„Also Miss Novic, sie wissen, dass sie all meine Fragen mit voller Aufrichtigkeit beantworten müssen?“
„Ja.“ „Gut fangen wir an. Ihr voller Name ist Natalia Novic.“ Ich nickte stumm.
„Sie sind 20 Jahre alt und wohnen alleine in einem kleinen Haus in der Stadt." wiedermal nickte ich.
„Sie kommen aus Louisiana … aber ihre Eltern kommen ursprünglich aus Russland.“ Wieder nickte ich.
“Sie haben keine Geschwister, ihre Eltern sind 2008 bei einem Überfall erschossen worden?“ Wieder nickte ich,denn der Gedanke an meine Eltern trieb mir jetzt schon eine Gänzehaut über den Körper.
„Sie waren bis vor einiger Zeit Polizeibeamtin, hier in New Orleans und haben ihren Dienst kurz vor ihrer Beförderung quittieren lassen und somit gekündigt … warum?“ Nun musste ich etwas sagen.„Ja, das stimmt. Ich hab meinen Dienst quittiert. Aus privaten Gründen.“
„Ist es wahr, das ihr letzter Fall, der Fall von Damon Johns war, und sie nah dran waren ihn zu schnappen?“ Ich schluckte. Wie viel wusste dieser verdammte Bulle!? „Ja, das ist richtig.“ „Ist es wahr, dass sie ihn einige Zeit lang bei sich beherbergt haben ohne es gemeldet zu haben?“ „Ja, das ist ebenfalls wahr.“
Oh man! der Kerl hatte sich ja gut informiert!
„Warum? Warum machen sie so eine Dummheit? Sie hätten es so weit bringen können!“ „Das ist eine sehr lange Geschichte.“
„Nun wir haben alle Zeit der Welt und ich habe mir sagen lassen, dass ich ein guter Zuhörer bin und ich liebe lange Geschichten.“
„Na gut ... Wenn sie es wirklich hören wollen, muss ich aber von Anfang an erzählen und unterbrechen sie mich bitte nicht.“ „Gut fangen sie an.“ Er setzte sich in eine entspannte Sitzposition und deutete mir erneut anzufangen.
Ich seufzte und begann schließlich mit der Geschichte meines Lebens.„Es begann alles an einem verregneten Abend vor drei Monaten…“
„Es begann alles an einem verregneten Abend vor drei Monaten.
Ich saß spät abends noch im Büro an dem bereits genanntem Fall, Damon Johns. Um mich herum war alles dunkel und still nur an meinem Schreibtisch brannte noch das Licht. Mein Kopf lag auf der Tastatur, denn ich war während der Arbeit eingeschlafen. Das klingeln meines Handys ließ mich hochschrecken. Noch etwas benommen strich über das Touchpad meines Handys um abzunehmen, es war meine beste Freundin Jessica.
„Ja?“, fragte ich etwas benommen. „Natalia! Bitte hilf mir!“
Sofort war ich wach. „Jessica? Wo bist du? Was ist los?“, rief ich nun hellwach in mein Telefon.„Komm bitte sofort raus er… er hat mich. Bitte, ich hab solche Angst!“ Ich hörte sie weinen und plötzlich schrie sie auf, es raschelte und eine mir fremde Stimme kam aus dem Telefon.
„Hallo Natalia, willst du deine Freundin retten? Dann komm sofort raus auf den Parkplatz.“ Mit diesem Satz legte er auf. Ich schnappte mir meine Pistole und rannte sofort raus auf den Parkplatz. Ich wusste nicht wer das war, aber ich hatte eine Vermutung, Damon Johns!
Ich war ihm zu nah gekommen, ich hätte ihn schon ein paarmal fast gehabt und das war jetzt die Vergeltung dafür. Ich wartete nicht auf den Fahrstuhl der mich runter bringen würde, ich rannte so schnell ich konnte die Feuertreppe hinunter. Meiner Meinung nach immer noch zu langsam.
Endlich war ich im Erdgeschoss angekommen. Meine Lunge brannte, doch ich hielt nicht an. Ich rannte weiter, denn jede Sekunde könnte zu viel sein.
Dieser Verbrecher war dafür bekannt, dass eine Sekunde alles entscheiden konnte, er war skrupellos und gefürchtet. Er griff nur nach Sonnenuntergang an und dann ziemlich schnell und ziemlich ungenau, er hat kein bestimmtes Muster. Wir wussten nur, dass er ausschließlich nur Frauen Angriff, kein einziger Mann war unter seinen Opfern. Er hinterließ nie einen Zeugen oder ähnliches, man kannte sein Gesicht ebenfalls nicht. Wir hatten keine Fingerabtrücke gefunden die man hätte verwenden können. Auch waren bei seinen Opfern keine Wunden vorhanden gewesen, nur ein paar blaue Flecken vom Aufprall und Blut lehre Körper, mehr fand man nie.
Endlich war ich auf dem verlassenem Parkplatz angekommen und sah einen winselnden Haufen mitten auf dem verlassenen Platz. Ich rannte auf den Haufen zu, es war meine Freundin Jessica. Doch sie war nicht allein. Plötzlich tauchte ganz nah an ihrem Körper eine weitere Gestalt auf, er! Sein Kopf konnte ich an ihrem Hals entdecken, sein Gesicht war tief in ihrem Haar verborgen, sodass ich es nicht sehen konnte, doch ich konnte ihre Schreie hören. „Lass von ihr ab! Ich bin hier, so wie du es verlangt hast!“
Einen Moment später war er aufgestanden. Er holte ein Tuch aus seiner Jackentasche und wischte sich damit über das Gesicht. Der Parkplatz war dunkel und nicht beleuchtet, sodass ich sein Gesicht nicht genau erkennen konnte. Der perfekte Ort um unerkannt zu morden!„Ah, ich hab mich schon gefragt wie lange du brauchst um die Treppen runter zu rennen.“ Waren seine ersten Worte an mich. Seine Stimme war tief und konnte einem Angst machen, doch sie hatte auch etwas sinnliches, weiches. Sie war unbeschreiblich.
„ Was willst du von mir?“ „Du bist mir ein bisschen zu nah gekommen, Schätzchen und das kann ich dir nicht ungestraft durchgehen lassen.“, antwortete er nach einem kurzen Schmunzeln, das ich an den blitz weißen Zähnen erkennen konnte. „So musste für deine Taten deine kleine Freundin zahlen.“ Oh mein Gott! Nein bitte nicht, nicht Jessica! Sie war alles was ich noch hatte, meine Eltern waren tot und ich war mit meiner Arbeit verheiratet. Kinder hatte ich auch keine und so war sie meine einzige Schwachstelle.
Ich wusste nicht, dass er, wenn ich ihm zu riskant wurde, zu ihr gehen würde, doch von meiner Freundin schien nicht viel übrig zu sein. „Was hast du mit ihr angestellt du Bastard?!“, versuchte ich, so laut es mein trockene Kehle zu ließ, zu sagen. „Sie lebt noch. Es liegt an dir ob sie überlebt oder nicht, es ist allein deine Entscheidung. Wirst du dein kleines Verfolgungsspiel endlich aufgeben, rette ich ihr das Leben, aber wenn du weiter nachforschst ist sie tot. Wenn du ihren Eltern das beibringen willst, bitte. Das ist nicht meine Aufgabe.“ Ich war schockiert. Was sollte ich jetzt tun?
„Ich biete dir einen Tausch an. Ihr Leben gegen Meines, bitte!“ Er überlegte kurz. „Das wäre bestimmt ein guter Tausch, aber warum soll ich nur eine haben, wenn ich euch beide haben kann?“
Ich glaubte ein Lächeln erkennen zu können bevor er sich mit einem gleichmäßigem Schritttempo auf mich zu bewegte. Ich ahnte was er damit bezwecken wollte, doch ich blieb ruhig stehen, denn eine Flucht würde ihm nur zu gut gefallen, das konnte ich mir denken.
„Willst du nicht weglaufen?“ „Nein, den Spaß gönne ich dir nicht.“ Jetzt konnte ich es definitiv entdecken. Er grinste hämisch, er hatte Spaß daran anderen Angst zu machen. Doch ich hatte einen Plan. Meine Hand fuhr langsam zu meiner Waffe, doch er durchschaute meinen Plan.„Deine Pistole wird dir nichts bringen, Natalia. “ „Sicher!?“ sagte ich überlegen.
Er dachte kurz und sagte dann selbstsicher: „Ja, so ziemlich. Ich weiß wer du bist Natalia, ich weiß dass du Schützen-beste deines Jahrgangs warst und einen überdurchschnittlich guten Abschluss gemacht hast. Ich weiß, dass du deine Eltern an einem Überfall verloren hast und dich deshalb in den Job als Polizistin gestürzt hast. Ich weiß auch, dass du es gar nicht erwarten konntest deinen Dienst endlich anzufangen und dass du mit einigen Menschen Stress eingegangen bist, um so schnell wie möglich in den Dienst zu kommen, um den Mörder deiner Eltern zu finden und dich zu rächen.“ Ich war schockiert.
Woher wusste dieser Dreckskerl das alles über mich? „Woher weißt du das alles? “ „Ich habe meine Hausaufgaben gemacht.“, sagte er näher, als ich ihn vermutete.
Er war nur noch ein paar Meter von mir entfernt und ich zuckte unwillkürlich zurück. In meinem Kopf schaltete es blitzschnell. Ich griff so schnell ich konnte nach meiner Pistole, doch er war schneller und schlug sie aus meiner Hand. Doch ich ließ mich nicht so leicht töten und ich schlug mit meiner Faust nach seinem Gesicht. Er wich elegant aus, als gäbe es nichts Leichteres. Ich ließ nicht locker.
Es war nicht meine Natur einfach aufzugeben. Ich schlug mit der anderen Faust zu und traf sein Gesicht. Er drehte es zur Seite, als ihn der Schlag traf, doch durch meine Faust zuckte ein schmerzt, als ob sie gebrochen oder zu mindestens verstaucht wäre.
Doch ich hatte früh gelernt, jeglichen Schmerz einfach zu ignorieren und mich später drum zu kümmern. Ich trat dieses Mal in seine tiefer gelegene Station. Sein Gesicht zuckte kurz schmerz verzehrt und dann sackte er auf dem Boden zusammen. Verteidigungsregel Nummer Eins gegen Männer: Ein Tritt in die Eier hilft immer!
Ich rannte an ihm vorbei zu meiner Waffe, die er geschickt weggeworfen hatte und griff nach ihr. Ich zögerte keine Sekunde lang und schoss direkt auf seinen Kopf. Er stöhnte kurz auf und sackte dann wie ein Sack Mehl zu Boden. "Wärst du dir nur nicht so sicher gewesen!" Ich hatte ihn erschossen, es war Notwehr. Ich ging auf ihn zu und legte zwei Finger an seinen Hals…nichts, rein gar nichts, kein Puls. Er war sogar schon eiskalt. Ich hatte ihn tatsächlich getötet.
OH SCHEIßE, Jessica! Ich hatte sie während dem Kampf ganz vergessen. Ich rannte auf meine Freundin zu die, bewusstlos auf dem Asphalt lag. Sie hatte nur noch einen schwachen Puls und ich fummelte nach meinem Handy, um die Notruf Nummer zu wählen.
„Hallo hier ist Officer Natalia Novic, ich will einen Überfall melden. Auf dem Parkplatz vor dem dritten Revier, es geht um eine bewusstlose Frau und einen to…“ „Ähh…mhh ahh…“ Ich drehte mich zu dem eigentlich toten Killer um, er rekelte sich vor Schmerzen, er lebte! „Hallo? Officer? “ „Äh ja. Schicken sie einen RTW, ich warte vor Ort.“ „Ist in Ordnung Officer, wir kommen sofort, bitte legen sie nicht auf.“ „Ja ist in Ordnung. “
Ich ließ das Handy sinken und ging auf den stöhnenden Mann zu. Ich drehte ihn auf den Rücken. Er schaute mich aus unschuldigen Augen an und stöhnte erneut.
„Wer sind sie?“, brachte er wieder stöhnend heraus und wurde bewusstlos. Ich war zu schockiert um zu antworten, ich schaute auf den bewusstlosen Mann zu meinen Füßen und hatte das Gefühl, dass es besser war, wenn ich ihn weg schaffte. Ich hievte den ungefähr 80 Kilo schweren Mann hoch und beförderte ihn in meinen Auto-Kofferraum und das keine Sekunde zu früh, denn der RTW kam gerade mit lautem Tatütata und Blaulicht am Parkplatz an. Ich winkte den Wagen her und führte sie zu Jessica.
Sie stöhnte bei den Berührungen der Sanitäter, doch sie bekamen sie heil in den Wagen. Ich sagte zu ihnen: „Ich rufe die Eltern an.“ „Kennen sie ihren Namen, Miss?“ „Ja. Das ist meine Freundin Jessica West. “ „In Ordnung, sie können mit ihrem Wagen hinterher fahren.“ „Ja, mach ich.“
Ich rief ihre Eltern an und musste mir die schreiende und schluchzende Mrs. West zehn Minuten anhören, bevor ihr Mann sie vom Telefon weg zerrte und mir sagte, dass sie ins Krankenhaus kommen würden und wir uns dort treffen würden. „Okay, Mr. West. Ich fahre, jetzt auch hin.“ „Okay bis gleich.“ Wir legten auf und eine Minute später saß ich im Auto und mein Handy klingelte erneut.
„Hallo?“ „Miss Novic? Hier spricht der Krankenpfleger Pascal Adams. Es geht um ihre Freundin…“ „Was!? Was ist mit ihr? Ist alles in Ordnung?“ „Nein Miss Novic… wir müssen ihnen leider mitteilen, dass ihre Freundin auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben ist. Zuvor war alles in Ordnung und plötzlich hat ihr Herzschlag ausgesetzt. Wir haben alles versucht…es tut uns wirklich sehr leid.“
Tränen liefen meine Wangen hinunter. „Miss Novic?“ „Ja… ja, ich bin noch dran. Wo bringen sie sie hin?“ „Wir bringen sie gleich ins Leichenschauhaus. Sagen sie bitte den Eltern Bescheid? Und richten sie ihnen unser aller Beileid aus.“ „Ja natürlich. Mach ich. Wiederhören.“ „Auf Wiederhören.“ Und so legte ich wieder auf, doch nun konnte ich meine Tränen nicht stoppen ich kniete mich auf meinem engen Sitz zusammen und weinte mir die Seele aus dem Leib. Doch ich musste noch die Wests anrufen, das war ich ihnen schuldig, schließlich war ich Schuld an ihrem Tod.
„Ja hallo?“, erklang die Stimme von Mr. West an meinem Ohr, ein paar Minuten später. „Mr. West…“ schluchzte ich ins Telefon. „Natalia? Was ist los, ist etwas mit Jessy?“ fragte er panisch. „Sie… sie ist auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben… ihr Herz hat einfach aufgehört zu schlagen, sie haben alles probiert. Ich soll ihnen ihr Beileid ausdrücken.“
Mehr konnte ich nicht sagen, denn durch meine Tränen kamen keine richtigen Worte mehr. „Mr. West?“ Schluchzte ich. „ja ich bin noch da. Bringen sie, sie ins Leichenhaus?“ „Ja, ich bin auf dem Weg dorthin. Wir sehen uns ja dort wenn es für sie in Ordnung ist? “ „Ja, ja wir sehen uns dort. Bis gleich.“ Und dann legte er auf. Mit verweinten Augen fuhr ich ins Leichenschauhaus und ging die Tür hinein. Dort standen schon die West`s vor einem Metalltisch, wo ihre tote Tochter lag. Ich blieb wie angewurzelt stehen, Oh mein Gott! Da stand eine trauernde Familie und ich würde alles kaputt machen, ich gehörte schließlich nicht zur Familie. Ich drehte mich auf dem Absatz um und rannte die Tür wieder hinaus und stürzte in meinen Jeep. Durch das Gerüttel, das ich verursacht hatte als ich in den Wagen sprang, machte sich Damon wieder bemerkbar und stöhnte, plötzlich kam mir die Erkenntnis. Nicht ich war Schuld an ihrem Tod sondern allein er.
Er hatte was weiß ich was mit ihr gemacht und ich wusste was ich jetzt zu tun hatte. Ich startete den Wagen und fuhr Richtung Klippe. Ich hatte niemanden mehr. Jessy war tot und wenn ich so diesen Mistkerl beseitigen konnte, war es mir mein Leben wert.“
„Tut mir leid Miss Novic dass ich sie doch unterbrechen muss aber meine Besuchszeit ist vorbei. Ich komme morgen wieder dann können sie weiter erzählen.“ Ich hatte ganz vergessen, dass der Pflichtverteidiger noch immer vor mir saß. Trotzdem nickte ich stumm, reden konnte ich im Moment nicht mehr, denn in Gedanken war ich bei Jessica, meiner toten besten Freundin. Mit Tränen auf den Wangen wurde ich auf meine 6 Quadrat Meter große Zelle gebracht, wo ich mich auf dem Bett zusammen rollte und in den Schlaf weinte.
„Kommen Sie. Essen.“ ,
sagte der eine Wärter der früh morgens in meiner Zelle stand und mir die Tür offen hielt. Ich seufzte laut und stand auf. Ich hätte nie gedacht, dass ich so eine Zelle mal aus der anderen Sicht kennen lernen würde. Ich hatte alles in meinem Leben darauf gesetzt, nicht mal in einer Knastzelle zu landen und jetzt steckte ich in einem orangenfarbenem Overall hinter einer zehn Zentimeter dicken Stahltür, in einem sechs Quadratmeter großen Raum und das wahrscheinlich sehr lange. Klar, ich war nur in U-Haft aber Knast war Knast. Ich hatte eine Strafe verdient, das wusste ich, aber Lust hatte ich nicht drauf. Ich lief dem Wärter hinterher in den großen Essensraum wo bereits 50 andere Gefangene auf ihr Essen warteten. Ich hasste es hier, die Umgebung war mir so ziemlich egal, aber in diesem Drecksloch hatte man verdammt viel Zeit nachzudenken und dies tat ich. Ich dachte jede Sekunde daran, was nach diesem Abend passiert war. Als ich von der Klippe fahren wollte…
***
Zehn Meter, sechs Meter, drei Meter, zwei Meter, nur noch einer …Und jetzt war ich frei! Ich wurde fest gegen meine Autotür gedrückt. Überall waren krachende Geräusche zu hören und … und auch quietschende Reifen! Warum hörte ich quietschende Autoreifen!? Da sollte eigentlich gar nichts mehr quietschen sondern es sollte sich alles mit Wasser füllen und untergehen.
Ich öffnete vorsichtig meine zusammengepressten Augen und sah das Unmögliche. Mein Auto stand! Es stand auf dem Weg wo ich vorhin vorbei gefahren war. Wie kam es da denn hin? „Bist du den total bescheuert?“, fragte mich eine leider nur zu gut bekannte Männerstimme neben mir auf dem Beifahrersitz.
Damon.
„AAHHHH!!!!!“ Er schreckte zurück „Warum schreist du mich bitte an?“ „Du! Du solltest Tod sein!“ Er schaute mich irritiert an. „Warum? Weil du die Klippe runter stürzen wolltest?“ „Keine Angst ich hab den Wagen noch gerade rechtzeitig zur Seite lenken können. Das war echt gefährlich. Du hättest sterben können!“ Er schaute mich an, als ob mir das leid tun sollte. „Das war der Sinn der Sache!“, zischte ich ihn wütend an. Irritiert schaute er mir in die Augen. „Warum zum Teufel?“ „Das frage ich mich auch gerade, warum zum Teufel bist du nicht Tod?“ Erst schaute er irritiert doch dann schien ihm ein Licht aufzugehen. „Ach du meinst wegen der Kopfwunde!“ Ich nickte. „Das war nicht nur eine Kopfwunde, sondern ein glatter Schuss durch deinen Kopf! Und jetzt sitzt du hier neben mir! Quick lebendig!“ „Ja, ich bin nicht so leicht zu töten. Ich bin nicht ganz normal…“ „Das kann ich mir leider denken!“ „Wer hat mich eigentlich erschossen? Und warum?“ Ich schaute ihn entsetzt an. War das grade wirklich sein scheiß ernst!? „Ich! Ich hab verdammt nochmal geschossen! Und das Warum, brauch ich dir ja nicht unbedingt erklären!“ Er schaute mich nochmals fragend an. „Tut mir leid. Ich kann mich an nichts erinnern was in den letzten 15 Jahren passiert ist. Totales Blackout!“ WAS??? Er sollte sterben und nicht seine Erinnerung verlieren! „Wie ist das möglich!?“ Fragte ich, eher mich selbst als ihn, doch er antwortete mir.
„Ganz einfach. Ich bin ein Vampir.“, sagte er gearde heraus, als wäre es nichts Besonderes. Ich schaute ihn einen Moment mit hochgezogener Augenbraue an, dann lachte ich laut los! Das war unmöglich! Sowas gab es nicht! Das waren alles nur Mythen und Märchen! „HAHAHA!!! Ja natürlich! Ein Vampir! HAHA! Und ich bin Frankensteins Tochter! HAHA!“ Er schaute mich an, als ob ich einen Schaden hätte. „Jetzt werd nicht albern! Frankensteins Tochter! Als ob‘s den überhaupt gäbe!“ Für eine Sekunde brach mein Lachen ab und ich schaute ihn skeptisch an, bevor ich wieder lauter los lachte! „Ja klar, es gibt Vampire aber natürlich keine Frankenstein Monster!“ Er schaute mich an als ob das glasklar wäre. „Ja. Was ist denn daran so schwer zu kapieren. Ich bin ein Vampir. Unsterblich. Schneller als jeder andere. Stärker als alles andere. Und ich ernähre mich von Blut.“ Augenblicklich stoppte mein Lachen. Blut. Er trank Menschenblut. Er tötete dafür! Er tötete dafür meine beste Freundin! Nein, das tat er um mir eins aus zu wischen und wahrscheinlich auch zum Spaß. Und was machte ich hier!? Ich saß mit dem MÖRDER meiner besten Freundin in meinem Auto und lachte ihn aus! Was war nur in mich gefahren?! Oh mein Gott! Wo war meine Waffe? Ich saß hier und lachte neben einem Mörder auf engsten Raum und war unbewaffnet! Dort lag sie, direkt vor … ihm! Mist! Wie sollte ich denn an die heran kommen? Ich versuchte mein Glück und griff nach der Waffe, doch kaum traf meine Hand auf das Armaturenbrett, wo die Waffe eigentlich liegen sollte, griff ich ins Leere! Damon hatte sie ganz gelassen an sich genommen. „Lass die mal lieber da liegen. Ich will nicht noch mal bewusstlos werden.“ Er lächelte mich leicht an. „Das verstehst du doch sicherlich.“ Nein ich verstand ganz und gar nicht! „Ähm nein! Versteh ich nicht! Ich will nicht auch als eines deiner Opfer enden! Blutleer und Tod! Das verstehst du doch sicherlich!“, äffte ich ihn ironisch nach. Er schien kurz zu überlegen. „Punkt für dich! Hier.“ Er hielt mir die Waffe entgegen als ob er es verstehen würde. Schnell nahm ich sie ihm ab, bevor er es sich anders überlegen konnte und richtete sie direkt da hin, wo ich sein Herz vermutete. „Willst du jetzt ewig hier im Auto sitzen bleiben? Oder fährst du jetzt endlich irgendwo hin, Natalia!?“
Ich schaute ihn verwirrt an und drehte mich schon zum Lenkrad um den Motor zu starten. Moment mal! Er hatte doch gesagt, er würde sich nicht an die letzten 15 Jahre erinnern! Warum erinnerte er sich dann gerade an MEINEN Vornamen!? „Woher kennst du meinen Namen!? Ich dachte du hast alles vergessen was in den letzten 15 Jahren passiert ist?“, fragte ich ihn scharf.
Er schaute zu mir und schien nachzudenken „Keine Ahnung. Ich wusste es einfach. Es ist wie ein Puzzle, ich weiß wirklich nichts mehr aus meiner Vergangenheit. Ein paar Bruchstücke und Gefühle die ich ab und an hatte und … deinen Namen.“ Er schaute mich aus Augen an, die kaum lügen konnten. Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass er nicht log ich konnte es förmlich aus seinen Gedanken ablesen. „Na gut.“ Ich überlegte fieberhaft. Wo sollte ich jetzt hin mit ihm? Auf das Präsidium konnte ich ihn schlecht bringen. Ich konnte nicht beweisen, dass er der Killer war, den wir jahrelang gesucht hatten. Er könnte ebenso gut ein wildfremder Typ sein, der zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war. Ich brauchte ein Geständnis von ihm. Und zwar ein ziemlich Gutes! Doch wie sollte das gehen, wenn er sich nicht daran erinnerte was passiert war? Am Besten, ich brachte ihn an irgendeinen Ort wo ich ihn in Ruhe ausquetschen konnte, sodass er nichts bemerkte und dann würde ich das von ihm gelieferte Geständnis aufnehmen und meinem Chef zeigen. Dann würden wir ihn einbuchten. Er würde, was weiß ich für eine Strafe bekommen und ich würde wahrscheinlich eine Beförderung bekommen. So würde es bestimmt gehen!
***
Das schrille leuchten einer Glocke riss mich aus meinen Gedanken. Aus meiner Vergangenheit. Ich saß immer noch vor meinem vollen Teller Haferschleim. Ich seufzte tief und rührte mit dem Löffel in dem grauen Brei herum. Ich hatte Bärenhunger, aber bei dem Anblick ließ ich das Essen lieber ganz sein. Ich stand auf und ging zum Restmüll Container der schon ekelhaft schimmlig nach altem Essen roch. angewidert leerte ich meine Portion hinein und stellte den Teller in das Abwaschbecken zu den anderen dreckigen Sachen. Ich ging zu einem Wächter und sagte, dass ich fertig sei. Ich kannte diesen Mann. Wir hatten mal zusammen gearbeitet.
„Hi, Jake.“ Er schaute mich traurig lächelnd an. „Hallo, Insassin 351.“ Ich wusste, dass er mich so begrüßen musste, das war Pflicht. „Ich bin fertig, wo hab ich heute Schicht?“ Ich war zwar nur in U-Haft, musste aber trotzdem arbeiten als ob ich hier schon lebenslänglich sitzen müsste. Er nickte und ging voraus in Richtung der Wäschekammern. Na super! Wäsche waschen. Ich war zuhause schon nicht die große Putzfrau gewesen und da musste ich nur meine Wäsche und meine Unordnung im Zaum halten. Aber hier musste ich das für Hunderte von Menschen machen! Und die meisten waren hässliche, fette, alte Männer! Igitt!
„Hast wohl keinen großen Hunger heute gehabt?“ Ich schaute ihn skeptisch an. „Hast du dir mal den Fraß angeschaut? Das ist widerwärtig, das Zeug! Da verhunger ich lieber!“ Er lächelte. Er wusste, dass ich das durchziehen würde mit dem Verhungern und kramte kurz in seiner Hosentasche rum. Zum Vorschein kam seine Hand und in dieser war tatsächlich ein Apfel! Ich machte große Augen! Ich hatte schon ewig kein frisches Obst mehr gesehen.
Nun ja ewig...Solang ich hier drin war. Er hielt mir den Apfel entgegen und ich nahm ihn ihm dankbar ab. Herzhaft biss ich in den saftigen Apfel und merkte sofort wie mir der süßliche Saft den Mund entlang runter lief. Er war einfach köstlich! In fünf Minuten hatte ich den Apfel herunter geschlungen. Genüsslich leckte ich mir die Lippen. War das gut! Leider war der Himmel schon am Ende und ich war wieder in der Hölle gelandet, der Wäschekammer! „Zum Mittagessen holt dich ein anderer Wärter. Du hast Wäschetrommel 108.“ Na super, auch noch eine der schlimmsten Trommeln hatte ich erwischt!Ich nickte zerknirscht und lächelte ihn nochmal dankbar an. Dann verschwand er und ich ging zu Wäschetrommel 108.
Das konnte ja mal ein toller Tag im Knast werden!
***Vergangenheit***
Der Schlüssel drehte sich zwei Mal im Schloss und meine Haustür war offen. „Ich hab keine Ahnung warum ich dich mit hier her genommen habe!“, sagte ich ihm. „Ich weiß es auch nicht, aber ich denke mir mal, dass du neugierig bist. So wie jeder der mein Geheimnis kennt.“ „Jeder normale Mensch würde weg rennen wenn er dein Geheimnis kennt!“, sagte ich leicht scharf. „Und warum bist du dann nicht weggelaufen?“, fragte er mich schelmisch. „Weil ich … weil ich nichts mehr zu verlieren habe!“, gab ich ihm trotzig zurück. „Da bin ich mir nicht so sicher. Aber es ist ja deine Sache wem du vertraust und wem nicht.“ Ich lachte schrill auf. „Dir vertrauen!? Niemals! Du bist nur hier weil ich nicht weiß, wo ich dich sonst hinstecken könnte, wo ich dich im Auge habe.“ „Wenn du meinst.“, meinte er besserwissend. „Ja meine ich.“ Und das war das letzte, was ich dazu sagte.
„Wie kommt es eigentlich, dass du mir dein Geheimnis einfach so verraten hast? Gib es da nicht irgendwelche Regeln die so Sachen absichern. Oder kannst du einfach zu jedem Wildfremden gehen und ihm sagen, was es mit dir auf sich hat.“, er lächelte. „Ja, diese Regeln gibt es allerdings und davon ist die obererste Regel: Offenbare dich keinem Menschen wenn du ihn nicht Tod sehen willst.“ Meine Augen weiteten sich erschrocken. „Was!?“ „Und das sagst du mir jetzt!?!“ Instinktiv griff ich an meinen Gürtel zu meiner Waffe. Das würde ihn zwar nicht töten, doch wenigstens bewusstlos machen … hoffte ich. „Hey! Hey! Hey! Beruhig dich bitte! Ich hab nicht vor dich zu töten.“ Hattest du aber, war mein einziger Gedanke. „Ich glaub dir nicht!“ „Okay gut dann eben so. Du weißt, dass mich die Waffe nicht töten kann. Aber ich weiß wie du mich töten kannst und ich sag‘s dir! Wenn du dafür die Waffe runter nimmst.“ Ich zog meine Augenbrauen hoch „Wenn die Waffe dich nicht tötet, warum soll ich sie dann runter nehmen!?!“ „Weil es ein scheiß komisches Gefühl ist, wenn jemand vor einem steht und mit einer Waffe direkt auf das Gesicht zeigt. Egal ob die Waffe einem schaden kann oder nicht.“ Das klang wirklich verständlich. „Gut meinetwegen, wie kann ich dich töten?“ Er lächelte als ob er wusste, dass meine Neugier siegen würde.
„Es gibt mehrere Möglichkeiten uns zu töten. Als erstes natürlich das Klischee Holz durchs Herz. Nach wenigen Sekunden bin ich Tod. Dann auch noch Feuer. Zünde einen von uns an und er brennt lichterloh.“ Super wo hatte ich jetzt Holz!? Oder Feuer? Ich wollte ja schließlich nicht, dass meine ganze Bude abbrennt. „Deine Info nützt mir nicht viel, weil ich hab ja kein Holzstock jetzt hier oder will mein Haus abbrennen.“ Er lachte leise in sich hinein. „Lach mich jetzt ja nicht aus aber, ein Bleistift ist auch aus Holz und mit genug Kraft schafft ein Mensch es.“ Ich schaute ihn skeptisch an und bemerkte dass er mich todernst anguckte, er meinte es wirklich ernst! „Mit einem Bleistift!? Ist das wirklich dein Ernst?“ „Mein voller Ernst.“ Aus irgendeinem Grund glaubte ich ihm. Ich ging zum Schreibtisch rüber dort stand eine Box mit Stiften, schnell kramte ich nach ein paar Bleistiften zum Glück waren sie alle angespitzt! „Legst du jetzt bitte die Waffe weg!“ „Jaja.“ Ich legte die Waffe neben mich auf den Tisch in meiner näheren Umgebung. So fühlte ich mich ein bisschen sicherer. Wenn ich mir auch mit Bleistiften ein bisschen lächerlich vor kam. „Besser?“, fragte ich ihn leicht ironisch. „Naja nicht so ganz, aber lass die Waffe bitte liegen. Am besten wäre es mir wenn du auch die Bleistifte weglegen würdest.“ „Vergiss es.“ „Na gut. Das hab ich mir ja schon gedacht aber hinsetzten darf ich mich doch oder ist das verboten.“ „Mhh.“ „das nehm ich mal als ja.“, sagte er einfach und setzte sich auf mein weiß schwarzes Sofa. „Bequem.“ Ich nickte nur und setzte mich zu ihm.
***
„Entschuldigen sie meine Unterbrechung bitte miss Novic. Aber was hat das Ganze mit dem Fall zu tun? “ Ich blickte den Anwalt an der vor mir saß und scharf darauf war Damon zu schnappen, doch das ging nicht. „Sie wollten doch wissen wie es dazu kam, dass ich alles was ich liebte aufgab wegen Damon Johns!?“ Fragte ich ihn. „Ja will ich. Aber solch lächerliche Lappalien interessieren mich nicht. Ich will die Wahrheit und keine Märchen!“ Okay er meinte es wirklich ernst mit dem Fall. Was gut war. „Diese Dinge sind wichtig. Sie verstehen es zwar nicht aber irgendwann werden sie es verstehen und auch glauben.“ Er lachte als ob ich Quatsch erzählen würde. „Ach ja und wann werde ich das verstehen? Oder es glauben?“ Ich grinste ihn an. „Kommen sie her.“ Ich winkte ihn mit meinem Finger näher heran „Was?“ „Sie werden verstehen warum ich ihnen das alles erzähle erst wenn … wenn ich hier schön locker flockig raus spaziere, den dann werden sie mir auch glauben. Und ich werde auch hier raus spazieren. Daran wird mich niemand hindern.“ „Wer‘s glaubt wird seelig!“, sagte er spöttisch. „Amen!“, sagte ich und lehnte mich wieder zurück. Ein Lächeln umspielte mein Gesicht, als ich sah wie wütend der Anwalt über meine Selbstsicherheit war. Genau das was ich erreichen wollte. „Auf wiedersehen Herr Ebert.“, sagte ich und stand auf, ich klopfte dreimal gegen die Tür und ein Wärter schloss die Tür auf und brachte mich zurück in meine Zelle. Dort angekommen legte ich mich aufs “Bett“ griff unter mein Shirt und holte die silberne Halskette heraus die ich von Damon bekommen hatte. Es war ein herzförmiges Medaillon und dieses Medaillon würde mir meine Freiheit bringen das wusste ich, doch niemand sonst! Ich summte eine Melodie und dachte daran was wir alles erlebt haben. An die Vergangenheit.
***
„Also hab ich das jetzt richtig verstanden, du isst nichts was ich auch esse, du verbrennst nicht in der Sonne, du hast nichts gegen Knoblauch, du schläfst nicht in einem Sarg oder verwandelst dich in eine Fledermaus. Aber du bist unglaublich schnell, stark, trinkst Menschenblut und … und hast eine Gabe!?“ Ich holte nach meiner Aufzählung erst mal tief Luft es war ziemlich viel zu wissen. Und wenn ich schon einen Vampir im Haus hatte, wollte ich wenigstens Bescheid wissen über eins der größten magischen Phänomene die bekannt waren. „Also. Als erstes Mal, nein ich esse nichts was du isst kann es aber trotzdem tun. Ich verbrenne auch nicht in der Sonne, was aber eigentlich sonst der Fall ist, ich bin eine der wenigen Ausnahmen die es nicht tun, was aber seine Gründe hat. Schlafen tu ich wenn überhaupt in einem Bett meistens aber das nur in Begleitung.“, er grinste und sein Blick war viel sagend, meine Antwort darauf war nur mit den Augen zu rollen. „Ich verwandele mich nicht in eine Fledermaus, doch ich glaube jemanden gekannt zu haben der Gestaltwandler war, er konnte dies. Ja ich trinke Menschenblut. Und ja ich bin begabt, meine Gabe ist solche, dass ich wenn ich ein genaues Ziel vor meinen Augen sehe das ich mit egal was ich will sei es ein Messer oder eine Schusswaffe – ich verfehle nie mein Ziel! Bei bestimmten Gegenständen, funktioniert meine Gabe auch so, dass ich die Gegenstände immer wieder zurück bekomme die ich geworfen habe. Egal auf welche Weise, sie kommen immer zurück.“ Ich machte große Augen. „Du verfehlst nie dein Ziel, bist aber mit einem einfachen Bleistift zu töten!?!“
Ich blieb einen Moment still, ehe ich einfach los lachen musste! Ich konnte es einfach nicht mehr verhindern. Durch den Lachflash den ich hatte taten mir nach einer Weile die Wangen und die Seiten weh. Doch es war mir egal. Ich lachte einfach weiter, bis ich endgültig nicht mehr konnte.„Hast du dich endlich mal wieder eingekriegt!?“, fragte Damon mich nach einer Weile. Man merkte, dass ihm nicht gefiel, dass ich ihn auslachte, doch es war mir egal. Ich lachte einfach weiter, hauptsächlich aber um mir sein dummes Gesicht weiter angucken zu können. Und das tat ich noch weitere zehn Minuten.„Ok … okay. Ich glaub jetzt geht’s wieder.“, brachte ich noch leicht kichernd zustande. „Na hoffentlich.“, erwiderte er nun leicht angesäuert. „Du bist eine echte Mimose, weißt du das eigentlich!?!“, sagte ich geradeheraus in sein Gesicht. Er schaute mich schockiert an. „Bin ich nicht!“, protestierte er. „Ohh doch das bist du. Und ich – Oh mein Gott!“
Ich hatte nicht bemerkt wie spät es schon war.„Schon so spät! Ich muss doch morgen wieder auf die Wache!“ Ich checkte kurz mein Handy und bemerkte das ich zehn entgangene Anrufe hatte und 20 ungelesene WhatsApp Nachrichten, fünf allein waren von meinem Chef. Hastig las ich sie mir durch. Er teilte mir sein Beileid mit über den Tod von Jess, den Damon verursacht hatte. Ich versteifte mich sofort. Ich schaute Damon kurz in die Augen und merkte, dass sie ganz ruhig auf mir lagen, kein bisschen eine Spur von Hass oder anderen Gefühlen waren zu sehen. Sie waren so klar und blau wie ein Kristallsee, man konnte sich praktisch in ihnen spiegeln. Ahhh an was dachte ich denn da bitte!? Ich sollte ihn hassen, ich sollte ihn einsperren lassen, ihn töten! Aber ich sollte nicht mit ihm auf dem Sofa sitzen und ihn schon gar nicht auslachen!
„Ich geh ins Bett.“ In seinem Blick las ich ein bisschen Verwirrung. Er ging aber nicht weiter darauf ein und ich stand einfach auf und ging ins Badezimmer. Dort machte ich mich fertig fürs Bett und kam mit einem bauchfreien Top und einer Hotpants wieder raus. Ich hatte ihn aus irgendeinem Grund total vergessen und das schien er gemerkt zu haben. „Nicht schlecht. Schläfst du immer so?“ Ich schrak kurz zusammen, riss mich allerdings schnell wieder zusammen. „Ja, was dagegen!?“ Dies war zwar nur eine Fangfrage, doch er antwortete trotzdem. „Nein, ganz im Gegenteil. Wo schlaf ich den? Bei dir im Zimmer?“ Er grinste anzüglich doch ich war schlauer als er. „Du schläfst doch nicht. Und wenn doch, dann bin ich ganz sicher nicht deine Bett-Begleitung. Du schläfst auf dem Sofa!“ Damit zischte ich ab und schloss meine Zimmertür hinter mir ab. Ich konnte mir denken, dass das ihn kaum aufhalten würde, doch so fühlte ich mich wenigstens ein bisschen sicherer. Mit einem mulmigen Gefühl legte ich mich ins Bett und betrachtete die Fotos an der Wand. Dort hingen sie alle, meine Mum, mein Dad und Jess. Und alle hatten mich verlassen. Ohne zu fragen ob ich mitwollte. Stumme Tränen rannen meine Wangen hinunter und nach einer Weile fiel ich in einen unruhigen Schlaf.
Er kam auf uns zu. Seine Pistole war geladen und schussbereit. Ich drängte mich näher an meine Mutter. Was wollte dieser Mann nur von uns? „Lass uns in Ruhe und nimm das Geld!“, hörte ich die Stimme meines Vaters unweit von mir entfernt. Es war bitterkalt und stockdunkel die wenigen Straßenlaternen in der Nähe gaben wenig Licht. Das einzige was ich erkennen konnte, war der Mann mit der Pistole in der Hand, wie er immer näher kam. Meine Mutter drückte mich hinter sich, um mich zu schützen und mein Vater stand schützend vor uns. „Du hast es versaut! Du hättest mir geben sollen was ich wollte. Ich wollte nie dein dreckiges Geld und das weißt du!“, sagte der Fremde bedrohlich. „Ich kann dir aber nicht geben was du verlangst. Dein Preis ist zu hoch!“, erwiderte mein Vater. „Gut wenn du meinst, dann zahlst du mit deiner Familie eben den neuen Preis!“, sagte er und feuerte drei Kugeln auf meine Eltern ab. „AHHHHHHH!!!!!!!!!!“
Heiße Tränen rannten mir die Wangen hinunter und kalte Arme hielten mich im Arm und wiegten mich beruhigend hin und her. „Schhhh. Alles ist gut, du bist hier in Sicherheit.“ Damon. Er versuchte mich zu beruhigen. Und …schaffte es auch komischer Weise. Ich lehnte mich gegen seine starke Brust und zitterte. „Ist dir kalt?“ Ich schüttelte den Kopf. Ich spürte keine Temperatur nur ein großes, kaltes, schwarzes Loch, dort wo einst mal mein Herz gewesen sein musste.Die Tränen rannten mir immer noch über die Wangen, wurden aber zum Glück immer weniger. Bis sie schließlich ganz versiegten. Damon legte mich zurück auf die Kissen und stand auf, ich packte ihn aber am Handgelenk und sagte „Bleib. Bitte.“ Er nickte verständnisvoll und legte sich wieder neben mich in mein Bett. Irgendwann schlief ich dann wieder ein und das zum Glück ohne Traum. Dies war meine erste Nacht mit Damon Johns. Doch es sollte nicht die letzte sein.
Tag der Veröffentlichung: 24.08.2014
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