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Mein Traum



Ich habe einen Traum,aber es gibt da eine kleine vor Geschichte.Wer das Leben von anderen Menschen nicht unbedingt interessant findet,sollte garnicht erst weiter lesen.

Ich bin in der ehemaligen DDR geboren und aufgewachsen.Ich fand es damals nicht so toll,aber jetzt denke ich mir öfter,das es doch nicht so schlimm war.Meine Mutter hatte Arbeit und meine Geschwister und ich hatten genug zu essen,so schlecht ging es uns garnicht.Allerdings habe ich es damals total gehasst zu all diesen Familienfeiern zu gehen.Ich hatte noch nie besonders viel für meine aufgeblasenden Verwanten übrig.Meine Mutter wurde zu der Zeit geboren,als gerade die Mauer gebaut wurde.Als dann Jahre später die Mauer fiel,war sie völlig aus dem Häuschen,aber ich dachte mir nur,jetzt habe ich noch mehr Möglichkeiten hier weg zu kommen.Nur so am rande,ich bin über Dreißig und lebe mit meiner Familie immer noch in "Ostberlin".
Nach der Wende habe ich so gut wie einfach alles mitgemacht was ging.Obwohl,so ganz richtig ist das auch nicht,ich habe mich vorher schon leicht daneben benommen wie meine Mutter und meine ältere Schwester fanden.Ich habe in der Schule nicht mehr mitgemacht,dafür mit den Jungs aus meiner und der Nachbarklasse nur noch Mist gebaut,habe angefangen zu Rauchen und mich noch mehr mit Jungs eingelassen als meiner Mutter lieb war.Mit dreizehn habe ich mich nur noch selten in der Schule sehen lassen.Ich hatte im Sommer vor meine Geburtstag einige Jugendliche kennen gelernt die sich in der Rechte Szene bewegten.Von da an war ich oft bei diesen Leuten,ich benahm mich wie sie und zog mich so an.Erst viel später wurde mir klar das das nicht meine Überzeugung war.Mit vierzehn bin ich das erste mal ins Heim gekommen,nachdem meine Mutter und ich immer wieder aneinander geraten sind.Aber selbst da habe ich mich nicht an die Regeln gehalten und meine eigenen gemacht.Irgendwann bin ich wieder nach Hause zu meiner Mutter,aber nicht für lange,dann bin ich ins nächste Heim gezogen.Ich hatte schon immer ein Problem mit anderen Mädchen,warum,keine Ahnung.Das Mädchenheim war der reinste Horror.Ich habe mich zwar behaupten können,aber nicht unbedingt durch beliebtheit geglänzt.Die anderen Mädchen hatten Angst vor mir.
Da ich nie irgendwelche Freunde hatten,denen ich wirklich was bedeutet habe,war mir das auch irgendwie egal.Nach einigen Monaten in dem Heim,wo ich auch Nachts durch abwesenheit glänzte,veränderte sich mein Körper.Ich hatte eine Vermutung,wollte es aber nicht wahr haben.ich war inzwischen fünfzehn und habe mich gewigert in die Schule zu gehen.Ich wollte in die Schule auf der ich vorher war.Ich habe durch das Heim den Bezirk ändern müssen und war nun eine Stunde von der alten Schule entfernt.Auf jedenfall sah es so aus,das ich frühs erst aufgestanden bin wann ich wollte.Die anderen Waren schon alle in der Schule als ich runter ging um zu frühstücken.Meine Erzieherin trank gerade mit der Küchenfrau und dem Zivi Kaffee.Ich wünschte einen guten Morgen und nahm mir einen Keks aus der Schüssel die dort stand.Sowie ich den ersten Bissen gegessen hatten,rannte ich auch schon zur Toilette.Als ich wieder zurück ging,sahen mich alle an und meine Erzieherin sagte ich solle heute zum Arzt gehen.Sie rief auch sofort da an und ich musste ob ich wollte oder nicht,hin gehen.Das Ergebnis war schockierend.Ich war fünfzehn und schwanger.In diesem Sommer wollten alle Heimbewohner ins Ausland fahren.Ich habe mich eh schon geweigert,eine Rechte und ins Ausland fahren,das ging ja nun garnicht.Zur Auswahl stand dann nur noch,Mutter-Kind Heim oder meine Mutter.Ins Ausland durfte ich dann sowieso nicht.Und wieder in ein anderes Heim wollte ich auch nicht.Also zog ich wieder zu meiner Mutter,großer Fehler.
Als mein erstes Kind dann da war,gab es immer wieder Streit zwischen meiner Mutter und mir,aber darauf möchte ich jetzt nicht näher eingehen.Als mein Sohn ein halbes Jahr alt war bin ich ausgezogen,allerdings ohne Kind.Meine Mutter wollte ihn nicht hergeben und da ich bis dahin beim Jugendamt kein wirklich tolles Bild abgegeben habe,glaubten sie meiner Mutter mehr als mir.Ich habe dann übers Amt die Möglichkeit einer Bleibe bekommen,die war auch nicht schlecht.Ich fing dann an zu Arbeiten.Mit siebzehn habe ich dann meine erste eigene Wohnung bekommen,bin Arbeiten gegangen und lebte mein Leben.Meine Kumpels waren immer noch Rechtsradikale.Einige Jahre später habe ich dann durch eine sehr dumme Sache meine Wohnung verloren und musste in ein Obdachlosenheim.Nach einem dreiviertel Jahr bin ich zu einer sogenannten Freundin gezogen und habe dann den Vater meiner Tochter kennen gelernt.Nachdem ich ein Jahr mit ihm zusammen war kam meine Tochter zur Welt,eineinhalb Jahre später habe ich mich von ihm getrennt.Ich zog mit meiner Tochter dann in eine kleinere Wohnung,alle zwei Wochenenden war mein Kind bei ihrem Vater und ich habe mir nen bunten gemacht.Wieder mit Folgen.Irgendwann war ich auf einer Party und habe dort jemanden kennen gelernt.Wir haben uns gut unterhalten,zusammen getrunken und sind am nächsten Morgen im selben Bett aufgewacht.Eine Nacht mit Folgen,ich war wieder schwanger und konnte noch nicht einmal sagen wer der Vater ist,aber ich liebe meinen Sohn genauso wie meine anderen Kinder.Es gab damals einen Mann mit dem ich mich gut verstand und der mich über alles liebte.Er nahm das Kind an als wäre es sein eigenes.Aus Platzmangel zog ich in eine größere Wohnung.Als mein drittes Kind eineinhalb Jahre alt war musste ich wieder umziehen da ich wieder schwanger war.Mein Traum rückte immer mehr in die Ferne.Mein letztes Kind ist behindert zur Welt gekommen,sie ist inzwischen im Schulalter.Ich bin seit zwei Jahren verheiratet.Meine große Tochter macht sich über Jungs Gedanken,mein Sohn ist voll auf Lego und Star Wars.Mein Mann ist beim Fahrdienst tätig und ich sitze zu Hause und spiele Hausfrau und Mutter.Der Rechten Szene habe ich vor zehn Jahren den Rücken gekehrt.Lebe für meine Familie und meiner Lieblingsband,die ich seit meinem achten Lebensjahr höre.Damals nur heimlich,da es nicht zu meiner Einstellung passte.
Jetzt sind meine Kinder aus dem gröbsten raus und ich denke immer wieder an meinen Traum.

Ich wollte schon immer Berlin verlassen und das nicht nur um Urlaub zu machen.Ich möchte einfach nur,wie wahrscheinlich viele andere Menschen auch,ein Haus mit Garten haben.Aber am liebsten in einer anderen Stadt.Ich würde auch in ein Dorf ziehen,aber irgendwie schaffe ich es nicht meine Familie zu überzeugen.Einfach alles hinter mir lassen,die ganzen alten Dinge loslassen.Komplett neu anfangen.Freunde finden und mich nicht mehr so nutzlos fühlen.Aber ich werde es wohl nie schaffen.


April 2012


Ende

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Tag der Veröffentlichung: 12.05.2012

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