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1. Das Mädchen




(Carlisle)
Ich arbeitete, wie jeden Freitag Nachts, als ich an das Sterbebett eines Mädchens gerufen wurde. Den Unterlagen nach zu urteilen hieß sie Evie Salmen und war 16 Jahre alt. Als ich zu ihrem Bett ging sah ich ein blasses, ziemlich dünnes Mädchen mit langem, leicht gelocktem, schwarzem Haar. Sobald man die Decke ein Stück wegzog sah man auf ihren Armen über all blaue Flecken. Die Schwester sagte, dass sie laut Zeugen Aussagen von einem Jungen verprügelt worden war. Ich nickte.
So wie sie aussah war es entweder mehr als ein Junge gewesen oder er hatte es mehrmals gemacht. An ihrem Hals war deutlich zu sehen, dass sie gewürgt worden war. Evie sah noch schlimmer aus als Esme damals. Nachdem die Schwester verschwunden war, spielte ich mit dem Gedanken sie zu Verwandeln. Eigentlich hatte ich beschlossen das nie wieder jemand anzutun. Doch Evie war noch zu jung um zu sterben. Und vielleicht könnte sie für Edward das werden was Esme für mich war. Ich hatte meinen Entschluss gefasst: Evie würde zu einem Vampir werden.
Nach dem die meisten gegangen waren hob ich Evie auf meinen Arm und trug sie ins Auto. Sie stöhnte kurz auf als ich einen blauen Fleck auf ihrem Rücken berührte. „ Sch, sch“, murmelte ich. Vorsichtig legte ich sie auf den Rücksitz und fuhr los. Als ich bei unserem Haus ankam schauten Edward und Esme mich entsetzt an. Ich legte sie aufs Sofa und strich die Haare von ihrem Hals. Esme schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund als sie die blauen Flecken an ihrem Hals sah. Ohne zu zögern biss ich ihr in den Hals. Schnell riss ich mich von ihr fort um sie nicht leer zu trinken. Kurz danach bäumte sie sich vor Schmerzen auf und schrie. Die Verwandlung hatte begonnen.
Ich setzte mich neben sie und hielt ihre Hand. Immer wieder erzählte ich ihr was sie werden würde, ohne zu wissen ob sie mir zuhörte. Ich sagte, dass die Schmerzen vergehen würden, und bei jedem Schrei entschuldigte ich mich bei ihr.

Nach drei Tagen war die Verwandlung abgeschlossen, ich hatte Edward und Esme inzwischen alles erzählt, was ich über Evie wusste.
Doch Evie zeigte keine Regung. Kein Zucken. Keine Bewegung. Gar nichts.
Vielleicht hatte sie es nicht überlebt?
Nein, dachte ich schnell. Sie hatte immer wieder geschrieen. Es war unmöglich, dass sie es nicht überlebt hatte. Plötzlich schlug sie ihre Augen auf. Esme und Edward kamen zu mir. Ich stand auf und ging zu Esme. Diese strich mir sanft über meinen Arm. Evies Augen waren starr auf die Decke gerichtet. „Wo bin ich?“, fragte sie leise. Ich ging zu ihr und strich ihr beruhigend über den Arm. Innerhalb weniger Millisekunden stand sie in der Ecke. Sie nahm jedoch, zu meiner Überraschung, keine Verteidigungs-Haltung ein. „Es ist alles gut“, begann Edward sanft. „Du bist in Sicherheit.“ Ungläubig schaute sie uns an. Man konnte es ihr nicht verübeln. Dann stellte sie eine Frage mit der ich so schnell nicht gerechnet hätte: „WAS bin ich?“ Fordernd schaute sie uns an. Schließlich sagte ich: „Du…bist…ein Vampir.“ Erschrocken schaute sie mich an. Dann ging ihr Blick von Esme über Edward und dann wieder zu mir. „Sie lügen“, brachte sie schließlich aus dem Mund. „Nein, er lügt nicht“, sagte mein Stern, sanft zu ihrer neuen Tochter. „Es tut weh. Es brennt. Im Hals“, brachte Evie aus ihrem Mund. Ich nickte. Ich wusste noch genau wie es sich nach der Verwandlung angefühlt hatte. „Edward geht mit dir jagen.“ Entsetzt schaute sie mich an. Edward ging zu ihr und nahm ihre Hand. Sie zuckte nicht und entriss ihm auch nicht ihre Hand wieder. „Du wirst schon sehen es macht Spaß.“ Dann führte er sie raus. Sie warf uns beiden noch ein Blick. Da viel mir etwas ein *Ähm Edward*, sagte ich Gedanken. *Fang bitte direkt mit dem Tierblut bei ihr an. Und erklär ihr soweit es geht warum wir keine Menschen jagen. Sicherlich hat sie eine Menge Fragen. Versuch sie ihr soweit es geht zu beantworten. Falls noch welche übrig bleiben, sag ihr das sie dann mich fragen soll* Ich hoffte das Edward es gehört hatte. Nachdem sie beiden ganz verschwunden waren, sah Esme mich fragend an. „Warum hast du es noch mal getan? Warum hast du wieder einem Menschen verwandelt. Und dann auch noch jemand so junges. Carlisle, sie hätte ihr ganzes Leben noch vor sich gehabt.“, fragte sie aufgebracht. Beruhigen nahm ich sie in meinen Arm.
„Nein, hätte sie nicht. Sie lag im sterben. Hätte ich sie einfach sterben lassen sollen? Sie war noch zu jung dazu. Du hast ja gesehen wie sie aussah. Ich konnte es nicht zu lassen, das ihr Leben durch so etwas zu ende geht, verstehst du?“ Sie nickte. „Außerdem, hatte ich gehofft, dass sie für Edward das werden könnte, was du für mich bist.“ Wieder nickte sie. „Ich will auch nur das Beste für ihn.“, sagte sie leise. Diesmal lag es an mir zu nicken. Ich liebte Edward selbst wie einen Sohn. „Ich geh in mein Büro“, sagte ich leise in ihr Ohr, dann gab ich noch einen Kuss und anschließend ging ich hoch.
Nach wenigen Minuten hörte ich unten die Tür aufgehen und vernahm die Stimmen von Edward und Evie. Sie gingen die Treppe hoch und klopften an meine Tür. „Herein“, sagte ich. Edward schob Evie sanft in den Raum. Sie schaute sich im Zimmer um. „Ich lass euch dann allein“, sagte er und verschwand wieder. „Setz dich doch“, bat ich Evie an und deutete auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch. Sie setzte sich und man konnte ihr ansehen das sie innerlich am überlegen war wie sie sich ausdrücken sollte. Ich versuchte ihr zu helfen: „Du hast einige Fragen.“
„Ja, ich…ich versteh da einiges nicht. Das Vampire nicht ins Sonnenlicht gehen dürfen. Und…und das mit dem jagen.“
Ich nickte. Die Fragen waren alle verständlich.
„Also hat Edward dir die Regeln erklärt?“
Sie nickte.
„Wir dürfen nicht ins Sonnenlicht, weil wir in der Sonne glitzern. Und das dürfen die Menschen nicht sehen, verstehst du?“
Wieder ein Nicken.
„Und wegen dem jagen: wir jagen Tiere um, die Menschen zu schützen. Wir schreiben dir nicht vor Tiere zu jagen. Du kannst auch erst Menschenblut trinken. Du bist auch nicht dazu verpflichtet, bei uns zu bleiben. Es wäre nur erfreulich wenn du gar nicht erst anfängst Menschen zutöten.“
„Aber wenn da ein Mensch ist der einem die ganze Zeit nur angelogen und betrogen hat, darf man den umbringen?“
Erst sah ich sie etwas verdutzt an. Doch dann begriff: Es ging ihr um Rache!
Ich beugte mich über den Tisch und nahm ihre Hände in meine.
„Evie, wenn du an jemanden Rache nehmen willst, dann überleg es dir gut. Und wenn du es wirklich machen willst, dann mach es bitte unauffällig.“
Wieder nickte sie. Als sie grade aufstehen wollte, schien ihr noch etwas einzufallen.
„Äh…“
„Carlisle“, sagte ich. Woher sollte sie auch meinen Namen kennen? Außer Edward hatte ihn erwähnt. Dem war anscheinend nicht so.
„Okay, während der Jagd ist etwas Merkwürdiges passiert. Edward hatte mir gesagt, dass ich die Tiere fangen muss. Doch ich hab mich einfach hingestellt, hab dem Reh in die Augengesehen und gesagt das es zu mir kommen soll. Und dann ist es tatsächlich zu mir gekommen.“
„Hat Edward dir etwas über Gaben erzählt?“
Sie dachte kurz nach, dann nickte sie.
„Es könnte sein das du eine Gabe hast die sich „der Blick“ nennt. Der Vampir, der diese Gabe besitzt kann damit jedes Lebewesen dazu zwingen was er oder sie will. Hat es dir schon in deinem menschlichem Leben sehr leicht gefallen andere dazu zu bringen was du wolltest?“
Sie lachte und schüttelte den Kopf. „Schön wäre es gewesen“, murmelte sie.
Dann stand sie auf und ging runter. An der Tür lächelte sie mich noch mal an und schloss sie dann. Ich starrte ihr noch kurz hinter her und, überlegte ob ich Edward bitten sollte, alles über ihre Vergangenheit aus ihr rauszuquetschen. Denn ich merkte, dass dort irgendwas war, das sie belastete. Sie hatte förmlich abgebloggt, als es um ihre Vergangenheit ging. Doch dann lies ich es doch sein. Sie grad mal ein Tag alt. Normalerweise haben Neugeborene am ersten Tag nur ein Interesse für ihren Durst. Evie hingegen war nicht so. Sie war ruhig und ausgeglichen.
Auch ich ging runter. Evie und Edward saßen auf dem Sofa und schauten sich irgendetwas an. Esme saß neben Evie und fragte sie ab und zu was. Da kam mir eine Idee: *Edward, hat Evie die vielleicht schon etwas über ihre Vergangen erzählt? Ich hab das Gefühl das da etwas was ist zu was ihr zu schaffen macht.* Edward sah mich an, Esme schien sofort zu merken das ich mit Edward über Evie sprechen wollte und verwickelte sie in ein Gespräch, und Edward sagte leise: „Nein, hat sie nicht. Aber ich glaube das auch. Ich wollte mit ihr darüber sprechen aber sie hat total abgebloggt.“
Genau wie bei mir. Irgendetwas war da, und ich würde viel dafür geben um das heraus zu finden…

2. Edwards erster Versuch



„Evie, kommst du mal kurz?“ Es war Edward, der mich da rief. Ich fragte mich warum er mich zu sich rief. Na ja.
Ich würde es gleich raus finden. Mit einem seufzen stand ich auf und ging zu Edward ins Zimmer. Er saß im Schneidersitz auf dem Boden und lächelte mich an. Ich lebte in diesem Haus jetzt schon fasst ein halbes Jahr, aber so hab ich Edward noch nie da sitzen sehen. Meditierte er jetzt etwa? Ich hätte fasst einen Lach Krampf gekriegt, konnte mich aber noch zurück halten. „Setz dich“, bot er an. Einen Moment war ich am überlegen, ob ich mich, nur aus Spaß versteht sich, genauso hinsetzen sollte wie er. Ich entschied mich dagegen und setzte mich auf meine Knie. „Warum hast du mich gerufen?“, fragte ich.
Irgendwie kam ich mir bedeppert vor. Jetzt sprach ich schon wie der Flaschengeist aus „Aladin“. Edward lachte. „Ich wollte mit dir sprechen.“ Jetzt wurde mir etwas flau in der Magengegend. „Und worüber?“, fragte ich weiter nach. „Über…über deine Vergangenheit“, sprach er sanft. Ich war sofort auf 180.
Es war nicht fair, immer wieder damit anzufangen. Edward und Carlisle machten immer solche Anspielungen. Langsam nervte es. „Wie oft soll ich es dir den noch sagen: Ich will nicht darüber reden! Warum verstehst du das den nicht??!!“, schrie ich ihn an. Und sofort tat es mir wieder Leid. Ich hatte Angst, dass Edward genauso reagieren würde wie Julian. Er stand auf und ging zu mir. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich aufgesprungen war. Sanft drückte Edward mich wieder auf den Boden. „Evie, bitte beruhig dich. Ich wollte dich nicht verärgern. Ich merke nur, dass in einer Vergangenheit etwas ist, was dir zu schaffen macht. Bitte, rede mit mir. Du schaffst das nicht allein. Du musst auch nicht unbedingt mit mir reden, du kannst auch mit Carlisle reden oder mit Esme. Ich kann es mir nicht mehr mit ansehen, wie du leidest.“ Ohne darüber nachzudenken warf ich mich in Edwards Arme, und begann ohne Tränen zu schluchzen. Edward legte die Arme um mich und drückte mich an seine Brust. Immer wieder strich er mir über mein Haar, bis ich mich weites gehend beruhigt hatte. Dann sagte ich: „Ich kann nicht darüber reden. Es geht nicht.“ Edward nickte verständnisvoll. Ich sah in seinen Augen, dass es ihn freute, dass ich zugegeben habe, dass etwas in meiner Vergangenheit ist, das mich belastet. Schnell stand ich auf und ging rüber in mein Zimmer. Doch kaum war ich drüben, ging die Tür schon wieder auf. Wieder war es Edward. „Was ist noch?“, fragte ich etwas aufgebracht. Edward grinste übers ganze Gesicht. Ich hoffte für ihn, dass es nicht um das Thema von eben ging. „Nein, geht es nicht.“ Mist, ich nicht drauf geachtet Edward zu zwingen, das er nicht meine Gedanken lesen kann. Mit meiner Gabe konnte ich jetzt schon zwei Dinge gleichzeitig dazu zwingen, das zu tun was ich wollte. Zum Beispiel konnte ich Edward davon abhalten meine Gedanken zu lesen und ein Tier dazu bringen mir zu gehorchen. „Mir ist nur eingefallen, das Esme mich heute Morgen gebeten hatte dich zu fragen, ob du Lust hast morgen mit in die Stadt zu gehen. Du könntest auch ein paar von deinen alten Sachen aus deiner Wohnung holen. Und hast du Lust?“ Ich war am überlegen. Wenn ich mit ging kam etwas frische Luft. Es war eine große Verlockung wieder meine alten Sachen zu tragen. Das meiste waren eh Markenklamotten, und damit zu schade, um sie weg zu schmeißen oder verrotten zu lassen. Andererseits, was wäre wenn ich Julian wieder sehe.
Ich entschied mich mit zu kommen. Ich war ja schließlich nicht allein, oder? Und in Begleitung wird Julian mir garantiert nichts tun.
Ich nickte um, Edward zuzeigen das ich mit kam. Irgendwie freute ich mich schon darauf wieder in die Stadt zu können. Schließlich hatte ich da fast 16 Jahre gelebt. Plötzlich fiel mir etwas ein: „Wer kommt den alles mit?“ Ich hatte das nicht gefragt, weil ich nicht wollte, dass eine bestimmte Person nicht dabei ist. Sondern um sicher zu sein, dass genug da waren, falls Julian auftauchte.
„Esme, ich und vielleicht auch Carlisle. Wieso?“, antwortete Edward.
„Nur so.“ Er wusste, dass ich, das nicht aus Arroganz gefragt hatte. Aber ich war ihm dankbar, dass er nicht weiter nachfragte. Es waren genug, falls Julian auftauchen sollte. Innerlich betete ich aber schon jetzt, dass er nicht auf mich warten würde. Edward fragte ob ich mit runter kommen wollte, und ich nickte. Unten saßen Carlisle und Esme auf dem Sofa und schauten sich mit wenig Interesse eine Dokumentation an. Als wir runter kamen machten sie jedoch den Fernseher aus. „Und kommst du morgen mit?“, fragte mich Esme. Ich lächelte und nickte. „Schön, möchtest du irgendwo besonderes hin?“, fragte sie weiter. Ich antwortete: „Ja, ich möchte gern in meine alte Wohnung. Sie liegt im östlichen Teil von London.“
„Ist okay“, sagte Esme.
„Du hast im Osten von London gewohnt?“, fragte Carlisle neugierig. Nein, jetzt bitte nicht wieder mit DEM Thema anfangen. „Ja, ich fand es dort schöner.“ Und es war nicht so weit zu Julians und meinem Treffpunkt entfernt gewesen. Außerdem waren dort die Männer,… feizügiger. Was für meinen damaligen „Job“ wichtig war.
Es überraschte mich das Carlisle nicht weiter nachfragte. Vielleicht hatte er aufgegeben? Wahrscheinlich nicht.

Am nächsten Tag fuhren Edward, Esme und ich nach London. Zuerst zeigte ich den beiden ein wenig die Stadt. Dann gingen wir ein wenig die Straßen auf und ab. Bis schließlich Edward meinte, dass es Zeit war meine Sachen zu holen. Esme stimmte ihm zu. Etwas widerwillig stimmte ich ihnen auch zu. Wir machten uns auf den Weg zu meiner alten Wohnung, und je näher wir kamen, desto lieber wäre ich wieder umgedreht. Aber tapfer ging ich weiter. Als wir vor Tür des alten Haus, aus viktorianischer Zeit standen, zog ich meinen Schlüssel aus meiner Handtasche. Ich schloss auf, und wir gingen hoch ins dritte Stockwerk. Dort schloss ich noch die Wohnungstür auf. Als wir drinnen standen merkte ich erst wie unordentlich es aussah. Überall lagen Klamotten, Schuhe, Handtaschen und diverse andere Sache rum. „Nett“, kommentierte Edward meine Unordnung. Esme warf ihm einen tadelnden Blick zu, den er jedoch ignorierte. „Okay, es wäre nett von euch wenn ihr die Klamotten, Schuhe und Handtaschen einsammeln würdet. Ich gehe in der Zeit ins Schlafzimmer und sammle dort meine Sachen zusammen.“ Die beiden nickten und machten sich gleich ans Werk. Innerlich hoffte ich, dass keine Schachtel mit der Pille aus einer der Handtaschen fallen würde. Ich ging rüber in mein altes Schlaffzimmer, in dem es nicht besser aussah als drüben. Ich fing an meine Sachen zusammen zu suchen.
Plötzlich raschelte der Vorhang zum Badezimmer. Als ich mich umdrehte sah ich ihn.
Julian!
Entsetzt lies ich das Glas fallen, welches ich grad in der Hand hielt. Julian sagte: „ Ich hab dich schon vermisst. Wo hast du gesteckt?“


3. Julian



Entsetzt schaute ich Julian an. Woher wusste er das hier wieder hinkommen würde? Kannte er mich schon so gut? Er ging zu mir und strich mir über die Wange. Am liebsten hätte ich ihm jetzt eine geschalt. Doch ich traute mich nicht. Ich wusste, dass ich jetzt stärker war als er, trotzdem hatte ich immer noch Angst vor ihm. "Du hasst mich auch vermisst hab ich recht? Ich hab ein paar Kunden für dich. Sie würden auch anständig zahlen. Davon könnten wir immer mehr Crack kaufen. Gib es zu du bist nicht nur süchtig nach dem Zeug, und nach den Typen. Sondern vor allem bist du süchtig nach mir. Ach ja, schläfst du jetzt heute Nacht mit den beiden?" Ich fragte mich ob Vampire, sich übergeben können? Wenn ja, wäre es bei mir gleich so weit. Ich hatte Julian nicht vermisst. Und ich hatte auch keine Lust mehr als Prostituierte zu arbeiten. Ich hatte jetzt eine Familie, und musste nicht mehr als Straßenmädchen leben. Jeden Abend mir Männer such die mit mir schliefen, nur damit ich genug Geld hatte, so das Julian mir Crack kaufen konnte. Und ich WAR nie süchtig nach Julian und ich WERDE es nie sein. Er kam näher und schlug mir mit der Hand ins Gesicht. Er stöhnte leise auf wegen dem Schmerz. Meine Haut war härter als ich gedacht hätte. "Antworte mir endlich, du Nutte!", fauchte er leise. Wusste er etwa das neben an im Zimmer jemand war? Einen Augenblick war Stille in der Wohnung. Ich hörte weder Esme noch Edward. Als ich immer noch nichts sagte, griff Julian in seine Tasche und zog zwei Tütchen heraus. Dort drin befand sich ein weißes Pulver.
Crack!!
"So", sagte er ruhig. Viel zu ruhig. "Du scheinst ja schon erkannt zu haben was sich da drin befindet. Und wenn mir jetzt nicht augenblicklich sagst, ob du das Angebot, von dem ich dir erzählt hab, annimmst kriegst du die beiden Tüten nicht." Ich wusste das es wahrscheinlich, das dümmste sein würde was ich je getan hatte.
Aber ich nickte. Er gab mit, die Tütchen, die ich schnell in meiner Handtasche verstaute. "Gut, wir treffen uns heute Abend um sieben Uhr am Bahnhof King's Cross. Ach ja, falls du nicht da bist. Du weißt ich werde dich überall finden." Mit diesen Worten verlies er das Zimmer und ich stand wie erstarrt da. Was hatte ich da nur gesagt? Wie konnte ich nur so dumm sein und, Ja sagen. Ich war nicht mehr Crack abhängig. Oder doch? Nein, ich hatte es ein halbes Jahr ohne Crack ausgehalten, das war unmöglich.
Langsam fing ich wieder an meine Sachen zusammen zu suchen. Und dachte dabei über Julians Worte nach. Es war nicht möglich, dass er mich finden würde. Also musste ich heute Abend doch nicht hingehen.
Ich ging rüber ins andere Zimmer. Edward und Esme hatten in der zwischen Zeit, alles zusammen gesucht. "Gut", begann Esme " Was hat da grade so gekliert? Ach ist so wichtig. Können wir?" Ich nickte langsam. Sie kam zu mir, schaute mir in die Augen und fragte: "Ist was?"
"Nein. Wieso fragst du?"
"Du siehst so…merkwürdig aus", kam es von Edward.
"Es wirklich alles in Ordnung", log ich die beiden an. Denn in Wirklichkeit, war gar nichts in Ordnung.
Gemeinsam gingen wir zum Auto und stiegen ein. Die ganze Fahrt über schaute ich wortlos aus dem Fenster. Als wir endlich zuhause waren, öffnete Carlisle uns schon die Tür. Ich lächelte ihm kurz zu dann brachte ich schnell meine Sachen hoch. Ich stelle die Handtasche kurz im Flur ab. Doch da passierte es: Die Tasche kippte um und alles viel raus. Auch die Tütchen mit dem Crack. Blitzschnell brachte ich die Sachen nach oben. Und innerhalb einer Sekunde war ich wieder unten um den Inhalt der Tasche wieder aufzusammeln. Hastig guckte ich mich nach den beiden Tütchen um, als ich sah, dass Edward sie schon in der Hand hielt. Er öffnete die Tütchen. Einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, sie ihm aus der Hand zuschlagen. Was ich aber doch nicht tat. "Was ist das?", fragten Edward und Carlisle gleichzeitig. Ich suchte in meinem Kopf die passenden Worte. Sollte ich sie anlügen? Nein, niemals!
Ich hatte mir geschworen nie mehr zu lügen. "Es…es…ist…Crack.", brachte ich schließlich aus meinem Mund.
Die beiden starrten mich entsetzt an. Ich schaute nur zu Boden. Edward begann zu stammeln: "DU? aber…wieso?…woher?" Am liebsten hätte ich angefangen zu weinen. Ich wusste nicht was sie jetzt über mich dachten, und ich wollte es auch nicht wissen. Wahrscheinlich waren sie furchtbar enttäuscht von mir. Langsam stand ich auf und ging zu Edward, um mir das Crack zu holen. Doch als ich zu ihm ging kam grad Esme wider rein, und Edward und Carlisle standen gleichzeitig auf. "Ist es das was du mir nicht erzählen konntest?", sagte Edward aufgebracht, " Dass du Drogen genommen hast. Oder sie vielleicht immer noch nimmst." "Ich nehme sie nicht mehr", versuchte ich mich mit zittriger Stimme zu verteidigen. Auch wenn ich davon aus ging das es nicht half. "Und wieso war das Crack in deiner Handtasche. Und sag mir jetzt nicht das, das schon ewig da drin liegt, es ist frisch."
Ich hatte mir geschworen niemanden etwas von meiner Vergangen zu erzählen. Ich hatte Angst sie würden mich dann für Psycho halten. Doch wenn ich ehrlich war hatte ich mich noch nie so geliebt gefühlt wie jetzt. Meine alte Familie war immer mit anderen Sachen beschäftigt gewesen. Ich war egal gewesen. Hier war das nicht so. Es war immer jemand da der mir zuhörte. Doch ich konnte nicht mit ihnen reden. Nicht mit Carlisle oder mit Edward oder mit Esme. Sie würden meine Angst nicht verstehen können. Meine Vergangenheit war zu schwierig. Und selbst wenn ich mal den Mut aufgebracht hatte zu reden, fehlten mir die Worte. Es war alles noch zu früh. Und selbst wenn ich genug Mut aufgebracht hätte und mir nicht die Worte fehlten, wie sollte ich es sagen? Ich konnte ihnen schlecht sagen, dass mein frührer Zuhälter mich wieder gefunden hatte. Natürlich durch Zufall. Ich wäre NIEMALS auf die Idee gekommen Julian freiwillig auf zu suchen. Dafür hatte ich zu viel Angst vor ihm. Am liebsten hätte ich Edward gebeten ihn für mich umzubringen. Er war für mich schon jetzt der große Bruder den nie hatte. Und Carlisle und Esme waren schon jetzt wie Eltern für mich. Doch auch dafür fehlte mir der Mut. Ich verstand nicht weshalb ich noch Angst vor ihnen hatte. Es konnte unmöglich an meiner Vergangenheit liegen. Den wie der Name schon sagte: es war meine Vergangen. Doch die Angst und alle meine anderen Gefühle blieben.
Und daran konnte niemand etwas ändern.
Ich schaute zu Boden. Eine Hand schob sich unter mein Kinn. Es war Carlisles. Er zwang mich damit ihn anzusehen. "Evie, warum?", fragte er eindringlich. Ich wand mich unter seinen Blick. "Ich…ich kann nicht", stammelte ich. "Evie, nur dieses eine mal: Warum tust du das?", bettelte Esme. Ich zog meine Lippen ein. "Heute…in der Wohnung…", es schien zu reichen, denn sofort lies Carlisle meinen Kopf los. "Was war da?", fragte Edward. Wie sollte ich es ihnen sagen? Ich wusste es nicht.
"Hast du dort dir Crack geholt?", fragte Edward weiter nach. "Nein, er…er hat es mir gegeben", brachte ich her raus. "Wer ist er?", fragte jetzt Esme. Mir wurde das ganze zu dumm. Ich ging an Edward vorbei hoch in mein Zimmer.
Als ich oben war setzte ich mich an den Schreibtisch und legte den Kopf in meine Arme. Es war nicht fair gewesen einfach zu gehen. Doch ich hab es nicht mehr ausgehalten. Ich spürte einen Luftzug und, dachte es sei nur der Wind, doch als ich nach links schaute merkte ich, dass dort Carlisle stand. Er drehte den Stuhl so, dass ich ihn angucken musste. Er ging in die Hocke und schaute mich Mitleidig an. "Was ist?", fragte ich vorsichtig. Oh Mann, meine Stimme klang als ob ich grad noch geheult hätte. "Warum bist du grad gegangen? Niemand ist die böse, wir können verstehen, dass du darüber nicht sprechen willst. Aber…warum nimmst du Crack?" Nicht wieder von vorne. BITTE!
"Ich nehme es doch gar nicht! Er hat es mir gegeben.", versuchte ich es ihm noch mal zu erklären. Diesmal schien er mir zu glauben. Er stand auf strich mir übers Haar, und ging dann. "Edward kommt gleich", sagte er noch im raus gehen. Ich nickte.
Wenige Minuten später stand Edward vor mir. Immer wieder wollt ich mich entschuldigen, doch er ließ es einfach nicht zu. "Erzählst du mir jetzt was los war, in deiner Vergangenheit?", fragte er.
Ich führte ihm zum Bett setzte mich neben ihm und begann ein bisschen zu erzählen.

4. Vergangenheit



(Edward)
Evie zog mich sanft, jedoch bestimmt zu ihrem Bett. Sie setze sich neben mich. Dann begann sie zu erzählen: „Ich war damals 14 Jahre alt, als auf der Straße Julian kennen lernte. Er pfeift mir hinterher als ich über die Straße ging. Ich drehte mich um und lächelte ihm zu. Ein Fehler, wie ich heute weiß. Denn wenige Tage danach traf ich ihn wieder. Diesmal am Bahnhof. Ich weiß nicht es ist alles so verschwommen. Ich glaub er sagte zu mir so etwas wie, dass er mich heiß finde. Er holte ein Tütchen raus und fragte ob ich etwas wollte. Ohne zu wissen was ich da tat, nickte ich. Er gab mir ein bisschen und sagte ich müsste es schnupfen. Also tat ich das. Ich fühlte mich danach total gut und wollte immer mehr davon. Jeden Tag trafen wir uns, und jedes Mal gab er mir das weiße Pulver. Nach einer Weile fragte er mich, ob ich zu ihm ziehen möchte. Ich dachte nicht groß nach und nickte wieder.“
Ich war kurz davor sie zu unterbrechen und zu sagen das, das dümmste war was sie je gesagt hätte.
„Also zog ich von meinen Eltern aus und zog zu Julian. Ich fühlte mich dort wohler. Als ich ihn fragte was er mir da eigentlich immer gab, sagte er Crack. Im ersten Moment war ich entsetzt, dann aber wieder beruhigt. Doch dann kam der Abend als ich verwandelt worden war. Ich hatte mich geweigert, dass Crack zu nehmen, da ich damit aufhören wollte.
Verstehst du, ich will das nicht mehr.
Julian wurde sauer, sehr sauer. Er fing an mich einzuschlagen. Mehr bekam ich nicht mehr nicht…“Sie fing an zu schluchzen. Ich nahm meine kleine Schwerster in den Arm und tröstete sie. Ich hörte es an der Tür klopfen. „Herein“, flüsterte ich. Es war Esme.
Als sie Evie in meinem Arm sah ging sie zu ihrer Tochter und strich ihr übers Haar. *Und was hat sie erzählt?*, fragte sie mich in Gedanken. Leise erzählt ich ihr das was Evie mir erzählt hatte. Plötzlich klingelte ein Handy. Es dauerte nicht lange bis ich wusste wem es gehörte: Evie.
Nur sie hatte einen so nervigen Klingelton. Blitzschnell stand sie auf und ging dran. Ohne groß nachzudenken stellte ich mich neben sie und hörte zu. „Ja?“, flüsterte sie. „Wo bleibst du Nutte? Die Kunden warten. Du weißt was du mir heute Morgen versprochen hast, oder?“, brüllte eine verärgerte Stimme in den Hörer. Evie zuckte leicht zusammen. „Ja weiß ich. Aber…aber ich kann…kann nicht kommen, Julian“, flüsterte sie verängstigt. Das war also Julian. „Na dann, solltest du aufpassen das ich dir nicht zufällig auf der Straße begegne, das könnte übel für dich enden“, brüllte er. Sie legte auf und starrte starr gradaus. „Evie, was hat er dir heute Morgen gesagt?“, fragte Esme vorsichtig. Doch Evie antwortete nicht. „Evie?“, fragte ich noch mal nach. Auch dieses mal keine Antwort. Was war da los? Und da fiel mir etwas ein. Hatte er sie Nutte genannt? „Evie, hör auf mich zu zwingen das ich deine Gedanken lesen nicht lesen kann. Dann musst du es nicht sagen“, bat sie und zu meiner Überraschung lies sie los. Esme zog sie sanft in ihrem Arm. *Julian hat mir heute Morgen das Crack gegeben, mit der Bedingung das ich heute Abend was für ihn erledige, sonst nichts*, flüsterte sie schon fast in Gedanken. Doch da war mehr, das merkte ich.
Evie schien etwas einzufallen, denn plötzlich riss sie sich förmlich aus Esmes Arm und rannte zur Tür. Obwohl sie noch eine Neugeborene war, und damit schneller und stärker als ältere Vampire, konnte sie mir in Geschwindigkeit so schnell nichts vormachen. Kaum war sie aus der Tür wollte ich sie grad fassen, als sie Carlisle sie schon fest hielt und fragte: „Wowwowow, wohin so eilig?“ Man sah Evie richtig an wie über eine Ausrede nachdachte. „Hm?“, fragte Dad noch mal nach. „Ist das wichtig?“, fragte sie vorsichtig. In der zwischen Zeit hat sich Esme zu uns gesellt. „Ja“, antwortete ich barsch. Vielleicht ein bisschen zu barsch. Denn Evie zuckte erschrocken zusammen. „Du willst zu Julian, hab ich recht?“, mutmaßte ich. Carlisle sah mich verwundert an. Er wusste es ja noch nicht. Erst sagte sie gar nichts. Doch dann, für Menschen nicht erkennbar, nickte sie. „NEIN!!“, schrie ich sie an. „Du gehst da nicht hin!!“ Sie sah mich verärgert an. „Ähm…Edward“, begann nun Carlisle. „Wenn Evie zu ihm will, sollten wir sie gehen lassen.“ *Edward du kannst sie nicht vor allem Beschützen. Wer ist eigentlich Julian? Und was hat sie dir erzählt?*, sprach er in Gedanken weiter. „Wenn sie zu ihm geht könnte es das letzte was sie tut. Wenn ihr versteht was ich meine“, presste ich unter zusammengebissen Zähnen hervor.
Esme guckte erst mich, dann Evie an. „Evie, was wollte er wirklich von dir? Warum willst du jetzt so unbedingt zu ihm?“, fragte Esme sie jetzt. Wieder sah man Evie an wie sie in ihrem Kopf nach einer Ausrede suchte. „Evie, sag es einfach“, zischte ich. „Er wollte mich wegen etwas sprechen“, flüsterte sie. „Ach so, und deswegen hat er dich auch, wie war das noch mal?
Nutte genannt. Und was hat er mit Kunden gemeint? Evie was will er wirklich?“, fragte ich sie aufgebracht. *Edward lass sie einfach gehen. Sie wird schon wissen was sie tut.*, flehte Carlisle jetzt schon fast. Das könnte ihm so passen. Ich würde niemals zulassen das dieser gewalttätige Typ meiner kleinen Schwester was antut. „Nein, sie weiß nicht was sie tut“, zischte ich. Carlisle ließ trotz, dass was er gesagt hatte Evie immer noch nicht los. Dann meldete sich Evie zu Wort: „Doch ich weiß was ich tue, Edward.“
„Evie, du könntest dabei drauf gehen. Er weiß zwar nichts über Vampire, aber er wird wohl schon raus gefunden haben, dass du nicht mehr so zart bist, wie du früher warst. Und vor allem kälter. Oder hat er dich etwa nicht berührt?“
„Doch hat er, aber…aber er hat sich dabei selbst verletzt.“
„Wie konnte er sich bei einer Berührung deiner Haut selbst verletzten?“, fragte Carlisle neugierig. Er erforschte Vampire schon seit Jahren, und die Tatsache, dass ein Mensch möglicherweise sich verletzen könnte wenn er die Haut eines neugeborenen Vampirs berührt schien ihn zu faszinieren.
„Er…er hat mich…geschlagen“, brachte sie dann raus.
Wir schauten sie kurz an. „Kann ich jetzt gehen?“, fragte sie, wohl in der Hoffnung, daher da sie uns jetzt alles erzählt hatte gehen zu können.
„Nein!!“, stimmten mir nun endlich auch Esme und Carlisle zu. Sie verdrehte die Augen und sah mich böse an *Danke*, sagte sie bissig. Durch ihre Gaben konnte ich ihr auch in Gedanken antworten *Evie, ich kann zulassen das er dir noch mal weh tut. Aber so gesehen, bitte*, versuchte ich die erst zu beruhigen und dann zu ärgern. Das zweite war mir anscheinend besser gelungen, als das erste. „Warum???!!!!“, fragte sie jetzt verärgert.
„Weil Edward Recht hat“, redete jetzt Carlisle beruhigend auf sie ein. „Er hat schon festgestellt, dass du dich seit dem letzt halben Jahr verändert hast. Wir können nicht zulassen, dass wir enttarnt werden. Außer dem sollst du dich zu deiner eigenen Sicherheit von ihm fern halten, Evie.“ Tatsächlich beruhigte Evie sich. Wie machte Carlisle das nur immer? Das musste ich ihn unbedingt fragen.
Später.
Jetzt war erstmal meine Schwester dran. Die hatte mir nämlich noch etwas zu erzählen…

5. Die Wahrheit



Ich schaute noch einmal böse meinen Bruder an, dann verschwand ich in mein Zimmer. Irgendwie musste ich hier doch raus kommen. Eigentlich war ich ja nicht scharf darauf Julian wieder zu sehen, aber wenn ich jetzt nicht zu ihm ging würde ich mein ganzes Leben auf der Flucht sein, und darauf hatte ich keine Lust!
Außerdem wollte Edward jetzt garantiert mit mir reden, und dafür hatte ich grad überhaupt keine Nerven. Daher da er gehört hatte wie Julian mich Nutte genannt hatte, hatte er sicher festgestellt das ich ihm nicht alles erzählt hatte. Und jetzt konnte ich mich auf Ärger gefasst machen. Zwar ging ich nicht davon aus, dass er unter Ärger dasselbe verstehen würde wie meine Eltern, trotzdem wollte ich kein Risiko eingehen. Also schnell weg!!!
Doch zu spät. Ich hörte klopfen, entnervt sagte ich: „Herein.“ Zu meinem Bedauern stand dort auch noch Edward. „Du hast mir noch was zu erzählen“, sagte er ernst. „Ja“, gab ich zu „aber nicht jetzt.“
„Oh doch jetzt!!“, rief er verärgert. Ich zog meinen Schultern hoch und wartete auf den Schlag, wie er von meinen Eltern jetzt gekommen wäre. Doch er kam nicht. Edward schaute mich traurig an. „Evie, ich würde dich niemals schlagen.
Aber das ist so was, was mich aufregt: Warum hast du mir das nicht erzählt? Warum hast du mir nicht gesagt, dass deine Eltern dich geschlagen haben?“, fragte er sanft. Die Antwort die ich auf der Zunge hatte, war so was von dämlich, weshalb ich sie gleich wieder runterschluckte. „Ich…ich weiß nicht…“, stammelte ich. Er schüttelte den Kopf. „Du willst mit mir einfach nicht reden, hab ich recht? Oder vertraust du mir nicht?“, fragte er jetzt wieder aufgebracht. Am liebsten hätte ich jetzt losgeflennt. Es war nichts von dem beiden. Aber wie sollte ich ihm sagen, dass ich vor meiner Vergangenheit Angst hatte? Es war einfach kindisch sich vor seiner Vergangenheit zufürchten, weshalb ich davon ausging das Edward es nicht verstehen würde. Er ging zu mir und schüttelte mich an den Schultern und rief: „Evie, antworte mir! Gib es doch endlich zu!“
„Ich…ich hab Angst.
Vor…vor meiner Ver…Vergangenheit. Des…deshalb rede ich nicht“, brachte ich stockend aus meinen Mund. Edward sah mich erst verwundert an, dann zog er mich aus der Tür raus, bis zu Carlisles Arbeitszimmer. Auf einmal fing ich an zu zittern. So als hätte ich Angst vor Carlisle.
Edward machte sich nicht die Mühe anzuklopfen. Er wand mir kurz das Gesicht zu, da sah ich wie besorgt er war. Drinnen war nicht nur Dad sondern auch Mum. Die beiden schauten erst Edward, dann mich an. Esme ging zu mir und zog mich in ihren Arm. Ich zitterte immer noch am ganzen Körper. Mein großer Bruder erklärte den beiden, was ich ihm gesagt hatte. Mum nickte und gab mir einen Kuss aufs Haar. Dad schaute mich lange und prüfend an, dann bat er Esme und Edward zu gehen. Ehe ich mich versah waren die beiden aus dem Raum verschwunden. „Evie, was ist wirklich passiert?“, fragte Dad mich.
Ich schaute zu Boden. „Ich…ich kann nicht“, stotterte ich. „Doch du kannst“, sagte er. Ich atmete ein und wider aus, in der Hoffung das ich dann reden könnte. Doch noch immer nichts. „Evie?“, fragte Dad noch mal nach. „Ich will zu Julian gehen!“, sagte ich entschieden. „Nein Evie, das erlaube ich dir aber nicht. Sei mir nicht böse, aber nachdem was Edward so gesagt, bringst du dich damit nur in Gefahr. Und das will ich nicht.
Und außerdem bist du noch nicht volljährig, das soll heißen, daher da wir gesagt haben das Esme und ich deine Adoptiveltern sind und damit deine Eltern ersetzen, haben wir die Verantwortung für dich. Und da man mit 16, wie gesagt, noch nicht volljährig ist, werde ich dir, als dein Adoptivvater, nicht erlauben zu Julian zugehen.“
Das war so mies. Das aller, aller Schlimmste war auch noch das er recht hatte. Und daher da ich nie volljährig sein würde, würde dies wohl für immer gelten. Das war so unfair! Mein einziger Trost war das Edward auch noch minderjährig war, und für ihn damit dasselbe galt. Innerlich lachte ich ihn aus. Da fiel mir ein, dass Edward sogar als volljährig durchgehen würde. Ich, jedoch ging schon in meinen Menschlichenleben nie als 16 durch. Nicht selten wurde ich, wegen meiner Körpergröße, erst auf 14 geschätzt. Also konnte ich es vergessen, dass ich jemals so alt aussehen würde wie Edward.
Das war so gemein!
So langsam wurde mir das ganze zu dumm. „Kann ich gehen. In mein Zimmer, meine ich“, fügte ich noch hinzu als ich Carlisles Gesicht sah. Er sagte: „Ja, aber wenn was ist rufst du, ja?“ Ich nickte. Schnell ging ich in mein Zimmer, schloss ab, öffnete das Fenster und sprang raus. Jetzt musste ich Julian nur noch sagen, dass ich doch arbeite. Also los…


6. Mein Job



Ich lief durch den Wald. Während ich aus dem Fenster gesprungen war, hatte ich noch meine Tasche mitgenommen. Ich war froh, dass ich jetzt nicht mehr schwanger werden konnte. Gott sei Dank!
Nun musste ich nur noch hoffen, das Edward, Esme oder Carlisle merkten das ich nicht da war und das Julian mir glaubte das ich, das was ich am Telefon gesagte hatte, weil mein Bruder neben mir gestanden hatte. Na ja das zweite würde schwieriger werden, als das erste. So schnell ich konnte rannte ich zum Londoner Bahnhof King’s Cross.
Nach wenigen Minuten war ich da. Ich kannte Julians und mein Treffpunkt noch ganz genau. Als ich dort hin ging stand dort Julian mit drei Männern. „Ah, da ist ja unsere Schönheit. Habe ich Ihnen den zu viel versprochen?“, fragte Julian die Männer als er mich sah. „Na schwer zu sagen wenn sie so eingepackt ist. Wann können wir den anfangen?“, fragte der erste. Leicht panisch schaute ich Julian an. „Erst mal müssen wir so das grobe besprechen. Wie viel sie zahlen ist ja klar. Sie alle drei zahlen 800 Pfund für eine Stunde, richtig?“ Die drei Männer nickten. „So, dann will ich Sie mal vorstellen. Also Evie, das sind Tommy, Alex und Ian.“
Ich nickte bei jedem Namen. Die drei grinsten mich blöde an. Aber wahrscheinlich fiel mir das nur auf, weil ich schon fast ein halbes Jahr nicht mehr als Prostituierte gearbeitet hab. Ich lächelte die drei an. „So, “ sprach Julian weiter „Da das hier ja keine so schöne Umgebung ist um spaß zu haben, schlage ich vor wir gehen in mein Haus. Dort habe ich schon alles vorbereitet. Also dann sollten wir uns mal auf den Weg machen. Wie ich Evie kenne hat sie nämlich noch was vor, stimmts Evie?“ Ich brauchte einen Moment bis ich merkte, dass er mit mir redete, als ich es dann merkte nickte ich.
Wir gingen in die teureren Viertel von London. Hier hatte Julian seine Wohnung. Als wir angekommen waren merkte ich erst das Tommy, Alex und Ian die ganze Zeit auf meinen Hintern gestarrt haben. Gott, so perverse Kunden hatte ich noch nie.
Wir gingen hoch in den ersten Stock. „Angekommen“, verkündete mein Zuhälter. „So, wer fängt den an?“, fragte er in die Runde. Da meldete sich Ian zu Wort: „Ich möchte anfangen. Wenn es für die anderen beiden okay ist?“ Die beiden nickten. Ich wusste schon was jetzt kam. „Gut. Evie, bereitest du doch schon mal alles vor? Mit dem Licht und so. Und Sie können sich dort in dem Zimmer schon mal ausziehen. Es gibt dann dort einen direkten Zugang zum Schlafzimmer.“, sagte Julian.
Ich ging rüber und zündete die Kerzen an. Dann schob ich die Bettdecke zurück und machte die Kissen zurecht. Dann zog ich mich aus und zog mir andere Dessous an. Um genau zu sein ein weißen Spitzen- BH und einen Tanga. Eigentlich hasste ich diese aufmache, aber ich musste sie tragen.
Dann kam Ian rein. Er sah wirklich gut aus, natürlich konnte ich durch das Dämmerlicht nicht sehr viel sehen, aber trotzdem fand ich ihn heiß.
„Wenn du so gut im Bett bist wie du aussiehst, kann nicht schief gehen“, flüsterte er verführerisch. Dann zog er mich mit sich aufs Bett. Ich setzte mich auf ihn und fing an mich rhythmisch auf- und- ab zu bewegen.
Doch es war nicht dasselbe wie früher. Es machte keinen richtigen Spaß mehr. Trotzdem machte ich weiter. Ian schien es zugefallen. Also beugte ich mich immer weiter nach vorne, bis meine Lippen seien berührten, ich gab ihm einen kleinen Kuss auf den Mund, dann machte ich weiter. Ich zog die Decke über uns und fing an mich auszuziehen. Er machte dasselbe.
Schließlich lagen wir beide nackt unter der Decke. Wieder richtete ich mich auf und bewegte mich rhythmisch. Er fing an zu stöhnen. Ich wusste das das ein Zeichen dafür war, dass er mehr wollte. Also gab ich ihm mehr: Immer heftiger wurden meine Bewegungen, bis ich schließlich wieder runter fuhr und alles langsamer anging.
Plötzlich steckte Julian sein Kopf durch die Tür und sagte: „Die Stunde ist rum. Tommy ist nun dran.“
Ich verabschiedete mich von Ian, und machte wieder alles zurecht. Bezog das Bett neu, machte neue Kerzen an, zog mich wieder um. Diesmal das ganze in schwarz. Und dehnte mich noch einmal vor dem zweiten Mal heute Abend. Erst jetzt merkte ich, dass mir das ganze überhaupt kein Spaß machte. Doch ich musste weiter machen. Wenn ich jetzt aufhörte, würde ich den Rest meines Lebens auf der Flucht vor Julian sein. Ich ging kurz zu meinem Handy und schaltete es an.
Ein Anruf in Abwesenheit
Stand dort und ich brauchte gar nicht gucken wer angerufen hatte.
Es war eh Edward.
Und ich würde ihn garantiert nicht anrufen. Er würde fragen wo ich bin, und das konnte ich ihm bei aller Geschwisterliebe nicht sagen.
Da hörte ich wie der Vorhang raschelte und Tommy kam rein. Er sah noch besser aus als Ian.
Schnell kam er zu mir und zog mich aufs Bett. Ich machte genau dasselbe wie grade und wieder machte es kein Spaß. Es war nicht dasselbe wie früher.
Dann war wieder Wechsel. Doch als ich mir grad wieder neu Dessous anzog, klingelte mein Handy. Schweren Herzens ging ich dran.
„Ja?“, fragte ich vorsichtig
„Wo bist du?!“, brüllte Edward am anderen Ende ins Telefon.
„Ähm…wieso fragst du?“
„Evie, ich habe keine Lust auf deine Spielchen“
„Okay ich komm jetzt wider nach Hause und dann sag ich es dir.“
„Wann bist du zuhause?“
„10 Minuten. Maximal ich verspreche es.“
„Gut bis dann.“
„Bye“
Mist!!!
Na dann nichts wie Los. Edward klang nicht grad fröhlich. Ich packte meine Sachen und schaute nach unten. So tief war es nicht. Ich sprang runter und rannte los. Es ging schneller wenn ich rannte und nicht mit der U-Bahn fuhr.
Nach wenigen Minuten war ich zuhause. Als ich rein kam schaute Edward mich leicht sauer an. Ich lächelte leicht. „Wo warst du?“, fragten alle drei gleichzeitig.
Wie sollte ich es ihnen sagen? Mir fiel nicht sein. Also beschloss ihnen ein Teil der Wahrheit zu sagen…


7. Wut, Trauer, Glück



Edward schaute mich böse, Esme mütterlich und Carlisle enttäuscht an. „Ich…ich kann das erklären“, stammelte ich. „Ach ja, da bin ich ja mal gespannt“, stichelte Edward. Er war ziemlich sauer auf mich. „Ich musste da hin“, versuchte ich zu erklären. „Ich wäre sonst die ganze Zeit auf der Flucht vor ihm gewesen. Und bevor ihr fragt, nein er hat mir nicht getan. Er hat mich nicht geschlagen oder sonstiges.“ Die drei starrten mich an. „Hättest du jetzt die Güte uns zu sagen wer Julian wirklich ist?“, fragte Edward leicht erzürnt. Schweren Herzens nickte ich. Ich nickte nach oben. Edward wusste was das hieß. Er folgte mir nach oben. Mum und Dad wussten das ich das nur tat, weil ich es nicht aushielt es gleich allen zu erzählen. Oben angekommen hatte ich eigentlich gedacht, dass Edward jetzt erst richtig loslegte und mich anschrie. Doch es passierte nichts. Edward sagte: „Und wer ist er jetzt?“
„Er ist, nein war mein Zuhälter. Ich hatte ihn damals kennen gelernt als ich von zuhause abgehauen bin. Meinen Eltern haben mich geschlagen und…und missbraucht. Irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin abgehauen. Ich stieg am U-Bahnhof King’s Cross aus und wollte grad mir was zu essen holen als ich ihn sah.
Julian stand dort mit seiner Gang und schluckte LSD. Manche nahmen auch Heroin oder Crack. Als ich an ihnen vorbei ging riefen sie mir irgendetwas zu. Ich weiß nicht mehr genau was es war, auf jeden fall bin ich zu ihnen rüber gegangen und sie haben mir etwas angeboten. Erst hab ich abgelehnt, doch sie haben mich beinah dazu gedrängt es zu nehmen, also tat ich das auch. Julian sagte mir die ganze Zeit das sich aus mir etwas machen lies, also hab ich zu gestimmt das ich zu ihm ziehe.
Ich weiß es war das dümmste was ich hätte sagen können, aber ich wusste eh nicht wo ich hin sollte, also nahm ich das Angebot natürlich an. Und erst als wir zuhause waren sagte er mir was er mir da wirklich gegeben hatte und was er wirklich mit mir vorhatte. Erst hatte ich vor abzuhauen aber er versicherte mir, dass es nichts bringen würde, weil er mich überall finden würde. Also lies ich es sein. Ich probierte es noch ein paar Mal, aber es endete jedes Mal in Prügel für mich. Und den Rest kennst du ja.“
Ich hätte nie gedacht das mich, das erzählen so erleichtern würde. Edward schaute mich die ganze Zeit an und als ich aufhörte zu erzählen ging er zu mir und strich mir über die Wange und sagte: „ Es wird alles gut werden meine kleene Erdbeere.“
Matt lächelte ich zurück.
Da kam mir eine Idee:
„Du, Edward ich hätte ne Idee. Ich möchte das du…das du Julian tötest!!“
Zu meiner Überraschung nickte er und wir fuhren in die Stadt. Schnell hatte ich Julian gefunden. An seinem Gesicht sah ich das er sauer auf mich war. Ich lockte ihn in die Seitengasse in der Edward stand. Und dann ging alles ganz schnell: Edward schmiss sich auf Julian. Dieser stürzte zu Boden und Edward trank ihn leer. Ich merkte wie sich fast Freude in mir breit machte.

Als wir wieder zuhause waren lächelten Carlisle und Esme uns an. Wir erzählten ihnen was wir getan hatten und zu meiner Verwunderung waren sie nicht mal sauer auf uns.
Ich ging mit Edward hoch in mein Zimmer. Er setzte sich auf mein Bett. Und dann sagte ich es. Die Wörter die ich seit Monaten auf der Zunge hab. „Ich liebe Dich.“
Erst sah Edward mich verwundert an doch dann ging er zu mir rüber und küsste mich. „ich dich auch meine kleene Erdbeere.“
Es war der glücklichste Tag in meinem Leben und das würde er auch immer bleiben….

ENDE!!

Impressum

Texte: alle Personen die schon in der twilight Saga vorkamen gehören Stephnie Meyer
Bildmaterialien: Das Cover ist von teetrinkerin
Tag der Veröffentlichung: 03.10.2012

Alle Rechte vorbehalten

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