Mühsam stemmt der Mann sich gegen den Sturm. Er hat schon einiges erlebt, aber so ein Tosen, so eine Gewalt noch nicht. Was hat ihn nur getrieben, in diese eisige Einöde hinauf? Der Sturm reißt an seinem Pelz und mit Mühe und klammen Fingern hält er ihn fest – mit letzter Kraft. Winzige, eisige Kristalle legen sich auf seine Augen und frieren dort fest. Schon vermag er nicht mehr, den grauweißen Schleier mit Blicken zu durchdringen.
Stehenbleiben, denkt er, einfach stehenbleiben und die Kräfte schonen. Der Weg ist noch weit. Doch dann reißt er sich zusammen. Das wäre sein Tod. Er weiß es und doch dringt es nur noch schwach in sein Bewusstsein.
Weiter.
Schritt für Schritt.
Dem Ende entgegen oder dem Ziel.
Er spürt die winzigen Nadeln kaum noch, die auf sein Gesicht schlagen und blutige Spuren hinterlassen. Als er sich die vereisten Augen freiwischen will stellt er fest, dass seine Hände in den Handschuhen und diese am Mantel festgefroren sind.
Bei allen Göttern! Diesmal hat er ihre Geduld überstrapaziert. Er wird einem von ihnen nur zu bald schon persönlich gegenüberstehen. Mit der in ihm aufsteigenden Wärme scheint er zu klaren Gedanken zu kommen. Es war ihm schon bewusst, dass diese Begegnung kommen würde. Und mehr als einmal hat er sie provoziert. Aber jetzt, da sie ihm so kurz bevorsteht, hätte er gerne noch ein Wenig gewartet. Vor allem, weil gerade ein anderes Leben von dem seinen abhängt. Wäre da nicht Djaval, könnte es ihm egal sein, wenn sein Leben jetzt und hier enden würde.
Die Schritte scheinen ihm jetzt leichter zu fallen. Dann beginnt die eisig graue Wand um ihn herum zu flimmern und immer klarer zeichnet sich die untergehende Sonne am Horizont ab. Davor wogt soweit er blicken kann ein blauer Teppich. Sanft wiegt sich das hohe Gras im Abendwind. Verdammt lang her, denkt er, dass er in der blauen Steppe gestanden hat. Nun macht sich auch die Erschöpfung bemerkbar. Langsam sinkt er in das weiche, blaue Gras und genießt die Dunkelheit, die ihn bald darauf einschließt.
Als er irgendwann später wieder erwacht, fühlt er tatsächlich einen weichen und warmen Teppich unter sich. Seine tastenden Finger spüren aber bald, dass er sich nicht etwa ins Gras gebettet hat, sondern auf einem langhaarigen Pelz liegt. Irgendetwas sagt ihm, dass das sein eigener Mantel ist. Seine Hand sucht weiter und erfühlt harten, kalten Stein.
Dann erst wird ihm bewusst, dass seine Augen noch geschlossen sind. Mühsam hebt er die Lider. Kaum reicht seine Kraft dafür aus. Er hört eine seltsame, raue, aber doch faszinierende Stimme. „Ich hab' schon gedacht, du willst nie mehr aufwachen!"
Die Stimme einer Frau mit dem harten Akzent der Karishvari. Langsam kommt die Erinnerung zurück. Er war unterwegs in den Karishbergen um, ja warum eigentlich? Schneefall hat ihn überrascht, Sturm kam auf und dann? Je mehr er sich um Details bemüht, desto weniger Kraft hat er.
Gerade als er zurücksinken will in die Dunkelheit, spürt eine Hand unter seinem Kopf. „Trink!" sagt die Stimme und im gleichen Augenblick fühlt er eine warme Flüssigkeit in seinen Mund laufen. Mühsam schluckt er und nach und nach kehrt auch die Energie in seinen Körper zurück.
Nach mehreren Versuchen gelingt es ihm schließlich die Augen zu öffnen. Im rötlichen Schein eines kleinen Feuers sieht er eine junge Frau neben seinem Kopf knien. Als sie sich zurück auf ihre Fersen setzt, fällt ihm auf, dass sie nur einen kurzen Rock aus sandfarbenem Leder und ein ärmelloses, eng anliegendes Oberteil aus dem gleichen Material trägt. Mit einem Mal wird ihm heiß. In seiner Heimat würde eine Frau, die sich einem Fremden in dieser Weise präsentiert, mit Schimpf und Schande aus dem Ort gejagt werden und dürfte nie mehr dahin zurückkehren!
Es gelingt ihm nicht, den Blick von ihr abzuwenden. Die Frau scheint davon keine Notiz zu nehmen. Sie beugt sich zu ihm herab und flößt ihm einen weiteren Schluck des Getränkes ein. Langes, helles, leicht bläulich schimmerndes, Haar fällt ihr ins Gesicht. Er bemerkt ihre ungewöhnlich helle Haut und die mandelförmigen Augen, die so gar nicht zu dem schmalen Gesicht zu passen scheinen.
Als die Fremde sich aufrichtet, streicht sie mit einer flüchtigen Geste das Haar zurück und sein Blick fällt auf ein schmales, spitzes Ohr. Erst jetzt wird ihm klar, mit was für einer Frau er es hier zu tun hat. Kar'jeval nennen sie sich, Elfen der Eisberge sagen die Menschen in seiner Heimat, oder einfach nur Eis-Elfen. Und es gibt keine Rasse, die so fremd, so verhasst, ist wie diese in ganz Galârien.
Geschmeidig erhebt sich die Elfenfrau und ohne dass er es will gleitet sein Blick an ihren langen, schlanken Beinen hinauf. Wieder durchflutet eine heiße Welle seinen Körper. Während er zusieht, wie die Elfe mit langsamen Schritten zum Feuer hinüber geht, will er sich aus der schweren Decke schälen, in die er bis auf den Kopf und die Arme eingehüllt ist, doch es gelingt ihm nicht. "Das willst du nicht wirklich versuchen." Sie hat nicht einmal zurückgeblickt. "Vielleicht kannst du morgen aufstehen. Und außerdem", sie schweigt und hockt sich am Feuer nieder um etwas Holz nachzulegen.
Er hat ein leichtes Zittern in der rauen Stimme erkannt und plötzlich wird ihm bewusst, dass er keine Kleidung mehr trägt. Sie muss ihn völlig entkleidet haben, ehe sie ihn in die Decke eingewickelt hat. Dennoch versucht er noch einmal, sich etwas aufzurichten, sinkt aber sofort wieder entkräftet zurück. "Ich sehe mal, ob ich etwas zu Essen besorgen kann. Du bleibst liegen, wenn dir dein Leben lieb ist" hört er sie sagen, ehe ihn die Dunkelheit wieder umfängt.
Der Duft gebratenen Fleisches weckt ihn. Als er die Augen aufschlägt merkt er, dass es ihm wesentlich besser geht. Eine wohlige Wärme umfängt ihn, und die ist jetzt auch real. Das Aufsetzen fällt ihm nicht mehr so schwer. Als die Decke dabei von seinem Oberkörper rutscht, fällt ihm wieder ein, dass er darunter ja nackt ist. Er zieht sie wieder enger um sich und hält sie fest.
Die Kar'jevala hockt am Feuer und starrt auf den Hasen, der über den Flammen brutzelt.
„Ich musste dich von deiner Kleidung befreien“, sagt sie ohne aufzublicken als ob sie seine Scham bemerkt hätte. „Du wärst sonst schneller im Haus des Schwarzen Gorón gelandet, als dir lieb ist.“
Er zuckt bei diesen Worten zusammen. Niemand wagt es, den Namen des Totengottes auszusprechen, wenn er nicht bald vor ihm erscheinen will!
„Deine Unterkleidung war zum Teil schon auf dem Körper festgefroren.“ Jetzt sieht sie auf und zu ihm hinüber. „Ich musste sie aufschneiden, damit dein Körper so schnell wie möglich wieder Wärme aufnehmen konnte.“ Als sie seinen erschreckten Blick bemerkt, huscht ein flüchtiges Lächeln über ihr Gesicht. „Aber keine Angst. Ich habe sie genäht und getrocknet. Da drüben liegen deine Sachen.“ Sie weist zur Höhlenwand hinter sich. „Kannst dich anziehen, wenn du die Kraft dazu hast und Essen kommen.“
Als er die Decke noch etwas fester um sich zieht und damit aufstehen will, wendet sie sich wieder dem Hasen zu. „Ich weiß nicht, was du zu verstecken suchst. Es gibt doch nichts an dir, dass ich nicht schon gesehen habe.“
Auch wieder wahr, denkt er, lässt die Decke zu Boden sinken und geht langsam und mit unsicheren Schritten hinüber zu seinen Sachen. Er muss nah an der Elfen-Frau vorbei und hat das Gefühl, sie hat die Sachen mit Absicht so platziert.
Und tatsächlich schaut sie kurz auf, als er direkt neben ihr ist. „Beeindruckend“ murmelt sie, sieht wieder auf den Braten und gießt eine Kelle kaltes Wasser darüber. Zischend steigt Dampf in die Höhe. „dass du nach sechszehn Stunden schon wieder laufen kannst, meine ich“ sagt sie und ein leises Lachen schwingt in ihren Worten mit.
Verdammtes Elfenpack, denkt er. Schamlos und roh, wie immer. Die anderen Völker wissen schon, warum sie euch hassen.
Dennoch ringt es ihm Bewunderung ab, wie sauber sie die Nähte der Sachen aufgetrennt und wieder geschlossen haben muss, denn als er sich anzieht, kann er außer der anderen Farbe mancher Fäden keine Veränderung feststellen.
Dann setzt er sich zu ihr ans Feuer, sie schneidet eine Keule des Hasen ab und reicht sie ihm. Sie selbst schneidet sich ein Stück von der Seite ab und schweigend essen sie.
Irgendwann sieht sie ihm direkt ins Gesicht. „Was macht ein Mann der Blauen Steppen hier im Gebirge des ewigen Eises?“ fragt sie ihn.
„Wüsste nicht, was dich das angeht, Elfe.“ Er tut beleidigter, als er ist.
„Ich hab‘ dir dein Leben gerettet, Gorde.“ Sie sagt es, als ob sie ihm jeden Augenblick einen Dolch ins Herz stoßen könnte.
„Ich bin auf der Suche nach etwas.“ Missmutig starrt er in die Flammen, die abgenagte Hasenkeule in der Hand.
„Lass mich raten“, die Elfenfrau sieht ihn mit ihren eisigen grauen Augen an als ob sie in seinen Geist blicken würde. Vielleicht tut sie das auch, denn einen Augenblick später setzt sie hinzu: „Du bist ein Trésorter, ein Schatzjäger, denke ich.“
Verärgert wirft er den Knochen in das Feuer. Die Flammen prasseln auf und Funken sprühen. „Woher weißt du das, du Hexe?“
Sie zuckt die Schultern. „Ich bin keine Hexe, sondern eine Kar'jevala. Und du sprichst im Schlaf, Gorde!“ Ihre Augen funkeln zornig und ihre Hand greift erneut nach dem Messer in ihrem Gürtel, als von der anderen Seite der Höhle her ein bedrohliches Knurren ertönt.
Im flackernden Schein des Feuers zeichnet die Gestalt eines großen Wolfes mit blauweißem Fell vor der Decke ab, die den Eingang zur Höhle verbirgt. Der Mann springt auf und zieht die Górta aus dem Gürtel, eine zusammenschiebbare Lanze. Ein leichten Druck auf den Griff und schon liegt die vier Mart lange Waffe stoßbereit in seinen Händen.
Gerade, als er sie in den zähnebleckenden und knurrenden Wolf rammen will, ist die Elfe an seiner Seite und legt ihm ihre Hand auf den Arm. Eisige Kälte durchströmt ihn und leise sagt sie: „Tu’s nicht, Gorde. Das ist Barlo, mein Freund und Begleiter.“ Und zu dem Wolf gewandt fügt sie hinzu: „Komm her zu mir, Barlo. So begrüßt man doch keine Gäste.“
Ihn nicht aus den Augen lassend, tritt der Wolf näher und setzt sich auf den Hinterläufen ans Feuer. Die Elfe schneidet ihm ein Stück Fleisch ab und wirft es ihm zu. Nur kurz schnappt er zu und fängt das Fleisch, ehe es auf den Boden fällt.
Dann schneidet die Elfe eine zweite Keule ab und reicht sie dem Gorden. „Setz dich wieder und pack die Górta weg, du bist hier nicht in Gefahr.“ Rau und spröde klingt ihre Stimme und sie setzt hinzu, so als sei nichts gewesen: „Was genau suchst du, Schatzjäger?“
Er blickt misstrauisch zwischen ihr und dem Wolf hin und her, und kommt ihrer Aufforderung nach. Dann beißt er in die Keule und verbrennt sich fast den Mund.
„Kann dir doch egal sein“, murmelt er und kaut dabei langsam.
„Könnte es“, meint die Elfe und sieht ihn wieder mit ihren eisgrauen Augen an. Ihre Stimme erinnert ihn an knisterndes Eis als sie sagt: „Ich kann dich ziehen lassen und vergessen, Gorde, oder ich kann dir helfen, ganz wie du willst.“
Er schweigt einen Augenblick, starrt auf die Hasenkeule in seiner Hand und wägt ihre Worte in Gedanken ab. Dann sieht er sie an und sagt: „Die Krone des Kar Hismun. Weißt du wo ich sie finden kann?“
Die Mandelaugen der Eis-Elfe ziehen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. „Du suchst die Krone des Bergkönigs? Was willst du damit?“
Zornesfalten graben sich in seine Stirn. „Das ist ganz allein meine Sache. Und nun genug davon. Entweder du sagst mir, wo ich sie finden kann, oder ich danke dir für deine Hilfe und mache mich allein wieder auf die Suche.“
Die Elfe sieht ihn einen Augenblick lang kopfschüttelnd an und blickt dann zu ihrem Wolf hinüber, der sich hingelegt hat und noch immer an dem Fleischbrocken kaut. „Wir begleiten dich. Allein würdest du die Krone des Bergkönigs nie finden. Oder aber sie gar nicht erkennen. Oder weißt du, wie sie aussieht?“
Er schüttelt den Kopf und sie steht auf, geht um das Feuer herum zu ihm und reicht ihm die Hand. „Mein Name ist Lalâdi.“
Er steht ebenfalls auf und blickt auf die zierliche Kar'jevala herab, die ihm gerade bis zur Brust reicht. Dann nimmt er die dargebotene Hand und sagt: „Und ich bin Ondry Jarusson.“
Sie lächelt und weist auf den Wolf. „Barlo kennst du ja schon.“
Im Morgengrauen brechen sie auf. Wie selbstverständlich stapft Ondry voran. Lalâdi folgt ihm schweigend. Ondrys breiter Rücken bietet ihr Schutz vor dem eisigen Wind und ein bisschen ist sie dankbar dafür. Der Wolf ist so gut wie nie zu sehen. Etwas abseits vom Pfad streunt er im Wald herum. Nur selten springt er aus dem Dickicht, das zottige Fell mit Schnee und Eis verklebt und reibt sich an ihren Beinen, ehe er wieder verschwindet.
Zum Glück hat es aufgehört zu schneien. Doch der tiefe Schnee, der den Pfad kaum noch erkennen lässt, ist mit einer dünnen Eisschicht bedeckt. Bei jedem Schritt bricht der Gorde ein und das Vorwärtskommen wird anstrengender als gedacht. Leise flucht er vor sich hin. Die Górta benutzt er als Stab und seinen schmalen Säbel hat er auf den Rücken geschnallt. Hoffentlich braucht er ihn nicht, denkt er, denn ehe er in ziehen kann, müsste er erst mal den Pelz abwerfen.
Die Elfe hat es einfacher. Sie trägt ihren Langbogen in der Hand und den Köcher mit den Pfeilen über der Jacke auf dem Rücken. In ihrem dicken Fellanzug sieht sie überhaupt nicht elfenhaft aus, hat er heute Morgen festgestellt und als er jetzt wieder daran denkt, muss er grinsen.
Das schauerliche Heulen des Wolfes reißt ihn aus seinen Gedanken. Er wendet sich dem Wald zu. Das Heulen wandelt sich zu einem heiseren Bellen und wird von einem tiefen Brummen beantwortet.
"Bei Jeltara!" mit diesen Worten ist Lalâdi im Wald verschwunden, ein Pfeil liegt auf der Sehne ihres Bogens. Ondry stapft in den Wald und sinkt bis zu den Knien in den Schnee. Ein furchtbarer Fluch entfährt ihm und als er sich aufrappelt, sieht er sich einem gewaltigen, schwarzen Bären gegenüber, aus dessen Brust ein langer, gefiederter Pfeil ragt. Das Vieh ist fast doppelt so hoch wie er selbst und das will was heißen! Und es ist ziemlich schlecht gelaunt. Der verdammte Wolf hat es bestimmt aus dem Winterschlaf geweckt, denkt der Gorde und packt die Lanze fester. Der Bär reißt den Rachen auf und Ondry kann die riesigen Fangzähne erkennen. Mühsam hat er sich aufgerichtet und steht dem Bären jetzt gegenüber. Gerade in dem Augenblick, da Ondry mit der Lanze zustoßen will, brüllt das Tier auf und wirft sich herum. Es sinkt auf die Pfoten und aus seinem Rücken ragt ein weiterer Pfeil. Die Kar'jevala steht, schon wieder schussbereit, ein paar Meter entfernt. Erneut richtet sich der Bär auf. Da schießt ein eisgrauer Blitz aus dem Dickicht und der Wolf verbeißt sich in der Kehle des Bären. Der wirbelt herum um den unverhofften Angreifer von sich zu schleudern, dieser jedoch sitzt schon auf den Schultern des Bären und seine Klauen graben sich in dessen Fleisch, was diesen zur Raserei treibt. Doch mit dem Blut, das stoßweise aus seinem aufgerissenen Hals austritt, weicht auch die Kraft aus dem gewaltigen Tier. Jetzt stößt Ondry ihm die riesige Lanze direkt ins Herz. Die scharfe Spitze durchdringt das zottige Fell und die Fettschicht darunter, als stellte diese gar kein Hindernis dar. Der Bär fällt auf das Hinterteil und kurz darauf zur Seite, wo er reglos liegenbleibt. Gerade noch rechtzeitig reißt der Wolf sich los, sonst wäre er zermalmt worden.
Langsam tritt die Elfe heran und zieht mit einer Leichtigkeit, die Ondry ihr gar nicht zutraut hätte, die beiden Pfeile aus dem Körper des Bären. Sie reinigt sie im Schnee und steckt sie wieder in ihren Köcher.
"Du bist mir einer", wendet sie sich an Barlo, "stöberst uns so einen Fleischberg auf! Den können wir doch gar nicht verbrauchen." Der Wolf legt den Kopf auf die Seite und sieht sie schuldbewusst an.
Ondry muss, ohne dass er es will, lachen. „Ich denke, das Fell sollten wir mitnehmen. Und etwas Fleisch auch. Der Rest lässt sich bestimmt im Schnee konservieren und du kannst dir später noch was holen." Doch die Kar'jevala schüttelt den Kopf. "Den Rest lassen wir hier liegen", sagt sie. "Es gibt noch jede Menge Tiere im Wald, die Hunger leiden."
Der Gorde nickt. "Das ist natürlich auch richtig. Den Kerl aus seinem Pelz zu schälen, wird uns lange genug aufhalten." Dann zieht er seinen Dolch und macht sich ans Werk. Die Elfe hilft ihm, und wieder muss er anerkennen, dass sie genau arbeitet und fest zupacken kann.
Irgendwann unterbricht er seine Arbeit und sieht sie an. "Was ich dich vorhin schon fragen wollte", beginnt er. Sie blickt zu ihm hinüber und wischt sich mit der blutigen Hand den Schweiß aus dem Gesicht, was ihr ein äußert martialisches Aussehen verleiht. Ondry muss grinsen und fragt dann: „Ihr Elfen könnt doch zaubern. Warum hast du das Vieh nicht mit einem Feuerball erledigt oder so?"
Ihre Miene verfinstert sich und die Augen werden wieder zu schmalen Schlitzen. "Mit Magie spielt man nicht", sagt sie rau. "Man wendet sie nur an, wenn es gar nicht anders geht." Er sieht sie schweigend an und nickt ernst. Daraufhin wird ihr Gesicht wieder freundlicher. "Naja, eigentlich ärgere ich mich darüber, dass ich keine Beherrschungszauber kann", sagt sie dann leise. „Ich hätte ihn sonst beruhigt und wieder schlafen geschickt."
„Du lernst das bestimmt noch", meint der Gorde und will sie damit versöhnlich stimmen. Doch Lalâdi schüttelt den Kopf. "Eis- und Feuermagie, ein paar Kampf- und Heilzauber, mehr ist den Kar'jevala nicht vergönnt." Sie lächelt traurig. "Wir sind das am wenigsten mit Magie gesegnete Elfenvolk. Die Primitiven eben." Dann reinigt sie schweigend ihr Messer, steckt es in den Gürtel und steht auf. "Verachtet von allen Völkern Galâriens. Sogar von denen der eigenen Rasse." Ondry merkt, dass ihre Stimme zittert und sie sich um Fassung bemüht.
"Entschuldige. Das wollte ich nicht." Er meint es so, wie er es sagt. Lalâdi nickt und ein leichtes Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht.
Gegen Mittag ist der Wald verschwunden. Sie sind mitten im Gebirge und gehen am Grund einer tiefen Schlucht. Hier liegt viel weniger Schnee und sie kommen zügig voran. Die schroffen Felswände rechts und links des Weges lindern auch den eisigen Wind und die beiden Wanderer haben ihre Fellbekleidung geöffnet.
Unterwegs hat Lalâdi noch einmal den Versuch unternommen, den Gorden zu fragen, was er mit der Krone des Bergkönigs will, doch er hat sie nur schweigend und grimmig angesehen. Seit dem haben sie fast kein Wort mehr gewechselt.
Der Wolf springt ständig um sie herum, jagt ab und zu ein Stück voraus, kommt dann wieder zurück, drückt sich an Lalâdi, von der er sich im Genick kraulen lässt und beginnt das Spiel von vorn.
So erreichen sie irgendwann ein seltsames, bizarres Gebilde aus Eis. Dicke, unförmige Säulen mit Schrunden und Vorsprüngen versperren ihren Weg. Es gibt kein Durchkommen.
Ondry tritt neben die Kar'jevala, die in der gesamten Schlucht vorangegangen ist, und wirft das Bündel mit dem schweren Bärenfell von der Schulter. "Was soll das?" fragt er scharf. Sollen wir etwa da hoch klettern?"
Sie nickt. "Ein Stück jedenfalls."
"Bist du wahnsinnig? Gibt es keinen anderen Weg?" Er kocht vor Wut. Wie stellt die Elfe sich das vor? Die Barriere ist fast zwölf Jant hoch.
"Doch. Aber ich dachte, du wolltest nicht noch einen Viertelmond unterwegs sein." Lalâdi sieht ihn an und ihre grauen Augen funkeln. "Wenigstens vier Tage denke ich, wenn wir oben rum gegangen wären. Im Sommer müsstest du das übrigens."
Der Gorde sieht sie verständnislos an. Sie zuckt die Schultern und sagt: "Wir stehen in einem Flussbett, Steppenmann. Das hier", sie weist nach vorn, "ist ein zugefrorener Wasserfall. In den Monden des Sommers ist der Weg durch den Felsen nicht passierbar."
Er versucht sich vorzustellen, wie das Wasser einer reißenden Flusses hier herunter tost und sich gurgelnd die Schlucht entlang ergießt.
Gerade will er fragen, wie sie auf die Eisformation hinauf gelangen können, als Lalâdi sagt: "Bleib hier stehen, ich klettere zuerst hinauf." Mit diesen Worten zieht sie ein Werkzeug aus ihrem Gürtel, das er bis jetzt für eine kleine Axt gehalten hat. Sie schlägt den Pickel in die Eiswand und zieht sich daran hinauf. Auf einem winzige Vorsprung stehend, reißt sie das Teil aus dem Eis und schlägt es etwas höher wieder ein. Das geht so schnell, dass Ondry ihren Bewegungen kaum mit den Augen folgen kann. Sie braucht nur wenige Minuten, bis sie auf einem breiten Absatz etwa in halber Höhe der Eisbarriere steht. Sie greift unter ihre Felljacke und holt ein dünnes Seil hervor, das sie an einer der Säulen befestigt und dann in die Tiefe wirft.
"Bind' erst Barlo an" ruft sie hinunter. "Dich hole ich zuletzt!"
Mürrisch nimmt er das Ende des Seiles. Der Wolf kommt auf sein Zeichen hin sogar heran. Als er ihm aber das Seil um die Brust schlingt, knurrt der Wolf und fletscht die Zähne. Doch als Lalâdi ihm von oben ein paar Worte in einer fremden Sprache zuruft, fügt er sich sofort. Durch das dünne Seil gesichert, klettert er geschickt über die Vorsprünge und Spalten nach oben.
Ondry hat zwar Bedenken, ob das Seil ihn trägt, aber auch er klettert mit Lalâdis Hilfe mehr oder weniger geschickt hinauf. Die Górta hat er zusammengeschoben und in den Gürtel gesteckt, das Bärenfell auf den Rücken gebunden.
Als er auf dem Vorsprung ankommt, ist er schweißgebadet. "Und nun?" fragt er, als Lalâdi das Seil zusammenschlingt und wieder unter ihrer Jacke verstaut. Sie sieht ihn kurz an, legt dann eine Hand auf die Eiswand und schließt die Augen. Nach wenigen Augenblicken glaubt Ondry, einen rötlichen Schein unter ihrer Handfläche zu erkennen und kurz darauf beginnt das Eis zu schmelzen. Das Wasser rinnt in Strömen die Eisbarriere herunter, bis es wieder irgendwo festfriert. Langsam gleitet die Hand der Kar'jevala über die Eiswand und Ondry nimmt mit Erstaunen wahr, dass sich dahinter eine Öffnung im Felsen verbirgt.
Als diese gerade groß genug ist, dass auch Ondry hindurchkriechen kann, lässt die Elfe ihre Hand sinken und öffnet die Augen. Sie sieht erschöpft aus. "Das sollte genügen" meint sie mit schwacher Stimme.
Barlo springt durch die Öffnung in den dunklen Gang und Ondry folgt ihm. Er ist erstaunt, dass er aufrecht stehen kann. Lalâdi klettert als Letzte in den Gang und als sie sich aufrichtet, knicken ihr die Knie ein. Ondry fängt sie auf und hält sie plötzlich in den Armen. Sie macht sich nicht sofort los und der Blick, den sie ihm zuwirft, ist nicht gerade böse. Soviel glaubt er in der Dämmerung zu erkennen.
"Da drüben", ihr Kopf weist auf die rechte Wand, "steckt eine Fackel." Er greift, ohne die Elfe loszulassen, hinüber und zieht die Fackel aus dem Halter. Lalâdi legt ihre Hände um das obere Ende und kurz darauf züngeln kleine Flammen aus dem Holz.
Als die Fackel hell auflodert, hat sich Lalâdi schon wieder etwas erholt. Ein paar Schritte lässt sie sich von Ondry noch stützen, dann macht sie sich sanft von ihm los. Sie wirft ihm noch einen dankbaren Blick zu und wird dann wieder ernst.
"Es ist nicht mehr weit", sagt sie, "aber wir müssen uns beeilen, wenn wir meine Höhle noch vor der Dunkelheit erreichen wollen!" Erstaunt sieht der Gorde sie an. Sie geht aber nicht weiter auf seinen fragenden Blick ein.
Bald leuchtet ihnen fahles Licht entgegen und der Wolf stürmt davon. Auch die Kar'jevala beschleunigt ihre Schritte. Im letzten Tageslicht verlassen sie nur wenig später den Tunnel.
Dann stehen sie auf einem weiten, halbkreisförmigen, von hohen Felswänden gesäumten Plateau, das den Blick auf ein weites Tal und ein dahinterliegendes gigantisches Gebirgsmassiv freigibt.
Der Schnee liegt hier nur knöcheltief, denn das Plateau befindet sich auf der dem Wind abgewandten Seite des Berges. Nebeneinander treten sie an den Rand der Felsplatte und schauen hinüber zu den fernen Bergen, die gerade im Licht der untergehenden Sonne rot erglühen.
"Da hast du sie!" Die Kar'jevala zeigt mit dem Kopf dort hinüber.
"Wen?" fragt Ondry verständnislos.
"Na die Krone des Bergkönigs." Die heisere Stimme der Kar'jevala schwebt über das Tal und es dauert einen Moment, bis der Gorde begreift.
"Das ist nicht wahr", stöhnt er und bricht in die Knie.
"Doch, Ondry“, sagt die Eis-Elfe leise. „Das Gebirgsmassiv ist beinahe kreisrund und wird aus vier, fast gleich hohen, Bergen gebildet. Im Morgennebel, wenn die aufgehende Sonne sie von vorn bescheint, strahlen sie wie mit Gold überzogen. Die Krone des Kar Hismun nennen die Karishvari sie seit Ewigkeiten, die Krone des Bergkönigs. Vom Gipfel dieses Berges hier kann man es übrigens noch viel besser sehen."
Ein wütender Aufschrei unterbricht ihren Vortrag. "Halt den Mund, Elfe! Halt bloß den Mund, sonst stoße ich dich hinab." Ein böses Knurren des Wolfes antwortet ihm, als ob der jedes Wort verstanden habe.
Dann schlägt der Gorde mit beiden Fäusten in den Schnee. Wieder und wieder trommeln seine Fäuste auf den Boden. Er kann sich kaum beruhigen. "Dieses Schwein", schreit er, "dieses elende Schwein! Er hat mich reingelegt! Ich bringe ihn um, ich bringe ihn um! Dieser elende Hund, mieses Schwein!"
Fassungslos steht die Kar'jevala daneben und blickt auf ihn hinab. Irgendwann stimmt Barlo mit klagendem Heulen in das Geschrei des Mannes ein.
Erst als die beiden sich beruhigt haben, hockt sie sich neben den verzweifelten Mann und fragt leise:
"Wer hat dich so betrogen, Ondry?" Er sieht sie an. Hass und Wut glänzen in seinen Augen, aber auch Tränen. „Hartwig von Môlenstéin", sagt er dann genauso leise.
"Der Obmann von Fellstadt?"
Er nickt und die Elfe nimmt seine Hände. "Jeder, der ihn kennt, weiß, dass er nur Brutalität und Intrigen im Kopf hat", sagt sie. "Er ist blutrünstig und feige. Ein fettes Schwein, das sich in seiner Höhle verkriecht und seine Lakaien die Drecksarbeit verrichten lässt."
"Er wird ihn umbringen." Seine Stimme klingt brüchig und erstickt. ,,Djaval, meinen kleinen Bruder."
Die zierliche Elfe nimmt den großen Mann in die Arme und er lässt es sich gefallen. Dann steht er langsam auf. „Ich muss zurück", sagt er tonlos und wendet sich wieder dem Tunnel zu.
"Willst du wirklich in der Dunkelheit den Wasserfall hinuntersteigen?" Lalâdi erhebt sich ebenfalls. "Das würde nicht mal ich mir zutrauen."
„Ich muss ihn retten." Ondrys Stimme ist jetzt wieder hart und trotzig wie immer.
"Morgen" sagt die Elfe nur und geht zur Felswand neben dem Tunnel. Sie schiebt einen kaum zu erkennenden Vorhang bei Seite und der Zugang zu einer Höhle wird sichtbar. "Komm erst mal rein und ruh dich aus."
Später sitzen sie an einem helllodernden Feuer und braten das Fleisch des Bären. Ihre Fellbekleidung haben sie längst abgelegt und zum Trocknen neben dem Feuer ausgebreitet.
Die Höhle ist größer als die vorherige und von der Decke hängen seltsame weiße Zapfen herab. Auch auf dem Boden befinden sich an manchen Stellen ähnliche Spitzen. So etwas hat der Gorde noch nie gesehen. Er berührt sie vorsichtig und stellt erstaunt fest, dass sie nicht kalt sind. Er hat im ersten Augenblick gedacht, es seien Eiszapfen.
"Man nennt sie Tropfsteine", erklärt die Elfe. "Über uns fließt der Fluss, der den Wasserfall bildet, durch das Gestein. Das Wasser das nach unten läuft, wäscht bestimmte Stoffe aus dem Stein, die dann hier an der Luft wieder erhärten."
Ondry sieht sie skeptisch an. "Wasser, das durch Steine fließt", sagt er ungläubig, widerspricht aber nicht, da ihm kein Argument dagegen einfällt. Gedankenversunken kaut er auf seinem Stück Fleisch herum.
"Warum hast du mir nicht schon gestern gesagt, dass es die Krone gar nicht gibt?" fragt er nach einer Weile.
"Es gibt sie doch und du hast mir ja nicht gesagt, was du mit ihr willst." Sie blickt schuldbewusst ins Feuer. "Und dass das Leben deines Bruders davon abhängt, hab' ich auch nicht gewusst." Dass sie ihn so lange wie möglich in ihrer Nähe haben wollte, sagt sie ihm lieber nicht. Stattdessen fragt sie:
"Erzählst du mir, was ihr mit Hartwig von Môlenstéin zu tun habt?"
Er atmet tief durch, stützt die Hände auf die Knie und sieht sie mit finsterer Miene an. Sie zuckt die Schultern. "Musst ja nicht." Dann geht sie hinüber zu Barlo, der sich ein Stück neben Ondry am Feuer ausgestreckt hat. Wie zufällig hockt sie sich zwischen die beiden und krault den Wolf zwischen den Ohren.
Da beginnt der Gorde zu sprechen. "Wir sind auf einem großen Gestüt in der Goro Lal aufgewachsen. Leider teilten wir beide ein Schicksal, da unser großer Bruder Haról den Betrieb der Eltern übernehmen wird. Djaval und ich hatten keine Lust, uns als Knechte bei ihm zu verdingen. Also sind wir von zu Hause abgehauen. Er war damals noch keine vierzehn Jahre alt. Wir hatten nicht viel Ahnung von der Welt und außer Reiten konnten wir so gut nichts. Auf alle Fälle wollten wir schnell reich werden."
Er starrte ins Feuer und lächelte. "Jedenfalls haben wir uns mit Reiterkunststücken unser erstes Geld verdient und es dann in den Kneipen Galâriens ausgegeben. Eines Tages setzte uns ein alter Schatzjäger den Floh ins Ohr, dass man nur das richtige Relikt zu finden brauchte, um ausgesorgt zu haben."
"Er hat's selbst nie gefunden, stimmt's?" fragte Lalâdi und Ondry nickte. "Aber er hat uns ausgebildet. Der Alte hat die Pläne geschmiedet, ich war der Kämpfer und Djaval der Geschickte. Zusammen waren wir das perfekte Team. Wir haben gut gelebt in all den Jahren, bis der Schwarze den Alten holte. Dann lief es nicht mehr so gut. Zumal sich Djaval immer mehr von der Schatzjägerei abwandte und sich schließlich einer losen Truppe Abenteurer anschloss, die durch die Länder Galâriens zog, um Gutes zu tun."
Er schweigt und Lalâdi meint schon, er habe bereut, so viel erzählt zu haben, als er fortsetzt. "Von da an schlug ich mich so recht und schlecht alleine durch. Vor etwa zwei Monden erzählte mir dann so ein Typ in der Schenke von Fellstadt, der Obmann habe ein besonders wertvolles Relikt in seinem Schrank, für das ein gewisser Jemand so viel bezahlen würde, dass es ein Leben lang reicht."
"Und da war er wieder: Der Traum vom Reichtum und vom ausgesorgt haben." Die rauchige Stimme der Elfe unterbricht ihn.
"Genau. Doch ich wusste, dass ich es nie allein schaffen würde. Also nahm ich Kontakt zu Djaval auf und bat ihn, mir noch einmal zu helfen. Er hat keinen Moment gezögert und sofort zugesagt." Er sah Lalâdi an und zuckte die Schultern. "Was wir nicht wussten war, dass uns Hartwig von Môlenstéin eine Falle gestellt hatte. Selbst der Tippgeber in der Kneipe war einer seiner Leute. So haben sie uns erwischt und wollten uns aufhängen. Einfach so. Ohne Gerichtsverhandlung oder eine Chance auf Gnade.“
Ondry wendet der Kar'jevala sein Gesicht zu und sie sieht den verzweifelten Ausdruck darin. „Dann hat er mich rufen lassen und mir erzählt, er wolle unbedingt die Krone des Kar Hismun und ich solle sie ihm besorgen. Djaval behalte er so lange als Pfand, bis er die Krone in seinen Händen halte.“
Er schlägt sich die Fäuste an den Kopf und schreit: „Und ich Trottel habe ihm geglaubt! Dabei hat er mit mir gespielt, dieses elende Schwein. Er hat bestimmt damit gerechnet, dass ich mich zur Wehr setze und Djaval verteidige, solange ich lebe. Er hat mich fortgeschickt und ihn ermordet.“ Damit schlägt er die Hände vor das Gesicht.
Lalâdi sieht in die langsam schwächer werdenden Flammen und flüstert: „Er hat auch dich in den sicheren Tod geschickt, Ondry. Wenn wir dich nicht gefunden hätten, du wärst im Eisgebirge ums Leben gekommen.“
Er sieht sie lange an. „Wie bin ich überhaupt in die Höhle dort gekommen?“
Die Eis-Elfe lächelt etwas. „Fast hinein gefallen, würde ich sagen. Barlo hat dich aus einer Schneewehe direkt vor dem Eingang gegraben.“ Sie sieht zu dem Wolf hinüber und sagt dann: „Ich hätte dich gar nicht gefunden.“
Als er später in ihrem Bett liegt, kann er lange nicht einschlafen. Seit bald zwei Monden liegt er das erste Mal wieder in einer richtigen hölzernen Bettstatt, die mit Lederriemen bespannt und mit einer richtigen Matratze gepolstert ist! Sie duftet nach Heu und die dicke Decke strömt den Geruch der Wildnis aus.
Lalâdi will mit einer Decke am Feuer verweilen, hat sie ihm gesagt. Sie brauche sowieso nur wenig Schlaf. Er sieht zu ihr hinüber, wie sie, den Wolf kraulend, in die Flammen starrt, bis diese nach und nach verlöschen. Irgendwann muss er dann doch eingeschlafen sein.
Ein leises Singen weckt ihn. Er setzt sich auf und lauscht. Es scheint die Stimme der Elfe zu sein, doch am Feuer sitzt sie nicht mehr, soweit er im Schimmer der Glut erkennen kann.
Vorsichtig steht er auf und geht der Stimme nach. Sie kommt von draußen, vom Plateau vor der Höhle.
Im Eingang bleibt er wie angewurzelt stehen und starrt auf die seltsame Szene, die sich dort abspielt. Der Wolf sitzt, hoch aufgerichtet, ganz nah am Abgrund und winselt leise. Lalâdi kniet im Schnee vor der Höhle. Trotz der eisigen Kälte ist sie genauso knapp bekleidet wie sonst nur am Feuer. Die Szene wird durch einen hohen Vollmond beleuchtet, so das sowohl die Kar'jevala wie auch der Wolf aus flüssigem Silber erscheinen.
Aus dem Schnee um sie herum formt die Elfe ein seltsames Gebilde. Erst begreift Ondry nicht, was es sein soll, doch dann hält er verblüfft den Atem an. Die Elfe zieht den Dolch aus ihrem Gürtel und sticht sich die Klinge langsam in einen ihrer Finger. Dann lässt sie in gleichmäßigen Abständen Tropfen für Tropfen ihr Blut auf den Gegenstand fallen wo es sofort zu kleinen schwarzen Perlen gefriert.
Sie streckt die Hände dem Mond entgegen und spricht schnell ein paar Worte in der fremden Sprache, mit der sie am Wasserfall auch schon den Wolf gerufen hat. Deutlich kann Ondry nur das Wort „Karion“ verstehen, den Namen des Gottes über Eis und Schnee. Sie wiederholt den Spruch wieder und wieder, dann fällt das Licht des Mondes auf die mit Eis bedeckte Felswand und wird von dort in ihrer Handflächen reflektiert. Die Kar'jevala verstummt, senkt den Kopf und lenkt denn den Lichtstrahl mit einer schnellen Abwärtsbewegung ihrer Hände auf das Objekt vor sich.
Das leuchtet in hellem Glanz auf, die schwarzen Tropfen strahlen plötzlich unheilvoll und rot, dann scheint sich das Objekt in Luft aufzulösen und in dem Augenblick, da Lalâdi zu Boden sinkt, liegt eine wunderschöne Krone mit acht Rubinen auf dem Stirnring neben ihr.
Mit wenigen Schritten ist Ondry neben ihr. Sie sagt nichts und ist viel zu schwach, ihm etwas entgegenzusetzen, als er ihren Kopf auf seinen Schoß zieht. Sie zittert am ganzen Körper, ihre Augenlider flattern. "Du sollst doch schlafen", flüstert sie, dann fallen ihr vor Erschöpfung die Augen zu.
Wie ein Kind nimmt er sie auf die Arme und trägt sie in die Höhle, wo er sie vorsichtig auf das Bett legt und zudeckt. Dann geht er wieder hinaus und hebt die Krone auf. Er verspürt den dringenden Wunsch, sie aufzusetzen. Doch als er sie über seinen Kopf hält, steht der Wolf plötzlich vor ihm und knurrt so aggressiv, dass er es lieber lässt. Er legt sie stattdessen neben Lalâdis Bett.
Barlo setzt sich daneben und zeigt sein beeindruckendes Gebiss, als wolle er sagen, dass niemand die Elfe oder die Krone auch nur noch einmal berühren darf.
Fünf Tage später steht Ondry in der Mittagssonne auf einer Felsnase und starrt auf die Dächer von Fellstadt. Am Morgen hat er sich von Lalâdi und Barlo am Rand des Waldes verabschiedet. Sie hatten ihm den kürzesten Weg durch die Wildnis gezeigt und hätten ihn auch in die Stadt begleitet, doch der Gorde hatte sie, heftiger als er beabsichtigte, zurückgewiesen. Das sei ganz alleine seine Sache, hatte er gesagt. Die Kar'jevala hatte ihn mit ihren eisgrauen Augen wieder so angesehen, als ob sie in seine Seele sehe und ihm das Bündel mit der Krone gereicht. „Wenn er sie aufsetzt, wird er sterben", hatte sie leise gesagt und ihre raue Stimme hatte einen noch eisigeren Unterton als sonst angenommen. Er hatte sie nur fragend angesehen und sie hatte hinzugesetzt: „Er wird sie aufsetzen, glaube mir." Dann hatte sie sich umgedreht, dem Wolf einen kurzen Befehl zugerufen und kurz darauf waren die beiden im Dunkel des Waldes verschwunden.
Mit langsamen Bewegungen schiebt er die Górta zusammen und steckt sie in den Gürtel. Den Pelz hat er vor Stunden schon abgelegt, mit dem Fell des Bären zu einem großen Bündel geschnürt und über den Rücken gehängt. Dann wischt er sich mit einem Ärmel über das Gesicht und geht langsam zum Pfad zurück, der ihn auf die Stadt zuführt. Er hat den Galgen auf dem Marktplatz gesehen und weiß, dass er zu spät gekommen ist.
Als er durch die Straßen der Stadt zum Hause des Obmanns geht, spürt er den Schlag seines Herzens in der Halsschlagader, denn das Haus liegt direkt am Marktplatz. Noch nie in seinem Leben hat er solche Eiseskälte in sich gespürt und zugleich das Brennen des Feuers. Der Hass auf den Obmann eint sich mit der Wut auf sich selber.
Er überquert mit zitternden Knien den Platz und wirft einen flüchtigen Blick hinüber zu dem furchtbaren Holzgestell, unter dem sich ein kaum noch zu erkennender Leichnam langsam dreht. Die Fetzen der Kleidung sehen jedoch eindeutig den seinen ähnlich.
Krächzend fliegt ein Rabe von den Schultern des Toten auf und Ondrey schließt die Augen, als der Leichnam sich ihm zuzuwenden scheint. Er hängt schon bestimmt schon einen ganzen Mond, wenn nicht noch länger, muss er noch denken, dann steht er vor der Tür Hartwigs von Môlenstéins.
Er beißt die Zähne zusammen und betätigt den Klopfer. Während er wartet, fallen ihm die Worte Lalâdis von gestern Abend ein: „Er hat dir stets vertraut. Werde dem gerecht. Dass du ihn nicht retten kannst, hat er gewusst. Wenn du aber nicht am Leben bleibst, ist dein Bruder umsonst gestorben, Ondry.“
Ein livrierter Bediensteter öffnet ihm die Tür und grinst, als er ihn erkennt. „Ah, der Herr Schatzjäger! Will er sich zu seinem Bruder gesellen?“ Er weist mit dem Kopf in Richtung Markt.
„Halt’s Maul, Lakai“, knurrt der Gorde und rechte Hand schließt sich um den Griff des Säbels. „Bring mich zu deinem Herren!“
Der Andere verzieht das Gesicht zu einer bösartigen Grimasse und lässt ihn eintreten. Vor einer großen zweiflügligen Tür lässt er ihn warten. Er klopft und geht hinein. Als er nur wenig später wieder in die Eingangshalle tritt, sieht er noch unfreundlicher aus als vorher.
„Herr von Môlenstéin erwartet euch.“ Er deutet eine Verbeugung an und lässt die Tür offen, ehe er sich in einen anderen Raum zurückzieht.
Langsam betritt Ondry den mit dunklem Holz getäfelten Raum. Vor dem buntverglastem Fenster an der gegenüberliegenden Wand steht ein gewaltiger Esstisch, derart mit Fleisch, Gemüse und Obst beladen, dass sich die schwere Tischplatte beinahe durchzubiegen scheint. Dahinter thront auf einem ebenso gewaltigen, mit rotem Stoff überzogenen Sessel der Hausherr. In einer Hand hält er eine große Gänsekeule, sein aufgedunsenes Gesicht ist stark gerötet und trieft vor Schweiß und Fett. Er wedelt mit der Keule in der Luft herum und sagt mit vollem Mund überflüssigerweise: „Du störst mich beim Essen, bester Trésorter.“
Ondry deutet eine knappe Verbeugung an. „Verzeiht Obmann, aber ich wollte meine Schuld begleichen.“
Von Môlenstéin schleudert die angebissene Keule in seine Richtung und knapp neben ihm schlägt sie an die Tür. „Du traust dich hierher? Ich könnt‘ dir’s nicht verdenken, hätt’st du dich aus dem Staub gemacht, Gorde.“ Der Obmann schnauft und wischt sich mit dem Ärmel den Mund ab.
„Ich halte eben mein Wort.“ Wie Eiskristalle hängen die Worte in der Luft. „Im Gegensatz zu euch, Môlenstéin!“ Er zeigt mit dem Finger auf das Fenster, das zum Marktplatz geht.
„Was erdreistet du dich?“ brüllt der Obmann und erhebt sich schwerfällig, in dem er sich mit beiden Fäusten auf die Tischplatte stützt.
„Ihr habt meinen Bruder hängen lassen, ohne darauf zu warten, dass ich meinen Teil der Abmachung erfüllen kann.“
Das Gesicht von Môlenstéins scheint jetzt vor Wut noch mehr anzuschwellen und wird tief dunkelrot. „Du konntest deinen Teil der Abmachung gar nicht erfüllen, verdammter Schatzdieb!“ Seine Faust kracht auf den Tisch. „Diese verdammte Krone gibt es gar nicht.“ Er holt tief Luft und schlägt mit der anderen Faust ebenfalls auf die Tischplatte. „Du hättest in diesen verdammten Bergen erfrieren müssen, Gorde!“
Ondry geht jetzt zwei Schritte auf ihn zu und sieht ihm in die Augen. „Das wäre ich auch fast, du verfluchter Mörder, aber ich hatte eine Schuld abzutragen.“
Weil der Obmann nur noch vor Wut keucht und nicht gleich antworten kann, setzt er hinzu: „Und was die Krone des Kar Hismun betrifft, irrt ihr euch. Hier ist sie!“ Er öffnet das Bündel an seinem Gürtel und legt die Krone auf den Tisch.
Hartwig von Môlenstéin beginnt zu zittern und plumpst auf seinen Sessel zurück. Seine Augen scheinen aus den Höhlen zu treten und die Schlagadern an seinem feisten Hals pulsieren unregelmäßig. „Das ist ein Trug“, stöhnt er. „Du bist nicht nur ein Dieb, sondern auch ein Betrüger.“
Ondry tritt jetzt ganz nah an den Tisch heran. „Wenn ihr meint“, sagt er leise und will die Krone wieder an sich nehmen.
„Halt!“ Der Obmann schnauft und will ebenfalls nach der Krone greifen. Er kommt nicht dazu. So schnell, das kein Auge folgen kann, hat der Gorde seinen Säbel gezogen und lässt ihn zwischen die Krone und die ausgestreckten Hände von Môlenstéins krachen.
„Noch nicht, Obmann!“ Seine Stimme ist ruhig, obwohl sein Innerstes tost. „Erst will ich euer Wort, vor all euren Getreuen, dass ich gehen kann, wohin ich will, wenn ihr die Krone an euch nehmt.“
„Was für eine Unverschämtheit“, stöhnt der Obmann. Dann aber nickt er. „Ob du dein Leben hier beendet oder nicht, ist mir eigentlich völlig gleich“, meint er dann ruhiger. „Ich krieg‘ dich schon dran, verdammter Gorde.“
Während dieser zustimmend nickt, läutet Hartwig von Môlenstéin nach seinem Diener und lässt dann alle Hausbediensteten rufen.
Bis alle eingetroffen sind, hat Ondry auch den Säbel wieder in die Scheide geschoben und ist ein paar Schritte zurück in Richtung Tür gegangen.
Dann nimmt Hartwig von Môlenstéin die Krone des Kar Hismun in beide Hände und erklärt seinem Gesinde, dass der Schatzjäger das Haus ungehindert verlassen kann. Gespannt verfolgen alle Anwesenden, wie er dann die Krone von allen Seiten betrachtet und sie langsam mit beiden Händen über den Kopf hebt.
Ondrey hat die Situation inzwischen dazu genutzt, dem Hausdiener unbemerkt das Schlüsselbund vom Gürtel zu schneiden und noch ehe von Môlenstéin die Krone auf sein Haupt senkt, hat er sich aus dem Zimmer geschlichen, den passenden Schlüssel gefunden und die Tür abgesperrt.
Auf dem Weg zur Haustür vernimmt er einen vielstimmigen entsetzten Aufschrei, in den sich ein immer lauter werdendes Knistern mischt, die Stimme von Môlenstéins erstirbt in einem schrillen Schrei und dann ist langgezogenes Krachen zu hören, das sich wie berstendes Eis anhört.
Ein grimmiges Lächeln umspielt seinen Mund, als er ohne sich umzusehen den Marktplatz überquert. Seine Finger spielen mit den letzten Münzen in seiner Tasche. Er wird das Bärenfell verkaufen müssen, um sich ein einigermaßen gutes Pferd leisten zu können. Irgendwie hat er jetzt Sehnsucht nach den weiten, blauen Steppen seiner Heimat.
Langsam lenkt er seine Schritte zur Pferdekoppel, die etwas außerhalb der Stadt liegt und an der er vorhin vorbeigekommen ist. Da ist ihm bereits ein wunderschöner falber Hengst aufgefallen.
So in Gedanken merkt er nicht, dass ihn eine in einen grauen Kapuzenmantel gehüllte Gestalt verfolgt, seit er das Haus des Obmanns verlassen hat. Er sieht nicht, wie diese kurz bevor er die Koppel erreicht ein Messer zieht und blitzschnell den Arm nach oben reißt.
Doch er hört ein kurzes, klatschendes Geräusch und eine leises, gurgelndes, Stöhnen. Als das Messer auf den Boden klatscht, hat er sich schon umgewandt. Den Säbel hält er in der Hand. Aber das ist nicht mehr notwendig. Er sieht in zwei ungläubig starrende Augen, in denen schon kein Glanz mehr ist. Durch die Kapuze und quer durch den Hals des Unbekannten hat sich ein langer Pfeil gebohrt.
Ondry wirft einen Blick in die Richtung aus der der Pfeil gekommen sein muss und sieht oben auf der Felsnase, auf der er vorhin auch schon gestanden hat, die schmale Gestalt einer Frau stehen, einen Langbogen in der rechten Hand. Sie hebt die Linke zum Gruß und ist nur einen Augenblick später verschwunden.
Der Steppenreiter bückt sich, zieht mit einem Ruck den Pfeil aus dem Hals des Toten und wischt ihn an dessen Mantel ab. Dann steckt er ihn in seinen Gürtel. Es soll keinen Hinweis auf die Schützin geben, aber vielleicht irgendwann eine Gelegenheit, ihr den Pfeil zurückzugeben.
Anhang
Galârien
ist eine Welt ähnlich der unseren, doch auch völlig anders. Sie besteht aus sieben landschaftlich und klimatisch völlig verschiedenen Zonen. Jedes dieser Gebiete wird von Menschen und anderen Geschöpfen bewohnt.
In Galârien werden acht Götter verehrt, von denen in jedem Gebiet und eine andere als Hauptgottheit angesehen wird.
Im Folgenden sind einige in der Geschichte vorkommende Begriffe erklärt. Eine vollständige Übersicht ist in Arbeit.
Gorden
menschliche Bewohner der Goro Lal, meist Nomaden, die von Pferdezucht leben
Goro Lal
weites Steppengebiet tief im Süden Galâriens, bekannt für das in der Morgen- und Abendsonne blau schimmernde Gras, auch die Blaue Steppe genannt
Gorón
Der Totengott und Gott der Unterwelt Galâriens. Wird auch „Der Schwarze“ genannt, da man seinen Namen normalerweise nicht ausspricht.
Górta
neben dem schmalen Säbel die Hauptwaffe der Gorden. Es handelt sich dabei um eine etwa 2,40m lange Lanze, die teleskopartig zu einer kurzen Stichwaffe zusammengeschoben oder auch als Kampfstab benutzt werden kann
Jant
Ein Längenmaß, 1 Jant entspricht 180cm
Jeltara
Die Göttin der Jagd und des Waldes, auch „die Grüne“ genannt und zugleich Göttin des Sommers, in den Karishbergen wird sie als zweithöchste Gottheit nach Karion verehrt
Karion
Gott des Schnees und Eises, auch „der Weiße“ genannt, Hauptgottheit der Karishberge, auch Gott des Winters
Karishberge
Hochgebirge im Norden Galâriens, bis auf wenige Wochen das ganze Jahr von ewigem Eis bedeckt
Karishvari
menschliche Bewohner der Karishberge, ein raues Bergvolk, das in völliger Abgeschiedenheit und in winzigen Dörfern lebt
Kar'jevala
Eis-Elfen der Karishberge, das primitivste und kleinste Elfenvolk Galâriens, Menschen gegenüber tritt es nur sehr selten in Erscheinung
Mart
ein Längenmaß, ein Mart entspricht 60cm
Trésorter
sog. „Schatzjäger“, sie sind stets auf der Suche nach wertvollen Gegenständen und Relikten, handeln fast immer im Auftrag, kaum selbstständig, der Handel aber auch Diebstahl und Falschspiel gehören zu ihrem Handwerk
Texte: Alle Rechte beim Autoren
Tag der Veröffentlichung: 30.12.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Die Geschichten aus Galârien erscheinen in loser Folge. Sie sind in sich abgeschlossen und stehen in keiner zeitlichen Reihenfolge.
Am Ende des Buches befindet sich ein kurzer Anhang mit Erklärungen einzelner Begriffe.