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1. Kapitel



Versunken in Trauer



"Du musst deine Trauer überwinden es bringt sie nicht zurück!"
Toller Ratschlag! Den hatte ich jetzt auch noch gebraucht. Ich finde es einfach nicht richtig das eigene Leben einfach so weiterzuleben ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Ich meine damit, dass meine Schwester gestorben ist. Sie ist ein wichtiger Teil meines Lebens gewesen. Und jetzt wo dieser Teil herausgerissen wurde, kann ich einfach nicht wie sonst auch immer weiterleben, aber dass versteht niemand. Jeder meint, dass man darüber hinwegkommen müsste und nicht so oft daran denken solle. Ich finde es ungerecht gegenüber meiner Schwester auch so zu denken.
Und mit diesen Gedanken stehe ich nun vor dem Sarg meiner Schwester, der eigentlich unnötig ist, denn bei der Explosion von der Rakete wurde alles von ihr in kleinste Stücke zerrissen.
Langsam wird der Sarg ins Grab hinab gelassen. Eine Träne nach der anderen kullert meine Wangen hinunter.
Ich kann und will sie nicht zurückhalten. Beinahe hätte ich laut losgeschluchzt, da hatte ich mich aber dann doch im Griff.
Ich fange damit an ein wenig Erde mit einer kleinen Schaufel auf den Sarg zu werfen (wie es eben so üblich ist),während der Pfarrer die letzten Worte spricht. Ich tauche meine Fingerspitzen noch in die Schale mit dem kalte Weihwasser und spritze es auf den Sarg, bevor einer nach dem anderem es mir gleichtut und mir danach noch sein Beileid ausspricht. Eigentlich kann ich so etwas gar nicht leiden, weil es meistens nur daher gesagt wird, allerdings spendet es mir in diesem Moment Trost, da so viele nun hier vor dem Grab von Sophie, meiner Schwester, stehen.
So viele Leute haben sie gekannt. Aber ich glaube die wenigsten wissen mehr als ihren Namen, ihren Geburtstag und ihren Todestag.
Sie ist nämlich an einem besonderen Tod gestorben.
Sie wollte die ERSTE Weltraumtouristin sein. Wir hatten sie alle für verrückt erklärt, als sie uns diese Idee präsentiert hatte.
"Das schaffst du nie!" oder " Das ist doch unmöglich und unbezahlbar!" waren unsere Reaktionen
Und dann zwei Jahre später steht sie kurz vor ihrem Flug ins All. Keiner hätte das je gedacht und passiert ist es trotzdem.
Als nach und nach jeder am Grab vorbei gegangen war, löste sich der schwarze Tropfen ,bestehend aus mehr oder weniger trauernden Menschen, auf. Nur enge Verwandte und die beste Freundin von Sophie standen dann noch am Grab.
Niemand konnte es fassen, dass sie nicht mehr da war.
Und doch war es so...
Wir starrten wie erstart auf das Grab.
Die ganze gemeinsame Zeit die wir miteinander verbracht hatten spielte sich vor meinen Augen ab. So als würde ich sie sein und kurz vor dem Tod das ganze Leben vor den Augen ablaufen sehen.
Wir waren unzertrennlich.
Fast alles hatten wir gemeinsam erlebt.
Bei meinem ersten Schultag, wie sie mir zu gewunken hatte, als ich im Klassenzimmer verschwand.
Die erste Liebe... einfach alles. Und jetzt einfach nur noch die Leere da.
Langsam lösten sich meine Eltern aus der Starre und ich tat es ihnen gleich.
Sophies beste Freundin Jaqueline schlug vor in einer anderen Stadt Essen zu gehen um uns abzulenken und uns in einer neutralen Umgebung aufzuhalten, denn zu hier erinnerte uns alles an Sophie. Sie hatte hier schließlich jeden Tag begonnen und beendet.
Wir setzten uns in Bewegung in Richtung Parkplatz.
Es tat mir irgendwie Leid Sophie (auch wenn sie nur imaginär dort unten im Sarg liegt) "zurückzulassen".
Niemand traute sich ein Wort zu reden. Es war "totenstill". Nur leichtes Vogelgezwitscher war in den Bäumen nahe des Friedhofs zu hören und das Knirschen des Kieses, wenn wir einen Fuß vor den anderen setzten.

Im Restaurant angekommen setzten wir uns an einen Tisch ganz hinten in einer Ecke wo wir unsere Ruhe hatten. Es ist für andere anscheinend etwas besonderes eine Gruppe von Menschen in schwarz gekleidet zu sehen. Und Leute die mich krumm ansehen kann ich wirklich nicht gebrauchen.
Das Restaurant ist schlicht gestaltet nicht überladen. Kein Schnick-Schnack auf den Tischen, der beim Essen stört. Es sind nur wenige Personen ím Speisesaal, ein altes Ehepaar und eine kleine Familie, die offensichtlich nicht vor kurzen einen wichtigen Menschen verloren haben, da sie ein Lächeln im Gesicht tragen.
Noch immer hat keiner von uns ein Wort gesprochen. Jeder hat für sich das Restaurant gemustert.
Erst der Kellner, der uns die Speisekarten bringt, bricht das Schweigen. Wir bestellen jeder etwas zu trinken und etwas zu essen. Als der Kellner die Speisekarten wieder einsammelte, verfielen wir alle wieder in Schweigen. Dachte nach oder starrte in die Leere. Als wären wir nur Leere Hüllen ohne Leben.
Allmählich wagte es meine Mutter Michaela etwas zu sagen. Sie meint, dass wir langsam zu essen anfangen sollten, denn das Essen sollte doch nicht kalt werden.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass bereits das Essen serviert worden war, da ich anscheinend so in meine Gedanken versunken war.
Alle nicken. Wir wünschen uns gegenseitig einen Guten Appetit und beginnen zu essen.
Das Essen ist lecker. Ich habe mir ein asiatisches Reisgericht mit Wokgemüse bestellt.
Ich as bedächtig und genieße jeden Bissen. Es ist köstlich wenn man nicht hastig isst, sondern den Reis und das Gemüse auf der Zunge zergehen lässt und jedes einzelne Gewürz versucht heraus zuschmecken. Mir gelingt das aber nicht, weil ich selbst selten koche.
Sophie war diejenige die bei uns in der WG immer für die Küche zuständig war.
Wir sind mit dem Essen fertig bezahlen die Rechnung und verlassen das Restaurant wieder.
Eigentlich will ich jetzt nur alleine sein, für mich ist das alles gerade zu viel.
Und so als hätte Jaqueline meine Gedanken gelesen sagt sie, dass sie noch etwas zu erledigen hätte. Das war meine Chance mich auch verabschieden zu können ohne in einer unangenehmen Art abweisend zu wirken.
In der WG, die sehr verlassen wirkte, verkroch ich mich direkt unter meiner Bettdecke und dachte an alte Zeiten.


2. Kapitel



Der Traum vom Fliegen



(20 Jahre zuvor)



"Wie meinst du ist es wohl wenn man dort oben über den Wolken fliegen könnte" "Das ist bestimmt wunderschön
Sophie und ich liegen auf einer Blumenwiese und beobachten wie die Wolken vorbei ziehen.
Sophie träumt schon immer davon zu fliegen und am besten höher als die normalen Flugzeugen.
Für mich wäre das nichts. Ich habe wahnsinnige Höhenangst.
Immer wenn es darum geht vom Sprungturm zu springen habe ich mich verkrochen, weil ich mich einfach nicht traute.
Jeder wunderte sich dann wo ich gewesen war.
Als Ausrede diente mir meist ein dringender Toilettengang oder ähnliches.
Aber mit der Zeit merkte man, dass das nicht stimmte und ich war dann Amelie der Feigling.
Sophie hatte sich aber für mich eingesetzt. Sie hat zu mir gehalten und ich verteidigt.


>>Fortsetzung folgt<<

Impressum

Texte: alle Ideen sind von mir und dürfen nicht übernommen werden
Tag der Veröffentlichung: 19.06.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch jedem, der es liest und liebt.<3

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