May starrte auf das Chaos in der Küche. Hier ein Teller, da eine Tasse, es war zum
verzweifeln. Sie schaute sich im Raum um. Der Tisch war immer noch nicht abgeräumt und das obwohl sie ihren Vater schon seit zwei Tagen bad ihr ein bisschen mit dem Abwasch zu helfen. Jetzt stank es. Genervt räumte sie denn Teller weg und warf die Spülmaschine an.
Gestern hatten sie wieder streit gehabt, ja sie wusste nicht mal mehr worum es ging, dennoch war May sich sicher das ihr Vater immer noch sauer deswegen sein würde. Er rastete bei jeder Kleinigkeit aus und jetzt musste sie ihn zur Mittagspause abholen. Sowieso war er in letzter zeit sehr gestresst, wegen all der Morde bzw. Vermissten, denn ihr Vater arbeitete bei der Polizei.
Sie knirschte mit den Zähnen und schnappte sich ihre Tasche.
Er würde wieder meckern, weil sie nichts zu essen gekocht hatte bemerkte sie, als sie die Tür hinter sich schloss.
Das Haus in dem sie lebte war eigentlich recht schön, umgeben von Bäumen und wunderschönen Blumen wirkte es fast idyllisch. May überquerte eine Brücke. Darunter ein kleiner klarer Bach, der fröhlich vor sich hin plätscherte.
Früher hatte sie oft dort gespielt. Doch nun war das alles zu einer Erinnerung geworden. An eine Zeit in der ihre Mutter noch lebte und in der ihr Vater noch wie ein richtiger Vater für sie war.
Im Laufschritt begab sie sich Richtung Polizeistation, sie war bereits zu spät dran. Im Garten gegenüber erblickte sie ihren Nachbarn Richard oder auch Richi, der ihr fröhlich zu winkte. Irgendwie war einer der Typen von denen man nicht sagen konnte wie alt er war, weil er sich all die Jahre nicht verändert hatte.
May konnte sich ein seufzen nicht verkneifen als sie die Polizeistation erreichte, wobei man es kaum Station nennen konnte. Es war ein kleines Gebäude und davor parkten gerade mal zwei Polizeiwagen. Trotzdem hang am Eingang ein Schild mit der Aufschrift „Polizeistation Jericho.“
Drinnen bemerkte sie Joshua, einer der Kollegen von Mays Vater, der sie zu sich winkte.
„Dein Vater ist grade bei einer Besprechung.“ Meinte er zu ihr.
Was so gut hieß wie: er befragte gerade jemanden.
May hatte früher oft zu geschaut, doch es erschreckte sie wie hart er wurde als ihre Mutter gestorben war und so hatte sie sich seit dem nicht mehr oft bei seiner Arbeit blicken lassen.
„Soll ich ihm bescheit sagen?“ fragte mich Joshua, doch May schüttelte den Kopf.
„Schon gut, ich geh selbst.“ Meinte sie. Joshua zog zwar eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts.
May betrat einen kleinen Raum, ihr Vater war da und wie erwartet, befragte er gerade jemanden. Sie beschloss sich erst einmal nicht einzumischen und lehnte sich an die Tür.
„Sagen sie mir jetzt ihren richtigen Namen?“ herrschte ihr Vater aka der Sheriff, den Befragten an.
„Sagte ich doch schon, Nugent, Ted Nugent.“ Berichtete der Fremde. Er sah gut aus, hatte ein freches Gesicht und war vielleicht Mitte Zwanzig. Mays Vater schien das nicht zu finden, denn er schaute noch grimmiger als sonst... wenn das überhaupt möglich war.
„Ihnen scheint nicht klar zu sein, in was für Schwierigkeiten sie hier stecken.“
May rollte mit den Augen, seine übliche Masche, ihm war nicht klar wie lächerlich er damit wirkte. Doch sie wagte nicht etwas zu sagen, am ende musste sie noch Unkraut jäten oder so was.
„Reden wir hier von Bagatelldelikt Schwierigkeiten oder von du gehst in den Knast Schwierigkeiten?“ Fragte der Fremde neckisch. May grinste. Der Kerl war zwar Provozierend, doch genau das brauchte ihr Vater mal.
„An ihrer Wand kleben die Gesichter von 10 vermisten Personen, zusammen mit einem Haufen Satanischen Hokuspokus, sie stehen ganz Offiziell unter verdacht.“ Oh. Das überraschte sie, er sah nicht aus wie ein Satanist, obwohl man sich darauf ja nicht besonders verlassen konnte.
„Das macht Sinn, denn als der erste 82 verschwand, war ich drei.“ Meinte der Fremde.
„Ich weis sie haben Partner, einer von ihnen ist schon Älter, vielleicht ist er der Drahtzieher. Also sagen sie mir... Dean, ist das seins?“ Der Sheriff knallte ein altes Notizbuch auf den Tisch und setze sich dazu. May runzelte die Stirn. Das konnte ja doch noch ganz Interessant werden.
„Ich dachte das könnte möglicherweise ihr Name sein. Ich hab mir das angesehen, von dem wenigen was ich da entziffern konnte, ich meine das ist alles ziemlich verrücktes Zeug, aber das hier habe ich auch entdeckt.“
Er schlug das Buch auf und blätterte es kurz durch, May reckte neugierig den Kopf. Ihr Vater hatte sie bis jetzt anscheinend noch nicht bemerkt, doch dieser Dean warf ihr kurz einen Blick zu.
Auf einem Notizzettel, auf dem Dean 35 – 111 stand, hielt der Sheriff an und hörte auf weiter zu blättern.
„Also sie bleiben so lange hier bis sie mir genau erklärt haben was zum Teufel das bedeutet.“
„Das ist meine Schloss Kombination von meinem Schrank in der High School.“
„Ja, natürlich und was ist es wirklich?“
„Wie gesagt, die Kombination von meinem Schrank.“
„Ich könnte das überprüfen lassen.“ Der Sheriff wurde zu nehmend ungeduldiger und May beschloss, dass es nun genug war.
„Dad?“ Sie unterbrach ihn im Eifer des Gefechts. Er hasste das, doch es war ihr egal.
„Ich bin nicht umsonst hier her gekommen. Können wir jetzt bitte gehen?“
Ihr Vater drehte sich zu ihr um, wütend, dass wusste sie.
„Ich komm gleich. Raus mit dir.“ Bellte er und machte mit der Hand seltsame Bewegungen. May konnte sich ein genervtes seufzen nicht unterdrücken und verschwand im Flur. Sie hörte noch die Stimme ihres Vaters, als er unbeirrt fortfuhr.
„Also, Dean ich warte.“
Dann Schlug die Tür zu und die Stimmen erstarben. May hätte gerne gewusst wie es weiter gegangen wäre. Hätte sie nur die Klappe gehalten.
Es dauerte gar nicht lange, da stürmte ein Polizist an ihr vorbei und öffnete das Befragungszimmer. Was er sagte hörte sie nicht, doch ihr Vater kam einen Moment später hinaus.
„May, du musst wohl noch ein bisschen warten.“ Sagte er am vorbei gehen und war auch schon wieder verschwunden. Das war nicht sein ernst. Erst sagte er ihr sie solle doch bitte Pünktlich kommen und dann so was. Sie wollte gerade gehen, da erkannte sie Dean. May konnte sich nicht vorstellen das ihr Vater ihn gehen gelassen hatte. Er wollte sich gerade eine Treppe hoch schleichen, oder rennen, so wie es aussah. May legte den Kopf schief. Interessant, er wollte sich wohl aufs Dach schleichen und der einzige Weg um vom Dach runter zu kommen war die Leiter von außen. Der Fremde hatte sie nicht bemerkt also beeilte sie sich um nach draußen zu kommen, sie kannte den Weg im Schlaf und so stand sie kurze zeit später unten an der Leiter.
May hatte recht behalten was Dean betrifft, er lies sich die Leiter runter fallen und schaute sich um.
„Sie wissen schon das, dass verboten ist oder?“ fragte sie.
Sein blick verriet, dass er überrascht war. Das freute sie.
„Naja, irgendjemand muss ja euren Arsch retten.“
„Wie sind sie raus gekommen?“
Sie ließ sich nicht von seiner sarkastischen Art beirren, generell hatte sie, besonders im Umgang mit ihrem Vater gelernt dass es besser war ruhig zu bleiben. Was ihr allerdings oft kläglich misslang.
„Kleiner Tipp, lasst niemals Büroklammer irgendwo rum liegen.“ Er grinste.
Zwar war er ein Hauptverdächtiger, aber er wirkte durchaus Sympathisch.
„Sie wissen schon dass ich jetzt eigentlich meinen Dad anrufen müsste.“
„Den Sheriff? Lieber nicht. Ich hab sowieso schon genug zu tun. Wäre nett wenn du das lassen würdest.“ Er machte sich lustig über sie, dass bemerkte May sofort und sie wusste nicht ob sie das ärgern sollte oder nicht. Am besten sie ignorierte diese Antwort einfach.
„Was meinten sie damit, dass jemand unseren Arsch retten muss?“
Dean schien es plötzlich eilig zu haben. Genervt zuckte er mit den Schultern.
„Glaub mir kleine, dass willst du gar nicht wissen.“ Meinte er und lies sie einfach stehen.
Ernsthaft? Was dachte er sich eigentlich? Verärgert schaute May ihm hinterher und plötzlich kam ihr was in den Sinn. Sie betrat abermals das Gebäude, Joshua schaute sie verwirrt an, doch May beachtete ihn nicht und stürmte an ihm vorbei in das Befragungszimmer. Das Notizbuch lag nicht mehr auf dem Tisch und die Handschellen waren auch aufgebrochen. Wie angenommen. Schade. Sie hätte gerne gewusst was darin stand.
May nahm sich einen Ordner aus dem Schrank, gegen über vom Tisch und öffnete ihn. Es dauerte nicht lang da fand sie auch schon den Namen: Dean Winchester. Er war wie erwartet Mitte zwanzig, um genau zu sein 26, doch sonst stand dort nichts wichtiges darin. Enttäuscht schlug sie den Ordner wieder zu.
Also was wusste sie? Genau genommen gar nichts. Doch, die Zahlen 35 -111.
Als May den Raum wieder verließ schüttelte Joshua den Kopf.
„Hast du was vergessen?“ fragte er.
„Ne...“ May war gerade damit beschäftigt sich zu fragen was die Zahlen bedeuten könnten. Sie bemerkte nicht das Richard plötzlich vor ihr stand und mit ihrem Glück lief sie auch noch in ihn hinein. Sie stolperte, doch er zog sie noch im richtigen Moment hoch.
„Hoppla.“ Er grinste.
May strich sich eine Strähne aus der Stirn.
„Sorry.“ Murmelte sie. Besser erst nachdenken, wenn ich zu Hause bin. Dachte sie sich und wollte schon hinaus, doch dann drehte sie sich noch mal um.
„Joshua, du weist nicht zufällig was die Zahlen 35 -111 bedeuten oder?“
Fragen kostete ja nichts und vielleicht bringt es ja was. Doch Joshua schaute sie nur verwirrt an.
„Bitte was?“
Genervt öffnete May die Tür.
„Wow, tolle Hilfe.“ Sie knallte die Tür zu. Warum waren hier alle nur so dämlich und konnten nicht mal normal auf eine Frage antworten?
Doch je länger sie ging wurde ihr bewusst dass sie wohl überreagiert hatte. Wie immer. Mist.
Texte: by me; Hauptstory by Eric Kripke
Bildmaterialien: Cover by me, Model: Marta Smołucha, Photo: littleflair (deviantart)
Tag der Veröffentlichung: 13.10.2012
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