Ich bin Sigyn, des Loki Frau.
Hört meine Geschichte, hört hin genau.
Einst war er der Schreck der Asen, war ihr Spötter.
Doch oftmals war er auch ihr Retter.
Er war ihr Narr und machte Witze.
Trieb er´s zu toll, trafen ihn Odins Blitze.
Er sagte die Wahrheit, hielt ihnen den Spiegel vor,
Holte für sie die Kohlen aus dem Feuer, auch das kam vor.
Friede, Freude, Eierkuchen,
Die Menschen bei den Göttern suchen.
Doch ist´s im Himmel wie auf Erden,
Drum wünscht euch nicht ein Gott zu werden!
Kaum denkt ihr: ihr seid göttlich weise,
Kommt Loki an, erst still und leise.
Dann zeigt er euch in seinem Spiegel
Wie ihr wirklich seid und das wird übel.
Egal ob Menschen oder Götter,
Er entlarvt euch alle – er der Spötter.
Er weiß genau: Ist die Harmonie zu groß,
Ist dahinter ganz bestimmt was los.
Und er deckt auf, was Schein, was Trug,
Und Menschen wie Götter schreien: Betrug!
Alles was sie mühsam unter den Teppich gekehrt,
Loki hat alles ans Licht gezerrt.
Die Menschen fühlen sich um ihren Glauben betrogen.
Die Götter ärgern sich erst recht. Es ist unten wie oben.
Seine Bestrafung fordern alle, sogar seinen Tod!
So begann sein Leidensweg. So begann meine Not .
Sie konnten ihn nicht töten. Die Wahrheit sucht immer das Licht.
Sie sagen er sei böse. Doch glaubt mir, das stimmt nicht!
Sie haben ihn gefesselt, unter die Erde verbannt.
Tun so, als hätten sie ihn niemals gekannt.
Eine Schlange speit ihm ihr Gift ins Gesicht.
Doch fürchten alle seine Rückkehr und sein Gericht.
Das Gift, mit einer Schale hab´ ich es aufgefangen.
Um sie zu leeren bin ich zu euch gegangen.
Der Schlange Gift es ist das eure,
Beweis seiner Schmach die ich beteure.
Doch bin ich fort, spritzt ihm das Gift ins Gesicht.
Er bäumt sich auf, spürt nicht der Ketten Gewicht.
Seine Schmerzen lassen seinen Körper erbeben.
Er bringt sich in Erinnerung durch der Erde beben.
Ich bin Sigyn, des Loki Frau,
erzählte seine Geschichte. Hörtet ihr hin genau?
Texte: Sieglinde Trautmann
Bildmaterialien: Mårten Eskil Winge, 1863
Tag der Veröffentlichung: 06.10.2013
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