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Kapitel 1

Schiffstyp Passagierschiff
Rufzeichen YJVW6
Baukosten 29 Millionen Pfund
Kiellegung 5. Juli 1965
Stapellauf 20. September 1967
Indienststellung 2. Mai 1969
Außerdienststellung

27. November 2008

Schiffsmaße und Besatzung
Lange 293,5 m (Länge über alles)
Breite 32,03 m
Höhe Höhe (Unterkante Kiel bis Oberkante Schornstein): 52,2 m
Tiefgang max. 9,87 m
Verdrängung 48,923 t
Vermessung 70.327 BRZ
 
Besatzung 1015
Maschine
Maschine Neun MAN B&W-Dieselmotoren mit je 10.625 kW
Maschinen- leistung 130.000 PS (95.615 kW)
Geschwindigkeit max. 32,5 kn (60 km/h)
Propeller 2 Festpropeller
Transportkapazitäten
Zugelassene Passagierzahl 1.900

 

Queen Elizabeth 2

Die Queen

(Zitat, Moby Dick, Herman Melville)

„Es gibt Jahre ohne Gesicht, man hat wenig oder gar kein Geld in der Tasche, weiß nichts besonders anzufangen an Land, da packt einem das Verlangen auf See zu fahren und den wässrigen Teil der Welt zu sehen“.

 

Nein, so war es nicht ganz, aber doch ähnlich.

Kein Job, keine Wohnung, keine Möbel, meine geliebte Gerrit hatte aus unerfindlichen Gründen unsere Beziehung beinahe wortlos beendet. Und jetzt mit knapp 30 Jahren wieder zuhause bei Muttern. Ich war mehr als nur am Ende, ich war tod! Seelisch zumindest, denn erst jetzt fühlte ich, wie sehr ich diese Frau wirklich liebte. Sie war das beste, was mir jemals im Leben wiederfahren ist. Zumindest zu dieser Zeit! Niemand schenkte mir so viel Liebe seit mein Vater und mein Opa gestorben war. Ich fühlte mich vollkommen leer, hatte den Sinn des Lebens verloren und ich dachte daran alles zu beenden und zu sterben. Ich konnte und wollte niemanden mehr sehen. Niemals zuvor hatte ich Depressionen, doch jetzt hatte ich diese.

Was in aller Welt sollte ich jetzt anfangen? Das Ende der Beziehung war traumatisch. Seit mehr als einem Jahr waren wir nach langem Hin und Her zusammengekommen, hatten alle Widerstande und Probleme gelöst. Und ich hatte endlich keine moralischen Bedenken mehr, mit der Exfrau meines Cousin Manni zusammen zu sein. Unsere Beziehung war geprägt von Liebe, gegenseitigem Verständnis und einer Harmonie, wie ich sie vorher noch nie erlebt hatte.

Doch wie schwer war doch der Anfang dieser Lovestory, denn eine Beziehung zu einer Frau, die man schon seit über 10 Jahre kannte, bei welcher man bei der Hochzeit beiwohnte mit dem eigenen Cousin, war mehr als nur ungewöhnlich. Nein, ich war nicht der Grund der Trennung, das war die Schuld meines Cousins, der die Finger trotz seiner Traumfrau nicht von den Weibern lassen konnte, als das junge Ehpaar Pächter einer Tennishalle waren.

Es war der reine Zufall, das wir zusammenkamen. Nach vielen Jahren jedoch kommt es mir vor, als wäre das alles eine Art Rache gewesen an ihrem Exmann, da sie wusste, welch gute Beziehung ich zu meinem Cousin hatte. Wie dem auch sei, es war vorbei!

Natürlich war Mutter in Sorge und sie wollte dass ich irgendwo arbeiten gehe. Ich sah durch alle Zeitungen und suchte nach etwas sinnvollem. Doch ich fand einfach nichts. Was sollte denn auch sinvoll sein?? Ich saß nur noch blöd zuhause herum oder versuchte einen Blick auf Gerrit zu erhaschen, wenn sie ihr Geschäft verließ. Hin und wieder verkaufte ich für meinen Freund Andi ein paar Vermögensanlagen. Und ich arbeitete als Fensterputzer in den letzten paar Wochen. Doch das war einfach nicht genug um davon leben zu können. Und die Arbeit war hart!

Täglicher Verdienst ca. 70.-DM

 

Ich besuchte Gerrits Mutter, um etwas in Erfahrung zu bringen. Doch auch sie wusste keine Einzelheiten, sie war ebenfalls nur traurig über das was passiert war und schob Manni die ganze Schuld in die Schuhe. Sie hasste ihren Ex Schwiegersohn mittlerweile so sehr. Egal mit wem ich versuchte zu reden, es war keine Wahrheit ans Licht zu bekommen.

Ein paar Tage später rief der Mann an, der mein Leben offensichtlich mit Absicht zerstört hatte. Mein Cousin, denn ich eigentlich von Herzen gern mochte, mit dem ich so viele tolle Zeiten erlebt hatte.

Er wollte sich mit mir treffen und mir erzählen was passiert war. Ok, ich war einverstanden und wir trafen uns in der Nordstadt in der Bierkugel. Er war jaaaaa so traurig über alles. Nahm mich in den Arm und drückte mich. Er sagte mir, dass es einfach daran gelegen habe, dass Gerrit ihn noch immer zu tiefst lieben würde, und sie die Scheidung niemals überwunden hätte. Deshalb versuchte sie mit mir das ganze zu vergessen, doch als sie sich wieder trafen, wäre alles wieder in ihr hoch gekommen. Hmmm, ok, hörte sich einigermaßen logisch an, aber so richtig konnte ich es nicht glauben. Gerrit erzählte mir so viel über die Beziehung mit Manni und wie unglücklich sie gewesen wäre all die Zeit. Aber wer weiß schon, was in den Köpfen und Herzen so vor sich geht.

Manni machte mir einen Vorschlag. Ich solle zusehen, dass ich alles so schnell wie möglich vergessen soll und sehen was die Zukunft bringt. Er zeigte mir einen Zeitungsausschnitt einer Schweizer Zeitung. Stellenanzeigen einer Firma Metro! Die waren auf der Suche nach Leuten, die auf einem Schiff arbeiten wollen als Köche, Kellner, usw. Ich war baff im ersten Moment und es gingen mir tausend Gedanken gleichzeitig durch den Kopf. Das könnte die Lösung sein. Nichts wie weg von hier, denn leider hatte mein Onkel mir eine Absage erteilt mit Australien. Das war schon vor Wochen, als ich noch mit Gerrit zusammen war. Wir beide waren todtraurig darüber und all unsere Pläne waren nur noch Schall und Rauch. Doch auf ein Schiff zu gehen war schon lange mein Traum. Erst vor einer Woche kam eine Doku über die Queen Elizabeth II, welche für 350.000 Millionen DM in Bremerhaven umgebaut wurde. Ein unfassbar großes Schiff, um genauer zu sein, das größte, teuerste und zudem noch das schnellste der ganzen Welt. Nur super Reiche konnten sich den Luxus leisten, mit diesem Schiff zu reisen. Nur eine Ausnahme gab es. Die Fahrt von Southampton nach New York. Sie war die letzte ihrer Art, die diese traditionelle Route noch planmäßig fuhr. Überfahrt in der günstigsten Klasse damals 1650 DM für 5 Tage Überfahrt.

Ok, mein Entschluss stand fest, ich würde da sofort anrufen am nächsten Morgen. Ich sagte tschüss zu Manni und ging nach Hause zu Mutter. Natürlich erzählte ich ihr sofort darüber und sie sagte, dass es super wäre, einen Job auf einem Schiff zu bekommen und die Welt bereisen zu können. Es war immer ihr Wunsch die Welt zu sehen, aber das konnte sie nicht wegen Oma, die damals bei uns wohnte.

Es ging ihr mittlerweile gar nicht mehr gut und man konnte täglich ihren Verfall sehen. Sie tat mir so leid. Sie lag meistens nur noch im Bett und sie aß auch nicht mehr viel. Wie oft hatte sie mir geholfen in der Vergangenheit und jetzt war sie wohl kurz davor zu sterben. Nur 3 Tage später schlief sie friedlich in der Nacht ein!

 

Der erste Kontakt

Am nächsten Morgen rief ich in Zürch an und der Mann an der Strippe war sehr nett. Er sagte ich solle sofort die Unterlagen senden, Zeugnisse etc pp.

Tat ich auch und schon 2 Tage später rief er zurück und wollte wissen, auf welchem Meer ich gerne fahren würde. Hmmm, ich überlegte kurz und sagte einfach mal Mittelmeer. Denn dieses schien mir noch einigermaßen übersichtlich. Er machte mir einen anderen Vorschlag, und der sollte mir den Atem nehmen.

Er bot mir tatsächlich an auf der neu umgebauten Queen Elizabeth 2 als Koch zu arbeiten. Dort würden erfahrene Köche suchen und zwar für sofort, da dass Schiff schon in 5 Tagen von Southampton ihre Jungfernfahrt starten solle. Ich fragte ob ich den überhaupt eine Chance haben würde dort, denn immerhin war mein letztes kochen schon Jahre her. Er sagte, dass das kein Thema wäre, kochen verlernt man nicht, das wäre wie Fahrrad fahren. Er wollte schnellst möglich eine Zusage von mir. Ich sagte dass ich mich umgehend bei ihm melden würde, wenn möglich schon in ein paar Stunden! OK, ich legte auf und beredete mich mit Mutter. Die konnte kaum glauben, was ich ihr erzählte und sagte dass ich sofort zusagen soll. Was besseres könne mir gar nicht passieren!

Ich rief Andi an und erzählte ihm was gerade passiert war. Auch er war von den Socken und riet mir den Job anzunehmen. Er würde mir sogar die Agenturkosten bezahlen von 300DM!

Ok, das waren zwei wichtige Meinungen für mich. Ich ging selbst noch einmal tief in mich und ich wusste selbst, dass es das beste wäre! Einfach weg von hier, alles vergessen was passiert war und die Welt sehen. Was konnte es besseres geben? Und dann noch auf diesem Schiff!! Was für ein Wahnsinn!!

Ich rief wieder in Zürich an und sagte spontan zu! Ich wollte wissen, auf welchem Posten ich arbeiten würde, wie viel ich verdienen würde, und was ich mit zu bringen hätte.

Er gab mir zu verstehen, dass ich in meinem Alter ein Job als Chef de Partie bekommen würde, ohne Frage. Na nicht schlecht dachte ich, immerhin einer der höchsten Ränge.

Den Verdienst konnte er mich nicht genau sagen, das würde das Büro in Southampton mit mir vereinbaren. Aber sicherlich so um die 2500 US Dollar! Wow, das war ne Menge Geld! Und ich würde kaum etwas davon brauchen, da ja eh alles frei wäre auf dem Schiff. Nur die persönlichen Sachen, wie Zigaretten oder sonstigen Kram fürs tägliche Leben wären zu bezahlen und das wäre alles supergünstig auf dem Schiff. Mit zu bringen bräuchte ich auch nichts, denn das würde ich alles von der Reederei bekommen. Lediglich meine persönlichen Klamotten und was ich sonst so brauchen würde. Mann oh Mann, ich konnte mein Glück kaum fassen. Sollte am Ende doch noch alles gut werden?? Bekam ich wirklich eine solch große Chance?? Kaum zu glauben.

Es war Montag geworden. 3 Tage nach meiner Zusage, und das Telefon klingelte!

Büro Metro mit folgender Info! Abflug in 2 Tagen von Zürich nach London! Dort würden wir abgeholt werden und nach Southampton gebracht. Dann auf das Schiff und ab! Er würde mir jetzt so gleich ein Telegramm senden, welches er bekommen hätte vom Personalbüro der Reederei Cunard. WOW, ich war baff, das gibt’s doch gar nicht! In 2 Tagen bereits Abflug??!

In 2 Tagen bereits auf dem größten Schiff der Welt?? Ich ? Moi? Me?? Ich rief meine Schwester an und was weiß ich wen sonst noch. Keiner konnte es so richtig glauben, denn das war weit entfernt von anderer Leuten Gedankenwelt. Es war einzigartig und niemand sonst würde so etwas jemals tun können. Wie gerne hätte ich es Gerrit erzählt, doch ich hatte keine Chance außer den AB zu besprechen. Was ich auch tat! Und sie rief zurück und wünschte mir viel Glück. Sie wäre auch sehr traurig was passiert wäre, aber es wäre nun mal so im Moment. Viel mehr sagte sie nicht!

 

Abflug

Es war Mittwoch geworden, alle Verabschiedungen lagen hinter mir und ich saß im Auto von Andi. Wir waren auf dem Weg!

In Zürich angekommen erhielt ich mein Ticket für London und alle Anweisungen. Andi bezahlte die Gebühr und wir fuhren zum Flughafen. Ohhh Mann, es war ja auch mein erster Flug!! Mein Gott auch das noch.

Es war soweit und ich verabschiedete mich von Andi. Keine Ahnung wann ich überhaupt wieder zurückkommen werde. Keine Ahnung ob ich es überhaupt aushalten würde auf See, keine Ahnung welchen Vertrag ich bekommen würde, und noch viel mehr vom dem ich so gar nichts wusste. Mir war flau im Magen vor Nervosität. Was würde mich alles erwarten?

Einchecken, Boarding und zum ersten mal in einem Flugzeug sitzen. Oh mein Gott, ich dreh gleich durch. Jetzt war ich völlig auf mich alleine gestellt. Hoffentlich würde ich die Leute überhaupt finden in Heathrow. Hoffentlich ist überhaupt jemand da? Was soll ich nur machen, wenn alles nur ein großer Beschiss war?? Keine Ahnung und davon sehr viel.

Die Kiste hob ab und es war gewaltig. Wow, was für eine irrsinnige Beschleunigung. Und dieser sagenhafte Ausblick von hier oben. Mir fehlten die Worte und selbst wenn ich welche gehabt hätte, wem hätte ich sie sagen sollen? Wir waren auf Flughöhe und ich zündete mir eine Zigarette an. Damals war rauchen noch erlaubt! Plötzlich hörte ich Stimmen hinter mir! Die Worte Queen Elizabeth fielen! Ich dreht mich um und sah 2 junge Kerle, so ca.20-22 Jahre alt. Ich sagte hii und wollte wissen, ob sie auch auf dem Weg zum Schiff wären. Sie meinten jaaaaa! Was für ein Glück für uns drei. Nun waren wir nicht mehr alleine mit unseren Sorgen und Ängsten und wir waren guten Mutes, dass alles klappen würde. Auch für diese Jungs war es das erste mal, dass sie auf große Reise gingen. Wir verglichen unsere Telegramme und Anweisungen. Auf allen stand dasselbe, nur bei einem war ein kleiner Unterschied. Er sollte den Bus nehmen nach Southampton und nicht wie bei uns geschrieben warten bis wir abgeholt werden am Airport. Hmmmm komisch!

Wir landeten und der Flug war einfach klasse. Aussteigen und auf die Koffer warten. Zollkontrolle und nachsehen was Sache ist. Niemand war da zum abholen! Keiner da den wir hätten fragen können. Mist elender, das geht ja schon gut los. Pierre war gleich richtig angefressen und Pascal schaute dumm aus der Wäsche. Ich entschied als ältester! Lass uns den Bus nach Southampton suchen und ab. OK, wir fragten uns durch und wir fanden einen Bus. 2 Stunden Fahrt und wir waren dort. Aussteigen an irgendeiner Bushaltestelle! Nun standen wir da und wussten nicht weiter. Wir waren genau da, wo es beschrieben stand im Telegramm. Hmm lustig, was für ein Zufall. Tja es war mittlerweile 14:30 Uhr und abholen wäre um 15:00 Uhr. Ok wir warten! Mal sehen.

Keiner kam, nichts und niemand! Super! Was jetzt? Fragen wir einfach wo diese Reederei ist und nehmen uns ein Taxi. Ich hatte 150 DM bares, mehr nicht! Ok dann los. Klar das jeder hier Cunard kannte, und der Weg dorthin war nicht weit. 5 Minuten mit dem Taxi und wir standen vor dem ehrwürdigen Gebäude von CUNARD! Beeindruckend! Wir gingen zum Eingang und traten in das Gebäude ein. Wow, wow und noch ein wow! Ein gewaltiges Entree, gefüllt mit riesigen Gemälden und Schiffsmodellen. Oberedel alles mit Marmor und Stuck an Wänden und Decke. Ja so stellt man es sich vor!! Ein livrierter kam auf uns zu und fragte rüde was wir hier wollten. „ Na wir gehören zum neuen Personal der QE2!“ so der Nickname des mächtigen Schiffes ( erfuhren wir allerdings erst später!).

„ Whats the hell? „ sagte der unfreundliche Engländer und fuhr fort. Ihr gehört überhaupt nicht zu CUNARD, ihr seit gewöhnliches Personal, ihr habt hier nichts zu suchen. Schaut zu , dass ihr hier verschwindet.

Langsam stieg die Wut in mir hoch und ich probierte mein Schulenglisch, das allerdings äußerst holprig war.

„ So tell me where we must go now!!“ gab ich mit bösem Unterton zurück. Und ihn deutsch fluchte ich wie ein Rohrspatz.

„ Was glaubst du eigentlich wer du bist du Clown.?“

„Here are our documents, read yourself my friend!“

Er sah sich den Mist an und sagte uns gleichermaßen unfreundlich wo wir hinzugehen hätten.

„And now fuck off!“

Was hat der gerade gesagt? Ich drehte mich um und zeigte ihm meine Faust! Sei bloss vorsichtig du Wichser, sonst gibt’s gleich was auf die Hufe. Hmm er schien wohl zu verstehen, dass ich etwas stinkig war und änderte seinen Ton. Er begleitete uns nach draußen und zeigte uns den Weg, welchen wir zu gehen hätten. Nur 5 Minuten! Aus den 5 wurden schnell 10 und die Arme wurden lahm vom Kofferschleppen. Rollen an den Koffern gab es nicht! Wir nahmen noch ein Taxi und versuchten dem Fahrer zu erklären wohin. Doch der gute Mann wusste wovon wir sprachen und wir fuhren eigentlich nur noch um die Ecke. Er zeigte uns einen Wohncontainer! Das sei das Personalbüro für die Crew von der QE2!

Wassss??? Will der mich jetzt verarschen?? Nein, wollte er nicht. Es war ein Fakt!

Ok dann mal dahin! Wir wurden freundlich empfangen und wurden gefragt, ob alles geklappt hätte. Nein gar nichts hat geklappt guter Mann, im Gegenteil! Ach du Scheiße, das täte im aber sehr leid. Immer dieses dämliche Büro Metro! Ständig würden die nur Mist verzapfen! Hmm, gut, aber das Telgramm war nicht von Büro Metro, sondern von Zypern Limassol.

Es wurde nur von Metro an uns weitergesendet. Ich zeigte ihm das Telegram. Der gute Mann guckte mich verdutzt an. „Na schau selbst!“ Hier!!“ sagte ich.

Er las und ignorierte es weitest gehend, Nett, auch ´ne Art, gell! Wie dem auch sei, jetzt wäre ja alles gut und wir könnten die Verträge unterschreiben. Er fragte nach dem Ausweis und gab uns jeweils ein Exemplar des Vertrages. „ Here you should sign please!“

Immer langsam mit den jungen Pferden sagte ich zu Marcel und Pieree. Erst mal lesen was da so drinsteht. Ich sah, dass mein Rang nicht Chef de Partie war, sondern nur Commie cook. Das ist die unterste Variante, sozusagen der Lehrling, oder Arsch der Woche. Aber hallo, so nicht!! Und 1150 US Dollar ist ja nun auch nicht wirklich die Welt!!

Tja, das wäre aber so, jeder fängt gleich an auf einem Schiff! So die lapidare Antwort des Mannes! Der Hinweis, wer zu informieren wäre beim Todesfall machte mir auch nicht wirklich Mut den Vertrag zu unterschreiben. Ich fühlte mich wie Ismael, der auf der Pequod anheuerte ( Moby Dick)! Der wurde damals auch gewarnt, auf diesem Seelenverkäufer anzuheuern, doch er schlug alle Vorwarnung in den Wind und überlebte als einziger das Drama!

Aber auch mir blieb nichts anderes übrig, als zu unterschrieben. Was zum Teufel hätte ich sonst tun sollen? Nach Hause trampen? Oder über den Kanal schwimmen?

Also komm, gib her den Scheiß! Ich unterschrieb! Und die anderen zwei Jungs auch.

Nun erzählte uns der gute Mann, dass wir erstmal in einer Seefahrerpension unterkommen sollten, da die QE2 noch nicht in Southhampton wäre. Ach nee, wieso das denn? Es hätte noch einige Probleme gegeben bei der Probefahrt nach Le Havre war die doch sehr detaillierte Antwort. Mann oh Mann, wir waren einfach nur sprachlos.

Na doll, ich find es klasse hier, läuft doch so richtig alles nach Plan. Leck mich! Ich wusste doch, dass die Sache mal wieder einen Haken hatte! Das konnte doch alles gar nicht wahr sein! Jetzt saß ich in der Falle und es gab kein zurück! Super!! Yeeeepeeh aii yeahhh!

Man(n) zeigte uns den Weg zur Pension und wir marschierten wieder los, Koffer tragen, Arme bis zum Boden. Endlich dort!

Wir wurden wirklich freundlich empfangen und eine nette ältere Lady zeigte uns unsere Zimmer. Natürlich hatten wir mindestens noch 1-2 Jungs auf dem Zimmer, aber das war ok so. Auch zum Essen gab es, nicht sonderlich lecker, aber immerhin es war kostenlos. CUNARD musste zahlen, wegen der Verspätung. Jede Menge Leute aus allen Herren Ländern waren zugegen und warteten gespannt auf das Schiff. Mich quatschte ein Engländer an der schon ordentlich einen im T hatte. Aber er wusste zumindest einiges, was mich zu interessieren hatte. So gab er kund, dass auf dem Schiff 7 Tage die Woche ca. 12-14 Stunden gearbeitet wird. Ups, das war eine weniger erfreuliche Nachricht!! Auch die nächste war wenig erbaulich, denn es gab nur stundenweise Ausgang wenn das Schiff in einem Hafen liegen würde, und auch nur dann, wenn man keine Schicht hatte. Oho! Hörte sich reichlich stressig an. Er zeigte mir auch die geplanten Reiserouten! Und die hatten es in sich. Bis dato war ich der Meinung, dass wir lediglich die Atlantikroute fahren würden zwischen Southampton und New York, doch weit gefehlt. Das war zwar immer planmäßig vorhanden, aber nur nach den großen Trips, welche die QE2 machte, quasi rund um die Welt. WOW! Das war ja ganz hammermäßig und kam völlig überraschend. So würde unser Fahrplan aussehen in den nächsten 4 Wochen: Le Havre, La Coruna, Lissabon, New York, Bermudas,  New York, Marthas Vineyard, New York, Southampton!

Mein lieber Freund, du wirst ziemlich viel sehen von der Welt! Und das in nur 4 Wochen!

Wir gingen ein typisch englisches Bier trinken. GUINESS! Na ja, da muss man sich auch erst daran gewöhnen, aber es ging so. Ich fragte wie und wo man hier telefonieren könne und er zeigte mir auch das noch. Ich rief kurz zu Hause an, und gab die neuesten Infos durch. Das war das erste und letzte mal, dass ich zu Hause anrief in den nächsten Wochen. Internet? Haha daran war noch nicht einmal im Traum zu denken! Auf dem Schiff könne man über Satellit telefonieren, doch das wäre sakrisch teuer. Hmmm woher wusste er das alles nur?? Er war schon öfters auf Schiffen als Kellner, und das wäre quasi auf allen Schiffen so. Auch die Arbeitszeiten. Genauso wie es auf allen Schiffen Chinesen gab, die für die gesamte Wäsche verantwortlich wären. Philippinos, die die niedrigen Arbeiten verrichten in der Küche und auch sonst wo immer Manneskraft gefordert war, als Unterstützung für die Matrosen, oder auch als Hilfe für die Ingenieure im Maschinenraum. Keiner wusste jedoch im Moment wo unser Dampfer war und es gab die tollsten Gerüchte.

So wäre der Kahn in schweres Wetter gekommen und es hätte erheblichen Schaden gegeben. Deshalb wäre sie jetzt in Le Havre im Trockendock. Sogar ein Maschinenschaden attestierte einer der Jungs. Andere wussten, dass die QE2 noch immer in Bremerhaven wäre, da sie noch gar nicht fertig wäre. Nun ich glaubte alles oder nichts. Es kam auf das gleiche heraus! Das Schiff war einfach nicht da! Basta! Wie lange wir noch hierbleiben mussten? Keiner hatte auch nur den geringsten Schimmer, aber wir sollen es einfach genießen, denn wenn der Kahn da wäre, wäre es vorbei mit dem Spaß und die Arbeit würde uns langsam aber sicher umbringen. Hmmm, toll!

Hatte ich mir doch irgendwie anders vorgestellt, denn in der Serie „ Das Traumschiff“ lief das etwas anders. Tolle Offiziere, ständig gut gelaunt, das Personal durchweg schön anzusehen und schon gar nicht übermüdet, ein stets launiger Kapitän und ein blendend aussehender Ladykiller namens Sascha Hehn.

Doch eines stimmte laut Aussage meines Engländers John, man brauchte tatsächlich superwenig Geld auf dem Schiff. Alles wäre billig, sogar die Zigaretten kosteten scheinbar nur 8.- DM die Stange! Auch Bier und sonstige Drinks waren äußerst günstig anscheinend und das bestätigte sich auch später. Die Leutchen hier waren gut drauf und auch die Herbergsleute der Pension waren stets lustig und immer hilfsbereit. Da kannste nicht meckern. Trotzdem kam ich mir einigermaßen verloren vor, und meine Nervosität wollte nicht enden. Die Aufregung war all gegenwärtig und ich hatte stets meine Ohren offen für all den Mist der hier so erzählt wurde. Doch einiges davon stellte sich als Tatsache heraus.

Der erste Tag war vorüber und ich ging um 00:30 todmüde ins Bett. Auch mein Zimmerkumpel schlief schon als ich kam. Wir hatten uns nur kurz getroffen, als mir mein Zimmer gezeigt wurde. Ein Österreicher namens Kurt. Perfekt, denn der sprach deutsch!!

Der nächste Tag kam und wir wir wurden schon zeitig geweckt um das internationale Frühstück mit baked beans, bacon, toast und fried eggs zu uns zu nehmen. Schmeckte lecker, vor allem die weißen Bohnen in einer würzigen Tomatensauce. Das Schiff wäre scheinbar am Mittag in Southampton hieß es! Pustekuchen Herrschaften! Kein Dampfer weit und breit! Der Össi und ich freundeten uns an und gingen mit dem Engländer John nach dem Lunch die Stadt erkunden. Ein prächtiges Städtchen mit vielen schönen alten Gebäuden, die sehr gepflegt und einfach extrem schön anzusehen waren. Auch die angelegten Parks waren tipp top gepflegt und wir genossen den Tag! Die Mädels hier waren auch nicht zu verachten, denn sie geizten nicht mit ihren Reizen. Miniröcke, High Heels, und ´ne Menge schön anzusehender prächtiger Titten, die nur dürftig mit ziemlich durchsichtigen Blusen bedeckt waren. Hier schien man gerne zu zeigen, was der Herrgott einem so mit auf den Weg gab. Wir saßen im Park und schauten nur! War irgendwie wie Kino! John erklärte uns, das es auf dem Schiff immer was zu vernaschen gäbe, man müsste nur zusehen, das man Gas gibt, denn die Jungs waren klar in der Überzahl. Die Mädels wären ja nicht umsonst auf dem Schiff. Die wollten Abenteuer, sex and drugs and Rock n Roll. Nun mir war nicht so wirklich danach, denn der Schock mit Gerrit saß tief und das Interesse an Mädels war bei null angekommen.

Es war Abend geworden und wir waren zurück in der Pension! Null und nichts neues von der Queen! Mann, was soll das?? Werden wir hier noch lange sitzen müssen? Ist das neue Schiff schon dermaßen am Arsch, dass es nicht mal den Heimathafen erreichen kann?

Noch ein Guinness und dann ins Bett. Alle waren irgendwie nervös zwischenzeitlich, weil es keine News gab.

 

Abfahrt

Der nächste Morgen! Frühstück wie gehabt, und noch immer nichts neues! Keiner wusste irgendwas, doch ein paar Jungs wollten das Schiff gestern schon im Hafen gesehen haben.

Össi Kurt, Uk John und meine Wenigkeit wollten uns das ansehen und waren schon dabei die Pension zu verlassen. Doch dann plötzlich helle Aufregung, denn ein Bus hielt vor der dem Eingang, ein Mann in Offizierskleidung stieg aus und sagte wir sollen zurück in die Pension. Ein QE2 Zeichen auf dem Hemd wies ihn als Crewmember aus und wir taten was uns gesagt wurde. Rein in den Vorraum und lauschen was der gute Mann zu

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 22.11.2014
ISBN: 978-3-7368-5788-9

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Bedanken möchte ich mich vor allem bei meinem Kumpel Herby, meiner so lieben Abby und natürlich bei Svenia. Ihr habt mir den Alltag erträglich gemacht. Wo immer ihr auch heute seit, alles Glück und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.

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