Dein Abschied

Jahrelang war es für uns eine Selbstverständlichkeit, dass du unter uns weiltest.

Wir haben viel gelacht, geweint, gelitten und getrauert mit dir.

Dein Können andere durch deine offene Art zum Lachen zu bringen, war eine große Gabe und jeder Tag,

den wir mit dir erleben durften, war so unsagbar schön.

Trotz tiefer Trauer, die du in dir trugst, konnte dir niemand deine Lebenskraft und Freude nehmen. Du

musstest deinen geliebten Mann, sowie 2 Söhne zu Grabe tragen. Deinen neuen Lebenspartner musstest du

aufgrund immer stärker werdender Demenz in ein Heim bringen, welchen du auch noch besuchtest, als er dich lange schon nicht mehr erkannte. Dein Hund Stuppi war es, der dir in den schwierigen Zeiten der Trauer und Einsamkeit, Halt und Trost gab. Doch auch von ihm musstest du dich irgendwann verabschieden.

Das Wohl anderer ging dir stets vor dein Eigenes. Egal wie schlecht es dir auch ging. Doch irgendwann  kam der Tag,

welchen in nie vergessen werde, so plötzlich, dass niemand damit gerechnet hätte. Dein nach außen stets so starkes Herz zerbrach an den Schmerzen der 

Trauer, welche du jahrelang in dir tragen musstest. Du kamst ins Krankenhaus und deine Organe wurden 

merklich immer schwächer...so schwach, dass du ins Koma fielst und mit Maschinen am Leben erhalten werden

musstest. Es war eine Frage der Zeit. Zeit des qualvollen Wartens und Zeit während wir alle an deinem Bett 

standen und dir nah sein wollten. Ich merkte, dass du gehen würdest. Zu deinem Mann und deinen 2 Söhnen.

Meinem Opa und meinen Onkeln. Ich saß vor deinem Bett und merkte wie dein Atem, welcher lange Zeit über gleichmäßig

langsam war,  zu sehr schnell und kräftig gleichmäßig überging. Es war für mich ein Zeichen, dass du dabei warst, so

langsam deinen Körper zu verlassen. Doch es traf der letzte und schönste Moment ein, den ich und alle die bei

dir am Bett standen haben durften. Du öffnetest die Augen und brachtest ein paar für die typische, schroffe und coole Sprüche raus. So wie wir dich kannten. In diesem Moment glaubte ich an Wunder. Von der schwachen und sterbenden Frau, die eben dort im Bett lag, war nun nichts mehr zu sehen. Du warst erholt und irgendwie gestärkt.  Du freutest dich, dass wir alle da waren. Für mich war es ein Zeichen der Hoffnung. Ein Zeichen, dass du weiter bei uns bleiben würdest. Wenige Stunden später verliest du uns endgültig. Heute weiß ich, dass du dich von uns verabschieden wolltest. Ich hoffe, du konntest in Frieden gehen, mit dem Wissen, das wir alle bei dir waren und diese letzten schönen Minuten mit dir erleben durften. Es waren Minuten, wo du wieder nicht an dich dachtest, sondern es dir wichtig war, uns den schönen Moment mit dir zu geben, dich nicht so schwach im Bett liegend in Erinnerung zu behalten, sondern dich so in Gedanken zu behalten, wie wir dich kannten. Stark, cool und nicht klein zukriegen. Nun bist du mit unseren geliebten Menschen, welche uns schon zuvor verlassen mussten, vereint. Nun kannst auch du endlich zur Ruhe finden.

Du fehlst

Seitdem du von uns gingst, sind nun 5 Jahre vergangen. Die Lücke, die du in unserem Leben hinterlassen hast ist einfach riesig und durch nichts zu ersetzen. Auch wenn ich mit dir nie über Probleme gesprochen habe, gibt es heute Momente, in denen es mir schlecht geht und ich mir wünschte, dass du da wärst und ich gerade mit dir darüber reden könnte. Aber nicht nur dass fehlt mir so sehr. Was mich wirklich traurig macht, ist die Tatsache, dass du nie deinen Urenkel kennenlernen durftest, ebenso wenig wie er dich je kennenlernen wird. Im Herzen wirst du immer ein Teil von mir sein. Die Tätowierung ist ein Symbol dafür, wie besonders du für mich warst. Ich werde die Bilder nie vergessen, wie du so da lagst, in deinem Krankenbett. Wie wir gehofft und gebetet haben. Und welchen Schmerz du hinterlassen hast. Aber noch weniger werde ich vergessen, was für ein unglaublich toller Mensch du warst.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.01.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meiner geliebten Oma, welche viel zu früh von uns ging.