VOLLGAS

Schreie aus dem Hauseingang. Jemand krümmt sich auf dem Boden. Er hat Blut und Stiefel im Gesicht. Niemand sieht hin. Alle blicken nach unten. Alle hasten weiter.

Ich habe Herzklopfen bis zum Hals, gebe trotzdem Vollgas. Ich rase in die Glatzköpfe, schreie, reiße einen von den Beinen. Dann höre ich Bierflaschen splittern, sie rennen weg.

Er liegt stöhnend am Boden. Ich wähle den Notruf, merke, dass ich in die Hose gepinkelt habe.

Am nächsten Morgen lese ich seinen Namen in der Zeitung: Ajit Rushwar. Er hat überlebt.
Mein Rollstuhl ist wieder trocken.

Ich fühle mich heute so stark wie nie.


FAMILIENPLANUNG

Diesmal reicht es. Mein blaues Auge lässt sich kaum noch durch die große Sonnenbrille verdecken. Bei jeder Bewegung schmerzt mein Unterleib, dort, wo mich vorgestern der Tritt in den Magen erwischt hat.

Heute Morgen hat Jan einen Schlag ins Gesicht bekommen. Der Kaffee war zu stark und der Kleine hat warmes Wasser reingeschüttet, wollte mir nur helfen.

Nicht die Kinder! Das habe ich mir immer geschworen. Ich bin auf dem Weg zur Polizei, werde jetzt etwas unternehmen, soviel ist sicher. Egal wie es weitergeht, es kann nur besser werden.
Ohne diese Schlampe.

Ich fühle mich heute so stark wie nie.


MOBBING

Wieder haben sie mir Müll in meine Tasche gestopft. Heiß zieht der Zorn in meinen Magen, diesmal reicht es. Was kann ich dafür, das ich der Neue bin, verdammt nochmal?

Ich zittere wütend, schwöre Rache. Rainer kommt aus der Pause, der Rädelsführer aus der 9b. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen, lege den Frust und die Demütigungen der letzten Monate in einen wuchtigen Schlag auf seine Nase.

Rainer heult und Blut tropft auf sein Shirt. Wie gut das tut! Ich schlage noch einmal zu.
Meine Laufbahn als Lehrer ist damit wohl zu Ende.

Ich fühle mich heute so stark wie nie.

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Tag der Veröffentlichung: 19.02.2010

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