„Anna... machst du das bitte für mich? Du siehst ja das hier einiges los ist....“ schrie Aloisius Benester, der Annas Vater war durch den Menschenandrang in seinem Büro zu seiner Tochter. Anna machte in der Abteilung, die ihr Vater leitete ein Praktikum. Am heutigen Montag war wieder das ganze Stockwerk überfüllt mit Auftraggebern und Angestellten. „He.. können sie nicht aufpassen wo sie hinlaufen“ Anna wurde grob von einem grimmig aussehenden Mann angerempelt.
„Ach komm sei still Mädchen..“sagte der Mann ohne Anna auch nur einmal anzusehen und ging weiter. Mädchen hatte er Anna genannt, Mädchen, Anna war erwachsen, so fühlte sie sich zumindest. Vor gut einem Monat feierte Anna ihren zwanzigsten Geburtstag, also war sie auf alle Fälle erwachsen.
„Ich mach das nicht Aloisius, die Bezahlung ist zu niedrig, lass das doch einen deiner Agents machen“ , „Lagrene, ich würde für diese Summe zwanzig Auftragskiller bekommen und du willst noch mehr Geld?“
„Tja dann nimm doch die zwanzig anderen, aber das tust du nicht da du mich brauchst, und ich habe meinen Preis und das hier ist zu wenig.“,Julius versuchte ruhig zu bleiben. „Hast du schon mal was von der Anonymität von Auftragskillern gehört? Ja ... das ist wichtig.... jetzt muss ich mich schon in deine Abteilung bewegen bloß weil bei euch immer das Telefon belegt ist..... wenn du willst das ich den Job erledige dann müssen deine Klienten mehr Geld zahlen. Ich habe meinen Preis!“ Aloisius nickte und Julius stand auf und schmiss die Tür hinter sich zu. Als er aus dem Gebäude ging regnete es, doch das störte ihn nicht, er wollte so schnell es ging wieder in seine Wohnung. Er hasste es unter Menschen zu sein, er vermied jeden unnötigen Kontakt zu einer menschlichen Person. Für ihn war der Beruf den er hatte, nie der den er als seinen Traumberuf bezeichnen konnte, jedoch war es ein Job bei dem man allein arbeitete, man bekam Anrufe von Auftraggebern, man konnte anonym bleiben. Julius wohnte in einem heruntergekommenen Viertel in Washington, er wollte gerade den Schlüssel in das Schloss stecken als er Schreie vernahm „Hilfe .....bitte... ich brauche Hilfe ........“. Es war ein Mädchen das um Hilfe schrie, was sollte er machen ihr helfen, nein da sollte schön ein anderer als Held dem Mädchen zu Hilfe eilen, denn er war auf keinen Fall ein solcher Held.
„Ich hab einen neuen Termin bei deinem Psychiater gemacht, da du letzten ja abgesagt hast. Anna ich will das du da hingehst...“ Aloisius schaute seine Tochter mit ernster Miene an. “Dad ich muss nicht zum Seelenklempner, ich kann mein Kindheitstrauma alleine bewältigen“ „Anna ich möchte aber das du hingehst es ist doch zu deinem besten. Ich bin auch daran schuld, dass das Jugendamt dich mir nach dem Tod deiner Mutter weggenommen hat, und du ins Heim musstest. Deshalb möchte ich das du zu dem Termin gehst. Damit es dir besser geht.“ „Ich bin manchmal vielleicht etwas naiv na und, wer sagt das dies was schlechtes ist? Ich ....“ „Anna, ich bitte dich, wenn du doch mal deine Zukunft denken würdest, ich will nicht das du ständig hier arbeitest...“ „Ich werde darüber nachdenken, allein ..... ich laufe nach Hause wir sehn uns dann..“
Anna war wieder aus dem Büro von Aloisius als dieser einen tiefen Seufzer machte. Er wollte nur das beste für seine Tochter, er war damals in eine gefährliche Sache verwickelt. Das Jugendamt hatte ihm Anna nicht weggenommen, wenn er selbst sie nicht in ein Heim gebracht hätte wäre sie in ständiger Gefahr gewesen. Er hatte Anna mit 17 wieder aus dem Heim geholt und er erfuhr das sie dort nicht gerade gut behandelt worden war, nun hatte er ein schlechtes Gewissen Anna gegenüber. Als Vater versuchte er ihr nur zu helfen, er hoffte, dass seine Tochter dies auch irgendwann so sehen würde.
Es war Mittwoch und Julius hatte immer noch nichts von der höheren Bezahlung gehört. Er lag in seinem Wohn- und Schlafraum auf der Couch und starrte auf die Uhr. Um Punkt neun Uhr würde er versuchen Aloisius zu erreichen. Sein Blick wanderte zur Wand gegenüber von der Couch. Sie war kaputt, der Putz bröckelte ab und die Tapete war gerissen. Jedoch war dies auch kein Wunder nachdem was die Wand durchmachen musste waren diese Schäden vollkommen normal. Jedes Mal wenn Julius einen Wutanfall hatte schlug er auf die Wand ein. Er hatte viele dieser Wutanfälle, doch wenn er in der Wohnung war konnte er seine Wut an dieser Wand ablassen. Wenn er die Wutanfälle während einem seiner seltenen ‚Ausgänge‘ hatte waren alle Menschen die ihm begegneten in Gefahr Opfer eines solchen Ausbruches zu werden. Dies war ein weiterer Grund warum er so selten aus seiner Wohnung ging.
Anna war am gestrigen Tag beim Psychiater gewesen jedoch nur widerwillig. Sie musste sich wieder Fragen zu ihrer Kindheit stellen lassen, wieder davon erzählen wie es im Heim war. Der heutige Mittwoch war ein regnerischer Tag und sie musste noch einen Haufen Papierkram erledigen, doch aus irgendeinem Grund starrte sie den ganzen Vormittag aus dem Fenster um den Regen zu beobachten. Ihr wurde klar das der Psychiatertermin ihr doch mehr zugesetzte, als sie erwartet hatte.
Es regnete immer noch, doch das war Julius recht egal, er musste schon wieder aus der Wohnung um zu Aloisius zu gehen. Wenn jetzt noch etwas dazwischen kommen würde hätte er zu einhundert Prozent wieder einen Wutanfall. Er spürte förmlich wie die Wut von Minute zu Minute anstieg. Als er im Büro ankam musste er warten, da Aloisius Besuch hatte. Er machte es sich auf seinem Stuhl bequem, er streckte die Beine aus und schloss die Augen. Letzte Nacht hatte er kaum geschlafen, so wie sonst auch. Er konnte einfach nicht normal einschlafen, wenn er um vier Uhr einschlief dann vor Müdigkeit. Wenn er am nächsten Tag einen Auftrag hatte nahm er Schlaftabletten um am Morgen fit zu sein.
Anna hatte meist nur Kopierarbeit zu erledigen, sodass sie sich oft langweilte. Nachdem sie den Vormittag damit verbracht hatte aus dem Fenster zu starren musste sie einen riesigen Stapel kopieren. Als sie an der Bürotür ihres Vaters vorbei ging hörte sie laute Stimmen doch sie konnte nicht recht verstehen worum es ging. Anna wusste das diese Leute etwas Illegales machten und so hielt sie sich immer von ihnen fern. Sie wollte gerade zu Kopierraum gehen als sie über die Beine eines Mannes stolperte und das ganze Papier auf diesen Mann flog.
Julius dachte über den Auftrag um den es ging nach, sollte er ihn wirklich annehmen, schon wieder einen Menschen töten? Eigentlich machte das nicht mehr allzu viel aus, ob er jetzt noch jemanden tötete oder nicht. Er hatte nicht bemerkt das ein Mädchen seine Beine nicht sah und darüber stolperte, das ganze Papier, dass das Mädchen in der Hand hatte, flog auf ihn. „Kannst du nicht aufpassen?“ Julius schrie, er wusste jetzt würde er sich mit seiner Wut nicht mehr zurück halten können, die Wut musste raus. Das Mädchen das er anschrie war ihm egal, es war das perfekte Ventil, seine Wut an ihr auszulassen. Er zerrte das Mädchen in den Kopierraum. Sie war verwirrt und deutlich verängstigt. „Ich hab ihre Beine nicht gesehen, das tut mir wirklich Leid. Es ist doch nichts passiert?!“. Julius war klar das wirklich überhaupt nicht passiert war, aber die ganze Wut und der Hass der letzten Wochen hatte sich angestaut. Er projizierte alles auf das Mädchen sodass er als Antwort schrie „Meine Beinen waren wohl kaum zu übersehen!“ Er sah sehr wohl das das Mädchen Tränen in den Augen hatte, dies war für ihn allerdings nicht von Bedeutung da ihn die Gefühle von anderen menschlichen Lebewesen nicht interessierten. Julius wollte ihr gerade eine Ohrfeige geben als er Schüsse hörte.
Anna erschrak als sie die Schüsse hörte, sie nahm den Mann, der ihr wirklich Angst machte, für einen kurzen Moment nicht wahr. Jedoch holte dieser sie wieder zurück aus ihren Gedanken. Er hielt seine Hand vor ihren Mund als Anna etwas sagen wollte. „Mädchen sei bloß still“ sagte der Mann. Wieder Schüsse und zwar gleich mehrere. Menschen schrieen auf, poltern war zu hören und zum dritten Mal Schüsse. „Maschinengewehre, sie sind mindestes zu dritt, am besten ich bleibe hier im Kopierraum“ murmelte der Mann, doch er schien nicht mit Anna sondern mit sich selber zu reden. Ihr Vater. Anna erschrak, was war mit ihrem Vater?
Julius kamen die zwei Stunden in dem Kopierraum wie Jahre vor. Er hatte beschlossen das er in dem Raum blieb bis die Gefahr gebannt war. Das Mädchen das mit ihm im Zimmer war saß in einer Ecke und schluchzte leise, aber er konnte es hören und es störte ihn. „Kannst du auf hören zu weinen? Ich muss hören ob die Leute mit den Waffen noch da sind oder willst du ewig hier drin bleiben?“. Julius hasste es wenn Menschen weinten, er verstand nicht wie man solch eine Schwäche zeigen konnte. Wenn er bei jeder Folter die er durchmachen musste solch eine Schwäche gezeigt hätte wäre es nur noch schlimmer für ihn gekommen. Er lauschte, doch er hörte nichts. Er würde es jetzt wagen die Tür zu öffnen. Er ging raus. In dem Gang war alles still. Julius schmiss einen Stuhl um, es rührte sich immer noch nichts. Er betrat den großen Büroraum, was er sah fand er jedoch keinesfalls schockierend.
Der Mann war in den Gang getreten doch Anna hatte Angst ihm zu folgen. Als sie ein Geräusch hörte erschrak sie. Sie wartete ab, nichts, keine Schüsse. Langsam trat Anna an den Türrahmen, sie sah in den Gang doch der war menschenleer. Sie ging aus dem Raum in der Erwartung das etwas geschehen würde, doch nichts passierte. Anna folgte dem Mann in den großen Büroraum. Ihr stockte der Atem, sie war geschockt, was sie sah ließ ihr die Tränen über die Wangen rollen. Während sie im Kopierraum war, geschah im Büro ein Massaker. Sie sah was die Schüsse angerichtet hatten. Die Angestellten, ihre Kollegen lagen tot am Boden. Möbel waren umgeschmissen. Anna sah sich um keiner der am Boden liegenden rührte sich. Nach dem ersten Schockmoment dachte sie an ihren Vater. Sie rannte an dem Mann vorbei zum Arbeitsplatz ihres Vaters. Der Raum war leer, nichts, keine Spur von ihrem Vater.
Julius sah sich um, keine menschliche Person mit einer Waffe war zu sehen. Das Mädchen kam wieder in den Raum zurück. Er hörte ein Geräusch. Die Haupttür ging auf und ein Mann mit einer Waffe trat auf ihn zu. Julius handelte blitzschnell. Für ihn waren es gewohnte Handgriffe. Mit einem schnellen Bewegung schlug er dem Mann die Waffe aus der Hand. Mit einer weiteren gezielten Bewegung seiner rechten Hand hatte er dem Mann auch schon an die Kehle gefasst. Er drückte zu, danach lockerte er seinen Handgriff ein wenig damit der Mann sprechen konnte. „Wer bist du und für wen arbeitest du?“ schrie Julius den Mann an. Dieser antwortete nicht. Julius drückte wieder fester aber dieses mal auch länger zu. Er hatte diese Foltermethode schon oft angewandt. Es störte ihn nicht Menschen wehzutun um an eine bestimmte Information zu kommen. Warum auch? Das hatte man bei ihm doch auch schon so oft getan. „Wer bist du und für wen arbeitest du? Und glaub mir du wirst keine dritte Gelegenheit haben zu antworten.“ Er schrie jetzt noch lauter.
Der Mann mit dem Anna im Kopierraum war würgte einen anderen Mann. Anna schaute weg, sie konnte nicht glauben das dieser Mann so etwas brutales machte. Ein Poltern. Anna schaute zur Haupttüre. Drei Männer mit Waffen betraten den Raum. Keine Minute später war der ganze Raum voll mit einem Gas. Anna konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und sackte zusammen. Sie nahm noch Stimmen wahr bevor sie vollkommen einschlief.
Julius wachte auf. Er schaute sich um. Die Männer hatten ihn betäubt. Er war in einem recht großen, eingerichtetem Zimmer aufgewacht. Ein Bett stand in der Mitte des Raumes, darauf lag das Mädchen aus dem Kopierraum. Was sollte das? Wer war dieses Mädchen? Was machte sie hier? Warum war er hier? Die Tür ging auf und ein Mann, den Julius sehr wohl kannte betrat den Raum. „Grand, was ist das hier? Hat die Organisation etwas damit zu tun?“ Der Mann grinste hämisch. „Nicht so viele Fragen auf einmal. Fangen wir mit der ersten Frage an und arbeiten uns langsam vor. Also das hier so etwas wie ein offenes Gefängnis, du und das Mädchen, das im übrigen Anna heißt, seit hier die Gefangenen. Du wirst bald verstehen was ich damit meine.“ Julius wollte gerade Grand etwas entgegnen doch der kam ihm zu vor. „Nun zu deiner zweiten Frage. Ja die Organisation hat etwas damit zu tun. Aloisius Benester wollte durch dich drei unserer Vorstandsmitglieder umbringen lassen und das haben wir durch unsere Aktion in seiner Abteilung verhindert. Hast du sonst noch Fragen?“ Julius schaute Grand mit ernster Miene an „Und was soll das ganze hier?“
Anna hatte starke Kopfschmerzen als sie die Augen öffnete. Wo war sie? Anna stand benommen auf. Sie war in einem großen Raum mit Bett, Fernseher und anderen normalen Gegenständen. Anna war nicht allein, auf dem Boden lag der brutale Mann aus dem Kopierraum. „Wo bin ich?“ fragte Anna leise in der Hoffnung der Mann habe eine bessere Laune als im Büro. Der Mann richtete sich auf „Keine Ahnung, steht auf meiner Stirn Auskunft?“
Anna richtete ihren Blick beschämt zu Boden. „Ich dachte nur.....“ Sie konnte ihren Satz noch nicht einmal zu Ende führen da fiel ihr der Mann auch schon ins Wort. „Mädchen lass das Denken lieber ja?“ „Ich bin kein kleines Mädchen mehr, ich bin zwanzig Jahre alt.“ „Wow, zwanzig, so viel Lebenserfahrung, da kennst du dich mit so einer Situation bestimmt aus.“ Schweigen. „Ich heiße Anna“, „Ich weiß“. „Anna Benester“, der Mann drehte sich zu Anna um. „Aloisius hat eine Tochter?“
Julius war erstaunt, er nahm nun schon seit ein paar Jahren Aufträge von Aloisius Klienten an, ihm war jedoch entgangen das Aloisius eine Tochter hatte. Sollte er jetzt netter sein. Julius entschloss sich so wie immer zu sein abweisend, kalt, herzlos und brutal. So war er nun mal, aber er hasste es wie er war. Er wusste das er im tiefsten innern seiner kaputten Seele normal sein wollte, so emotional wie ein ganz normaler Mensch. Aber seine Seele war kaputt, nichts auf der Welt würde sie reparieren können, also vergrub er den Gedanken an ein normales Leben. Emotional war er kalt, kalt wie ein Stein, und das versuchte er noch nicht mal irgendwie zu verstecken. „Ich heiße Julius und jetzt sie still Mädchen, ich muss mich konzentrieren“. Der Raum hüllte sich in kaltes Schweigen. Julius war dieses Schweigen gewohnt, er lag neben dem Bett auf dem Boden und überlegte was das hier alles sollte.
Der Raum war in Schweigen gehüllt. Dieses Schweigen war Anna unangenehm aber was sollte sie machen? Sie hatte Angst vor Julius. Dieser Mann war für sie die Brutalität in Person. Es interessierte ihn nicht wie es Anna ging, noch war er zu einer normalen Konversation fähig. Einen Moment später ging die Tür zum Zimmer auf und ein schwarz gekleideter Mann trat ein. „Aha, wie ich sehe ist Madame erwacht“ sagte dieser in einem sarkastischen Tonfall. „Wer sind sie? Und, und...“ Anna war verwirrt. Julius lag immer noch auf dem Boden und starrte an die Decke. „Das soll dir mal schön dein Zimmergenosse erzählen.“ Anna sah ein verschmitztes Lächeln auf dem Gesicht des Mannes als dieser das Zimmer verließ. Julius richtete sich auf. „So, Anna also ich erzähle dir alles. Aber ich warne dich, wehe du unterbrichst mich. Es werden am Ende keine Fragen gestellt, denn ich weiß auf diese Fragen auch keine Antwort. Haben wir uns verstanden?“ Anna nickte, sie wollte Julius nicht widersprechen.
Julius sah das Mädchen an in der Erwartung sie würde eine Frage stellen, doch Anna starrte nur an die Wand. Anscheinend war sie geschockt, von dem was Julius ihr erzählt hatte. Warum nur? Für ihn war es schon fast normal entführt zu werden. Das gehörte nun Mal auch zu seinem Leben sagte er sich immer. Anna starrte immer noch an die Wand ohne ein Wort zu sagen. Julius sah das sie Tränen in den Augen hatte. Er sah wie eine Träne an ihrer roten Wange herunter rollte. Jetzt war es um seine nicht gerade große Geduld geschehen „Hör auf zu weinen. Ich hasse es. Ich hasse es.“ sagte Julius in einem energischen Ton. Anna reagierte nicht. Weitere Tränen rollten ihr die Wange runter. „He, ich rede mit dir“ Julius wurde lauter. Was dachte sich dieses Mädchen? Glaubte sie, sie könne ihn erweichen mit ein paar Tränen? Ganz sicher nicht ihn. Er war immun gegen solche Gefühle. Würden ihn Tränen berühren hätte er sich den falschen Beruf ausgesucht. Er hatte Menschen schon so oft weinen gesehen, um ihr Leben bangen und er hatte kein Mitleid gezeigt. Nein, denn sonst hätte er seinen Auftrag nicht erfüllt. „Ich sagte du sollst aufhören zu weinen. was soll das, du hast überhaupt keinen Grund um zu weinen. Du glaubst das hier sei schlimm? Nein, das ist es nicht. Es gibt tausend mal schlimmerer Dinge also hör auf damit verstanden.“ Julius schrie, Anna schaute ihn an. Er wich dem Blick aus. Julius hielt in vielen Situationen dem Blickkontakt stand aber heute war es anders, das hier war kein Auftrag, hier ging es um sein Privatleben. Wenn es nicht um einen Auftrag ging mied Julius jeden längeren Blickkontakt. Jemand sagte einmal zu ihm ‚Die Augen sind das Fenster zur Seele‘ und er wollte nicht das jemand seine verkümmerte, traurige, brutale, kaputte Seele sah. Niemand sollte sehen was er schon alles getan hatte.
Julius ging im Zimmer auf und ab, nachdem er Anna angeschrien hatte, fühlte diese sich noch mehr eingeschüchtert. Anna hatte sich zusammengerissen und wischte ihre Tränen weg. „Es tut mir Leid, Julius“, sagte Anna vorsichtig. „Ist Ok. Ich hab wohl ein bisschen überreagiert“ brummte Julius. Sie sah das er sehr wütend war und sage nichts weiter.
Anna hörte ein Geräusch. Grand trat in das Zimmer, er schaute sie grimmig an „Aloisius ist tot, einer von euch muss mitkommen“. Anna schaute von Grand zu Julius, doch der wich ihrem Blick aus. „Ich gehe“ sagte er dann. Anna nahm nicht wahr das die beiden aus dem Zimmer gingen. Ihr Vater tot, nein das konnte nicht sein.
Anna wollte es nicht wahr haben. Sie musste realistisch bleiben. Ihr Vater war tot, wie sollte er denn auch bei so vielen Toten überlebt haben. Als ihre Mutter vor vierzehn Jahren starb, redete Anna Monate lang mit niemanden. Wie konnte sie auch, sie war sechs Jahre alt und verstand noch nicht warum ihre Mutter jetzt nicht mehr bei ihr sein konnte. Heute war sie zwanzig Jahre alt, erwachsen, aber sie verstand es immer noch nicht. Warum musste ihre Mutter sterben? Sie hatte Tränen in den Augen. Warum starben immer die Menschen die sie so sehr braucht. Anna wusste keine Antwort auf diese Frage.
Julius war einiges an Schmerzen gewohnt, aber es war doch schon einige Monate her als er das letzte mal gefoltert wurde. Dieses Mal war es jedoch anders. Die Organisation hatte keinen Grund ihn zu foltern und doch taten sie es. Noch etwas war anders, Aloisius Tod, dass hier war keine Drohung mehr, nein, sie hatten Aloisius umgebracht. Julius war sich sicher, dass sie auch ihn umbringen würden, wenn er etwas falsches machte. Er wollte noch nicht sterben, er hatte so viele Dinge in seinem Leben noch nicht erlebt, theoretisch. Praktisch war das alles anders, zwar wusste Julius das er einiges nie erleben würde, weil er dafür viel zu unemotional war, aber insgeheim wünschte er es sich trotzdem. Er kam zurück in das Zimmer. Unter seinem Pullover den er wieder an hatte schmerzte sein Rücken noch schlimmer. Anna saß auf dem Bett und hatte verheulte Augen. Julius setzte sich an die Wand gegenüber und schaute auf den Boden. Er merkte, dass Anna sich zusammenreißen musste um nicht vor ihm zu weinen. „Was haben die gemacht“ fragte Anna so leise das Julius es fast nicht verstanden hätte. „Naja, „ Julius krempelte seinen Ärmel hoch und zeigte Anna seinen Arm der blutig war. Diese machte ein erschrockenes Gesicht. „Warum machen die so was?“ „Das hier ist ernst, die haben deinen Vater umgebracht. Mach lieber was sie dir sagen“ Julius hörte wie Anna versuchte ihre Tränen zurück zuhalten. „Aber warum machen die so etwas?“ Anna zeigte auf Julius Arm. Der schaute sie für einen kurzen Moment an. Was dachte sich das Mädchen eigentlich? Das war doch wohl für jedermann glasklar warum man so etwas machte. Julius musste ruhig bleiben, er würde jetzt keinen Wutanfall bekommen. Nein, nicht in so einer Situation, er würde Anna jetzt eine präzise Antwort auf ihre Frage geben.
„Sie machen es um einen einzuschüchtern, um zu zeigen wer die Regeln macht, um zu zeigen was passiert wenn du ihnen nicht die Information gibst die sie wollen. Deshalb machen sie das.“ erzählte Julius kalt. Anna hatte Gänsehaut bekommen. In was war sie hier nur reingeraten? Sie hielt sich schon immer von allem fern das Illegal war. In der Schule nannte man sie Angsthase, Spießer oder Streber. Sie wurde gemobt und hatte keine Freunde, doch das nahm sie in Kauf. ‚Mutter hatte mit etwas Illegalem zu tun und deshalb ist sie gestorben.‘ Diesen Satz sagte sich Anna immer wieder. Und jetzt sollte sie in so etwas schlimmes verwickelt sein. Wie konnte das nur passieren? Anna schaute auf den blutigen Arm von Julius.
Julius merkte wie Anna ihn anstarrte, er hasste es von Leuten angestarrt zu werden. Er krempelte seinen Ärmel runter. Julius schaute aus dem kleinen Fenster. Es war Nacht. „Du kannst heute im Bett schlafen, aber wir wechseln uns ab, verstanden?“ Julius schaute Anna noch immer nicht in die Augen wenn er mit ihr redete. „Ok, können wir so machen“. Julius nahm eine dünne Stoffdecke und drehte sich von Anna weg. Er wusste das er nicht schlafen konnte. Stattdessen dachte er über sein Leben nach, seine nicht gerade unschuldige Vergangenheit und über seine Zukunft. Als kleiner Junge wollte er immer Astronaut werden. Seine Geschwister wollten ebenfalls Astronauten sein und so spielten sie immer ‚Raumfahrt‘. Julius dachte ungern an seine Kindheit, obwohl diese für ihn die bisher beste Zeit seines Lebens war. Jedes Mal wenn er an seine Familie dachte war er, der Emotionen verabscheute, tief berührt. Er hatte seine Familie geliebt. Er hätte alles für sie getan. Doch ein großer Brand in seinem damaligen zu Hause tötete seine ganze Familie. Die Brandstifter wurden bis heute noch nicht gefasst. Er war zwölf Jahre alt und war eines Nachts von dem Rauch in seinem Zimmer aufgewacht. Seine Eltern schickten ihn zum Fenster raus und sie wollten mit seinen Geschwistern folgen, doch sie kamen nie aus dem Haus raus. Julius hatte gewartet, sogar noch bis die Feuerwehr den Brand gelöscht hatte, doch es kam niemand. Seit diesem Zeitpunkt hatte er jegliche Emotion aus seinem Herzen verbannt. Er war sich sicher, das er nie mehr so emotional sein konnte wie früher. Nie mehr.
Anna konnte nicht einschlafen, zu viele Gedanken schwirrten ihr im Kopf herum. Was würde morgen sein? Sie hatte Angst vor dem Morgen.
Julius wusste, dass er sich ändern musste. Dies wurde ihm in der jetzigen Situation erst so richtig bewusst. Er hatte schon oft darüber nachgedacht. Warum versuchte er es nicht einmal? Wenn er es wirklich wollte, könnte er es schaffen sich zu ändern, seine Wut abzulegen und wieder Gefühle zeigen.
Ob Julius wohl schon schlief? Anna hatte Angst vor diesem Mann. Er zeigte keine Emotion, er war so kalt und abweisend. „Es tut mir leid“, redete Julius gerade mit ihr? Er richtete sich auf und sah Anna zum ersten Mal so Richtig in die Augen. Für sie war es als sehe sie jemand anderen, jemand der viele schlimme Dinge erlebt hatte, jemand der sich vor Gefühlen verschlossen hatte. „Es tut mir Leid das ich so unfreundlich zu dir war und das ich dich angeschrien habe. Weißt du ich leide unter ständigen Wutausbrüchen. In meiner Wohnung lasse ich meine Wut an einer Wand ab, aber wenn ich unter Menschen bin dann kann ich mich nicht kontrollieren.“ Julius schaute auf den Boden. Was sollte Anna jetzt antworten? „Ich höre dir zu“ Anna war schon immer eine gutmütige Person gewesen. Sie vergab Leuten schnell und vertraute ihnen wieder, durch diese Eigenschaft wurde Anna in ihrer Kindheit schon oft verletzt. Julius fing an von sich zu erzählen. „Ich hab schon einiges durchmachen müssen und dies war nie leicht für mich. Wie sagt man? ‚Ich habe mein Herz hart werden lassen‘ .
Eigentlich, also ich will nicht so sein, ich will mich ändern, aber ich habe Angst das ich nicht die Kraft dazu habe. Ich weiß das ich mich nicht von heute auf morgen grundsätzlich ändern kann aber ich will es versuchen auf lange Sicht zu schaffen. Schritt für Schritt.“ Anna schaute Julius an. War er doch nicht nur kalt? „Versuch es doch“ Anna versuchte Julius aufmunternd zu zulächeln, jedoch war dies für sie nicht unbedingt einfach.
Julius war überrascht, dass ihm die Unterhaltung mit einer anderen Person so sichtlich gut tat. Er würde es wagen, ja er würde den ersten Schritt in eine bessere Zukunft gehen. Warum sollte er es nicht versuchen? Er war schon seit Jahren nicht mehr mit seinem Leben zufrieden und was konnte schon schlimmes passieren das nicht schon passiert war? Nichts, die Hölle war ihm sicher, wie etwas nicht umtauschbares. Also er würde er es versuchen. Heute. Jetzt. Sofort. „Ich nehme deine Entschuldigung gerne an“ sagte Anna mit einem zarten Lächeln. Sein Herz machte einen kleinen Sprung. Die erste Hürde war genommen.
Julius hörte in sich „Ich bin nicht gut in menschlichen Beziehungen. Egal ob freundschaftlicher Art oder etwas anderes. Ich habe keine Ahnung von all dem. Ich weiß nicht, ob ich eine Freundschaft haben kann?“ Julius blickte beschämt zu Boden. „Ich hatte nie wirklich Freunde im Heim, ich war für alle eine Art Opfer an dem sie ihre Aggressionen ablassen konnten. Ich wollte immer Freunde haben, hatte aber nie welche.“ Julius sah Anna an. Er konnte sich nicht vorstellen das so ein nettes, reines, zartes, hübsches Wesen wie dieses Mädchen keine Freunde hatte. Sogar er hatte Freunde gehabt, als er noch ein Kind war. „Wir müssen uns wohl oder übel mit der Situation vertraut machen, dass wir hier eine Weile bleiben müssen. Ich denke es wird leichter für uns sein wenn wir eine Art freundschaftliche Beziehung zu einander aufbauen.“ Julius hoffte, Anna würde zustimmen, denn er wollte ein weiteres Gespräch mit ihr nicht missen. „Wir können es versuchen..“ sagte Anna leise und Julius überkam eine leichte Freude.
Anna fiel in den darauf folgenden Tagen tatsächlich eine Veränderung an Julius auf. Er war freundlicher und zuvorkommender. Julius und sie mussten am Tag Arbeiten verrichten und bekamen dafür ein warmes Essen. Anna hatte später Arbeitsschluss als Julius und als sie vor dem Raum stand hörte sie Schläge und ein poltern. Sie betrat den Raum, und sah Julius wie dieser gegen eine Wand hämmerte. „Was machst du da?“ Anna sah Julius etwas verwirrt an doch dieser hörte sofort auf gegen die Wand zu hämmern als er Anna sah. „Ich mache Aggressionsbewältigung, und.....“ Die Türe ging auf und Grand trat ein. „So meine Lieben, ich habe gute und schlechte Nachrichten, welche wollt ihr zuerst hören?“ Grand wartete noch nicht einmal auf eine Antwort und sagte sofort „Also erst die guten, Aloisius lieg schwer verletzt im Krankenhaus und wir können unsere Erpressungsaktion starten.“ Annas Herz begann wieder schneller zu schlagen. Ihr Vater lebte. Er würde sie bald hier rausholen. Hoffnung.
Als Aloisius erwachte hatte er starke Kopfschmerzen. Sein Bein war eingegipst, aber nach dem Sprung aus seinem Büro, das im dritten Stock lag, war dies zu erwarten. Die Männer der Organisation hatten gewusst was er vor hatte. Woher? Es musste eine undichte Stelle in seinem Büro geben. Er musste ... Anna. Was war mit seiner Tochter? Die Tür zu seinem Zimmer ging auf. „Aloisius Benester?“ Er nickte. „Mein Name ist Harold Nenscher, ich bin von der Polizei und untersuche das Attentat in ihrem Büro“ Aloisius schaute den Polizisten genau an. Er war wohl erst seit kurzem bei der Polizei, denn er wirkte auf Aloisius noch recht unerfahren. Aloisius erkannte so etwas, er hatte darin Jahre lange Erfahrung Leute zu beurteilen und einzustufen. Sein Blick war geschult. „Was ist mit meiner Tochter?“ Harold Nenscher zögerte „Also, sie ist nicht unter den Toten, aber wir wissen das sie zum Zeitpunkt im Büro war, dank der Anmeldung und Abmeldung die man bei ihnen machen muss. Wir vermuten das sie und Mr. Lagrene, der ebenfalls nicht unter den Toten war, von den Attentätern entführt wurden.“ Aloisius war auf der einen Seite erleichtert das Anna noch lebte, aber zu gleich war er auch sehr besorgt. Seine Tochter mit einem Auftragskiller von der schlimmsten Sorte entführt. Er hoffte, dass Anna das durchhielt.
„Und nun zur schlechten Nachricht, ihr werdet weiter hier bleiben müssen, also einen schönen Tag noch.“ Grand verließ den Raum. „Dein Vater lebt das ist doch echt gut!“ Julius schaute zu Anna. Er war froh das Aloisius lebte, aber er musste herausfinden um welche Erpressung es sich handelte. „Mein Dad wird alles daran setzen, dass ich bald hier rauskomme. Und ich denke...“ Julius unterbrach Anna, „Hast du gehört was Grand gesagt hat?“ Er versuchte normal zu sein, sich nicht aufzuregen und es gelang ihm sogar. „Grand hat doch etwas von einer Erpressung geredet. Ich denke er wird deinen Vater erpressen und von ihm irgendetwas verlangen.“ „Geld glaubst du er will Geld?“ Julius sah Anna an, die Organisation wollte bestimmt kein Geld. Sie wollten etwas wichtigeres. Aloisius hatte Macht, viel und er war inoffiziell sehr bekannt. Julius vermutete das sie Aloisius drohen würden. Sie würden ihm drohen seiner Tochter etwas anzutun. Sie würden etwas von Aloisius verlangen was dieser nie unter normalen Umständen machen würde. Nur was war das?
„Ich weiß nicht was sie wollen“ antworte Julius auf Annas Frage. Es war keine Lüge.
Es war mitten in der Nacht als Anna erschrocken aufwachte. Sie hatte einen Albtraum von dem Tod ihrer Mutter. Vor Schock fing sie an zu weinen. Es war ein schlimmer Traum gewesen, schlimmer als sonst.
Julius hörte ein leises Weinen. Anna weinte schon wieder, warum nur? Ihr Vater lebte doch, sie hatte keinen Grund zu weinen. Er wollte sich ernsthaft mit Annas Problem befassen „Was ist los?“ Julius versuchte zum ersten Mal in seinem Leben einfühlsam zu sein. Er versuchte es. Er richtete sich auf und setzte sich auf die Bettkante. Anna setzte sich neben ihn und wischte ihre Tränen weg. „Ich hatte einen Albtraum über meine Mutter.“ Was sollte er jetzt antworten, was sollte er sagen? „Es war nur ein Traum und jetzt ist er vorbei“ versuchte es Julius, doch Anna widersprach ihm sofort „Ich habe aber ständig solche Träume, ich habe Angst vor diesen Träumen, ich will manchmal gar nicht einschlafen weil ich keinen Albtraum haben möchte.“ Julius sah, wie Anna weinte, aber was sollte er machen? Ein normaler Mensch hätte sie jetzt getröstet, aber er war in dieser Hinsicht nicht normal. Er konnte sie nicht einfach so trösten. Klar er wollte neu anfangen, aber in kleinen Schritten. Anna zu trösten war für ihn allerdings ein großer Schritt. Sie weinte noch schlimmer. „Bitte, Anna, ich bitte dich hör auf zu weinen. Ich kann dich doch nicht trösten, ich kann nicht. Das wird schon wieder.“ Julius versuchte aufmunternd zu klingen, aber er kam sich überfordert und hilflos vor.
Anna weinte alles aus. Sie glaubte in ihrem Leben noch nie so viel geweint zu haben. Als sie sich die Tränen mit einem Taschentuch trocknete war sie erleichtert sie fühlte sich ein kleines bisschen besser. Julius saß immer noch neben ihr auf der Bettkante. Er hatte nichts mehr gesagt. Die Tür ging auf und Anna wusste schon das es Grand war. „Einer muss mitkommen“ Anna wollte gerade aufstehen, doch Julius kam ihr zu vor. „Julius, der Gerechtigkeit zu Folge wäre ich doch jetzt dran“ sagte Anna als Julius den Raum verlassen wollte. „Ist Ok, ich mach das, ist Ok.“ Er ging aus dem Zimmer. Er wusste nicht warum er dies tat, ein Impuls?
Julius kam mit starken Rückenschmerzen zurück in das Zimmer. Anna saß auf dem Bett und wartete. „Es tut mir Leid ich hätte gehen sollen. Tut mir echt Leid, ich hab deswegen ein schlechtes Gewissen, und..“ Julius schüttelte den Kopf, „Du musst kein schlechtes Gewissen haben.“ „Aber du wurdest jetzt zweimal hintereinander gefoltert und ich nicht“ Julius atmete tief ein „Ich habe das schon oft durchmachen müssen und ich weiß wie ich mich verhalten muss. Glaub mir das ist Ok das ich das mache. Mir macht das nichts aus. Ist Ok.“ Dieser Satz war eine Lüge, er log sich selber an. Es war nicht Ok. Nein. Er konnte vor lauter Schmerzen seinen Rücken kaum spüren. Aber komischer Weiße log er, obwohl er sonst immer anderen hart und rücksichtslos seine Meinung sagte. „Geht‘s dir besser“ Julius wollte über etwas anderes reden. „Ja, ein bisschen“ Er sah ein Lächeln auf Annas Gesicht und er fühlte sich besser. Dieses Mädchen war ihm sympathisch. Vielleicht könnte zwischen Anna und ihm eine wirklich feste Freundschaft entstehen. Er konnte anders sein, und er fand Gefallen daran.
Anna war nun schon über eine Woche ‚gefangen‘. Die Woche verging recht schnell und sie verstand sich immer besser mit Julius. Er könnte wirklich ein guter Mensch sein wenn er es wollte. Sie hörte ihm gerne zu wenn er ihr etwas erzählte. Sie erzählte ihm auch ein paar Dinge aus dem Heim. Ihr fiel es schwer, aber danach fühlte sie sich besser. Es waren nicht solche Gespräche die sie mit ihrem Psychiater hatte. Nein. Sie erzählte von sich aus. Anna hoffte jeden Tag das sie eine Nachricht von ihrem Vater erhalten würde, aber es kam nichts.
Aloisius lief, auf Krücken, in dem Büro von Harold Nenscher auf und ab. Ihm ging es gesundheitlich wieder besser. Anna war tatsächlich von der Organisation entführt worden. Von der Organisation in der Annas Eltern vor vierzehn gearbeitet hatten. Annas Mutter und Aloisius hatten die Organisation verraten um ein neues Leben anzufangen. Doch sie töteten Annas Mutter. Aloisius schmerzte sein Herz wenn er daran dachte. Sie und er mussten so dafür kämpfen aus der Organisation zu kommen um mit ihrer gemeinsamen Tochter ein neues Leben anzufangen, aber es hatte nichts gebracht. Jetzt wollte er wenigstens Anna vor dem Tod oder der Folter bewahren und sie da raus hohlen. Aber wie? Er wusste nicht wo sie war, noch hatten die Entführer irgendwelche Bedingungen gestellt.
Julius lag auf dem Boden und starrte gegen die Decke. Er wartete bis Anna aus dem Bad kam. Sie waren nun schon zwei Wochen in diesem Zimmer und es hatte sich eine Art Alltag eingestellt. Anna kam aus dem Bad und legte sich in das Bett. Julius hatte seine Wut mehr im Griff. Seine Schläge gegen die Wand im Zimmer wurden immer weniger. Heute war der Jahrestag des Brandes bei dem seine Familie umkam. Er hatte Anna von dem Brand erzählt. Diese zeigte viel Verständnis für seine Situation. Julius versuchte ihr in dem Sinne zu helfen, indem er sich an Annas Stelle foltern ließ. Wenn er zu seinen vielen anderen Narben die seinen Körper zierten noch eine weitere dazubekam fiel das nicht auf. Wenn Anna eine Narbe auf ihrer Haut hätte, wäre es für sie immer eine Erinnerung an diese schlimme Zeit. Julius wollte das nicht. „Glaubst du mein Vater wird uns bald hier rausholen?“ Julius schaute zu Anna. „Ich glaube er wird dich bald hier rausholen. Mich bestimmt nicht.“
Im Zimmer war es kalt und Anna wickelte sich noch mehr in die warme Decke ein. „Was ist nach dem Tod deiner Mutter passiert“ Anna atmete tief durch. „Ich bin in ein Heim gekommen, ich hab dort Monate lang mit niemandem gesprochen. Ich hab nicht verstanden warum meine Mutter weg war und warum ich im Heim war und nicht bei meinem Vater. Die anderen Heimkinder wollten nicht mit mir spielen, also hab ich mich nach der Schule immer allein in eine Ecke verkrochen und hab geweint. Ich hab ziemlich oft geweint. Ich war allein und das war kein besonders tolles Gefühl“ „Ich weiß. Ich weiß.“ sagte Julius leise aber Anna konnte ihn trotzdem hören. „Sie nannten mich Heulsuse. Keine Freunde zu haben ist schon traurig. Ich konnte mich mit niemandem austauschen, obwohl ich es zu dieser Zeit so gebraucht hätte.“ Anna hatte wieder Tränen in den Augen. Sie schluchzte. „Du musst doch jetzt nicht mehr weinen, diese Zeit ist vorbei. Du hast ein tolles Leben und ich beneide dich darum. Ich denke oft darüber nach, wenn ich allein in meiner Wohnung bin, wie mein normales Leben so wäre.“ Anna sah Julius an. Sich mit Julius zu unterhalten tat Anna gut. Sie erschrak als plötzlich Grand im Raum stand. „Anna, wir werden dich jetzt brandmarken“ Anna wusste nicht was er meinte. Sie ging mit ihm aus dem Raum.
Warum machte die Organisation so etwas. Natürlich wusste Julius auf diese Frage eine Antwort. Sie machten es um zu drohen, um einem Angst zu machen. Psychische Beeinflussung nannte man dies. Julius hatte dies schon oft angewandt, jedoch schämte er sich dafür was er getan hatte. Anna kam in den Raum, ihr T-Shirt war an der Schulter zerrissen und ein großer roter Fleck war auf Rückseite ihrer Schulter zu sehen. Anna hatte eine Brandmarke bekommen. Julius wusste was es war, er selbst hatte einige davon. Er konnte sich noch genau daran erinnern wie sehr die erste geschmerzt hatte. Anna fiel auf den Boden. Sie war bewusstlos. Julius sprang auf, und trug Anna zum Bett. Er legte sie vorsichtig auf den Bauch, da die Brandnarbe auf dem Rücken war. Er riss ein Stück seiner Hose ab und tauchte es in Wasser. Er legte das nasse Stück Stoff auf Annas Narbe. Wie konnte man nur so einem zartem Wesen wie Anna wehtun. In diesem Moment hatte Julius Mitgefühl mit ihr. Es tat ihm leid das dieses Mädchen solch schlimme Dinge erleben musste. Am Abend hörte er wie Anna leise schluchzte „Du kannst gerne das Bett haben, dann schlaf ich halt auf dem Boden, dass macht mir nichts aus“ Julius wollte nicht das Anna weinte. Er hatte Mitgefühl mit Anna, dabei hatte er doch sonst keinerlei solcher Gefühle. Er war verwirrt, konnte er sich wirklich ändern, war das der Anfang von etwas neuem, oder würde ihn seine Vergangenheit doch wieder einholen?
Anna vermisste ihren Vater, sie fühle sich so allein und sie hatte unglaubliche Schmerzen in ihrer Schulter. Es war grauenvoll, hier war es grauenvoll. Anna hatte Angst, sie war verwirrt also weinte sie. Anna wusste keinen Ausweg aus dieser Situation. Sie hatte die Hoffnung aufgegeben in der nächsten Zeit hier rauszukommen. Sie war einfach nur verzweifelt. Es würde ihr nicht besser gehen wenn sie auf dem Bett schlafen würde, nein. Es war von Julius nett gemeint, aber das heiterte sie nicht auf. Anna aß wenig und saß fast den ganzen Tag auf dem Boden. Sie wollte weinen, aber es ging nicht mehr. „ Anna, also ich... Ich... Naja ... Was ist denn mit dir?“ Anna sah Julius an, was sollte sie ihm jetzt sagen? Etwa das sie am Tiefpunkt ihres Lebens angekommen war, das sie nicht mehr konnte, das sie mit der Situation überfordert war? „Nichts, es ist nichts..... Ich bin nur müde“ Anna hoffte Julius würde ihr glauben, sie sah ihn an. In diesem Moment betrat Grand das Zimmer, „Mitkommen...“ Julius stand auf und verließ den Raum. Anna ging es wirklich schlecht, sie hatte sich nur einmal in ihrem Leben so gefühlt. Es war im Heim gewesen, kurz nach dem Tod ihrer Mutter. Es hatte lange gedauert bis sie sich besser fühlte, aber der Schmerz war trotzdem nicht weggegangen. Und jetzt noch das hier. Sie konnte einfach nicht mehr, sie wollte nicht mehr hier sein.
Er merkte es ganz deutlich, ja die Folter war ganz eindeutig schlimmer und stärker geworden, sie folterten jetzt nicht nur seinen Rücken, nein, jetzt gingen sie eine Stufe weiter, sie folterten seinen ganzen Oberkörper und so blutete er nicht nur am Rücken, sondern auch auf der Brust. Als er zurück ins Zimmer kam saß Anna auf der Bettkante. Julius setzte sich ihr gegenüber auf den Boden. „Ist alles in Ordnung?“ fragte er Anna, den sie hatte einen sehr traurigen Blick. „Nein, gar nichts ist in Ordnung, ich will hier nicht mehr sein, ich halt das nicht mehr aus!“ Anna begann zu weinen. Julius setzte sich neben Anna und nahm sie in den Arm. Er dachte nicht darüber nach, es war ein Impuls. Er drückte sie ganz fest an sich, dies tat er trotz unglaublicher Schmerzen von der Folter.
Es tat gut in den Arm genommen zu werden, Anna spürte Julius Herzschlag und wie er sie an seine Brust drückte. Sie fühlte sich für diesen einen kurzen Moment sicher. Doch diese Sicherheit währte nicht lange. Anna spürte eine Feuchtigkeit auf ihrer Haut und so wand sie sich von Julius ab. Sie schaute auf ihre Hände und diese waren blutig, Anna sah das Julius Pullover ebenfalls blutig war. „Du blutest ja, war die Folter so schlimm? Geht es dir gut?“ Sie machte sich wirklich Sorgen um Julius und sie hatte auch ein schlechtes Gewissen, eigentlich sollte sie gefoltert werden, aber Julius bot sich freiwillig dafür an.
Als Julius sah wie sehr seine Wunde blutete und Anna darauf bestand das er sie versorgen müsse, ging Julius ins Badezimmer. Er zog seinen Pullover aus sah in den Spiegel, es war Monate her als er zum letzten Mal seine unzähligen Narben, Verbrennungen und die anderen Wunden betrachtet hatte. Dies hatte auch seinen Grund. Jedes Mal wenn Julius seinen gesamten Oberkörper betrachtete erinnerte es ihn an das was er schon alles durchmachen musste und an das was er anderen Menschen angetan hatte. Er verband seine neuen, offenen Wunden mit einem Stück Stoff. Danach ging er wieder zurück in das Zimmer. Er sah wie Anna sich auf den Boden legte. „Du kannst heute im Bett schlafen, ich habe nämlich ein schlechtes Gewissen wegen der Folter und so....“ Julius sah Anna an, natürlich war es verlockend im weichen Bett zu schlafen. Aber er würde ablehnen, er wollte das Anna dort schlief. „Nein, das ist schon in Ordnung, ich hab mich jetzt schon an den Boden gewöhnt.“ Julius erwartete das Anna aufstand und sich ins Bett legte, doch sie blieb auf dem Boden liegen. Julius nahm sich die dünne Decke und legte sich neben Anna. Es war ein komisches Gefühl für Julius neben Anna zu liegen. Kein negatives, nein, eher ein recht ungewohntes Gefühl.
Es waren mehrere Stunden vergangen und Julius lag immer noch wach. Anna war vor gut einer Stunde eingeschlafen. In diesem Moment beweget sich Anna im Schlaf und ihre Hand landete auf Julius Oberkörper.
Sollte er die Hand jetzt weglegen oder liegen lassen oder was? Er war noch nie in solch einer Situation gewesen. Er war ein einunddreißig Jahre alter Mann und ihm war es in seinem ganzen Leben noch nicht passiert das eine Frau, im Schlaf, ihre Hand auf seinen Oberkörper gelegt hatte. Er sah Anna an, ja sie war wirklich hübsch, das war ihm zwar schon vorher aufgefallen, aber jetzt wo er so neben ihr lag, konnte er die genauen Konturen ihres Gesichts erkennen. Anna hatte dunkelbraunes mittellanges Haar, grüne Augen und sie lächelte wenn sie schlief. Was machte er eigentlich, er konnte Anna doch nicht einfach so im Schlaf beobachten, das machte man nicht. Julius legte ihre Hand zur Seite und drehte Anna den Rücken zu.
Die folgende Woche verging wie im Flug, Julius und Anna gingen am Tag ihrer kleinen Arbeit nach. Sie verstand sich immer besser mit Julius, ja Anna erkannte tatsächlich das er sich wirklich verändert hatte. Anna war auf die Idee gekommen eine Strichliste mit der Anzahl der Tage die sie schon hier waren zu machen. Sie hoffte das die Zeit hier schnell vorbei ging. Doch Anna hatte es im Gefühl, das sie noch einige Zeit hier bleiben müsse.
„Was glaubst du, gibt es das Schicksal?“ fragte Anna. Julius setzte sich auf. Was war das für eine Frage? Schicksal? Er glaubte, nein er hoffte, dass es kein Schicksal geben würde. „Schicksal? Nein, ich denke nicht. Ich meine was hat das Schicksal für einen Grund uns, dich hier gefangen zu halten? Dafür hat das Schicksal keinen Grund. Es passieren ständig, schlimme Dinge in der Welt. Kinder sterben, bei Bombenattentaten was was ist das denn für ein Schicksal? Oder bei dir, warum ist deine Mutter gestorben? War es das Schicksal deiner Mutter so zu sterben?“ Julius hasste solche Hinterfragungen wie das Schicksal. Natürlich hatte sich Julius in seinem Leben schon oft solche Hintergrund Fragen gestellt. Warum waren seine Eltern so früh gestorben? Warum wurde er Auftragskiller? Wie wäre sein Leben, wenn es ein normales Leben wäre? Ja. Dies waren Fragen, die sich Julius schon so oft gestellt hatte. Jedoch fand er nie eine Antwort darauf. „Ich hab mich nämlich gefragt ob es einen Schicksals Grund haben könnte, warum ich hier bin“ Auch auf diese Frage wusste Julius keine Antwort. „Anna, du solltest deine Kraft nicht mit solchen Fragen vergeuden, glaube mir das hat keinen Sinn, auf solche Fragen findet man keine Antwort.“ „Wenn du das meinst, sag mal, warum bist du heute denn so missmutig, das ist mir sehr wohl aufgefallen“ Ja das konnte schon sein das er heute missmutig war. Natürlich lag es nicht nur daran das er sich in einer schlechten allgemein Situation befand. Es war sein Geburtstag, ja heute war sein 32. Geburtstag. Er hatte seinen Geburtstag schon seit mindestens drei Jahren nicht mehr gefeiert. Warum auch, das war für ihn nichts was er feiern wollte. Er war nun 32 Jahre alt, und? Er hatte von all dem was ‚Mann‘ sich so vornimmt nichts erreicht. Er war nicht vergeben, hatte noch keine Familie, und das konnte er sich auch nicht vorstellen. Er und eine Familie? Naja, eine eigene Familie zu haben, war bestimmt etwas großartiges, er hatte jedoch diesen Gedanken aufgegeben. „Ich habe heute Geburtstag.“ Julius sah Anna an. „Alles Gute zu deinem Geburtstag!“ Anna lächelte ihn an. „Naja jetzt bin ich 32 und sitze hier fest. Toller Geburtstag. Außerdem habe ich meinen Geburtstag seit Jahren nicht gefeiert.“ „Soll ich dir was schenken, oder, dir einen Gefallen tun?“ Was? Was wollte Anna damit sagen? Einen Gefallen, aber doch nicht so einen. Dafür mochte er sie zu sehr. „Anna, an so etwas denkst du jetzt nicht.“ Er sah das sie zu Boden schaute. „Aber, ich habe ein wirklich schlechtes Gewissen, das bedrückt mich. Du lässt dich freiwillig foltern, anstatt meiner. Und was soll ich da machen?“ Sie schluchzte. „Hey, du hörst mir zu, ich meine, wir kennen uns jetzt seit drei oder vier Wochen.“ „Ja, und?“ Julius setzte sich zu Anna. „Du kennst mich besser und weißt mehr von mir als jeder Mensch dem ich je begegnet bin. Und weißt du was, sich wirklich so zu unterhalten, das tut mir gut. Ja , hey und wenn du weinen musst dann weine, das ist Ok“ Julius lächelte, ja jetzt hatte er seinen innersten Gedanken freien Lauf gelassen, und es war ein so gutes Gefühl.
Anna dachte nach. Vielleicht stimmte das was Julius sagte, vielleicht war das wirklich so das sie ihn kannte. Ein bisschen zumindest. „Tut mir Leid, das mit dem Gefallen.“ Sie musste beschämt zu Boden schauen. „Das ist Ok, sagen wir doch du hast etwas anderes gemeint.“ Anna musste kichern. „Ja, das ist gut.“
Die Wochen vergingen wie im Flug. Sie waren nun schon 7 Wochen im Zimmer. Grand hatte sie die ganze letzte Woche in Ruhe gelassen. Aber Julius wusste genau, dass dies nicht ewig wären würde. Grand würde nach dieser Pause nur noch schlimmer foltern. Julius hatte keine Angst vor den körperlichen Schmerzen.
Er wusste das jede Folter die er durchmachte ein weiterer Grund für seinen seltenen Schlaf und seine Albträume war. Dies war schlimmer als die körperlichen Schmerzen. Er konnte nicht schlafen, er dachte immer daran was er getan hatte. Er hatte Albträume davon.
Er war einigen Menschen in seinem Leben begegnet, bei seinen vielen Aufträgen. Diese Menschen bezeichneten ihn als Monster. War er dies? Manchmal, nein, so gut wie immer glaubte er dies auch.
Jetzt hier zu sein, mit Anna, und das er sie mochte, ja das war für ihn etwas neues. Etwas positives. Aber jetzt kamen ihm wieder Zweifel, sah Anna ihn auch als dieses Monster? Er sah zu ihr. Sie war das genaue Gegenteil von ihm, so sanft.
„Was?“ Julius erschrak. Er war sehr in seine Gedanken vertieft gewesen, sodass er nicht bemerkt hatte das Anna seine Blicke gesehen hatte. „Nichts, ich hab nur nachgedacht.“ „Sag mal, Julius bist du verheiratet?“ Er verheiratet, niemals, er doch nicht. Er war unfähig zu lieben. Dieses Gefühl LIEBE, er wusste nicht wie es sich anfühlte. Er wusste was Sex war, natürlich. Aber nur Sex war nicht Liebe, dies wusste auch er. „Nein, ich bin nicht verheiratet.“
Es war Nacht geworden, kalt und dunkel. Am meisten störte Anna die Kälte. Trotz der dicken Decke die sie hatte fror sie unglaublich. Grand hatte Julius wieder abgeholt und zum foltern gebracht. Anna hasste diesen Gedanken. Wie konnte man Menschen nur so etwas antun. Sie verdrängte den Gedanken das Julius so etwas auch gemacht hatte. Er kümmerte sich wirklich toll um Anna. Er brachte ihr zu essen, ließ sie auf dem Bett schlafen und er ließ sich anstatt ihrer foltern. Das war doch unglaublich nett von diesem Menschen. Die Tür ging auf und Julius wurde in das Zimmer geschmissen. Er blutete aus der Nase und hatte offene Wunden an der Stirn und an den Armen, die ebenfalls bluteten.
Julius rappelte sich vom Boden auf und ging ins Bad, sein T-Shirt war blutig, den man hatte ihn zusammen geschlagen. „Julius ist alles in Ordnung?“ Anna stand hinter der geschlossenen Bad Türe. „Ja, mh.... Alles Ok.“
Diese stimmte nicht so ganz, er krümmte sich vor Schmerzen. Aber er wollte auch nicht das Anna ihn so sah.
Er versorgte seine offenen Wunden und legte Eis auf die blauen Flecken. So saß er nun im Badezimmer, blutend und mit unglaublichen Schmerzen. Er hatte recht behalten, die Folter wurde nach der Pause schlimmer.
Nachdem er etwa eine Stunde im Bad saß, rappelte er sich auf und ging ins Zimmer. Dort saß Anna auf dem Bett. „Ist wirklich alles in Ordnung?“ Sie schien wirklich besorgt zu sein. „Ja, geht schon, wir sollten jetzt schlafen, es ist mitten in der Nacht und der Tag morgen wird nicht weniger anstrengend als heute.“ Anna nickte und legte sich mit der Decke auf den Boden. „Du brauchst gar nicht versuchen mich zu überzeugen Julius, ich schlafe heute auf dem Boden.“ Anna hatte ihren eigenen Kopf und war in mancher Hinsicht sehr stur. Das hatte Julius schon gelernt, wenn er mit ihr diskutierte wer auf dem Boden und wer im Bett schläft. Also legte sich Julius neben Anna auf den Boden. Der Boden war kalt, so wie der ganze Raum. „Ist dir kalt?“ Julius drehte sich zu Anna um. „Ja, dir etwa nicht?“ Er nahm seine dünne Decke und reichte sie Anna. „Das geht schon.“ Natürlich war ihm auch kalt, aber er würde dies besser wegstecken als sie. „Ich will dir aber nicht die Decke wegnehmen. Ich meine, wir haben nur noch eine Decke und ich hatte diese gestern.“ „Jetzt, das ist schon in Ordnung, du sollst nicht frieren und mir macht die Kälte nichts aus.“
Anna nahm die Decke an. Ja mit Decke war es deutlich wärmer. Anna schlief ein und hatte keinen Albtraum. Darüber war sie sehr froh. Als sie am Morgen erwachte saß Julius schon auf einem Stuhl. Etwas stimmte nicht, das erkannte Anna sofort. „Was ist los?“ Anna setzte sich auf. „Die Türe, Grand hat die Türe abgeschlossen, jetzt sind wir wirklich gefangen.“ Anna ging zur Tür. Sie drückte die Klinke, ja tatsächlich sie war abgeschlossen. Anna traten die Tränen in die Augen. Warum jetzt noch so ein Rückschlag, warum? War es denn nicht jetzt schon schlimm genug hier? „Hey, Anna ... Du darfst dich jetzt nicht einschüchtern lassen.“ Julius sah sie an, aber das was er sagte klang für Anna nicht gerade überzeugend. „Ja, ich versuche es. Was jetzt. Ich meine was machen wir jetzt während der Zeit in der die Türe abgeschlossen ist?“ „Naja, also ich werde versuchen eine Flucht zu planen.“ „Kann ich dir helfen?“ Anna sah Julius an, in der Hoffnung er gebe ihr etwas das sie ablenkte. „Nein, also wenn, dann sag ich es dir. Du kannst dich ausschlafen.“ Ja das war eine gute Idee. Wenn sie hier ausbrechen wollten musste Anna fit sein.
Sie mussten hier raus kommen. Ja so schnell wie möglich. Aber wie? Julius erinnerte sich daran was Grand zu ihm gesagt hatte: „Wenn du versuchst abzuhauen, Julius, dann werden wir Anna etwas antun und anders herum. Julius wollte in keinem Falle Annas Leben gefährden. Dies machte die Flucht schwer. Anna war schlafen gegangen. Er wollte Anna etwas ablenken von der Sache in die sie verwickelt waren. Aber wie?
„Mit was kann ich dich ablenken?“ Anna wunderte sich sehr über diese Frage. „Ablenken, also ich weiß ja nicht? Na gut. Soll ich dir was erzählen....... Ich wollte mal einen Tanzkurs machen, war aber wohl zu unbegabt dafür. Was wolltest du mal machen?“ „Ich? Naja also ich wollte immer ein Instrument spielen, und dafür war ich zu unbegabt ... Das hättest du hören sollen, grauenvoll“ Anna musste bei diesem Gedanken lächeln. „Echt, ich dachte immer jemand wie du der ...“ Anna stockte, sie wollte es eigentlich nicht sagen, doch Julius beendete ihren Satz „Du meinst jemand wie ich der Auftragskiller ist, ist in allem perfekt. Naja ich kann vielleicht gut kämpfen und bin kaltherzig genug um Leute umzubringen aber ich bin unglaublich unmusikalisch.“
Er nahm es Anna nicht übel das sie so dachte. Er dachte auch selbst manchmal so über sich. „Ich kann mir nicht vorstellen das du nicht tanzen kannst. Das kann ja sogar ich, also von dem her, sollte es für dich kein Problem sein.“ „Du kannst tanzen? Echt jetzt“ Anna schaute ihn recht erstaunt an. „Ja, gehört zur Tarnung wenn man auf einem Auftrag ist. Aber ich kann nur ganz einfach tanzen, also ich bin kein begnadeter Tänzer.“ Er hatte es zwar mal gelernt, aber schon seit mindestens zehn Jahren nicht mehr getanzt. Ihm war auch nie in diesen zehn Jahren nach tanzen gewesen. Mit wem den auch? „Kannst du mir zeigen wie man tanzt, das würde ablenken.“ Er hatte sich bestimmt verhört, er sollte Anna zeigen wie man tanzt. „Also, so ein guter Tänzer bin ich nicht und außerdem hab ich schon ewig nicht mehr getanzt.“ Er sah Anna an, sollte er jetzt mit ihr tanzen? „Sicher das du das willst?“ Anna nickte. „Ich denke es lenkt mich ab.“ Er war sich nicht sicher ob es gut wäre Anna näher zu kommen, aber vielleicht würde es ihn auch ablenken. „Na gut, welchen Tanz willst du lernen, Walzer? Foxtrott?“ Julius konnte nur die Grundschritte der beiden Tänze. „Foxtrott.“ Julius schob das Bett auf die Seite um Platz zu schaffen. „So also, wir stehen uns gegenüber, du nimmst jetzt meine linke Hand und ich lege meine rechte Hand auf dein Schulterblatt und du legst deine noch freie Hand auf meinen Arm.“ Julius reichte Anna seine linke Hand. Diese stand auf und nahm seine Hand. „So also wir tanzen mit Sicherheitsabstand, das ist einfacher.“ Anna führte alles so aus wie er es ihr sagte. Und so standen sie sich jetzt in der Foxtrott Grundhaltung mit gut einem halben Meter Abstand gegenüber. „Ja, lass mich mal überlegen, also ich geh mit meinem linken Fuß einen Schritt vor und du gehst dann mit deinem rechten Fuß einen Schritt rückwärts. Ja, jetzt geh ich mit dem rechten Fuß vor und du mit dem linken zurück. So und jetzt einen Schritt seitwärts. Du mit dem rechten Fuß und ich mit dem linken. Und jetzt den anderen Fuß nachziehen.“ Nachdem er Anna erklärt hatte was zu tun war, ging er mit dem linken Fuß einen Schritt vor. Jedoch war Anna noch nicht bereit und so trat er ihr auf den Fuß. „Ahhh..“ Julius erschrak ein wenig, „Tut mit Leid, Anna, also du musst einen Schritt nach hinten gehen... Auf drei.... Eins, Zwei, Drei,“ Julius kam sich etwas unbeholfen vor, mit einem Mädchen zu tanzen war neu, anders aber es ....... Anna stolperte, Julius konnte sie gerade noch auffangen und sie landete in seinen Armen. „Alles Ok?“
Als Anna realisierte das sie in Julius Armen lag, war ihr das etwas unangenehm und sie zog sich zurück. „Ja, alles Ok, ich hab doch gesagt das ich unbegabt im tanzen bin.“ Aber es hatte ihr doch ein wenig Spaß gemacht. „Also, ich fand du warst gar nicht so schlecht.“ Anna musste kichern, „Oh, nicht so schlecht, wenigstens etwas....“
Am Abend wurde ihnen etwas zu Essen gebracht jedoch nur sehr sehr wenig. Anna wollte es gerecht aufteilen, doch Julius bestand darauf, das Anna mehr vom Essen abbekam als er. Nachts war es im Zimmer sehr kalt, Anna konnte an diesem Abend sehr schlecht einschlafen. Sie musste immer daran denken das sie hier eingeschlossen war. „Julius schläfst du schon?“ Anna lag auf dem Bett und schaute auf den Boden ob Julius sich rührte. „Nein, ich kann wie so oft nicht schlafen, und du? Warum bist du noch wach?“ Das war eine gute Frage. Sollte sie Julius die Wahrheit sagen? Vielleicht tat es ihr gut darüber zu reden. Aber vielleicht würde sie ihm einfach nur auf die Nerven gehen. „Ich kann auch nicht schlafen. Ich hab Angst Julius, grauenvolle Angst.“ Anna liefen wieder die Tränen die Wange runter. Sie schluchzte. „Das ist in Ordnung, jeder normale Mensch hat in so einer Situation Angst.“ Julius richtete sich auf und setzte sich zu ihr auf die Bettkante. Anna wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Du hast aber keine Angst, oder?“
Doch er hatte Angst, aber vor anderen Dingen wie die normale Menschen. Er hatte vor dem Gedanken an die vielen Menschen die er umgebracht hatte Angst. Er bereute was er getan hatte. Nicht nur seit er hier gefangen war, nein. Er hatte schon Monate davor ein schlechtes Gefühl wenn er seinen Job erledigte. Er überlegte manchmal was aus ihm geworden wäre wenn er nicht diese Männer getroffen hätte. Damals sagten sie zu ihm, er sei der geborene Auftragskiller und er hätte alle Fähigkeiten dazu. Ja, damals stimmte dies, er war zwölf Jahre alt, und damals so wie auch heute verspürte er diese unglaubliche Wut, diesen Hass in ihm. Er hatte auf die Männer gehört und seine Wut, bei seinem neuen Job ausgelassen. Aber damit sollte jetzt Schluss sein. „Doch auch ich habe manchmal Angst.“ Es war die Wahrheit. Anna lehnte sich gegen seine Schulter. Was? Warum machte sie dies? Warum saß er nur da und ließ es zu? Er hätte zurück weichen sollen, er sollte jetzt weggehen, aber er machte es nicht. „Du solltest jetzt wirklich schlafen“. Insgeheim wünschte er sich, das er noch ein wenig länger so bei Anna sitzen könnte. Natürlich wusste er das es nicht gut war. Obwohl, warum war er so sehr davon überzeugt das es nicht gut war? Es war doch nicht so das er mehr wollte. Nein, dieser eine, sich gut anfühlend Moment reichte ihm schon. Er legte seinen Arm auf Annas Schulter. Anna machte keinerlei Anstalten dies zu verweigern. Jetzt war er doch weiter gegangen. Er musste sich jetzt zurückziehen. Er konnte dieses unschuldige und teils auch sehr naive Mädchen nicht ausnutzen, und er tat es gerade. Wären sie in einer normalen Situation und wäre Anna nicht so niedergeschlagen würde sie so etwas nicht zulassen. Julius nahm seinen Arm von Annas Schulter und legte sich auf den Boden um zu schlafen.
Am nächsten Morgen übten sie wieder Foxtrott. Er hielt noch mehr Abstand zu Anna als sonst. Er wollte gar nicht erst in Versuchung kommen, die Situation auszunutzen. „Was ist?“ Hatte Anna etwas gemerkt? „Nichts...“
Der Tag verstrich langsam. Sehr langsam. Am Abend legte sich Anna erschöpft ins Bett. Sie lag im Bett und Julius setze sich auf die Bettkante. „Alles in Ordnung Anna?“ Anna schaute ihm in die Augen. „Nein, ich hasse es hier. Ich würde ja weinen aber ich hab wohl keine Tränen mehr. Um ganz ehrlich zu sein ich bin mit meiner Kraft am Ende. Ich kann einfach nicht mehr. Ich hab mich seit dem Tod meiner Mutter durchs Leben kämpfen müssen. Ich hab unzählige Niederlagen erlitten, ich war sehr oft allein und verzweifelt. Diese Zeiten hab ich mit größter Not gerade so überstanden. Aber jetzt das hier. Ich bin mit meiner Kraft einfach am Ende.“ Es war gut das sie sich das von der Seele geredet hatte. „Nicht die Hoffnung aufgeben Anna. Wir kommen hier raus, ganz sicher. Wir schaffen das.“ Sie schaute Julius tief in seine blauen Augen. Anna richtete sich auf und umarmte Julius. Ganz von sich aus. Es tat gut. Die Umarmung gab ihr Zuversicht und für den Moment den sie andauerte Sicherheit. Julius legte die Hände auf ihren Rücken und drückte sie an sich. Anscheinend tat ihm die Umarmung eben so gut wie ihr. Doch dann spürte sie, dass Julius sich von ihr entfernen wollte. „Bitte, bitte nicht loslassen. Einfach nur dableiben. Nur da sein“ Es kostete Anna sehr viel Überwindung dies zu sagen. Ihre innersten Gedanken laut auszusprechen. Julius ließ sie nicht los. Er hielt sie ganz sicher in seinen Armen.
Nach diesem tiefen Moment herrschte zwischen Julius und ihr eine neue Art von Vertrautheit. Ja, Anna vertraute Julius.
Am nächsten Tag kam Grand in das Zimmer, er sagte kein Wort. Er brachte Essen und ließ das Bett entfernen. Danach wurden sie wieder eingeschlossen.
Es war in der Nacht sehr kalt. „Wir können beide unter der Decke schlafen...“ Das war für sie in Ordnung. „Aber......“ Julius wollte etwas sagen, doch Anna kam ihm zu vor. „Ich vertraue dir.“ Sie legte sich neben Julius auf den Boden. Beide schlüpften unter die Decke. Sie mussten ein wenig näher zusammen rücken, denn die Decke war sehr klein.
Annas und seine Schulter berührten sich. „Gute Nacht...“ Anna und er legten ihre Hände über die Decke. Zur Sicherheit. Nach gut einer Stunde war Anna eingeschlafen. Wie immer konnte er nicht schlafen. Es war ein wenig seltsam so neben Anna zu liegen. Im Schlaf legte sie ihren Kopf auf seine Schulter. Jetzt fragte er sich wieder, was sollte er tuen sollte. Dieses Mal blieb er einfach neben Anna liegen . Es war wohl nichts dabei wenn sie ihren Kopf auf seine Schulter legte. Oder redete er sich das nur ein? Diese Gedanken verfolgten ihn den ganzen nächsten Tag lang und als sie dann wieder unter der Decke lagen, suchte er nach einem Gesprächsthema. „Darf ich dich etwas sehr persönliches Fragen?“ Anna drehte sich in die Richtung von Julius. „Ja, ich denke mal...“. War das jetzt ein deutliches Ja gewesen?
„Wie ist deine Mutter gestorben?“ Er sah das Anna ihren Blick sank. „Du musst nicht antworten wenn du nicht willst.“ Er setzte sich auf. „Sie wurde ermordet. Ich weiß nicht allzu viel. Mein Vater weicht meinen Fragen aus. Ich weiß dass es an einem Dienstag war. Es war ein Tag nach meinem Geburtstag. Ich war gerade sechs Jahre alt. Meine Eltern schickten mich früh ins Bett, denn sie wollten noch einen Film sehen. Ich wollte aber nicht und so hatte meine Mutter gesagt sie spiele noch einmal mit mir Verstecken und dann sollte ich ins Bett. Ich weiß heute noch ganz genau wo ich mich versteckt hatte. Es war im Wandschrank. Die Tür vom Schrank ließ ich einen Spalt offen. Meine Mutter zählte auf fünfzig, mein Vater setzte sich auf die Couch und schaltete den Fernseher an. Dann ging plötzlich unsere Haustüre auf, und es stürmten Männer mit Maschinengewehren in unser Wohnzimmer.“ Julius hörte wie Anna schluckte. Er konnte sich denken was jetzt kommen würde. Ein sechsjähriges Mädchen musste dabei zusehen wie ihre Mutter getötet wurde. Julius wusste das es fast nichts schlimmeres geben konnte. „Dann haben die Leute meine Mutter umgebracht und etwas zu meinem Vater gesagt, das ich nicht verstanden habe. Er will mir bis heute nicht sagen was diese Leute damals zu ihm gesagt hatten.“ Julius konnte sich denken was die Leute gesagt hatten. Mach was wir dir sagen oder deiner Tochter passiert das gleiche wie deiner Frau. Oder. Du hast nicht auf uns gehört, jetzt ist deine Frau tot.
Er sah zu Anna. „Tut mir Leid was damals mit deiner Mutter passiert ist.“ Er versuchte, ja was versuchte er? Wollte er sie aufmuntern? Trösten? Ablenken? Er wusste es nicht. Es war eine bedrückte Stimmung im Raum. Es war still. Sie schwiegen sich an. Julius lag auf dem Boden und dachte nach. Er hatte in letzter Zeit viel und sehr intensiv über sein Leben nachgedacht. Und über Anna. Warum machte er sich so viele Gedanken über sie?
Die Tage verstrichen. Anna hatte in den letzten Tagen kaum ein Wort gesagt. Ihr war nicht nach reden. Ihr kam es so vor als würde sie in ihrer depressiven Stimmung ertrinken und niemand warf ihr einen Rettungsring zu. Grand war seit Tagen nicht mehr bei ihnen gewesen. Julius entwickelte einen Fluchtplan, jedoch ohne Erfolg. „Es ist zu kompliziert, ich muss so viele Faktoren bedenken“ hatte er zu ihr gesagt. Es kam ihr so vor als wollte Julius eine perfekte Lösung finden, aber hierfür gab es keine perfekte Lösung. Die Tür ging auf und zwei Männer kamen ins Zimmer. Sie schleppten Julius mit nach draußen. Anna konnte dumpfe Schläge hören. Keine Minute später ging die Tür erneut auf. Julius kämpfte mit einem Mann der eine Waffe in der Hand hatte. „Geh in Deckung Anna“ schrie er. Sie tat dies, duckte sich und wich zurück an die Wand. Julius schlug dem Mann die Waffe aus der Hand. Dann stürzten beide zu Boden und kämpften weiter. Julius würgte den Mann und hatte ihn so gut wie überwältigt, doch Anna konnte sehen wie der Mann versuchte die Waffe mit seinen Fingern zu erreichen. Annas Puls ging schneller. Sie handelte ohne zu überlegen. Sie rannte zu der Waffe und kickte sie mit dem Fuß so weit weg das der Mann sie unmöglich erreichen konnte. Danach wich sie wieder zurück. Julius schien den Mann nun fester mit seinen Händen zu würgen. Es war ein grauenvoller Anblick. Anna konnte sehen wie das Leben aus dem Gesicht des Mannes verschwand, bis er sich nicht mehr bewegte. Sie war wie versteinert. Alles um sie herum schien in Zeitlupe zu verlaufen. Julius lag blutend am Boden, richtete sich aber nach eine kurzen Pause wieder auf. Die beiden Männer von vorher betraten den Raum und nahmen die Leiche mit. Sie konnte keine Regung zeigen. Anna realisieret erst jetzt was eigentlich geschehen war. Julius sackte an der gegenüberliegenden Wand zusammen. Er war wohl vor der Türe mit einem Messer verletzt worden, jedenfalls blutete er am Oberkörper. Er nahm einen Lappen und wischte sich das Blut von seinen Händen und seinem Gesicht. Danach leget er ein anderes Tuch unter seinen Pullover auf die Schnittwunde, dabei achtete er präzise darauf das Anna seinen vernarbten Oberkörper nicht zu sehen bekam.
Die Schnittwunde tat weh. Was hatte sich Grand dabei gedacht einen anderen Auftragskiller auf ihn zu hetzen um ihn zu töten. Wenn Grand ihn hätte töten wollen, gäbe es tausend bessere Wege dies zu tun. Er sah zu Anna diese saß an der Wand und ihr liefen Tränen über ihre rote Wange. Julius richtet sich auf und ging zu ihr. Noch bevor er sich neben sie setzten konnte schrie Anna „Geh weg...... Geh weg....“
Er setzte sich trotzdem neben sie. Er wollte seinen Arm um sie legen, aber Anna wurde panisch, stand ruckartig auf und ging zur anderen Seite des Raumes. Julius war verwirrt. „Was ist los“. Er sah zu ihr rüber. „Was, was los ist? Du hast gerade jemanden umgebracht, ich...ich...“ Julius merket das ihr Atem schneller wurde. „Ich habe dir auch noch geholfen einen Menschen zu töten.“ Annas Atem wurde noch schneller und panischer. „Was sollst du gemacht haben? Anna das ist Unsinn“ sagte er in einem energischen Ton. „Das ist kein Unsinn, ich habe die Waffe von dem Mann weggekickt. Er hatte dann keine Chance mehr sich zu wehren.“ Julius wurde noch energischer „Das ist Unsinn. Totaler Unsinn. Wenn du die Waffe nicht weggekickt hättest, hätte dieser Mann mich umgebracht und danach dich.“ Anna schien nachzudenken. „Aber warum hast du ihn umgebracht, zu hättest ihn k.o. schlagen können, ihn festhalten. Aber warum hast du ihn umgebracht? Ich dachte du du wolltest dich ändern, neu anfangen?“ Julius merke wie in ihm die Wut hochstieg. Er war nicht auf Anna wütend, nein sie hatte vollkommen recht. Er war auf sich selber wütend, ja warum hatte er den Mann umgebracht? Er wusste die Antwort auf diese Frage und sprach, nein er schrie sie fast aus. „Weil ich ein Monster bin, und Monster sich nicht einfach so ändern können. Ich denke immer noch gleich: Dieser Mann wollte mich töten, warum sollte ich ihn dann nicht auch töten. Ich habe zwanzig Jahre meines Lebens danach gelebt. Jetzt, ja heute weiß ich das es grauenvoll falsch war. Aber ich kann dieses Denken nicht einfach so ablegen. Soll ich dir erzählen wie ich Auftragskiller geworden bin?Ja? Nach dem Tod meiner Familie bin ich in ein Heim gekommen. Ich war zwölf. Ein paar Wochen später tauchten Männer auf die mich mitnahmen und mit mir Tests durchführten und mir sagten ich würde den perfekten Auftragskiller abgeben.“
Julius sah wie Anna ihm aufmerksam zuhörte. „Aber, aber warum bist du mitgegangen“
„Ich war zwölf, ich konnte nicht groß protestieren. Sie haben mich noch nicht einmal nach meiner Meinung gefragt, ob ich das auch machen will. Ich wollte es nicht. Aber sie hatten mich schon isoliert.“ Er merkte wie er aufbrausender wurde und versuchte sich zusammen zu reißen, jedoch ohne Erfolg. „Am Anfang sagte, schrie ich jeden Tag das ich das nicht will und das sie mich freilassen sollten, aber anstatt das jemand mit mir redete wurde ich gefoltert. Ich war isoliert, von der außen Welt vollkommen abgeschnitten. Die Leute die mich unterrichten hatten weiße Masken auf, ich hatte niemanden mit dem ich reden konnte. Was das schlimmste war, ich wurde jede Tag gefoltert. Jeden Tag. Zur Abhärtung, zur Übung. Natürlich war es keine allzu schlimme Folter, aber ich war damals erst zwölf Jahre alt. Ich lernte schnell. Wenn ich nicht protestieret und im Unterricht gut war, war die Folter nicht so schlimm. Also machte ich dies. Ebenfalls hatte ich Sitzungen bei einem Psychiater. Der mir sagte ich hätte ja schon so viel schlimmes erlebt, ich könne meine Wut bei meinem zukünftigen Aufträgen rauslassen. Weißt du wie lange das so ging. Verdammte acht Jahre lang. Acht Jahre in denen ich jegliche positiven Emotionen ablegte. Mir mein Mitgefühl abtrainiert wurde, und mein Gewissen niedergemacht wurde. Verstehst du ich habe nie etwas anderes getan als töten. Mit zwanzig wurde ich freigelassen und mir wurden Kontakte gegeben von denen ich Aufträge bekam.“ Julius blickte zu Boden. Er hatte dies noch nie einem Menschen gesagt was er durchmachen musste. Anna sah bedrückt aus. „Ich wurde acht Jahre lang zum Monster ausgebildet. Ich kann jetzt nicht einfach sagen ich will mich ändern und genau in dieser Sekunde habe ich mich geändert. Ja, Jetzt. Heute bereue ich das ich so viele Menschen getötet habe. Aber das macht es nicht ungeschehen.“ Er sah Anna an. „Hattest du nie ein schlechtes Gewissen?“ Sie blickte immer noch zu Boden. „Ich habe zwar nie gezögert wenn ich jemand umbringen sollte, aber mein Gewissen sucht mich Nachts heim. Ich habe kann nicht schlafen. Es geht einfach nicht. Ich muss Schlaftabletten nehmen um wenigstens ein bisschen Ruhe zu finden. Es ist schwer. Aber ich habe es verdient. Ja, ich habe es verdient.“ Er sah zu Anna, diese schien nachzudenken. „Das ist schlimm was dir passiert ist. Aber ich glaube daran das du dich ändern kannst, wenn du es willst.“ Sie sah in an. Sie sah ihn mit diesem Blick an. Ein Blick der tiefer in Julius Seele ging als jemals irgendetwas zu vor. Er war sich sicher, sie sah alles. Seine Seele. Alles. Er setzte sich auf den Boden und dachte nach. „Weißt du, es wird nicht einfach, es wird sogar richtig schwer für mich. Aber ich bin mir jetzt sicher, dass ich es will, ja ich bin bereit mich zu ändern.“ Anna lächelte ihn an. Ja es war eine gute Entscheidung. Vielleicht könnte sein Leben irgendwann in geregelten Bahnen verlaufen. Vielleicht. Das es schwer werden würde, dessen war er sich bewusst. Besonders wenn er wieder in seinem normalen Umfeld in Washington war. „Was glaubst du , wie lange dauert es noch bis wir hier rauskommen? Ich meine mein Vater wird doch etwas dagegen machen das wir hier sind“. Er musste jetzt ehrlich sein, ihr die Wahrheit sagen. „Also, Anna um ganz ehrlich zu sein, das hier ist keine normale Entführung. Wenn man nicht innerhalb von 3 Tagen freigelassen wird wollen die Entführer etwas wichtigeres, dein Vater braucht wahrscheinlich länger um es zu beschaffen. Also ich glaube das wir noch etwas hier bleiben müssen.“ Er sah ihren enttäuschten Blick und nahm sie in den Arm. Es tat nicht nur Anna gut, sondern auch ihm. Ein bisschen Menschlichkeit. Wunderbar. Die Tage vergingen langsam. Es war als wäre eine Minute eine Stunde. Eine Stunde, ein Tag.
„Ihr werdet morgen rauskommen. Aloisius hat bezahlt.“ Grand ging wieder zur Tür raus. Anna war so erleichtert. Morgen würde sie hier rauskommen und sie lebte noch. Sie war so froh und erleichtert. „Was dein Vater wohl bezahlen musste. Das würde mich echt interessieren.“ Julius stand auf. „Das ist doch egal, er hat genug Geld. Ich bin so froh das wir hier rauskommen. Ich hätte es hier nicht länger ausgehalten.“ Sie atmete auf, ja wenn sie noch länger hier geblieben wäre, wäre sie kaputt gegangen. „Was wirst du morgen machen wenn du rauskommst?“ Julius sah sie an. Er würde ihr nicht die Wahrheit sagen, sie sah es in seinem Blick. Es war wohl etwas, dass er für sich behalten wollte. „Ich weiß es nicht.“ Anna fasste all ihren Mut zusammen. „Oder willst du es mir nicht sagen?“ Vielleicht lag es daran, dass sie so froh war endlich rauszukommen oder das sie Julius in den letzten Wochen so seelisch nah gekommen war. Auf jeden Fall wollte sie die Wahrheit wissen. „Ich will es dir nicht sagen. Und was ist mit dir, was wirst du machen?“ Er versuchte abzulenken. „Ich will die Wahrheit Wissen.“ Sie sah das Julius tief einatmete. „Nein. Anna, nein.“ Sie saß immer noch auf dem Boden und Julius stand mit dem Rücke zu ihr. „Sag es mir.“ Er drehte sich um und schrie sie fast an. „Warum willst du das wissen. Wir werden uns nie wieder sehen. Nie wieder. Du wirst, normal leben, das alles hier bei einem Psychiater verarbeiten. Heiraten, Kinder bekommen. In ein Haus mit Vorgarten haben. Glücklich sein und das alles hier vergessen. Und weißt du was? So sollte es auch sein. Genau so. Also warum interessierst du dich dafür? Glaubst du etwa wir werden uns einmal die Woche in einem Café treffen und über die vergangene Woche reden? Mädchen wach auf, ich bin ein Auftragskiller. Kein guter Umgang für normale Menschen. Selbst wenn ich mich ändere, du musst mich nie wieder sehen. Willst du noch wissen was ich machen werde wenn ich hier raus bin. Ja? Ich werde meine Aggressionen die sich hier angestaut haben rauslassen. Ich werde mir jemanden suchen den ich verprügeln kann. Sonst noch Fragen?“
Es tat weh. Das was Julius gesagt hatte, es verletzte sie. Anna spürte wie ihr die Tränen kamen. Nein, sie wollte nicht weinen. Sie wollte nicht das Julius noch wütender wurde. Sie konzentrierte sich darauf die Tränen zurück zu halten. Vergeblich. Anna merkte wie die ersten Tränen ihr die Wange herunter rollten.
Er wollte nicht das sie weinte. Julius merkte das Anna sehr heftig weinen musste. Es tat ihm Leid was er gesagt hatte. Julius hatte es gesagt damit er die anderen Gefühle verdrängen konnte. Nur die Wut sollte übrig bleiben. Vor einem Jahr hätte es geklappt. Heute. Jetzt, klappte es nicht. Er empfand so wie noch nie in seinem Leben eine Art Trennungsschmerz. Er wollte nicht das sie sich nie wieder sahen. Ja, von ihm aus konnten sie sich einmal die Woche in einem Café treffen. Er wollte sie nur wieder sehen. Er mochte sie, war sich aber auch gleichzeitig nicht ganz sicher was er noch für sie empfand. Es war schwer, Julius war noch nie in einer vergleichbaren Situation gewesen.
„Bitte wein doch nicht Anna, es tut mir Leid, ich habe das nicht so gemeint.“ Anna stand ruckartig auf und sie lag in seinen Armen. Er musste lächeln. Anna hörte auf zu weinen. „Besser?“ Er sah das auch Anna jetzt lächeln musste. „Ja, besser“ „Es tut mir wirklich Leid, weißt du ich denke nun mal realistisch.“ Er umarmte sie immer noch. Er legte seinen Kopf auf ihren. „Ich weiß. Aber.... Es geht nicht oder?“ „Nein, Anna ich denke das das keine gute Idee ist. Ich meine das eine Problem ist dein Vater. Er würde mich eher umbringen lassen, anstatt zu sehen das ich mich mit dir unterhalte. Das andere Problem ist das ich kein guter Umgang für dich bin. Das heißt dein Vater hätte jeden Grund mich von dir fern zuhalten.“ Er würde sie vermissen. „Julius, ich, aber können wir es nicht probieren? Ich meine wenn es nicht geht dann dann lassen wir es sein.“
Julius drückte sie noch fester an sich. „Lassen wir es lieber bevor etwas schlimmes passiert. Und es würde etwas schlimmes passieren. Ich bin froh das ich dich kennen gelernt habe Anna Benester.“
Anna konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Sie war zu nervös vor dem morgigen Tag. Sie hoffte das alles klappen würde.
Grand betrat den Raum, brachte Anna und Julius zu einem Auto, verband ihnen die Augen und sie fuhren los. Das Auto fuhr schnell, nach geschätzten fünf Minuten Fahrt nahm Grand ihnen die Augenbinden ab. „Es war schön mit euch.“ sagte er in seinem gewöhnlichem sarkastischem Tonfall. Das Auto machte eine Vollbremsung. Anna und Julius wurden aus dem Auto geworfen. Julius konnte sich abfangen und landete auf seinen Beinen. Anna stattdessen rutschte aus und landete auf dem nassen Boden. Julius war sofort bei ihr um ihr hoch zu helfen. Das Auto war schon wieder weg. „Alles Ok mit dir?“ Anna wollte gerade erwidern, das sie nur ausgerutscht war, da hörte sie eine vertraute Stimme. „Nimm die Finger von ihr.“ Sie sah wie ihr Vater auf sie zukam. Das Glück darüber das sie ihn endlich wieder sah und das ihm damals im Büro nichts passiert war überwältigte sie und sie rannte ihm entgegen. Ihr Vater nahm sie in die Arme, so fest wie er es nur selten tat. „Meine kleine Anna, ich bin so froh das du noch am Leben bist. Geht es dir gut?“ Anna entriss sich dem klammernden Armen ihres Vater und lächelte ihn an. „Ja, mir geht es gut, alles Ok. Ich bin ein wenig müde.“ Anna bemerkte das Julius immer noch ein paar Meter entfernt stand. Aloisius sah auch zu ihm. „Was ist Lagrene? Verschwinde! Melde dich nie wieder bei mir, du wirst keinen Auftrag mehr von meinen Klienten bekommen. Verschwinde!“
Anna sah Julius an, ihre Blicke trafen sich. „Ist gut, ich gehe. Machs gut Anna.“ Sie wollte etwas entgegnen, doch Julius drehte sich um und ging die Straße hinunter, ohne sich auch nur einmal umzudrehen. „Bist du dir sicher das alles in Ordnung ist?“ „Ja“ Ihr Vater sah sie an. „Da vorne steht mein Auto. Ich werde dich jetzt erst einmal ins Krankenhaus bringen, damit du durchgecheckt wirst.“
„Dad, wie lange war ich weg?“ Anna schaute immer noch Julius hinterher, der gerade in eine Seitenstraße einbog. „Es waren genau vier Monate. Vier lange Monate, in denen ich sehr viel Angst um dich hatte. Lass uns gehen.“ Anna drehte sich um. Auch sie blickte nicht zurück.
Es war schwer gewesen, schwerer als Julius es sich vorgestellt hatte. Aloisius hatte genau so reagiert, wie er es erwartet hatte. Jetzt saß er in der Seitenstraße, in die er gerade eingebogen war. Ob Anna und ihr Vater wohl schon weg waren? Er wagte es nicht um die Ecke zu schauen. Nach einer Weile stand er auf und ging zu seiner Wohnung. Es würde schwer werden, er musste sich überlegen wie es jetzt weiter gehen sollte. Er wollte sich wirklich ändern. Er wollte niemanden mehr töten, aber Julius war sich nicht sicher, wie er das alles schaffen sollte.
Er war ganz in Gedanken vertieft, als er seine Wohnungstüre öffnete. Seine Wohnung roch grauenvoll. Julius war einen Moment unaufmerksam, sodass er nicht mitbekam wie ein Mann hinter dem Schatten der Türe heraustrat und ihm mit einem Baseballschläger in den Magen schlug. Er fiel zu Boden. Es kamen noch drei weiter Männer aus dem Nebenzimmer auf ihn zu . Er lag immer noch auf dem Boden. Zwei der Männer richteten ihn auf und drückten ihn an die Wand. Der Dritte schlug auf ihn ein. Den vierten Mann kannte er. „Wo ist das Geld? Mr.Veiter wartet seit drei Monaten auf sein Geld. Du weißt doch das er nicht gerne warte. Also?“ Der dritte Mann hörte auf ihn in zu verprügeln. Julius hatte Spielschulden. Roger war Geldeintreiber eines Casinos. Julius spielte nicht oft. Nur wenn er keinen Auftrag hatte und Ablenkung brauchte.
Er musste Blut spucken. Sein ganzer Körper schmerzte.
Roger zog ein Messer und ging auf ihn zu. „Julius, Julius. Glaubst du ich habe Angst vor dir, nur weil du ein Auftragskiller bist. Falsch gedacht. Selbst wenn du mich tötest, dann kommst ein anderer und treibt das Geld für Mr.Veiter ein. Also...“
Julius hatte keine Angst vor Roger, auch nicht vor den Schwerzen. „Du bekommst es. In 2 Monaten habe ich es. Mit Zinsen.“ Julius schmeckte das Blut in seinem Mund und musste es wieder ausspucken.
„Du hast einen Monat Zeit um das Geld mit den Zinsen zu beschaffen. Einen Monat. Und ich warne dich, wenn du Mr.Veiter in dieser Zeit auch nur nahe kommst. Wir machen dich fertig.“ Roger sagte diese Worte mit Nachdruck.
„Los, wir gehen“
Die Männer ließen von Julius ab und er sackte zu Boden.
Er saß mindestens eine Stunde auf dem Boden.
Danach rappelt er sich auf und ging mit Schmerzen ins Bad. Er warf sich einige Schmerztabletten ein und desinfizierte seine offenen Wunden. In der Küche nahm er Eis aus dem Gefrierfach und legte es auf seine blauen Flecken am Oberkörper.
Das Sofa war unglaublich unbequem, das war ihm jedoch egal. Er musste irgendwie 12.000 Dollar auftreiben um seine Schulden zu bezahlen.
„Leg dich erst einmal schlafen Anna. Wir können morgen reden.“ Ja, Anna wollte auch mit ihrem Vater reden. Sie hatte nie gewusst das ihr Vater Auftragskiller vermittelt. Sie hatte viele Fragen. Anna ging in ihr Zimmer,legte sich auf ihr unglaublich bequemes Bett und schlief ein. Es war als fiele ein unglaublich großer Stein von ihren Schultern. Sie dachte an nichts. Sie träumte von nichts, keine Albträume. Als sie am nächsten Morgen erwachte blieb sie einfach im Bett liegen es war ein zu schönes Gefühl.
Nach etwa einer Stunde stand sie auf um zu frühstücken. Sie ging in die Küche und fand dort einen Zettel von ihrem Vater . ‚Guten Morgen Anna! Ich hoffe du hast gut geschlafen. Ich muss auf eine wirklich dringende Besprechung nach Hongkong. Es tut mir Leid, das ich genau zu so einem ungünstigen Zeitpunkt fort muss. Wenn etwas ist ruf mich an und ich kann sofort wieder nach Washington kommen. Aloisius.‘
Anna war recht froh darüber das Aloisius sie jetzt nichts über die letzten vier Monate fragen konnte. Allerdings musste sie ihre Fragen die sie an ihn hatte auch vorerst zurück halten.
Sie saß beim Frühstück und dachte daran was Julius jetzt wohl gerade macht. Sie wollte ihn Wiedersehen dessen war sie sich sicher. Aber sie wusste nicht warum. Sie mochte ihn einfach und vielleicht könnte sie ihm helfen.
Annas Entschluss stand fest. Sie würde ihn Wiedersehen und sie wusste auch wie sie es machen würde.
Nach dem Frühstück war sie auf dem Weg zu Aloisius neuem Büro. Irgendwo musste ihr Vater doch die Adressen der Auftragskiller haben. Nun stand sie also in einem großen Büro und sie wusste nicht wo sie mit dem Suchen anfangen sollte.
Zuerst durchkramte sie alle Schubladen. Nichts. Sie schaute in den Schränken nach. Nichts. Sie wollte schon aufgeben als es ihr plötzlich einfiel. Ein Safe. Ihr Vater würde so etwas geheimes und wichtiges bestimmt in einem Safe aufbewahren.
Sie sah an der Wand nach und tatsächlich war wie in den Filmen hinter einem Bild ein Safe versteckt. Es war ein Safe, bei dem man Buchstaben eingeben musste. Sie probierte es mit ihrem Namen, doch es funktionierte nicht. Sie testete es mit dem Vornamen ihrer Mutter. Wieder nichts. Dann gab Anna den Mädchennamen ihrer Mutter ein. Das grüne Licht leuchtete und der Safe ging auf. Sie durchwühlte den ganzen Safe, aber außer Geld, Bankauszügen und unwichtigen Akten war dort nichts zu finden. Es wäre wohl auch zu einfach gewesen sagte sie sich. Sie ließ sich auf den Schreibtisch Stuhl ihres Vaters sinken, dabei fiel ein Stift zu Boden. Sie bückte sich um ihn aufzuheben, da bemerkte sie das an der Unterseite des Schreibtisches Unebenheiten waren. Ein Geheimfach. Sie musste grinsen. „Doch wie im Film.“ Sie wusste nur nicht wie man dieses Fach öffnete. Anna konnte ja nicht den Schreibtisch kaputt machen. Da erinnerte sie sich daran das ihr Vater in seinem alten Büro immer die Schreibtischschubladen sehr oft auf und zu gemacht hatte.
Anna testete jede nur mögliche Kombination der Schubladen. Bei der letzten Kombination die ihr einfiel machte es dann ‚klick‘ und ein kleines Fach an der Schreibtisch Unterseite sprang auf. Heraus kam ein kleines Notizbuch. Sie hatte es geschafft. Sie kam sich vor wie eine Geheimagentin, die gerade die Welt gerettet hatte. In dem Notizbuch standen viele Namen mit Adressen. Allerdings nur die Nachnamen. Aber damit war Anna sich auch nicht sicher vielleicht waren es auch nur Abkürzungen der Namen oder Spitznamen. Sie konnte sich nämlich nicht vorstellen das jemand „Horri“ hieß.
Julius hieß mit Nachnamen „Lagrene“. Sie schaute also bei „L“ nach. Die fand die Adresse von Julius ganz oben. Nachdem sie sich die Adresse aufgeschrieben hatte räumte sie das Büro wieder auf und ging aus dem Bürohaus.
Als Anna wieder draußen stand war es kalt und es fing an zu dämmern. Trotzdem nahm sie das nächste Taxi und nannte dem Fahrer die Adresse. Nach gut zwanzig Minuten Fahrt hielt das Taxi in einem heruntergekommenem Viertel. „Sind sie sicher das wir hier richtig sind Miss?“ Anna schaute den Taxifahrer an. „Ich, ich denke schon. Danke den Rest kann ich laufen.“ Sie gab dem Fahrer das Geld und schaute sich um. Ja, die Straße war richtig. Sie ging an den hohen Häusern vorbei und suchte nach Hausnummern. Vergeblich. Es hingen nur noch an einzelnen Häusern Nummern. Anna schrak auf, sie hörte Schreie. Sie lief so schnell wie möglich weiter. Es war schon dunkel als Anna endlich die richtige Hausnummer gefunden hatte. Sie bemerkte das sich Menschen im Schatten der Häuser bewegten und sie beobachteten. Es war unangenehm.
Auf den Klingelschildern entdeckte sie im Dritten stock ein ‚L‘ . Die Haustüre stand offen und so ging sie in das Gebäude. Als sie die Treppen zum dritten Stock hochging bemerkte sie wie die Bewohner in den Türrahmen ihrer Wohnungen standen, als wäre dies völlig normal. Sie ging schneller und als sie vor der Wohnungstüre stand bemerkte sie wie ein Mann auf sie zukam. Anna klopfte schnell an der Türe.
Julius räumte grob seine Wohnung auf. Sie war nicht sauber, aber wenigstens stank es nicht mehr so grauenvoll. Den Rest des Tages verbrachte er damit die Nachrichten zu studieren, um zu sehen was er verpasst hatte. Am Nachmittag bestellte er eine Pizza zu essen. Er hatte gerade geduscht als es an der Türe klopfte. Er zog sich eine Hose und ein T-shirt an. Er fragte sich wer wohl an seine Türe klopfen würde.
„Anna? Was?“ er war geschockt. Vor ihm stand das Mädchen mit dem er die letzten vier Monate verbracht hatte. Er sah seinen Nachbar Mitch, der auf Anna zukam. „Na, Langrene...haben wir auch mal wieder Frauenbesuch? Wie viel kostet das Mädchen den?“ Julius hasste diesen Mitch. Mitch war achtundzwanzig Jahre alt und war ein Spieler der unendlich viele Schulden bei verschiedenen Casinos hatte.
Julius merkte wie Mitch immer enger auf Anna zukam und sie bedrängte. Er sah auch das Anna sich sehr bedrängt und unwohl fühlte. Er fasste sie am Arm und schob sie an sich vorbei in seine Wohnung. „Halt die Fresse Mitch.“
Dann knallte er die Türe zu und wandte sich an Anna.
„Was machst du hier?“ Er sah wie Annas Blicke im Zimmer umherwanderten. Seine Wohnung bestand nur aus zwei Zimmern. Dem Bad, wo auch eine Toilette war und dem großen Zimmer in dem sie gerade standen. In diesem Zimmer waren Küche und Wohnzimmer untergebracht. Julius hatte kein Schlafzimmer, er schlief immer auf der total durchgesessenen Couch.
„Ich bin dich besuchen gekommen.“ Er war verwirrt. „Das sehe ich. Aber ich dachte wir haben gesagt, dass...“ „Ja, ich weiß aber ich dachte ich könnte dir vielleicht helfen. Weißt du , mein Vater ist für zwei Wochen auf einer wichtigen Besprechung in Hongkong und im Job bin ich noch beurlaubt, also bin ich jetzt hier.“ Sie lächelte. „Anna ich weiß das wirklich zu schätzen das du hier bist, aber das hier ist keine besonders gute Gegend, du verstehst?...Ähm... Setzt dich doch erstmal“ Julius machte das Sofa frei. Er selbst setzte sich auf einen alten Stuhl ihr gegenüber. Es war eine komische Situation. Einerseits war er unendlich froh das Anna ihn besuchen kam, andererseits wollte er nicht das sie sich in einer so heruntergekommenen Gegend aufhielt. Julius versuchte höflich zu sein. „Willst du etwas zu trinken, hast du Hunger?“ „Oh ja ich habe seit heute Morgen nichts mehr gegessen, ich sterbe gleich vor Hunger.“ Sie lächelte. Anna hatte ein schönes Lächeln. Es war faszinierend. „Ich habe leider nichts mehr zu essen da, wie wäre es wenn wir uns etwas holen gehen?“ „Ja, wir haben ja erst zwanzig Uhr, da haben die meisten Restaurants noch offen.“ Julius stand auf, nahm seine Jacke und hielt Anna die Türe auf. Draußen stand Mitch. „Lauf einfach an dem vorbei, ich bin direkt hinter dir und ignoriere was er sagt.“ flüsterte er Anna zu. „Schon fertig Lagrene? Das ging aber schnell. Kann ich jetzt dann ...“ Julius hörte nicht mehr was Mitch sagte den Anna und er huschten sehr schnell das Treppenhaus herunter. Es war kalt und für diese Uhrzeit auch recht dunkel. Im Schatten standen die üblichen Leute die in dieser Gegend herumschlichen. Drogenabhängige, Dealer, Schläger, Prostituierte und Spieler. Julius sah wie sich ein Heroinabhängiger gerade die Nadel an die Vene setzte. „Komm schnell weiter Anna und sieh nicht hin.“ Sie liefen sehr schnell und gingen Richtung Stadtmitte und kamen in eine hellere, freundlichere Gegend. Sie gingen in ein Fast Food Restaurant. Sie bestellten sich etwas zu essen und redeten. Es tat Julius gut wieder jemandem zum reden zu haben. Anna erzählte ihm wie sie an seine Adresse gelangt war. Und er musste schmunzeln als sie ihm schilderte wie sie die Schubladenkombination rausbekommen hatte. Er erzählte ihr wie er zu dieser Wohnung gekommen war und sie musste lachen als er ihr erzählte das Mitch noch bis vor einem Jahr jeden Tag Besuch von seiner Mutter bekam. Sie saßen den ganzen Abend in dem Restaurant. Weder Anna noch er hatten auf die Uhrzeit geachtet. Es war nun ein Uhr Nachts. „Wow ist das spät, du solltest nach Hause gehen.“ Anna zog ihre Jacke an und sie gingen nach draußen. Julius bemerkte wie sie fror und so gab er ihr seine Jacke. „Ist dir denn nicht kalt?“ „Mir? Ach, Nein. Ich bin abgehärtet.“
Sie liefen durch den Park. „Ich bin bald zu Hause. Willst du noch mit hoch kommen? Wir können weiter reden.“ Sie lächelte.
Er wusste genau, das dies die Wahrheit war. „Reden. Ein Weilchen vielleicht.“
Sie kamen zu einem Hochhaus und fuhren mit dem Fahrstuhl in eine große Wohnung. „Mein Vater ist nur ein oder zwei mal im Monat hier, weil er viel auf Geschäftsreisen ist. Also sehe ich das hier eigentlich als meine Wohnung an.“ Sie lächelte ihn an. Er setzte sich auf das Sofa. Anna setzte sich schräg neben ihm und er erzählte ihr von seiner Kindheit, seiner Familie. Die Stunden vergingen wie im Flug. Irgendwann hatte sich Anna hingelegt und nun war sie eingeschlafen. Julius nahm eine Decke und legte diese über Anna. Er selbst nahm sich ebenfalls eine Decke und legte sich auf den Boden.
Als Anna am nächsten Morgen aufwachte war Julius weg . Sie schaute sich in der ganzen Wohnung um, fand aber noch nicht einmal ein Nachricht von ihm. Anna ging ein wenig enttäuscht darüber ins Bad. Als sie fertig war, und sich umgezogen hatte erschrak sie ein wenig als Julius auf der Couch saß.
„Guten Morgen Anna. Ich habe Brötchen geholt.“ Er zeigte auf den Tisch in der Küche auf dem er das Frühstück gemacht hatte. Anna war froh das er nicht weg gegangen war. Sie frühstückte und er sah ihr dabei zu. „Hast du keinen Hunger?“ Julius schüttete den Kopf „Nein, ich habe schon etwas auf dem Weg gegessen.“ „Ach so.“ „Ich will mich bei dir Bedanken, also habe ich uns Eintrittskarten für einen Jahrmarkt gekauft. Der liegt außerhalb der Stadt, aber ich würde es verstehen wenn du da nicht hingehen willst. Ich muss heute so wieso noch ein paar Dinge erledigen.“ Er schaute Anna er erwartungsvoll an und sie antwortete. Natürlich würde sie mit ihm zu diesem Jahrmarkt gehen, sie würden bestimmt Spaß haben. „Ich freue mich schon auf den Jahrmarkt. Gehen wir jetzt los?“. Nachdem sie fertig gegessen hatten, holte Anna ihre Sachen.
„Wir können das Auto meines Vaters nehmen. Es steht unten in der Garage.“ Sie gingen zum Auto, stiegen ein und Julius fuhr los. „Wow, was für schickes Auto. War bestimmt teuer.“ Ja dies stimmte, Anna hatte jeglichen Materiellen Gegenstände die man sich wünschen konnte. Sie wusste jetzt allerdings auch das das viele Geld das ihr Vater besaß nicht immer so legal verdient war.
Julius bog auf einen Highway ab und gab Gas. Es war schnell. Sehr schnell. Er überholte ein Auto nach dem anderen. „Zu schnell?“ „Ähhmm... Ein bisschen vielleicht.“ Das Auto wurde langsamer. „Also Anna, ich muss gestehen, ich war noch nie in meinem Leben auf einem Jahrmarkt.“ Julius konzentrierte sich auf die Straße. „Nicht. Das muss man aber einmal erlebt haben. Autoscooter, Riesenrad, Karussell, Zuckerwatte. Das ist einfach großartig. Ich bin früher oft mit meinen Eltern hingegangen. Es sind schöne Erinnerungen. Ich finde nur die Clowns etwas gruselig.“ Er schmunzelte. „Gruselig? Echt? So wir sind gleich da.“ Julius bog ab und ein paar Minuten später waren sie vor einem großen Jahrmarkt. Es war wunderbar, es weckte all die schönen Erinnerungen an ihre Kindheit wach. „Also ich bin für Autoscooter.“ Anna rannte zum Scooter und winkte Julius zu. Er kam nach und sie beide stiegen in die Autos ein. Es war lustig, zumindest für Anna. Sie sah zu Julius aber machte dieser nicht den Eindruck als ob er Spaß hatte. Er rammte kaum Autos. Nachdem die sie fertig waren kaufte sich Anna eine Zuckerwatte und sie stiegen in das Riesenrad ein und dieses fuhr los. „Sag mal Julius, macht dir das alles keinen Spaß?“ Er sah sie an. „Doch natürlich, es ist nur, naja ... Ich, ich kann, naja ich kann schlecht, ich bin schlecht im Emotionen zeigen. Du weißt ja. Ich versuch es, aber es ist nicht einfach. Ich meine ich kann hier nicht einfach abschalten und Spaß haben. Es tut mir Leid.“ Er sah weg. „Nein. Ich meine das musst du nicht. Das ist in Ordnung. Ich kann es verstehen. Der Ausblick hier oben ist schön oder?“ Sie lächelte Julius an. Sie mochte ihn, wollte ihm helfen. Sie verdrängte den schlimmen Gedanken daran was Julius zu seinem Beruf gemacht hatte. Sie verdrängte es und hoffte das sie sich nicht damit auseinander setzten musste. „Ja, schön hier.“ Er grinste und Anna fühlte sich gleich ein bisschen besser. „Danke Anna, Danke das du mir hilfst neu anzufangen. Ich könnte es, denke ich nicht so einfach alleine schaffen.“ Anna fühlte sich noch besser, es war richtig was sie machte. Menschen hatte eine zweite Chance verdient. Jeder Mensch. Egal was er getan hatte. Die Sache war nur die, dass der Mensch diese zweite Chance auch nutzen musste. Bei Julius hatte sie das Gefühl das er es tat. Sie wusste einfach das er kein so schlechter Mensch sein konnte. Außerdem tat es ihr gut mit einem Menschen über ihre Probleme und ihre Vergangenheit zu reden, der wusste was es hieß keine schöne Vergangenheit zu haben.
Es dämmerte und ein kalter Wind legte sich über Jahrmarkt-Gelände. Julius gab ihr wieder seine Jacke und sie saßen auf einer Bank und aßen gebrannte Mandeln. „Das kann ich jetzt wohl von meiner Liste streichen. Jahrmarktbesuch ist abgehackt. Willst du nach Hause oder ...?“ Sie musste Lachen. „Oder...?“ Auch er musste Lachen. „Wie wäre es wenn wir irgendwo etwas richtiges zum Abendessen finden?“
„Ja, aber wie wäre es wenn ich etwas koche. Ich kann die besten Pfannkuchen backen.“ Julius musste in sich hinein grinsen. Anna wollte eigentlich etwas kochen, doch jetzt backte sie. Es war schön etwas Normalität in seinem Leben zu haben. „Ja, ich bin für Pfannkuchen.“ Er sah Anna lächeln. Er war zwie gespalten. Auf der Heimfahrt dachte er darüber nach ob es eigentlich gut war etwas mit Anna zu unternehmen. Er war nunmal kein Vorstadtmensch, mit dem so gut erzogene Mädchen wie Anna normaler weise etwas unternahmen. Es war schlimm so einen Zwiespalt in sich zu haben. „Worüber denkst du nach?“ Anna holte ihn mit dieser Frage wieder in die Realität zurück. „Was ich auf meinen Pfannkuchen drauf haben möchte. Marmelade.“ Diese Lüge kam wie aus der Pistole geschossen, er hatte noch nicht einmal nachgedacht ob er Anna die Wahrheit sagen sollte. Er log einfach, so wie sonst auch, wie er es gelernt hatte. Lügen ist besser als dem Gegner einen Angriffspunkt zu geben. Aber Anna war kein Gegner, sie half ihm. Er musste sich auch daran gewöhnen. Er hatte das Gegenteil gelernt, jeder Mensch ist ein Gegner. Nur der stärkste überlebt. Es war schwer für ihn diese Gedankengänge abzuschalten. Er hatte die letzten Jahre so gedacht. Als sie noch kurz beim Supermarkt vorbei fuhren und gerade zurück zum Auto wollten begegneten sie einer Freundin von Anna. „Anna du bist wieder zurück. Wie geht es dir?“ Julius sah das Mädchen an. Mitte zwanzig, blondes Haar, stark geschminkt, kurzer Rock, Top. Julius war sich sicher das sie wohl an diesem Abend ausgehen wollte. Die ganze Situation war ihm unangenehm. Er konnte ja schlecht mit anderen Menschen umgehen also stellte er sich dezent hinter Anna mit der Hoffnung das keine Fragen gestellt wurden. Doch da lag er falsch. Nachdem Anna ihrer Freundin Sarah erzählt hatte das es ihr gut ging kam das Gespräch dann doch auf ihn zu. „Ach ja, Anna das versteh ich. Wer ist denn dein Begleiter?“ Begleiter. Sarah war offensichtlich sehr neugierig. „Das ist Julius. Wir haben gerade etwas zum Essen gekauft.“ Er schaute Sarah an. Diese grinste, sie dachte wohl an etwas anderes. „Aha Julius also. Na dann wünsch ich euch zwei noch einen schönen Abend. Viel Spaß.“ Julius hasste es wenn Menschen dachten sie wüssten alles, obwohl sie die ganze Situation nicht kannten. Sarah verabschiedete sich von ihnen und auch Anna und Julius steigen ins Auto und fuhren zu Annas Apartment.
Aloisius hatte ein ziemlich schlechtes Gewissen, da er seine Tochter allein gelassen hatte. Manchmal kam er sich oberflächlich vor, da er seinen Job über seine Familie stellte. Aber er hatte die ganze Situation in Hongkong gut geregelt und seine Angestellten würden ihn angemessen vertreten. Er hatte das wichtigste persönlich geregelt und nun konnte er sich um seine Tochter kümmern. Er wusste das er ihr Antworten geben musste. Keine Lügen, sondern die Wahrheit. Er ging aus dem Flughafen in Washington und nahm sich ein Taxi. Als er endlich den Aufzug hoch in sein Apartment nahm hatte er sich mental auf das Gespräch mit seiner Tochter vorbereitet. Der Aufzug hielt und er stieg aus, legte die Post auf einen Tisch und zog seinen Mantel aus und hängte in ihn die Garderobe. Er hörte das Anna in der Küche war. Aloisius ging in Richtung Küche und als er sah mit wem Anna in der Küche war stockte ihm der Atem. Was machte dieser heruntergekommene, psychisch kranke Mensch bei seiner Tochter. Er sah wie Lagrene mit der Pfanne einen Pfannkuchen hoch warf und er sah wie seine Tochter darüber kicherte. Die beiden bemerkten ihn. Lagrene trat einen Schritt von Anna weg. Angemessen. „Was zur Hölle macht ihr? Was machst du hier? Habe ich mich nicht klar ausgedrückt? Das wird Konsequenzen haben Lagrene darauf kannst du dich verlassen. Anna kannst du mir das hier erklären?“ Er war wirklich auf eine Erklärung gespannt. „Dad?! Warum bist du schon da? Ähm... Wir haben Pfannkuchen gemacht willst du einen?“ Er wollte Anna nicht anschreien, aber das konnte er nicht dulden. Als er gerade etwas erwidern wollte fiel ihm Lagrene ins Wort. „Es tut mir Leid, das hier ist meine Schuld. Ich werde dann jetzt wohl besser gehen.“ Julius hatte Respekt vor ihm. Natürlich. „Glaubst du Lagrene ich werde dich mit einer einfachen Entschuldigung davon kommen lassen. Ich werde mich mit dir noch angemessen unterhalten. Warte in meinem Arbeitszimmer. Ich komme nach, nachdem ich mit mit Anna unterhalten habe.“ Eins nach dem anderen erst musste er ein ernsthaftes Wort mit seiner Tochter reden. Lagrene ging in das Arbeitszimmer.
Julius saß nun im Arbeitszimmer. Er hatte natürlich Respekt vor Aloisius, dieser hatte Kontakte. Er würde ihm sicher drohen, und das waren ernstzunehmende Drohungen. Danach würde er ihm sicher ein paar Schläger auf den Hals hetzten um der Drohung Nachdruck zu verleihen. Julius konnte das Gespräch zwischen Aloisius und Anna mithören. „Dad, das hier ist meine Schuld, ich habe Julius aufgesucht um ihm zu helfen.“ „Was? Ich glaube ich höre nicht richtig. Du warst bei ihm? In so einer Gegend? Weißt du eigentlich was alles hätte passieren können. Und ihm helfen? Anna ich bitte dich, das ist doch wohl ein schlechter Witz. Was denkst du eigentlich mit wem du es hier zu tuen hast. Das ist nicht irgendein Mensch der Mal bei einem Bankraub jemanden umgebracht hat. Er bringt ständig Leute um. Das ist wie wenn du etwas kopierst. Du bekommst den Auftrag fünf Kopien zu machen und du kopierst fünf Mal. Er bekommt den Auftrag fünf Menschen umzubringen, und er bringt fünf Menschen um. So ein Mensch ist psychisch krank, unberechenbar, brutal und weiß Gott nicht der richtige Umgang für dich.“ „Dad, er will sich ändern.“ „Da muss ich doch fast Lachen. Das kann er vielleicht sagen, aber Anna solche Menschen können sich nicht ändern, das ist hoffnungslos. Er kann das was er getan hat nicht ungeschehen machen und ich kann dir garantieren, das er sich nicht ändert. Lagrene ist gefährlich. Wer weiß warum er hier ist. Wahrscheinlich wollte er sich an dir vergreifen um sich an mir zu rächen. Das hat er doch nicht oder?“ „Nein, Dad, das was du machst ist also besser? Den Killern ihre Aufträge vermitteln. Da trägst du auch eine Teilschuld am Tod anderer Menschen.“ „Du weißt nicht worüber du redest oder wie das alles abläuft und das ist auch gut so. Du begibst dich sonst in eine Löwengrube und dort kommt man nicht wieder heil heraus. Anna ich bitte dich, sei vernünftig. Du bist die falsche so einem Menschen zu helfen. Du wirst dabei nur belastet und gehst kaputt. Anna das werde ich als dein Vater nicht zulassen.“ „Ich bin erwachsen, ich kann selbst auf mich aufpassen. Weißt du was. Ich werde ausziehen.“ Julius hörte wie Anna die Treppen hoch rannte. Aloisius hatte Recht, aber das alles war schwerer als es schien. Die Türe ging auf und ein wirklich schlecht gelaunter Aloisius Benester kam ins Zimmer. „Du, du wirst dafür bezahlen. Glaub mir und du wirst dich verdammt noch mal von Anna fern halten. Was du auch immer willst, du wirst es nicht erreichen. Also wenn ich dich noch einmal in der Nähe meiner Tochter sehen...“
Julius hatte verstanden. Sollte er sich daran halten? Er antwortete einfach nur mit Ja. „Ja.“ Julius hörte Anna vor der Türe sagen „Ich gehe jetzt. Versuch ja nicht mich zu finden. Ich komme wieder wenn ich einen klaren Kopf habe.“ Der Aufzug fuhr hinunter. Anna war tatsächlich gegangen. Aloisius war deutlich überfordert. „In Ordnung. Eine Frage habe ich noch dann kannst du gehen. Wenn du sie mir Wahrheitsgemäß beantwortest werde ich dich heil davon kommen lassen.“ Was für ein Angebot von Aloisius. Aloisius stellte Forderungen, obwohl er ,Julius, derjenige war, der Aloisius innerhalb von einer Minute töten könnte. „Was wolltest du von meiner Tochter? Rache? Ein Auftrag? Was?!“ Was sollte er jetzt antworten, am liebsten wäre er ausgerastet. Er hätte Aloisius angeschrien, ihn verprügelt und wäre gegangen. „Das geht dich einen feuchten Dreck an, und weißt du was, ich werde hier nicht länger sitzen und mich von dir beleidigen lassen. Ich gehe.“ Er stand auf, verließ den Raum, das Hochhaus und lief nach Hause. Er machte einen Umweg um den Kopf frei zu bekommen und nach mehr als einer Stunde war er endlich vor seinem Wohnhaus angekommen. Er ging die Treppen hinauf und er hörte während er lief schon Mitch schreien. „Na komm endlich, oder soll ich dich in meine Wohnung prügeln?“ Wenn dieser Kerl nicht gleich seine verdammte Fresse hielt würde Julius persönlich dafür sorgen. Er kam auf seine Etage und in ihm kam eine unglaubliche Wut auf, als er sah wenn Mitch anschrie. Es war Anna. Sie saß zusammengekauert auf ihrem Koffer vor seiner Wohnung. Julius rannte auf sie zu, zog Mitch weg, drückte ihn an die Wand und schlug ihn mit seiner Faust in den Magen. „Wenn du ihr auch noch einmal zu nahe kommst, dann Gnade dir Gott.“ Mitch grinste hämisch. „Die Kleine muss ja wirklich gut im Bett sein.“ Julius drückte Mitch fester an die Wand. Dieser wandte sich an Anna. „Hey Kleine, was willst du eigentlich von dem hier? Der schlägt dich doch nur. Wenn du später fertig bist, komm doch bei mir vorbei, ich zahl auch das doppelte.“ Julius traf Mitch mit der Faust ins Gesicht. Dieser sank zu Boden und Julius ging zu Anna, die leise schluchzte. „Komm ich helfe dir hoch.“ Er nahm Annas Koffer und schloss seine Haustüre hinter ihnen zu. „Komm, setzt dich.“ Anna setzte sich auf das Sofa und wischte sich die Tränen weg. „Was machst du hier?“ Er war wirklich erstaunt das Anna hier war. Nachdem was Aloisius alles gesagt hatte.
„Ich wusste nicht wohin, und Geld für ein Hotel hab ich nicht mitgenommen, tut mir Leid.“ „Nein, das ist in Ordnung.“ „Kann ich hier bleiben?“ Julius hielt das für keine allzu gute Idee, aber er konnte Anna nicht einfach so wegschicken. „Ja, aber morgen suchst du nach einem günstigen Hotel.“ Sie lächelte wieder und nickte. „Du kannst es dir hier auf dem Sofa bequem machen. Wenn du etwas brauchst dann sag es einfach.“ „Könnte ich hier duschen?“ „Ja klar, aber ich muss erst ein kleines bisschen im Bad aufräumen.“ Anna nickte. Er ging ins Bad. Dort war es unglaublich unordentlich. Er räumte seine Klamotten weg, schmiss die Nacktmagazine in den Müll und suchte nach einem frischen Handtuch. Nachdem er endlich eines gefunden hatte, ging er damit zu Anna. „Hier ein Handtuch. Es tut mir Lied das es hier so unordentlich ist.“ „Das ist kein Problem.“ Anna nahm das Handtuch und ihren Koffer und ging ins Bad. Julius setzte sich auf die Couch und sah sich im Raum um. Es sah grauenvoll aus, also räumte er noch ein bisschen auf. Anna war nach 10 Minuten mit Duschen fertig. Kurze Zeit später kam sie mit neuen Klamotten und nassen Haaren aus dem Bad. „Du hast keinen Fön für meine Haare oder?“ Er schüttelte den Kopf. „Egal.“ Anna nahm ihren Koffer aus dem Bad und setzte sich zu Julius auf das Sofa. „Du kannst ein wenig Fernsehen, wenn du willst. Ich werde dann mal auch duschen.“ Er zeigte auf den Fernseher und dann ging er ins Bad. Das ganze Bad roch deutlich besser als zuvor. Er hörte das Anna fern sah. Als auch er mit duschen fertig war setzte er sich neben sie. Von Draußen waren die üblichen Geräusche zu hören. „Was willst du heute Abend ansehen?“ fragte er Anna. „Ich dachte den Liebesfilm? Nur wenn du damit kein Problem hast.“ Liebesfilm. Er hasste Liebesfilme. In solchen Filmen wurde immer die perfekte Welt dargestellt. Als wie wenn alles so einfach und perfekt wäre. „Naja, das geht schon.“ Anna schaltete auf den Film. „Solche Filme sind zu perfekt.“ Er sah Anna an. Sie nickte. „Ja, aber wenn die eigene Welt nicht immer schön ist kann man wenigsten in solchen Momenten einen schönen Film ansehen, um sich abzulenken.“ „Oder um einem anzuzeigen was man nie haben wird.“ Schweigen. „Julius , wir können auch etwas anderes ansehen.“ „Nein, das ist schon in Ordnung. Dann kann ich Liebesfilm auch von meiner Liste streichen“ Er lächelte. Die ganze Situation hatte etwas komisches. Er schaute einen Liebesfilm an. Das war komisch. Der gesamte Film ging zwei Stunden. Es war ein recht langweiliger Film und er war so aufgebaut wie es alle Liebesfilme waren. Frau und Mann trafen sich. Mochten sich. Dann kamen ein paar Probleme. Sie trennten sich. Mann gewann Frau zurück. Happy End. Zu schön um wahr zu sein. Ihm wurde beigebracht das das Gefühl LIEBE eine simple aber doch komplexe Illusion war. Das Gehirn spielte einem diese Illusion vor, damit man sich gut fühlt. Es war eine Lüge. Das ganze Liebes Getue war nichts als das Mittel zum Zweck. So langsam fing er an, an dieser Theorie zu zweifeln. Natürlich wenn man zwanzig Jahre seines Lebens so gelebt hatte, war es schwer plötzlich an die große Liebe zu glauben. Außerdem war es in seiner Situation sinnlos. „Glaubst du an die wahre Liebe.“ Es war als konnte Anna einen Teil seiner Gedanken lesen. „Ich? Nein. Ich denke nicht.“ Er sah sie an. „Ich schon. Weißt du was ich denke? Also ich denke das man seiner wahren Liebe mindestens einmal im Leben begegnet. Man muss diese eine Chance nutzen, denn man kann sich nicht sicher sein ob es eine zweite geben wird.“ Was bedeutete Wahre Liebe. Das ganze Thema war verzwickt und kompliziert. „Ist das jetzt kitschig?“ Anna schaute bedrückt zu Boden. „Ich weiß eigentlich das es kitschig und träumerisch und unrealistisch ist, aber ich möchte doch daran glauben.“ Julius wollte Anna jetzt nicht mit seiner Theorie über Liebe belasten. „Das ist doch etwas Gutes wenn man daran glauben kann und daraus Kraft schöpfen kann. Das ist gut und das sollte dir nicht peinlich oder so sein. Es ist ein Ansporn. Hoffnung. Mir wurde etwas anderes beigebracht, natürlich zur psychischen Beeinflussung, aber ich habe zwanzig Jahre danach gelebt, da ist es nicht so einfach mal kurz an etwas anderes zu glauben.“ „Kann ich verstehen ..................... Ahm ich denke das ich mich jetzt schlafen lege.“ Julius hatte natürlich nur eine Decke, er war nun mal nicht auf Besuch eingestellt. „Du kannst auf dem Sofa schlafen, es ist zwar nicht so bequem, aber immerhin weicher als der Boden. Ich werde noch kurz etwas zu essen holen. Ich schließe ab.“ Anna nickte und er öffnete die Türe. Plötzlich traten drei schwarz gekleidete Männer ein. Sie prügelten auf ihn ein. Er wehrte sich. Einen hatte er schon überwältigt. Doch dann sah er das ein Mann eine Pistole zückte und diese auf Anna richtete. Er dachte angestrengt nach was er machen sollte. Seine Pistole lag unter dem Sofa, die anderen Waffen waren unter den Dielen versteckt. Also konnte er schlecht daran kommen. „Keine Bewegung oder deine kleine Freundin hier, öffnet nie wieder ihre hübschen Augen.“ Was sollte er machen. Natürlich wollte er nicht das Anna starb, aber sonst gab er auch nie Rücksicht auf Verluste. Er nahm die Arme hoch und rührte sich nicht. „So ist es gut. Männer an die Arbeit.“ Die beiden Männer standen auf und holten aus ihren Taschen zwei Spiritusflaschen, die sie in der ganzen Wohnung auskippten. Dann banden sie Anna am Stuhl fest und verprügelten ihn. Er war sich sicher das sie ihm sogar eine Rippe gebrochen hatten. Dann zückte der eine von ihnen ein Messer und fuhr einmal mit dem Messer über den Oberkörper von Julius. Die Schnittwunde war zwar nicht tief, aber lang und sie tat höllisch weh und blutete schlimm. Der Mann wandte sich an Julius. „Schöne Grüße von Aloisius. Wenn du seiner Tochter auch nur noch einmal zu Nahe kommst dürfen wir dich umbringen.“ Diese Männer waren Vollidioten. Anstatt das sie sich die Unterlagen die Aloisius ihnen bestimmt gegeben hatte, den er war ein Mann der alles zu einhundert Prozent plante, durchgelesen hatten, hatten sie nur den mündliche Befehl von Aloisius ausgeführt. Ihm eine Lektion erteilen und seine Wohnung niederbrennen, damit Anna ihn nicht mehr fand. Vollidioten. Der Mann zündete ein Streichholz an, boxte Julius noch einmal sehr stark in den Magen, sodass er zu Boden sank und dann warf der Mann das Streichholz zu Boden. Innerhalb weniger Sekunden stand das ganze Zimmer in Flammen. Julius stand schnell auf und ging zu Annas Stuhl, befreite sie von den Fesseln und half ihr das Klebeband vom Mund zu entfernen. Währenddessen war das ganze Zimmer voll mit Rauch und Flammen und ihm kam es fast so vor als erstickte er. Auch Anna fing stark an zu Husten. Julius ging zum Sofa nahm seine Waffe und trat die Haustüre ein. Er nahm Anna, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, auf den Arm und trug sie das Treppenhaus hinunter. Er tat dies mit allerletzter Kraft. Den seine Kraftreserven waren in den letzten zwei Tagen restlos aufgebraucht worden. Er bog mit Anna noch in eine andere Straße ein, dann sackte er am Straßenrand zusammen.
„Julius, bitte, bitte wach auf.“ Anna rüttelte Julius doch dieser rührte sich nicht. Sie war plötzlich blutig an den Händen. Als sie genauer hinsah konnte sie die umrisse einer großen, blutigen Schnittwunde auf Julius Oberkörper erkennen. Was sollte sie jetzt machen. Es war mitten in der Nacht. Sie war in einer Gegend die sie nicht kannte. Sie hatte ein Geld und auch kein Telefon. Die Gestalten, die sich in den Schatten der Bäume und Häuser herumtrieben beobachteten sie. Sie hatte Angst vor diesen Gestalten und wollte sie auf keinen Fall um Hilfe bitten, aber was blieb ihr anderes übrig. „Hilfe, bitte ich brauche Hilfe.“ sagte sie zaghaft und leise. Einige Gestalten hatten sich nun weggedreht, andere schienen sich zu unterhalten. „Warum hilft den keiner?“ Anna schluchzte und brach in Tränen aus. Sie war vollkommen überfordert. Sie bemerkte nicht das aus dem Schatten eines Hauses jemand auf sie zu kam. „Was ist?“ brummte der Mann. Anna drehte sich um. Der Mann hatte durchlöcherte Kleidung an und war auch sonst ziemlich schmutzig. „Bitte, er blutet und ich weiß nicht was ich machen soll.“ Sie versuchte sich zu fassen und nicht zu weinen. „Was bekomm ich wen ich helfe?“ Anna war darüber nicht überrascht. Sie hatte nichts was der Mann haben wollen könnte. Sie sah an sich herunter. Ihre Kleidung war schmutzig und durchlöchert vom Feuer. „Ich habe jetzt nichts bei mir, aber, aber ich konnte später vorbei kommen und Geld bringen.“ Der Mann kam näher und Anna sah das er nicht gerade erfreut über dieses Angebot war. „Mädel, entweder du gibst mir jetzt etwas oder er wird sterben.“ Der Mann zeigte auf Julius. Anna wusste nicht ob der Mann übertrieb um ihr Angst zu machen, oder ob er tatsächlich die Wahrheit sagte. „Ich, ich habe nichts.“ Der Mann kam näher. „Das stimmt so nicht, also ich wüsste was so ein nettes, süßes Mädel für mich machen könnte.“ Ein Grinsen war auf seinem Gesicht zu sehen. Am liebsten wäre Anna weggerannt, aber sie konnte Julius nicht so halb Tod liegen lassen. „Na was ist? Haben wir einen Deal?“ Der Mann drückte Anna an einen Zaun. Sie wurde panisch. Sein Gesicht kam immer näher und Anna wurde schlecht. Plötzlich zog etwas den Mann nach hinten und schlug in zu Boden. Es war Julius, er hatte sich aufgerappelt und nun hielt er sich am Zaun fest um nicht wieder umzukippen. Anna schaute zu dem Mann am Boden. „Ist er Tod?“ Dann sah sie zu Julius, „Nein, ahhh scheiße ich habe gebrochene Rippen. Er ist bewusstlos, schau ob er Geld in den Taschen hat.“ Julius fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Rippen. Sein gesamtes T-shirt war blutig und vekokelt, ebenso blutete er aus der Nase. Anna bückte sich und durchsuchte die Taschen des Mannes. Sie fand fünfzig Dollar und hielt diese hoch. „Gut, komm ich kenne in der Nähe ein billiges Hotel.“ Anna ging zu Julius und half ihm zu laufen. Er stützte sich an ihr ab, natürlich nicht mit ganzem Gewicht. Darauf achtete er sehr genau. Sie liefen gut zwei Blocks weiter und kamen an das Hotel. Es war immer noch die selbe dunkle schmutzige Gegend und das Hotel sah sehr heruntergekommen aus. „Geh rein und nehme ein Zimmer. Beeil dich.“ Sie nickte. Julius setzte sich auf einen kleinen Vorsprung. Anna hatte Angst das er gleich wieder zusammenkrachen wurde, also rannte sie so schnell wie es ging zum Eingang. Sie buchte ein Zimmer und ging mit Schlüssel wieder zu Julius und half ihm hoch. Sie schloss das Zimmer auf und machte die Türe hinter ihnen zu. Julius schmiss seine Waffe aufs Bett und sackte davor zusammen. Anna ging sofort zu ihm, aber er wies sie zurück. „Geh und hol etwas Alkohol. Sie tat dies. Nach guten fünf Minuten kam sie wieder ins Zimmer zurück. „So und jetzt geh nach hinten und dreh dich um.“ sagte Julius schroff. Auch das tat sie. Sie schaute an die Wand während Julius sein T-shirt auszog und sich den Alkohol über die Wunde goss. „Mmhhhh, scheiße ...... ahhhhh ......“ hörte sie ihn mit schmerzverzerrter Stimme sagen. „Kann ich dir irgendwie helfen?“ Sie schaute immer noch gegen die Wand. „Verdammt noch mal, nein. Dreh dich ja nicht um.“ Sie wollte ihm aber helfen, sie drehte sich um und war von dem was sie sah geschockt. Julius gesamter Oberkörper sowie auch sein Rücken waren von Narben, Verbrennungen und blauen Flecken übersät. Ihr wurde ein wenig schlecht und sie drehte sich schnell wieder um. Julius fing an zu schreien. „Verdammt noch mal, kannst du nicht.. Ahhh ..... Scheiße ....“ Sie atmete tief ein machte die Augen zu und konzentrierte sich. Danach drehte sie sich um und bückte sich hinunter zu Julius.
In dem Moment, in dem Anna seine Narben sah, konnte er den Ekel und die Verachtung in ihren Augen erkennen. Er hasste es dies bei einer Person zu sehen, die er mochte. Natürlich zeigte er seine Narben nicht in der Öffentlichkeit, damit keine Fragen aufkamen. Anna seine Narben zu zeigen, war das letzte das er wollte. Trotz diesem Anblick denn sie ertragen musste, hatte sie sich wieder umgedreht und nun bastelte sie ihm aus ihrem Pullover eine Kompresse und einen Verband. „Ich denke das müsste reichen.“ Die Wunden waren versorgt. Er sah das Anna auf seine Narben schaute. „Was?“ Eigentlich wollt er das nicht aggressiv sagen, aber er tat es. „Woher kommen die Narben?“ Anna setzte sich ihm gegenüber. „Aufträge, Folter. Nach zwanzig Jahren sieht man dann so aus.“ Sie schaute auf den Boden. Schweigen. „Du kannst natürlich nach Hause gehen. Ich komm schon zurecht.“ Er wollte aufstehen, aber seine Rippen schmerzten. Anna war sofort da um ihm aufzuhelfen. So standen sie nun da. „Ich bleibe da. Das ist in Ordnung.“ Sie sah zu ihm und lächelte. Er verstand es nicht. Wie konnte sie nur gute zwanzig Zentimeter von seinem vernarbten Oberkörper entfernt sein und ihn anlächeln. Sie kam näher. Beide sahen sich ins Gesicht. Anna war wunderbar, wunderschön, perfekt. Ihre Gesichter näherten sich. Er dachte nicht nach. Beide schlossen ihre Augen. Ihre Lippen berührten sich. Er konnte ihren Atem spüren. Er fasste Anna ganz sanft mit der Hand an die Wange. Sie küssten sich. Er hatte ein unglaublich aufgeregtes, ungewohntes Gefühl im Bauch. Seine Schmerzen die er bis vor einer Minute noch gespürt hatte, waren wie weg. Der Kuss war zart, vorsichtig, zurückhaltend aber wunderbar. Sein Herz schien tausendmal schneller zu schlagen als zuvor. Die Zeit schien sprichwörtlich still zu stehen. Es war ein wunderbarer Moment. Ein Moment der Julius nur ganz kurz all die Strapazen, all die Last vergessen ließ. Ein Klopfen riss sie beide wieder in die Realität zurück. „Morgen müssen sie hier wieder raus.“ schrie der Hotelbesitzer. Julius ging schnell zur Türe und öffnete diese einen kleinen Spalt, sodass er nur sein Kopf zu sehen war, der Hotelbesitzer sollte nicht unbedingt die Narben sehen und auf sie aufmerksam werden. „Ja, das ist in Ordnung.“ sagte er und schloss die Türe wieder. Er sah zu Anna. Was sollte er den jetzt sagen? Wie sollte er sich verhalten? Er spürte wie die Schmerzen sich wieder bemerkbar machten. Julius stützte sich an der Türe ab. Er ging mit größter Mühe zum Bett und setzte sich neben Anna auf die Kante. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter. „Ich bin müde.“ Julius sah sie an. „Ja.“ Anna stand auf und schlüpfte unter die Decke. Sie musste nichts sagen. Er legte sich in die andere Hälfte des Bettes, seine Hände waren über der Decke. Anna nahm seine rechte Hand und hielt sie fest. So lagen sie da und er dachte an nichts. Er machte einfach die Augen zu und schlief ein.
Als er die Augen wieder öffnete schien die Sonne durch das kleine Fenster im Zimmer. Anna hielt immer noch seine Hand fest und schlief. Er drehte sich in ihre Richtung und merkte wie seine Rippen schmerzten. Es war schon etwas besser. Er sah Anna zu wie sie schlief. Ihr hing eine Strähne ins Gesicht und er strich sie ganz vorsichtig weg. Anna öffnete ihre Augen. Er grinste. „Guten Morgen. Gut geschlafen?“ Sie gähnte. „Ja, sehr gut. Was ist mit dir?“ „Ja erstaunlicher Weise auch. Anna?“ „Ja?“ Er musste einfach fragen was jetzt war. „Was jetzt?“ „Ich weiß nicht. Ich glaube, naja also ich glaube...“ Er sah das ihr eine leicht Röte ins Gesicht stieg. „Ich glaube ich habe mich in dich, naja, verliebt.“
Sein Herz blieb für einen Moment stehen. Verliebt. Wie konnte man sich in ihn verlieben. „Sicher? Ich meine ich war ziemlich gemein zu dir und habe dich angeschrien.“ Sie sank ihren Blick. „Du hast dich so um mich gekümmert und wir haben uns wunderbar unterhalten und du hast mich beschützt, gerettet.“ Er biss sich auf die Lippe. Was sollte er ihr jetzt antworten? Julius wusste nicht ob er auch in Anna verliebt war. Oder etwa doch? Er mochte sie unheimlich stark. Er fühlte sich in ihrer Gegenwart wohl. Er wollte nicht das ihr etwas schlimmes passierte. Er kümmerte sich gerne um sie. Er unterhielt sich gerne mit ihr. Wenn das nicht verliebt sein war. „Ja, ich auch. Aber Anna das gibt nur unzählige Probleme.“ Er wusste das es so war. Er wusste das er beziehungsunfähig war. Er wusste das Anna etwas deutlich besseres verdient hatte. Seine Vernunft sagte ihm das das nie gut gehen könnte. Sein Herz, das er wohl zum ersten Mal seit zwanzig Jahren wieder hörte, sagte ihm das man die Probleme überwinden konnte, das er es brauchte, wollte, das es ihm unglaublich gut tun würde. „Es gibt kein Problem für das es keine Lösung gibt. Den Versuch ist es Wert.“ Sie lächelte, Anna hatte wohl das bezauberndste Lächeln und konnte ihn damit in einen Bann reisen das er alles um sich herum nur noch wage wahrnahm. Auch er lächelte jetzt. Anna küsste ihn ganze schnell auf die Wange hüpfte aus dem Bett und ging ins Bad. Sie beide hatten mit den schmutzigen Klamotten geschlafen, und so waren sie schnell fertig im Bad, da sie ja nichts frisches zum Anziehen hatten. Julius bestand darauf das Anna nach Hause ging. Und sie bestand darauf das er mitkam und seine Verletzungen versorgte. So nahmen sie mit dem letzten Geld das sie noch hatten ein Taxi zum Apartment.
Aloisius saß im Wohnzimmer und dachte darüber nach wann seine Tochter endlich wieder nach Hause kam. Er würde sich bei ihr entschuldigen. Ihr die gesamte Wahrheit sagen, dazu hatte er sich entschlossen. Er hatte es sich in seinem Sessel mit der heutigen Zeitung bequem gemacht. Er hörte das der Aufzug sich bewegte und hoffte das es Anna sein werden würde. Er legte die Zeitung auf seinen Schoß und schaute zum Aufzug. Die Türen gingen auf. Sein Tochter trat aus dem Aufzug, sie hielt die Hand von, Aloisius wurde wütend, Anna hielt die Hand von Lagrene. Erst beim zweiten Blick fiel ihm auf wie Anna aussah. Ihre Klamotten waren schmutzig und hatten Löcher. Das T-shirt von Lagrene war blutig. Er sprang auf und ging zu seiner Tochter. „Anna, was ist passiert? Komm setzt dich.“ Lagrene ließ Annas Hand los. Aloisius nahm sie und setzte sich neben Anna auf das Sofa. Lagrene blieb stehen. Dies war auch gut. „Naja, ich bin zu Julius gegangen und dann kamen Männer die du beauftragt hast und haben Feuer gelegt.“ Wie konnte das passieren, Aloisius hatte den Männern Unterlagen mitgegeben mit Zusatzinformationen. Es waren ignorante Volltrottel, da sie die Informationen nicht gelesen hatten. Er sah zu Lagrene. Dieser nickte. „Es tut mir Leid Anna, unglaublich Leid. Ich wollte nicht das dir etwas passiert.“ Er sah sie an. „Mir ist dank Julius auch nichts passiert. Aber Dad, warum machst du so etwas, ich meine was wolltest du damit bezwecken?“ Aloisius hatte nicht damit gerechnet das Anna etwas über diese Aktion mitbekommen würde. „Lagrene sollte sich damit von dir fern halten. Nun steht er in meinem Wohnzimmer. Somit hat meine Aktion ja nichts gebracht. Die große Frage die sich mir stellt ist was er denn jetzt hier macht?“ Er schaute zu Lagrene. „Ich wollte Anna nach Hause bringen.“ Dieser Mann war sich für keine Ausrede zu Schade. „Gut das hat du ja, jetzt kannst du gehen und...“ „..Nein Dad er bleibt, er ist verletzt und braucht Hilfe.“ „Anna, ich hatte wirklich gehofft das du zur Vernunft gekommen bist.“ Ja das hatte er. Aber anscheinend war es nicht so, denn seine Tochter hatte die Hand eines Auftragskillers gehalten. „Dad, ich kann für mich selber entscheiden was gut für mich ist. Außerdem ist Vernunft manchmal fehl am Platz, das hast du selbst einmal gesagt.“ „Ja, aber in einem anderen Zusammenhang.“ Aloisius sah wie sich Lagrene an die Rippen fasste. „Du kannst dich hinsetzten“ sagte seine Tochter. Er nickte Lagrene zu. Dieser setzte sich auf einen Stuhl. „Warum hast du seine Hand gehalten?“ Er wollte es wissen. „Naja, ähm, wir, wir haben uns in einander verliebt.“ Er glaubte sich verhört zu haben. „Anna, das ist doch, glaubst du wirklich ein Auftragskiller kann sich verlieben? Der heuchelt dir etwas vor. Er lügt, das ist für ihn normal. Du bist einfach viel zu naiv und zusätzlich jetzt auch noch sehr verwirrt. Er hat dich beeinflusst, das macht er beruflich auch oft. Also bitte Anna.“ Er sah das seine Tochter anfing zu weinen. Lagrene sprang auf. „Aloisius das hier ist keine Lüge, ich würde Anna .... nie etwas antun.“ Lagrene legte seinen Arm um Anna. Er stand auf und ging zu seinem Sessel und holte von der Unterseite seine Pistole hervor. Er entsicherte sie und richtete sie auf Lagrene. „Weg von meiner Tochter.“ Er hoffte das es etwas bewirkte. Er schaute zu Anna, die sehr verzweifelt aussah. Lagrene hatte innerhalb von zwei Sekunden ebenfalls seine Pistole entsichert und zielte auf Aloisius. „Dad, Julius bitte...“ Anna sah Lagrene an. Dieser nahm darauf das Magazin aus seiner Waffe und leget es auf den Tisch. „Dad?!“ Er tat das selbe. „Anna ich kann das nicht für gut heißen.“ „Aber du musst es akzeptieren.“ „Glaub mir wenn er auch nur eine kleine falsche Bewegung macht, dann ist er ...“ Das war keine Drohung, es war eine Tatsache. Sein Telefon klingelte. „Benester. Ja. Hat das nicht Zeit bis morgen? Ja. Natürlich. Auf Wiederhören.“ Es war das Büro gewesen, es wurde eine kurzfristige wichtige Sitzung einberufen. Zum ungünstigsten Zeitpunkt überhaupt. Es war ihm überhaupt nicht recht, das Anna nun alleine mit Lagrene blieb. „Anna, ich muss gehen. Sitzung. Lagrene ich warne dich.“ Lagrene nickte. Aloisius nahm beide Waffen vom Tisch, ging in sein Büro, nahm seine Sachen, verabschiedete sich von Anna mit einem Kuss auf die Stirn. Bevor er in den Aufzug stieg warf er Julius noch einen grimmigen Blick zu.
Ihm war klar gewesen das Aloisius sich nicht gerade darüber freuen würde das Anna ihn mitbrachte. „Komm ich zeig dir wo du duschen kannst. Du kannst ein paar Klamotten von meinem Dad haben.“ Sie fasste ihn an der Hand und zog ihn die Treppe hinauf. „Hier ist die Dusche. Ich lege dir die Klamotten einfach vor die Türe. Ich suche währenddessen nach ein paar Schmerztabletten.“ Nachdem er geduscht hatte zog er einen Jogginganzug von Aloisius an. Er ging die Treppe runter und Anna kam gerade aus der Küche. „Hier, ich hab die Schmerztabletten gefunden.“ Sie hob eine kleine Dose hoch. Er nahm sofort ein paar Tabletten und legte sich auf das Sofa.
Konnte er überhaupt ein solches Glücksgefühl empfinden?
Oder hatte er es nicht verdient?
Eigentlich wusste er das er es nachdem was er alles getan hatte, Glück nicht verdient hatte. Aber andererseits war es ein berauschendes Gefühl, sich fallen lasse war kaum einfacher, als Anna zu lieben. Und er wusste eigentlich das er sie liebte, in welcher Art er auch immer Liebe empfinden konnte.
Er sah Anna an, und diese lächelte, und er fühlte sich erfüllt. Es war pure Glückseligkeit, er konnte es spüren, er bekam Gänsehaut. Hätte er auch nur ansatzweise geahnt das es er fähig war so etwas zu empfinden, aber er dachte immer er wäre kalt, und nichts könnte ihn berühren. Doch da lag er wohl falsch.
„Was ist los?“ fragte sie.
Er schüttete den Kopf und trank das Glas Wasser lehr.
„Nichts, ich dachte nur gerade, das ich mich in deiner Nähe so wohl fühle“
Anna schüttelte den Kopf und lächelte, das bezauberndste Lächeln das es wohl auf diesem Planeten gab, ein Engel konnte wohl kaum bezaubernder sein.
Tag der Veröffentlichung: 05.08.2011
Alle Rechte vorbehalten