Cover

Warnung:
Das ist erst der Anfang meines Buches und es ist noch nicht sehr lang. Das richig spannende kommt erst später ( des hab ich noch gar nicht geschrieben) und es sind sicher viele Rechtschreib- und Grammatikfehler drin. Ignoriert sie wenn möglich einfach und gebt bitte ein Kommentar ab wie ihr den Anfang meines Buches fandet.


Prolog

Vor langer Zeit, waren Feen, Elfen, Kobolde, Hexen, Trolle, Riesen, Zwerge, Vampire und Werwölfe keine Legenden und Mythen sondern Mitbewohner der Erde. Sie lebten ganz natürlich mit den Menschen und Tieren zusammen.
Eines Tages aber fingen die Menschen an die Gaben und die Kräfte der Geschöpfe auszunutzen, und folterten sie so lange bis sie ihren Befehlen folgten.
Daraufhin versteckten sich die Wesen und erschufen schließlich ihre eigene geheimnisvolle Welt von der die Menschheit nichts wusste. nannten sie sie, denn dunkle Magie beherrschte das Land geschaffen aus dem Hass auf die Menschen. Wer in dieses Land gehen möchte, muss durch ein Portal steigen und kann dann nie wieder in die Menschenwelt zurück.
Als die Geschöpfe nach und nach verschwanden, gerieten sie in Vergessenheit und werden heute nur noch in Märchen und als „Fabelwesen“ genannt.
Doch diese „Fabelwesen“ vergasen die Menschen nicht so schnell, und bis zum heutigen Tage hegen sie einen tiefen Groll auf die Menschheit.


Teil 1

Wie alles begann …


Bemerkung:
- Wenn Liz in der High school in Amerika ist, sprechen alle Englisch
- Liz Vater spricht mit seiner Familie nur Englisch


Wie alles begann


Wütend stopfte ich meine Bücher in einen Umzugskarton, mein Kleiderschrank war schon leer.
Mein Leben ist aus und vorbei!
Wieder traten mir die Tränen in die Augen. Ich hatte in letzter Zeit nah am Wasser gebaut, obwohl dass sonst gar nicht meine Art war. Und doch gab es ja auch einen Grund dafür...

Es war der letzte Schultag. Von überall her kamen „Tschüss Liz“ oder „Schöne Ferien Lizza“ – Rufe. Ich war glücklich, meine Note in der Matheklausur war gut und heute war der letzte Schultag vor den Herbstferien.
Als ich aus der Schule kam, rannte wie immer meine kleine Schwester auf mich zu und sprang auf meinen Rücken.
Der Kindergarten war gleich neben der Schule, was praktisch war, denn so konnte ich Melli auf dem Nachhauseweg gleich mitnehmen.
Wie jedes Mal fragte sie als erstes: „Na Liz, wie geht’s?“,
und wie jedes Mal musste ich lachen. Meine kleine, coole Schwester. Melli war 4, genauer gesagt 4 1/2 und für ihr Alter sehr klug.
Ich war ihr ein- und- alles und umgekehrt. Sie sprach fehlerfrei und konnte sogar schon lesen. Ein kleines Wunderkind.
„Gut und dir?“, antwortete ich, streckte die Arme nach hinten, zog sie vom Rücken nach vorne in meine Arme und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.
„Auch gut!“, quiekte sie und drückte sich an mich.
„Hey Felicitas!“, rief eine Stimme hinter uns, das konnte nur einer sein. Ich stöhnte genervt auf. Unser Bruder. Nur er ärgerte mich immer wieder, indem er mich mit meinem richtigen Namen nannte.
„Was ist?!“
Mike tauchte neben uns auf und grinste als er mein verärgertes Gesicht sah.
„Liz will nicht so genannt werden, Mike!“, tadelte Melli ihn.
Ich musste glatt grinsen.
„Was willst du?“, fragte ich ihn frostig.
„Was gibt’s zum Mittagessen?“, gab er bissig zurück.
Ich seufzte, ich hätte es mir ja denken können, immer die Selbe Frage.
Bei uns Zuhause gab es niemanden der wirklich kochen konnte, außer mir.
Mein Vater war viel zu oft nicht da, meine Mutter war für den Haushalt zuständig und fürs Kochen ungefähr so talentiert wie ich fürs Tischdeckenhäkeln; nämlich überhaupt nicht. Und Mike mein 18 jähriger Bruder, als er einmal versucht hatte zu kochen, hatten wir danach den Feuerlöscher holen müssen. Also blieb es an mir hängen und - ich wollte ja nicht angeben, aber ich kochte verdammt gut.
„Linsensuppe mit Maroni“, antwortete ich.
Melli strahlte, aber das war nichts außergewöhnliches, sie mochte alles was ich kochte. Mein Bruder schien nicht erfreut, er zog ein langes Gesicht.
„Das ist das Lieblingsgericht von Mama, ich will sie mit dem Essen ein wenig beschwichtigen.“, erklärte ich ihm.
„Beschwichtigen?“ Er machte ein unschuldiges Gesicht.
Wenn er sich so benahm wie heute – und ich hasste es wenn er sich so benahm – dann hatte er Ärger mit seinen Noten. „Vielleicht wegen schulischen Leistungen?“
Er setzte eine finstere Miene auf.
Ich seufzte noch einmal.
In dem Moment kam Jared angefahren.
Er hatte lässig den einen Ellbogen am offenen Fenster und die andere Hand am Lenkrad.
„Brauchen die beiden hübschen Damen eine Mitfahrgelegen-
heit?“ Elegant nahm er seine schwarze Sonnenbrille ab und bat uns mit einer Handbewegung einzusteigen.
Ich kicherte, Jared schaffte es immer wieder meine Laune zu heben.
„ Ahh da ist ja wieder dein Lover Felicitas!“ Mike wollte noch einmal auftrumpfen doch ich ignorierte ihn einfach und stieg neben Jared ein. Melli kroch auf die Rückbank.
Mike fuhr nicht mit, er war mit seinem eigenen Wagen hier und nahm wie immer seine blöden Freunde mit. Er stapfte da-
von und Jared gab Gas.
„ Hat mal wieder schlechte Laune, was?“
„ Oh ja, schrecklich! Selber schuld wenn er keine guten Noten hat.“ Ich zuckte mit den Achseln.
„ Möchtest du fahren? Es ist ja schon ziemlich lange her, seit dem letzten Mal. Nicht dass du es noch verlernst.“ Er grinste.
Ich verdrehte die Augen und murmelte: „Ist ja schließlich dein Auto.“
Doch ich nahm das Angebot an. Jared lenkte den Wagen an den Gehwegrand und wir wechselten den Platz.
Vorsichtig fuhr ich zurück auf die Straße. Er hatte ja recht. Ich fühlte mich immer noch nicht sicher hinterm Lenkrad. Direkt an meinem 17. Geburtstag hatte ich meinen Führerschein. gemacht. Ich durfte nur fahren, wenn eine volljährige Person mit einem Führerschein daneben saß. Deshalb fuhr ich eigentlich nur wenn Jared uns von der Schule abholte.
Ich fand es sehr großzügig von ihm mich immer wieder mit seinem Wagen fahren zu lassen.
Zu meinem achtzehnten Geburtstag dauerte es noch und trotzdem hatte ich schon geplant. Ich wollte ein ganz großes Fest veranstalten und alle aus meinem Jahrgang einladen.
Natürlich inklusive Jared – der 19 und mit der Schule fertig war. Im Moment machte er Zivildienst im Krankenhaus. Meine beiden jüngeren Freundinnen Amy und Mäggi sollten auch kommen. Sie waren 15 und so gut wie unzertrennlich. Wie Zwillinge – obwohl sie sich gar nicht ähnlich sahen.
Mäggi war groß und eine richtige Partymaus. Amy hingegen war eher kleiner und sehr sensibel. Auch wenn Mäggi ihre beste Freundin war, wenn sie Probleme hatte und sich ausheulen wollte, dann kam sie immer zu mir. Die beiden warten sehr verschieden, aber trotzdem hielten sie immer zusammen. Ich lächelte.
So in Gedanken versunken merkte ich gar nicht dass wir schon bei unserem Haus angekommen waren, bis Jared mich anstupste und ich verwirrt aufsah.
Wir wohnten schön, nicht mitten in der Stadt, aber auch nicht direkt auf dem Land. Die Schule, auf die ich und mein Bruder und der Kindergarten auf den meine Schwester ging lagen gleich in unserer Nähe, am Stadtrand.
Unser Haus war toll, 3 Stockwerke und ein Swimmingpool. Viele dachten wir wären reich, doch das stimmte nicht, wir hatten einfach nur viel Geld.
Im selben Augenblick wie wir kam auch mein Bruder. Melli und ich stiegen aus, bedankten uns bei Jared und winkten noch als er weg fuhr. Wir liefen zu Mike in die Garage.
„Wo hast du denn deine Freunde gelassen?“, fragte ich spitz.
„ Bei ihnen abgeliefert. Wo denn sonst?“, antwortete er mürrisch.
„Na das ging aber schnell. Wahrscheinlich sind sie ihn auch schon bald leid“, zischte ich Melli zu und sie musste kichern.
Mike sperrte die Haustür auf und wir traten ein. Ein köstlicher Duft wehte uns entgegen.
Schon da hätte mir etwas auffallen müssen. Heute war Dad zu Hause. Trotzdem kochte er so gut wie nie, außer er wollte uns etwas Unangenehmes sagen. Doch ich dachte mir nichts und setzte mich gut gelaunt an den Küchentisch.
Auch Dad hatte die Idee mit der Linsensuppe gehabt, und aus dem Augenwinkel sah ich wie Mike mürrisch auf sein Essen starrte. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen.
„Hallo Mama, hallo Dad”, sagten Melli, Mike und ich wie aus einem Mund.
Unser Vater bestand darauf „Dad“ genannt zu werden. Er kam aus England, deshalb sprachen wir Kinder auch fließend Englisch. Früher mussten wir jedes Jahr nach England – in den Ferien versteht sich – und dort auf eine Schule. Mittlerweile hatten Mike und ich uns gewehrt, Melli dagegen musste immer noch dorthin. Selbst ich konnte meine Eltern bei dem Punkt nicht umstimmen.
Angelika und Ben schauten auf, ihre Gesichter waren bedrückt.
„Was ist los?“, fragte ich unsicher. Sie zögerten, naja meine Mutter zögerte, mein Vater schien schon zu wissen was er sagen wollte, doch er überließ Angelika das Wort.
„Ich weiß nicht. Sollen wir es ihnen wirklich schon sagen?“ Mama sprach zu Dad als wären wir gar nicht da.
„ Ja, es hat keinen Sinn es ihnen weiter zu verschweigen. Es wird nicht leichter für sie sein.“
„Ähh, also ähm wir, wir...“ –
„Was?! Was ist mit uns?“ Ich blickte von einem zum anderen. Mein Gott, sagt es halt endlich. So schlimm wird’s schon nicht sein.
„Wir werden umziehen. Nach Amerika,“ mein Vater sagte es ganz ruhig und bestimmt.
Ich erstarrte, der Löffel rutschte mir aus der Hand und fiel laut klirrend zu Boden. Mir war es egal.
Umziehen?! Mein ganzes Leben lang wohnte ich hier. Wir konnten nicht einfach so numziehen.
Mein Bruder fand als erster seine Stimme wieder. „Wenn das ein Scherz seien soll, dann ist er nicht gut!“, brüllte er und wir zuckten alle zusammen.
„ Das ist aber kein Scherz“, herrschte Charlie ihn an, „es ist schon alles getan, ihr seid auch schon von der Schule abgemel-
det. Und vom Kindergarten,“ fügte er hinzu als sein Blick auf die verängstigte Melli fiel.
Sie fing schließlich an zu weinen und krabbelte auf meinen Schoß.
Ich legte einen Arm um sie und fing auch an zu schluchzen. Umziehen.
Die Tränen rannen mir nur so über die Wangen, ich hatte einen Kloß im Hals als ich daran dachte in eine fremde Stadt zu ziehen, in ein fremdes Land, weg von meinen Freundinnen, weg von unserem Haus, weg von... Jared.
Zwischen uns bestand keine Beziehung, keines Wegs, doch wir waren beste Freunde, schon seit ich sprechen und laufen konnte, waren wir das gewesen. Er war immer für mich da gewesen, immer wenn es mir schlecht ging hatte ich zu ihm kommen können.
Und jetzt sollte ich ihn einfach so verlassen?
Ich merkte gar nicht dass ich aufgestanden war, doch plötzlich
stand ich und schrie: „Nein! Das könnt ihr nicht machen! Ich ziehe nicht weg! Wenn ihr umziehen wollt, bitteschön, ohne mich!“ Melli schaute mich mit ihren großen dunkelblauen Augen traurig an, doch ich ignorierte sie und rannte heulend hoch in mein Zimmer.
Den ganzen Tag verkroch ich mich, redete mit niemandem und schmollte vor mich hin.
Schließlich als meine Augen wieder trocken waren, war ich nur noch wütend.
Ich ging nach unten, gerade als Angelika mir das Essen bringen wollte. Ich marschierte wortlos an ihr vorbei und setzte mich an den Esstisch, wo der Rest der Familie schon saß.
Mike und Melli starrten mich erstaunt an, doch Dad schien überhaupt nicht überrascht. Wahrscheinlich hatte er gewusst, dass ich mich nicht lange verstecken würde, er wusste ja immer alles.
Lustlos stocherte ich in meinen Spagetti rum.
Wieso? Wieso mussten wir wegziehen? Dann stellte ich die Fragen laut: „Warum? Wieso müssen wir hier weg? Haben wir Geldprobleme, oder was?!
„Nein“, antwortete Ben, er sah nicht von der Zeitung auf als er mit mir sprach, „es ist wegen der Arbeit. Sie wollen mich verlegen. Nach Amerika. Dort werden wir mehr Geld bekommen. Und du kommst mit“, er legte die Zeitung beiseite und schaute mich streng an.
Dad war Chef einer großen Firma und war oft auf Geschäftsreisen unterwegs. Manchmal musste er Monate weg. Diesmal schien es für immer zu sein.
Zornig funkelte ich ihn an und erhob mich. Mir war eindeutig der Appetit vergangen. Meine Mutter folgte mir als ich aus dem Esszimmer ging, berührte mich sanft am Arm und murmelte „Komm mal mit“.
Sie führte mich in ihr Zimmer und setzte sich aufs Bett. Ich ließ mich neben ihr nieder.
„Ich weiß genau wie du dich fühlst“, fing sie an, ich schnaubte, sie blickte mir tief in die Augen und redete weiter als hätte es keine Unterbrechung gegeben.
„Als ich 13 Jahre alt war, mussten wir auch wegziehen, zwar nicht in ein anderes Land aber weit weg in eine andere Stadt. Wie du weißt lebte ich damals in Amerika und wir zogen von einer kleinen Stadt in eine große Stadt. Für mich war es die Hölle.
Felicitas, ich weiß warum du nicht weg willst. Es ist nicht wegen dem Haus, nicht wegen der Schule und auch nicht wegen deiner Freundinnen – jedenfalls nicht größtenteils – es ist wegen Jared, hab ich Recht?“ Das war eine rein rhetorische Frage, das wusste ich, aber ich antwortete trotzdem. „Und wenn es so ist?“
Sie sprach mit ruhiger Stimme. „Ich will dir nur sagen, dass ich dich verstehe. Bei mir war es ähnlich, nur das bei mir die erste Liebe war. Er hieß Paul und wir beide waren unendlich traurig als ich wegzog. Wochenlang war ich schrecklich unglücklich.“ Tolle Aussichten, dachte ich und verzog den Mund. Doch sie bemerkte es gar nicht. „Ich habe mich wieder gefangen, Freunde gefunden, ich war glücklich. Und bei dir
wird es genauso sein Schatz, auch du wirst die schwierige
Trauerphase überwinden.“ Sie holte tief Luft als sie geendet hatte.
„Und Paul? Hast du ihn je vergessen? Hast du ihn einfach lie-
gengelassen?“
Angelika antwortete nicht. Ich stand abrupt auf und wich vor meiner Mutter zurück als würde sie Gift sprühen.
„Nein, Mama! Bei mir wird es nie so werden. Ich werde Jared nie vergessen, nicht meinen besten Freund!“ Jetzt rannen mir die Tränen wieder über die Wangen...

Als plötzlich mein Name gerufen wurde landete ich wieder in der Gegenwart.
„Liii-iiz!“, schrie Melli so laut sie konnte.
„Was ist denn?“, rief ich mit erstickter Stimme zurück.
Diese verdammten Tränen.
Melli kam in mein fast schon leeres Zimmer gestürmt. Keuchend und mit roten Wangen blieb sie vor mir stehen.
„Liz, du sollst dich beeilen. Der Container für die Sachen kommt bald, bis dahin soll alles verpackt … -
Huch, du bist aber noch nicht weit.“
Verdutzt sah sie sich im Zimmer um.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich vor mich hingeträumt hatte.
Ich hielt immer noch ein Buch in der Hand. Schnell packte ich es in die Kiste vor mir.
Ich blickte zu Melli auf und sah, dass auch sie rote Ränder um die Augen hatte. Jetzt hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich hatte sie alleine gelassen, als sie mich dringend gebraucht hatte. Naja, zugegeben ich war mit mir selbst beschäftigt gewesen.
Der Abschied von meinen Freundinnen war sehr traurig gewe-
sen.
Wir hatten alle viel geweint, hatten uns das Versprechen gegeben dass wir uns nie vergessen werden usw.
Doch im Gegensatz zum Abschied von Jared war es ganz simple gewesen.
Als ich hervorgewürgt hatte, dass wir umziehen werden, hatte er nicht geantwortet. Diesen Anblick würde ich nie vergessen. Sein starres Gesicht, in dem sich keine Regung gezeigt hatte, die ausdruckslosen braunen Augen , die sonst immer so warm und freundlich gewesen waren, waren kalt und unfreundlich geworden. Er hatte mich nicht umarmt, hatte sich nicht von mir
verabschiedet. Er war einfach nur dagestanden, unbeweglich wie eine Statue und hatte sich nicht gerührt.
Als ich es nicht mehr hatte ertragen können, war ich wegge-
gangen und hatte mich im Stillen von ihm verabschiedet.
Ich schüttelte den Kopf, daran wollte ich jetzt nicht denken.
Um mich abzulenken fragte ich Melli: „Warum bist du denn so
gerannt? Du bist ja ganz außer Puste.“
„Ich wollte so schnell wie möglich zu dir“, gestand sie und wieder überkamen mich Schuldgefühle, meine arme Schwester! „Du kennst ja Dad, er hat einen totalen Stress gemacht, und mich angeschnauzt und so. Also hab ich mich beeilt zu dir zu kommen.“
Na super, ich konnte mein Schwester vollkommen verstehen, wenn mein Vater gestresst war, war er nicht auszuhalten.
„Hey hilfst du mir beim Zusammenpacken? Dann geht es schneller.“ Ich versuchte locker zu klingen. Anscheinend gelang mir das nicht allzu gut, denn Melli hob eine Augenbraue. Sie merkte ja so viel. Viel zu viel! Trotzdem half sie mir.
Ein paar Stunden später war der ganze „Umzugskram“ im Container verstaut. Er würde jetzt per Schiff transportiert wer-
den. Wir dagegen würden mit dem Flugzeug reisen.
Mein letzter Gang durch das Haus. Eine merkwürdige Leere stieg in mir auf. Ich fühlte nichts, keinen Schmerz, keine Trauer. Ich kam am Swimmingpool vorbei und erinnerte mich an die vielen, schönen Stunden die ich dort mit meinen Freun-
dinnen verbracht hatte, und mit Jared... doch selbst diese Erinnerungen sorgten nicht dafür das ich etwas fühlte. Ich war eine leere Hülle.
Im Auto herrschte Friedhofstimmung. Niemand sprach. Wir fuhren zum Flughafen, die Umzugsfirma würde Personen schi-
cken, die die Autos (Dad fuhr das eine, mein Bruder das andere und ich fuhr mit Mama und Melli im letzten) danach mit dem Umzugscontainer auf eine Fähre verfrachten würden.
Da kamen wir an Jareds Haus vorbei. Ich sah wie dieser vor dem Haus stand und unseren Wagen anstarrte. Jetzt konnte ich
Gefühle in seinem Gesichtsausdruck erkennen.
Zum einen Schmerz.
Und zum anderen Verrat. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Auch ich fühlte mich verraten, - natürlich nicht von ihm, sondern von meinem Vater. Ich warf Jared einen flehenden Blick zu, ich wusste nicht ob er ihn sah, doch wenn, dann sollte er wissen dass ich genauso empfand wie er.
Die Autofahrt schien ewig zu dauern. Als wir endlich am
Flughafen ankamen mussten wir noch sehr lange auf unseren Flug warten. Ich hörte nichts, ich wusste nicht ob die anderen überhaupt mit mir redeten. Da war nur ein seltsames Rauschen in meinen Ohren.
Jetzt schien die Zeit nicht mehr im Zeitlupentempo zu verge-
hen, nein es war als würden die Stunden nur so verfliegen.
Im wahrsten Sinne des Wortes.
Schließlich landete das Flugzeug und wir gingen von Bord. Kaum standen wir auf dem Flughafen, wurden schon unsere Autos angefahren.
Was für ein Service.

Auf der Fahrt zu unserem neuen Haus herrschte keine Grabesruhe. Mein Bruder (dieses mal fuhr ich bei ihm mit) plapperte die ganze davon, er wolle das größte Zimmer, denn er sei ja der Älteste, bla bla bla.
Ich blendete ihn aus, doch ich konnte nicht verhindern, dass auch ich aufgeregt auf unser neues Leben war und vergaß erst einmal meinen Trauer. Der würde mich, wenn ich einschlafen
wollte ohne Zweifel sowieso noch übermannen.
Ich sah aus dem Fenster. Amerika. Da es bei uns ja immer England, England hieß, war ich noch nie dort gewesen. So hatte ich mir es sicher nicht vorgestellt. In meiner Fantasie hatten bunte Farben, riesige Werbeplakate und Casinos eine große Rolle gespielt. Stadtessen war hier überall Wald und Wiese.
Mir wurde peinlich bewusst dass ich gar nicht wusste wo wir waren. „Ähm, wo genau sind wir?“ Ich hatte Mike zwar gerade in seinem Satz unterbrochen, doch es störte mich nicht. Er, anstatt wütend zu reagieren, prustete los. Na toll, aber er hat-
te ja recht. Es war schon ziemlich schwach, dass man nicht ein-
mal wusste wo an hinzog.
„In New Jersey“, antwortete er gutgelaunt.
„Hm.“ Es war schön hier, das musste ich zugeben. Die freie Natur, die Wildnis, das alles gefiel mir.
„Weißt du überhaupt wo es hingeht?“, fragte ich weiter.
„ Natürlich weiß ich das!“ Er setzte ein gemeines Grinsen auf und fügte hinzu: „Im Gegensatz zu dir habe ich mich über unsere neue Heimat informiert.“
Ich wusste, dass wenn ich jetzt wütend reagieren würde, ich nur das machen würde, was er wollte, also blieb ich ruhig und tat so als hätte ich ihn nicht gehört. Es funktionierte, er ließ mich in Ruhe und konzentrierte sich wieder auf die Straße.
Wieder sah ich aus dem Fenster und versuchte mir einzureden, dass alles nur eine Urlaubsreise sei, das klappte ganz gut. Ich schloss die Augen und stellte mir vor, wie ich mich an einem Strand sonnen, ein spannendes Buch lesen und im Meer schwimmen würde...
Mit einem plötzlichen Ruck blieb das Auto stehen. Ich wurde nach vorne gerissen und der Sicherheitsgurt schnitt sich mir in die Schulter. Ich gähnte und sah mich um. Offensichtlich waren wir angekommen.
„Da sieht man wieder wie toll du Auto fahren kannst.“ Ich rieb mir die schmerzende Stelle.
„ Ach stell dich nicht so an. Ich wäre beinahe vorbeigefahren, da musste ich halt scharf bremsen.“ Er machte seine Tür auf und trat hinaus.
Auch ich stieg aus und streckte mich, erst jetzt nahm ich die Umgebung richtig war.
Kein Strand, kein Meer wie in meinem Traum sondern einer großer Wald erstreckte sich vor uns. Nur ein paar Häuser standen hier. Der Wald sah weder dunkel noch grausam aus, er wirkte freundlich und einladend. Die Luft war voller Ruhe und Zufriedenheit und roch frisch wie die Bäume. Ich merkte wie ich leicht die Augen schloss als ich tief einatmete.
Wir wohnte nicht in der Stadt, wahrscheinlich wollte meine El-
tern so viel wie möglich aus dem alten ins neue Leben mitneh-
men. Doch so sehr sie sich auch bemühen würden, es würde nie so werden wie vorher.
„Ist doch gar nicht so schlimm, oder?“ Ich zuckte zusammen, ich hatte nicht gemerkt dass Mama neben mir aufgetaucht war.
Nein, es war gar nicht so schlimm. Aber das würde ich ihr nicht sagen.
„Wie lange dauert es denn hier bis zur Schule?“, fragte ich scharf, ich wollte nichts sagen was sie in dem Glauben gelassen hätte dass es mir hier gefiel.
„Ungefähr 10 Minuten. Praktischerweise gibt es hier eine Schule gleich am Stadtrand.“ Sie lächelte, doch ich lächelte nicht zurück.
„Und der Kindergarten für Melli?“ Jetzt sprach ich ruhiger, doch das klang nur noch bedrohlicher.
Sie wirkte ängstlicher als vorhin, als sie antwortete.
„Der Kindergraten ist in der Nähe von Benedikts Arbeit, er wird sie jeden Tag mitnehmen.“
„Aber Dad kommt doch nicht jeden Tag nach Hause?“
„Das ändert sich jetzt Schatz. Da das Firmenhaus nicht weit entfernt ist, wird er jeden Tag heimkommen und Melanie mitnehmen.“
Wow, sie machten wirklich alles um es hier für uns schön zu gestalten.
Trotzdem.
Mein Handy klingelte. Ich nahm es aus der Tasche und schaute aufs Display.
Amy.
„Ja? Amy?“ Ich wusste schon ganz genau was jetzt kommen würde.
„Hey Liz. Und wie ist es? Seid ihr schon angekommen? Wie sieht euer Haus aus?“ Die Fragen sprudelten nur so aus ihr heraus und bestätigten meinen Verdacht.
„Immer mit der Ruhe Amy. Ja, wir sind schon angekommen. Es ist ... anders.“ Ich hätte schon beinahe schön gesagt, doch Ange-
lika stand immer noch ein paar Schritte neben mir.
„ Ehrlich gesagt weiß ich noch gar nicht welches unser Haus überhaupt ist“, gestand ich.
Sie klang enttäuscht als sie sagte: „Ok, meld dich bitte bald wieder. Ein Bussi für Melli, tschüss.“ Sie legte auf. Ach Amy, sie war immer so süß! Und ich würde sie so lange nicht mehr sehen. Doch als sich noch jemand anders in meine Gedanken mischen wollte, verdrängte ich sie aus meinem Kopf.
„Boa!“ Hörte ich meinen Bruder plötzlich rufen. Er stand mit den anderen zusammen zwischen den Bäumen. Ich lief zu ihnen hinüber und blieb dann wie angewurzelt stehen. Mir blieb der Mund offen stehen.
Das war jetzt nicht das was ich glaubte das es war, oder?
Das soll unser Haus sein?!
Dieses … Ding sah aus wie eine Mischung aus Betonklotz und Prinzessinnenschloss. Es war das modernste vom Modernen, rosa und mit kleinen Türmchen. Graus!
„Ui! Toll! Eine Schaukel!“ Melli kreischte vor Freude und rannte an mir vorbei auf die große Hollywoodschaukel zu, die an einem perfekt zugeschnittenen Baum mitten im Garten hing. Sie warf sich hinein lachte.
Die Villa war größer als unser altes Haus, hatte zwar keinen Swimmingpool, dafür aber eine riesige Terasse.
Alle schienen diesem kalten, herzlosen Gebäude verfallen zu sein außer ich.
Toller Anfang des neuen Lebens.


Haus des Schreckens

Allmählich lösten sie sich von ihrer Starre.
Wir gingen durch den Garten zurück um das Haus durch den Haupteingang zu betreten.
Schlimmer kanns ja nicht werden.
Bevor wir das Ding betraten streckte mein Vater den Arm aus.
„Wartet. Hier, für jeden einen.“ Er holte 5 Schlüssel aus seiner Jackentasche und reichte jedem einen. Selbst Melli bekam einen. Sie griff danach, doch er zog die Hand zurück und sagte streng: „Nicht verlieren! Du kriegst keinen neuen wenn du ihn nicht mehr findest.“
Sie streckte ihm die Zunge raus, schnappte sich den Schlüssel und ließ ihn in die Hosentasche gleiten.
Mike trat vor sperrte die Haustür auf. Ich hielt den Atem an.
Ich lugte hinein, vor Überraschung entfuhr mir die Luft mit ei-
nem Zischen. Wir kamen in eine große Eingangshalle. Die Wände waren aus glattem, dunklem Stein und der Raum wirkte dunkel und kalt.
Ich ging durch eine große Glastür ins Wohnzimmer hinein. Zwei große Couchen standen darin und ein großer bequemer Sessel. Auch in diesem Zimmer war die Wand dunkel und sofort befürchtete ich dass es sehr ungemütlich sein konnte, da alles so steril war.
Ich sah mich genauer um und stellte fest, dass es eigentlich ziemlich cool aussah.
Der riesengroße Flachbildschirmfernseher, die teuren Vasen auf den Fensterbrettern, die vergoldeten Figuren, die an der Wand standen sahen sehr teuer und sehr nobel aus. Das ungute Gefühl, das sich in mir ausbreitete, war nicht zu stoppen. Ich spürte es in meinem ganzen Körper, vom Haaransatz bis zu den Zehen-
spitzen.
„Dad? Standen die Möbel dieser riesige Fernseher und der an-
dere Kram schon hier als wir noch nicht hier gewohnt haben?
Oder haben wir die gekauft?“
Bitte sag dass die hier schon standen!
„Wir haben sie natürlich gekauft. Wir geben uns doch nicht mit so Billig-Zeug rum.“ Verächtlich schüttelte er den Kopf und wandte sich an Angelika um sie nach ihrer Meinung unseres neuen Zuhauses zu befragen.
Billig-Zeug?! Unser altes, wunderbares Leben hatte also aus Billig-Zeug bestanden?! Nein! Es war perfekt gewesen! Nicht wie dieses neue, pickfeine Zeug hier.
Ich war nicht sehr ängstlich, sogar Vogelspinnen und Kobras nannte ich „süße, kleine Tierchen“ ( naja wahrscheinlich war das nicht immer klug ), aber vor einem grauste es ich mich fürchterlich.
Prinzessin. Diese aufgetakelten Tussis, mit ihren rosaroten Ballkleidern, ihren Himmelbetten und dem „ Ich bin artig, fein und sage keine Schimpfwörter“. Würg!
Wenn meine Mutter mir früher Märchen vorgelesen hat, hatte ich auf welche wie: Rotkäppchen, Hänsel und Gretel, Die Bre-
mer Stadtmusikanten bestanden. Und falls tatsächlich einmal ein Märchen mit Prinz und Prinzessin gekommen war, hatte sie es einfach in eine Geschichte von einem armen Mädchen und einem heldenhaften Krieger umgewandelt...
Und jetzt, schien mein Albtraum war geworden zu sein. Eine riesige Villa, mit antiken Möbeln und Gemälden von Königen,...
Da sollte ich wohnen?! Wenn wir jetzt auch noch eine Dienerin oder Markt oder so was haben, dann ist alles perfekt!
„Sag mal wo ist eigentlich Marie?“ Mama blickte sich suchend um.
Soll ich mal raten wer das ist?
„ Unsere Putz- und Hausfrau? Die sollte eigentlich gleich kommen,“ antwortete Papa.
Das war ja so klar!
Kaum hatte ich zu Ende gedacht, klingelte es schon an der
Haustür. Es war kein schrilles Klingeln wie ich es gewohnt war, sondern ähnelte eher einem Glockengeläut.
Mama eilte zur Tür und öffnete sie. Eine junge Frau – vielleicht 2 oder 3 Jahre älter als ich – kam herein. Sie hatte langes schwarzes Haar und dunkle Ringe unter den Augen, als hätte Sie gerade eine ganze Nacht durchgearbeitet. Plötzlich kam mir der Gedanke, das genau passiert sein musste und ich empfand Mit-
fühl mit dem Wesen, Das da mit gesenktem Kopf in der Tür stand.
„Herzlich willkommen in unserem Haus!“ Dad schien die Nie-
dergeschlagenheit der Frau gar nicht zu merken.
„Danke.“ Murmelte diese ganz leise.
Mir würde sie jedenfalls nicht irgendwas nachtragen oder nachräumen müssen.
Eine Weile sagte niemand etwas. Die bedrückte Stimmung wurde unterbrochen als Mama sagte es sei nun an der Zeit die Zimmer zu verteilen. Melli rannte gleich los, den Gang entlang bis zur Treppe, dort angekommen blickte sie sich fragend zu Mama um. Die lächelte und nickte. „Die Treppe hinauf.“ Kaum hatte sie geendet, rannte Melli auch schon ins Obergeschoss.
Ich folgte ihr langsam. Wir kamen wieder in einen großen, langen Flur, bei dem seitlich die Türen weggingen. Dad ging auf die erste Tür zu und öffnete sie langsam. Alle lugten gespannt hinein.
Es war ein sehr großes Zimmer. Auch hier vermittelte das dunkle Holz der Möbel einen düsteren Eindruck und ich zuckte zurück. Das auffälligste hier war das riesige, rosane Himmelbett, das mit seiner Größe fast die halbe Wand einnahm.
Wie sah das Bett wohl aus? Na, klar, wie eines einer Prinzessin.
Dieses Haus widerte mich an.
Als Melli rief: „ Oh ja! Dieses Zimmer will ich haben!“ schrie ich laut auf. Ich zog sie mit beiden Händen zu mich heran und flüsterte ihr ins Ohr: „ Das ist doch nicht dein Ernst oder?“
Sie schlüpfte unter meinen Armen hindurch und funkelte mich wütend an. „ Oh doch, das ist mein voller Ernst, und ich habe es zuerst gesagt. Ich kriege es, du nicht!“ Sie streckte mir die Zun-
ge raus und flitzte in das Zimmer hinein.
Ich konnte es nicht fassen. Meine kleine Schwester, Melli wollte so ein „Kleinmädchenzimmer“.
Sie ist ja auch ein kleines Mädchen, flüsterte mir eine leise Stimme in meinem Kopf zu. Ich würgte sie ab. Natürlich, vom Alter her war sie ein kleines Mädchen, aber geistig war sie größer, älter und vor allem frei. Sie liebte die Natur, genau wie ich. Meine Melli wollte in so ein Zimmer?!
Mama lachte. „ Okay, dann ist das erste Zimmer schon verteilt.
Hey, es sind doch noch genug andere, schöne Zimmer da.“, füg-
te sie an mich gewannt hinzu, weil sie mein Schmollen falsch deutete.
Kommt drauf an wie man das Wort „schön“ interpretiert.
Mike war schon bei der nächsten Tür angelangt. Lustlos trottete ich zu ihm hin. Das Zimmer sah aus wie ein Büro. Schreibtisch mit Flachbildschirmcomputer, Regale, Drucker usw. und deshalb wurde es zu Dad´s Büro. So ging es Zimmer für Zimmer weiter.
Eins mit hellblauem Himmelbett wurde Mikes Zimmer und ein ziemlich großes mit dunkelrotem Bett wurde das von Mama und Dad. Als wir die Tür zum Bad öffneten staunten wir alle nicht schlecht. Es gab eine riesige Badewanne – noch größer als unser alter Pool –, eine reich verzierte Dusche, eine Toilette und ein großes Waschbecken.
Also dieser Raum ist gar nicht so schlecht, schoss es mir durch den Kopf und sofort versuchte ich den Gedanken wieder zu ver-
Treiben, aber es gelang mir nicht. Alles was mit schwimmen zu tun hatte – so auch dieses kleine Hallenbad – gefiel mir.
Schwimmen und Laufen, das waren meine beiden Lieblings-
Sportarten.
Wow, ein Zimmer von dem ganzen Haus gefällt mir. Das ist ja super! Selbst meine Gedanken trieften vor Sarkasmus.
Wir verteilten noch ein paar andere Zimmer in diesem Stock-
werk und stiegen dann eine steile Wendeltreppe nach oben.
Dort sahen wir uns noch ein kleines Bad an. Als wir die nächste Zimmertür öffneten schrie ich: „Das Zimmer will ich!“
Es war ein eher einfaches Zimmer. Das Himmelbett war nicht sonderlich groß und vor allem, es war nicht rosa. Es war von einem dunklem grün und die dunkelblaue Zimmerdecke ver-
mittelte den Eindruck, man schlafe unter freiem Himmel. Doch das wichtigste war: Das Holz der Möbel war hell. Der Schreibtisch, das Bett, der Schrank, die Regale, alle aus dunklem Holz. Es machte – ganz wie die anderen Zimmer einen warmen und freundlichen Eindruck. Das war auch der Grund warum ich gleich das Zimmer wollte.
Dad zögerte. „Eigentlich sollte es das Zimmer von ...“, er brach ab und nickte mit dem Kopf zu Marie.
„Nein, das Zimmer will ich!“, sagte ich bestimmt und versperrte die Tür. „ Sie kann dann das Zimmer haben das für mich bestimmt war.“
Schließlich waren alle Zimmer verteilt. Wir sollten unsere Koffer schon mal in unsere Zimmer tragen. Ich und Marie hatten es am schwersten. Wir waren ganz oben. Marie hatte jetzt ein Zimmer mit großem, Weinrotem Himmelbett und dunklem Holz.
Ich ärgerte mich, weil sie sogar bei uns wohnen würde. Es reichte ja schon, dass sie für uns kochte und putzte.
Sie kochte für uns!
Nicht ich würde das Lob bekommen wenn das Essen gut schmeckte!
Nicht ich konnte mit dem Essen Melli eine Freude machen!
Wütend stieg ich in mein Zimmer hinauf. Schnell, trotz des schweren Koffers. Ich ließ ihn auf den Boden fallen und streckte mich auf dem Bett aus. Ich holte meinen ipod aus der Tasche und wählte ziellos irgendeinen Song aus. Ich schloss die Augen um mich zu beruhigen.


„Felicitas!“ Die Tür wurde aufgerissen und jetzt zuckte ich doch zusammen. Ungeduldig stand mein Dad im Türrahmen. „Ich hab dich schon dreimal gerufen. Jetzt komm schon runter. Wir wollen auf unseren Umzug anstoßen.“
Auf unseren Umzug anstoßen?! Dann kann ich ja gleich dableiben.
Doch ich stand brav auf und folgte ihm die schmale Wendel-
Treppe hinunter in die Küche. Irgendwie musste ich mich ja ablenken. Als wir am Wohnzimmer vorbei kamen sah ich, dass Mike schon den Flachbildfernseher angeschaltet hatte. Es lief gerade unsere Lieblingssendung (hier natürlich in Englisch). Die lustige, amerikanische Zeichentrickserie:
Die Simpsons. Es ging um eine relativ chaotische Familie (die Simpsons). Gerade lief die Folge: „Ein verlockendes Angebot“ in der die Simpsons in eine andere Stadt umzogen, weil Homer (der Vater) einen neuen, besser bezahlten Job dort bekommen hatte.
Wie passend. Im Moment saß die Familie im Wagen auf dem Weg nach Cypress Creek.


Homer: „I´m gonna miss Springfield. This town´s been awfully
good to us.”
Er hatte einen träumerischen Ausdruck auf dem Gesicht.
Bart (der Sohn): „No, it hasn´t, Dad. That´s why we´re leaving.”
Homer: “Oh yeah. So long, stink town!”
Jetzt hatte er einen wütenden Ausdruck im Gesicht...

Ich grinste. Homer war dumm, fett und glatzköpfig, aber trotzdem liebenswürdig. Die „perfekte“ Mischung. Ich riss mich von dem riesigen Bildschirm los und ging zu den anderen in die Küche. Dad entkorkte gerade eine Sektflasche. Es machte laut KNALL und der Korken schoss in die Höhe. Mir fiel gerade auf, dass ich die Küche noch gar nicht gesehen hatte und sah mich um. Sie war groß (was mich nicht überraschte) und in zwei Räume aufgeteilt. Der Raum in dem wir gerade standen war der Essraum. Ein großer Tisch aus Birkenholz stand in der Mitte des Raumes. Ein reich verzierter Kronleuchter hing tief über dem Tisch. Eine Kommode und eine Glasvitrine standen noch hier, gefüllt mit Porzellanteller, -becher, -figuren und Stoffservietten.
Mama drückte mir ein Sektglas in die Hand und Dad hob sein Glas und sagte voller Inbrunst: „Auf unser neues Haus - unser neues Leben. Prost!“
„Prost!“, antworteten die anderen im Chor. Nur ich blieb still. Unsere Gläser klirrten als sie zusammentrafen.
Der offizielle Beginn unseres neuen Lebens.


Jared starrte mich mit einem wütenden Ausdruck im Gesicht an.
„Du hast mich verlassen! du wolltest von mir weg! VERSCHWINDE! ICH WILL DICH NICHT MEHR SEHEN!“
Ich versuchte zu erklären dass das nicht stimme und dass er ganz falsch lag. Doch seine letzten Worte erschraken mich so sehr, dass ich kein Wort heraus brachte.
Dann verschwand Jared und stattdessen sah ich nun Melli und Mike vor mir. Melli trug ein langes, rosa Rüschenkleid und Mike einen schwarzen Anzug mit einer Krawatte. Ich hörte Walzermusik und die Beiden fingen an zu tanzen. Jetzt er-
schienen Mama und Dad. Auch Mama ihr Kleid war lang und rüschig, aber in Weinrot. Dads Anzug sah genauso aus wie Mikes. Sie lächelten alle. Doch ich sah, dass ihr Lächeln gezwungen war.
Plötzlich starrten mich alle mit kaltem Blick an und befehlten mir: „Zieh dich vornehm an! Sag keine so bösen Wörter! Geh aufrecht! Lächle brav!“
Mellis Augen funkelten bei diesen Worten und sie kam langsam auf mich zu, ein gemeines Lächeln umspielte ihre Lippen ...

„Ahhh!“ Schweißgebadet wachte ich auf. Doch hielt die Augen geschlossen. Bitte lass mich Zuhause in meinem Bett liegen. Bitte lass mein normales Leben weitergehen. Ganz langsam öffnete ich die Augen. Ich war nicht Zuhause und mein normales Leben ging nicht weiter. Ich stöhnte und setzte mich auf. Mein Schlafshirt pappte mir vom Schweiß an der Haut und meine Haare waren ein einziger Strohhaufen. (Naja, das waren sie eigentlich jeden Morgen) Mein Wecker zeigte 5:30Uhr. Ich stöhnte noch mal und wollte mich schon wieder ins Kissen zurückfallen lassen, besann mich dann aber eines Besseren und stand auf. Wankend ging ich zur großen Glastür in meinem Zimmer und öffnete sie weit. Kalte Nachtluft peitschte mir ins Gesicht und erweckte meine Lebensgeister. Jetzt war es besser. Barfuß tapste ich auf den Balkon und lehnte mich an das Geländer. Ich blickte in den dunklen Morgen und versuchte die Bilder meines Traums abzuschütteln, doch Jareds Worte klangen immer noch in meinem Kopf nach. „VERSCHWINDE! ICH WILL DICH NICHT MEHR SEHEN!“
Nein! Denk an was anderes! Ja. Ein kaltes Bad. Das würde mich auf andere Gedanken bringen.
Erst als ich wieder in meinem Zimmer (Oh Mann, diese Worte hören sich noch so ungewohnt an!)war, wurde mir bewusste, wie kalt mir war und wie sehr ich fror. Nachdem ich jedoch ein paar Sekunden einfach nur dagestanden war überkam mich wieder diese unerträgliche Hitze. Wieder ein paar Sekunden später fror ich noch mal. Selbst ich – die nichts von Medizin verstand – wusste, dass das alle Anzeichen für Schüttelfrost waren. Ich überlegte ob ich mich vielleicht noch mal ins Bett legen und weiterschlafen sollte, doch als die Bilder vom Traum wieder hochzukommen drohten verdrängte ich den Gedanken und tat, was ich immer tat wenn ich merkte dass ich krank wur-
de: Ich ignorierte es. Das half meistens und ich war so gut wie nie krank.
Aber jetzt nur rumstehen bringt ja auch nichts.
Ich ging in den Flur hinaus und die Wendeltreppe hinunter. Ich bemühte mich nicht leise zu sein. Sollten sie mich doch hören und aufwachen, mir war es egal. Ich wusste nicht mehr genau wo das Bad war und öffnete einfach irgendeine Tür. Und wie der Zufall es wollte, es war die Richtige.
Gerade war mir furchtbar kalt, also beschloss ich erst eine heiße Dusche zu nehmen. Ich zog mir das verschwitzte T- shirt und meine Unterwäsche aus und trat in die Dusche. Mein Shampoo und mein Duschgel standen schon drinnen; ich hatte sie gestern schon reingestellt. Ich drehte auf ganz warm und einen Moment später prasselte es heiß auf meinen Rücken, meinen Kopf und meinem Bauch. Verdutzt drehte ich mich um und sah, dass Wasser nicht nur von Oben sondern auch von links und rechts kam.
Also eins muss man diesen reichen Schnökeln lassen. Was baden angeht, kann man sich nicht beschweren.
Ich schloss die Augen und atmete den vertrauten Duft meines Pfirsichshampoo ein. Ich duschte so lange, bis ich die Hitze des Wassers nicht mehr ertragen konnte und aus der Dusche herausstieg. Doch anstatt ein Handtuch zu nehmen und mich abzutrocknen, ging ich zu dem großen Schwimmbecken hinüber und ließ kaltes Wasser ein. Trotz der Größe füllte sich das Becken ziemlich schnell. Das lag wahrscheinlich an den vielen Wasserhähnen, die rings um das Becken angebracht waren. Nach einer Weile war der Pool bis zum Rand gefüllt und ohne zu zögern sprang ich kopfüber hinein.
Eisiges Wasser umspülte mich und befreite meine Sinne. Ich tauchte noch tiefer und sah das es mindestens zwei Meter nach unten ging. Als meine Arme und Beine die gewohnten Bewegungen durchs Wasser machten, fühlte ich mich frei wie ein Vogel. Aller Zorn, aller Kummer war verflogen.
Das Eiswasser schien meinem Körper nichts auszumachen, im Gegenteil, es schien ihn noch mehr anzutreiben. Ich konnte nicht aufhören meine Runden zu drehen. Ich wäre nie wieder aufgetaucht, hätte mein Körper mich nicht daran erinnert, dass ich immer noch Sauerstoff benötigte. Also holte ich zwischen-
durch immer wieder Luft. Ich konzentrierte mich nur noch aufs Wasser, dachte an nichts anderes.
Plötzlich ging ein Ruck durch meinen Körper, wie ein Strom-
schlag, der mich zum Schaudern brachte. Das Gefühl auf-
tauchen und Luft holen zu müssen war verschwunden.
Ich war immer schon super gut in Schwimmen gewesen – die Schnellste in meiner Mannschaft – aber jetzt schien ich noch besser zu sein, noch schneller. In ein paar Sekunden war ich durch das ganze Becken geschwommen. Auch bemerkte ich, dass ich mich anders bewegte. Unbewusst hatte ich die Arme an den Körper gepresst und paddelte jetzt nur noch mit den Beinen.
Paddeln. Ja, das war der richtige Ausdruck. Ich machte nicht mehr diese Froschbewegung, in der ich die Knie anzog und im Halbkreis nach hinten wieder ausstreckte.
Nein, ich bewegte die Füße abwechselnd rauf und runter, wie bei, bei ... Flossen. Ich fuhr herum und sah nach unten. Zuerst schien alles ganz normal, doch als ich näher hinblickte...
Ich machte den Mund auf um zu schreien, doch da ich unter Wasser war, kam nur ein gurgelndes Geräusch und viele Blasen heraus. Wasser lief mir in die Lunge, mein Körper geriet in Panik und ich tauchte schnell auf. Als ich an der Luft war, hustete und prustete ich das Wasser aus meiner Lunge. Mein Atem ging keuchend und mein Hals war furchtbar rau, als ich zur Ruhe kam.
Das kann doch nicht sein! Das ist unmöglich!
Ich holte noch mal tief Luft um mir Mut zu machen. Dann blickte ich nach unten ... und sah es wieder. Meine Füße waren ein bisschen länger geworden und hatten ... hatten Schwimmhäute wischen den Zehen. Wenn man genau hinsah schillerten sie sogar grünlich. Jetzt wo ich hätte schreien können, schaffte ich es nicht. Ich brachte keinen Ton heraus. Ich fasste meinen Fuß und zog ihn zu mir hoch um ihn näher zu betrachten. Die Schwimmhäute waren dünn wie Papier, stark von Zehe zu Zehe gespannt, aber, wie ich sofort feststellte, trotzdem reißfest. Als ich sanft über sie drüberstrich ( es kitzelte als würde ich über meine Zehen streichen ) sah ich meine Hände und zuckte zurück. Richtig erschrecken konnte es mich aber nicht mehr. Auch zwischen meinen Fingern hatten sich Schwimmhäute gebildet, genauso zart gegliedert und grünlich schimmernd wie die an meinen Füßen.
So was kann doch gar nicht sein. So was passiert in Fantasie-
büchern, oder –filmen, aber doch nicht in der Realität! Bestimmt ist alles nur ein haarsträubender Traum. Wenn ich morgen aufwache, ist wieder alles wie früher. Vielleicht sind wir ja auch gar nicht umgezogen.
Auf einmal waren alle Gefühle wieder da. Der Zorn auf Dad wegen dem Umzug, der Trauer so weit von meinen Freunden weg zu sein und jetzt die Angst vor diesen ( ich versuchte angestrengt nicht meinen zu denken ) fischartigen Händen und Füßen. Auch merkte ich nun, wie kalt das Wasser war in dem ich mich immer noch befand. Obwohl mir alles weh tat, zwingte ich meine Beine zurück zum Beckenrand zu schwimmen. Ich versuchte so zu schwimmen wie ich immer schwamm, aber es gelang mir nicht, also schwamm ich einfach „normal“. Ich hievte mich aus dem Wasser und stand zitternd ein paar Sekunden dumm rum. Gerade als ich mir ein Handtuch von dem Ständer nehmen wollte ging plötzlich wieder ein Ruck durch meinen Körper. Sofort blickte ich auf meine Hände und sah erleichtert, dass die Schwimmhäute verschwunden. Auch meine Füße waren wieder normal.
Siehst du, war bestimmt alles nur eingebildet. Das kommt von diesem Haus. Da wird man halt ein bisschen verrückt.
Dieser Ruck jedoch verursachte nicht dass ich munterer wurde. Nein, eine Welle der Müdigkeit übermannte mich. Schwarze Punkte tanzten mir vor Augen, ich versuchte mich noch am Waschbecken festzuhalten, aber zu spät. Ich sackte weg und knallte mit dem Kopf hart gegen den Steinboden.


Helles Licht blendete mich. Grell schien es auf mich herunter und verursachte mir Kopfschmerzen. Ich versuchte meine Hände zu heben um meine geschlossenen Augen noch ein wenig mehr zu schützen, doch es ging nicht. Meine Arme waren bleischwer und ich schaffte es nicht sie zu bewegen.
Langsam öffnete ich die Augen und blinzelte erst mal gegen die Helligkeit an.
„ Puhh, ein Glück sie wacht auf. Du hattest Recht Marie, das Krankenhaus wäre übertrieben gewesen.“ Es war als hätte ich Watte in den Ohren, ich konnte Dad kaum verstehen.
Endlich konnte ich etwas erkennen. Dad, Mama, Melli und diese Marie standen um mein Bett herum. Nur Mike fehlte
„ Macht dieses Scheiß Licht aus!“, krächzte ich. Das Licht ging sofort aus und es war dunkel im Zimmer.
Mein Kopf dröhnte.
„Was ist passiert?“, murmelte ich schwach.
„Mike hat dich heute morgen bewusstlos im Badezimmer gefunden und dich sofort hier ins Bett getragen“, sprudelte Dad sofort los, (Hey, das war ja richtig nett von ihm) „eigentlich wollten wir dich gleich ins Krankenhaus bringen, aber Marie meinte das sein nicht nötig.“
Woher will die das denn wissen?
„Ich habe mein Medizin Studium gerade abgeschlossen“, antwortete Marie, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Ich drehte meinen Kopf zu ihr und sah, dass sie sich zu mir herunter
gebeugt hat; die Haare fielen ihr wie ein schwarzer Vorhang übers Gesicht. „Sie haben eine Gehirnerschütterung. Sie müssen aber nicht ins Krankenhaus, ich weiß wie man mit so was umgeht und wollte ihnen die Aufregung ersparen.“
Verdutzt starrte ich sie an. Sie sah gerademall wie 18 aus, garantiert nicht so als hätte sie schon 6 Jahre Studium hinter sich.
„Sag mal wie alt bist du überhaupt?“
„25, wieso?“
„Nur so. (Siehst überhaupt nicht so aus.) Warum bist du dann nicht Arzt oder so was? Wieso arbeitest du dann bei uns?“ Meine Stimme war immer noch rau, klang aber schon besser als vorhin.
„Ich... ich ähm kann kein Blut sehen.“
„Was?! Du machst ein Medizinstudium und kannst kein Blut sehen?“ Ich lachte, hörte aber sofort wieder auf weil mein Kopf davon furchtbar hämmerte. Ich schloss die Augen und wartete bis es aufhörte.
„Du brauchst jetzt Ruhe. Schlaf noch ein bisschen und bleib vor allem im Bett. Mit so einer Gehirnerschütterung ist nicht zu spaßen.“ Mama sah mich besorgt an. Mir fiel gerade auf, dass es das erste mal war dass sie etwas sagte. Auch Melli war ungewöhnlich still, normalerweise redete sie wie ein Wasserfall.
Sie gingen alle hinaus. Obwohl ich die ganze Zeit nur dagelegen hatte, fühlte ich mich erschöpft. Jetzt, da alle weg waren, es hier still und dunkel war, war ich schlagartig wieder furchtbar müde. Meine Augen schlossen sich und ich fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.


Als ich wieder aufwachte war es Nacht. Das Mondlicht schien durch die dünnen Vorhänge und tanzte im Zimmer umher. Mein Hals war wie ausgetrocknet.
Mein Magen rebellierte, merkte dass ich wieder wach war. Er brummelte böse. Es war leicht zu verstehen was er sagen wollte: Gib mir Süßes sonst gibt’s Saures.
Rasch zerrte ich mich zum Bettrand, würgte und erbrach mich über die Bettkante.
Keuchend ließ ich mich zurück auf meine Kissen fallen.
Na toll, jetzt hab ich auch noch einen scheiß Kotze-Geschmack im Mund.
Ganz langsam begann ich mich aufzurichten. Sofort begann sich der Raum zu drehen. Schnell schloss ich die Augen und als ich sie wieder öffnete stand der Raum still. So arbeitete ich mich schritt für Schritt vor. Ein Bein über die Bettkante... Augen schließen... zweites Bein über die Bettkante... Augen schließen. Als ich schließlich aufstand, wäre ich beinahe hingefallen. Ein Klingen entstand in meinen Ohren und die Schwäre zog sich über meine Augen, sodass ich sie gar nicht mehr zu schlissen brauchte. Ich wankte ein wenig auf der Stelle, fasst mich aber schnell wieder und ging ein paar Schritte. Langsam öffnete ich die Tür und stieg die Treppe Stufe für Stufe hinunter. Im Badezimmer angekommen blickte ich in den Spiegel. Was ich sah war natürlich klar gewesen, schockierte mich aber trotzdem: Ich war schneeweiß im Gesicht, dunkle Ringe unter meinen Augen zeichneten meine Müdigkeit. In dem weißen Nachthemd – das mir anscheinend irgendjemand angezogen hatte – sah ich aus wie ein Gespenst.
Ich drehte den Wasserhahn auf, doch gerade als ich mich vorbeugen und etwas trinken wollte wurde mir wieder übel.
Sofort stürzte ich zur Toilette.
„Miss? Warten sie, ich helfe ihnen!“
Ich fuhr herum und sah wie Marie auf mich zu hastete. Sie schob einen Arm unter meine Achseln und half mir zum Waschbecken hinüber zu gehen. Mit einem Waschlappen wusch sie mir das Gesicht und die verschwitzten Arme und Beine. Schließlich sagte sie: „Kommen sie Miss. Ich bringe sie nach unten, dort können sie sich ausruhen.“
Sie stützte mich als ich die Treppe runter wankte und half mir mich auf die Couch zu legen. Ich fühlte mich wie ein Sandwich als Marie mich mit mehreren Schichten von Decken belag und einmummelte.
„Möchten Sie vielleicht etwas trinken, Miss? Oder soll ich ihnen etwas zu essen bringen?“
Ich zuckte mit den Schultern, denn ich wusste nicht ob mein Magen jetzt schon was vertragen würde.
„Hm, vielleicht Tee und ein bisschen Zwieback. Das dürfte ihnen nicht schaden.
Während sie in die Küche wuselte schnappte ich mir die Beiden Fernbedienungen die auf dem Couchtisch vor mir lagen. Ich drückte Taste „Power“ und schaltete so den Fernseher an. Wir hatten verschiedene Sender, manche in Englisch und manche in Deutsch. Ich zappte ein wenig durch, dann nahm ich die andere Fernbedienung ins Visier. Es gab eine Menge Knöpfe und ich entschied mich blind für einen auf dem stand: „Disk Navigator“
Es erschien eine Tabelle wo verschiedene Filme – oder Serien – aufgelistet waren. Da waren z.B. Dr. House, Two and a half man, Poker, Columbo, natürlich Die Simpsons und noch ein paar andere.
Cool.
Gerade als ich eins auswählen wollte kam Marie mit einem großen Tablett voller Zwieback und 2 Tassen Tee herein. Sie stellte das Tablett auf den Tisch fragte: „Kann ich mich zu ihnen setzen oder stört sie das Miss?“
„Zu dir.“
„Wie bitte?“
„Kann ich mich zu dir setzen oder stört dich das? Dieses `Sie` ist ja lieb gemeint aber das hört sich find ich einfach nur blöd an.“
Vor allem wenn es jemand sagt der aussieht als wäre er genauso alt wie ich.
„Na gut, also kann ich mich zu dir setzen oder stört dich das?“
Ich grinste. „Ja du kannst dich zu mir setzen und nein es stört mich nicht.“
Sie lächelte schüchtern und setzte sich ans Ende des Sofas zu meinen Füßen. Ich zeigte auf die Liste auf dem Fernseher und sagte: „Weist du was das ist?“
Marie schüttelte den Kopf. „Sorry mit so was kenn ich mich nicht aus. Da müss.. musst du deinen Bruder fragen. Der hat das glaub ich gestern eingestellt.“
„Hmh.“


Und So ging es die ganzen Ferien weiter. Meistens lag ich einfach nur da, sah Fern oder las. Oft telefonierte oder chattete – selbstverständlich hatte ich mein eigenes Telefon und meinen eigenen Computer – ich stundenlang mit meinen Freundinnen. Von Jared hatte ich schon lange nichts mehr gehört.
Mit dem Ende der Ferien wurde ich wieder gesund. Jetzt hieß es wieder: Ab in die Schule.
Juhu.


Also des is zuwar noch nicht des Ende des Buches, aber mehr werde ich warscheinlich nicht reinstellen. Seid mir nicht böse, macht mir bitte noch ein Kommentar zu der Fortsetzung.
LG Bella


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 31.12.2009

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