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Nebel in der Magellanstraße

 Er setzte sich ganz zwanglos zu ihnen an den Tisch, ohne dazu von einem der Beiden aufgefordert worden zu sein. Rechts hielt er ein leeres Schnapsglas, das er auf dem runden Tisch abstellte, in der Linken die alte, abgenutzte Pfeife.

Mit der nun von dem Glas befreiten Hand deutete er auf dieses ehemals schöne Meisterwerk der Schnitzkunst, dessen Mundstück durch jahrelangen Gebrauch fast faserig zerbissen aussah.

“Selbst geschnitzt. Ich kann mich einfach nicht davon trennen.” Sein fast zahnlos scheinender Mund grinste breit während seiner Erklärung. Ohne die geringste Scheu zeigte er so offen die wenigen schwarzen Zahnstummel, die ihm verblieben waren.

'Wie konnte er mit diesen Zähnen das Mundstück der Pfeife nur so zerkauen?', schoss es der jungen Frau durch den Kopf.

Den Zeitpunkt seiner Kontaktaufnahme, seines 'Zugriffs', hatte er sehr gut abgepasst.

Während der knorrig wirkende Gastwirt der alten Hafenkneipe gerade die hinter seiner Theke in den Boden eingelassene Kellerluke anhob und in dem entstandenen Loch verschwand, erschien der Alte wie ein Geist aus einer dunklen Ecke des verwinkelten Raumes.

Es schien fast so, als nutzte er die Abwesenheit des Wirtes und eine fast lähmende Gesprächspause des Paares, dem er nun seine Aufwartung machte.

Interessiert hob die junge, hübsche Frau ihren Blick von der Tischplatte, auf dem sie bisher mit dem rechten Zeigefinger stumm imaginäre Kreise zeichnete. Sie lächelte den Alten an, was diesen dazu ermunterte, sein leeres Glas zu heben und ein bezeichnendes Augenzwinkern darauf zu werfen.

“Deern, wenn du mir einen Köhm spendierst, erzähle ich dir von meiner beinahe letzten Fahrt auf einem Seelenverkäufer, die mich fast ins nasse Grab brachte.” Trotz der fehlenden Zähne war seine Sprache akzentuiert und deutlich, obwohl ein leichtes Zischen bei bestimmten Konsonanten den angenehmen Gesamteindruck leicht reduzierte.

Ihr Einverständnis heischender Blick traf das Gesicht ihres Freundes. Da dieser aber stumm blieb und keinerlei Regung zeigte, nickte sie nur

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 06.10.2010
ISBN: 978-3-7309-2795-3

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