Prolog
Lauf!; eine Stimme in meinem Kopf rief mir panisch zu und ich lief. Schneller und schneller bewegten sich meine Beine, wie von allein, über den steinigen Boden. Ich spürte jeden verdammten Stein unter meinen nackten Füßen; versuchte die Tränen zu unterdrücken. Bald schien ich zu fliegen.
Die dunkle Nacht zog an mir vorbei; der Mond erhellte meinen Weg.
Sterne gaben der Nacht einen besonderen, zauberhaften Glanz und der Wind ließ die Blätter der Bäume rascheln. Es war leise, nur das Zirpen der Grillen war zu hören und das Knirschen unter meinen Füßen.
Mein Herz blutete, meine Seele war verwundet. Vater und Mutter hatte ich verloren; mein Bruder wollte mich umbringen. Diese Nacht sollte mein Todestag werden. Seinen Plan zunichte machend floh ich aus dem Schloss. Ich als Königstochter, verließ mein zukünftiges Reich nur um zu Leben.
Nicht weit von mir erklang Wiehern und Geklapper; Männer riefen sich Befehle zu. Meine Verzweiflung stieg ins Unermessliche und ein Schluchzen entfloh meinem Mund. Verflucht!
Ich durfte keine Schwäche zeigen.
Keuchend beschleunigte ich meine Schritte; rannte um mein Leben. Die Männer meines Bruders kamen näher und näher - ich erkannte es an den lauter werdenden Stimmen.
“Ahh,” stöhnte ich schmerzvoll auf, als sich etwas spitzes in meinen Fuß bohrte. Tränen rannen meine Wange entlang als ich mich runter beugte und schaute was es war.
“Da!,” hörte ich eine tiefe Männerstimme; zuckte zusammen und erhob mich. Rennen konnte ich nicht mehr; es blieben mir also nicht mehr viele Möglichkeiten. Mein blick wanderte umher; suchte nach einem Versteck und blieb schließlich an einem Waldstück hängen. Ich schloss die Augen.
War dies der einzige Ausweg?
Der Wald, indem die bösen Geister wohnen?; meine einzige Lösung?
Ich schluckte und humpelte auf die großen Bäume zu, die geisterhaft in die dunkle Nacht rausragten. Der Geruch nach Erde stieg mir in die Nase, ich fühlte Wurzeln unter meinen Füßen und Pflanzen schlangen sich um meine Beine; Dunkelheit vor meinen Augen.
Auf dem Markt wurden schaurige Geschichten über diesen Wald, ‘Ghost Forest’ genannt, erzählt. Hexen sollen hier hausen, Monster menschen fressen und Kopflose Reiter rumspuken. Man sagt, niemand wäre hier jemals rausgekommen; alle starben.
“Sie ist im Wald!,” von weitem erklangen wieder Stimmen. Sie waren mir also nicht gefolgt; diese Feiglinge!
“Die Kleine wird da sowieso nicht lange überleben! Kehren wir um!”
Sie ließen mich allein - so wie es alle schon immer getan haben. Verdreckt; stand ich inmitten des Waldes und Tränen liefen meine Wange hinunter. Langsam ließ ich mich an einem Baum runter sinken und schlang meine zitternden Arme um mich. Es war so kalt.
Tag der Veröffentlichung: 07.06.2011
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