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Es war schon längst Ladenschluss als Maya ihre Einkäufe des Lebensmittelcenters auf dem menschenleeren Parkplatzes in den Kofferraum ihres alten Ford Mondeos packte. Sie war mit ihren Gedanken weit weg und bemerkte viel zu spät den Mann hinter ihr. Arme umschlossen sie fest von hinten und ein mit Chloroform getränktes Tuch wurde ihr auf den Mund gepresst. Sie versuchte noch zu Schreien als sie schon die Dunkelheit erfasste.
Maya wurde von einem Stoß wach. Benommen registrierte sie das sie sich wohl im Kofferraum eines Autos befinden musste. Panik ergriff sie als auch schon der Deckel ihres Gefängnisses geöffnet wurde und ein großer breitschultriger Mann finster blickend zu ihr herabsah. Ihr Schrei erstickte im Knebel der ihr im Mund steckte. Unsanft wurde sie aus dem Wrack gezerrt und in einen verlassenen Vorhof geschleppt. Ein zweiter Mann stieg aus dem Opel und schloss sich dem ersten an. Stolpernd konnte sie nur mit den beiden Männern Schritt halte. Die Hände hatte man ihr am Rücken zusammengebunden. Maya hatte noch nie soviel Angst in ihrem Leben gehabt wie in dem Moment wo sie ihre ausweglose Situation erkannte. „Jetzt hilft nur noch ein Wunder“, schickte sie ein stilles Stoßgebet in den Himmel. Pure Angst trat in ins Gesicht. Der Kerl der sie aus dem Auto zog schleifte sie immer weiter und stieß sie in eine dunkle Ecke. Sie war auf einem typischen verlassenen Hinterhof gelandet. Rotgrauen Häusermauern und abbröckelnde Ziegeln von den Dächern, zerborstene Fensterrahmen mit zersplitterten Scheiben und in den Ecken der Gestank von altem Urin und Kotze. Der größere von beiden fixierte sie mit seinen grauen Augen, und knurrt in kaum verständlicher Sprache.„ War nicht leicht dich zu finden aber unser Auftraggeber zahlt eine Menge Geld um dich los zu werden.“ Eiskalte Angst schlich sich ihre Rücken hinauf. Stephan hatte sie suchen lassen. Als sie vor zwei Monaten fluchtartig ihre Wohnung und somit ihren gewalttätigen Freund verlassen hatte hätte sie nie damit gerechnet das er sie finden könnte. Sie hat in ihren Koffer nur das nötigste gepackt und ist in eine 300 km weiter liegende Großstadt gezogen. Um ja nicht von Stephan gefunden zu werden. Der Riese fixierte sie mit seinen, wie Kohle glühenden Augen, und knurrt als er sie voller Abscheu ansah. Der andere der beiden Schläger, dessen Gesicht mit unzählige kleine Narben gebrandmarkt war grinste hämisch als er sprach. „Vorher wollen wir uns aber noch etwas Spaß mit dir gönnen du Schlampe. Oder was meinst du Sanders, sollen wir sie gleich kalt machen oder erst noch etwas zappeln lassen?“ Laut lachend holte er mit seinen rechten Bein aus und trat ihr mit der Stiefelkappe in das linke Schienbein. Von der Wucht des Trittes landete Maya auf dem Boden. Sanders grub seine Faust in ihr Haar, und zerrte sie in die Höhe, bis sie aufrecht vor ihm kniete. Er lies ihren Schopf los und rammt ihr seinen Ellbogen ins Gesicht. Der zusätzliche Schmerz nahm Maya den Atem aus ihren Lungen. Blut rann ihr schwallartig über das Gesicht. Der Kopf schmerzte ihr stark von dem Schlag. Wahrscheinlich hatte sie eine Gehirnerschütterung. Aus ihren benommene Blickfeld konnte sie ein heranfahrendes Auto wahrnehme, vielleicht ihre Chance den Mistkerlen zu entkommen. Jones hörte als erster das Motorengeräusch. „Scheiße Mann, wir sind nicht mehr allein. Los, Boss. Knall die Alte ab und lass uns verduften.“ Der Anführer blickte sich gehetzt um. Diese Gelegenheit nutzte sie. Rappelte sich blitzartig auf die Beine und rannte so schnell sie konnte los. Ein Schuss viel und das darauf folgende Brennen im Rücken zog Maya in eine schwarze Leere. „Lass und verduften, los.“ Die beiden eilten zu ihrem Wagen, der noch immer da stand wo sie ihn vorher geparkt hatten. Shawn Raider hatte sich doch tatsächlich verfahren. Er schluckte stumm seinen Ärger hinunter und suchte nach einen Straßennamen. Jetzt muss er doch diesen verdammten Navi verwenden um wieder auf die richtige Straße zu finden. Die Gegend hier sah nicht sonderlich einladend aus und er wollte so schnell wie möglich weg von hier. Nicht das er ängstlich wäre, nein im Gegenteil. Seine militärische Ausbildung und seine Stärke lies so manchen Gegner vor ihm zittern. Aber er hatte jetzt auch keine Lust in irgendwelchen Schwierigkeiten zu gelangen. Und diese Gegend schrie regelrecht nach Ärger. Er war auf einem typischen Hinterhof gelandet. Rotgrauen Häuser wo die Mauern bröckelnden und die Ziegeln von den Dächern vielen, zerborstene Fensterrahmen mit zersplitterten Scheiben. Die Lichtkegel der Scheinwerfer hasteten über das Areal um nach einer Wendemöglichkeit zu suchen. Was lag da denn? Seine geschulten Auge nahm die am Boden liegende Person war. Shawn trat auf die Bremsen. Der Audi Q7 blieb sofort stehen. So schnell er konnte rannte er die kurze Strecke zu der Person. Genau das war eigentlich der Ärger den er vermeiden wollte. Es war eine Frau. Sie lag zusammengekrümmt auf dem Bauch. Ihr cremefarbener Pullover hatte sich rot gefärbt vom Blut das aus ihrem Rücken trat. Shaw erkannte sofort eine Schussverletzung. Er tastete an ihrem Handgelenk ob sie noch lebte. Sie fühlte sich noch warm an was ein gutes Zeichen war. Er konnte ihren schwachen Puls ertasten. Wut und Ärger stieg in ihm hoch. Eine Zusammensetzung die Shawn besonders gereizt machte. Schnell holte er aus der rechten Hosentasche seiner Jeans ein Schweizer Taschenmesser und schnitt das Seil durch damit ihre Hände wieder frei waren.
Ein Motorengeräusch lies ihn aufhorchen als ein Auto mit quietschenden Reifen an ihm vorbeifuhr. Blitzschnell riss er sich seine 9mm, eine Glock aus dem Halfter, die er immer bei sich trug und schoss auf die Reifen des Fahrzeuges. Schleudernd kam die Kiste zum stehen. Um sich und die Frau in Sicherheit zu bringen packte er sie schnell an den Füßen und zog sie hinter sein Auto. Die Männer kamen aus dem Auto und brachten sich hinter ihrem Wagen in Sicherheit. Ohne Vorwahrung eröffneten die Entführer das Feuer. Kugeln schlugen mit einem metallischen Geräusch in Shawns Wagen. Die Scheiben zersprangen und regneten in kleinen Splitter auf ihn und die Frau. Damit hatte sich die Frage erledigt wie er weiter handeln sollte. Während er sich in eine bessere Position brachte um die Angreifer zu sehen schaute er nochmals kurz zur der Verletzen hinunter ob sie was abbekommen hatte. Sie wimmerte leicht, schien aber keine weiteren Verletzungen abbekomme zu habe. Vorsichtig schaute er an der vorderen Stoßstange vorbei und zuckte zurück als weiter Schüsse in seine Richtung abgefeuert wurden. Verdammt, was wollten die beiden Kerle von der Frau? Egal, jetzt zählte nur das er die Beiden so schnell wie möglich aus dem Verkehr zog, damit er die Frau ins Krankenhaus bringen konnte. Mit zusammengepressten Lippen konzentrierte er sich auf den Kleineren der beiden. Gezielt gab er einen Schuss ab. Als er den darauf folgenden Schrei hörte, lächelte er grimmig. Der erste war außer Gefecht.
Sanders schaute zu Jones, der ausgestreckt, durch einen gezielten Kopfschuss am Boden lag. Panik stieg in ihm auf. So hatte das ganze nicht ablaufen sollen. Hastig holte er sein Handy aus der Hosentasche und wählte Brokes Nummer. Als dieser sich am anderen Ende meldetet bellte Sanders gleich los. „Wo steckst du? Komm sofort her und hol mich, ich stecke tief in der Scheiße. Jones hat es erwischt und ich weiß nicht wie lange ich die Stellung hier noch halten kann.“ Nach kurzer Pause hörte er ein tiefes Schnaufen, als würde erst mal überlegt werden. „Ok, wo genau bist du?“ „Auf dem alten Gelände der Diätfabrik.“ „Gib mir fünf Minuten, bin in der Nähe.“ Sanders legte auf und steckte sein Handy wieder zurück. Jetzt musste er nur noch sehen das er die Zeit auch überlebte.
Shawn überlegte kurz wie er an den Kerl rann kommen konnte ohne sich selber zu gefährden. Er konnte auch keine Hilfe anfordern da er sein Handy erst vor kurzem geschrottet und sich dummerweise noch kein Neues besorgt hatte. Unvorhergesehen trat Scheinwerferlicht in seine Augen das sich rasant näherte. Freund oder Feind? Die Sicht war nicht so gut da es vor kurzem das nieseln angefangen hatte und die freie Fläche des Areals auch nicht beleuchtet war. Die Reifen des heranbrausenden Fahrzeuges wirbelten den Schotter auf dem Weg auf als der Wagen vor dem Opel ruckartig zum stehen kam und sich drehte damit er mit dem Heck vor Sanders zum stehen kam. Die Beifahrertür sprang auf und der Dreckskerl, der sich hinter dem Auto versteckte kroch auf den Sitz. Shawn versuchte noch auf ihn zu Zielen jedoch versperrte der Opel die Sicht. Kies wirbelt auf als das der Fahrer des Fluchtfahrzeuges aufs Gas trat. Da es viel zu wenig Licht gab konnte das Nummernschild nicht erkennen. Aber wahrscheinlich war der Golf gestohlen und das brachte sie dann auch nicht weiter.
Als Maya aus ihrer Benommenheit erwachte sah sie auf schwarze glänzende Stiefel und ewig lange muskulöse Beine die in einer schwarzen Jeans steckten. Sein weißes Hemd hing im locker über die Hüften und betonte jeden Teil seines sehnigen Oberkörpers. Hellbraune kurze leicht lockige Haare hebten seine maskulinen Gesichtszüge hervor. Seine schwarzen Augen begannen zu leuchten als er sie fixiert. Shawn Raider blickte zu der Frau hinunter die vor ihm am Boden kauerte und Blut verlor. Er fand sie sehr interessant. Das lange rotbraune Haar hing in Strähnen in ihr vor Schmerzen verzogenes Gesicht. Shawn schätze sie auf Mitte 40. „ Wir müssen schleunigst von hier verschwinden und sie zu einem Arzt bringen. Mit einem unsanften Ruck hob er sie hoch und versuchte sie auf die Rückbank seines Wagens zu legen. Da er nicht so vorsichtig war wie er es nötig war stöhnte die Frau vor Schmerzen auf. Raider legte die Stirn in Falten. Er nahm mit einer Hand eine Strähne ihres Haares, dabei konnte sie die auffallenden Muskeln erkennen, die sich unter seinem weißem Hemd bewegten. Der Stoff schmiegte sich an seinem Körper als wäre es eine zweite Haut. Maya wollte etwas sagen, aber sie bekam keine Wort aus ihren trockenen Mund. Sch..... Shawn lege ihr seinen Zeigefinger auf den Mund. Nicht reden. Ich bringe Sie jetzt schnell in ein Krankenhaus. Eilig holte er eine Decke aus dem Kofferraum und deckte Maya damit zu. Vorsichtig schloss er die Türe und setzte sich vors Steuer. Zum Glücke hatte er ja seinen beschissenen Navi. Mit Hilfe des GPS konnte er seinen Aufenthaltsort lokalisieren und den schnellsten Weg ins nächste Krankenhaus berechnen.
2
Als Maya erwachte nahm sie den Geruch von Sterilität war und ein rhythmisches Piepsen. Ihr Gedächtnis wollte noch nicht so richtig anspringen und sie brauchte einen Moment um sich zu erinnern was vorgefallen war. Als ihr die zwei Typen in Erinnerung kamen schrak sie blitzartig auf, doch ein Schmerz im Rücken und ein Schlauch im Arm hinderten sie sich weiter aufzurichten. Mit einem tiefen Stöhnen lies sie sich wieder in die Kissen sinken.
„Hallo, endlich aufgewacht?“ Maya blickte in die Richtung aus der sie die Stimme hörte. Für einen kurzen Moment glaubte sie das sie noch träumte. In der Ecke auf einem weißen Stuhl, der nicht sonderlich bequem aussah saß der Mann von dem sie meinte geträumt zu haben. „Hallo“, kam es zögerlich aus ihrem Mund. „Ihnen habe ich es wohl zu verdanken das ich noch am Leben bin!“ „Was ist aus den beiden Kerlen geworden?“ Shawn beugte sich mit dem Oberkörper nach vorne und legte seine Ellbogen auf die Knie als er langsam zu sprechen begann. „ Einer kann ihnen nichts mehr machen und wegen des anderen sitze ich jetzt hier. Wir wissen nicht wer es auf sie abgesehen hat und hoffen nun das sie mir mehr darüber erzählen können. Aber schauen sie erst mal das sie wieder fit werden, dann reden wir weiter.“ Tränen traten ihr in die Augen und sie musste erst mal schlucken. „Vielen Dank trotzdem. Es war sehr mutig von ihnen mir zu helfen.“ Maya merkte wie sie erneut die Dunkelheit erfasste. Sie wollte dagegen ankämpfen, schaffte es aber nicht. Shawn stand auf ging langsam an Mayas Bett. Eine weile betrachtet er nur die Frau die vor ihm ganz blass in dem weißen Bett lag. Ihr rotbraunes Haar war zur Seite gekämmt und hing ihr nicht mehr so wirr ins Gesicht. Er hob seine rechte Hand und strich ihr damit leicht, fast schon zärtlich über die Wangen. Ein Hämatom färbte sich schon fast blauschwarz über ihre linke Gesichtshälfte. Pure Wut packte ihm als es nur an das geschehene dachte. Den einen Kerl schnappte er sich auch noch. Nun, da sie einmal wach geworden war, konnte er beruhigt nach Hause gehen und sich endlich ausschlafen. Die letzten zwei Tage hatte er ununterbrochen bei ihr am Bett verbracht. Er musste wohl komplett durchgeknallt sein. Mit 48 hatte man doch sicherlich besseres zu tun als am Bett einer Fremden zu sitzen. Aber irgendetwas lies ihn nicht los von ihr. Und dem wollte er näher auf den Grund gehen. Er schnappte sich seine Jacke die über den Stuhl hing, ging zu Türe des Krankenzimmers, warf nochmal einen letzten Blick auf Maya und machte leise hinter sich die Türe zu um in sein Hotel zu gehen. Er wollte ursprünglich morgen schon wieder abreisen da er seine Angelegenheit schon erledigt hatte als er auf den Weg zu einem Freund war und sich so was von verfahren hatte, was ihn, zum Glück für Maya, zu ihr brachte.
Draußen standen zwei Wachen der Nürnberger Polizei, die dafür sorgen sollten das niemand in das Zimmer von Maya kam. Sie hatte keinen Ausweis dabei war aber kurzzeitig mal wach gewesen um ihren Name und die Adresse zu nennen. Die Ermittlungen waren in vollen Gange und ihr Auto wurde nach Spuren untersucht. Obwohl Shawn sich ganz sicher war das man da nichts finden würde. Er hatte seine Aussage bei der Polizei gemacht und war anschließen gleich wieder ins Krankenhaus gefahren. Als ehemaliger Mitarbeiter des BND musste er nicht weiter erklären warum er eine Waffe bei sich trug. Als Shawn aus der großen Eingangstüre des Krankenhauses trat blies ihm ein kalter Wind über sein Gesicht. Der Herbst war schon weit fortgeschritten und die Blätter flogen nur so durch die Luft .Er hasste Krankenhäuser, da er selber schon oft in einem lag. Der Fußmarsch würde ihm gut tun seine Gedanken zu sortieren. Die Luft war klar und frisch und man konnte den baldigen Wintereinbruch schon richtig riechen. Shawn schlug den Kraken seiner Jacke höher, steckte sich die Hände in die Tasche und lief los. Erst mal eine heiße Dusche, ausschlafen und dann ein Leihauto besorgen. Ja das war eine gute Reihenfolge.
Stimmen, oder besser gesagt eine Stimme weckte Maya auf. Als sie die Augen öffnete und ihren Kopf in die Richtung drehte woher das Flüstern kam, bereute sie es schon. Ihr ganzer Kopf schmerzte so sehr das Maya die Augen schloss. Als der Schmerz langsam verebbte und zu einem leichten Pochen wurde, erinnerte sie sich wieder was geschehen war. Panik ergriff sie und sie fing an schneller zu Atmen. „Ganz ruhig, du bist jetzt in Sicherheit, keiner wird dir was tun.“ Maya erkannte ihre Freundin und Vermieterin Vivian die jetzt ans Bett trat und das Handy in die Tasche packte. Vivian war 64 und hatte dieses typische mütterliche an sich mit ihren gerade mal 160 und der etwas pummeligen Figur. Sie musste telefoniert haben, wovon Maya wach wurde. Vivian war schon immer gut im trösten gewesen. Als sich Mayas Herzschlag langsam beruhigte und sie wieder normal Atmen konnte packte sie die Hand ihrer Freundin. „Viv, ich glaube Stephan hat mich gefunden. Er hat immer gedroht, wenn ich ihn verlasse das er mich umbringen wird.“ Vivian kannte als einzige die wahren Umstände warum Maya alles liegen und stehen gelassen hat und in eine andere Stadt gezogen ist. „Glaubst du das wirklich? Könnten es nicht einfach auch nur zwei Idioten gewesen sein die dich ausrauben wollten? „ Maya hob eine Augenbraue an. Ihr Mund war zu einem schmalen Strich geworden als sie das Geschehene vor sich in Gedanken ablaufen lies. „Nein, die Drecksäcke wollten mich von Anfang an umbringen. Das haben sie gesagt. Auch das es einen Auftraggeber gibt. Das kann nur von Stephan kommen Vivian.“ Ihre Freundin ging im Zimmer auf und ab was sie ziehm-lich nervte. „Du hattest ja wahnsinnig Glück das ausgerechnet zu der Zeit Herr Raider in der Nähe war. Mein Gott ich will gar nicht daran denken das du jetzt Tod sein könntest oder sogar wärst wenn er nicht dazugekommen wäre.“ Tränen rannten Vivian über die Wangen als sie ihre Wanderung unterbrach und wieder zu Maya ans Bett trat. „Schätzchen, du musst nachher alles der Polizei erzähle was du mir über deinen Ex erzählt hast.“ Die müssen dich in ein Schutzprogramm nehmen oder wie sich das nennt.“ Aufgeregt lief ihre Freundin wieder im Zimmer auf und ab. Maya konnte sich ein lächeln nicht verkneifen als sie antwortete. „Hältst du das nicht für etwas zu drastisch? Ich meine das das schon etwas übertrieben wäre.“ - „Kind, du wärst fast umgebracht worden! Du hattest wahnsinnig viel Glück das du noch am Leben bist.“ viel ihr Vivian schon fast hysterisch ins Wort. Ihre blauen Augen funkelten Maya regelrecht an als sie weitersprach. „Nimm das nicht auf die leichte Schulter. Du musst etwas gegen den Mann tun. Immerhin läuft da noch einer frei rum. Der findet dich ja gleich wieder und wer weiß – dann ist vielleicht gerade niemand da der dir zu Hilfe kommt.“ Als Vivian von den Tätern sprach viel Maya ein das sie gar nicht genau wusste wie es eigentlich zu ihrer Rettung kam. Das einzige an das sie sich noch erinnern konnte war dieser große Mann, der musste ja mindestens 190 gewesen sein. Und das sie hinter einem Auto lag und dann noch ein kurzer Fetzen Erinnerung das er sie ins Auto gelegt hatte. Ach ja, er war es auch der in ihrem Zimmer war als sie das erste mal wach geworden war. Dumpf erinnerte sie sich noch daran das sie sich bei ihn wohl bedankt hatte für die Rettung und auch gefragt hatte was aus denen beiden geworden ist die sie angegriffen hatten.
„Herr Raider war übrigens zwei Tage fast ununterbrochen in deinem Zimmer geblieben, bis du das erste mal wach geworden warst.“ zwinkerte ihr Vivian jetzt mit ruhigeren Ton zu. „Er hat mich auch angerufen und mir alles erzählt.“ Tränen traten in die Augen der älteren Frau als sie daran dachte wie die Nachricht sie schockiert hatte. Mit einer Hand wischte sie sich die Tränen weg und nahm lächelnd Mayas Hand. „ Ja, er hat mir sogar regelrecht befohlen bei dir zu bleiben so oft es geht – Nachdem ich ihm erzählt habe das du für mich wie eine Tochter bist. Gut das du in deinem Auto einen Zettel hast mit meiner Adresse.“ - „Wirklich“ - mehr viel Maya nicht dazu ein was sie sagen konnte.
Ein leises klopfen unterbrach den Redefluss von Vivian, worüber Maya sehr froh war. Sie wollte sich jetzt nicht auch noch den Kopf darüber zerbrechen warum ihr Retter bei ihr geblieben war.
Ein kleinerer Mann, Mitte 50 erschien in der Tür gefolgt von zwei Polizisten in Uniform. „ Guten Tag Frau Reiser, ich bin Oberkommissar Bauer und habe ihren Fall angenommen.“ „Guten Tag“ erwiderte Maya den Gruß. „Wie geht es ihnen? Können sie uns etwas zu dem Überfall erzählen?“ Maya schaute zu Vivian. Sie hatte Angst und wollte nicht alleine bleiben. Diese nahm wieder ihre Hand und drückte sie leicht. „Komm Maya, erzähl alles, ich bleibe bei dir.“ Herr Bauer holte sich einen Stuhl und setzte sich neben Maya ans Bett. Mit einem leisen rascheln holte er sein Diktiergerät aus der Tasche und begann mit seiner Befragung. Nach knapp zwei Stunde verließen die Polizisten wieder das Krankenzimmer. Maya war total fertig. Schweiß und tränen rannten ihr über das Gesicht. Die Schmerzen am ganzen Körper kamen wieder zurück. Vivian klingelte nach einer Schwester, die ihrer Freundin etwas gegen die Schmerzen geben sollten. Als Maya ruhig eingeschlafen war verließ Vivian das Zimmer und wählte draußen die Nummer von Shawn Raider, die er ihr hinterlassen hatte.
3
Sanders saß in der Küche und hatte die Beine überkreuzt auf dem Tisch liegen. Seit dem Überfall auf Maya Reiser hatte er sich in der Schwabacher Wohnung seines Kumpels Broke versteckt. Das war vor zwei Wochen gewesen. Wer konnte schon ahnen das ein Kerl, und noch dazu bewaffnet auf dem alten runtergekommenen Gelände der Fabriksiedlung aufkreuzte. Nicht mal die Kids hingen da noch rum.
Jones hatte es erwischt. Es tat ihm nicht leid seinen Kumpel dort liegen gelassen zu haben. Er konnte ihn nie so richtig leiden.
Broks kam mit einer Tasse dampfenden Kaffee an den Tisch. „Man Alter, ihr habt ja da ganz schön Scheiße gebaut. Was habt ihr beide euch dabei gedacht einen Mordauftrag anzunehmen?“ Sanders Blick richtete sich auf zu Broke. Mit versteinerter Maske fixierte er seinen Freund. „ Keine Ahnung, Mann. Die Kohle hätte gepasst. Soviel Moos auf einen Patzen, wer sagt da schon Nein.“
„Ihr habt ja echt nicht alle Tassen im Schrank. Hast überhaupt eine Ahnung wer euch den Auftrag gegeben hat?“ Sanders schnaubte und verzog seinen Mundwinkel. „Ja, er nennt sich Kramer. Ein Bekannter aus der Kneipe hat den Kontakt hergestellt. Wir haben alle Informationen und ein Bild der Frau durch ein Kuvert erhalten als wir angenommen haben. Auch die Handynummer von uns hat er. Seine hat er uns nicht gegeben. Scheiße Mann, der hat uns bei Auftragserledigung 200 000 Euro zugesichert. 100 000 gabs als Vorschuss bar auf die Hand.“ Broks ging in der kleinen Küche auf und ab. Er schüttelte immer wieder den Kopf. „So blöde kann man doch nun wirklich nicht sein!“ Nervös ging er zum Fenster und öffnete mit den Fingern einen Spalt den von Nikotin vergelblichten Vorhang um nach draußen auf die Straße zu schauen. Als er sich wieder zu Sanders umdrehte schaute dieser gereizt Broks an. „Ich haue morgen nach Mexiko ab. Habe keinen Bock auf mehr Ärger. Habe meinen Mittelsmann vor zehn Minuten eine SMS geschickt das sich Kramer selbst um seine Alten kümmern soll. Werde hier nicht blöde herumsitzen und warten bis der sich was neues einfallen lässt. Die Bullen sind bestimmt schon auf der Suche nach mir.“ Broks kam wieder vor dem Küchentisch stehen. Mit der flachen Hand haute er auf die Platte das der Tisch nur so wackelte. „Ihr ward ja sogar zu dämlich euch wenigstens Masken aufzusetzen. Die Frau hat bestimmt schon eine Täterbeschreibung von der abgegeben. Da brauchst du dich morgen erst gar nicht zum Flughafen zu begeben. Die schnappen dich ja sofort.“ Sanders angstverzerrter Blick wanderte zu Broke. „Verdammt, was soll ich jetzt bloß machen? Hier kann ich auch nicht bleiben.“ Broke nahm sein Handy vom der Küchendurchreiche und wählte mit schnellen Bewegungen eine Nummer. Als sich am anderen Ende eine Frauenstimme meldetet schaltete Broks auf Lautsprecher um. „Hey Svetlana, wir haben ein Problem hier. Ihr fahrt doch morgen wieder Richtung Osten?“ Die Frau am anderen Ende der Leitung bejahte die Frage. „Nehmt jemanden mit und verschafft ihm neue Papiere. Genug Kohle hat er.“ Sie machten noch einen Treffpunkt aus als auch Broks danach sofort auflegte. Sanders Miene wanderte zu der Decke. „In den Osten, na gibt schlimmeres.“ Broks teilte ihm noch die genauen Information mit und machte sich dann auf den Weg da er selber einige Geschäfte zu erledigen hatte.
Am selben Abend in einem Einfamilienhaus am Stuttgarter Stadtrand
Stephan Kramer schaute aus dem Wohnzimmerfenster seines Hauses und kochte vor Wut. Da hat er eine menge Kohle gezahlt damit zwei so dämliche Idioten alles verpatzen. Es war schon dunkel draußen und Kramer lies unsanft den Rollo herunter. gereizt ging er ans Telefon und wählte Sanders Nummer. Er sollte sich noch um die Angelegenheit kümmern solange Maya im Krankenhaus war. Stephan lies das Handy klingeln bis er aus der Leitung geworfen wurde. Der blöde Arsch ging nicht ans Handy. Sogar die Mailbox war ausgeschaltet. Fluchend legte er das Telefon auf die Seite und öffnete am Computer sein Mailfach. Nach dem er alle Mails gecheckt hat schäumte er regelrecht vor Zorn. Der Mittelsmann Schweiger aus Nürnberg hat ihm eine unschöne Nachricht hinterlassen. Sanders steigt aus und setzt sich ab. Und das mit seiner Kohle. Kramers Gesicht lief purpurrot an als er das Laptop vom Schreibtisch fegte. Scherben splitterte als es krachend auf einer Bodenvase landetet. Abrupt stand der Mann auf und sein Stuhl rollte durch das halbe Zimmer. „Was bildet sich der Scheißer ein? Haut mit meiner Kohle ab und erledigt nicht mal einen einfachen Job. Um alles muss man sich selber kümmern. Der wird die Radieschen von unten anschauen wenn ich ihn in die Finger bekomme.“ Kramers böses Gesicht verhieß nichts Gutes für Sanders, wenn er ihn je in die Finger bekommen sollte.
Stephan krallte sich das Telefon und reservierte für sich eine Hotelsuite in der Nürnberger Innenstadt. Wenn was gut gemacht werden sollte musste man es selber mache. Eilig hasstet er die Treppen hoch ins Schlafzimmer um das nötigste in einen Koffer zu packen. Als er fertig war ging er zum Bett wo auf seinem Nachttisch ein Bild von Maya und ihm stand wo sie auf einer Grillparty waren. Na warte du Schlampe, du bekommst schon noch deinen Lohn, da du mir einfach abgehauen bist.
4
Maya rannte so schnell sie konnte die Menschenleere Straße hinunter Es war schon weit nach Mitternacht aber immer noch sehr schwül und stickig. Der Juli war dieses Jahr sehr heiß und sie hatte nur ihren Shorty an. Die Straßenlaternen erzeugten genug Licht damit sie nicht über ihre eigenen Füße flog. Ein Schatten huschte über die Straße und lies Maya kurz erschrocken zusammenfahren. Es war nur eine Katze die auf der Jagd war. Einen kurzen Blick über die Schulter werfend vergewisserte sie sich das ihr Stephan nicht gefolgt war. Aber das tat er nie. Also drosselte sie wieder ihr Tempo. Ihre linke Seite brannte vom Seitenstechen. Das Atmen viel ihr schwer da sie kaum Luft bekam vom rennen. Sie war nicht die sportlichste. Dann kamen noch die Blessuren dazu die Stephan ihr hinterlassen hatte. Völlig betrunken kam er wieder mal nach Hause und warf ihr vor einen Liebhaber zu haben. Wie so oft glaubte er ihr nicht das es nicht stimmte und meinte alles mit Gewalt regeln zu können. Er schlug und drosch auf sie ein bis sie endlich zur Haustür kam um abzuhauen. Es war nicht das erste mal gewesen das ihr Freund handgreiflich wurde. Sie hatte schon etliche Kratzer und Prellungen davongetragen.
Maya nahm das Tempo wieder auf und versuchte schnell zu ihrer Freundin Daniela zu kommen. Da konnte sie immer Unterschlupf finden bis sich Stephan beruhigt hatte. Nur dieses mal hatte er es zu weit getrieben. Morgen würde sie alle nötigen Sachen holen und abhauen.
Maya erwachte aus ihrem Traum. Wieder einmal hatte sie von Stephan geträumt. Für einen Moment wusste sie nicht wo sie war bis ihr wieder einfiel das sie im Krankenhaus war. Zwei Woche ist der Überfall jetzt schon her. Die Polizei hatte Stephan verhört, konnten ihm aber nichts nach weißen. Maya war sich aber sicher das er dahinter steckte. Der Mann war krankhaft eifersüchtig und würde sie lieber umbringen als das je ein anderer sie anfassen durfte. Die nötigen finanziellen Mittel hatte er ja dazu.
Ein leises Klopfen riss Maya aus ihren Gedanken. Als sich die Türe öffnete trat Shawn Raider durch. Er musste sich leicht beugen um sich den Kopf nicht im Türrahmen anzuschlagen. In den verwaschenen blauen Jeans und dem braunen Seitenhemd, das locker über seiner Hose hing sah er einfach umwerfend aus. Sie hatte ihn gar nicht so groß in Erinnerung. Er hielt zwei Kaffeebecher in den Händen. Der Duft von frischen Kaffee erfüllte gleich den Raum. „Guten Morgen Frau Reiser, wie geht es ihnen?“ Einen der beiden Becher hielt er verlockend nach oben. „Ich dachte mir es wäre mal eine Abwechslung vom dem schalen Krankenhauskaffee. Lächelnd kam er an ihr Bett und reichte ihr einen der beiden Becher mit der dampfenden Flüssigkeit. „Vielen Dank, kam es leise aus Mayas Mund. Nennen sie mich doch bitte Maya.“ - „Gerne, Maya. Aber nur wenn sie auch Shawn sagen und das Sie weglassen.“ Maya nahm einen kleinen Schluck vom Kaffee da er noch sehr heiß war. „Es geht doch nichts über einen guten Kaffee am Morgen“ Shawn lachte laut und um seine dunkelbraunen Auge bildeten sich zu den schon vorhandenen Falten leichte Lachfältchen was seinen Gesicht etwas jugendliches verlieh. Maya dachte das sie schwarz wären, aber so was konnte man schon verwechseln. Sie schätze ihn auf Ende 40. Am Tatort, als er ihr zu Hilfe kam, und sie kurzzeitig bei Bewusstsein war, hatte sie sein Aussehen in ihrem vernebelten Gehirn bewundert. Jetzt, ohne Schmerzen und klar bei Verstand war sie einfach hin und weg. Shawn schnappte sich den Stuhl, auf dem er schon zwei Nächte hier verbracht hatte und setzte sich zu Maya an den Bettrand. „Sie – du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet. Wie geht es dir? Hast du noch Schmerzen.“ Maya verzog etwas das Gesicht. „Nur wenn ich mich zu schnell bewege. Ansonsten geht es wieder.“ Shawn betrachtet ihr Gesicht. Das Hämatom war nur noch ein gelblicher Fleck und die Schwellung im Gesicht war auch verschwunden. „Das ist gut.“ Sein Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an, was ihr gar nicht gefiel. „Wir müssen unbedingt reden. Die Polizei lies deinen Mann“ - „Stopp“ viel Maya ihn ins Wort. „Er ist nicht mein Mann, Stephan ist mein Exfreund.“ „Okay, die Polizei lies deinen Ex wieder gehen. Sie konnten ihm die Tat nicht nachweisen. Was auch anzunehmen war.“ Mayas Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an. „Dann bin ich noch immer in Gefahr. Er wird es wieder und wieder versuchen, bis er sein Ziel erreicht hat.“ Shawn beugte sich vor, und sie bereitete sich schon auf eine neue schlechte Nachricht vor. Aber nicht darauf was jetzt kam. „Maya, du kennst mich nicht und du hast keinen Grund mir zu vertrauen. Aber mein Job ist es Leute zu bewachen und zu beschützen. Und darin bin ich verdammt gut.“ Er nahm ihre Hand in seine als er weitersprach. „Deine Freundin Vivian rief mich neulich an, sie macht sich sehr große Sorge um dich. Wusstest du das sie eine Hütte im Schwarzwald hat?“ Maya schüttelte leicht den Kopf, als sie verneinte. „Ich möchte dir einen Vorschlag machen. Morgen hole ich dich ab, wir packen ein paar Sachen ein und fahren zu dem Haus bis die Polizei den oder die Täter geschnappt haben.!“ Shawn konnte richtig erkennen wie es in ihrem Gehirn arbeitete. Aber er musste sie von hier wegbringen um ihre Sicherheit zu gewähren . Ob das gut war oder nicht war eine andere Frage. Er hatte sich noch nie so zu einer Frau, vor allem zu einer fremden Frau so hingezogen gefühlt wie zu Maya. Das er sie beschützen wollte war nicht mal gelogen, es war wirklich sein Job und er hatte sich bei der Polizei extra dafür eingesetzt das er das übernehmen konnte. Aber das er das aus einen einfachen primitiven Grund tat, wollte und durfte er ihr nicht sagen. Er hatte sich schlicht und einfach in den zwei Tagen wo er an ihrer Seite gewacht hatte verknallt. Wie ein unreifer Jugendlicher. Shawn musste selber über sich lachen. „Was ist denn so lustig?“ neugierig musterte Maya ihren Gegenüber. O Gott, hatte er eben laut gedacht? „Nichts, rein gar nichts. Maya überlegte eine Weile. „Du meinst das mit der Hütte ernst? Warum? Ich meine, stammelte Maya.....ich ich, auch man ich weiß gar nichts mehr.“ Shawn, der immer noch ihre Hand hielt drückte etwas fester. „Es wird alles wieder gut. Vertraue mir einfach. Okay?“ „In Ordnung.“ Ängstlich aber auch erleichtert das sie die nächsten Tage nicht alleine war lies sich Maya in ihre Kissen zurücksinken. „Ich lass dich jetzt weiter deinen Kaffee trinken, bevor er kalt ist. Morgen gegen zehn, nach der Arztvisite hole ich dich ab.“ Maya lächelte ihn an. „Ich freue mich schon.“ Shawn strich über ihre Wange, bevor er aufstand und einen Schritt zurück trat. „Bis morgen dann.“ Er drehte sich um und ging Richtung Türe. Bedauernd warf sie ihm einen Blick nach da er schon gehen musste. Shawn drehte sich nochmal um als würde er ihren Blick spüren. Sie lächelte dünn und winkte ihm zum Abschied zu.
Am Parkplatz vor dem Krankenhaus stieg Shawn gleich in seinen schwarzen Q7 den er gestern aus der Werkstatt holte. Er legte den Rückwärtsgang ein und schoss aus der Parklücke. Innerlich war er total aufgewühlt. Ich bin ein dämlicher Idiot. Bin nur noch am grinsen wie ein verliebter Teenager. Schluss jetzt mit solchen Gedanken, ich muss mich auf meinen Auftrag konzentrieren. Vivian hatte ihn versichert das die Hütte im tadellosen Zustand sei. Einmal die Woche kam eine Reinigungsfrau um nach dem Rechten zu sehen. Vorräte konnten sie unterwegs einkaufen. Seine Sachen brauchte er auch nicht zu packen, da er eh im Hotel wohnte und nicht wirklich ausgepackt hatte.
Als Shawn vor Vivians Wohnung zum stehen kam träumte er schon wieder vor sich hin. Man, das ist ja das dämlichste was mir je passiert ist. Ich sollte lieber die Dinge erledigen die zu erledigen sind und nicht ständig grinsend vor mir her träumen. Eilig öffnet er die Wagentüre und stieg aus. Er hatte Vivian versprochen pünktlich zu sein um die Hausschlüssel und die Wegbeschreibung abzuholen. Zu Vivians Wohnung führte ein Kieselsteinweg und ein Treppe. Er nahm gleich zwei Stufen auf einmal. Nachdem er geläutet hatte musste er nicht all zulange warten. Sie öffnete gleich die Türe und lächelte ihn an. „Guten Tag Herr Raider, schön das sie so pünktlich sind. Kommen sie doch rein.“ Shawn nickte kurz und murmelte ein höfliches Guten Tag. „Kann ich ihnen eine Tasse Kaffee anbieten?“ „Vielen Dank, aber ich habe schon im Krankenhaus mit Maya Kaffee getrunken.“ Vivians Augen nahmen einen traurigen Ausdruck an. „Wie geht es ihr denn heute? Das arme Ding. Musste soviel mitmachen. Ach das ist ja alles so schrecklich. Hoffentlich kann man die Kerle bald dingfest machen.“ Shawn stellte sich gerade hin und steckte seine Hände in die Hosentaschen. Nicht das er noch etwas zertrümmerte bei der netten älteren Damen, da in ihm so eine Wut hochkam wie er sie noch nie zuvor erlebt hatte. Er zwang sich innerlich wieder ruhig zu werden bevor er antwortete. „Leider konnten wir Herrn Kramer keine Verbindung zu dem Anschlag und dem Ermordeten und seinen noch flüchtigen Partner nachweisen. Wie sie selber wissen laufen die Ermittlungen noch.“ Vivian schnaubte ärgerlich. „Maya und ich sind sich hundertprozentig sicher das Stephan damit was zu tun hat.“ Mit einer hilflosen Geste schnappte die Frau nach Luft und setzte sich auf den Sessel im Eingangsbereich. „Herr Raider, was mir Maya alles erzählt hat über den Mist... über den Mann. Ach, ich frage mich schon immer warum sie ihn nicht einmal Angezeigt hat. So viel Gewalt kann man doch einen Menschen nicht durchgehen lassen.“ Vivian traten Tränen in den Augen. Shawn der nicht so recht wusste was er jetzt sagen sollte kniete sich vor die Frau hin und nahm ihre beide Hände in seine. Mit ernster Miene schaute er Frau Allen an. „Hören sie, Maya hat im Krankenhaus alles zu Protokoll gegeben. Wir konnten Herr Kramer zwar den Überfall nicht nachweisen und mussten ihn wieder gehen lassen, aber er muss sich auf jeden Fall vor Gericht verantworten für die vergangenen Taten an Maya.“ Mit einem Taschentuch, das sie sich aus der Schürze zog tupfte Vivian sich die Tränen ab. „Ich bin ja so froh das sie da waren und meiner Maya geholfen haben. Wissen sie, wir kennen uns zwar erst seit ein paar Monaten, aber sie ist für mich mittlerweile wie eine Tochter. Ich würde es nicht ertragen wenn ihr nochmal was passieren würde.“ Shawn erhob sich wieder und und ging einen Schritt zurück. „Maya hat jetzt mich und ich werde sie, wenn es sein muss mit meinen Leben beschützen.“ Langsam schaute die Dame den Mann vor ihr mit einem Blich aus Angst und Erleichterung an. „Hoffen wir das es dazu nie kommen wird Herr Raider, denn ich glaube Maya mag sie wirklich sehr gerne. Jedes mal wenn ich sie im Krankenhaus besucht habe hat sie nur von ihnen gesprochen.“ Shawn registrierte die Worte mit einem tiefen selbstzufrieden innerlichen Grinsen. Er wollte sich nicht vor der Frau zum Deppen machen. Frau Allen erhob sich schwerfällig aus ihrem Sessel und ging Richtung Wohnzimmer. „Kommen sie mit bitte. Die Schlüssel und eine Fahrtbeschreibung liegen im Wohnzimmer auf dem Tisch.“ Er folgte ihr leise und bedankte sich als er beides in den Händen hielt. Die Dame hielt in noch weiter dreißig Minuten mit >Altweibergeplänkel< auf bevor er sich endlich höflich verabschieden konnte ohne zu Eilig zu wirken. Er musste seinen Boss mal stecken das man ruhig in die Ausbildung einen Block einbauen sollte wie man sich dem Gespräch von alten Menschen schnell entziehen kann ohne unhöflich zu wirken.
Als Shawn wieder in seinem Auto saß und davonfuhr sah er im Rückspiegel noch die Frau winken.
Stephan saß schon seit drei Stunden in seinem Auto in der Nähe von Mayas Wohnung. Er konnte von seiner Position aus gut ihre Haustüre beobachten. Laut einer plapper freudigen Krankenschwester, die sich seines Charmes nicht entziehen konnte, hatte er herausgefunden das Maya heute am Vormittag entlassen werden sollte. Er fragte sich manchmal schon warum Frauen nicht mehr Grips in der Birne hatten. Die Quaselstrippe kam nicht mal auf die Idee zu hinterfragen warum er sich so für eine Patientin interessierte. Er musste ihr nur schöne Augen machen und ihre Hand immer wieder mal tätscheln und sie plapperte wie ein Wasserfall. Anschließend hatte er sie noch mit auf sein Hotelzimmer genommen und flachgelegt.
Aus den Augenwinkel heraus sah er einen schwarzen Audi Q7 langsam die Straße entlangfahren der vor Mayas Wohnung zum stehen kam.
Shawn stieg aus dem Auto und beeilte sich auf die Beifahrerseite zu kommen. Doch Maya war schneller und hatte bereits ihre Türe geöffnet um auszusteigen. „Du nimmst mir jegliche Chance mich wie ein Gentleman zu verhalten“ lachte Shawn ihr zu als sie ausstieg. „Ich bin keine kleines Baby mehr, ich schaffe das ganz gut alleine. Shawn grinste. „Darf ich dann wenigstens die Wohnungstüre aufsperren Ma `am?“ scherzte er . Maya, die sich von seinem Frohsinn anstecken lies gab ihm lachen den Hausschlüssel. „Gerne, wenn dir so viel daran liegt.“ Mayas Wohnung lag im 2. Stock eines Dreifamilienhauses. Vivian hatte diese Wohnung vor zehn Jahren als Geldanlage gekauft und Maya war ihre zweite Mieterin in der Wohnung. Shawn öffnete die Türe der hellen drei Zimmer Wohnung und lies Maya den vortritt. Die Wohnung war hell, gemütlich und komfortabel eingerichtet. Im Wohnzimmer stand ein großer Fernseher mit einer riesigen Anzahl an DVDs daneben im Schrank. Als Shawn eine Augenbraue anhob und leicht schmunzelnd zu Maya schaute. „Was? Ich mags eben gerne groß.“ Mit dieser zweideutigen Bemerkung lies sie ihm im Wohnzimmer stehen und verschwand ins Schlafzimmer um ihren Koffer zu holen. Über die Möglichkeiten wie sie das jetzt meinte wollte Shawn lieber nicht nachdenken. Seine Hose wurde ihm eh schon zu eng wenn er nur Maya nachstarrte wie sie sich in ihr Schlafzimmer begab. Nach fünfzehn Minuten kam sie wieder raus mit einem riesen Koffer im Schlepptau. „Komm lass uns gehen. Ich möchte einfach nicht länger hier bleiben. Ich habe so ein ungutes Gefühl das wir beobachtet werden.“ Shawn wollte ihr da nicht widerspreche. Er hatte schon bei aussteigen das Gefühl gehabt beobachtet zu werden. Maya nahm Shawn die Schlüssel aus der Hand, die er noch immer festhielt und verriegelte die Wohnung als sie beide draußen waren. Shawn ergriff ihren Koffer und brachte das Ungetüm hinunter und verstaute es zu seinem in den Kofferraum. Als sie beide wieder im Auto saßen blickte Maya zu Shawn. „Danke, danke dafür das du einfach da bist. Ich hätte keine ruhige Minute in meiner Wohnung wenn ich jetzt alleine wäre.“ Shawn lächelte sie beruhigt an. „Kein Ding, ich bin gerne in deiner Nähe.“ Maya setzte sich gerade in den Sitz und Shawn startet das Auto. Gestern Abend hatte er sich die Route noch genau einstudiert und war sich sicher die Hütte ohne Navi zu finden. Die Fahrt verlief relativ ruhig und es gab auch keine Staus. Ab und zu unterhielten sie sich, doch meistens war Maya eher still und in sich gekehrt. Shawn vermutete das ihr noch ein wenig der Schock in den Gliedern steckte und sie dabei war alles zu verarbeiten. Maya war gegen Abend im Auto eingeschlafen und Shawn hatte keine größeren Probleme damit die Hütte zu finden. Vivians Beschreibung war sehr genau. Mehr Sorgen machte er sich über einen roten Mercedes, der ihnen seit München gefolgt war. Natürlich konnte das auch Zufall sein, aber daran glaubte er nicht. Seit zehn Minuten sah er das Auto nicht mehr und hoffte das das ein gutes Zeichen war.
5
Es war schon dunkel als Shawn sein Auto in der Einfahrt von Vivians Hütte parkte. Im Schein der Lichtkegel wirkte das kleine Haus etwas unheimlich. Sie waren etwa eine Stunde durch Waldwege gefahren. Er hegte schon den leisen Verdacht sich doch verfahren zu haben als er endlich die Weggabelung fand, die sie hier her brachte. Leise weckte er Maya auf damit sie aussteigen konnten. Es war richtig kalt und draußen lag eine leichte Schneedecke auf der Erde. Heute Morgen hatte es zu schneien begonnen und Shawn hinterließ Spuren im Schnee als er um das Auto ging um Maya beim aussteigen zu helfen. Diesesmal lies sie ihn gewähren da ihr die Wunde durch das lange sitzen Schmerzen bereitete. „Komm, lass uns sehe ob es innen genauso viel verspricht wie es von außen aussieht.“ Shawn schnappte sich den Schlüssel und sperrte die Türe auf. Eine wohlige wäre kam ihnen entgegen. Frau Peters, die einmal die Woche zum sauber machen kommt, muss wohl die Heizung angeschaltet haben. Maya suchte als erstes das Badezimmer. Shawn schaute sich alle Räume genau an. Die Fußböden waren aus einem warmen Holz und die Wände alle weiß gestrichen. Die Küche war schlicht und einfach gehalten in einem hellen Holzton und ein Tisch mit vier Stühlen standen in der Mitte. Im Wohnzimmer gab es einen Fernseher, eine kleine DVD Sammlung von Filmen aus den 60er Jahren. Wohl aus Vivians Jugend. Was ihn überraschte war die große Glasfront die die Hinterseite des Zimmers ausmachte. Wenn es hell war musste man einen schönen Blick auf den Wald habe. Im hinteren Teil war ein kleines Schlafzimmer mit einem breitem Bett. Shawn hörte Maya aus dem Bad kommen und ging ihr entgegen. „Ich hole mal die Koffer rein.“ Mit einem schwachen Lächeln kam sie ihm entgegen und legte ihre Hand auf seine. „Danke.“ Shawn drehte sich um und ging zur Türe. Als er wieder zurück kam war Maya in der Küche und hatte bereits begonnen Tee zu kochen. „Hast du Hunger? Im Schrank hier sind Spaghetti und lecker Dosensose“ Maya verzog das Gesicht dabei, als wäre es Gift. Shawn brustet los. „Ja Klar, her mit den Spaghetti.“ Nach fünfzehn Minuten war das Essen fertig und stand auf dem Tisch. „Weist du,“ fing Maya an und zupfte nervös an ihrer Serviette. „Ich komme mir so blöd vor. Wie jemand der nicht fähig ist auf sich selbst aufzupassen.“ Shawn wusste nicht so recht was er darauf antworten sollte. Er nahm eine Gabel voll Spaghetti und schaufelte sie sich in den Mund. Nach einer gefühlten Ewigkeit sah er Maya ernst an. „Du musst dir für nichts die Schuld geben. Das waren richtige Ganoven und du hättest gar keine Chance gehabt dich wehren zu können. Das hört sich jetzt blöd an aber wir müssen jetzt darauf hoffen das, wer immer es war, es nochmals versuche wird.“ Ihre entsetzte Miene sprach Bände, aber sie schluckte nur und blickte auf ihren Teller. „Maya, dir wird nichts geschehen, das schwöre ich. Denn jetzt bin ich da und ich passe auf dich auf.“ Um sie abzulenken überlegte er sich ein unverfängliches Thema. „Das schmeckt gut. Kochst du eigendlich gerne?“ Sie blickte auf, dankbar über den Gesprächswechsel. „Du wirst erstaunt sein, meine Kochkünste beschränken sich auf Dosen und Mikrowellenessen.“ Shawn musste laut los lachen. „Also auf gut Deutsch – Du kannst gar nicht kochen? Na was habe ich für ein Glück. Sitze mit einer hübschen Frau in einem einsamen Häuschen und muss Dosenfutter verschlingen.“ Shawn blinzelte ihr zu. Doch Maya wurde verlegen und ihre Wangen röteten sich. „Maya, das war nur ein Scherz. Mir ist es doch egal ob du kochen kannst oder nicht.“ Sie runzelte die Stirn. „Machst du dich jetzt über mich lustig?“ Shawn schüttelte den Kopf. „Komm lass und in das Wohnzimmer gehen. Dort ist es bestimmt bequemer.“ Er stand auf und ging zu ihr um sie an die Hand zu nehmen. Es fühlte sich so gut an wenn er Maya berühren konnte und lies keine Gelegenheit aus es nicht zu tun. Sie erfasste seine Hand und ging mit ihm wortlos ins angrenzende Zimmer. Beide hatten ihre Weingläser in der anderen Hand. Beim durchstöbern der Küche hatte sie eine Flasche Chianti gefunden die sie dazu tranken. Im Wohnzimmer zog Shawn ihr den Sessel zurecht, so das sie sich nur noch setzten zu brauchte. „Da rein mit dir und mach es dir bequem.“ Mit einer einladenden Geste zeigte er auf den Sessel. „Danke, das ist sehr nett von dir.“ Sie lächelte Shawn auf eine Weise an, die ihm den Atem stockte. Maya lies sich in den Sessel regelrecht plumsen, sie war einfach zu müde obwohl sie fast die ganze Fahrt geschlafen hatte. Kam wohl von den Schmerztabletten. „Autsch“ mit einem Aufschrei verzog sie ihr Gesicht. „Das hat jetzt weh getan. Habe ganz vergessen das mir die Verletzung noch so zusetzt.“ Shawn runzelte die Stirn. „Warum lässt du dich auch so reinfallen, der Arzt hat extra gesagt das du dich noch schonen sollst.“ Er schob ihr einen Hocker hin und legte ihr die Beine hoch. „Was würde ich nur ohne dich machen?“ gluckste sie und kuschelte sich tiefer in den Sessel. Shawn versuchte nicht nur dumm da zu stehen und sie anzuklotzen. „Komm, setzt dich aufs Sofa und lass uns quatschen.“ Maya sagte das in einem leichten Tonfall doch in Wirklichkeit war sie sehr unsicher. Sie wollte wissen was die unsichtbare Bindung zwischen ihnen ausmachte. Schließlich waren sie ja fast Fremde. Klar, Shawn kannte sicherlich ihre ganzes Leben schon, da Vivian mit Sicherheit alles erzählt hatte was sie über Maya wusste. Aber sie wollte wissen warum er wirklich hier bei ihr war. Mit einem Kloß in der Kehle, der sie am sprechen hinderte, rutschte sie in ihrem Sessel zurecht so das sie Shawn in die Augen sehen konnte.
„Warum vertraue ich dir so sehr? Was spielt sich da zwischen uns ab?“ Shawn räusperte sich und rutschte auf dem Sofa näher zu ihr. Es schmerzte ihm wie unsicher sie da in dem Sessel vor ihm saß. Er vergrub seine Finger in ihren Haaren und streichelte beruhigend über ihren Kopf. O Gott, wie sollte sie da klar denken können wenn er solche Dinge machte? „Maya , ich habe nie an solche Äußerungen, wie Liebe auf dem ersten Blick oder das man sich zu jemanden so hingezogen fühlt das man richtig süchtig danach wird geglaubt. Aber ich bin eines besseren belehrt worden. Ich weiß nicht ob es Liebe ist oder einfach nur starke Anziehungskraft, aber wenn es dir genauso geht, und ich bin mir fast sicher das du genauso fühlst, sollten wir uns nicht dagegen sperren sondern es einfach zulassen.“ Zögernd kam Maya Shawn entgegen. Als sich ihre Lippen trafen kam das einer Explosion gleich. Maya vergrub ihre Hände in Shawns Nacken und zog ihn ganz dicht an sich heran. Sein Kuss war so heiß und atemberaubend das es ihr einen Schauer durch dem Leib jagte und ihre Beine das zittern anfingen. Zum Glück saß sie schon. Sonst würde sie wohl fallen. Shawn schien es genauso zu ergehen. Immer drängender wurde sein Kuss und er teilte ihre Lippen mit seiner Zunge. Sie konnte gar nicht schnell genug reagieren als er sie auch schon auf seine Schoß gezogen hatte und sie rittlings auf ihm saß. Den Beweis seiner Begierde konnte sie regelrecht spüren. Shawn löste sich zögerlich von ihr und sah in ihn ihre funkelnden Augen. Ihre Wangen hatten sich rötlich gefärbt und die Lippen waren von seinem Kuss geschwollen. „Maya ich kann nicht länger warten.“ Mit einem stummen nicken gab sie ihm die Antwort die er haben wollte. Mit einer Leichtigkeit hob er sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer.
Stephan Kramer kam bittere Galle hoch als er, versteckt hinter Bäumen zusehen musste wie seine Maya mit dem Kerl rummachte. Durch die Glasfront hatte er einen guten Blick in das Wohnzimmer. Wenn er sie nicht mehr haben konnte sollte das auch kein anderer. Deswegen hatte er den Mordauftrag an die zwei Knalldeppen gegeben. Dummerweise hatte sich der eine abknallen lassen und der andere ist mit seiner Kohle verschwunden bevor sie ihren Auftrag erledigen konnten. Alles muss man selber machen, wenn es ordentlich werden soll.
Er war den beiden von Nürnberg aus in Nagoldtal gefolgt. Da er es nicht zu auffällig machen konnte hatte er ein paar mal den Anschluss verloren, aber doch immer wieder aufgeholt. Leise schlich er um das Haus an den angrenzenden Schuppen wo der Flüssiggastank stand mit dem das Haus beheizt wurde. Es würde eine Leichtigkeit sein den Zulauf zum Haus zu manipulieren. Maya und ihr Lover sollten in den Morgenstunden der Vergangenheit angehören.
Verschlafen wachte Maya in Shawns Armen auf. Schon lange hatte sie nicht mehr so gut geschlafen. Wenn man davon absieht das sie so gut wie gar nicht zum schlafen kam die letzte Nacht. Shawn war einfach ein wundervoller Liebhaber. Zärtlich, rücksichtsvoll, rau und wild in einem. Sie konnten kaum die Finger von einander lassen. Aber irgendetwas stimmte hier nicht. Ihr vernebeltes Gehirn war noch im Schlafmodus. An Shawns Körperhaltung erkannte sie das auch er eine Veränderung im Haus wahr genommen hatte. Ein starkes Knistern erfüllt plötzlich die Luft im Raum. Unter ihrer Haut fing es an zu vibrieren. Sie schaute kurz zu Shawn hinüber. Auch er merkte es. „Los raus hier.“ rief er Maya zu. Sie schnappte sich schnell noch ihr T Shirt, auch Shawn sprang in seine Jeans die auf dem Boden lag. Shawn packte Maya an der Hand und rannte als wäre der Teufel hinter ihnen her aus dem Zimmer und dem Haus. Plötzlich ertönte eine ohrenbetäubendes Pfeifen. Kurz danach erfüllte ein lauter Knall und ein gleisenter Blitz den morgendlichen Himmel. Das letzte was sie noch wahrnahm war die Druckwelle die ihren Körper erfasste und sie in eine schmerzvolle Dunkelheit riss.
Schnee nieselte leicht auf ihr Gesicht. Der Kopf schmerzte als hätte sie drei Tage durch gesoffen. Maya nahm unter ihr eine Bewegung war und ein kurzes stöhnen. „Frau, das wäre der perfekte Moment, wenn du nicht direkt mit deinem Ellbogen auf meinen Eiern gelandet wärst.“ Ungläubig öffnete sie ihre Augen, und schaute Shawn in das schmerzverzerrte Gesicht. Seine Augen funkelten im Schein des brennenden Hauses in einem undefinierbaren braun mit goldenen Punkten, die wohl das Feuer spiegelten. Sein Mund war von Schmerzen verzogen und brachten nur ein leichtes lächeln hervor. Für einen kurzen Moment glaubte ich ihn doppelt zu sehen. Wahrscheinlich hatte sie sich erneut eine Gehirnerschütterung eingehandelt. Ihr Oberkörper lag direkt auf seiner Schoss, zwischen seinen gespreizten Beinen. „Ups, entschuldige, aber dafür kann ich nun wirklich nichts.“ Mein Puls raste in einer mir unbekannten Geschwindigkeit. Ich schob es einfach auf die Gefahr des hinter uns liegenden Anschlages und nicht auf die Tatsache das ich mich zwischen zwei langen muskulösen Beinen in einer eindeutigen Position befand. Sein große Hand legten sich unter mein Kinn und hoben meinen Kopf noch etwas an. „Okay,ich will dir mal glauben. Tut dir irgendetwas weh? Was macht die Atmung? Alles in Ordnung?“ „Nur mein Handgelenk. Und mein Kopf, halb so wild,“ versuchte ich zu scherzen. Aber es gelang mir nicht wirklich. Tränen traten in meine Augen und mit einem mal erfasste ich das ganze Ausmaß der Katastrophe. „Das kann nur Stephans Werk gewesen sein. Warum? Warum macht ein Mensch so was?“ Ein plötzlicher Krampf erfasste meinen Körper. Eisige Kälte kroch mir durch die Knochen und Gliedern. Mit letzter Kraft rappelte ich mich auf die Knie und legte meinen Kopf in meine Hände. Die ganze Anspannung und der dazugekommene Schock lösten sich in einen Heulkrampf auf der ihren ganzen Körper erschütterte. Am Rande merkte sie wie Shawn sich aufsetzte um sie ganz fest in den Arm zu nehme. Vorsichtig wiegte er Maya hin und her um sie zu beruhigen. „ Maya, so was wird nie wieder vorkommen, dieses Arschloch schnappe ich mir.“ Als sie etwas sagen wollte, legte er ihr einen Finger auf die Lippen. Seine andere Hand schob er hinter ihren Nacken um sie näher an sich zu ziehen. Eine steile Falte bildete sich zwischen ihren schönen grünen Augen und ihr Atem ging heftiger. Als sie erneut versuchte zu sprechen presste er seine Lippe auf ihre. Er zog sie an sich. Ein leises Stöhnen drang aus ihrem Mund. Verdammt, er machte sie wahnsinnig und so durcheinander das Maya gar nicht mehr wusste was sie sagen wollte. Sein Kuss vertiefte sich und seine Zunge teilte ihre Lippen um tief in sie eindringen zu können. Ohne zögern erwiderte Maya den Kuss. Seine Hand griff in ihre Haare und streichelte sie. Langsam und widerwillig löste er sich von Maya, er wollte mehr, aber das war hier und jetzt einfach nicht richtig. Sein Verlangen spiegelte sich in Mayas Augen wieder und er wollte sie sofort wieder an sich reisen. Aber sie mussten schnellstens weg von hier. Er hatte keine Ahnung was die Explosion ausgelöst hatte. Es war gut möglich das es ein erneuter Anschlag war wie Maya es schon vermutete und der Verursacher konnte sich noch in der Nähe aufhalten. Als erstes musste er sehen das sein Auto noch in Ordnung war. Er musste Maya sofort von hier weg bringen.
6
Wut kroch in ihr hoch. Sie löste sich von Shawn und drehte sich zu dem brennenden Haus um. Die Explosion hat nicht das ganze Haus zerstört aber es hätte ausgereicht sie zu töten wenn sie nicht ins Freie gekommen wären. Shawn stand auf und schnappte sich Maya. „Los komm, lass uns nach dem Auto sehen. Ich habe gestern nur einen Teil der Koffer geholt und wir müssen uns was anziehen. Sonst unterkühlen wir noch.“ Bei Maya lies langsam der Schock nach und sie spürte das sie von den Zehen bis zu den Haarspitzen am zittern war. Die Hitze des Feuers konnte sie nur teilweise wärmen, denn so ganz ohne Hose war es doch zu kalt.
Zum Glück schien der Audi keine ernsthaften Schäden abbekommen zu haben. Einige Holzteile lagen verstreut über dem Auto die Shawn schnell beiseite schaffte. Er ging zum Kofferraum und kramte in den Koffern nach Kleidung und Schuhen. Er warf Maya ihre Sachen zu und buxierte sie auf die Beifahrerseite. Mit einer Schnelligkeit, die selbst ihn überraschte hatte er sich in seine Kleider geworfen und saß auf der Fahrerseite. Aus reiner Gewohnheit, die er schon oft verfluchte aber zum Glück für sie beide hatte er seinen Autoschlüssel in der Hosentasche seiner Jeans in die er vorhin geschlüpft war als sie aus dem Haus rannten. Er holte sein Handy aus dem Handschuhfach und rief die Feuerwehr. Als nächstes informierte er seinen Chef, der als einziger wusste wo sie untergekommen waren, und klärte ihm über das Geschehene auf. Shawn zischte in sein Handy. „ Schicken sie jemanden zu Kramers Haus um nachzusehen ob er dort ist. Ich bin mir fast sicher das er nicht zuhause ist. Wir müssen diesen Mistkerl endlich schnappen. Am anderen Ende der Leitung hörte fluchte sein Chef. „So gut wie schon erledigt. Rühr dich wieder wenn du weißt wo ihr bleiben werdend.“ Shawn legte auf und warf das Handy auf die Konsole seines Q7. Er steckte den Zündschlüssel ins Schloss und startet den Motor. Seine großen Hände umklammerten das Steuer so feste das die Knöchel weiß hervortraten. Maya legte ihre Hand auf seine. Er drehte den Kopf zu ihr. Sie erschrak richtig mit welcher Wut seine Augen durchzogen waren. „Was werden wir jetzt machen?“ In Shawns Blick stand immer noch Wut und Eiseskälte als er sich zu Maya umdrehte. Sie zuckte zurück und nahm ihre Hand von seiner runter. Als er Mayas Reaktion sah nahmen seine Züge eine freundlichere Ausdruck an. „Die Spurensicherung wird bald hier sein und dann hoffe ich mal das wir Kramer damit überführen können. Er hat sich sicherlich einen Fehler geleistet.“ Maya zuckte bei den Namen ihres Exes zusammen und kauerte sich tiefer in den Sitz. Shawn legte den Rückwärtsgang ein und wendete das Auto um so schnell wie möglich in die nächste Stadt zu kommen. Plötzlich musste er abrupt bremsen da ein roter Mercedes den Waldweg versperrte. Er erkannte sofort das Auto wieder das ihnen seit Nürnberg gefolgt war. Aus dem Handschuhfach holte er seine 9mm und vergewisserte sich das sie geladen war. Maya sah entsetzt zu ihm. Angst kroch ihr den Nacken hinauf und tränen traten in ihre Augen. Shawn der ihre Angst spürte gab ihr schnell einen Kuss auf die Stirn. „Bleib im Auto und verriegle die Türen wenn ich draußen bin. Leg dich in den Fußraum damit du nicht zur Zielscheibe wirst.“ Shawn stieg aus dem Audi und hielt seine Kanone ab schussbereit vor sich. Laut und voller Wut rief er in den Wald. „Kramer, wo steckst du, du Arschloch?“ Seine Stimme hallte in den verschneiten Wald. Als Antwort kam ein Schuss der direkt vor ihm in die Motorhaube einschlug. Ihm klingelten die Ohren und er duckte sich schnell hinter sein Auto.
Erschrocken zuckte Maya zusammen als der Schuss das Auto traf. Sie wollte gar nicht nachdenken in welcher Gefahr Shawn und sie sich befanden. Wieder traf ein Schuss das Auto. Dieses mal die Scheibe von Mayas Türe. Glassplitter regneten auf sie hinab. Ein Schrei entfuhr ihren Lippen als sie Shawns Stimme hörte. „Maya mach die Verriegelung auf und komme auf der Fahrerseite aus dem Auto.“ Mit ein paar Verrenkungen schaffte sie es aus dem Auto zu kommen ohne ihren Kopf aus der Deckung zu nehmen. Sie ging hinter Shawn in Deckung und blieb in der Hocke sitzen. Ein knacksen im Unterholz verriet das sich jemand bewegte. Voller Abscheu im Gesicht gezeichnet erschien Stephan hinter einem Baum „Ihr zwei hättet bei der Explosion heute Morgen drauf gehen sollen. Aber nein, ihr überlebt das auch noch.“ Kramers Stimme vibrierte voller Hass als er weitersprach. „Mir kam mein Abendessen hoch als ich euch gestern Abend im Wohnzimmer beobachten musste.“ Durch seine Wut geblendet achtet er nicht auf seine Deckung und entfernte sich immer weiter von dem schützenden Baum, hinter dem er Schutz gesucht hatte. Shawn, der seinen Blick nicht von Kramer lies langte mit seiner freien Hand hinter sich bis er Maya zu fassen bekam. Sie schlotterte. Er konnte nur nicht sagen ob vor Angst oder vor der Kälte. Aber wahrscheinlich beides. „Schatz, es tut mir leid. Aber wie es ausschaut kommen wir nur hier heil raus wenn ich diesem Arschloch eine Kugel verpasse.“ Zur Bestätigung drückte Maya seine Hand.
Kramer erhoffte sich wohl ein Wortgefecht, als aber nichts rüberkam wurde er noch wütender und eröffnet erneut das Feuer. Shawn brachte sich in eine bessere Position. Wenn er sie hier heil raus bringen wollte musste er schnell handeln. Er musste Kramer so treffen das es ihn nicht umbrachte aber so außer Gefecht setzte das er keinen Schaden mehr anrichten konnte. Mit zusammengepressten Lippen fixierte Shawn Kramer an und schoss ihn in den Bauch. Ein Schrei folgte und er brach sofort bewusstlos zusammen. Maya zuckte bei den Geräuschen und sie hatte zu kämpfen nicht wieder losheulen zu müssen. Shawn drehte sich zu ihr um. „Alles in Ordnung Maya. Ich habe ihn erwischt. Er kann dir jetzt nichts mehr tun.“ Maya zitterte immer noch, da sie unter einen Schockzustand litt. Shawn zögerte etwas bevor er weitersprach. „Bleib hier in Deckung, ich muss nach Kramer schauen.“ Maya ergriff seine Hand so fest als wolle sie ihn nicht gehen lassen.
„Bleib, nicht das er noch lebt und dir was antut. Das ertrage ich nicht Shawn. Ich will dich nicht verlieren.“ Sie klammerte sich regelrecht an seine Taille. „Schatz, das wird nicht passieren. Ich muss mich aber vergewissern das er keinen mehr was antun kann und nicht noch davonkommt.“ Er küsste Maya schnell auf die Lippen und drehte sich dann wieder um. Vorsichtig lugte er über die Motorhaube. Kramer lag immer noch an der Stelle an der er zusammengebrochen ist. Von seinem jetzigen Standort aus konnte er nicht sehen in wieweit Kramer verletzt war. Langsam schlich Shawn aus seiner Deckung und ging Richtung des Verletzten. Gerade rechtzeitig konnte er noch ausweichen als dieser einen Schuss abfeuerte. Die Kugel knallte neben ihm in den Baum und und die Holzsplitter trafen ihm am Gesicht. Dank seiner jahrelangen Übungen im Schießstand setzte er einen gezielten Kopfschuss auf Kramer.
Sie war seit einer Woche wieder zuhause und Shawn hatte sich nur einmal telefonisch bei ihr gemeldet und gefragt ob es ihr gut ginge. Maya stand am Fenster und schaute auf die fast Menschenleere Straße. Es war ende November und der Wind blies die Blätter die von den Bäumen flogen durch den Abend. Da es recht kalt war blieben die meisten in ihren Wohnungen zuhause. Ab und zu kam mal ein Spaziergänger mit seinem Hund vorbei. Maya hatte von ihrem Fenster aus einen guten Blick auf die Kreuzung zu ihrer Straße. Plötzlich setzte ihr Herz aus um dann nur noch schneller zu schlagen. Ein schwarzer Audi Q7 bog in ihre Straße und kam vor dem Haus zu stehen. Er war da. Er war tatsächlich da. Maya musste ihre Augen schließen und sie dann wieder öffnen. Das Auto stand immer noch da. Es war kein Traum. Die Fahrertüre öffnete sich und Shawn stieg aus. Als merkte er ihren Anwesenheit schaute er zu ihr hoch. Als sich ihre Blicke trafen schien die Welt für einen Augenblick still zu stehen. Shawn riss sich als erster los und ging zur Türe. Maya hatte inzwischen den Türöffner gedrückt. Als Shawn oben bei ihr war riss sie die Wohnungstüre auf und warf ihn fast um als sie sich regelrecht um seinen Hals schmiss. Shawn küsste sie und drückte sie in die Wohnung. Mit dem Fuß verpasste er der Türe einen Tritt das sie sich schloss. Er wollte Maya um keinen Preis der Welt jetzt los lassen. Als beide wieder Luft holen mussten fing Maya zuerst zum reden an. „Ich dachte nicht das ich dich wiedersehen werde. Ich habe dich sosehr vermisst.“ Tränen traten ihr in die Augen. Shawn nahm eine Haarsträhne und wickelte sie sich um den Finger. „Maya, wie kommst du nur auf so dumme Gedanken. Ich habe meine Wohnung gekündigt um bin jetzt hier in einem Hotel untergekommen bis ich eine passende Wohnung habe und mich hier her versetzten lassen. Du glaubst gar nicht wie sehr ich mir wünsche mit dir zusammen zu sein. Wie sehr ich dich brauche. Wie sehr ich dich liebe.“ „O Gott“, schluchzte Maya. „Shawn, ich liebe dich doch auch. „Bitte lass mich nicht mehr alleine. „ Shawn küsste Maya die ganzen Zweifel weg die sie gehabt haben musste. Sie schafften es nicht mehr bis zum Schlafzimmer und am Fußboden des Wohnzimmers liesen sie ihren Gefühlen freien lauf.
Tag der Veröffentlichung: 24.10.2013
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