Einen Aufsatz über einen Engel - Wie soll ich das nur schreiben, frage ich mich. Ich sitze an meinem PC und versuche in Worte zu fassen, was einen Engel alles ausmacht. Wen bezeichne ich als einen Engel, möchte mein Deutschlehrer wissen. Woher soll ich denn das bitte wissen?
Dann kommt mir die Idee. Warum sollte ich nicht all die guten Eigenschaften meiner Freunde zusammen nehmen? Denn nur sie können doch eigentlich Engel ausmachen. Oder? Ich fange an zu tippen.
Deutschaufsatz über einen Engel
geschrieben von Tina Warren
“Engel
Was sind Engel? Engel sind keine Fantasiegestalten. Ich kann das beweisen, denn ich durfte sie kennen lernen. Engel sind Wesen, die immer da sind, wenn man sie braucht. Sie kommen zu dir, wenn andere bereits gegangen sind. Wenn du traurig bist und dir die Tränen in Bächen die Wangen runter laufen, dann kommen sie zu dir und nehmen dich in den Arm. Sie sind immer für dich da, wenn du sie brauchst. Jederzeit kannst du sie rufen, egal, ob es spät in der Nacht oder mitten am Tag ist - Sie werden kommen und dir beistehen. Ihnen ist es egal, ob du sie anschreist und ihnen sagst, dass sie abhauen sollen. Sie werden bleiben, dich in ihren kleinen Armen hin und her schaukeln und dir damit sagen, dass sie dich lieben. Egal, wie sehr du sie anschreist. Sie werden niemals von deiner Seite weichen. Sie werden dich beschützen, wenn du über die Straße läufst und ein Auto immer schneller immer näher kommt. Sie werden dich davon abhalten, deine Träume zu zerstören. Engel stehen dir bei, wenn du am Boden bist und geben dir ihre Hand, um dir wieder aufzuhelfen. Sie sind immer an deiner Seite, wenn du sie brauchst. Sie werden dir niemals böse sein, wenn du sie beleidigst. Sie machen sich Sorgen um dich, wenn sie mal längere Zeit nichts von dir hören. Sie schützen dich vor allem Bösen.
Es gibt viele, die Ärzte als Engel bezeichnen. Sie retten Leben. Aber Ärzte bezeichne ich nicht als Engel. Nein, ich nenne sie, so wie viele andere auch einfach nur “Götter in Weiß”. Sie entscheiden über Leben und Tod. Aber nun zurück zu den Engeln. Ein weiser Mann hat einmal gesagt, dass jeder Mensch seine eigenen Engel hat. Manche sagen, dass die besten Freunde Engel sind, weil sie immer zu und jederzeit für einen da sind und einem zuhören, einen in den Arm nehmen und trösten. Sie behüten dich vor dem Bösen. Andere wiederum sind der Meinung, dass nur Verstorbene Engel sein können, weil sie oben im Himmel sind und über unser Leben wachen. Jedes Unheil, dass auf uns zu kommt, sollen sie angeblich sehen und verhindern.
Ich habe ganz am Anfang geschrieben, dass ich Engel kennen gelernt habe. Meine persönlichen Engel sind meine besten Freunde, genauso auch meine Verwandten, die jetzt ihren Platz im Himmel eingenommen haben.
Warum meine Freunde Engel sind:
Sie merken es sofort, wenn es mir schlecht geht und nehmen mich in den Arm, um mir im Stillen zu sagen, dass sie immer für mich da sein werden. Sie helfen mir dabei aufzustehen und das Gleichgewicht zu halten, wenn mein Körper vergessen hat, wie das geht. Sie halten mich fest in ihren Armen und bewahren mich davor umzukippen, wenn ich von selbst nicht mehr die Kraft dazu habe. Sie stehen immer an meiner Seite und lenken meine kleine Welt wieder in die richtige Bahn zurück, wenn sie vom Kurs abgekommen ist. Freunde sind da, um einen gut zu zureden, glück zu wünschen, einem die Daumen zu drücken, in den Arm zu nehmen, zu trösten und einen einfach so zu nehmen, wie man ist. Freunde wollen dich nicht verbiegen und du musst dich ihnen gegenüber auch nicht verstellen. Sie nehmen dich so, wie du bist und zeigen jedem, dass es ihnen nicht egal ist, wenn du blöd angemacht und geärgert wirst. Sie helfen dir aus jeder Lebenslage raus und ziehen dich aus der Scheiße, wenn du mal wieder bis zu den Knien drin stehst.
Dann gibt es noch die Engel, die man nicht sehen kann. Es sind liebenswerte Menschen gewesen, die nach ihrem Leben auf der Erde einen Platz im Himmel bekommen haben. Jederzeit stehen sie dir zur Seite, begleiten dich Tag und Nacht durchs leben. Du kannst sie nicht sehen, weil sie für uns Menschen nicht mehr existieren. Und doch gibt es sie. Sie leben in einer Parallelwelt und können immer zu jederzeit sehen, was wir machen. Sie führen uns durchs Leben hindurch und helfen uns genauso, wie unsere Freunde, unser Leben zu meistern. Sie halten uns davon ab aufzugeben. Manchmal.... da kommen sie so nah an uns heran, dass wir meinen sie spüren zu können. Manche sagen, sie können sie ab und zu sogar sehen, oder sind der Meinung, dass sie ihre Stimmen gehört haben, die ihnen bei einer wichtigen Entscheidung geholfen haben. Diese Engel begleiten dich auch durch deine Träume. Sie helfen dir, deinen Tag zu verarbeiten. Manchmal kommen sie in deinen Träumen auch selbst vor. Dann durchlebst du Zeiten, in denen diese Menschen noch bei dir waren. Du siehst dich zum Beispiel mit deiner toten Großmutter im Wohnzimmer sitzen. Siehst, wie sie dir einen Apfel schält, in Stücke schneidet und dir Stück für Stück zum naschen gibt. Du siehst deinen Großvater, wie er mit dir einen Weihnachtsbaum schmückt. Hörst seine Stimme, wie er dir die ulkigsten Gebete lernt. Erinnerst dich zusammen mit ihnen an Weihnachten, wie sie vor dir auf der Couch sitzen und du ihnen brav das neueste Weihnachtsgedicht aufsagst, dass du gerade erst im Kindergarten oder in der Schule gelernt hast. Manchmal erinnern sie dich auch daran, dass sie gestorben sind. Sie erinnern dich aber nicht deswegen daran, weil sie dir schaden wollen. Nein, sie machen es, weil sie wollen, dass du damit zurecht kommst und es verarbeiten kannst. Sie wollen niemals, dass du wegen ihnen leidest. Nur das ist der Grund, warum sie dich ab und zu daran erinnern, dass sie nicht mehr leben. Du kannst dir immer sicher sein, dass sie immer neben dir sind und dir mit Rat und Tat helfen, wo sie nur können. Und das nur, weil sie dich auch noch nach ihrem Tod unendlich lieben.
Das sind meine Engel, auf die ich mich immer und zu jeder Zeit verlassen kann.
Kurze Anmerkung zum Schluss: Nicht jeder Mensch kann ein Engel sein. Um ein Engel zu werden, muss man im Leben nur gutes getan haben. Man darf an niemandem Gewalt anwenden, denn sonst wird man nie ein Engel werden. Also überlegt es euch gut, was ihr tut!”
Das war’s. Mehr fällt mir zu dem Thema einfach nicht ein. Was sollte man sonst noch über Engel schreiben können? Wenn ich noch mehr geschrieben hätte, dann hätte ich mich am Ende nur noch wiederholt. Deswegen belasse ich es dabei. Morgen werde ich ihn abgeben und hoffen, dass ich trotzdem eine gute Note bekomme. Ich finde, besser kann man einen Engel nicht beschreiben.
Morgen werd ich den Aufsatz meinem Deutschlehrer geben. Wenn ihm gefällt, was ich geschrieben habe, hat er gesagt, wird er es wieder in der Schülerzeitung veröffentlichen. Wie jedes Jahr eben. Jedes Jahr fällt ihm ein Thema ein, über das ich schreiben könnte und jedes Jahr findet er meine Geschichten aufs neue super. Ich freue mich schon darauf, wenn ich wieder etwas neues für ihn schreiben darf. Du schreibst toll, sagt er jedes mal wieder. Du solltest Schriftstellerin werden, hat er gemeint. Ich helfe dir dabei, hat er wieder mal gesagt und ein du musst mir nur Bescheid sagen hinzugefügt.
Ich bin schon gespannt, wie er sie dieses mal findet. Ob ihm gefallen hat, was er gelesen hat? Mir gefällt es jedenfalls, was ich dieses mal wieder auf die Schnelle aus dem Ärmel gezaubert hab. Morgen wird er es in seinem Fach finden.
Nur er weiß, über was ich als nächstes schreiben darf! Ich freue mich schon darauf, wenn er wieder mal sagt “Tina, hast du mal ne Minute? Ich hätte da eine Frage. Könntest du nicht über irgendetwas neues schreiben?” und dann sagt er mir immer, was er von mir lesen möchte und ich sitze dann wieder am PC und überlege, was ich am besten schreiben könnte.
Tag der Veröffentlichung: 27.07.2009
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