17.29 Uhr um Freitagnachmittag und ich sitze vor meinem Pc und frage mich, warum all diese Hindernisse in meinem Leben mich immer wieder in die Knie zwingen.
Was um alles in der Welt habe ich verbrochen? Was habe ich für Fehler gemacht das ich so dafür büßen muss? Aber diese Fragen kann ich mir immer und immer wieder stellen, ich werde nie eine Antwort darauf bekommen….
Mit großem Geschrei blickte ich in das grelle Licht, ohne zu ahnen was dieses leben mit mir vorhat. Sanft wurde ich auf diese Weiche, wunderbar warme Haut gelegt. Ja richtig, ich spreche hier von meiner Geburt. Alle waren froh, dass ich gesund und munter war, heute denke ich mir, wäre es doch ganz anders gewesen. Denn meine Kindheit war alles andere als schön. Kind sein? Unbeschwert in den Tag leben ohne große Sorgen? Das war nicht mein Leben, früh musste ich lernen auf eigenen Beinen zu stehen, früh musste ich begreifen weshalb Mama und Papa immer so laut miteinander redeten. Ja ich wäre gerne wie die anderen Kinder freudenstrahlend über die grünen Wiesen gerannt, sorglos, ohne halt und ohne schlechten Gedanken.
Ich durfte dafür sehen was der Alkohol aus einem Menschen machen kann. Wie wiederwertig es ist einen Hauch Alkohol abzubekommen, wie laut ein Mann schreien kann und wie stark eine Frau deshalb weinen muss. Ich hatte eine gute Freundin ein paar Häuser weiter zu der ich immer lief wenn es besonders schlimm war, dort fand ich Trost und ein offenes Ohr. Dennoch musste ich irgendwann wieder nach Hause laufen, mit der Angst im Nacken, dass alles jetzt wieder zu erleben. Damals dachte ich nicht an meine Zukunft, stellte mir keine Fragen ob ich das noch lange aushalte und wieso ich das ertragen muss, ich schätze, ich war dazu einfach noch zu jung.
10 Jahre lang ging dieses Katz und Maus spiel, bis meine Mutter eines Morgens alles zusammen gepackt hat und ging, wie nannte Sie es, eine „ Nacht und Nebel“ Aktion.
Mir tat das alles kein Stück weh, weg von ihm, für andere Kinder bestimmt ein Weltuntergang, für mich aber der Sonnenaufgang….dachte ich!
Und so zogen wie in eine kleine 2 Zimmer Wohnung mit offener Küche und viel schrägen Wänden. Dort feierte ich auch meinen 10. Geburtstag. Und wie es das Schicksal wollte, lernte meine Mama einen neuen Mann kennen. „Wow, was für ein toller, lieber Mann“, dachte ich in dem Moment, als ich ihn kennengelernt habe. Nicht mal 2 Monate später zogen meine Mama und ER zusammen, am liebsten würde ich ihn ES nennen. Ein großer, kräftiger, blonder Mann, in dem ein Engel und ein Teufel wohnen. Kurze Zeit später wurde meine Mutter dann schwanger, ich hab mich auf meinen kleinen Bruder sehr gefreut. Die Geburt verlief schnell und unkompliziert. Da war er, der kleine, süße Strahlemann. Blondes Haar hatte er wie sein Papa und schöne blaue Augen. Anfangs hatte ich mich gar nicht getraut ihn zu tragen, ich hatte Angst ich tue ihm weh. Die Zeit verging, doch für mich fühlte es sich an, als würde sie stehen. Denn schlagartig hat ES, Entschuldigung, ich meinte ER, sich geändert. Ich hasse ihn heute dafür was er gemacht hat, meine Wut darüber wird nie verschwinden, Sie kann nur wachsen. Mit der Geburt meines Bruders wurde die Hölle eröffnet. Denn nun hatte ER meine Mama in der Hand. Er fing an sich wie ein Terrorist aufzuführen, brüllte, Trank, Schmiss die Türen, trat die Türen ein und veranstaltete immer wann es ging ein riesen Theater.
Folgende Geschichte hat sich in mein Gedächtnis gebrannt.
Es war ein Samstagvormittag als wir plötzlich kein warmes Wasser mehr hatten, unser Boiler hatte den Geist aufgegeben. Meine Mama beschloss daraufhin das wir alle ins Hallenbad fahren, da wir dort ja dann Duschen könnten. ER blieb zuhause und soff seine Bier vor dem Fernseher, mir war es mehr als recht das er zuhause blieb. Ich würde ihn bestimmt nicht vermissen und er mich genauso wenig. Wir machten uns eine schönen Tag im Hallenbad und ich genoss die Ruhe im vollem Wasser. Alles war ruhe für mich wenn ER nicht da war. Abends machten wir uns wieder auf den Heimweg. Mit schöner Musik fuhren wir in den Sonnenuntergang und mir blies der Wind durch meine langen, braunen Haaren. Klick – Klack machte es als wir die Straße abbogen und mit gepolter öffnete sich das große Garagentor. Wir waren wieder in der Höhle des Löwen angekommen. Mit schweren Füßen schleppten wir uns nach oben und was sahen wir da? Es saß auf dem Sofa mit seiner geliebten Flasche in der Hand. Wie ein wilder fing er an zu schreien wo wir jetzt solange waren und das er verdammt nochmal Hunger hätte! Ich ging in mein Zimmer, schloss die Tür und räumte meine Badesachen aus. Plötzlich ging hinter mir die Türe auf und meine Mutter kam weinend herein, Sie hatte meinen kleinen Bruder im Arm der ebenfalls schrie. Ich wusste überhaupt nicht was jetzt los war. Sie schloss die Türe ab, setzte sich aufs Bett und sagte kein Wort. Mit einmal polderte es laut an der Tür und ER schrie wie von den Taranteln gestochen herum. Mir blieb die Spucke weg, ich rannte in die Ecke meiner Zimmers, schlug die Hände vor meine Ohren und schrie, schrie so laut es ging. ER sollte endlich aufhören damit, ich hatte Todesangst! Ruckartig riss es die Tür aus dem Rahmen und sie Sprang auf. Er hatte es doch tatsächlich geschafft die Tür aufzutreten. Wohin jetzt? Stehen bleiben? An ihm durch rennen? Mein Gott ich war knapp 11 Jahre alt und nein, ich wusste nicht was jetzt das sinnvollste Wäre!
Meine Mutter sprang auf, lief auf ihn zu und fing an zu brüllen, in dem Moment schoss ich an ihm durch und rannte zur Haustür, sie kam hinterher und wollte gehen. Doch er packte Sie am Arm und zerrte die zurück. ER hob die Hand und drohte ihr mit seiner geballten Faust. So konnte ich nicht weg, was ist, wenn er ihr etwas antut? Ich blieb stehen doch meine Mutter befahl mir, das s ich raus soll, Hilfe holen, zu Nachbarin, Polizei, ganz egal, Hauptsache Hilfe. Ich rannte zur Nachbarin, doch dort öffnete niemand die Tür. Polizei? Wie soll ich die holen? Ich besaß damals noch kein Handy was heute ja sehr uncool wäre. Ein paar Sekunden später sah ich meine Mutter, sie fuhr das Auto aus der Garage und winkte mich zu sich. Ich stieg ein und wir fuhren zu meiner Tante. Dort blieben wir einige Nächte, aber leider war es nicht endgültig, dieser Abschnitt war noch nicht beendet und es ging weiter….
Die Ausraster häuften sich und langsam fing er an, all seine Wut an mir auszulassen. Er beleidigte mich, zog mich auf wo es nur ging und fing an überall Fehler zu suchen. Er bestrafte mich für kleine Patzer, schrie mich an wenn ich nicht raus ging oder wenn ich zulange draußen war. Ja, egal was ich tat, alles war falsch und alles wurde diskriminiert. Er machte sich über meinen Körper witzig, was ich doch für einen dicken Arsch haben würde und ich solle mal abnehmen, sonst will mich nie einer haben. Hier war ich bereits 13 Jahre alt und ich befand mich in einer Phase, die man Pubertät nennt. Ich war unglaublich verletzbar und jeder seiner Worte traf mich gemein. Doch ihm war das egal, er machte immer weiter. Ich hatte Angst vor dem einschlafen, denn ich könnte ja den nächsten tag wieder erleben. Meine Mutter sah zu und es tat Ihr fürchterlich Weh, doch dagegen unternommen hat Sie nichts. Ich fühlte mich alleine gelassen, meine Kräfte beraubt und so stellte ich mir folgende Frage : Will ich das länger mitmachen? Meine Antwort war nein. Ich fing an mich zu schneiden, Tabletten zu sammeln um sie schließlich allesamt zu schlucken. Doch nix brachte den erhofften Erfolg. Und so blieb ich in der Situation und ließ alles über mich ergehen. Kein Tag verging mehr ohne Todesstrafe. Mit 14 Jahren trennten sich die beiden dann das erste mal. Ich dachte ich wäre im Paradies angekommen. Zusammen waren wir in eine 3 Zimmer Wohnung gezogen, schön war Sie und nach unseren Wünschen eingerichtet. Jeder Tag war bunt und fröhlich, ich konnte lachen und musste nicht mehr weinen. Ich hatte meine Freiheit gefunden und lebte sie in vollen Zügen aus. 1 Jahr nach der Trennung schloss ich nach der Schule die Haustür auf und begrüßte meine Mutter fröhlich, Eiskalt wurde mein Körper durchströmt. Wie tausende von Nadelstichen bohrten sich in mein Herz und mir stockte der Atem. 4 Stühle und 2 waren besetzt, auf dem ersten saß meine Mutter und auf dem zweiten saß ES! Ich konnte weder sprechen noch mich bewegen. Aufwachen! Sofort Aufwachen! Aber es brachte nichts, denn es war kein Albtraum, es war der Ernst des Lebens. Lautlos huschte ich in mein Zimmer und verkroch mich. Später kam dann meine Mutter ins Zimmer und sagte 1 Satz, der Satz wird mich mein Leben lang begleiten, wir ziehen zu ihm zurück. Okay, schlechter Witz? 1. April? Versteckte Kamera? Nein, leider nichts von alledem. Und so zogen wir 1 Woche später wieder mit ihm zusammen. Anfangs war noch alles in Ordnung, er war nett und trank nicht. Das ganze ging einige Monate gut und ich dachte wirklich ER hätte sich geändert, leider war es nicht so. Alles begann wieder von vorne, jeder Seiner Worte traf mich und verletzte mich. Es flogen Stühle, es wurde geschrien und ER trank wieder. Jetzt war Schluss, dass mach ich keine Sekunde mehr länger mit! Ich packte meine Sachen, inzwischen war ich 15, fast 16 Jahre alt. Dabei riss ich ausversehen einen Blumenhafen um, doch er war viel zu sehr mit schreien beschäftigt. Stampfend ging ich die Treppe herunter, sah seinen Rücken, sah wie er sich umdrehte. In dem Moment habe ich all meine Wut herausgelassen, schrie ihn an das ich ihn hasse und das er das letzte wäre. Zog die Türe auf und wollte gehen, doch meine Mutter hat mich daran gehindert. Sie hat lautstark geweint und hatte Angst das ich sie hier alleine lasse. Sie zog an meinem Rucksack, flehte mich an zu bleiben, schluchzte bettelte mich an. So wie meine Mama da stand, konnte ich nicht gehen, Sie einfach hier alleine lassen, dafür hab ich Sie einfach viel zu lieb, auch wenn sie mich wieder in diese Hölle gebracht hatte. Ich ging zurück, schritt jede Treppenstufe langsam empor und fühlte mich leer. Einige Wochen später zogen wir wieder aus und diesmal endgültig. Bei einer guten Freundin meines Onkels konnten wir unterkommen. Dort wurde alles besser. Ich wurde 16 Jahre alt, ging weiterhin zur Schule und abends verdiente ich mir in einer Firma mit Putzen etwas dazu. Was ich zum größten Teil meiner Mutter gab, damit wir zu essen hatten. Es war unbeschwert, mein kleines, junges Leben. Doch eine nächste Hürde stand mir bevor, denn meine Mutter lernte jemand neues kennen und ehe ich mich versah, wollte Sie mit ihm zusammen ziehen. Ich hatte Panik das alles wieder so wird wie früher und ich fiel in ein tiefes, schwarzes Loch. Minutenlang starrte ich auf einen Punkt im nirgendwo. Meine Mutter behauptete ich würde ihr nichts gönnen und wäre nur Eifersüchtig. Ich wusste nicht was ich tun sollte, angst machte sich in mir breit und weit und breit sah ich niemand der mir helfen konnte. Das ganze hatte sich allerdings nach ein paar Wochen erledigt, denn meine Mutter zog die Rosarote Brille ab und machte Schluss. Mein Leben ging weiter und alles besserte sich wieder, selbst mein kleines Tief löste sich auf. Abend ging ich weiterhin in der Firma putzen und irgendwann fiel mir ein netter Mann auf der sich scheinbar sehr für mich interessierte. Und so sollte es auch sein, irgendwann tauschten wir die Nummern aus, inzwischen war ich 18 Jahre alt. Wir schrieben SMS und telefonierten. Doch eins kam mir komisch vor, jedes Treffen wurde verschoben und jedes Mal hatte er eine neue Ausrede. Schließlich fing ich an zu überlegen was dafür der Grund war. Wenig später fand ich es heraus, er war verheiratet und hatte eine Tochter. Für mich fiel ei9ne Welt zusammen, alles lag in Schutt und Asche. Warum ? Warum schon wieder ich? Er versprach mir das da nichts mehr laufen würde und er nur mich will. Das sie nur noch zusammen wohnen, aber nichts mehr laufen würde. Und ja ich war so verdammt dumm und hab das geglaubt. Manche werden schmunzeln wenn sie das lesen und sich sagen, dass hätte ich dir gleich sagen können. Dazu fällt mir nur ein Satz ein: Liebe macht blind.
Tag der Veröffentlichung: 09.05.2011
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