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Jambo Kenia


1.Kapitel
Urlaubsplanung, Anreise, Hotel, Seesafari


Es hätte alles so schön sein können.......
Der African – Safari – Club (ASC) war uns als seriöses, Schweizer Reiseunternehmen mit eigener Luftflotte, eigenen Hotels und einer eigenen Lodge bekannt.
Er galt als der Spezialist für Kenia-Reisen; nicht nur in Deutschland.
Wir waren bereits 1988 in Kenia und hatten damals, aus der Ferne, das Hotel Vasco da Gama als Traumziel für den nächsten Urlaub in Kenia erkannt.
Guten Mutes buchten wir eine drei dreiwöchige Reise mit allem Schnick-Schnack.
Wir wollten uns eine Woche in Kenia akklimatisieren, dann eine einwöchige Flugsa­fari genießen und anschließend noch eine Woche am Strand relaxen.
Für den Hotelaufenthalt suchten wir uns, man gönnt sich ja sonst nichts, das 5 Ster­nedomizil „Vasco da Gama“ aus.
Unsere Erinnerung und der Hotelprospekt versprach uns nur Gutes.
Nach den Anpreisungen der netten Dame im ASC-Reisebüro sollte uns die Reise di­rekt in den Himmel führen.
Wir, das heißt meine Frau und ich, glaubten ihr – noch.

Mit großer Vorfreude ging`s dann los.
Mit Sack und Pack sind wir überpünktlich am Flughafen.
Erwartungsfroh checken wir ein – noch klappt alles, selbst die Kontrolleure der Si­cherheitskontrolle überschlagen sich vor Freundlichkeit. Ich darf sogar die Schuhe anbehalten.
Wir machen es uns nahe am Gate gemütlich.
Die Mitreisenden machten nicht alle einen seriösen Eindruck.
Bei Keniareisen nichts Ungewöhnliches.
Fahren viele „Herren“ doch nur aus einem Grund dahin; na gut, die „Damen“ ha­ben sich darauf eingestellt.
Die pure Not zwingt sie oft dazu – leider.
Nach Thailand ist Kenia das größte Bumsziel für alle die es nötig haben.
Es ist noch 1 Std Zeit bis zum planmäßigen Take-off, genug Zeit für Mariele um die Duty-Free-Shops umzukrempeln.
Mit leeren Händen – wie fast immer – kommt sie zurück.
Als Realist versuche ich das zu verstehen – ohne Ergebnis.
Frauen ticken immer noch anders.
Ich bin froh, dass ich nicht mit muss.
Mir tut der Popo weh! Ich muss mich bewegen.
Ich schaue aufs Rollfeld und sehe viele Flugzeuge nur keines der ASC, seltsam.
Der Schalter ist auch noch dunkel und unbesetzt – noch seltsamer.
Planmäßig soll die Maschine in einer halben Stunde starten.
Normalerweise sollte jetzt der Check-in beginnen.
Aber wie?
Es ist immer noch kein Flieger da in dem man einsteigen könnte.
Langsam werden wir und alle anderen Passagiere unruhig.
Jeder hat eine andere Theorie – wissen tut keiner `was Gescheits.
ASC hält sich bedeckt – keine Info - nichts!
Andere Starts werden zigmal aufgerufen, nur der Flug nach Mombasa wird schlichtweg ignoriert.
Nach einer weiteren ½ Stunde die Sensation: unsere Maschine ist gelandet!
Sie ist leicht an ihrer Zebra-Lackierung zu erkennen und wird, oh Glück, in unser Gate eingewiesen.
Nach einer Weile spuckt sie eine müde Menschenschar aus.
Sehen so glückliche Urlauber aus???
Aber nach einem 8 ½ Std Flug ist keiner mehr taufrisch.
Weiterhin gibt es keine Information bezüglich unseres Fluges.
Die Maschine wird doch wohl nicht.......
Die wildesten Vermutungen werden gehandelt; einmal soll das Bugrad defekt sein, dann wieder die Tür usw., usw.
Alle reden durcheinander – nur ASC schweigt beharrlich.
Endlich, nach einer weiteren Stunde kommt eine Durchsage: unser Flug startet in einer Stunde.
Lapidar, keine Entschuldigung, nichts.
Die schon gereizte Stimmung wird noch gereizter.
Aber, nach einer Weile, oh Wunder, der Schalter wird besetzt und nach einer wei­teren Wartezeit „dürfen“ wir einsteigen.
Der Flug verlief dann völlig ruhig, die Stimmung wurde zusehendst entspannter.
Als nach ca. 8 Std der Mt.Kenia seine schneebedeckten Spitzen durch die Wolken steckte, kam so etwas wie Urlaubsstimmung auf.

Nach der Landung in Mombasa mit seinen zeitraubenden und umständlichen Ein­reiseformalitäten, die Kenianer haben leider sehr intensiv bei ihren früheren Herr­schervolk,den Briten,gelernt,haben wir es geschafft: wir sind endlich in Kenia.
Wir freuen uns schon auf unser Hotel.
Es ist brutal warm, 35 Grad bei annähernd 100% Luftfeuchtigkeit hauen einen schier um – wenn man aus dem Europäischem Winter kommt.
Für die Fahrt ins Hotel haben wir einen Privattrransfer gebucht.
Also keine Sorge; kein langes Warten; kein umständliches Anfahren aller Hotels.
Ja, so denken wir – noch.
Aber wir haben die Rechnung ohne den ASC gemacht.
Wir werden, wie alle Anderen auch, in einem alten,klapperigen Reisebus gesetzt.
Da hilft kein Protest.
Entweder mitfahren oder auf eigene Kosten ein Taxi nehmen.
Mit einiger Wut im Bauch sind wir eingestiegen und los ging`s.
Der Fahrer rast mit Todesverachtung durch den chaotischen Verkehr.
Hakuna Matata!
Das Hotel.
Unser Hotel ist natürlich das letzte welches angefahren wird.
Endlich angekommen, stehen wir vor einem großen, rostigen Eisentor.
Erst nach beherztem Hupen hinkt ein Wärter heran und öffnet.
Von der Vorderseite wirkt das Hotel unfreundlich und ungepflegt.
5 Sterne????
Innen sieht es dann viel besser aus.
Alles wirkt gepflegt und sauber – die Pressatmung lässt nach.
Allerdings stehen wir Mutterseelen allein im Foyer.
Wir versuchen uns bemerkbar zu machen, erst vorsichtig, dann beherzter, dann lauter.
Das Hotel wirkt wie ausgestorben.
Endlich nach geraumer Zeit schlurft eine junge Dame heran.
Sie lächelt uns an, sagt aber kein Wort!
Ich zeige ihr unseren Voucher; sie geht davon. Schlurf, schlurf.
Kaum 10 Minuten später erscheint sie mit einem Schlüssel.
Sie drückt ihn mir in die Hand will verschwinden.
Ich halte sie zurück und spreche sie, ziemlich energisch, auf Englisch an.
Bitte sie um einen Clerk, der unser Gepäck in den zweiten Stock trägt und frage
wann die Rezeption geöffnet ist.
Sie zuckt mit den Schultern und sagt nur: later.
Jetzt werde ich noch energischer und verlange nach den Hotelmanager.
Endlich kommt Bewegung in das Ganze; sie nickt eifrig und verschwindet in ein Büro.
Kurze Zeit später erscheint der Hotelmanager und entschuldigt sich sofort tausend­mal.
Mittelgroß, schmächtig, mit einem riesen Pinkel der Backe (ein gutmütiger Tumor wie er ungefragt erklärt).
Nach dem Dialekt geurteilt, kommt er aus Hessen, aus Frankfurt wie er uns sagt.
Er ist sehr freundlich und entgegenkommend.
Der erste Eindruck den wir von ihn haben ist eigentlich ein angenehmer.
Er erklärt uns, dass das Hotel, wegen der beginnenden Unruhen, schwach ausge­lastet ist und das Personal verringert werden musste.
Die Rezeption würde von 8-12 Uhr und von 17-20 Uhr, der Empfang am nächsten Morgen von 8-12 Uhr geöffnet sein.
Ich schlucke einmal vernehmlich und frage ihn wie mit dieser Regelung die Sicher­heit der Gäste gewährleistet sein kann.
Jetzt schluckt er und erklärt mir, dass das heute eine Ausnahme sei und die Rezep­tion normalerweise 24 Stunden besetzt sei.
Na ja, wir sind in Kenia – Hakuna Matata.
Er besorgt auf die Schnelle einen stämmigen Burschen, der unser Gepäck in den zweiten Stock trägt.
Ein 5 Sterne Hotel hat normalerweise einen Aufzug. Oder?
Aber was macht`s? Wir wollen ja fit bleiben.
Unsere „Suite“ besteht aus zwei normalen, großen Zimmern, die durch ein „Anklei­dezimmer“ (ohne Licht) getrennt sind.
Platz haben wir also in Überfluss.
Die Möblierung ist karg und einfach; für 5 Sterne nicht angemessen.
Aber wir wollten unseren Urlaub nicht mit solchen Kleinigkeiten belasten.
Also lassen wir uns häuslich nieder; d.h. meine Frau packt die Koffer aus und ich haue mich faul aufs Bett.
Ja, ja, die Männer sie passen sich sofort den landestypischen Gegebenheiten mit einer affenartigen Geschwindigkeit an an.
Das Schlimme ist: meistens bleibt ihnen das.
Kurze Zeit später stellt sich dann heraus, dass meine Frau entschieden zu schnell ist mit ihrer Auspackorgie.
Ich will mich frisch machen und gehe frohen Mutes ins Bad, drehe den Wasser­hahn auf und was passiert?
N i c h t s !
Kein Wasser, nicht mal ein Geräusch.
Ich warte ein Weilchen, aber leider, es passiert gar nichts.
Ich versuch´s im Bad meiner Frau – nichts.
In München hatte man uns versprochen, dass das Hotel frisch generalüberholt und renoviert sei.
Die komplette Renovierung hatte sich offensichtlich auf ein oberflächliches strei­chen der Decken und Wände beschränkt.
So langsam schwoll bei mir der Kamm!
Mit wahrscheinlich hochrotem Kopf stürmte ich runter zum Manager.
Er kann es nicht glauben und entschuldigt sich schon beim Raufgehen tausend­mal.
Aber in der Zwischenzeit war kein Wunder geschehen; beide Bäder hatten kein Wasser. Er dreht, klopft – es tut sich nichts.
Der herbeigeholte Hausmeister zuckt mit den Schultern, er weiß auch keine Abhilfe.
Die einzige Lösung auf die Schnelle heißt : umziehen.
Er merkt, dass ich kurz vorm Platzen bin und holt sofort ein Zimmermädchen, das uns behilflich ist.
In der neuen Suite ist – noch – alles in Ordnung.
Wir entschließen uns einen kleinen Erkundungsgang zu machen.
Die Hotelhalle ist groß, sauber und beeindruckend.
Vasco da Gama und die Seefahrt ist durch eine große Holzplastik aus Ebenholz ge­würdigt.
Sehr geschmackvoll.
Wir treten auf die Terrasse, der Ausblick entschädigt uns für Vieles.
Der Blick geht über eine riesengroße, gepflegte Liegewiese auf den Indischen Ozean.
Zur Zeit ist allerdings Ebbe.
Wir sehen wie einige Menschen wie sie das Riff untersuchen. Sicher gibt es ´was in­teressantes zu bewundern.
Einige Reiher suchen nach Futter.

In gut 300 m Entfernung sehen wir ein langgezogenes Riff auf dem sich die Wellen brechen.
Von hier aus sieht es viel näher aus, aber das hat schon so manchen Schwimmer getäuscht.
Die Farbe des Wassers – grandios.
Das Wasser reicht bis an die Liegewiese (bei Flut), die allerdings um fast 6 m steil abfällt, heran.
Super – das bedeutet: kein „Durchgangsverkehr“, keine lästigen Händler, absolute Ruhe.
Genau das was wir uns wünschen.
Rechts unterhalb der Terrasse ein ausreichend großer Pool, dahinter ein reetge­decktes Gebäude als Schattenspender und zur Zeit auch Affentummelplatz.
Eine Rhesusaffenfamilie sucht offenbar nach Essbarem.
Das geht natürlich nur mit lautem Gezänk und in der buchstäblich, affenartigen, Geschwindigkeit.
Die Liegewiese ist an die 400 m lang und gut 70 m breit. Sie ist locker mit hohen Pal­men bewachsen.
Ein Wärter sorgt (hoffentlich) dafür, dass die Kokosnüsse nicht übermütig werden. So eine Kokosnuss aus 15 m Höhe direkt auf den Kopf - ´was Schöneres gibt es ein­fach nicht.
Die Wiese und die Wege werden penibel sauber gehalten.
Zur unserer Überraschung wird die Wiese lediglich von 6 Leuten benutzt.
Die Erklärung dafür ist, dass ein direkter Zugang zum Wasser nicht möglich ist und das Hotel schwach ausgelastet ist.
Wie uns der Bademeister erklärt gehen die meisten Gäste zu den weiter unten ge­legenen ASC- Hotels wo man auch die Liegen benutzen kann.
Wir gehen nahe der Abbruchkante in Richtung Strand.
Am Liegewiesenende steht auf einem Vorsprung ein bezaubernder Pavillon.
Wir setzen uns nieder und genießen den herrlichen Blick.
Am Horizont fährt ein weißes Kreuzfahrtschiff in Richtung Mombasa.
Rechts gelangt man über eine, in den Felsen gehauene, gewundene Treppe zum endlosen, weißen Strand.
Ein kolossaler Eindruck.
Links die mehr oder weniger komfortablen Segelboote mit denen man zum Riff oder in den Marinepark fahren kann.
Am Strand einige sehr schief gewachsene Palmen, mehrere sind bereits umge­stürzt. Sie eignen sich toll als Kleiderständer oder Ruhebänke.
Die vielen ambulanten Händler bieten alles Mögliche an. Von, zum Teil sehr gut gemachten Elefanten, Löwen, Giraffen usw. aus Ebenholz ( wenn`s denn stimmt?) bis zum Schachspiel aus Speckstein.
Die vielen bunten Kleiderstände in denen leichte Sommerkleider und Umhänge angeboten werden.
Von der leichten Brise leicht verweht und von, zum Teil hübschen,aber immer wort­starken Kenianerinnen angepriesen.
Die fliegende Händler die Safaris und sonstige Reisen anbieten.
Nicht zuletzt die unterschiedlichsten Touristen. Dick, dünn, groß, klein, Deutsche, Schweizer, Engländer, Italiener Franzosen – alle sind vertreten und werden mehr oder minder von den Händlern belagert.
Man muss das mögen, ansonsten bleibt man besser im Hotelbereich; hier wird man garantiert nicht belästigt.
Wir haben für heute genug gesehen und brauchen nach der langen Reise unsere Ruhe.
Der Bademeister bringt uns unsere Liegen und im Nu sind wir in Orpheusarmen.
Wir sind ja schon seit etlichen Stunden unterwegs. Der Klimaumschwung tut ein Üb­riges.
Ich werde gerade noch rechtzeitig wach.
Wir machen uns „schön“ für das Dinner und begeben uns in den Speisesaal.
Dieser liegt im Basement und ist nur über zwei, ungeschützte, Außentreppen zu er­reichen. Bei Regen nicht ganz einfach zu bewältigen.
Der Saal ist geschmackvoll eingerichtet; das Essen ist sehr gut. Es wird als Buffet an­geboten.
Die Getränke werden uns von, auffallend hübschen, Bedienungen gereicht.
Herz was willst du mehr? - Alle Reisestrapazen sind wie weggeblasen.
Der Saal ist nur zu einem Bruchteil besetzt; alles läuft in geordneten Bahnen und ru­hig ab. Selbst die vier anwesenden Engländer benehmen sich gesittet.
Der Manager eilt dienstbeflissen herbei und fragt ob alles o.k. sei.
Wir können nur heftig mit dem Kopf nicken; denn - mit vollem Mund spricht man nicht.
Er bringt uns einen neuen Tischgast mit.
Ein kleiner, drahtiger etwa 60 Jahre alter Schweizer vom Thunersee.
Er hat bisher mit seinem eigenen Lastwagen die Milch der Almbauern eingesam­melt und seit kurzem das Geschäft an seinen Sohn übergeben.
Da mein Bruder mit seiner Familie in Bern wohnt und wir uns der Gegend sehr gut auskennen finden wir gleich genügend Gesprächsstoff.
Wir sind überrascht wie schnell das geht – sind doch die Oberländer an sich sehr reserviert und Fremden gegenüber sehr vorsichtig und wortkarg.
Aber er erzählt uns alles über sein Geschäft, und, dass er seit mehreren Jahren al­lein mit seinem Sohn ist. Seine Frau ist einem Krebsleiden erlegen.
Es entsteht eine abwechslungsreiche und amüsante Unterhaltung.
Schließlich erzählt er uns noch, dass er seit Jahren hierher in das gleiche Hotel kommt.
Alles hat nur ein Grund: die noch nicht verkümmerten Triebe.
Wie, leider viele, Männer aber auch Frauen wird die Armut der Menschen für die Abarbeitung ihrer Bedürfnisse missbraucht.
Menschenwürde – kein Thema.
HIV – kein Thema.
Hauptsache billig und alle Wünsche werden erfüllt.
Auf der einen Seite verstehe ich den kleinen Schweizer schon; zu Hause findet er keinen Kontakt mehr und hier findet er alles was er offensichtlich noch benötigt und hat das Gefühl geliebt zu werden.
Er besucht jedes Jahr die gleiche Frau und hilft ihr die beiden Kinder zu ernähren.
Nach dem Essen ist er blitzschnell verschwunden, der Grund ist klar: er muss zu „sei­ner“ Familie.
Ein wenig Verständnis bringen wir dafür auf, und, grundsätzlich gilt die alte Regel: jeder muss nach seiner Fasson selig werden.
Zu Ändern ist diese Situation nur dadurch, indem man den Menschen vernünftige Lebensbedingungen und Arbeit schafft.
Vielleicht hilft unser Urlaub da ein wenig.
Wir lassen den Tag bei einem Bierchen auf der Terrasse ausklingen, genießen das warme Lüftchen und das Rauschen des Indischen Ozeans.
Todmüde fallen wir ins Bett.
Am nächsten Morgen, nach einem super Frühstück mit viel Obst, die Mangos sind ein Traum, machen wir es uns auf der Liegewiese gemütlich.
Unweit von „unseren“ Liegen hat sich bereits ein anderes Pärchen nieder gelassen.
Wir finden schnell Kontakt und erfahren, dass sie aus Prien vom Chiemsee, stam­men.
Paul und Ute sind schon ein paar Tage hier und haben die gleiche Safari gemacht, die wir für die nächste Woche geplant haben.
Auch nicht schlecht, so erhalten wir aktuelle Informationen und wissen schon ein­mal wie der Hase läuft.

Das Hotelriff.
Nach einiger Zeit beschließen wir das Strandleben näher unter die Lupe zu neh­men.
Wir verstauen unser Hab und Gut affensicher und zuckeln los.
Kaum stehen wir am Fuße der Treppe werden wir schon abgefangen.
Bill und John sind zwei selbsternannte Fremdenführer und haben uns gleich als neu im Land erkannt.
Unser, noch etwas blasser, Teint verrät uns.
Nun beginnt ein endloses Palaver: wie geht’s? Wie lange bleibt ihr? Woher kommt ihr? Usw., usw.
Wir versuchen sie abzuschütteln. Aber das ist gar nicht so einfach. Vor allem Bill ver­fügt über einen umwerfenden Charme und, man merkt es: sie machen das nicht zum ersten Mal.
Als sie hören, dass wir aus München kommen werden gleich ein paar Brocken deutsch ausgepackt und 70% der Mannschaftsaufstellung von Bayern aufgesagt.
Nur 70% ? Das muss entschieden besser werden!
Für andere Mannschaften und andere Städte haben sie sicher das Gleiche in Pet­to.
Als man uns Deutschland geographisch an Hand verschiedener Städtenamen er­klären will und die Gegenden gehörig durcheinander bringt, geben wir schließlich auf und gehen mit.
Sie nennen uns auch sofort den Hauptgrund ihrer Anmache: sie wollen uns das, un­serem Hotel vorgelagerte Riff erklären, das durch die Ebbe frei gelegt ist und, ihrer Meinung nach, voller Überraschungen sei.
Ich frage woher sie ihre Kenntnisse hätten; postwendend kam von John zurück, dass er studierter Biologe ist und somit der bestvervügbare Reiseführer sei.
Das kann man jetzt glauben oder nicht. Die nette Atmosphäre erlaubt es nicht ein paar Fangfragen zu stellen.
Also starten wir zur Exkursion.
Wir werden fürsorglich an den Händen genommen und los geht’s durch das knie­tiefe Wasser, um die Klippe herum, zum Riff.
Es ist gar nicht so einfach durch das scharfkantige, buckelige und rutschige Riff zu gehen.
Manchmal sind wir froh, dass wir so fürsorglich geführt werden.
Tatsächlich,alles was uns das Riff bietet, wird uns exakt erklärt.
Ich bin ganz baff; denn ich bin ja nicht zum ersten Mal auf einem Riff und habe mir als Naturfreak auch einige Kenntnisse angeeignet. Aber alles was uns gesagt wird, stimmt – nach meiner Meinung!
Wir sehen eine Unzahl bunter Fische in den verbliebenen Tümpeln. Hoffentlich wer­den sie bis zur nächsten Flut überleben. Es warten nämlich schon eine Anzahl Rei­her deren Mägen sicher schon ordentlich knurren.
Seesterne, Seeanemonen, Seegurken und, und, und wird uns gezeigt.
Dann, endlich, der Höhepunkt. Aus einer größeren Höhle schaute sie uns grimmig an: eine kapitale Muräne.
So nahe an der Küste – schon eine nicht alltägliche Angelegenheit.
Sie sieht gefährlich aus!
Bill hat mittlerweile ein paar Leckereien für unsere neue Freundin gefunden und füt­tert sie.
Aha, denke ich mir, eine perfekte Symbiose zwischen Mensch, Tier und Fremden­verkehrsattraktion.
Einer lebt vom Anderen.
Die Sonne hat uns schon richtig erwischt, wir beschließen den geordneten Rückzug über die Mauer, die zum Hotel führt und an einigen Stellen den Aufstieg ermög­licht.
Vorher kommt aber noch das Unvermeidliche, das Diridari.
Du verstehen, Frauen und unendlich viele Kinder,alle rufen nach Essen. Das Leben ist ja auch in Kenia so teuer. Du verstehen?
Natürlich verstehen wir das. Die beiden werden anständig entlohnt. So anständig, dass sie uns beide um den Hals fallen. Auf der Stelle werden wir zu Freunden und zu ausgesprochen Gutmenschen geadelt. - Ach sind wir stolz.
Die beiden helfen uns noch die Mauer zu erklimmen und kurze Zeit später fallen wir ermattet auf unsere Liegen.
Von nun an werden wir jeden Morgen von unseren besten Freunden empfangen und euphorisch begrüßt. Wir haben alle Mühe sie uns auf Distanz zu halten.
Nach einigen Tagen haben sie verstanden und es blieb bei einer überschwängli­chen Begrüßung und dem Versprechen mit ihnen zum Schnorcheln zum Riff zu fah­ren.
Voller Begeisterung erzählten wir Paul und Ute von unserem Erlebnis.
Sie waren auch von den Beiden angesprochen worden. Ute hatte aber Angst vor den beiden und vor allem vor der gnadenlosen Sonne.
Das Letztere ist durchaus verständlich.
Die Angst vor den Menschen aber sollte man nicht übertreiben.
Die Kenianer sind fast alle ausgesprochen nette und liebenswerte Menschen, die keiner Fliege etwas zu leide tun.
Nach dem Diner setzen wir uns mit unseren neuen Bekannten auf der Terrasse bei einem Bier zusammen und lassen den Tag Revue passieren.
Wir sind alle hoch zufrieden.
Am nächsten Tag ist erstmal Faulenzen auf der Liege angesagt.
Wir beobachten die Affen wie sie unter schärfsten Protest der krähenartigen Vögel
den Hotelzaun als Durchgangsstraße zum Poolgebäude benutzen.
Die Krähen haben, wohl nicht unberechtigt, Angst um ihre Brut. In den Gipfeln der Palmen haben sie nämlich ihre Nester gebaut.
Wir werden später noch Zeuge mit welcher Vehemenz sie ihr Nest verteidigen. Die Affen treten in aller Regel schon bald den Rückzug an. Sie verschieben die Erobe­rung auf den Zeitpunkt wenn die Krähen auf Futtersuche sind.
Ja, so sind sie nun einmal – die Affen.
Kostenlose Dusche oder hurra wir dürfen noch ´mal umziehen.
Am späten Nachmittag geht’s dann los. Zuerst kommt ein Wind auf, wir ahnen Schlimmes und machen uns auf das Hotel noch einigermaßen trocken zu errei­chen.
Kaum sind wir im Hotel, schon geht’s mit einer unbeschreiblichen Wucht los.
Es regnet und stürmt was das Zeug hält.
Na ja, lesen kann man auch im Zimmer.
So liege ich dann mit einem Krimi in der Hand auf mein Bett und denke an nichts Schlechtes als plötzlich ein Wassertropfen genau auf meine Nase fällt.
Ich bin irritiert und schaue zur Decke.
Dort sehe ich die Bescherung, ein großer Wasserschaden zeichnet sich ab.
Ein 5 Sterne Haus mit einem undichten Dach – auch mal ´was Neues.
Mir bleibt nichts anders übrig - der Manager bekommt erneut Ärger!
Na ja, nach langem Palaver bleibt uns nichts anders über als erneut umzuziehen.
Dieses Mal mache ich ihm allerdings klar, dass ich das nicht so ohne weiteres hin­nehmen werde.
„Wir werden uns schon einigen“ verspricht er mir.
Diese Hoffnung schwindet bei mir allerdings immer mehr.
Am nächsten Morgen kommt er ganz geknickt zu uns an den Frühstückstisch, ent­schuldigt sich noch ´mal in aller Form und bietet uns als Wiedergutmachung eine Ermäßigung unserer Hotelrechnung um 50 Euro und einen Segeltörn mit einem al­ten Schoner an.
Wir sind zufrieden und bitten ihn den Törn, wenn möglich, für die nächsten Tage vorzusehen.
Beim Lunch konnte er uns das Vergnügen bereits für den nächsten Tag anbieten.
Gut so!

Schiff Ahoi!
Am nächsten Morgen werden wir um 8 Uhr abgeholt.
Wir fahren durch Wege und Gassen, die nicht viele Gäste zu sehen bekommen.
Am Wegesrand stehen Hütten in einem so erbarmungswürdigen Zustand, dass uns ganz anders wird.
Die Menschen schlafen auf dem nackten Boden.
Die Kinder spielen zerlumpt und schmutzig aber fröhlich mit einfachsten, meist selbst gebastelten Spielsachen.
Ein paar Minuten später haben wir unser Ziel erreicht. Eine weite, Palmen umsäum­te Bucht tut sich vor uns auf, menschenleer. Vereinzelt stehen ein paar Hütten am Ufer. Unbewohnt?
Es ist seltsam, nur wenige Minuten von den Hotels entfernt, eine Idylle pur.
Eine lange Bucht tut sich vor uns auf.
Die Ufer sind mit Palmen bewachsen; hinter ihnen beginnt ein dichter Urwald.
Die Bucht ist menschenleer.
Wir hören lediglich das Geschrei der Affen, untermalt vom Singen der Vögel und dem Rauschen der Meeresbrise.
Hier kann man`s aushalten.
Leider geht es sofort weiter. Die Zeit drängt; wir sind ja im Urlaub!
Wir gehen über einen schmalen Steg und rutschigen Steinen zum Ufer.
Was wir sehen ist wie aus einem kitschigen Film.
Alles passt nur mit viel Phantasie zusammen.
Vor uns sehen wir einen Bootsteg. Feudal, aus weiß lackiertem Metall. Er passt so gar nicht zur umliegenden Armut.
Angeteut sehen wir einen alten, bildschönen, gepflegten Schoner. Die Segel ge­rafft wartet er offensichtlich auf uns.
Man spürt es, er scharrt schon mit den Hufen, er will los.
Wir entern das gute Stück und werden freundlich vom Kapitän begrüßt.
Nach und nach kommen noch andere Gäste.
Das Schiff ist trotzdem nur maximal zur Hälfte besetzt. Für jedem ist Platz zum Über­fluss.
Schon geht’s los, die Mannschaft löst die Taue und wir fahren langsam, mit Motor­kraft, durch die Bucht auf ein Riff zu.
Die Bucht ist etwa 200 m breit und gut 1,5 km lang.
Wir genießen die Natur und die aufkommende Brise.
Bald sehen wir, dass das Riff an einer Stelle zum Meer offen ist.
Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass das der Kapitän gewusst hat, wie sollte er sonst herein gekommen sein? Ha ha.
Vorm Riff stehen Fischer in ihren schmalen Booten und werfen ihre Netze aus. Sie lassen sich nicht im Mindesten von unserem Wellengang beeinflussen. Offensicht­lich sind sie etwas anderes gewohnt. Es ist trotzdem faszinierend wie lässig und si­cher sie ihre Netze auswerfen und wieder einholen.
Wir fahren auf das offene Meer hinaus und sehen an der rechten Seite – oder muss ich Steuerbord sagen, die Silhouette unserer Hotels.
Von weitem sieht alles ganz manierlich aus. In Kenia gibt es keine riesen Hotelkäs­ten, maximal so hoch wie die Palmen - und das ist gut so.
Der Wellengang nimmt zu, das Schiff schaukelt und ächzt in seinen Spanten. Der Kapitän erklärt uns, dass er keine Segel setzen lässt. Der Wind sei nicht ganz bere­chenbar. Er wird’s schon wissen.
Mariele tut der Wellengang überhaupt nicht gut, ihr wird hundeelend.
Alle gutgemeinten Ratschläge schlägt sie in den Wind, schnappt sich den ihr ge­reichten Eimer und verschwindet unter Deck.
Ich bin erstaunt, verfügen wir doch beide über eine reiche, diesbezügliche Erfah­rung.
Aber man ist ja nicht jeden Tag gleich gut drauf und der Eimer bleibt auch nicht lange leer.
Jammerschade, sie bekommt von dem Folgenden nichts mehr mit.
An Backbord, in ca. 50m Entfernung, sehen wir wie sich ein Möwenschwarm über etwas im Wasser streitet. Der Kapitän meint, dass von einer Delphinmahlzeit etwas übrig geblieben sei. Jetzt wird erstmal zünftig gestritten. Möwen ohne Streit – das gibt’s nicht.
Kurze Zeit später sehen wir sie schon, erst zwei, dann wimmelt es plötzlich. Ungefähr 15 Delphine begleiten uns und zeigen uns ihre Kunststücke. Je mehr Leute ihnen zu schauen, desto doller werden sie.
Ich habe das schon öfter erlebt, man kann es kaum glauben, aber sie genießen den Beifall.
Es ist faszinierend was diese Künstler alles drauf haben. Man meint, dass sie mit dem Schiff spielen.
Irgendwann, als der Kapitän die Richtung des Schiffes ändert, drehen sie ab und verlassen uns.
Schade.
Wir bewundern noch eine Riesenschildkröte wie sie verbissen gegen die Wellen an­kämpft und dann hat alles Schöne ein Ende, der Kapitän wendet sein Schiff und wir fahren relativ nahe am Ufer in Richtung Heimat.
Mariele geht es auch schon wieder etwas besser, ich nehme sie in meine Arme und versuche sie zu trösten.
Kurze Zeit später erreichen wir den Anlegesteg und fahren zum Hotel.
Ein wunderschöner Tag ist zu Ende; Mariele geht’s wieder gut, Gott sei Dank.
Der Rest der Woche.
Die restliche Zeit bis zum Beginn der Safari verläuft relativ entspannt, sieht man ´mal davon ab, dass das Hotel noch so manche Überraschung für uns bereit hielt.
Da war z.B. das abendliche Ritual vor dem Duschen: fast jeden Abend stellten wir fest, dass kein warmes Wasser vorhanden war. Für uns heißt das: runter zur Rezepti­on, meckern, warten,Duschen.
Der Grund lag darin, dass das warme Wasser am Mittag angeblich für die Küche benötigt wird. Dazu wird unser Wasserstrang abgeklemmt und später vergessen ihn wieder anzuklemmen.
Diese Misere war bis zum Urlaubsende nicht zu beheben.
Der Hotelmanager ist fast verzweifelt, aber was hilft´s?
Hakuna Matata.
Ansonsten verlief alles in geordneten, ruhigen Bahnen.
Das Vergnügen sollte, nach Angaben der Gäste, in den anderen ASC-Hotels ab­laufen.
Wir haben´s probiert – na ja, so doll war das alles nicht.
Die Abende waren bei uns auf der Terrasse zusammen mit den Prienern auch ganz gemütlich und unterhaltsam.
Am Abend vor Safaribeginn haben wir uns dann noch kräftig und lange von ihnen verabschiedet. Für sie wird es in den nächsten Tagen zurück in die kalte Heimat gehen.
Mit dem Manager handelte ich aus, dass wir unser Zimmer während der Safari nicht räumen müssen.
Das lästige Kofferpacken können wir uns so sparen.
Zunächst hat er sich geziert, ich muss ihn erst noch einmal unsere ganze Misere vor­beten.
Er wird bald einsichtig.
Also, geht doch!


2. Kapitel
Die Safari


Am nächsten Morgen geht’s um 8 Uhr los.
Bill holt uns mit einem 7-sitzigen Toyotabus ab.
Er hat sich angestrengt, der Bus ist blitze-blank . Eine saubere Uniform und ein freundliches Lächeln – das ist Bill.
Ich glaube: 50% der Kenianer heißen Bill – oder glaubt man, dass die Touristen den Originalnamen nicht aussprechen können?
Wir fahren noch zu einem weiteren ASC-Hotel und holen noch weitere 3 Mitreisen­de ab.
Nachdem wir nun komplett sind, erklärt uns Bill den weiteren Ablauf.
Zunächst geht es in Richtung Mombasa, kurz vor Mombasa biegen wir in Richtung Nairobi ab und weiter Richtung Tsavo-Ost-NP.
Zwischendurch werden wir eine Rast machen und später noch ein Massei-Dorf be­sichtigen.
Also auf geht’s!
Auf dem Weg zur Hauptstraße machen wir Reisende uns miteinander bekannt. Wir haben es mit einem Arztehepaar aus einem kleinen Ort im Thüringer-Wald und ei­nem ex Unternehmer aus dem Ruhrpott zu tun. Wir sind alle im gleichen Alter und verstehen uns auf Anhieb.
Bald sind wir auf der Hauptstraße. Es ist immer wieder unbeschreiblich wie es da zu geht. Dicht an dicht drängen sich LKW, Sammeltaxis, Kleinbusse und PKW. Ein un­beschreibliches Chaos und es findet ein Machtkampf statt, der für uns Europäer nicht zu begreifen ist.
Gas Gute daran ist, es passiert fast nichts Ernsthaftes; von kleinen Blessuren einmal abgesehen. Aber um die kümmert hier sich kein Mensch, das geht als Kollateral­schaden durch.
Dazwischen kämpfen Transportarbeiter mit ihren primitiven Karren ums Überleben.
Wir benötigen ca. 40 Min. bis wir die Straße nach Nairobi erreichen. Am Flughafen vorbei erreichen wir bald den Stadtrand und der Verkehr wird wesentlich ruhiger.
Wir passieren mehrere kleinere Orte und bekommen einen Einblick in das Leben der Einheimischen.
Die Geschäfte haben ihr gesamtes Angebot am Straßenrand ausgebreitet.
Die LKW-Fahrer in ihren riesigen, stinkenden Uraltwagen benehmen sich wie die Axt im Walde.
Wer nicht reagiert hat verloren.
Trotzdem erreichen wir gegen Mittag, nahe der Stadt Maungu, die
Sagalla Wildlive Lodge.
Die Lodge ist nicht nur für die Beherbergung und Verpflegung der Reisenden da, sondern sie heilt auch verletzte Wildtiere.
In den Gehegen und Gebäuden kann man sich ein Bild davon machen.
Also machen wir nach dem Essen einen Rundgang. Es ist wie in einem kleinen Zoo.
Ein kleiner Pool ist auch vorhanden. Ein erfrischendes Bad ist aber nicht zu empfeh­len. Eine Unzahl von Mücken, Schmetterlingen und Käfern hatten bereits ihr Le­ben ausgehaucht und bedecken ein Großteil der Wasseroberfläche.
Dann heißt es Abschiednehmen, auf zum nahegelegenen Masseidorf.
Nach einem Begrüßungstanz folgt noch ein kleiner Dorfrundgang.
Der pure Luxus ist das alles nicht. Allerdings werde ich das Gefühl nicht los, dass dies alles eine Touristengaudi ist.
Zum Schluss werden uns noch die typischen Mitbringsel angeboten und weiter geht’s in Richtung Tsavo-Ost-NP.
Kurze Zeit später stehen wir am Maungu-Gate.
Bill kauft die Tickets. Wir fahren los und schon sehen wir die ersten Tiere.
Eine Impalaherde grast friedlich auf der, noch grünen, Savanne.
Die Savanne ist stark mit Baumgruppen und kleinen Wäldchen durchzogen.
Das intensive Grün bildet einen starken Kontrast zum rot gefärbten Boden.
Ein Elefant grast einsam das verlockende Gras.
Warum ist er so allein? Wahrscheinlich ein ausgestoßener Bulle.
Wir sehen eine Herde Zebras. Sie grasen friedlich in nur wenigen Metern von uns entfernt. Sicher wissen sie, dass von uns keine Gefahr droht.
Wir genießen die Idylle und fahren kurze Zeit später weiter.
Bill hat die Richtung gewechselt, wir fahren jetzt in westlicher Richtung.
Auf meinen fragenden Blick antwortet er nur: „ Voi River“.
Das Gelände wird nun etwas feuchter, fast sumpfig.
Die Tierarten wechseln in rasanter Reihenfolge: Warzenschweine, Wasserböcke und jede Menge Reiher und Ibisse.
Dann sehen wir den Fluss wie er sich in engen Kehren durch das sattgrüne Tal win­det.
Immer wieder ist der Flusslauf durch kleine Treppen unterbrochen, das Gefälle scheint noch beachtlich zu sein.
In einer Mulde steht eine Elefantenherde. Mit Kind und Kegel sind sie beim Baden.
Es ist wunderschön und sehr beeindruckend ihnen zu zuschauen. Diese Lust, diese Unbefangenheit, diese Rücksichtnahme aufeinander. Super ! Ein Familienclan wie man ihn sich besser nicht vorstellen kann.
Die älteren Tiere nehmen mit ihren Rüsseln den roten Sand auf und „bepudern“ damit ihren Körper.
Der Grund ist schnell klar : perfekter Sonnen- und Insektenschutz.
Die jüngeren Tiere machen es ihnen schon bald nach. Allerdings muss bei einigen an der Technik noch gearbeitet werden.
Etwas weiter sehen wir, mitten im Fluss, zwei Riesenmäuler.
Die Nashörner führen, da ansonsten nichts geboten wird, ein paar Schaukämpfe aus.
Das sieht für uns Laien gefährlich aus, doch Bill beruhigt uns und sagt, dass er das extra für uns bestellt habe damit uns nicht langweilig wird.
Ha-ha! Witz lass nach.
Ausgerechnet in diese Idylle meldet sich Hans, unser Ruhrpottstratege, der bisher vorwiegend geschwiegen hat und erzählt uns, dass es sehr schade sei, dass er sein Jagdgewehr nicht dabei hätte.
Wir glaubten uns verhört zu haben. Hat er noch nicht mitgekriegt, dass diese Zei­ten, zumindest in den Nationalparks, schon länger vorbei sind?
Wir waren wie vor dem Kopf geschlagen, von diesen Neigungen hatten wir noch nichts erfahren.
Na ja, es ist noch einmal gut für ihn ausgegangen. Wir lassen ihn ausnahmsweise im Bus und verzichten darauf ihn in der Wildnis auszusetzen.
Allerdings musste er uns versprechen für den Rest der Safari so einen Käse nicht noch einmal laut auszusprechen.
Er hat dann noch etwas von Hege und Pflege gestottert; zugehört hat ihn keiner mehr.
Aber – wenn man ehrlich ist - gewisse Jagdinstinkte werden bei uns allen geweckt.
Diese sind aber sehr leicht mit der Fotokamera zu befriedigen.
Mordgedanken sind bei normalen Menschen total unterrepräsentiert und eine Jagd auf Tiere die nicht zur Nahrungsbeschaffung oder Arterhaltung dient, wird strikt abgelehnt.
Wir haben uns genug aufgeregt und fahren entspannt weiter.
Bill kennt sich aus in der Fauna und Flora.
Jedes Detail erklärt er uns auf eine verständliche Art. Wenn wir den einen oder an­deren Begriff nicht kennen, hilft uns ein Lexikon weiter das er dankenswerter Weise an Bord hat.
Rechts, etwa 7m vom Weg entfernt läuft eine Giraffenfamilie. Es sieht so aus als wenn sie mit uns um die Wette laufen wollen.
Gott sei dank haben wir wenigstens einen Kundigen an Bord.
Bill hat sofort kapiert, dass die Familie ursprünglich den Weg queren wollte; wurden aber durch uns gestört und geraten immer mehr in Panik.
Bill macht das einzig Richtige, er hält an.
Die beiden Alten kapieren das sofort, beim Jungen dauert es eine Weile, dann nimmt auch er seinen ganzen Mut zusammen und quert den Weg.
Das Junge quert ängstlich unseren Weg.
So, es ist geschafft!
Ohne Probleme und unverletzt verschwinden die Drei im Busch.
Die Zeit vergeht wie im Flug und wir erreichen bald den Galana River.
An einer Furt machen wir einen kleinen Stopp und dürfen sogar aussteigen.
Wir gehen runter zum Fluss und sehen gleich mehrere Krokodile. Sie liegen mit weit geöffnetem Mäulern auf den Sandbänken und dösen entspannt vor sich hin.
Am gegenüberliegendem Ufer, hinter einer Schilfzone, sehen wir eine grüne, hüge­lige Landschaft, die relativ dicht mit Bäumen und Büschen bewachsen ist.
In der Ferne sehen wir die Ausläufer eines Gebirgszuges.
Es sieht alles so idyllisch aus, doch Bill warnt uns; im Gebüsch verbirgt sich alles was uns gefährlich werden könnte.
Auf Neudeutsch heißt so etwas : eine „No Go Aerea“.
Nun gut, wir hatten sowieso nicht vor den Fluss zu queren. Die Krokodile sehen zwar sehr entspannt aus, aber bei einem zarten, etwas übergewichtigen Europäer ver­gisst so einer leicht `seine Vorsätze und seine eventuell geplanten Diätmaßnah­men.
Wir fahren weiter und erreichen bald das Crocodilecamp
Das Camp liegt landschaftlich sehr schön direkt am Galana River.
Es besteht aus ca. 15 einzeln stehenden „Hütten“ und einem Haupthaus in dem sich auch der Speisesaal befindet.
Ein Wärter reicht uns unseren Schlüssel, schnappt sich unser Handgepäck und be­gleitet uns lächelnd zu unserem Reich.
Wir sind erstaunt, die Hütte ist zwar rustikal, aber sehr zweckmäßig ausgestattet und verfügt über ein Badezimmer.
Alles ist tipp topp sauber, das hat sich wohl auch der Skorpion gedacht und es sich in einer Zimmerecke bequem gemacht.
Hakuna Matata, kein Problem für unseren Guide. Er nimmt sich zwei Zeitschriften, fegt den Kameraden auf und entlässt ihn in die Freiheit. Er kontrolliert noch schnell die Schränke auf weitere Mitbewohner. Gott sei Dank, die Luft ist rein.
Ein Dollar reicher verlässt er uns.
Nachdem wir uns entspannt und frisch gemacht haben, wollen wir die Umgebung inspizieren.
Kaum haben wir die Hütte verlassen, gesellt sich auch unser „Bewacher“ zu uns.
Etwas holprig erklärt er uns, dass es für uns allein zu gefährlich sei und er für unsere Sicherheit zuständig ist.
Von nun an hatten wir im Außenbereich einen ständigen Geleitschutz.
Wir gehen zum Fluss und staunen über die vielen Krokodile die uns erwartungsvoll anstarren.
Den Grund lernen wir später am Abend kennen; um sieben Uhr ist große Fütterung.
Ein Spektakel erster Güte.
Nach dem Abendessen sind wir müde; ein Bier noch und alles verkrümelt sich im Bett.
Am nächsten Morgen geht´s schon wieder früh los.
Wir fahren am Galaner River in westlicher Richtung.
Der Weg ist sehr holperig und stark ausgefahren. Für kranke Bandscheiben ist das nichts! Doch Bill hat uns für heute einen Löwen versprochen.
Und so suchen und suchen wir.
Wir sehen alles was in Afrika so kreucht und fleucht, aber keinen Löwen.
Doch kaum sind wir drei Stunden unterwegs, hält Bill unvermittelt an. Er zeigt auf ein Gebüsch. Dann sehen auch wir sie; eine bildschöne Löwin. Sie ist offensichtlich auf der Jagd. Für die Mittagszeit etwas ungewöhnlich, aber wahrscheinlich hat sie in der Nacht Pech gehabt und im Lager warten hungrige Mäuler.
Wir folgen ihrem Blick und sehen wie in einiger Entfernung zwei Wasserböcke ah­nungslos beim Grasen sind. Offensichtlich haben sie die Löwin noch nicht wahrge­nommen.
Die Löwin schleicht näher und näher an sie heran. Sie setzt zum Sprung an. Im sel­ben Augenblick erschrickt sich einer der Wasserböcke und macht einen gewalti­gen Satz vorwärts. Die Löwin springt und verfehlt ihr Ziel nur um Haaresbreite. Ohne Beute ist ihr Satz zu groß und sie landet voll im Dornenbusch. Sie stößt ein zorniges Miauen aus und trottet enttäuscht von dannen.
Shit happens ….
Na ja, beim nächsten Mal wird’s wieder besser.
Es ist Zeit zurück zur Lodge zu fahren. Nach dem Mittagessen geht’s per Flugzeug weiter.
Wir starten vom Lodge eigenen „Flugplatz“, im wahrstem Sinne eine wilde Piste, zur ASC eigenen Zebra-Lodge.
Aus der kleinen zweimotorigen Maschine haben wir einen herrlichen Ausblick auf den Tsavo-Ost-NP.
Nach einer, leider nur kurzen Flugzeit, landen wir nahe der Zebra-Lodge. Der Pilot dreht erst mal eine Ehrenrunde über die Landepiste.
Er muss sich davon überzeugen, dass die Bahn frei von irgend welchen Wildtieren ist.
Ja, ja, im Busch herrschen andere Zustände.
Nach Angabe von ASC hat die Lodge, neben dem üblichen Tourismus, die Aufga­be verletzte Tiere gesund zu pflegen und Ranger auszubilden.
Von all dem bekommen wir nicht viel mit. Außer zwei eingesperrten Löwen sehen wir nichts davon.
Es ist wohl alles mehr oder weniger ein Reklamegag, oder sind das schon Anzei­chen der nahenden Pleite?
Uns ist es egal, wir sind in erster Linie zur Tierbeobachtung hier.
Wie sich noch herausstellen sollte, kommen wir auch diesbezüglich nicht auf unse­re Kosten.
Zur Begrüßung gibt`s am Abend ein Lagerfeuer.
Wir lernen so auch die anderen Gäste der Lodge kennen. Außer unserer Gruppe ist noch eine Gruppe aus der Schweiz und eine aus Frankreich da.
Bei einem Bierchen kommen wir uns schnell näher. Ein paar Worte Französisch finde ich auch noch in meinem Wortschatz.
Ansonsten passiert nicht viel.
In der näheren Umgebung, in einem kleinen Wald, sehen wir ein paar Elefanten, Giraffen, Impalas und Warzenschweine.
Die „Safari“ am nächsten Morgen verläuft enttäuschend. Vereinzelte Gnus, Adler und Geier sehen wir nur die schöne Kulisse des Mt.Kenia.
Die Wegränder sind drapiert mit ausgewaschenen Knochen. Sie sollen wohl einen Wildreichtum vortäuschen.
Wir sind nicht böse, dass es am Nachmittag schon weiter geht in die Massei Mara.
Der Flug dorthin ist wieder berauschend schön.
Die Massei Mara ist wohl das artenreichste und schönste Wildreservat in Kenia.
Nach etwa einem 1stündigem Flug landen wir auf der Piste an dem Mara Buffalo Camp.
Das Camp liegt sehr schön. Es liegt unmittelbar am Mara River.
Der Fluss ist von unzähligen Flusspferden bevölkert. Sie sind morgens und abends nicht zu überhören, ihr Spektakel ist gewaltig.
Außerdem gibt es hier mehrere zahme Impalas und unzählige Affen. Der Höhe­punkt der Lodge ist aber ein zahmes Zebra.
Wie gesagt, das Zebra ist zahm, aber auch ungeheuer frech.
Am Abend, beim zauberhaften Dinner im Freien, konnte es sich `mal wieder nicht benehmen und räumte drei Tische mit samt der Tisch-Deko ab; und das im ge­strecktem Galopp!
Das war natürlich eine riesen Gaudi, vor allem für die Gäste, die etwas weiter ent­fernt saßen.
Ein Gast erzählte, dass ihm von dem Racker, als er sich von den anstrengenden Sa­faris ausruhen wollte und sich gerade am Freisitz am Fluss nieder gelassen hatte, ein Buch gestohlen wurde.
Von hinten über die Schulter hat er es stibitzt.
Vor Schreck und in Panik hat der Gast seinen Stuhl nach dem Zebra geworfen aber, Gott sei dank, nicht getroffen.
Der Racker meint es ja auch nur gut und will nur spielen – genau wie Nachbars Hund bevor er dir ein Loch in die Hose reißt.
Das Wichtigste daran war, dass wir alle etwas zum Lachen haben, denn, 30 x La­chen pro Tag verlängert das leben um min. 5 Jahre.
Auch die Safaris waren allererste Sahne. Unser Ranger, William, war zwar erst Mitte Zwanzig, aber ungeheuer freundlich und in allen Dingen bewandert.
Bereits am ersten Nachmittag zeigte er uns von dem was die Massei Mara bieten kann.
Riesige Gnu-Herden, unzählige Antilopen, Wasserböcke, Impalas, Affen, Warzen­schweine, Mungos, Adler, Geier und, und, und.
Das steigerte sich, unglaublich, von Tag zu Tag.
Am zweiten Tag war eine Ganztages-Safari angesagt.
Früh am Morgen ging`s los. Mit drei Jeeps fuhren wir im Konvoi los – weit kamen wir nicht. Nach ein paar hundert Metern hatte eines der Fahrzeuge eine Reifenpanne.
Radwechsel in wilder Savanne – auch ein Safari Erlebnis.
Panne im Morgengrauen
Mutig wie wir sind, sorgen wir alle für den nötigen Geleitschutz und die Sicherheit.
Das Safarigesetz: keinesfalls aussteigen, wird, für den Moment, außer Kraft gesetzt; die Ranger arbeiten – wir schauen zu.
Nach getaner Arbeit geht`s weiter.
Komisch, zunächst ist nicht viel los. Die Wagen trennen sich, jeder sucht ein eigenes Gebiet ab. Die Fahrer stehen zwar per Funk miteinander in Verbindung, machen davon aber nur äußerst sparsam Gebrauch.
William hat den richtigen Riecher. Nachdem wir, außer einer Herde Mungos in ei­ner Sandkuhle, ein paar Antilopen und die unvermeidlichen Gnus, sehen wir eine gute Stunde nichts interessantes... von einem stolzen Sekretär abgesehen.
Verwöhnt vom Vortag macht sich eine gewisse Enttäuschung breit.
Aber dann, Williams Adleraugen haben etwas erspäht.
Er fährt plötzlich quer durch das Gelände in Richtung einer allein stehenden Aka­zie.
Wir sehen nichts – noch nicht.
Williams Lächeln kommt zurück. Glücklich zeigt er links neben der Akazie ins hohe Gras.
Endlich sehen auch wir sie. Zwei Leoparden liegen entspannt in Gras und spielen miteinander.
Wir schauen gespannt zu. Die Beiden lassen sich durch uns nicht stören.
William ruft über Funk seine Kollegen – einer hilft dem Anderen. Das ungeschriebe­ne Gesetz der Safari gilt auch hier.
Wir fahren weiter. Das Gelände wird hügelig.
William fährt in eine Schlucht. Kurz vor dem Ende sehen wir sie, eine Hyänenfamilie.
Die Jungen tollen wild umher.
Plötzlich ein schriller Laut, das wachhabende Weibchen hat uns erspäht. Blitz­schnell sind die Jungen in ihren Bau verschwunden. Gehorchen ist überlebens­wichtig.
Bei den Hyänen herrscht noch Ordnung – unsere Enkel und Kinder könnten davon eine Menge lernen.
Wir fahren weiter.
Ein paar Massei treiben ihre Rinder quer durch das Wildtiergebiet.
Völlig normal, sagt William.
Es sind über hundert Tiere, die nur von drei, nur mit Speeren bewaffneten, Massei bewacht werden.
Mutig, mutig!!!
Es passiert so gut wie nichts, beruhigt uns William.
Weiter geht`s, wir fahren auf einen kleinen, mit Bäumen und Sträuchern bewachse­nen Hügel zu.
William gibt uns ein Zeichen: absolute Ruhe!
Den Grund sehen wir als wir den Hügel umrundet haben. In einer Sandkuhle liegt eine Löwenfamilie.
Eine satte Löwenfamilie
Nebenan liegt noch das Gerippe eines Gnus.
Alle sind satt und träge, nur die jüngsten Welpen spielen vergnügt miteinander.
Kurze zeit später sind die anderen Jeeps auch da. Die Buschtrommel hat mal wie­der funktioniert.
Die Franzosen unterhalten sich laut und disziplinlos. Sie müssen sich gegenseitig lautstark erklären, dass da vorne im Gras tatsächlich Löwen liegen.
Na ja, jedem das Seine; den Löwen gefällt es nicht. Die Älteste brüllt uns zornig an und trollt sich mit ihrem Rudel ins Gebüsch.
Ich kann es mir nicht verkneifen und wische ein wenig heftig an meine Stirn. Alle, außer unseren Natopartnern, geben mir recht.
Am Gnugerippe vorbei, sehen wir schon in einiger Entfernung eine Anzahl Geier auf die Weiterverarbeitung lauern.
Der natürliche Kreislauf ist auch hier nicht unterbrochen.
Ungerührt warten die Gnus nur ca.50 m entfernt im Schatten einer Akazie. Der tote Kollege interessiert schon nicht mehr.
Dann legt William schon wieder los. Für mich ist es immer wieder erstaunlich mit welcher traumwandlerischen Sicherheit er die richtige Richtung findet.
Jedenfalls, kaum hat er den Funk erhalten, geht’s mit Vollgas los.
Er sagt nichts, nur ein breites Grinsen in seinem Gesicht zeigt an, dass wir bald et­was Besonderes sehen werden.
Kurze Zeit später sehen wir schon von weitem wie zwei andere Jeeps in der Savan­ne stehen.
Es ist nicht alltäglich was wir sehen. Heute ist das Glück mit uns.
Unsere befreundeten Leos von vorhin haben ihre Spielstunde unterbrochen und er­folgreich ein Gnu gejagt. Der tote Körper dampft noch; es ist wohl gerade erst pas­siert!
Schon wieder peilt eine tote Gnuseele den Gnuhimmel an.
Es klingt grausam, ist aber nur das was sich täglich wiederholt: fressen und gefres­sen werden.
So langsam wird uns allen klar warum es so viel Gnus in der Savanne gibt.
Für Heute ist es genug, wir fahren in Richtung Lodge.
Endlich etwas zu Essen und ein kühles Bier im Freien.
Nur die Vögel in den Bäumen und die Hyppos im Fluss unterhalten uns. Das böse, böse Zebra macht wohl Siesta – Gott sei Dank.
Am späten Nachmittag ist nur noch die Erkundung der näheren Umgebung ange­sagt.
Wir folgen dem Fluss, per pedes, in östlicher Richtung, das Gelände wird immer uri­ger und auch matschiger.
Absolute Konzentration ist angesagt.
Nach etwa einer halben Stunde Fußmarsch öffnet sich das Gelände und wir ste­hen vor einem großen Tümpel.
Von weitem sehen und hören wir sie schon. Zur Begrüßung reißen sie ihre riesigen Mäuler auf.
Ein wenig beängstigend ist das schon. Vor allem wenn man weiß, dass diese Rie­sen ziemlich schnell und angriffslustig sind – auch an Land.
Aber unser Führer beruhigt uns, die Hyppos sind heute brav – sagt er. Er muss es ja wissen!
So können wir in Ruhe die ganze Familie beobachten. Groß und Klein tummelt sich entspannt im Wasser.
Trotzdem ist so mancher froh als wir wieder in Richtung Lodge marschieren. Die ab­solute Nähe und alles zu Fuß ? - Das ist wirklich nicht jedermans Sache.

Für den nächsten Tag ist eine Frühsafari angesetzt. Es wird unsere Letzte sein bevor es am Nachmittag – leider - in Richtung Hotel geht.
Um 5 Uhr werden wir geweckt.
Kaum haben wir das Licht angemacht, klopft es an unserer Tür. Es ist der Wärter der uns des Nachts bewacht hat. Er fordert uns ganz aufgeregt auf ins Freie zu kommen.
Es ist schon mühsam so schnell die Augen auf zu bekommen, aber es lohnt sich.
Direkt vor unserer Hütte grast ein Nilpferd mit seinem Jungen.
Die Beiden lassen sich durch uns nicht stören und grasen friedlich weiter.
In der Aufregung vergesse ich den Fotoapparat, so entgeht mir ein wichtiges Zeit­dokument.
Es bleibt keine Zeit mehr, wir müssen weiter.
Auf dem Weg zum Speiseraum kommt uns ein Waran entgegen, unser Wärter be­ruhigt uns, keine Gefahr! Wir warten,er trollt sich, wahrscheinlich ist auch er noch müde.
Nach einem kurzen Frühstück geht’s schon los.
Wir fahren in den Sonnenaufgang. Es ist berauschend schön.
Vor uns, nur 50 m entfernt, schreitet eine Elefantenfamilie parallel zum Sonnenauf­gang. Groß und Klein. Kitschig schön!
Eine Unzahl anderer Tiere grasen entspannt in der Savanne.
Ein Rudel Geier beendet das was andere in der Nacht schon satt gemacht hat.
Wir fahren in Richtung Berge.
Nach 2 Stunden, am Fuß eines Hügels, dürfen wir aussteigen.
Wie aus dem Nichts erscheint plötzlich ein bewaffneter Wärter vor uns.
Keine Angst, er beißt nicht! Er führt uns nur zu der nächsten Überraschung.
Mir dämmert schon `was.
Leider müssen die Spitzmaulnashörner immer noch mit Waffengewalt verteidigt werden.
Da die Wilderer meist besser ausgerüstet sind als die Wärter, kommt es immer wie­der zu Gefechten, die für die Wärter aber auch für die Tiere oft bös ausgehen.
Das wird so lange nicht besser, wie sich irgendwelche endgeilen Chinesen einbil­den, dass getrocknete und geriebene Hörner der seltenen Tiere, ihre sexuellen Pro­bleme lösen könnten.
Na ja, hier ist es bis jetzt gut gegangen. Zwei Angriffe konnten erfolgreich abge­wehrt werden; erzählen die Wärter.
So können wir die Tiere aus nächster Nähe beobachten. Sie sind an Menschen ge­wöhnt!
Es ist zwar nicht das was sich ein Tourist unter der Wildnis so vorstellt, aber, wie sagt Frau Merkel, es ist zur Zeit alternativlos.
Für uns bleibt es doch noch ein Ereignis allererster Güte. Wer weiß wie lange man die Tiere überhaupt noch besichtigen kann?
Wir treten den geordneten Rückzug an – unseren Mägen knurren.
William fährt mit uns zu einer erprobten Picknick-Stelle.
Das Sandwich und die Getränke tun richtig gut. Wir sind ja auch schon einige Zeit unterwegs – und – die Wildnis macht einen enormen Appetit.
Der Rückweg zur Lodge ist sehr kurzweilig.
Erstens bietet uns Afrika noch einmal seine ganze Schönheit und zweitens lassen wir die Safari schon zum ersten Mal Revue passieren.
Ich glaube – mehr kann man wirklich nicht erleben und sehen. Das Wetter, die Landschaft, unser William, die Unterkünfte und nicht zuletzt die freundlichen Men­schen, werden für immer unauslöschlich bleiben.
In der Lodge angekommen, gibt es für uns noch eine wichtige Aufgabe: wir müs­sen mit unseren Fahrzeugen die Startbahn sichern. Unser Flieger soll ja unbescha­det Landen können.
Bei dieser Gelegenheit verabschieden wir uns von William. Der Abschied wird auch für ihn schwer; ein saftiges Trinkgeld macht ihn schon wieder glücklicher.
Wir stellen uns also am Rande der Landebahn auf und sorgen dafür, dass kein Tier
sich untersteht die Piste zu betreten.
Mutig, mutig!
Kurze Zeit später landet die Maschine und bringt unsere Ablösung.
William und die Anderen müssen ja weiter leben.
Wir steigen ein, winken noch einmal in Richtung der Lodge und betrachten bald schon die Massei Mara wieder aus der Vogelperspektive und erreichen nach kaum 2 Stunden den Hotel nahen Airport.
Erschöpft aber glücklich erreichen wir unsere Hotels.
Unvergessliche Tage sind zu Ende.
Es war sehr, sehr schön.


3.Kapitel

Relaxen ist angesagt!

Im Hotel hat sich kaum etwas verändert.
Die Gäste bleiben weiter zu Hause, die Zeiten in Kenia werden immer unsicherer, es gab bereits mehrere Tote.
Es ist immer wieder dasselbe: die einzelnen Stämme vertragen sich nicht und die Menschen werden durch machthungrige Politiker aufgehetzt.
Die Touristen merken davon allerdings fast nichts.
Die einzigen Informationsquellen sind die Zeitungen – und die sind mit größter Vor­sicht zu genießen. Unabhängige Berichterstattung geht anders.
In den Hotels sind diesbezügliche Themen tabu – vielleicht ist es auch gut so – än­dern können wir an der Misere nichts.
So vergeht die restliche Woche trotzdem recht angenehm. Wir haben ein Ehepaar aus Düsseldorf kennengelernt.
Gut, Düsseldorf ist nicht Köln, trotzdem sind es angenehme, freundliche Menschen.
Die Frau hatte, bei Regen, eine unangenehme Erfahrung mit der rutschigen Trep­pe gemacht.
Sie ist ausgerutscht und auf ihren verlängerten Rücken gefallen.
Au, das tut weh!
Ich beobachte das Unglück aus der Veranda am Pool. Trotz des Regens bin ich zu­sammen mit einem Engländer zu ihr hin gespurtet. Wir können der Frau nur noch aufhelfen und sie trösten.
Gott sei Dank ist nichts Ernstes passiert.
Der Hotelmanager bekommt schon wieder sein Fett weg! Der Arme.
Die Zeit vergeht; wir treffen uns noch einige Male mit unseren Safaribekannten.
Mal besuchen sie uns, mal schauen wir in ihrem Hotel vorbei.
Eine angenehme Zeit.
Neuerdings besucht uns, wenn wir allein auf unseren Liegen liegen, ein Fitnesstrai­ner aus dem Nachbarhotel.
Er ist auf Amorsfüßen unterwegs; eine der netten Bedienungen hat es ihm ange­tan.
Eshe und er passen gut zusammen, leider sind ihre Altvorderen in unterschiedlichen Volksgruppen geboren. - Wenn das mal kein Ärger gibt.
Wir genießen diese Besuche, erfahren wir so doch sehr viel über Land und Leute und er lernt ein wenig Deutsch und wir (noch weniger) Suaheli.

Das Hotel hatte allerdings auch noch die eine oder andere Überraschung auf La­ger.
So hatte die Poolfilteranlage den Geist aufgegeben. Schwimmen im Hotelbereich war damit für drei Tage tabu.
Mir blieb nichts anderes übrig als jeden Schwimmzug im Meer zu genießen. 15 Mi­nuten hin, 15 Minuten zurück – wirklich anstrengend und das im Urlaub.
Aber es kam noch schlimmer.
Die Elektrizität war ja schon häufiger für eine mehr oder weniger kurze Zeit ausge­fallen, aber dann, eines Nachts im Morgengrauen, gab es einen riesen Knall.
Wir dachten schon jetzt hat uns der Krieg auch erreicht.
Im ersten Moment war uns wirklich plümerant!
Das Licht geht aus, die Jungfrau zittert, hoffentlich Allianz versichert!
Ich rase zum Fenster und sehe wie sich der Hauptstromanschluss nahe der Straße funkenstiebend von dieser Welt verabschiedet.
Ein Anschlag? Ein Kurzer?
Erstaunlich schnell ist die gesamte Hotelintelligenz am Ort des Geschehens und be­ratschlagt was zu tun ist.
Eine Reparatur? - In Kenia nicht auf die Schnelle!
Das Naheliegendste ist die Notstromanlage in Betrieb zu setzten. Überall – aber nicht in ASC-Hotels!
Außer ein paar Fehlzündungen passierte zunächst nichts, dann ein riesen Gestank und Getöse!
Der Motor lief – aber nur für ein paar Sekunden.
Dann war Ruhe, dann Geschnatter, dann nichts mehr.
Der Notstromanlage war der Diesel ausgegangen. Geregelte Nachbestellung? Wer ist da denn zuständig? Ich nicht! Ich nicht!
Nachschub? Auf die Schnelle? Wer hat die besten Connection? Ist die letzte Liefe­rung schon bezahlt? Fragen über Fragen.
Die Lösung - auch nicht so einfach in Kenia!
Als dann endlich auch das geregelt war, der nächste Startversuch.
Es passierte, außer dem Gehabten, siehe oben, nichts.
Der Motor sprang ums Verrecken nicht an!
Beim Essen, es wurde alles aus den Nachbarhotels herbei geschafft, haben wir dann den Grund erfahren: eine Pumpe oder ein Ventil – wer weiß das schon – musste beschafft werden.
Wie lange dauert das?
Hakuna Matata – wer weiß das schon!
Gut, nach 1,5 Tagen ohne Strom und das heißt ohne Wasser usw., war alles Ge­schichte.
Der Urlaub ging trotzdem weiter.
Duschen im Nachbarhotel? Was macht das schon.
Die Erlebnisreise mit dem ASC nahm ihren Fortgang, Gott sei Dank ohne große Stö­rungen.
Die restlichen Tage verlaufen entspannend und ruhig – ganz so wie wir es uns ge­wünscht hatten.
Liege, Baden, Bummeln, Schwimmen, Essen, Schlafen – die Reihenfolge ist beliebig und das Wichtigste von uns bestimmt!
Nach ein paar Stunden ist der Ärger vergessen und die schönen Dinge bleiben haften.

Wir genießen den herrlichen Strand, fahren zum Riff, genießen die Unterwasserwelt
und die freundlichen entspannten Menschen.
Der Tag des Abschieds kam, der Hotelmanager entschuldigte sich noch tausend­fach und bot uns erneut eine Reduktion unserer Hotelrechnung an.
Wir lehnen ab und behalten uns eine Regelung in Deutschland vor.
Wir wussten ja noch nicht, dass der Pleitegeier schon sehr enge Kreise um den ASC zog.
Na ja! Ein paar Augen waren es dann doch noch.
Die Heimreise ähnelt der Anreise.
Der Unterschied beim Transport zum Flughafen ist nur der, dass wir als Erste in den „Bus“ einsteigen dürfen und somit freie Platzwahl haben.
Beim Einchecken will mich dann auch noch der, ansonsten freundliche, Helfer aufs Kreuz legen.
Er behauptet, allerdings mit einem breiten Grinsen, dass unser Gepäck genau für 5 Dollar zu schwer sei.
Ich lächelte zurück, drückte ihm einen 1$-Schein in die Hand und alles war geregelt.
Im Flugzeug machte sich dann die deutsche Harz IV-Elite, natürlich nicht mehr ganz nüchtern, solange unangenehm bemerkbar bis ein baumlanger Zöllner für Ordnung sorgte.
Seine Sprache haben sie sofort verstanden. ( Ein Tipp für`s Arbeitsamt?)
Zu uns gewandt sagte er allerdings sehr freundlich, dass alles sehr schnell gehen müsste da der Präsident im Anflug sei und die Startbahn in Kürze gesperrt werden würde.
Es geschieht also alles in unserem Interesse – Hakuna Matata!
Wir werfen noch einen Blick auf die verschneiten Kuppen de Mt. Kenia und verabschieden uns von diesem wunderschönen Land.

In München landen wir dann 9 Stunden später unter den grausigsten Bedingun­gen.
Es schneit und windet was das Zeug hält; man sieht die Hand vor den Augen nicht; der Pilot aber – Gott sei Dank – die Landebahn.
Ein ereignisreicher Urlaub geht zu Ende.
Wir haben unendlich viel Schönes erlebt – die weniger schönen Sachen sind bald vergessen.
Kenia, du siehst uns wieder! Versprochen!!!


Nachtrag

Wer so richtig intensiv Safariabenteuer erleben will und die Menschen sowie die Natur liebt, der ließt kostenlos mein Buch bei Bookrix.de: Jambo Afrika. Mein großer Traum von der Cimba-Safari-Lodge in Tansania.
In diesem Buch habe ich meine Reiseabenteuer auf der ganzen Welt noch einmal aufleben lassen.
Er ist meiner treuen Freundin Cimba gewidmet die leider heute, im „zartem Alter“ von 15 Jahren, eingeschläfert werden musste.
Ich bin unendlich traurig!!!


Impressum

Texte: Alle Rechte beim Verfasser
Tag der Veröffentlichung: 18.12.2011

Alle Rechte vorbehalten

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