Über den Autor Harald Malcus
Mit 16 Jahren kam er nach Hamburg und heuerte sofort bei der Seefahrt an. Als Steward hörte er mit 18 Jahren auf und kam nach St.Pauli. Er begann als Tresenkraft in Discotheken. Als er merkte, wie nah er am Milieu war, krempelte er sein Leben um.Er machte eine Ausbildung zum Kaufmann bei einem deutschen Stahlkonzern, gründete u.A. eine Blocker-Firma und sorgte dafür,dass Filmcrews ungestört an den Problemzonen drehen konnten.
Heute lebt er alleine auf den Kanaren und das ist auch gut so.
Erste Liebe
Nun war ich im Reich der Erwachsenen angekommen, der Pfarrer hatte es mir bestätigt, ich war konfirmiert. Vierzehn Jahre und auf 1.83 m gewachsen, zu schnell?
Mein Konfirmationsspruch passte auf mich wie die Faust aufs Auge: Wie kann ein Jüngling seinen Weg unbeschadet gehen, wenn er nicht hält an Gottes Wort,--oder so ähnlich--- jaja, der Pastor hatte Ahnung, er hatte mich wohl durchschaut.
Mein Konfirmationsanzug passte mir mit 22 Jahren immer noch, was war passiert, war ich als Kind zu schnell oder als Erwachsener zu langsam? War mein Gehirn da auch bestimmt mitgekommen? Eher nicht!
Meine Kindheit habe ich nur als angenehme Erinnerung auf meiner Festplatte gespeichert. Unangenehme Erinnerungen sind fast ausnahmslos gelöscht. Wir lebten in einem teilweise zerstörten dreistöckigen Gebäude in der Erdgeschoßwohnung. Ich wuchs in einem schönen, total zerbombten Umfeld auf, es war für uns Kinder ein einziger großer Abenteuerspielplatz. Gegenüber von unserer Wohnung war ein großer Bauernhof, ich kann mich nicht erinnern, ob auf ihm überhaupt etwas zerstört worden war. Der einzige Junge, der sich Hasso, einem weißen Schäferhund an einer mindestens 30 Meter langen Kette, nähern durfte war ich ,"Harras", wie Hulda, die alte Magd mich immer rief. Ich erinnere mich noch genau, wie meine Zeit der Duldung auf dem Bauernhof zuende ging. Ich hatte in einer Ecke des Heuschobers zwei Eier gefunden. Natürlich hätte ich sie, wie alle vorigen Eier bei Hulda abgeben müssen, aber diesmal nahm ich sie mit nach Hause. Meine Mutter schimpfte mich gehörig aus, ich mußte die Eier wieder zurückbringen und mich entschuldigen. Hulda sackte die Eier ein , Entschuldigung angenommen? Wohl eher nicht! Auf jeden Fall war der Bauernhof für den Rest meiner Kindheit erledigt." Wenn du auf Eier Hunger hast, hol welche von Rüngler" sagte meine Mutter.Rüngler war der kleine Laden an der Ecke. Dabei war Rüngler immer sehr peinlich, die alte Frau Rüngler rief immer sehr laut "Harald, anschreiben, wie immer?" Sie holte ihr Büchlein raus und schrieb meinen Einkauf darin auf. Wenn Papa mit der Lohntüte nach Hause kam, ging Mama bezahlen. Die Rüngler war eigentlich damals schon unsere Bank.
Wir hatten als Jungs in erster Linie Pöhlen im Kopp.
Willze mitpöhlen, komm wir gehn pöhlen usw. Wenn der Kloppi nich mit seine Mamma und Vatta inne Kirche mußte, konnten wir pöhlen, denn ihm gehörte die Pille.
Datt war son alter Lederball und wennet schüttete, war er so schwer wie ein Pflasterstein. Das ließ nun allmählich nach und die Mädchen rückten bei mir in den Vordergrund.--bisse schwul geworden oder warum willsse nich mitpöhlen?---( im Gegenteil, wenn ihr wüßtet)
Wie nannte man das damals? Wohl auch schon ficken ?
Die erste Gelegenheit, es auszuprobieren, hatte ich mit einem Nachbarsmädel, das mit mir in den Unterricht ging.
Als dieses ziemlich langweilige Konfirmations-Gequatsche zu Ende war, wurde es schon dunkel. Es gab hinter der Kirche einen wunderschönen Garten mit alten Bäumen, vielen Sträuchern und guten Verstecken. Der Herrgott würde schon nichts dagegen haben ( der Pfarrer schon ), es gab in unserem Alter noch nicht so viele Gelegenheiten, um während dieser Uhrzeit noch die Dunkelheit einmal auszunutzen. Sonst mussten ich zur Dämmerung immer zuhause sein, aber wenn der Herrgott es erlaubte, gab es keinen Widerspruch. Es wurde natürlich nichts mit dem ersten Mal, denn sie war anscheinend schon erfahren. Das merkte ich an dem Kondom, das sie auf einmal in der Hand hatte und es mir überziehen wollte. Nein, mit Kondom wollte ich schon damals nicht und so zog ich ihn wieder ein und den Reissverschluß zu. Ich weiß nicht, aber das hat mich vielleicht mein ganzes Leben verfolgt, ich mochte nie gerne mit Kondom, deshalb habe ich auch drei eigene Kinder und werweißwieviele noch irgendwo in der Welt herumlaufende, die ich allerdings auch gerne kennengelernt hätte.
Ich wollte immer raus, aus dieser, meiner Meinung nach kleinbürgerlichen Enge, mit 15 Jahren hatte ich noch kein eigenes Zimmer und so hatte ich geräuschlos wichsen gelernt, ohne einen Atemzug, ohne an die Bettdecke zu stossen, nur wenn ich dann kam, kaschierte ich das mit einem Herumdrehen und Räuspern. Das war in dieser Zeit meine tägliche Abendbeschäftigung, denn ich schlief am Fußende des Ehebettes meiner Eltern auf einer Liege. Meine Eltern hatten ebenfalls alles geräuschlos abgewickelt, oder sie schliefen nur noch nebeneinander und wickelten wohl nichts mehr miteinander ab. Oder mein Vater konnte noch geräuschloser als ich wichsen. Oder seine kleine Nutte beschäftigte ihn zu sehr.
Mein einziger Traum war die Seefahrt, ich wollte als Kapitän alle Weltmeere befahren, ich wollte die Welt sehen.
Meine Eltern, mein Vater war von Beruf Buchdrucker, der aber die einzige nach dem Krieg zu bekommende Arbeit, Zechenarbeit, annehmen musste, einfache Leute, die aber für uns Kinder, meine Schwester, die 10 Jahre älter war, und mich, alles in ihrer Macht stehende taten. Mit 6 Jahren wurde ich stadtbekannt als der < Himmelsstürmer>, der fast unverletzt einen Sturz aus ca. 15 Metern Höhe überlebt hatte. Nein, ein ruhiger, artiger Junge war ich wohl nicht. Unser Spielplatz war ein einziges Trümmerfeld, und hier waren besonders die halbeingestürzten Keller interressant. Da darf ich heute garnicht mehr dran denken, da schüttelt es mich.
Ich war 14 Jahre, hatte mich in ein bildschönes, ebenfalls genau so altes Mädchen, einen Engel mit hellblonden langen Haaren, unsterblich verliebt. Es gab von der Arbeiterwohlfahrt eine Kinderlandverschickung, bei der ich sie kennengelernt hatte. Mein Wohnort war ein Vorort von Bochum und sie wohnte in Schwelm. das waren gefühlte 1000 Km. Wie sollte ich sie jemals wiedersehen? Der Zufall kam mir zu Hilfe. Ich hatte meinen Vater vom Zechentor abholen wollen, aber da war schon jemand vor mir. Er knutschte ungeniert in einer Ecke vom Zechentor mit einer Frau, die mir auf den ersten Blick nicht allzu unsympatisch erschien. Im Gegenteil. sie war ganz hübsch, vielleicht wäre sie auch was für mich??? Jetzt fang mal nicht an zu träumen, Harry.
Das war ja niedlich, aber er hätte sie auch zuhause unter dem Küchenfenster knutschen können, meine Mutter war blind, und das nicht vor Liebe, sondern wegen der ständigen Netzhautentzündungen, die so viele Narben hinterlassen hatten. Ich ging rüber zu den beiden und fragte meinen Vater, dem das sehr peinlich zu sein schien, wer das denn sei. "Das erklär ich dir später", sagte der Mann, der mir nie etwas erklärt hatte. Ich war ja nicht blöde, ich brauchte keine Erklärung. Und so trollte ich mich meines Weges.
Der Mitwisser, der das Maul hält, wird belohnt, darauf spekulierte ich zu Recht.
Ein paar Tage später kam mein Vater mit einem Damenfahrrad von der Arbeit nach Hause.
Das hatte mein Vater für mich getan und dafür liebte ich ihn. Sie hatte es ihm für mich mitgegeben, weil er ihr von meinem Wunsch nach einem eigenen Fahrrad erzählt hatte.
Und so konnte ich endlich nach Schwelm fahren. Es waren nur ca. 30 km und gar nichts für einen liebeshungrigen Burschen wie mich.
Meine ANGELA!!!
Die Ruhrberge zogen sich endlos lang hinauf, aber das merkte ich überhaupt nicht. Nach Stunden kam ich an, fand auch die Klingel und Angela machte die Tür auf. Erstaunt sah sie mich an "kennen wir uns ?"
"Angela, ich bins, Harry" "Woher kennen wir uns denn?" "Na, du weißt doch, aus Bad Sazluflen" "Soso,
Und was willst du? Ich hab leider gar keine Zeit, bin bei den Schularbeiten, war schön, dich mal wiedergesehen zu haben, machs gut"
Ich war erschlagen, sie hatte mich vor der Tür stehen gelassen, was war denn das? Ich liebte sie doch und wir hatten uns doch ganz gut verstanden.
Hat mich auch irgendwie geprägt, die eine wollte, aber ich nicht, die eine wollte ich, aber sie nicht, dann war da noch eine, die wollte, aber ich konnte nicht, ich fand den Eingang einfach nicht.
Aber es musste einfach sein, also klaute ich meinem Vater 20 DM von seinem, für die Weihnachtsgans zurückgelegtem, Geld aus der Nachttischschublade, dafür liess mich eine Nutte auf dem Eierberg durch die hohle Hand f.....,natürlich auch noch mit Kondom, und auch mein Vater, der das fehlende Geld sofort bemerkt hatte,ließ mich seine Hand spüren. Waren zwei geile Erfahrungen, so kurz nacheinander.
Mit 15 Jahren habe ich mir die Welt im Kleinen angesehen, ich bin mit dem alten Damenfahrrad, ohne Gangschaltung, zur Weltausstellung nach Brüssel gefahren. Jeden Pavillon hatte ich mindestens zweimal gesehen und so bin ich erst recht auf den Geschmack gekommen.Das musste ich mir alles aber genauer ansehen. In echt!!!!!!
Die Seefahrt wäre das einzig Wahre.................
Ich mußte nach Hamburg---unbedingt---
Dumm gelaufen, aber schön war es doch.........
Hamburg, 23.06.1981
Hallo Rudi,
ich weiß, du hast ein Problem damit, Mailbox oder eine Handynachricht abzuhören,mit SMS habe ich nicht viel im Sinn,( wir sind eben eine andere Generation ) deshalb schreibe ich dir schnell einen Brief und gehe davon aus, du hältst wie immer dicht.
Ich weiß nicht, ob du schon weißt, ich habe mich von Gesa getrennt, ihr ewiges Genöhle ging mir auf den Keks. Ich werde jetzt bald vierzig, da braucht man schon etwas ruhigeres.
Ich hab mich gestern wieder einmal nicht gut gefühlt und deshalb noch auf den Kiez gewagt. Meine Depressionen geben mir immer einen Adrenalinschub, oder ich bilde es mir ein, einen Grund zum Saufen braucht eben jeder.
Na, du weißt schon, ich wollte mir was zum Ficken aufreißen, ich hab noch immer etwas gefunden. Das ich eigentlich auf Dicke stehe weißt du ja, aber jetzt bin ich auch nicht mehr so wählerisch,ich nehm inzwischen auch gutaussehende Frauen mit, man macht halt Abstriche.
Was mir aber gestern in der Venus-Bar passiert ist, glaubst du nicht, aber wem sonst als dir kann ich das alles erzählen.
Also, ich wollte so gegen 2 Uhr noch einen letzten Absacker trinken, plötzlich war sie da. Ein Traum aus einer Mischung von Klum und Loren, ich dachte zuerst, sie schaut an mir vorbei in Richtung der Tür, hab mich auch umgedreht, da war aber niemand, sie meinte mich. Dieser Blick, was wollte sie ausgerechnet von mir? " Kennen wir uns " Ich war auch schon mal origineller. " Was willst du trinken " fragte sie mit einer total geil- sexy-verräucherten Stimme. Ich dachte noch, vielleicht eine Transe, aber nein, das war kein Kerl, aber für eine Frau sah sie eigentlich zu gut aus. Ich war etwas verwirrt "Glas Champagner ". Sie verzog keine Miene und bestellte zwei Gäser. Die goldene Rolex mit Brillantlünette sagte ganz klar, ich hab Kohle. Wir nippten an unseren Drinks, plötzlich kam es raus. " Kannst du mir etwas zum Nasepudern besorgen?" " Gib mir ein Hunni, ich besorg dir was" Sie gab mir die 100 Euro, ich ging nach drüben in die Gerhardstraße und kaufte einem ganz schwarzen Jungen ein Kügelchen aus dem Mund, man das war ja eine astreine DNA auf einem Beweismittel, das wäre, wenn ich von der Schmiere gewesen wäre, einem Geständnis gleichgekommen, aber der wußte das schon richtig einzuschätzen, der Rentner?( in den Augen der Dealer waren alle ab 35 Jahren Rentner ) Ich gab ihm einen Fuffi (50 DM) und verschwand wieder. Schon mal 50 DM plumps gemacht, die Spesen für heute nacht waren schon mal erst drin. Sie wollte sich das Zeug direkt am Tresen reinziehen, aber Toni, der Tresenmann, kam und bat sie zumindest zur Toilette zu gehen.
Als sie wiederkam, sah sie 20 Jahre jünger aus, sie ging viel aufrechter und sprach nicht mehr mit dieser rauhen Stimme.
"Willst du denn noch etwas Spaß haben? Wohin gehen wir?" Sie war jetzt gut drauf, sie war bestimmt dankbar.
Nebenan in der Steige war Nasen-Peter als Witschafter angestellt, war zwar eine Schmuddelbude, der ganze Laden stank nach Schweiß und sonstwas, aber das schien ihr nichts auszumachen, im Gegenteil, es schien sie noch mehr anzumachen. "Geiles Ambiente " sagte sie. " Hähh, meinst du das im Ernst?" fragte ich ungläubig. Nase-Peter fragte " Wie lange?" "Die Nacht " war ihre ebenso kurze Antwort. Sie gab ihm einen 50er und wir gingen aufs Zimmer. Ich hatte die Tür noch nicht zugemacht, da stand sie schon nackt vor mir, sie hatte nur einen Mantel angehabt, das ahnt doch niemand,diese Sau, daß sie darunter nichts anhatte, nur noch die Rolex
Als erstes brachte ich mich noch mit dem Koks in Form, und als ich mir noch eine Line reinpfiff, war sie schon am Rohr.
Der "Vorgang" dauerte insgesamt ca 30 Minuten,ich ließ sie sich quälen, man ist ja nicht mehr der Jüngste.
Total geschafft und nach einem Downer Saroten 50, schlief ich wie ein Toter.
Morgens um zehn kam Nasen-Peter und weckte mich. "Wo ist die Braut?" Ich wurde hektisch. " Die ist um ca 3 Uhr gegangen". Ich wollte auf meine Uhr sehen, weg war meine neue Rado Sports,( 2 Mille), ich griff nach meiner Hose, mein Handy nicht da, mein Geld,meine Geldbörse, meine Karten weg, ich hatte abends bestimmt noch 1 Mille in der Tasche. Ich war nach solch einer langen Zeit auf St. Pauli, ich wohne jetzt immerhin schon zwanzig Jahre auf dem Kiez, das erstemal richtig gefickt worden. Ein Zettel lag auf dem Nachtkästchen:
-- Du warst eigentlich ganz nett, aber auf
Einzelschicksale kann ich keine Rücksicht nehmen
Lisa--
Na, zumindest war sie höflich.
Mach keine dummen Witze, wenn wir wieder kegeln gehen, sonst erzähl ich deiner Alten die Story mit Purzel,deinem Hund, im Whirlpool vom Funny. Gruß, Dein Harry
Ich war während des Briefschreibens in eine komische,melancholische Stimmung gekommen, was war eigentlich mit mir in den letzten Jahren passiert? Wie war ich in diese Situation gekommen? Warum arbeitete ich nicht wie Rudi bei der Finanzbehörde? Was mußte ich mich mein ganzes Leben in diesem Drecksmilieu herumtreiben? Stimmte mit mir etwas nicht? War doch alles vorbestimmt?
Ich mußte unwillkürlich an meine Jugend denken, wurden
hier die Weichen in diese Richtung gestellt? Wie bin ich hier eigentlich reingerutscht?
SATYRICA---PLANUS---Rückblick
Ich wollte zur See fahren, war aber erst 16 Jahre und benötigte unbedingt das Einverständnis meines Vaters. Nach zwei abgebrochenen Lehren, Schlosser und Einzelhandelskaufmann, bekam ich endlich sein Einverständnis, er hatte aufgegeben.
Ich hatte die erste Nacht in der Fremde, in Hamburg, gut geschlafen. Zwar auch nicht alleine, sondern mit ca 10 Mann auf einem Saal, der mir allerdings riesengroß vorkam, so daß mich die anderen gar nicht störten.
Mit den ersten Sonnenstrahlen war ich auf den Beinen und sah durch ein Fenster auf den Hafen mit seinen Landungsbrücken und der Elbe. Ja, hier war ich richtig, ich mußte mir jetzt erst ein Schiff besorgen. Ich lief über den langen Flur immer dem Schild > DUSCHE
> nach,sprang unter einen Strahl. Ich konnte mir eine von ca 20 Duschen aussuchen und war happy. Das war schon "exclusiver" als zuhause, dort mußte ich warten, bis alle fertig waren und täglich duschen war auch nicht. Samstag war Badetag, basta.
Unten im Haus war der " Heuerstall", so wurde die Vermittlungsstelle für Seeleute genannt. Ein riesiger Raum, an den Seiten lange Bänke, in der Mitte geteilt durch eine Wand.In dieser Wand waren in Bauchhöhe kleine Fensterscheiben, die von innen verhängt waren. Hin und wieder wurde eine davon aufgeschoben und eine Lautsprecherstimme krächzte in den Raum :
ein Matrose für Frachter, Südamerika -- Ein Steward für Tanker, Golf, Ein Koch für .........
Dann plötzlich :" duda, was bist du denn für einer, komm mal her." Er meinte mich, ich stand auf und ging hin zu der Klappe, wie hatte er mich bemerkt? Ich hatte bisher nur seinen Bauch gesehen. " Was willst du denn?" " Ich will zur See fahren " antwortete ich. " Gib mir mal dein Seefahrtsbuch" " Wie bitte, was?" Ich war erstaunt, als er mir erklärte, ich müsse zuerst zum Seemannsamt und mir ein Buch besorgen. Er hieß Max und erklärte mir den Weg zum Amt. " Wenn du dich beeilst, kommst du noch rechtzeitig zurück, als was willst du denn fahren ?" Als Moses in der Küche oder Sonstwas". "Da kann ich ja schon mal nachsehen, ob es sonstwas bei der Seefahrt gibt". "Sonstwas" war der Messejunge und zuständig für die Reinigung der Wohn- und Schlafräume, Toiletten und Gänge,Kotze wegmachen, Essenholen und Abwaschen ( Bedienung machte der Steward ).Das war ja nicht sehr spannend,so hatte ich mir das natürlich auch nicht vorgestellt. Aber es gab kein Zurück, das Schiff, auf dem ich angeheuert hatte, lief mit 15 Meilen in Richtung Persischem Golf.
Das war nichts für mich, im Persischen Golf keine Mädels, nur Schwule, die mich natürlich gleich versuchten, anzumachen----"Fickbilder ? du kucken"----. Ich schloß mich in meiner Kabine ein und rauchte erstmal eine. Die Lage war ernst, aber nicht hoffnungslos, es war nur der falsche Dampfer.Das mußte ich ändern, also in Rotterdam wieder runter und mit dem letzten Geld eine Fahrkarte nach Hamburg.
Ich mußte endlich Erwachsen werden, und wo ging das besser als auf St.Pauli. Das sollte mein zweites Zuhause werden
In Hamburg bin ich schnellstens zur Reederei,
"Bitte meine Abrechnung". Da ich immer vom Vorschuß gelebt hatte, erwartete ich natürlich nicht viel, aber man war für alles dankbar.
Zu meiner Überraschung gab es noch 425.- DM
( Auszahlung der Seesonntage ). Ich ging in die Venus-Bar, das war die angesagteste Jugend-
Disco auf dem Kiez. Hinterm Tresen ein Bodybuilder mit dem sehr passenden Namen Kugel-Fischer. Er hatte wohl seine Ausbildung zum Supermann falsch verstanden, alles hatte sich in seinem Bauch niedergeschlagen. Bei 1.72 m Größe war Ulli, so hieß er mit Vornamen, wohl inzwischen auf 2 Zentner eingependelt. "Was willst du trinken?" "Bier" "Biste 18 ?" "Seh ich aus wie ein Kleinkind?". Er stellte mir wortlos eine Flasche auf den Tresen. Es war nicht viel zu tun, ich war ziemlich der einzige Gast an diesem frühen Nachmittag. Wie heißt du, wo kommst du her, wo wohnst du, brauchst du was ??? "Ich brauche eine Bude und Arbeit". "Was schwebt dir denn so vor,Arbeit?"
"Sowas wie du, hinterm Tresen, das wäre prima."
Die erste wichtige Bekanntschaft,das sollte sich bald herausstellen. Die Bar füllte sich und Ulli hatte jede Mange zu tun. Plötzlich sprach mich so ein Grufti an, der war mindesten schon 40 oder nicht ganz. "Ulli hat mir gesagt, du suchst Arbeit?" "Ja, ganz dringend"."Komm mal mit nach hinten". Er ging vor mir zu einer Tür mit einen Schild --Privat--, die er aufschloß und mich reinschob. " Ich bin der Robert und bin hier der Geschäftsführer". Ich stellte mich vor "Harry". Was hast du bisher gemacht? "Ich bin als Steward zur See gefahren." "Soso, Steward, schnelle Karriere gemacht,wie?" "Hab zwei Klassen übersprungen". "Du gefällst mir, kannst zur Probe anfangen, der Ulli wird dich einweisen. Damit wollte er mich rauslassen."Wieviel Geld bekomme ich?" "Das liegt an dir, du arbeitest auf Prozenten, bau dir eine gute Schicht auf, dann verdienst du hier super."
"Na, hat es geklappt?" Ulli hatte mich schon als Kollegen anerkannt. Er hatte das mit meinem Job bei Robert eingefädelt und das machte ihn mir noch sympathischer.
Eigentlich war das der Anfang meiner "Karriere"auf St. Pauli
Eine Anmerkung des Autors:
Der 2. Teil wird Ende August fertig,( sorry) aber wen interessiert das schon ??????
Texte: Alle Rechte beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 25.07.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Anna und Ernst