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Als alles begann ...

Der Wald umschloss ihn dunkel und bedrohlich, während er so schnell rannte wie ihn seine Beine tragen konnten., Jedoch musste er tierisch aufpassen nicht zu fallen. Denn er hatte eine wichtige Fracht bei sich, ein kleines Baby, gerade erst Zwölf Stunden alt.

Nein er war nicht der Vater des Kindes, er war ihr Onkel. Seine Schwester hatte das kleine Mädchen gerade erst zur Welt gebracht und doch hatte sie die kleine ihm sofort übergeben müssen. Nur einen einzigen kleinen Augenblick lang, konnte sie ihr wunderschönes Kind betrachten. Diese kleinen unschuldigen Augen, ihre süße kleine Stupsnase und ihre rosa Wangen. Ein zartes Lächeln umspielte ihre Lippen während sie ihre Tochter betrachtete. Doch selbst dieser kurze Moment war schon zu lange, sie hatte keine Zeit mehr. Schnell gab sie ihr noch einen Kuss auf diese zarte Wange und gab das kleine Bündel dann an ihren Bruder weiter. „Beschütze sie mit deinem Leben, versprich es mir! Doch denke dran, sie darf nie erfahren wer sie wirklich ist, dass wäre ihr Tod. Gib du ihr die Liebe, die ich ihr ab jetzt nicht mehr geben kann! Ich liebe euch, “ dann schlossen sich langsam ihre Augen. Das waren die ersten und auch die letzten Worte die Panya je von ihrer Mutter hören würde.

Hinter sich hörte er die immer näher kommenden tiefen und dunklen Stimmen, wie sie ihm entgegen schrien, er solle sich ergeben. Er dachte gar nicht daran, nur noch ein kleines Stück, es war nicht mehr weit und sie wären in Sicherheit. Sie kamen immer näher und er bemühte sich noch schneller zu werden, doch da, na endlich, ein Licht. Na endlich, dass Internat der Schattenwesen. Es lag tief verborgen in einem riesigen, bewaldeten Gebiet mitten in Kanada. Es sah aus wie eine alte Ritterburg, mit riesigen Türmen an allen vier Ecken. Um die alten Mauern herum waren überall wilde Büsche und Sträucher, an den Türmen wuchs seit tausenden von Jahren schon Efeu, der mittlerweile auch das Hauptgebäude erreicht hatte. Überall sah man kleine Fenster, in manchen brannte noch Licht, auch leise Stimmen waren aus dem Gebäude zu hören. Und genau das war jetzt sein Ziel.

Jetzt musste er nur noch seine Verfolger los werden. Kaum hatte er das Haupttor des Internats erreicht, legte er sorgsam das kleine Bündel auf die oberste Stufe und drückte die Türglocke. In dem Moment als er leise Schritte hinter der Tür vernahm, drehte er sich um und lief davon. Er musste seine Verfolger auf eine andere Spur locken, damit sie nicht merkten wo sich das Baby, die kleine Panya, ab jetzt war. Er hatte keine Zeit mehr, er verschwand zurück im Wald und lenkte so seine Verfolger weg vom Internat.

Vampire und ander Macken

"Panya, beweg dich endlich! Ich habe keine Lust wegen dir schon wieder zu spät zu kommen!“, rief meine beste Freundin und Zimmergenossin Xala. "Ich komm doch schon" war meine all tägliche Antwort, denn so lief es fast jeden Morgen bei uns. Während ich mich also so langsam aus meinem Bett quälte, war Xala natürlich schon längst aus den Federn gesprungen. Wie konnte man nur so ein Morgenmensch sein?

Ihr Bett stand meinem genau gegenüber. Unsere gesamten Möbel im Zimmer waren aus antikem Holz. Unsere Betten, der Schreibtisch der neben der Tür stand und auch das Bücherregal welches sich auf meiner Seite des Zimmers befand. Es gab zwei Türen die aus dem Zimmer führten. Die eine zu unserem Wohnzimmer und die zweite war unser Kleiderschrank. Er war direkt in die dicken Mauern des Gebäudes eingelassen worden und bot uns so genügend Platz für unsere Klamotten.

Mit langsamen Schritten durchquerte ich unser Wohnzimmer und näherte mich der Tür die zu unserem Bad führte. Eine ausgiebige Dusche, war jetzt genau das richtige, um wach zu werden. Danach schlüpfte ich in meine Jeans und mein rotes Top und putze mir meine Zähne. Ein letzter Blick in den Spiegel. Nur ganz kurz, denn ich mochte nicht was ich da sah. Wie ich meine weißen Haare hasste, denn sie zeigten sofort, was ich war. Eine Werkatze oder auch Therianthrop, aber ich bevorzugte Werkatze, weil es einfach eher dem entsprach, wie ich war und wie ich mich fühlte. In meiner menschlichen Gestalt hatte ich grün leuchtende Augen, eine schmale aber durchtrainierte Statur mit Kinn langem weißen Haar. Mein Haar war ein Hinweis auf meine tierische Gestallt, denn ich war ein weißer Tiger.

Manche denken jetzt bestimmt, oh cool, aber genau das Gegenteil war der Fall, denn in unserer Welt galten weiße Tiere als Unglück bringend. Warum das so war, ja darüber schwiegen die meisten. Ich wusste nur so viel, dass es einmal ein ganzes Königreich von uns gab. Doch der König war Machthungrig und führte einen erbitterten Kampf gegen den Rest der Schattenwesen. Viele starben bei diesem Krieg, doch schlussendlich konnte der König gestürzt werden. Seit dem hatte jeder Angst vor weißen Wesen, weil man sagte, das ihnen das böse in die Wiege gelegt wurde. Über die Jahren hatte sich dann der Glaube an das Unglück in die Köpfe der Wesen gebrannt, bis heute! Das war auch der Grund dafür, dass ich gleich nach meiner Geburt zur Adoption frei gegeben wurde. Natürlich wollte mich keiner, ja nicht mal meine eigene Mutter, wer holt sich denn auch schon freiwillig das Pech ins Haus.

Und so bin ich hier gelandet, auf einem Internat mitten in Kanada, weit weg von irgendwelcher Zivilisation. Denn so etwas wie ein Kinderheim gab es in unserer Welt nicht, normalerweise war jedes Baby wertvoll und kostbar, da es leider nicht mehr so viele von uns Schattenwesen gab. Und da war es egal, ob man nun eine Hexe, Vampir oder Therianthrop war. Außer bei mir, ich war nicht kostbar, ich verkörperte das pure Pech.

Los ging es in unserem täglichen Schulaltagstrott. "Wenn du dich Morgen nicht beeilst dann verwandle ich dich in einen Frosch“, drohte mir Xala. Ja ihr habt richtig gehört Xala konnte zaubern, schließlich war sie eine Hexe und was für eine. Nicht nur das sie wunderschön war mit ihren langem schwarzen Haaren, ihrer perfekten schlanken Figur und ihren lila Augen, nein sie war in ihrem Handwerk auch sehr begabt. Was nur sehr selten vorkam. Manchmal füllte ich mich neben ihr wie das typische hässliche Entlein. Xala war die einzige die sich mit mir angefreundet hatte und das nicht nur weil wir Zimmergenossen waren, nein, sie war der Meinung das ich etwas ganz besonderes sei und dafür liebte ich sie. Sie war für mich alles, meine beste Freundin und wie meine Schwester. Die einzige Familie die ich hatte.

Wir waren gerade auf dem Weg in den Speisesaal, als ich auch schon von weiten die Stimme von Layla hörte "... und wagt es euch ja nicht zu spät zu unserer Probe zu kommen. Oh nein da kommt ja unsere Pechmarie!" Layla war ein Vampir und damit nicht genug auch noch die Anführerin der Cheerleader. Sie hatte lange pechschwarze Haare, und tief dunkelbraune Augen. Immer die besten und neusten Klamotten und war natürlich, dass beliebteste Mädchen auf unserer Schule. Lässig stand sie mit ihrer Clique im Flur und funkelte mich böse an. "Layla halt deine Klappe und kümmere dich lieber um deine Tussis da vor dir“, kam es auch gleich von Xala. Sie konnte sich so was zu sagen, auch erlauben, weil die anderen Angst vor ihr hatten. Zwar war zaubern verboten doch um mir zu helfen hatte sie es schon ein paar Mal getan. Das Beste war, als sie Layla eine dicke Warze ins Gesicht gezaubert hatte. Natürlich gab es dafür ziemlichen Ärger aber das war ihr egal. Ich dagegen war sehr schüchtern und zog lieber meinen Kopf ein und ertrug einfach alles. "Xala du kannst nicht immer für unseren Pechvogel da sein, merk dir das!" Und mit diesen Worten drehte sich Layla erhobenen Hauptes um und ging mit ihrem Gefolge Richtung Speisesaal. "Panya du kannst dir nicht immer alles von der gefallen lassen, du musst lernen dich zu wehren." "Ich weiß, aber was soll ich denn machen?" "Wie wär es wenn du einfach mal deinen Mund auf machst und dich nicht immer wie ein kleines Kätzchen verstecken würdest! Aber egal, komm ich habe Hunger." Und schon hatte sie sich meine Hand geschnappt und zerrte mich hinter sich her. Manche würden jetzt denken dass sie ziemlich hart mit mir umging aber so war es nicht. Sie wollte mich einfach nur beschützen und das war einfach ihre Art, mir Mut zu machen. Halt einfach gerade raus und dafür bewunderte ich sie.

Endlich waren auch wir im Speisesaal angekommen und gingen direkt zu unseren Plätzen. Der Saal war riesig und auch hier war alles auf Alt Rustikal eingerichtet, damit meinte ich wirklich alles. Die Wände waren aus dunklem Holz sowie auch die Decke. Selbst unsere Tische und Stühle waren aus rustikalem Holz gemacht. Doch das richtig coole hier war, das Essen. Auf jedem Platz stand schon ein Teller mit einer Metallglocke wie man sie aus diesen feinen fünf Sterne Restaurant kannte. Man musste den Deckel nur berühren und sich vorstellen was man gerne Essen wollte und schon lag genau das auf dem Teller wenn man die Glocke hoch hob. Ja es gab auch Vorteile hier und das war definitiv einer davon.

Nach dem Frühstück ging jeder zu seinem Unterricht, manche hatte wir gemeinsam wie Mathe, Chemie oder Physik. Doch meistens hatten wir Unterricht nach unserer Art. Das hieß für Xala Zauberei und so ein Kram und für mich Sport, Nahkampf oder Waldkunde. Heute war als erstes Nahkampf dran, eigentlich mochte ich Sport sehr gerne jedoch musste ich immer alleine trainieren, denn wie schon gesagt wollte sich ja keiner mit dem „Pech“ anstecken. Aber heute war etwas anders, als ich in die Turnhalle kam war da unser Sportlehrer Mister Guner, der auch eine Werkatze war. Um genauer zu sein, war er auch ein Tiger. Er hatte Sonnengelbes Haar und natürlich auch die bekannten grünen Augen. Ich schätzte ihn so circa Mitte vierzig. Er hatte für einen Mann sehr weiche und liebevolle Gesichtszüge. Und manchmal hatte ich das Gefühl, wenn er mich anschaute, das sie noch weicher wurden. In meinen Augen kam er dem was man sich unter einem Vater vorstellte am nächsten. Er war auch der einzige Lehrer der normal mit mir umging.

Heute jedoch war da noch ein Mann. Er war auch eindeutig eine Werkatze, ein Leopard, das erkannte man sofort an seinem Schokoladenbraunen gefleckten Haaren und seinen leuchtend braunen Augen. Oh man der Typ sah echt heiß aus. Er trug eine einfache Sporthose und ein weißes, eng anliegendes T-Shirt, wodurch man seinen gut gebauten Körper deutlich erkennen konnte.

Anscheinend wollte Mister Guner ihn uns gerade Vorstellen, denn er winkte alle Schüler zu sich rüber. Uns, das waren meine siebzehn anderen Klassenkameraden, wovon gerade Mal fünf Mädchen waren, mich mit eingeschlossen."So meine lieben, darf ich Vorstellen das ist Mister Ponta, Tonio Ponta, er ist gerade mit seiner Ausbildung als Lehrer im Nahkampf fertig geworden und möchte jetzt gerne bei uns sich weiterbilden. Daher wird er mich in meinem Unterricht unterstützen. Ich erwarte von euch das ihr ihn genauso mit so viel Respekt behandelt wie mich und bei zuwider Handlung kennt ihr ja die Strafe, „ stellte uns Mister Guner den neuen vor. Eigentlich war Mister Guner nicht streng, ganz im Gegenteil. aber was er nicht akzeptieren konnte war Respektlosigkeit. Und mit der Strafe meinte er Zusatzunterricht am Wochenende, und damit meinte ich Samstag und Sonntag."Ihr sucht euch jetzt einen Partner und beginnt mit der Aufwärmung und unserem täglichen Training, später komme ich wieder zu jedem einzelnen und werde euch noch etwas unterstützen. Also los, auf geht’s“, kam die Anweisung von unserem Lehrer und jeder suchte sich einen Partner, naja fast jeder, denn ich musste mal wieder alleine trainieren.

Ich war gerade mitten in meiner Aufwärmphase als unser neuer Lehrer auf mich zukam. "Hallo, ich bin Tonio Ponta und wie heißt du?" stellte er sich vor, doch ich konnte ihn nur anstarren. Dann drehte ich mich um weil ich davon ausging das jemand hinter mir stehen musste, er konnte ja auf keinen Fall mich meinen. Mich den Unglücksraben. Aber hinter mir stand niemand also musste er doch mich meinen. " Äh ja ... ja Hallo, ich äh ... ich heiße Panya," oh Gott ging es noch peinlicher? Warum bekam ich denn kein vernünftiges Wort raus? Naja wahrscheinlich weil es eben sehr selten vorkam das mich jemand ansprach, Antwortete ich mir in Gedanken selber. "Schön dich kennenzulernen Panya, wie ich sehe hast du keinen Trainingspartner wenn du möchtest stelle ich mich zur Verfügung." Ich schaute ihn einfach nur mit großen Augen an, war das sein Ernst? Sah er denn nicht was ich war? "Ich weiß nicht ob das so gut ist." "Warum? Was spricht denn dagegen?" War der Blind oder was! "Naja wie ihnen sicher bereits aufgefallen ist bin ich, naja, bin ich ein weißer Tiger, „ Antwortete ich kleinlaut.“Na und, das stört mich nicht. Ich selbst glaube nicht an diesen Unsinn, von wegen, weiß bringt Pech. So wenn wir das jetzt geklärt haben würde ich sagen wir beginnen mit dem Training."

Ich konnte einfach nicht fassen was er da gerade gesagt hatte, er war der erste "Mensch" in meinem Leben, außer natürlich Xala, der kein Problem mit meiner Natur hatte. Ich glaubte es einfach nicht und mein Herz anscheinend auch nicht, denn es klopfte auf einmal etwas schneller. Das war definitiv meine schönste Unterrichtsstunde seit langem. Nach der Aufwärmphase begannen wir damit einige Kampftechniken auszuprobieren. Er war richtig gut, doch auch ich war gar nicht so schlecht. Ein paar Mal schaffte ich es ihn auf die Matte zu werfen, was ihm jedoch nicht so zu gefallen schien. Noch nie war eine Unterrichtsstunde so schnell vorbei wie diese.

„Oh mein Gott! Du musst mir alles ganz genau erzählen! Wie sieht er aus, was genau hat er gesagt, was hast du gesagt und das aller wichtigste, wie und wo hat er dich berührt! Ich bin ja so neidisch auf dich, meine Lehrer sind alle Uralt und dermaßen langweilig das ich manchmal denke gleich fallen sie einfach um weil sie sich selber Tod gelangweilt haben.“ Xala war gar nicht mehr zu beruhigen als ich ihr nach unserem Unterricht, auf dem Weg zum Zimmer, von Mister Ponta erzählt hatte. Oben angekommen schmiss ich mich erst mal auf mein Bett und verdrehte meine Augen. „Xala jetzt komm mal wieder runter, so besonders war das nun auch wieder nicht.“ Nachdem ich ihr dann doch alles ganz genau erzählt hatte, da sie ja eh keine Ruhe geben würde, machten wir uns langsam fertig fürs Abendbrot.

Während wir an unserem Tisch im Speisesaal warteten, dass alle Schüler und Lehrer ihre Plätze einnahmen, sah ich auch Mister Ponta am Lehrertisch sitzen. Ich konnte es mir nicht verkneifen ab und zu mal rüber zu schielen, aber nur, bis ich auf einmal merkte dass auch er mich ansah. „Panya, hast du das gesehen, der neue beobachtet dich,“ meinte Xala, während sie mir noch ihren Ellenbogen in die Rippen stieß, damit sie auch ja meine Aufmerksamkeit hatte. Ja, Xala hatte nicht nur ein großes Mundwerk, sie konnte auch manchmal etwas grob sein. Aber auch das waren Gründe, warum ich sie wie eine richtige Schwester liebte. „Ach, so ein Quatsch, der schaut nur allgemein rum, jetzt mach doch bitte nicht so ein Drama daraus. Wenn das noch jemand mitkriegt bin ich noch mehr das Gespött der anderen,“ und doch wusste ich ganz genau dass er mich angesehen hatte. Aber was mir in diesem Moment auch auffiel waren die Blicke der anderen Lehrer. Einige schüttelten nur ungläubig den Kopf und sahen zwischen mir und Mister Ponta hin und her und andere redeten stark gestikulierend auf hin ein, während sie immer mal wieder auf mich zeigten. Nicht nur die Schüler an diesem Internat zeigten mir ganz deutlich was sie von mir hielten auch einige unserer Lehrer nahmen da kein Blatt vor den Mund. Aber ich hatte mit der Zeit gelernt, mit der Ignoranz oder dem Getuschel umzugehen. Nur Mister Guner machte da eine Ausnahme und war damit schon immer mein Lieblingslehrer gewesen. Tja mal sehen ob sich das nicht vielleicht bald ändert und bei dem Gedanken machte mein Herz schon wieder so einen kleinen Hüpfer. Was das nur zu bedeuten hatte?

"Panya du weißt genau, sollte Mister Ponta irgendwas Schlimmes passieren, dann ist das ganz alleine deine schuld! Du hässlicher kleiner weißer Teufel!" Ich hatte gar nicht gemerkt das Layla auf einmal hinter uns gestanden hatte. "Du verdammte Mistkröte, zisch ab und geh deine Nägel lackieren oder mach sonst was, was man mit so einem Spatzenhirn anstellen kann," konterte Xala sofort. Layla warf ihr noch ein paar giftige Blicke zu und ging dann doch lieber zu ihrem Platz ohne auch nur noch ein Wort zu sagen. "Aber sie hat doch Recht mit dem was sie sagt, wenn ihm was passiert wird jeder sagen das es meine Schuld sei." "So was darfst du gar nicht erst denken, hast du mich verstanden Panya!" Ich nickte zwar, doch in meinem Inneren wusste ich es besser, ich war einfach vom Pech verfolgt.

Ein neuer Freund

Als wir abends dann in unseren Betten lagen, konnte ich einfach nicht einschlafen. So viel war heute passiert, was ich einfach nicht so richtig begreifen und einordnen konnte. Mister Ponta hatte kein Problem mit meiner Natur! Ich glaubte das einfach nicht, es gab tatsächlich noch jemand anderen, außer Xala, der mich so akzeptierte wie ich war! „Mhm, mal überlegen, wenn du so in deinem Bett liegst und schwarze Löcher in die Luft starrst, denkst du über irgendwas oder irgendwen nach.“ „Xala, ich dachte du schläfst schon“, und fühlte mich irgendwie ertappt. Zum Glück war es dunkel und sie konnte nicht sehen wie ich leicht rot anlief. „Ich hoffe du machst dir nicht schon wieder Gedanken über Layla und den Mist den sie ständig erzählt. Aber wenn du über Mister Ponta nachdenkst will ich jeden noch so kleinen schmutzigen Gedanken wissen, verstanden?“ Ich konnte ihr Grinsen förmlich in der Dunkelheit sehen und fing auch an zu lachen. „Du sag mal Panya, wie Alt ist eigentlich dieser Mister Ponta?“ „Ich hab keine Ahnung, aber ich denke mal so in etwa wie wir, achtzehn oder neunzehn. Mister Guner meinte er wäre gerade erst mit seiner Ausbildung fertig geworden.“

Ausbildung bedeutete in unserer Welt auch nichts anderes als die Schulzeit. Das hieß, das man spätestens mit achtzehn Jahren sein Abschluss machte und das Internat verlassen musste. Ob man nun wollte oder nicht. Und ich wollte definitiv nicht. Was nicht damit zusammen hing das ich es so toll auf dieser Schule fand, nein ganz im Gegenteil. Aber ich wusste einfach nicht wo ich danach hin sollte, denn bei uns war von Geburt an alles vorausgeplant. Das hieß für Hexen, das sie sich einem Hexenzirkel anschließen mussten, bei Vampiren war es die Politik und bei uns Werkatzen war es der Nahkampf. Entweder man wurde in die Dienste von einem hohen Vampir gestellt um ihn zu beschützen oder man ging an den Königlichen Hof der Vampire um dort in die Armee einzutreten. Ja auch bei uns gab es so was, denn nicht alle Wesen war gut und das Wichtigste Gesetzt war, dass Vampire beschützt werden mussten. Man denkt jetzt sicherlich dass sie das doch selber tun könnten aber so war es nicht. Sie waren nicht besonders Geschick oder super schnell und so. Nein, sie hatten nichts gemeinsam mit den Vampiren aus den Filmen, die man so kannte. Das einzige was sie besonders machte, war ihre Intelligenz. Sie konnten alles was sie sahen, hörten oder lasen bis ins kleinste Detail wieder geben. Ein Vampir vergaß nie! Das war auch der Grund warum nur Vampire zum Königshaus gehörten. Wir Werkatzen dagegen besaßen die Fähigkeiten die man so kannte. Wir waren unglaublich schnell, konnten uns fortbewegen ohne dass man uns sah oder hörte. Auch waren wir mit einer übernatürlichen Kraft, einem extrem starken Seh- und Hörvermögen ausgestattet wurden. Einzig und allein um die Vampire zu beschützen. Komme was wolle.

Und genau da lag auch mein Problem. Nicht das ich nicht besonders gut war, ganz im Gegenteil, Mister Guner meinte immer ich wäre seine beste Schülerin, aber wer will den einen weißen Tiger als Werwächter, wenn der einem nur Unglück bringt? „Lass mich raten“, meinte Xala auf einmal, „du machst dir schon wieder Gedanken darüber was nach der Schule kommt, habe ich recht?“ Sie kannte mich einfach zu gut. „ Ich muss mir langsam darüber klar werden was ich machen soll wenn die Schule rum ist. Schließlich ist es nur noch ein dreiviertel Jahr und dann bin ich achtzehn und mache meine Abschlussprüfung. Alle Bewerbungen die ich bisher abgeschickt habe sind ungeöffnet zurück gekommen. Die Leute schauen sich noch nicht mal meine Qualifikationen an, wenn sie meinen Namen lesen.“ Mein Name war überall bekannt, nicht weil ich so toll war, nein, es gab einfach so gut wie nie jemanden mit einer weißen Natur und daher war das schon was Besonderes. Nur leider halt Negativ gemeint.

„Ich habe dir schon tausendmal gesagt, wenn du bis zu unserem Abschluss nichts gefunden hast, dann kommst du einfach mit mir mit!“ Ich lachte auf als sie das sagte. „Du weißt genauso gut wie ich das dich dann kein Hexenzirkel nimmt und dein Vater würde ausrasten!“ „Das ist mir egal, und wenn schon dann gründe ich eben meinen eigenen Zirkel und du wirst dann mein Persönlicher Werwächter. Und da ist es auch egal was mein Herr Papa dazu sagt. Ich bin seine einzige Tochter, der wird mir schon irgendwann verzeihen und Mama kann mir sowieso nie lange sauer sein. So und jetzt Schluss mit negativen Gedanken, wir müssen schlafen. Ich muss morgen einen komplizierten Trank mischen und du auf Tauchfühlung mit Mister Ponta gehen.“ „Xala!“, rief ich, doch das ignorierte sie einfach und drehte sich grinsend um und schlief ein. Aber ich konnte auch nicht leugnen dass ich mich auf den Unterricht freute.

„Hopp, hopp, hopp ein bisschen schneller! Sivo, Kena los raus da! Panya du musst mehr Schwung nehmen um zum nächsten Baum zu kommen. Was ist denn heute nur los, sonst ist das doch für dich ein Kinderspiel?“ So schrie uns Mister Guner schon den ganzen Morgen an. Vor allem bei mir war er heute besonders streng und genau. Er wirkte auch irgendwie übermüdet und hatte lauter Sorgenfalten im Gesicht. Was war denn nur los mit ihm? Wir hatten Waldkunde, dass hieß nicht nur alle Pflanzen und Tiere in und auswendig zu kennen, nein es war auch eine Trainingseinheit. Meistens mussten wir von Baum zu Baum springen ohne den Boden auch nur einmal zu berühren oder Holzwände hoch und wieder runter klettern, sich in einem Wassergraben verstecken oder auf Zeit einen Tunnel graben. Es gab noch viele solcher Übungsmaßnahmen, die uns auf unsere Arbeit als Werwächter vorbereiten sollten. Doch irgendwie konnte ich mich heute nicht so richtig konzentrieren. Und das war wirklich unüblich für mich, denn eigentlich war der Wald für mich wie mein zweites Zuhause. Hier konnte ich sein wie ich war, denn weder die Pflanzen noch die Tiere störten sich daran, was ich war.

„Panya so wird das nichts, komm runter da“, rief Mister Guner zu mir. „Mensch Mädel was ist denn nur los, bist du krank oder so? Denn eine andere Ausrede lasse ich nicht gelten für den Mist den du heute baust!“ „Ich weiß auch nicht, ich kann mich heute einfach nicht so richtig konzentrieren. Tut mir Leid Mister Guner.“ Antwortete ich ihm kleinlaut und schaute dabei auf den Boden. „Ok, ich drück heute mal ein Auge zu aber nur weil du meine beste Schülerin bist. Aber nicht das das zur Gewohnheit wird, hast du mich verstanden?“ „Ja Mister Guner.“ „Gut, pass auf du bleibst heute am Boden und wirst Mister Ponta unseren Wald und die Trainingsgeräte hier draußen zeigen. Damit er demnächst weiß wo er was und wie machen soll.“ Oh nein, bitte nicht, schrie ich in meinen Gedanken. Ich fühlte mich so schon eigenartig wenn er in meiner Nähe war, ich wollte nicht auch noch mit ihm alleine sein. „Muss das sein Mister Guner, kann ich nicht irgendwas anderes machen?“ Er schaute mich auf einmal so komisch an. „Was ist denn los mein Mädchen, hat er irgendwas Unpassendes zu dir gesagt oder warum willst du nicht“? Oh Gott wie sollte ich ihm das nur erklären, er dachte bestimmt jetzt das Mister Ponta was wegen meiner Farbe gesagt hätte. „Ach ist schon gut, ich mache es.“ „Pass auf Panya“, sagte er auf einmal ganz ernst zu mir. „du weißt dass du immer zu mir kommen kannst wenn irgendwas ist oder einer was Blödes zu dir sagt. Das weißt du, also wenn du reden möchtest ich bin immer für dich da!“ „Ja danke, das weiß ich. Aber es ist wirklich nichts.“ Manchmal hatte er wirklich etwas von einem Vater. Zumindest nach meiner Vorstellung, streng und doch einfühlsam wenn man jemanden brauchte. „Okay, nah dann. Mister Ponta, kommen sie bitte mal her, ich habe eine neue Aufgabe für sie.“ Nachdem er ihm erzählt hatte was wir machen sollten, gingen wir auch schon los.

„Also hier haben wir unsere Tunnel und dort hinten ist ein größerer Wassergraben und ...“ erzählte ich ihm gerade als er mich auf einmal unterbrach. „Panya richtig? Du brauchst dir nicht so viel Mühe geben, ich kenne den Wald bereits in und auswendig. Ich war die letzten Nachmittage hier öfter unterwegs um im Training zu bleiben. Und dabei habe ich gleich den ganzen Wald ein bisschen erkundigt.“ „Okay und warum haben sie das nicht gleich gesagt, dann hätten wir gar nicht erst los laufen brauchen.“ „Ich wollte mich gerne mit dir alleine ein wenig unterhalten, darum.“ Sagte er so locker dahin und strich sich dabei eine Strähne aus dem Gesicht. Gott der sah aber auch gut aus. Sein Haar glänzte förmlich in der Sonne und weil er heute ein Sportshirt und eine locker Trainingshose trug konnte ich auch sehr gut seine Oberarme und seine Bauchmuskeln betrachten. Oh nein was dachte ich denn da schon wieder und halt mal, hatte er gerade wirklich gesagt er wolle mit mir alleine sein. Warum denn das?

Auf einmal bekam ich Angst, wollte er mir doch was tun, um die Welt vor mir, dem großen Übel zu befreien? Ich ging ein paar Schritte von ihm weg, was ihm natürlich sofort auf viel. „Panya was ist los, du hast doch keine Angst vor mir, oder?“ „Äh ... nein ... naja vielleicht ein wenig.“ Man halt deinen Mund, das kannst du ihm doch nicht einfach so sagen. Was soll er denn jetzt von mir halten? „ Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, ich finde deine Natur einfach nur sehr Interessant. Ich bin noch nie einem weißen begegnet.“ Das klang jetzt echt so als ob ich ein Versuchskaninchen wäre, dass er untersuchen wolle. Langsam wurde der Typ mir doch unheimlich. „Ich denke es wäre vielleicht doch besser wenn wir zurück gehen Mister Ponta.“ „Tonio“ „Was, wie?“ „Tonio, ich heiße Tonio, Mister Ponta klingt einfach so alt und ich finde das ich das mit zweiundzwanzig noch nicht bin. Daher wäre es mir lieber wenn du Tonio zu mir sagst.“ „ Okay Mister Pon..., ich meine Tonio.“ Echt, so langsam glaubte ich wirklich, das mit dem was nicht stimmte. Kein Lehrer würde uns erlauben ihn mit seinem Vornamen anzusprechen.

„Was möchten sie denn gerne wissen?“ Fragte ich ihn vorsichtig. „Mhm naja fangen wir ganz vorne an. Wo kommst du denn her und wo leben denn deine Eltern?“ Woher soll ich das denn wissen! „Das weiß ich nicht, ich wurde gleich nach meiner Geburt weg gegeben und vor die Tür des Internats gelegt. Zumindest war es das was mir die Lehrer immer gesagt haben.“ „Schade. Naja dann las uns halt zurück gehen.“ Äh ... jetzt verstand ich gar nichts mehr, ich denke der wollte etwas über mich und meine Natur wissen und das war alles? Jetzt war ich mir sicher, der Typ ist unheimlich! Als wir uns nun auf den Rückweg machten zu den anderen, liefen wir schweigend nebeneinender her. Vorsichtig blickte ich immer wieder zu ihm hoch, doch er schaute einfach nur gerade aus als ob ich gar nicht da wäre.

Auf einmal hörte ich ein ganz leises Wimmern. Ich blieb abrupt stehen um zu lauschen. „Hören sie das? Da wimmert irgendwas.“ „Nein, ich kann nichts hören. Los las uns weiter gehen.“ Das konnte er doch unmöglich überhört haben. Gerade als ich schauen wollte wo das jammern her kam, packte er mich am Handgeleck und wollte mich hinter sich her ziehen. „ Hey was soll das, lassen sie mich sofort los!“ Und noch ehe er darauf reagieren konnte, hatte ich mich auch schon los gerissen und lief Richtung dem Geräusch. „Verdammt Panya bleib hier!“ Schimpfte er hinter mir doch das interessierte mich nicht. Das Wimmern wurde immer lauter.

Versteckt hinter einem Baum lag eine schwarze Katze. Sie hatte genau zwischen den Augen einen weißen Fleck der einem Stern sehr ähnlich sah. Ich ging vorsichtig auf sie zu um sie nicht zu erschrecken und sprach leise zu ihr. „Keine Angst, ich tue dir nichts.“ Als ich bei ihr ankam sah sie mich mit großen Schmerzverzehrten Augen an. Und erst da bemerkte ich, dass sie verletzt war. Ihr ganzes Hinterbein sah aus als wäre es total zertrümmert. „Oh mein Gott, was ist denn mit dir passiert? Sch... ganz ruhig alles ist gut.“ Gerade als ich sie oder besser gesagt ihn, was mir auch erst jetzt auffiel, anfassen wollte fing er an zu fauchen und versuchte weg zu kriechen. „Du musst keine Angst haben, ich tue dir nichts.“

„Lass das verdammte Vieh liegen und komm jetzt!“ Hörte ich auf einmal Tonio hinter mir sagen, und da wurde mir auch klar das der Kater nicht wegen mir, sondern wegen ihm so wild fauchte. „Das dürfen wir nicht, uns wurde immer beigebracht dass wir jedes Leben beschützen müssen. Und wenn ich ihn jetzt hier liegen lasse dann stirbt er. Bitte gehen sie etwas weg von ihm, er hat Angst!“ Als ich mich zu ihm umdrehte sah ich noch kurz so etwas wie Wut und Ärger in seinen Augen aufleuchten. Doch als er merkte dass ich ihn anschaute änderte sich schnell sein Blick und auf einmal war er wieder ganz freundlich. „Ja du hast ja recht. Okay, ich warte dort hinten auf dich, aber beeil dich.“ Nachdem er sich dann einige Schritte von uns entfernt hatte, beruhigte sich auch der Kater wieder und ich hätte schwören können, dass er versuchte mir mitzuteilen dass ich ihm helfen sollte. Denn er sah mir direkt in meine Augen und fing an zu Miauen. Vorsichtig nahm ich ihn in meine Arme und machte mich dann auf den Weg zu Mister Guner ohne weiter auf Tonio zu achten. Denn Mister Guner wusste was jetzt zu tun wäre.

„Mister Guner, Mister Guner schnell kommen sie her. Ich brauche ihre Hilfe“, rief ich so laut ich konnte, als ich unseren Lehrer sah. „Mädchen was ist denn passiert warum ...? Oh ich verstehe, zeig mal her. Mein Gott was ist denn mit dem armen Kerl passiert.“ Nachdem er sich den Kater genau angeschaut hatte, beschloss er mit mir zusammen zu unserer Krankenschwester zu gehen. Vorher sagte er noch zu Mister Ponta, das er sich um die restlichen Schüler kümmern sollte. Doch der schien wenig begeistert davon, doch ändern konnte er es nicht.

Denn Mister Guner ließ nicht mit sich reden und lief dann auch schon mit mir und dem Kater Richtung Internat. „Bitte können sie ihm helfen er scheint große Schmerzen zu haben.“ Flehte ich Miss Bow an. Sie war eine ältere nette Dame, besser gesagt eine Hexe, Mitte Fünfzig. Leicht pummelig mit grauem Haar aber sehr weichen und liebevollen Gesichtszügen. Nur ihre lila Augen strahlten als wäre sie noch Anfang zwanzig. „Na zeig mal her den kleinen, oh das Bein sieht aber schlimm aus. Aber keine Angst das bekommen wir wieder hin. Mhm wo habe ich nur ... ah ja da, das müsste gehen.“ Sie holte aus dem Regal, was direkt neben der Tür stand, eine kleine Dose. Doch als sie sie öffnete musste ich mir Mühe geben, mich nicht zu übergeben. Der Inhalt war grün mit blauen Punkten oder Körnern, so genau konnte ich das nicht sagen. Aber der Geruch war das schlimmste, faule Eier waren nichts dagegen. „So mein kleiner das wird dir helfen das deine Knochen wieder heil werden. Aber das wird einige Zeit dauern. Ich bin zwar eine Hexe doch die Natur braucht nun mal seine Zeit.

“ In dieser Nacht hatte ich wirklich einen verrückten Traum. Ich träumte von diesem Kater aus dem Wald. „Panya, Panya hilf mir bitte.“ Hörte ich jemanden leise rufen. Ich ging der Stimme immer weiter hinter her und auf einmal saß da dieser Kater. „Wer bist du?“ fragte ich ihn. „Mein Name ist Sidum und du musst mir helfen, jemand versucht mich zu töten, bitte hilf mir!“ „Aber wer und wie soll ich dir helfen?“ „Lass mich nicht allein und nimm dich in acht vor ...“

„Panya verdammt jetzt, steh endlich auf! Glaub mir, ich geh ins Bad und hol nenn Eimer voll Wasser!“ Verschlafen rieb ich mir meine Augen. „Was ist denn los?“ „Ob du es mir nun glaubst oder nicht Layla steht vor unserer Tür und will mit dir reden.“ Das konnte doch jetzt nur ein schlechter Scherz sein! „Was, was will die denn hier?“ „Wenn du endlich deinen Hintern aus dem Bett bewegst und raus gehst dann weißt du es. Also los, hopp hopp. “ Also stand ich nun doch wiederwillig auf und lief zur Tür um sie zu öffnen. “Man siehst du scheiße aus!” “Layla was willst du?” “Miss Bow schickt mich, du sollst noch vor dem Unterricht dringend zu ihr kommen. Und das war auch das letzte Mal das ich für dich irgendwelche Botengänge mache, hast du mich verstanden du hässlich Kröte!“ Und schon rauschte sie davon.

Hey, was konnte ich denn dafür wenn Miss Bow sie her schickt. Doch was wollte sie von mir ... und da fiel es mir schlagartig ein. Oh nein, hoffentlich ist nichts mit dem Kater. Ich war noch nie in meinem Leben so schnell geduscht und angezogen. Selbst Xala konnte es nicht fassen das ich das erste Mal vor ihr fertig war. Und schon rannte ich die Gänge lang bis ich endlich auf der Krankenstadion an kam. „Was .. ist .. los ..?“ fragte ich sie total außer Atem. „Mein Gott Kind, so schnell hättest du nun auch wieder nicht kommen müssen, beruhig dich erst mal. Mit dem kleinen ist soweit alles in Ordnung, nur lässt er sich leider nicht von mir berühren. Aber ich muss unbedingt die Salbe neu auftragen. Und da habe ich gedacht, weil du ihn ja gestern gefunden hast, vielleicht lässt er sich ja von dir anfassen.“ „Na zum Glück, hatte jetzt echt schon Angst er hätte es nicht geschafft, “ sagte ich erleichtert. Zusammen gingen wir einen Raum weiter, wo sie den Kater untergebracht hatte

. Als ich den Raum betrat fing er sofort an zu Miauen. „Hab ich’s mir doch gedacht, der hat nur auf dich gewartet. Wenn ich vorher hier rein gekommen bin, hat er mich nur angefaucht. So dann nimm ihn jetzt mal auf den Arm und halte ihn gut fest, damit ich den Verband wechsel kann.“ Also nahm ich ihn hoch und zu meinem Erstaunen fing der doch tatsächlich an zu schnurren. „Sidum.“ „ Mhm, was, hast du was gesagt mein Kind?“ „Ich werde ihn Sidum nennen.“ „Oh ach so, ja das passt zum ihm, er ist wirklich ein kleiner Stern.“ „Was passiert jetzt eigentlich mit ihm?“ wollte ich von Miss Bow wissen. Es gab manche Internatsschüler die ein Haustier hatten. Aber meistens handelte es sich dabei um Hamster oder Fische, ob ich ihn wohl behalten dürfte? Und wie zum Zeichen, öffnete sich die Tür und Mister Guner kam herein. „Ah hier steckst du. Hab ich es mir doch gleich gedacht.“

Oh nein, hatte der Unterricht etwa schon begonnen? War die Zeit so schnell vergangen? „Mensch Mädel nun schau nicht so als ob ich dich gleich fressen wollte. Ich habe mir ein paar Gedanken über unseren Gast gemacht und auch schon alles mit unserer Direktorin besprochen, wenn du möchtest kannst du den Kater behalten.“ Was, wie, ich traute meinen Ohren nicht. Gerade hatte ich genau darüber nachgedacht und dann kommt er hier rein. „Ja, ja, ja, jaaaa ...danke, danke, danke!“ War alles was ich sagen konnte. „Hast du gehört Sidum, du darfst bei mir bleiben.“ Und wie zur Bestätigung lief sein kleiner Motor nun noch lauter. „Ich glaube da haben sie gleich zwei glücklich gemacht“, sagte Miss Bow zu Mister Guner und beide standen grinsend da und schauten zu mir und Sidum. „Aber ich habe gar kein fressen oder Katzenklo für ihn?“ Viel mir da doch gerade ein. „Keine Sorge mein Mädchen, ich habe mich schon um alles gekümmert. Es ist alles bereits auf deinem Zimmer. Aber eine Regel gibt es, er darf nicht alleine in den Gängen umherirren, er bleibt entweder auf deinem Zimmer oder du gehst mit ihm raus. Hast du mich verstanden?“ „Ja natürlich, das ist kein Problem. Und nochmal vielen Dank Mister Guner. Das werde ich ihnen nie vergessen!“

Kaum war ich mit Sidum auf meinen Zimmer angekommen, kam auch schon Xala auf uns zu gestürmt, nach dem sie den Kater auf meinem Arm entdeckt hatte. „Oh ist der süß, kann ich ihn mal streicheln?“ Quietschte Xala vor mir, doch noch ehe sie Sidum berühren konnte, zeigte dieser sehr deutlich was er davon hielt. Und zwar mit einem tiefen grollen gepaart mit lauten Fauchen. „Hey was soll das, ich hab dir doch gar nichts getan! Und dieser kleine Teufel soll jetzt bei uns im Zimmer leben?“ „Ihr müsst euch halt erst mal aneinander gewöhnen. Bitte Xala, ich bin so froh das ich mich um ihn kümmern darf, bitte?“ „Ja, ja schon gut.“ „So und nun zu dir Sidum, auch du musst dir Mühe geben und dich mit Xala vertragen. Weißt du, sie ist nämlich meine beste Freundin, ok?“ Und als ob er mich verstanden hätte, schaute er zu mir auf und Miaute leise.

In den nächsten Wochen ging es Sidum von Tag zu Tag immer besser. Und auch mit Xala kam er jetzt richtig gut klar. Doch schlafen tat er jede Nacht in meinem Bett. Endlich war es soweit und Miss Bow meinte, das er wieder vollständig gesund sei. Das war auch der erste Tag wo ich mit Sidum raus in den Wald ging. „Na dann mein kleiner, Genies die frische Luft und die Natur, aber nicht weglaufen, verstanden.“ „Miau“ bekam ich darauf mal wieder als Antwort. Mittlerweile war ich fest davon überzeugt das er mich verstand, denn egal was ich sagte er gehorchte mir oder ich bekam ein Miau zur Antwort. Als ich ihn auf den Waldboden runter ließ lief er auch gleich in Richtung Trainingsplatz, da wo ich ihn gefunden hatte. Was er da wo wollte?

Schnell lief ich ihm hinterher, doch kaum hatten wir den Platz erreicht, blieb ich auch schon wieder abrupt stehen. Was machte Mister Ponta hier, und warum hatte er eine Schaufel dabei? Schnell versteckte ich mich hinter einem Baum, doch Sidum dachte gar nicht erst daran sich zu verstecken. Ganz im Gegenteil, er rannte fauchend auf ihn zu und sprang ihm ins Genick. Ich ries vor Schreck die Augen auf und vergaß mich zu verstecken. „Sidum nein, was machst du da?“ schrie ich den beiden zu während ich zu ihnen lief. „Ah scheiße, nimm das Vieh da weg! Verdammt, Au, Ah was soll das?“ Schrie Mister Ponta, doch als er bemerkte wer ihn da attackiert hatte, wurde er so richtig wütend. „Du schon wieder, na warte!“ Doch noch ehe das ganze eskalieren konnte, hatte ich mir Sidum geschnappt und hielt ihn so fest wie ich konnte. Denn der kleine sah gar nicht ein aufzugeben. „Sidum, Schluss jetzt! Verdammt was soll der scheiß?“ Er sah mich kurz an und beruhigte sich etwas.

Er versuchte jetzt zwar nicht mehr Mister Ponta anzugreifen, aber mit dem fauchen in seine Richtung hörte er denoch nicht auf. „Verdammt noch mal, was sollte das?“ „Es tut mir so leid. Ich weiß auch nicht was da in ihn gefahren ist. Ist es sehr schlimm?“ „Keine Ahnung, es brennt wie Hölle, der ist ja gemeingefährlich!“ „Bitte sagen sie es nicht den anderen Lehrern, sie würden ihn mir sofort wieder weg nehmen. Bitte!“ „Ja, ja, schon gut. Aber dafür bist du mir was schuldig, okay?“ Und dabei zwinkerte er mir mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht zu.

„Okay, und was soll ich tun?“ Fragte ich sehr zögerlich? „Naja zum Anfang könntest du mir helfen die Wunden zu versorgen. Da ich hinten am Nacken nicht selber ran komme und wer weiß was das Vieh für Krankheiten hat.“ Erleichtert atmete ich auf. „Okay.

“Nachdem ich Sidum auf mein Zimmer gebracht hatte, machte ich mich auf den Weg zu Mister Ponta’s Zimmer. Als ich vor der Tür stand wurde mir doch ein wenig mulmig. Schließlich war ich noch nie in einem der privat Räume der Lehrer. Vorsichtig klopfte ich, doch es kam keine Antwort.

Gerade als ich wieder gehen wollte, ging die Tür auf und Mister Ponta stand vor mir. Doch, oh mein Gott, der hatte ja nichts außer einem Handtuch um die Hüften an. „Oh, ich komme dann wohl besser später wieder. Entschuldigung.“ „Nein, nein, komm rein, ich war nur schnell duschen. Komm setzt dich. Ich ziehe mich nur schnell an.“ „Okay.“ Langsam betrat ich den Raum, es sah aus wie in einer Wohnstube. Zwar kleiner als normal aber doch gemütlich. Hier war alles sehr modern eingerichtet worden. An der linken Wand stand ein schwarzer, offener Schrank in dem sich ein Fernseher befand. Und genau gegenüber war eine in rot gehaltene Couch mit einem schmalen Glastisch davor. Die Wände waren in einem sanften orangeton gestrichen. Alles passte perfekt zusammen.

Ich ging davon aus er würde sich komplett wieder anziehen, jedoch hatte ich mich da gewaltig getäuscht. Er kam mit nur einer Sporthose und freiem Oberkörper wieder rein, und sah dabei verdammt heiß aus. Seine Oberarme waren ja schon der Hammer gewesen, doch das war nichts zu diesem Waschbrettbauch. Ich konnte gar nicht anders als zu starren. „Panya? Alles okay?“ Oh nein, hatte ich ihn etwa mit offenem Mund angestarrt? Sein halbes grinsen sagte mir alles, und ich lief rot an. „Ähm ja, ich war noch schnell bei Miss Bow gewesen und habe mir eine Salbe geben lassen, wegen den Kratzern.“ Lenkte ich schnell ab. „Okay na dann.“

Er öffnete eine Tür und ging einfach in den nächsten Raum. Langsam folgte ich ihm. Ach du scheiße, das war ja sein Schlafzimmer! Und schon setzte er sich auf sein Bett und schaute zu mir. „Was ist los Panya, kommst du?“ „Äh, wir könnten uns doch auch auf ihr Sofa setzten, Mister Ponta.“ Irgendwie war mir das alles nicht geheuer. Und dabei half es nun wirklich nicht dass er kaum was an hatte und so verdammt sexy aus sah. „Ach was, komm her. Und ich glaube, ich hatte schon mal gesagt das du mich Tonio nennen kannst.“ Langsam ging ich auf ihn zu und er beobachtete jede Bewegung von mir so intensiv, das ich das Gefühl bekam er wolle meinen Anblick tief in sich hinein saugen, um ja kein Detail zu vergessen.

Als ich mich dann hinter ihm auf seinem Bett niederließ, öffnete ich die Cremedose. Als meine Finger dann vorsichtig seinen Nacken berührten, spürte ich wie er Gänsehaut bekam. Meine Hände zitterten mit meinem Herzen um die Wette, welches so laut klopfte, das ich dachte, er müsse es auch hören. „Du hast sehr weiche Hände, weißt du das?“ Und mit diesen Worten drehte er sich langsam zu mir rum und legte seine Hand auf meine Wange. Ich bekam einfach kein Wort raus, sondern schaute ihm einfach nur in seine braunen Augen. Die so dunkel waren, dass man hätte denken können, sie wären schwarz. „Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt wie schön du bist?“ hauchte er mir zu.

Was sollte ich denn jetzt nur machen, er war mein Lehrer. Und doch krippelte es in meinem Bauch wie verrückt. „Es ist okay, vertrau mir.“ Konnte der jetzt auch noch Gedanken lesen? Doch mehr konnte ich nicht mehr denken, denn als seine Lippen die meine berührten, war mein Kopf mit einem Schlag leer. Erst ganz vorsichtig berührten sich unsere Lippen. Doch er wurde immer intensiver. Mein erster Kuss, oh man das war tatsächlich mein erster Kuss. Und den bekam ich von einem Lehrer! Und als mir das bewusst wurde ruckte ich schlagartig von ihm weg. „Was ist los Panya?“ flüsterte er mir entgegen. Sein Gesicht kam dem meinen schon wieder gefährlich nah. „Ich, äh, es tut mir leid, aber ich muss jetzt gehen.“ Und schon sprang ich auf und rannte aus dem Raum und in mein Zimmer.

Dort angekommen musste ich erst mal tief Luft holen und mein Herz beruhigen. Ich wusste zwar nicht ob es jetzt von dem rennen oder von dem Kuss, so wild schlug. Doch eines wusste ich, der Kuss war fantastisch, ich hatte das Gefühl als könnte ich ihn immer noch auf meinen Lippen spüren. Und doch fühlte es sich auch total falsch an, was wir da gemacht hatten. Vor allem verstand ich nicht so richtig, warum er das gemacht hatte. Hallo, ich war ein weißer Tiger! Wenn ihm jetzt was passieren würde, wäre es hundertprozentig meine Schuld! Was hatte ich nur angerrichtet?

Der Anfang vom Ende

Ich konnte einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich dachte nur noch daran, was ist, wenn Tonio was passiert. Sie würden mich alle nur noch mehr hassen, vielleicht sogar auch Xala. Und davor hatte ich am meisten Angst. Ich warf mich auf mein Bett und fing an zu weinen, Sidum sprang zu mir rauf und miaute mich an. „Ach Sidum, was habe ich nur getan?“ Miau. „Du hast es gut, den ganzen Tag schlafen und essen und brauchst dir um nichts Sorgen zu machen.“ Wieder schaute er mich an und miaute. Jaja, so ein Katzenleben war schon toll, naja theoretisch war ich zwar auch eine Katze, nur leider mit einer Hälfte Mensch.

„Panya, was ist denn nur los mit dir? Seit Tagen hängst du nur noch auf unserem Zimmer rum und ziehst ein Gesicht als wäre jemand gestorben. So langsam mache ich mir ernsthaft Sorgen, Schwesterchen!“ Und wenn sie mich Schwesterchen nannte, dann wusste ich das Sie sich wirklich sorgen machte. Aber was würde passieren, wenn ich es ihr sagte, würde sie mich dann verachten?

„Es ist nichts, wirklich.“ Doch da ich ihr nicht in die Augen schauen konnte, wusste sie sofort, dass es gelogen war. Sie kannte mich halt zu gut, und lügen war noch nie meine Stärke gewesen. „Jetzt kuck mich nicht so an Xala! Ich kann es dir nicht erzählen.“ „Ich schäme mich so.“ Sagte ich noch kleinlaut hinterher. Xala hockte sich vor mich und nahm meine Hände in ihre. „Du weißt du kannst mir alles erzählen, ich habe dir immer beigestanden und das wird sie auch nie ändern Panya!“ Na hoffentlich.

„Ok, ich war vor ein paar Tagen nachmittags das erste Mal mit Sidum draußen im Wald und ...“ Und so erzählte ich ihr alles, was geschehen war. Zum Schluss saß sie einfach nur mit offenem Mund vor mir und starte mich an. Jetzt war der Moment gekommen, vor dem ich immer am meisten Angst hatte, meine beste Freundin würde mich hassen. Aber es kam ganz anders. „Was, oh Wahnsinn, du hast das erste Mal jemanden geküsst? Wie war es? Und er war wirklich fast nackt? Oh man, hast du ein Glück, der heißeste Lehrer von der ganzen Schule und der küsst dich! Weißt du eigentlich, wie neidisch die anderen erst sein werden wenn sie das erfahren?“ „Nein auf keinen Fall darfst du jemanden davon erzählen! Bitte Xala, versprich es mir!“ „Jaja, schon gut, versprochen. Und wann seht ihr euch wieder? Natürlich außer im Unterricht?“ „Äh, gar nicht. Er ist mein Lehrer und der Kuss war ein versehen. Ich denke mal er wird das genauso sehen.“ Zumindest hoffte ich das, auch wenn mein Herz schon wieder anfing, schneller zu schlagen, als ich so an ihn dachte. Aber das war egal, ich durfte mich jetzt auf keinen Fall in ihn verlieben, oh nein!

Doch leider hatte ich mich da total getäuscht. Tonio sah das ganz anders. Im Unterricht konnte ich ihm ja noch aus dem Weg gehen, aber anscheinend nicht für immer. Ich war wieder mit Sidum im Wald, und irgendwann muste es ja so kommen. Tonio war auch hier und hatte mich sogleich entdeckt. Er winkte und rief nach mir. Worauf Sidum natürlich schrecklich anfing zu fauchen. „Ich warne dich Sidum, wehe du attackierst ihn noch mal, benimm dich.“ Ein tiefes Grollen kam aus seiner Kehle aber er setzte sich brav neben mich, während ich auf Tonio wartete, bis er uns erreichte. „Hey Panya, wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt, ich habe dich schon überall gesucht. Oh, wie ich sehe hast du diesen kleinen Teufel auch wieder mit dabei.“ Das lag dann wohl auf Gegenseitigkeit, sie konnten sich einfach nicht ausstehen. „Ich, naja, ich war auf meinem Zimmer und äh, habe gelernt. Hatte halt viel zu tun.“ Ja das war eine gute Ausrede, zumindest dachte ich das.

„Panya bitte lüg mich nicht an. Kann es sein das du dich vor mir versteckt hast? Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, was in mich gefahren ist, als ich dich geküsst habe. Doch seit dem Moment, als ich dich das erste Mal sah, habe ich mir nichts anderes gewünscht, als dich zu berühren und zu küssen. Es tut mir leid, wenn ich dir damit Angst gemacht habe, verzeih mir.“ Und während er das so sagte, schmolz mein Herz nur so dahin und seine braunen Augen, wie sie mich ansahen, da war es einfach um mich geschehen. Ich hatte mich nun doch in ihn verliebt.

„Tonio, ich weiß nicht was ich sagen soll.“ Hauchte ich ihm entgegen. Doch er wusste genau, was er wollte. Langsam kam er auf mich zu und legte seine Hand ganz vorsichtig an meine Wange. Die andere Hand suchte sich ihren Weg und er legte sie mir um meine Taille und zog mich damit fest an sich heran. Sein Gesicht näherte sich meinem. Diese dunklen Augen betrachteten mich mit einem Verlangen, das ich noch nie bei jemandem gesehen hatte. Mir wurde ganz heiß und ich konnte nicht anders als ihn bewundert anzuschauen. Seine Lippen berührten nun meine so zärtlich, dass ich mir im ersten Moment nicht sicher war, ob das alles wirklich passierte. Der Kuss wurde immer intensiver und seine Hand, die gerade noch an meiner Wange ruhte, wanderte jetzt langsam meinen Rücken hinunter. Als sie das Ende meines Tops erreicht hatte, ließ er sie darunter gleiten. Ich bekam sofort am ganzen Körper Gänsehaut. In meinem Bauch und an anderen Stellen fing es langsam an zu krippeln. Jetzt fing auch ich an ihn zu berühren, ihn durch sein weiches Haar zu streicheln, doch auf einmal „au verdammt was war das?“ Schrie ich auf, denn mein Bein brannte plötzlich höllisch.

Erschrocken ließ Tonio von mir ab und schaute mich ganz verwundernd an. „Was ist los, habe ich dir wehgetan?“ Hatte er? Nein, er war doch nicht an meinem Bein gewesen, noch nicht. Als ich nun runter schaute, blickte Sidum mich ganz unschuldig an. „Sidum verdammt, hast du mich etwa gebissen?“ und tatsächlich, er hatte mich gebissen, zwar nicht das ich blutete aber es hatte gereicht, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Und da machte es klick in meinem Kopf.

„Sag mal bist du etwa eifersüchtig?“ Tonio starte mich nur an, während ich Sidum auf meinen Arm nahm. „Irgendwas stimmt doch mit diesem Vieh nicht, es wäre besser, wenn du ihn wegschaffst. Und damit meine ich nicht in dein Zimmer!“ Erschrocken starrte ich ihn an. „Auf keinen Fall! Sidum bleibt! Finde dich damit ab oder lass es sein!“ Und mit diesen Worten drehte ich mich um und ging. Sidum hingegen, thronte auf meinem Arm und ich hätte schwören können, dass er vor sich hin grinste. Eins zu null für Sidum.

„Und er hat dich wirklich ins Bein gebissen?“ wollte Xala auch gleich wissen, nachdem ich ihr erzählt hatte, was im Wald passiert war. „Ja aber es ist nicht schlimm, ich denke er war eifersüchtig und er kann Tonio nicht leiden.“ Warum nur, Tonio hatte ihm doch nichts getan und mit Xala hatte er sich doch auch angefreundet. Naja vielleicht braucht er nur noch etwas mehr Zeit. „Also habt ihr jetzt sowas wie eine geheime Beziehung, man ist das aufregend.“ Xala kriegte sich fast gar nicht mehr ein und sprang wie ein verrücktes Huhn im Zimmer umher. „Ich weiß es eigentlich gar nicht so genau. Ich weiß nur, dass ich mehr für ihn empfinde, als wie ich sollte. Verdammt er ist doch mein Lehrer!“ „Ach was, so ein richtiger Lehrer ist er doch gar nicht. So darfst du das nicht sehen, er ist doch nur so eine Art von Student. Also ist es auch nicht verboten. Außerdem wurde es ja mal Zeit, dass du dich verliebst, ich dachte schon das würde nie passieren.“ Irgendwie hatte sie damit recht, bisher hatte ich mich wirklich nicht für Jungs interessiert. Warum auch, die wollten ja eh nichts mit dem großen Unglück zu tun haben. „Ach Xala, ich weiß trotzdem nicht, ob das alles so gut und richtig ist. Und Sidum ist auch nicht gerade begeistert davon. Ich habe keine Lust, dass er mich jedes Mal ins Bein beißt, wenn Tonio mir zu nah kommt.“ „Ach was, dann lass ihn halt das nächste Mal bei mir, mich mag er ja jetzt. Nicht war du kleiner Stinker?“ Sie kraulte Sidum dabei hinter seinen Ohren und bekam auch gleich ein Schnurren zur Antwort. „Also gut, ein Versuch kann ja nicht schaden.“

Die Tage gingen so dahin, und immer wenn wir Zeit hatten, trafen Tonio und ich uns heimlich im Wald. Wir waren beide der Meinung, dass es besser wäre, es niemanden zu sagen. Es hatte ihm schon Missfallen das Xala Bescheid wusste. Ich konnte ihn jedoch davon überzeugen, dass sie niemandem je was sagen würde. Sidum jedoch kam überhaupt nicht damit klar, jedes Mal wenn ich von einem Treffen mit Tonio kam, wurde ich erstmal kategorisch von ihm ignoriert. Aber essen war seine Welt geworden und so hatte ich ein gutes Mittel um ihn wieder zu besänftigen. Doch manchmal hatte auch ich meine Zweifel an Tonio. Er fragte mich immer wieder nach meinen Eltern, ob ich nicht doch noch etwas wisse. Oder ob ich mir vorstellen könnte, warum sie mich ausgerechnet hier hergebracht hatten.

Heute Nachmittag waren wir wieder verabredet und ich freute mich schon darauf. Doch als ich dann an unserem Treffpunkt ankam, es war eine alte Hütte, die nicht mehr genutzt wurde, war Tonio noch nicht da. Also lief ich ein bisschen in der Gegend umher. Auf einmal hörte ich seine Stimme und freute mich schon das er endlich da war, bis ich jedoch merkte, dass er nicht mit mir sprach. Sondern, er sprach mit dem Wald. Ich konnte es gar nicht fassen, ist der jetzt verrückt geworden? Und was richtig merkwürdig war, er hatte wieder eine Schaufel dabei und vor ihm lag eine kleine Pyramide, gerade mal so groß wie ein Tennisball. Da fiel mir auch ein, dass ich ihn nie nach dem Grund gefragt hatte, wieso er damals schon mit einer Schaufel im Wald war. Ich schlich, soweit ich konnte an ihn ran, um zu lauschen, was er da machte und mit wem er da sprach.

„So glauben Sie mir doch, ich habe wirklich alles versucht. Doch diese kleine Kröte behauptet immer noch, dass sie nichts von ihren wahren Eltern wüsste. Ich hab mich sogar auf eine Liebschaft mit der eingelassen, aber die blöde Kuh schweigt weiter. Aber Heer, bitte glaubt mir ich werde es schon noch schaffen. Doch vorher muss ich noch diesen Kater Sidum loswerden, ich konnte ja nicht ahnen, dass er meinen Angriff überleben würde. Und zu allem Pech findet auch noch die, dieses Mistvieh, bevor ich meine Aufgabe beenden konnte. Es tut mir Leid mein Heer, bitte vergebt mir.“ Ich konnte einfach nicht glauben, was ich da hörte! Er war es gewesen, der Sidum so schwer verletzt hatte. Doch das nahm ich nur am Rande war, viel schlimmer war, wie er über mich sprach. Ich war nur ein Mittel zum Zweck! Aber wofür, ich kannte meine Eltern doch wirklich nicht. Mir wurde plötzlich einfach nur schlecht. Das konnte doch nur ein Albtraum sein, oh Gott, bitte lass es einen bösen Traum sein. Aber es war kein Traum, es war die Realität! Aber halt, da war noch eine Stimme, wie aus dem Nichts. Ich konnte niemanden sehen, dafür aber klar und deutlich hören. „Du hast versagt! Dies wird deine letzte Chance sein, du weißt, was die Strafe für Versagen ist!“ Hörte ich diese tiefe und dunkle Stimme sprechen. Es schien als würde sie von überall her kommen und dann wieder nur da vorne bei Tonio. Ich bekam immer mehr Angst. „Ja mein Heer, ich weiß, der Tod!“ sagte Tonio ganz kleinlaut ins Nichts hinein.

Was verdammt nochmal ging hier vor? Ich wusste nur noch eins, und zwar, dass ich hier so schnell wie möglich weg musste! Ohne darüber nachzudenken, drehte ich mich um und rannte Richtung Internat, doch leider hatte Tonio mich bemerkt. „Scheiße, Panya, bleib sofort stehen!“ Doch ich dachte gar nicht daran stehen zu bleiben, sondern rannte einfach weiter, so schnell ich konnte. Auf einmal hörte ich hinter mir einen schrecklichen schmerzverzerrten Schrei.

Diese Stimme würde ich unter Tausenden wieder erkennen! Sidum! Verdammt wo kam der den plötzlich her? Ich hatte ihn doch bei Xala gelassen. Abrupt blieb ich stehen und drehte mich um. Oh nein, Sidum lag bewusstlos neben einem großen Stein und blutete furchtbar. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an. Das war der Moment, wo mein Tiger in mir aktiv wurde.

Ich spürte nur noch tiefen Hass in mir aufsteigen und merkte auch sofort, wie sich mein Körper veränderte. Mein Kiefer wurde größer und scharfe Reißzähne drahten hervor. Auch mein Rücken bog sich und meine Hände wurden zu riesigen Pranken mit scharfen Krallen. An meinem gesamten Körper kam jetzt weißes Fell mit schwarzen Streifen zum Vorschein. Jetzt war ich ein vollkommener riesiger weißer Tiger mit allen Sinnen.

Tonio blieb einen Moment erschrocken stehen, doch im nächsten Moment verwandelte auch er sich und vor mir stand ein ausgewachsener Leopard. Sein geflecktes Fell glitzerte in der Sonne, die durch die Bäume schien. Doch lange konnte ich diesen Anblick nicht bewundern, denn er stürzte sich sofort auf mich und drang tief mit seinen Zähnen in mein Fleisch ein. Ich brüllte vor Schmerzen, doch nun war alles in mir auf Kampf gestellt. Ich ließ all meinen Instinkten freien Lauf. Ich drehte mich um und schlug ihm meine Pranke entgegen die ihn erst mal von mir runter beförderte. Jedoch hatte er mich schwer an meinem rechten Hinterbein verletzt, somit hatte ich Schwierigkeiten mit dem Aufstehen. Doch Tonio ließ mir keine Zeit mich irgendwie zu erholen, sondern sprang schon wieder in meine Richtung. Auch ich sprang auf, soweit das ging, und fletschte meine Zähne, gepaart mit einem tiefen grollen und fauchen.

Kurz bevor er bei mir war, nahm ich Anlauf und sprang ihm entgegen. Unsere Körper prallten aneinander, doch diesmal hatte ich die Oberhand und biss in das Erste, was ich erwischen konnte. Es war sein vorderes linkes Schulterblatt, ich biss so stark rein, wie ich nur konnte, und schmeckte auch sofort Blut auf meiner Zunge. Wir rollten über den Waldboden und kämpften miteinander. Immer wieder schrie einer unter Schmerzen von uns auf, aber aufgeben wollte keiner. Doch auf einmal war alles vorbei!

Ich lag keuchend auf Tonio und spürte, dass ich meine Zähne in seinen Hals gerammt hatte. Seine leeren Augen waren weit aufgerissen. Erschrocken sprang ich von ihm runter und starrte ihn nur an. Doch er bewegte sich nicht mehr, aus seinem Hals quoll das Blu!

Ich wusste sofort, dass ich ihn getötet hatte.

Unerwartete Hilfe

In dem Moment, als mir dies Bewusst wurde, verwandelte ich mich wieder zurück und sah’s einfach nur da und starrte den toten Körper von Tonio an. Nach dem Tod verwandelte man sich automatisch wieder zurück. Das war wie bei der Geburt, jedes Wesen kam als Mensch auf die Welt. Und als Mensch verließen wir sie auch wieder.

Ich konnte gar nicht richtig denken starrte ihn einfach nur an, bis auf einmal etwas Weiches und Nasses sich an mich schmiegte. Das riss mich aus meiner Starre und ich bemerkte wie Sidum vorsichtig auf meinen Schoß kletterte. Es fiel im deutlich schwer, auch er hatte einiges abbekommen und blutete noch leicht aus einigen Wunden, aber zum Glück war er wieder bei Bewusstsein.

Meine eigenen Schmerzen spürte ich kaum, das musste noch das Adrenalin sein. „Scheiße, Scheiße, Scheiße, was habe ich nur getan. Sidum ich habe ihn umgebracht. Ich habe ihn wirklich getötet. Jetzt werden sie mich töten.“ Sidum sah zu mir auf und plötzlich kletterte er wieder von mir runter. Er lief ein paar Schritte Richtung Internat und drehte sich dann wieder zu mir herum. Er sah mich an und miaute. Wenn ich ihn richtig verstand sollte ich ihm folgen, doch das ging doch nicht. Wir mussten hier weg und zwar in die andere Richtung, weg vom Internat.

Doch Sidum dachte gar nicht daran, er lief einfach weiter, nur kurz drehte er sich nochmal zu mir um. Wahrscheinlich um zu sehen ob ich ihm folgte. Ich schnappte mir die Reste von meinen Klamotten, die bei meiner Verwandlung total zerfetzt wurden, und zog zumindest einen kleinen Teil wieder an um die wichtigsten Stellen zu verbergen. Und schon lief ich hinter Sidum her. Erst jetzt bemerkte ich meine Wunden. Mein Bein brannte Höllisch bei jedem Schritt, und auch mein Gesicht und mein linker Arm taten saumäßig weh. Zum Glück war aber nichts gebrochen.

Als das Internat in Sicht war, lief Sidum jedoch rechts an dem Gebäude vorbei. Wo wollte er nur hin. Schnell beeilte ich mich, ihm hinterher zu kommen. Es war ja schon irgendwie verrückt, das ich ausgerechnet in so einer Situation meiner Katze vertraute. Doch ich machte es einfach, es war wie ein Gefühl, als ob mein Innerstes mehr wusste als mein Verstand. Wir kamen an der rechten Mauer an, die das Internat umgab, und auf einmal sah ich da eine kleine Tür. Sidum blieb genau davor sitzen und schaute erst zu der Tür und dann zu mir. Okay verstanden, also da sollte ich rein. Ich drückte vorsichtig die Klinke runter und öffnete erst nur einen kleinen Spalt die Tür. Schließlich wusste ich ja nicht was sich dahinter befand.

Doch es war einfach nur ein langer dunkler Gang, in dem an jeder Ecke und Wickel Spinnennetze hingen. Sidum achtete gar nicht darauf, sondern lief einfach drauf zu. Ich überlegte noch einen Moment, doch eine andere Wahl hatte ich ja auch nicht. Vorsichtig machte ich einen Schritt vor den anderen da ich kaum etwas sehen konnte. Nur das schwache Licht das durch die offene Tür kam, machte es mir möglich, wenigstens etwas zu erkennen. Zur Sicherheit hatte ich sie offen gelassen. Bei jedem Schritt hatte ich neue Spinnnetze im Gesicht und in den Haaren. Jetzt nur nicht darüber nachdenken was für Viecher da jetzt auf mir waren. Ein Gefühl von Egel stieg in mir auf. Zum Glück konnte ich etwas weiter hinten ein schwaches Licht sehen und ging nun schnurr stracks darauf zu.

Am Ende des verdammten Tunnels war ein Raum, auch dieser sah aus als ob hier schon ewig keiner mehr gewesen wäre. Aber an den Wänden hingen kleine Fackeln die etwas Licht spendeten. Sie mussten mit Magie versehen sein, sonst wären die doch schon lange aus. Neben den Fackeln war eine weitere Tür. Auch diesmal sah’s Sidum wieder davor und schaute zu mir. „Jaja, schon verstanden. Da geht’s lang.“ Sagte ich leise zu ihm, weil ich Angst hatte jemand könnte uns hören.

Ganz langsam öffnete ich auch diese Tür und war auf einmal in einem schicken Flur gelandet. Erstaunt sah ich mich um. War zwar etwas schlicht eingerichtet, es war nur eine Kommode und ein Schuhregal zu sehen, aber trotzdem irgendwie schön. Die Wände waren in einem warmen braunen Ton gehalten und an jeder Wand hing eine Lampe die aussah wie aus dem Mittelalter. Auf einmal fing Sidum richtig laut an zu Miauen, und ich erschrak so sehr das ich fast gegen die Kommode gestoßen wäre. „Pscht, bist du leise! Wenn uns jemand hört, verdammt nun sei doch endlich still!“ Doch er hörte gar nicht auf mich, sondern schrie immer lauter. Und auf einmal waren da Schritte zu hören, die in unsere Richtung kamen.

Verdammt was sollte ich jetzt machen, zurück rennen? Aber was sollte das bringen, ich wusste doch gar nicht wo ich dann hin sollte, also blieb ich wie versteinert stehen. Die Tür zum Flur öffnete sich und Mister Guner stand auf einmal im Raum. Doch im ersten Moment sah er mich gar nicht, sondern sah erschrocken auf Sidum herunter. „Was ist denn mit dir passiert? Ich hab dir doch gesagt du sollst dich von Tonio fern halten, du kannst von Glück reden das er dich nicht schon beim letz...“ Und in diesem Augenblick sah er mich und sein Gesicht wurde Schneeweiß.

„Ach du scheiße, mein Mädchen, was ist denn mit dir passiert?“ Er kam langsam auf mich zu, doch ich konnte mich einfach nicht bewegen. Als er dann vor mir stand und mich anschaute, konnte ich einfach nicht anders als ihm um den Hals zu fallen, und loszuheulen. „Mr. Guner ... ich ... ich ... habe ... was ganz ... Schreckliches ... getan!“ Kam es da nur schluchzend von mir raus. „Jetzt beruhige dich und dann erzählst du mir alles ganz genau was passiert ist. Aber jetzt kommt erst mal mit, ich will mir eure Wunden ansehen.“ Er führte uns zwei Räume weiter in seine Wohnstube.

Auch dieser Raum war sehr schlicht, aber gemütlich eingerichtet. An der Wand stand ein Sofa mit einem Rostroten Farbton. Daneben eine kleine Kommode und dem ganzen gegenüber stand eine alte Anrichte mit einem sehr kleinen Fernseher. Zuerst untersuchte er Sidum und verbannt seine Wunden, in dieser Zeit konnte ich mich wieder Einigermasen beruhigen. Nun kam er zu mir und schaute sich mein Bein an. „Das sieht böse aus. Da hat dich ja jemand ziemlich Doll erwischt. Was genau ist denn nun passiert?“ Ich begann zögerlich ihm alles von Anfang an zu erzählen. Von dem ersten Kuss, den heimlichen Treffen, auch was ich im Wald gehört hatte bis zu dem Kampf. Die Worte, das Tonio Tod war, kamen mir nur schwer über die Lippen. Auch wenn ich jetzt wusste, dass die Gefühle von Tonio nur gespielt waren, so waren meine Echt gewesen.

Mister Guner hörte mir still zu und verarztete meine Wunden. „Und er liegt jetzt immer noch im Wald bei der alten Hütte?“ „Ja, ich bin einfach Sidum gefolgt.“ „Das war genau richtig so, mein Mädchen. Okay, eure Wunden sind erst mal versorgt. Panya du hörst mir jetzt genau zu und machst das was ich dir sage, hast du mich verstanden?“ Zögerlich antwortete ich ihm. „Ja.“ „ Du gehst jetzt auf dein Zimmer, du sprichst mit niemandem, packst deine wichtigsten Sachen für dich und Sidum zusammen und kommst sofort wieder hier herunter. Ich kümmere mich in der Zwischenzeit um Tonio. Und denk daran, zu niemandem ein Wort!“

Äh, was war denn jetzt los? Wie er kümmert sich um Tonio. Und warum soll ich meine Sachen packen? Ich dachte, dass er mich jetzt sofort zu unserer Direktorin bringen würde, damit ich bestraft werden konnte. Aber das klang eher so als wolle er mit mir und Sidum abhauen. Aber warum sollte er das tun, er war doch bloß mein Lehrer! Als er mein zögern bemerkte, meinte er nur. „Keine Angst mein Mädchen, ich lasse dich nicht im Stich. Nur wir müssen uns jetzt beeilen, wenn die erst merken, was passiert ist, werden sie dich töten! Also los jetzt!“

Ich sprang sofort auf, doch ein schmerzhaftes Stechen schoss sofort mein Bein entlang und ich musste mich erst mal abstützen. Bei meinem zweiten Versuch, achtete ich darauf dieses Bein so wenig wie möglich zu belasten. Doch kaum war ich an der Wohnungstür fiel mir plötzlich noch was ein, oder besser gesagt auf. „Äh Mister Guner haben sie vielleicht was zum anziehen für mich?“ Denn genau in dem Moment war ich mir wieder bewusst geworden, das ich ja praktisch fast nichts anhatte außer ein paar Stofffetzen. Und bei dem Gedanken lief ich rot an und starrte verlegen zum Boden. „Ja klar, natürlich, warte kurz, ich hohle was.“ Da war er auch schon in einen anderen Raum verschwunden und kam mit einem T-Shirt und einer Jogginghose zurück. „Hier bitte, und jetzt Beeilung!“ „Danke, Sidum du wartest lieber hier. Ich bin gleich zurück, “ sagte ich noch während ich mir die Klamotten überzog und weg war ich.

Ich zog unter meinem Bett meinen alten Rucksack hervor, rannte zu unserem Kleiderschrank und dann ins Bad. Alles, wo ich dachte, das könnte wichtig und nützlich sein Stopfte ich einfach irgendwie in den Rucksack. So, mein Kram hatte ich, jetzt das von Sidum, ging es mir so durch den Kopf. Auf einmal ging die Tür auf und Xala stand im Raum. „Hey süße ich muss dir unbedingt was erzählen, du glaubst gar nicht was Layla schon wied... kannst du mir mal verraten was du da machst?“ „Ich... ich... ich will mit Sidum eine Wanderung machen!“ „Das war ja jetzt die größte Lüge die du mir je erzählt hast!“ Sie funkelte mich böse an doch was sollte ich machen, ich konnte es ihr nicht sagen. Auf keinen Fall!

„Xala bitte, ich kann nicht, sorry.“ Und konnte sie bei diesen Worten nicht mal mehr anschauen. „Okay, na gut, dann verzaubere ich jetzt die Tür und niemand verlässt den Raum, bis du es mir gesagt hast.“ Prompt drehte sie sich um und fing an irgendwelches Zeug zu nuscheln. „Xala warte, das kannst du nicht machen. Ich muss hier weg und zwar sofort!“ „Verdammt dann sag mir was los ist. So verstört kenne ich dich gar nicht. Und ich bin mir sicher das hat nichts mit irgendeinem Schüler zu tun. Ist Tonio aufdringlich geworden oder hat er Schluss gemacht. Nun sag schon!“ Ich haderte mit mir, ich wusste genau Xala würde nicht aufgeben, bis sie nicht alles wusste. Scheiße!

Und so ließ ich mich erschöpft auf mein Bett fallen und erzählte ihr nun doch alles. Ich hatte die ganze Zeit nur auf den Boden gestarrt weil ich nicht das Entsetzen in ihrem Gesicht sehen wollte, während sie erfuhr das ich eine Mörderin war. Da ich allerdings nichts hörte als ich mit der Geschichte fertig war, blickte ich nun doch vorsichtig zu ihr. „Xala, bitte sag was, irgendwas“, flehte ich. „Dieses verdammte Arschloch! Wenn du ihn nicht schon in Stücke gerissen hättest, glaub mir, dann hätte ich es spätestens jetzt gemacht! Was bildet sich dieser scheiß Typ eigentlich ein! Naja jetzt wohl nicht mehr viel, aber trotzdem! Ok, fassen wir mal zusammen. Mister Guner will dir helfen, okay. Du bist gerade am Sachen packen und willst mit Sidum abhauen, verständlich. Nur was mir überhaupt nicht in meinen Kopf geht, ist, wie kannst du es wagen ohne mich abhauen zu wollen!“ Und dabei hatte sie so ein entsetztes Gesicht gemacht das ich nicht wusste ob ich jetzt lachen oder heulen sollte.

Ich sprang auf und fiel ihr um den Hals. „Xala das geht nicht, du musst hier bleiben. Den Bockmist habe ich gebaut und ich möchte dich da nicht mit reinziehen.“ Sie drückte mich ein Stück bei Seite und meinte nur ganz lässig, „ich bin ja wohl alt genug um das selber zu entscheiden und jetzt geh mal bei Seite, ich muss Klamotten packen.“ Mir klappte der Mund auf, doch es kam einfach kein Wort raus. „Panya mach den Mund zu sonst hast du gleich Fliegen zum Abendbrot. Und jetzt pack deine Sachen fertig wir müssen los.“ Mein Verstand und mein Körper konnten einfach nicht reagieren. Hatte sie das jetzt wirklich gesagt? Doch kaum ging mir das so durch den Kopf, da bekam ich auch schon eine leichte Ohrfeige.

„Au! Was soll das?“ „Damit du endlich wieder zu dir kommst und wir endlich los können. Ich bin schon startklar!“ Okay jetzt gab es kein zurück mehr. Xala würde sich niemals überreden lassen, das wusste ich nur zu gut. Also kramte ich die letzten Sachen von Sidum zusammen und wir machten uns auf den Weg zu Mister Guners Wohnung. „Kannst du mir mal verraten, was du darunter verstehst, sprich mit niemandem ein Wort!“ Kaum hatten wir die Wohnung betreten, da fiel auch schon Mister Guner das Gesicht runter als er Xala bei mir sah.

„Mister Guner mit allem Respekt, aber sie glauben doch wohl nicht dass ich Panya alleine gehen lasse. Und da sie nicht mein Lehrer sind, muss ich auch nicht auf sie hören. Mit diesen Worten drängelte sie sich an mir vorbei und setzte sich auf das Sofa und schaute uns mit ihren lila Kulleraugen an und wartete was als nächstes kam. Ich konnte nicht anders als zu schmunzeln, jaja, Xala war schon ne Nummer für sich! „Gut was solls, da du nun einmal hier bist sollten wir uns auf den Weg machen. Naja, vielleicht kann uns eine Hexe ja mal nützlich sein. Panya du nimmst Sidum, er kann noch nicht so weit laufen mit seinen Verletzungen. Also Mädels, auf geht’s ins Abenteuer des wirklichen Lebens!“

Das war der Moment als wir uns auf den Weg, in eine unbekannte Zukunft machten.

Die erste Nacht

Wir waren mittlerweile schon seit Stunden unterwegs. Mein Bein brannte wie Hölle, aber Mister Guner meinte immer nur, wir hätten keine Zeit für Pausen. „Bitte, ich kann nicht mehr“, flehte ich ihn an. Inzwischen war es auch schon dunkel geworden und man konnte kaum noch erkennen, wo man hintrat. Eigentlich liebte ich den Wald, doch in diesem Moment verfluchte ich ihn. Es kam, wie es kommen musste, ich übersah eine Wurzel und stürzte. Sidum und ich fielen hin und er schrie plötzlich auf, während ich versuchte nicht zu schreien.

„So das reicht, egal was sie jetzt sagen, wir müssen uns ausruhen!“ meinte Xala dann und kam zu mir, um zu sehen wie es mir und Sidum ging. Zum Glück war es nur der Schreck gewesen und keiner von uns hatte sich noch mehr verletzt. „Also gut, wartet hier, ich schaue ob wir uns hier irgendwo ein Nachtlager aufbauen können,“ sagte Mister Guner und war auch schon im dunklen Wald verschwunden. „Ich hab solche Angst, was soll denn nun aus uns werden Xala?“ „Ich weiß es nicht, aber das ist jetzt auch egal. Wir sind jetzt nun mal hier und müssen sehen das wir das Beste daraus machen.“ Sie hatte leicht reden, woher nahm sie nur immer die Kraft in allem was Gutes und Positives zu sehen. Dafür bewunderte ich sie so sehr.

„Hey Mädels ich habe da was gefunden. Los kommt, schnappt euch eure Rucksäcke und auf geht ‘s. Sidum nehme ich jetzt lieber.“ Und schon war er wieder weg, nur diesmal mit Sidum. „Der Mann macht mich noch irre, wenn der nicht einen Gang zurückschaltet, verwandle ich ihn in eine Schnecke. Mal sehen, wer dann nicht hinterher kommt!“ Schimpfte Xala so vor sich hin, während wir versuchten mit Mister Guner Schritt zu halten. Wir waren an einer steilen Felswand angelangt und ich hatte schon Angst, dass wir da jetzt rauf klettern müssten. Doch zum Glück war da eine kleine Höhle und auf diese ging Mister Guner zu und wir hinterher. „Na das nenne ich doch mal ein fünf Sterne Hotel. Los Panya lass uns gleich den Zimmerservice ausprobieren, “ meinte Xala frech grinsend. Mister Guner blickte zu ihr und konnte nur mit dem Kopf schütteln.

„Ich werde dann mal Feuerholz hohlen, während ihr euch mit dem Zimmerservice vergnügt.“ Mister Guner wollte gerade Richtung Höhlenausgang gehen, als auf einmal, wie aus, dem nichts, sich ein Feuer entfachte. „Wie ... was ...,“ mehr bekam er nicht mehr raus. „Tja so ne nervige Hexe dabei zu haben, hat wohl doch seine Vorteile,“ sagte Xala ganz keck in Mister Guners Richtung. „Ich wusste doch von Anfang an, dass du super bist,“ scherzte jetzt Mister Guner. Okay jetzt fingen sie an sich zu verstehen und ich grinste einfach nur.

Während die beiden sich unterhielten, schaute ich mir die Höhle mal genauer an. Sie war zwar nicht besonders groß aber sie sah aus als hätte sie jemand absichtlich hier in den Fels gehauen. In der Mitte war sogar eine Feuerstelle angelegt gewesen. Und alte Baumstümpfe lagen drum herum. Irgendwie war das seltsam.„Mister Guner,“ unterbrach ich die beiden, „kann es sein das diese Höhle nicht zufällig hier ist?“ „Das stimmt, es gibt mehrere dieser Höhlen hier im Wald. Sie dienen dazu, wenn die jagt, mal wieder länger dauerte, das man Übernachten konnte oder um sich bei Unwettern in Sicherheit zu bringen. Doch kaum jemand weiß genau, wo diese sind, da das auch mit zum Jagdtraining gehört.“ „Aha, tja soweit war ich ja leider noch nicht in meiner Ausbildung, das wäre jetzt dran gewesen,“ sagte ich leise und wehmütig vor mich hin.

„Mädchen mach dir keinen Kopf, ich werde dir noch alles Beibringen, was du können musst, versprochen. Und ich würde mal vorschlagen, da wir ja jetzt alle zusammen in diesem Schlamassel sitzen, könnt ihr mich Paavo nennen. Das wäre mir lieber.“ „Okay, dann also Paavo, ist echt ein schöner Name, aber Leute ich habe Hunger“, sagte Xala. Paavo kramte in seinem Rucksack und gab jedem ein belegtes Brötchen. Sidum hatte die ganze Zeit ruhig auf meinem Schoß geschlafen, doch kaum hörte er das Wort essen war er wach. Ich teilte mit ihm, und als wir aufgegessen hatten, kuschelte er sich wieder auf meinen Schoß und schnurrte vor sich hin. Dabei wurde auch ich so müde, dass ich meinen Schlafsack raus holte und mich mit Sidum hinein kuschelte.

Auch Paavo und Xala taten es mir gleich, doch vorher ging Xala noch mal zum Höhleneingang. Sie stand davor, sagte einige unverständliche Wörter und kam zurück. „Was hast du da gemacht?“ wollte Paavo wissen. „Ich habe einen Schutzzauber errichtet. Ich mag es nicht bei meinem Schönheitsschlaf gestört zu werden, “ antwortete sie und zwinkerte ihm frech zu. Das war die erste Nacht auf unserer Flucht. Irgendwas krabbelte mir ständig im Gesicht, kaum hatte ich es weg gemacht, krabbelte es schon wieder. Also entschloss ich mich doch meine Augen zu öffnen und musste feststellen, dass es Sidums Schwanz war, der aufgeregt hin und her zuckte. „Sidum was soll das, es nervt“, knurrte ich zu ihm. Zu zeigen, dass ich wach war, war eindeutig ein Fehler gewesen.

„Guten Morgen süße, gut geschlafen?“ Kam es sofort von Xala. „Wie man halt so schläft in einem Schlafsack auf dem kalten Steinboden. Hey, wo ist denn Paavo?“ „Der ist unterwegs und wollte sich umschauen. Das hättest du sehen müssen, er hatte total vergessen, dass ich einen Schutzzauber über den Höhleneingang gelegt hatte. Er ist volle Kanne davor geknallt. Ich hab mich gekugelt vor Lachen, es ist echt schade, dass ich ihn bis her nicht als Lehrer hatte. Das wäre mit Sicherheit witzig gewesen. Aber du verpennst mal wieder einfach das Beste.“

Gott, wie konnte man nur früh am Morgen schon so viel plappern, aber das war halt Xala, immer gut gelaunt. „Guten Morgen Panya, na auch schon wach? Ich hab ein paar Beeren gefunden, und wenn Xala uns ein schönes Feuer macht, können wir uns erst mal ein Tee kochen und frühstücken“, kam ein gut gelaunter Paavo in die Höhle. „Guten Morgen, na ihr zwei scheint euch ja prima zu verstehen? Das ist schön. Und hast du jemanden gesehen, denkst du sie suchen schon nach uns?“ „Keine Ahnung, ich habe nichts gerochen oder gehört. Aber wir werden uns nach dem Essen wieder auf den Weg machen müssen, um kein Risiko einzugehen. Ich glaube heute kann Sidum auch schon ein Stück alleine laufen, da müssen wir ihn nicht immer tragen. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.“

„Wo wollen wir eigentlich hin, wäre ja doch ganz interessant zu wissen, wo ich demnächst mein Leben verbringe“, kam es da von Xala, die bereits ein schönes warmes Feuer gemacht hatte. „Es tut mir leid Xala, aber das kann ich euch noch nicht sagen, nur so viel, es wird ein langer und beschwerlicher Weg werden und wir müssen das Land verlassen, vielleicht sogar noch mehr. Doch vorher müssen wir noch ein paar Dinge erledigen, aber alles zu seiner Zeit. Und jetzt kommt, lasst uns essen.“ Wie noch mehr? Was konnte man denn noch mehr als das Land zu verlassen? Egal, viel Schlauer waren wir jetzt auch nicht, aber eigentlich wollte ich es auch gar nicht so richtig wissen. Ich hatte Angst vor dem, was noch auf uns zu kam, und diese Angst sollte nicht unbegründet sein.

Seit wir unsere Sachen gepackt und die Höhle verlassen hatten, waren schon wieder drei Stunden vergangen. Kanadas Wälder waren echt groß. Mein Bein tat zwar schon langsam nicht mehr so weh wie gestern, aber noch genug um eine Pause zu verlangen. „Paavo bitte, wenn du mich nicht tragen willst, dann solltest du jetzt wirklich anhalten, ich kann nicht mehr.“ „Panya so kommen wir nie vorwärts und es ist noch ein langer Weg.“ „Das weiß ich ja, aber mein Bein schmerzt so, bitte!“ „Okay, ein paar Minuten. Ich schaue mich der weile mal um. Bis gleich.“ Und schon war er weg.

„Der wäre echt gut als Sklaventreiber durchgegangen“, meinte Xala und schaute ihm Kopfschütteln hinter her. „Ich kann ihn ja verstehen, wir wissen nicht, ob sie uns schon verfolgen und wenn ja wie nahe sie uns sind. Es ist alles meine Schuld. Erst bringe ich uns in so eine Lage und jetzt halte ich euch auch noch auf.“ Eine einsame Träne lief an meiner Wange entlang. Xala sah sie und kam sofort zu mir. „Hey nicht weinen, wenn einer Schuld hat dann ja wohl dieser Tonio. Aber den haste ja schon kalt gemacht. Also Kopf hoch und weiter geht‘s.“ Ja, sie hatte schon echt eine direkte Art. Aber auch irgendwie recht, er hatte seine Strafe bekommen, obwohl ich so einiges immer noch nicht verstand. Was hatte er nur immer mit meinen Eltern gehabt und wer war diese gruslige Stimme? Oder besser gefragt, was war sie?

Wer bist du?

„Und konntest du was entdecken?“ fragte ich Paavo, gleich, nachdem er zurückgekehrt war. „Ja und nein. Aus dem Internat habe ich keinen gesehen dafür aber unseren Weg gefunden. Ich hatte schon Angst, ich finde ihn gar nicht mehr, naja ist ja auch ein paar Jahre her, als ich das letzte Mal hier war.“ „Wie lange ist es denn her?“ wollte unsere neugierige Xala wissen. „Zwöl... ach egal, halt schon eine Weile. Und Panya kannst du weiter gehen?“ „Ich denke schon.“ Hatte er gerade vom Thema abgelenkt? Ach was, das bildete ich mir sicher nur ein.

Dieses ständige laufen ging mir so langsam auf die Nerven. Ich liebte die Wälder, aber wenn man den ganzen Tag nichts anderes mehr sah, dann nervte schon jeder Ast, der einem in den Weg kam. Wir waren jetzt seit einer Woche unterwegs. Mal fanden wir eine Höhle zum übernachten und mal schliefen wir draußen. Mittlerweile glaubte ich auch nicht mehr daran, dass uns jemand verfolgen würde. Auch Paavo war etwas entspannter geworden. Mein Bein war komplett verheilt und die Wunden von Sidum auch. Ja bei uns Katzen heilt halt alles ein bisschen schneller, zum Glück.

Xala und Paavo verstanden sich mittlerweile auch sehr gut, ja schon fast zu gut für nur Freunde.„Da Leute schaut, da ist es. Wir haben es gefunden.“ rief Paavo auf einmal ganz aufgeregt zu uns. „Äh was haben wir gefunden?“ fragte ich gerade, doch im gleichen Moment sah ich es. Eine alte kleine Blockhütte. „Panya jetzt ist es amtlich! Paavo ist verrückt geworden. Niemand freut sich so über eine alte, schäbige Hütte. In der keine Ahnung was für Tiere hausen.“ meinte Xala und verzog angeekelt das Gesicht. „Nein ihr versteht nicht, das ist unser Ticket in die Freiheit, wenn es noch funktioniert.“ Und schon war Paavo in der Hütte verschwunden.

Xala und ich schauten uns einfach nur an. War das jetzt sein Ernst, wie genau, soll denn eine Hütte funktionieren? Und gerade diese sah nicht so aus, als ob sie noch lange stehen bleiben würde. Eine falsche Bewegung und das Ding bricht zusammen. Xala hatte recht, er war verrückt geworden.

„Mädels, wo bleibt ihr? Kommt rein, na los!“ Kam es von Paavo aus der Hütte. „Na dann, Augen zu und durch.“ sagte Xala noch und war auch schon in der Hütte verschwunden. „Wahnsinn, Panya komm rein das musst du sehen!“ Hörte ich Xala aufgeregt rufen. Was soll das denn alles nur? Ist doch nur ne schäbige Hütte.

„Okay dann wollen wir halt auch mal.“ sagte ich zu Sidum, den ich schon eine ganze Weile auf den Arm getragen hatte. Kaum hatte ich einen Fuß in die Hütte getan, traf es mich wie ein Schlag. Sah die Hütte von außen aus als ob sie nur noch Brennholz wäre, so war sie von inne ein Palast. Naja Palast war vielleicht übertrieben aber hier war alles so ordentlich und sauber. Alles war ganz und es gab auch keine Krabbeltiere. Es gab sogar mehrere Zimmer, ich stand gerade im Flur, mit einer niedlichen kleinen Garderobe an der Wand. Die Wände waren auch das einzige was an eine Blockhütte erinnerte. Überall waren die Balken zu sehen, aber das Holz war vollkommen in Ordnung. Paavo und Xala waren in so einer Art offenen Küche mit Wohnzimmer. Alle Möbel waren aus Holz, die Garderobe, die Küche, ja sogar das Sofa. Nur hatte das noch richtig dicke Kissen so dass es total bequem aussah.

Xala und ich stürmten sofort in die Küche, wir hatten seit Tagen nur noch Beeren gegessen. Kaum hatte ich den Kühlschrank aufgerissen, entrang meiner Kehle ein kleiner Freudenschrei. Er war voll! Mit allem was man sich nur denken konnte. „Aber wie ist das alles nur Möglich?“ fragte ich erstaunt. „Magie! Panya! Natürlich mit Magie. Diese Hütte ist verzaubert und zeigt sich nur denjenigen, die in Not sind und es verdienen geredet zu werden.“ meinte Paavo auf einmal hinter mir. „Wie meinst du das, die es verdienen? Und woher wusstest du, wonach du suchen musst? So langsam kommt mir das alles sehr eigenartig vor. So als ob du gewusst hast, das wir irgendwann hier landen. Wer bist du? fragte ich ihn jetzt sehr vorsichtig!

„Panya können wir das nicht ein andermal klären? Wir haben keine Zeit.“ „Nein! Ich will es jetzt wissen. Sonst gehe ich keinen Meter mehr mit dir!“ antwortete ich ihm sofort und stemmte meine beiden Arme in die Hüften. „Ich finde es auch langsam eigenartig.“ Stand mir Xala sofort bei. „Dass ich voll und ganz hinter Panya stehe, ist ja klar, aber warum sie? Sie haben nicht gezögert, um ihr zu helfen, im Gegenteil, ich will gar nicht wissen was sie mit der Leiche gemacht haben. Jeder andere normale Lehrer wäre ausgerastet bei dem, was passiert war, aber sie nicht, warum?“ „Mädels bitte, können wir nich ...“ „Nein!“ Kam es sofort gleichzeitig von Xala und mir.„Also gut setzt euch, das kann jetzt etwas dauern.“ Meinte Paavo etwas genervt und sofort setzten wir uns auf das Sofa und waren gespannt, was er uns nun zu erzählen hatte.

„Panya, es ist jetzt fast Achtzehn Jahre her als deine Mutter und dein Onkel unser Land verlassen mussten. Es herrschte plötzlich Krieg und das Schloss wurde angegriffen, sodass die Königsfamilie fliehen musste.“ fing er an zu erzählen und ich lauschte jedem seiner Worte ganz genau. „Weißt du, in unserem Land ist vieles anders als hier. Die Königsfamilie besteht immer nur aus weißen Tigern. Sie sind bei uns etwas Besonderes und sehr selten! Sie sind einfach das Reinste und schönste, was es in unserer Welt gab. Doch die Vampire waren schon immer eifersüchtig gewesen, und irgendwie schafften sie es ein paar Hexen und Zauberer auf ihre Seite zu ziehen. Wie gesagt, dort wo ich her komme ist alles anders als hier. Vampire gehörten meist nur zu den Beratern des Adels, der wiederum fast nur aus Werkatzen bestand. Und jeder weiße Tiger hat immer auch noch eine Hexe oder einen Zauberer an seiner Seite. Deswegen füllt sich Xala wahrscheinlich dir auch so verbunden, Hexen spüren einfach, wohin sie gehören.“ „Wie, wohin sie gehören?“ unterbrach Xala ihn skeptisch.

„Hast du dich nicht manchmal gefragt warum ihr Freunde seid? Warum du alles für sie tun würdest. Obwohl euch jeder immer wieder eingeredet hat das Panya Unglück bringen würde. Doch das hat dich noch nie interessiert, oder? Und wenn du ehrlich zu dir selbst bist, spürst du es tief in dir drinnen.“ Ich blickte vorsichtig zu Xala rüber. Sie sah sehr nachdenklich aus. Ich hatte mich schon immer gefragt warum ausgerechnet sie mit mir befreundet war. Sie wäre ohne mich mit Sicherheit das beliebteste Mädchen auf dem Internat gewesen. Doch halt mal, dass würde ja bedeuten das ich zur Königsfamilie gehören würde. Nein, auf keinen Fall! Das konnte nicht sein. „Paavo du musst sich irren, das würde ja bedeuten dass ich zur Königsfamilie gehöre.“ „Panya, ich irre mich aber nicht. Ich weiß es sogar! Du bist Prinzessin Panya Paloma von Lucia!“ ich starrte ihn einfach nur an. Das war doch wohl ein Witz? Ich Prinzessin? Paloma von Lucia? Nein ganz bestimmt nicht! „Ich bin einfach nur Panya! Ich habe keinen zweiten Namen und schon gar keinen Nachnamen, das haben nur Menschen!“ Sagte ich entrüstet.

Bei uns gab es sowas nicht. Jeder hatte nur einen Namen, seinen ganz persönlichen, den es nicht noch einmal gab. Ich konnte einfach nicht glauben was er mir da erzählte, doch auf einmal hatte ich da so einen Gedanken. „Du Paavo, wenn das stimmt was du mir da gerade erzählt hast, dann ... naja... müsstest du doch vielleicht auch wissen was mit meinen Eltern passiert ist?“ Vorsichtig blickte ich zu ihm. Ich hatte Angst vor der Antwort, doch ich musste es einfach wissen! „Teilweise, was mit deinem Vater und deinem Bruder passiert ist, weiß ich leider nicht. Doch was mit deiner Mutter geschehen ist, das kann ich dir erzählen.“ Bei seinen Worten versteifte ich mich automatisch. „Einen Bruder? Ich habe noch einen Bruder?“ flüsterte ich schon fast. „Ja Pawel Paulinus von Lucia. Er ist zwei Jahre älter als du.“ Ich wusste nicht was ich sagen sollte, ich konnte auch nichts mehr sagen denn mir liefen die Tränen an meiner Wange entlang und landeten auf Sidum. Der hatte es sich auf meinem Schoß bequem gemacht, doch jetzt schmiegte er sich noch mehr an mich heran und begann ganz leise zu schnurren. So als ob er mich trösten wollte.

„Panya alles ok? Soll ich aufhören?“ Vehement schüttelte ich den Kopf. Auf keinen Fall, jetzt wollte ich erst Recht alles wissen. „Okay, na dann. Auf jeden Fall musste deine Mutter fliehen noch während sie mit dir hochschwanger war. Erst hier auf der Erde bist du dann zur Welt gekommen, dein Onkel hat dich dann sofort an sich genommen um mit dir zu fliehen. Deine Mutter starb kurz nach deiner Geburt, ihr konnte er leider nicht mehr helfen. Doch eins musst du unbedingt noch wissen. Sie hat dich überalles geliebt, vergiss das nie! Dein Onkel hat mir immer wieder gesagt, wenn der Moment kommt, an dem du alles erfährst, sollst du das ganz besonders wissen! Deine Eltern und dein Bruder haben sich so auf dich gefreut. Schon vor deiner Geburt wurdest du über alles geliebt. Und vergiss, was die anderen aus dem Internat dir immer erzählt haben, das war eine Lüge!“

Ich war gewollt! Sie liebte mich! War alles an was ich denken konnte, sie hatte mich nicht ausgesetzt, nein, sie hat mich geliebt. Und auch mein Vater, ja sogar mein Bruder von dem ich bisher nichts wusste, hatten mich geliebt. Der Kloß in meinem Hals war nun so groß geworden das ich kein einziges Wort mehr raus bekam. Ich weinte und schluchzte nur noch. Teils vor Trauer und teils vor Freude. Xala nahm mich still in ihre Arme und auch Sidum drehte seinen kleinen Motor noch etwas auf. Doch es half alles nichts, ich konnte mich einfach nicht mehr beruhigen und ich wollte es auch gar nicht. So viel war passiert und jetzt alles raus zu lassen, tat verdammt noch mal gut. Es fühlte sich an als ob die Tränen meine Seele frei spülen würden.

Doch ich wollte noch mehr wissen und als ob Xala meine Gedanken gelesen hätte fragte sie Paavo „Was passierte danach? Wie ist Panya im Internat gelandet und wo ist ihr Onkel jetzt? Und wie passt du, in die ganze Geschichte rein?“ „Naja, Irgendwann hat dein Onkel auf seiner Flucht das Internat entdeckt und hat sich Zwölf Jahre lang dort mit dir versteckt. Doch leider haben sie ihn aufgespürt und er musste erneut fliehen um dich nicht zu verraten. Als ich jedoch auch nach fünf Wochen nichts mehr von ihm gehört hatte, wusste ich dass er es nicht geschafft hatte. Also war ich jetzt an der Reihe dich zu beschützen. Zum Glück war ich gerade mit meiner Ausbildung fertig geworden. Eine alte Freundin von deinem Onkel, eine Hexe, braute mir einen Trank, der es mir ermöglichte sein Aussehen und seinen Platz einzunehmen. Tja und den Rest, wie wir hier gelanget sind kennst du ja selber, es tut mir leid das ich es dir nicht schon eher gesagt habe. Aber ich durfte es nicht.“

„Warte mal, wie meinst du das eigentlich mit in deiner Welt? Und vor allem, hast du uns immer noch nicht gesagt, wer du nun eigentlich bist!“ meinte Xala. Sie konnte momentan einfach viel klarer über das alles denken. „Naja meine Welt, damit meine ich Lucia. Es ist eigentlich wunderschön dort, alles strahlte immer so eine Wärme und Vollkommenheit aus, so hat mir dein Onkel zumindest Lucia immer beschrieben. Doch mit Beginn der Weltenwanderrung kam auch der Neid und Hass nach Lucia. Und irgendwann brach der Krieg aus, zum ersten Mal in unserer Welt. Und ich bin Paavo wie ihr ja schon wisst, auch das ich ein normaler Tiger bin wisst ihr. Panyas Onkel hat mich damals mit sechs Jahren auf der Straße gefunden. Was mit meinen Eltern ist, weiß ich nicht, ein paar Obdachlose hatten sich um mich gekümmert. Ondrax, dein Onkel, hat mich dann mitgenommen und mir alles beigebracht was ich über unsere Welt und über dich wissen musste. So wie er es mir immer beschrieben hatte, hatte ich immer das Gefühl als ob ich wirklich schon einmal dort gewesen wäre. Für mich ist Lucia meine Heimat, auch wenn ich es mit meinen eigenen Augen noch nie gesehen habe. Da ihr nun die ganze Wahrheit kennt, brauche ich mich auch nicht mehr zu verstecken. Nun kann ich euch endlich mein wahres Gesicht zeigen.“ Er holte plötzlich eine kleine Flasche aus seinem Rucksack und trank sie. Xala und ich starrten ihn einfach nur an. Denn auf einmal saß ein junger hübscher Mann vor uns. Er hatte blondes, kinnlanges Haar. Ein paar schwarze Strähnen waren dazwischen und er war ziemlich gut durchtrainiert.

„Wie alt bist du?“ wollte Xala sofort wissen. „ Vierundzwanzig, warum?“ antwortete Paavo skeptisch. „Ach, nur so.“ kam es da von Xala. Doch ich hatte das kleine Lächeln um ihre Lippen gesehen. „Panya, du bist so still. Ist alles ok mit dir?“ fragte jetzt Paavo mich. Ich war mir nicht sicher, ob ich schon wieder ein Wort raus bekam und versuchte den Kloß runter zu schlucken. „Ich denke schon, ist doch etwas mehr als ich erwartet hatte. Gib mir bitte etwas Zeit, okay.“ „Ist gut, aber wenn du fragen hast kannst du immer zu mir kommen. Aber jetzt müssen wir uns wirklich beeilen, das Tor, um nach Lucia zu kommen ist in Ägypten. Und per Portal zu reisen ist nicht so einfach wie man denkt, also los.“

Tor, Portal, andere Welt, so langsam hatte ich das Gefühl mein Kopf würde gleich platzen wenn auch nur noch eine Information dazu käme. Wie sollte ich bloß mit all ‘dem klar kommen?

Wer bin ich?

Ich hatte das Gefühl, alles um mich herum, würde sich nur noch im Kreis drehen. Ich konnte es einfach nicht in mich aufnehmen, was Paavo mir gerade erzählt hatte. Es stellte alles, was ich bisher kannte und wer ich war, auf den Kopf. Nichts stimmte mehr. Wer war ich denn nun? Panya, der weiße Unglücksrabe, den nicht mal seine eigenen Eltern wollten? Oder Panya Paloma von Lucia, eine Prinzessin aus einer anderen Welt, die mit ihrer Familie fliehen musste, weil Vampire einen Krieg angezettelt hatten?

Ich muss hier raus, jetzt! War der einzige klare Gedanke, den ich noch begreifen konnte. Und dann rannte ich los. Raus aus der Hütte, weg von Paavo, Xala und auch von Sidum. Ich wollte nichts und niemanden jetzt um mich herum haben. „Panya, wo willst du hin? Hey bleib hier, draußen ist es viel zu gefährlich! Panya!“ riefen Paavo und Xala mir hinter her. Doch ich konnte nicht, ich musste einfach weg!

Tränen liefen an meinen Wangen wie kleine Bäche entlang. Ich konnte nur noch verschwommen sehen, doch ich hielt immer noch nicht an. Die Bäume und Pflanzen rannen nur so an mir vorbei und dann sprang ich. Hinauf in die Bäume, bis in ihre Kronen und sprang von dort aus immer weiter von Baum zu Baum. Jetzt zeigte sich mein jahrelanges Training. Nicht ein einziges Mal trat ich daneben. Zielte und erwischte jeden Ast, den ich ins Visier nahm. Immer weiter, immer tiefer sprang oder rannte ich in den Wald hinein. Irgendwann hatte ich keine Ahnung mehr, wie lange ich schon unterwegs war, doch ich konnte einfach nicht anhalten. Und dann passierte es.

Ich sprang gerade von einer dreißig Meter hohen Tanne in die Baumkrone einer Uralten riesigen Eiche. Ich erwischte genau den Ast, den ich wollte, jedoch bemerkte ich zu spät das Er leicht morsch war. Ich hoffte, dass er mein Gewicht trotzdem tragen würde, doch ich hatte Pech, war ja klar. Erst war nur ein Leises knacken zu hören und im nächsten Moment brach er ab. Ich versuchte mich an anderen Ästen festzuhalten, verlor jedoch Komplet mein Gleichgewicht und fiel. Ich krachte immer wieder mit meinen Armen und Beinen gegen Äste, oder durchschlug sie mit meinem Körper. Das Fallen wollte gar nicht mehr Aufhöhren. Ich spürte noch einen stechenden Schmerz im Rücken und einen heftigen Schlag auf meinem Kopf und dann wurde es schwarz um mich herum.

Ein Leises flüstern, wo kam das auf einmal her. Alles um mich war schwarz, nichts war zu sehen. Aber dieses flüstern, es zog mich magisch an. All meine Sinne konzentrierten sich jetzt darauf, es wurde immer lauter und dann verstand ich auf einmal, was da gesprochen wurde. „Wach auf, du musst langsam aufwachen. Hallo, kannst du mich hören?“ Ich versuchte, meine Augen zu öffnen. Erst sah ich nicht besonders viel außer einer Holzdecke. Ich drehte leicht meinen Kopf zu der Richtung, wo die Stimme herkam. Oh weh, schlimmer Fehler! Mein Kopf schmerze auf einmal schrecklich. „Hey langsam, es ist alles gut, endlich bist du wach, aber lass dir zeit. Du siehst immer noch ziemlich schlimm aus.“ Immer noch? Wie lange liege ich denn schon hier? Und wer war der Mann, der die ganze Zeit mit mir sprach?

„Wo bin ich? Und wer bist du?“ fragte ich die unbekannte Stimme und versuchte wieder meine Augen zu öffnen. Ich drehte meinen Kopf wieder in die Richtung, woher die Stimme kam, diesmal aber ganz vorsichtig! Neben dem Bett, an meiner linken Seite, saß ein junger Mann und schaute mich freundlich an. Seine warmen braunen Augen blickten mich sorgenvoll an. Das schokobraune Haar reichte ihm fast bis zum Kinn, er hatte es auf der einen Seite hinter sein Ohr gesteckt. Er lächelte mich zögerlich an, oh man, diese Lippen. Sie sahen so weich aus. Überhaupt strahlte er eine Wärme und Freundlichkeit aus, sodass ich mich etwas entspannte.

„Hey ich heiße Ben und du bist in meiner Hütte. Wie geht es dir? Ich hoffe deine Schmerzen halten sich in Grenzen. Du sahst echt schlecht aus, als ich dich gefunden hatte. Wie heißt du eigentlich?“ Ben, Hütte, Schmerzen? Das denken viel mir echt schwer bei diesen Kopfschmerzen. Aber jetzt wo er es ansprach, spürte ich auf einmal noch mehr Schmerzen. Meine Haut brannte überall wie Feuer, ich spürte, dass meine ganze Haut aufgerissen war. Aber mein rechtes Bein, ich konnte es nicht richtig bewegen. Oh Gott, was war mit mir passiert? „Mein Bein?“ „Du hast es dir gebrochen, aber es heilt gut, sehr gut sogar. Kannst du dich daran erinnern, was passiert ist. Und wie heißt du nun eigentlich?“

Ich? Ja wie heiß ich eigentlich? „Ich, ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht erinnern.“ Langsam stieg Panik in mir auf. Wer war ich, was war mit mir passiert? „Ruhig, ganz ruhig. Hey das wird schon wieder. Gönn dir und deinem geschundenen Körper etwas ruhe, dann wird deine Erinnerung auch wieder kommen.“ Wie sollte ich mich denn beruhigen? Ich wusste nicht mehr, wer ich war, wo ich herkam oder wo ich jetzt war. Aber er hatte recht, Panik nützte mir nichts, außerdem beschwerte sich bei jeder Bewegung mein Körper. Und dann grummelte auch noch mein Bauch. „Ich glaube ich habe Hunger.“ Sagte ich zwar mehr zu mir aber schon, war Ben neben mir aufgesprungen und aus dem Raum gelaufen. Jetzt konnte ich mich in ruhe erstmal umschauen.

Wie schon gesagt, war die Decke aus Holz, aber nicht nur die Decke. Auch die Wände und der Boden, ja sogar fast alle Möbel bestanden aus Holz. Ich war in einer Blockhütte gelandet. Ben kam gerade mit einem Tablett in der Hand wieder und stellte es neben dem Bett auf den Nachtschrank ab. Darauf war ein Teller mit einer dampfenden Suppe und einer Tasse Tee. Vorsichtig versuchte ich mich aufzurichten, doch es klappte nicht so richtig wegen meinem kaputten Bein. „Warte ich helfe dir.“ Und schon hatte er vorsichtig seine starken Arme um mich herum gelegt und langsam hochgehoben. Sodass ich aufrichtig sitzen konnte. Als er mir so nah war, konnte ich seinen Duft einatmen. Er roch nach Kiefernholz mit einem Hauch von Apfel. Oh man, er roch verdammt gut. Und seine Arme, sie waren so stark und gleichzeitig so sanft.

„So jetzt müsste es besser gehen, warte ich hole noch ein Kissen für deinen Rücken.“ meinte Ben und lief zum Sofa. Vorsichtig bückte ich mich leicht nach vorne und er steckte das Kissen hinter mich, sodass ich aufrecht sitzen konnte. „Danke, das ist sehr lieb von dir.“ „Na klar, kein Problem. So jetzt ess erstmal, du musst am Verhungern sein.“ Er stellte mir den Teller auf den Schoß und setzte sich wieder auf seinen Stuhl neben dem Bett. Die Suppe roch so gut und mein Magen knurrte jetzt immer lauter. Oh ja, ich hatte Hunger!

„Und schmeckt es?“ fragte er mich leicht grinsend. Denn ich schaufelte die Suppe in mich hinein, anstatt langsam zu essen. Mit jedem Löffel hatte ich das Gefühl noch mehr Hunger zu bekommen. Mein Gott, was war nur los mit mir? Wie lange hatte ich denn nichts mehr gegessen? „Mmh ja, sehr gut danke.“ Bekam ich gerade so zwischen zwei Löffeln heraus. „Das freut mich. Es ist auf jeden Fall noch genug da, falls du noch mehr möchtest.“ „Das wäre sehr nett.“ und schon reichte ich ihm meinen leeren Teller. Grinsend nahm er ihn entgegen und ging zurück in die Küche. Ich aß noch zwei weitere Teller und lehnte mich dann satt und zufrieden zurück.

„Freut mich das es dir jetzt etwas besser zu gehen scheint. Und du kannst dich wirklich an nichts mehr erinnern? Wie du heißt oder warum du total zerschunden mitten im Wald rum liegst?“ fragte mich Ben. Zerschunden im Wald? Was war nur mit mir passiert. Ich strengte mich an und überlegte, was passiert war. „Da ist nichts, ich kann mich einfach an nichts erinnern, das kann doch nicht wahr sein.“ Die Panik stieg langsam wieder in mir hoch und eine einzelne Träne lief mir an meine Wange herunter. „Hey nicht weinen, dass kriegen wir schon wieder hin.“ Vorsichtig wischte er mir mit seiner Hand die Träne von der Wange. „Ich denke als Erstes brauchst du einen Namen. Und da du dich an deinen nicht erinnerst, werden wir uns halt einen ausdenken müssen. Mal überlegen, wie wäre es mit Tina?“ „Auf gar keinen Fall, das ist mit Sicherheit nicht mein Name, oh nein!“ „Na gut, wie wäre es mit Maria? Obwohl, so brav siehst du wirklich nicht aus.“ Meinte er lachend. „Hey, woher willst du das wissen!“ sagte ich spielerisch beleidigt. „Das sehe ich dir an deiner Nasenspitze an. Okay mal überlegen, so ein hübsches Mädchen wie du braucht auch einen schönen Namen. Wie wäre es mit Mia? Kurz aber schön.“ Jetzt wurde ich leicht rot, hatte er gerade gesagt, dass er mich hübsch fand? Irgendwie hatte ich das Gefühl, das ich das noch nicht sehr oft gehört hatte. „Mia ist wirklich ein schöner Name, danke.“

 

Xala

 „Panya bleib hier! Verdammt wo willst du denn hin? Panya!“ schrie ich ihr noch hinterher aber ich glaubte nicht, dass sie mich noch hören konnte. Sie war so plötzlich aus der Hütte gerannt, dass ich erst gar nicht kapierte, was hier gerade passiert war. „Paavo los, wir müssen ihr hinter her.“ Und schon rannte ich mit Paavo und Sidum hinaus und versuchten Panya hinterher zu kommen. Paavo war natürlich viel schneller als ich, typisch Werkatze. Panya war weit und breit nicht mehr zu sehen. Auch Sidum und Paavo waren nach kurzer Zeit aus meiner Sichtweite. Scheiße, wie konnte es nur so weit kommen. Ja klar es war schon echt viel passiert in den letzten Tagen aber man kann doch über alles reden.

Panya war schon immer die Emotionale von uns beiden gewesen, ich bin da eher pragmatisch. Wenn ich ein Problem habe, nehme ich es in die Hand und such mir eine Lösung. Sie hätte doch mit mir reden können, so wie immer. Oder war es doch zu viel für sie? Naja die Sache mit Tonio war schon echt krass aber ich kenne Panya, das war es nicht was sie hat durchdrehen lassen. Das mit ihren Eltern war mit Sicherheit der Auslöser gewesen.

Ich war jetzt schon eine Weile im Wald hin und her gelaufen und hatte langsam auch keine Ahnung mehr, wo ich war. Verdammt, hab ich mich jetzt auch noch verlaufen? Zum Glück kamen da gerade Paavo und Sidum zwischen den Bäumen mir entgegen. „Und habt ihr sie?“ „Nein, ich habe ihre Spur verloren. Sie muss irgendwann in die Bäume gesprungen sein, denn da oben verliert sich dann ihre Spur. Kannst du nicht irgendwas machen? Ein Zauberspruch oder so?“ „Nein leider nicht, dazu bräuchte ich etwas sehr Persönliches von ihr, wie eine Haarsträhne oder so was in der Art.“ „Ihr Hexen seit doch für nichts zu gebrauchen!“ Jetzt wurde Paavo richtig sauer. Aber das war doch nicht meine Schuld! „Jetzt pass mal auf Mieze! Was kann ich denn dafür das Du und ihr Onkel sie ihr Ganzes Leben lang nur belogen habt? Außerdem müsstest du doch der Meister im Such und Finden Spiel sein? Ach ja und sorry das Ich nicht schnell noch Friseuse gespielt habe, bevor Panya aus der Hütte gestürmt ist!“ Antwortete ich ihm zickig und drehte mich um und lief in Richtung Hütte zurück, das hoffte ich zu mindest. „Xala, es tut mir leid. Nun warte doch, das ist die falsche Richtung.“ Meinte Paavo etwas kleinlaut hinter mir. „Das weiß ich!“ Aus dem Augenwickel sah ich das Sidum in eine andere Richtung davon wackelte und ich beschloss, ihm einfach hinterher zu gehen.

Zurück in der Hütte schmiss ich mich erstmal auf die Couch und legte mein Gesicht in meine Hände. Was soll ich jetzt nur machen, kommt Panya von alleine zurück? Aber irgendwie hatte ich ein eigenartiges Gefühl, ich konnte es nicht beschreiben aber irgendwas in mir, sagte das, was nicht stimmte. Ich spürte, wie Paavo sich neben mich setzte, und versuchte mich in den Arm zu nehmen. „Junge nimm ganz schnell deine Hände von mir, wenn du dein hübsches Gesicht behalten willst! Ich brauch kein Trost, wir brauchen einen Plan wie wir Panya wieder finden können!“ Ich nahm ihm die Sache von vorhin immer noch übel. „Xala, bitte, es tut mir wirklich leid. Ich habe das nicht so gemeint. Du warst uns bisher wirklich eine große Hilfe und ich weiß doch das Du für Panya alles tun würdest, was in deiner Macht steht. Ich mache mir nur solche Vorwürfe, ich hätte ihr nicht gleich alles auf einmal erzählen dürfen. Es ist meine Schuld!“ Jetzt tat er mir doch leid. „Schuld oder nicht, was machen wir jetzt?“ „Ich denke wir müssen erstmal abwarten. Es wird langsam dunkel draußen, vielleicht kommt Panya auch von alleine zurück. Wenn sie sich beruhigt hat.“ „Und wenn nicht? Aber du hast recht, heute können wir nicht mehr viel machen. Das Beste wird sein, wenn wir hier übernachten und morgen dann weiter suchen. Ich geh dann mal ins Bad mich etwas frisch machen.“ Sagte ich zu ihm und stand auf, um ins Bad zu gehen. Doch Paavo berührte mich vorsichtig am Arm. „Xala ist alles Okay mit dir? Wenn du reden willst, kannst du gerne zu mir kommen.“ „Danke nicht nötig, es ist alles Okay!“

Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, lehnte ich mich mit dem Rücken an die Tür und fing leise an zu weinen. Ja auch ich hatte meine schwachen Momente. Und das war definitiv einer. Oh Panya, wo steckst du nur. Ich ließ mir erstmal eine Wanne voll und legte mich hinein. Das tat gut, nach den vielen Tagen im Wald war so ein Bad schon traumhaft. Ich schaffte es tatsächlich, mich etwas zu entspannen. Nach einer halben Stunde stieg ich aus der Wanne und wickelte mich in das Handtuch, was auf einer kleinen Komode lag. So eine verzauberte Hütte war schon toll, ich liebte die Hexerei. Ein kleiner Spruch und schon waren meine Sachen wieder sauber und ich zog mir meine Jeans und das lila Top wieder an. Es passte so gut zu meinen Augen, die auch lila waren. Es war selten bei Hexen, das sie so ein kräftiges lila hatten wie meine. Meine Eltern sagten immer, das wäre ein gutes Zeichen für meine Zukunft. Na schaun wir mal. Ich öffnete die Tür und mir kam ein Duft entgegen der mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lies.

„Mmh das riecht aber gut, sag bloß du kannst kochen Paavo?“ „Naja hin und wieder versuche ich es ganz gerne mal. Ich hoffe es wird dir schmecken, Sidum zumindest hat schon seine zweite Portion verschlungen.“ Ich schaute mich um und entdeckte Sidum ausgestreckt auf dem Sofa. Er sah sehr zufrieden aus. „Na das lässt ja dann hoffen.“ Ich setzte mich an den Tisch und Paavo stellte mir einen Teller hin. Das sah wirklich sehr lecker aus. Er hatte Reis mit verschiedenem bunten Gemüse und zartes Hähnchenfleisch auf den Teller getan. Es sah nicht nur lecker aus, es schmeckte so gut. „Wahnsinn das ist super. Ab heute bist du fürs Kochen zuständig!“ Er grinste mich zufrieden an und fing auch an zu essen. Ich beobachtete ihn während des Essens aus dem Augenwickel.

Wir hatten uns schon ganz gut verstanden, als er noch aussah wie Panya ihr Onkel. Aber jetzt wo ich sein wahres Gesicht betrachten konnte, musste ich feststellen, dass er verdammt süß war. Viele im Internat waren der Meinung das Ich schon viel Erfahrung mit Jung hatte doch leider das Gegenteil war der Fall. Klar mal ein Küsschen auf den Mund war schon drin aber mehr nicht. Selbst Panya dachte immer das Ich total Erfahren war. Ich hatte zwar eine große Klappe und konnte mich auch sehr gut verbal verteidigen, wenn es jedoch darum ging, über meine Gefühle zu sprechen oder gar zu zeigen, war ich eine totale Null.„An was denkst du gerade Xala?“ „Ich äh, ich dachte gerade an Panya. Ob sie auch was zu essen gefunden hat oder ob sie schon auf den Weg zurück ist.“ Puh das war knapp. Aber jetzt dachte ich wirklich darüber nach, wie es Panya jetzt wohl gehen mag. Und bekam ein schlechtes Gewissen, wir, saßen hier und aßen lecker Reispfanne und sie kauerte vielleicht irgendwo da draußen im kalten Wald. „Mach dir nicht so viele Sorgen, zumindest erfrieren kann sie nicht, wenn es zu kalt wird, kann sie sich ja verwandeln und so ein Fell ist sehr kuschelig. Aber scherz beiseite, ich kenne Panya sehr gut und weiß, was sie kann. Sie war meine beste Schülerin, keiner ihrer Klassenkameraden war so gut wie sie. Sie wird klarkommen, da bin ich mir sicher!“ Es beruhigte mich etwas, da ich wusste, dass er recht hatte. Panya liebte den Wald, sie war die meiste Zeit im Wald gewesen.

„Ich weiß das Du recht hast aber ich kann einfach nie aufhören, mir Sorgen um sie zu machen. Selbst wenn sie direkt neben mir ist, denke ich darüber nach, ob auch wirklich alles in Ordnung mit ihr ist.“ „Das ist völlig normal, schließlich bist du ja auch ihre Hexe.“ „Ach ja das wollte ich dich sowieso noch fragen. Wie genau meinst du das, dass ich ihre Hexe bin?“ Wir waren mittlerweile fertig mit essen und hatten uns auf die Couch zurückgezogen. Sidum hatte zwar etwas protestiert, als ich ihn beiseitegeschoben hatte, aber jetzt hatte er sich einfach auf meinem Schoß zusammengerollt und schließ zufrieden.

„Naja es ist schwer zu erklären, es fängt schon mal damit an das ihr am gleichen Tag und zur gleichen Zeit geboren wurdet.“ „Halt Stop, das stimmt nicht. Ich bin einen Tag älter als Panya!“ „Nein, bist du nicht. Niemand im Internat wusste genau, wann Panya geboren wurde, also hat man den Tag genommen, an dem sie im Internat gefunden wurde. Aber ihr habt definitiv am gleichen Tag Geburtstag. Und dann ist euch beiden bestimmt schon mal aufgefallen, dass ihr das gleiche Muttermal auf der Schulter habt, oder? So eine Art kleiner Stern.“ „Ja das stimmt! Wir fanden das immer ziemlich cool, so als wären wir wirklich Schwestern.“ Jetzt war ich richtig aufgedreht. „Ihr seit richtige Schwestern, zumindest eure Seelen sind das.“ „Unsere Seelen?“ „Ja, das sind ganz besondere Seelen. Eigentlich existieren sie nicht auf der Erde. Aber als Panya ihre Mutter hierher fliehen musste und Panya hier zur Welt brachte, musste ihre Schwesterseele ihr folgen und suchte sich die mächtigste Hexe aus die es gab. Und das warst du!“ Das musste erstmal verdaut werden. So langsam verstand ich Panya, warum sie weggerannt war.

Plötzlich starrte Sidum Richtung Tür und auch Paavo versteifte sich. „Was ist los?“ Doch kaum hatte ich das ausgesprochen konnte ich es hören, Stimmen! Scheiße sie haben uns gefunden!

Impressum

Bildmaterialien: Cover von Stefanie Markstoller
Tag der Veröffentlichung: 15.11.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
...meinem Mann und meinen Kindern...

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