Kapitel 1
“Waaas?!”
Das konnte doch nicht war sein. Nur weil die mal wieder keine Zeit hatten, musste ich in son bescheuertes Camp. Das lag doch am Arsch der Welt. Voll abgelegen von der Zivilisation.
Ich stöhnte als meine Eltern keine Reaktion zeigten. Gott, wie besch… unhöflich musste man den bitteschön sein!?
“Mom, ich bin siebzehn. Das heißt ich kann schon alleine auf mich aufpassen. Nur ein Monat. Ich werde schon nichts anrichten1”
Menno, wieso vertrauten sie mir nicht?
“Bittee, Bittee, Biiiittteee.” Ich weiß, ich kling wie ne elfjährige, aber was solls.
“Schatz, vergiss es! Du weiß was letztes mal passiert ist?”
Jaa klar, das letzte mal als sie mich allein gelassen hatten, hatte ich ne sau geile Party geschmissen und das ganze Haus verwüstet. Aber hey, Das taten doch alle in meinem Alter, oder?
“Mom, ich lerne aus meinen Fehler. Ich will nicht in dieses dämliche Camp! Was soll ich den da tolles machen?” Hätte ich bloß nich gefragt.
Mein Vater zählte nämlich gleich darauf alle “tollen” Möglichkeiten auf:
“Man kann im Wald spazieren gehen, am See schwimmen, nachdenken, Bücher lesen, andere nette Leute kennenlernen und sich austauschen. Komm schon, Kleines, es wäre eine perfekte Alternative zu deinem Leben hier. Meinst du nicht auch?”
Oh ja, perfekt. Ich war eines der beliebtesten Mädchen in der Schule, feierte Partys, ging mit meinen Freunden shoppen , eis essen, knutschte mit allen Typen rum und so weiter. Geiles Leben.
Jetzt die Alternative. Ich konnte nachdenken, mit Nerds von Greenpeace, die wahrscheinlich freiwillig ins Camp fahren, reden und mich zu Tode langweilen. Wow, klingt echt perfekt.
“Außerdem, schau mal wie hübsch die Herberge ist!” Meine Mutter gab mir eine zerknitterte Broschüre und ich bekam schon wieder fast das kotzen. Es war eine alte Blockhütte und sah aus wie ein Gefängnis, mit den Minifenstern und der einen Tür. Um den “Knast” herum wuchsen verdammt viele Bäume und Büsche. Für meinen Geschmack ein bisschen zu viel Unkraut.
“Gar nich hübsch, hässlich das Ding! Da halt ich sicher keinen einzigen Tag aus, geschweige den einen Monat.”
Die Gesichter meiner Eltern wurden knallhart.
“Kristina, wir müssen jetzt los zur Arbeit. Du weißt ja ohne uns geht nichts dort. In ein paar Stunden sind wir wieder da und bis dahin hast du gepackt! Essen ist im Kühlschrank und… ach ja… telefoniere heute nicht so lang!” Mom gab mir einen schnellen Kuss auf die Stirn und gemeinsam mit meinem Vater verschwand sie aus dem Haus, bevor ich etwas erwidern konnte. Man, seit sie die blöde Firma geerbt haben, hatten die zwei kaum Zeit für mich. Die Arbeit stand immer im Vordergrund. Aber echt!
Und was dem ganzen da I-Tüpfelchen gab war das sie es mir gerade erst heute gesagt hatten. Ich mein das ich ans Ende der Welt reise. So hatte ich keine Zeit mir irgendwas zu überlegen, um das zu verhindern. Ich meine ich könnte immer noch die Polizei anrufen und versuchen meine Eltern wegen Misshandlung anzuzeigen, aber naja, das wär wahrscheinlich zu hart. Vielleicht wäre da Jugendamt besser?
Hmm, war doch gar nicht so schlecht….
Ich ging zum Telefon und rief Luisa, meine beste Freundin an. Vielleicht konnte sie mir ja helfen. Wenn nicht, bin ich am Arsch.
“Hallo?”, erklang es nach ein paar Sekunden.
“Hey, ich bins. Pass auf. Du errätst nie wo mich meine Eltern hinschicken wollen!”
“Deiner Stimme nach, an den Arsch der Welt?”
“Genau, und das schon morgen Abend. Dann bleib ich 1 Monat in so nem abgelegenem Camp irgendwo im Wald und darf mich mit abgedrehten Ökofritzen unterhalten. Gott, und die Hütte erst, die ist…”
Luisa unterbrach mich, indem sie sagte: “Hey, Süße, tut mir schrecklich leid, aber ich kann jetzt echt nicht. Danie is grad hier und du weißt wie sehr ich auf ihn steh. Du packst das schon. Ruf mich an wenn du da bist!” Und bevor ich etwas erwidern konnte, hatte sie schon aufgelegt.
Wieso zum Teufel ließ mich heute keiner ausreden?
Na schön, pack ich halt! Fahr ich eben ins Camp…
Ich konnt ja eh nix dagegen tun. Der Plan das Jugendamt zu informiern wär wahrscheinlich eh in die Hose gegangen.
Hmpf. Ich ging hoch in mein Zimmer und holte meinen schwarzen Koffer unter dem bett hervor. Den Nerds wird es wohl egal sein wie ich da aussehe, aber mir nun mal nicht. Gut, das ich nicht Zicke genug bin um hunderte Sachen mitzunehmen, die dann eh dreckig werden. Ich nehm einfach das nötigste.
Als ich den Kleiderschrank aufmachte fiel mir das aber gar nicht mehr so einfach. So viele Sachen die ich diesen Sommer tragen wollte. Und keiner der sie sehen würde.
Seufzend suchte ich ein paar hübsche Kleidungsstücke aus. Dann ein paar ältere, die zum dreckig machen gedacht sind und ein paar kuschlige. Dann Gürtel, Socken, Bhs und Strings. Ich dachte lange darüber nach, nahm dann auch noch den supergeilen Mini und das neue enge Top mit.
Hey, wenn ich schon untergehe, mich zu TODE langweile, dann eben mit Style.
Doch als ich mir alle Sachen so ansah, merkte ich schnell das die alle nie und nimmer in den Koffer passten. Also, musste ich ein paar aussortieren. Soo, nach ner weiteren halben Stunde hatte ich die nötigsten Klamotten zusammen.
(Eine schwarze Jeans, zwei kurze Shorts. Drei Röcke und ein kurzes Kleid. Zwei enge, schwarze Tops.
Ein weißes und ein rotes T-shirt, ne Jeansjacke und eine schwarze Lederjacke. Bikini und ein süßes Nachdhemd. Ein paar Turnschuhe, Sneakers, Ballerinas und noch ein paar High Heels. Von allem was. Dann noch Socken und das andre. Ein paar Ketten, Ohrringe und andere Mädchensachen.)
Ein Wunder das, das alles in den Koffer reinpasste. Aber es ging. Ich nahm dann einfach noch ein Buch mit und den iphone.
Ich schaute auf die Uhr und sah das das schon 2 Stunden vorbei waren.
Ich ging runter und holte mir was zu essen, setzte mich dann vor den Fernseher und schaute mir irgendeinen sinnlosen Film an.
Kapitel 2
Eins… Zwei… Drei… Vier…. Fünf…
Ich zählte die Sekunden, bis der blöde Zug ankommt.
Ach du meine Güte, was für ne Klapperkiste. Und ich dachte schon mein Bus würde ein Schrottteil sein. Aber naja, versuchen wir das positiv zu sehen. Oh warte, es gibt nix positives!
Fluchend stieg ich in den “Zug” ein und ließ mich auf den besten Platz sinken. Den Koffer stellte ich neben den Platz neben mir, so das sich niemand mehr setzen konnte. Und fast ging der Plan auf. Aber nur fast. Denn in letzter Minute kam noch ein dickes Mädchen in den Abteil reingestürmt und da sonst nirgendwo ein platz leer war musste ich den Koffer vor meine Beine stellen, so das diese die nächsten fünf Stunden eingequetscht wurden und das Mädchen sich neben mich setzen konnte. Yeah! Lief mal wieder Super. Das Mädchen lächelte mich an und ihr blick fiel auf die Broschüre des Camps in meiner Hand. Sofort holte sie was aus ihrer Tasche und zeigte es mir. Eine Broschüre… des Camps. Oh mein Gott, bitte nicht! Wetten sie denkt jetzt wir werden dort die besten Freunde!? Jaa, ich sollte Recht behalten. “Du fährst also auch ins Camp?”,fragte ich vorsichtig nach.
“Ist das nicht cool? Ich war schon letztes mal da und vorletztes mal und vorvorletztes mal. Es war der oberhammer. Und die geile Blockhütte, so übelst kuschelig und romantisch.” Sie schloss die Augen und seufzte tief.
Wohl in schönen Erinnerungen versunken. Ich musterte das Mädchen noch mal. Sie hatte blonde Haare, die ihr bis zu den Schultern gingen. Ihre Augen waren hellbraun und sie hatte sie mit verdammt viel Kajal umrandet. Stand ihr nicht. Sie hatte rosa Lippenstift und schwarzen Liedschatten. Ihre Wangen waren leicht rosa. Und was stand da bitte schön auf ihrem T-shirt? -Bäume bringen Frieden?!
Ich stöhnte. Habs doch gewusst! Greenpeace.
Das Mädchen schaute mich verwundert an.
“Was ist denn? Nerv ich dich? … Nein? Gut, weißt du manche Leute meinen ich bin ne Klette. Ich versteh die einfach nich! Naja, sag mal wie heißt du eigentlich?” “Kristina.” Ich war nicht scharf darauf mich mit ihr zu unterhalten oder ihren Namen zu erfahren, aber das schien ihr nicht aufzufallen.
“Schöner Name, ich bin Greta.” Greta?? Will die mich jetzt auf den Arm nehmen?
“Auch sehr… hübsch,” sagte ich.
“Ja. Du bist ja noch neu. Ich erzähl dir jetzt mal wie die Leute dort so drauf sind. Also die, die ganz bestimmt dabei sind dieses Jahr… sind Katja, Sunny, Lotte, Sebastian, Daniel und Jack. Die andern weiß ich nicht. Also Katja, ist echt nett und verdammt schlau. Sie ist die Afrikanerin. Sunny, unsre Vampirella, die ist so düster und ein bisschen… ähhh komisch. Schwarze, glatte Haare. Unverkennbar. Lotte ist die Sprücheklopferin. wir alle mögen sie. Sebastian, unser Schlaukopf. Knackt jedes Computersystem. Daniel, der süße Surferboy und Jack, der geheimnisvolle Schöne. Ähh… so nennen wir Mädels ihn. Dann werden da noch viele andere süße Jungs da sein und die Mädchen da… naja, nicht hässlich aber bei den geilen Jungs haben die meisten von uns keine Chance. Hmmm… die Aufseher sind auch ganz cool. Und… ach ja, der Sohn des Leiters. Hmmm… wohl der geilste Typ der Welt. Er lässt sich manchmal beim essen oder bei ner Aktivität blicken, aber so was von unnahbar. Soweit ich weiß hatte er bis jetzt nur eine freundin und das auch nur nen Monat. Aber… hmm… vielleicht kommst du ihm näher, Schönheit.” Sie zwinkerte mir zu und ich entschied mich sie nett zu finden. Ach ja, ich war eigentlich nicht scharf darauf nen neuen Freund zu finden. Ich steckte eh schon im Trennungsstress. Voll Nervig. Die Mädchen hörten sich gar nicht mal sooo schlecht an. Ganz interessant. Und es machte mir auch gar nix aus, die hübscheste dort zu sein…. Aber…
“Sind die andren auch von Greenpeace?” Die Frage rutschte mir heraus, bevor ich es verhindern konnte.
Greta hob die Augenbrauen und lachte.
“Greenpeace? Nein, keine Sorge. Da ist fast niemand von… Greenpeace.”
“Ach so.”
Es entstand Schweigen und nach einer Stunde ungefähr schlief ich ein.
Als ich dann nach zwei Stunden wieder aufwachte, stand ein hübscher blonder Junge neben Greta und schaute mich an. Er hatte schöne blaue Augen. Surferlook.
“Schön, das du wieder aufwachst. Daniel konnte schon seine hübschen blauen Äuglein nicht mehr von dir abwenden.”
Daniel wurde rot und Greta grinste.
“Hi,” sagte ich noch etwas verschlafen.
Kapitel 3
Ne halbe Stunde, bevor wir ankamen, ging ich noch schnell aufs Klo, um mein Make-up zu checken. Als ich in die kleine Kabine rein ging, glaubte ich zu ersticken. Die Luft war so dreckig, das ich nicht atmen konnte. Wer zur Hölle war vor mir hier drin? Gott, der musste ja nen Haufen Chilli in sich rein gestopft haben.
Ich schauderte und machte das Mini-Fenster auf, damit wenigstens ein bisschen Luft rein kam. Falsch gedacht. Seufzend wandte ich mich dem Spiegel zu und schaute mich an.
Hellblaue Augen blickten mich an. Sie waren mit Kajal umrandet. Die vollen Lippen waren mit durchsichtigem Lipgloss, der sie zum glitzern brachte, bedeckt. Für meine reine, blasse Haut brauchte ich fast nix zum überschminken. Die dunkelblonden Haare, die mir bis zur Mitte des Rückens gingen, fielen mir in weichen Wellen über die Schultern. Ein paar Strähnen hingen in mein Gesicht und ich strich sie zurecht. Gut, ich sah immer noch perfekt aus!
Ich schaute an mir herunter und strich das grüne enge Top, das meinen vollen Busen zu Geltung brachte, zurecht. Dazu hatte ich nen schwarzen Gürtel, die hellen, kurzen Shorts, die schwarze Lederjacke und Ballerinas an. Einfach Perfekt! Mir doch egal ob die andren mich für ne Zicke halten, ich will sicher nicht das dieses Camp meinem Style schadet!
Ich ging aus der Kabine und war froh endlich wieder normal atmen zu können. Als ich in meinen Abteil kam, sah ich ein weiteres Mädchen neben Greta und Daniel stehen. Rote,lange Haare, ein bisschen mollig und braune Augen, die mich jetzt neugierig musterten.
“Hey,” sagte ich und lächelte knapp. Ich stieg über Gretas Beine hinweg und plumpste unsanft auf meinen Sitz.
“Hallo! Du bist also unsre neue Schönheit, was? Man da werden die Jungs aber Augen machen. Hehe. Ich bin Lotte.” Sie reichte mir die Hand und ich musste diese wohl oder übel schütteln. Ich bin vielleicht ne egoistische Tusse, aber nicht unhöfflich.
“Wurdest du auch von deinen Eltern hierher geschickt?,” fragte Daniel. Bis jetzt hatte er nur über sich und sein Leben erzählt. So viel ich verstand, war er ein ziemlich beliebter Typ in seiner Schule. Deshalb verstand ich auch nicht wieso er schon das dritte mal ins Camp kam.
“Auch? Hmm…. Ja. Sie können mir wohl nicht mehr so gut vertrauen wie früher.”
Daniel grinste mich wissend an und fragte: “Wars die Party den wert?”
Überrascht schaute ich ihn an und erinnerte mich daran, dass er ja so ähnlich wie ich tickte. Grinsend erwiderte ich:
“So ziemlich. Nur ein bisschen kurz für meinen Geschmack.”
Daniel lachte. “Kenn ich!”
“Keine Sorge. Hier werden die Partys saugeil,” sagte Greta.
Ich schaute sie verwirrt an. Partys?
“Hab dir doch gesagt, dass wir nicht von Greenpeace sind!,” sagte sie.
Daniel schaute mich überrascht an. “Greenpeace?”
“Ja. Sie hat mich vorhin gefragt ob alle von Greenpeace sind,” antwortete Greta und musste wieder lachen. Daniel und Lotte stimmten mit ein.
Peinlich berührt schaute ich aus dem Fenster.
“Hey, muss dir nicht peinlich sein. Als meine Eltern mich hierhin schickten, dachte ich auch hier wären nur irgendwelche Freaks mit Problemen. Überrascht schaute ich Daniel an und der sagte:
“Fast alle von uns sind dort wegen ihrer Eltern. Aber glaub mir es ist echt cool dort. Wirst schon sehen!” Naja, fürs erste glaub ich ihm mal.
Hmpf. Ich schaute aus dem Fenster und merkte erst jetzt, dass wir durch den Wald fahren. Wahrscheinlich sind wir gleich da.
Ich fand es sah irgendwie gruslig aus vor allem, weil es schon Nacht war.
Ich schauderte und wandte mich wieder vom Fenster ab.
“Hey, müssen wir wieder gleich durch den Wald gehen, wie letztes Mal?,” fragte Lotte Greta.
“Wahrscheinlich. Robert denkt es sei cool, wenn wir mitten in der Nacht mit unseren Koffern durch den Wald latschen.”
Was ?! Meinen die das jetzt ernst?
Nein, entschied ich. Die wollen mir doch nur Angst machen!….
Falsch gedacht. Als wir nämlich mit unseren Koffern ausstiegen, sah ich nichts außer Bäumen. Kein Camp, Keine Blockhütten und kein Auto, dass uns abholt. Nun standen wir vier so da. Sauer und ratlos.
Ich fragte mitten ins Schweigen: “ Hey, wisst ihr den Weg dahin?”
“Ja, klar. Aber das wird nicht witzig!,” sagte Lotte grimmig.
Ich war erschöpft und hatte keine Lust hier noch länger rumzustehen. Wurde langsam nämlich echt gruslig hier. Okay klar, im Wald drin wird’s eh nicht besser. Aber wenigsten kämen wir voran.
Lotte ging voran und Daniel, Greta und ich folgten ihr.
“Hey,” sagte da Daniel. “Wär doch die beste Gelegenheit, Krissi, das Spiel des Camps zu erzählen."
Was denn für ein Spiel?!
“Oh ja, ich fang an,” sagte Greta und fing an mit ner ziemlich komischen Stimme zu erzählen: “Also, wir haben so ein grusliges Spiel im Camp. ES fängt nach einer Woche an. Um Mitternacht gehen wir alle raus und in den Wald. Dann kommt das "Monster" und holt sich jemanden. Der ist dann die ganze Zeit weg und wir sehen die Person nie wieder. Dafür aber wird für denjenigen immer eine Fackel angemacht. Und das passiert immer dreimal Monat. Gruslig, oder? Wir vermuten das die Personen irgendeine Sonderbehandlung bekommen oder so.”
Ich zuckte zusammen, als mich etwas am Kopf berührte. Aber es war bloß Daniel, der mich angrinste. “Na, Angst?”
“Ähhm… Nein?!"
Daniel lachte bloß.
Aber wenn ich zugab, hatte ich schon nen kleinen Schreck bekommen. Komisches Spiel.
Seufzend ging ich hinter den andern her und schleppte meinen blöden Koffer durch den dunklen Wald. Tolle Begrüßung!
Kaptel 4
Ach du Sche… Schande! Von nahem sahen die Hütten ja noch älter aus.
Sie waren morsch und stanken ein bisschen. Hmpf. Insgesamt waren es 8. In jeder sollten fünf Mädchen oder Jungen sein. Greta sagte ich könnte mit ihr, Katja, Lotte und Sunny zusammen in ner Hütte schlafen, wenn ich wollte. Wir suchten die Hütte mit der Nummer 5 und stellten unsre Sachen ab. Ich nahm mir das Bett am Fenster. Sah eigentlich ganz okay aus. Ja, mein bett zu Hause war doppelt so groß, aber wird schon gehen…
Im Zimmer waren 5 Betten, ein großer Tisch mit Stühlen, ein großes Fenster und ein kleineres, ein alter Fernseher und 5 große Kommoden für unsere Sachen. Naja, ich werds schon aushalten. Zwei der betten waren schon mit Sachen belegt. Sie gehörten wohl Katja und Sunny. Aber wo waren die Zwei?
“Hey, Greta, müssen wir uns nicht irgendwie anmelden oder so?,” fragte ich nach.
“Ja, wir machen gleich noch ein Lagerfeuer. Da kommt Robert und belehrt uns noch mal. Außerdem stellen sich alle noch schnell mal vor. Für die Neuen, weiß du.”
Was? Ich wollte mich eigentlich schlafen legen, weil ich verdammt noch mal müde war und jetzt muss ich mich gleich noch vorstellen.
“Man, können wir das nicht morgen machen?”
Greta schaute mich an und sagte: “Nope. Das muss heute gemacht werden. Robert ist halt so. Komisch eben.”
Ich drehte mich zum Spiegel, der an der Wand hängt, um und schaute mich noch mal an. Gut! Meine Erschöpfung sah man mir nicht an und auch nicht das ich 5 Stunden im Zug saß und gerade eben durch den Wald gestolpert bin. Yippie!
“Außerdem,” sagte Greta. “Willst du nicht die süßen Typen kennenlernen?”
Nein. Süß hin oder her, ich brauchte keinen Sommerflirt und jetzt gerade war mir alles egal. Ich wollte nur ins Bett.
Greta und Lotte gingen hinaus und ich folgte ihnen. Draußen war es jetzt noch dunkler und man sah schon ein kleines Feuer.
Als wir näher kamen hörten wir auch schon das Gelächter und Gerede.
Und dann sahen wir sie auch schon. Eine Gruppe aus ungefähr 10 Jungen stand auf einer Seite des Lagerfeuers und lachte. Auf der anderen Seite saßen ein paar Mädchen, flüsterten miteinander und warfen ab und zu ein paar Blicke zu den Jungs. Einige Jungs und Mädchen saßen einzeln auf kleinen Hockern oder standen an einen Baum gelehnt da und schauten sich um. Endweder waren sie unbeliebt oder neu.
Greta und Lotte steuerten auf einen umgefallenen Baumstamm zu, wo zwei Mädchen und drei Jungen saßen. Ich blinzelte und erkannte das einer davon Daniel war. Als wir da ankamen sahen sie alle auf und das eine Mädchen, Katja, sprang auf und umarmte Greta und Lotte, dann musterte sie mich mit ihren dunklen Augen. Die Jungs hoben kurz die Hand und auch sie schauten mich an. Nur das komische Mädchen, wahrscheinlich Sunny, blickte ins Leere. Daniel lächelte mich an. “Und wie geht’s?”
“Außer das ich gleich vor Müdigkeit umfalle, ganz okay.”
Er stand auf und bot mir seinen Platz an. Ich setzte mich auf den Baumstamm und sagte: “Danke.”
Dann stellte Greta mir alle noch mal vor.
“Also wie du schon gemerkt hast ist das Katja.” Sie zeigte auf das Mädchen neben ihr, das mich nicht länger so musterte, sondern warm anlächelte. “Hi,” sagte ich und lächelte sie an.
“So und das da ist Sunny.” Sunny schaute mich jetzt auch an und grinste. Sie hatte verdammt weiße Zähne und ähhh…. Es waren Vampirzähne. Sollte mich wohl erschrecken. Aber ich hatte schon ziemlich viel mit komischen Menschen zu tun und lächelte sie deshalb nur nett an.
Sunny sah ein bisschen enttäuscht aus.
“Das ist Sebastian.” Sie zeigte auf den Jungen mit der Brille und den Wuschelhaaren. Er lächelte mich an und ich zurück.
“Und das ist Jack.” Der Junge sah echt gut aus. Er hatte dunkle Locken und grüne Augen. Und ein echt schönes Lächeln, das ich erwiderte.
“So Leute und das hier ist Kristina.” Jetzt zeigte Greta auf mich.
“Oh und sie schläft bei uns, okay?”
“Türlich,” sagte Katja. “Hey, Schöne, darf ich dich Krissi nennen?”
“Klar.”
Jack, der neben mir saß, sagte: “Ich glaub dieser Sommer wird alle übertreffen.” Dabei lächelte er mich verführerisch an und ich glaubte ihm.
Kapitel 5
Zehn Minuten später, kam ein Mann so um die 40 und setzte sich auf einen Stuhl vor dem Feuer. Hinter ihm erschienen 6 andere Erwachsene, nur jünger. Als der Mann anfing zu sprechen, wurde es sofort ruhiger:
“Hallo Leute. Es ist schön euch diesen Sommer, wieder zu sehen. Ich hoffe ihr denkt auch so.” Der Mann räusperte sich kurz. “So, für die, die mich noch nicht kennen. Ich bin Robert Zuon. Der Campleiter. Und das sind die diesjährigen Betreuer, die auf euch aufpassen werden.”
-Maria war eine 30-jährige Frau mit braunen Haaren und braunen Augen. Tom ein 27-jähriger Mann mit einem braunen haaren und Hannes ein 23-jähriger mit süßen blonden Haaren. Dann noch die 24-jährige Susan mit ihren Tussiblonden Haaren und ner Tonne Make-up. der sexy 20-jährige Sven mit den dunkelblonden Haaren und die coole 22-jährige Sonja, mit den blonden Haaren. Das sollten also unsere Betreuer sein. Cool! Bei Klassenfahrten hatten wir immer irgendwelche alten Knacker, die ja auf uns unartige Kinderlein aufpassen mussten.
“Sie werden in der großen Hütte zusammen mit mir und meinem Sohn James übernachten. Also wenn jemand Hilfe braucht oder so muss nur mal klingeln. Gut, das hätten wir. Die Regeln hier sind eigentlich ganz einfach: Um zwölf muss jeder in seiner Hütte sein. In Seiner. Keiner anderen, verstanden? Niemand darf sich vollkommen allein von den Grenzen entfernen. Die Grenzen sind rot markiert, also schwer übersehbar.Bevor jemand weit in den Wald rein geht oder schwimmen muss er sich vorher bei uns abmelden Niemand beleidigt andere oder prügelt sich mit ihnen. Ich werde nicht angelogen. Keine Handys. Und jeder von euch muss mindestens bei zwei Aktivitäten mitmachen. Okay, das wars fürs erste. Jetzt stellt ihr euch alle den anderen vor. Nur ein paar Interessen und euren Namen oder so was. Wie ihr wollt.”
Ein Stöhnen ging durch die menge. Sieht so aus, als würde niemand das so besonders mögen.
Ein süßer Junge fing an: “Hi, ich heiße Christian. Ich bin schon den dritten Sommer hier und meine Hobbys sind Basketball, Fußball und Musik machen.”
Dann ein hübsches Mädchen: “Hallo, ich bin Sarah. Das ist mein zweiter Sommer hier und ich liebe es zu lesen und zu schwimmen. Ich bin Klassensprecherin und arbeite bei der Schülerzeitung.”
Ein anderes Mädchen: “Ich bin Claudia. Es ist mein erster Sommer hier und meine Hobbys sind Tennis und das schreiben von Geschichten. Ich gehe gern shoppen und wandern. Außerdem hab ich viele gute Freunde und hoffe hier auch ein paar tolle zu bekommen.” Sie lächelte in die Runde, aber vor allem zu den Jungs. Nicht das sie sonderlich hübsch wäre, Selbstvertrauen hatte sie auf jeden Fall genug.
Dann kam noch ein Junge dran: “Also ich bin Johannes. Das ist mein dritter Sommer hier. Ich liebe Rad fahren und lesen.”
Und so ging es immer weiter. Die meisten erzählten ziemlich viel von sich und manchmal konnte ich das gar nicht glauben. Zum Beispiel sagte ein kleines, dünnes Mädchen sie würde Kampfsport betreiben. Aber eigentlich… wieso wunder ich mich denn so? Immerhin trainiere ich selbst schon seit 10 Jahren Kampfsport und bekomme bald schon den schwarzen Gürtel. Ja, ich weiß: Ich und Kampfsport. Niemals. Aber hängt mit nem scheiß Erlebnis zusammen als ich acht war. Da hat nämlich irgend so ein Typ versucht mich ähhh… anzufassen und so. Seitdem lerne ich mich zu verteidigen. Ich bin schon richtig gut darin. Sogar besser als so ein Muskelprotz in unserm Team. Und darauf war ich richtig stolz.
Das würd ich also erwähnen können. Hmm… was noch? Naja mir wird schon was einfallen.
Jetzt kam Daniel dran: “Hi, ich bin Daniel und das ist mein dritter Sommer hier. Ich mag Musik und Partys. Und mein Hobby ist zeichnen und Fußball. Was ich echt nicht leiden kann sind Nervensägen und die Schule. So, das wars.”
Jetzt erzählte Sebastian was und dann müsste…. Ich was sagen. Na gut. Einfach spontan was mir einfällt. Ja, äußerlich wirke ich immer cool und lässig, aber ich will auch nicht heute schon was total peinliches sagen.
Oh, Basti, ist grad fertig geworden. Ich atmete ein mal tief aus und fing mit einer lässigen Stimme an zu erzählen:
“Hey, ich bin Kristina und das ist mein erster Sommer hier. Meine Hobbys sind Kampfsport, tanzen und Musik hören. Außerdem geh ich gern mit Freunden weg. Besonders auf Partys.” Ich setzte mein schönstes Lächeln auf und schaute mich schnell um. Die meisten Mädchen schienen mich nur kalt zu mustern. Manche lächelten mir auch kurz zu. Die Jungs aber gafften mich alle an und obwohl fast jeder von denen echt süß war, fühlte ich mich ein bisschen unwohl. Ich konnte es noch nie leiden, wenn mich jemand So anschaute.
Nach weiteren zehn Minuten durften wir Endlich in unsre Hütten schlafen gehen. Endlich! Ich hatte fast kein Gefühl mehr in den Beinen und meine Augenlieder waren verdammt schwer.
“Hey, Krissi, soll ich die tragen?,” Fragte Daniel.
Ich schaffte lächelte ich an und wollte schon was Sarkastisches erwidern, als plötzlich der Boden unter meinen Beinen verschwand. Ich stieß einen leisen Schrei aus und Daniel lachte. Er hatte mich hochgehoben und trug mich jetzt wie ein Baby in den Armen. Man, der Typ traute sich aber was! Ich könnte ihn zwar jetzt anschreien, aber eigentlich wars ganz schön getragen zu werden. Ich hatte nur Angst gleich in seinen Armen einzuschlafen und dafür kannte ich ihn nicht gut genug. Gott, ich kannte ihn eigentlich fast gar nicht!
Ach egal, es war schön und gut jetzt.
Doch als ich ihm noch schnell über die Schulter linste, erkannte ich einen Jungen an einem Baum. Ich konnte nicht erkennen wer es war oder wie der Typ aussah, aber eins spürte ich. Er schaute Daniel und mir eindeutig nach.
Kapitel 6
Zehn Minuten später, kam ein Mann so um die 40 und setzte sich auf einen Stuhl vor dem Feuer. Hinter ihm erschienen 6 andere Erwachsene, nur jünger. Als der Mann anfing zu sprechen, wurde es sofort ruhiger:
“Hallo Leute. Es ist schön euch diesen Sommer, wieder zu sehen. Ich hoffe ihr denkt auch so.” Der Mann räusperte sich kurz. “So, für die, die mich noch nicht kennen. Ich bin Robert Zuon. Der Campleiter. Und das sind die diesjährigen Betreuer, die auf euch aufpassen werden.”
-Maria war eine 30-jährige Frau mit braunen Haaren und braunen Augen. Tom ein 27-jähriger Mann mit einem braunen haaren und Hannes ein 23-jähriger mit süßen blonden Haaren. Dann noch die 24-jährige Susan mit ihren Tussiblonden Haaren und ner Tonne Make-up. der sexy 20-jährige Sven mit den dunkelblonden Haaren und die coole 22-jährige Sonja, mit den blonden Haaren. Das sollten also unsere Betreuer sein. Cool! Bei Klassenfahrten hatten wir immer irgendwelche alten Knacker, die ja auf uns unartige Kinderlein aufpassen mussten.
“Sie werden in der großen Hütte zusammen mit mir und meinem Sohn James übernachten. Also wenn jemand Hilfe braucht oder so muss nur mal klingeln. Gut, das hätten wir. Die Regeln hier sind eigentlich ganz einfach: Um zwölf muss jeder in seiner Hütte sein. In Seiner. Keiner anderen, verstanden? Niemand darf sich vollkommen allein von den Grenzen entfernen. Die Grenzen sind rot markiert, also schwer übersehbar.Bevor jemand weit in den Wald rein geht oder schwimmen muss er sich vorher bei uns abmelden Niemand beleidigt andere oder prügelt sich mit ihnen. Ich werde nicht angelogen. Keine Handys. Und jeder von euch muss mindestens bei zwei Aktivitäten mitmachen. Okay, das wars fürs erste. Jetzt stellt ihr euch alle den anderen vor. Nur ein paar Interessen und euren Namen oder so was. Wie ihr wollt.”
Ein Stöhnen ging durch die menge. Sieht so aus, als würde niemand das so besonders mögen.
Ein süßer Junge fing an: “Hi, ich heiße Christian. Ich bin schon den dritten Sommer hier und meine Hobbys sind Basketball, Fußball und Musik machen.”
Dann ein hübsches Mädchen: “Hallo, ich bin Sarah. Das ist mein zweiter Sommer hier und ich liebe es zu lesen und zu schwimmen. Ich bin Klassensprecherin und arbeite bei der Schülerzeitung.”
Ein anderes Mädchen: “Ich bin Claudia. Es ist mein erster Sommer hier und meine Hobbys sind Tennis und das schreiben von Geschichten. Ich gehe gern shoppen und wandern. Außerdem hab ich viele gute Freunde und hoffe hier auch ein paar tolle zu bekommen.” Sie lächelte in die Runde, aber vor allem zu den Jungs. Nicht das sie sonderlich hübsch wäre, Selbstvertrauen hatte sie auf jeden Fall genug.
Dann kam noch ein Junge dran: “Also ich bin Johannes. Das ist mein dritter Sommer hier. Ich liebe Rad fahren und lesen.”
Und so ging es immer weiter. Die meisten erzählten ziemlich viel von sich und manchmal konnte ich das gar nicht glauben. Zum Beispiel sagte ein kleines, dünnes Mädchen sie würde Kampfsport betreiben. Aber eigentlich… wieso wunder ich mich denn so? Immerhin trainiere ich selbst schon seit 10 Jahren Kampfsport und bekomme bald schon den schwarzen Gürtel. Ja, ich weiß: Ich und Kampfsport. Niemals. Aber hängt mit nem scheiß Erlebnis zusammen als ich acht war. Da hat nämlich irgend so ein Typ versucht mich ähhh… anzufassen und so. Seitdem lerne ich mich zu verteidigen. Ich bin schon richtig gut darin. Sogar besser als so ein Muskelprotz in unserm Team. Und darauf war ich richtig stolz.
Das würd ich also erwähnen können. Hmm… was noch? Naja mir wird schon was einfallen.
Jetzt kam Daniel dran: “Hi, ich bin Daniel und das ist mein dritter Sommer hier. Ich mag Musik und Partys. Und mein Hobby ist zeichnen und Fußball. Was ich echt nicht leiden kann sind Nervensägen und die Schule. So, das wars.”
Jetzt erzählte Sebastian was und dann müsste…. Ich was sagen. Na gut. Einfach spontan was mir einfällt. Ja, äußerlich wirke ich immer cool und lässig, aber ich will auch nicht heute schon was total peinliches sagen.
Oh, Basti, ist grad fertig geworden. Ich atmete ein mal tief aus und fing mit einer lässigen Stimme an zu erzählen:
“Hey, ich bin Kristina und das ist mein erster Sommer hier. Meine Hobbys sind Kampfsport, tanzen und Musik hören. Außerdem geh ich gern mit Freunden weg. Besonders auf Partys.” Ich setzte mein schönstes Lächeln auf und schaute mich schnell um. Die meisten Mädchen schienen mich nur kalt zu mustern. Manche lächelten mir auch kurz zu. Die Jungs aber gafften mich alle an und obwohl fast jeder von denen echt süß war, fühlte ich mich ein bisschen unwohl. Ich konnte es noch nie leiden, wenn mich jemand So anschaute.
Nach weiteren zehn Minuten durften wir Endlich in unsre Hütten schlafen gehen. Endlich! Ich hatte fast kein Gefühl mehr in den Beinen und meine Augenlieder waren verdammt schwer.
“Hey, Krissi, soll ich die tragen?,” Fragte Daniel.
Ich schaffte lächelte ich an und wollte schon was Sarkastisches erwidern, als plötzlich der Boden unter meinen Beinen verschwand. Ich stieß einen leisen Schrei aus und Daniel lachte. Er hatte mich hochgehoben und trug mich jetzt wie ein Baby in den Armen. Man, der Typ traute sich aber was! Ich könnte ihn zwar jetzt anschreien, aber eigentlich wars ganz schön getragen zu werden. Ich hatte nur Angst gleich in seinen Armen einzuschlafen und dafür kannte ich ihn nicht gut genug. Gott, ich kannte ihn eigentlich fast gar nicht!
Ach egal, es war schön und gut jetzt.
Doch als ich ihm noch schnell über die Schulter linste, erkannte ich einen Jungen an einem Baum. Ich konnte nicht erkennen wer es war oder wie der Typ aussah, aber eins spürte ich. Er schaute Daniel und mir eindeutig nach.
Kapitel 7
Als ich den nächsten Morgen aufwachte, wusste ich im ersten Augenblick nicht wo ich war. Das war nich Bett!
Doch als ich mich umsah, merkte ich es. Da schliefen Greta und die anderen Mädchen in Seelen ruhe. Und irgendjemand schnarchte. Auf einmal kam mir was in den Sinn. Oh Shit! Ich habs getan. Ich bin in den Armen eines mir fast fremden Jungen, im Wald, eingeschlafen. Na toll! Das könnte noch peinlich werden…
Oh man… er hat doch nicht etwa…. Nein, okay. Er hat mich nicht ausgezogen. Gut, sonst hätte ich ihm eine verpasst!
Wie viel Uhr war es eigentlich? Ich schaute mich um, entdeckte aber nirgendwo eine Uhr. Mist. Ich stand auf und ging zu meinem Koffer. Ich sollte wohl mal auspacken, was? Seufzend ging ich in die Hocke und machte ihn auf. Dann nahm ich die Klamotten nacheinander raus und legte sie in die Kommode und hey, da war ja ein Schlüssel. Cool, ich konnte sie abschließen. So, jetzt war meine Kleidung sicher. Hoffe ich. Was stand heute eigentlich auf dem Tagesplan?
Genau in diesem Moment klopfte es an der Tür und Sebastian kam rein. “Aufstehn, Mädels!” Da fiel sein Blick auf mich und er grinste. “Oh, schon wach? Schön, mal jemanden zu haben, den man nicht aufwecken muss!” Und da war er schon weg. Die Mädchen rieben sich verschlafen die Augen und Lotte murmelte: ”Oh wie hab ich das sanfte Geweckt werden vermisst.” Und Katja: “Und ich Bastis Stimme.”
Die vier Mädchen lachten und standen auf. “Hey, was wolln wir heute machen?,” fragte Katja. Greta zuckte mit den Schultern und sagte: “Weiß nicht. Robert wird es uns heute beim Frühstück schon sagen.”
Dann schaute sie mich an und grinste. “Na, wars gestern schön?” Im ersten Moment kapierte ich nicht worauf sie hinaus wollte, doch als ich das dann tat, schoss mir das Blut in die Wangen. “Wundervoll,” murmelte ich. “Wir gehen dann gleich in den Baderaum. Da kann man auch Zähne putzen.” Sie ging zu ihrer Kommode und holte ihre Anziehsachen und ihre Zahnbürste raus. Die andren Mädchen und ich taten es ihr nach. Ich nahm mir die anderen Shorts und ein rotes T-shirt mit ner goldenen Schrift drauf. ´Dazu Sneakers. Draußen war es ziemlich heiß, also brauchte ich keine Jacke. Und neue Unterwäsche. Dann nahm ich mir meine Zahnbürste, ein Handtuch, einen Haarreif in der Farbe meiner Shorts, also helles Jeansblau und mein Lieblingsarmband mit. Oh, und die Schminke und den Kamm natürlich. Ich glaub ich hab alles.
Als die anderen Mädels auch fertig waren folgte ich ihnen raus und sie führten mich zu einer abgelegenen und viel größeren Hütte. Sah gar nicht mal so schlecht aus. Najaa, fast. Als wir rein gingen merkte ich das hier nicht nur die Mädchen waren. Zum Duschen gab es zwei Türen, die in andere Räume führten. Eine Tür war für Mädchen und die andere für Jungen. Im Raum für Mädchen gab es 10 Duschkabinen und einen großen Spiegel. Dann noch eine große Bank zum Umziehen und 10 Klos. Also die waren schon mit Tür, halt. Keine Ahnung wies bei den Jungs aussah. War mir auch so ziemlich egal. Nur die Waschbecken waren zusammen. Gleich beim rein kommen sah man sie. Die Jungs und Mädchen drängten sich an die Spiegel und Becken um sich die Zähne zu Putzen. Also ging ich mich erst mal umziehen. Die Luft war von den Duschen schon ganz stickig und am Spiegel war Dampf. Ich legte meine Sachen auf die Bank und zog mich schnell um. Als ich fertig war und gehen wollte, hielt ein Mädchen mich auf. Ich erinnerte mich an sie. Sie war das gewesen, mit ich hab viele Freunde und will viele neue bekommen. Claudia. “Hey, du bist doch Kristina, nich?” -Ja.
“Gott, du bist soo cool und hübsch.” - Vielen Dank, aber was willst du?
“Und naja, ich doch auch!” - Selbstüberschätzung ist ein neuer Tiefpunkt für dich.
“Zusammen wären wir doch ein super Team.”- Nein.
“Die besten Freunde. Na, wie wärs?”- Schlecht wärs.
Aber ich lächelte nur und sagte: “Nein, danke. Ich habe schon Freunde.”
Da schaute sie auf einmal fies zu aus und zischte: “Sicher? Die sind nicht so cool wie ich.”- Ja, da hast du allerdings Recht. Die sind cooler!
“Sicher.” “Das wirst du noch bereuen, Kristina. Ich bin cooler als jeder andere hier, also… bist du nur ein Loser, egal wie du aussiehst.” Und da ging sie schon wieder weg. Ähhm… was sollte das grad? Man, solche blöden Zimtzicken hab ich noch nie gemocht und jetzt hatte ich ne neue Feindin hier, gleich am zweiten Tag. Super! Ich schaute mich um und sah wie sie sich mit einem anderen Mädchen unterhielt. Wie kam sie eigentlich zu so viel Selbstvertrauen?! Sie hatte dünne schwarze Haare, die ihr bis zur Schulter gingen. Und darin blaue Strähnchen. Edin dickes Gesicht, dünne Lippen, schmale, kleine Augen und eine große, spitze Nase. Dazu war sie verdammt dünn. Wie ne Magersüchtige. Echt, schön war sie auf keinen Fall.
Ich ging raus um mir die Zähne zu putzen. Wenigstens waren da jetzt nur noch wenige Leute. Als ich mir die Zähne geputzt hatte und mich geschminkt, kämmte ich mir die Haare. Ich hatte echt viel Glück mit ihnen. Sie behielten nämlich immer ihre Wellige Form. Echt cool.
“Hey, Krissi,” erklang plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und starrte Jack an, der mit nackter Brust vor mir stand. Alter, hatte der Muskeln. Ich bemühte mich nicht allzu lang hin zu glotzen, weil das Mega peinlich wäre. Stattdessen schaute ich in seine grünen Augen. Diese funkelten mich an und er grinste. “Hi.”
“Kommst du dann gleich mit mir in die Mensa?,” fragte er. “Klar, ich weiß eh nicht wo die ist.” Ich schaute mich um. “Hmmm… und Greta ist wohl auch schon weg.”
Jack lächelte: “Ja, morgens ist sie immer gern eine der ersten. Sie mag essen, weißt du. Hey, ich zieh mich schnell noch an und dann schaffen wir mal die Sachen weg, okay?” Und da war er schon weg.
Wieso verschwindet heute eigentlich jeder einfach so?
Kapitel 8
Die Mensa befand sich in einem großen Haus, etwas abseits der anderen. Darin standen 8 Tische mit je 9 Stühlen und auf jedem der Tische stand ein Teller mit etwas zu Essen und Gläser. Es roch nach… Pizza! Mein Lieblingsessen. Jack und ich ginge zu einem fast besetzten Tisch. Die andern schauten alle auf, als wir uns setzten. Ich schaute die Pizza auf meinem Teller an und stellte erfreut fest das es Salamipizza war. Kurz blickte ich zu den anderen und sah das sie schon angefangen hatte zu Essen, also schob ich mir ein Stück Pizza in den Mund. Sie war echt gut! Und ich merkte erst jetzt das ich Bärenhunger hatte.
Sunny reichte mir vier Zettel. “Was ist das?,” fragt ich und schlang den letzten Bissen Pizza runter. “Die Pläne für die Wochen. Auf jedem Zettel steht was wir jeden Tag in der Woche tun Können. Wenn was rot gezeichnet ist, ist es Pflicht dahin zu gehen.” Ich schaute mir den Zettel an und… war überrascht. Es war viel besser als ich erwartet hatte.
Heute hatten wir den ganzen Tag frei. Auch ganz gut.
Als wir fertig waren, fragte ich: “Was wollt ihr jetzt machen?”
Daniel sagte: “Naja, die Jungs spielen am ersten Tag immer Fußball. So um zu schauen was die Neuen so können.” “Und die Mädchen?”
“Die schaun meistens zu. Um uns zu sehen.” Er grinste mich an. Da is wohl jemand ein bissl eingebildet, was?
“Aha, und selbst spielen sie nicht mit?” “Nope.”
“Wieso denn nicht? Ist doch langweilig nur zuzuschauen!”
“Wahrscheinlich, weil wir sie nicht lassen! Ich mein Mädchen und Fußball? Geht doch nich!”
Was? Hatte der das grad echt gesagt. Der kann mich mal. Denn zufällig spielte ich Fußball. Ja ich weiß, ich tat viele Dinge, die man neu Mädchen wie mir nicht zutrauen könnte. Aber deswegen tat ich das dann auch. Ich wollte ihnen beweisen, dass ich nicht schwach war!
Fußball mussten wir mal in der Schule lernen. Ich hatte meinen Spaß daran gefunden und meldete mich bei einem Fußballclub an. Ich übte seit ich 14 war und konnte es jetzt ziemlich gut.
Als wir am Fußballplatz ankamen, waren schon viele da. Die Mädchen saßen auf der Tribüne und tuschelten miteinander. Die Jungs spielten alle ein bisschen mit dem Ball. Wir waren wohl die letzten. Jack, Daniel und Basti gingen runter und teilten sich in Mannschaften ein. Wir Mädchen gingen der weile zur Tribüne und ich schaute mich um. Oh, sieht so aus als hätte Claudia ein paar “Freunde” gefunden. Sie saß zwischen einer Gruppe von Mädchen und lachte sich halb tot. Oh man. Die wird mir noch auf die Nerven gehen mit ihrer Rache.
Das Spiel begann und man konnte gleich am Anfang sagen, wer gut spielte und wer nicht. Daniel, Jack und Basti waren gut. Sehr gut sogar. Dann noch Christian, Marko und Martin. Die anderen waren mittelmäßig. Nur zwei Jungs spielten echt schlecht. Sie trafen nicht den Ball, wenn sie danach kickten und als Abwehr waren sie auch nicht geeignet. Hmmm…
Nach einer Stunde zuschauen wurde es denn Mädchen langweilig. Manche wollten schon gehen, aber weil ihre Freunde noch ein bisschen länger die Jungs anglotzen wollten, blieben sie.
Die Jungs machten eine kurze Pause um sich auszuruhen. Da kam auf einmal ein Junge, den ich nicht kannte über den Platz geschlendert. Sofort entstand überall Getuschel unter den Mädchen.
“Hey, das ist er. James. Roberts Sohn,” flüsterte Greta. Und sie hatte im Zug nicht gelogen. Er sah verdammt geil aus. Dunkle braune Haare. Schöne meergrüneAugen. Samtweiche Lippen die zum Küssen einluden. Seine Haut war rein und ein bisschen gebräunt. Sein Gang war selbstbewusst und sicher. Er hatte eine einfache Jeans und einen schwarzen T-shirt an. Es war eng und man sah seine Muskeln dadurch.
Und als er kurz zu den Mädchen hoch lächelte, blieb mein Herz fast stehen. Es war das schönste Lächeln das ich je gesehen hatte. Was ihn aber am meisten von den anderen unterschied, war dass es schien als ob ihn ein düsteres Geheimnis umgeben würde.
Ich wollte weiter von ihm schwärmen, als mir wieder einfiel, dass ich mich für längere Zeit von Jungs fernhalten wollte. Meine letzte Beziehung verlief ja… nicht so gut. Arschloch!
Naja, auf jeden Fall, würde der Kerl eh nichts von mir wolle. Schön hin oder her, der hatte sicher irgendwelche Komplexe, was Mädchen betrifft. Ich mein der Typ schien so alt zu sein wie ich und er hatte nur eine Freundin bis jetzt, Und Das schien ja nicht lang gedauert zu haben. Ähhh… nun ja, wenn ich auf Gretas Informationen zurückgreife. Also, würd ich den Typ einfach ignorieren… nee, nett sein…. Wie zu den andren Jungs halt. Ja, genau. Seine Coolheit konnte mir nix an, beschloss ich. Ich schaute mich noch mal um und sah das die Mädchen immer noch James anstarrten. Irgendwer hatte Musik angemacht, so laut das man sie übers ganze Feld hören konnte. Hey, die war ja echt cool.
Die Jungs unterhielten sich gerade mit James und lachten. Anscheinend sollte das ne größere Pause werden.
“Hey, spielen die noch mal?,” fragte ich Lotte neben mir.
“Ja klar, die reden jetzt nur so 20 Minuten miteinander. Das normale Begrüßungsritual.”
“Aha. Sag mal wollt ihr oder könnt ihr Fußball spielen?”
Lotte schaute mich lange an und sagte: “Naja, die meisten der Mädchen könnens nicht besonders gut. Aber geht schon. Und ob wir wollen? Tja, ein paar von uns mögen Fußball echt gern, aber wenn wir spielen dürften, würden sie es wahrscheinlich nur tun um die Jungs zu beeindrucken oder so.” Sie zuckte mit den Achseln.
“Stimmt es das die Jungs euch nicht mitspielen lassen, weil Mädchen und Fußball so gar nich zusammen gehören?”
“Ja. Und das nervt voll. Ich würd ihnen mal gern das Gegenteil beweisen, aber leider hatten wir noch nie ein Mädchen im Camp, das es mit ihnen aufnehmen konnte.”
Ich grinste sie an.
“Ich hätte da eine Idee. Aber dafür müsste ich ne Mannschaft haben. Und die Mädchen sollten schon was drauf haben. Zum Beispiel nicht wie die zwei Jungs da.” Ich zeigte auf die ähhhm… nich so guten Spieler.
Neugierig schaute Lotte mich an.
“Kannst du spielen? Gut?”
Ich grinste und sagte: “Vielleicht.”
Kaipitel 9
Greta, Katja und Lotte gingen zu jedem Mädchen und erzählten ihnen meine Idee und das sie sich neben Hütte Nummer 5 treffen sollen, wenn sie da mitmachen wollen. Und langsam leerte sich die Tribüne. Nur noch einzelne Mädchen saßen da, weil sie wohl keine Lust hatte oder so überhaupt nicht spielen können. Die Jungs waren eigentlich nicht sonderlich überrascht, das auf einmal fast alle Mädchen gingen.
Ich und Sunny besorgten uns den Ball. Er war ein bisschen benutzter als der, mit dem die Jungs spielten, aber wird schon gehen.
Die Mädchen standen neben der Hütte und schauten mich neugierig an.
“Soo, Mädels. Wer von euch hat denn schon mal Fußball gespielt?”
Fast alle meldeten sich. “Okay, und wer kann das gut?”
Jetzt meldete sich keiner. “Naja, nicht perfekt. Aber wer könnte schon den Ball weit schießen, und möglichst so, dass er sein Ziel erreicht?”
Madlen, Lotte und Sunny meldeten sich. Die anderen zögerten.
“Kommt schon! Ich bräuchte mindestens… ähh… die Jungs haben mit 8 Spielern gespielt?”
Ja klar, ne Mannschaft muss aus 11 Spielern bestehen, aber hey, hier spielte man zum Spaß.
Katja nickte. “Gut, also bräuchte ich 9 andere Spieler. Ungefähr. 2 als Ersatz. So, ich würde erst ma schaun wie ihr spielt, dann könnt ich sagen wer im Team ist, okay?”
Die Mädels nickten kurz und stellten sich in ne Reihe auf. Perfekt!
“Erst ein mal das Schießen, kay?”
Jede schoss zweimal, und ich entschied welche gut waren. Sunny, Sarah, Lotte, Sofia und Madlen. Die waren ganz gut im schießen. Dann probierten wir es mit fangen. Greta und Anna machten das Super. Beim rennen und dabei den Ball behalten waren es eher weniger die es konnten. Lotte, Saskia und Jessica. Vielleicht noch Madlen.
Okay es war schon ne halbe Stunde vorbei und ich musste mich jetzt schnell entscheiden. Lotte, Jessica, Madlen, Greta, Sunny, Saskia, Sarah und ich würden spielen. Anna und Sofia wären die Ersatzspieler. Gut, das hätten wir. Klar, die Jungs werden schon besser sein, aber wir sitzen dann auch nicht so blöd da.
“Kommt gehen wir und zeigen den Typen das Mädchen und Fußball zusammenpasst.”
Als wir zum Platz kamen, wollten die Jungs gerade anfangen zu spielen. Und… na toll! Sie wollten, wohl cool dastehen, denn sie haben sich die Hemden ausgezogen. Wundervoll… So, fällt es mir auch viel leichter nicht mit ihnen zu flirten! Tzzz….
“Hey, ich geh mal rüber und red mit ihnen. Ähh… wer kommt mit? So als moralische Unterstützung?”
Sunny, Madlen und Lotte.
Zielsicher gingen wir vier auf den haufen halbnackter Typen zu. Oh man, ich hätte besser alle Mädels mitgenommen.
Überraschung machte sich auf den Gesichtern der Jungs breit. Daniel trat vor und grinste. “Na, Krissi, willst du uns Glück wünschen?” Hey, ich bin nicht allein!
“Nicht ganz, nein. Wir wollen auch mal spielen!”
“Wieso?” “Weil es auch mal langweilig wird, nur blöd rum zu sitzen und euch anzustarren!”
“Und du meinst es wird mehr Spaß machen uns hinterherzulaufen?”
“Wieso denn hinterherlaufen? Wieso traust du Mädchen eigentlich so gar nix zu?!” Ein Schatten schlüpfte über sein Gesicht. “Na gut, dann spielen wir halt. Wirst schon sehen, dass es nicht besser ist!”
Ich lächelte ich an. Gott, war der Typ aber beschränkt!
Er drehte sich um und erstellte sein Team.
Ich winkte den Mädchen zu und sie kamen zu mir rüber. “Okay, wir können spielen. Oh und ich mach mal die erste Minute nich mit. Ich schau erst mal wie ihr so spielt, okay?”
Ein Junge drehte die Musik wieder lauter und das Spiel konnte beginnen.
Ich stand am Rand des Feldes und beobachtete wie die Mädchen spielten. Okay, so schlecht waren die ja nicht, aber gegen die Jungs kamen die echt nicht an. Nach vier Minuten stand es 2:0. Na gut jetzt geh ich mal rein. “Sofia, tauschen!,” schrie ich und das sie kam keuchend angerannt.
Ich ging aufs Feld und wollte mich in den haufen schmeißen, wo auch der Ball war, als ich bemerkte das jemand mich beobachtete. James. Er auf der Bank und starrte mich mit einem undefinierbarem Gesichtsausdruck an. Ich zuckte zusammen, drehte mich schnell um und rannte weiter. Und ab da wurde das Spiel fantastisch. Ich rannte nämlich nicht Hinter Daniel, sondern Vor ihm. Mit dem Ball. Oh man, sein Gesichtsausdruck als ich ihm den ball abnahm. Zum totlachen. Und die anderen Jungs! Die hatten mich bloß angestarrt wie son Wunder. Hehe. Okay wir lagen mit nem Punkt zurück, aber Daniel und die andren Jungs respektierten jetzt Mich und auch ein paar der anderen Mädchen. Und wir hatten Spaß! Nicht nur rum sitzen.
Ich glaube der Sommer wird eigentlich ganz cool!
Kapitel 10
Die Mädchen in meiner Hütte schliefen schon alle. Sie waren voll erledigt auf den Betten zusammengebrochen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es wegen Fußball spielen so weit kommt. Ich mein mir gehts doch noch super. Aber vielleicht ist das ja auch nur so, weil ich dran gewöhnt bin. Tja…
Ich hab auch versucht mich hinzu legen, ging aber nicht. Deshalb sitz ich jetzt am Fenster und starre in die Nacht. Oh, und ich langweile mich. Es ist jetzt genau… 21. 36 Uhr. Okay, was könnte ich jetzt schon noch groß machen? Die meisten schliefen schon. Naja, alle Mädchen. Und bei den Jungs, wollte ich gerade auch nicht so gern vorbeischauen. Ich käme mir da auch ziemlich… unwohl vor. Hey, ich bin vielleicht nicht grad ne Nonne, aber ne Schlampe nun auch wieder nicht.
Ich seufzte und wollte schon wieder ins Bett gehen, als mir eine Idee kam. Ich könnte ja noch ein bisschen spazieren gehen. Die Speerzeit ist ja erst um 12.00. Noch genug Zeit. Draußen ist es noch nicht kalt oder zu dunkel. Den Weg konnte ich immerhin sehen.
Da ich mir vorhin schon das Nachthemd angezogen hatte, musste ich mich noch mal umziehen. Ich nahm mir nen kurzen Rock und ein schwarzes Top. Ja, ja. Mich sieht ja eh keiner…
Und ich nahm den iphone mit. Um Musik zu hören. Irgendwie komisch. Nachts, allein im Wald um Musik zu hören. Is Klar!
Ich dachte kurz nach und ging zu der Stelle, wo wir das Lagerfeuer hatten. Dort setzte ich mich auf den Baumstamm, wo ich auch gestern schon gesessen habe und machte Musik an.
Keine Ahnung wie lang ich da so saß, vielleicht ne halbe Stunde, aber irgendwann hörte ich Schritte, hinter mir. Ich zuckte zusammen und drehte mich blitzschnell um und schaute direkt in das Gesicht von dem Betreuer Sven. Seine dunklen Augen funkelten und er lächelte mich an.
“Hey. Kristina, nich? Bist du nicht auch so müde wie die anderen?”
“Nein, eigentlich nicht.”
“Hmm… du spielst wohl auch zu Hause gut Fußball?”
War er heute da? Ich hatte ihn gar nicht bemerkt.
“Ja, ich besuche jede Woche einen Verein. Und Sie?”
Sven lächelte und setzte sich neben mich auf den Baumstamm. Naja, jetzt hatte ich wenigstens einen Gesprächspartner und musste nich mehr wie ne bekloppte hier rum sitzen.
“Nenn mich einfach Sven. Tun die andern auch. Ich spiel eigentlich auch gern Fußball, aber ich hab noch nie einen Verein besucht. Aber mal im Ernst ich hätte nicht gedacht das du spielen kannst.”
“Das glaub ich. Die andern allerdings auch nicht!”
“Weißt du, dass du das erste Mädchen bist, dass hier richtig gut spielen kann?”
“So was in der Art wurde mir gesagt. Aber nicht das ich RICHTIG gut bin.” Sven grinste und erwiderte: “Naja, ich glaub du bist auch in anderem RICHTIG gut.”
Ich schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
“Aha, und das wäre?” Er zuckte nur mit den Schultern und seine Augen funkelten. “Wie wäre Kampfsport? Wie lange trainierst du schon?”
“ Seit neun Jahren.” “Und darf ich fragen wieso?”
“Hmm… scheiß Erlebnis mit 8 Jahren.”
Er sah mir an das ich nicht weiter über das Thema reden wollte und überraschte mich indem er sagte: “Ich trainiere Judo, seit ich 9 bin.”
“Echt? Du machst Judo?” “Hättest du nicht erwartet, was?”
“Nope. Hey… Menno, das heißt ja du bist stärker als ich!”
Er grinste. “Gefällt dir die Vorstellung etwa nicht, dass ich stärker bin als du?”
“Sollte es?” “Eigentlich nicht, nein. Mir aber schon!”
“Naja, wär auch ganz schön komisch wenn ich dich im Kampf besiege, oder?” Er lachte. “Auf jeden Fall.”
So saßen wir dann noch ein bisschen schweigend da. Nicht das es unangenehm war. Es war ganz schön. Doch dann fiel mir die Speerstunde wieder ein und ich fragte: “Wie viel Uhr ist es eigentlich?”
Sven nahm ein Handy aus der Hosentasche und schaute drauf.
“Du hast noch ne ganze Stunde Zeit.” “Du mehr?”
“Klar, ich könnte hier die ganze Nacht sitzen bleiben.”
“Unfair,” brummte ich und er lachte. Dann schaute er ernster aus.
“Hey, wenn ich du wäre, würde ich mich von diesem Daniel fernhalten. Er scheint ganz nett, aber manchmal flippt er total aus und er ist echt… komisch.” Ich lächelte. “Ja, hier sind viele Leute komisch.”
Er zog die Augenbrauen hoch. “Du meinst doch hoffentlich nicht mich!”
Ich grinste und zuckte mit den Achseln. Dann wollte ich aufstehen.
“Ich glaub ich sollte dann mal gehen.” Ich stand jetzt mit dem Rücken zu ihm und wollte ihm noch mal schnell zulächelt, als sich von hinten zwei Arme um mich schlangen. Einer um meine Hüfte und der andere auf meine Brüste. Ich erstarrte und Sven flüsterte mir ins Ohr: “Nur zum Abschied.” Ich könnte jetzt zwar schreien, aber falls es jemand hören würde, wäre es dann ziemlich peinlich Das zu erklären. Oder ich könnte mich mit Judo wehren, aber er war nun mal stärker. Verdammt! Jetzt saß ich echt in der Klemme. Ich versuchte mich zu befreien, aber er hielt mich so fest, dass ich mich kaum bewegen konnte. Irgend so ein blöder Judotrick, denn ich noch nicht kannte.
“Was soll der scheiß?” Sven antwortete nicht, sondern bewegte seine Hand immer weiter runter und hob den Rock an. “Hey, lass das!,” fauchte ich. Okay, ich wusste das es eh nix bringen würde, aber war halt son Reflex. Ganz Toll! Vorhin war ich ne Bekloppte mit nem iphone im Wald, in der Nacht. Und jetzt bin ich die Bekloppte im Wald, die befummelt wird und witzigerweise gut in Judo ist, aber weil der Typ, der sie befummelt besser darin ist, muss sie sich also vergewaltigen lassen, oder was?! Wie Ironisch. Haha. Zum Totlachen.
Nun bedeckte er meinen Hals mit Küssen.
Toll! Neun Jahre Judo, und für was bitteschön?!
Keine Ahnung wie lange wir da so aneinander gepresst standen, während er mich ansabberte. 10 Minuten?
Hmmm… Ja, okay, soooo scheiße wars ja eigentlich nicht. Ich mein Sven sah ja auch echt gut aus und nett war er auch. Aber hätte er nicht einfach höflich fragen können? Wahrscheinlich hätte ich Nein gesagt, aber wäre besser für ihn! Arschloch!
Und als wäre Das nicht erniedrigend genug, stießt er mich zu Boden und setzt sich auf mich drauf!!
Ähhhm… HALLO?! Tickt der nicht ganz richtig? Ich versuchte mich wieder zu befreien. Erfolglos. Also, ich werde diesen blöden Judo-Verein noch verklagen. Das nützt mir ja so gar nichts!
Seufzend gab ich auf. Er nahm meine Hände in eine seiner Hände und mit der anderen schob er mein Top hoch. Schlau von mir, den schwarzen Spitzen BH anzuziehen. Echt schlau!
Okay, zusammengefasst. Es ist Nacht. Ich bin im Wald. Unter einem Typen. Mein Rock ist hochgezogen. Mein Top ist hochgezogen. Und meinem Verein hängt ne Klage am Hals. Jo. Große Klasse!
Mein erster Tag im Camp endet also damit, dass ich so zusagen vergewaltigt worden bin. Yippie.
“Hey Sven, weißt du es ist bald Speerstunde und… ich wollt mal fragen… ob du mal von mir runter steigst?!” Sieht nicht so aus, nein.
Also wenn der erwartet das ich jetzt rumheule, irrt der sich. Das tu ich ganz sicher nicht! Hmpf.
Da kam mir ne Idee. Hoffe die klappt!
Ich spannte meine Beine an und zog sie so fest ich konnte an mich.
Kapitel 12
Am nächsten Morgen musste ich erst durchgeschüttelt werden, um aufzuwachen. Greta und die anderen Mädchen schauten mich zwar ein bisschen besorg aus, kümmerten sich aber nicht weiter darum. Ich war Hundemüde. Gestern konnte ich erst nach einigen Stunden einschlafen, obwohl meine Augenlieder schon so schwer waren und mein Gehirn vernebelt. Komisch.
Ich stand auf und nahm meine Sachen zusammen und ging zum Baderaum. Heute sollten wir im Wald wandern. Und darauf hatte ich echt keine Lust. Wandern mochte ich noch nie. Da flog ich manchmal sogar hin, wenn wir schon lange gegangen sind oder gerade über nen ziemlich dummen Weg laufe.
Wir sollten uns neben der Hütte Nummer 1 treffen. Als ich ankam waren schon fast alle da. Sie standen wieder mal in kleinen Gruppen. Mein Blick fiel auf den Mittelpunkt einer Mädchengruppe. claudia stand da und lachte. Sie hatte einen kurzen Mini an und ein enges Top, das viel haut zeigte. Ja, okay, ich hatte auch nen Rock an aber doch nicht so kurz. Ich meine wir gehen wandern.
In diesem Augenblick schaute sie zu mir und grinste dreckig. Miststück! Die restlichen kamen und die Betreuer auch. Sonja, Hannes und Susan. Gott sei dank, war Sven nicht dabei! Es wäre oberpeinlich ihn zu sehen. Ehrlich gesagt hoffte ich ihn nie wieder zu sehen. Aber niemand hielt es für nötig mir diesen Wunsch zu erfüllen. Es kam sogar noch schlimmer. Heute Abend sollten wir schwimmen. Und da war er Betreuer. Ganz toll! Da hätte ich ihn lieber jetzt dabei.
“Soo!,” ertönte Hannes Stimme. “Wir wollen jetzt ein bisschen den Wald erkunden. Und da die meisten hier den Weg schon kennen, gehen wir heute einen anderen, kay? Bitte entfernt euch nicht von der Gruppe! Der Wald ist nämlich ganz schön groß und ihr könntet euch verirren.”
“Wir gehen nur zwei bis drei Stunden spazieren. Wenn wir wieder kommen, könnt ihr euch ne Stunde ausruhen und dann gehen wir schwimmen. Kommt jetzt!” Susen ging vor und wir folgten ihr. Sonja und Hannes gingen in der Mitte. Lustlos ging ich ganz hinten, neben Katja her. Das konnte wirklich noch ein toller Tag werden!
Eine Stunde lang stolperten wir nun schon im Wald herum und es machte absolut keinen Spaß. Im Gegenteil! Und was das beste war ist dass es nicht da letzte mal war dass wir wandern gingen.
Wir legten eine Pause ein und ich setzte mich etwas abseits von den anderen. Zehn Minuten durfte ich hier sitzen und dann ging es weiter. Ich war so in Gedanken verunken, dass ich erst merkte das er da war, als seine Hand mich kurz bei der Schulter berührte. Ich zuckte zusammen und schaute hoch. James hatte eine schwarze Shorts und ein enges Hemd an. Um seinen Hals hing eine silberne Kette. Nich wie bei einem Punk oder so nem Raper mit seinen Goldkettchen. Und die schwarzen haare waren wieder so cool nach oben gestylt. Er sah wieder fantastisch aus, aber nie im Leben würde ich ihm das sagen.
“Hallo,” sagte er und ließ sich neben mir nieder. Erst jetzt merkte ich das er auch noch fantastisch roch. Noch besser!
Ich senkte meinen Blick wieder und sagte:
“Na hast du dir schon was überlegt?”
“Noch nicht. Und ich muss sagen es fällt mir auch echt schwer. Würdest du mir helfen?”
“Wieso sollte ich?”
Er lächelte. “Warum so zickig?” Ich schnaubte und sah ihn einfach an.
Er seufzte und fragte: “Welche Einschränkungen gelten bei dir?”
“Oh, da gibt es viele. Sag mir was du willst und ich sage dir ob ichs mach.”
“Okay, wir klären das später… Hey, ich hab mit Steve gesprochen und er wird dich in Zukunft in Ruhe lassen.” Überrascht schaute ich ihn an.
“Vielen… Dank. Trotzdem wird’s echt peinlich werden!”
“Jaaa, daran kann ich leider nichts ändern. Tut mir leid.”
“Schon gut, ist ja nicht deine Schuld.”
Wir saßen schweigend da und die letzten Minuten verstrichen. Ich stand langsam auf und streckte mich ein bisschen. Der Waldboden war ziemlich hart. James lachte. Verwirrt schaute ich ihn an.
“Was ist?”
“Dein Hintern ist echt dreckig!” das blut schoss mir in Wangen und ich war nah dran ihm eine zu verpassen. Ich linste über die Schultern und ja, er hatte recht. Mein Rock war echt dreckig. Als ob ich eingema…. Egal. Ich drehte meinen Hintern aus der Richtung von James und versuchte ihn mit den Händen sauber zu kriegen. James schaute mir dabei mit einem Grinsen zu. “Würdest du bitte aufhören so zu grinsen? Dein Arsch muss doch auch so dreckig sein!”
Er schüttelte nur leicht den Kopf und stand auf. Menno! Durch die schwarze Farbe der Shorts sah man gar nicht das er dreckig war. Wie unfair! Ich stöhnte genervt und ging zu Lotte und den anderen. Sie schaute mich mit geweiteten Augen an und zeigten auf James, der mir grinsend folgte. Ich schüttelte nur leicht den Kopf und wir gingen mit den anderen weiter. Ich, Greta, Lotte, Katja, Sunny und James, der neben mir herging. Stalker!, dachte ich und musste dennoch lächeln.
Kapitel 11
Oh mein Gott! Ich kann nicht mehr.
Nach dem wir zwei Stunden im Wald herum gestolpert sind- was für einen Sinn das auch immer hatte- und ich die ganze Zeit “gestalkt” wurde von einem heißen Typen, musste ich jetzt auch noch in einem Bikini vor dem Kerl, der mich gestern fast vergewaltigt hat, rumlaufen.
Was gibt es besseres?
Wenigstens hatte ich nicht den neuen Bikini mitgenommen. Sonst wäre das noch peinlicher. Meiner unterschied sich eigentlich nich sehr von den anderen. Also nix was soo auffallen würde. Hoffe ich.
Ich folgte den anderen Mädchen raus zum See und war einigermaßen überrascht. Es sah wirklich schön aus. Das Wasser war nicht so grünlich wie ich es erwartet hatte. Nein, es war blau und glitzerte schön in der Sonne. Um den See herum war eine kleine Wiese mit hübschen Blumen. Und durch die Bäume schien die Sonne hin durch. Es sah traumhaft aus.
Okay, vielleicht würde es ja doch noch ganz schön werden, redete ich mir optimistisch zu.
Nein, falsch. Vollkommen falsch. Da stand er. Sven. Er und Susen, die einen verdammt knappen Bikini anhatte. Sie unterhielten sich und seine Hand fuhr wie zufällig über ihre Brust. Susan kicherte nur. Klar, kaum hatte ich ihn abblitzen lassen, machte er sich schon an die nächste ran. Idiot! Okay, ich weiß das ich ihn besser einfach ignorieren sollte und überhaupt was ging mich es an was er da mit wem tat? Aber ich musste mir eingestehen, dass es mir nicht völlig egal war. Ich mein er sah schon verdammt heiß aus, ohne Oberteil und mit diesem süßen Grinsen.
Halt! Stopp! Bin ich blöd?! Was denk ich den da gerade. Der Typ wollte mich gestern vergewaltigen! Gott, was hatte ich nur für ein kleines Hirn. Aussehen war auch nicht alles. Außerdem brauchte ich echt keine Sommerromanze bzw. Affäre. Also, vergiss es Herz… ähh… Auge!
Als ob er meinen Blick bemerkt hätte, drehte er sich um und sein Grinsen wurde noch breiter. Er zwinkerte mir zu und formte lautlos einige Worte mit den Lippen, die ich nicht verstand. Es sah nicht so aus als wollte er sagen dass ich es bereuen werde, aber sicher war ich da nicht.
Und eigentlich, hatte James doch gesagt, dass Sven mich jetzt in Ruhe lässt, nicht? Also würde er hoffentlich keine Psychospielchen mit mir veranstalten. Darauf hatte ich nämlich überhaupt keine Lust.
Ich ging auf die ganzen Mädchen und Jungs zu, die schon auf dem Steg standen. Die waren alle so aufgeregt, dass sie mich und Greta gar nicht bemerkten. War auch ganz gut so. Wir standen und unterhielten uns ungefähr fünf Minuten, dann rief auch schon Maries uns zur Ruhe.
“Also, Kinder, ich weiß das es euch nervt und ihr schon auf euch selbst aufpassen könnt. Trotzdem muss ich euch jetzt belehren. Erstens ihr werdet keine gefährlichen Sachen im Wasser machen, wie z.b. den Kopf eines anderen unter Wasser halten. Ihr werdet euch benehmen. Und wenn wir sagen ihr geht aus dem Wasser dann tut ihr das gefälligst! Es soll nicht so enden wie letztes Mal, klar?!”
Was war denn letztes mal? Manche Jungs bekamen rote Wangen oder schauten schuldig drein. Egal was passiert ist, es war sicher witzig gewesen. “Okay, ab ins Wasser, Leute!,” brüllte Sven und die Jungs und Mädchen rannten wie behindert ins Wasser. Langsam folgte ich, Sunny und Katja ihnen.
Und dann… ach du Scheiße! Da kam ne Horde Jungs auf uns zu und- vielen Danka auch!- bespritze uns mit Wasser. Irgendein Idiot kam sogar auf die geniale Idee mich ins Wasser zu schmeißen. Wie kreativ!
Also stand ich dann klatschnass im Wasser und dachte mir wie sehr mich das ganze an einen Film oder an ein schlechtes Buch erinnerte. Okay, ja ich hatte heute verdammt schlechte Laune. Ob es daran lag das ich gestern unfreiwillig angesabbert wurde oder ob ich erpresst wurde, wusste ich nicht.
Seufzend ging ich weiter ins Wasser rein und fing an ruhig zu schwimmen. Netterweise störte mich niemand. Eigentlich mochte ich schwimmen ja. Ich fühlte mich dabei so losgelöst und so leicht. Ja, ja, ich klinge echt poetisch. das ist mir klar.
Aber natürlich musste meine Ruhe ein schräges Ende nehmen. Wie immer.
Denn als ich so schön schwamm, wurde ich ruckartig am Fuß zurück gezogen und unter Wasser festgehalten. Definitiv ein Junge, der das war, denn die Muskeln waren sehr deutlich zu spüren. Ich wand mich in den Armen und trat um mich, bis ich wohl eine gute Stelle getroffen hatte, denn der Typ lies mich los. Eigentlich hatte ich gedacht es wäre Sven der mich festhielt. Aber falsch gedacht. Es war mein ganz persönlicher sexy Stalker. James stand halbnackt und mit einem frechen Grinsen vor mir. Als ich aus dem Wasser aufgetaucht war musste ich erst mal keuchend nach Luft schnappen, jetzt atmete ich schon wesentlich normaler. Mein Herz aber schlug noch schneller und in meinem Bauch vollführten irgendwelche Akrobaten, einige Drehungen. Und ich wusste ganz genau was das bedeutete. Das musste ich unbedingt verhindern!
James grüne Augen funkelten mich an und das Wasser spiegelte sich darin. Sein braunes haar war zersaust und hing ihm über die Augen. Und… wow, hatte der Muskeln. Okay, Krissi, nicht zu lange hinstarren. Das kommt total uncool. Stattdessen schaute ich wieder in sein Gesicht. Das war ein Fehler. Denn sein Lächeln war so umwerfend und seine Augen strahlten so schön, dass ich in ihnen zu versinken drohte. Um mich abzulenken schaute ich schnell über seine Schulter und fuhr ihn an:
“Du weißt das Marie so was verboten hat! Und nur weil du der Sohn des Campleiters bist, glaubst du dass das nicht für dich gilt, oder was?!”
Er grinste mich nur weiterhin an.
“Okay, wie lange hast du noch vor mich zu Stalken? Wird langsam echt gruslig.” Und das stimmte auch.
“Eigentlich wollte ich dir nur sagen, was ich von dir will. Aber wenn du so drauf bist…”
“Okay, was ist dein Wunsch, Meister?”
“Ich will das was jeder Mensch mal braucht in der Nacht.”
Mein Herz schlug nun so laut das ich dachte er würde es hören.
Meinte er das ernst? Ich mein klar war er heiß und so und ich hatte ihn auch irgendwie gern, was schräg war, da er mich stalkt und erpresst. Aber… ja irgendwie wollte ich es aber dann wieder auch nicht. Oh verdammt!
“Ach ja, und das wäre?” Glücklicherweise klang meine Stimme fester als ich gedacht hätte. James lächelte nur geheimnisvoll und flüsterte:
“Komm heute um zehn zum Lagerplatz, dann wirst du es sehen.”
Okay, das klang echt wie aus neu schlechten Film.
Ohh man, was sollte ich tun?
Vielleicht hatte ich mich geirrt und er wollte was vollkommen anderes?
Hoffen wir mal.
James hatte sich ab gewand und latschte zum Ufer.
Ich schaute ihm eine zeit lang nach, dann schwamm ich langsam zu den anderen, die sich mit Wasser bespritzten.
Doch das blöde Kribbeln ging einfach nicht weg. Mist, aber auch.
Kapitel 13
Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe und blickte zum 100 mal in den Spiegel. Ich hatte einen schwarzen Rock und ein etwas helleres Top an. Dazu die Ballerinas. Nichts zu aufreizendes.
Wieder ging es mir durch den Kopf einfach hier zu bleiben. Es wäre einfacher. Aber komischerweise wollte ich auch gehen.
Außerdem muss ich doch mein Iphone wiederkriegen!
Ich holte noch einmal tief Luft und ging raus. Die anderen spielten alle Fußball oder so. Sie hatten auch versucht mich mitzuschleifen, aber nach ner Zeit hatte ich damit gedroht ihren Hintern mit ein paar Judoschlägen zu bearbeiten. Ja, klingt pervers.
Ich ging durch den Wald zum Platz und dankte Gott dafür, das ich bis jetzt noch nicht über meine wackeligen Beine gestolpert bin.
Wieso war ich eigentlich so nervös?
Ich hatte schon mit einigen Jungs geschlafen, aber nie war bei mir Gefühl im Spiel. Überhaupt hatte ich noch nie für einen Jungen richtig was empfunden. Sie dienten nur als Zeitvertreib. Aber bei James war das anders, deshalb war ich auch… verdammt was war das?
Ich empfand nichts für James! Nur um das klarzustellen.
Er erpresst mich, stalkt mich, ist pervers und echt schräg.
Gutes Aussehen lässt mich nicht drüber hinwegsehen!
Ich redete mir noch ein paar mal ein, dass ich nichts für James empfand, so das ich es fast schon glaubte. Herr Gott noch mal!
Wieso ausgerechnet er? Wieso nicht… Daniel oder Jack oder sonst wer? Wieso dieser schräge Stalker?!
Ich musste mich an einen Baum lehnen und ein paar mal tief einatmen. Dann ging ich wieder weiter und war bald am platz. Aus Gewohnheit schaute ich zum umgefallenen Baum und seufzte.
Da war er. So gutaussehend wie eh und je. Blöder Mist!
Konnte er nicht hässlich sein?!
Leise ging ich auf ihn zu und er hob den Kopf. Ich stellte fest, dass er Musik hörte… mit meine Iphone.
“Wer hat dir erlaubt meine Musik zu hören?”
“Genau gesagt ist das nicht deine Musik.”
“Aber mein Iphone!”
“Jetzt noch meiner.”
“Oh, und wann meiner?”
“Bald.”
Seit wann ließ ich mich eigentlich provozieren?
“Egal. Wieso bin ich hier?”
“Um mir meinen Wunsch zu erfüllen.”
“Und der wäre?”
“Was glaubst du denn?”
“Irgendwas perverses?”
“Schon möglich.”
“Würdest du mir mal ne nützliche antwort geben?”
Er grinste mich frech an, was unglaublich süß aussah. Maan!
“Komm mit!” Er fasste meine Hand und lief in den Wald hinein.
“Hey! Wir dürfen nicht über die Grenze.”
“Ich erlaube es dir, okay?”
“Na gut.” Wie blöd bin ich den? Es im Wald zu treiben ist echt ein neuer Tiefpunkt!
Er bog um eine Ecke, wo die Bäume ziemlich dicht waren und ich konnte nur noch staunen.
Ich hatte mich echt geirrt.
Es war zwar eine Decke da, aber darauf war so viel verschiedenes Essen drauf, dass ich nicht richtig erkennen konnte was das alles war. Aber sicher köstlich!
Ein picknick. Wow, ich hatte das schon in vielen Filmen erlebt, aber nie hatte das einer für mich getan. Echt, das war einfach zu… komisch.
Unbewusst fing ich an zu lachen. James schaute mich verwundert an.
“Was ist? Zu viel? Du stehst doch wohl nicht auf Magersucht.”
“Nein, das nicht, aber… das ist so… wie aus einem Film, irgendwie ist es klar das so was kommt, aber dann… ist man einfach überrascht… hmmm… das klangt jetzt dämlich.” Auch James musste lachen.
“Und eigentlich hatte ich erwartet das jetzt etwas perverses kommt…”
Er schaute mich mit einem wissendem und zugleich hinterlistigem Lächeln an.
“Woher willst du wissen, dass nichts perverses kommt?”
“Was soll…?” Er zog mich schnell an sich und trug mich zur Decke
Kapitel 14
“Heyy!”
Ich schlug wie verrückt um mich. Aber James ließ mich nicht los.
Moment! Wie blöd kann man sein? Ich hörte auf rumzuzappeln und ließ mich von ihm auf die Decke tragen. Dabei dachte ich nach wohin ich ihm mit einem gekonnten Schlag eine verpassen sollte.
Im Ernst, ich sollte nicht dauernd vergessen das ich Kampfsport konnte!
Gerade als ich ihm einen Tritt geben wollte, setzte er sich auf die Decke und zog mich auf seinen Schoß.
Man, wie dämlich sah den das jetzt aus! Ich bin doch kein Baby.
“Okay, was hast du jetzt vor? Mich füttern?”
“Genau.” Und bevor ich auch etwas erwidern konnte, nahm er was in die Hand und stopfte mir das zeug in den Mund. Obwohl es echt gut schmeckte, konnte ich nicht anders als zu meckern. Ich mein wie kommt er überhaupt auf die Idee mich so zu behandeln?!
“Das mit dem füttern war nicht ernst gemeint, du Arsch!”
“Tja, Pech gehabt! War ja deine Idee.”
Ich wollte ihm gerade nicht jugendfreie Beleidigungen zu werfen, als er mit wieder was rein stopfte. Während ich versuchte das runter zu schlucken, lachte der Idiot sich halb tot.
Okay, das reicht!
Ich griff mit meine freien Hand nach was essbarem und drückte es ihm in den mund. Er war so überrascht, dass er sich verschluckte und husten musste. Jetzt war ich zufrieden.
“Oh, geht es die gut?,” fragte ich zuckersüß.
Niemand sollte sich mit Kristina Blackwood anlegen!
“Wundervoll! Aber das Essen war für dich gedacht, also solltest du noch was essen.”
“Auf keinen Fall!”
“Wieso? Willst du deine Figur nicht ruinieren?”
“Nein, das würde eh nicht gehen.”
“Was ist dann dein Problem?”
“Ich mags nicht sonderlich gefüttert zu werden.”
“Schade, hat Spaß gemacht.”
“Ja, ja,” brummte ich.
Konnte er mich nicht endlich loslassen?
Ich fühlt mich eh schon schwindelig.
James drückte mir einen Teller mit Pizza in die Hand und lächelte.
Verdammt! Ich wandte mich von seinem Gesicht ab und biss in meine Pizza. James nahm sich auch was zu essen.
Die Stille wurde mir irgendwie unangenehm also fragte ich mal das dümmste was mir einfallen konnte.
“Und das braucht ein Mensch also in der Nacht? Essen?”
James grinste und fragte:
“Was hast du den erwartet?”
“Ähhh… ich? Ich hab eigentlich… nicht darüber nachgedacht.”
“Aber natürlich, Krissi.” Der Sarkasmus war nicht zu überhören.
“Was soll das heißen?”
“Da lade ich, ein junge den du kaum kennst, dich ein mit mir was in der Nacht zu machen, was jeder Mensch mal braucht. Natürlich lässt dich das total kalt.”
“Tut es ja auch!”
Er schüttelte bloss lächelnd den Kopf.
“wirklich? Ich bin dir vollkommen egal?”
Hatten wir nicht gerade noch von dem “Date” geredet?
Wieso wechselt er jetzt zu meinen blöden gefühlen?
“Wieso fragst du mich das eigentlich?”
“Weil du mich nicht kalt lässt.”
Hätte nicht gedacht das er so direkt ist.
“Oh… okay, danke.”
James lachte. …Wieso lachte er?!
“Was ist?”
“Danke? Sonst fällt dir nichts ein?”
“Ähhh… was denn noch?”
Er beugte sein Gesicht runter, so nah das ich seinen Atem spüren konnte.
Musste das sein? Unwirkürlich fing ich an zu zittern. Hässlicher Mist.
James lächelte und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich schloss die Augen und spürte seine warmen Lippen. Aber nicht auf meinem Mund, sondern auf meiner Stirn.
Verwirrt schaute ich in seine funkelnden Augen. Das hätte ich jetzt nicht gedacht.
“Was… sollte das?”
Oh ja, ich klang auch echt wütend. Man ey.
“Also, bin ich dir egal?”
Ich wurde rot- was sonst nicht der Fall ist- und schaute auf den Boden.
“Nein.”
“Gut.”
“Gut? Sonst nichts?”
“Was denn noch?”
Ich musste grinsen, genau wie er.
Unbewusst lehnte ich mich an seine Brust und seufzte tief.
“Was ist?”
Ich schaute ihn wieder an.
“Nichts.”
James wirkte nicht überzeugt, ließ es aber bleiben.
Ich fragte mich eigentlich nur, ob er wie die anderen Jungs, mich nur ins bett kriegen wollte. Aussehen tat er schon wie sie. Naja besser, aber auch wie so ein Macho. Sein Charakter war aber anders. Irgendwie echt schräg, aber das machte ihn auch so süß. Hmpf.
Wir saßen noch eine Weile so da, aber dann fiel mir die Sperrzeit wieder ein. Mittlerweile sollten zwei Stunden vorbei sein.
Ich befreite mich aus seinen Armen und stand auf. James sah mich fragend an.
“Ich muss gehen. Es ist sicher schon nach Mitternacht.”
“Ach so… ich bring dich zurück, damit du keinen Ärger kriegst.”
“Okay, danke.”
“Sehen wir uns dann morgen?,” fragte ich als wir schon fast an meiner Hütte angekommen waren.
“nein, sorry. Ich bin für den Rest der Woche weg. Hat was mit den… Spielen zu tun.”
“Schade,” sagte ich und er musste wieder grinsen.
James setzte an was zu sagen, was sicher peinlich für mich war, aber ich unterbrach ihn.
“Was sind den das überhaupt für Spiele?”
“Ähhm… das wirst du schon sehen.”
Wieso wirkte er auf einmal so abweisend?
“Na gut, wen du meinst.”
Danach sagte keiner mehr etwas und dann waren wir schon bei meiner Hütte. Ich wollte reingehen, als James nach meiner Hand griff und mich zu sich umdrehte.
“Wenn ich zurück bin erzähl ich dir, was es mit den Spielen auf sich hat. Die anderen da, haben keine Ahnung, okay?”
Ich war so überrascht das ich nur nicken konnte.
James beugte sich noch einmal zu mir runter und streifte meine Wange mit seinen Lippen. Wieso küsste dieser Arsch mich nicht einfach?!
Kapitel 15
(3 Tage später)
“Na, Krissi? Gut geschlafen?” Claudia grinste hämisch und kam mit ihren neuen Freunden auf mich zu. Leider hatte ich so gar keine Lust mit ihr zu reden, also ging ich einfach weiter. Natürlich folgte sie mir. Wieso auch nicht?
“Was ist denn?,” fragte ich nach einigen Minuten genervt. Das war doch nicht normal, dass sie mich schweigend verfolgte. Okay, warum stalkte mich hier eigentlich jeder?
“Hast du heute schön von James geträumt?”
Fast rutschte mir die Frage heraus, woher sie das bitteschön wusste. Aber ich hielt mich noch rechzeitig zurück.
“Ähh… Nein?!”
“Tja, es ist sowieso egal. Ich wollte dir nur so sagen das du die Finger von ihm lassen sollst, du Schlampe!”
Abrupt blieb ich stehen und drehte mich mit verengten Augen zu der “Gang” um.
“Schlampe?!”
“Hast du was an den Ohren? Ja, Schlampe. Du schmeißt dich doch an alle Jungs hier ran. Aber James gehört mir!”
“Ach wirklich? Weiß er schon davon?”
“Natürlich! Seit gestern und er ist auch in mich verliebt! Also mach dir keine großen Hoffnungen!”
“Wie du meinst, aber du solltest wissen, dass er seit Mittwoch weg ist” ich drehte mich wieder um und ging Richtung Mensa.
Gott sei dank folgte mir diese “Coole” etwas nicht.
Was bildet sie sich eigentlich ein? So was hatte ich ehrlich noch nicht erlebt. Einfach schräg…
Kaum war James drei tage weg, fing das camp an mir auf die nerven zu gehen. Das war so sinnlos! Wieso musste ich mich auch ausgerechnet ihn so einen komischen Typen verknallen?
Seufz. Ich trappte weiter zum See, wo Daniel und Greta auf mich warteten. Naja, vielleicht half schwimmen mir mich zu entspannen.
“Hey,” begrüßte ich sie und ließ mich sofort ins Wasser gleiten.
Man, das tat gut! Nach zwei Stunden Fußball brauchte das jeder mal.
Die zwei schwammen mir nach und fingen sofort an über belangloses zeug zu reden. Ich hörte nur mit einem Ohr zu und ließ mich treiben.
“Kriss, es ist unhöfflich nicht zu zuhören!”
“Hä? Was ist?” ich öffnete die Augen wieder und schaute in Daniels beleidigtes Gesicht.
“Was ist eigentlich los mit dir? Seit Mittwoch bist du schon so komisch.”
“Wie meinst du das?”
“Abgesehen das dich alles zu nerven scheint, bist du unfreundlich und hörst uns nie zu!,” mischte sich auch Greta ein.
Oh, war das echt so? ich bemühte mich eigentlich immer, nicht zu genervt auszusehen. Verdammt, was tat James mir an!
Wenn er wiederkommt, erwürge ich diesen Mistkerl!
“Sorry, aber ich bin … müde.”
Zweifelnd schaute Daniel mich an und setzte an etwas zu sagen, aber Greta unterbrach ihn.
“Ist es wegen James?” Mist.
“Ähhh… wa… was meinst du?”
“Naja, der ist dir doch im Wald gefolgt und ihr habt euch unterhalten.”
“Na und? Das bedeutet gar nichts.”
“Ja, aber seit ich hier bin, hat er nie mit einem Mädchen geredet.”
Was echt? Das wusst ich ja gar nicht.
Was war den sein Problem? Zu schüchtern war er sicher nicht, das war ja mal klar. Hmpf.
“Moment! Du hast mit James rumgemacht?”
Daniel hielt mich an den schultern fest und schaute mich mit zusammengekniffenen Augen an.
“Geredet, alter!”
“Du solltest mit dem nichts zu tun haben!”
“Ähh… wieso?”
“Du kennst ihn nicht!”
“Gut genug.”
“Ach ja, und hat er dir erzählt, dass er seine erste Freundin umgebracht hat?”
“Willst du mich verarschen?”
“Seh ich so aus?”
“nein, aber bitte… wer bringt schon seine erste Freundin um? Außerdem dachte ich er hätte nie was mit Mädchen zu tun!”
“Seit er Julia getötet hat, nicht. Aber früher hatte er jede aufgerissen.”
Was? James ein Aufreißer?
Okay, ja, das konnte ich mir vorstellen.
Und wieder kamen in mir Zweifel hoch, ob James nicht doch nur mit mir ins Bett wollte. Scheiße! Wenn das so wäre, bin ich ja echt blöd!
Oh, oh. Ich musste hier weg, sonst würde ich noch anfangen zu heulen.
“Das ist nicht wahr, du Arsch! Und überhaupt was geht dich das an mit wem ich “rummache” ?”
Ich riss mich von ihm los und latschte durch das Wasser, zum Ufer und ging einfach weiter ohne auf Daniels oder Gretas Rufe zu hören.
Das letzte was ich noch mitbekam als ich in den Wald verschwand war, wie Greta Daniel anbrüllte was sein Problem mit James wäre.
Da hatte sie recht. Was war sein Problem?!
Ja, vielleicht war er in mich verknallt oder so, aber musste er sich deswegen wie ein Arsch benehmen?
Eigentlich war ich mehr sauer auf ihn, wegen den Anschuldigungen an James, als auf mich, weil ich so blöd sein konnte und James gleich glaubte er hätte sich in mich verliebt!
Was wenn er mich da nur angelogen hatte und nichts für mich empfand?
Oder doch? Verdammt ich wusste echt nicht was ich denken sollte.
Am besten ich frag ihn einfach was da los war. Naja, ich muss aber erst bis Sonntag warten. Maan.
Ich bog gerade um einen Waldweg als ich plötzlich eine tiefe Männerstimme hötre die jemanden anbrüllte.
Kapitel 16
“Was soll das heißen, sie ist nicht mehr da?!”
Ich erblickte Robert, der sich an einen Baum lehnte und mit einem wütenden Gesicht in ein Handy schrie. Schnell duckte ich mich hinter einen Baum, so das er mich nicht sehen konnte. Wieso ging ich nicht einfach weiter? Ach, meine Neugier… die hatte mich schon in viele Schwierigkeiten gebracht.
“Und wie zum Teufel konnte das passieren?”
Meine Güte klang der sauer. So hatte ich ihn ja noch nie erlebt.
Zugegeben ich hatte ihn nur zwei mal gesehen…
“In Gedanken? Sag mal spinnst du?! Dieses Mädchen ist eindeutig nicht gut für dich, James!” Oh, James?
“Was das heißen soll? Tja, du erinnerst dich vielleicht an deine erste Freundin? Ich habe dir nicht umsonst verboten dich von Mädchen fern zu halten!”
Na bei so einem kranken Vater wundert es mich ja wenig das James so schräg ist. Ich mein, wer verbietet seinem neunzehn jahre altem Sohn schon, sich mit Mädchen zu treffen. Ist Robert denn so ein Kontrollfreak? Bis jetzt ist mir das auch nicht aufgefallen.
“oh, doch, das kann ich sehr wohl!” Er lachte laut auf, was verdammt kaltherzig klang.
“Es ist deine Wahl, entweder hälst du dich von ihr fern oder Ich beauftrage meine Süßen sie zu holen.”
Süßen? Was soll das den heißen?
“Grausam?! Ich? Komm schon, Söhnchen. Ich lasse dir die Wahl….
Scheiß Wahl? Solche Ausdrücke hab ich dir nicht beigebracht. Aber im Ernst! Entscheide dich gut. Sonst wird… Kristina leiden. Genauso wie… Julie, so hieß sie doch nicht?… Julia?… Ist ja auch egal…. Ach so, hol Nummer 4 zurück, verstanden?! Sonst wird dein Schatz dafür bezahlen!”
Er legte auf und ging wieder weg. Ich blieb aber noch ein paar Minuten so sitzen. Wie krank klang den das gerade? Okay, ja, der Typ hatte mir Angst gemacht. Robert klang so… herzlos und grausam. Und was verdammt meinte er mit, ich müsste leiden? Für was denn?
Also echt, wenn James sich deswegen von mir fernhält, ich quetsche Robert die Eier ab.
Langsam stand ich auf und ging weiter. Sonntag, kam James wieder. Da konnte er mir diesen psychisch kranken Mist mal erklären. Das hatte er mir versprochen! So ungefähr….
“Was ist los mit dir alter?,” hörte ich Jack brüllen. Er und Daniel standen vor einer Hütte und brüllten sich gegenseitig an. Na toll! Schon wieder meldete sich meine Neugier. Das zweite mal am Tag. Hintereinander.
“Du willst sie doch genauso sehr wie ich!”
Bitte mein nicht mich. Nicht mich, bittee!
“Das tut jeder. Trotzdem, wieso hast du sie einfach so in den Wald rennen lassen?! Dad, hat nicht umsonst gesagt, das man die Grenze nicht überschreiten darf.”
“Wenn ihr was passiert ist das nicht meine Sache. Hat sie selber schuld.”
“Spinnst du? Da draußen laufen die Viecher einfach so rum. Wenn sie ihnen zu nahe kommt, schlachten die Krissi ab.”
“Das hat die Schlampe auch verdient!”
“Schlampe??”
“Erst macht die mich an, dann dich und dann knutscht sie mit James rum.”
“Du weißt, dass er sie nicht nur ins Bett kriegen will, nicht so wie du. Ihm liegt was an ihr.”
“Ja, und damit bringt er sie um. Dieses verweichlichte Arschloch.”
“Nenn ihn nicht so.”
“Du bist doch genauso wie er! Deshalb mag Dad mich auch mehr, als euch. Ich komme ganz nach ihm.”
“Und darauf bist du stolz? Wie krank muss man sein! Er ist ein Psychopat, verdammt!”
“Wie kannst du es wagen ihn zu beleidigen? Dafür wird er dich bestrafen!”
“Arschloch! Wehe Kristina passiert was, dann wirst du sehen wie sehr ich nach Robert komme!” Jack drehte sich um und ging weg, während Daniel laut loslachte.
Was zum Teufel ging hier eigentlich vor?!
Kapitel 17
Oh Gott. Wieso tu ich das eigentlich?
Seit einer Stunde renne ich schon um die Blockhütten - morgendlicher Sport - und sehe dabei wohl ziemlich bekloppt aus. Ich hatte meinem Judotrainer versprochen, mich in Form zu halten. Und nun ja, ich breche keine Versprechen. Jedenfalls nicht sehr oft.
Die ersten 20 Minuten taten meinen steifen Gelenken sehr gut, aber jetzt bin ich erledigt. Das “Meine Feindin” sich über mich totzulachen schien, machte es nicht gerade besser.
Auch Daniel machte sich aus mir einen Spaß.
Aber ich hatte ja schon gestern kapiert das er ein Arsch war.
Ein psychisch gestörter Arsch mit Problemen.
Gestern war zusammengefasst ein ziemlich seltsamer Tag.
Erst das Gespräch von Robert und dann das zwischen Daniel und Jack.
Also, ich bin ja nicht gerade die hellste Leuchte, aber um zu kapieren das in diesem Camp was nicht stimmt müsste man schon unmöglich dumm sein.
Ich mein, Hallo?
Nummer 4?
Ich lasse Kristina leiden?
Ich verbiete dir Mädchen zu treffen?
Kristina ist ne Schlampe?
Vaters Süßen?
Die Schlachten Kristina ab?
Daniel und Jack Roberts Söhne?
Seit, gestern spucken mir diese Fragen schon im Hirn herum. Und ich habe keine Ahnung wie ich eine Antwort darauf bekommen kann.
Natürlich ich könnte Daniel, Robert oder Jack fragen, aber dann wüssten sie ersten das ich sie belauscht habe - was total uncool ist und mir nur unnötigen Ärger einbringen würde - und zweitens Robert und Daniel sind kranke - ja, ich sage das zu vielen Leuten - Arschlöcher. Jack ist da wesentlich netter, aber jeder in dieser Familie ist schräg und falls ich ihn frage würde mich das zu erstens führen.
Auswegslose Situation.
Oder doch nicht?
Maan! Mein Gehirn kriegt noch nen Kurzschluss wenn das so weitergeht.
James, muss mir da unbedingt weiterhelfen.
Erste Frage wäre:
“Wieso weiß niemand das Daniel und Jack deine Brüder sind?”
Zweite wäre:
“Wieso leben sie nicht mit euch hier, sondern in anderen Familien und erzählen all die Lügen?”
Dritte:
“Was sind Daddys Süßen und wieso sollten die mich abschlachten?”
Vierte:
“Was zum teufel ist Nummer vier?”
Und zum Abschluss:
“Wieso sind hier alle so krank?”
Ja, genau…. Nein, warte. So konnte ich das unmöglich fragen.
Klingt auch ziemlich bescheuert.
Ach, verdammt. Wenn die zeit kommt, fällt mir schon was ein.
Jetzt sollte ich mich einfach darauf konzentrieren gegen keinen Baum zu laufen. Wenigstens das sollte mit meinem nutzlosen Hirn gehen.
Nerviges Gelächter drang an mein Ohr und ich drehte mich gereizt um.
Was war jetzt so witzig?
Die Gang plus meine Feindin plus hirnkrankes Arschloch schauten belustigt zu mir und gestikulierten wild mit den Armen.
Ich drehte mich wieder um und rannte in den Wald.
Scheißegal, was die zu lachen haben. Ich habe schon genug mit anderen Dingen zu tun.
Ich rannte weiter in den Wald, bedacht nicht die Grenze zu überschreiten, damit mich die Süßen nicht abschlachten.
Gott, das camp macht mich ganz verrückt.
Vielleicht bilde ich mir das alles nur ein und ich bin die einzige Person hier die gestört ist? Nein, soweit kommts noch!
Ich, Kristina Blackwood, bin vollkommen normal!
Das schwöre ich…
Ein Schrei riss mich aus meinen gedanken und ich blieb stehen.
Es klang als ob jemand Todesangst hatte!
Vielleicht ist ja jemandem was passiert.
Ich rannte so schnell ich konnte - und das war schon ein Rekord, da ich ganz außer Puste war - in die Richtung aus der der Schrei kam.
Schon bald vernahm ich einen zweiten ganz aus meiner Nähe.
Tja, und da ich es schon gewohnt war, das solche Sachen wie heimliche Gespräche oder Schreie wegen hirnapotierten Typen passierten, duckte ich mich doch noch hinter einem Baum als ich sah wie zwei Gestalten sich bewegten.
Die eine war ein Mädchen. So um die achtzehn. Ihre Klamotten waren zerrissen und blutverschmiert. Das Gesicht sah vollkommen verheult aus.
Meine Güte was ist mit ihr passiert?!
Die zweite hatte mir bis jetzt den Rücken zugewandt, aber als sie das Mädchen packte sah ich das Gesicht. Es war Tom. Kaltherzig schaute er auf sie herunter und schlug ihr mitten ins Gesicht.
Fuck verdammter….!?
“Versuch das nie wieder, Nummer 4. Daddy würde dich vermissen!”
Scheiße, was ging da ab?!
Nun ja… wenigstens hatte sich die Frage nach Nummer 4 geklärt.
Irgendwie. Ich wusste immer noch nicht wer das Mädchen war…
Fast hätte ich aufgeschrien, aber noch rechtzeitig schlug ich mir die hand vor den Mund. Aus Toms Hand kamen schossen regelrecht Klauen heraus und bewiesen mir das er auf keinen fall ein Mensch sein konnte.
Meine fresse, das konnte doch nur ein traum sein!
Be.. Bestimmt, wach ich gleich auf und denke nach wie gestört ich doch bin!
Aber nein, das tat ich nicht.
Stattdessen schaute ich - zu geschockt um mich zu bewegen - zu, wie er das Mädchen mit seinen Klauen schlug. Schmerzhaft schrie sie auf und versuchte um sich zu schlagen.
Doch er packte sie an den Händen und da wo sich seine Klauen reinbohrten, sah man neues Blut.
Sehr, sehr schlechter Horrorfilm… Hehe.
Ich sah wie Tom das Mädchen bewusstlos schlug und Hände und Beine fesselte. Dann zischte er:
“Soo, jetzt holen wir deinen Engel, damit Daddy ihm verzeiht.”
Zusammen mit seiner hässlichen Lache verschwand er schnell hinter den Bäumen.
Ich nutzte meine Chance und ging auf das Mädchen zu.
Ihre wilden Locken verdeckten ihr Gesicht und ich strich sie weg.
Ein leises Stöhnen drang aus ihrer Kehle.
“hey…. Kannst du mich verstehen?… Hey!”
Plötzlich schlug sie ihre Augen auf und sah direkt in meine.
“Verschwinde!” Ihre Stimme klang schwach und brüchig, trotzdem verstand ich sie gut.
“Nein, aber du…”
“Die Spiele… du darfst… dich nicht kriegen lassen. Sie werden… dich leiden lassen. Und James… halte dich fern von ihm…. Sie sind grausam…. Mörder. Hau einfach ab!”
“Häh? Was…?”
Bevor ich fragen konnte hörte ich Schritte.
Schnell ging ich wieder hinter den Baum und spähte zu den drei Gestalten. Tom, Jack und James.
Kapitel 18
“Scheiße, man! Musste das sein?”
Jack kniete sich neben das Mädchen und strich ihr beruhigend über die Stirn. Tom zischte nur:
“Mir wurde aufgetragen sie zu bestrafen, also habe ich das getan.”
“Hättest du sie nicht einfach anschreien können, oder so?”
James wirkte genauso wie Jack ziemlich sauer, doch man konnte auch erkennen das er Angst vor etwas hatte.
Ja, okay, wenn so was wie Tom neben mir stehen würde, dann hätte ich auch voll Schiss.
Aber der schien James ja nicht weh tun zu wollen.
Es sah sogar aus als ob er auf ihn hören würde.
Wovor hatte James also Angst?
Und überhaupt… wollte er nicht erst Sonntag kommen?
Da waren ja noch ein paar Tage hin.
Ich unterdrückte die aufkeimende Freude, die kam als ich ihn sah, weil es nicht so schien als würde er dem Mädchen helfen wollen.
“nein. Du kennst deinen Vater. Mit bestrafen hatte er sicher nicht anschreien gemeint. Und überhaupt ist doch egal!”
“Ist es nun mal nicht! Im Gegensatz zu dir ist sie ein echter Mensch und kann den Schmerz spüren.”
“Boah, fängst du schon wieder mit der Scheiße an?! Ich bin nun mal das, was dein vater aus mir gemacht hat und das kann niemand rückgängig machen!”
Daraufhin erwiderte James nichts mehr und auch Jack schwieg.
Nach kurzer Stille räusperte Tom sich und sagte:
“Lasst uns sie zurückbringen.”
Schweigend hoben die drei das schmerzvoll stöhnende Mädchen hoch und verschwanden wieder durch die Bäume.
Für das was ich als nächstes tat würde ich mich gern erschissen.
Wieso verdammt konnte sich meine Neugier nicht einfach verdrücken?
So wie ich das jetzt tun sollte.
Aber nein, ich wusste schon zu viel.
Und ich brauchte Antworten.
Außerdem wollte ich dem leidendem Mädchen helfen, obwohl ich nicht wusste wer sie war.
Das einzige was klar war, war die Tatsache das sie meine Hilfe brauchte.
Ich stand auf und folgte ihnen unauffällig.
Falls sie mich entdeckten hätte ich sicher ziemliche Probleme.
Aber James… okay, ja er gehörte auch zu dieser Psychofamilie, aber er würde mir doch helfen?
Ja, auch wenn er mir so viel verschwiegen hatte, ich kannte ihn meiner Meinung nach gut genug um zu wissen, das er mich retten würde.
Zehn Minuten lang verfolgte ich sie, bis die drei endlich anhielten.
Sie standen vor einem haus, mit nur ganz kleinen Fenstern und einer Tür. Dafür war es aber verdammt groß.
Die drei gingen rein und das Mädchen fing an hysterisch zu schreien.
Nochmals sah ich wie Tom ihr ins Gesicht schlug.
“Verdammt lass das!”
Jack sah mega angepisst aus.
Ich war ihm dankbar das er wenigstens was dagegen sagte.
Gerne hätte ich Tom jetzt eine reingehauen.
Aber ich war ja nicht blöd.
Ich wusste nicht was er war und wie stark.
Könnte ja sein das er…. Ach was weiß ich, was er ist.
Jedenfalls nicht ganz menschlich.
Ich mein, welcher normale Mensch hat schon klauen?
Also musste ich hilflos zusehen wie das blutende Mädchen in das Haus getragen wurde, von dem sie so offensichtlich so viel Angst hatte.
Im Wald wurde es still und erst jetzt fiel mir ein, das ich keine Ahnung hatte wo ich war.
Na toll. Das wird wieder mal ein super Tag.
Da ich mich vorhin hingehockt habe, versuchte ich wieder aufzustehen.
Aber ich stolperte über irgendwas und flog voll mit meiner Fresse gegen einen Baum.
Das Schicksal war heut echt nicht auf meiner Seite.
Ich rappelte mich wieder auf, als ich einen Schmerzensschrei vernahm.
Dann folgte der zweite, dann der dritte.
Geschockt verharrte ich in meiner Position und lauschte.
Ich wusste wer es war, der schrie. James.
Gott! Was um himmels willen taten sie ihm da an?
Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig bremsen zu ihm zu rennen.
Scheiße! Das ist doch alles krank.
Ich lauschte ob ein vierter Schrei folgen würde, aber es blieb still.
Wenn man mal von dem beängstigendem Knurren absah, das gerade in meiner Nähe erklang.
“Was verdammt…?,” murmelte ich noch, bevor ich einen Schatten durch die Bäume huschen sah.
Shit! Ich muss hier weg.
Denn egal was dieses etwas war, es würde mir Ärger einbringen.
Und ich vermutete, das es nicht nur “Anschreien” wäre.
Ich drehte mich von dem Haus weg und fing an zu rennen.
Leider hatte ich keine Ahnung wo das Camp war.
Verdammt! Was sollte ich tun?
Nach einer viertel Stunde rennen - jedenfalls kam es mir so vor- blieb ich nach Luft ringend stehen und schaute mich um.
So schnell war ich schon lange nicht mehr gerannt.
Aber hey… ich hatte allen Grund dazu.
Immerhin wurde ich grade von irgendeinem Monster - oder so- verfolgt.
Okay, ich musste mich beruhigen und nachdenken.
Ich war jetzt irgendwo im Wald.
Keine Ahnung wo.
Ich weiß nicht wie spät es ist.
Ich weiß nicht ansatzweise in welcher Richtung das camp liegt.
Irgendwelche Monster sind hinter mir her.
Kranke Typen schlagen und verschleppen ein Mädchen.
Sie schlagen James.
Und ich weiß nicht was ich verdammt noch mal tun soll.
Seufzend blickte ich mich um und rannte nach osten.
Nach einer weiteren stunde konnte ich nicht mehr.
Ich hielt an, stolperte aber über eine Wurzel und fiel hin.
Fluchend rappelte ich mich wieder hoch und dann konnte ich mich nicht mehr halten.
Tränen traten in meine Augen und ich konnte meine Verzweiflung nicht länger verbergen.
Was wenn ich nie wieder hier raus finde?
Nein, verdammt. Ich schaff das schon…
In diesem Moment spürte ich zwei starke Hände auf meinen schultern und schrie auf.
Kapitel 19
Ich drehte mich um und schaute in zwei blaue Augen.
Ich hasse es so sehr…
“Was tust du hier?!,” zischte Sven fies.
Hinter ihm stand Susan, die mich mindestens genauso böse anfunkelte.
Wenn es einen Gott gibt, dann bitte, bitte lass mich im Boden versinken.
Oder zumindest sterben.
Dreckig und tränenüberströmt schaute ich Sven erst schweigend an, bevor ich antwortete:
“Hab mich verlaufen.”
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er funkelte mich an.
“Selber Schuld. Was rennst du auch in den Wald? Es ist verboten, klar?”
“Ähh… Hmm…”
Mehr brachte ich zurzeit nicht heraus.
“Eigentlich solltest du jetzt eine saftige Strafe bekommen!”
Oh, oh.
Geschockt und verwirrt schaute ich ihn an.
“Eigentlich?,” fragte ich kleinlaut.
Schlimmer kanns echt nicht mehr werden.
“Ich würde ein Auge zudrücken. Nun ja, falls du auch eine Gegenleistung gibst.”
Dämliche Anspielung.
Aber das kann er getrost vergessen.
“Hör zu, du Arsch. Nur weil ich mich gerade wie Dreck fühle heißt das noch lange nicht das ich auch ein Stück Dreck bin, klar?!”
Zornig packte er mich fester an den Schultern, aber da mischte sich Susan ein.
“Svenii, was soll das? Ich dachte wir würden uns hier vergnügen.”
Würg. Ihre quietschige Stimme passte perfekt zu ihr.
Und sie wollten sich hier vergnügen? Im Wald?
Gott, wie eklig.
“Ja, Svenii! Geh dich doch vergnügen.”
Giftig schaute ich in seine Augen und er erwiderte meinen Blick mindestens dreimal giftiger.
“Gern. Und du kannst dann hier in Ruhe abkratzen.”
Wo er Recht hat, hat er Recht.
Ohne ihn finde ich hier nie raus.
Ich senkte meinen Blick und eine Weile blieb es still.
“Okay, wo geht’s lang?;” fragte ich dann lässig.
Naja, ich versuchte es lässig zu sagen.
Eine hinterhältiges Lächeln schlich sich auf Svens Züge.
Mist, ich wusste es doch.
“Wie schon gesagt nur für eine Gegenleistung.”
“Ähem, das Nicht-Verraten war für eine Gegenleistung.”
“Nicht so frech, Kleine!”
Frech? Kleine?
Der kann sich das sonst wohin stecken!
“Ich glaube nicht das es deiner Freundin gefallen würde.”
Ja, tat es auch nicht.
Sauer stand Susan da und sah so aus als wolle sie mich umbringen.
Gott sei dank, konnten Blicke nicht töten.
Sven schnaufte und blickte mich dann stumm an.
“Also, was ist? Krieg ich ne Wegbeschreibung?”
Er seufzte und antwortete:
“Kristina, ich bekomme immer was ich will. Und jetzt will ich dich. Also kannst du vergessen das ich aufgebe. Mach es uns also nicht noch schwerer.”
Ich schluckte.
Na schön, das würde schwerer werden als erwartet.
“Vergiss es ein für alle mal.”
“Nein.”
Er packte mich wieder an den Schultern und drückte mich an sich heran.
Überfordert und - beschämend, ich weiß- erwartungsvoll zugleich beobachtete ich wie seine Lippen näher kamen.
Ich vergas Susan, die uns empört zuguckte und wartete darauf das sein Mund meinen berührte.
Verdammt, so darf ich nicht denken!
Doch ich spürte schon seine weichen Lippen auf meinen.
Es war nicht wie vor ein paar Tagen zuvor.
Damals war der Kuss wild und drängend.
Heute aber küsste er mich fordernd, dennoch zärtlich.
Scheiße, und es gefiel mir.
Denn schon nach ein paar Minuten merkte ich wie ich ihn erwiderte.
Aufhören, Aufhören, Aufhören!
Blöde Kristina.
Nicht küssen.
Doch trotz meiner Gedanken konnte ich mich nicht von ihm lösen.
Und endlich einmal stand das Glück auf meiner Seite.
Mit einem heftigen Ruck wurde Sven von mir gerissen und knallte auf den harten Boden.
Kapitel 20
Wutentbrannt stand Susan über ihm und schrie mich an:
“Wie kannst du es wagen? Er gehört mir, du Schlampe!”
O…okay. Stark ist sie ja… Und wie.
Und warum nennen mich eigentlich alle immer Schlampe?!
Das können sie sich sonst wohin stecken.
Ich weiß das ich keine bin!
Langsam kam Susan auf mich zu.
Ihr Blick war tödlich.
Und im Ernst, ich machte mir vor Angst in die Hose.
Was wenn sie auch wie Tom war?
Also, nicht ganz normal.
Denn so wie sie grad aussah… Oh man.
“Lass sie!”
Inzwischen war auch Sven wieder auf die Füße gekommen und schaute genervt zu Susan.
Meine Güte, war ich den nur so von Monstern umgeben?!
“Wieso, Svenii? Du gehörst mir!”
Ihre Stimme klang nunmehr weinerlich.
“Wenn schon, dann gehörst DU mir!”
“Von mir aus…”
“Aber du bist mir grade so was von egal. Ehrlich, verpiss dich. Kristina und ich möchten allein sein.”
“Ähem…,” wollte ich mich gerade zu Wort melden, aber ich wurde wieder unterbrochen.
“Klappe, Miststück!”
Danke, Susan. Gleichfalls.
Es ist mein freies Recht meine Meinung zu äußern…
Aber in diesem Fall, halte ich sie wirklich lieber mal.
Fürs erste.
“Verzieh dich, hab ich gesagt!;” brüllte Sven.
Sogar ich zuckte kurz zusammen.
Bitterböse schaute sie mich an, bevor sie verschwand.
Ganz toll. Jetzt war ich zwar ein Psychopatin los, aber wer beschützt mich vor dem anderen?
Prüfend schaute ich wieder zu Sven, der mich nun angrinste.
Das konnte nichts gutes bedeuten.
Langsam kam er wieder näher und seine Arme umschlangen mich erneut.
Scheiße , Scheiße, Scheiße!!
Was sollte ich jetzt bloß machen?
“Sven, könntest du mir jetzt bitte den Weg zeigen?”
“Wieso wehrst du dich immer? Dir hat es doch auch gefallen.”
“Nein, hat es nicht.”
Man klang ich überzeugend.
Auch Sven hatte das gemerkt, denn sein Grinsen wurde noch breiter.
Hmpf. Hoffnungslos und irgendwie schuldig schaute ich in seine Augen und wartete auf seine Lippen.
Diese senkten sich auch schon auf meine.
“Wenn du sie auch nur einmal berührst, werde ich dir so was von in den Arsch treten, bis du nicht mehr kriechen kannst!”
Erschrocken wandte Sven sich in die Richtung aus der die Stimme kam.
Erleichtert, aber auch verwirrt schaute ich zu James, der mit einer grimmigen Miene zwischen den Bäumen hervortrat.
Als ich sein Gesicht sah keuchte ich jedoch erschrocken auf.
Auf seiner Wange prankte eine blutige Wunde.
Sorgenvoll betrachtete ich ihn und wie er näher kam.
Sven ließ mich los und trat ein paar Schritte zurück.
Kurz schwankte ich, kriegte mich aber wieder in den Griff.
“Alles okay?,” fragte James und legte einen Arm um meine schultern.
Ich nickte und fragte dann besorgt:
“James, du blutest. Was ist passiert?”
“Bin gestolpert,” antwortete er ohne mich dabei anzusehen.
Wieso log er?
Ich habe immerhin seine Schreie gehört, also wusste ich das er nicht nur gestolpert war.
Ich strich mit meinem Finger leicht über die Wunde und spürte wie er zusammenzuckte.
Das musste aber weh tun, denn ich hatte ihn kaum berührt.
“Komm gehen wir. Und für dich Sven wird das Folgen haben.”
Dieser schaute erschrocken drein und verschwand dann hinter denn Bäumen.
Schweigend führte James mich aus dem Wald.
Sein Griff um meine Schultern war fest und besitz ergreifend.
Und sein Gesichtsausdruck ernst und wütend.
So hatte ich ihn noch nie erlebt…
“James, ist alles in Ordnung?,” fragte ich vorsichtig.
Er seufzte und blieb stehen.
Dann schaute er mich abschätzend an und sagte langsam:
“Kristina, ich bin verlobt."
Kapitel 21
Ungläubig schaute ich ihn an und versuchte zu begreifen was er da gesagt hatte.
Verlobt?! Will er mich auf den Arm nehmen?
“Wie bitte?”
Erneut seufzte er und erklärte:
“Das war wieso ich weggefahren bin. In zwei Jahren heirate ich eine Mädchen namens Scarlett und ich musste mich mit ihren Eltern unterhalten und so.”
“Aber das… du… meine Güte. Seit wann verlobt man sich in diesem Zeitalter denn noch?”
“Naja, unsere Eltern sind halt altmodisch.”
“James, im Ernst… willst du mich verarschen?!”
“Es tut mir Leid falls ich dir Hoffnungen gemacht habe, aber…”
“Seit wann weißt du das du sie heiraten wirst?”
Das anfängliche Zittern in meiner Stimme verschwand.
Nur die pure Wut blieb.
“Mit zwölf hab ich es erfahren…”
Ich unterbrach ihn ein zweites Mal.
“Und du hälst es nicht für nötig das zu erwähnen?!”
Zornig blickte ich in seine grünen Augen und meinte für einen Moment Trauer oder auch Verzweiflung darin zu sehen.
Aber eine Sekunde später sah ich nichts anderes als Kalte Distanz.
“Wieso hätte ich das tun sollen?”
“Wieso?!”
Tickt der noch ganz richtig?!
Was war mit ihm los, verdammt?
Das war doch nicht der Junge den ich kannte.
Nein, jetzt… er passt perfekt zu seiner Familie, schoss es mir in diesem Augenblick durch den Kopf. In diesem Moment sah er so herzlos und fies aus. Nicht mehr wie der nette Typ den ich kennengelernt hatte.
Was ist passiert das er so…?
…..Es ist deine Wahl, entweder hälst du dich von ihr fern oder Ich beauftrage meine Süßen sie zu holen….
Ich erinnerte mich wieder an Roberts Worte.
Er meinte eindeutig mich, aber wenn er wollte das James sich von Mädchen fernhielt wieso organisierte er dann eine Hochzeit?
Manoman, wie sollte ich denn etwas kapieren wenn in meinem Kopf so viele Gedanken herumschwirren.
Ich holte tief Luft und versuchte wieder klar zu denken.
Was leider einen tick schwerer geworden war, da James mich jetzt scharf beobachtete.
Vielleicht wollte er mich nur von den “Süßen” beschützen, denn ich vermutete das sie nicht wirklich irgendwie süß waren. Aber wieso sollte er dann dieses Mädchen heiraten?
Mist, egal, wie ich es betrachte ich kapiers nicht.
Da müsste mir schon jemand helfen. Sicher konnte mir das Mädchen, Nummer 4 oder so, helfen. Vielleicht könnte ich mich ins Haus schleichen und sie fragen…
Sofort wurde mir die Dämlichkeit dieser Idee bewusst.
Natürlich, Krissi, schleich dich mal kurz in ein fremdes Haus rein - wo es nur so von, was?, Unmenschlichen, unnormalen Monstern?, oder was weiß ich, wimmelt - und such ein schwer verletztes Mädchen auf, dem du die Frage stellen kannst warum James diese Scarlett heiratet. Genau.
Sehr schlau.
Aber im Moment fiel mir eh nix anderes ein.
Wahrscheinlich wäre ein bisschen Schlaf jetzt am besten.
Oh, und ne Dusche wäre ganz gut, so verdreckt wie ich gerade dastand.
Ich schaute wieder in James Gesicht und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Was wenn er jetzt gar nicht mehr mit mir reden würde, so wie bei den anderen Mädchen?
Das hab ich jetzt davon!
Wieso verlieb ich mich auch in so jemanden wie James?!
Daniel hatte Recht. James war ein Aufreißer.
Egal, was hier vorging und ob er sich jetzt nur wegen meinem Schutz von mir fernhielt. Er hatte mich verletzt.
Und er hatte zugelassen das ich mich in ihn verliebe obwohl er wusste das er verlobt war.
Dieses Arschloch hat mich belogen.
Mein Herz tat weh, ich hatte das Gefühl gleich loszuheulen und ich fühlte mich einfach scheiße. Der tag hat schon beschissen begonnen aber das ist einfach…! Okay, genug ist genug.
Ich trat von James weg und funkelte ihn bitterböse an.
“Verarschen kann ich mich selbst, du Idiot!”
“Da bin ich sicher.”
Seine eiskalte Stimme und das gelangweilte Gesicht brachen mein herz aber machte mich auch rasend vor Wut. Wie kann er es wagen!?
“Gott, du bist doch genauso krank wie der Rest deiner Familie.”
James schnaubte und sah mich genervt an.
“Du kennst doch nur mich.”
“Genauso wie deinen psychischen Vater und Dan…”
Klappe, Klappe, Klappe!, befahl ich mir im Stillen.
Das wird nur peinlicher werden wenn er weiß das ich ihnen nachspioniert hab. Außerdem wollte ich unbedingt herausfinden was hier abgeht und James wird mir jetzt sicher nicht mehr helfen.
“Wer?” Misstrauisch sah er mich an und ich biss mir auf die Unterlippen.
Verdammt, mir fällt keine Ausrede ein.
Deshalb schüttelte ich bloß den Kopf und sagte mit eiskalter Stimme:
“Lass mich bloß in Ruhe, du Arsch!”
Mein Gesicht hatte ich bis jetzt immer unter Kontrolle halten können, also fiel es mir nicht schwer zu überspielen das er mich verletzt hatte und wie zornig ich war.
Ich drehte mich von ihm weg und ging durch die Bäume hindurch zum Camp. Gut das wir schon fast da waren, als wir anfingen zu reden.
James sagte nichts mehr und folgte mir auch nicht.
Er stand einfach da und sah mir mit einem undefinierbarem Gesicht hinterher. Verdammt, was sollte ich jetzt tun?
Jemand muss mir helfen. Allein krieg ich meine Gedanken und auch mein Herz nicht unter Kontrolle.
Aber zwei Sachen waren klar. Obwohl James mich belogen und verarscht hatte, konnte ich nicht damit aufhören ihn zu lieben.
Und ich würde nicht aufgeben bevor ich Antworten habe. Ich muss herausfinden was hier los ist. Okay, noch was sollte ich mir vornehmen… Nicht mehr so zu denken wie in einem schlechten Krimi. Echt schlechte Angewohnheit….
Tag der Veröffentlichung: 06.06.2011
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