Cover

Prolog


Ein Tag wie jeder andere auch. Aufstehen, frühstücken und sich zur Schule schleppen.
Das kennen auch Sophie Marchello, Nicole Parker, Lindsay Fantheissen und Isabella Andrews. Sie kennen sich schon Ewigkeiten und das Erwachsenwerden fällt ihnen am schwersten. Denn sie wissen, irgendwann werden sich ihre Wege trennen. Und von Zeit zu Zeit rückt dieser Tag näher. Auch wenn sie dies in ihrem Abi-Stress nicht wahr haben wollen. Die letzte Prüfung steht an, doch an Büffeln ist nicht zu denken.


<1>
Ich schaue aus dem Fenster und versuche mich auf die Prüfung vor zu bereiten, doch wieder kann ich nur an ihn denken. Das Telefon reißt mich aus meinen Gedanken.
Sophie: „Hallo?“
Nicole: „Hey Sophie!“
Sophie: „Nici, was ist los?“
Nicole: „Ich kann mich wieder mal nicht konzentrieren.“
Sophie: „Du sprichst mir aus der Seele.“
Nicole: „Jason?“
Sophie: „Hmm, Steven?“
Nicole: „Hmm…“
Sophie: „Sie verdrehen uns den Kopf.“
Nicole: „Moment Linn ruft an.“
Lindsay: „Hey Nici, ist noch jemand in der Leitung?“
Sophie: „Jupp, ich bin noch da.“
Nicole: „Und was gibt’s Linn?“
Lindsay: „Daniel hat mich gefragt, ob ich mit ihm zum Abschlussball gehen möchte!“
Nicole: „Cool, was ist mit dir Sophie, hat Jason gefragt?“
Sophie: „ Ja sicher.“
Nicole: „Steven auch und ich weiß von Bella, dass Vincent auch gefragt hat, also ist ja alles
klar.“
Lindsay: „Und habt ihr schon ein Kleid?“
Nicole: „NIEMALS…Auf keinen Fall zieh ich ein Kleid an!“
Lindsay: „Klar musst du, machen doch alle außer vielleicht unsere LIEBLINGSFREUNDIN Elisabeth.“
Nicole: „Das ist ein Argument, warum ich ein Kleid anziehen sollte aber ich bleib dabei, KEIN KLEID! Ich geh in Jeans, T-Shirt und Chucks, so wie immer.“
Sophie: „Typisch Nici!“
Lindsay: „Das geht doch nicht. Morgen gehen wir erst mal shoppen, klar?! Und dann kaufen
wir dir ein schönes Kleid!“
Nicole: „Das glaubst auch nur du…“
Sophie: „…und ich. Oh, Moment, Bella ruft an.“
Nicole: „Hey Bella, alles klar?“
Isabella: „Hi Leute…joa der übliche Prüfungsstress wie immer und bei euch?“
Sophie: „Liebeskummer, aber das ist jetzt nicht wichtig. Du musst morgen mit in die Stadt,
Nici ein schönes Kleid für den Abschlussball aussuchen.“
Nicole: „Ihr lasst euch nicht davon abbringen oder?!“
Lindsay: „Leider nicht…“
Isabella: „Von mir aus gern. Also bis morgen dann, tschau! Muss noch ein bisschen lernen.“
Sophie: „Sollten wir vielleicht auch versuchen zu tun.“
Nicole: „Jaaa, gucken wir mal, bis dann.“
Lindsay: „Macht’s gut.“
Sophie: „Bye!“

Kaum hatte ich aufgelegt waren meine Gedanken wieder ganz weit von all dem Stress entfernt. Sie wanderten zwischen Jason und den vergangenen Monaten hin und her.
Komisch wie schnell die Zeit vergehen kann. Manchmal sehe ich mich jetzt noch in der 8. Klasse, wie wir die ganze Zeit nur Spaß gemacht haben und für Jungs geschwärmt haben.
Ach wie die Zeit vergeht…jetzt sitz ich hier und lerne fürs Abitur. Früher erschien es mir noch so weit entfernt und plötzlich ist dann doch die Zeit da…schon bald heißt es Abschied nehmen. Ob die Anderen auch schon daran denken?! Ach, ich sollte mir keine Gedanken machen. Es wird schon alles gut werden, so war’s doch immer.
Damit waren die Gedanken wieder bei den Übungen und ich konnte mich endlich ein wenig vorbereiten. Doch nach einem Blick auf die Uhr viel mir Jason wieder ein.
Mist ich wollte ihm doch noch die Bücher vorbei bringen. Und jetzt sind es schon kurz nach 10h, soll ich doch noch gehen? Draußen ist es schon stockdunkel und ich wollte eigentlich noch ein wenig lernen…egal, Jason ist mir wichtiger. Ich hab’s ihm schließlich versprochen.
Also schnappte ich mir meine Autoschlüssel und ging in die Küche. Ich schrieb meiner Mutter noch schnell einen Zettel, bevor ich dann die Haustür hinter mir schloss und zu meinem Auto ging. Das Haus in dem Jason mit seiner Familie wohnte, war nicht weit entfernt, doch es kam mir immer wie einen Ewigkeit vor bis ich endlich bei ihm war.
Ja es stimmt schon, ich bin immer noch total verknallt! Ich genieße wirklich jede Sekunde mit ihm, deshalb war ich auch total nervös als ich vor seiner Haustür stand und klingelte. Zum Glück war noch Licht an. Dann plötzlich stand er vor mir, mit diesem vertrauten Lächeln im Gesicht, bei dem die Schmetterlinge in meinem Bauch jedes Mal einen doppelten Salto schlugen.
Jason: „Hi Sophie! Schön das du es noch geschafft hast.“
Er gab mir zur Begrüßung einen Kuss und ich spürte wie mir das Blut in den Kopf schoss.
Irgendwie brachte ich dann doch noch einen klaren und logischen Satz heraus.
Sophie: „Hey Jas, ja tut mir leid ich hab’ noch gelernt und da viel mir plötzlich ein, dass ich dir
die Bücher noch bringen wollte.“
Ich drückte ihm die Bücher in die Hand, die er in der Bibliothek liegen gelassen hatte als wir zusammen gelernt hatten. Wir unterhielten uns noch eine Weile über die Schule als seine Mutter ihn rief. Er verabschiedete sich gab mir noch einen Kuss, bei dem ich fast in Ohnmacht viel und dann saß ich auch schon wieder in meinem Honda. Ich fuhr nach Hause und ich spürte das ich immer noch guter Laune von dem kurzen Treffen mit Jason war und stellte die Anlage an um meine neue CD zu hören. Die CD hatte mir meine Mutter zum Geburtstag geschenkt und ich sang alle Lieder voller Elan mit.
Zu Hause angekommen, parkte ich mein Auto hinter dem meiner Mutter, die anscheinend während ich weg war, gekommen ist und ging ins Haus. Sie hatte wohl noch was gekocht, denn es roch nach leckerem Essen. Und tatsächlich saß sie am Küchentisch mit einem Teller Nudeln mit Soße.
Mrs. Marchello: „Na Schatz, hast du Hunger? Es ist noch was im Topf wenn du magst!“
Sophie: „Hi Mama, ja gern.“
Ich nahm mir den Rest Nudeln und setzte mich zu ihr an den Tisch. Als sie aufgegessen hatte sagte sie noch gute Nacht und ging dann schlafen. Ich räumte noch ab und ging dann ebenfalls in mein Zimmer. Und wieder verlor ich mich in meinen Gedanken. Ohne darüber nach zu denken war ich gewaschen, hatte meinen Schlafanzug angezogen und lag im Bett. Ich weiß nicht wie aber irgendwann war ich wohl eingeschlafen, denn plötzlich klingelte der Wecker und ich wusste: Wieder ein neuer Tag!


<2>


Ich bin einer dieser Menschen die es hassen früh aufzustehen aber was soll’s ich muss jetzt aufstehen sonst komme ich schon wieder zu spät. Mist ich hab doch Linn versprochen sie abzuholen weil ihr Honda mal wieder streikt. Na gut ich sehe es ja ein ich MUSS jetzt aufstehen.
Und somit stand ich wie immer zu spät auf schleppte mich ins Bad um da die morgendliche Prozedur, duschen, Zähne putzen und so weiter hinter mich zu bringen. Als ich fertig war schnappte ich mir nur schnell noch ein Knoppers meine Tasche, verabschiedete mich noch schnell von meiner Familie und fuhr dann im meinem Opel zu Linn.
Wie erwartet zu spät kam ich an und sie wartete schon vor dem Haus.
Lindsay: „Endlich! Nun gib aber Gas sonst kommen wir noch zu spät, falls wir das nicht schon sind.“
Mit diesen freundlichen Worten stieg meine Freundin ein und wir kamen noch gerade rechtzeitig am Schülerparkplatz an. Wir rasten den Flur entlang und kamen gerade dann an, als Mrs. Grant, unsere Erdkundelehrerin die ebenfalls von der anderen Seite zur Klasse ging uns entdeckte.
Mrs. Grant: „Na ihr zwei, jetzt aber schnell!“
Wir gingen in die Klasse und setzten uns an unsere Plätze. Leider saßen wir nicht mehr nebeneinander, angeblichen haben wir zu viel gequatscht, so ein Quatsch…
Irgendwie brachte ich die grässlichsten Stunden des Tages (Erdkunde, Mathe und Physik) hinter mich und hatte endlich Pause. Schon nach der ersten Stunde hatte sich nämlich bemerkbar gemacht, dass ein Knoppers zum Frühstück vielleicht doch ein bisschen zu wenig ist. Mein Magen grummelte so laut, dass Mr. Stuarts dachte, dass er gleich von einem Puma aufgefressen wird. Leider war dies nicht der Fall…
Sophie: „Na Leute, geht alles klar wegen heute?“
Nicole: „Sorry, aber ich bin echt zu müde…“
Lindsay: „So spät wie du bei mir ankamst, kann es ja
nicht an mangelndem Schlaf liegen. Außerdem
wird sich nicht gedrückt klar?!“
Bella: „Tja Nicole, da kommst du wohl nicht drum rum.
Heute gehen wir dir ein schönes Kleid aussuchen.“
Ich seufzte, so war es immer, sie überreden mich jedes Mal.
Vincent: „Was hör ich da?! Ihr geht Nicole ein KLEID
kaufen?“
Nicole: „Halt die Klappe Vince!“
Und dann kam ER…Steven…der süßeste Typ aller Zeiten!
Steven: „Also mit den Beinen würde ich mir den Anblick
ungern entgehen lassen.“
Ich dachte nur: WOW!! Mit dem Typ gehe ICH zum Abschlussball!
Abschlussball… jaaa der ABSCHLUSSball … maaan wie ich dieses Wort hasse! Ist das wirklich der Abschluss, das Ende? Wo ist die schöne Zeit geblieben? Ich hab mir noch gar keine Gedanken gemacht was danach ist, nach dem Abschluss, nach dem Ende…
Viele aus meiner Klasse wussten schon in der 5. genau was sie werden wollen und spätestens jetzt sollte man doch schon wenigstens ungefähr wissen wo man mal hin will aber ich hab mal wieder keine Ahnung!


<3>


Sophie: „Nici wirkt schon wieder so abwesend, ob sie an Steven denkt? Seit dem Spruch heut morgen ist sie total hin und weg. Glaubt ihr die beiden kommen zusammen?“
Wir waren in die Cafeteria gegangen, weil Nici unbedingt etwas essen wollte. Sie stand gerade in der Schlange und kämpfte um die letzten Brötchen. Während wir am Tisch quatschten.
Isabella: „Naja, eigentlich müsste das doch kein Problem
sein. Schließlich sieht’s so aus als würde es auf
Gegenseitigkeit beruhen, was meinst du Linn?“
Lindsay: „Ja stimmt schon, ich denke das kommt
spätestens nach dem Ball.“

In dem Moment kam Nici mit zwei Brötchen in der Hand und eins im Mund zu uns an den Tisch.
Lindsay: „Da hat aber einer Hunger!“
Nicole: „Hmmm…“
Isabella: „Wie machen wir’s denn heute?“
Sophie: „Ich schlage vor wir treffen uns um viertel vor 3
auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum ist
das OK?“
Bella und ich stimmten zu und Nici konnte auch nicht wiedersprechen, da sie den Mund voll hatte und nur abwertend Brummelte.
Nach ein paar Stunden quälend langweiligem Unterricht, fuhr mich Nici nach Hause. Zu Hause angekommen machte ich mir schnell eine Fertigpizza und machte meine Hausaufgaben als mein Vater nach Hause kam.
Mr. Fantheissen: „Na Schatz, ich hab deinen Honda von
der Werkstatt abgeholt. Er steht
schon in der Einfahrt.
Gut, dass du dir schon was zu
Essen gemacht hast, ich muss nämlich
gleich wieder los.“
Lindsay: „Ist gut Dad und danke wegen dem Auto.“
Mr. Fantheissen: „Kein Ding, also bis heute Abend
dann, ja?!“
Und schon war er wieder weg. Gut, dass mein Auto wieder flott ist, jetzt kann ich wieder abends zu Daniel fahren. Bei dem Gedanken, überzog ein breites Lächeln mein Gesicht. Daniel ist nämlich, finde ich, der coolste, süßeste und klügste Junge auf der ganzen Welt und dazu noch mein Freund. Mein Vater fand es anfangs gar nicht gut, er dachte, ich würde mich dann mehr auf ihn, als auf die Schule konzentrieren. Was soll man tun? Eltern sind halt so.

Es waren jetzt schon zwanzig vor drei ich musste mich also beeilen um ja nicht zu spät zu kommen. Schließlich wollte ich mir nicht entgehen lassen was heute noch so passieren würde, denn es geht um den Abschlussball und ich finde da muss einfach jedes Mädchen gut aussehen.
Also auf ins Einkaufszentrum.
Gerade angekommen fand ich direkt meine Freundinnen, als ich auf sie zu kam bemerkte ich, dass Nicole nicht dabei war. Eigentlich hätte ich es mir ja denken können oder?!
Lindsay: „Hey Leute, war ja klar, Nici ist mal wieder zu
spät.“
Wir konnten uns ein Lachen nicht verkneifen. Doch da sahen wir auch schon Nici’s Golf auf den Parkplatz fahren.
Nicole: „ Ich fass es immer noch nicht, dass ihr mich
wirklich dazu überredet habt.“
Isabella: „Tja da musst du jetzt wohl durch.“
Ich betrat das Einkaufzentrum voller Vorfreude, der Ball wird bestimmt klasse. Auch die anderen sahen sehr glücklich aus. Naja gut, Nicole nicht so sehr, sie war immer noch skeptisch gegen über der Idee ein Kleid tragen zu müssen. Obwohl sie sehr hübsch ist weigert sie sich strickt Kleider zu tragen. Sie trägt zwar feminine Kleidung aber nie, niemals auch nur ein Kleid.
Schon im ersten Geschäft fand ich ein paar sehr schöne Kleider aber keins davon wagte Nici auch nur anzuschauen. Wir alle hatten unsere Kleider schon gekauft, wir hatten eigentlich alle schon einen genauen Plan für den Ball. Zum Beispiel wussten wir schon was wir tragen werden, was für Frisuren wir uns machen werden, was für ein Make-up wir tragen nur Nici noch nicht. Sogar Elisabeth, das dumme Ding, hatte heute damit geprahlt wie wunderschön sie aussehen werde. Wir alle mochten sie nicht sie war eingebildet und total DUMM!
Sophie: „Hey kommt mal her, das müsst ihr euch
ansehen!“
Und als ich kam sah ich ein wunderschönes Kleid und man glaubt es kaum, in dem Kleid steckte Nici, unsere Nici, jaa die Nici. Sie sah atemberaubend schön aus.
Lindsay: „Wow, Nici, das ist toll, das steht dir total. Du
musst es unbedingt nehmen!“
Nicole: „Ich weiß nicht soll ich wirklich?“
Sophie: „Na klar, das ist perfekt!“
Isabella: „Und dazu noch ein Paar passende Schuhe und
du wirst zur Ballkönigin.“
Doch dazu konnten wir sie dann nicht mehr überreden. Sie bezahlte schnell das Kleid und war sichtlich erleichtert, es hinter sich gebracht zu haben.
Wir setzten uns noch in ein Cafe und tranken einen Kaffee.
Und plötzlich sah ich ihn! Timo! Oh mein Gott, TIMO!!!
Timo, war mal in unserer Klasse gewesen, bis er in der 10. Klasse mit seinen Eltern nach Dresden zog. Ich war drei lange Jahre mit ihm zusammen gewesen doch nachdem er umgezogen war hatten wir uns aus den Augen verloren. Doch vergessen konnte ich ihn nie…er war meine erste große Liebe gewesen, wie man so schön sagt. Ich war sogar mit ihm in den Urlaub geflogen, wo ich dann auch meinen ersten Zungenkuss hatte und zwar mit ihm, Timo! Und jetzt war er hier…
Sophie: „Linn? Alles ok mit dir ?“
Nicole: „Du bist ja ganz blass…“
Isabella: „Bist du krank oder hast du einen Geist
gesehen?“
Ich beschloss meinen Freundinnen vorerst nichts zu erzählen, vielleicht hatte ich mich ja auch nur getäuscht.
Lindsay: „Nein alles ok. Ich hab mich nur... verschluckt.“
Nachdem wir ausgetrunken hatten fuhren wir nach Hause, doch auf der ganzen Fahrt ging er mir nicht mehr aus dem Kopf…Timo…Timo…was macht er hier überhaupt?
So gut es ging versuchte ich ihn aus meinen Gedanken zu verdrängen, doch es klappte nicht.
Kann man seine große Liebe überhaupt vergessen?
Ich glaube nicht. Auch wenn man es will, es geht nicht. So sind Mädchen halt.


<4>

Als ich zu Hause auf meinem Bett lag hätte ich schreien können. Warum ? Tja, genau das war das Problem… Entweder ich wollte vor Freude schreien, weil ich den süßen Timo, bei dem ich zumindest meinte er wäre es, wieder gesehen habe oder wegen meinem schlechten Gewissen gegenüber meinen Freundinnen, weil ich ihnen nichts gesagt hatte natürlich auch wegen Daniel … Und dabei hatte ich wirklich geglaubt, dass die Sache mit den Problemen nach der Pubertät vorbei wäre. Aber es wäre ja auch ein Wunder gewesen, wenn ich auch nur einmal keine Probleme hätte. Und dann auch noch gerade jetzt, wo doch alles so gut läuft mit Daniel und so! Ob er mich gesehen hat ….hat er vielleicht eine Freundin … hat er wohl mal an mich gedacht? Aber genau in diesem Moment klopfte es an der Tür und mein Bruder streckte den Kopf ins Zimmer. Der schon wieder, der kleine Giftzwerg hatte mir gerade noch gefehlt. Hatte ich nicht schon genug Stress?!
~Leon~: „Hey, Schwesterherz…“
~Lindsay~: „Was willst du? Du hast doch irgendwas vor,
sonst wärst du nicht so ungwohnt nett.“
~Leon~: „Liebevoll wie eh und je. Aber du hast recht ich
wollte dich fragen, ob du mich zu meinem
Fußballspiel fahren kannst. Dad muss länger
arbeiten. Und da dachte ich…“
~Lindsay~: „…und da dachtest du deine große Schwester hat
Bestimmt nichts besseres zu tun als dich
rum zu kutschiern.“
~Leon~: „Bitte…“
Er setzte seinen Dackelblick auf und wollte grade sogar auf die Knie gehen da gab ich nach.
~Lindsay~: „Na schön. Hol deine Sachen ich hab noch
Wichtigeres zu tun.“
Leon bedankte sich und flitzte auch schon in sein Zimmer um seine Fußballklamotten zu holen. Ich setzte mich auf und holte ebenfalls meine Sachen. Als ich mit meinem Bruder im Auto saß drehte er das Radio auf volle Lautstärke und ich war froh, dass wir endlich am Sportplatz ankamen. Ich stieg aus und konnte noch das Dröhnen in den Ohren spüren. Von allen Seiten drang jetzt nicht mehr die Laute Musik von eben sondern das heitere Lachen der anderen Kids und die Gesprächsfetzen von herumstehenden Eltern und anderen Zuschauern. Ich sah meinen Bruder an, der ein paar seiner Freunde winkte.
~Leon~: „Danke Lindsay, echt nett von dir. Ich würde mich
übrigens echt freuen wenn wenigstens einer aus
der Familie mal bei einem Spiel dabei sein würde.“
Der arme Leon, dachte ich. Er hat soviel in Kauf genommen nach dem Tod meiner Mutter. Bis jetzt war noch keiner von uns zu einem einzigen Spiel gekommen. Dad musste oft zu viel arbeiten und ich hatte immer etwas anderes im Kopf als meinen kleinen Bruder. Und so beschloss ich dem nervigen Zwerg einen Gefallen zu tun und wenigstens ein bisschen Begeisterung für sein Talent als angehender „Fußballstar“, wie er sich immer bescheiden nannte.
~Lindsay~: „Ich sehe mir es mal, ich hab im Moment eh
nichts vor. Aber dann mach auch ein paar Tore
damit ich wenigstens einen Grund hab stolz auf
meinen kleinen Bruder zu sein.“
Leon grinste und versprach mir wie immer sein bestes zu geben. Er lief rüber zu den übrigen Spielern, die anscheinend schon auf ihn warteten, denn kurz darauf fing das Spiel auch schon an. Ich setzte mich auf einen freien Platz in der Tribüne und sah geistesabwesend dem Spiel zu.
Nicht nur, weil ich kein wirklicher Fußballfan bin sondern auch, weil mir dieser verdammte Timo nicht mehr aus dem Kopf ging. Gut er ist wirklich süß, aber jetzt habe ich doch Daniel. Warum spukt er dann immer noch in meinem Kopf herum. Ich schob den Gedanken an bevorstehende Probleme deswegen beiseite und versuchte wenigstens ein bisschen was vom Spiel mitzubekommen. Auf einmal rief von hinten jemand laut nach dem Schiri und behauptete, dass er keine Augen im Kopf hätte. Ich drehte mich zu dem Mann um und plötzlich sah ich in wunderschöne blaue Augen. Nicht die des schreienden Mannes sondern von Timo. Er erkannte mich anscheinend direkt.
~Timo~: Hallo Linn, schön dich mal wieder zu sehen.“
Ich war völlig baff. Und brachte dem entsprechend nur Gestotter heraus.
~Lindsay~: „T-t-t-imo.“
~Timo~: „Meinen Namen hast du also nicht vergessen.“
Er lachte und mir wurde schlagartig bewusst, dass ich ihn immer noch anstarrte. Mist, jetzt aber schnell denk dir irgendwas aus Lindsay.
~Lindsay~: „Oh man ich hab ganz vergessen mit dem Hund raus zu gehen.“
~Timo~: „Seit wann habt ihr einen Hund?“
Doch da war ich schon aufgesprungen und lief zu meinem Honda. Tut mir leid Leon aber ich muss hier weg und zwar schnell.
Zu Hause angekommen bereute ich sofort meinen stürmischen Abgang. Warum war ich weggelaufen und warum habe ich Timo angelogen ich hätte doch mit ihm reden können, über früher und so. Jetzt hält er mich bestimmt für bescheuert. Und dann auch noch so eine dumme Ausrede. Hätte mir nicht wenigstens etwas Besseres einfallen können?!
Aber plötzlich hatte ich so ein komisches Gefühl als hätte mein Herz für einen Moment aufgehört zu schlagen, ich musste einfach weg. Das ist doch nicht normal, als wäre ich …. NEIN…! Das kann nicht sein, ich liebe Daniel und da kann so ein daher gelaufener Timo auch nichts dran ändern. Oder doch?!? Schnell schob ich den Gedanken wieder in eine andere Ecke meines verkorksten Gehirns und kümmerte mich um meine Hausarbeiten. Ich beendete gerade meine Qualen als mein Bruder ins Zimmer kam. Er schien verärgert und ein Hauch von Enttäuschung umspielte sein Gesicht mit einer Miene als hätte er in eine Zitrone gebissen. Und schon viel er mit der Tür ins Haus.
~Leon~: „Warum warst du so plötzlich verschwunden? Ich
dachte du bleibst wenigstens zur ersten
Halbzeit!“
~Lindsay~: „’Tschuldige Brüderchen aber … Nici hat mich
angerufen … ein Notfall … ehrlich ich wollte
wirklich bleiben aber …“
~Leon~: „Und was soll dieser NOTFALL gewesen sein?“
~Lindsay~: „Tja also …“
Ich merkte wie mir heiß wurde und meine Hände anfingen zu schwitzen, so war es immer, wenn ich log. Doch ich schluckte und sprach gelassener weiter und schon sprudelten die Worte aus mir heraus…
~Lindsay~: „Sie rief mich an weil sie einen Autounfall hatte … und sie brauchte jemanden der sie nach Hause
bringt also bin ich schnell los … ich meine ich
hab mir schließlich Sorgen gemacht. Aber ihr ist
nichts Großartiges passiert nur ein Schock und ein
paar Kratzer, das Auto hat sie nur leicht
gestreift.“
Zu frieden, mit meiner „genialen fast stotterfreien Ausrede grinste ich ihn an. Und auch Leon wirkte einigermaßen besänftigt.
~Leon~: „Oh, naja wenn das so ist… du kannst ja
vielleicht beim nächsten Mal zusehen wie
der Champion
dem Torwart die Bälle um die Ohren fliegen
lässt.“
~Lindsay~: „Du bist wirklich der bescheidenste
Fußballstar, den ich kenne.“
Nachdem er gegangen war machte sich erneut ein unangenehmes Gefühl in mir breit…warum brauche ich im Moment immer wieder eine Ausrede für alles?! Man das ist nicht fair, nur wegen diesem bescheuerten süßen Timo. Sonst lüge ich nur in absoluten Notfällen … zum Beispiel bei der letzten Englischarbeit.
Aber diese unwahrscheinlich schönen blauen Augen sind doch ein paar kleine Notlügen wert oder ?!


<5>
Ich war merklich erleichtert als mein Burgertelefon, mein erstes eigenes Telefon, das ich nach langem Bitten und Betteln mit 13 bekam mit dem vertrauten kindlichen Melodie klingelte. Als ich also minen Kopf von der Tischplatte nahm, auf der ich fast über meinen Mathehausaufgaben eingeschlafen wäre und ans Telefon ging um mich wie üblich mit meinem Namen zu melden rief ihn mir, als hätte ich ihn vergessen auch schon eine sehr vertraute Stimme entgegen.
~Lindsay~: „Nici!“
~Nicole~: „Hey Lin was ist denn mit dir los?“
~Lindsay~: „Hör zu, wenn irgendwer dich fragt ob es dir gut geht, dann sag einfach das Auto
dich nur leicht gestreift hat und es gar nicht schlimm war und du ja auch von
deiner hilfsbereiten Freundin nach Hause gefahren wurdest.“
Ich war total verdattert und ich kannte meine Freundin gut genug um zu wissen, dass es nur einen Grund für ihr, sagen wir mal leicht merkwürdiges Verhalten gab. Ein Junge! Oder sie will wieder mit allen Mitteln ihre Englischnote auf eine Note verbessern, obwohl ich nicht verstehen kann was an einer Zwei schlecht ist. Dabei war ohnehin erstes das wahrscheinlichere.
~Nicole~: „Was kann ein Junge wie Daniel schon schlimmes gemacht haben, dass du
Anfängst zu fantasieren oder besser zu lügen?“
~Lindsay~: „Was? Wieso Daniel? Es geht nicht um Daniel…oh man ich hab ein riesen
Problem.“
~Nicole~: „Lindsay, wir haben dir doch schon oft genug gesagt, DU BIST NICHT ZU
DICK.“
~Lindsay~: „Ach Quatsch Nici,…es hat keinen Zweck ich erklärs dir. Ich komm
Gleich okay?“
~Nicole~: „Na dann bin ich mal gespannt, es geht um keine Diät und auch nicht um Daniel,
jetzt wird’s spannend. Bis gleich.“
~Lindsay~: „Bye.“
Ich legte auf und ging zu meinem Schreibtisch um meine Hausaufgaben weg zu packen. Egal worum es ging es würde auf jeden Fall spannend sein.
Als es klingelte eilte ich die Treppe herunter und lief über den Flur zur Tür, ich wäre beinahe auf dem Boden ausgerutscht als ich mit Höchstgeschwindigkeit an der Tür zum stehen kam. Ich machte die Tür auf und fiel wie üblich direkt mit der Tür ins Haus ohne meine Freundin auch nur zu begrüßen.
~Nicole~: „Also los machs nicht spannend was ist los mit dir? Warum findest du dich
Plötzlich nicht mehr zu dick?“
Wir mussten lachen. Mein Sarkasmus überspielte jedoch nicht meine Neugier und so sprudelte Lindsay auch schon drauf los als ich die Tür hinter uns zu gemacht hatte und nun in meinem Zimmer saß.
~Lindsay~: „Er ist wieder hier!“
~Nicole~: „Wer denn? Sprich doch mal ganze Sätze das versteht doch kein Mensch.“
~Lindsay~: „Timo!“
~Nicole~: „Timo? DER Timo? Deine erste große Liebe?! Ist doch schön
Da könnt ihr noch mal über alte Zeiten plaudern.“
~Lindsay~: „Nee, nix schön grausam sag ich dir echt grausam und peinlich!“
~Nicole~: „Na ja das ist bei dir ja nichts Neues.“
~Lindsay~: „Das ist nicht witzig Nici.“
~Nicola~: „Okay okay also schieß los wann hast du ihn getroffen und was hat er gesagt?“
~Lindsay~: „Also um ehrlich zu sein hab ich ihn das erste Mal wieder gesehen als wir im
Café saßen.“
~Nicola~: „Deshalb hast du so blöd aus der Wäsche geguckt.“
~Lindsay~: „Tschuldige, dass ich nix gesagt hab es hätte schließlich auch sein können, dass ers gar nicht war. Aber dann hab ich ihn noch mal gesehen und zwar als ich mit meinem Bruder beim Fußballspiel war.“
~Nicola~: „Und was hat er gesagt?“
~Lindsay~: „Nichts besonderes aber ich bin total ausgetickt und ihm irgendwas von unserem
Hund erzählt und bin so schnell ich konnte weg.“
Ich musste lachen, das war ja wieder typisch, beim ersten Herzflattern macht sie sich schleunigst aus dem Staub. Die totale Fobie.
~Lindsay~: „Da gibt’s nichts zu lachen, weißt du wie peinlich mir das im Nachhinein war?!“
~Nicole~: „Die Sache mit dem Hund ist neu, du hast noch nie gut gelogen.“
~Lindsay~: „Was Besseres ist mir auf die Schnelle nicht eingefallen.“
~Nicole~: „Und jetzt?“
~Lindsay~: „Wie und jetzt?“
~Nicole~: „Na was willst du jetzt tun?“
~Lindsay~: „Wenn ich das wüsste…“
~Nicole~: „Also wirst du mit Daniel Schluss machen?“
~Lindsay~: „NEIN!! Auf keinen Fall! Warum sollte ich?“
~Nicole~: „Na das sieht doch jeder Fisch du bist immer noch verknallt in den Typ.“
~Lindsay~: „Nein bin ich nicht, ich liebe TIMO.“
~Nicole~: „Eeehm Linn, dir ist schon klar das du gerade Timo gesagt hast?!“
~Lindsay~: „Ach ich hab mich nur versprochen ich meinte natürlich Daniel.“
~Nicole~: „Ja klar..“
Ich wusste genau das sie sich in Wirklichkeit überhaupt nicht sicher war und total im Dunklen tappte also war es Zeit ihr den Weg zum Lichtschalter zu zeigen. Aber wie sollte ich das anstellen?
~Lindsay~: „Ach weißt du was, er ist bestimmt eh schon wieder weg. Was mach ich mir
Überhaupt Gedanken über den Kerl? Ich habe einen Freund und zwar Daniel.
Und genau zu dem wird ich jetzt gehen. Dank dir Nici du bist die Beste.“
Das Problem hatte sich wohl von ganz alleine gelöst. Prima, jetzt konnte ich mich guten Gewissens noch ein bisschen auf die Prüfungen vorbereiten. Die klopfen ja schon fast an die Tür.
~Nicole~: „Okay kein Problem.“
Ich brachte meine Freundin noch zur Tür und dann war sie auch schon wieder weg und ich saß wieder vor meinem Alptraum aus Formeln und komplizierten Rechnungen. Aber auch Einstein war kein Meister der Mathematik gewesen. Und nach langem vergeblichen suchen nach einem funktionierenden Kugelschreiber in dem Durcheinander, was einst mein Zimmer war, musste ich plötzlich lächeln und ich sagte mir selbst: mach dir nichts draus nur ein Genie beherrscht das Chaos. Außerdem hatte ich sowieso keinen Bock mehr auf Büffeln.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 16.12.2008

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
...ich widme dieses buch Lisa, Bianca und Chrissi...ihr seid die Besten...ich lieb euch üüüüüber alles :-******

Nächste Seite
Seite 1 /