Die erste Heuer
Ich wollte unbedingt zur See fahren, war aber erst 16 Jahre und benötigte unbedingt das Einverständnis meines Vaters. Nach zwei abgebrochenen Lehren, Schlosser und Einzelhandelskaufmann, bekam ich endlich sein Einverständnis, er hatte aufgegeben.
Ich hatte die erste Nacht in der Fremde, in Hamburg, gut geschlafen. Zwar auch nicht alleine, sondern mit ca 10 Mann auf einem Saal, der mir allerdings riesengroß vorkam, sodaß mich die anderen gar nicht störten.
Mit den ersten Sonnenstrahlen war ich auf und sah durch ein Fenster auf den Hafen mit seinen Landungsbrücken und der Elbe. Ja, hier war ich richtig, ich mußte mir jetzt erst ein Schiff besorgen. Ich lief über den langen Flur immer dem Schild > DUSCHE > nach,
sprang unter einen Strahl. Ich konnte mir eine von ca 20 Duschen aussuchen und war happy. Das war schon "exclusiver" als zuhause, dort mußte ich warten, bis alle fertig waren und täglich duschen war auch nicht. Samstag war Badetag, basta.
Unten im Haus war der " Heuerstall", so wurde die Vermittlungsstelle für Seeleute genannt. Ein riesiger Raum, an den Seiten lange Bänke, in der Mitte geteilt durch eine Wand.In dieser Wand waren in Bauchhöhe kleine Fensterscheiben, die von innen verhängt waren. Hin und wieder wurde eine davon aufgeschoben und eine Lautsprecherstimme krächzte in den Raum :
ein Matrose für Frachter, Südamerika -- Ein Steward für Tanker, Golf, Ein Koch für .........
Dann plötzlich : duda, was bist du denn für einer, komm mal her. Er meinte mich, ich stand auf und ging hin zu der Klappe, wie hatte er mich bemerkt? Ich hatte bisher nur seinen Bauch gesehen. " Was willst du denn?" " Ich will zur See fahren " antwortete ich. " Gib mir mal dein Seefahrtsbuch" " Wie bitte, was?" Ich war erstaunt, als er mir erklärte, ich müsse zuerst zum Seemannsamt und mir ein Buch besorgen. Er hieß Max und erklärte mir den Weg zum Amt. " Wenn du dich beeilst, kommst du noch rechtzeitig zurück, als was willst du denn fahren ?" Als Moses in der Küche oder Sonstwas". "Da kann ich ja schon mal nachsehen, ob es sonstwas bei der Seefahrt gibt".
"Sonstwas" war der Messejunge und zuständig für die Reinigung der Wohn- und Schlafräume, Toiletten und Gänge, Essenholen und Abwaschen ( Bedienung machte der Steward ).Das war ja spannend,so hatte ich mir das natürlich auch nicht vorgestellt. Aber es gab kein Zurück, das Schiff, auf dem ich angeheuert hatte, lief mit 15 Meilen in Richtung Persischem Golf.
Das war nichts für mich, im Persischen Golf keine Mädels, nur Schwule, die mich natürlich gleich versuchten, anzumachen----Fickbilder ? du kucken----. Ich schloß mich in meiner Kabine ein und rauchte erstmal eine. Die Lage war ernst, aber nicht hoffnungslos, es war nur der falsche Dampfer.Das mußte ich ändern, also in Rotterdam wieder runter und mit dem letzten Geld eine Fahrkarte nach Hamburg.
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Tag der Veröffentlichung: 18.12.2009
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