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Wer will denn schon einen Erbsenzähler !

Kapitel 1


"Letzter Aufruf für Flug 371 von Hamburg nach München. Die Passagiere Mooser und Rescher bitte zum Flugsteig sieben " dröhnte es aus dem Lautsprecher.

“Tschüss mein Schatz und komm bald wieder und bring doch die Pia auch mal wieder mit “
“Mach ich Mama, ich muss jetzt aber wirklich. Die rufen mich jetzt schon mit Namen aus”
“Oh man die tun ja grad so, als würde ich nach Kanada auswandern“, denkt sich Tina.
“Machs gut meine Süße und statt Pia könntest du uns ja mal einen Schwiegersohn mitbringen “
“Papa, nicht schon wieder diese alte Platte “ Tina rollt etwas genervt mit den Augen.
“Doch, ich bin jetzt 62 und will endlich auch ein richtig kitschiger Spießer-Opa werden “Opa Rudi” klingt doch gut “
“Paps, ich bin ganz zufrieden als Single. So und jetzt Tschüß und grüßt Tante Hansen noch mal ganz lieb von mir.”

Im Laufschritt kommt Tina am Flieger an.
“Ich hasse es so zu hetzen” denkt sie sich und wird gleich von der Stewardess in Empfang genommen.
“ Frau Mooser ?”
“ Ja, es tut mir leid”
“Wir haben sie schon ausrufen lassen, das war jetzt aber knapp”sagte sie lächelnd.
“Vielen dank, aber wenn man mal dringend ein Taxi braucht, ist keins zu bekommen” log Tina und versuchte mit ihren blauen Augen so unschuldig zu schauen, wie es nur ging.
“Es hat ja noch gepasst. Setzen sie sich bitte, wir starten sofort”.
Die Stewardess ist trotz allem sehr freundlich und begleitet mich noch zu meinem Platz.( kein Kunststück, sie haben ja auch nur noch auf mich gewartet )

Kein Taxi - das war zwar etwas geschwindelt, aber hätte ich ihr denn sagen sollen, dass meine Eltern sich nicht losreißen konnten?
Meine Eltern- echt tolle Eltern
In meiner Jugend waren sie total cool, eher wie Freunde und nicht so spießig wie manche Eltern aus der Zeit.
Sie haben mir auch nur ganz selten was verboten. Sie meinten ich solle die Erfahrung selber machen, ob es mir gut tut, was ich grade vorhabe.
Sie haben die Hippiezeit echt gelebt!
So wie sie sich zum Teil heute noch geben, leben sie es immer noch, oder schon wieder.
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, sie haben sogar Woodstock erfunden, mit allem drum und dran.
Allein die Fotos aus der Zeit ihrer WG …, die sollte man echt wegschließen.

Und erst bei der Auswahl meines Namens, da waren sie sicher total bekifft!
FLORENTINA !!! Was haben sie sich bloß dabei gedacht?
FLORA- DIE BLÜHENDE, echt toll. Sie hätten sich das Zeug besser dosieren sollen, dann wäre mir so manch Lacher in der Schule erspart geblieben.
Obwohl ich nie zu den Großen gezählt habe, haben einige Mitschüler es sich nur einmal getraut über meinen Namen zu lästern. Meine Eltern mussten deswegen auch öfter mal beim Direktor vorsprechen.

Naja, etwas besser wie SYLVIA ist Flora dann aber doch, denn davon hatten wir gleich drei in der Klasse und zwölf auf der Schule.
Oder GRETA, wie kann man sein Kind (in der heutigen Zeit) Greta nennen? Ihre Gedanken wandern wieder zu Greta Hansen, genannt “Tante Hansen oder Grätchen”.
Tina lächelt in sich hinein. Ich Liebe sie, die kleine alte Dame mit grauem Dutt und geblümter Kittelschürze, als wäre sie meine Oma!
Im Grunde war sie mir auch die Beste Oma, die man sich wünschen konnte.

Ich kann mich an keinen Sommer erinnern, an dem wir nicht bei ihr in Büsum an der Nordsee waren.

Die kleine Pension, mit liebevoll gepflanzten Rosengarten, war für mich immer wie ein zweites Zuhause.
Tante Hansen ist jetzt über 80 und “vermietet” schon seit 10 Jahren nur noch an uns.
Sie sagt, wir sind ihre kleine Familie. Nach dem Unfalltod Ihres Mannes und ihrem einzigen Sohn, vor 15Jahren,waren wir für sie eine große Stütze, sagt sie. Ein halbes Jahr war immer einer von uns bei ihr und zweimal war sie auch bei uns in München, aber wohl gefühlt hat sie sich in der Stadt nie. Es ist ihr zu Laut und zu hektisch, war ihre Meinung.
Sie hätte nur noch uns, sagt sie und deshalb hat sie meinen Eltern das kleine Haus am Meer geschenkt.
Seit drei Jahren leben sie jetzt in Büsum und sind sehr glücklich dort.
Tante Hansen hat jemand zum "betüddeln" und weiß auch, das wer da ist, wenn es ihr mal nicht so gut geht.
Ich muss jetzt allerdings immer zwischen München und Hamburg hin und her fliegen um sie zu sehn.

Wie gesagt, tolle Eltern, aber manchmal waren sie auch etwas peinlich, besonders Papa.
Wenn er uns (meine beste Freundin Pia und mich), zum Beispiel, von der Disco abgeholt hat und sein Hippiklamotten an hatte.
Hallo-? Wir waren damals in den 80ìgern. Die Mode war zwar auch nicht so wirklich besser, mit diesen rieseln Schulterpolstern, aber gestreifte Schlaghosen? Das ging echt nicht.

Tina kichert in sich hinein, als sie an einen ganz bestimmten Abend dachte.
Einmal hat er Pia und mir echt den Arsch vom Grill gezogen. Ich war noch nie so froh, Paps in rosa T-Shirt und geblümter Hose zu sehn.
Wir waren 17 und in unserer Lieblings Disco STARLIGHT in Schwabing.
Paps holte uns immer um 0:30 ab. Als wir grade gehen wollen, steht überall die Polizei und macht Kontrollen, - Ausweis, Taschen, - das volle Programm.
Pia merkte, das ich ganz nervös wurde. „was ist los ? Wir haben es kurz nach Mitternacht, wir sind pünktlich, keine Sorge”
“Das schon, aber ich hab meinen Eltern zwei Joints geklaut und die sind hier in meiner Tasche” gab ich ganz leise zu.
“Oh Heilige Scheiße” kam da von Pia, die jetzt etwas panisch wurde.
Mein Ausweis hatte ich in der Hosentasche, sollte ich meine Handtasche jetzt einfach irgendwo schnell “entsorgen”?
Die Polizisten waren uns jetzt schon sehr nah, als Papa auftauchte.
Er sah meinen flehenden Blick auf meine Tasche und wusste wohl, das ich seine Hilfe brauchte.
Er kapierte gleich das irgendwas mit der Tasche nicht stimmte.
Er kam auf uns zu, mit einem Gang, das ich fast laut los gelacht hätte.
Mit einer drei Oktaven höheren , weichgespülten Stimme sagte er :”Da seit ihr ja, ich brauch mein Täschchen. Ich habe grad so einen süßen Typen kennen gelernt, ich muss nur schnell mein Näschen pudern. Bussi, Bussi bis später Darling.”
Er nahm meine Tasche und drehte sich zum gehen, als ihn ein Polizist aufhält und reingehen will. Mir blieb fast das Herz stehn.
“Aber Herr Kommissar, ich muss los, sonst ist mein schnuckeliges Date weg” säuselte mein Vater.
“ Nur einen kleinen Blick, dann können sie gehen” sagte der Polizist.
“ Na gut, aber beeilen sie sich”
Der Beamte zog die zwei Joints raus und hielt sie meinem Vater unter die Nase.
“Was haben wir denn da?” fragte er.
Paps zuckersüß zu ihm: “ zwei Leckerlis für mich und meinen süßen, darf ich jetzt los? Sie dürfen auch gern mitfliegen, ich finde sie in ihre Uniform auch sehr sexy”.
Ich wollte es nicht glauben, mein Vater baggert einen Polizisten an.
“Danke, nein, hauen sie ab” sagte der Beamte.
Als er dann bei uns war, hörte ich, wie er zu seinem Kollegen sagte: “Hast du die Schwuchtel mitgekriegt? Der wollte mich glatt anmachen”
Sein Kollege lachte bloß und meinte, ”Ihm hat vielleicht dein güldenes Haar gefallen”. Jetzt grinste er auch noch frech.
“Ach halt die Klappe, Blödmann”. Aber jetzt musste auch er lachen.
Als Pia und ich endlich draußen auf dem Parkplatz waren, gab es kein halten mehr, mit unserer Beherrschung war es endgültig vorbei.
Lachend fielen wir meinem Vater in die Arme .
Er meinte nur: ”Na, wie war ich?”
Etwas tuntig setzte er sich ins Auto und fragte uns doch tatsächlich, ob wir jetzt rauchen wollen.
“Nein Danke” kam es von Pia und mir , fast gleichzeitig, ”das war genug “Kick” für den Rest des Monats”.
Etwas angesäuert sieht mein Vater mich an,” wenn du das nächste mal eine rauchen willst, dann frag mich doch, einfach nehmen ist echt blöd”.
“Papa, ich kann dich doch nicht nach nem Joint fragen”!
“Doch, möchte ich aber”.
Pia bekam jetzt auch wieder eine normale Hautfarbe “Sie waren so klasse Herr Mooser, ich hätt da drin fast ein Herzinfarkt bekommen”.
“Ach Pia, willst du denn nicht endlich mit dem “Herr Mooser” aufhören? Du gehörst doch fast zur Familie, sag doch Rudi.”
“Ok, aber nur wenn ihr meinen Eltern ja nichts von heute Abend erzählt, jedenfalls nichts von den Zigaretten, die würden voll ausflippen.”
“Also abgemacht, Pia . Lass dich drücken.”
“Danke, Herr… ähm Rudi” Pia lies sich drücken und stieg ins Auto.


Pia, meine beste Freundin seit der Grundschule. Ich bin so der wilde Typ und Pia eher die Ruhige.
Ihre Eltern sind ziemlich spießig, beide Bänker, wen wundert`s da, das sie zu Anfang nicht so wirklich erfreut waren über die Freundininauswahl ihrer Tochter.
Sie haben sich aber nie in unsere Freundschaft eingemischt, vielleicht weil wir uns so gut ergänzen.


Ich bin jetzt 32 habe schon ewig meine eigene Wohnung, aber seit ich allein in München bin, fangen meine Eltern doch tatsächlich an zu klammern. Und immer diese Frage nach dem Schwiegersohn, oh man das nervt!!
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Kapitel 2

Die Stewardess holt Tina aus ihren Gedanken zurück.
“Bitte schließen sie ihren Gurt, wir landen gleich”
“Ja, danke”, Tina schließt ihren Gurt.
-Flugzeuge sind schon eine tolle Erfindung, denkt sie sich.
Es waren jetzt grade 70 Minuten, mit dem Auto hätte ich glatt 8 Stunden gebraucht. Der Feierabendverkehr ist zum Glück auch schon durch, dann bin ich in etwa einer Stunde zu Hause, freut sie sich.

Am Gepäckband geht diesmal, erstaunlicherweise, auch alles gut.
Tina will sich noch eine Kleinigkeit zu essen holen und stellt sich brav an der Schlange im Bistro an. “es steht ja halb München hier, das kann ja länger dauern, als derFlug” denkt sie sich, als ein Typ mit Jeans, Holzfällerhemd, Cowboystiefel und Handy am Ohr Tina fast über den Haufen rennt.
“Danke, Volltreffer, der untere war meiner!” faucht sie den Kerl an.
“Sorry” meint er nur, grinst frech, tut so als wäre nichts und telefoniert einfach weiter.
“Trampel” bricht es aus Tina hervor und reibt sich den Knöchel.

Sie schnappt sich ihr bestelltes Baguette und humpelt zum Ausgang.
“Na toll, jetzt regnet es auch noch”. Tina ist etwas sauer.
Ein einziges Taxi steht am Platz.
Tina verhandelt mit dem Fahrer grad den Preis, als die hintere Fahrertür aufgeht.
Der “Cowboy” setzt sich frech auf die Rückbank “Trudering” raunst er.
“Hey Cowboy, das ist mein Taxi”, gibt Tina angesäuert zu verstehn.
“Warum stehn sie dann davor und sitzen nicht drin?” kam es aus dem Auto.
Jetzt meldete sich der Fahrer,” warum teilen sie sich nicht die Fahrt? Er will nach Trudering und sie nach Ramersdorf, das ist doch die gleiche Strecke.”
“Soll mir recht sein, wenn sie nicht noch Ewigkeiten zum einsteigen braucht", brummt der Cowboy.
“Na gut, aber ich sitze nicht hinten!”. Tina schaute den Fahrer an. Er stieg aus ”ist schon okay” meinte er und nahm ihr das Gepäck ab.
“Jetzt steigen sie schon ein, sie werden ja ganz nass”.
Tina setzt sich und reibt ganz demonstrativ ihren Knöchel.
“Haben sie sich verletzt” fragte der Fahrer freundlich.
“Ja, etwas. Jemand hat mich drinnen im Bistro über den Haufen gerannt” Tina sagte es mit etwas Zorn in der Stimme, in der Hoffnung, das eine Reaktion von der Rückbank kommt, aber unser Cowboy liest Zeitung. “New York Times.” !
“So ein Blödmann“ denkt sie sich.

“Machen sie sich zu Hause etwas Eis drauf, dann wird es nicht so dick” meinte der Fahrer führsorglich.
“Danke, guter Tipp, das werde ich tun” Tina grinste, der Fahrer konnte ja nicht wissen, dass sie ausgebildete Physiotherapeuten ist und genau weis was zu tun ist.

Nach etwa 45 Minuten fahrt, kam eine Reaktion von der Rückbank “sie können mich an der Kreuzung rauslassen. Was macht das?”
Der Fahrer sieht kurz auf die Uhr “Bis jetzt sind es genau 50¤
Der Cowboy gibt dem Fahrer 25¤ und steigt aus.
“Ach - und das Trinkgeld zahl ich wohl allein?” rief Tina ihm hinterher.
“Sie fahren ja auch noch ein Stück” kam es frech zurück und weg war er.
“So ein blöder Arsch” dachte sich Tina.
Zehn Minuten später war auch sie am Ziel. Sie zahlte den Rest, natürlich mit einem etwas größeren Trinkgeld.
Der Fahrer gab ihr noch seine Karte, in der Hoffnung, sie würde noch mal mit ihm fahren. “Rufen sie mich an, ich fahre sie jederzeit wieder” lächelte er ihr zu.
“Danke und ein schönen Abend noch” sagte Tina brav, dachte sich aber, das das Trinkgeld wohl doch etwas zu großzügig war.

"Endlich zu Hause" sagt sie laut vor sich hin, als sie die Tür zu ihrer kleinen, gemütlichen Wohnung öffnet, die sie sich im verspielten Landhaus-Stiel eingerichtet hat. Helles Holz und natürliche Farbtöne von Beige bis Rot, geben die Richtung an.
Tina lässt ihre Reisetasche im Flur fallen, zieht ihre nassen Schuhe aus, schlupft in ihre kitschigen, rosa Hasenpuschen (Ostergeschenk von Pia) und setzt Teewasser auf. In ihrem Briefkasten ist auch nichts wichtiges, eigentlich nur Werbung von Supermärkten, Klamottenläden und Möbelhäusern- (als wenn man jede Woche neue Möbel bräuchte-) und ein Flyer über eine Flugshow am Bodensee mit Doppeldecker und Ballonfahrten mit "Fliegertaufe".
Sie gießt sich einen Pfefferminztee auf, hockt sich in ihren Lieblingssessel, ein großer Ohrensessel mit Rosenmuster (etwas hässlich, aber Ur-gemütlich) und blättert die Werbung durch. Nach zehn Minuten wandert der Stapel ins Altpapier
Als Tina in ihrem Bett liegt, ist sie immer noch etwas sauer. Nicht wegen des Trinkgeldes (sie hat bei der Fahrt durch das teilen eh eine menge gespart), sondern wegen des trampeligen, frechen, Erbsen zählenden Cowboys. So ein Blödmann!


Kapitel 3

Am nächsten morgen, in der Praxis, muss Tina sich bei Pia erstmal Luft machen.
Pia arbeitet schon seit der Ausbildung zur Sekretärin in der kleinen Praxis von Dr. Berger .
Dr. Berger nennt sie zärtlich “Register Ratte”, weil sie alles im Griff hat. Sogar seine privaten Termine organisiert sie perfekt.
Sie hat ihm auch Tina vorgestellt, als er eine neue Kraft in der Praxis brauchte.
“Ich vertraue ihnen da ganz Pia. Wenn sie sagen Frau Mooser passt gut in unser Team , dann stellen wir sie ein”, entschied Dr. Berger.
Das ist jetzt fünf Jahre her.

Tina haut auf die Fangomasse ein, als hätte sie den Cowboy vor sich.
“Pia, du glaubst nicht wie der sich benommen hat!
Rennt mir mit seinen Stiefeln in die Knochen ,murmelt ein halbherziges “sorry” und grinst auch noch frech.”
Pia lächelt ihr zu und nimmt ihr die Fangomasse weg “da kann der Matsch aber grad auch nichts für” sagte sie.
“Er hat nicht mal gefragt, ob er mir vielleicht weh getan hat. Das letzte Taxi musste ich mit ihm teilen und das Trinkgeld durfte ich auch allein übernehmen. Er hat sein Anteil auf den Cent genau abgezählt.

“Sie fahren ja noch weiter “ hat er gesagt. So ein arroganter Kerl”.
Tina hatte jetzt einem großen Handtuch, bildlich gesehen, den Hals umgedreht.

Pia reichte Tina eine Tasse.“Trink erst mal ein Kaffee und setz dich. Es gibt etwas Neues. Das haut dich glatt um.”

Es war noch etwas Zeit, bis die ersten Patienten kamen . Tina setzte sich zu Pia an den kleinen Tisch. “Schieß los, was gibt es ? Bist du schwanger?” fragte sie neugierig.
“Quatsch, braucht man dafür nicht so etwas wie ein Mann? Oder gibt es seit neustem Flugbestäubung ?” Beide lachten.
Pia wurde ernst.
“Nächsten Montag stellt uns Dr. Berger seinen Nachfolger vor. Er will die Praxis an seinen Sohn übergeben und endgültig nur noch Rentner sein, sagt er” .
Tina fällt fast der Kaffeelöffel aus der Hand.
“Unser Doc will aufhören? Die Praxis ohne Dr. Berger ist wie Torte ohne Sahne, wie Bratwurst ohne Senf, das geht doch gar nicht”. Tina ist sprachlos und das kommt sehr selten vor!
“Sein Sohn kommt diese Woche aus Arizona. Er bleibt dann in Deutschland und übernimmt die Praxis” sagte Pia.
Tina ist etwas zerknirscht. “Hoffentlich hat er ein genauso gutes Händchen bei den Patienten wie unser Doc und auch etwas von seinem Charme”

Dr. Berger ist ein Mann, wie man sich als Kind einen Großvater vorstellt. Wie der “Bonbon Opa” aus der Werbung.
Vom Aussehen etwa wie Sean Connery, nur in der “Mitte” etwas runder.
Er ist immer ruhig auch wenn es mal hektisch ist, hat stets ein offenes Ohr für die Patienten. Besonders bei den Damen ist er sehr beliebt, weil er immer gern ein bisschen flirtet.
Er behandelt sein Praxisteam wie eine kleine Familie. Nimmt einen auch mal in den Arm, wenn es einem mal schlecht ging.
Er hat immer gesagt:” ohne euch würde der Laden nicht laufen, ihr seit das Herzstück meiner Praxis” und so hat er uns auch behandelt.
Seine Dankbarkeit zeigte er damit, das er das gesamte Team zwei mal im Jahr eingeladen hat.
Im Sommer gab es eine Grillparty und im Winter gab es für alle ein Skiwochenende auf seiner Hütte in Tirol. Es war immer toll, alle hatten sehr viel spaß.
So einen Chef gibt es in tausend Jahren nur ein mal.
Pia schupst Tina an “Hey, - heulst du?”
“Nein, aber mir ist echt danach. Ich hab nur grad dran gedacht, wie viel Spaß wir an den Skiwochenenden immer hatten. Das wird sein Sohn sicher nicht machen” gab Tina von sich.
“Das glaub ich auch nicht” meinte Pia “Los wir müssen, die ersten Patienten kommen gleich”

Die nächsten Tage waren nicht wirklich toll, in der Praxis war die Stimmung im Keller. Alle liefen mit “Trauermiene” rum.
Es gab niemanden aus dem Team der sich diesmal auf das Wochenende freute.
Selbst der Doc konnte mit seinem Charme und seinen Sprüchen nicht wirklich was ändern.

“Kinder -Ich bin doch nicht tot, ich möchte doch nur in meinen verdienten Ruhestand” Er nahm Tina und Pia in den Arm und gab jeder ein Bussi.
“Ich wird schon ab und zu nach dem rechten schauen, vielleicht ja sogar öfter als euch lieb ist.!”
Pia musste ihre Tränen unterdrücken “Ach -Herr Berger, ohne sie wird die Praxis nie wieder die selbe sein”
“Das will ich hoffen, mein Sohn soll hier mal etwas neuen Wind reinbringen.
Ihr seit dann ein frisches neues Team im gleichen Alter. Er wird euch schon gefallen, er ist schließlich mein Sohn!”
Jetzt musste sogar Pia wieder lächeln, ”Wenn er nur halb soviel von ihnen hat, können wir schon zufrieden sein”, sagte sie.
“Hauptsache, er ist kein “Erbsenzähler”” gab Tina ein und zwinkerte Pia zu.
Fragend sah der Doc beide an und meinte, ”Das muss ich jetzt aber nicht verstehen, oder?”
“Das erklär ich ihnen ein anderes mal”, sagte Tina und hakte den Doktor unter.
“Jetzt wollen wir uns mal wieder dem “Folterstudio” zuwenden. Frau Sander wartet auf sie in der 2” Tina grinst den Doc an.
“Oh nein, nicht schon wieder die” stöhnte er.
“Dooooch” zog Tina ihn auf.
“Tina, bitte. Die baggert immer so, können sie Frau Sander nicht übernehmen ?” flehte er.
“Nein, sie möchte nur von ihnen behandelt werden “ Tina klimperte mit ihren Wimpern und grinste frech.
Doktor Berger stand vor der 2 und sah Tina noch mal flehend an, mit gefalteten Händen und Schmollmund.
Tina lachte, schüttelte mit dem Kopf und verschwand in der 4 .
“Verräterin” zischte er Tina noch hinterher und ging dann mit einem honigsüßen “Guten morgen Frau Sander “ in die Kabine.

Das der Doc seit über 40 Jahren verheiratet ist, stört einige unserer Damen in der Kartei herzlich wenig.
Besonders Frau Sander, sie kommt alle 14 Tage zur Massage und baggert unseren Doktor an, das wir “Jungen” von ihr noch was lernen können.


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Am Freitag, nach Feierabend hatte eigentlich keiner so richtig Lust nach Hause zu fahren. Jeder wusste, das sich in drei Tagen alles ändern wird.
Wie sehr Tina mit diesem Gedanken Recht behalten würde, war ihr natürlich nicht klar.

“Last uns doch alle auf ein Glas um die Ecke zum Italiener gehen, das war der letzte Freitag mit unserem Senior, bat Tina die anderen.
“Okay” rief Pia und hakte sich bei Tom ein. Tina schnappte sich den Georg, der nicht so recht wollte „Ausreden werden nicht akzeptiert” gab sie ihm zu verstehen und ging los.
Tom und Georg waren die liebsten Kollegen, die sich die beiden Mädels wünschen konnten.
Wie der Doc waren sie für jeden Spaß zu haben. Das spiegelte sich so wieder, das sie, zum Beispiel für die Damen unserer Patienten “Herzchen” und für die Herren “Autos” in die Fangomasse ritzten. Es kam immer nett an.

Der Abend, bei “GINO” war sehr lustig verlaufen und enthielt fast nur die schönen Skiwochenenden als Gesprächsthema .

“Das ist schon so lange her, dass wir was zusammen unternommen haben. Wollen wir uns am Sonntag nicht mal zum Eislaufen treffen? In Perlach hat die Bahn schon wieder geöffnet” fragte Tina die anderen.
Pia war gleich begeistert “Gute Idee, und bringt eure Mädels mit, die haben wir ja ewig nicht gesehn”.

Tom und Georg telefonierten kurz und dann stand die Verabredung.
“Bis Sonntag um 14 Uhr “ verabschiedeten sich die Vier kurz darauf und keiner dachte im Moment mehr an Montag.


Kapitel 4


Als Tina am Sonntag morgen erwachte, kitzelten ihr die Sonnenstrahlen ins Gesicht.
“Ist das herrlich “ sagte sie zu sich selbst. “Das kann ja nur noch ein schöner Tag werden.”
Mit so guter Laune ist sie schon lange nicht mehr aufgestanden. Sie freute sich auf den Nachmittag summte eine Melodie ging ins Wohnzimmer und legte ihre Lieblings -CD von Kenny Rogers ein. Dann verschwand sie in der Dusche.
“What i did for love, what i did for love“ hörte man sie lauthals mitsingen.
Wie gut, das sie alleine war, denn ein Gesangstalent war sie wirklich nicht.
Tinas Vater meinte immer.” mit deinem Gesang jagst du sogar die Mäuse aus dem Haus”.
“Egal Papa, ich will ja nicht zum Grant Prix. Für die Dusche reicht´s konterte sie

Als sie beim Frühstück saß, klingelte ihr Telefon. “Mooser, grüß Gott”
“Ich bin es, der Georg.”
“Hey, guten morgen, was ist los, brennt eure Wohnung? oder warum rufst du schon so früh an?” alberte sie.

“Ich hab mich wieder mit Conny gestritten, auch wegen heute Nachmittag.
Ich kann nicht mehr, wir werden uns trennen “sagte er traurig.
“Ach Georg, ihr habt euch schon so oft gestritten, das wird schon wieder. Ich wollte grad frühstücken, magst du rüber kommen? dann reden wir drüber”.
“Danke, gerne, bis gleich”. Georg legte auf.

“Conny ist echt schwierig,” dachte Tina. Sie mochte Georg sehr, er war für sie wie der große Bruder, den sie sich immer gewünscht hat.
Er kam in der letzten Zeit immer häufiger vorbei, weil er mit Conny Krach hat.
Zehn Minuten später klingelt es an der Tür.
“Bist du geflogen? Das ging ja schnell, komm rein” begrüßte sie Georg.
“Das nicht, aber ich war schon ganz in der Nähe, als ich dich anrief.
Ich hatte darauf gehofft, das du vielleicht etwas Zeit hast” sagte Georg und gab ihr ein Küsschen auf die Wange.
“Magst du ein Kaffee? Setz dich.”
“Conny kommt heute Nachmittag doch nicht mit zum Eislaufen” sagte Georg etwas enttäuscht.
“Was war denn los? Gestern wollte sie doch noch mit!”
“Ach Tina, seit dem sie dauernd mit ihrer neuen Freundin zusammen hängt, komm ich nicht mehr an sie ran. Das ist so eine Esoterik-Tante, mit einer ganz merkwürdigen Art. Ihren Tagesablauf bestimmen die Farben des Himmels!!” gab Georg genervt von sich.
“Wie geht das denn?” fragte Tina.
“Keine Ahnung, aber Conny macht da jetzt auch mit. Scheint keine Sonne, darf nichts rotes, gelbes oder oranges gegessen werden und wenn sie ihre Tage hat, oder keine Lust auf mich, trägt sie nur lila, damit ich weiß, das sie nicht paarungsbereit ist.”!!
“So ein Blödsinn, du verarscht mich doch ,oder?” Tina war entsetzt.
“Leider nicht und wenn ich dauernd mit dir und Pia zusammen bin, würde es meine Aura verändern, sagt sie. Ich soll nicht mehr in der Praxis arbeiten, sondern mich bei ihrem “Guru” für mentales Training einschreiben , um auch ein“Lehrer des Lichts” zu werden”. Georg tippt sich bei den Worten an die Stirn.
“Entschuldige, aber die hat doch ein an der Waffel, wie lange machst du das denn schon mit?” harkte Tina nach.
“Etwa seit sechs Monaten. Seit dem sie im Englischen Garten diese Kommune “LEBT DAS LICHT” getroffen hatte, die da campierten. Und diese Gunda”.

Tina schaute Georg bemitleidend an und meinte dann frech, um ihn etwas aufzuheitern: ”Du kannst jederzeit bei mir Rote Marmelade kriegen, auch wenn es aus Kübeln gießt” und gab ihm ein Kuss auf die Stirn.
“Danke” grinste er.
“ Nichts in Lila, lässt sich auch einrichten, ich habe nämlich gar nichts in der Farbe”, neckte sie ihn.
“Und ich hab auch genau die richtige Medizin für dich,… ein schönen alten kitschigen Film”
“Aber nicht “Dirty Dancing“ flehte er.
“Ich sagte “ALT”” meinte Tina und kramte in ihrem Videoschrank.
“TaTa- “Im weißen Rössel” mit Peter Alexander und Gunther Phillip” triumphierte sie.
“Und du meinst, das hilft?”
“Ganz sicher, der süße, süße Siegesmund ist ein echter “schlechter Laune Killer”” meinte Tina.
“Na dann, Film ab Frau Doktor” Georg setzte sich frech in Tinas Lieblingssessel und machte einen Schmollmund, damit er dort sitzen bleiben durfte.

“Aber nur wenn du nachher wieder gute Laune hast, darfst du da sitzen bleiben”
“Versprochen, mit dir, Pia, Tom und Franka geht es auch gar nicht anders” grinste er.

Der Film tat seine Wirkung, denn die Stimmung der Beiden war nach den zwei Stunden sehr gut.
“Und ? sag schon, das ich recht hatte, der Siegesmund ist immer wieder gut gegen schlechte Laune” dabei boxte sie Georg etwas auf den Arm.
“Ja Frau Doktor, Sie hatten recht. Ihre Medizin hat geholfen” dabei boxte er zurück.
“Wenn wir pünktlich sein wollen, müssen wir uns gleich los machen. Es ist schon viertel nach eins durch. Ich zieh mich eben um” sagte Tina und verschwand im Schlafzimmer.

15 Minuten später saßen sie in Georgs Auto, auf dem Weg zur Eisbahn.
Jeder hing seinen Gedanken nach, doch nach ein paar Minuten unterbrach Tina die Stille “Wie findest du eigentlich Pia ?”
“Hä, wieso fragst du?”
“Das war keine Antwort, das war eine Gegenfrage . Los sag schon !” bohrte Tina
“ Ja, nett “ sagte Georg und wurde etwas rot.
“Wie NETT? - Ich möchte mal mit ihr ausgehen -nett? Oder - sie ist meine Kollegin und nichts weiter- nett?” wollte Tina wissen
“Oh man, Tina! Was soll die Frage? “ jetzt war George nicht nur etwas rot, sondern einer Tomate schon sehr ähnlich !
“Sag schon, ich behalte es auch für mich” drängelte sie.
“Jaaaa, natürlich, du rennst doch gleich zu ihr! Okay, ich möchte mal mit ihr ausgehen- nett” sagte er.
“ Toll, dann frag sie doch gleich mal. Sie findet dich nämlich auch “zum ausgehen -nett” zwinkerte sie ihm zu.
“Gott sei dank sind wir da, jetzt ist Schluss mit fragen” dachte sich Georg, als sie auf den Parkplatz fuhren.

Pia, Tom und Franka standen vor der Tür als die Beiden um die Ecke bogen.
“Hallo ihr beiden, wo habt ihr denn Conny gelassen ?” fragte Pia als sie sich alle begrüßten.
“Das erklär ich dir später” flüsterte Tina ihr zu.
“Sie wollte nicht mit. Wir werden uns trennen” sprach Georg in die Runde “aber mir geht’s gut und ich möchte heute nicht drüber reden. Es soll doch ein Spaß-Tag werden Okay?“ Er grinste, als er die langen Gesichter der anderen sah.
“Alles klar Kollege, aber wenn du reden willst, komm vorbei” klopfte ihm Tom auf die Schulter.

Sie liehen sich alle ein paar Schlittschuhe und betraten die Umkleidehalle.
Die drei Frauen waren schon wild am erzählen, weil sie sich ewig nicht gesehen haben, als Tom Georg an die Seite nahm.
“ Ich weiß, es ist für dich jetzt ein blöder Moment, aber ich wollte Franka auf dem Eis einen Antrag machen und wollte dich fragen, ob du mein Trauzeuge sein möchtest” flüsterte Tom und zeigte ihm den Ring für seine Braut.

“ Na und ob ich will, ich freu mich riesig für dich” Georg sprang auf und umarmte ihn.
“Pst, soll doch eine Überraschung sein” zischte Tom.
“Muss Männerliebe schön sein” lachten und riefen die Mädels im Chor und gingen zur Bahn.
Pia war als erste auf dem Eis und drehte gleich ein paar Runden. Sie hat als Kind Eiskunstlauf gemacht und das kann man noch gut sehn.
Wobei Tina und Franka eher Ähnlichkeit mit einer tanzenden Bockwurst hatten.
Tom und Georg bogen sich vor lachen, sahen aber auch nicht wirklich besser aus.
Nach etwa einer Stunde mussten sie eine Pause einlegen, weil das Eis geglättet wurde. Tom nutzte die Chance “Ich verschwinde mal kurz” sagte er und zwinkerte Georg zu.
“Es dauert etwa zwanzig Minuten, wollen wir ein Kaffee trinken? fragte Pia.
“Nee, lieber was kaltes“, meinte Franka und hakte sich bei den beiden ein.
“Ich hole euch was, bleibt hier am Tisch, sonst sind die Plätze gleich weg” bremste Georg die drei.
Aber der wahre Grund war, das Franka jetzt in der Nähe blieb. Er wollte nicht, das es schief ging.
“ Echte Kavaliere gibt es doch noch” sagte Pia und lächelte ihm zu, so das er wieder rote Ohren bekam.
Als er nach ein paar Minuten mit den Getränken wieder kam, sah er Tom ganz allein auf der Eisfläche mit einem Strauß Rosen und einem Mikro.
Die Mädels haben ihn noch gar nicht bemerkt, so intensiv sind sie am quatschen

Aus den Lautsprechen kam Frankas Lieblingslied :” When I Die “ von No Mercy.
“Hey toll, das ist mein Lieblingslied” sagte sie zu den anderen “und wo bleibt eigentlich Tom” fragte sie. Dann hörte sie Toms Stimme aus den Boxen und ließ vor Schreck fast ihr Glas fallen.
“ Meine liebe Franka, du bist der Grund, wofür es sich lohnt aufzustehen, mit dir lacht die Sonne, auch wenn es draußen aus Eimern regnet .
Ich weiß, dass eine Stunde 60 Minuten und das eine Minute 60 Sekunden hat. Aber ich wusste nicht , dass eine Sekunde ohne dich eine Ewigkeit ist.
Ich will nie mehr ohne dich sein, möchtest du meine Frau werden?”
Franka wurde knall rot und sprang auf ,“Ja,” rief sie und ging auf ihn zu, während die anderen Besucher applaudierten und eine Gasse für sie bildeten.
“ Ich werd verrückt, unsere Franka ist vom Markt” sagte Tina begeistert “Und du Schuft hast es gewusst und nichts gesagt” wandte sie sich an Georg.
“Ehrlich, ich weiß es auch erst seit einer Stunde” verteidigte er sich.

Pia schnäuzte sich “ Ist das nicht romantisch”?
Franka lief auf Tom zu und es war ihr jetzt auch egal ob die Leute ihren “Eiertanz” auf dem Eis sahen. Sie fiel Tom um den Hals und küsste ihn immer noch unter dem Beifall des Publikums.
Tina und Pia wischten sich eine Träne der Rührung aus dem Auge, als die beiden vom Eis kamen.
“Es war so schön“, riefen Pia und Tina fast gleichzeitig und nahmen Franka in die Arme.

“Respekt Alter Schwede. Gratuliere” Georg klopfte Tom auf die Schulter. ”Jetzt will ich aber auch wissen wie eine Braut schmeckt” zwinkerte Tom zu und gab Franka ein kleines Bussi direkt auf den Mund. “Ich wünsch dir alles Gute meine Süße, ich freu mich für euch”.
Tom entkorkte eine Flasche Sekt und sie stießen alle auf das Brautpaar an.

“ Und ihr zwei seid die nächsten” sagte Tina zu Georg und Pia.
“Ganz sicher doch” gab Georg zurück, sah Pia aber dabei zärtlich in die Augen, legte den Arm um sie und prostete ihr alleine zu.

“Komm wir fahren noch etwas” Tina hakte die beiden unter und ging zur Bahn.
Kaum auf dem Eis, wird Tina voll umgefahren. Als sie sich aus dem Knäuel von Armen und Beinen gelöst hat, sieht sie wer es war : ”Der Cowboy”.
“Sie schon wieder ! Können sie Blödmann Frauen eigentlich nur über den Haufen rennen?” schnauzte Tina ihn an.
“Tut mir echt leid, haben sie sich weh getan?” fragte er besorgt.
“Nein, aber das hätten sie mich neulich am Flughafen mal fragen können, da haben sie mir nämlich weh getan. Aber ihre NEW YORK TIMES war ja wichtiger”. Tina war sauer, erst recht als sie merkte, wie es im Bauch kribbelte, als er ihr beim aufstehen in die Augen sah und sie anlächelte.
“Mir geht’s gut , sie können mich wieder los lassen” brummte Tina ihn an.
“Schade, ich dachte ich darf ihnen wenigstens einen Kaffee ausgeben”, grinst er sie an.
“Danke, nein. Gehen sie mir bloß aus dem Weg, dann bin ich schon zufrieden”.

Plötzlich kam ein junges Mädchen auf sie zu “ alles klar Onkel Max? Was war denn das für eine Nummer?“ fragte sie ihn. Und zu Tina gewandt sagte sie “Entschuldigen Sie, aber was Frauen angeht hat mein Onkel soviel Talent, wie ein Fisch zum Tango tanzen” und lächelte Tina freundlich an.
“Alles klar, schon gemerkt. Es ist nichts passiert”, gab sie zurück.
Dann fuhr das Mädchen mit dem Cowboy davon.
“Wer war das denn? Kanntest du den“? fragte Pia.
“Das ist genau der Typ von dem ich dir neulich erzählt habe, der “Geizige Cowboy” vom Flughafen” sagte sie angesäuert.
“ Der sieht aber nett aus und er entspricht doch genau deinem “Männergeschmack”, oder etwa nicht?” knuffte Pia sie in die Seite.

“Fahr mal ein paar Runden mit Georg alleine, ich mach mal ne Pause” knuffte sie zurück.
Franka und Tom verabschiedeten sich von den anderen “Wir wollen noch zu “GINO” Essen gehen. Bis morgen in der Praxis” rief Tom ihnen noch zu.
“Tschüß, ihr zwei Turteltauben, viel Spaß” kam von den anderen.

Tina beobachtete den Cowboy grade dabei, wie er das Mädchen und einen Jungen verabschiedete und dachte sich “eigentlich hat Pia recht, er ist genau mein Kragenweite, aber ein absoluter Trampel”.

Ein paar mal fuhr er noch an Tina vorbei und grinste sie immer wieder frech an, was Tinas Stimmung zu ihm nicht wirklich verbesserte, obwohl dieses Kribbeln im Bauch ganz angenehm war. Sie würde sich aber lieber die Zunge abbeißen, als es zuzugeben.
Plötzlich wurde der Himmel ganz dunkel und es fing wie aus Kannen an zu regnen.
Alles flüchtete jetzt in die Umkleide-Hallen. Pia, Georg und Tina fanden sich in dem Gewühle aber recht schnell wieder.
„Es war ein so schöner Tag, ist es okay für dich, wenn mich Georg nach Hause fährt?” fragte Pia lächelnd zu Tina.
“Nein, absolut nicht, macht euch ein schönen Abend”. Sie nahm beide noch mal in den Arm. “Denk dran, morgen kommt der Neue. Treffen um 8:30 im Büro vom Doc. “ erinnerte Pia sie.
“Du verstehst es, einem die Stimmung zu kippen” flachste Tina. “Bis morgen”.
Als sie dann auch endlich draußen war, sah sie von ihrem Bus grade noch die Rückleuchten. “Na klasse und der nächste kommt erst in 30 Minuten” maulte sie.
“Dann nehm ich eben das Taxi” dachte sie sich und ging zum Taxistand.
Grade als Tina einsteigen wollte, wurde die andere Tür aufgerissen und jemand setzte sich wie selbstverständlich auf die Rückbank.
“Das ist mein Ta… Sie schon wieder!” sagte Tina schroff, als sie den ungebetenen Fahrgast erkannte.
“ Sie beiden schon wieder ? Ich glaub, hier läuft eine Wiederholung” gab jetzt der Fahrer von sich und grinste.
“Oh Hallo” begrüßte Tina ihn. ”Wen möchten sie fahren? Jemanden mit kürzer Strecke, dafür mit Trinkgeld?, oder jemand mit längerer Strecke ohne Trinkgeld?” fragte Tina ihn und warf einen wütenden Blick nach hinten.
“Ich fahr sie beide, die Strecke ist doch eh fast wieder die gleiche, oder nicht?“ grinste er und zwinkerte ihr zu.
“ Aber ich sitze nicht neben diesem …Menschen” sagte Tina und setzte sich auf den Beifahrersitz.
“Ich übernehme heute das Trinkgeld, keine Angst” sagte der Cowboy und grinst Tina schon wieder so frech an.
Tina war wütend und irritiert zu gleich, “wieso reizt der Typ mich so?” dachte sie sich.
Als sie zu Hause ankam, zahlte sie ihren Anteil und ermahnte den Cowboy
“Seien Sie ja nicht so geizig, sie…… Erbsenzähler”, das konnte sie sich jetzt nicht verkneifen und verschwand an der Hausecke.

“Das Mädchen ist klasse “ sagte der Fahrer.
“Ja, und ihre Augen funkeln immer so hübsch, wenn sie wütend ist. Aber leider weiß ich nicht wer sie ist”.
“Sie hat meine Karte, wenn sie mich bestellt und ich die Frau das nächste mal fahre, kann ich ja Bescheid sagen” zwinkerte der Fahrer dem Cowboy zu und gab auch ihm seine Karte.

Der Cowboy schrieb seine Handynummer auf die Karte und gab sie ihm zurück, dann setzten sie ihre Fahrt fort. “Gute Idee”, grinste er den Fahrer an.


Kapitel 5

Am nächsten Morgen wurde Tina vom Telefon geweckt, “Mooser” meldete sie sich verschlafen. “Wo bleibst du denn” fragte Pia fast panisch.
Tina schreckte hoch, “Scheisse! Mein Wecker steht auf null. Wie spät ist es?”
“Zwanzig nach Acht” meinte Pia, beeile dich.
“Bin fast da.”, Tina springt in ihre Jeans und einen Sweater, duschen fällt heute morgen aus, deshalb gibt es einen Zopf und nur einen Kurzbesuch im Bad mit Zähne putzen, Deo, Schuhe an und los.
Am Fahrstuhl der nächste “Kick”, ein großes Schild “Wegen Stromausfall außer Betrieb” stand da.
“Na super- ein echter Montag” Tina ist genervt und rennt die Treppe runter.
“Hoffentlich bekomme ich wenigstens ein Parkplatz an der Praxis” denkt sie und steigt ins Auto.
Sonst nimmt sie ja die U-Bahn, krieg mal in der Nähe vom Rosenheimer-Platz einen kostenlosen Parkplatz, eher hat man die Chance auf natürlicher Weise Drillinge zu entbinden.
15 Minuten später steht sie vor dem Praxis Gebäude und siehe da, natürlich kein Parkplatz frei. Genervt dreht sie und fährt etwa 200 Meter zurück, auf den Supermarkt Parkplatz. “Vielleicht hab ich Glück und es merkt keiner” hofft sie und rennt los zur Praxis.

Das Team ist fast vollständig im Büro vom Senior angetreten.
“Wo ist denn der Rest von uns? Und ist mein Sohn noch nicht da?” fragt der Doc “seine” Pia.
“Tut mir leid, es gab auch bei uns Stromausfall und einige Personen stecken im Fahrstuhl. Die Techniker sind aber schon dabei, kann sich nur noch um ein paar Minuten handeln” antwortet Pia.
Als Tina im Haus ankommt, prangert ihr schon das “DEFEKT” Schild entgegen
“Ahhhhh, hat sich heute denn alles gegen mich verschworen ?” dachte sie und rannte die Treppen hoch, “Gott sei dank sind wir nur in der dritten Etage“, schnaufte sie.
Oben angekommen, zieht sie sich schnell um und stürzt zur Tür raus und genau in die Arme vom Cowboy…. “Verfolgen sie mich?” fragt sie entsetzt. “Was sind sie eigentlich für ein Typ? Sie wird man wohl nie los, sie sind ja überall! Ich werde heute auch kein Taxi fahren, also können sie mir auch aus dem Weg gehen, ich hab es grad etwas eilig” fauchte sie ihn an.

“Heute sind SIE aber in mich gerannt und nicht umgekehrt. Wissen sie was? Beim nächsten mal werd ich sie einfach küssen !” sagte er frech.
Tina zeigte ihm einen Vogel und meinte nur : ”Du spinnst ja”, dann ging sie ins Büro vom Doc.
“Na endlich !” zischte Pia.
“Entschuldigung Chef, aber heute ist ein “Echter Montag”, lächelte sie ihren Doc an und hilft ihm beim entkorken der Sektflaschen. Er lächelt nur “schon gut, wir haben ja noch nicht angefangen. Mein Sohn fehlt auch noch!”
“ Und dann rennt mich doch, hier im Haus, dieser Cowboy wieder um”, flüstert sie Pia zu. “Der ist hier? Was will er? Verfolgt er dich?” fragte sie.
“Wer verfolgt sie Tina? Ein Verehrer?” fragte der Doc neugierig.

“Gott bewahre, nein, keiner. Ich bin jetzt nur schon zum dritten mal, innerhalb der letzten sieben Tage, von ein und dem selben Typen, der sich für ein Cowboy hält, über den Haufen gerannt worden, das nervt etwas.”
“Das kann ich verstehen, der Beschreibung nach, könnte es glatt mein….” das klopfen an der Tür unterbrach ihn.

Die Tür ging auf, ein groß gewachsener, recht gut aussehender, junger Mann trat ein und begrüßte den Doc, “Guten morgen Vater” .
“Guten morgen mein Junge, wir warten schon auf dich”. Der Doc nahm ihn in den Arm.
“Sorry Dad, ich saß im Fahrstuhl fest !”.

Tina erkannte ihn sofort, es war der Cowboy. Die Röte von der Hetzerei ging in Sekunden in ein Steingrau über.
“Pia, sag mir bitte, das ich im falschen Film sitze! Das darf doch nicht wahr sein” Tina war kurz vor der Schnapp-Atmung.

“Also meine Lieben, das ist mein Sohn Maximilian. Er wird ab nächstem Ersten die Praxis übernehmen. Ich hoffe! Nein ich bin mir sicher, ihr werdet euch gut verstehen.” lächelte er in die Runde. Er sah Tinas blasses Gesicht , “alles in Ordnung mit ihnen Liebes?, sie sind ja kalkweiß .“
“ Na ja, soweit geht’s wieder. ER ist der Cowboy” gab sie zu und deutete mit dem Kinn zum jungen Herrn Berger.
Der Doc fing lauthals an zu lachen, ”das hab ich mir fast gedacht, die Beschreibung passte exakt auf Max . Das passiert ihm aber immer nur, wenn er die Frau attraktiv findet. Keine Angst, er ist eigentlich ein ganz netter Kerl.” sagte der Doc und gab ihr ein Glas Sekt.
“Bitte, damit sie wieder etwas Farbe bekommen” lachte der Doc.

Jetzt kam sein Sohn auch noch auf Tina und Pia zu. “Darf ich mich kurz vorstellen, Max Berger” Er gab Tina die Hand und zwinkerte ihr zu. Dann gab er Pia die Hand und prostete den beiden zu. “Auf gute Zusammenarbeit“.
”Auf gute Zusammenarbeit” antworteten sie brav.
Tina war knallrot.

“Tut mir echt leid, mit vorhin, das war wirklich nicht so gemeint, Herr Berger”, ergriff Tina das Wort.
“ Ist schon gut, ich hätte ja auch aufpassen können. Frieden fürs erste?” fragte er und hielt Tina das Glas zum anstoßen hin.
“Okay, Frieden fürs erste” sagte sie und lächelte ihm zu.
Dann ging zu seinem Vater.

Jetzt war Georg an Tinas Seite, “Irre ich mich, oder ist er der Typ von der Eisbahn, den du “Blödmann” genannt hast?” fragte er ganz breit grinsend.
“Halt bloß die Klappe, mir ist sowieso schon schlecht” sagte sie und lehnte sich bei ihm an.

Max Berger stand jetzt wieder neben seinem Vater und ergriff das Wort.
“Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit mit Ihnen. Und ich wünsche mir, dass Sie mir das gleiche Vertrauen schenken wie meinem Vater. Man sagt zwar “Neue Besen kehren gut”, aber - es stimmt, die Alte kennen die Ecken besser!
Ich möchte erst einmal alles beim Alten lassen. Und sollte mal eine Änderung ins Haus stehen, möchte ich es mit ihnen gemeinsam ändern, denn es muss für alle okay sein. Sie sind ein Team und ich möchte ein Teil dieses Teams und nicht nur “Der Chef“ sein. Auf meinen Vater und gute Zusammenarbeit” sagte er und hob sein Glas in die Höhe.
“Auf gute Zusammenarbeit” kam vom Team.

“Schön gesagt , Max. Hätt ich auch nicht besser hinbekommen” meinte der Doc und legte seinen Arm um ihn.
“Danke Dad, ich hoffe es läuft so gut weiter, wie bisher mit deinen Patienten.”
“Wenn du Tina und Pia auf deiner Seite hast, ist das die halbe Miete. Verscherz es dir bloß nicht mit den beiden, die können echt giftig werden. Die Patienten oder Gäste, sind aber ganz harmlos.” flüsterte der Doc ihm zu.

Aus sicherer Entfernung beobachtet Tina den “Cowboy” Max Berger, der jetzt gar nicht mehr wie der Cowboy aussieht, in seinem Edel-Anzug .
“Warum macht der Kerl mich so nervös ?”denkt sie als Pia sie anschubst
“Hallo Tina- bist du noch auf dem selben Planeten?”
“Entschuldige Pia, ich war grad in Gedanken. Hast du mich was gefragt? “
“In Gedanken, so so, das hab ich gemerkt! Die Gedanken haben nicht zufällig die Initialen MB?” flachste Pia.
“War das so deutlich? Mist, hoffentlich hat er nichts gemerkt. Was wolltest du mich eigentlich fragen?“
“Oh man, dich muss es ja schwer erwischt haben? Ich hab dich grad gefragt, ob du gar nicht wissen willst, ob ich gestern gut nach Hause gekommen bin? Du bist doch sonst so neugierig” erwiderte Pia
“So wie ihr beide euch angehimmelt habt, war es doch bestimmt ein netter Abend.” grinste Tina.
“Conny zieht nächste Woche aus, dann werden wir uns öfters treffen.
Georg kann echt sehr charmant sein.“ lächelte Pia.
“Aha, verstehe! Frag doch mal Tom und Franka, vielleicht können wir ja eine Doppel- Hochzeit draus machen” stubste sie Pia freundlich mit dem Ellenbogen zurück.
“Na ihr zwei hübschen, was flüstert ihr denn so intensiv?” fragte Georg und gesellte sich zu den beiden.
“ Wir schmieden Hochzeitspläne für eine Doppel-Hochzeit” sagte Tina frech.
“Pst,- bist du still, Tom will es erst nach der Abschiedsfeier vom Senior bekannt geben” zischte Georg.

Der Doc klopfte an sein Glas um Aufmerksamkeit “So ihr lieben, jetzt habt ihr euch etwas beschnuppern können, Max wird sich eben umziehen und dann werden wir unseren ersten Tag als neues Team in Angriff nehmen. Für 11Uhr sind heute die ersten Patienten bestellt und Max übernimmt gleich mal Frau Sander.”
“Vater - du lächelst so gehässig, wer ist diese Frau Sander?” fragte Max.
“Das ist eine sehr liebe, temperamentvolle Stammkundin, du wirst sie mögen“ beantwortete er brav.
“Na dann: “auf in den Kampf”, bis gleich” Max verließ das Büro.
Tina konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, “Doc, das ist aber nicht sehr nett, Frau Sander gleich auf ihren Sohn anzusetzen!”
“Wenn er die schafft, sind die anderen Kinderkram. “Nur die Harten kommen in den Garten“, sagt ihr doch immer! Sprach`s und verschwand .
Tina nahm sich ein Tablett und räumte die Gläser zusammen “lass mich das ruhig machen Pia, meinen ersten Patienten habe ich um halb zwölf, das ist noch fast eine Stunde Zeit.”
“Na gut, danke, ich bin dann vorne“ und weg war sie .

Tina wischte noch die Sektspritzer vom Schreibtisch des Doktors, als ihr das Foto von Max auffiel. “Große Ähnlichkeit mit damals hat er nicht mehr wirklich” dachte sie und nahm das Foto in die Hand, auf dem ein kleiner Junge in Lederhosen, mit Zahnlücke und Schultüte zu sehen ist. Schmunzelnd stellte sie das Bild an seinen Platz zurück, nahm das Tablett und wollte grad die Tür öffnen, als sie plötzlich aufgeschmissen wurde.

Max stürmte ins Büro “Dad, das ist….” in dem Moment lagen Tina und die Sektgläser schon auf dem Boden. “Au verdammt, du hast aber echt ein scheiß Talent… Entschuldigung, Sie haben …” Tina rieb sich den Arm und las die Gläser auf.
“Das DU ist schon okay, schließlich sind wir ja schon “alte Bekannte”, tut mir echt leid, kann ich wenigstens helfen?" er nahm Tina die Gläser ab und stellte sie wieder auf den Schreibtisch.
“Zeig mal deinen Arm her” sagte Max und zog sie vorsichtig zu sich ran und strich ihr über den Arm. Die zarte Berührung fühlte sich gut an, jetzt war sie ihm so nah, das sie seinen Puls am Hals sehen konnte und das machte sie mehr als nervös.

“Ist nichts passiert” sagte Tina angesäuert und wollte gehen, als Max sie plötzlich küsste.
“Geht’s noch?“ giftet sie ihn an, jetzt war Tina richtig sauer. “Was bildet sich dieser Kerl ein?“ dachte sie und nahm das Tablett.
“ Ich habe dir heute morgen doch gesagt, wenn ich dich noch mal umrenne,
werde ich dich einfach küssen “ sagte Max und lächelte sie an.
“Na ganz toll !,” schnaubte Tina und verließ das Büro.

Tina war total durcheinander, ist sie jetzt sauer weil er sie schon wieder umgerannt hat, oder weil er sie einfach so geküsst hat?
Es war ein kleiner, aber sehr schöner, zarter Kuss und sie fühlte immer noch seine Lippen auf den ihren, als Pia sie nach dem Lärm fragte.

“Der Cowboy hat mich doch schon wieder über den Haufen gerannt. Langsam glaub ich, er macht das mit Absicht, so viel Zufall gibt es doch gar nicht!”
“ La la la, was sich neckt, das liebt sich! Wirst es sehn, wollen wir nicht gleich eine Drillings-Hochzeit draus machen?”
Pia duckte sich bei den letzten Worten, da flog auch schon ein Putzlappen an ihr vorbei.
Tina war entsetzt ,“Pia, bist du irre? Der Satz kostet dich nach Feierabend ein Eis bei “GINO“, sonst ist Krieg!”
“Okay- Friedensangebot angenommen” lachte Pia.

Im gleichen Moment ging die Praxistür auf und Frau Sander kam herein “ Guten Morgen ihr Lieben, ist der junge Herr Doktor schon da?” trällerte sie.
“Ja, er wird gleich kommen, sie können schon in die Kabine, es geht gleich los.” sagte Pia und begleitete sie zur Kabine 4.

Frau Sander: ein über 50 jähriger, Wasserstoffblond gefärbter, moppeliger, alternder Musical Star, die unseren Doc anhimmelt als wäre sie 17.

Ludwig und Max Berger gingen zusammen in Richtung Frau Sander. Der Doc zwinkerte Tina zu und meinte, ”dann wollen wir mal “.
“Viel Spaß, oder besser Hals und Beinbruch” erwiderte sie dem Doc lächelnd.
Tinas Lächeln gefror aber in der gleichen Sekunde, als Max sie anlächelte.
“ Was hast du jetzt schon wieder angestellt?” fragte der Doc seinen Sohn, als er Tinas Gesicht sah und boxte ihm leicht auf den Arm.
“ Es ist nichts von großer Bedeutung, alles okay.” warf Tina schnell ein. “Frau Sander wartet schon auf sie in der vier”.
Vor der Kabine atmete der Doc noch mal tief durch und ging hinein.
“Guten Tag Frau Sander, darf ich Ihnen meinen Sohn Max vorstellen? Er wird demnächst die Praxis übernehmen und ist heute ihr Masseur.”
“Oh- guten Tag Herr Doktor. Den haben sie aber gut hingekriegt, er ist ihnen ja wie aus dem Gesicht geschnitten. Herzlich willkommen “ trällerte sie wieder und nahm Max in den Arm um ihm ein Küsschen rechts und links zu geben.

“Vielen dank für die herzliche Begrüßung, Frau Sander. Ich hoffe sie sind mit mir genauso zufrieden wie mit meinem Vater” bedankte Max sich brav.
“Das werde ich ganz sicher, wenn sie ihre Hände auch so göttlich über meinen Körper wandern lassen!” säuselte sie.
“Ich werde mein Möglichstes tun” sagte Max freundlich.
“Hiermit übergebe ich sie in die Hände meines Sohnes” sagte der Doc, klopfte Max Freundschaftlich auf die Schulter, verabschiedet sich und verließ die Kabine.

Ludwig Berger ging freudestrahlend auf Pia zu, nahm sie in den Arm und tanzte eine kleine Walzerdrehung mit ihr. Pia musste lachen.
“Was läuft denn hier ab?” fragte Tina, als sie das sah.
“ Ich bin SIE los, trallala, sie hat ein neues Opfer!” sang er und tanzte jetzt mit Tina eine Runde.
“Sie können ja richtig gehässig sein, Doc.” sagte Tina und ging dann lachend zu ihrer Kabine.

Der Feierabend kam Tina heute gar nicht früh genug, sie wollte Max nicht unbedingt noch einmal begegnen.
“Los Pia, komm in die Socken” drängelte Tina und half ihr schnell die Karteikarten einzusortieren.
“Was hast du es denn so eilig?” fragte Pia.
“Das erzähl ich dir gleich beim Italiener” sagte sie und zog Pia mit sich.
“Seit ihr auf der Flucht, oder warum habt ihr es so eilig?” fragte Georg als er die beiden sah.
“Komm gleich zu “ Gino” ich weiß auch noch nichts”, sagte Pia und gab ihm ein Bussi.
“Okay, bis gleich!”

Als die Beiden dann ihren Eisbecher vor sich hatten, entspannte sich Tina wieder etwas.
“Jetzt erzähl mal, was war denn schon wieder?” fragte Pia neugierig, als Georg grad an ihren Tisch kam und sich dazu setzte. “Das interessiert mich jetzt aber auch” sagte er.
“Ich hab doch heute morgen kurz erzählt, das mich der Cowboy wieder umgerannt hat, na okay, eigentlich bin ich ihm heute rein gerannt. Konnte ja keiner wissen, das der Kerl im Flur rumschleicht. Jedenfalls hat er gesagt, er wird mich beim nächsten Zusammenstoss einfach küssen!”
“ Cooler Typ, Respekt- die Idee könnt von mir sein” meinte Georg.
“Das hast du einfach so geschluckt? Du hast ihm darauf sicher eine passende Antwort gegeben, oder?” Pia war kaum zu halten.
“Ich hab ihm ein Vogel gezeigt und gesagt, das er spinnt” sagte Tina.
“Ahhh, wie krass, deshalb warst du so rot, als er ins Büro kam” Pia konnte ihr Kichern kaum noch unterdrücken.
Tina erzählt weiter, “Als ich die Gläser heute morgen abgeräumt habe und zur Tür raus wollte, ist er ins Büro gestürmt und hat mich inklusiv des Tabletts, zu Boden gerissen. Diesmal hat er sich aber erkundigt, ob ich mir weh getan habe und hat sich meinen Arm angeschaut”.
Pia und Georg hörten ganz gespannt zu “Und? “ kam von beiden.
“Ja, dieser freche Kerl hat mich zu sich ran gezogen und geküsst” gab Tina endlich zu.
“Ja, klasse” johlten die anderen beiden.
“Wehe ihr erzählt es irgend jemand, ich dreh euch den Hals um!” warnte sie.
Jetzt gab es kein Halten mehr, Pia brach fast zusammen vor Lachen, dann konnten Tina und Georg auch nicht mehr und stimmten mit ein.

Als sie zu ihrem Auto kam, hatte sie schon mit einem Knöllchen gerechnet, aber die Windschutzscheibe war sauber. “Super, dafür gönn ich mir heute Abend meinen Lieblingswein” sagte sie fröhlich und ging in den Supermarkt.

Später zu Hause, saß Tina eingekuschelt in ihrem Lieblingssessel, bei einem Glas Wein und wollte sich eigentlich einen Krimi ansehen, aber sie konnte sich nicht so wirklich drauf konzentrieren.
Ihre Gedanken schweiften immer wieder ab und endeten im Büro vom Doc und bei dem Kuss vom “Cowboy”.
Der Gedanke an den Kuss, lies Tina einen wohligen Schauer über den Rücken rieseln.
“Du spinnst ja, der Kerl wird dein Chef, also ist er Tabu und außerdem hat er bestimmt an jeder Hand drei!” sagte sie zu sich selbst und ging duschen.

Als sie das heiße Wasser auf ihrer Haut spürte, dachte sie wieder an Max.
Sie stellte sich vor, wie er mit seinen großen Händen zärtlich ihren Körper einseifte und sie im Nacken küsste.
Sie genoss das warme Wasser und gab sich dem schönen Gefühl ganz hin.

Als Tina im Bett lag, fand sie nicht wirklich in den Schlaf. Immer wieder sah sie sein Gesicht vor sich.
“Nicht das er mich dauernd über den Haufen rennt, nein- jetzt raubt er mir sogar noch den Schlaf”, dachte sie und stellte den Fernseher noch mal an, um den Kopf wieder frei zu kriegen. Es lief grad ein Bericht über Berg-Gorillas, genau das Richtige zum ablenken.


Kapitel 6.

Am nächsten morgen fühlte sie sich wie erschlagen und kam nur schwer in Gang.
Als sie ihr Spiegelbild sah, fragte sie erschrocken “Wer bist du denn, kennen wir uns?”
Sie zog sich an und fuhr in die Praxis. Auf dem Parkplatz traf sie Pia, die sie besorgt ansah, “Hi, was ist denn mit dir los? Du siehst ja richtig schei… entschuldige schlecht aus!”
“Dir auch ein schönen guten morgen, Pia. Ja, so fühl ich mich auch.” begrüßte sie Pia. “Ich hab schlecht geschlafen, aber das wird nach deinem Kaffee bestimmt gleich wieder besser sein” sagte sie und hakte sich bei Pia ein.

Georg öffnete den beiden die Tür, er hatte sie schon im Treppenhaus kichern gehört. “Guten morgen Prinzessin” begrüßte er Pia mit einem Kuss. “Guten morgen Tina, hey geht’s dir nicht gut? Du siehst ja elend aus!”
“Ich hab nur schlecht geschlafen, mehr nicht!” gab sie zurück.
“Zieht euch mal um, ich mach erst mal ein starken Kaffee, vielleicht wirst du dann wach!” sagte Pia und verschwand in der kleinen Küche.
Kurze Zeit später kamen Tom, Max und der Doc. “Guten morgen, ihr Lieben. Pia, dein Kaffee duftet bis ins Treppenhaus, ist noch welcher da? Biete zum Tausch frische Hörnchen an ” sagte der Doc und wedelte mit einer Bäckertüte.
“Für sie doch immer, Chef ” lächelte sie ihn an.
Tina lehnte am Schrank, sie fühlte sich wirklich nicht gut und jetzt wurde ihr sogar noch etwas schwindelig. Sie setzte sich und nahm sich ein Croissant. “Vielleicht wird’s besser, wenn ich was gegessen habe” dachte sie sich, als Max sah sie besorgt an,“Was ist denn mit dir los, Tina? Du siehst aus als wärest du dem Leibhaftigem begegnet”
“ So fühl ich mich auch, wer weiß, vielleicht bin ich ihm ja begegnet. Jedenfalls rennt mich einer seiner Angestellten in regelmäßigen Abständen um!” sagte sie etwas gereizt.
“Oh man Junior, das wird ein hartes Stück Arbeit, aus der Nummer wieder raus zu kommen!” sagte der Doc und zwinkerte Tina zu.

Der Tag verlief eigentlich ganz ruhig, was Tina nur recht war. Ihr ging es immer noch nicht besser und sie war froh als der Feierabend näher kam.
“Tina, was ist mit dir los? Du gefällst mir gar nicht.” fragte der Doc jetzt auch besorgt. “Ist Max so anstrengend?” “Nein, das nicht. Vielleicht brüte ich was aus, ich bin am Sonntag vom Regen so nass geworden.” antwortet sie ihm.
Der Doc legte ihr die Hand auf die Stirn “du fieberst ja! Du fährst jetzt sofort nach Hause, nimmst ein heißes Bad und legst dich ins Bett. Und da bleibst du bis es dir besser geht, das ist ein Befehl vom Chef!” sagte der Doc und schob sie in Richtung Umkleide.
Ohne Widerrede ging Tina zum Umziehen, dann verabschiedete sie sich noch von Pia.
“Gute Besserung Süße, ich ruf dich morgen Vormittag mal an und frag wie es dir geht, okay?” sagte Pia und drückte sie kurz.
Max warf ihr einen Luftkuss zu, als sie die Praxis verließ.
Ihr war so elend zu mute, das sie nicht mal darauf reagierte. Sie wollte jetzt nur noch heim.
Als sie zu Hause war, lies sich ein Erkältungsbad ein und schluckte ein Aspirin. Knapp eine Stunde später lag sie mit Wärmflasche im Bett, obwohl es erst 17:00 Uhr war.
Sie erwachte erst am nächsten Morgen, um kurz nach sechs. Sie hatte tatsächlich elf Stunden durch geschlafen. Ihr ging es jetzt aber deutlich besser. Wieder musste sie an Max denken und wie es wohl wäre neben ihm aufzuwachen. “Oh Gott, ich hab bestimmt immer noch Fieber. Das kann nicht sein, das Max Berger morgens mein erster Gedanke ist” dachte sie und kuschelte sich mit einem tiefen Seufzer wieder in die Bettdecke ein. Und dachte immer noch an Max.

Gegen halb Zehn rief Pia an, “Guten Morgen, krankes Hühnchen, wie geht’s dir?” fragte sie.
“Danke, mir geht’s echt viel besser. Ich hab von gestern Nachmittag um fünf, bis heute morgen um sechs durchgeschlafen, wie ein Stein.” sagte Tina
“Hammer, da warst du ja richtig Platt gestern. Ich soll dich ganz lieb von allen grüßen, auch von Franka, sie will dich später noch anrufen, hat eine wichtige Frage an dich” berichtet Pia.
“Alles klar. Morgen bin ich wieder da, ich will doch nicht das Date von Frau Sander und unserem Cowboy verpassen” sagte Tina gehässig und musste lachen.
“ Du bist wieder fit, das merkt man gleich an deinem Unterton. Okay, ich sag dem Doc Bescheid, das wird ihn freuen zu hören. Tschüß bis morgen”
“ Tschüß Pia, danke für dein Anruf !”

Jetzt merkte Tina erst wie hungrig sie war, sie hatte bis auf das Croissant gestern, nichts mehr gegessen. Das war ein klarer Fall für den Pizza-Service. Es war zwar erst kurz nach Zehn, aber das war ihrem Magen egal, er wollte jetzt Pizza mit Pilzen und extra Käse.

Dreißig Minuten später stand der Bote vor der Tür, Tina zahlte und machte es sich in ihrem Sessel bequem. Im Frühprogramm wiederholten sie jetzt einen schönen, romantischen Liebesfilm, den sie sich ansehen wollte.
Knapp zwei Stunden später schnäuzte sie sich die Nase und trocknete ihre Tränen, als es an der Tür klingelte.
Tina staunte nicht schlecht, vor ihr stand der Cowboy mit einem Strauß Blumen.
“Was willst du denn hier?” fragte Tina nur kurz angebunden.
“Dir auch einen guten Tag. Erstens will ich wissen wie es dir geht und zweitens wollte ich dir die Blumen geben! Darf ich reinkommen?” fragte er überfreundlich. Ohne ihre Antwort abzuwarten trat er ein. “Du hast ja geweint, was ist los? Ist was passiert?” sein Ton wurde jetzt ganz sanft.
“Nein, es ist nichts. Ich habe grade nur einen sehr schönen und romantischen Film angeschaut.” klärte sie ihn auf.
“Ach, bei so was musst du heulen? Naja, typisch für romantische Frauen.” stichelte er.
“Ja, bei so was kann ich weinen! Bist du gekommen, um zu wissen wie´s mir geht oder um zu stänkern,? Dann kannst du nämlich gleich wieder verschwinden!” Tina war wieder angesäuert.
“Warum zanken wir uns eigentlich dauernd?” fragte Max.
“Das fragst du mich? Du bist doch der mit den Frechheiten?” gab sie giftig zurück.
“Du bist süß, wenn du wütend bist” sagte Max. Er nahm Tina in den Arm und küsste sie wieder, diesmal etwas länger.
Eigentlich wollte Tina sich wehren, aber der Kuss gefiel ihr zu sehr.
Max löste sich von ihr, flüsterte nur ein “Servus, bis morgen” und ging wieder.
“Was sollte das denn werden?” rief sie ihm noch hinterher, aber da war er schon draußen.
“Was bildet der freche Kerl sich eigentlich ein? Das machst der nicht noch mal” brummig schubste Tina die Tür zu.
Sie stellte die Blumen in eine Vase. “Ist schon sehr nett von ihm mit den Blumen, aber woher weiß er, das Astern meine Lieblingsblumen sind?” dachte sie jetzt nicht mehr ganz so sauer. Sie stellte die Vase auf den kleinen Tisch am Fenster und sah wie er ins Auto stieg und zu ihr hoch sah.

Max dachte an Tina und daran wie ihre Augen funkeln, wenn sie wütend ist. Noch keine Frau hat ihn so sehr gereizt wie sie und dazu schmeckt sie auch noch so gut! Er sah noch mal zu ihr hoch, da stand sie am Fenster und lächelte ihn an. “ Na, es geht doch!” sagte er zu sich selbst, winkte ihr kurz zu und fuhr los.

“Wenn er will, kann er sehr charmant sein” dachte sie, winkt zurück und musste wieder an seinen Kuss denken.
“Schlag ihn dir aus dem Kopf, er wird dein Boss, kapiert?” sagte sie laut zu sich selbst.
Tina schnappte sich eine Tüte Studentenfutter, “Ich mach mir heut ein Kino-Tag” legte sich eine DVD ein und kuschelte sich wieder in ihre Decke. Sie fühlte sich wieder fit und freute sich sogar etwas auf morgen.

Am Nachmittag rief Franka an. Nachdem sie 20 Minuten über dies und das geratscht haben, kam von Franka: “ Ich wollte dich fragen, ob du mit Pia meine Trauzeugin sein möchtest? . “Oh mein Gott, natürlich möchte ich das werden.” schrie sie fast in den Hörer “Ich freu mich riesig darüber, danke” sagte sie jetzt wieder in normaler Lautstärke.
“ Die Hochzeit soll irgendwann im Frühling sein. Wir können uns ja nächste Woche mal treffen, dann bequatschen wir mal grob meine Vorstellungen von der Hochzeit” schlug Franka vor.
“Gerne, sag wann und wo und ich werde es einrichten. Bis dann, danke für den schönen Anruf, Franka und grüß Tom ganz lieb”. „Mach ich, gute Besserung noch weiterhin“, dann legten sie auf.
Tina freute sich sehr über das Vertrauen von Franka, “ Trauzeugin”, damit hätte sie nie gerechnet.

Die nächsten Tage verliefen ganz gut. Bis auf die üblichen kleinen Sticheleien zwischen Max und Tina war es ruhig. Tina ging Max aus dem Weg, so gut es in der kleinen Praxis eben ging und das merkte er auch.

Tina räumte die sauberen Handtücher in den Schrank und summte vor sich hin. Sie merkte nicht das Max im Türrahmen stand und sie beobachtete.

Max sah ihr zu, wie sie sich bewegte. “Diese Frau macht mich wahnsinnig! Was hat sie, was andere nicht haben?” fragte er sich und war dabei sich zu verlieben. Er sah wie sich ihr runder Po wundervoll unter dem dünnen Stoff abzeichnete und geriet ins träumen.
Max stellte sich vor ihre Rundungen zu streicheln und sie zärtlich zu liebkosen.
Er wünschte sich jetzt nichts mehr als sie im Arm zu halten und sie zu lieben, hier- und jetzt!!

Tina bemerkt ihn “Macht es Spaß, anderen bei der Arbeit zuzuschauen? Hast du nichts zu tun? Frau Sander ist da und wartet sicher schon auf dich in der Zwei!”

Seine Träumereien platzen grade wie eine Seifenblase. “Bist du immer noch böse mit mir?” fragte er und strich ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht “Bitte Tina, nicht schon wieder ich bei Frau Sander!”
Max sah sie genau so flehend an, wie damals sein Vater.
“Diese Szene kommt mir ja so bekannt vor”, sagte sie schmunzelnd und verschwindet in der nächsten Kabine.
“Du kleine Giftspritze” zischte er ihr noch nach und ergab sich seinem Schicksal bei Frau Sander in der zwei.

Nach dreißig Minuten saß Max bei Pia in der kleinen Kaffee-Küche.
“Frau Sander ist mein Sargnagel” sagte er etwas übertrieben erschöpft. “Die quatscht dich ganz platt mit ihren Bühnen-Storys und ihren Liebesschwüren. Jetzt weiß ich, warum mein Vater dieses “Freudentänzchen“ mit euch machte, als er sie an mich übergeben hat.”
Pia lachte und streichelte ihm über den Kopf “ Och, hat das arme kleine Mäxchen jetzt Ohrensausen?”
“Oh man, du bist sooo doof” sagte er, machte einen Schmollmund und musste dann auch lachen.

In einer kleinen Pause nahm Max Tina an die Seite. “hör zu” sagte er etwas schroff,” Ich möchte mich nicht dauernd mit dir streiten!”
“Dann lass es doch einfach!” zischte sie zurück.
Sie wusste nicht, warum Max sie so sehr reizte oder besser, was sie an ihm reizte.

Er strich ihr wieder diese kleine Locke aus dem Gesicht und sagte ganz sanft: “Mein Vater gibt nächstes Wochenende seine Abschiedsfeier und ich wollte deswegen gerne mit dir noch ein paar Kleinigkeiten besprechen. Unter anderem auch, was wir ihm zum Abschied schenken wollen. Ich hab da einige Vorschläge von den anderen und möchte deine Meinung dazu.”

“Morgen ist Samstag, da habe ich Frei und wollte eigentlich gar nichts machen! Außer faulenzen, lesen und auf dem Sofa kuschelnd.” sagte sie.

“Darf ich trotzdem auf einen Kaffee vorbei kommen? Ich bringe frische Brötchen mit, wir frühstücken zusammen und besprechen dann Vaters Geschenk und den Rest, okay?”
“Ohne Frechheiten und ohne Streit?” fragte Tina ihn.
“Ja, Ehrenwort. Ich werd ganz brav sein und dich nicht mal anfassen, es sei denn du willst es!” grinste er sie an.
“Ist halb zehn okay? fragte sie ihn.
“Halb zehn ist perfekt” sagte Max, gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze und ging zum nächsten Patienten.

Pia, die das Ganze von ihrem Tisch aus beobachtet hat, grinste Tina an “Wird das mit euch beiden noch mal was?” fragte sie.

“Das würde nicht gut gehen, wir streiten doch viel zu oft und außerdem ist er mein Chef!” gab Tina zu.

“Na und? Ihr seid doch beide ineinander verknallt, das sieht doch ein Blinder!”

“Aber ….” Tina wusste darauf nichts zu sagen. “Pia hat recht, ich bin verliebt in ihn! Verliebt in einen Erbsenzähler!” dachte sie.

“Tust du mir einen Gefallen, Tina? Räumst du nachher die paar Karten zurück? Georg hat mich zum Candle-light- Dinner eingeladen und holt mich gleich ab, ich möchte mich aber noch eben Umziehen und zurecht machen.”

“Na klar, zisch ab und “restaurier” dich! Ich mach den Rest. Hast eh noch was gut bei mir, wegen Montag” zwinkerte sie Pia zu.

Tina war grad mit den Karten fertig, da kam Pia aus der Umkleide.
Sie trug ein Knielanges, schwarzes, auf Taille geschnittenes Kleid, das mit kleinen Strasssteinchen am tiefen Ausschnitt verziert war. Dazu einen schwarzen Schal über den Schultern und Riemchen Pumps.

“Wow- Pia, willst du Georg umbringen? Das Kleid ist ein Killer! Der arme Kerl wird gleich Schnappatmung bekommen, du siehst fantastisch aus.” sagte sie begeistert.
“Dem kann ich nur zustimmen, Pia- du bist ein Hammer!” sagte auch Max der sie jetzt an die Hand nahm und sie einmal um sich selbst drehte.

Im gleichen Moment kam Georg zur Tür rein und ließ die Kinnlade fallen. “Pia, ich…, oh man…, du bist wunderschön ” stotterte er. “ Neben dir seh ich ja aus, wie ein Gammler!” er drehte sie jetzt auch noch mal, so wie Max grade.
“Leute, das ist nur ein Kleid.” sagte sie. “Und was für eins” sagten Max und Tina fast gleichzeitig. Pia nahm Georgs Arm. “Wollen wir?”
“Wir wünschen euch einen super schönen Abend” sagte Tina und gab Pia ein Küsschen auf die Wange. Dann verließen die Beiden die Praxis.

“Bis morgen, Prinzessin” verabschiedete sich Max von Tina, als sie auch ging.
Tina lächelte ihm nur zu und schaute ihm tief in die Augen.

“Wie gut, das man Herzklopfen nicht von außen sehen kann” dachte sie und stieg in die S-Bahn.

Am nächsten morgen war Tina doch ganz schön aufgeregt. Sie stand eine ganze Weile vor dem Kleiderschrank und wusste nicht so recht was sie anziehen sollte.
Etwas was “sexy” aussah? Nein, dann würde er sicher denken, das sie es drauf anlegt in seinen Armen zu landen.
T-Shirt und Laufhose? Klar, sie hat schließlich frei und wollte nur faulenzen.

Tina ging duschen und zog sich Dessous an, die zwar verführerisch, aber nicht zu sexy wirkten und entschied sich dann doch für ihre Lieblingsjeans und eine Bluse.

Jetzt war es 9:45 Uhr und sie war nervös, wie vor einer Prüfung.
Um sich etwas abzulenken, rührte sie einen Kuchenteig an, es sollte ja nicht auffallen, das sie auf ihn wartete.
Dann sah sie, wie Max auf den Hof fuhr. Er war pünktlich, das gefiel ihr schon mal sehr, denn wenn sie etwas nicht leiden kann, dann ist es Unpünktlichkeit.
Sie warf noch einen Blick (es war bestimmt schon der 375 ste) in den Spiegel und öffnete die Tür.

“Guten morgen, Prinzessin” begrüßte Max sie und gab ihr ein kleinen Strauß Blumen und ein Bussi.
“Guten Morgen Max, schon wieder Blumen? Danke, nett von dir. Komm rein”
Tina stellte die Blumen in eine Vase und dann auf den Frühstückstisch.
“Setz dich, der Kaffee ist gleich durch” bat sie ihn und legte seine Brötchen in einen Korb.

“Was wird das denn?” fragte Max, als er die Schüssel mit dem Teig sah.
“Ob du es glaubst oder nicht, das soll ein Kuchen werden.”
“Ich wusste gar nicht, das du backen kannst” feixte Max.
“Du weißt so manches nicht von mir” grinste sie ihn an.

Das Frühstück war sehr harmonisch, sie lachten viel und unterhielten sich sehr gut.
Nach unzähligen Überlegungen, fiel Tina der Werbeflyer der Flugschule wieder ein, den sie ins Altpapier entsorgt hat. “Das wäre doch genau das Richtige für ihn” sagte Tina und zeigte Max den Flyer.
“Klasse, genau das ist es” Max war begeistert.
Als Abschiedsgeschenk, für den Senior, entschieden sie sich also für eine Ballonfahrt mit Taufe, das würde dem Doc sicher gefallen.

Nachdem der Tisch abgeräumt war, widmete sich Tina wieder ihrem Kuchenteig. Max stellte sich mit dem Rücken ans Fenster und schaute ihr zu. Ab und zu musste er schmunzeln, denn er merkte, das er sie nervös machte.
Tina stellte die gefüllte Backform in den Ofen. “Oh nein,” entfuhr es ihr entsetzt “ich hab das Backpulver vergessen!” sie goss den Teig noch mal in die Schüssel zurück und rührte das Pulver unter. “Aber jetzt” sagte sie und lächelte Max an, der ihr immer noch zusah und ziemlich frech grinste.
“Mach ich dich etwa nervös?” fragte er.
Sein Shirt spannte über seinen muskulösen, verschränkten Armen.
Sie wusste, das sie ihm nicht lange widerstehen konnte, aber sie versuchte es und fing an die Küche aufzuräumen. Sie drehte Max dabei den Rücken zu und dennoch spürte sie seine Blicke auf ihrem Po.
Tina konnte nur daran denken, wie wohl sein Haut schmeckte und wie sich seine Hände auf ihrer Haut anfühlten. Sie wollte nicht, das er merkte wie sie auf ihn reagierte, aber da stand er schon ganz dicht hinter ihr.
“Kann ich dir was helfen?” flüsterte er ihr in den Nacken.
“Nein danke, ich bin schon fertig” flüstert sie zurück und drehte sich zu ihm um.
Max sah ihr tief in die Augen und war keine zehn Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt.
“Warum machst du mich so nervös?” fragte sie ihn und küsste Max sanft auf den Mund.
Er stellte sich wieder ans Fenster und zog sie sanft zu sich heran.
Sie küsste ihn noch mal, diesmal legte er seine Arme um sie und erwiderte ihren Kuss mit einem heißen Zungenspiel.
Tina erregte dieses Spiel so sehr, das ihre Atmung heftiger wurde. Max zog sie noch etwas fester an sich, das auch sie seine Erregung fühlen konnte.
Seine Hände streichelten über ihren Po und umklammerten ihn fest. Er küsste ihren Hals und merkte wie sehr es ihr gefiel.
Tina genoss seine Lippen und seine Zunge auf ihrer Haut, sie wollte mehr noch mehr von ihm.
“Hör nicht auf” hauchte sie ihm zu.
“Werd ich nicht, Prinzessin” sagte er, vergrub seinen Mund in ihrem Ausschnitt und liebkoste ihren Brustansatz..
Seine Hände glitten unter ihre Bluse und berührten ihre warme, weiche Haut. Er umarmte sie so fest, als wolle er sie niemals wieder loslassen.

Sie löste sich etwas aus seiner Umarmung und sah ihm tief in die Augen.
“Komm mit rüber, da haben wir es etwas bequemer” flüstert sie, nahm ihn an die Hand und zog ihn ins Wohnzimmer.
Max setzte sich aufs Sofa und kuschelte sich an Tina, die noch vor ihm stand. Er knöpfte ihre Bluse auf.
“Du schmeckst so gut” hauchte er zwischen ihren Brüsten” und zog sie auf sich, während ihre Bluse zu Boden glitt. Noch nie hatte Max so harte Brustwarzen gespürt “Du machst mich wahnsinnig” sagte er und küsste ihre Achseln.
“Wie war das mit den “Guten Vorsätzen, du willst ganz brav sein”?” fragte sie ihn zwischen zwei Küssen.
Max stellte Tina vor sich und wanderte mit seinen Küssen zu ihrem Nabel. “Bin ich doch!“ Er kniete sich vor sie und zog ihr in einem Rutsch die Hosen aus. Er küsste sie an ihrer zartesten Stelle und spielte mit seiner Zunge an ihrer Perle.
Tina war wie betäubt von dem Gefühl, es sollte niemals aufhören. Nach einer Weile drückte sie Max in die Kissen zurück und kniete vor ihm.
Max lehnte sich zurück, als er Tinas Hand spürte. Sie öffnete seine Hose, zog sie aus und begann ein Spiel das Max fast den Verstand raubte. Er bäumte sich etwas auf, um ihre Hand noch intensiver zu spüren.
Tina wollte ihn, ganz und jetzt. Sie fühlte seine heiße Kraft und begann an seinen Brustwarzen zu knabbern. Ihre Zunge und ihre Lippen gingen auf Wanderschaft. Sie begann Max zu liebkosen, erst nur ganz etwas, dann umschlossen ihre Lippen seine ganze Pracht. Max stöhnte auf und Tina genoss dieses Gefühl, die Macht zu haben es zu steuern zu können, wie viel Lust sie ihm verschaffte.
Max gab sich ihr soweit hin, das er es grad noch halten konnte.
Er drehte sie in einem Ruck unter sich, griff in ihren Schritt und fühlte ihre Hitze. “Jetzt bist du dran, Prinzessin” sagte er heiser vor Erregung und bedeckte ihren Körper mit fordernden Küssen.
Tina konnte und wollte ihre Lust nicht mehr verstecken, so sehr hat sie dieses Gefühl vermisst.
Jetzt hatte Max die Macht, sie mit seinem Zungenspiel in den Wahnsinn zu treiben und das gefiel ihm, - wie diese Frau!
Tina gab einen kleinen Schrei von sich “Ja, Süße ,lass es raus” hauchte er ihr zu und dann überrollte Tina ein Gefühl der unendlichen Tiefe.
Als sie sich etwas beruhigte, nahm Max Tina in seine Arme und küsste sie mit einer Zärtlichkeit die sie von ihm nicht erwartet hätte. “War es schön” fragte er sie sanft und sah ihr tief in die Augen.
Als Antwort küsste sie ihn Leidenschaftlich. “Ich liebe Dich” dachte sie voller Gefühl, aber das würde sie vielleicht nie laut aussprechen.

Plötzlich schreckt sie hoch “Der Kuchen!” rief sie und sprang in die Küche.
“Der brauch doch noch” lachte Max und ging ihr nach.
Tina nimmt den Kuchen aus dem Ofen und lächelt Max an “Perfektes Timing- genau richtig” strahlt sie.
“Der riecht fast so gut wie du” sagte Max und küsste Tina in den Nacken als er seine Arme um sie schlang.

Sie zogen sich wieder an. Max nahm Tina noch mal fest in den Arm und vergrub seinen Mund an ihrem Hals. Irgendwie konnte er sich nicht von ihr lösen und eigentlich wollte er es auch gar nicht, aber er hatte noch wichtige Termine.
“Es ist schon vierzehn Uhr, Prinzessin, ich muss los. Das war das beste und köstlichste Frühstück, das ich jemals hatte” sagte er zärtlich und küsste sie noch mal bevor er ging.

Warm und weich fühlte Tina noch Stunden später seine Küsse auf der Haut. Jedes mal wenn sie an den Vormittag dachte, durchfuhr sie ein surrender Schauer der Erregung.
Obwohl sie nicht miteinander geschlafen haben, fühlte sie sich schon lange nicht mehr so befriedigt.

“Und was wird jetzt ? War das eine einmalige Geschichte? Bin ich für ihn überhaupt eine Geschichte, oder nur eine von vielen, auf der Liste seiner Eroberungen?” Tinas Kopf schwirrte voll von diesen Gedanken, als ihr Handy piepte.
Eine neue Nachricht von einer unbekannten Nummer. Sie liest : “ PRINZESSIN DU SCHMECKST WUNDERVOLL.!! ICH MÖCHTE BALD DA WEITER MACHEN,WO WIR GRADE AUFGEHÖRT HABEN UND DICH NIE WIEDER LOSLASSEN!! ICH KÜSSE DICH 100 X ” MAX .

Ihre Gedanken von grade eben sind wie gelöscht. “solche Nachricht bekommt man nicht, wenn man nur eine einmalige Nummer ist” denkt sie sich und liest die sms zum achten mal.
“Ich habe mich tatsächlich verliebt.” gesteht sie sich selber ein.
Wenn vor ein paar Wochen jemand gesagt hätte, das sie sich in den Cowboy verliebt, dem hätte sie einen Vogel gezeigt.

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Tag der Veröffentlichung: 09.08.2010

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