Wir sind nicht mehr die gleichen.
Uns ätzte das Leben leer.
Es gibt keine mystischen Zeichen,
es gibt kein Geheimnis mehr.
Wir treiben durch luftlose Räume,
erloschenen Angesichts.
Die Nächte verweigern uns Träume,
die Sterne sagen uns nichts.
Wir haben den Himmel zertrümmert,
das Weltall umklammert uns kalt.
Der Tod läßt uns unbekümmert.
Wir haben Gewalt.
Dagmar Nick, http://www.zeit.de/1958/07/hybrid/komplettansicht
Er verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Die Tragweite seiner Taten fielen über ihn wie ein Wasserfall. Der Mann sank auf die Knie, beugte sich vor, sodass seine Stirn den Boden berührte. Stille Tränen rannen über seine Wangen, tropften auf den rauen Betonboden.
Es war vorbei. Doch er musste weiterleben, als sei nichts geschehen, als liege sie
nicht vor ihm auf dem eisigen Boden. Blass, kalt und tot.
Nachdem er einige Minuten in dieser kauernden Position ausgeharrt war, richtete er sich auf und warf einen letzten Blick auf sie
. Tränen würden sie
nun auch nicht mehr zurück in das Reich der Lebenden bringen. Jetzt musste er sein Leben retten.
Er holte einen Plastiksack von der anderen Ecke der Garage und beging die unumgängliche Tat. Erst zögerte er die tote Frau anzufassen, aber der Druck in seinem Nacken zwang ihn schlussendlich dazu. Nach wenigen Minuten verschloss er den Sack wieder.
Erst als die Sonne hinter den Bergen verschwand, betrat er wieder die Garage. Der Sack lag an der haargleichen Stelle, wie er ihn am Nachmittag liegen gelassen hatte. Als er ihn in den Kofferraum hievte, sank das Auto ein wenig ab. Ihm fiel das kaputte Rücklicht auf der Kofferraumklappe auf und merkte sich, dass er es reparieren lassen musste.
Mit aller Macht versuchte er zu verdrängen, über was er sich eigentlich Gedanken machen musste.
Die Reifen quietschten leise, als er die Einfahrt hinunter fuhr, vorbei an seinen Nachbarn, die ihn jeden Tag mit diesen abschätzenden Blicken ansehen. Als wären sie etwas Besseres, nur weil sie Zahnarzt oder Grundschullehrer waren. Er hätte bei den Gedanken an seine geliebten Nachbarn spucken können.
Doch nun verließ er die Vorstadt, auf der Suche nach einen Ort, wo er seine Frau begraben konnte.
Tag der Veröffentlichung: 03.03.2013
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