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Kapitel 1: Ungewollter Umzug = Ein Haufen Probleme!


Es wird alles wieder gut...

Ha wer sich diesen Spruch ausgedacht hat, guckte als Kind eindeutig zu viel Barney. Von wegen alles wird wieder gut, für mich stand fest, dass ab heute überhaupt nichts mehr gut würde, zumindest nicht in meinem weiteren Leben.
Wütend ließ ich die Autotüre zufallen und quetschte mich neben meinem älteren Bruder Delian auf die Rückbank, während meine Eltern gut gelaunt die letzten Kartons in den Wagen räumten und dann ebenfalls einstiegen.
Ich verstand es immer noch nicht. Wieso mussten meine Eltern gerade jetzt, wo ich in die Oberstufe kam, auf die glorreiche Idee kommen umzuziehen?
Ich mein Hallo, dass bedeutet für mich, ich musste in eine neue Schule gehen, mir neue Freunde suchen und mich in der Zwischenzeit auch noch in einer neuen Stadt zurecht finden, das war doch nicht zum aushalten!
Wahrscheinlich hatten meine Eltern wieder nur an sich gedacht, war ja typisch für die beiden, ihnen war es doch egal, was ich oder Delian von den Umzug hielten, Hauptsache es ging ihnen gut.
“Ach, jetzt mach doch nicht so ein Gesicht.”, forderte meine Mom lächelnd und riss mich so aus meinen Gedanken. “In Arnsberg wird es dir gefallen.”
Ich brummte leise vor mich hin, schwieg aber eisern weiter.
“Also ich finde es okay umzuziehen.”, bemerkte Delian grinsend und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Ich funkelte ihn wütend an.
“Ja was den, nur weil du es Scheiße findest, musst das doch nicht bedeuten, dass ich es auch Scheiße finde, oder?”
“Du bist mein Bruder!”, rief ich ungläubig. “Wenigstens von dir erwarte ich ein wenig Verständnis.”
Meine Eltern hatten ja schon keines für mich und jetzt fällt sogar mein eigener Bruder mir in den Rücken. Ich war hoffnungslos verloren, gegen alle drei hatte ich alleine doch keine Chance.
Mit verschränkten Armen lehnte ich mich in meinen Sitz zurück und starrte schweigend aus dem Fenster.
“Ach Schwesterchen...” Delian legte mir tröstend ein Arm um die Schulter. “Jetzt komm schon, so schlimm wird es schon nicht.”
Ha... Der hatte doch keine Ahnung. Er würde schließlich bei meinen Dad arbeiten. Dieser hatte sich eine Kanzlei in Arnsberg gekauft, deswegen zogen wir auch um. Im Grunde war es also die Schuld meines Vaters, er hätte auch wo anders eine Kanzlei kaufen können!
Aber nein, es war ja viel besser, wenn man dadurch auch noch Gelegenheit bekam, seine Tochter zu ärgern.
“Ihr wisst doch alle gar nicht wie es ist, wenn man auf eine neue Schule wechseln muss!”
“Oh doch.” Meine Mutter drehte sich zu mir um und nickte ernst. “Ich musste als kleines Kind auch die Schule wechseln und so schlimm ist das im Endeffekt gar nicht.”
“Das kannst du doch nicht mit meiner Situation vergleichen, schließlich warst du da ein Kind, ich bin 17! In meinem Alter sind die Jugendlichen Monster.”
“Jetzt übertreib aber mal nicht.”, mischte sich nun auch mein Vater ins Gespräch ein. Der hätte von mir aus auch ganz den Mund halten können, ich gab immer noch ihm die meiste Schuld. “Ich bin mir sicher du wirst schnell neue Freunde finden und unser neues Haus wirst du auch lieben, es ist toll.”
“Unser Altes Haus war auch toll!”
Sehr toll sogar, ich hatte es geliebt... Und praktisch meine gesamte Kindheit dort verbracht. Jetzt wurde ich einfach aus meiner vertrauten Umgebung gerissen und dass auch noch ohne gefragt zu werden.
Eins stand schon einmal fest, ich würde Arnsberg vom ersten Moment an hassen!

Die restliche Autofahrt verlief schweigend. Während mein Vater uns über die Autobahn Richtung Arnsberg lotste, summte meine Mutter ein Lied aus dem Radio mit und Delian beschäftigte sich weitgehend mit seinem Handy. Er bekam bestimmt dauernd SMS von Hanna, seiner Ex. Obwohl er Schluss gemacht hatte, hing sie an ihm wie eine Klette, ich hatte ihn von Anfang an vor ihr gewarnt, aber er wollte ja nicht auf mich hören. Des Resultat war eine arrogante Zicke die meinen Bruder um jeden Preis zurück haben wollte.
Ich schlummerte nach einer Weile, die ich weiterhin schweigend verbracht hatte, ein. Eigentlich war das auch gut so, so musste ich wenigstens nicht im vollem Bewusstsein miterleben, wie wir uns immer weiter von meiner Heimatstadt entfernten.
Als das Auto schließlich mit einem kräftigen Ruck stehen blieb, sah ich verschlafen vom Schoß meines Bruders auf. Ich hatte gar nicht mitbekommen wie ich zur Seite gekippt war.
“Na Schlafmütze auch mal wach?”, fragte Delian mich grinsend und machte sich bereits daran den Sicherheitsgurt zu lösen.
Verschlafen rieb ich mir einige Male über die Augen. “Sind wir schon da?”
Ich warf einen Blick aus dem Fenster und hielt mitten in dem Versuch mich abzuschnallen inne.
Delian bemerkte mein Erstaunen natürlich und grinste frech. “Na gefällst dir? Dad hat doch gesagt, dass es toll ist.”
Wow... Auch wenn ich es jetzt nie offen zugeben würde, aber das war wirklich Wow.
Dad parkte mitten in der Auffahrt vor einem riesengroßen Haus. Ach was, das war schon kein Haus mehr, eher eine Villa. Irgendwie übertrieben, aber gleichzeitig auch echt der Hammer.
Ungläubig stieg ich aus, während ich mich immer noch staunend umsah. Die gesamte Hausfassade war weiß und würde ich es nicht besser wissen, würde ich sagen, dass sie gerade gestern gestrichen wurde, so sauber war sie. Um das Haus herum erstreckte sich ein großer Garten mit allen Arten von Blumen und einer satten grünen Wiese. Es hatte sogar einen Springbrunnen.
“Woher zum Henker haben wir das Geld für so eine Bude?” Diese Frage kam eigentlich ungewollt, ich meine, es war ja nicht so, dass wir reich waren...
“Na ja, Dad verdient halt nicht gerade wenig.”, sagte Delian und trat neben mich. “Er und Mom wollten das wir es hier in Arnberg gut haben.”
“Gut haben ist ja noch untertrieben.”
“Tja was solls, also ich fühl mich schon jetzt wie zu Hause.”
Was angesichts dessen, dass mein Bruder sich sogar in einem winzigen Baumhaus zuhause fühlen konnte, nicht gerade überraschend war.
“Also ich bin mir da noch nicht so sicher, großes Haus hin oder her, trotz allem sind wir umgezogen ohne das ich es wollte!” Ich ließ meinen Blick nachdenklich über die Umgebung schweifen und sah meinen Bruder dann fragend an. “Wo sind unsere Eltern eigentlich schon wieder hin?”
Er zuckte mit den Schultern. “Vermutlich im Haus, ich bin erst kurz vor die wach geworden und dann waren sie schon drin. Der Möbelwagen ist auch da, sie werden den Möbelpackern mit Sicherheit Anweisungen geben, wo welche Möbeln hin müssen.”
“War ja klar, anstatt uns zu wecken, machen sie wieder alles alleine.” Ich trottete voraus zu der großen Eingangstür und klopfte ein paar Mal. Delian folgte mir natürlich, während dessen zündete er sich auch direkt eine Zigarette an. Scheiß Raucher, verpesten unsere gesamte Umwelt und geben auch noch einen Haufen Geld dafür aus. Ich würde wohl nie verstehen, was sie daran fanden.
“Ah da seid ihr ja.”, begrüßte meine Mutter uns strahlend, nach dem sie voller Elan die Tür geöffnet hatte. “Ich dachte schon, ihr wollte den ganzen Tag im Auto verbringen.”
“Immer noch besser als hier zu sein.”, murmelte ich und zwängte mich an meiner Mutter vorbei in den hellen Flur. Der Boden war komplett mit Laminat ausgelegt und die Wände wurden in einem satten Terracotta-Ton gehalten. Nicht gerade meine Farbe, aber trotzdem echt schön.
Ich beschloss als Erstes das obere Stockwerk in Augenschein zu nehmen, da ich mir wenigstens ein Zimmer aussuchen wollte, wenn ich schon einfach hier einquartiert wurde. Während ich also die Wendeltreppe hoch lief, hörte ich hinter mir meine Mutter noch mit Delian meckern, von wegen im Haus wird nicht geraucht und so. Das übliche halt.
Oben angekommen befand ich mich in einem weiteren großen Flur, der genauso aufgebaut und in den gleichen Farben gehalten wurde wie unten. Ich ignorierte erst einmal die übrigen Türen und steuerte geradewegs auf die an der gegenüberliegenden Wand zu.
Mit einem nachdrücklichen Ruck öffnete ich sie und hielt mitten in der Bewegung inne.. So was nannte man dann wohl das perfekte Zimmer.
Der Boden war mit hellem PVC ausgelegt und passend dazu waren die zwei gegenüberliegenden Wände Lila, mit jeweils einem weißen Streifen. Die beiden anderen Wände waren Weiß mit jeweils zwei lila Streifen. Immer genau auf der mittleren Höhe. Außerdem hatte das Zimmer einen großen Balkon und zwei riesige Fenster, die viel Licht spendeten. Es war perfekt.
Hastig drehte ich mich um und rannte die Treppe wieder hinunter, dabei versuchte ich meine Freude über das neu errungene Zimmer zu zügeln, meine Eltern sollten nicht sehen, dass ich von dem Haus und dem Zimmer beeindruckt war. Dann hätten sie schließlich gewonnen und das wollte ich ihnen nicht gönnen, nicht jetzt schon.
Ich fand die beiden im... na ja, vermutlich im Wohnzimmer. Zumindest, dachte ich, wird dieser Raum mal das Wohnzimmer. Er war groß, hell und hatte eine Tür zum Garten hinaus.
“Ah.. Zoe Schatz! Und? Hast du dir ein Zimmer ausgesucht?”, erkundigte sich meine Mutter und nahm dem Möbelpacker neben ihr einen kleinen Karton mit der Aufschrift -Vorsicht Porzellan- ab.
Ich nickte monoton. “Ja ich nehme das oben mit dem Balkon und den lila Wänden.” Ich wandte mich an den Möbelpacker. “Also können alle Kartons mit der Aufschrift -Von Zoe- in das Zimmer.”
Der Möbelpacker nickte mir zu und verschwand nach draußen.
Hach... Irgendwie war es ja toll, dass es Menschen gab die einem die Arbeit abnahmen. Ja ich weiß, ich bin sadistisch, aber na ja an irgendjemanden muss ich ja meine Wut auslassen und außerdem war ich wenigstens noch freundlich dabei.
“Zoe?”
“Hmhm..?” Ich sah meine Mutter fragend an.
Diese grinste gut gelaunt. “Willst du dich nicht vielleicht schon mal umsehen gehen?”
Eigentlich keine schlechte Idee, so konnte ich vermeiden, hier zu helfen und würde wenigstens schon mal ein wenig von dieser Stadt sehen.
“Okay, aber wenn ich mich verirre, dürft ihr mich suchen.” Ich grinste und schnappte mir beim Rausgehen noch die Schlüssel, die meine Mutter anscheinend einfach achtlos auf einen kleinen, schon vorhandenen Schrank, gelegt hatte.
Draußen dämmerte es bereits und langsam wurde es echt kühl, kein Wunder der Sommer war vorbei und hatte für den Herbst Platz gemacht, der jetzt mit kaltem Wind und viel Regen Einzug hielt.
Fröstelnd verstaute ich meine Hände in den Jackentaschen und zog die Schultern hoch um mich vor dem kühlen Wind zu schützen.
Ich folgte zuerst der Straße direkt vor unserem Haus und hielt mich eine Zeit lang einfach nördlich. Irgendwann erreichte ich schließlich einen Marktplatz, wie ich da hingekommen war, wusste ich schon jetzt nicht mehr. Aber das war fürs Erste auch egal.
Der Marktplatz war nicht gerade groß, verfügte aber über eine Vielzahl an Geschäften, die zu meinem Leidwesen jedoch alle schon geschlossen hatten. Wäre ja auch zu schön gewesen, sich mal kurz aufzuwärmen.
Seufzend ließ ich mich auf eine kleine Bank nieder und sah in den nun bereits rabenschwarzen Himmel. Meine Uhr zeigte 20 Uhr an, noch nicht spät also, mein Handy hatte ich auch dabei, also könnte ich zur Not meine Eltern anrufen, nur für den Fall, dass ich wirklich nicht mehr Heim finden würde.
Gerade als ich im Begriff war, einen Weg zurück zu finden, sah ich im Schein einer Straßenlaterne eine Gruppe Jugendlicher, die geradewegs den Markplatz ansteuerten.
Super, ich hatte jetzt wirklich keine Lust auch noch auf irgendwelche aufgeblasenen, sich für was besseres haltenden Jugendlichen zu begegnen. Wie ich darauf komme, dass sie eingebildet waren?
Na ja sie liefen hier im Dunkeln mit, so weit ich sehen konnte, schwarzen Jacken und hoch erhobenen Hauptes in einer fünfköpfigen Gruppe über den Marktplatz. In meiner Heimatstadt war das ein klares Anzeichen dafür, dass es sich entweder um Machos, oder eingebildeten Tussis handelte. Na ja, oder wie in diesem Fall um beides.
Fieberhaft überlegte ich, vielleicht direkt das Weite zu suchen, um gar nicht erst ihre Aufmerksamkeit zu erregen, schließlich weiß ja jeder, dass ein einsames Mädchen das gefundene Opfer war. Leider wurde mein schöner Plan durchkreuzt, als mir klar wurde, dass die Jugendlichen genau von dort kamen, wo ich lang musste um nach Hause zu kommen. Ja ob ihr es glaubt oder nicht, dieses Detail hatte ich mir gemerkt.
Ich versuchte mich so klein wie möglich zu machen und beobachtete die Gruppe weiterhin. Lachend und tratschend liefen sie ein gutes Stück entfernt an meiner Bank vorbei und gerade als ich schon glaubte, noch mal davon gekommen zu sein, blickte einer der... Jungs, glaube ich, zu mir rüber und blieb stehen.
Er redete auf einen anderen Jungen ein und zeigte dabei auf mich. Ungewollt wurde mir mulmig zumute und ich rutschte unruhig auf der Bank hin und her. Es war ja nicht so, dass ich mich nicht zu verteidigen wusste, ganz im Gegenteil, eigentlich hatte ich immer eine ziemlich große Klappe, auch zu Gleichaltrigen, aber es war verdammt schwer sich als Mädchen gegen zwei oder mehrere Jungen durchzusetzen.
“Hey du..”
Mein Kopf fuhr ruckartig hoch. Na super, sie hatten sich also vorgenommen mich nicht in Ruhe zu lassen. Schön, also Zoe jetzt heißt es Pokerface aufsetzen und allen Mut aufbringen den du hast.
Ich setzte mich aufrecht hin und blickte zu der Gruppe rüber.
“Was gibt’s?” Entgegen meiner Vorstellungen klang meine Stimme ruhig und gelassen. Das hatte ich allerdings nur hartem Training zu verdanken. Irgendwie musste man anderen ja klar machen, dass man keine Angst vor ihnen hatte, zumindest äußerlich.
Die Gruppe kam zu mir rüber und langsam konnte ich einzelne Gesichter und Details erkennen. Es handelte sich um genau 3 Jungs und zwei Mädchen. Sie trugen alle schwarze Lederjacken, die jedoch nicht wirklich extravagant wirkten. Der Junge ganz vorne erregte am meisten meine Aufmerksamkeit. So wie er erhobenen Hauptes an erste Stelle lief, schien es, als ob er der Boss der Gruppe wäre. Na ja, wenn man es genau nahm, sah man es ihm auch an. Er hatte dunkelbraunes, schon fast schwarzes, etwas längeres Haar, wobei vereinzelte Strähnen unterschiedlich lang waren und vorne etwas seine Augen verdeckten. Diese hatten die faszinierende Farbe von einem durchdringlichen Blau. Nicht so wie meine, eher so wie die eines Ozeans, geheimnisvoll und anziehend zugleich. Außerdem strahlte er Anmut und Selbstvertrauen aus. Aber genug davon, wir waren hier schließlich nicht bei einem Blind-Date. Es konnte mir egal sein wie er aussah.
Bei mir angekommen blieb die Truppe stehen und Mister-ich-bin-der-Anführer legte den Kopf leicht schräg. “Du bist neu hier oder?”, fragte er ohne Umschweifen.
Der war wirklich direkt und verdammt neugierig.
“Ich wüsste nicht, was dich das angeht.”, entgegnete ich gelassen und erntete dafür mehrer erboste Blicke der übrigen Gruppenmitglieder.
“Oh, das tut mir Leid! Du weißt es dann ja bestimmt noch gar nicht.”
“Ich weiß was noch gar nicht?"
Der Junge beugte sich ein Stück vor, ich musste mich zwingen nicht automatisch zurück zu weichen. Sonst hätte er gemerkt, dass ich nicht so mutig war wie ich gerade vorgab. “Ich und die Leute hinter mir werden hier in dem östlichen Teil von Arnsberg als die “Black Rose” bezeichnet. Eine Gang die hier unter den Jugendlichen und Kindern das Sagen hat.”
Na ganz super. Jetzt war es offizel. Meine Eltern hatten mich nach Irrenhausen verschleppt. In welcher normalen Stadt gab es bitte schön noch so etwas wie Gangs? Fehlte nur noch die “böse” andere Gang, mit der sie sich bestimmt jeden Tag aufs Neue anlegten. So war das doch immer in den Filmen, oder?
“Okay, die Black Rose hm?” Ich zog spöttisch eine Augenbraue nach oben. “Und ihr denkt, nur weil die anderen sich von euch einschüchtern lassen, tu ich das auch?”
“Wie kannst du so was sagen?” Das Mädchen rechts vom Anführer, mit dem braunen Pferdeschwanz und dem meiner Meinung nach viel zu dick geschminkten Gesicht, funkelte mich wütend an. Gerade als sie anscheinend auf mich losgehen wollte, streckte der Anführer der Gruppe den Arm aus und schirmte mich so vor ihr ab.
“Das reicht Luina!”
“Aber sie hat...”
“Ich ab gesagt es reicht!” Der Ton des Jungen hatte einen scharfen Unterton bekommen und sogar mir lief es eiskalt den Rücken runter. Wozu es in dieser Situation allerdings auch nicht viel benötigte.
Luina, oder wie sie noch immer hieß, zögerte noch einen Moment, wandte sich schließlich aber fluchend von der Gruppe ab und zündete sich ein paar Meter weiter eine Zigarette an. Mein Gott, heutzutage war aber auch jeder Raucher.
“Ist die immer so drauf?”, erkundigte ich mich und richtete meinen Blick wieder auf Mister Anführer. Dieser grinste lediglich. “Na ja nur wenn jemand sich gegen uns stellt.”
“Ach... also so jemand wie ich.”
“Genau.”
Na das fing ja dann schon mal gut an. Aber nur weil diese Gang anscheinend das Sagen hier im östlichen Teil von Arnsberg hatte, würde ich mit Sicherheit nicht meine Krallen einziehen und mich vor ihnen verstecken. So feige war ich wiederum auch nicht.
“Tja, dann würde ich mal sagen, ich sollte mir ab sofort ein paar Bodyguards zulegen, nicht wahr?”
Ich wusste selbst nicht wieso ich sie noch so provozieren musste, irgendwie hatte ich das so an mir, ich konnte es einfach nicht lassen.
Mister Anführer ließ sich neben mir auf die Bank fallen und bedeutete den übrigen Gangmitgliedern sich zu entfernen, was sie auch direkt taten. Sie benahmen sich irgendwie wie zahme Hündchen. Bescheuert wenn ihr mich fragt, ich würde mich nie so demütigen lassen.
“Also...”, begann der Anführer langsam und streckte sich einmal ausgiebig. “Wir haben zwei Möglichkeiten um das ganze hier zu klären. Einmal die nette und freundliche Art, bei der auch niemand zu Schaden kommen wird oder die etwas... Na ja, sagen wir härtere Variante, wo Bodyguards gar nicht mal so eine schlechte Idee wären.”
Ich biss die Zähne zusammen. Der machte mir nicht gerade Mut. “Was ist, wenn ich keine von beiden Möglichkeiten in Betracht ziehe?”
“Du wirst dich wohl oder übel für eine Möglichkeit entscheiden müssen.”
“Und mit welchen Bedingungen wäre die erste Möglichkeit verbunden?”
“Ganz einfach. Du wirst dich nach unseren Regeln, die für alle Jugendlichen hier in der Stadt gelten, richten und uns als die oberste Gang hier ansehen.”
Mein Gott, das triefte ja gerade so vor Arroganz.
“Niemals!”, sagte ich entschlossen. “Eher würde ich mir eigenhändig den Hals umdrehen.”
Er lachte doch tatsächlich. Ja er lachte, Hammer oder? Wo ich mich doch so bemühte ernst zu bleiben.
Ich strafte ihn mit einem bösen Blick. “Was ist daran bitte schön lustig?”
“Na ja ich denke mal nicht, dass es so schlimm für dich sein wird, unsere Regeln zu befolgen. Das tun schließlich auch alle anderen hier, deswegen muss du dir nun wirklich nicht direkt den Hals umdrehen.”
“Eure Regeln befolgen? Wir sind hier doch nicht beim Militär oder in der Schule. Hier muss niemand auf die Regeln einer Gang hören, die sich für was Besseres hält!” “Das siehst vielleicht du so, aber du wirst schnell feststellen, dass du in der Schule ziemliche Probleme haben wirst, wenn du weiterhin so denkst.” Er erhob sich abrupt von der Bank und drehte sich noch einmal grinsend zu mir um. “Du solltest jetzt vielleicht besser wieder nach Hause gehen, glaub mir, wir sind nicht das Schlimmste hier auf den Straßen.”
Mit diesen Worten kehrte er zu den anderen zurück und zündete sich dort ebenfalls eine Zigarette an.
Ich widerstand der Versuchung, einfach noch hier sitzen zu bleiben, um ihm eins auszuwischen. Ich wollte es nicht drauf anlegen, die gesamte Stadt gegen mich aufzubringen und machte mich dann wirklich endlich auf den Heimweg. Inzwischen war es schon an fast 9 Uhr und ich hatte keine Ahnung wann meine Eltern spätestens die Polizei alarmieren würden, wegen verdacht auf entführen. Sie waren bei so etwas ziemlich überfürsorglich.

Als ich es nach mehrmaligem Verlaufen tatsächlich wieder zurück nach Hause geschafft hatte, waren die Möbelpacker bereits weg und meine Eltern erwartete mich bereits an der Haustüre. Was hab ich gesagt... Überfürsorglich.
“Da bist du ja Zoe.” Meine Mutter kam auf mich zugestürmt und sah mich eindringlich an. “Du weißt das du nicht so lange weg bleiben sollst!”
Ich warf einen Blick auf meine Uhr und verdrehte spöttisch die Augen. “Es ist gerade mal halb 10, Mom.”
“Gerade mal?”, wiederholte mein Vater ungläubig. “Halb 10 ist bereits spät und besonders in einer neuen Stadt hast du da draußen nichts mehr zu suchen.”
Manchmal fragte ich mich echt wie Delian die ganzen 19 Jahre hier ausgehalten hatte, wenn es nach meinen Eltern ginge würden sie uns am liebsten noch in einen Laufstall stecken und füttern. Dabei war ich 17 und damit ja wohl alt genug, um auf mich alleine aufzupassen.
“Mir ist doch nichts passiert”, beruhigte ich sie hastig und schlüpfte unter dem Arm meines Vaters hindurch ins Haus. Flüchten war jetzt das beste was ich machen konnte, sonst würde ich gleich einen 10 minütigen Vortrag von den beiden zu hören bekommen, den ich mittlerweile schon in und auswendig kannte.
Ohne auf das weitere Gemeckere meiner Eltern einzugehen, hastete ich die Treppen hoch und verschwand in meinem Zimmer. Dieses war übrigens mittlerweile vollkommen eingerichtet und sogar nach meinem Geschmack. Scheinbar verstanden ein paar der Möbelpacker etwas von Style.
Ich machte mich zuallererst daran meine Klamotten im Schrank zu verstauen und danach meine Bücher auf die dafür vorgesehenen Regale zu stellen. Gerade als ich das letzte Buch verstaute, platze Delian in mein Zimmer und natürlich erschrak ich mich mal wieder so dermaßen, dass ich mich nur noch mit Mühe auf dem Stuhl halten konnte. Ihr müsst wissen, meine Regal hingen ziemlich hoch und ich war nun wirklich nicht gerade die Größte, also hatte ich einfach einen Stuhl benutzt. Keine gute Idee wenn man einen verrückten Bruder hatte, so viel stand schon mal fest.
“Sag mal hast du noch nie was von anklopfen gehört?”, fragte ich ihn empört, nachdem ich mein Gleichgewicht wieder gefunden hatte. “Einfach in das Zimmer einer Frau reinzuplatzen gehört sich nicht!”
Delian zog grinsend eine Augenbraue hoch. “Seit wann bist du den schon eine Frau?” Er schüttelte den Kopf. “Glaub mir, bis du dahin kommst, dauert es noch eine Weile."
Oh... Irgendwann würde ich ihn umbringen, verlasst euch drauf.
“Was willst du überhaupt hier?”
“Mom will das du runter kommst, essen.”
“Jetzt noch?”
Die hatte wirklich eine komische Zeit zum Abendbrot essen.
Delian nickte. “Du weißt doch wie sie ist.”
“Stimmt.”
Ich folgte Delian nach unten in die große, geräumige Küche. Unsere Eltern saßen bereits an dem großen Esstisch und unterbrachen ihre Unterhalten als wir den Raum betraten.
“Und wie weit seit ihr mit auspacken?”, erkundigte sich meine Mom lächelnd, nachdem ich und Delian sich auf die äußerst bequemen Stühle niedergelassen hatten.
“Also ich bin fertig”, erwiderte Delian grinsend. “Aber ich glaube Zoe braucht noch ne Weile, bei ihrer Größe braucht sie sogar zum Bücher wegpacken einen Stuhl, da wirds mit den schweren Sachen bestimmt noch schwieriger.”
“Du... Oha...” Ich boxte ihn gegen die Schulter, in der Hoffnung er würde wenigstens Aua schreien, aber nichts! Er lachte lediglich und ich war es, die die Schmerzen davon trug. Der hatte aber auch eine harte Schulter, sag ich euch. Mit brummigen Gesichtsausdruck begann ich damit meine Nudeln zu essen und versuchte Delian so gut es eben ging zu ignorieren. Blöd nur, dass er es immer wieder schaffte, mich auf die Palme zu bringen, spätestens als er damit anfing mir mehr und mehr Nudeln auf den Teller zu packen, war meine Geduld am Ende.
“Du kannst unmöglich mein Bruder sein!”, herrschte ich ihn an und schob den nun überfüllten Teller von mir weg. “Du bist die Katastrophe in Person.”
Er zuckte mit den Schultern und legte seine Gabel weg, nachdem er auch noch die letzten Nudeln in seinen bereits überfüllten Mund gesteckt hatte. Ein Hamster war nichts dagegen. “Tja... Du bist ja nur sauer, weil du nichts hast um mich zu ärgern. Im Gegensatz zu mir.”
“Haha...” Ich verdrehte die Augen. “Das glaubst du ja wohl selber nicht!”
“Oh doch du brauchst....”
“Jetzt hört aber mal auf!”, unterbrach meine Mom ihn genervt und sah hilfesuchend zu meinem Vater rüber. “Jetzt sag doch auch mal was.”
Oh man... Sie wollten wieder “wie erziehe ich meine Kinder richtig" spielen, tut mir ja leid, aber da hatten sie ziemlich versagt. Delian ist zu einem alles auf die Palme bringenden Matcho geworden und ich... Na ja war auch nicht wirklich die Liebste.
“Eure Mutter hat recht.” Mein Vater nickte zur Verdeutlichung seiner Worte. “Ihr seit 19 und 17 Jahre alt, und benehmt euch gerade wie Kleinkinder.”
“Was bei Delian ja nichts neues ist.”
“Zoe!”
“Ist ja gut...”
Am Ende bekam komischerweise immer ich den Ärger.
“Übrigens denk dran, morgen ist dein erste Schultag”, erinnerte mich meine Mom ohne von ihrem Essen aufzublicken. “Also geh gleich schlafen.”
Brr... Alleine der Gedanke morgen auf eine komplett neue Schule zu gehen, bereitete mir eine Gänsehaut, hoffentlich sind wenigstens die von der Gang nicht auch auf der gleiche Schule wie ich. Das würde Mord und Totschlag geben und ich glaube ich würde weniger gut dabei rauskommen. Schließlich waren anscheinend alle Jugendlichen hier auf der Seite dieser Gang.
Seufzend erhob ich mich von meinen Platz und machte mich auf dem Weg zur Treppe, an der Küchentür hielt mich mein Vater allerdings noch mal auf.
“Morgen werde ich dich übrigens noch einmal zur Schule bringen, danach musst du entweder laufen oder mit dem Bus fahren.”
Na ganz super, ich hatte also die Wahl zwischen einem überfüllten Bus und einem langen Fußmarsch. Keins von beidem sagte mir wirklich zu, aber darüber konnte ich mir auch Morgen noch den Kopf zerbrechen.
Ich setzte meinen Weg ins Zimmer fort und ließ mich dort erschöpft aufs Bett fallen.
Eins war schon jetzt sicher, ich würde morgen bestimmt einen verdammt anstrengenden Tag haben.

Kapitel 2: Und jetzt geht es erst richtig Los!



Den nächsten Tag begann ich bereits mit einem düsteren Gesicht. Mein Wecker hatte mich um punkt halb 7 aus dem Bett geschmissen und sogar nach einer ausgiebigen Dusche war ich noch immer schlecht gelaunt... Oder um es besser auszudrücken, einglich war ich nur extrem nervös. Ich hatte keine Ahnung was ich machen sollte, falls sich meine gesamte neue Klasse gegen mich stellen würde, schließlich konnte man ja nie wissen, ob diese Gang nicht schon Gerüchte über mich in die Welt gesetzt hatte. Mister Anführer hatte mich ja bereits vorgewarnt, wenn ich mit so einer Einstellung gegenüber der Blackrose rumlaufe, würde ich es verdammt schwer auf der Schule haben.
Nachdenklich kaute ich auf meinem letzten Stück Butterbrot rum und überlegte fieberhaft, wie ich einer Auseinandersetzung aufgrund dieser Gang aus dem Weg gehen konnte. Ich könnte es einfach geheim halten... Also, dass ich nicht auf die Regeln von ihnen hören und mir von ihnen auch nichts sagen lassen würde. Stellte sich nur die Frage, wie ich das geheim halten sollte, schließlich würde ich gegen meine eigenen Vorsätze verstoßen, wenn ich nachher doch auf ihre Regeln hören würde, nur weil ich nicht zugeben wollte, dass ich es eigentlich nicht tat... Es war zum verzweifeln.
“Morgen Schwesterchen...” Delian kam gut gelaunt in die Küche stolziert und setzte sich mir gegenüber an den Tisch. “Du hast nicht zufälligerweise schlechte Laune?”
Ich verdrehte die Augen. “Nein... Wie kommst du den darauf?”
“Na ja dein Gesichtsausdruck spricht Bände.” Er schnappte sich eine Brotscheibe und schmierte sich Haselnusscreme drauf, zwischendurch warf er mir immer mal wieder fragende Blicke zu.
“Ist irgendwas?”, fragte ich ihn schließlich genervt.
Er zuckte mit den Schultern. ”Ich hab mich nur gefragt, wieso du so schlechte Laune hast.”
“Ist das nicht offensichtlich?”
“Nein, nicht wirklich.”
Ich seufzte lautstark. “Ich sag nur ein Wort: SCHULE!”
“Ahh..” Delian lehnte sich in seinem Stuhl zurück und biss genüsslich in sein Brot. “Also ich denke nicht, dass du dir darüber deinen süßen, kleinen Kopf zerbrechen musst. Du bist doch bis jetzt überall gut angekommen.”
Tja... Das war bevor ich es mir mit einer Gang verbaut hatte. Aber ich hatte nicht vor, Delian jetzt davon zu erzählen. Er mochte mich zwar ziemlich oft ärgern und brachte mich gerne auf die Palme, aber wenn jemand mir drohte oder wehtat, dann würde er sich für mich einsetzten, diese Erfahrung musste ich schon einmal machen.
“Wie auch immer, ich muss jetzt los.” Ich schnappte mir meine Tasche die über der Stuhllehen hing und warf einen Blick zur Treppe. “Dad?”
“Komme schon.” Die Worte meines Vaters wurden mit lautem Gepolter begleitet und keine Minute später stand dieser völlig außer Atem vor mir. “Puhh... Die ganzen Treppen runter zu rennen, grenzt schon fast an Folter.”
“Tja... Ihr habt euch ja für so ein großes Haus entschieden.”
“Willst du mir etwa sagen, es gefällt dir nicht?” Er sah wirklich gekränkt aus.
“Nein... so hab ich das doch gar nicht gemeint, aber wenn du dich schon für so ein Haus entscheidest, musst du auch mit den Folgen leben”, erklärte ich ihm grinsend, während wir über den kleinen Weg Richtung Garage liefen.
“Hm... “ Mein Vater kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf, das tat er komischerweise immer wenn er überlegte. “Da hast du wohl Recht.”
“Tja... Du glaubst gar nicht, wie oft ich Recht habe. Aber irgendwie erkennt ihr das ja nie."

Die Fahrt zu meiner neuen Schule verlief größtenteils schweigend. Während ich mir immer noch Gedanken darüber machte, wie ich auf der Schule wohl aufgenommen wurde, pfiff mein Vater gut gelaunt irgend einen alten Schlager mit, der gerade im Radio lief.
Mein Nervosität hatte mittlerweile auch ihren Höhepunkt erreicht, ich konnte mich nicht daran erinnern, wann meine Hände das letzte Mal so geschwitzt hatten.
Schon bald kam ein riesiges Gebäude in Sicht, vor dem bereits eine große Menge Menschen versammelt war.
Es war eines dieser altmodischen Gemäuer die ihre besten Jahre schon lange hinter sich hatten. Die Außenfassade war einfach in brauntönen gehalten und nur ein paar große Fenster schafften es, das Gebäude trotzdem ein wenig... Na ja sagen wir... einladend aussehen zu lassen.
Der kleine Parkplatz befand sich an der Seite des Schulgebäudes und war schon fast überfüllt, als mein Vater langsam am Rand des Gehwegs zum Stehen kam.
“Wir sind da“, verkündete er das Offensichtliche, “Ich wünsch dir viel Spaß in deiner neuen Schule.”
Ich zwang mich zu einem Lächeln und stieg langsam und bedacht aus. “Danke Dad.”
Den werde ich zwar nicht haben, aber was solls, schlimmer konnte es sowieso nicht mehr werden.
Mein Vater fuhr mit quietschenden Reifen davon und ich sah mich suchend nach dem Sekretariat um, da sollte ich nämlich laut meiner Mom als Erstes hin. Auf dem Schulhof wimmelte es nur so von neugierigen Schülern, sämtliche Blicke waren auf mich gerichtet. Ich überlegte schon nach wenigen Schritten, einfach mal ganz laut zu fragen, ob ich vielleicht irgendetwas im Gesicht hatte. Die Tatsache, dann aber wahrscheinlich noch mehr angestarrt zu werden, brachte mich schnell wieder von dieser Idee ab.
Seufzend versuchte ich die Blicke in meinem Rücken zu ignorieren und setzte meinen Weg zum Sekretariat fort.
Eine schützende Wärme umfing mich, als ich das Schulgebäude betrat und in einem großen geräumigen Raum landete. Vermutlich eine Art Foyer, eigentlich typisch bei öffentlichen Gebäuden.
Von hier aus müsste man direkt zum Sekretariat kommen.
Ich ließ meinen Blick über die Fensterbänke schweifen, welche die meisten Schüler als Sitzgelegenheiten nutzten, bis zu 4 großen Glastüren mit der Aufschrift "Cafeteria". Das alles gab es auf der rechten Seite, also kein Sekretariat. Auf der linken Seite gab es auch diese großen Fensterbänke voll mit Schülern, eine große Treppe die ins obere Stockwerk führte und eine Glastür mit der Aufschrift "Aufenthaltsraum".
Ich runzelte die Stirn. Einen Aufenthaltsraum gab es bei mir früher nicht, den musste ich mir nachher mal genauer ansehen.
Aber zurück zum Thema... Das Sekretariat hatte ich immer noch nicht gefunden... Wo zum Henker noch mal konnte es den nur sein?
“Hey... Du bist neu, oder?”
Ein wenig überrascht drehte ich mich zu der Stimme um. Ein Mädchen etwa in meinem Alter stand vor mir, mit lustig aussehenden blonden Zöpfen, die ihrem Gesicht komischerweise trotzdem schmeichelten. Sie strahlte mich mit ihren rehbraunen Augen an und hielt mir sogleich die Hand hin.
“Mein Name ist Lena, ich geh ab heute hier feierlich in die Oberstufe.”
Okay... Dieses Mädchen war eindeutig keinesfalls schüchtern.
“Äh... Hallo, mein Name ist Zoe.” Ich griff nach ihrer Hand und erwiderte ihr Lächeln. “Und ich werde ab heute auch hier in die Oberstufe gehen.”
“Echt?” Ihr Lächeln wurde noch breiter, wenn das überhaupt möglich war. “Das ist ja super, vielleicht sind wir ja in einer Klasse, ich komm in die 11a.”
“Ehrlich? Ich auch.”
“Wow... Dann kenn ich ja schon jemanden hier. Besser kann es ja gar nicht werden.”
Ich war mir da noch nicht ganz so sicher. Sie schien ein ziemlicher Wirbelwind zu sein und wenn sie immer so gut drauf ist wie heute, sollte ich mir schon jetzt bessere Nerven zulegen. Meine jetzigen würden das nämlich bestimmt nicht aushalten.
“Äh... Ja, weißt du zufälligerweise wo das Sekretariat ist?”
Lena nickte eifrig. “Natürlich, komm mit, ich zeig es dir.”
Noch bevor ich etwas dazu sagen konnte, zog sie mich bereits mit sich, vorbei an dem Aufenthaltsraum in einen kleinen Gang. Es ging eine Weile lang gerade aus dann nach links und dann, ihr glaubt es nicht, standen wir vor einer Tür mit der Aufschrift Sekretariat.
Das war hier ja schlimmer als in einem Labyrinth. Ohne ausführliche Karte konnte ich schon jetzt sagen, dass ich mich mindestens 10 Mal am Tag hier verlaufen würde.
Lena warf mir einen kurzen Blick zu und klopfte dann vorsichtig an, bevor wir das Sekretariat betraten.
Es war ein verhältnismäßig kleiner und dunkler Raum, in dem zwei dunkelbraune Schreibtische standen, die mit Papierkram überhäuft waren. Vor den beiden Schreibtischen saßen zwei Frauen, die damit beschäftigt waren, wie verrückt etwas in ihre Computer einzugeben.
“Äh... Entschuldigen Sie.” Ich trat vorsichtig auf die beiden zu, blieb aber sofort stehen als sie ruckartig die Köpfe hoben und meinem Blick mit wenig Freundlichkeit begegneten.
Okay... Die machten mir echt Angst. Aber... Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
“Wir beide sind neu hier und uns wurde gesagt, dass wir als Erster hierher kommen müssen.” Ich hatte es geschafft meine Stimme wieder fest klingen zu lassen und versuchte auch meine Gesichtzüge in den Griff zubekommen. Immer schön ruhig und lässig wirken. Wenn das mal so einfach wäre.
“Oh ja...” Die Sekretärin mit den braunen gelockten Haaren, die ihr ein wenig strohig über die Schultern fielen, schien endlich zu verstehen und erhob sich ein wenig unbeholfen. “Hier sind die Unterlagen die ihr braucht.” Sie kramte kurz in den Blätterhaufen auf ihrem Schreibtisch herum und hielt uns anschließend zwei Stapel Papierkram entgegen. “Das sind eure Stundenpläne, ein Schulplan, sowie die Liste der freien Tage und Regeln.”
Buhhhu... Ihr glaubt gar nicht, wie lang die Liste der Schulregeln war, 3 ganze Seiten. Wo waren wir den hier, in einer militärischen Einrichtung? Ein Blick in das Gesicht der anscheinend genervten Sekretärin reichte, damit ich mir die Frage selbst beantworten konnte.
“Äh... Danke.” Ich nahm den Stapel Papierkram entgegen und Lena tat es mir gleich. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie ziemlich still war, seit wir das Sekretariat betreten hatten.
Bei der Unfreundlichkeit hier konnte ich es ihr allerdings auch nicht verübeln.
Und genau deswegen flüchteten wir auch sofort wieder, nachdem die Sekretärin uns mit einem letzten kalten Blick zum Gehen aufgefordert hatte.
“Oh man, denen will ich nachts nicht über den Weg laufen”, murmelte Lena, kaum als wir den Raum verlassen hatten.
Ich nickte zustimmend. “Die haben mich irgendwie an Cinderellas beiden Stiefschwestern erinnert.”
Fragt mich bitte nicht, wie ich jetzt auf Cinderella komme, ich hatte nämlich selber keine Ahnung. Die Schule, ach was die gesamte Umgebung hier, tat mir einfach nicht gut!
Das plötzliche auf und abhüpfen von Lena neben mir, entlockte mir allerdings einen zugleich belustigten und fragenden Blick. “Was ist den in dich gefahren?”
“Uhhh.. Ich weiß nicht, ich bin einfach so was von nervös.”
“Nervös?”, wiederholte ich ungläubig. Ich hatte vorhin eher den Eindruck als wenn sie dieses Wort gar nicht erst kannte. “Ach was...”, beruhigte ich sie gelassen. “Die anderen sind hier genauso neu wie wir, da wird uns schon niemand beißen.”
“Ja vermutlich hast du recht, aber trotzdem...” Sie zuckte mit den Schultern, setzte gleich darauf aber wieder eines ihres strahlenden Lächeln auf. “Ach ist ja auch egal, schließlich sind wir schon zu zweit, also kann uns hier sowieso nichts etwas anhaben.”
Na wenn sie sich da mal nicht irrte.... Immerhin gab es für mich immer noch das Problem mit der Gang...

“Okay... Also wir müssen jedenfalls in den oberen Stock”, erklärte mir Lena wenige Minuten später. Nachdenklich studierte sie den Schulplan, welchen die Sekretärin uns gegeben hatte, während wir das Foyer durchquerten und vor der großen Treppe stehen blieben.
Ich warf ihr einen skeptischen Blick zu. “Bist du dir sicher?”
“Ja klar... Oder eh... Na ja nicht wirklich...” Sie ließ den Plan seufzend sinken. “Ich weiß es auch nicht, die Schule ist einfach zu groß und der Plan nicht umfassend genug. Ich mein, woher sollen wir wissen, wo sich der Raum 212 befindet, wenn auf diesem blöden Plan noch nicht einmal Zahlen stehen?”
Gute Frage... Nur stellte sie diese leider der Falschen.
Genervt fuhr ich mir durchs Haar und ließ meinen Blick durchs Foyer schweifen.
Oh nein... Das konnte unmöglich wahr sein. Was hatte ich getan, dass Gott es so böse mit mir meinte??
Was bitte schön hatte ich schlimmes in meinem Leben gemacht, dass diese gottverdammte Gang auch noch auf MEINE neue Schule ging?
Ich würde sterben... Wenn nicht jetzt... Dann spätestens wenn alle meine Abneigung gegen die Black Rose sahen.
Von einer Meute Jungendlicher umgebracht... Nicht gerade ein friedlicher Tod.
So schnell es eben ging, drehte ich mich wieder zu Lena um und zog sie am Arm, damit sie sich in Bewegung setzte. “Los... Äh... Lass uns einfach... mal nachsehen.”
Sie runzelte angesichts meiner plötzlichen Nervosität die Stirn. “Alles in Ordnung?”
“Ja klar, nur los jetzt, sonst kommen wir noch zu spät zum Unterricht.”
Oder ich würde gar nicht mehr hinkommen.
Lena warf mir noch einen prüfenden Blick zu, zuckte dann aber mit den Schultern und ließ sich von mir mitziehen.
Wir hatten gerade die fünfte Treppe erreicht -ja ich habe mitgezählt- als der Anführer der Black Rose hinter uns trat.
Oh bitte lieber Gott, lass ihn mich nicht erkenne. Er sah mich doch nur von hinten, er konnte mich also eigentlich gar nicht erkennen. Schließlich hatte er mich gestern nur von vorne gesehen und noch dazu war es dunkel gewesen.
Trotz diesem ein wenig... Na ja sagen wir mal aufmunternden Gedanken, beschleunigte ich mein Tempo so, dass Lena hinter mit bereits joggen musste, um mit mir Schritt zu halten.
Doch all das rettete mich nicht, was mich im nachhinein auch nicht verwunderte.
“Hey.. Wen haben wir den da?” Die unverkennbare Stimme vom Anführer der Black Rose durchbrach genau dann die Stille, als Lena und ich die erste Glastür erreichten.
Ich überlegte einfach weiter zu gehen und ihn zu ignorieren, doch leider machte Lena mir einen Strich durch die Rechnung. Sie drehte sich überrascht um und stand dann ein paar Augenblicke mit offenem Mund und glitzernden Augen da.
Vielleicht sollte ich ihr ein Taschentuch reichen. Der Verdacht, dass sie gleich zu sabbern anfing, lag ziemlich nahe.
Wieso verdammt noch mal fand sie ihn den so... Hammer?
Okay, okay, ich musste zugeben, dass er nicht schlecht aussah, aber Hallo? Hatte dieses Mädchen den keinen Stolz?
Seufzend richtete ich meinen Blick auf Mr. Anführer und zog gleichzeitig Lena ein Stück von ihm weg. Dieses Gestarre war ja nicht zum Aushalten.
“Was willst du?”
Nur gut, dass noch keine anderen Schüler in der Nähe waren. Ich war mir nämlich sicher, dass alleine diese drei Wörter reichten, um die gesamte Schülerschaft gegen mich aufzubringen.
“Einer guten Freundin Hallo sagen?!” Er grinste provokant und erwiderte meinen Blick mit einer solchen Gelassenheit, dass ich ihn am liebsten sofort an die Gurgel gesprungen wäre. Von so viel Arroganz wurde mir ja schon richtig schlecht.
“Gute Freundin? Also ich sehe hier niemanden, der wie einer deiner guten Freunde aussieht.”
“Ach nein?”
“Nein!”
“Kennst du den?”, fragte Lena mich leise. Anscheinend hatte auch sie wieder in die Realität zurückgefunden.
“Flüchtig”, brummte ich ohne den Blick von Mr. Anführer abzuwenden.
Dieser nickte nachdenklich. “Du hast recht, zu allererst sollte ich dir meinen Namen verraten.”
“Ob du es glaubst oder nicht, ich will ihn gar nicht wissen!”
“Aber ich”, meldete sich Lena zu Wort und lächelte verführerisch. Pah… Und so etwas nannte man Freundin.
Mr. Anführer erwiderte ihr Lächeln. “Mein Name ist Jason. Jason Dais und du bist...?”
“Lena Lack. Und das neben mir ist Zoe.”
Ja super, verrat ihm nur meinen Namen, schließlich soll ja jeder wissen wer genau hier die Black Rose verabscheute, dachte ich empört.
Wütend verschränkte ich die Arme vor der Brust. “Können wir jetzt mal weiter Lena, der Unterricht beginnt gleich.”
Lena verdrehte die Augen. “Ist ja gut, ich komme ja schon.” Sie schenkte Jason noch ein bezauberndes Lächeln und drehte sich dann zu mir um. “Wir haben immer noch das Problem, dass wir nicht wissen wo unser Raum ist.”
Oh... Wenn sie wüsste, wie viel lieber mir das Problem war, so lange es bedeutete, dass ich nicht länger in Jasons Nähe war.
“Ich kann euch ja hinbringen”, schlug genau dieser jetzt vor und richtete dabei seinen Blick auf mich. Seine strahlend blauen Augen bohrten sich in meine... Er hatte aber auch hammermäßige Augen... Ahh man... Zoe jetzt konzentrier dich mal!
Ich schüttelte kurz den Kopf und wollte seine Hilfe bereits ablehnen, doch Lena war schneller und nickte strahlend. “Das wäre super.”
“Na dann, zu welchen Raum müsst ihr denn?”
“Raum 212.”
“Ah... Da seid ihr sogar auf dem richtigen Weg.” Jason ging an uns vorbei und wandte sich dem langen Gang hinter der Glastür zu. Lena lief neben ihm her, während ich den beiden einfach schweigend folgte. Mir war schon jetzt bewusst, dass es nicht lange dauern würde, bis Lena den Black Rose auch verfallen war und seine Regeln befolgen würde, und dann brauchte ich auch sie nicht mehr um Hilfe bitten. Meiner Meinung nach war es anscheinend das was Jason plante, nämlich alle gegen mich aufzubringen.
Verdammt! Das ganze nahm langsam die Form eines dieser Zombie Filme an. In dem immer alle Menschen von jemanden etwas eingetrichtert bekamen und auch genau das taten. Ich konnte mir sogar jetzt schon bildlich vorstellen, wie alle meine neuen Mitschüler bald von allen Seiten auf mich zu kommen würden, während sie immer wieder so einen Satz sagten, wie: “Schließ dich uns an, vertraue auf die Regeln der Black Rose.” Den dauernd wiederholten und an meinen Klamotten zerrten.
Äh... Okay jetzt wurde ich langsam paranoid!
Aber was mich noch mehr verwunderte war die Tatsache, dass er ohne seine Gangmitglieder unterwegs war.
Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass die 5 unzertrennlich waren. Na ja wer weiß, vielleicht gab es hier bei jedem neuen Schuljahr auch neue Regeln von ihnen und sie mussten diese jetzt an sämtliche Schüler verteilen. Also mein Blatt würde sofort im Müll landen.
Ich mein, für was hielten sie sich den? Für die Bürgerpolizei?
Ganz ehrlich, das war doch lächerlich.
Gut nur, dass diese nette und freundliche Nummer von Jason bei mir nicht zog, Lena hatte er damit vielleicht rumgekriegt, aber mich nicht.

Wir erreichten unseren Klassenraum schließlich 5 Minuten vor dem schellen. Es war der Raum ganz am ende eines langen Flures, in der ersten Etage. Mal sehen wie lange ich mir das behalten würde.
Jason hatte natürlich ziemlich bei Lena gepunktet, sie hat ihn nur so mit fragen gelöchert während er uns zu unserem Raum geführt hat, und er hat ihr natürlich von seiner Gang erzählt. Sie war hin und weg und sofort Feuer und Flamme, in der Hoffnung er würde sie vielleicht bald in seiner Gang aufnehmen.
Ich fand das alles Schwachsinn, wie konnte man sich nur so dermaßen für etwas begeistern das man sich mit mindestens 11 Jahren aus dem Kopf geschlagen haben müsste?
Anstatt so eine bescheuerte Gang zu gründen hätte er sich irgendeinem Verein anschließen sollten, das wäre eine normale Beschäftigung gewesen und durchtrainiert für mindestens jede Sportart war er auch.
Na ja ich hatte ihn auf jeden Fall den Weg über ignoriert so gut es eben ging, jetzt da Lena auch für die Gang war durfte ich auch bei ihr nicht zu sehr auffallen.
Seufzend stützte ich den Kopf auf die Ellbogen ab und versuchte mich wieder auf das Gerede meiner neuen Klassenlehrerin Frau Martens zu konzentrieren.
Eine etwas zu klein geratene Frau mit Brille und dürren Körperbau, ich weiß nicht so recht ob ich sie ernst nehmen konnte.
Neben mit starrte Lena verträumt auf die Tafel, ich musste gar nicht erst fragen wo sie mit ihren Gedanken war. Fehlten nur noch die Herzchenaugen die bei verliebten im Fernseher immer benutzt wurden.
“So...“, Frau Martens legte die Kreide beiseite, mit der sie während ihrem Vortrag über sämtliche Regeln in der Schule herumgefuchtelt hatte und rückte die Brille auf der Nase zurecht. “Ich hoffe sie haben alles verstanden, denn noch einmal werde ich mich nicht wiederholten. Wir werden Morgen mit dem Unterrichtsstoff beginnen, ich möchte das sie sich schon mal ein wenig darauf vorbereiten unser Thema werden Gedichte sein.”
Sie endete genau mit dem schellen der Schulglocke und Lena stöhnte neben mir erleichtert auf. “Noch einen Vortrag von der und ich häng mich höchstpersönlich auf.”
Ich war mir eigentlich sicher Lena hat sowieso nur die hälfe von dem Vortrag mitbekommen. Also könnte sie sich eigentlich gar nicht beschweren. Trotzdem stimmte ich ihr zu. “Ja... Also ich glaube Deutsch wird schon ab heute einer meiner Hassfächer.”
“Ja bei mir auch.”, sie seufzte übertrieben. “Was haben wir als nächstes?”
“Äh..”, ich warf einen kurzen Blick auf den Stundenplan in meiner Hand und runzelte leicht die Stirn. “Religion, ich bin Katholisch.”
Lena schob die Unterlippe vor. “Echt? Schade ich bin Evangelisch.”
“Hm... Kann man wohl nichts machen.”, ich ließ den stundenplan wieder meiner Tasche verschwinden. “Wir sehen uns dann gleich in der Pause?”
Sie nickte noch kurz bevor sie mit einem letzten missmutigen Blick in meine Richtung aus den Raum verschwand.
Seufzend ließ ich mich wieder zurück auf meinen platz sinken und sah dabei zu wie mehr und mehr Schüler den Raum betraten. Gerade als ich davon überzeugt war, dass ich keinen von meinem Mitschülern kannte, tauchte Jason in der Tür auf.
Bei meinem Glück hätte ich mir das eigentlich schon denken können..
Ich bettet im stillen das er nicht auf die grandiose Idee kommen würde sich neben mich zu setzten und starrte stur gerade aus auf die Tafel. Vielleicht würde er mich ja gar nicht bemerken. Schließlich war ja noch einer aus der Gang bei ihm, da würde ich hoffentlich nicht weiter auffallen.
Jason sprach leise mit dem Typ an seiner Seite und deutete auf einem Platz in der hintersten Reihe. Meine Hoffnung stieg an. Vielleicht würde er sich ja einfach ganz gemütlich mit diesem anderen Typen nach hinten setzten und ich hätte die ganze Stunde ruhe vor ihm und dem ganzen Gangkram.
Doch leider wurde meine Hoffnung genau in dem Moment zunichte gemacht als sich die beiden in Bewegung setzten.
Im Gegensatz zu seinem Kumpel steuerte Jason nämlich nicht die hintere Reihe an. Nein stattdessen kam er grinsend zu mir rüber und ließ sich -Ohne zu fragen- neben mir auf den lehren Stuhl fallen.
Ich schloss gequält die Augen. “Was willst du?”
“Was für eine nette Begrüßung.”, er drehte sein Oberkörper in meine Richtung und schenkte mir ein charmantes lächeln. Irgendwie erinnerte mich Das ganze an Rotkäppchen. Damit ich dich besser beißen kann.
“Falls du es noch nicht bemerkt hast ich bin selten nett.”
“Ach wirklich. Also dann ist deine Freundin Lena das ganze Gegenteil von dir.”
Ich funkelte ihn wütend an. “Lass Lena daraus.”, die war ihm schon weiß Gott genug verfallen. Ich brauchte noch eine Person mit der ich normal reden konnte. Ohne bei jedem zweiten Satz das Wort Blackrose zu hören.
Jason grinste lediglich. “Aber immer doch, wenn du dafür freundlich zu mir bist.”
“Vergiss es!”
“Das heißt wohl auch das du immer noch nicht die Regeln der Blackrose annehmen willst?”
Ich nickte eisern. “Richtig!”
“Okay wie du willst. Machen wir es anders, wieso bist du so strickt gegen uns?”
“Weil ihr eingebildet seit und denkt ihr habt hier das sagen, dass ist Krank!”
“Na ja aber es stimmt schließlich.”, erklärte er sachlich. “Bis auf das eingebildet sein.”
“Natürlich ihr seit ja gar nicht eingebildet.”, murmelte ich und verdrehte die Augen.
“Nein sind wir auch nicht.”
“Ist mir jetzt auch egal, fest steht nur das ich mir von euch nichts sagen lassen werde.”, Und zwar niemals, dass hatte ich mir ja bereits geschworen.
“Wie schon gesagt, dann werden die anderen Schüler nicht gut auf dich zu sprechen sein.”
“Na und, das nehme ich dafür gerne in kauf!”
Er seufzte und wollte anscheinend noch etwas erwidern, doch genau in dem Moment betrat ein etwas älterer Mann mit der enormen Frisur von Elfis Presley die Klasse. Froh darüber das Jason jetzt wohl oder übel den Mund halten musste lehnte ich mich leicht in meinem Stuhl zurück und beobachtete unseren Lehrer dabei wie er ein wenig unbeholfen Richtung Pult stolperte.
Also die Ausstrahlung eines typischen Religionslehrers hatte er schon mal, sogar der weiße Bart der sich deutlich von seinem Kinn abhob passte ins Bild.
“Guten Morgen meine lieben.” begrüßte er die Klasse freundlich und ließ einen Stapel Blätter aufs Pult fallen.
“Mein Name ist Herr Pülter und ich bin ab heute für 3 Jahre euer Religionslehrer.”
In der Klasse herrschte schweigen. Anscheinend versuchte sich gerade noch jeder ein Bild von Herr Pülter zu machen. Ich auch, was gescheites kam dabei allerdings nicht raus. Ich wusste noch nicht so genau ob ich ihn mögen sollte oder nicht. Neben mir lehnte sich Jason nun ebenfalls ein wenig zurück.
Sein Blick ruhte immer noch auf mir, ein wenig nachdenklich würde ich sagen.
Aber wie auch immer. Er konnte mich von mir aus anstarren bis seien Augen anfangen zu tränen, ich würde ihn auch weiterhin ignorieren! Schließlich war ich schon immer sadistisch veranlagt.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 14.09.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch in erste Linie meiner Lieben Mahroy, weil ich ohne ihre tägliche Gesprächsdosis wohl kaum noch den Tag überstehen würde ^^ und dann natürlich noch allen Lesern die diese Geschichte mitverfolgen ^^

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