Ich wusste nicht ob ich abheben sollte. Selbst wenn das was er sagte wahr war, könnte ich doch nicht meine Familie zurücklassen. Langsam hob ich den Klön Kasten. „Was ist denn noch?“, flüsterte ich. „Lass es mir dir zeigen!“ Was? Er meinte es ernst. Ich wusste nicht was ich antworten sollte. Aber was war dabei wenn er mir etwas zeigen wollte?! „Schön. Was denn? Wehe du verarscht mich.“ Er stieß eine Art knurren aus. „Dann musst du dir erst sicher sein dass du bei uns bleibst.“, sagte er. Wer war Uns? „Hast dus denn nicht gecheckt? Ich kann dir nicht glauben und würde niemals meine Familie zurücklassen!“ „Auch nicht wenn ihr leben davon abhängt? Es gibt böse Wesen da draußen. Und sobald du nach uns riechst werden sie kommen und alle töten!“, schrie er. Ich hörte seine Verzweiflung in der Stimme. „Verstehst du denn nicht dass ich die nicht glauben kann? Ich glaube nicht an böse Monster und du kannst es mir nicht beweisen.“, meinte ich. „Damals…“, ich hörte ihn sich räuspern. „Du warst im Feriencamp. Es war Nacht und du bist auf den zugefrorenen See gegangen. Das Eis brach und du hast geschrien. Du weißt das bestimmt noch oder? Ich hab dich aus dem Wasser gezogen und dich zurück gebracht. Dies war das erste Mal dass ich dich berühren durfte. Ich bin seit deiner Geburt bei dir und wache über dich. Du hast das richtige Alter, Aylin. Du wirst zu einem von uns, egal ob du es willst oder nicht. Aber wenn du nicht zu dem stehst was du bist wird deine Familie nicht überleben.“ Oh mein Gott. Woher wusste er davon? Das konnte nicht sein. Das Ereignis war zu lange her. Er wäre nicht älter gewesen als ich. Aber er konnte es nicht wissen, es sei denn er war dabei gewesen. Ich hatte keine Ahnung was ich hätte sagen sollen. „Ich ähm…“, fing ich an, aber brachte kein weiteres Wort mehr heraus. „Soll ich dich holen?“, wollte er wissen. „Ich…ja!“, brachte ich hervor und sah aus dem Fenster. Da stand er schon. Lief er schon die ganze Zeit dort draußen rum? Das schlimmste daran war dass ich meiner Familie nicht mehr richtig auf Wiedersehen sagen konnte. „Lass dir so viel Zeit wie du brauchst. Wann soll ich da sein?“, fragte er. „Du Trottel, du solltest dich nicht unbedingt vor das Fenster stellen!“, lachte ich. „Komm hoch und helf mir packen.“ Ich drehte mich um und da stand er. Mitten in der Küche, drei Zentimeter vor mir. Das konnte doch nicht sein. Sowas durfte es nicht geben. Auch wenn ich mir sicher war dass es übernatürliche Dinge gab, dachte ich dabei nicht an solche Kräfte. „Wie hast du das gemacht?“, stotterte ich. Er lächelte. „Du bist echt süß wenn du verwundert bist.“ Ich fühlte wie ich rot wurde und er bemerkte das anscheint auch, denn er bückte sich um ein Foto von meiner Familie in die Tasche zu stopfen das auf meinem Nachttisch stand. Ich ging herüber zum Schrank. Endlose schwarze Klammotten waren drin. Manchmal steckten auch ein paar graue und weiße Shirts dazwischen. Ich schmiss so viele Sachen wie möglich in meine Tasche. Ich ging durch die Wohnung. Das letzte Mal mein zu Hause anschauen. Mir kamen die Tränen. Ich spürte einen Arm um meine Schulter. Er tröstete echt gut, flüsterte mir Dinge ins Ohr. Ich nahm ein Foto von meiner Familie in die Hand. Meine Mutter lächelte und mein Vater sah auf eine komische Weise grimmig wie immer aus. Niklas hielt ein Spielzeug Auto in der linken Hand und schaute zur Seite, statt in die Kamera zu blicken. Ich hatte ein rosa Kleid an. Das Foto war schon ein paar Jahre alt. Eine Träne von mir fiel auf den Rahmen und floss über das Glas. Ich wusch sie ab und packte das Foto in meine Tasche. Hinter mir tauchte ein Schatten auf. „Dir fällt der Abschied sicher sehr schwer, oder?“, fragte er. Mit meinen feuchten Augen sah ich ihn an. Er strich mit dem Daumen über meine Wange. Ich wollte ihn küssen, wusste aber nicht ob ich das jetzt konnte. Mit meiner Tasche in der Hand schlich ich durch die Wohnung. Hinter mir war mein Schatz der ebenfalls drei Taschen hatte. Mein Zimmer war fast leer und es sah aus als hätte es mich nie gegeben. Ich war gespannt was jetzt passieren würde. Würde ich gleich einfach wo anders sein? Er war ja vorhin auch einfach in mein Zimmer gekommen. „Was machen wir jetzt?“, fragte ich. „Wir gehen los.“, sagte er. Ich sah ihn etwas verwundert an, da ich erwartet hatte dass er jetzt irgendetwas zaubern würde. Ich musterte seine starken Gesichtszüge. Er war so schön. Wir ließen meine Heimat hinter uns und fuhren mit der Bahn nach England. Wir saßen also auf unseren Plätzen und ich starrte aus dem Fenster heraus in den Regen. Ich spürte einen Blick auf mir, der eindeutig von meinem Liebhaber war. Aber ich konnte ihn nicht ansehen. Ich wollte meine Augen nicht von den Wiesen und Pferden abwenden, die dort draußen waren. Am Horizont erkannte man Wälder und der Himmel war dunkel. Man sah ein paar Sterne und den Mond. Bei dem Anblick dieser runden, weißen Kugel wurde mir ganz anders. Er war so besitzergreifend. Mir war noch nie aufgefallen, dass die Natur so schön war. „…Aylin?!...Aylin?“ Der Mond! Sprach er mit…?! „Aylin!!!“ Mein Blick schellte um. „Was ist denn?“, fragte ich. „Du bist näher dran als ich dachte.“ Ich hatte keine Ahnung von was er da sprach. Er war die ganze Zeit schon so geheimnisvoll und sah mich so komisch an. „Was meinst du damit?“, hackte ich nach. Er sah mich an und ich wurde still. Sein Blick lag auf meinen Augen und ich erwiderte ihn. Wir wurden beide ruhig, keiner sagte etwas. Seine großen Hände lagen auf seinem Schoß und der Mund war leicht geöffnet. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, er offenbar auch nicht. Langsam glitt seine Hand über seinen Schoß. Ich ließ meinen Blick von seinen Augen ab und verfolgte seine Hand. Sie kam meinem fetten Oberschenkel immer näher. Ich spürte dass seine Augen sich wieder auf mein Gesicht gerichtet hatten. Mein Blick erhob sich schließlich um ihn in die Augen sehen zu können. Die Zeit verging und obwohl es sich bestimmt nur um Sekunden handelte fühlte es sich an als wäre es eine Stunde gewesen. Ich zuckte leicht. Seine Hand fuhr über meinen Schenkel und ich starrte ihn jetzt schon fast an. „Möchtet ihr Süßen etwas zu Essen haben?“ Er wandte seinen Blick von mir ab und drehte seinen Kopf blitzschnell um. „Ja gerne. Was steht denn zur Auswahl?“, fragte ich. „Na, ja oder nein!“, gab mir die Frau lächelnd zur Antwort. Sie füllte uns etwas Kartoffelbrei auf und stellte es auf den von uns heruntergeklappten Tisch. Sie lächelte noch breiter. „Ach und bitte stört die anderen Gäste nicht.“ Wir sahen sie fragend an. Sie formte einen Kussmund und stieß ein echt bescheuertes Lachen aus. Offenbar darüber erfreut einen Witz gemacht zu haben. Als sie weg war drehte er sich wieder zu mir. Er trug ebenfalls ein breites Lächeln im Gesicht. „Was gibt’s? – Ja oder Nein!“, er schmiss sich fast weg vor Lachen, aber ich fand das irgendwie gar nicht komisch. Ich sah ihn böse an. Als er immer weiter lachte stand ich auf und ging zur Toilette. Was bitte fand er daran jetzt so komisch? Ich sah in den Spiegel Meine Augen waren leicht gerötet da ich nicht viel geschlafen hatte. Mein Makeup war auch nicht mehr ganz so frisch also entschloss ich mich es nochmal neu zu machen. Es klopfte an der Tür. „Aylin?“ „Hau ab!!!“, lachte ich. Man hörte seine Erleichterung sogar durch die Tür. Ich musste lächeln und da ich mich dabei im Spiegel ansah musste ich richtig lachen. Hinter der Tür stand ein verwunderter Mensch der aber ebenfalls lachen musste. „Kommst du jetzt raus?“ Ich drehte mich vom Spiegel weg und stellte mich näher an die Tür. „Wieso sollte ich?“, wollte ich wissen. „Weil es mir leid tut!“ Einige Minuten vergingen in denen Keiner etwas sagte. „Och komm, es ist Zeit zum schlafen!“, lachte er. Ich machte die Tür auf, warf einen letzten Blick in den Spiegel und zog die Tür blitzschnell wieder zu. Was war mit mir passiert? Ich konnte nur noch in den Spiegel starren. Meine Augen waren rot. Und zwar Blutrot. Kein bisschen Weißes war mehr da. Ich schrie glaubte ich auch kurz auf. „Ist alles in Ordnung?“, rief er. „Jaja hab mich nur erschreckt.“, sagte ich. „Du wolltest rauskommen.“, meinte er. „Ja gleich.“, rief ich und versuchte verzweifelt alles um meine Augen wieder normal zu bekommen. Ich kniff sie zu, doch es brachte nichts. Ich drehte den Wasserhahn auf um mir das Wasser ins Gesicht zu spritzen. Er kam zu mir auf die Toilette, denn ich hatte vergessen abzuschließen. Auch seine Augen wurden größer als er die rote Fläche in meinem Gesicht sah. „Scheiße.“, flüsterte er und holte seine Sonnenbrille raus. Er gab sie mir und zog mich mit in den Schlafwagen. „W-W-Was ist m-m-mit mir los?“, stotterte ich. „Nichts Schlimmes.“, versuchte er mich zu beruhigen, „Das ist ganz normal.“ „Ganz normal???“, schrie ich. Ich war wütend. Verzweifelt. Total am Ende und er wollte mir erzählen dass das NORMAL ist? Ich hatte keine Ahnung was in mir vor ging. Das Einzige das ich wusste war dass das hier NICHT normal war! Meine Hände fingen an zu zittern und meine Knie wurden total weich. Es gab nur eine Sache die ich wollte: Nach Hause. In mein altes Leben zurück. „Bring mich zurück!“, flüsterte ich. Er streichelte mit seiner großen Hand über den Kopf. Das schmale Bett auf dem ich lag reichte eigentlich nicht einmal für mich, trotzdem schaffte er es sich neben meiner Schulter hinzusetzten. Ich weinte. Aber das war wohl verständlich. Ich würde ja schließlich gleich sterben. Er nahm mich in den Arm und half mir die Schmerzen zu überstehen. „Ich brauche einen Arzt!“, krächzte ich, „Bitte!“ Er sah mir in die Augen. Wie er diesen Anblick bloß aushielt?! Ich hatte mich schließlich fast übergeben. „Du brauchst keinen Arzt, okay?!“

7


7
„Können wir mal halten? Ich muss mal!“, rief Mr. Rieth. Mr. Snider drehte sich nicht einmal um. Was war das für eine Frage? Entweder man hielt aus oder pinkelt aus dem Fenster. Aber er würde garantiert nicht für einen solchen Volltrottel anhalten und sich damit eventuellen Ärger vom König einhandeln. Seine Männer waren im Schnitt 30 Jahre alt. Zehn Jahre älter als er selber. Trotzdem war er der engste Vertraute von Smigon und war somit auch am mächtigsten. Oh wie er diese Leute hasste. Er hätte seinen Vater dafür umbringen können ihn in diese Aufgabe hineingeboren zu haben, wenn er nicht schon Tod gewesen wäre. Mittlerweile waren sie kurz vor New York. Mr. Snider hielt an und bog in eine Seitenstraße. An einem einsamen Platz parkte er den Van und schlug mit den anderen die Zelte auf. Ohne Anstrengung schleppte er auch die Letzte Luftmatratze aus dem Kofferraum, während die anderen total erschöpft auf einem umgestürzten Baumstamm saßen. Er schüttelte den Kopf. Sie brauchten unbedingt neue Männer. Diese waren schließlich nicht einmal gut genug um Toiletten zu putzen. Nach dem er seine Leute ein paar Runden sprinten gelassen hatte legte er sich hin. Mr. Snider war am Ende. Aber nicht weil er zu viel Sport getrieben hatte, oder krank war. Nein, er konnte nicht mehr weil er keine Hochs in seinem Leben erlebt hatte seit er fünf war. Und dass war als ein Rastor endlich seinen Vater getötet hatte.

Ihm wurde von dem Freund seines Vaters erzählt wie sich alles zugetragen hatte. Sein Vater griff mit fünf weiteren Rekruten einen Rastorenstamm auf der Durchreise an. Es sollten starke Rastoren gewesen sein. Stärker als manch andere denen sie schon begegnet waren. Man sah den Tod in ihren Augen, so groß und stark waren sie. Kräftig wie Bären. Nein, noch viel Kräftiger. Sie trugen silberne Schwerter an ihrer rechten Seite. Wurfsterne und Pistolen an der linken. Am Rücken hatten sie außerdem auch noch Pfeil und Bogen. Das Gesamtbild war schon zum Flüchten, die bösartigen Augen, die starken Oberarme, diese Muskeln am ganzen Körper, ein Gesamtbild das jeden Bodybuilder aussehen ließ wie ein Schwamm neben einem Felsbrocken. Diese bloße Macht die diese Wesen ausstrahlten war erschreckend. Sein Vater überlegte nicht lange. Besessen von dem Drang zu töten griff er unvorbereitet einen seiner Gegner an und stieß ihm einen Dolch in die Schulter. Der Rastor heulte auf und wand sich aus dem Griff. In seiner Seite ein stark blutender Riss. Mit einem gekonnten Griff zog er eine Pistole aus seinem Gurt, presste sie an die Brust seines Vaters und drückte ab.
Ein Mekrat hatte allein keine Chance gegen einen ausgebildeten Rastoren. Auch wenn sie bei weitem nicht so schnell starben wie Menschen verletzte sie eine Kugel, gefüllt mit einer giftigen Substanz so sehr dass sie sich erst wieder erholen mussten. Während der Freund ängstlich hinter einer Mülltonne hockte und alles beobachtete, kämpften die vier anderen gegen diese monströsen Gestalten. Erst als sie sich zu dritt auf einen einzelnen Rastoren stürzten hatten sie eine reelle Chance gegen dieses Ungetüm. Da die Rastoren allerdings in Überzahl waren und ihrem Kameraden zur Hilfe eilten wurden die Mekraten eiskalt ausgelöscht. Die Leichen wurden liegengelassen, die Waffen eingesteckt.

Er wog mich in seinen Armen. Wie ein Baby dass sich ängstlich an seine Mutter klammerte lag ich da und kniff die Augen zu. „Was bin ich?“, flüsterte ich. Als keine Antwort kam hakte ich nach: „Was geschieht mit mir?“ Er fuhr mir mit einer Hand durchs Haar. „Ich kann es dir noch nicht sagen.“, seufzte er, „Es wird mir Verboten.“ Ich schüttelte den Kopf. „Von wem?“, wollte ich wissen. „Von meinem König“, antwortete er. Total verwirrt blickte ich ihn an. Was denn für ein König? Es gab keine richtigen Könige mehr zu dieser Zeit. Im ersten Moment dacht ich er müsste eventuell in die Klapse, aber dann fiel mir das Ereignis vor vielen Jahren ein. Er konnte nichts davon gewusst haben. Es sei denn er war dabei gewesen. Ich schloss die Augen. Er legte seine Hand auf meine Stirn und ich spürte etwas. Es war eine Art Energie die mich durchfloss. So eine Wärme. Ich fühlte mich unbeschreiblich gut und klammerte mich fester an dieses wundervolle Wesen. Ich wollte es nicht verlieren. Das Einzige was mir geblieben war. Ich griff nach seiner anderen Hand und schlief ein.

Am nächsten Tag wachte ich auf. Ich sah ihm in die Augen. Sie waren ebenfalls rötlich. Ich erschrak mich aber war noch zu Müde um es richtig zu realisieren. „Was ist mit deinen Augen?“, flüsterte ich. „Das gleiche wie mit deinen“, gab er als Antwort. „Warum passiert das?“ Er sah mich an. Erst in diesen Sekunden registrierte ich dass ich seine Hand immer noch hielt. Saß er die ganze Nacht an meinem Bett? Es ertönte eine laute Durchsage. Wir würden bald ankommen. Zumindest da wo wir ausstiegen, denn wo wir genau hin wollten wusste ich ja immer noch nicht. Er sah mir wieder tief in die Augen. Sein Gesicht rückte immer näher. Seine Finger bahnten sich den Weg durch meine Haarsträhnen und streichelten meinen Kopf. Ich spürte seinen Atem an meinen Lippen. Wir blickten uns noch immer tief in die Augen. Unsere Lippen berührten sich fast. Er drückte mich fester an sich, fuhr mit seinen Lippen knapp an meinen vorbei und umarmte mich. Leicht enttäuscht erwiderte ich seine Umarmung. Als er wieder losließ standen wir auf und überprüften die Taschen. „Hast du alles?“, wollte er wissen. Ich wollte ihm grade antworten da bemerkte ich wie er sich sehr stark auf etwas konzentrierte. Er lauschte. Ich sah mich um. Es war nichts Auffälliges zu sehen. Er nahm mich an die Hand und zog mich in Richtung Tür. Ich sah ihn fragend an. Was sollte das? Er drückte wie wild auf den Schalter zum Öffnen der Tür. Wir eilten schnell heraus. Er nahm mich auf seinen Rücken und lief ziemlich schnell. Bei dem Tempo hätte ich auch ohne Last nicht mithalten können. Wir rannten immer weiter grade aus und ich hatte keine Ahnung wo wir waren. Nach einer halben Stunde wurden wir langsamer und er setzte mich ab. Wir gingen durch einen wunderschönen Wald. Seine farbenfrohen Blumen faszinierten mich. Die Baumkronen waren sehr hoch. Vögel zwitscherten und ließen den Anschein machen es gäbe nichts Böses auf der Welt. Leider war dies Falsch. Es gab so viel Böses, soviel Grauen auf dieser Welt und so etwas konnte man nicht verdrängen. Nicht einmal an so einem schönen Ort wie diesen. Wir gingen immer weiter. Er hielt noch immer meine Hand fest und sah mich an. „Schließ bitte deine Augen.“, sagte er. Obwohl ich eigentlich wissen wollte warum ich das tun musste schloss ich sie einfach. Schließlich wollte ich nicht dass es zu irgendwelchen Streitigkeiten kam. Ich wollte genau das Gegenteil. Den Frieden. Ich musste unbedingt wissen was es mit ihn und den Dingern die uns verfolgten auf sich hatte. Wir gingen weiter. Er führte mich, da ich ja nichts sehen konnte. Ich spürte eine Wärme. Sie tat so gut. Kaum fühlte ich mich so richtig wohl, war es auch schon wieder vorbei. Ich hörte Klingen aneinander prallen, Schreie und dumpfe Geräusche von Leuten die auf den Boden knallten. „Wo sind wir?“, flüsterte ich. „Wir sind gleich da.“, sagte er statt mir eine Antwort zu geben. Wir gingen über Gras, das nicht gemäht war. Waren wir immer noch in diesem Wald? „Ist sie das?“, hörte ich eine Stimme fragen. „Ja Eron.“, antwortete er. Wie wunderschön seine Stimme doch klang. „Gut gemacht. Lucya ist im Lager.“ Wer war denn jetzt Lucya schon wieder? Und wer war Eron? Ich wurde behutsam weitergezogen bevor ich meinen Gedanken zu Ende denken konnte. Nach einem Etas längeren Marsch hörte ich eine weibliche Stimme: „Hey, schön dass ihr endlich da seid. Wir warten allerdings noch auf 3 Paare.“ „Wie viele gibt es denn dieses Jahr?“, wollte er wissen. „Neun. Da wären die drei die noch kommen, ihr, vier heimische und eine sie unfreiwillig hier ist. Und wie weit ist sie?“, fragte Lucya. Wie, wie weit soll ich sein? Womit? „Gestern bei Vollmond gab es erste Anzeichen. Ihre Augen waren blutig und sie hatte Träume von Mekraten.“ „Dann scheint sie die reifste Mythe zu sein. Bitte bring sie in den Romeras-Tempel und warte auf mich.“ Als wir endlich wieder draußen waren Atmete ich stark aus. Was sollte das sein? Ich wusste nichtmehr was ich von all dem halten sollte. „Was ist eine Mythe?“, fragte ich ihn schließlich. „Das ist hier bei uns einfach nur ein anderes Wort für eine adlige Frau.“, lachte er. „Aber ich bin doch gar nicht adelig…“ „Hier bei uns schon. Weißt du, du bist eine starke Rastorin. Wir Rastoren sind ein Volk, dass nur versucht die Mekraten von der Welt zu schaffen. Ich bin ein Alpha-Rastor. Wir sind nach unserem König die hochrangigsten Rastoren und gleichzeitig die besten Krieger.“ Bei dem Wort Krieger zuckte ich zusammen. „Was ist los?“, fragte er besorgt. „Warum bist du ein Krieger? Tötest du Menschen?“ Er lachte. Das einzige was er tat war lachen. Ich war verärgert. Bedeutete das etwa ja? „Nein.“, sagte er schließlich, „Ich hab bis jetzt noch Garnichts getötet, bis auf ein paar Mehlsäcke vielleicht.“ Das erleichterte mich. „Du wirst wahrscheinlich gleich gefragt werden ob du dich uns anschließen und unser Geheimnis hüten möchtest. Du hast eigentlich keine andere Wahl, du hattest dich ja auch schon entschieden.“ Etwas ängstlich betrat ich diesen Tempel.

7


7
„Können wir mal halten? Ich muss mal!“, rief Mr. Rieth. Mr. Snider drehte sich nicht einmal um. Was war das für eine Frage? Entweder man hielt aus oder pinkelt aus dem Fenster. Aber er würde garantiert nicht für einen solchen Volltrottel anhalten und sich damit eventuellen Ärger vom König einhandeln. Seine Männer waren im Schnitt 30 Jahre alt. Zehn Jahre älter als er selber. Trotzdem war er der engste Vertraute von Smigon und war somit auch am mächtigsten. Oh wie er diese Leute hasste. Er hätte seinen Vater dafür umbringen können ihn in diese Aufgabe hineingeboren zu haben, wenn er nicht schon Tod gewesen wäre. Mittlerweile waren sie kurz vor New York. Mr. Snider hielt an und bog in eine Seitenstraße. An einem einsamen Platz parkte er den Van und schlug mit den anderen die Zelte auf. Ohne Anstrengung schleppte er auch die Letzte Luftmatratze aus dem Kofferraum, während die anderen total erschöpft auf einem umgestürzten Baumstamm saßen. Er schüttelte den Kopf. Sie brauchten unbedingt neue Männer. Diese waren schließlich nicht einmal gut genug um Toiletten zu putzen. Nach dem er seine Leute ein paar Runden sprinten gelassen hatte legte er sich hin. Mr. Snider war am Ende. Aber nicht weil er zu viel Sport getrieben hatte, oder krank war. Nein, er konnte nicht mehr weil er keine Hochs in seinem Leben erlebt hatte seit er fünf war. Und dass war als ein Rastor endlich seinen Vater getötet hatte.

Ihm wurde von dem Freund seines Vaters erzählt wie sich alles zugetragen hatte. Sein Vater griff mit fünf weiteren Rekruten einen Rastorenstamm auf der Durchreise an. Es sollten starke Rastoren gewesen sein. Stärker als manch andere denen sie schon begegnet waren. Man sah den Tod in ihren Augen, so groß und stark waren sie. Kräftig wie Bären. Nein, noch viel Kräftiger. Sie trugen silberne Schwerter an ihrer rechten Seite. Wurfsterne und Pistolen an der linken. Am Rücken hatten sie außerdem auch noch Pfeil und Bogen. Das Gesamtbild war schon zum Flüchten, die bösartigen Augen, die starken Oberarme, diese Muskeln am ganzen Körper, ein Gesamtbild das jeden Bodybuilder aussehen ließ wie ein Schwamm neben einem Felsbrocken. Diese bloße Macht die diese Wesen ausstrahlten war erschreckend. Sein Vater überlegte nicht lange. Besessen von dem Drang zu töten griff er unvorbereitet einen seiner Gegner an und stieß ihm einen Dolch in die Schulter. Der Rastor heulte auf und wand sich aus dem Griff. In seiner Seite ein stark blutender Riss. Mit einem gekonnten Griff zog er eine Pistole aus seinem Gurt, presste sie an die Brust seines Vaters und drückte ab.
Ein Mekrat hatte allein keine Chance gegen einen ausgebildeten Rastoren. Auch wenn sie bei weitem nicht so schnell starben wie Menschen verletzte sie eine Kugel, gefüllt mit einer giftigen Substanz so sehr dass sie sich erst wieder erholen mussten. Während der Freund ängstlich hinter einer Mülltonne hockte und alles beobachtete, kämpften die vier anderen gegen diese monströsen Gestalten. Erst als sie sich zu dritt auf einen einzelnen Rastoren stürzten hatten sie eine reelle Chance gegen dieses Ungetüm. Da die Rastoren allerdings in Überzahl waren und ihrem Kameraden zur Hilfe eilten wurden die Mekraten eiskalt ausgelöscht. Die Leichen wurden liegengelassen, die Waffen eingesteckt.

Er wog mich in seinen Armen. Wie ein Baby dass sich ängstlich an seine Mutter klammerte lag ich da und kniff die Augen zu. „Was bin ich?“, flüsterte ich. Als keine Antwort kam hakte ich nach: „Was geschieht mit mir?“ Er fuhr mir mit einer Hand durchs Haar. „Ich kann es dir noch nicht sagen.“, seufzte er, „Es wird mir Verboten.“ Ich schüttelte den Kopf. „Von wem?“, wollte ich wissen. „Von meinem König“, antwortete er. Total verwirrt blickte ich ihn an. Was denn für ein König? Es gab keine richtigen Könige mehr zu dieser Zeit. Im ersten Moment dacht ich er müsste eventuell in die Klapse, aber dann fiel mir das Ereignis vor vielen Jahren ein. Er konnte nichts davon gewusst haben. Es sei denn er war dabei gewesen. Ich schloss die Augen. Er legte seine Hand auf meine Stirn und ich spürte etwas. Es war eine Art Energie die mich durchfloss. So eine Wärme. Ich fühlte mich unbeschreiblich gut und klammerte mich fester an dieses wundervolle Wesen. Ich wollte es nicht verlieren. Das Einzige was mir geblieben war. Ich griff nach seiner anderen Hand und schlief ein.

Am nächsten Tag wachte ich auf. Ich sah ihm in die Augen. Sie waren ebenfalls rötlich. Ich erschrak mich aber war noch zu Müde um es richtig zu realisieren. „Was ist mit deinen Augen?“, flüsterte ich. „Das gleiche wie mit deinen“, gab er als Antwort. „Warum passiert das?“ Er sah mich an. Erst in diesen Sekunden registrierte ich dass ich seine Hand immer noch hielt. Saß er die ganze Nacht an meinem Bett? Es ertönte eine laute Durchsage. Wir würden bald ankommen. Zumindest da wo wir ausstiegen, denn wo wir genau hin wollten wusste ich ja immer noch nicht. Er sah mir wieder tief in die Augen. Sein Gesicht rückte immer näher. Seine Finger bahnten sich den Weg durch meine Haarsträhnen und streichelten meinen Kopf. Ich spürte seinen Atem an meinen Lippen. Wir blickten uns noch immer tief in die Augen. Unsere Lippen berührten sich fast. Er drückte mich fester an sich, fuhr mit seinen Lippen knapp an meinen vorbei und umarmte mich. Leicht enttäuscht erwiderte ich seine Umarmung. Als er wieder losließ standen wir auf und überprüften die Taschen. „Hast du alles?“, wollte er wissen. Ich wollte ihm grade antworten da bemerkte ich wie er sich sehr stark auf etwas konzentrierte. Er lauschte. Ich sah mich um. Es war nichts Auffälliges zu sehen. Er nahm mich an die Hand und zog mich in Richtung Tür. Ich sah ihn fragend an. Was sollte das? Er drückte wie wild auf den Schalter zum Öffnen der Tür. Wir eilten schnell heraus. Er nahm mich auf seinen Rücken und lief ziemlich schnell. Bei dem Tempo hätte ich auch ohne Last nicht mithalten können. Wir rannten immer weiter grade aus und ich hatte keine Ahnung wo wir waren. Nach einer halben Stunde wurden wir langsamer und er setzte mich ab. Wir gingen durch einen wunderschönen Wald. Seine farbenfrohen Blumen faszinierten mich. Die Baumkronen waren sehr hoch. Vögel zwitscherten und ließen den Anschein machen es gäbe nichts Böses auf der Welt. Leider war dies Falsch. Es gab so viel Böses, soviel Grauen auf dieser Welt und so etwas konnte man nicht verdrängen. Nicht einmal an so einem schönen Ort wie diesen. Wir gingen immer weiter. Er hielt noch immer meine Hand fest und sah mich an. „Schließ bitte deine Augen.“, sagte er. Obwohl ich eigentlich wissen wollte warum ich das tun musste schloss ich sie einfach. Schließlich wollte ich nicht dass es zu irgendwelchen Streitigkeiten kam. Ich wollte genau das Gegenteil. Den Frieden. Ich musste unbedingt wissen was es mit ihn und den Dingern die uns verfolgten auf sich hatte. Wir gingen weiter. Er führte mich, da ich ja nichts sehen konnte. Ich spürte eine Wärme. Sie tat so gut. Kaum fühlte ich mich so richtig wohl, war es auch schon wieder vorbei. Ich hörte Klingen aneinander prallen, Schreie und dumpfe Geräusche von Leuten die auf den Boden knallten. „Wo sind wir?“, flüsterte ich. „Wir sind gleich da.“, sagte er statt mir eine Antwort zu geben. Wir gingen über Gras, das nicht gemäht war. Waren wir immer noch in diesem Wald? „Ist sie das?“, hörte ich eine Stimme fragen. „Ja Eron.“, antwortete er. Wie wunderschön seine Stimme doch klang. „Gut gemacht. Lucya ist im Lager.“ Wer war denn jetzt Lucya schon wieder? Und wer war Eron? Ich wurde behutsam weitergezogen bevor ich meinen Gedanken zu Ende denken konnte. Nach einem Etwas längeren Marsch hörte ich eine weibliche Stimme: „Hey, schön dass ihr endlich da seid. Wir warten allerdings noch auf 3 Paare.“ „Wie viele gibt es denn dieses Jahr?“, wollte er wissen. „Neun. Da wären die drei die noch kommen, ihr, vier heimische und eine sie unfreiwillig hier ist. Und wie weit ist sie?“, fragte Lucya. Wie, wie weit soll ich sein? Womit? „Gestern bei Vollmond gab es erste Anzeichen. Ihre Augen waren blutig und sie hatte Träume von Mekraten.“ „Dann scheint sie die reifste Mythe zu sein. Bitte bring sie in den Romeras-Tempel und warte auf mich.“ Als wir endlich wieder draußen waren Atmete ich stark aus. Was sollte das sein? Ich wusste nichtmehr was ich von all dem halten sollte. „Was ist eine Mythe?“, fragte ich ihn schließlich. „Das ist hier bei uns einfach nur ein anderes Wort für eine adlige Frau.“, lachte er. „Aber ich bin doch gar nicht adelig…“ „Hier bei uns schon. Weißt du, du bist eine starke Rastorin. Wir Rastoren sind ein Volk, dass nur versucht die Mekraten von der Welt zu schaffen. Ich bin ein Alpha-Rastor. Wir sind nach unserem König die hochrangigsten Rastoren und gleichzeitig die besten Krieger.“ Bei dem Wort Krieger zuckte ich zusammen. „Was ist los?“, fragte er besorgt. „Warum bist du ein Krieger? Tötest du Menschen?“ Er lachte. Das einzige was er tat war lachen. Ich war verärgert. Bedeutete das etwa ja? „Nein.“, sagte er schließlich, „Ich hab bis jetzt noch Garnichts getötet, bis auf ein paar Mehlsäcke vielleicht.“ Das erleichterte mich. „Du wirst wahrscheinlich gleich gefragt werden ob du dich uns anschließen und unser Geheimnis hüten möchtest. Du hast eigentlich keine andere Wahl, du hattest dich ja auch schon entschieden.“ Etwas ängstlich betrat ich diesen Tempel.

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Tag der Veröffentlichung: 09.06.2011

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