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Winterwunsch

An Weihnachten bekam ich diesen süßen, dicken Teddybären. Er war groß, flauschig und hatte so niedliche Knopfaugen. Ich bekam diesen Teddy, den ich sofort Bobby taufte, an Weihnachten von meinem Papi. Ich war im Krankenhaus gewesen, wegen schrecklicher Kopfschmerzen und Brechanfälle. Papi machte sich große Sorgen um mich und blieb Stunden an meinem Bett sitzen. Ich war an die acht Jahre alt, als ich einen Gehirntumor bekam. Ich bekam epileptische Anfälle und Lähmungserscheinungen, Tag für Tag lag ich müde in diesem Krankenhausbett und klammerte mich an Bobby und an meinen Papi.

Ich war eigentlich immer hier gewesen, seit ich Acht Jahre alt war. Als es begann zu schneien, war ich zum Fenster gelaufen, auch wenn es die größte Überanstrengung war. Mein Atem beschlug das Fenster, was mir eine verschneite Landschaft zeigte. Die verlassene Schaukel ward ganz eingeschneit, kleine Kinder tollten umher und bewarfen sich mit Schnee. Ich konnte sie beinahe durch die dicke Scheibe lachen hören. Ich wollte bei ihnen da unten sein, mit Bobby in meinen Armen.

Später, als mein Papi von einer Besprechung zurückkam, blickte er mich an und ich hielt ihm meine Hand entgegen, die er zitternd ergriff. „Ist alles ok, Papi?“ Er versuchte, sich zusammen zu reißen, doch er schafft es kaum. „Du bist krank, mein Schatz!“ Ich streichelte seine Hand. „Aber das weiß ich doch,  Papi. Und ich bin nicht allein. Viele Menschen sind krank, ob doll oder nicht. Aber wir haben auch viele Menschen, die uns zur Seite stehen. So wie du und Bobby mir zur Seite stehen. Die Zeit ist die schlimmste, aber auch schönste. Papi, ich habe dich so doll lieb!“  Tränen glitten an seinem Gesicht herunter, direkt auf meine Hand. Ich wollte nicht weinen.

An einem dieser schlimmen Tage, kamen mein Papi und ein Arzt und fragten mich, was ich mir denn wünsche. Ich blickte hinaus, aus dem Fenster. Was mir wie eine andere Welt erschien, so puderweiß, so ruhig und doch schön. Ich wollte den Schnee spüren, die Kälte auf meinen Wangen. Die Röte in den Gesichtern sehen, das verschmitzte Lachen, die Schlittenfahrt und Weihnachten. Der Winter ist was Schönes. „Ich will raus, in den Winter. Er ist so verzaubert, vielleicht verzaubert er mich ja auch. Zaubert mich wieder gesund, wenn ich ein bisschen im Schnee herumgetollt habe. Wenn ich Schneeengel und Schneemänner gemacht habe. Ich will draußen sein, im Schnee. Dann wäre ich glücklich.“ Papi und der Arzt gingen unterhaltend davon, während mein Vater wieder Tränen in den Augen hatte.

Doch von da an ging es mir immer schlechter, ich übergab mich immer öfter und meine Lähmungserscheinungen wurden stärker. Ich klammerte mich an Bobby, der mir schweigend Trost spendete, wenn Papi nicht da war. Ich hatte sonst niemanden. Ich schlief oft.

Als ich aufwachte, wurde ich von zwei Gesichtern begrüßt, die sich über mich beugten. „Fröhliche Weihnachten, mein Schatz!“ Sagte das eine Gesicht über mir, Papi hatte einen Bart bekommen und er fühlte sich kalt an. Er durfte in die Welt hinaustreten und ich würde hier liegen bleiben und die Zeit sinnlos verstreichen lassen. „Wir haben was für dich, mein Schatz!“ „Was ist es?“ fragte ich müde. „Zieh dir diese Jacke an und diese Mütze.“ Papa setzte mir eine Mütze mit einer großen Bommel auf. Er nahm mich an die Hand und wollte durch die Tür, doch Bobby fehlte noch. Er war doch auch so lange hier eingesperrt gewesen, er sollte auch den Schnee sehen, er sollte mit uns den Schnee werfen und den Schneemann bauen. Ich schnappte ihn mir und dann traten wir langsam nach draußen.

Die Kälte war eine Überraschung, ich wusste nicht, wie ich mit so etwas umgehen sollte. Es war so viel weiß auf einmal. Die Bäume waren bepudert mit Schnee, als ob sie gleich zum Verzehren gedacht wären. Ich warf mich hinein, in den Schnee und lachte. Ich lachte so laut, wie noch nie. So glücklich war ich noch nie gewesen, es war der schönste Tag in meinem Leben. Papi warf sich neben mich, machte einen großen Schneeengel und ich konnte ihm beim Lachen zuhören. Es war so schön, ich liebte ihn so sehr. Wir spielten mit Bobby auf der Schaukel und bewarfen uns. Es war wie verzaubert.

Sie starb noch an diesem Tag. Sie starb an dem schönsten und schrecklichsten Tag meines Lebens. Sie starb mit einem Lächeln auf dem Gesicht ein. Noch immer sitze ich an ihrem Bett und blicke hinab, auf das leere Bett. Wo ist sie? Das Laken ist nass von meinen Tränen, mein Kopf ist leer. Ich will nicht begreifen, was passiert ist. Mein Blick glitt zu dem Teddybären, den sie Bobby getauft hatte. Ich fiel in mich zusammen und ergriff ihn, klammerte mich an ihn und schloss die Augen.

„Papi, das Weihnachten mit dir war so schön! Danke dir so sehr!“

Impressum

Texte: Hanndragggon
Bildmaterialien: http://meltys-stock.deviantart.com/ and http://midnightstouchstock.deviantart.com )
Tag der Veröffentlichung: 27.11.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Vieeeeelen Dank fürs durchlesen der Geschichte und überzeugen, dass die Geschichte hier hoch kommt :) Dangge Sarailus

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