Prolog
Ich spürte wie sie mich holte. Die Dunkelheit.
Ich wusste, ich konnte ihr nicht entkommen.
Das konnte keiner.
Denn sie herrschte über alles.
Jeder Funke Angst wurde durch sie ausgelöst.
Sie war das mächtigste was auf dieser Welt existierte.
Und jetzt… war ich ein Teil von ihr.
Ein Vampir.
Jener geheimnisvolle Mann, der mir die Seele raubte,
Hatte meine Eltern genommen.
Nur meine Schwester blieb.
Zusammen sollten wir nun die Ewigkeit verbringen.
Wir waren mächtig.
Doch auch uns konnte etwas töten.
Die Sonne.
Und so mussten wir eingesperrt, unser grausames Schicksal teilen.
Und bald wurden wir zu Todfeinden…
Kapitel 1
Ich seufzte und legte das Buch weg. Ich hatte es gerade zum fünfzigstem mal gelesen. Was sollte ich auch sonst tun?
Ich war schon seit elf Jahren hier eingesperrt. Ich und meine Schwester.
Wo steckt sie eigentlich?
Ich hatte sie schon seit Stunden nicht mehr gesehen oder etwas von ihr gehört. Meistens trieb sie sich in meiner Näher herum und nervte. Ich hasste sie. Und sie mich. Nach ner Ewigkeit kam das ja nicht überraschend. Es war vorhersehbar.
Ich stand vom bett auf und ging spazieren. Im Haus. Nach draußen konnte ich nicht. Die Sonne würde mich töten. Ehrlich gesagt hätte ich nix dagegen zu sterben. Aber Jade hielt mich immer auf, weil allein wollte sie die grausame Ewigkeit nicht verbringen. Ich sollte mit ihr leiden. Sie war die ältere und stärkere. Schon immer gewesen. Ich hatte noch nie in einen Kampf gegen sie gewonnen. Und wir hatten schon verdammt viele hinter uns. Die Wunden heilten eh.
Ja klar, ich könnte in der Nacht raus, aber ich würde unweigerlich einen Menschen töten und sein Blut nehmen. Das würde bei mir sowas wie ne Sucht asuslösen und ich würde noch mer töten. Vielleicht würde man mich dabei erwischen, aber das eigentliche Problem war das ich nicht aufhören könnte und zu spät bemerken würde, dass die Sonne aufgeht. ich und ein Haufen anderer Menschen wären dann tot.
Ich lief gerade durch das Wohnzimmer. Es sah alt und schmutzig aus, roch nach verwesenem und Spinnenweben hingen von der Decke. Es sah grauenhaft aus. Das ganze Haus war so. Eklig und dreckig. Ich und Jade versuchten im ersten Jahr das haus sauber zu halten, aber schnell merkten wir das es nichts brachte. Es verweste. Nun sah es aus wie ein Haus aus alten Horrorfilmen. Dazu kam noch, dass es ausgerechnet im Wald stand. Was für ne Ironie. Niemand traute sich noch in die Nähe des Hauses. Gar dieses Waldes.
Damals wurden die Leichen unserer Eltern gefunden und wir versteckten uns, als diese abgeholt wurden. Ab da galten wir als verschwunden und das Haus als Schauplatz eines ungeklärten, grausamen Mordes. Die Leichen wurden nämlich bis auf den letzten Tropfen Blut ausgesaugt.
Bei der Erinnerung schauderte ich. Abartig dieser Mann. Auch ihn hasste ich. Er hat mir nicht nur die Seele genommen, nein, er hatte mir auch mein Leben gestohlen.
Ja klar, es war auch meine Schuld. Ich war es, die sich seiner vollkommenen Schönheit nicht entziehen konnte. Die ihn ins Haus gelassen hatte. Und da war es schon zu spät.
Meine Eltern wurden getötet und ich und meine Schwester zu Legenden.
Vampiren.
Ich weiß, ich sollte nicht daran denken. Es ist auch so schmerzhaft genug. Aber jeden verdammten Tag seh ich ihre vor Angst geweiteten Augen, ihre Schmerzenschreie. Und immer noch spür ich den Schmerz, den ich bei meiner Wandlung verspürte. Schon damals wollte ich tot sein.
Und die einsamen Stunden der Ewigkeit machten es mir nicht leichter zu vergessen. Hier konnte ich mich nicht mehr ablenken.
Nun ja, etwas gab es doch was ich begehrte, wie noch nie was zuvor. Blut.
Ich wollte diese dunkelrote Flüssigkeit schmecken. Auf meinen Lippen. Sie fühlen, auf meiner Haut. Die Schreie des Opfers… Nein, die wollte ich ganz bestimmt nicht hören.
Ich kam wieder zu mir, erwachte aus meiner Benommenheit.
Jeden Tag erschrak ich mich aufs neue über mein Verlangen. Es hatte schon seine Richtigkeit das ich hier eingesperrt war. Hätte ich auch so einen Ring, wie der Mann, der mich vor der Sonne schützt, wäre ich auch so ein Monster wie er. Ich würde in der Stadt rum rennen. Menschen abschlachten und aussagen.
Das wollte ich nicht. Auf keinen Fall.
Obwohl, wenn ich hier raus könnte, hätte ich die Chance wieder ein Mensch zu werden. Meine einzige Möglichkeit. Ich müsste nur einen jungen Mann finden der bereit wäre mir seine Seele zu opfern. Das würde nicht schwer sein. Niemand konnte sich der Schönheit eines Vampirs entziehen. Er würde alles machen was ich von ihm verlange.
Das einzige Problem dabei wäre nur, dass er selbst sterben müsste. Das sollte auf keinen Fall passieren. Ich wollte nicht das irgendjemand für mich stirb.
Nicht mal meine Schwester. Obwohl, wenn sie tot wäre würde ich endlich Ruhe haben.
Kein Einziger Vampir wollte wieder ein Mensch sein. Denk ich. Sie mögen ihre Vollkommenheit, Schönheit und die Macht. Ich nicht.
Seufzend ließ ich mich auf das alte Sofa sinken und sah mich um.
Was zur Hölle trieb Jade denn jetzt schon wieder?!
Wahrscheinlich überlegte sie sich gerade was für einen Streich sie mir wieder Spielen soll. Nervige Zicke. Davon hatte ich allerdings genug. Das letzte mal wars oberpeinlich. Gut, das außer ihr niemand da war.
Aber ich selbst war ja auch zu dumm um zu merken, dass Das kein blut war!
Ich schaltete das vampirische Supergehör ein um sie vielleicht zu hören, aber nichts. Im ganzen Haus herrschte Totenstille.
Wahrscheinlich bewegte sie sich einfach nicht oder sie schlich wo rum und setzte dabei ihr Vampirkönnen ein.
Mir war langweilig und so legte ich mich erst mal ein bisschen hin.
Würde sie kommen, könnte ich sie doch hören, wenn sie nah war.
Wenn nicht, auch egal.
Nach ein paar Minuten schlief ich ein.
Kapitel 2
Irgendjemand war da draußen. Ein Mensch. Ich hörte den schweren Atem, die schnellen Schritte und das rasende herz.
Ich schnellte vom Sofa hoch und ging zum Fenster. Im ersten Moment konnte ich nichts außer Bäume und Dunkelheit erkennen. Es war Nacht. Wäre ja auch ganz schön dumm direkt in die Sonne zu schauen. Deshalb schlief ich auch meistens in einem dunklen Zimmer und wenns Nacht war konnte ich dann auch überall im haus rumspazieren.
Ich hörte die immer näher kommenden Schritte und wusste ich würde ihn gleich sehen. Ich sollte Recht behalten. Kurz darauf trat ein junger Mann auf die Lichtung und schaute sich gehetzt um. Dann lief er auf direktem Wege zum haus.
Nein, war alles was ich denken konnte. Ist der Dumm? Hat er niemals von den Gerüchten gehört?
Ich rannte zur Treppe. Dort stand ich da, versteckt und dennoch hatte ich die Tür noch gut im Blick. Ich sah wie sie aufging und dann blickte ich direkt in das Gesicht des schönsten Jungen, den ich je gesehen hatte. Klar, ich hatte noch nicht viele gesehen. Aber dieser konnte locker mit der Schönheit des blöden Vampirs mithalten. Dunkle Augen, die in ihrer tiefe nicht zu enden schienen. Darin konnte man unglaublich gut versinken. Seine Haare dunkelbraun. Seine Lippen sahen voll und weich aus. Die haut war echt blass. Aber das lag wahrscheinlich daran, dass er grad bemerkt hatte wo er war.
Er schaute sich ängstlich um, ging aber einige Schritte rein. Seine Kleidung war zerfetzt, dennoch sah man das sie ziemlich teuer war. Und er roch nach…
Sofort, als mein vampirischer Geruchssinn es erfasste, klammerte ich mich am Treppengelände fest und hielt die Luft an. Ich sah ihn mir genauer an. Und da sah ich sie. Die blutige Wunde.
Blut.
Nur mit Mühe konnte ich meinen Blick davon losreißen und ausatmen. Ich hatte mein verlangen bis jetzt recht gut unter Kontrolle. Aber da dachte ich auch nur an Blut. Jetzt war echtes Blut da und ich konnte mich kaum zusammenreißen. Und da kam mir der Gedanke, heute könnte ich wieder ein Mensch sein. Ich wäre von meinem Fluch erlöst. Ich musste lächeln. Mein größter Wunsch. Aber dann erlosch das Lächeln. Jade. Sie musste ihn doch auch gehört haben. Sie muss auch hinter ihm her sein.
Ich schaute wieder zum Jungen und mein herz schlug schneller. Wieso?
Wieso musste er hier herkommen? Was wollte er?
Der Junge war inzwischen in der Tür zum Wohnzimmer stehen geblieben und sah sich um. Sein Gesicht drückte ordentlichen Ekel aus. Konnte ich verstehen.
Die Luft zog neben mir und ich wusste wer erschienen war. Jade sah sich begierig nach dem Jungen um. Sie trug eine hautenge Jeans und ein hübsches Top, das viel Haut zeigte. Ihre dunklen, glatten Haare waren zu einem Zopf nach hinten gebunden. Und geschminkt hatte sie sich auch.
Sie sah wunderschön aus. Und obwohl ich nicht wusste wieso sie sich so aufstylte, beneidete ich sie insgeheim ein bisschen. Klar, die meisten würden wohl sagen ich seh besser aus und Jade tat das auch. Das war schon Ein Grund für sie um mich zu hassen. Aber ich fand sie sah einfach …. selbstbewusster aus. Sie war die sexy Bitch und ich die schüchterne Schönheit. Heute trug ich ein schwarz-rotes kleid. Mein Lieblingsstück. Meine Honigblonden haare vielen mir in langen Wellen offen über die Schultern bis zum Hintern. Mit 7 hatte ich sie da letzte mal geschnitten. Also vor ungefähr 10 Jahren. Geschminkt hatte ich mich auch ein bisschen. Aber eher dezent. Man sollte meinen uns wäre es egal wie wir aussehen, da wie eh nicht rausgehen, aber es ist sowieso schon depressiv genug hier.
Obwohl wir Schwestern waren, sahen wir uns so gar nicht ähnlich. Eigentlich sind wir uns in gar nix ähnlich.
Ihre braunen Augen schauten mich an und ein verächtliches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie sah auf meine Hände und hätte fast losgelacht. Auch ich schaute darauf und merkte, dass die Stellte wo meine Hände hingedrückt hatten vollkommen futsch war. Langsam ließ ich los und atmete ein. Sofort roch ich wieder Blut. Ich blickte verwirrt zu Jade. Ihr schien der Geruch nichts auszumachen, obwohl ihr Verlangen eigentlich noch größer sein musste als meins. Ihre Augen funkelten und sie flüsterte mir zu: “Du wirst noch lange leiden. Er gehört mir. Aber die letzten Tage als Vampir werde ich noch genießen.” Dann verschwand sie mit einem grausamen Lächeln auf den Lippen. Ich bekam eine Gänsehaut. Noch ein Unterschied. Meine Stimme süß und wunderschön. Ihre dagegen düster, erotisch und geheimnisvoll. Auch so unser Lachen.
Ihrs verursachte bei mir nur Übelkeit, so grausam klang das. Früher fand ichs auch noch wunderschön. Jetzt nicht mehr.
Ein Schaudern durchlief meinen Körper und ich musste schlucken.
Dann drehte ich mich noch mal zum Jungen um und sah wie er sich aufs dreckige Sofa sinken ließ, auf dem ich gerade geschlafen habe. Ich nahm mich zusammen, unterdrückte mein Verlangen und ging die Treppe hoch in mein Zimmer.
Und obwohl es unmöglich schien Schwor ich mir eins:
Jade würde ihn nicht bekommen. Um keinen Preis der Welt…
(falls es euch gefällt, kommt noch ein Kapitel x3)
Tag der Veröffentlichung: 07.06.2011
Alle Rechte vorbehalten