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Winter 2010

Im Jahr 2010 erstürmt die Welt einen neuen Gipfel. Der Preis für das Barrel Rohöl liegt bei 250 Dollar. Weltweit kommt die Wirtschaft weitestgehend zum Erliegen. Die Zahl der Arbeitslosen schnellt in schwindelerregende Höhen. Die Lebenshaltungskosten steigen innerhalb eines halben Jahres so stark, dass der Konsumentenmarkt auf breiter Front zusammenbricht.
In den Elendsvierteln dieser Welt, hat neben dem Hunger und Durst, derzeit der Tod seine Sense im Einsatz. Im Jahr 2010 verliert die Weltbevölkerung eine Milliarde Menschen.
Das größte Problem aber ist die Energieversorgung. In fast allen Staaten hat das Militär bei der Versorgung mit Treibstoff Vorrang. Die wenigsten Staaten verfügen über eigene Ölquellen. Die Begehrlichkeit wächst somit stetig an.
Am 10.12.2010 kommt es zu dem zu erwartenden ersten ernstlichen Zwischenfall.
China besetzt in einer Nachtaktion amerikanische Ölfelder. Es machen sich große Truppenverbände auf den Weg nach Russland. Sowohl die amerikanische Präsidentin als auch der russische Präsident sind in Bedrängnis.

Washington D.C., Weißes Haus, in den frühen Morgenstunden, Freitag 10.12.2010

„Frau Präsidentin vor ihrer Tür steht der Generalstabschef. Soll ich ihn hereinlassen.“ „Ich bin gerade bei meiner Gesichtsmaske, außerdem habe ich meinen Schlafanzug an.“
„Sie tragen doch einen Bademantel. Es scheint wichtig zu sein.“
„Wichtig? Wichtig ist, ich habe eine halbe Stunde meine Ruhe. In dem Job wirst du laufend nur gestört.“
Der Generalstabschef ist bereits aufgeregt in den Raum getreten. „Tut mir leid, Frau Präsidentin, das kann leider nicht warten.“
„Also, wirklich, Miller. Sie können doch nicht einfach so in die Schlafgemächer der Präsidentin einmarschieren. Wo sind wir hier?“ Miller räuspert sich.
„Im Weißen Haus.“
„Eben im Weißen Haus, das wird politische Verwicklungen geben. Mein Mann erschießt Sie!“
„Frau Präsidentin, Sie scheinen den Ernst der Lage nicht zu begreifen.“
„Doch, Sie stören mich gerade bei einer sehr wichtigen Sache.“
„Wichtig ist die nationale Sicherheit.“
„Ach so! Wer ist Ihnen jetzt wieder auf Ihren Schlips getreten?“
„Niemand, Frau Präsidentin.“
„Und dafür machen Sie einen Aufstand!“
„Uns droht die gelbe Gefahr.“
„Ach Miller, die sollten in Hollywood endlich einmal einen schönen Film drehen.“
Der Generalstabschef ist wenig entzückt.
„Hollywood! Das ist real, die klauen uns unsere Bohrinseln.“ Die Präsidentin amüsiert. „Wer dieser Bin Laden?“
Miller kämpft sichtlich mit seiner Erregung. „Die Chinesen! Uns klauen sie die Bohrinseln, bei den Russen wollen sie einmarschieren!“
Die Präsidentin springt aus ihrem Sessel hoch.
„Mann Miller, das dauert bei Ihnen immer zu lange, bis sie zum Kern der Sache kommen. Ich muss eine Ansprache an die Nation halten.“
Miller sagt trocken. „Ich würde mir erst einmal mein Gesicht säubern, von dem Grünzeug. Anschließend würde ich mich passend ankleiden. Oder wollen sie etwa so vor die Presse? Überhaupt was wollen sie unserem Volk sagen?“
Die Präsidentin schaut ihn wütend an.
„Na was wohl? Das amerikanische Volk wird sich diesen Vorfall nicht bieten lassen! Wir holen uns unser Öl zurück!“
Miller schüttelt nur den Kopf.
„Dann brauche ich jetzt noch ein Konzept wie wir vorgehen.“
Die Präsidentin lächelt.
„Wir telefonieren mit den Russen. Sie verlassen jetzt auf der Stelle meine Räume. Wir sehen uns in einer Viertelstunde in meinem Büro.“
Vor der Tür steht immer noch der Außenminister.
„Na Miller, Erfolg gehabt?“
„Ich wüsste nicht was Sie das angeht! Weshalb sind sie erbärmliche, feige Ratte eigentlich nicht mitgekommen?“
„Sehen Sie, das ist der Unterschied zwischen einem Diplomaten und einem Säbelrassler. Sie haben eben keinen Anstand, mein Lieber. In einem anderen Land wären Sie vielleicht jetzt schon tot.“
Miller schnaubt. „Ich bin Amerikaner!“
„Das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht sich wie ein Elefant im Porzellanladen zu verhalten.“
„Baker, sparen sie sich ihre guten Ratschläge. Ihre Chefin will doch tatsächlich mit den Russen reden.“
Baker lächelt sein Gegenüber gütig an. „Das finde ich ausgezeichnet.“
Der Generalstabschef sagt verächtlich.
„Eine noch dümmere Antwort war von Ihnen nicht zu erwarten! Es wird nicht lange verhandelt! Es gibt kein Land der Welt, indem nicht unsere Truppen einmarschieren könnten, um es zu besetzen.“
Baker lacht laut auf.
„Ich sage nur Afghanistan, Irak, oder soll ich noch weiter zurückgehen, um Ihre ruhmreiche Strecke aufzuzählen.“ Miller winkt verärgert ab.
„Sie Diplomat! Ihnen fehlt die Weitsicht.“
Baker folgt Miller zum Büro der Präsidentin. Vor dem Büro herrscht schon aufgeregtes Treiben.
Baker meint lachend.
„Wie immer, die machen aus einer Mücke einen Elefanten. Ob die Meute überhaupt die Tragweite begreift?“
Miller nimmt sich einen Kaffee.
„Die Alte wird noch nicht hier sein, so wie die aussah.“ Baker sieht den Stabschef verwundert an.
„Vergreifen Sie sich nicht im Ton! Außerdem unsere Präsidentin ist immer pünktlich. Ich würde vermuten sie sitzt schon an ihrem Schreibtisch.“
Miller tippt sich verächtlich an die Stirn.
„Ich sage es ja, diplomatischer Spinner. Das läuft diesmal nach meinen Vorstellungen.“
Baker lächelt unverbindlich zurück.
„Wir werden sehen. Die Entscheidungen trifft immer noch die amtierende Präsidentin.“
Miller stellt seine Kaffeetasse auf einem Tisch ab.
„Frauen haben in der Politik nichts verloren!“
Baker grinst breit.
„Machen Sie nur so weiter, ihre Tage sind auch so langsam gezählt.“
„ Wollen Sie mir drohen?“
„Nein! Ich schieße sie einfach im Flug ab, spätestens wenn sie meiner Präsidentin gefährlich werden.“
„Die Ratte steht also hinter der Alten. Hoffentlich haben Sie nicht doch etwas übersehen, Baker.“
„Der Diplomat von Rang sieht das ganze Spiel und nicht nur den Ausschnitt.“
Miller zischt leise. „Das gilt auch für das Militär!“

Sie betreten das Büro der Präsidentin. Baker kann ein Grinsen auf seinem Gesicht nicht verbergen. Miller hingegen ist sichtlich überrascht. Die Präsidentin der Vereinigten Staaten sitzt auf ihrem Stuhl hinter ihrem Schreibtisch. Sie blickt eiskalt auf ihren Generalstabschef.
„Für den Wirbel den sie hier zur frühen Morgenstunde verursachen, legen sie eine erstaunliche Langsamkeit an den Tag, Miller.“
Miller stottert. „Ich dachte! Ich meine!“
Die Präsidentin sieht ihn verächtlich an.
„Am Besten halten Sie ihre Klappe! Während Sie nicht in die Gänge kommen, habe ich bereits die Fakten auf dem Tisch.“
Miller schaut völlig überrascht.
„Welche Fakten? Woher?“
„Miller, wir sind hier nicht versammelt um in blinden Aktionismus zu verfallen. Es geht um die amerikanische Sicherheit und vor allem um die Folgen. Ich habe wertvolle Zeit verloren, eigentlich wollte ich schon längst mit unserem russischen Freund telefoniert haben. Allerdings benötige ich dazu Ihre Anwesenheit. Was meinen Sie Baker?“
Baker setzt sich in einiger Entfernung auf einen Besuchersessel.
„Frau Präsidentin, wir werden ohne die Russen auf unserer Seite schlechte Karten haben.“
Miller schreit erbost.
„Der Scheiß Diplomat hat doch sowieso keine Ahnung!“

Die Präsidentin klopft laut auf ihren Schreibtisch.
„So nicht Miller! Nicht in meinem Büro! Ich dulde diesen Ton nicht, außerdem erwarte ich keine wüsten verbalen Beschimpfungen. Wir brauchen ein Konzept! Führen sie ihre Meinung weiter Herr Außenminister.“
„ Die Welt steht vor dem 3. Weltkrieg. Drei Großmächte sind in den Vorfall verwickelt, Amerikaner, Chinesen und Russen. Ich brauche wohl keinem, der hier Anwesenden, zu erklären welches Waffenpotential im Moment zur Verfügung steht. Es gilt die Situation schnell und sauber zu bereinigen. Ich sehe eine große Chance, gemeinsam mit den Russen, eine schnelle Lösung zu finden. Wir sollten uns abstimmen und auch eine Lösung für Europa treffen.“
Miller fuchtelt erregt mit den Armen und schreit.
„Niemals! Die Russen haben sich Weißrussland zurückgeholt!“ Baker klatscht Beifall.
„Toll haben Sie noch mehr zu bieten. Weißrussland, mein Freund, gehört weder zur EU noch zur Nato. Wo liegt also das Problem? Die Russen tun dasselbe, wie wir es tun würden. Sie sichern sich einfach nur ab. Russen und Amerikaner an einem Strang würden den Chinesen einen mächtigen Ärger bereiten. Wir dürfen nicht vergessen, China kann sich eine gemeinsame Aktion von uns nicht vorstellen. Ich würde die Russen gerne als Verbündete haben. Sie verfügen über eine neue Gattung an Bomben, die einem Flugzeug ähneln, nicht sichtbar für das feindliche Radar unbemerkt ihr Ziel erreichen. Diese Bomben vernichten sämtliches Leben, lassen aber die Infrastruktur stehen, das Land kann auch nach drei Monaten ohne jegliche Gefahr wieder besiedelt werden.“
Miller sieht seine große Stunde gekommen.
„Wir dürfen nicht mit den Russen gemeinsame Sache machen, die werden uns anschließend bekriegen. Frau Präsidentin, Sie ist dabei einen Fehler zu machen. Diese Waffen haben wir auch, die sind weltweit verboten.“
Die Präsidentin schaut Miller verblüfft an.
„ Reden sie keinen Unsinn! Wir haben seit Jahren nicht mehr in die Richtung geforscht. Ich gebe dem Außenminister recht, wir brauchen die Russen. Nach diesem Waffengang werden die Russen sich weite Teile Chinas unter ihre Kontrolle holen, darüber hinaus hat das Land, wie wir eine Menge an Problemen am Hals. Ich sehe keinen Grund weshalb die Russen sich mit uns anlegen sollten.“
Millers Augen leuchten voller Hass durch den Raum.
„Sie sind alle verrückt! Alle!“
Baker zuckt mit den Schultern.
„Frau Präsidentin ich habe Sie schon vor Monaten vor diesem Menschen gewarnt. Der wird langsam zum nationalen Sicherheitsrisiko.“
„Was schlagen Sie vor?“
„Eine Ablösung wäre im Moment schlecht, lassen wir ihn doch einfach eine Krankheit bekommen. Diese Erkrankung macht ihn ab sofort vorläufig dienstunfähig.“
Die Präsidentin nickt wohlwollend.
„Gute Idee! Wer soll seine Vertretung übernehmen?“
„Wie wäre es mit General Frank von Steuben?“
„Steuben? Ist der Verwandtschaft von dem großen Steuben?“ „Das, Frau Präsidentin, weiß ich nicht genau zu beantworten, aber er hat einen klangvollen Namen.“
Die Präsidentin schaut zu Miller hinüber.
„So wie ich meinen Außenminister kenne hat er sich dabei etwas gedacht. Miller ich denke die Idee ist gut. Sie sind einfach überarbeitet. Gönnen sie sich eine Auszeit.“
Miller steht in dem großen Raum, allein, verlassen, nicht wissend was er tun soll. „Was haben sie vor?“
Das dürften seine letzten Worte gewesen sein, zumindest für die nahe Zukunft. Wie eine gefällte Eiche kippt er um, schlägt auf den Boden auf.
Das kommt so überrascht, der Außenminister kann diesen Glücksfall kaum fassen. Ohne die Verabreichung irgend eines Mittels löst sich das Problem von selbst. Die Präsidentin sitzt fassungslos in ihrem Stuhl. Starrt auf den Mann am Boden.
„War das nötig? In meinem Büro! Das darf die Presse nicht erfahren.“

Ein Arzt beugt sich über Miller, zwei Sanitäter stürzen mit einer Trage herbei. Sie legen den Mann auf die Trage und bringen ihn schleunigst aus dem Büro.
„Mein Außenminister wer hat da seine Hände im Spiel?“
„Ich versichere Ihnen unsere Hände sind sauber.“
Die Präsidentin schüttelt den Kopf.
„Hoffentlich glaubt das amerikanische Volk uns.“
Baker ganz Diplomat. „Ich glaube im Moment werden wir andere Nachrichten haben.“

Die Präsidentin greift zum Telefonhörer, atmet tief durch.
„Ich werde jetzt den russischen Präsidenten anrufen.“
Baker nickt zustimmend.
„Rufen Sie an, wir haben schon zuviel Zeit verloren.“
Über die absolut abhörsichere Leitung ruft die Präsidentin ihren Amtskollegen in Russland an.
Absolut sicher heißt: Der Geheimdienst hört mit!
Während die Präsidentin noch gespannt in den Hörer lauscht, erschrickt sie bei dem Hören der Stimme.
„Na Liz, hat unsere schöne amerikanische Präsidentin ein Problem?“
„Also, Sascha, deine Stimme kommt ohne Vorwarnung.“
Am anderen Ende der Leitung lacht der russische Bär.
„Russische Männer kommen immer ohne Vorwarnung.“
Die Präsidentin errötet leicht.
„So genau wollte ich es nicht wissen! Wir haben ein Problem!“ Der russische Präsident lacht noch lauter.
„Wenn Amerikaner haben Problem, sie rufen Houston.“
Die Präsidentin schüttelt verzweifelt den Kopf.
„ Das finde ich jetzt nicht witzig. Wir sind nicht im Kino!“
„Ah! Verstehe, dann sind die Chinesen vor meiner Haustür doch keine Schauspieler. Ich dachte schon die haben eine Übung.“
„Mein Lieber, der Weltfrieden ist ernstlich in Gefahr.“
„Frauen haben gewöhnlich den Hang zur Übertreibung. Die paar Chinesen erledigen sich für mich von selbst.“
Die Präsidentin wagt kaum zu atmen.
„Lebst du noch Liz?“ Sie haucht in ihr Telefon.
„Ja!“ Das klingt wie ein Aufschrei.
„Dann ist ja Polen noch nicht verloren.“
„Nein! Polen kriegst du nicht, das bleibt bei uns.“
„Gut dafür stationierst du dort keine weiteren Truppen.“
„Also, ich stelle meine amerikanischen Truppen auf, wo ich will!“
„Nein! Tust du nicht! Oder willst du das ich dich über das Knie lege und dir den Hintern versohle.“
„Echt?“
„Ja, können wir auf dem nächsten Gipfel ausprobieren.“
„Ich habe über euch Russen schon einiges gehört, angeblich sollt ihr, nach meinem Nachrichtenstand, die Petersburger Schlittenfahrt beherrschen.“
„Also, wirklich Liz, du legst ein Tempo vor. Ich hatte schon viele komplizierte, diplomatische Aufgaben zu lösen, du aber bist die absolute Krönung.“
„Das ist das Recht der amerikanischen Frau!“
„Mein Gott werde jetzt nur nicht sentimental. Ich meine du brauchst ja nicht mit in die neue Eiszeit. Wir Russen sind die sibirische Kälte gewohnt, nur ihr Amis fröstelt immer gleich.“
„Sascha, ich habe auch keinen Bock darauf. Am einfachsten wäre es wir lassen den Müll weg.“
Der Russe lacht am Ende der anderen Welt laut schallend auf, das klingt fast wie ein Spiel auf der Stalinorgel.
„Liz, du machst mir Freude, mein großes russisches Herz hast du erweicht. Lass uns zu Taten schreiten.“
„Ich habe dein Wort? Dein großes Vertrauen?“
„Liz, du scheues Wild, du hast meine ganze grenzenlose Liebe.“
„Okay, dann ist der Deal also perfekt.“
„Natürlich, ich werde gleich den Reigen meiner Engel tanzen lassen. Am Ende Liz tanzen wir zwei den Walzer.“
Die Präsidentin haucht in den Hörer.
„Ich liebe dich Sascha, schöne Grüße an Natascha.“
„Die wird sich freuen von dir gehört zu haben. Ach, mir fällt noch ein. Mache dir keine Sorgen, wegen deines Generalstabschefs, es ist für uns alle gut, wenn die Säbelrassler sich Mal ausschlafen.“
Die Präsidentin lacht erleichtert auf.
„Da bin ich aber beruhigt. Bis bald.“
„Mach dir keine Sorgen meine amerikanische Schönheit.“ Das Telefonat ist zu Ende.

Baker schaut irritiert auf seine Präsidentin.
„Das war ein sehr interessantes Telefonat.“
Sie lächelt ihren Außenminister an.
„Geben Sie es schon zu: Sie haben kein Wort verstanden!“
„Ich würde sagen es war ein harmloses Gespräch. Im Grunde würde ich sogar sagen wollen: Das Thema verfehlt!“
Die Präsidentin strahlt ihr schönstes Lächeln.
„Das ist ja prima! Mein Außenminister hat das Gespräch also nicht verstanden, dann haben die dämlichen Geheimdienstaffen auch keinen Plan.“
Baker setzt sich auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch der Präsidentin.
„Wollen sie damit sagen Sie haben eine Lösung gefunden.“
„Ja! Das haben wir und die Chinesen werden noch ihr blaues Wunder erleben.“
Baker schaut fasziniert auf seine Präsidentin.
„Sie sind genial! Wie haben Sie das geregelt gekriegt unter den Augen aller Leute.“
Die Präsidentin öffnet eine Schreibtischschublade, zieht ein paar Fotos hervor.
„Schauen Sie selbst und kein Schwein hat es mitgekriegt. Die Russen haben uns da was voraus.“
Baker betrachtet staunend die Fotos.
„Alle Achtung, da haben sie mächtig die Pressewelt genarrt und erst die Geheimdienste. Warum kriegen wir so was nicht gebacken?“
Die Präsidentin verstaut ihre Fotos wieder in ihrem Schreibtisch.
„Keine Ahnung aber wir müssen daran arbeiten. Ist Ihnen eigentlich klar wie gefährlich es ist, dass der Geheimdienst zuviel weiß?“
„Das mag schon stimmen. Der Geheimdienst ist schon immer eine Macht im Staate gewesen.“
„Das mein Lieber Baker heißt aber auch, jede Ära geht einmal zu Ende. Übrigens unseren Freund Miller hat unser Geheimdienst sprichwörtlich flachgelegt. Ich würde gerne wissen warum? Die nehmen uns doch nicht ohne Grund den Generalstabschef aus dem Spiel.“
Das gibt Baker zu denken.
Schweigend sitzen sie im Raum, lassen ihre Gedanken fliegen. Minuten später steht der erste Sekretär der Präsidentin im Raum.
„ Frau Präsidentin, es wimmelt nur so voll Presse vor dem Weißen Haus.“
„Na und? Ich werde bei Gelegenheit das amerikanische Volk informieren. Jetzt werden wir erst einmal unsere Bohrinseln zurückerobern, ich erwarte dabei ein Erfolgsergebnis. Wo steckt eigentlich dieser General von Steuben?“
„Der wartet draußen im Flur.“
„Was? Herein mit dem. Aber plötzlich!“
Der Sekretär eilt davon den General zu holen.
Von Steuben ist die Angelegenheit sehr merkwürdig. Was wollen die plötzlich im Weißen Haus von ihm? Die Antwort erhält er umgehend.
Er steht plötzlich im Büro der Präsidentin. Die schaut amüsiert von ihrem Schreibtisch herüber.
„Sie also sind General von Steuben! Freut mich Sie hier zu sehen. Um es kurz zu machen, unser Generalstabschef ist ausgefallen, sie werden ihn vertreten.“
„Miller? Der doch nicht!“
Baker geht auf ihn zu, schüttelt ihm die Hand.
„Ich denke, Sie sollten sich mit der Situation vertraut machen. Wir haben keine Zeit um über die Vergangenheit zu sprechen.“
Von Steuben schaut den Außenminister an.
„Ich hoffe, Ihnen ist der Ernst der Lage bewusst. Wir haben nicht nur ein Problem mit unseren Bohrinseln, die haben wir schnell zurück. Was aber machen wir bei einem atomaren Gegenschlag des Gegners? Was werden die Russen tun?“
Die Präsidentin ist zufrieden, der Mann geht die Sache überlegt an.
„Sie haben Recht, General von Steuben, nur wir haben die Russen auf unserer Seite. Moskau wird in kurzer Zeit einen Großteil Chinas erobern. Wir holen uns unsere Bohrinseln und Schluss ist mit dem Spuk.“
Sie klatscht vergnügt in die Hände.
Von Steuben hingegen schaut etwas überrascht.
„Und die Nato? Ich meine müssen wir nicht unsere Bündnispartner fragen?“
Die Präsidentin winkt ab.
„Glauben sie wirklich, wir haben noch viel Zeit um uns anzuhören, wie gefährlich die Chinesen sind?“
Der General nickt. „Richtig nur die Russen erobern nicht gerade Mal so einen Teil von China, zudem müssten wir ihre geheimen Raketenstellungen außer Gefecht setzen.“
Baker lächelt.
„Die Raketenstellungen sind keineswegs geheim. Die Russen werden das erledigen.“
„Sie sind sich in der Tat ganz schön sicher Herr Außenminister. Nur ob das funktionieren wird, wissen wir erst beim Gegenschlag.“
Baker klopft ihm auf die Schulter.
„Sie sind doch Soldat! Was machen sie sich für Gedanken!“
„Mein Lieber Herr Außenminister, bei einer atomaren Verseuchung ist es zu spät zum Handeln.“
„Gehen Sie getrost davon aus, der Gegner wird diesen Schlag nicht mehr führen können.“
General von Steuben hat seine eigenen Bedenken, nur ein Blick in die Runde rät ihm, sie für sich zu behalten. Seine Augen auf die Präsidentin gerichtet sagt er.
„Sie sind der Boss! Wir können ohne Probleme direkt zur Attacke übergehen.“
Einer der anwesenden Senatoren meint dazu.
„Sollten Sie nicht erst einmal den Einsatz besprechen?“
Von Steuben schaut ihn aus seinen grauen Augen an.
„Warum? Wir haben die Befreiung von Ölplattformen seit Ende des Jahres 2002 ständig in unserem Übungsprogramm. Die Bohrinseln, um die es im Moment geht, sind erst vor drei Monaten zu Übungszwecken genutzt worden. Wir können ohne große Zeitverzögerung losschlagen. Die Frage ist doch: Müssen wir auf eine Antwort aus Moskau warten?“
Die Präsidentin verneint.
„Wir befreien zuerst unsere Bohrinseln danach erst werden die Russen ernsthaft zum Gegenschlag ausholen. Im Moment lassen die Russen, den Chinesen, keinen Bodengewinn zu. Wie soll diese Aktion eigentlich heißen? Ich meine, unsere Aktionen haben doch einen Namen!“
Baker kann sich nicht verkneifen zu grinsen.
Natürlich hat die Präsidentin Recht, keine Frage. Gerne würde er die Gesichter im Pentagon sehen, an denen im Moment wohl die Zeitgeschichte einfach vorbeiläuft.
Sicher steht Ihnen da noch ein kleiner Sturm im Wasserglas vorbei. Ohne seine Präsidentin zu fragen meint er.
„General von Steuben ziehen Sie das Ding durch, schnell, präzise, erfolgreich und mit nur wenig Mitwissern.“
Die Präsidentin schaut ihren Außenminister an.
„Baker machen Sie sich nur nicht die Hosen voll, wegen dem Pentagon oder dem Senat. Wir werden jetzt die amerikanischen Interessen vertreten. General von Steuben sie haben die Verantwortung. Bringen Sie mir das Öl zurück!“ Der General salutiert, verlässt den Raum.

„Was ist Baker?“
Der wiegt seinen Kopf hin und her, Falten zeigen sich auf der Stirn. „Wir brauchen unbedingt einen Erfolg, um die Kritiker mundtot zu machen.“
Die Präsidentin legt ihre beiden Hände vor sich auf den Tisch.
„Sie vergessen die Russen, die brauchen genauso einen Erfolg. Keine Informationen an die Presse, bevor wir nicht unsere Bohrinseln zurück haben.“
„Glauben Sie wirklich unsere Abgeordneten im Kongress werden die Klappe halten? Es gibt eine Reihe von Kritikern, die nur darauf warten vor die Kameras zu treten.“
Die Präsidentin faltet die Hände nun auf ihrem Schreibtisch.
„Baker tun Sie was nötig ist. Gott ist mit uns.“
Baker macht eine leichte Verbeugung.
„Sie können sich ganz auf mich verlassen. Es wird keine Kritiker geben, dafür werde ich schon Sorge tragen. Außerdem werde ich unsere Partner beruhigen und den Zwischenfall vor der Presse herunterspielen.“
Die Präsidentin ist höchstzufrieden.
„Genauso habe ich mir das auch vorgestellt.“

Berlin, Deutschland, Kanzleramt, Abend des 10.12.2010

Kanzler, Wilfried Sorglos, sitzt gelangweilt in seinem Büro und lässt den Tag passieren. Es war wieder einmal eine richtige Karnevalssitzung im Bundestag, das einzig wirklich tröstliche, an diesem Freitag wollten die Abgeordneten schnell nach Hause. Ansonsten hat er sich regieren einfacher vorgestellt.
Die neue Hoffnung Deutschlands, ein junges, unverbrauchtes Gesicht, der Retter einer großen Volkspartei. Eigentlich wollte er mit ein paar guten Freunden eine Party besuchen, stattdessen musste er nun, die sehr wichtigen Nachrichten des Bundesnachrichtendienstes abwarten.
Seine Sekretärin hatte ihn gebeten zu bleiben. Seit einer Stunde wartete er jetzt schon auf diese Trottel.
Es klopft an der Tür und Kanzleramtsminister Charly Schleicher kommt in sein Büro.
„Wie lange dauert das noch, Charly? Ich habe an diesem Abend noch wichtige Gespräche zu führen.“
Charly setzt sich in einen Sessel und mault.
„Du und deine wichtigen Gespräche. Verdammt bei mir ist tote Hose, ich habe eine kleine Journalistin an Land gezogen. Jetzt angelt dir mir bestimmt so ein Typ weg.“
„Wieso? Das verstehe ich nicht.“
„Was verstehst du nicht? Meinst du die bleibt am Wochenende allein! Das ist alles nur noch Scheiße!“
„Drücke dich klar aus! Was ist eigentlich bei uns los?“
„Was? Weißt du das immer noch nicht?“
„Ich bin der Kanzler und ich weiß es nicht! Wieso sagt mir eigentlich nie einer was hier läuft?“
Charly klopft sich auf die Schenkel.
„Das ist ein Hammer! Der Chef ist absolut unwissend. Was regst du dich auf?“
Wilfried Sorglos starrt zum Fenster hinaus.
„Weißt du irgendwie macht in unserem Laden jeder sein eigenes Ding. Das müssen wir unterbinden!“
Charly nickt zustimmend.
„Genau und dann wäre da noch die absolute Nachrichtensperre.“
Wilfried Sorglos blickt vom Fenster auf seinen Kanzleramtschef und meint anerkennend.
„Leute wie dich braucht das Land!“
„Mensch, Wilfried das ist eine gute Idee, da können wir garantiert was mit anfangen. Außerdem würde ich dem Innenminister gleich einen Maulkorb überhängen.“
„Das ist nicht so einfach!“
„Wieso, ich sage dir eins, der Kerl muss kleingehalten werden.“
„Haben wir einen der dazu fähig ist?“
„Ich würde den Parteivorsitzenden damit beauftragen.“ Wilfried Sorglos lacht laut auf.
„Tolle Idee, soll der sich mit dem Querkopf rumschlagen. Wer ist eigentlich Parteivorsitzender?“
Charly zeigt auf seinen Kanzler.
„Du! Wer den sonst?“
„Scheiße das geht nicht!“
„He, Wilfried deshalb kannst du aber nicht zurücktreten.“
„Wir reden noch darüber.“
In der Tür stehen zwei Herren der höchsten Geheimhaltungsstufe. Der Präsident des Verfassungsschutzes und der Außenminister.
Wilfried schaut ihnen verärgert entgegen.
„Wird auch langsam Zeit. Ich höre?“
Der Außenminister, Karl Sauer, setzt sich erst einmal auf die Besuchercouch.
Wilfried Sorglos poltert los.
„Eigentlich habe ich kein Wort gesagt von gemütlich machen.“
Der Präsident des Verfassungsschutzes setzt sich ebenfalls.
„Sie werden wohl oder übel ihre kostbare Zeit für uns opfern müssen, werter Herr Bundeskanzler. Die Lage ist sehr unübersichtlich.“
Wilfried Sorglos verschränkt die Arme über seinem Bauch.
„Was soll der Scheiß? Unübersichtlich! Für was haben wir den unseren Geheimdienst?“
„Das müssen Sie mit dem Bundesnachrichtendienst klären, ich bin nur für den Verfassungsschutz zuständig.“
Die Tür geht auf, ein Mann im dunklen Anzug, dunkele Sonnenbrille tritt ein. Der Kanzler schaut ihn an.
„Sonnenbrille? Im Winter?“
„Gestatten Richard Stolz, Bundesnachrichtendienst.“
„Sieht unser ganzer James Bond Verschnitt aus wie Sie? Wieso kommen Sie eigentlich zu spät?“
Stolz setzt sich zu der Runde.
„Erstens komme ich nicht zu spät, wir hatten keinen Termin ausgemacht. Zweitens vertrage ich das Licht nicht, deshalb die Sonnenbrille. Drittens stehen wir kurz vor dem 3. Weltkrieg.“
Die Sekretärin, die eigentlich Kaffee einschenken sollte, verschüttet diesen auf den Tisch. Charly Schleicher schreit.
„Verdammt können Sie nicht aufpassen?“
Die Sekretärin meint blass geworden in ihrem Gesicht.
„Haben Sie es nicht gehört? Wir stehen vor einem Weltkrieg!“
Schleicher winkt verärgert ab.
„Wir haben vielleicht ein bisschen Stress auf den deutschen Straßen und eine Menge aufgebrachte Bürger; nur als Weltkrieg kann ich das nicht bezeichnen.“
Richard Stolz mustert neugierig den Kanzleramtsminister.
„Weiß einer der Anwesenden Herren überhaupt etwas? Abgesehen von dem Problem innere Sicherheit, zu dem Sie bewusst den Innenminister nicht geladen haben.“
Winfried Sorglos stellt klar.
„Ich bin hier der Kanzler und der Innenminister ist auf dem Weg in seinen Heimatort. Sie vom Bundesnachrichtendienst sollten sich da eher zurückhalten. Nur wenn sie nicht wegen der inneren Sicherheitslage hier sind. Warum dann?“
Richard Stolz blickt in die Runde, einen Haufen ahnungslose Gesichter vor sich.
Sein Blick haftet an der Sekretärin, der die Angst deutlich in ihr Gesicht geschrieben steht.
„Ehe ich das vergesse, Herr Kanzleramtsminister, ihre kleine Liebelei mit dieser netten Journalistin sollten sie im Hinblick auf ihre berufliche Zukunft ruhen lassen.“
„Was wollen Sie damit sagen?“
„Die Dame ist aktenkundig, soviel sollte reichen.“
„Scheiße! Ich erwische aber auch immer die falschen Frauen.“
„Irrtum, sie werden bewusst als Opfer ausgesucht.“
Charly regt sich auf. „Das ist eine Frechheit!“
„Nehmen sie es gelassen, es ist einfach nur die Wahrheit.“ Dem Kanzler reicht diese Form des Gesprächs.
„Gut, Herr Stolz, sagen Sie uns was zu sagen ist.“
„Ich schlage vor die junge Frau setzt sich, sonst kippt sie noch um.“ Die Sekretärin setzt sich auf die Couch.
„Wie sie wissen haben die Russen vor einigen Tagen Weißrussland besetzt. Europa hat sich groß zu Wort gemeldet, Amerika nicht einmal einen Ton von sich gegeben. Offenbar haben Russen und Amerikaner gemeinsame Ziele, die sie derzeit verfolgen.“
Der Kanzler winkt desinteressiert ab.
„ Das steht doch schon in der Boulevardpresse!“
Stolz lächelt ihn sehr freundlich an.
„ Was ich jetzt von mir gebe, aber noch nicht. Wir haben Informationen wonach der russische Präsident und die amerikanische Präsidentin ein Verhältnis haben. Ein abgelauschtes Telefonat des britischen Geheimdienstes lässt keine Zweifel aufkommen.“
Der Kanzleramtsminister klatscht sich auf die Schenkel.
„Das ist ja ein Hammer!“
Der Kanzler schaut seinen Außenminister an.
„War dir das bekannt?“
„Nein! In diplomatischen Kreisen hat es bisher dafür auch keine Anzeichen gegeben.“
Der Kanzler schaut grimmig gegen die Wand.
„Jetzt wird mir so langsam klar, weshalb die amerikanische Präsidentin es nicht einmal für nötig hält, auf meine Anfragen bezüglich Weißrusslands zu reagieren. Meine Damen und Herren, Amerika und Russland unter einer Bettdecke, unvorstellbar eine Katastrophe. Wir Europäer müssen da schleunigst unsere Positionierung neu ausrichten.“
Stolz grinst schamlos die Sekretärin an.
„Wir haben noch mehr im Angebot. Offenbar haben Terroristen amerikanische Ölplattformen besetzt. Der israelische Geheimdienst spricht, unter Berufung auf unsichere Quellen, von Chinesen. Der japanische Geheimdienst will in Kenntnis von Informationen gelangt sein, die behaupten: China werde sich die russischen Ölgebiete einverleiben.“
Winfried Sorglos schaut seinen Außenminister an.
„Mensch Sauer, so langsam werde ich sauer auf Dauer. Wieso weißt du davon Nichts?“
Sauer ist erst einmal sprachlos.
„Was halten Sie selbst von ihren merkwürdigen Nachrichten Herr Stolz?“
„Der Bundesnachrichtendienst prüft jede Meldung auf ihren Inhalt. Ein Kern von Wahrheit ist auf jeden Fall dabei, ansonsten muss die Angelegenheit eben geklärt werden.“
Wilfried Sorglos fragt seinen Außenminister.
„Was sagst du dazu Karl?“
„Ich denke, wir werden noch eine Vielzahl von Gesprächen benötigen um eine Annäherung zu erreichen. Wir werden dabei nicht umhin kommen, eine gemeinsame Aussage auf EU – Ebene zu treffen. Deutschland und Frankreich sollten dafür den Weg ebnen.“
Der Kanzler ist begeistert.
„Das ist sehr gut, so gewinnen wir erst einmal Zeit.“ Kanzleramtsminister Schleicher hat eine geniale Idee.
„Ich denke wir sollten erst einmal Ruhe bewahren, die Angelegenheit aussitzen. Wir haben zur Zeit genügend Probleme mit unseren eigenen Leuten.“
Der Kanzler ist hochzufrieden.
„Genau so machen wir das, ein wenig diplomatisches Gemurmel und vor allem eine ruhige Hand.“
Der Präsident des Verfassungsschutzes schüttelt den Kopf.
„Ob ihre Hand noch so ruhig bleibt, angesichts der Aktionen auf der Straße. Ich habe Videoaufnahmen von Massendemonstrationen. Das sind beunruhigende Meldungen.“
Herr Stolz nippt an seinem Kaffee.
„Ich glaube die Bundesregierung sieht diese Form der Meinungsäußerung nicht so eng.“
Der Außenminister. „Ich muss doch schon bitten! Wir lassen uns nur nicht aus der Ruhe bringen. Zur Zeit sind die Haushaltsprobleme vorrangig, die Einnahmen sind drastisch zurückgegangen.“
Schleicher grinst. „Eben und deshalb müssen wir wohl die Abgaben erhöhen.“
Herr Stolz wundert sich überhaupt nicht.
„Das treibt noch mehr Menschen zu Protesten auf die Straße.“
Der Kanzler befragt seinen Außenminister.
„Warum gehen die auf die Straße?“
„Ganz einfach, die Franzosen haben das vorgemacht. Ich sage immer, Pressefreiheit ist ein Fluch.“
Der Mann vom Bundesnachrichtendienst meint dazu nur trocken.
„Die Leute gehen auf die Straße, weil ihr Geld nicht mehr ausreicht, um ein vernünftiges Leben zu gestalten. Sie sollten sich bei Gelegenheit die Preise anschauen und ein normales Gehalt annehmen und rechnen, wieweit sie damit noch kommen. Die Grundnahrungsmittel sind in den letzten Monaten um mehr als vierzig Prozent gestiegen.“
Kanzleramtsminister Schleicher entrüstet.
„Können wir da nicht was machen? Wir sind nur die Politik, die Preise am Markt bestimmt die Wirtschaft.“
Stolz entgegnet mit ruhiger Stimme..
„Sie tragen die Verantwortung als Politiker, für ihre Wiederwahl sehe ich schwarz.“
Der Kanzleramtsminister grinst.
„Na dann ist ja alles gut. Wissen Sie, die eigentliche Verantwortung trägt das Volk, wir müssen unsere Gürtel enger schnallen.“
Stolz winkt verärgert ab.
„Haben Sie noch einige Pompadour Sprüche nachzuliefern. Ich denke ich bin im falschen Film!“
Der Präsident des Verfassungsschutzes hat eine geniale Idee.
„Meine Herren, ich bitte Sie, die Lösung liegt doch auf der Hand. Wir beschneiden die Pressefreiheit mittels einer Zensur. Die Sache hat nur einen kleinen Haken, wir müssten das Grundgesetz ein wenig anpassen.“
Der Kanzler nickt zustimmend.
„Das ist kein Problem, wir können jedes Gesetz passend machen.“
Der Kanzleramtsminister notiert sich gleich: Kommission einberufen! Freudig strahlt er in die Runde.
„Leute, das gibt für ein paar Abgeordnete Geld, macht euch Gedanken wer eine Aufbesserung verdient hat.“
Richard Stolz erhebt sich von seinem Platz.
„Wie ich das sehe, haben Sie eine Menge zu tun. Ich verabschiede mich jetzt von Ihnen.“
Die Herren sind so mit sich beschäftigt, da fällt, sein Gehen nicht weiter auf.
Lediglich die Sekretärin folgt ihm, bleibt mit Herzklopfen im Gang stehen. Herr Stolz lächelt Sie an, die Frau blickt nach unten.
„Wird es wirklich so schlimm?“ Stolz nickt.
„Ich denke, bei der Politikergarde steht hier noch einiges ins Haus. Die wirklichen Themen greifen die sowieso nicht an. Kein Grund zur Panik, die Amerikaner und Russen lösen die Geschichte ohne uns. Das Elend der Straße in unserem Land wird damit aber nicht gelöst. Ich denke der GAU kommt noch. Sie sind hier sicher, die Gebäude werden von regierungstreuen Truppen bewacht, darauf hat der Verfassungsschutz geachtet. Schönen Abend noch.“
„Sehen wir uns wieder?“
Er lächelt. „Wann?“
„Morgen?“
„In Ordnung.“
„Und wo?“
„Ich werde Sie finden meine Schöne.“
„Wie?“
„Haben Sie vergessen, ich bin vom Bundesnachrichtendienst.“
„ Ja! Dann bis Morgen.“
Stolz schlendert grinsend nach draußen auf die Straße.

An seinem Dienstwagen lehnt Mike Denver, CIA.
„ Möchte wissen was du zu grinsen hast? Ist euere deutsche Politik besser geworden?“
Richard Stolz klopft ihm auf die Schulter.
„Mike, wie kommst du bloß auf so einen Unsinn. Die Politiker dieser Welt sind doch alle gleich. Ohne uns sind die absolut hilflos.“
Mike sagt enttäuscht. „Die machen also auch nicht wirklich die Hausaufgaben.“
Stolz öffnet seinen Wagen. „Komm, laß uns einen hinter die Binsen kippen. Retten können wir an diesem Abend die Welt nicht mehr.“
Sie setzen sich in den Wagen und fahren los.
„Weißt du Richard, ich denke das Weiße Haus verarscht uns!“ Stolz hält an einer Straßenkreuzung.
„Kann es sein, die Wissen von eueren Abhörmethoden?“
„Jetzt Mal ganz ehrlich kannst du dir vorstellen unsere Präsidentin hat ein Verhältnis mit einem russischen Präsidenten?“
„Vor zweihundert Jahren schon, nur heute scheint mir das aus der Luft gegriffen.“
„Eben! Über was haben die dann geredet?“
Stolz fährt in die nächste Seitenstraße, sucht einen Parkplatz. „Vielleicht haben die Herrschaften einen Geheimcode.“
Mike lacht laut auf.
„Das hört sich zu sehr nach James Bond an.“
Der Wagen steht in der Parklücke und der Motor wird ausgeschaltet. Im Innern des Autos herrscht Schweigen. Richard Stolz öffnet die Wagentür.
„Es gibt keine andere Erklärung.“
Mike nickt nur bestätigend und steigt ebenfalls aus dem Wagen aus.
„Wo gehen wir eigentlich hin?“
„Zu mir.“
„Was? Ich denke wir reißen uns ein paar Hühner auf!“
„Hast du vergessen, wir sind mitten in Berlin und an jeder Ecke hört wer mit.“
Mike winkt verärgert ab. „Scheiß Job! Ich hätte einen anständigen Beruf lernen sollen. Börsenhändler zum Beispiel!“
„Mann Mike, warum nicht gleich Türsteher an der Disko?“
„Was willst du mir sagen?“
„Du bist was du bist! Im Moment haben wir eine Menge andere Dinge zu tun. Was ist, willst du Wurzeln schlagen, komm endlich. Ich habe kalt.“
„Kalt? Kalt mein Freund ist es in Sibirien in einem Gefängnis.“
„Du bist und bleibst ein alter Spinner. Pass auf, wir müssen jetzt hinab in den Untergrund.“
„Was? Du lebst in einem Erdloch?“
Sie betreten ein Mehrfamilienhaus und gehen in den Keller.
„Ich dachte noch der macht Witze! Richard du bist so was wie eine Kanone.“
„Kannst du das näher erläutern.“ „Nein!“
„Dann halte einfach die Klappe und mache mir die Leute nicht kopfscheu in diesem Haus.“
Sie betreten einen Kellerraum weiter durch eine Stahltür geht es hinab in die Tiefe.
„Sage mir, hast du überhaupt eine Erlaubnis hier zu hausen?“ „Meine Wohnung ist offiziell im Erdgeschoss. Noch weitere Fragen?“
„Nee! Der CIA ist erst einmal sprachlos!“
Sie betreten einen wohl ehemaligen unterirdischen Bunker, der nun zum Wohnraum ungebaut ist.
Mike blickt sie erstaunt um.
„Alle Achtung. Die Festung nimmt so schnell keiner. Was hast du da an Geräten rumstehen?“
Stolz schüttelt den Kopf.
„Was wohl? Abhörgeräte. Wir können von hier aus Satelliten weltweit aushorchen.“
Mike schüttelt den Kopf.
„Du verarschst mich! Das können nur wir von Bayern aus!“
„Irrtum mein Freund, wir hören bei euch mit.“
„Das ist illegal!“
Stolz lacht laut auf.
Aus dem Nebenraum kommt eine Frau herein.
„Wer ist der?“
„Gestatten, Mike Denver, CIA.“
„Elena Kurinova.“
Denver schüttelt ihr die Hand, blickt in ihre schönen Augen.
„Wo hat der Sie aufgegabelt?“
„Beim Geheimdienst wo den sonst!“
„Russin?“
„Sind wir hier beim Verhör?“
„Nein, ich würde gerne wissen mit wem ich es zu tun habe.“ In der Tür steht ein Mann und grinst frech.
„Na du Scheiß Ami! Willst wohl wieder Mal genau wissen was läuft.“
Mike schaut auf den Mann und grinst.
„Wie lange ist das her?“
„Jahrhunderte!“
„Das kommt mir auch so vor.“
Elena zuckt mit den Schultern geht zu Richard. Auf der Couch ist genug Platz, zumindest für sie beide. Entspannt schauen sie dem weiteren Abend entgegen.
Mike und Jean liegen sich in den Armen wie alte Brüder.
Jean Noir, französischer Geheimdienst, geboren in Paris, lebt seit einigen Jahren in Deutschland.
Denver und Noir hatten einige gemeinsame Interessen zu vertreten in Afrika, seit diesen Tagen waren sie zu Freunden geworden.
Mike dem die Tränen in den Augen stehen, wendet sich an Richard.
„Was habt ihr kümmerlicher Haufen eigentlich vor.“
Stolz überlässt die Antwort Elena.
„Na was wohl! Wir retten die Welt!“
Mike wischt sich die Tränen von seinen Wangen.
„Ihr seit die größten Arschlöcher! Ich mache mit!“ Elena kneift Richard in den Oberarm.
„Das ist doch ein Wort! Ich könnte für den sogar Sympathie entwickeln.“
Richard lacht, nimmt sie in den Arm und drückt sie fest an sich. Jean hingegen sieht das ganze mehr relaxt.
„ Kann mir einer von euch sagen, wo der Rotwein steht, den ich heute am Mittag mitgebracht habe? Ach! Ich würde dann auch noch gerne erfahren wie es jetzt weitergeht. Immerhin klopft der 3. Weltkrieg an die Tür.“


- Fortsetzung folgt -

Impressum

Texte: Bernard Bonvivant Text und Fotos
Tag der Veröffentlichung: 25.07.2008

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