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Prolog

Laute in der Nacht
 
Es ist ein Flüstern in der Nacht,Es hat mich ganz um den Schlaf gebracht;Ich fühl's, es will sich was verkündenUnd kann den Weg nicht zu mir finden.Sind's Liebesworte, vertrauet dem Wind,Die unterwegs verwehet sind?Oder ist's Unheil aus künftigen Tagen,Das emsig drängt sich anzusagen?
- Theodor Storm
 


Es war eine sternenklare Nacht. Sie stand auf einer Lichtung im Wald. Der Vollmond, der heute Nacht so ungewöhnlich hell schien, ließ ihr weißes Haar Silber scheinen. Sie war wunderschön, ihr Gesicht war klar, ohne den reinsten Makel. Ihre Augen wie zwei glitzernde Sterne. Sie sah sich vorsichtig um. Die Lichtung war ein Meer aus tausenden von blauen Blumen, die im Mondlicht leicht gespenstisch aussahen. Sie kannte diese Lichtung nicht und wusste auch nicht wie sie hier her gekommen war, doch sie empfand keine Angst. Die Lichtung fühlte sich bekannt an, als wäre sie schon oft hier gewesen. Sie war verwirrt. Ein knackender Zweig riss sie aus ihren Gedanken.
 
Das Geräusch kam aus dem Wald hinter ihr, sodass sie sich rasch umdrehte. Ein lähmendes Gefühl breitete sich in ihr aus und sie konnte sich nicht mehr bewegen. Es knackte erneut, das Geräusch war nun näher. Etwas kam auf sie zu. Zitternd versuchte sie sich zu bewegen, doch sie war wie erstarrt. Mit einem leisen knurren trat ein Wolf auf die Lichtung. Ihr Herz setzte aus und begann dann zu rasen ihr Blick wurde von seinen Augen angezogen.
Sie waren grün mit blauen Schlieren um die Pupille herum, sie schienen regelrecht zu glühen. Der Wolf kam auf sie zu und blieb einen Meter von ihr entfernt stehen. Das Adrenalin schoss ihr durch den Körper, doch immer noch konnte sie sich nicht bewegen. In ihr fochten Verzweiflung und Wut, auf sich selbst, um die Herrschaft der Gefühle. Er kam weiter auf sie zu und berührte mit seiner Schnauze leicht ihre Hand. Sie erschrak und erwartete einen Angriff, doch es geschah nichts. Seine Berührung war nicht grob, es schien auch nicht so, dass er sie verletzen wollte, nein viel mehr lag eine Zärtlichkeit darin, wie er seine Schnauze an ihrer Hand rieb.
Die Verzweiflung und die Wut erloschen langsam und machten einem Gefühl von Geborgenheit Platz. Der Wolf sah sie mit leicht zur Seite geneigtem Kopf an. Er war ziemlich groß, ging ihr fast bis zur Brust. Sein Fell war so schwarz wie die Nacht, schien alles Licht zu verschlucken. Es kribbelte ihr in den Fingern ihre Hände in seinem Fell zu versenken und ihn zu streicheln. Das Gefühl während sie ihn ansah kam ihr bekannt vor. In seinen Augen konnte sie eine Intelligenz entdecken die nicht zu einem Tier passte. Genauso wie seine Augen sie auch nicht an die eines Tiers erinnerten. Sie waren regelrecht menschlich und irgendwo hatte sie diese Augen schon einmal gesehen. Sie konnte sich nur nicht erinnern wo.
 
Plötzlich zerriss ein ohrenbetäubendes Geheul, ganz in der Nähe, die nächtliche Stille die sich wie eine Wand aus Watte um sie gelegt hatte. Der Wolf stellte sich leicht schützend vor sie. Ein leises Knurren entwich seiner Kehle. Es stürzte ein hell brauner Wolf auf die Lichtung. Auch seine Augen schienen zu glühen, doch sie waren rot und jagten ihr Angst ein. Er war anders als der Schwarze, er strahlte viel mehr Gefahr aus. Sie begann wieder zu zittern. Den Wölfen entfuhr ein bedrohliches knurren, als machten sie sich Kampf bereit. Auf einmal sprang der Schwarze den Braunen an und versuchte an dessen Kehle heran zu kommen um sie vor ihm zu schützen. Sie erschrak bei dem Anblick, der zwei verkeilten Wölfe die sich in einem Todeskampf wanden und bedrohliche Laute ausstießen. Sie hatte Angst, dass dem schwarzen Wolf etwas passieren könnte, denn ihm lief inzwischen ein Schwall Blut die Kehle hinunter. Dennoch begrub er den Braunen unter sich und riss nun auch an dessen Kehle, im letzten Moment, konnte dieser sich jedoch befreien, bevor er gebissen werden konnte. Die Tiere ließen nur kurz voneinander ab, um sich erneut in den Kampf zu stürzen. Sie hatte unendliche Angst um den schwarzen Riesen, all ihre Gedanken schienen sich nur noch um ihn zu drehen. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel das ihm nichts passieren solle. In sich spürte sie plötzlich einen enormen Druck, der immer stärker zu werden schien. Ihr ganzer Körper fing an zu glühen und zu beben. Ein Schwall Energie schoss aus ihrem Körper auf die Wölfe zu. Die gleißend helle Energie umhüllte ihren dunklen Beschützer. Er konnte nun den Braunen mit Leichtigkeit überwältigen. Dieser jaulte laut auf, verstummte dann aber plötzlich. Es war vorbei. Alles vor Ihren Augen verschwamm. In der einen Sekunde stand sie noch aufrecht, bis ihre Beine nachgaben. Langsam wurde alles um sie herum schwarz. Das einzige was sie noch wahr nahm war das der Wolf sich zu ihr legte und sie mit seiner Schnauze an stupste. Langsam glitt sie in eine dunkle wärme hinab. 

Kapitel 1


Als Rania Morgan um 5.30 Uhr von ihrem Wecker aus dem Schlaf gerissen wurde wusste sie das in dieser Nacht etwas besonderes geschehen sein musste. Sie konnte sich nur beim besten Willen nicht erklären was das gewesen sein sollte.
 
Es klopfte. „Rania, Schatz ich muss los, hab dir noch schnell ein paar Brote gemacht und sie in den Kühlschrank getan. Wir sehen uns dann am Montag wieder.“
„Danke Mom. Und viel Spaß auf dem Seminar.“, rief ich laut, da ich sie schon die Treppe herunter trampeln hörte. Es war zwar für meine Verhältnisse noch viel zu früh. Ich meine 5:30 Uhr, wer steht da schon freiwillig auf ? Trotzdem schnappte ich mir meine Sachen und lief damit schnell ins Badezimmer. Zum wach werden war die kalte Dusche, die ich mir gönnte, gerade richtig. Ich fühlte mich danach erholt und bereit für den letzten Schultag in dieser Woche. Nachdem ich mich angezogen hatte föhnte ich noch schnell meine Haare. Das war bei mir kein Problem denn meine weiß-blonden Locken fielen immer so wie sie sollten, weswegen mir meine beste Freundin schon gedroht hatte mir irgendwann die Haare abzuschneiden und sich selbst anzukleben. Als ich aus dem Bad treten wollte fiel mein Blick auf das MakeUp meiner Mutter. Eigentlich schminkte ich mich nicht, doch heute hatte ich Lust dazu mich schön zu machen. Und wieso auch nicht? Ich trug nur etwas Mascara, ein klein wenig Rouge und einen blass roséfarben Lippenstift auf. Als ich damit fertig war ging ich herunter in die Küche um mir noch kurz etwas zu essen zu machen, bevor ich mich endgültig auf den Weg zur Schule machte.
 
In der Küchen Tür blieb ich wie angewurzelt stehen. Ein Fremder junger Mann stand mit dem Rücken zu mir am Herd, nur mit Boxer Shorts bekleidet, und machte, dem Duft nach zu Urteilen, Rührei. Ich fand meine Stimme wieder und rief etwas hysterisch „Wer zum Teufel sind sie und was machen sie in unser Küche?“
Er drehte sich um und ich bekam fast einen Herzstillstand. Gott der Kerl sah verdammt gut aus. „Oh, Guten Morgen.“, sagte er freundlich lächelnd, „Ich bin ein Freund von Matt, tut mir leid wenn ich dich erschreckt haben sollte, du bist doch sicherlich Rania, mein Name ist James.“ „Ähm ….“, stotterte ich, „... ich wusste nicht ... das Matt Besuch von einem Freund hat.“ - „Nochmal es tut mir wirklich leid dir so einen Schrecken eingejagt zu haben.“ - „Ist schon ... in Ordnung“, brachte ich weiter stotternd hervor. Gott kam ich mir bescheuert vor, er musste doch denken das ich eine aussätzige wäre. Ich biss mir auf die Lippe. James füllte etwas Rührei auf einen Teller und reichte ihn mir mit einem schiefen lächeln. Ein geflüstertes: „Danke.“ brachte ich zustande, als ich es mir auf einen der Barhocker an der Theke bequem machte. Ich sah mir James heimlich etwas genauer an. Er war sehr groß, mindestens 1,85 m, er hatte kurze hell braune Haare, strahlend blaue Augen und einen trainierten, Muskel bepackten Körper. Also genau das was alle Mädchen aus meinem Jahrgang als Traumtyp Eigenschaften aufgeführt hätten. Und dieser Traumtyp stand einfach so, fast nackt, in meiner Küche. Ein gepolter holte mich aus meinen Gedanken. „Hey Rani, James, wie ich sehe habt ihr euch schon kennen gelernt. Ich muss los, wir sehen uns später“, rief Matt, mein großer Bruder, uns auf dem Weg zur Tür zu. Es knallte. „Nun sind wir wohl alleine.“, flüsterte James. „Hast du etwas gesagt ?“, fragte ich immer noch etwas abgelenkt. „Schmeckt es dir?“, fragte er mich wieder lächelnd. „Ja vielen dank, es ist sehr lecker.“, ich war stolz auf mich einen zusammenhängenden Satz heraus gebracht zu haben und setzte deshalb noch hinzu: „Ist das irgendein besonderes Rezept ?“ - „Ja das ist es, meine Großmutter hat es mir als ich klein war immer zum Frühstück gemacht. Also ein Geheimes Familienrezept.“, er zwinkerte mir zu. „Ach so.“, war wieder alles was ich sagen konnte. Irgendwie schien mein Gehirn sich durch seine Gegenwart bei mir verabschiedet zu haben. Er schmiss mich total aus der Bahn. Ich verschlang den Rest des Essens deshalb schweigend. Als ich den Teller zur Spüle bringen wollte, stand James plötzlich ganz dicht vor mir, da ich nur 1,65 m klein bin musste ich meinen Hals etwas recken um nicht auf seine Brust zu starren. „Ich mach das schon Rania.“, sagte er mit einem leichten Kratzen in der Stimme, das mir eine Gänsehaut bescherte. „Okay. Danke.“ Ich flüchtete quasi aus dem Raum um wieder normal atmen zu können, lief schnell in mein Zimmer um meine Tasche zu holen und war nach einer Minute auch schon dabei meine Schuhe an zu ziehen. Ich schlüpfte schnell in meine Sneakers und rief nur kurz „Tschüss James und nochmal danke“, dann stürzte ich aus der Tür.
 
An der Bushaltestelle angekommen konnte ich wieder normal atmen und so beruhigte sich auch mich Herz langsam. Meine Uhr sagte mir das ich heute wohl pünktlich in der Schule sein würde, das erste mal in diesem Jahr. Meine beste Freundin würde mich später sicher ausquetschen wie ich das geschafft hatte. Ich muss zugeben sonst komme ich immer mindestens 5 Minuten zu spät. Mein Lehrer hatte inzwischen die Hoffnung aufgegeben das ich wenigstens einmal pünktlich kommen würde, hoffentlich bekam er vor Überraschung keinen Herzinfarkt. Denn Mr. Brenner gehörte schon zu den etwas älteren Lehrkräften. Der Bus kam und ich stieg ein. Nach ein paar Minuten konnte ich jedoch auch schon wieder aussteigen. Ich schaute mich um und sah meine beste Freundin gerade mit dem Fahrrad um die Ecke biegen. Sie fuhr zu den Fahrradständern, hatte mich anscheinend nicht gesehen und so trotte ich zu ihr.
 
Ich schlich mich von hinten an sie heran und sie quiekte als ich ihr leicht in die Taille kniff. „Was soll das ...“, meckerte sie schon los als sie sich umdrehte, als sie mich jedoch sah verstummte sie, guckte mich komisch an und dann auf ihre Uhr. „Bin ich etwa zu spät?“, fragte sie entgeistert. „Haha, nein bist du nicht. Ich bin nur einfach mal pünktlich.“, lachte ich sie wegen ihres Gesichtsausdruck aus. „Aber du bist nie pünktlich, seit ich dich kenne kommst du immer zu spät. Was ist passiert, was hast du mit meiner Rani gemacht?“ - „Mensch mach nicht so ein Tam Tam daraus, komm wir müssen in die Klasse.“ Sie schloss noch schnell ihr Fahrrad an und hackte sich dann bei mir ein. „Also..“, fing sie an „...jetzt sei ehrlich was ist passiert, also nicht nur das du pünktlich bist. Du bist auch etwas geschminkt und das auffälligste das etwas nicht stimmt: Du hast total süß gerötete Wangen und das ist kein MakeUp. Also sag schon welcher Typ ist schuld daran?“ Ohne groß darüber nach zu denken was ich mir damit Einbrocken würde sagte ich: „James. Er ist anscheinend ein Freund von Matt.“ Lara kreischte auf: „Uhh, ein Freund von deinem Bruder? Wie cool ist das denn, wie alt ist er und wie sieht er aus, ach bestimmt gut so wie er dich durcheinander gebracht hat“, lachte sie nun. Ich stöhnte innerlich auf. Ich hasste diese Ausquetscherei, aber da sie meine beste Freundin war tat ich ihr den gefallen, erzählte ihr was passiert war und wie er aussah. Sie sah mich mit offenem Mund an. Dann stöhnte sie „Warum passiert das nicht mir?“ - „Tja da hab ich wohl einfach mehr Glück.“, zog ich sie auf. Dann klingelte es aber auch schon zum Unterricht und wir beeilten uns ins Klassenzimmer zu kommen. Mr. Brenner sah mich entgeistert an als er rein kam und ich schon neben Lara auf meinem Platz saß. Er kam auf mich zu beugte sich runter, flüsterte ein „Ich bin stolz auf dich“, und zwinkerte mir auf dem Weg zu seinem Pult kurz zu. „So meine Lieben, dann fangen wir mal an.“
 
In der ersten Pause schleppte mich Lara zu den Tribünen des Fußballfeldes und wir setzten uns in die Sonne, damit sie ihren Schwarm Tom in aller Ruhe beobachten konnte, wie er sich mit den anderen Jungen zum Idioten machte. Fußball war einfach kein Sport dem ich etwas abgewinnen konnte. Während Lara nur noch Augen für ihren Tom hatte streifte mein Blick in die Ferne. Das laute Geräusch eines heran nahenden Motorrades ließ uns beide erschreckt hochfahren. „Gott der ist doch Lebensmüde“, rief Lara laut. Ich starrte die schwarze Gestalt auf dem Motorrad an und konnte meinen Blick einfach nicht abwenden. Der Fahrer, der viel zu schnell fuhr drehte seinen Kopf in unsere Richtung und ich hatte das Gefühl das seine Augen, trotz Helmes, direkt in meine blickten. Doch dann war er auch schon um die nächste Straßenecke verschwunden. „Was war das denn bitte für eine unnötige Aktion?“, Lara schüttelte den Kopf wurde jedoch sofort von Toms Stimme abgelenkt. Ich hatte ein kribbelndes Gefühl im Magen und war noch verwirrter als heute Morgen. Was für ein Tag.

***

 
Er hatte sie gesehen, da war er sich sicher. Dieses wunderschöne, junge Mädchen auf der Tribüne. Sie musste es gewesen sein, denn sie hatte ihn angesehen und er war völlig aus der Fassung geraten. Konnte den Blick nicht von ihr abwenden und musste sich dazu zwingen wieder auf die Straße zu achten. Er musste sie wieder sehen, das war ihm klar, egal wie er es anstellte, aber er musste sie wieder sehen. Der Wolf in ihm drängte ihn zurück zu fahren, sie zu suchen und sein Verlangen zu stillen, doch der Mann behielt überhand und wusste das er sich erst etwas überlegen musste. Außerdem hatte er Pflichten die es zu erfüllen galt. Er schlug mit der Hand gegen die Wand seines Hotelzimmers und Putz bröckelte. Er durfte sich nur nicht zu viel Zeit damit lassen.

***

 
Tom und die restlichen Jungen hatten gerade aufgehört zu spielen als ein bekanntes Gesicht zu ihnen stieß und sie begrüßte. Lara wurde ganz hibbelig. „Oh mein Gott sie dir den an, wie gut der aussieht.“ - „Lara, darf ich vorstellen das ist James“, sagte ich lächelnd. „Was, oh mein Gott.“ Wie Lara nun einmal war hatte sie das etwas zu Laut gesagt und so drehten sich alle Jungen in unsere Richtung. Als James mich erkannte winkte er mir zu, verabschiedete sich von allen außer Tom und die beiden kamen langsam zu uns. „Danke, Lara das hast du ja super gemacht. Von mir aus darfst du gerne mit beiden reden, ich werde das sicher nicht!“, schnauzte ich sie etwas an. Ich fühlte mich unwohl, nach der Aktion heute Morgen war ich froh gewesen aus dem Haus und seiner Präsenz entkommen zu sein. Alles an ihm verwirrte mich und das behagte mir nicht. „Na ihr süßen“, begrüßte uns Tom. Ich schaute schnell zu Lara um mich zu vergewissern, das es ihr noch gut ging. Sie schien recht gefasst zu sein, was ich ihr zu gute hielt. Trotzdem fühlte ich mich in der Verantwortung für sie zu antworten. „Hi Tom, nettes Spiel“, improvisierte ich. Lara drückte leicht meinen Rücken und ich wusste das sie mir dankbar für die schnelle Initiative war. „Ja ist ganz gut gelaufen, ich wusste gar nicht das du James auch kennst.“ Ich wollte gerade antworten, doch James kam mir zu vor: „Ja Rania und ich kennen uns schon ewig, nicht war Schätzchen?“ Er grinste mich an und ich musste schmunzeln, mein Unbehagen legte sich etwas. „Aber wer ist diese schöne Dame?“ fragte James in die Runde. Lara wurde rot und Tom antwortet für sie; „Das ist Lara, aber komm bloß nicht auf blöde Ideen.“, er knuffte James in die Seite und beide lachten. Ich verstand gar nichts und meiner Freundin schien es nicht anders zu gehen. Sie sah mich fragend an, ich zuckte nur mit den Schultern. „Na gut ihr süßen, ich muss dann auch schon wieder los. Aber hey wie wäre es wenn ihr uns heute Abend beide ins Riaz begleitet, ein bisschen tanzen, ein bisschen was trinken, einfach Spaß haben. Ich würde mich auch bereit erklären dich Rania abzuholen, wäre genau auf meinem Weg.“, schlug James vor. Lara sah mich bittend an und da sie mein ein und alles war, konnte ich ihr den Wunsch nicht abschlagen. Sie sah in meinen Augen die Zustimmung und meldete sich, das erste mal in diesem Gespräch, zu Wort. „Wir kommen gerne. Ich weiß nur leider nicht wie ich da hin kommen soll.“, sie sah Tom erwartend an, der sie anlächelte und sagte: „Das ändere ich mal ganz schnell in dem ich dich einfach Abhole und auch später wieder zurück bringe.“ Lara strahlte. „Schön, Rania ich bin dann gegen 20 Uhr bei dir“, James beugte sich zu mir herunter und flüsterte mir mit Rauer Stimme noch ein „ich freue mich.“ ins Ohr und küsste meinen Mundwinkel. Ich war etwas steif und bekam nur noch mit das Tom Lara und mich umarmte. Dann waren die beiden Weg. Das erste was meine beste Freundin dann sagte, brachte mich wieder in die Wirklichkeit zurück und ließ mich laut los lachen. „Also ich weiß ja nicht wie es dir geht Rani aber ich brauche dringend neue Klamotten für heute Abend.“

Kapitel 2


Als ich zu Hause ankam durchwühlte ich als erstes meinen Kleiderschrank nach etwas für den heutigen Abend. „Nein, nein, nein, nochmals nein, und das geht schon mal gar nicht, nein das auch nicht. Argh das kann doch nicht sein“, ich setzte mich verzweifelt auf den Haufen Klamotten der sich auf meinem Bett gehäuft hatte. Es war amtlich mein Kleiderschrank war voll und ich hatte nichts zum Anziehen, das erste mal konnte ich Lara verstehen die immer herumnörgelte sie bräuchte mehr Klamotten. Ich blieb sitzen wo ich war und schrie „Matt!“, als er nicht antwortete schrie ich noch einmal „Matt, Hilfe!“ Matt kam angerannt und fing schallend an zu lachen als er mich so verzweifelt auf meinem Kleiderhaufen sitzen sah. „Ach das ist ein Problem bei dem du nach mir rufen musst, ich dachte dafür hättest du Lara?“, lachte er mich aus. Blödmann. „Du musst mich in die Stadt fahren, dann kann ich mit Lara für heute Abend noch schnell was zum Anziehen kaufen, bitte Matt das machst du doch für mich oder?“, ich sah ihn mit dem liebsten Blick an den ich drauf hatte und er nickte schmunzelnd. „In einer halben Stunde fahren wir. Du solltest vielleicht noch ein wenig aufräumen bevor Mom am Montag wieder da ist. So wie ich dich kenne lässt du alles so lange hier liegen.“, ärgerte er mich. Dummerweise hatte er recht. Ich rief kurz Lara an um mich mit ihr zu verabreden und machte mich dann daran mein Chaos wieder in Ordnung zu bringen.

 
Nach drei Stunden Power-Shopping saßen Lara und ich total erschöpft, um ca. 100 Euro pro Person ärmer und mit einem Cappuccino in einem netten kleinen Caffee in der Innenstadt um uns zu erholen. Wir verglichen noch kurz unsere Ausbeuten und besprachen das restliche Stylingprogramm für heute Abend, Denn ich brauchte ihren Rat wie ich mich schminken sollte. Man merkte Lara an das es ihr darum ging Tom heute Abend zu gefallen. Sicher irgendwo wollte ich mich sicherlich auch für die anderen ein wenig aufhübschen, aber hauptsächlich ging es mir dabei um mich. Ich liebte es mich zu bewegen und genauso wie das schminken heute Morgen war es mir ein Bedürfnis mich dafür hübsch zu machen und mich wohl zu fühlen. Für keinen anderen, nur für mich.

 
Als ich um 19 Uhr aus der Dusche kam war ich froh doch noch so früh wieder zu Hause gewesen zu sein. Dank Matt. Ich schuldete ihm was, ich würde demnächst wieder mal für ihn kochen, wenn er von der Uni kam. Die Dusche hatte ich wirklich nötig, der Shopping Trip und das Wetter waren recht schweißtreibend gewesen. Aber jetzt fühlte ich mich wieder frisch und munter. Nachdem ich mich gut in meinen Bademantel verpackt hatte machte ich mich als erstes ans MakeUp, da ich damit am wenigsten Erfahrungen hatte. Besonders dieser doofe Lidstrich wollte nie so werden wie er sollte. Nach einer viertel Stunde, in der ich fast einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte, bekam ich endlich den Dreh raus und war recht zufrieden mit dem Ergebnis. Nun machte ich mich an die Haare, ich flocht zwei Strähnen vom Haaransatz, sodass sie hinten in einem kleinen Zopf endeten. Nichts besonderes, aber ich fand es sah schick aus und irgendwie passte es auch zu meinem Kleid, das ich mir nun vom Kleiderbügel schnappte und vorsichtig anzog.Es war mintfarben, reichte mir auf der Vorderseite bis zur mitten meiner Oberschenkel und war auf der Rückseite etwas länger geschnitten. Also ein Fukuhila-Kleid, wie ich mir von Lara hatte erklären lassen. Passend dazu hatte ich mir helle Highheels, sowie eine Clutch gekauft, mit der ich das Outfit vervollständigte. Als ich mich vor dem Spiegel betrachtete sah ich mich in einem ganz neuen Licht. Ich hatte mir noch nie viele Gedanken um Mode oder MakeUp gemacht, doch ich kam nicht umhin festzustellen, dass es einen auf positive Art und Weise verändern konnte. Mein Gesicht strahlte mehr als sonst und besonders meine grauen Augen kamen gut zur Geltung. In nächster Zeit würde ich mich wohl mehr damit beschäftigen.

 
Ein paar Minuten hatte ich noch Zeit und ich gönnte mir in der Küche noch schnell ein Stück vom leckeren Apfelkuchen meiner Großmutter, den sie gestern netterweise vorbei gebracht hatte. Als ich den letzten Krümel aß kam Matt herein, blieb wie angewurzelt stehen und pfiff. „Was hast du denn jetzt?“, fragte ich ihn schmunzelnd. „Was ich habe, das musst du noch fragen?“, lachte er, „ich weiß nicht aber meine Schwester hat sich grade von einem nicht unbedingt 'hässlichen' Entlein in einen wunderschönen Schwan verwandelt und das liegt ja wohl an einem Typen oder?“ - „Hättest du das 'nicht unbedingt hässlich' vor dem Entlein weg gelassen wäre ich jetzt ganz schön sauer auf dich.“ - „Hach Schwesterchen du weißt schon wie ich das meine.“, er zwinkerte mir zu. „Aber jetzt erzähl schon, wer ist der Kerl?“, er sah mich abwartend an als es an der Tür klingelte. „Das wird er ja wohl sein. Wenn du mir also nichts erzählen willst, dann schaue ich eben selbst nach.“ rief Matt beim zur Tür eilen. Ich ging hinterher und fragte mich ob James Matt nichts von unser Verabredung erzählt hatte. Es sah definitiv nicht danach aus, denn als Matt James vor der Tür stehen sah fragte er James verwundert: „Was machst du denn hier?“ - „Ich wollte Rania abholen“, antwortete dieser gelassen. Matts Gesichtsausdruck sah aus, als würde er James jede Sekunde erwürgen. „Du ich glaube ich muss mal mit dir reden“, Matt nahm James am Kragen und schob ihn vor die Tür.

 
Ich stand erst verdattert da, konnte mir ein lachen dann aber nicht verkneifen. Matt war eben der typische große Bruder. Nach zwei Minuten war mir die ganze Situation dann jedoch zu blöd, ich schnappte mir eine dünne Überjacke von der Garderobe und trat vor die Tür. „... kann doch nicht dein ernst sein, du lädst einfach so meine kleine Schwester zum tanzen ein ohne mich vorher mal zu fragen ob das in Ordnung ist?!“ - „Man Matt, reg dich ab. Sie ist doch schon 18 und kann ja wohl selbst entscheiden mit wem sie ausgeht. Ich wüsste nicht warum ich dich vorher um Erlaubnis fragen sollte.“ Damit es nicht zwischen den beiden Eskalierte schaltete ich mich lieber schnell ein. „Matti, beruhige dich bitte, es ist alles okay. Ich geh einfach nur mit James, Tom und Lara ins Riaz ein wenig tanzen. Du kennst mich doch, also mach dir bitte, bitte keine Gedanken.“ - „Süße du kennst James nicht!“ - „Jetzt mach mal halb lang, ich werde schon nichts machen was sie nicht will.“, pöbelte James und mischte sich so wieder ins Gespräch ein. „James geh bitte schon ins Auto, ich komme sofort nach.“ - „Bitte Rani...“ Matt sah mich gequält an. James bewegte sich, wie befohlen in Richtung Auto, ohne noch etwas zu sagen, was wohl gar keine schlechte Idee war. „Matt, komm schon ich geh nur tanzen, es ist egal mit wem. Außerdem ist Lara dabei, sie passt schon auf mich auf.“ Matt schaute mir in die Augen und zog mich in seine Arme. „Bitte, bitte passe auf dich auf Rani“, flüsterte er in mein Ohr. „Mach ich Matti“, ich drückte ihn noch einmal fest und löste mich dann von ihm. „Ich geh dann jetzt, wir sehen uns“ Matt ging rein und schimpfte leise vor sich hin.

 
Ich musste lächeln und stieg zu James in den Wagen. „Hallo meine Schöne“, er beugte sich zu mir rüber und küsste mich wieder auf den Mundwinkel. „Hallo James.“ - „Du siehst wirklich umwerfend aus Süße.“ - „Dankeschön, du siehst auch gut aus. Bitte entschuldiege Matt, sonst ist er nicht so.“, meinte ich etwas verlegen. „Mach dir deswegen keine Gedanken.“ Die restliche Fahrt sprachen wir nicht miteinander, doch James Hand legte sich Besitzergreifend auf meinen Oberschenkel.
Ich versteifte mich ein wenig. Mir ging das alles ein wenig schnell, heute Morgen kannte ich ihn nicht einmal und nun küsste er mich fast und berührte mich ohne meine Einverständnis. Als wir dann vorm Riaz ankamen ließ mich James kurz raus um alleine einen Parkplatz zu suchen.


Ich wollte mich gerade in die Schlange stellen, als mir Lara zu winkte, die wohl schon eine weile mit Tom anstand. Ich gesellte mich zu ihnen und war beeindruckt wie hübschLara in ihrem kurzen weißen, mit Blumenapplikationen verziertem, Kleid aussah. Das Blumenmuster unterstrich perfekt ihre blauen Augen und ihr blonder Bob rundete das Gesamtbild ab. „Du siehst Klasse aus meine Süße“, raunte ich ihr beim Begrüßen zu. „Aber selber“, gab sie zurück. „Schick, schick“, meldete sich Tom zu Wort „da haben James und ich uns ja die Richtigen Begleitungen ausgesucht. Wo steckt der überhaupt?“ - „James sucht noch einen Parkplatz, aber ich glaube da hinten kommt er auch schon. „Na ihr.“, fing James auch gleich an als er bei uns ankam. Seine Hand legte er sofort auf meinen Rücken. Ich wurde etwas rot, denn seine Nähe war mir immer noch etwas unangenehm. Lara lehnte sich zufrieden bei Tom an und strahlte übers ganze Gesicht. Ich freute mich für sie das sie so glücklich war und Tom schien auch ganz zufrieden zu sein. Ich lächelte sie freudig an. Als wir endlich beim Türsteher ankamen, sah dieser mich durchdringend an. Ein Schauer lief mir über den Rücken, der Kerl war ein Schrank, mit einem grimmigen Gesicht, das von einer langen Narbe geziert wurde. Ich war froh als er uns durch winkte und ich seinem Blick entgehen konnte. Der Club war beeindruckend, er war riesig, sehr stylisch und die Musik schlug mich sofort in den Bann. James nahm mir meine Jacke und meine Tasche ab und übergab sie der Garderoben Dame, die ihn schmachtend ansah. Er schien davon nichts zu bemerken, da er mich die ganze Zeit beobachtete. „Er hat nur Augen für dich.“, flüsterte mir Lara zu. „Genauso wie Tom für dich.“ - „Meinst du wirklich?“, fragte sie unsicher. „Ja klar, er starrt dich auch die ganze Zeit an.“ Ich musste lachen. 

***

 
Seit knapp einer Stunde war das Treffen mit seinem Informanten nun schon zu Ende, trotzdem hielt ihn hier etwas. Einen Moment später wusste er auch was es war. Er sah sie am Eingang mit dem Mädchen von heute Mittag und zwei Typen stehen. Sein Wolf bäumte sich auf, seine Krallen ritzten, von innen seine Haut und nur seine eiserne Selbstbeherrschung brachte ihn dazu sich ihr nicht sofort zu nähern. Plötzlich streifte ihr Blick ihn und er erstarrte. Ihre Augen waren von einem hellen Grau, das ihn faszinierte. Einer der Typen näherte sich ihr und legte ihr die Hand auf den Rücken. Sein Beschützerinstinkt flammte auf und auch etwas anderes, sehr viel animalischeres, wollte ihn dazu bringen den Typen von ihr weg zu ziehen. Für seinen Wolf war die Sache klar, ein anderer Mann berührte seine Frau! Er hatte natürlich noch keinen Besitzanspruch geltend gemacht und genau deshalb wollte sein Wolf den Rivalen am liebsten zerfleischen. Wie konnte es ein anderer Mann wagen sie zu berühren? Er spürte wie seine Augen sich veränderten, wie der Wolf sich weiter an die Oberfläche drängte. 

***

 
Ich ließ meinen Blick durch den Club gleiten, als ich mich plötzlich beobachtet fühlte. Zu erst sah ich zu James, doch dieser schien sich nun doch mit der Garderoben Dame zu unterhalten, was mich nicht weiter störte. Ich sah mich weiter um, bis mein Blick an einem umwerfend aussehenden Mann an der Bar hängen blieb. Er hatte schwarzes Haar, das ihm wirr in die Stirn fiel. Seine Augenfarbe konnte ich auf diese Entfernung nicht erkennen, doch blickte er mich direkt an. Er war groß und breit gebaut, hatte definierte Muskeln, die sein Shirt eher unterstrich, als zu verdecken. Und eine besondere Aura die sich zu intensivieren schien. Plötzlich berührte mich James am Rücken ich zuckte unwillkürlich zusammen. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er mich. Mein Blick hing immer noch an dem Fremden. „Ja alles in Ordnung“, sagte ich automatisch. Er fasste mein Kinn und drehte mein Gesicht zu sich herum, sodass ich ihn ansehen musste. „So ist das doch schon viel besser.“, flüsterte er mir zu. Ich wollte mich wieder zurück drehen, denn seine Berührung fühlte sich falsch an. „Also nochmal, alles in Ordnung Süße?“ - „Ja klar, entschuldige mich bitte.“ Ich war verwirrt, befreite mich von ihm und flüchtete in Richtung der Toiletten. 

***


Sie schien sich nicht wohl zu fühlen, das sah er sofort. Er konnte nicht anders, er musste sie jetzt ansprechen. Sichergehen das es ihr gut ging. Als er sich ihr näherte, fing er ihren Geruch ein. Er war wie benebelt, sie roch nach Lavendel, nach Wiesen, nach Wasser. Doch der Geruch des anderen haftete an ihr. Er erkannte sofort das der andere auch ein Gestaltwandler sein musste, das machte seine Berührung auf ihr noch schlimmer. Er musste um sie kämpfen, sie für sich gewinnen, denn sie war sein. Er stellte sich ihr in den Weg. 

***

 
Auf einmal trat der Mann von der Theke mir in den Weg. Erst war ich überrascht und auch etwas verängstigt, denn er ragte wie ein Riese vor mir auf. Doch als ich in seine Augen sah verschwand die Angst. Als er anfing mit mir zu reden, setzte beim Klang seiner Stimme, mein Gehirn kurz aus. „Entschuldige“, brachte er rau hervor und ich bekam prompt eine Gänsehaut. „ich hoffe ich habe dich nicht erschreckt.“ Meine Knie begannen zu zittern. „Nein, alles in Ordnung.“, antwortete ich mit brüchiger Stimme. „Wo willst du denn gerade hin?“ - „Nirgendwo hin.“ - „Na da hab ich ja Glück.“, lächelnd sprach er weiter „wie wäre es wenn wir ein wenig miteinander tanzen und dann spendiere ich dir einen Drink?“ Sein lächeln war umwerfend. Ohne den Blickkontakt zu trennen sagte ich, wie automatisch:„Ja sehr gerne.“ An Lara und die Jungs dachte ich in diesem Moment nicht mehr. Dieser Fremde nahm meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. „Na dann komm mal mit.“

 
Er nahm meine Hand, und ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus. Trotzdem ein wenig verwirrt war ich, wie konnte ein Fremder Mann, nur so eine Wirkung auf mich haben. Wo ich meine erste Reaktion auf James schon nicht einordnen konnte, so schien sie mir in diesem Fall noch absurder. „Wie heißt du“, noch fasziniert von dem Gefühl das er in mir auslöste brauchte ich einen Moment um zu bemerken das er mit mir sprach. Erst als er meine Hand lachend etwas drückte reagierte ich. „Rania, ich heiße Rania. Und sie, wie heißen sie“ - „Ach Kleines, du brauchst mich doch nicht zu siezen. Ich bin Mark. Wir brauchen doch dieses förmliche nicht, oder?“ Er sah mich eindringlich an. „Nein das brauchen wir nicht.“ In seinen Augen blitze etwas auf. „So jetzt komm.“ Er zog mich mit einem Ruck an seinen Körper, legte dann doch behutsam seine Hände auf meine Hüfte und wir bewegten uns in einem langsamen Rhythmus der nicht zur Musik zu passen schien. Ihn schien es nicht zu stören, eher im Gegenteil. Er schien rundherum glücklich zu sein, soweit an seinem Blick zu erkennen. Doch nicht nur ihm ging es so auch ich war auf eine verquere Art und Weise glücklich, ich fühlte mich beschützt und geborgen. Doch mein Verstand sagte mir das meine Reaktion immer noch nicht normal war und so regte sich ein leichtes Unbehagen in mir, das den Moment zu zerstören drohte, deshalb schob ich es weg. In eine Ecke meines Gehirns in der ich es später genauer unter die Lupe nehmen konnte. Ich lehnte mich an Mark und schloss die Augen. Sein Herz hämmerte gegen mein Ohr, ein beständiger Rhythmus der so angenehm war das ich wohlig stöhnte.

 
Plötzlich holte mich eine Stimme zurück in die Wirklichkeit. „Rania. Was machst du denn da?“ Ich musste nicht erst überlegen zu wem die Stimme gehörte. Es war Lara die sich gerade den Weg zu mir frei kämpfte, in dem sie ein Pärchen auseinander stieß. Das sich zwar lautstark beschwerte, doch Lara schien das überhaupt nicht zu interessieren. Mark hielt mich immer noch eng an sich gedrückt und Lara schien diese Tatsache unruhig zu machen. Ich drückte ihn ein wenig weg und er trat knurrend einen Schritt zurück. Ich warf ihm einen verwirten Blick zu, doch über das knurren konnte ich mir keine Gedanken mehr machen, denn schon hatte Lara uns erreicht und fiel mir in die Arme. „Ist alles okay mit dir Rani, hat er dir was getan?“, fragte sie mich hysterisch und ein paar Leute drehten sich bereits zu uns um. „Lara nein, es ist alles in Ordnung, er hat nichts gemacht.“ Sie sah mich misstrauisch an, dann wandte sie sich zu Mark um der nun eine versteinerte Miene aufgesetzt hatte. Er schien nicht glücklich mit der Entwicklung der Situation zu sein. „Können sie mir mal erklären für wen sie sich eigentlich halten? Was fällt ihnen ein meine Freundin zu belästigen?“ Plötzlich sah ich etwas in Marks Augen aufblitzen und einen kurzen Moment später kannte ich den Grund dafür, James kam auf uns zu gestürmt. „Schätzchen ist alles gut bei dir?“, fragte er mich, als er besitzergreifend nach meinem Arm griff. Mir war das alles unangenehm. Besonders das Mark sah wie James mich berührte machte mir zu schaffen. „Es ist alles in Ordnung“, beharrte ich nun schon zum zweiten mal. „Was sollte denn sein?“, fragte ich nun auch ein wenig gereizt. Lara sah mich wegen meines ungehaltenen Tonfalles erschrocken an. Ich konnte mir auch nicht erklären wo meine plötzliche schlechte Laune herkam, es war mir aber auch egal. Ich war genervt. Ein kleines Lächeln spielte um Marks Mundwinkel, doch konnte ich erkennen, das seine Sehnen an den Armen bis zum zerreißen angespannt waren. Ich unterdrückte das unerklärliche Gefühl was mich darauf hin überkam und wand mich ein wenig in James Griff. Dieser lockerte ihn jedoch nicht. „Komm Schätzchen, wir gehen uns was zu trinken holen“, ohne Mark eines Blickes zu würdigen zog er mich mit sich. Lara die mich immer noch verstört ansah folgte uns und bedachte dabei Mark mit bitter bösen Blicken.

 
Meine Augen hingen noch an seinen, als sich ein viel zu leicht bekleidetes Mädchen an ihn ran schmiss und sich so vor ihn stellte,sodass ich ihn bald nicht mehr sehen konnte. „Rani, jetzt sag mal, was war das denn für eine Aktion. Hat der Kerl dir irgendwas gegeben?“, holte mich Lara aus meinen Grübeleien. „Nein verdammt, er hat nichts, absolut gar nichts gemacht!“, ich war Stinksauer. Warum hatte sie mir den Moment kaputt gemacht? James Hand dirigierte mich in ein Separee in dem Tom mit ein paar anderen Leuten saß und uns zu sich winkte. Als dieses Mädchen Mark ansprach hatte mir das einen Stich versetzt. Ich konnte mir nicht erklären wieso und das machte mich verdammt launisch. „Beruhige dich Schätzchen“, flüsterte mir James ins Ohr. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Bevor ich Mark begegnet war hatte ich James Berührungen und Gesten mir gegenüber nur als ungewohnt, etwas unangenehm vielleicht, empfunden. Doch jetzt störte es mich das er sich die Freiheit nahm mir so nahe zu kommen. „Lass mich“, schimpfte ich und riss mich von ihm los. Er sah mich erstaunt an, dann lächelte er. „Da hat aber jemand seine Krallen ausgefahren. Pass auf bevor ich es dir nachmache.“, James lachte. Was sollte das, er brauchte sich jetzt nicht auch noch über mich lustig zu machen. „Ich glaube ich bin eher bissig.“, antwortete ich monoton und ging schnellen Schrittes, soweit es die Menschen, vor mir, und meine Schuhe es mir erlaubten weiter auf das Separee zu und ließ mich neben einem Brünetten Mädchen nieder das gerade tierisch mit Tom flirtete.

 
Ein Blick zu Lara ließ darauf schließen das ihr das überhaupt nicht passte, deshalb quetschte sie sich an uns vorbei um sich neben ihren Angebeteten zu setzten. Die Brünette schnaubte verärgert und zog ab. Lara hatte jetzt wohl wieder andere Dinge im Kopf als sich um mich zu kümmern. Ich sah mich um und erblickte einen schnuckeligen Kellner. Dieser lächelte mich charmant an und kam auf mein winken an unseren Tisch geeilt. „Was möchte die hübsche Dame denn leckeres trinken?“ fragte er mit dem selben charmanten lächeln. In diesem Moment drängte James sich an ihm vorbei. „Sie hätte gerne einen Sex on the Beach und für mich einen Whiskey. Danke“ Der Kellner sah mich fragend an und ich nickte knapp. Mir war egal was ich in mich kippen würde, ich bräuchte nur viel davon um wieder in eine bessere Gemütsverfassung zu kommen. „Jetzt erkläre mir mal was mit dir los ist Schätzchen und bevor du gleich wieder herumschreist. Ich will dir nichts tun, höchstens ein wenig an dir knabbern. Aber da halte ich mich lieber noch etwas zurück“. Als ich sah wie der Kellner mit meinem Drink kam hielt ich meine Hand in James Richtung und bedeutete ihm somit zu warten. Als ich dann meinen Sex on the Beach in Händen hielt kippte ich ihn mit wenigen Schlucken runter. „Jetzt hätte ich gerne einen Wodka. Pur.“ Der Kellner grinste mich an, als er James Whiskey abstellte. „Kommt sofort“ „So“, fing ich an James gerichtet an „ich bin einfach genervt davon das sich anscheinend alle gleich Sorgen machen und einem Mann irgendwelche Dinge unterstellen, nur weil ich mit ihm tanze.“ Mir war bewusst das das gewagt war, ich wusste nicht ob James die Aktion mit Mark wirklich mitbekommen hatte. Ich war zwar mit ihm hier, aber ich hatte mich damit zu nichts verpflichtet, was er scheinbar anders sah. Als er seinen Mund aufmachte um etwas zu erwidern fiel ich ihm ins Wort „Und nur um dich zu informieren, niemand hat etwas davon gesagt das du später oder sonst wann an mir knabbern darfst.“ Ich war sonst sicherlich eher der zurückhaltende Typ, aber irgendwie hatte mich etwas gepackt das mich dominanter werden ließ. Außerdem war ich sauer. „Ganz ruhig Schätzchen, ich hab mir zwar zugegeben ein wenig Sorgen gemacht das du auf einmal verschwunden bist. Aber das kannst du mir, so umwerfend wie du heute aussiehst auch nicht verdenken. Es starren dich so viele Typen an da bleibt einem nichts anderes übrig als sich Sorgen zu machen. Was das mit diesem anderen Mann angeht. Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll. Ich persönlich freue mich natürlich nicht gerade, wenn meine Begleitung mit einem anderen tanzt, besonders nachdem sich mich fluchtartig stehen lassen hat. Ach ja und was das knabbern angeht, ich gebe dir Hoffnung nicht auf später noch an deinen Hals zu dürfen.“ James lächelte mich schmeichelnd an. Ein wenig besänftigt, ob wegen des Alkohols oder James Worten, vermag ich nicht zu sagen beruhigte ich mich etwas. 

***

 
Dieser Mistkerl hatte sie von mir weg gezogen. Ich war außer mir, mein Wolf hätte den anderen am liebsten in der Luft zerfetzt, doch ich war hier nicht auf eigenem Gebiet, hier durfte ich nicht aus der Haut fahren. Doch alleine wie er meine Frau, wie er Rania angefasst hatte. Schon wieder und das nachdem ich ihr so nahe war. Nachdem ich mit ihr getanzt hatte, nachdem sie sich an mich geschmiegt und wohlig gestöhnt hatte. Der andere musste meinen Geruch an ihr wahrgenommen haben und doch hatte er sich zwischen uns gestellt.
Gestaltwandler waren nicht dumm. Sie merkten wenn einer der ihren sich für ein Weibchen interessierte. Besonders wenn es um eine Gefährtin ging. Man duldete keinen anderen in der Nähe, solange der Paarungstanz nicht vollendet wurde. Solange man sie nicht voll und ganz zu der seinen gemacht hatte. Momentan bedrängte mich eine leicht bekleidete Dame, ich brauchte sie wirklich nicht genauer anzusehen um zu bemerken, das sie eine Wölfin war, eine Wölfin die zu wissen schien was sie wollte. Sie war ein recht dominantes Weibchen und anscheinend hoch erfreut darüber frisch Fleisch ihrer Gattung gefunden zu haben. Ihrem Verhalten nach zu urteilen, interessierte es sie auch nicht, das ich überhaupt nicht auf sie reagierte, es schien sie noch mehr anzuspornen. Sie hackte sich auch schon bei mir ein und zog mich mit sich zurück zur Bar.

***

 
James und ich unterhielten uns zwar kurz, aber mehr war von meiner Seite aus gerade nicht drin. Lara schien damit beschäftigt zu sein Tom in ihren Bann zu ziehen, doch mir wurde langsam langweilig. Ich wollte tanzen, aber nicht mit James. Jedoch empfand ich es als unhöflich ihm das so deutlich zu zeigen. Als aber ein Mädchen ihn zum tanzen aufforderte stand auch ich auf und tauchte in der Menge aus schwitzigen sich windenden Körpern unter. Kaum war ich im Gedränge tanzte mich auch schon der erste an. Nachdem ich diesem jedoch zu verstehen gegeben hatte, das er sich verziehen sollte, fing ich an mich von dem Rhythmus führen zu lassen. Ich schloss meine Augen, bewegte mich lasziv zur Musik und sank in meine eigene Welt hinab.

 
Nach einigen Minuten spürte ich eine Hitze im Rücken, jedoch war ich noch nicht bereit meine Augen wieder zu öffnen und so ließ ich mich von zwei starken Händen an den Hüften packen und gegen einen riesigen Körper drücken. Ich spürte harte Muskeln im Rücken und etwas tiefer den Beweis einer wachsenden Erregung. Ich öffnete langsam die Augen um zurück in die Wirklichkeit zu gelangen. Ich legte meinen Kopf leicht in den Nacken. „Da bin ich wieder“, sagte Mark heiser an meinem Ohr. „Jetzt kommen wir doch noch zu unserem Tanz“, flüsterte ich. „Ja und darüber bin ich sehr froh.“ - „Wo ist das Mädchen“, fragte ich mit einer Spur Neugierde aber auch ein wenig Eifersucht in der Stimme. „Was für ein Mädchen“, fragte er verwirrt. „Na die, die dich plötzlich so beansprucht hat.“, antwortete ich schnippisch. Oh Gott, ich führte mich auf wie eine eifersüchtige Freundin. „Sag du mir lieber wo dieser Kerl ist der dich entführt hat?“, aus seiner Stimme klang ein wenig Wut. Meine Hand glitt wie von selbst auf seinen rechten Oberschenkel und ich massierte ihn kräftig um ihn zu beruhigen. „Welcher Typ denn?“, fragte ich mit einem lächeln in der Stimme. Heißer Atem strich über meinen nackten Hals und mein Körper reagierte prompt. Eine leichte Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. Mark vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. „Du riechst so gut Nadia.“ Ich drehte mich fragend um. Er lachte „Nur ein Kosename, keine Angst, ich weiß schon noch das du Rania heißt, aber Nadia gefällt mir besser.“ - „Hmm“ - „Nicht ganz überzeugt was? Tut mir leid, damit musst du ab jetzt leider leben.“ - „Ahja, weil wir uns gerade erst kennen muss ich nun damit leben das du mich lieber Nadia nennst?“ - „Darauf scheint es hinaus zu laufen, ja.“, sein süffisantes Lachen brachte mich dazu nichts einzuwenden. Ein Teil von mir fühlte sich unglaublich zu ihm hingezogen, der andere Teil in mir, zu dem mein Verstand gehörte, versuchte mir einzutrichtern, das das nicht normal war. Das dieser ganze Tag schon nicht normal verlaufen war und das ich gefälligst die Hände von diesem gut aussehenden Fremden lassen sollte.

 
Mir war es für den Moment egal. Ich schaltete meinen Verstand aus und ließ mich von meinen Gefühlen leiten. Ich schmiegte mich an Mark und er brummte zufrieden, als er mich noch näher an sich zog. Ich bewegte mich weiter zur Musik und genoss den Moment. „Wie kommt es“, fragte er leise, „das du so umwerfend schön bist?“ Ich verdrehte wieder meinen Hals um ihn ansehen zu können, ich erwartete ein lächeln oder ein lachen zu sehen, doch er sah mich ernst an. Ich drehte mich in seinen Armen und legte automatisch meine Hände in seinen Nacken. Dabei streifte ich sein Haar, das ihm so sinnlich in die Stirn fiel. Es war seidig weich, wie ich erwartet hatte. Ich konnte nicht widerstehen und ließ meine Finger hindurch gleiten. Es sah mich weiterhin ernst an. „Schau nicht so“, murrte ich ein wenig. „Warum nicht?“ - „Ich mag es lieber wenn du lächelst“, gestand ich ihm. Daraufhin zuckten seine Mundwinkel leicht, doch er riss sich zusammen ernst zu bleiben. Ich zog leicht an seinen Haaren und er beugte sich ein Stück zu mir herunter. „Und zufrieden?“, fragte er jetzt wieder lächelnd. Das einzige was ich heraus brachte war ein gehauchtes „Ja“, als er mit seinem Mund meinem gefährlich nahe kam. Wie konnte ein Mann nur so sinnliche Lippen haben?

***

 
Ich nahm das kaum merkbare Zittern war, das sie befallen hatte als ich mich näher zu ihr beugte. Sie reagierte auf mich fast genauso stark wie ich auf sie. Dabei wusste sie noch nichts von dem Band der Gefährten das uns bald verbinden würde.
Ich musste um sie werben, sie für mich gewinnen, das war mir klar, denn schon jetzt schlug mein Herz schneller in ihrer Gegenwart. Sicherlich, ich konnte alles auf den Wolf in mir schieben oder auf das Band, doch das wäre gelogen. Sie war einfach eine wunderschöne Erscheinung und wie sie sich an mir beim tanzen rieb trieb mich langsam aber sicher in den Wahnsinn. Da war es nur gerecht das ich sie nun zitternd vor Erregung in meinen Armen hielt. „Also“, hauchte ich auf ihre Lippen, „du hast mir noch nicht geantwortet.“ Sie schüttelte verwirrt ihren Kopf, was mich schmunzeln ließ. „Wieso du so umwerfend schön bist, du erinnerst dich?“, fragte ich sie nun spielerisch. Sie wurde etwas rot und ich musste mich zusammenreißen nicht noch die letzten Zentimeter zu überwinden um sie zu küssen. Sie räusperte sich bevor sie antwortete. „So schön bin ich nicht, das bildest du dir bei diesem Licht einfach nur ein“ Das ließ mich wütend werden. „Was sagst du da? Du bist die schönste Frau der ich je begegnet bin.“ Ich konnte nicht anders ich musste sie küssen um das zu verdeutlichen. Da ich sie nicht verschrecken wollte, hob ich langsam meine Hand, strich ihr das Haar in den Nacken und beugte mich herunter zu ihrem Hals. Ich sah sofort wie sie eine Gänsehaut bekam. Ich drückte meine Lippen härter als beabsichtigt auf ihren Hals, doch auch meine Beherrschung würde nicht ewig wären. Sie erzitterte und stöhnte leicht auf, als ich mit meinen Lippen etwas höher glitt, etwa auf die Stelle wo ihr Blut heiß durch ihre Adern gepumpt wurde. „Warum sagst du so etwas“, flüsterte sie so leise, dass ich es, wenn ich ein Mensch gewesen wäre, nicht hätte hören können. Doch so zog ich mich zurück umfasste ihr Gesicht mit den Händen und hielt sie fest. „Nadia du bist umwerfend, weil du nach Lavendel, nach Wiesen und frischem Wasser duftest. Weil deine Augen in einem intensiven Silber strahlen, weil dein Haar, dir schmeichelnd um deine blassen Schultern fällt. Weil dein Körper mich dazu verführt ihn berühren zu wollen … jede einzelne Rundung. Und wenn ich dich ansehe kannst du dir nicht vorstellen wie verführerisch dein Mund ist, deine Lippen. Du weißt nicht wie sehr ich mich zusammenreißen muss um dich nicht auf der Stelle zu küssen.“ 

***


Bei seinen letzten Worten beugte er sich wieder so nah zu mir. Und jetzt war ich diejenige die sich nicht zusammenreißen konnte. Meine Hände lagen noch in seinem Nacken und so zog ich ihn das letzte Stück zu mir herunter. Als unsere Lippen sich trafen war es als würde ein Stromstoß durch mich hindurch fahren. Seine Lippen waren sinnlich weich, schmeckten süß und ich konnte nicht genug davon bekommen. Ich ließ meine Zunge spielerisch über sie fahren. Ich hatte vielleicht den ersten Schritt gewagt, doch ich merkte wie Mark seine Beherrschung verlor, mich so nah es ging an sich zog und mit seinem Mund, meinen eroberte. Er bat mit seiner Zunge um Einlass und ich gewährte ihn ihm ohne zu zögern. Damit war alles vorbei. Dieser Kuss war so voller Feuer, voller Leidenschaft das meine Beine drohten nachzugeben, doch Mark hielt mich beschützend in seinen Armen und brachte mich fast um den Verstand. Ich biss ihm leicht in die Lippe und er ließ von mir ab. Ich wollte schon protestieren, doch da bahnte er sich mit sanften Küssen einen Weg meinen Hals hinab. Es war unbeschreiblich, seine Lippen auf meiner Haut zu spüren. Es war alles was ich wollte, doch als er mein Schlüsselbein erreichte ließ er abrupt von mir ab. Er keuchte und Rang um Selbstbeherrschung „Es tut mir leid Nadia, das war nicht meine Absicht!“
Er schien ein schrecklich schlechtes Gewissen zu haben. Wobei ich ihm keinen Vorwurf machte. Ich konnte nur glühend vor ihm stehen, mich an ihm festhalten und versuchen mein Verlangen zu zügeln. Sein Blick tat mir weh, er dachte er hätte etwas falsch gemacht, dabei war ich doch diejenige die ihn geküsst hatte und nicht er mich. Ich bereute es nicht einen Moment. Als er ansetzte noch etwas zu sagen, verschloss ich seinen Mund wieder mit meinem. Er hatte nicht damit gerechnet und so reagierte er im ersten Moment nicht darauf, doch dann verfielen wir wieder in einen leidenschaftlichen Kuss.

 
Als ich mich schließlich von ihm lösen musste, ich hätte sonst keine Luft mehr bekommen, sah ich ein tiefes Verlangen in seinen Augen. „Wenn sich jemand entschuldigen sollte“, stellte ich keuchend fest, „dann bin ich das, schließlich habe ich dich geküsst.“ Er lächelte: „Machst du das mit jedem Mann der dir in der Disco begegnet?“- „Nein, nicht mit jedem“, sagte ich spielerisch und ich sah wie er sich dazu zwang mich nicht wieder zu küssen. „Nur mit jedem zweiten“, hing ich noch an meine Antwort an um ihn etwas zu ärgern. Ich spürte wie die Aura die ihn umgab wieder stärker wurde und sein Gesicht verhärtete sich. „Na dann, wirst du das ab jetzt eben nicht mehr tun“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ich konnte mich nicht mehr halten, ich musste einfach lachen. „Das war ein Witz Mark, ein Witz. Aber es ist schon sehr interessant wie Besitzergreifend du nach einem Kuss wirst.“ Er schien sich langsam wieder zu beruhigen. Seine Hand hob sich an meinen Hals und er streichelte mich leicht. Wieder konnte ich ein wohliges stöhnen nicht unterdrücken.

 
„Werde ich dich wiedersehen?“ fragte er mich plötzlich. Sein Gesicht war ernst, er schien sich wirklich Gedanken darüber zu machen, das ich diese Frage verneinen könnte. Ich sah den Schmerz in seinen Augen als ich einen Moment mit meiner Antwort zögerte. Doch er war im nächsten Augenblick schon aus seinem Gesicht verschwunden. Ich dachte noch einen Moment nach, sicher ich fühlte mich zu Mark mehr als hingezogen, doch ich kannte ihn gerade mal ein paar Stunden. Eine Stimme in mir schaltete sich ein und brachte mich dazu zu antworten. „Ich möchte dich gerne kennen lernen. Also wirst du mich wohl wiedersehen müssen.“ Er schien ehrlich erleichtert zu sein und zog mich in eine enge Umarmung. Ich bildete mir ein ein leises „Danke“ zu hören. „Und was machen wir jetzt“, flüsterte ich ihm ins Ohr. Ich konnte mich nicht zurück halten, ich biss ihm spielerisch ins Ohrläppchen. Er knurrte leise und bestrafte mich damit, das er es mir gleich tat. Als ich erschauerte lachte er auf. „Wie wäre es damit wenn ich uns einen Drink hole?“ Mir war gar nicht aufgefallen das ich durstig war, doch ich bejahte und ließ mich von Mark an die Bar führen. Seine Hand lag den ganzen Weg lang auf meinen Hintern, doch es war mir weder unangenehm noch störte es mich. Ich ließ ihn gewähren. „Was darf es für dich sein Nadia?“ - „Ich hätte gerne etwas fruchtiges“, bat ich Mark und dieser bestellte mir einen Old Tropical und sich selbst einen Wodka. Ich setzte mich auf einen freien Hocker an der Bar und Mark wartete etwas entfernt auf unsere Drinks.

 


Mein Blick war auf ihn geheftet als mich jemand hinter mir ansprach. „Er scheint dir ziemlich verfallen zu sein“, sagte die junge Frau etwas traurig, die sich vorhin so an ihn heran geschmissen hatte. „Ach“, antwortete ich etwas bissig. Sie schien meinen abwehrenden Tonfall nicht bemerkt zu haben und redete einfach weiter. „ein Mann mit so einem Körper, ich beglückwünsche dich wirklich für diesen Fang. Aber sei vorsichtig, so ein Mann raubt einem den Verstand und so wie es scheint ist dieses Prachtstück ziemlich dominant und bekommt das was er will.“, sie lächelte mich an. „Naja, viel Spaß noch mit ihm.“, damit war sie auch schon verschwunden. Unbehagen machte sich in mir breit. Was hatte sie bitte gemeint mit „ziemlich dominant“ und „er bekommt das was er will“? Ich war kein Spielzeug man konnte mich nicht einfach nehmen, wann man wollte. Wollte Mark vielleicht einfach nur ein Abenteuer und war er einer dieser Aufreißer-Typen die ihren Fang dann wieder fallen ließen? Eigentlich konnte ich mir das bei ihm nicht vorstellen, aber wie die Frau schon bemerkt hatte, er war ein Prachtstück von einem Mann und diese Typen dachten doch immer ihnen liege die Welt zu Füßen.
Ich war so mit meinen Gedanken beschäftigt gewesen, das ich Mark erst bemerkte als er fast vor mir stand. Er schaute besorgt. Was mich diese Nacht nur noch nervte, es brachte mich jetzt auch schon wieder zur Weißglut, wenn noch die Frage kommen würde ob alles okay sei, wäre ich schneller weg als er Piep sagen konnte. Doch Mark reichte mir nur meinen Cocktail. „Ich hoffe er schmeckt dir“, sagte er während er mir flüchtig über die Wange strich. Mein Herz machte einen Satz und ich verfluchte es dafür. Mich plagten Zweifel ob Mark es ernst meinen könnte und mein Herz schlug schon bei einer leichten Berührung von ihm schneller. Dabei kannte ich ihn doch gerade erst. Verdammt. Verdammt. Verdammt.

Kapitel 3

 
Sie schien sich Gedanken zu machen, irgendetwas musste in den paar Minuten passiert sein, in denen sie alleine an der Bar saß. Ich wollte sie fragen was los war, jedoch schien es nicht der richtige Zeitpunkt. Denn als ich sie besorgt ansah, versteinerte sich ihre Miene. Da ich nicht wollte das sie abblockte hielt ich lieber meinen Mund, auch wenn es mir nicht behagte sie so zu sehen. Während sie an ihrem Cocktail nippte sah sie mich eindringlich an. „Sei bitte ehrlich“, bat sie mich plötzlich mit einer Verletzlichkeit, die mir die Kehle zuschnürte. Ich nickte nur. „Wieso bist du auf mich zu gekommen?“ Ich wollte sie nicht anlügen ich hatte es ihr gerade versprochen, doch die Wahrheit konnte ich ihr auch nicht erzählen. „Ich konnte nicht anders.“, sagte ich ehrlich. Sie schaute mich fragend an „Wieso nicht?“ - „Ich habe dich gesehen und wusste das ich dir nahe sein muss, dich kennen lernen muss.“ Sie schien verwirrt, doch hatte sie nun nicht mehr diesen Abweisenden Gesichtsausdruck, was auf jeden Fall eine Verbesserung war. Ich strich ihr wie selbstverständlich eine Haarsträhne hinters Ohr und sie wurde wieder lockerer.

***


„Du siehst schrecklich gut aus und jede Frau die dich siehst schaut dir hinterher, selbst wenn sie in Begleitung hier ist.“, ich spürte wie die Eifersucht sich in mir breit machte. Bevor ich fort fahren konnte fragte er mich:„Und dich stört das?“, er versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. „Ja“, gab ich zu „mich stört das sogar sehr.“ Mir war die Tatsache das alle Frauen ihn anstarrten bisher nur entgangen, weil ich zu ihnen gehört hatte. Ich konnte meine Augen nicht von ihm lassen, doch durch die Grübeleien hatte ich einen Moment Zeit gehabt um es zu bemerken. Die Eifersucht brannte förmlich in mir und ich hätte am liebsten jeder einzelnen Frau erklärt das er mir gehörte. Wir kannten uns gerade erst und ich führte mich schon fast auf wie eine dieser klammernden Freundinnen, die die Männerwelt so verabscheute. Davon abgesehen das ich mir immer noch Gedanken machte ob er es ernst meinte oder nicht. Dabei war da noch die Frage ``Was denn ernst meinen?´´ es war ja nichts passiert, außer das wir uns zu einander hingezogen fühlten. Oh und die Tatsache das er mich mit seinen Küssen völlig Willenlos machte. Für heute sollte ich mir keine Gedanken mehr darüber machen. „Also“, sprach ich nun doch weiter, „warum nicht irgendeine der anderen Frauen, warum ich?“ - „Ach Nadia“, stöhnte er etwas verzweifelt, „du stellst alle anderen in den Schatten. Deine Schönheit, deine Ausstrahlung, ich kann nur dich ansehen. Deshalb du! Und jetzt erst Recht!“ Die Wirkung des Alkohols machte sich langsam aber sicher bemerkbar, ließ meine Gedanken wirr werden und mich müde. Trotzdem musste ich bei seinen Worten lächeln, es verwandelte sich jedoch schnell in ein Gähnen, das ich kaum unterdrücken konnte. Ich schloss für einen kurzen Moment meine Augen. Da wurde ich auch schon in den Arm genommen. „Du bist müde“, hauchte Mark mir ins Ohr. „Sieht wohl … ganz so aus“, brachte ich unter einem weiteren Gähner heraus. Marks Brust vibrierte, als er lachte.
„Ich bringe dich nach Hause!“ Es hörte sich nicht nach einer Frage an, eher nach einer Feststellung. Plötzlich fielen mir Lara und die Jungs wieder ein. Ich musste sie erst suchen, ihnen Bescheid geben. „Wir treffen uns an der Garderobe.“, sagte ich schnell und löste mich von Ihm. „Hey“, er hielt mich fest, „wo willst du denn noch hin?“ Ich verkniff mir ein lachen. „Ich suche meine Freundin Lara und sag ihr schnell Bescheid das ich gehe“ Er schnaubte zufrieden, zog mich noch kurz an sich, drückte mir einen Kuss auf die Stirn und ließ mich schließlich gehen.
 
Ich drängelte mich in Richtung der Separees, weil ich sie dort mit Tom vermutete. Es war ein Kunststück durch die tanzende Menge zu gelangen, wobei der Trick eigentlich ganz einfach war man musste nur versuchen sich mit der Menge bewegen und nicht einfach durchzutrampeln. So kam ich doch recht schnell voran. Meine Vermutung bestätigte sich, als ich am Separee ankam. Tom und Lara saßen aneinander gedrängt und knutschten wild herum. Eigentlich wollte ich die beiden ja nicht stören, doch Lara sollte sich keine Sorgen machen, wenn ihr mein Fehlen später bewusst werden würde. Ich tippte Lara leicht auf die Schulter. Sie erschrak schrecklich und sah mich verdattert an. „Entschuldige“, sagte ich Schuld bewusst, „ich wollte nur sagen das ich jetzt verschwinde. Ich wünsche euch noch viel Spaß.“ Ich zwinkerte ihr zu. „Will sich James denn nicht auch von uns verabschieden?“ fragte sie noch ein wenig benommen. „Ähm, ich weiß nicht. Ich hab ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen.“, sagte ich leichthin. „Ich dachte ihr wärt zusammen tanzen.“ Lara schien ziemlich verwirrt. Auf einmal legte sich eine Hand auf meinen Rücken, an der Reaktion meines Körpers wusste ich das es nicht Mark sein konnte. Also blieb nur James, der sich wieder die Freiheit nahm mich zu berühren. „Na ihr Süßen. Habt ihr mich vermisst?“, fragte er lächelnd. „Also eigentlich, wollte ich gerade nach Hause.“ - „Was denn jetzt schon?“, James sah mich bestürzt an. „Ja, jetzt schon. Ich bin ziemlich müde.“ - „Na schön, dann bis dann Leute, wir sehen uns.“ Irgendetwas lief hier falsch. „Ähm James.“, sagte ich vorsichtig, „du brauchst mich nicht zu bringen.“ - „Ach klar doch, was wäre ich für ein Freund wenn ich dich alleine fahren lassen würde?!“ Ich schluckte, spätestens Morgen musste ich mir wohl Laras Standpauke anhören. „Ich fahre nicht alleine“, brachte ich mutig heraus. „Ach nein?“, James Stimme war emotionslos. „Nein.“ Gott ich hatte ein schlechtes Gewissen. Lara sah mich schon wieder verständnislos an, Tom war wohl auch verwirrt und James Gesicht verzog sich in kalter Wut. „Wir sehen uns...“ brachte ich kleinlaut heraus und verschwand schnell. Das würde ich noch erklären müssen.
 
„Nadia, da bist du ja endlich. Ich dachte schon du hättest dich aus dem Staub gemacht.“ lachte mich Mark freudig an als ich auf ihn zu kam. Doch sein Gesichtsausdruck änderte sich Schlagartig, kurz bevor ich bei ihm ankam. „Sorry Rania, aber das brauchst du wohl noch wenn du deine Jacke haben willst“, James der mir wohl hinter her gekommen war, drückte mir eine Garderobenmarke in die Hand, beugte sich zu mir runter und gab mir einen Kuss, bevor ich auch nur reagieren konnte. „Bis ganz bald Schätzchen.“ Mark knurrte vernehmbar. James strich mir noch kurz übers Gesicht und verschwand nach einem vernichtenden Blick auf Mark in der Menge. Ich war so perplex das ich erst einmal stehen blieb und ihm nachsah. Mark schien das nicht zu gefallen, er nahm mir die Garderobenmarke aus der Hand und kam mit meiner Jacke und meiner Tasche zurück. Er reichte mir beides beim rausgehen und entschuldigte sich für einen kurzen Moment, als der Türsteher ihn lächelnd ansprach.

***


Dieser Mistkerl hatte es gewagt mich offen zu provozieren, er konnte froh sein, das ich mich beherrschen konnte. Nachdem ich mit Rania an der frischen Luft war beruhigte ich mich. „Mark, altes Haus, was tust du denn hier?“ hörte ich eine vertraute Stimme freudig fragen. Ich drehte mich um und es war Tyson der mich anlächelte. „Wie lange ist es her Bruder, zwei Jahre?“ fragte er. „Es ist nur ein Jahr“, gab ich zurück „und du scheinst zugenommen zu haben.“ Tyson war einer meiner Rudelgefährten, da ich jedoch um die Angelegenheiten des Rudels zu erledigen viel auf Reisen war sah ich ihn so wie die anderen viel zu wenig. Und so schlug ich Tyson freundschaftlich auf die Schulter. Ich sah kurz entschuldigend zu Rania warf ihr meinen Autotschlüssel zu und bedeutete ihr so sich schon ins Auto zu setzen. „Es steht genau um die Ecke bei den Mülltonne“, gab ich ihr noch kurz eine Beschreibung als sie ein wenig widerwillig vorging. „Hübsche Schnecke die du dir da ausgesucht hast Bruder, aber war sie vorhin nicht noch mit einem anderen hier?“, fragte Tyson neugierig. Hätte sie jemand anders Schnecke genannt hätte er jetzt keine Kehle mehr, doch bei Tyson machte mein Wolf eine Ausnahme. „Sie ist meine Gefährtin“, sagte ich stolz. Tyson sah mich mit großen Augen an. „Scheiße, herzlichen Glückwunsch, da hast du dir echt eine Süße auserkoren.“ Wie recht er damit hatte. „Sie weiß noch nichts von ihrem Glück, also sehen wir erst mal. Könntest du mir einen Gefallen tun?“ - „Sicher.“ - „Richte Hawke aus das ich morgen mit ihm sprechen muss.“ Tyson nickte bedächtig. „Ach und noch eins, kannst du für mich heraus finden wer dieser Typ ist mit dem sie vorhin reingekommen ist.“ „Klar Bruder mach ich beides, wir sehen uns dann Morgen zu Hause“, er zwinkerte mir zu und ich machte mich auf den Weg zu Rania.

***


Mir gefiel es nicht, das Mark mich alleine zum Auto gehen ließ. Jedoch schien er mich bei dem Gespräch mit dem Schrank nicht dabei haben zu wollen. Ich entdeckte die Mülltonnen und probierte mein Glück in dem ich einfach auf den Schlüssel drückte, es piepte kurz und bei einem schwarzen Geländewagen gingen die Lichter an. Ich sah mich um. War das wirklich das richtige Auto. Der Wagen schien nagelneu zu sein und musste ein kleines Vermögen gekostet haben. Ich setzte mich vorsichtig auf den Beifahrersitz und staunte nicht schlecht über den Luxus. Alles war aus schwarzem Leder und vorne im Armaturenbrett war ein Bildschirm eingelassen. Wohl eine Spezialanfertigung. Nicht lange, da ging die Fahrertür auf und Mark ließ sich auf den Sitz gleiten. „Na hast du mich schon vermisst?“, fragte er mich neckend. Ich ging nicht darauf ein und stellte lieber eine Gegenfrage. „Wie kannst du dir so ein Auto leisten?“ - „Schick nicht wahr“, stolz klang aus seiner Stimme „eine Spezialanfertigung. Aber keine Angst ich habe keine Bank dafür ausgeraubt.“, er lachte. „Ich habe einfach einen guten Job.“ Da fiel mir auf das ich wirklich so gut wie nichts über ihn wusste. Gerade mal seinen Vornamen und das er gut küsste. Ich wusste nicht einmal seinen Nachnamen, genauso wenig wie sein Alter. Doch das würde ich ändern. „Erzähl mir von dir“, bat ich ihn spontan. Er sah mich verdutzt an, lächelte dann aber. „Erst sagst du mir wo wir hin müssen uns dann erzähle ich dir gerne etwas von mir.“ Ich wurde etwas rot, beschrieb ihm kurz den Weg zu mir nach Hause und schon fuhren wir los. 

***

 
„Also was willst du wissen“, fragte ich sie während mein Blick kurz auf ihrem Gesicht zur ruhe kam. „Erstmal...“, begann sie und ich musste mir ein lachen, wegen ihres ernsten Gesichtsausdruckes verkneifen, „also erstmal musst du mir beantworten wie dein voller Name ist, wie alt du bist, was du arbeitest, also eigentlich alle Grundinformationen. Fürs erste.“ Ich überlegte was ich ihr erzählen konnte und was nicht. Nach kurzem Abwegen antwortete ich ihr. „Also mein voller Name ist Mark Trion Mawhiney, ich komme ursprünglich aus Schottland“ als ich langsam fortfuhr beobachtete ich sie sehr genau „ich bin achtundzwanzig Jahre alt“ bei diesem Geständnis starte sie mich einen Augenblick entsetzt an. Sie schluckte „Okay ... weiter.“, bat sie. Ich riss mich zusammen um ihre Reaktion nicht als Ablehnung zu verstehen, der Wolf in mir kratzte unzufrieden unter meiner Haut. Ich drängte ihn zurück. „Ich arbeite als Sicherheitschef für eine Organisation, dafür muss ich recht oft an verschiedene Orte reisen, aber ich bin hier ganz in der Nähe heimisch.“ Sie nickte bedächtig. „Hast du … ich meine hast du .. hast du hier Familie?“, es belustigte mich das sie sich Gedanken zu machen schien das ich vielleicht schon eine Familie gegründet hätte. Und die Tatsache das sie die Luft anhielt machte die Sache für mich noch erfreulicher „Ich habe keine Familie“, sie atmete erleichtert wieder ein. „aber“, fügte ich hinzu und sah wie sie sich verkrampfte, „die Leute mit denen ich zusammen lebe, sind so etwas wie meine Familie. Der Türsteher von eben ist einer von ihnen“, sie biss sich auf die Unterlippe und schien nach zu denken. „Also noch Fragen Nadia, du hast die Möglichkeit sie jetzt alle zu stellen?“ - „Machst du das öfter?“ Ich sah sie verwirrt an. „Ich meine bist du öfter in Clubs tanzt mit unbekannten Frauen, küsst sie und fährst sie dann nach Hause und das alles mit der Absicht sie wieder zu sehen?“

***


Ich könnte mich für diese Frage Ohrfeigen, warum hatte ich sie nur gestellt schalte ich mich. Argh. Was sollte er denn jetzt von mir denken? Seine Stimme rutschte einige Oktaven tiefer als er antwortete: „Nadia. Das ist das erste mal und auch nur weil du es bist.“ Mir lief ein wohliger Schauer über den Rücken. Ich legte ganz automatisch meine Hand auf seinen Arm. „Danke Mark, ich glaube für heute reicht mir das“, er lächelte mich glücklich an und auch ich konnte ein lächeln nicht unterdrücken. Als ich mich im Sitz wieder zurück lehnte gab ich mir die Gelegenheit über seine Worte nach zu denken. Er war schon achtundzwanzig, ich dagegen war gerade erst achtzehn. Das machte ganze zehn Jahre unterschied. Mir war klar gewesen das er älter sein musste als ich, aber ich hätte nicht mit ganzen zehn Jahren gerechnet. Im ersten Moment war ich erschrocken, doch nun machte ich mir eigentlich nur Gedanken ob er mich vielleicht zu jung finden könnte, wenn er wüsste wie alt ich war.
 
Ich rutschte nervös auf meinem Sitz hin und her. Er schien es bemerkt zu haben und hob fragend eine Augenbraue, ich schüttelte leicht mit dem Kopf und er schaute wieder auf die Straße. Es war nicht mehr weit bis zu mir, das hieß das ich gleich aussteigen musste und mich von ihm verabschieden würde. Mit gefiel der Gedanke nicht, ich genoss seine Gesellschaft, selbst wenn er schweigend neben mir saß. Ich dachte kurz daran das ich Lara Morgen noch eine menge zu erklären hatte, genauso wie James. Ach du scheiße und wahrscheinlich auch gleich Matt, denn es brachte mich ein wildfremder Mann nach Hause, wobei ich ja mit James losgefahren war. Ich schüttelte mich innerlich. Fast war ich versucht Mark zu bitten, mich eine Straße früher raus zu lassen, aber wahrscheinlich erzählte James Matt eh alles was passiert war. Ich biss mir schon wieder auf die Unterlippe. Was mit einem heißen Blick von Mark quittiert wurde.
 
Plötzlich hielten wir an. „So Nadia ich glaube wir sind da.“ Ich blickte wieder auf, es stimmte wir standen vor meinem Haus. Blöderweise hatte ich keine Lust auszusteigen. Ich drehte mich zu Mark um. „Soll ich dich noch zur Tür bringen?“, fragte dieser gerade. Mein Herz machte einen Satz. Ich nickte und wollte gerade die Tür öffnen, da hatte Mark meine Tür schon erreicht und half mir ganz Gentleman aus dem Auto. Ich wurde rot. „Dankeschön.“ - „Keine Ursache“, raunte er mir zu. Inzwischen war es zwar recht kühl, doch ich war mir sicher das ich nicht deswegen eine Gänsehaut bekam. Mark legte seinen Arm um mich und führte mich zu Tür. Auf der obersten Treppenstufe angekommen wurde ich etwas melancholisch und als hätte Mark es bemerkt zog er mich in seine Arme und hielt mich für einen wunderbaren Moment fest. „Ich danke dir für den schönen Abend.“, flüsterte er wieder mit dieser tiefen rauchigen Stimme an meinem Hals. „Ich danke dir“, brachte ich unter einem Schauer gerade so zustande. „Ich weiß eigentlich ist die Frage jetzt unpassend, aber ...“, er stockte und ich rückte, ermutigend ein Stück näher an ihn heran. „Wann sehe ich dich wieder?“, ihm schien die Frage peinlich doch mir ging es genauso wie ihm, ich musste wissen wann ich ihn wiedersehen konnte. „Also Morgen kann ich leider nicht“, ich verfluchte meine Ballettstunde, „aber“, setzte ich schnell hinzu „am Sonntag, also übermorgen habe ich noch nichts vor.“ Ich sah ihn erwartungsvoll an. Es war etwas gewagt ihn mit meiner Antwort darum zu bitten mich in nur zwei Tagen schon wieder zu sehen, jedoch schien ihm der Gedanke zu gefallen. „Gut, dann hole ich dich am Sonntag gegen 11 Uhr ab. Ich hoffe das ist nicht zu früh, ich hab da nämlich schon so eine Idee.“, er grinste schelmisch. „Nein, nein gar nicht.“, ich war erleichtert, „11 Uhr ist perfekt. Ich freue mich.“ Er grinste, beugte sich noch einmal nah an mein Ohr. „Gute Nacht Nadia.“ - „Gute Nacht.“ Seine Lippen kamen meinen auf einmal ziemlich nahe und ich stellte mich trotz High Heels ein wenig auf die Zehenspitzen um ihm entgegen zu kommen. Als seine Lippen meine trafen, brandeten wieder Wellen der Leidenschaft in meinem inneren auf. Ein kribbeln breitete sich in meinem ganzen Körper aus und machte mich schwindelig. Er drückte mich noch einmal fest an sich als seine Zunge spielerisch über meine Lippen fuhr, dann ließ er mich widerwillig los. Er sah mir einen Moment noch in die Augen und ich glaubte einen blauen Schimmer über dem strahlenden Grün zu sehen. Dann drehte er sich um und ging zum Wagen zurück. Ich schloss schnell die Tür auf, sah noch einmal zurück, schloss sie hinter mir und ließ mich überwältigt an der Tür nach unten gleiten. 

***


Ich konnte noch immer ihre Lippen auf meinen schmecken. Mein Wolf drängte mich zurück zu fahren und fast hätte ich ihm nach gegeben, doch im letzten Moment riss ich mich zusammen und fuhr mit dem Gedanken an sie zu meinem Hotel. Morgen würde ich viel zu tun haben, was eigentlich nur gut für mich war, denn denn so würde ich nicht allzu lange auf den Sonntag warten müssen.

***


Ich hätte es ahnen müssen. Als ich gerade einen Moment lang auf dem Boden saß wurde auch schon das Licht angeschaltet und Matt stand mit verschränkten Armen im Türrahmen zum Wohnzimmer. Er sah mich prüfend an. „Das war aber eben nicht James Wagen.“, sagte er vorwurfsvoll. Er drohte das Kribbeln, das immer noch meinen Körper beherrschte, im Qualm zu ersticken. „Nein du hast Recht, das war nicht James Wagen und es war genauso wenig James der mich eben nach Hause gebracht hat. Schlaf gut, ich gehe jetzt ins Bett“, Matt sah mich so verdattert an, das ich es bis zur Hälfte die Treppe hinauf schaffte ohne das er seine Stimme wiederfand. „Was soll das Rania, das kann doch nicht angehen. Du gehst mit James aus, obwohl ich dir eigentlich davon abgeraten habe und wirst von einem Typen mit einer Mörder Karre wieder abgesetzt und denkst ernsthaft du könntest ohne eine Erklärung ins Bett gehen?“, Matt schien wirklich aufgebracht zu sein. Das sah ich spätestens an der Ader die an seinem Hals gefährlich pochte. „Der Kerl muss doch ein alter Knacker sein um sich so ein Ding leisten zu können“, er redete sich richtig in Rage, Gott sei Dank war meine Mom nicht zu Hause, diese wäre nämlich spätestens jetzt wach gewesen. Ich unterbrach ihn. „Matt, sei still und hör mir zu.“, er hielt den Mund und nickte, „Ich weiß du warst dagegen das ich mit James mitgehe“, er wollte gerade wieder ansetzten da schnitt ich ihm mit einer Handbewegung das Wort ab, „du warst dagegen und irgendwo kann ich das auch verstehen, weil du mein Bruder bist. Ich hatte um ehrlich zu sein einen nicht ganz so tollen Abend mit James, wobei du ihn dir jetzt nicht das nächste mal wo du ihn siehst zur Brust nehmen musst. Mein Abend war nur kein Desaster, da ich einen sehr netten jungen Mann kennen gelernt habe, der am Ende auch so nett war und mir anbot mich nach Hause zu fahren. Ich habe Lara und den anderen Bescheid gesagt das ich gehe, also hätte die Polizei, wenn der schlimmste Fall eingetroffen wäre, was er nicht ist, gewusst das ich von einem Typen mitgenommen wurde. Soviel dazu. So und jetzt bin ich müde, ich gehe jetzt ins Bett, wenn du damit ein Problem hast, dann ist es deines und nicht meines. Schlaf schön.“ Ich drehte mich wieder um und verschwand schnell in meinem Zimmer. Das Kribbeln hatte sich natürlich vollständig verabschiedet. Beim Gedanken daran, das ich Mark jedoch schon in nicht einmal zwei Tagen sehen würde, kam es, wenn auch nicht so stark wieder zurück. Ich machte mich schnell Bett fertig. Als ich dann in meinem Bett lag war das letzte was ich vor mir sah ein Grün strahlendes Augenpaar und sinnliche Lippen die sich zu einem verführerischen lächeln verzogen.

Kapitel 4


Ein lautes Piepen weckte mich aus einem Traumlosen Schlaf. Irgendwo in den Tiefen meines Gehirns schaltete ich, dass es wohl mein Wecker sein musste der mir durch seine ohrenbetäubenden Töne enorme Kopfschmerzen bescherte. Ich hielt es für einen gute Plan ihn mir zu schnappen und aus dem Fernster zu werfen, bis mir einfiel das alle Fenster in meinem Zimmer geschlossen waren. Also begnügte ich mich damit, ihn halb blind und schläfrig zu ertasten und auszustellen. Als es endlich wieder leise in meinem Zimmer war, sank ich erleichtert in die Kissen zurück. Ich rieb mir den Schlaf etwas aus den Augen, um einen Blick auf die Uhrzeit erhaschen zu können und stutzte als ich bemerkte das er erst 05:30 Uhr war. Das konnte doch nicht sein. Ich hatte wohl vergessen meinen Wecker um oder besser noch ganz aus zu schalten, schließlich war es Samstag und wer stand an einem Samstag schon freiwillig so früh auf?
 
Grummelnd drehte ich mich auf den Bauch und drückte mein Gesicht in die Kissen, um wieder einzuschlafen, bis mir der gestrige Tag einfiel... Ich schreckte, auf einmal hell wach, hoch. Oh mein Gott! Was war gestern nur passiert?! Ich hatte nicht wirklich James einen Korb gegeben, mit einem völlig Fremden getanzt, geknutscht, mich von ihm nach Hause fahren lassen und mich dann auch gleich noch mit ihm verabredet oder? Ach und das schlimmste, hatte ich Matt gestern wirklich so zusammen gestaucht? Ich biss mir auf die Unterlippe. Das war doch alles nicht wahr. Der Drang mich unter meiner Bettdecke zu verkriechen war beinahe übermächtig, würde mir aber weder Schlaf noch Vergessen bringen, deshalb entschied ich mich ins Bad zu trotten und eine kalte Dusche zu nehmen. Ich musste diese Kopfschmerzen los werden und einen klaren Kopf bekommen. Als das kalte Wasser des Duschstrahles auf mich niederprasselte beruhigte sich mein Herzschlag ein wenig. Ich hatte das Gefühl nicht ich gewesen zu sein, das ganze passte doch einfach nicht zu mir. Normalerweise würde ich so etwas wie mit Mark niemals tun. Ich hätte nie einen Fremden geküsst, noch mich von ihm nach Hause bringen lassen. Was wäre, wenn Mark ein Serienkiller war der nun meine Adresse kannte? Ich begann schon wieder durch zu drehen. Das mit dem Serienkiller war doch Irrsinn, wenn er wirklich einer gewesen wäre, versuchte mich mein Gewissen zu beruhigen, dann hätte er mich auch schon gestern erledigen können. Das er es nicht getan und außerdem die Verantwortung für mein sicheres nach Hause kommen übernommen hatte, sprach definitiv für ihn. Trotzdem, all die Gedanken die ich gestern noch verdrängt hatte bombardierten nun meinen Verstand. Es ist einfach nicht normal für mich, mich so zu verhalten. Meine Gefühle sprachen Bände darüber das ich völlig Fertig war. Langsam begann ich zu zittern und war einem Nervenzusammenbruch nahe, was geschah da nur mit mir?

***


Nach der nicht sehr erholsamen Nacht im Hotel wollte ich nichts lieber, als zu Nadia zu fahren, sie fest zu halten und all das zu tun wozu mein Wolf mich drängte. Das ganze war keine besonders gute Idee und doch war sie sehr verlockend. Nur war für heute Dringenderes zu erledigen, ich musste mich wohl noch bis morgen gedulden, bei dem Gedanken knurrte mein Wolf und ich stimmte ihm zu das es eigentlich nicht akzeptabel war. Aber wo man durch musste, musste man eben durch. Ich würde zum Hauptquartier des Rudels fahren um ihnen die neusten Erkenntnisse mitzuteilen. Das alles würde lang genug dauern um mich von dem Gedanken an Nadia abzulenken. Das hoffte ich jedenfalls.
 
Ich machte mich schnell fertig, sammelte alle Unterlagen ein die ich brauchte und fuhr mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage. Das Hauptquartier lag etwas außerhalb in einem Park, der in Privatbesitz war, natürlich hatte sich unser Rudel rechtzeitig alle Rechte an dem, für uns perfekten, Grund und Boden gesichert. Nicht viele Menschen verirrten sich in unser Territorium, den es war bestens gesichert. Wenn es doch einmal vorkommen sollte, so wurde der Eindringling sofort von unseren Wächtern, die durchgehend an den Grenzen patrouillierten, freundlich entfernt. Das Gelände das wir bewohnten war mehrere Hektar groß und somit perfekt für ein Rudel von Wölfen die Nachts gerne umher streiften. Es dauerte eine Weile bis ich an der Absperrung vorbei kam, die den Beginn des Privatbesitzes kennzeichnete. Ich öffnete das Fenster, mit einem Sprachbefehl, und schon füllten sich meine Lungen mit der heimischen Luft, die von dem Geruch nach Erde und Wald geschwängert war. Ich konnte ein wohliges Stöhnen nicht zurück halten, endlich war ich wieder zu Hause. 

***


Als ich aus der Dusche trat zog ich mir schnell etwas bequemes an. Die Kopfschmerzen und die Verwirrung hatten unter dem kühlen Nass ihre Wirkung auf mich verloren, ich war entspannt und konnte mir nun eingestehen, das mein Verhalten zwar komisch gewesen war, ich aber rein gar nichts davon bereute. Ich war froh darüber Mark kennen gelernt zu haben, denn Trotz meiner Verwirrung und meiner Angst fühlte ich mich doch, selbst jetzt, unglaublich zu ihm hingezogen. Wenn ich nur an ihn dachte breitete sich ein warmes Gefühl in meiner Magengegend aus. Ich versuchte es erst gar nicht zu identifizieren, da die Kopfschmerzen dadurch sicherlich wieder kommen würden. Deshalb machte ich es mir mit einem Buch auf dem Schoß auf meinem Bett bequem.
 
Nach ein paar Stunden klingelte es unten an der Haustür. Da ich meinen Bruder schon mein Leben lang kannte war mir klar das ich mich runter quälen musste. Ich seufzte und lief schnell die Treppe herunter. Als ich sah wer da vor der Tür stand wollte ich sie am liebsten wieder zu schlagen. Vor mir stand Lara, die erst erleichtert schien mich zu sehen, sich dann jedoch mit einem bösen Blick und ohne ein Wort zu sagen, an mir vorbei drängte. Ein Protest meinerseits wäre Zwecklos gewesen und so folgte ich ihr ins Wohnzimmer wo sie es sich bereits auf unser Couch bequem gemacht hatte. „Ich warte“, sagte sie in einem Ton, den ich von ihr so noch nie zu hören bekommen hatte. Kleinlaut fragte ich: „Wo soll ich Anfangen?“ - „Hmm, lass mich überlegen....“, sie machte eine kurze Pause, „vielleicht erklärst du mir mal was da gestern eigentlich in dich gefahren ist?“ - „Das hab ich mich auch schon gefragt.“, nuschelte ich. „Wie bitte?“, sie schien etwas ungehalten. „Okay, Lara bitte beruhige dich erst mal ein wenig. Ich kann zu meiner Verteidigung sagen das ich weiß das mein Verhalten nicht zu mir gepasst hat, das aber alles ohne Drogeneinfluss und aus freiem Willen meinerseits stattgefunden hat, bevor du Mark gleich wieder alles in die Schuhe schieben willst.“ Vielleicht war meine Wortwahl in diesem Fall nicht ganz geglückt, denn ihr Blick verriet mir das sie sauer auf mich war, ich sollte vielleicht darauf achten wie ich nun weiter machte. Sie sah mich immer noch abwartend an. „Ja ähm also...“, versuchte ich den Faden wieder zu finden, „...es ist so. Erstmal zu der Sache mit James, er sieht zwar toll aus und ist auch irgendwie charmant, aber aus einem Grund, der sich mir auch noch nicht ganz erschließt, habe ich mich von ihm … bedrängt gefühlt. Ich meine ich kenne ihn grade erst und schon nimmt er sich das Recht raus mich ohne zu fragen zu berühren. Als ich zum Beispiel mit James im Auto saß hat er ganz selbst verständlich seine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt, ich weiß eigentlich ist das nicht schlimm aber für mich war das ganze unangenehm!“ Lara meldete sich zu Wort: „Okay Rani, ich weiß das du im Allgemeinen nicht so viel mit Typen zu tun hast und da kann ich schon verstehen das dir das nicht gefallen hat das James dir so schnell, so nahe kommt. Aber warum hast du denn nicht gleich was gesagt?“ - „Als ich am Club ankam warst du glücklich wegen Tom, Lara du bist meine beste Freundin, da wollte ich dir einfach nicht die Laune vermiesen. Eigentlich dachte ich auch das James sich schon ein wenig zurückhaltender verhalten würde, wenn er bermerkt wie unangenhem mir seine Berührungen sind,“ Lara nickte ein wenig bedrückt. „Ich wollte nicht das du das Gefühl hast nicht mit mir reden zu können.“ Sie schien sich ein wenig zu schämen nicht gleich mitbekommen zu haben das ich mich unwohl fühlte. „So viel schon mal zu James, was ist dann mit diesem anderen Kerl gewesen, diesem … Mark?“ - „Ja er heißt Mark und naja, ich weiß auch nicht, ich hab ihm beim reinkommen an der Bar gesehen und war einfach wie … wie hypnotisiert.“, allein bei dem Gedanken daran durchlief mich ein wohliger Schauer, „Als James mir dann meine Sachen abgenommen hatte und mich schon wieder ungefragt berührt hatte bin ich Richtung Toiletten, da hat mich Mark dann irgendwie abgefangen. Er ist wirklich gut aussehend und irgendwas hat er an sich das mich total anzieht. Er hat mich zum Tanzen aufgefordert und naja... dann haben wir halt getanzt. Bis du dann dazwischen gefunkt bist, was mich ehrlich gesagt, schon sehr gestört hat.“ Ich sah Lara etwas vorwurfsvoll an und sie zuckte nur mit den Schulten. „Sorry Süße, aber ich hab mir wirklich Sorgen um dich gemacht, so was würdest du im Normalfall nämlich nie machen.“ - „Ja ja, ich weiß. Egal, weiter im Text. Nachdem ich dann mit euch in diesem Separee saß und mich kurz mit James unterhalten hatte wollte ich Tanzen, nur halt nicht mit James, als der dann aber von einer Blondine aufgefordert worden ist bin ich allein los. Nach ein paar Minuten war Mark dann wieder da und wir haben getanzt, geflirtet und uns geküsst.“, die letzten Worte waren eher ein flüstern. „Oh mein Gott!“, Lara starrte mich an. „Du hast einfach so einen Jungen geküsst? Das kennt man doch sonst gar nicht von dir!“ - „Eigentlich … eher einen Mann. Mark ist schon achtundzwanzig.“, bevor Lara irgendetwas sagen konnte fuhr ich fort, „wir sind dann an die Bar und er hat uns was zu trinken besorgt wir haben geredet und als er bemerkte das ich langsam müde wurde, da hat er halt angeboten mich nach Hause zu fahren. Ich hab das Angebot angenommen hab euch Bescheid gesagt und bin dann mit ihm weg. Er hat mich auch ganz lieb hier abgesetzt, sich von mir verabschiedet und wir haben uns für Morgen verabredet. Ich hatte noch eine kleine Auseinandersetzung mit Matt und das war es dann.“ Ich machte mich auf eine Standpauke gefasst doch sie kam nicht, stattdessen seufzte Lara gedehnt. „Also ich muss echt sagen Rani, du überraschst mich. Aber um ehrlich zu sein, auch wenn du echt komisch drauf warst, du bist meine Freundin. Ich stehe trotzdem hinter dir! Außerdem bahnt sich da ja ganz schön was zwischen dir uns diesem Mark an. Da muss ich doch weiter informiert werden.“ Ich musste lachen, das war wieder meine Lara wie ich sie kannte und liebte. Ich sprang ihr in die Arme, weil sie mir nicht mehr böse war und schon fing sie an mich mit Fragen zu bombardieren. „Was weißt du noch alles über ihn? Ist er wirklich schon achtundzwanzig, so alt sah er nämlich eigentlich gar nicht aus. Wie küsst er und...“ Ich hörte ihr schon nicht mehr zu, musste mir nur ein lautes Lachen verkneifen.

***


Das Gespräch mit Hawke würde wohl den Umständen entsprechend gut verlaufen, wobei die Umstände, also die Informationen die ich besorgt hatte, alles andere als rosig waren.
Wir wurden vor einem Jahr von einem anderen Rudel angegriffen, das ein paar unserer Gefährten getötet hatte. Das war ein unverzeihliches Vergehen, wir mussten also unbedingt handeln. Um jedoch weitere Verluste zu vermeiden hatte ich das letzte Jahr über Informationen über das Rudel eingeholt. Eigentlich gehörte ich, wie mehrere starke Alphamännchen, zu den Wächtern und Soldaten des Rudels. Durch meine Kontakte zu anderen Rudeln wurde ich jedoch zur Informationsbeschaffung für dieses eine Jahr frei gestellt. Als ich ging hatte der Verlust der drei Rudelgefährten einen großes Loch hinterlassen, das nur durch die Führungsqualitäten unseres Anführers Hawke wieder gefüllt werden konnten. Er war das stärkste, schnellste und im Allgemeinen qualifizierteste Alphamännchen, das so zurecht diesen Posten einnahm.
Bevor ich in das Besprechungszimmer trat lief mir Lyra, die einzige Wächterin in unserem Rudel buchstäblich in die Arme. „Mark“, sagte sie lächelnd und umarmte mich freudig. „Lyra, es ist schön dich wieder zu sehen.“, sagte ich ihr ganz ehrlich während ich sie für einen Moment fest an mich drückte und ihr spielerisch das kohlrabenschwarze Haar verwuschelte. Zwar waren Wölfe im Allgemeinen nicht so verschmust wie zum Beispiel Raubkatzen, doch wurde auch ein Körperlicher Umgang im Rudel sehr groß geschrieben, deshalb war es keine Seltenheit, wenn sich Rudelgefährten umarmten oder sich sogar küssten. Es diente der Rudelbindung. „Seit wann bist du wieder zurück?“, fragte sie mit einer zuckersüßen Stimme, die nicht erahnen ließ was für eine starke Kriegerin in ihr steckte. „Eigentlich schon seit Gestern, ich wurde jedoch aufgehalten“, ich zwinkerte ihr zu und sie lachte wissend. „Sicherlich eine Frau, aber wer könnte es ihr übelnehmen?“, fragte sie spielerisch. Gott wie hatte ich es vermisst so unbeschwert mit jemandem reden zu können, jedoch blieb mir gerade keine Zeit es weiter zu genießen, Hawke wartete. „Lyra du weißt das ich zu gerne weiter mit dir reden würde...“, sie unterbrach mich „Aber Hawke wartet auf dich, das hab ich mir schon gedacht. Lass ihn bloß nicht zu lange warten in letzter Zeit ist er etwas … naja sagen wir er ist unruhig.“, sie zwinkerte mir noch kurz zu und ging dann an mir vorbei. Ich schaute ihr nach und fragte mich was sie damit wohl gemeint haben konnte.
Kurz darauf war es mir klar. Hawke schien nicht in der besten Verfassung zu sein, er hatte wohl die letzten Nächte gejagt und sich schon länger nicht mehr rasiert . Den Auslöser dafür würde ich gerne kennen, denn diesen Brocken konnte eigentlich nichts so schnell aus dem Gleichgewicht bringen. „Komm doch rein Matt“, donnerte Hawkes Stimme von seinem Schreibtisch zu mir herüber. „Hawke“, ich nickte förmlich. „Ach komm, nur weil du dich schon ewig nicht mehr hast blicken lassen kannst du einen alten Freund doch noch richtig begrüßen.“ Ich trat auf ihn zu und wir klopften uns freundschaftlich auf die Schultern. „Schön das du wieder da bist Mark, du hast gefehlt.“ - „Danke, ich bin auch froh endlich wieder zu Hause zu sein.“ Hawke bot mir den Platz vor seinem Schreibtisch an und ich machte es mir bequem. „Du hast sicherlich einiges für mich“, begann Hawke, wieder ganz der Anführer. „Darauf kannst du Wetten“, ich holte die Mappe, die ich zusammengestellt hatte, heraus und reichte sie ihm. „Ich erspare dir langweilige Details und komme gleich zum Punkt“, Hawke nickte. „Okay das Rudel nennt sich Black Thunder, sie scheinen sich nach einem neuen Hauptquartier umgesehen zu haben und sind auf unser Gelände gestoßen. Was ich alles von Informanten zu hören bekommen habe war es kein großes Wunder das die sich nach etwas neuem umsehen mussten. Sie halten nicht viel von Menschen und es gab mehrere Todesfälle, da Wölfe außer Kontrolle geraten sind, ihr Anführer hat damit anscheinend wenig Probleme, nur sind die Behörden ihnen zu nahe gekommen. Was danach passiert ist wissen wir ja bereits.“, ich schwieg einen Moment um meine und die Wut des Wolfes im Zaum zu halten. „Anhänger des Rudels haben auch nicht unbedingt viel Respekt vor anderen Gastaltwandlern, sie haben ein Rudel Rehe ziemlich schnell dem Erdboden gleich gemacht. In der Umgebung gab es keine nennenswerten Gegner und uns trafen sie ziemlich unvorbereitet. Wenn wir wollen das ihnen Einhalt geboten wird müssen wir handeln. Die Überlegung die Raubkatzen mit einzubeziehen sollten wir dabei auch nicht außer Acht lassen. Ich habe mich gestern bereits mit einem von ihnen getroffen und sie wäre eventuell bereit sich unserer Sachen anzuschließen. Dafür müsstest du mit Jerome, ihrem Anführer, nur ein Treffen vereinbaren.“, ich machte eine kurze Pause. „Das wäre dann auch erst mal alles wichtige, die anderen Infos findest du in der Mappe.“ - „Danke Mark“, Hawke erhob sich, das hieß wohl er würde sich die Sache durch den Kopf gehen lassen. „Ich denke darüber nach und werde mich noch etwas einlesen. Bleibst du hier oder wolltest du dir erst noch frei nehmen?“ - „Um ehrlich zu sein wäre ein freies Wochenende super, danach steige ich natürlich wieder mit in den Dienst ein und du kannst mich einteilen.“ Hawke hob fragend eine Augenbraue. „Etwas was ich wissen sollte?“ Ich musste lachen. „Vielleicht aber ich muss selbst erst sehen wie es Morgen läuft. Wenn es euch nichts ausmacht ziehe ich aber wieder hier ein.“ Hawke lächelte wissend. „Deine Räume gehören immer noch dir Mark, ich dachte das müsste ich dir nicht extra sagen.“ Damit war das Gespräch doch ganz gut gelaufen. Jetzt musste ich nur noch irgendwie den Tag herumkriegen ohne zu viel an Nadia zu denken.

***


Nachdem Lara und ich uns noch weiter unterhalten hatten und ich ihr mein Herz ausgeschüttet hatte, wobei sie es sich in diesem Fall wirklich verdient hatte, musste ich mich nun beeilen. Hätte Lara mich nicht unterbrochen und daran erinnert dass ich heute meinen heiß und innig geliebten Ballettunterricht hatte, hätte ich es mehr als nur vergessen. Meine Gedanken waren selbst jetzt, nach dem ich so viel über ihn geredet hatte, nur bei Mark. Ich überlegte schon fieberhaft wie ich mich dazu bringen sollte, meine Übungen ordnungsgemäß auszuführen.
Es war sicher, ich würde auf jeden Fall zu spät sein, das war für mich zwar was Schule betraf absolut normal, jedoch war ich bis jetzt noch jedes Mal pünktlich beim Ballettunterricht erschienen. Naja einmal war wohl immer das erste Mal. Kurz bevor ich das Studio erreichte sah ich eine Gestalt an der Hauswand lehnen, die mir ziemlich bekannt vorkam. Als ich noch etwas näher trat erkannte ich ihn, es war James. Damit hatte ich nicht gerechnet und blieb deshalb abrupt stehen, was James ein schiefes Grinsen entlockte. Das brachte mich zurück und ich ging weiter. „Was machst du denn hier?“, fragte ich ihn mit einem skeptischen Unterton in der Stimme. Ich brauchte mir nicht erst die Frage zu stellen ob ich James von dem Ballettunterricht erzählt hatte, die Antwort lautete ganz klar nein. Wann hätte ich es auch zur Sprache bringen sollen?! Es war ja nicht gerade so dass wir uns lange kannten oder das wir je die Gelegenheit gehabt hätten uns ausführlich zu unterhalten. Ich bleib kurz vor ihm stehen, die Hand schon am Türgriff. Er hob fragend eine Augenbraue. „Keine Sorge mein Engel ich stalke dich nicht“, er lachte kurz, was mich definitiv nicht erleichterte. Als er meinen nun auch skeptischen Blick sah, gab er sein Macho Gehabe auf und stellte sich nun normal vor mich. „Mach dir bitte keine Sorgen, Matt hat mir erzählt das du Ballett machst und da habe ich ein wenig recherchiert. Jedoch lediglich aus Interesse, wie ich mich verteidigen muss. Und naja, ich wollte dich kurz sehen und mit dir reden. Wegen Gestern.“ Er sah mich eindringlich an und ich konnte nicht anders als mich mies zu fühlen. Da gehe ich schon mit ihm aus, lerne dann einen anderen kennen und verschwinde, das war sicher nicht das was er erwartet hatte. „Hör zu James,...“ gerade als ich beginnen wollte ihm zu erklären wieso ich mich so verhalten hatte fiel er mir ins Wort. „Ist schon gut Rania, ich glaube ich will es gar nicht wissen.“ Er kam auf mich zu und nahm meine Hand von dem Türgriff. Ich sah wohl etwas verwirrt aus, denn er lächelte wieder. „Ich habe eine Idee, wie du es wieder gut machen kannst. Wie wäre es mit einem Café, natürlich erst nach deinem Training?“, er sah mich bittend an. Ich überlegte hin und her, sollte ich das dann als Date betrachten? Nein, wenn ich mit ihm einen Café trinken gehen würde, dann wäre es wirklich nur eine Entschädigung für den verdorbenen Abend gestern und wer weiß vielleicht würden wir uns ja sogar als Freunde ganz gut verstehen. „In Ordnung“, stimmte ich schließlich zu, „ich werde wohl so in 2 Stunden fertig sein. Treffen wir uns dann wieder hier?“ - „Sicher ich werde dich natürlich abholen, dann bis in 2 Stunden.“ James verschwand lächelnd und ich konnte nun, viel zu spät, mit dem Ballett beginnen.
Als ich im Umkleideraum saß und meine Stiefel wieder anzog war ich so entspannt wie ich es nur nach dem tanzen sein konnte. Schon als kleines Mädchen hatte ich oft das Gefühl es würde sich etwas in mir aufstauen, meine Eltern fanden nach langem Suchen und Zahlreichen besuchen bei einer Psychologin die perfekte Methode um mich davon zu befreien. Das Ballett. Dabei konnte ich mich schon damals fallen lassen und ganz in der Musik aufgehen. Meine Mutter erzählte mir, nach meinem ersten Auftritt, das mich eine strahlend weiße Aura umgeben würde Sie würde vor Emotionen pulsierten, sodas man sich nicht von dem Anblick losreißen könne. Sie hatte seither nicht einen Auftritt von mir verpasst. Trotz ihrer vielen Geschäftsreisen und Termine, hatte sie es bis jetzt noch jedes Mal geschafft da zu sein. So wie seit jeher war ich nun ebenfalls völlig entspannt und bemerkte erst dass ich vor mich hin starrte, als Tammy, meine Tanzlehrerin, die Umkleide betrat. „Du bist ja immer noch da?!“, sagte diese verblüfft. „Entschuldige Tammy ich bin schon weg. Dir noch einen schönen Tag.“, ich lächelte ihr zu, schnappte mir schnell meine Tasche und eilte nach draußen. Manchmal könnte ich mir selbst in den Hintern treten, ich hatte schon fast vergessen dass ich mich noch mit James verabredet hatte. Als ich aus dem Studio trat lehnte er wieder an der Hauswand. „Ich hoffe du hast nicht zu lange warten müssen?“, fragte ich ihn etwas beschämt. „Alles gut, mach dir keinen Kopf.“, antwortete er schlicht. Er nahm mir wie selbstverständlich die Sporttasche ab, grinste mich kurz von der Seite an und nahm dann behutsam meine Hand. „Ähm James...“, wollte ich wieder einmal beginnen. „Ich hab es mir doch verdient oder?!“, fragte er immer noch schmunzelnd. Ich nickte leicht und ließ ihn meine Hand halten. Es war ja nicht unbedingt etwas schlimmes dabei... „Ich habe mir überlegt dich ins East Diners auszuführen, ich hoffe das ist okay, es ist nicht so weit von hier entfernt und ich habe gehört es gibt dort den besten Käsekuchen der Stadt.“ - „Ja sicher ist das okay. James danke schön. Ich bin mir bewusst das ich mich dir gegenüber gestern nicht richtig verhalten habe.“ Er nickte stumm. „Schwamm drüber okay? Lass uns jetzt einfach ein wenig von dem Käsekuchen probieren, etwas Warmes trinken und uns unterhalten.“ Er sah mich bittend an und ich ließ mich von ihm in das Café bringen. Es war ein schnuckliges kleines Eck-Café, das mit gemütlichen Möbeln ausgestattet war. Man fühlte sich direkt beim übertreten der Schwelle gut aufgehoben. Wir setzten uns an einen Tisch am Fenster, wo wir die Pendler beobachten konnten, die zur U-Bahn Station auf der gegenüberliegenden Straßenseite eilten.
„Was kann ich für sie tun?“, die Kellnerin die an unseren Tisch getreten war begrüßte uns mit ihrer zuckersüßen Stimme. „Wir hätten gern den angepriesenen Käsekuchen, für mich noch einen Espresso ... und für dich zu trinken Engel?“ Es gefiel mir nicht sonderlich, dass er mir vor einer anderen Person wieder diesen Spitznamen gab, doch ich überging es. Für den Moment. „Für mich einen Latte Macciato.“ Die Kellnerin notierte es sich kurz auf ihrem Zettel und verschwand dann Naserümpfend. Ich sah ihr etwas verwirrt hinterher, beließ es jedoch dabei.
Bis unsere Bestellung kam unterhielten James und ich uns recht angeregt. Er erzählte mir dass er Matt vor ein paar Wochen an der Universität kennen gelernt hatte, als er völlig Planlos seine Vorlesung gesucht hatte. Wie Männer ebenso waren verstanden sie sich schnell recht gut und so kam es das James, nach einer langen Game Session, bei uns übernachtete. Er erzählte mir noch dass er in einem Verein Fußball gespielt hatte und daher Tom kannte. Im Gegenzug berichtete ich ihm von meinem Ballettstunden, dann kam auch schon die Kellnerin mit unseren Getränken und dem Kuchen, der wirklich ausgezeichnet aussah. Sie blieb noch einen Moment lang vor unserem Tisch stehen, wohl unschlüssig ob sie noch etwas sagen wollte oder nicht. Ich nahm ihr die Entscheidung kurz entschlossen ab. „Haben sie eine Frage?“, fragte ich gerade heraus. Sie sah noch etwas unsicher aus verneinte dann jedoch. „Ist schon in Ordnung, ich glaube ich habe sie verwechselt“, sie blickte von mir kurz zu James und verschwand dann wieder, wobei ihre schwarzen Locken hypnotisierend auf und ab wippten. „Das ... war seltsam“, sinnierte ich. „Das kann man laut sagen“, James Gesicht, das sich bei der kurzen Unterbrechung versteinert hatte entspannte sich nun wieder. „Du musst wirklich unbedingt den Kuchen probieren“, sagte er mich anlächelnd.
Wir verbrachten noch eine Stunde im Café, bis ich mich von James verabschiedete. „Ich werde mich dann mal auf den Weg nach Hause machen, es war sehr nett.“ - „Ja das war es wirklich, soll ich dich vielleicht nach Hause bringen Engel?“ - „Nein James mach dir keine Mühe, ich komme schon alleine nach Hause. Danke nochmal, wir sehen uns.“ Zur Verabschiedung umarmte er mich, für meinen Geschmack, einen Moment zu lange. Ich entschlüpfte ihm deshalb schnell und machte mich auf den Weg zur U-Bahn Station.

***


Am Abend hatte ich bereits all meine Sachen vom Hotel in mein altes Quartier gebracht, so sah es gleich viel wohnlicher aus. Ich fühlte wie sich etwas in mir zurück an den richtigen Platz rückte. Nach einem Jahr des Herumstreifens konnte ich mir fast nichts Schöneres vorstellen als wieder in der Gemeinschaft, zur der ich gehörte, angekommen zu sein. Mein Rudel so lange nicht gesehen zu haben hatte mir schwer zugesetzt, denn für die Rolle des einsamen Wolfes war ich einfach nicht geboren.
Als ich mich nun in meinem Quartier umsah und mir klar wurde das ich nun nichts mehr zu tun hätte machte sich mein Wolf bemerkbar der mir unruhig unter der Haut saß. Er verleitete mich dazu im Zimmer auf und ab zu tigern. Die Nacht müssen wir noch überstehen Kumpel, schalte ich ihn, denn wonach er verlangte war mir mehr als bewusst. Schon am nächsten Tag würde ich meiner Nadia wiederbegegnen, so lange jedoch würde ich noch verharren und das innere Drängen ertragen müssen. Um keine Spur im Boden zu hinterlassen entschloss ich mich auf die Jagd zu gehen. Was eher bedeutete als Wolf durch unser Territorium zu streifen und den unverwechselbaren Geruch nach Heimat in meine Glieder fahren zu lassen.
Auf dem Weg durch die Höhlen, die den Unterschlupf des Rudels darstellten, begegneten mir zwei Frauen die sich laut lachend unterhielten. Eine der beiden war Lyra, die Wächterin, die ich bereits vor dem Gespräch mit Hawke wieder gesehen hatte. Ihre Begleitung hingegen war mir gänzlich unbekannt. Sie schien noch ein recht junges Ding zu sein, mit ungewöhnlich dunklen, ja fast schwarzen Augen und leuchtend rotem Haar. Die beiden kamen genau auf mich zu und Lyras lächeln schien etwas angestrengt zu werden. „Hey ihr beiden“, begrüßte ich sie. „Hallo du einer“, gab Lyra zurück und ihr lächeln wurde wieder natürlicher. Sie sah von mir zu dem Mädchen und stellte und schnell einander vor. „Mark das ist Sienna, Sienna von ihm habe ich vorhin gesprochen.“ - „Sehr nett sie kennen zu lernen Sienna, darf ich fragen warum ihr über mich gesprochen habt?“, fragte ich interessiert nach. Doch kaum hatte ich die Frage gestellt kam Hawke um die nächste Ecke geschlichen. Das Mädchen versteifte sich bei seinem Anblick sichtlich und auch Hawke verkrampfte sich. „Sienna“, sagte er, „ich muss dich in meinem Büro sprechen.“ Sie sah so aus als hätte sie ihm liebend gerne den Hals umgedreht schien sich aber grade so zusammen zu reißen. Zum Abschied nickte sie uns kurz zu und strich dann unruhig hinter Hawke her, der im selben Gang verschwand aus dem er gekommen war. Mit erhobener Augenbraue sah ich Lyra an. „Frag bloß nicht. Niemand versteht es und alle halten sich lieber aus den Angelegenheiten der beiden heraus.“, in ihren Augen glitzerte es jedoch verschmitzt. „Naja, wie dem auch sei“, ging ich über das geschehene hinweg, „ich wollte gerade ein wenig frische Luft schnappen. Wir sehen uns spätestens in zwei Tagen zur Teambesprechung.“ Ich wollte sie kurz in den Arm nehmen, doch sie wich einen Schritt zurück. „Mark nicht so schnell, es ist gut das wir uns getroffen haben… ich weiß gar nicht wie ich das ansprechen soll… ach Mensch.“, Lyra nuschelte unverständlich vor sich hin und in mir machte sich Verwirrung breit. Lyra war eine Frau mit klarem Kopf, dass sie nun so herumdruckste passte nicht im Geringsten zu ihr. „Spuck es aus!“, forderte ich sie auf. „Okay. Du weißt doch ich hab da diese menschliche Bekannte die in einem Diner arbeitet… naja ich bin heute für sie eingesprungen.“, sie machte eine kurze Pause in der ich amüsiert lächeln musste. Mir Lyra als Kellnerin vorzustellen passte einfach nicht in mein Weltbild, aber ich ließ sie weiter reden. „Du hast doch gestern kurz erwähnt das du eine Bekanntschaft hast oder?“, fragte sie nun vorsichtig. Langsam kam ich nicht mehr mit und meine Verwirrung wuchs. „Ja das habe ich wohl erwähnt, was ist damit?“ - „Okay ich sag’s jetzt einfach so. Ich hab beim Kellnern zwei Gäste gehabt. Erst war ich mir nicht sicher aber es war ein Mädchen die unterschwellig nach dir gerochen hat. Sie hatte langes, fast weißes Haar und auch ziemlich helle Augen. Erst dachte ich ich bilde mir das ein, aber es war dein Geruch. Ich meine ich kenne dich ja schon ewig, ich kann das beurteilen.“ - „Lyra kannst du bitte auf den Punkt kommen.“ In mir breitete sich ein ungutes Gefühl aus. „Ja, ja sicher. Dieses Mädchen war nicht alleine da, sondern mit einem Typen. Er war auf jeden Fall kein Mensch und er schien ihr irgendwie recht nahe zu sein. Auf jeden Fall hat er sie seinen Engel genannt. Ich weiß selbst nicht was ich davon halten soll und frag mich nicht wieso ich dir das erzähle, es könnte ja auch alles ganz harmlos sein, aber irgendwie... egal jetzt weißt du es. Ich hoffe du kannst damit was anfangen, falls nicht tut es mir leid. Wahrscheinlich sehe ich Gespenster.“ Sie schielte verlegen zur Seite und ich unterdrückte die aufgekommenen Gefühle so gut es ging. „Kannst du..., “ich musste hörbar schlucken um weiter reden zu können „könntest du vielleicht den Kerl beschreiben der bei ihr war?“ Sie sah mich besorgt an, nickte dann aber. „Ja sicher. Er war groß, sportlich gebaut und hatte kurzes braunes Haar. Näher hab ich ihn mir aber nicht angesehen tut mir leid.“ Sie sah wirklich zerknirscht aus mir nicht weiter Informationen geben zu können. Doch die wenigen reichten aus um den Kerl als Ranias gestrige Begleitung zu identifizieren. In mir rangen Wut und Eifersucht um die Herrschaft meiner Gefühle und ich spürte wie mein Wolf sich kampfbereit machte. Ich musste aus der Höhle, in den Wald und zwar schnell. „Lyra danke dass du mir das gesagt hast. Ich muss jetzt gehen.“ - „Gerne. Ach und Mark?“, ich drehte mich noch kurz zu ihr um. „Es tut mir wirklich leid.“ Ich grummelte etwas Unverständliches und rannte hinaus. Am Eingang der Höhle angekommen überließ ich dem Wolf das Kommando.

Kapitel 5


„Ich hätte ihn fragen sollen wo es hin geht“, grummelte ich vor mich hin. Wieso hatte ich nicht vorher daran gedacht. Seit einer Stunde stand ich bereits vor meinem Schrank und wusste wieder einmal nicht was ich anziehen sollte. Vor zwei Tagen hatte es damit begonnen und ich konnte gut darauf verzichten. Schließlich zog ich eine einfach Jeans, eine etwas verspielte Tunika und eine dünne Strickjacke aus meinem Kleiderschrank. Damit sollte ich doch eigentlich für alles gewappnet sein. Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich noch etwa eine Stunde Zeit hatte, bis Mark mich abholen würde. Ich war noch etwas müde, da ich die Hälfte der gestrigen Nacht nur wach in meinem Bett gelegen hatte, zu aufgeregt um wirklich Schlaf zu finden. Es klopfte vorsichtig an meiner Zimmertür. „Ja, herein.“, sagte ich etwas unsicher. Die Tür öffnete sich ein Stück und das Gesicht meines Bruders kam zum Vorschein. Als er sich vergewissert hatte das die Luft rein und ich nicht in schlechter Stimmung war trat er etwas zögernd ein. „Guten Morgen Schwesterchen.“ - „Morgen Matt“. - „Rani, ich wollte mich für vorgestern Nacht entschuldigen...“, brachte Matt etwas gequält heraus. Ich sah ihn gütig an. „Ich sollte mich auch entschuldigen, du hast dir ja nur Sorgen gemacht. Tut mir leid dass ich dich so angefahren habe.“ Matt lächelte und nahm mich in den Arm. „Dann sind wir also quitt. Und das solltest du jetzt nicht vergessen“, sagte Matt. „Na was ist los Matti, ich höre“, ein etwas unangenehmes Gefühl machte sich in mir breit. „Es ist nichts total schlimmes, nur halt noch dieser typische Bruder Kram. Hmm. Also, eigentlich wollte ich nur wissen was da mit James gelaufen ist und wer dein unbekannter Fahrer war. Und bevor du dich wieder aufregst“, fügte er noch schnell hinzu, „ich mache mir nur Sorgen.“ Nach dieser Klarstellung entspannte ich mich wieder etwas. Ich kannte Matt mein ganzes Leben lang, ich war ihm als kleine Schwester nie eine Last gewesen er hatte sich seit meiner Geburt rührend um mich gekümmert. Da hatte er es sich verdient auf seine Fragen Antworten zu erhalten. „Was James angeht“, begann ich zögernd, „naja der war etwas aufdringlich. Er ist mit mir einfach etwas zu vertraut umgegangen und nicht so als würden wir uns gerade erst kennen. Mir war das unangenehm und das habe ich ihm inzwischen auch zu verstehen gegeben, das war dann aber eigentlich auch schon.“ - „Das heißt … ich muss ihm keine runter hauen, weil er meiner Schwester zu nahe gekommen ist?!“ - „Ach du meine Güte Matt, nein das musst du nicht, “ ich verkniff mir ein lachen. „Wie gesagt eigentlich habe ich das auch schon längst wieder geklärt.“ - „In Ordnung, das kann ich akzeptieren. Und was war das nun für ein Typ der dich nach Hause gebracht hat?“ Eigentlich wollte ich Matt diese Frage am liebsten nicht beantworten, denn spätestens wenn ich ihm Marks alter verraten würde gäbe es wieder Stress. Vielleicht konnte ich das Thema ja nur leicht anschneiden ohne zu viel zu verraten. „Der nette junge Mann der mich gefahren hat heißt Mark, ich habe ihn beim Feiern kennen gelernt und wir haben uns gleich gut verstanden, als er bemerkte das ich müde wurde hat er mich netterweise nach Hause gefahren.“ Ein ungläubiges „Ahja“ war alles was Matt dazu sagte. „Du kannst ihn sogar gleich kennen lernen, er holt mich um 11 Uhr ab und wir gehen aus.“ Matts Gesichtsausdruck war zum totlachen, eine Spur von Unglaube und Unverständnis war aus seinen Augen zu lesen. „Das ist dein Ernst?“, fragte er unsicher. „Ja das ist mein Ernst und deshalb würde ich mich jetzt auch gerne zu Ende fertig machen.“ Matt schien nicht ganz glücklich, verließ dann aber ohne zu murren mein Zimmer. Mark tat mir jetzt schon leid, ich hätte ihn gerne vorgewarnt doch mir viel auf das ich nicht wusste wie ich ihn kontaktieren sollte. Wenn wir alleine waren sollte ich ihn als erstes nach seiner Nummer fragen. Etwa eine viertel Stunde später klingelte es unten an der Tür und ich rannte aufgeregt die Treppe herunter um zu öffnen. Matt erschien ebenfalls im Flur, sagte jedoch nichts als ich die Tür mit Schwung fast aus den Angeln hob. Mein Herz setzte kurz aus und machte dann einen Hüpfer. Am liebsten hätte ich mich sofort in Marks Arme gestürzt doch ich hielt mich noch rechtzeitig zurück, bevor es zu so einer peinlichen Vorstellung kommen konnte.

***


Nachdem ich letzte Nacht als Wolf im Wald herum geirrt war und dabei so einige Bäume unter meiner unsagbaren Wut gelitten hatten, konnte ich mit Lyras Informationen nun distanzierter umgehen. Die Eifersucht des Wolfes war noch nicht verraucht, doch mein Verstand gab mir zu verstehen, dass ich Rania einfach darauf ansprechen sollte ohne mich von Instinkten leiten zu lassen. Ich vertraute ihr. Ich kannte sich noch nicht besonders gut, doch eines wusste ich. Sie fühlte sich zu mir hingezogen und sie war nicht eines dieser Mädchen, die sich trotzdem auf jemand anderen einlassen würden. Deshalb stand ich pünktlich um 11 Uhr vor ihrer Tür. Als sie auf mein Klingeln hin die Tür öffnete strahlte sie mich an und ich sah den kurzen Impuls in ihr aufflackern sich in meine Arme zu werfen. Leider gab sie diesem nicht nach, doch ihre Reaktion besänftigte den Wolf und ließ mich lächeln. „Nadia.“ - „Guten Morgen Mark.“, ihre Stimme vibrierte ein wenig als sie meinen Namen aussprach. Plötzlich sah ich einen Schatten hinter ihr. Er stellte sich als junger Mann heraus, der offensichtlich mit Rania verwandt sein musste. Sein Haar und seine Augen waren nur Nuancen dunkler als ihre. „Ja Guten Morgen Mark“, sagte der unbekannte. Rania wurde etwas rot. „Entschuldige bitte, dass ist mein Bruder Matt. Matt das ist Mark.“ - „Nett sie kennen zu lernen“, sagte ich und schüttelte Matts Hand, die er mir nach kurzem Zögern gereicht hatte. „Ja freut mich auch. Ich habe gehört sie haben Rania letztens nach Hause gebracht.“, etwas Argwohn schwang in seiner Stimme mit und ich erkannte einen beschützerischen Bruder in Matt, der seine kleine Schwester vor der Welt und in diesem Fall besonders vor mir beschützen wollte. „Ja das habe ich. Ich konnte nicht zulassen, dass sie sich müde und alleine auf den Rückweg gemacht hätte.“ Das entsprach der Wahrheit. Matt schien etwas von seinem Argwohn mir gegenüber zu verlieren, doch mir war klar wie Alphamännchen sich verhielten wenn es um Weibchen ging die ihnen wichtig waren. Ob Wolf oder normaler Mensch, bei Matt passte dieser Vergleich. Rania sah etwas unschlüssig zwischen uns beiden hin und her, doch ich konzentrierte mich erst einmal auf Matt. „Ich bringe sie ihnen auch heute wohlbehalten wieder.“ Rania zog eine Augenbraue hoch doch erwiderte nichts, da auch sie bemerkte wie sich ihr Bruder langsam entspannte. „In Ordnung, passen sie gut auf sie auf. Viel Spaß Rani“, sagte er noch und verschwand dann ins innere des Hauses.

***


„Wow. Du musst mir unbedingt sagen wie du das angestellt hast!“ Ich sah Mark verblüfft und erleichtert an. Eigentlich hätte ich mit einer längeren Inspektion von Matt gerechnet, doch dieser schien mit Mark viel weniger Probleme als noch mit James gehabt zu haben. „Das bleibt mein Geheimnis“, hauchte Mark und zwinkerte mir zu. Meine Beine wurden weich, doch ich straffte die Schultern und trat aus dem Haus. „Na von mir aus vergesse ich die Sache … für den Moment.“ Am Straßenrand stand Marks Geländewagen und er öffnete mir, wie selbstverständlich, die Beifahrertür. Ich wurde etwas rot und schnallte mich schnell an. Als er auch im Auto saß fragte ich ihn: „Bin ich einigermaßen passen gekleidet für unsere heutige Unternehmung?“ Er drehte sich mir mit dem Oberköper zu als sein Blick prüfend meinen ganzen Körper empor glitt. Mir wurde wahnsinnig heiß dort wo sein Blick mich zu berühren schien. „Ja das sollte gehen, mach dir keine Gedanken, “ so wie er mich mit seinen Augen verschlang ließ er keinen Zweifel daran, dass ihm gefiel was er sah. „Wo geht es denn nun hin?“ traute ich mich nach einiger Zeit zu fragen. „Du glaubst doch nicht, dass ich dir das verrate“, Mark lachte, „lass dich einfach überraschen.“ Etwas schmollend aber tierisch aufgeregt drehte ich mich zum Fenster und sah zu wie wir langsam aber sicher in eine etwas ländlichere Gegend kamen. „Fahren wir in einen Wald?“, erkundigte ich mich begierig, doch Mark lächelte nur. Als wir schließlich durch ein Tor mit der Aufschrift „Privatbesitz. Betreten verboten!“ fuhren rutschte ich unruhig auf meinem Sitz hin und her. „Mach dir nicht so viele Gedanken, es ist kein Problem das wir hier sind,“ als er sah das mich das nicht im mindesten beruhigte fügte er hinzu, „Ich verspreche dir hoch und heilig das wir keinen Ärger bekommen werden.“ Ich vertraute Mark, also beruhigte ich mich wieder und fieberte dem Ort entgegen an den er mich bringen würde. Die Straße auf der wir unterwegs waren wurde allmählich immer mehr zu einem Feldweg. Nach einer weiteren Kurve wurde Mark langsamer und stellte den Wagen schlussendlich am Rande des Weges ab. „Ab hier müssen wir noch ein kleines Stück laufen. Ich hoffe es macht dir nichts aus, “ er sah mich prüfend an, „Sonst würde ich dich auch tragen.“ Ich musste lachen schüttelte aber den Kopf. „Wenn es nicht noch mehrere Kilometer sind sollte ich es wohl noch schaffen allein zu laufen, aber danke.“ Mark schloss den Wagen ab und nahm meine Hand, als wir nicht weiter dem Feldweg folgten sondern uns durch das Unterholz schlugen. Seine Hand war rau und schwielig was mir eine Gänsehaut bescherte. Meine Blicke galten seinem Profil, seinen strahlenden Augen und schlussendlich seinen Lippen, die in mir den Wunsch weckten in sie hinein zu beißen. Oh mein Gott, reiß dich zusammen, schalt ich mich. Plötzlich verlor ich den Boden unter den Füßen. Ich musste wohl über eine der tausend Baumwurzeln gestolpert sein, über die wir uns einen Weg bahnten. Mark fing mich im letzten Moment auf. Das Glitzern in seinen Augen verriet mir, dass er etwas vorhatte. „Vielleicht sollte ich dich doch tragen“, schlug er vor „wir wollen ja nicht das ich Ärger von Matt bekomme, wenn du mit einem verstauchten Knöchel nach Hause kommst.“ Er grinste mich wieder schelmisch an drehte sich um und hob mich ohne auf meinen Protest zu hören einfach hoch. „Mark warte“, kreischte ich erschrocken auf als er mich huckepack nahm und meine Beine um seine Hüften schlang, „ich bin doch viel zu schwer.“ - „Was redest du denn da Nadia, du bist ein Fliegengewicht. Es ist auch nicht mehr weit, dann bist du erlöst.“ Er grinste noch immer und ich vergrub mein gerötetes Gesicht in seinem Nacken. Nach ein paar Metern wurden die Bäume um uns herum lichter und plötzlich standen wir auf einer wunderschönen Wiese mit Unmengen von Wildblumen. Inmitten dieser Pracht lag eine Decke ausgebreitet, auf der sich Kissen nur so stapelten und an deren Seite ein Picknickkorb stand. Meine Augen wurden groß als Mark mich schließlich absetzte und ich ein „Wow, das ist wunderschön.“ nicht unterdrücken konnte. Seine Augen schienen zu glühen als er auf mich herabsah und mit belegter Stimme antwortete: „Ich hatte gehofft das du dich freust.“ - „Freuen, freuen ist kein Ausdruck. Ich meine … so etwas hat noch nie jemand für mich getan.“ Er lächelte mich eine Zeit lang einfach nur an. „Gut.“, sagte er schlicht. Ohne weiter darüber nachzudenken schnappte ich mir wieder seine Hand und ein Knoten in meiner Brust, von dem ich nicht gewusst hatte das er existierte, schien sich zu lösen. Fröhlich zog ich ihn zur Picknickdecke. Ich ließ mich fallen doch Mark stand immer noch da, anscheinend unschlüssig, ob er sich zu mir gesellen sollte. Ich klopfte auf eine Stelle dicht neben mir und er setzte sich mit einem amüsierten Glitzern in den Augen. Er zog den Picknickkorb zu uns herüber und begann kleine Köstlichkeiten daraus hervorzuzaubern. Meine Augen wurden groß, als sich zu einer Schüssel voller saftig aussehender Erdbeeren ein Teller mit Pancakes und Waffeln gesellte. Eine Karaffe mit frisch gepresstem Saft, sowie kleine Schokoküchlein fanden ebenfalls ihren Platz. Mark sah mich prüfend von der Seite an und ich bemühte mich meinen Mund geschlossen zu halten. Wie viel Mühe er sich extra für mich gemacht hatte, ich war sprachlos. „Ich hoffe du magst all das. Ich war mir nicht ganz sicher und musste bei allem raten.“ - „Es ist perfekt.“, flüsterte ich mit tränenerstickter Stimme. Bevor er mir genauer ins Gesicht sehen, und damit die eine Träne entdecken konnte die ich nicht hatte zurückhalten können, lehnte ich mich ihm entgegen und gab ihm einen langen zärtlichen Kuss.

***


Ihr Kuss war hauchzart, fast vorsichtig und es lag eine tief empfundene Dankbarkeit darin. Natürlich hatte ich mir Mühe gegeben um sie zu überraschen und es schien mir mehr als gelungen zu sein, doch mit so einer Reaktion hatte ich trotzdem nicht gerechnet. Ihre Hände zitterten auf meiner Brust und ein salziger Geschmack mischte sich in unseren Kuss. Weinte sie etwa? Ich war versucht den Kuss zu vertiefen, ihr damit meine Gefühle für sie zu zeigen, doch der Wolf lechzte nach mehr. Aus Angst ihr kostbares Geschenk zu beschmutzen und sie zu verschrecken wagte ich es nicht. Ich genoss das Gefühl ihrer weichen Lippen, die über meine strichen und schon bald war meine Zurückhaltung nicht mehr nötig. Sie schien mutiger zu werden und fuhr mit ihrer heißen, kleinen Zunge über meine Lippen. Im ersten Moment konnte ich mich noch zurückhalten, doch als sie um Einlass bot löste ihr Geschmack eine Kurzschlussreaktion in meinem Gehirn aus. Der Wolf brannte plötzlich mit einem animalischen, dunklen Verlangen darauf, sie auf jede erdenklich Art und Weise als die meine zu Kennzeichnen. Ich brauchte sie. Diese fremdartigen Gefühle, die sie einfach so in mir auslösen konnte schossen wie heiße Lava durch meinen Körper. Die Welle der Lust war zu verheerend um ihr zu wiederstehen und so drückte ich Rania in wilder Gier auf die Decke hinab. Sie keuchte überrascht auf, wiedersetzte sich jedoch nicht meinem Griff. Sie kam mir eher noch entgegen und bietet dem Feuer, das in mir brannte nur weitere Nahrung. Mein Gewissen schrie mir zu, dass es ein Fehler war sie mit meiner Leidenschaft zu überrumpeln. Sie war so ein zartes Wesen, so unschuldig, so rein. Es fühlte sich fast wie ein Verbrechen an sie zu verführen. Als ihre Zunge dann jedoch meine berührte und sie daraufhin ein wohliges Stöhnen ausstieß, verflüchtigten sich auch diese letzten Gedanken. Ich schwelgte in ihrem Geschmack, bis ein knackender Ast, ganz in der Nähe, die Sinne des Jägers in mir hervorriefen. Gerade zur richtigen Zeit. Ich blieb dicht über Rania gebeugt, um sie in jedem Fall verteidigen zu können und sah mich um. Mein Geruchsinn verkündete mir, dass zwei Rudelgefährten in der Nähe durch den Wald gestreift waren. Also keinen Grund zur Panik, es drohte keine Gefahr. Natürlich war es auf diesem Gelände eigentlich nie wirklich gefährlich, es wurde schließlich rund um die Uhr von ausgebildeten und brutalen Raubtieren geschützt, doch am Ende würde immer ich für Ranias Sicherheit sorgen. Der Schleier aus Leidenschaft lichtete sich etwas und ich zog mich ein weiteres Stück zurück, was mir ein frustriertes Schnauben von Rania einbrachte. „Wieso hörst du auf?“, fragte sie mit einer leicht kratzigen Stimme, wobei ihre Wangen vor Verlegenheit gerötet waren. Sie war bezaubernd und mein Körper reagierte prompt, doch ich hatte mich wieder einigermaßen unter Kontrolle. „Wir sollten es langsam angehen lassen.“ Sie stützte sich auf die Ellbogen und sah mich belustigt an. „Das eben nennst du also langsam angehen“, sie lachte „ich frage mich ernsthaft wie es aussieht wenn du es 'eilig' hast.“ Ich konnte nicht wiederstehen und biss sie in ihre leicht geschwollene Unterlippe um einen weiteren frechen Kommentar zu unterbinden. Sie revangierte sich prompt was den Wolf in mir freute, er mochte es zu spielen, und den Mann in mir beruhigte. Ich war also nicht zu weit gegangen. „Na gut, dann lassen wir es 'langsam' angehen. Dafür musst du mich aber auch aus diesem Käfig befreien“, sagte sie grinsend. Ich zog mich wiederwillig zurück, damit sie sich vollends aufsetzten konnte und goss ihr etwas von dem frisch gepressten Saft in ein Glas. „Hör auf so zu schauen, sonst kann ich mich nicht konzentrieren.“, beschwerte ich mich was sie mit einem amüsierten Blick abtat. „Ist schon okay. Ich bin ganz artig versprochen. Und jetzt muss ich endlich etwas von den Pancakes probieren.“

***


Als Mark damit beschäftigt war einen Pancake für mich in mundgerechte Stücke zu zerteilen, lief die gerade erlebte Situation noch einmal vor meinem inneren Auge ab. Was mit einem zärtlichen Kuss aus Dankbarkeit begonnen hatte war in Windeseile zu einem Orkan angewachsen der noch immer in mir tobte. Ich konnte das leichte Zittern meines Körpers kaum verbergen. Was da mit mir vorging hatte ich vorher noch nie erlebt. Mein Körper hatte sich vollkommen auf Mark eingestellt und verzehrte sich geradezu schmerzlich nach seiner Berührung. Vor Mark hatte ich gerade einmal zwei Beziehungen, beide hielten nur ein paar Monate. Dabei zählte die erste eigentlich nicht einmal richtig, da alles noch auf einer sehr kindlichen Ebene stattgefunden hatte. Meine zweite Beziehung war da schon etwas erwachsener, aber sie war nie über das Küssen hinausgegangen und ganz bestimmt hatte ich dabei nie so etwas empfunden, wie eben in Marks Armen. Es war gut, dass er uns unterbrochen hatte. Das sagte ich mir immer wieder, doch mein Körper schien weiterhin anderer Meinung zu sein. Ich trank einen Schluck von dem Saft den Mark mir gereicht hatte. Das Glas in meiner Hand zitterte nur noch ein wenig. Ich kam also langsam zur Ruhe, Gott sei Dank. Seit ich Mark begegnet war hatte ich mir eigentlich bereits genug Gedanken darüber gemacht wieso es falsch war sich so von ihm angezogen zu fühlen, in meinem Unterbewusstsein schien eine rote Lampe zu leuchten die mich trotzdem immer wieder darauf aufmerksam machen wollte. Es ging mir auf die Nerven, denn alles zwischen uns fühlte sich natürlich und richtig an. Warum konnte mein Kopf nicht einfach die Klappe halten und ebenso wie mein Körper und mein Herz genießen und akzeptieren was sich zwischen uns entwickelte. Mark riss mich aus meinen Grübeleien in dem er mir eine Gabel mit einem Stück, in Ahornsirup getränkten, Pancake vor den Mund hielt. Ich sah ihm in die Augen als ich genüsslich aß was er mir anbot. Seine Augen verdunkelten sich als er mich genau dabei beobachtete, wie sich mein Mund bewegte, als er die Gabel zurückzog. Er schluckte schwer. Ich fühlte mich plötzlich ziemlich verrucht und nahm ebenfalls eine Gabel zur Hand um ihn zu füttern. Nachdem er ebenfalls ein Stück des Pancakes probiert hatte ging mein Herzschlag wieder merklich schneller. „Und schmeckt es dir“, fragte er mit einer Stimme die wie Samt über meinen Körper zu streichen schien. „Mhm.“, antwortete ich genüsslich. Schweigend fütterten wir einander mit kleinen Stücken der mitgebrachten Köstlichkeiten, während die Luft sich um uns herum immer weiter aufzuladen schien.
 
Als ich reichlich gesättigt war wirkte Mark plötzlich etwas distanziert. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und ein gequälter Ausdruck huschte über sein markantes Gesicht. Mir lief ein leichter Schauer des Unbehagens den Rücken hinunter und deshalb fragte ich ihn besorgt: „Was ist los Mark?“ - „Ich muss dir eine Frage stellen, auch wenn sie wahrscheinlich diesen Moment ruinieren wird.“ Ich blickte ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Er sollte aufhören um den heißen Brei herum zu reden und sofort zur Sache kommen. Er seufzte hörbar. „Mir macht der Mann von unserem ersten Abend Sorgen. Der Mann mit dem du eigentlich unterwegs warst.“ Einen Moment lang begriff ich nicht wovon er sprach aber dann fiel mir James ein. Nicht nur mein Körper hatte sich anscheinend ganz auf Mark konzentriert auch meinem Geist war es so ergangen. In dieser Umgebung konnte man fast schon zu leicht vergessen, dass wir nicht die einzigen Personen auf der Welt waren. Meine Gedanken wanderten zurück und ich stutze, als ich Begriff, dass Mark eifersüchtig auf James war und sich wegen ihm Sorgen machte. Ein Gefühl von Zufriedenheit breitet sich in meiner Brust aus, woraufhin ich sofort ein schlechtes Gewissen bekam. Mark sollte sich nicht mit solchen Unwichtigen Dingen quälen. Trotzdem es zeigte mir dass ich ihm bereits etwas bedeutete und mein Herz machte bei diesem Gedanken einen Satz. „Du meinst bestimmt James“, fing ich vorsichtig an. „Kann schon sein...“, er schien kurz angebunden wirkte jedoch so als wollte er weiter reden, könnte es allerdings nicht über sich bringen. „James ist ein Freund von meinem Bruder aus der Universität.“, begann ich deshalb, „Er hatte mich mit meiner besten Freundin, mit der du Vorgestern auch kurz Bekanntschaft gemacht hast, und ihrem Schwarm zum feiern eingeladen. Nur deshalb war ich mit ihm unterwegs. Eigentlich kenne ihn nicht mal richtig“, ich machte eine kurze Pause und überlegte. Sollte ich Mark erzählen, dass ich James gestern ebenfalls getroffen hatte? Eigentlich sollte es kein Problem sein, schließlich war nichts passiert. Allerdings machte selbst mir die Tatsache zu schaffen, dass James einfach bei meinem Ballettunterricht aufgetaucht war, wie würde es dann erst Mark dabei gehen? Ich wollte meine Beziehung mit ihm nicht auf Lügen oder Unwahrheiten aufbauen, also entschloss ich mich die Wahrheit ein klein wenig abzuschwächen. Denn ich konnte diesen besorgen Ausdruck in Marks Augen einfach nicht länger ertragen. Also erzählte ich weiter: „Ich habe ihn allerdings gestern durch Zufall in der Stadt getroffen und wir waren einen Kaffeetrinken. Schließlich musste ich mich irgendwie dafür entschuldigen, dass ich ihn so hab stehen lassen als wir beide uns kennengelernt haben.“ Mark sah immer noch nicht sonderlich glücklich aus. Verdammt. Ich legte meine Hand beruhigend auf seinen Arm. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, es ist absolut nicht passiert und falls ich ihm noch einmal über den Weg laufen sollte wird es das auch dann nicht. Ich interessiere mich nicht für ihn. … Aus einem Grund den ich nicht ganz verstehe faszinierst du mich viel zu sehr, als ob da noch Platz für einen anderen in meinem Kopf wäre“, gab ich verlegen zu. Er räumte unser Geschirr schnell und effizient in der Korb zurück um auf der Decke Platz zu schaffen. Nachdem das getan war bettete er mich vorsichtig auf die Kissen, damit ich bequem lag. „Es ist gut, dass du nur noch an mich denken kannst Nadia“, murmelte er in mein Ohr, als er sich wieder über mich beugte. „denn du gehörst nur mir!“ Er sagt diese Worte mit so einer Sehnsucht und Entschlossenheit in der Stimme, dass ich nicht wiedersprechen konnte. Eigentlich hätte ich empört reagieren müssen, doch mein Herz machte auch bei diesen Worten wieder einen Satz. Es fühlte sich so richtig an, dass ich es nicht über mich brachte etwas anderes zu tun als meine Lippen erneut mit seinen verschmelzen zu lassen. Er übernahm wieder die Führung und strich mit seiner heißen Zunge erst an meinen Lippen entlang, bevor er sie gemächlich in meinen Mund stieß. Die Hitze die sich vorhin in meinem Körper aufgebaut hatte kam zurück, diesmal sogar noch intensiver als zuvor. Seine eine Hand grub sich in die Haare an meinem Nacken und stützte so vorsichtig meinen Kopf. Mit seiner anderen Hand liebkoste er vorsichtig mein Gesicht, meinen Hals und schließlich auch mein Dekolleté, was mir Schauer der Lust über den Körper jagten. Ich schien mich selbst nicht wieder zu erkennen. Wenn mir jemand noch vor ein paar Tagen erzählt hätte, dass ich heute mit einem unwiderstehlichen Mann zusammen auf einer Wiese im Sonnenschein liegen und von diesem angesehen werden würde als wäre ich sein größtes Glück, hätte ich ihn ausgelacht. Doch es war real und es fühlte sich so verdammt gut an. Ich wollte mehr, ich brauchte mehr davon.

***


Ihr Atem hatte sich beschleunigt als ich mit meiner Hand langsam zu ihren Brüsten glitt und eine leichte röte zierte ihre Haut. Wenn es überhaupt möglich war, ließ es sie noch unwiderstehlicher aussehen. Ich zog mich ein Stück zurück um sie richtig betrachten zu können. Sie war bildschön und ... erregt. Ihr Duft stieg mir in die Nase und es wurde ziemlich eng in meiner Hose. Ich hatte gedacht es würde sie verunsichern so intim mit mir zu werden, doch sie begab sich geradezu begierig in meine Arme und reckte sich meinen Berührungen entgegen. Der Wolf wollte sich wieder bemerkbar machen und die Zügel übernehmen, doch ich drängte ihn etwas zurück. Rania brauchte trotz oder besonders aufgrund ihres erwachenden Verlangens mehr Zeit um sich daran zu gewöhnen. Ich wollte dass alles perfekt für sie war, auch wenn mich das warten schier in den Wahnsinn trieb. Einen weiteren Moment genoss ich es sie einfach nur unter mir anzusehen, nicht im Stande meine Augen auch nur eine Sekunde lang abzuwenden. Sie leckte über ihre Unterlippe als sie begierig auf die meine starrte. Als Antwort ließ ich meine Hand über den Ansatz ihrer Brust wandern und sie stöhnte leise, unfähig sich zu kontrollieren. Unter meiner Hand schien ihre sowieso schon milchig weiße Haut einen Glanz zu entwickeln, der an Elfenbein erinnerte. Sie strahlte geradezu. Ein majestätischer Anblick. Nicht gewillt noch länger zu warten zog sie mich gierig wieder zu sich herab und unsere Münder vereinten sich erneut. Es war ursprünglich, die Gefühle die sie in mir auslöste nicht mit Worten zu beschreiben. Ihr Körper rieb sich sinnlich an meinem während sie in meinem Mund stöhnte. „Mark.“, mein Name nur ein leises flüstern auf ihren Lippen, als ich mir einen Weg aus Küssen ihren Hals hinunter bahnte. „Gott, ich brauche dich so sehr Nadia.“, stöhnte ich in ihr Ohr als sie ein Bein um meine Hüften schlang damit ich ihr noch näher kam. „Du gehörst mir, hast du verstanden?“ Der Wolf musste es hören, musste wissen dass sie akzeptierte was für eine besondere Verbindung zwischen uns bestand. Ich rieb mich wie das Tier, das ich war, an ihr und sie brachte nur ein weiteres heiseres Stöhnen heraus. „Sag es.“ fauchte ich, unfähig mich zurück zu halten. Sie wollte gerade etwas erwidern doch schon wieder hatte etwas meine Aufmerksamkeit erregt. Ranias süßer Duft, der von Erregung getränkt zu sein schien wurde plötzlich von einem unbekannten, beißenden Gestank überlagerte. Ich versteifte mich. Dieses Mal war es kein falscher Alarm. Es gab Ärger.

 

Kapitel 6


Liebling bleib ganz ruhig hier liegen. Ich bin gleich wieder da“, raunte mir Mark plötzlich mit kühler pragmatischer Stimme zu als er sich mit einem Ruck von mir löste. Mein Körper brannte vor Verlangen nach ihm und nun zog er sich zurück? Hatte ich etwas falsch gemacht? War er verärgert? Ich suchte in seinen Augen nach Antworten, doch sein Blick war genauso kalt wie seine Stimme. Die Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf und der Nebel aus Erregung half mir nicht gerade dabei mich zu konzentrieren. In meinem Inneren zog sich auch weiterhin alles vor Hitze zusammen. Sie war so präsent, dass es sich fast anfühlte als würden sich mehrere stumpfe Messer immer tiefer in mein Fleisch bohren. So als wollten sie mich dazu drängen Mark wieder an mich zu reißen damit er diesen durchdringenden Schmerz lindern konnte. Ich war immer noch geschockt über die plötzliche Zurückweisung und es verstörte mich zutiefst, dass ich trotz der veränderten Situation meinen Körper einfach nicht unter Kontrolle bekam. Der Drang in Tränen auszubrechen war fast übermächtig, allerdings wollte ich mir nicht auch noch diese Schmach antun.
 
Mark sah immer wieder nervös über seine Schulter und schien mein Gefühlschaos nicht mitzubekommen. Er beugte sich noch einmal kurz zu mir hinunter, gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und flüsterte, wieder mit etwas mehr Gefühl in der Stimme, ein „Es tut mir leid.“ Meine Sicht wurde von ungeweinten Tränen getrübt, sodass ich nur noch verschwommen mitbekam wie er schnell aufstand und in den Wald verschwand. Ich versuchte mich weiter zusammenzureißen, zu verstehen was da gerade in nur wenigen Sekunden passiert war, doch es gelang mir nicht. Nach ein paar Minuten, die ich wie in Schockstarre verbracht hatte überwältigten mich schlussendlich doch die Gefühle und die Tränen begannen zu fließen.

***


Der Gestank hatte fast dieselbe Wirkung auf mich, als hätte mir jemand einen Eimer eiskalten Wassers über den Kopf geschüttet. Die Erregung war vergessen. Ich würde für meinen Abgang später so einiges wieder gut machen haben, doch der Geruch wurde immer schwächer, also musste ich jetzt handeln. Als ich aufsprang und am Ende der Lichtung ankam konnte ich den Drang jedoch nicht unterdrücken mich noch einmal nach Rania umzusehen, obwohl mein Wolf die Gefahr sofort zur Strecke bringen wollte. Ihr Anblick zerriss mich fast, sie biss sich auf die Unterlippe und sah so aus als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Verdammt. Mein Herz fühlte sich wie ein riesiger Gesteinsbrocken an, der mich zu lähmen drohte. Kurz spielte ich mit dem Gedanken sofort zu ihr zurückzukehren doch irgendwie gelang es mir die Kraft aufzubringen um mich umzudrehen und dem Geruch zu folgen. Mir blieb keine andere Wahl. Denn in der Nacht in der unser Rudel schwere Verluste erlitten hatte, lag eben dieser Geruch in der Luft. Die Gefahr war zurückgekehrt.    
           
Als ich durch den Wald rannte und die Blätter nur so unter meinen Füßen aufgewirbelt wurden, schlich sich ein leiser Verdacht in mein Bewusstsein. Konnte es wirklich sein? Ein tiefer Instinkt des Wolfes gab mir zu verstehen, dass ich den Geruch noch ein weiteres Mal, vor gar nicht allzu langer Zeit wahrgenommen haben musste. Ich versuchte mich fieberhaft daran zu erinnern wann es gewesen sein könnte und eine Szene mit Rania im Club erschien vor meinem inneren Auge. Damals war es mir entgangen, da meine Sinne zu vernebelt waren von ihrer Anwesenheit, doch jetzt fiel mir das entscheidende Detail auf. Als sich dieser James zu ihr hinuntergebeugt hatte, verströmte der Kerl denselben penetranten Geruch. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen, der Mistkerl gehörte zum Black Thunder Rudel. Fuck. Fuck. Fuck. Rania hatte mit dem verdammten Feind einen verdammten Kaffee getrunken.    
 
Mein Wolf bäumte sich bedrohlich auf, doch ich versuchte ihn zu unterdrücken. Ich wollte einen klaren Kopf bewahren und das hieß ich musste mich sofort wieder beruhigen. Auf keinen Fall würde ich zulassen, dass James noch einmal in ihre Nähe kam. Alles was jetzt zählte war seine Spur zu verfolgen, denn ich konnte förmlich spüren, dass es er war der sich hier herumtrieb. Die Wachen die verpennt hatten richtig aufzupassen als dieser Kerl auf unser Gelände geschlüpft war würden von mir eine saftige Abreibung erhalten. Da die Bäume in diesem Teil des Waldes weiter verstreut standen, war der Boden nun nicht mehr nur von dichtem Wurzelwerk überwuchert sondern weicher, sodass ich Fußspuren erkennen konnte. Meine Beute war also in westliche Richtung geflohen, oder vielleicht wollte sie auch nur mit mir spielen. Ich überlegte kurz meine Wolfsgestalt anzunehmen um eventuelle Täuschungsmanöver schneller enttarnen zu können, doch verwarf den Gedanken sofort wieder. Ich durfte nicht den Instinkten des Wolfes nachgeben, wenn er so versessen darauf war Blut zu vergießen. Ich hätte meine Beute in der Sekunde zerfleischt in der ich sie erwischen würde und das konnte ich mir in diesem Fall nicht leisten. Wir brauchten ihn lebend um herauszufinden wieso er sich auf unserem Gelände aufhielt und was sein Rudel plante. Ein wenig Folter als geringer Ausgleich für unsere Verluste damals und das er sich meiner Gefährtin genähert hatte würde dabei allerdings jeder verschmerzen können. Die Spur führte auf das Ende unseres Geländes zu, das sich hier in einen eindrucksvollen Steinhang erhob. Wollte der Kerl etwa über den Berg entkommen? Ich beschleunigte meine Schritte noch mehr, auf keinen Fall gewillt ihn zu verlieren. Doch als ich an die Grenze gelangte war keine Spur von ihm zu sehen. Verdammter Mist. Ich scannte die Umgebung mit meinen geschärften Sinnen, doch konnte nirgendwo etwas entdecken. Doch da. Aus dem Augenwinkel fiel mir plötzlich eine Bewegung auf und ich wirbelte herum. Es war ein Blatt Papier, das an einem Fels befestigt war und leicht im Wind flatterte. Ich riss es mit einer schnellen Bewegung ab und begann die wenigen Wörter die darauf standen zu lesen. „Ich werde dir die Kleine wegnehmen. Sie gehört mir.“ Die Nachricht war definitiv an mich gerichtet. Verfluchte Scheiße. Ich machte auf dem Absatz kehrt, zog mein Handy aus der Hosentasche und rief direkt die Notfallnummer des Rudels an. Eine Männerstimme meldete sich. „Was ist los?“ - „Tyson, ich bins. Du weißt doch noch der Typ über den du mir Infos beschaffen solltest? Er gehört zu Black Thunder und war eben auf unserem Gelände. Er hat mir eine Nachricht da gelassen.“ - „Verfluchte...“, Tyson unterbrach sich und mehrere Stimmen im Hintergrund wurden laut. Mir blieb nichts anderes übrig als zu warten, während ich so schnell es ging auf demselben Weg zurück zu Rania war. „Bist du noch da Mark?“, meldete sich Tyson nach einer knappen Minute wieder zu Wort. „Ja.“ - „Okay, Hawk schickt eine Truppe, an den Platz wo eben dein JPS Signal geortet wurde. Es kommt also gleich Unterstützung.“ - „Man, ich brauche keine beschissene Unterstützung, die sollen einfach nur an den Steilhang und heraus bekommen wie der Typ entkommen konnte. Ich hab was Wichtigeres zu tun. Sag Hawk, dass ich ihm heute Abend Bericht erstatte.“ Damit legte ich auf. Von Hawk würde ich mir heuten Nacht sicher auch noch so einiges anhören müssen, aber nun galt meine ganze Aufmerksamkeit Rania. Sie war meine Gefährtin, die Gefährtin die sich der Wolf erwählt hatte und er drängte mich immer schneller zu rennen. Jedes Wort von James Nachricht hatte sich unauslöschlich in mein Gehirn gebrannt. Meine Gefährtin wurde bedroht und ich würde nicht eher von ihrer Seite weichen bis sie in vollkommener Sicherheit war. Der Wolf fuhr die Krallen aus, wollte nun erst recht etwas zerfleischen und ritze von innen meine Haut, doch der Schmerz spornte mich nur noch weiter an. In weniger als der Hälfte der Zeit die ich für den Weg an den Steilhang gebraucht hatte war ich nun wieder auf der Lichtung. Doch Rania war nicht mehr dort. Der Wolf heulte laut auf.

***


Was dachte sich dieses Arschloch von einem Mann eigentlich? Erst lud er mich auf das, mit Abstand, romantischste Date ein, dass ich je gehabt hatte und dann ruinierte er alles. Mein Herz schmerzte und meine Augen brannten noch immer von den Tränen die ich vergossen hatte. Ich war so sauer auf ihn, auf mich. Wieso hatte ich ihn überhaupt so nahe an mich heran gelassen, emotional sowie körperlich. Wenn ich nur daran dachte drehte sich mir schon wieder der Magen um. Ich war körperlich noch nie so weit gegangen, nicht mal annähernd und er trat das alles mit Füßen. Was war nur in ihn gefahren. Kurz bevor alles aus dem Ruder gelaufen war hatte er besitzergreifend von mir verlangt zu akzeptieren das ich ihm gehörte und nur Sekunden später war er ein komplett anderer Mensch. Außerdem hatte er ernsthaft von mir erwartet brav auf ihn zu warten, dass konnte er sich so was von abschminken. Ich musste viel mehr schleunigst von hier verschwinden. Als ich versucht hatte meinen Bruder zu erreichen fiel mir auf, dass mein Handy in diesem verfluchten Wald keinen Empfang hatte. Wohl oder übel musste ich nun also bis hin zur Straße laufen und zu allem Überfluss schienen diese verdammten Baumwurzeln, die den gesamten Boden bedeckten es mir nicht einfach machen zu wollen. Mein Blick fiel noch einmal auf mein Handy, immer noch kein Empfang. Die Situation war fast wie in einem schlechten Film, wenn man sein Handy einmal wirklich brauchte, dann funktionierte es nicht. Ich sollte meinen Anbieter verklagen. Während ich mich weiter in die Richtung fortbewegte, von der ich glaubte, dass sie mich wieder zur Straße führen würde, schimpfte ich laut vor mich hin. Nach ein paar Metern fiel mir auf wie still es auf einmal geworden war. Hatte ich es mir nur einbildet oder hatten alle Vögel in den Bäumen wirklich gerade zeitgleich aufgehört zu zwitschern? Die Stille war dröhnend, bis ein heulen sie zerriss. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein oder, es gab tatsächlich Wölfe in diesem Wald? Na toll, ich sollte dringend noch einen Zahn zulegen. Langsam verdrängte Panik die Wut, die ich eben so perfekt geschürt hatte. Wie konnte ich nur in eine solche Situation geraten? Das war alles ganz und gar nicht gut. Ich bildete mir ein, ein Knacken aus dem Unterholz zu hören was mich augenblicklich ins straucheln geraten ließ. Plötzlich stand Mark vor mir, als wäre er einfach aus dem Nichts aufgetaucht und ich machte einen Schritt rückwärts. Das stellte sich als ziemlich idiotische Idee heraus, denn so verlor ich nun wirklich das Gleichgewicht. Marks Arme schossen hervor, hielten mich und sobald er mich berührte spürte ich wie die Panik langsam abebbte. Er zog mich sofort in seine Arme. Ich wollte mich schon gegen seinen festen Griff wehren als ich etwas bemerkte, er zitterte am ganzen Körper. Besorgnis vertrieb die Wut auf ihn und ich erwiderte seine Umarmung vorsichtig um ihn zu beruhigen. Egal was eben zwischen uns vorgefallen war, ich konnte ihn nicht einfach so verstört stehen lassen. Er presste mein Gesicht vorsichtig gegen seine Brust und ich hörte seinen wilden Herzschlag. Für diesen Moment würde ich einfach genießen was er mir damit schenkte. Ich fühlte mich so unendlich geborgen und beschützt. Mark flüsterte Worte die ich nicht verstand und küsste mein Haar, was mir angenehme Schauer über den Körper laufen ließ. Auch wenn mein Körper sich bereits wieder nach mehr verzehrte drückte ich etwas gegen seine Brust, damit ich ihn ansehen konnte. Es war als würde man versuchen eine massive Wand zu bewegen. Es tat sich absolut nichts. „Mark...“, sagte ich vorsichtig, immer noch nicht sicher was ihn so aufgewühlt haben könnte. „Hmm“, war seine einzige Antwort. Ich wandte mich in seinem Griff, bis er mir ein wenig Raum zugestand, sodass ich ihm in die Augen sehen konnte. „Lass mich bitte los.“ Ihm musste wohl aufgefallen sein, dass ich nicht mehr in Kuschelstimmung war und eine Denkfalte erschien zwischen seinen Augenbrauen. Sie löste den Wunsch in mir aus, einen Kuss darauf zu hauchen um dabei zuzusehen wie sie sich danach wieder glättete. Argh, an solche Dinge sollte ich jetzt wirklich nicht denken. Sie störten meine Konzentration und ich müsste doch eigentlich noch immer sauer auf ihn sein. „Das kann ich nicht.“ Seine kratzige Antwort riss mich aus meinen Fantasien und ich sah ihn nur ungläubig an. „Was soll das heißen du kannst nicht?“, fragte ich nun etwas aufgebracht. „Okay vergiss das können, ich will ich es nicht. Ich hatte Angst um dich Nadia, ich brauche das, brauche dich jetzt so nahe bei mir.“ - „Wenn du Angst um mich hattest, dann hättest du erst gar nicht wie ein von der Tarantel gestochener Esel davonrennen sollen! Ich will jetzt gehen, also lass mich los.“ - „Du gehst nirgendwohin Nadia, du bleibst bei mir.“, in seinen Worten lag reine Befehlsgewalt. Oh Gott, der Typ trieb mich noch in den Wahnsinn. Ich versuchte mich zusammenzureißen, denn Marks Griff um mich hatte sich wieder verstärkt. „Okay“, ich atmete tief ein und aus, „fürs erste gehe ich nirgendwohin. Hast du gehört ich bleibe hier, aber du musst mich erst einmal loslassen.“ - „Das tue ich bestimmt nicht. Du bist das letzte Mal einfach verschwunden“, auch wenn seine Worte vor Gefühlen vibrierten, war es dahin mit meiner kurz gewonnenen Besonnenheit. Bevor ich Mark kannte war ich ein eher zurückhaltendes, ruhiges Mädchen, das nichts so schnell zur Weißglut bringen konnte. Nur nach ein paar Minuten mit ihm hingegen war ich ein emotionales Wrack. Es reichte mir jetzt endgültig. „Wenn du mich jetzt nicht sofort los lässt dann schreie ich diesen beschissenen Wald zusammen. Hast du mich gehört? Und wag es ja nie wieder mir Vorwürfe für etwas zu machen, was eindeutig du verbockt hast.“ Meine harschen Worte schienen ihn überrascht zu haben und er ließ mich tatsächlich los, womit ich nicht gerechnet hatte und so stürzte ich fast ein weiteres mal. Und wieder war es alleine Mark zu verdanken, dass ich nicht auf dem Hintern landete. Das wurde ja fast schon lächerlich. „Danke“, schnaubte ich. „Immer wieder“, sagte er fürsorglich. Ich sah auf seine Hand, die meinen Arm nicht wieder freigegeben hatte und mit einem Seufzer ließ er los. „Nadia, wir müssen von hier verschwinden“, als ich ihn unterbrechen wollte redete er schnell weiter. „Ich verspreche, dass ich dir später alles erklären werde. Wenn du in Sicherheit bist. Vertrau mir für den Moment einfach, ich weiß das ist viel verlangt, aber es ist wirklich wichtig.“ Mark sah aus als meinte er es tot ernst und im Grunde genommen wäre es wohl wirklich nicht so schlimm, wenn ich ihm vorerst folgte. Schließlich gab es in diesem Wald Wölfe und ich hatte nicht die leiseste Ahnung ob ich wirklich auf dem richtigen Weg zur Straße gewesen war. Deshalb nickte ich langsam. „Okay, aber du musst mir später alles erklären. Versprich es mir, wenn nicht bin ich sofort weg“, ich stieß die Hände in die Hüften um meinen Standpunkt zu unterstreichen. Natürlich war mir bewusst wie lächerlich der letzte Teil war, denn wenn Mark mich wirklich nicht gehen lassen wollte, dann bräuchte er sicher nicht meine Erlaubnis dazu. Er war so muskulös, dass er mich einfach auf seine Schulter werfen konnte und ich mich nicht würde währen können. Er sah mir allerdings nur tief in die Augen und ließ seine Finger sanft über meine Wange streichen, dann sagte er: „Ich verspreche es dir Nadia. Vielen Dank für dein Vertrauen.“ Schließlich folgte ich ihm. In meinem Kopf ein sich ständig widerholender Gedanke Lass es mich bitte nicht bereuen.

***


In dem Moment als ich auf die Lichtung kam und sie verschwunden war hatte der Wolf mein komplettes Denken übernommen. Mein Herz hatte sich von einer Sekunde auf die Andere in einer eisigen Faust befunden, die es wie ein Schraubstock zu zerquetschen drohte. Der Wolf hatte vor Schmerz laut aufgeheult und meine Instinkte trieben mich unaufhörlich dazu sie zu finden. Schließlich ihren zierlichen Körper an meinem zu spüren schwächte die ungeheure Last, die sich auf mich gelegt hatte, nur kurz ab. Sobald die körperliche Verbindung wieder abbrach tobte der Wolf, nicht gewillt sie so schnell wieder gehen zu lassen. Das einzige was ihn davon abhielt die Kontrolle zu übernehmen, war Ranias schmerzverzerrter Blick gewesen, mit dem sie mir vorwarf sie alleine gelassen zu haben. Ich konnte ein Gefühl von Schuld und Scham nicht unterdrücken, denn für sie musste es genau danach ausgesehen haben. Doch wie, fragte ich mich nun, wie sollte ich ihr die ganze Situation verständlich machen? Zwar hatte ich ihr bereits versprochen alles zu erklären doch konnte ich ihr wohl kaum erzählen, dass der Geruch eines alten Feindes in der Luft hing und ich dem sofort nachgehen musste. Ihre Reaktion darauf wollte ich mir gar nicht erst ausmalen. Sie würde sofort reiß aus nehmen und das konnte ich auf keinen Fall zulassen, nicht solange sie sich in Gefahr befand.
 
Mein Blick glitt zum tausendsten Mal über meine Schulter zurück, prüfend ob sie mir auch weiterhin folgte. Als sie den Kopf hob sah sie mich direkt an und hielt den Kontakt für einige Sekunden aufrecht, bis sie sich wieder auf den unebenen Waldboden konzentrieren musste. Ich wäre ihr zu gerne behilflich gewesen, doch ihre Reaktion auf meine früheren Berührungen hatte gezeigt, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war um den Gentleman zu spielen. „Wo gehen wir eigentlich hin?“, fragte sich mich plötzlich und riss mich damit aus meinen Grübeleien. „Erst einmal zurück zum Wagen. Du bist ein ganz schönes Stück in die falsche Richtung gelaufen.“ Ihre Antwort bestand nur aus einem ungläubigen Blick. Dann folgte eine kurze Pause, in der sie mitten in der Bewegung erstarrte. „Warte mal. Wie konntest du mich denn dann überhaupt finden?“ Sie schien auf eine Antwort zu warten und als ich schwieg bildeten sich Sorgenfalten auf ihrem hübschen Gesicht. „Ja, ja schon klar du erzählst es mir später!“, sie schnaufte etwas ungehalten setzte sich aber wieder in Bewegung. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, dass nun ein hitziger Streit entbrennen würde und war heilfroh, dass sie das Thema kurz ruhen ließ. Ich stieß die Luft aus, die ich unbewusst angehalten hatte und erreichte endlich den Pfad auf dem der Wagen geparkt war.                                                                    
 
Ihr erleichtertes stöhnen, als sie ebenfalls den Weg betrat ließ mich schmunzeln. Für sie musste der kurze Marsch über den unwegsamen Boden wirklich eine Qual gewesen sein. Deshalb öffnete ich ihr bereits die Beifahrertür des Wagens, während sie noch an einen Baum gelehnt nach Atem schöpfte. Als mein Blick den ihren streifte und ich sah, dass sie sich wahrscheinlich nicht mehr sehr lange auf den Beinen halten würde trat ich zu ihr und hob sie in meine Arme. „Was denkst du was du da tust?“, beschwerte sie sich lautstark und trommelte mit ihren Fäusten auf meine Brust ein. Es war erstaunlich wie viel Kraft sie noch zu besitzen schien wenn sie als Wut auf mich ausgelassen werden konnte. „Mir scheint es fast als würde ich dich Tragen Nadia.“, antwortete ich etwas spöttisch und ließ die leichte Malträtierung ihrer zarten Hände mit Freude über mich ergehen. „Hör auf so selbstgefällig zu sein und lass mich sofort wieder runter. Und hör bloß mit diesem Nadia Kram auf. Ich heiße Rania, also nenn mich auch so.“ Am Wagen angekommen ließ ich sie sacht auf den Sitz gleiten. Anstatt mich jedoch zurück zu ziehen und ihr Freiraum zu geben beugte ich mich nun tief über sie, sodass sie sich um Abstand zwischen uns zu bringen in den Sitz drückte. Unsere Nasenspitzen berührten sich fast und sie sah mich aus geweiteten Augen an. „Du kannst dich dagegen wehren solange du das für angebracht hältst, aber ich werde dich immer Nadia nennen, denn genau das bist du für mich. Du bist meine Schönheit, meine süße Blume. Du bist unendlich kostbar und dementsprechend werde ich dich auch anreden. Finde dich lieber damit ab.“ Ihr Mund öffnete sich einen Spalt weit und ich nutze die Chance mir einen kurzen Kuss zu stehlen. Ihre Lippen waren unglaublich weich und sie erwiderte die Berührung, anscheinend ohne darüber nachzudenken. Als ich mich schließlich zurück zog sah sie mich noch einen Moment an, starrte dann aber stur und schweigsam aus dem Fenster. Ich glitt um den Wagen herum und startete.                          
 
Da ich seit geraumer Zeit mit Schweigen gestraft wurde versuchte ich mir Gedanken darüber zu machen was nun als nächstes passieren würde. In Anbetracht der Gefahr in der Rania schwebte sollte ich mich darauf konzentrieren alles daran zu setzten sie zu beschützen. Der einzige Ort der mir dafür geeignet schien waren die Höhlen meines Rudels zu denen wir nun auf dem Weg waren. Denn auch wenn sich der Feind auf unser Gelände hatte schleichen können, in die Höhlen würde niemand gelangen der nicht erwünscht war. Die Frage war wie ich Rania dazu bringen konnte mir genug zu vertrauen um in einer völlig fremden Umgebung zu bleiben, wenn sie eine unglaubliche Wut auf mich verspürte. Ihr unter diesen Umständen meine wahre Natur zu enthüllen schien mir eine der schlechtesten Ideen. Entweder würde sie mir glauben und schreiend vor mir davon laufen oder sie würde mich auslachen, für verrückt erklären und ebenfalls reiß aus nehmen. In jedem Szenario wäre sie nicht sicher vor dem Mistkerl, der sie aus welchen Gründen auch immer so vehement für sich beanspruchen wollte. Viele Alternativen blieben mir allerdings auch nicht. Die Möglichkeit ihr einfach nichts zu erzählen und sie so ohne ihre Zustimmung einzusperren verwarf ich bereits wieder, sobald mir der Gedanke auch nur gekommen war. Ich würde meiner Gefährtin so etwas nicht antun. Meine einzige Möglichkeit schien eine Lüge oder Halb Wahrheit zu sein, doch mein Wolf schlug mir bei der Vorstellung seine Krallen in die Haut. Er schien mit der Alternative auch nicht einverstanden.
 
Der Ton Ranias zaghafter Stimme riss mich aus den Gedanken. „Erzählst du mir jetzt wohin es geht?“, fragte sie leise und mit einem Ton der erahnen ließ, dass sie damit rechnete keine Antwort zu erhalten. Wer konnte es ihr verübeln, unser Date musste für sie einem wahren Fiasko gleichen. Bei der Vorstellung sie vielleicht durch das Geschehene zu verlieren krampfte sich in mir alles zusammen. Ich streckte instinktiv meinen rechten Arm nach ihr aus um sie fest zu halten. Sie sah mich etwas verwirrt an, ließ aber zu, dass ich meine Hand auf die ihre legte. Mein Entschluss stand fest und auch wenn ich so lange darüber gebrütet hatte so gab es doch von Anfang an nur eine richtige Antwort. Ich würde Rania die Wahrheit sagen müssen und dann mit allem was ich hatte um sie werben, ich würde dafür kämpfen müssen sie als Gefährtin zu gewinnen. Doch das stellte ohnehin kein Problem dar, mit iht als meinem Preis wäre es jede Mühe mehr als wert. Außerdem wartete in mir ein Alphawolf nur darauf endlich von der Leine gelassen zu werden um seine Gefährtin zu jagen. Ich sah auf unsere Hände die verschränkt ineinander auf ihrem Oberschenkel lagen und schwor mir nicht eher zu ruhen bis sie die meine war.                                                                                                                                                                                                                                                                            
„Nadia?", fragte ich vorsichtig da sie sich bereits wieder der Landschaft zugewandt hatte. Sie sah mich erwartungsvoll an. "Ja?" - "Ich bringe dich zu mir nach Hause Kleines, zu meiner Familie. Ich denke wir haben viel zu klären und dort bist du in Sicherheit.“ Ihre Augen verrieten ihre Verwirrung. „Wir fahren zu ... dir?“ - „Ist das ein Problem für dich?“, fragte ich vorsichtig, mir vollends bewusst dass die gerade wieder gefundene Ruhe zwischen uns nur von kurzer Dauer sein könnte. „Ähm... nein. Ich habe nur nicht damit gerechnet, das ist alles.", sagte sie etwas stockend. Wahrscheinlich war ihr die ganze Sache nicht ganz geheuer doch die Erschöpfung stand ihr ins Gesicht geschrieben und die Aussicht sich an einem anderen Ort als dem Auto ausruhen zu können schien ihre Bedenken etwas zu zerrstreuen. "Ist es denn noch weit bis zu dir? Ich bin ich ein wenig erschöpft.“, gab sie auch sogleich zu. „Nein Nadia es ist nicht mehr weit, ehrlich gesagt sind wir sogar fast da. Nur noch ein paar Minuten.“
 

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Texte: Alle Rechte liegen bei der Autorin
Bildmaterialien: http://kertiii.blogspot.de
Tag der Veröffentlichung: 08.05.2012

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