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Gibt es Wörter, die nicht färben? In Mengen sicher nicht. Aber was mich betrifft, ich habe eine klare Farbe, obwohl ich zu Anfang, als man mich noch nicht so nannte, wie man mich heute nennt, da hatte ich noch eine andere Farbe und jeder, der mich heute gerne beanspruchen will, mich haben will und mich am liebsten nicht mehr hergeben wollte, für den habe ich auch wieder eine andere Farbe. Das ist schon sonderbar, nicht wahr? Eigentlich bin ich dennoch ganz einfach, sehr leicht im Umgang, jedem gerne sein Besitz und in allen Umständen gut zu haben. Kein Mensch möchte ohne mich sein. Ja, mehr noch, ein jeder sehnt sich nach mir, sucht nach mir, gibt vieles für mich, manche investieren sogar gerne viel Geld in alles Mögliche, um mich zu gewinnen. Dabei bin ich mit Geld und Gold gar nicht auf zu wägen. Denn auch ohne Geld gebe ich prachtvolle und charmante Werte ab. So bezeichnet man mich sogar als göttliches Erlebnis, wenn ich zum Beispiel dazu beitrage, geliebt zu werden. Wenn du mich hast, sieht man es dir an. Wenn du mich nicht hast, sieht man dir das auch an.

Andere bezeichnen mich, mangels besserer Erfahrungen, als flüchtiges Ding, was dann immer ihre Schuld sein muss, klar. Wieder andere sehen mich als eine Pflicht an, die keineswegs vernachlässigt werden will. Womit ich ihnen absolut Recht geben muss. Die meisten gehen sonderbarerweise ziemlich grob mit mir um, insbesondere wohl deshalb, weil sie nicht daran glauben, mich richtig zu haben oder irgendwie anders haben wollten, vermute ich. Gerade all die Schreiberlinge tun sich dabei unflätig hervor. Wirklich! So meint der eine, ich zerbreche so leicht wie Glas, ein anderer wieder sagte, zu meinem Genusse bedürfe es des Mutes, was doch nur ein Feigling sagen konnte. Und dieser olle Theodor Fontane meinte sogar, für ihn sei ich lediglich eine Grießsuppe, eine Schlafstelle und dass er keine körperlichen Schmerzen haben sollte mit mir. Na ja!

Am Schönsten dagegen traf es Sören Kierkegaard mit mir, indem er feststellte, wenn man beginne mich zu vergleichen, egal mit was, will ich hinzufügen, dann sei das der Anfang der Unzufriedenheit. Ein Römer namens Seneca soll schon zu Lebzeiten Christus ein schönes Buch über mich geschrieben haben, in dem er meine vorteilhaften Eigenschaften rühmlich hervorhob. Davon hatte man aber hierzulande nicht viel mit bekommen. Denn meine Zeit begann hier erst tausend Jahre später, wie anfangs angedeutet, mit einer anderen Farbe in einer Bedeutung von Schicksal. So übersetzte man mich dann auch in andere Sprachen, die diesen Schicksalsstamm einverleibten, dass er noch heute so mitgesprochen wird. Im Deutschen hat man diesem alten Wort einfach das „e“ weggenommen und ich finde dieses Wort passt so sehr gut zu mir. Ja, es hört sich immer wieder gut an, dass man es zu allen Gelegenheiten benutzen will und oft will man so vieles von mir wünschen, was ich noch nie so eingesehen habe und wirklich als unangebracht empfinde. Denn mich zu haben, bedeutet Genuss für alle Sinne und das ist sehr viel, finde ich. Oder? Bin ich doch so schon das Wünschenswerteste, was sich jeder nur vorstellen könnte. Und hat man mich nicht mehr, ist das für jeden der größte Schlamassel, wie es die Juden auszudrücken pflegen.

Wenn du jetzt weißt, wer ich bin, darfst du mir gerne noch einen Pilz anhängen. Mir wäre das egal und dir wäre es zu wünschen, so einer zu sein.

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Texte: UGO.logos.de
Tag der Veröffentlichung: 26.07.2011

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BX

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