Kraft und Glaube
Meine Gedichte, die ich mit dem Begriff „Underground-Lyrik“ überschreiben würde, geben sowohl Einblicke in mein eigenes Leben, spiegeln aber auch fiktive Szenen wieder und zeichnen ein umfassendes und buntes Bild der Vielfalt und der Facetten meiner Themen.
Heinz Flischikowski
Kraft und Glaube
Copyright: © Heinz Flischikowski, 2016 – publiziert von
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Cover: © Gosbert Stark, Kalligrafie und Grafik-Design
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ISBN-13: 978-3741226359
Herstellung und Vertrieb: BoD – Books on Demand, Norderstedt
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KRAFT 1
Der wahre Grund
deiner Freude
und überschwänglichen Zärtlichkeit
lag sicher nicht
auf dem Grund der zweiten Flasche
Asti Spumante
und nach einigen Monaten
konnte ich sehen
was wir da angerichtet hatten
"Fühlst Du es, Schimansky?"
fragtest du mich
und dein Blick war vorsichtig
denn du wusstest
wo ich herkomme
und du kanntest
meine Geschichte
Ich legte vorsichtig
meine Hand
auf deinen Bauch
und ich berührte
und spürte dich
und das
was wir Leben nennen
und als es dann
schließlich kam
und schrie
und starb
weil es die Kraft nicht hatte
blieb uns nur Ohnmacht
und
Asti Spumante
KRAFT 2
Wir konnten uns noch so anstrengen
wir haben es nicht geschafft
Wir haben sie in Uniformen gepresst
und ihnen ihren Willen geraubt
wir haben sie beritten
beschnitten
geschlagen
ertragen
in ihrer Art
die nur sie zu leben wissen
Wir haben ihnen von Kindheit an
Kultur aufgezwungen
dass sie verstehen
wenn wir gehen
sie schutzlos
und unmündig sind
Wir forderten Söhne
für unsere Throne
und kam nur Weib
aus ihrem Leib
so straften wir sie
Wir haben sie
manipuliert
stranguliert
ihren Drang nach Entfaltung
massakriert
wir haben sie
gesteinigt
geschächtet
verbannt
und verbrannt
welch Glück
und welch Segen
sie blieben
am Leben
und tanzten
im Regen
KRAFT 3
Ich kam durch Zufall
in diese Hafenkneipe
und der Typ in der Ecke
sah schon ziemlich angeschlagen aus
Er hing an einem Sauerstoffgerät
und trug eine Augenklappe
"Wer bist Du und was treibt Dich hierher?"
sagten zwei unnatürlich rote Lippen zu mir
während ich an der Theke
die Getränkekarte studierte
"Schimansky, ich komme von der Westküste."
Ich gab dem Wirt ein Zeichen
und deutete mit dem Zeigefinger auf die Lady
deren Augen strahlten
als der Wirt ihr einen Longdrink vor ihre üppigen Brüste stellte
"Ein schöner Name"
säuselte sie
und fühlte meinen Bizeps
"Bist Du überall so kräftig, Schimansky?"
kicherte sie und ihr linkes Auge rollte zur Seite
"Wer ist dieser Typ dahinten?"
fragte ich sie
und nahm ihre Hand von meinem Schoß
"Das ist Luke, ein ehemaliger Walfänger. Er ist jeden Tag hier und säuft bis er vom Stuhl fällt."
"Warum ist er nicht draußen, die Saison läuft doch."
"Ein Wal hat ihn geholt, hat sein privates Boot angegriffen und ihn bis zum Meeresgrund mitgezogen."
Ich nahm meinen Drink und ging rüber zum Tisch
Das konnte ich nicht glauben
Sein Gesicht sah erbärmlich aus
In seiner Nase steckten die dünnen Plastikschläuche seines Sauerstoffgerätes
das leise vor sich hin gurrte
und sein gesundes Auge schien kein Lid mehr zu haben
es zuckte ständig und war trüb
"Hat Lilo Dir alles erzählt?"
fragte er mich und sein Atem rasselt
"Sie machte mich neugierig, Luke. Was ist da unten passiert?"
Wieder gab ich dem Wirt Zeichen.
"Wale haben eine Menge Kraft, mein Freund. Ich habe sie mein ganzes Leben lang gejagt und getötet. Sie hatten nie den Hauch einer Chance."
Er zeigte mir ein Bild aus guten Tagen
wie er an der Reling stand
bis zu den Knien im Blut
"Sieh Dir mein Gesicht an. Das Mistvieh hat mit meinem Gesicht den Meeresboden gepflügt. Dann ist er wieder mit mir hoch an die Oberfläche.
Mein Blut schäumte und fing an zu kochen.
Ich habe es nur knapp überlebt und ich habe die Botschaft verstanden."
Er nahm seinen Whisky, kippte ihn auf ex.
"Was für eine Botschaft?", fragte ich ihn und sein trübes Auge fixierte mich.
"Geh nicht an Orte, wo Du nichts zu suchen hast."
KRAFT 4
"Im Sterben sind sie alle gleich."
sage ich ihr
und sie sitzt da
mit offenem Mund
und starrt auf das Klatschblatt
"Schimansky, Du bist einfach nur widerlich."
und während sie das sagt
stupst sie das tätowierte Mädchen weg
das gerade ihre Fingernägel feilt
und ihr die Haube auf dem Kopf setzen will
"Mein Gott, sie war doch erst 27 Jahre jung!"
Sie kramt in ihrer Gucci-Tasche nach ihrem Handy
"Lassen Sie das jetzt, Amelie, ich will erst anrufen.
Machen Sie mir bitte einen kleinen Mocca, schnell schnell."
Amelie schaut mich an
und ich kneife ihr ein Auge,
stecke ihr meine Nummer zu
Sie ist süß,
heiß und neu auf der Insel.
Ich schaue mir ihr Profil an,
verdrehe die Augen und sie lächelt
Sie alle lächeln.
Bis sie
irgendwann
den jungen
braungebrannten Surfern
bei den Strandparties
auf den Leim gehen
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 23.06.2016
ISBN: 978-3-7396-6178-0
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