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Übersicht

 

Teil 1: Ho-Ho-Blitzken (Erzaehlung)

Gruppenwettbewerb "Gemeinsam"

 

 

Teil 2: Ho-Ho-Blitzken (Gedicht)

Gruppenwettbewerb "Gedichte"

 

 

TASER:

Noch nie von gehoert?

Dat is ne Elektroschockpistole.

Die besorgt dem Knecht Ruprecht:

Dat Ho-Ho-Blitzken

https://de.wikipedia.org/wiki/Elektroschockpistole#/media/Datei:Taser-x26.jpg

 

Ossel Osselpossel

 

 

Dat Ho-Ho-Blitzken (Prosa)

Da gibt et ne ganz ganz alte Frau, die iss heute noch in der Lippeniederung bei Lippe beheimatet. Die hat vor einem Jahr und 77 Tagen ihren 100. Geburtstag gefeiert. Und die, die wohnt noch bei ihrer Mutter, die 17 Jahre aelter iss. Ja, ihr habt richtig gelesen: Beide leben noch und die Mutter hatte einstmals dat Kind mit 17 Jahren geboren und auf den Namen Pauline taufen lassen. Mit 16 Jahren hatte sich dat Muetterken auf so-n Kerl eingelassen. Und dat zuner Zeit, als et natuerlich noch keine Pille gab. Damals vor dem 1. Weltkrieg hattense nur so Gümmeken, die aber manchmal nicht ganz dicht waren. Die Maenner, die sich damit behalfen, waren von daher auch nicht ganz dicht.

Wie auch immer: Dat Maedche brachte en kleinet Maedche zur Welt. Und ett bliew unvahirattet, weil sich der Kerl aus dem Staub und sich auf den Weg nach Amerika gemacht hatte. Dumm war der nicht. So konnte er sich zum einen dem Stellungsbefehl der Preussen entziehen, zum anderen drueckte er sich damit auch vor den Zahlungen fuer Alimente. Dat war wohl so um 1903 herum. Elf Jahre spaeter haette er in den 1. Weltkrieg ziehen muessen. Kurz und gut: Der Schlingel hat sich nie wieder blicken lassen.

 

Dat Maedche hatte also all die Lasten zu tragen, die sich an sein Mutterdasein knuepften. Ueber die Kindheitsjahre hinweg entwickelte sein Plag nen regelrechten Hang zum Daumenlutschen. Dat hoerte einfach nich auf damit. Immer wieder nahm die Mutter dem Balg den Daumen aus dem Mund: Und wupp war er wieder drin. Dat Kind kam auch mit fuenf Jahren nicht vom Daumenlutschen weg. Im Gegenteil: Wenn die Mutter dem Kind den Daumen aus dem Mund zog, wurde et auch noch pampig. Dat zusamm wurde bei dem Plach zu ner Art Grundhaltung.In der Folge verniedlichte die Mutter den Namen Pauline auf wenig nette Art zu „Pampken“, weil ett nu mal so pampig war.

 Als der Krieg vorbei war, kamen die jungen Maenner auch ins Lippische zurück und Pampke schoen langsam ins heiratsfaehige Alter. Die Kerle waren ihr aber egal, fuehlte sie sich doch mit ihrem Daumen im Mund allerbestens versorgt. So ging dat über die Jahrzehnte hinweg. Et bliew dabei: Sie wohnte bei ihrer Mutter und hatte immer den Daumen im Mund.

Irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg lernte sie einen netten Mann von der Bundesbahn kennen. Da war sie aber schon 55 Jahre alt. Klar! Da konnte sie schon keine Kinder mehr bekommen. Trotzdem hatte sich der Herr für sie interessiert. Also ging sie annem Sonntach nach der Messe mit ihm spazieren. Als er sie im Wald zu kuessen versuchte, drückte sie ihn etwas weg, nahm seinen Daumen und begann den intensiv zu lutschen. Sie dachte, sie koennte hierdurch schwanger werden und en Kind bekommen. Ihre einfache Mutter hatte sie zu keiner Zeit sexuell aufgeklaert, Klar! Das war in jenen Jahren nicht ueblich, aber auch nich notwendig. Nun, wat soll ich sagen: Der Kerl roch noch am gleichen Tag den Braten, merkte, dass die nicht ganz dicht war und zog Leine.

Als sie an diesem Tag ungewöhnlich spät von der Heilgen Messe zurück kam, wollte die Mutter wissen wat los war. Da erzählte dat Pampken von ihrem kleinen Abenteuer und die Mutter schlug einfach nur die Haende über dem Kopf zusammen. Dat war wohl so ziemlich dat letzte Liebesabenteuer in ihrem Leben. Gut moeglich aber, datse auf ihre Daumenlutschtour in der Karnevalszeit auch noch einen Muellergesellen verprellte. In der Nachbarschaft ging da ne Weile lang so'n Geruecht um.

 

Im Dezember 2018 besprach sich die Mutter mit einem Polizisten, der am 5. Dezember abends gerne immer als Nikolaus unterwegs war. Sie erzaehlte ihm ihr Leid mit ihrer Tochter, die bereits an die hundert Jahre auf dem Buckel hatte. Da bot er der Mutter an, am Nikolaustag mit dem Knecht Ruprecht vorbeizukommen. Dat wuerde nach seiner Meinung fruchten und er meinte dazu, dat er so seine Methoden haette, wie er der Tochter das Daumenlutschen austreiben wuerde. Bei dem ewig kindisch gebliebenen Pampken wuerde dat ganz gewiss auch helfen.

 

Gesacht – getan! Am Nikolausabend jenen Jahres kam schon am fruehen Abend ein fuerchterlicher Sturm auf. Trotzdem erschien da in den Lippeschen Niederungen der Nikolaus bei den beiden alten Weibern. Nen Knecht Ruprecht, ein Kollege von ihm, hatte er auch dabei. Mit Sack und Pack standen die beiden vor dem Pampken, dat mal wieder den Daumen im Maeulken drinnen hatte. Und der Nikolaus sagte zu ihr:

 

„Ho-Ho, Ho-Ho!“ Er zückte sein Büchlein.

„Wat muss ich da oever dat Pampken hier lesen? Daumenlutschen! Immer am Daumenlutschen, dat Pampken! Dat ganze Jahr hindurch.“

Da wurde dat Pampken auf seine Art mal wieder pampig und sachte:

„Na und? Wat geht dich dat an?“

„Und pampig is dat Pampken ebenfalls bei jeder Gelegenheit. Wie jetzt soeben.“

Dann wandte sich der Nikolaus dem Knecht Ruprecht zu und rief:

„Ho-Ho, Ho-ho! Hasse dat gehoert, Knecht Ruprecht? Ich glaube wir muessen heute dat Blitzken zum Einsatz bringen. Dat Ho-Ho-Blitzken fuer dat Pampken.“

„Dat Blitzken fuer dat Pampken? Dat koemmt mi auch so fuer.“

Und schon zog der Kerl einen schwarzen Knueppel aus dem Sack und wandte sich dem Pampken zu:

„Den Daumen . Aber sofort!“

Dat Pampken aber wurde noch pampiger und plärrte: „Hasse wat verloren hier? Verpiss dich!“

„Ja neeh, so geht dat nich“.

Und nun nahm der Nikolaus dat Pampken bei der Hand, rief laut „Ho-Ho!“ und hielt dem Knecht Ruprecht den Daumen hin.

Der Knecht Ruprecht hatte einen Taser von seiner polizeilichen Dienststelle dabei und im naechsten Moment gab et en gleissendet Blitzken und der Flutschdaumen vom Pampken war kohlrabenschwarz verbrannt. Da schrie dat Pampken ganz fuerchterlich und lief mit dem Kopf voraus an die Wand, dat et nur so knallte.

 

Zur Mutter gerichtet meinte er sodann:

„So Frau Vermoehlen! Habense dat Blitzken gesehen? Dat is unser Ho-Ho-Blitzken speziell für Kinder die dat Daumenlutschen nich lassen koennen. Jetzt machen sie ihrer Tochter wat Jod auf den Daumen und en Pflästerken droemroem. Und Sie werden sehen: Dat Pampken wird nie wieder den Daumen lutschen.“

„Na, da bin ich mal gespannt“. Dat Pampken aber schrie wie am Spiess, heulte Rotz und Wasser und waere am liebsten die Waende hochgeschossen.“

Die olle Vermoehlsche aber begleitete den Nikolaus und seinen Gesellen bis zur Haustuer und verabreichte jedem der beiden nen Fuffziga. Der Sturm aber hatte nicht nachgelassen, Im Gegenteil! Die beiden mussten zusehen wie sie sich in die Kneipe gegenueber hinein retten konnten. Die beiden Fuffziger hattense dort aber in der gleichen Nacht noch aufn Kopp gehauen. Sie bestellten graue Bohnen mit Speck und Bloodworst und der Schnaps floss in Stroemen. Spaeter musste sie ein Polizeikollege von dort um ein Uhr morgens nachhause bringen.

 

In der Folge sollte sich zeigen, dass sich die Investition gelohnt hatte. Dat Pampken musste nie wieder Daumenlutschen. Ging ja auch nich. Der verkohlte Daumen mußte in der staedtischen Klinik von Lippe wegoperiert werden. Monate spaeter war sogar dat Pampken froh drum, dat et den Daumen los war. Et musste nie wieder Daumenlutschen. Dat Ho-Ho-Blitzken aber hatte sich als wahrer Segen erwiesen. Nur die Zaehne von dem Pampken standen schief wie immer.



Dat Ho-Ho-Blitzken (Gedicht)

 

Heute  koemmt der Nikolaus

in dat Daumenlutscherhaus.

Und Knecht Ruprecht, der koemmt mit.

Dat Event wird so zum Hit.

 

 

Ho-Ho - sagt der Nikolaus

Ruprecht hol den Taser raus!

Dieset Kind hat eine Sucht,

lutscht den Daumen wie verrucht.

 

 

Ho-Ho - sagt der Nikolaus

Ho-Ho-Blitzken, jetzt komm raus!

Dieset Kind hat eine Sucht,

lutscht den Daumen wie verrucht.

 

 

 

 

 

 

 

Ho-Ho-Blitzken koemmt heraus.

Armet Däumsken. welch ein Graus!

Mit dem Taser wird's verbrannt.

Ruprecht ist dafür bekannt.

 

 

Die Moral von der Geschicht:

Lutsch dat arme Däumsken nicht!

Ho-Ho-Blitzken kennt  null Spaß.

Ruprecht trinkt jetzt Bier vom Fass.

Denn sein Job ist jetzt erledigt,

auch vom Nikolaus die Predigt,

Christkind wird noch abbestellt,

wat das Weihnachtsfest vergaellt.

 

 

 

 

Impressum

Texte: Ossel Osselpossel
Bildmaterialien: Foto von Pixabay
Tag der Veröffentlichung: 05.12.2020

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