Cover

was und warum

Mein Beitrag zum neuesten Band der Homoschmuddelnudel

 

>Verzauberte Herzen<  Band eins und zwei

 

Viele Menschen haben Herzblut und Arbeit in die Bände gesteckt, herausgekommen sind zwei Bücher mit märchenhaften Regenbogengeschichten. Der Reinerlös geht an die Schwestern der Perpetuellen Indulgenz.

Unter diesem etwas sperrigen Namen sammeln sich Menschen, viele aus der LBGTQ+ Szene. Die Mitglieder engagieren sich für die Akzeptanz und Aufklärung. Sie sammeln Gelder für lesbische, schwule, bisexuelle und transgeschlechtliche Projekte und Gruppen.

Also bekommt man beim Kauf der Bücher nicht nur viel Lesestoff, sondern kann auch Menschen, die Gutes tun, unterstützen. Eine wunderbare Sache.

 

… ich bin in Band zwei zu finden - mit:

 

*HÜTER UND ZIMMERMANN*

 

Leben oder Sterben - manchmal braucht es eine mitleidige Seele um dem Tod seine Beute zu entreißen. Auch wenn das eigene Leben dadurch auf dem Spiel steht.

*

Gefangenschaft - ein Leben unter Qual, in Dunkelheit, mit dem Wissen nie wieder in sein altes Leben zurück zu können. Manchmal braucht es einen mutigen und starken Begleiter um neue Wege zu finden.

Doch was es am meisten braucht, ist Vertrauen und Liebe.

 

Diese Geschichte handelt von einer ungewöhnlichen, schicksalhaften Begegnung, in der nichts ist wie es scheint.

 

 LESEPROBE

Mein Platz zum DANKE sagen : )

Mein Erstleser, der immer alles abnicken muss, da es sonst nicht online geht, BEN JAMIN – vielen lieben Dank, dass ich dich als Versuchskaninchen missbrauchen darf..

 

Ganz tapfer stellte sich – auch wie immer – Sitala Helki meiner phantasievollen Grammatik und Zeichensetzung entgegen. Du bist so mutig, DANKE dafür.

 

Markia, meine Freundin aus dem realen Leben, die mein Geschreibsel immer positiv aufnimmt. Danke für deine Aufmunterungen.

 

… und natürlich – Bernd Frielingsdorf – ohne ihn geht gar nichts :D – danke.

 

Für das Coverbild hatte ich ziemlich genaue Vorstellungen – und ich muss sagen, die Künstlerin hat sie wunderbar umgesetzt – weitere Werke von ihr kann man auf

 https://de-de.facebook.com/Christinas.Kuntzst/

bewundern.

Vielen Dank für dein Werk.

 

Junis

 

HÜTER UND ZIMMERMANN

 

 

Es ist dunkel – so bitterkalt. Die kleinste Bewegung schmerzt und ist so schrecklich mühsam. Sein Körper liegt eng zusammengedrückt in feuchter Erde. Er kann kaum atmen. Licht und Wärme sind seine Elemente, umso qualvoller ist es, in dieser Finsternis zu liegen. Langsam und unaufhaltsam dringt die eisige Kälte immer tiefer in ihn ein. Mit jeder Sekunde spürt er weniger, schlägt sein Herz langsamer. Wie lange er schon hier liegt? Er weiß es nicht, aber dass er hier sterben wird, ist ihm gewiss. Nicht mehr lange und seine Seele würde die Last des toten Körpers abstreifen, um frei in den Himmel aufzusteigen. Ob er dort auch seine verstorbene Familie treffen würde? Der Gedanke hat etwas Tröstliches.

Noch ein mühsamer Atemzug, noch ein stolpernder Schlag des Herzens. Die Schmerzen werden weniger, der Körper ist kaum noch eine Last. Seine Gedanken verschwimmen zu einer schwebenden Leichtigkeit. Er sehnt sich nach der Sonne. Obwohl seine Augenlider geschlossen sind, sieht er einen Funken Helligkeit auf sich zukommen. Ist es so weit? Würde er jetzt sterben?

Noch einmal schlägt sein Herz, schwer und müde.

„Du armer kleiner Kerl. Wie bist du nur hier gelandet? Wer hat dir das angetan?“, flüstert es leise in sein Ohr. Wer ist das? Hat der Tod eine Stimme? Vor seinen Augen wird es heller und doch ist er zu schwach, um die Lider zu heben.

„Du bist so schön. Dass ich noch einmal solch prächtige Farben sehen darf, macht mich glücklich. Hier ist alles immer nur dunkel, trist, grau und braun. Kaum Licht, kaum Farbe, wenig Wärme und keine Liebe. So trostlos, mein kleiner Freund. Dürfte ich dir nur in den Tod folgen.“

Welch ein seltsamer Monolog. Wer spricht da? Fühlt er wirklich eine Bewegung an seiner Brust? Mühsam versucht er, klar zu denken. Fast schmerzhaft dumpf müht sich sein Herz um den nächsten Schlag.

„Oh, mein Gott! Du lebst!“ Der Aufschrei lässt ihn zusammenzucken.

Ja, er ist offensichtlich noch am leben. Wenn er doch nur die Augen öffnen oder auch nur einen Ton von sich geben könnte.

„Warte hier. Ich bin gleich zurück.“ Die hastigen Worte sind kaum verständlich und wieder scheinen seine Gedanken zu zerfließen. Warten? Natürlich würde er warten. Wo sollte er denn auch hin?

Wieder quält sich sein Herz um einen Schlag mehr. Der schwache Lichtschimmer, den er durch seine geschlossenen Lider wahrnehmen konnte, schwindet schnell und die Finsternis wird wieder absolut.

Nach einer zeitlosen Ewigkeit scheinen hastig huschende Schritte wieder etwas Licht mit sich zu bringen. Die leise Stimme tönt zart in seinem Ohr.

„Hier, mein Schöner, warmer Beerentee mit viel Honig. Trink langsam, er wird dir helfen.“ Eine raschelnde Bewegung vor sich und schon rinnt heiße Flüssigkeit in seinen Mund. Soll er überhaupt schlucken? Ist der Weg zurück ins Leben nicht viel weiter und beschwerlicher als der kleine Schritt in den Tod? Was erwartet ihn denn schon im Leben? Doch nur Einsamkeit und Schmerz. Seine Eltern sind tot, einen Liebsten hatte er nie gehabt und er hat genau gefühlt, wie bei dem Unfall ein Knochen gebrochen war. Was, wenn er verkrüppelt und nutzlos zurück in das Leben käme? Nur eines ist gewiss: Es würde ein Weg des Schmerzes werden. Aber jetzt ist er doch schon so weit weg von seinem Körper und dem Leben.

„Oh bitte, mein Schöner, bitte versuche doch, etwas zu trinken. Bitte verlass mich nicht.“ Die Verzweiflung in der Stimme ist herzzerreißend und berührt sein Innerstes. Mühsam schluckt er den süßen Tee. Die nächsten Tropfen benetzen seine Zunge. Unter aufmunterndem Murmeln streicht eine Hand zart über seine Kehle. Das Trinken wird mit jedem Schlucken etwas leichter. Wärme rinnt durch seinen Hals, breitet sich langsam aus und überschwemmt ihn mit Müdigkeit, in die er sich kraftlos fallen lässt. Der Lichtschimmer und die sanfte Stimme begleiten ihn in einen tiefen Schlaf.

Das Erwachen ist schmerzvoll. Noch immer liegt er in tiefster Finsternis. Bewegungsunfähig. Doch die tödliche Intensität dieser Eiseskälte ist gebrochen. In sich hineinfühlend nimmt er seinen Herzschlag wahr, langsam zwar, aber doch kräftig und gleichmäßig. Auch das Atmen fällt ihm leichter. Er öffnet die Augen. Alles verschlingende Finsternis um ihn. Panikwellen durchfluten seinen Körper. Ob die Augen offen oder geschlossen sind, es macht keinen Unterschied. Doch die Stille ist nicht so erdrückend wie er anfangs glaubte. Ein leises Knistern und Knirschen um ihn herum gibt ihr Leben. Da! Waren das nicht huschende Trippelschritte? Ratten? Lieber Gott, lass es keine Ratten sein. Gerade zurückgekämpft auf die Seite des Lebens, wäre er ihnen hilflos ausgeliefert und sie würden ihm ein schreckliches Ende bereiten.

Licht? Es kommt auf ihn zu. Ratten haben kein Licht dabei. Langsam beruhigt sich sein Puls wieder. Er hört die Stimme beruhigend summen.

„Hallo mein Schöner. Geht es dir etwas besser? Ich habe dir wieder warmen Beerentee mit Honig mitgebracht und einen nahrhaften Eintopf. Der ist von mir selbst gekocht. Alles, was ich in der Küche unauffällig stehlen konnte, habe ich dir hineingegeben. Du sollst doch schnell wieder gesund werden. Wenigstens du sollst diesem schrecklichen Ort entfliehen können. Ich stelle mir dann einfach vor, mit dir das Licht zu sehen, die bunte Pracht der Blumen und die wärmenden Strahlen der Sonne noch einmal auf meiner Haut zu fühlen.“

Ein paar Tropfen Tee rinnen durch seine Kehle. Der leise Singsang, in dem mit ihm gesprochen wird, ist beruhigend. Dazu wird er jetzt vorsichtig mit einem warmen Brei gefüttert. Der Geschmack ist fremd, erdig, fad und sicher gibt es bessere Gerichte, aber es füllt seinen leeren Magen, der sich von plötzlichem Hunger zusammenkrampft und es scheint ihm, als hätte er nie etwas köstlicheres gegessen.

„Ja mein Schöner, so ist es gut, brav essen. Willst du mich nicht auch einmal in deine Augen schauen lassen? Sie sind sicher wunderschön.“

Vorsichtig hebt er ein Augenlid. Nach der tiefschwarzen Nacht, die ihn zuvor umfangen hatte, erscheint ihm der Schein der kleinen Kerze in der Laterne, die vor ihm auf dem Boden steht, strahlend hell. Erst kann er in dem flackernden Licht nur verschwommene Schatten und Konturen erkennen. Nach mehrmaligem Blinzeln wird eine Gestalt deutlich. Ein junger Mann, zierlich und feingliedrig, kniet vor ihm und lächelt ihn an.

„Ah, da bist du ja, mein Schöner. Ich wusste doch, du kannst mich verstehen.“ Das Lächeln des Mannes strahlt mit dem Kerzenlicht um die Wette. „Leider muss ich mich beeilen, damit mein Fehlen nicht bemerkt wird. Ruh dich etwas aus. Ich schaue sobald wie möglich wieder nach dir und versuche, noch etwas zum Essen für dich zu finden. Bitte, bitte, verhalte dich still, damit dich niemand findet.“ Langsam, wie um ihn nicht zu erschrecken, neigt der junge Mann sich vor und streicht ihm zaghaft über den Rücken. „Was ist dir nur passiert?“, fragt er nachdenklich, wohl eher sich selbst als seinen Gast.

Der Mann zupft die weichen Moosstücke, mit denen er ihn anscheinend eingepackt hatte, zurecht und wickelt sich einen langen, breiten Wollschal von den Schultern. Sorgfältig breitet er ihn über ihm aus und stopft ihn fest.

„So, der wird dich warm halten. Du brauchst ihn mehr als ich. Die Laterne kann ich dir leider nicht hier lassen. Das wäre zu gefährlich.“ Mit diesen Worten dreht der junge Mann sich um und eilt davon. Er schaut ihm nach, solange der geringe Lichtschein es zulässt. Dann ist er wieder gefangen in der Finsternis. Vorsichtig rückt er sich etwas zurecht, versucht eine bequemere Lage zu finden. Der breite Schal wärmt und duftet leicht nach seinem Besitzer. Mit schlechtem Gewissen denkt er an die dünne, abgewaschene Kleidung des jungen Mannes. Überhaupt ist der viel zu dünn, die Knochen stehen hervor. Hunger scheint ihm kein unbekannter Begleiter zu sein.

Während er sich in der Finsternis noch einmal das lächelnde Gesicht vorstellt, um die Dunkelheit in seinem Inneren zu vertreiben, driftet sein erschöpfter Geist in den Schlaf ab. Bis er plötzlich erschrocken hochfährt, nur um sich schmerzhaft seiner beengten Lage und Verletzungen bewusst zu werden.

Eine der Fragen des Jungen gellt durch sein Gehirn.

›Was ist dir nur passiert?‹

Ja, was war ihm passiert? Er kann sich an nichts erinnern. Das Letzte war eine Explosion von Schmerz, der ihm wie eine grelle Flamme durch Kopf und Glieder fuhr, das Gefühl brechender Knochen und dann – Schwärze, in die er versank und in der er erwachte mit dem sicheren Tod vor Augen. Wo ist er überhaupt? Alles ist ihm fremd. Wer ist der junge Mann? Was ist hier los? Und – ihm stockt der Atem – WER ist er?

WER BIN ICH?

Wer bin ich – jetzt … Moment, das kann doch nicht so schwer sein. Wer bin ich?!

Doch alles Grübeln hilft nichts. Ich fange erst an zu existieren, als ich in dieser Finsternis erwacht bin. ICH – ja, ich bin – ich weiß zwar noch nicht, wer, aber ich BIN. Ich darf nicht an mich wie an ein fremdes Wesen in der dritten Person denken.

Nein, I C H … aber wer bin ich? Wie ist mein Name?

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 28.05.2021

Alle Rechte vorbehalten

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