Sie ist ein normales Mädchen, doch ist es nicht. Ihr wurde eine Gabe geschenkt. Wie oft braucht sie jemanden zum reden, doch sie schiebt ihre Bedürfnisse nach hinten. Sie hört anderen geduldig zu und hilft ihnen, obwohl sie weiß, dass sie es nie zurückbekommen wird. Niemand merkt, wie schlecht es ihr wirklich geht. Sie sehen nur das immer lächelnde, zurückhaltende Mädchen. Sie nutzen sie aus und sie lässt es geschehen. Doch die Maske fällt, wenn sie zuHause ist. Keiner hört die schmerzverzerten Schreie. Keiner sieht den Glanz des Metalls und dann die roten Blutflecke auf den Boden. Niemand bemerkt die Zigarette in ihrem Mund. Dann hört sie anderen wieder geduldig zu. Keiner fragt nach ihren Narben, die von Tag zu Tag größer werden. Keiner fragt, was für Probleme sie hat. Wie sie sich fühlt. Den Anderen ist es egal. Sie denken nur an sich. Sie wollen es nicht sehen. Das eingefallen Gesicht mit den traurigen Augen, wenn ihr Lächeln etwas anderes sagt. Wollen ihre Narben nicht sehen, ihre blauen Flecke. Keiner will die Geschichten dahinter hören. Sie hat keine echten Freunde, doch wollen alle ihr Verständnis und ihren Respekt. Das ist keine Freundschaft, das ist Heuchelei. Sie fühlt sich einsam und verlassen. Und an einem Tag lässt sie es geschehen. Sie nimmt das scharfe Stück Metall und tut es wieder, doch diesmal tiefer und an einem Punkt der ihr Ende bedeuten soll. Das Blut tropft erst nur leicht aus ihren Adern, dann entsteht eine riesige Blutwelle. Ihr zieht es in wenigen Sekunden den Boden unter den Füßen weg und sie klappt zusammen. Ihr Gesicht ist blasser als sonst, doch das Lächeln bleibt. In ihr Gedächtnis prägen sich Erinnerungen an ein Leben, was nicht lebenswert war, doch das ist jetzt vorbei. Sie schließt ein letztes Mal die Augen und träumt von Frieden.
Sie war ein Mädchen, was zu viel gab und nichts zurückbekam. Ihre Gabe zerstörte sie am Ende.
Tag der Veröffentlichung: 06.08.2016
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