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Vorwort

 

 

Texte:

© MimsKar

 

Bildmaterialien:

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Cover:

© MimsKar

 

Alle Rechte vorbehalten.

 

 

 

Be my Man

 

„Bein hoch!“, wurde laut durch den Raum gebrüllt. Meine Muskeln gehorchten dem Befehl nur zögerlich und zitterten deutlich. Licht fiel mir ins Gesicht und ließ mich blinzelnd zur Seite gucken. „Höher! Wie sieht das denn später aus, wenn du es nicht mal schaffst, dein Bein ordentlich zu heben!“

Ich zwang mich tief durchzuatmen und dem Fotografen nicht meine Antwort an den Kopf zu knallen, denn diese würde mich eindeutig den Job kosten. Ich war zwar noch 'relativ' neu im Geschäft, aber selbst ich erkannte, dass der Fotograf so gut wie keine Menschenkenntnis besaß.

Von Sympathie war weit und breit nichts zu sehen und seine Höflichkeit schien er auch in seinem Garten vergraben zu haben. Zwei Mal hatte ich schon das Vergnügen gehabt mit ihm zusammen zu arbeiten, und das dritte Mal schien auch nicht wesentlich besser zu laufen als die ersten beiden. Nicht dass das Ergebnis schlecht war, ganz im Gegenteil.

Die Bilder, die er schoss, waren fantastisch wenn nicht sogar sensationell. Die Ideen waren originell, die Kulisse gut gewählt und er ließ die Models nicht mit Make up zukleistern, wie ich es schon in so manchen Fällen erlebt hatte. Da konnte ich gut darauf verzichten. Es schmierte, juckte und gut sah es, meiner Meinung nach, an einem männlichen Model auch nicht aus. Schminke konnte ruhig den Frauen vorbehalten bleiben.

Nur an der Ausführung haperte es halt etwas. Sobald er den Raum betrat, sprangen viele so weit wie möglich auf Abstand.

Seine massige Gestalt, brachte ihm noch einmal doppelte Achtung ein und wenn er einmal die Stimme erhob, gingen alle in Deckung, nur ich nicht.

Denn ich musste vor einer weißen Leinwand sitzen mit tausenden von Scheinwerfern auf mir, die mir alle in die Augen zu leuchten schienen, und dabei sollte ich noch ein verführerisches Gesicht aufsetzen.

Na dann Prost, Mahlzeit.

 

Ein genervtes Stöhnen erklang und der Fotograf, welcher von allen nur Evens genannt wurde, stand auf, warf seinen Stuhl mit einen lauten Knall nach hinten um und kam mit schweren Schritten auf mich zu. Seine Lederschuhe knarzten auf dem Parkett und mit jedem Schritt, den er näher kam, beschleunigte sich mein Herzschlag. Diesen Mann wollte man nicht näher als fünf Meter an sich heranlassen.

Ich setzte mich schnell auf und sah ihm abwartend entgegen. Vor mir ging er in die Hocke und griff nach meinem Kinn. Er drehte meinen Kopf von links nach rechts, betrachtete mich kritisch und gab mir anschließend einen leichten Klaps auf die Wange.

„Wo ist dein Problem? Du siehst ganz ansehnlich aus! Wenn du deine grünen Augen mal richtig in Szene setzten würdest und dich nicht bei jeder klitze kleinen Bewegung so anstellst, könnte das sogar heute noch etwas werden! Komm, leg dich wieder hin!“

Ich führte seinen Befehl argwöhnisch aus, legte mich wieder auf das Podest und brachte mich in Stellung. Prankenartige Hände rückten an mir herum. Das eine Bein wurde etwas mehr angewinkelt, der Arm musste ein Tick weiter über den Kopf geschoben werden. Rücksichtlos riss er mein anders Bein nach oben, sodass ich mir gerade noch einen Schmerzenslaut verkneifen konnte. Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht und er drückte es noch ein kleines Stücken höher.

Sadist!

Nachdem er drei weitere Minuten an mir herum hantierte, trat er schließlich einen Schritt zurück und ein zufriedenes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Na Hauptsache er war zufrieden - und beeilte sich! Mein Bein begann langsam zu krampfen, und meinem Arm erging es nicht besser. Dabei hatte ich heute morgen noch gedacht, dass dieses Shooting vielleicht nicht so anstrengend werden würde wie die bisherigen. Aber es war schlimmer! Die knappe schwarze Hose, die ich trug, verdeckte mein Heiligtum gerade so und würde ich durch die Pose nicht so ins Schwitzen geraten, wäre ich wahrscheinlich schon längst erfroren. Der Stein auf dem ich lag, war hart, kalt und alles andere als hilfreich um einen entspannten Eindruck zu hinterlassen.

„Guck nicht so verkrampft!“, ertönte da auch schon der nächste Befehl durch die Halle und ich ließ locker, worauf ich direkt angeschrien wurde, dass ich meine Muskeln gefälligst anzuspannen hatte. Im Fernsehen sah immer alles so einfach aus. Eine Person setzte sich auf einen Stuhl, führte ein paar verrückte Posen aus und nach den ersten zehn Schüssen, hielt man das perfekte, schon bearbeitete Bild in der Hand.

 

In der Realität sah leider alles ganz anders aus.

 

Als erstes kamen die Wartezeiten. Man wurde für sechs Uhr gebucht, aber warum sollte der Fotograf schon pünktlich sein? Machen wir einfach mal acht Uhr daraus, störte ja auch niemanden. Obwohl es meistens daran lag, dass das vorherige Shooting länger als geplant dauerte oder technische Schwierigkeiten auftraten.

Dann wurde man meistens in Klamotten gesteckt, die überhaupt nicht den eigenen Stil entsprachen und somit nicht leicht zu präsentieren waren. Dies war aber noch das geringste Übel.

Das Allerschlimmste war das ewige Stillhalten.

Es sah nicht schwer aus, eher als würde man mal gemächlich eine Pause einlegen, aber dieses still halten, zerrte ganz schön an den Kräften. Wie sollte man elegant aussehen, wenn man gleichzeitig einen Krampf im Bein hatte, wie es bei mir gerade der Fall war!?

Ich ließ mein Bein einfach nach unten klappen und legte mich erschöpft auf den Rücken.

„Hey, jetzt mach nicht schlapp! Die letzten Minuten schaffst du auch noch! Danach kannst du Feierabend machen!“, brüllte Evens laut und die ersten Helfer huschten außer Reichweite. Seine Wutausbrüche waren legendär und ich wäre sicher nicht das erste Model, welches seine Füße in die Hand nahm und die Flucht ergriff.

Aber ich blieb, denn ich brauchte das Geld. Ich hatte nur mit Modeln angefangen, damit ich mein BWL-Studium bezahlen konnte und nicht dauernd rote Zahlen auf meinem Konto sah. Inzwischen war mein Studium fast beendet.

Nur noch ein halbes Semester lag vor mir, dann würde ich mich in die weite Welt stürzen und wahrscheinlich direkt auf die Nase fliegen. So weit war es aber noch nicht und solange es ging, genoss ich es zu studieren.

Geld hatte ich inzwischen genug. Nicht das ich es sorglos zum Fenster raus werfen konnte, aber mein Studium hatte ich erfolgreich bezahlt und rote Zahlen hatte mein Konto schon seit Anfang meiner Aufträge nicht mehr gesehen.

Anfangs hatte ich mir vorgenommen sofort, nachdem ich genug Geld aufgetrieben hatte, aufzuhören. Dann aber hatte sich ein Gedanke in mir festgesetzt, welcher mich einfach nicht mehr losließ. Er hatte mich lange gequält, war zu meinem Herzenswunsch geworden, sodass ich einfach nicht aufhören konnte und wollte. Erst wenn ich durch die Ziellinie gerannt war, würde ich mich vollkommen auf das danach konzentrieren.

Es hieß doch auch immer, dass man im Jetzt leben sollte und nicht im Morgen. Genau das war mein Motto, nur dass meine Gedanken teilweise schon im Morgen schweiften.

Ein letztes Mal rappelte ich mich auf und fuhr die gewünschten Posen aus. Ich musste nur an meinen Wunsch denken, dann klappte das alles schon.

 

Eine Stunde später war dann endlich Feierabend, zumindest für mich. Evens sah sich begeistert die Fotos an und bastelte hier und da ein bisschen herum. Mit einem Sicherheitsabstand stellte ich mich hinter ihn und versuchte einen Blick auf eines der Bilder zu erhaschen.

„Die sind großartig geworden!“, lobte er mich und brachte eine ganz andere Seite von sich zum Vorschein. Ich glaube ich hatte noch nie ein positives Wort aus seinem Mund gehört, welches nicht von Sarkasmus durchtränkt wurde.

„Danke“, nuschelte ich in meinen Dreitagebart, welcher so gut wie immer mein Gesicht zierte. Nun ja, zumindest alle drei Tage.

„Du musst mehr Sport machen! Du hast zwar einen schönen Körper, aber du bist so beweglich wie ein Brett! Du machst hier sexy Fotos, keine für den Bund.“

Ja, dass klang schon mehr nach ihm...

Ich blieb noch eine Weile stehen, sah dabei zu, wie er aus einfach Bildern Meisterwerke zauberte. Das war ein Talent! Ich saß einfach nur da und sah gut aus. Mein Gesicht hatte weder etwas mit Talent, noch mit harter Arbeit zu tun. Ich wurde so geboren und jeder, der mein Aussehen hatte, konnte modeln. Er dagegen hatte sich alle Kenntnisse hart erarbeitet, war am Ball geblieben und hatte sie schließlich perfektioniert.

So ein Durchhaltevermögen musste man erst mal an den Tag legen. Es war mir ein Rätsel, warum er noch nicht zu den Top Fotografen gehörte. Evens war eher unbekannt, hatte zwar seine kleine Fantruppe, hielt sich aber trotzdem im Hintergrund. Sonst wäre ich auch kaum bei ihm gebucht worden. Der größte Auftrag, den ich bis jetzt ergattert hatte, war für eine Autowerksatt gewesen. In einen blauen Overall gekleidet, schraubte ich an einem Auto herum. Das Bild war nicht schlecht gewesen, meiner Meinung nach aber ziemlich geschmacklos. Die Restlichen waren eher kleinere Geschichten gewesen, aber alle ihr Erlebnis wert.

 

Ich verschwand schnell in der Umkleide, um meine Alltagsklamotten anzuziehen und endlich die viel zu enge Hose loszuwerden. Ein Mann hatte diese definitiv nicht entworfen, denn der würde wissen wie unangenehm es war, wenn nicht genug Platz vorhanden war.

Noch schnell den Parka übergezogen, dann hielt mich nichts mehr. Beim Herausgehen rief ich Evens noch ein

„Auf Wiedersehen“ zu, doch er war so sehr in seine Arbeit versunken, dass er es noch nicht einmal bemerkte. Oder er hatte einfach keine Lust mir zu antworten.

Eine halbe Stunde dauerte die Busfahrt, dann stand ich endlich vor meiner Haustür. Vollkommen fertig warf ich meine Jacke einfach in die Ecke, kickte die Schuhe von den Füßen und folgte dem Klang des Fernsehers. Die Wohnung war recht klein, aber sie war mir ans Herz gewachsen. Anfangs war ich noch von Stade nach Hamburg gependelt, aber seit rund drei Jahren lebte ich in dieser bescheidenen Wohnung und dafür gab es einen ganz bestimmten Grund.

Dieser Grund lag gerade schlafend auf unserem Sofa. Den Kopf in den Nacken gelegt, die Füße auf dem Tisch und leise vor sich hin schnarchend. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und mein Herz begann zu flattern. Wie konnte man diesen Mann nicht begehren? So leise ich konnte, suchte ich die Fernbedienung und schaltete die alte Klapperkiste aus.

Meine Hand fuhr wie von selbst zu seiner Wange und strich eine braune Strähne, die ihm über die geschlossenen Augen viel, liebevoll beiseite. Dann drückte ich ihm sanft einen Kuss auf die Stirn, schlang meine Arme langsam um ihn und hob ihn hoch. Sein Kopf fiel auf meine Schulter und schmale Arme schlangen sich um meinen Hals.

„Du bist ja schon da“, kam es verschlafen von Sven, während er sich über die Augen rieb. Ein leises Lachen entfuhr mir.

„Schon ist gut, es ist schon nach elf.“ Mit ihm als Gepäck lief ich in unser Schlafzimmer und trat die Tür mit meinem Fuß hinter uns zu. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden mich auszuziehen, legte ich mich zu ihm ins Bett und zog die Decke über uns. Sofort drängte sich ein Bein besitzergreifend zwischen meine und meine Brust wurde als Kissen missbraucht. Kleine Finger streichelten meine Seite und ließen einen Schauer nach den anderen über meinen Körper rinnen.

„Ich finde es scheiße, dass du immer erst so spät kommst“, nuschelte er gegen meine Brust und die Hand, welche mich eben noch liebevoll gestreichelt hatte, krallte sich fest in meine Seite. Ich gab mein Bestes mir nichts anmerken zu lassen, umarmte ihn stattdessen noch fester. Dieses Thema war schon etliche Male bei uns auf dem Tisch gelandet. Durch das Studium und das Modeln, war ich so gut wie ausgelastet und da blieb mir nur wenig Zeit für meinen Freund.

Viel zu wenig, wie ich fand. Ich war da nicht der Einzige, denn Sven litt eindeutig auch darunter.

Er stand morgens früh zusammen mit mir auf, nur um etwas mehr Zeit mit mir zu verbringen. Die Stunden, die ich Freizeit hatte, verbrachte er meistens auf der Arbeit und abends versuchte er solange wach zu bleiben, dass er mich noch erwischte.

Doch immer öfter fand ich ihn schlafend im Wohnzimmer vor. Lange konnte es nicht mehr so weiter gehen, dessen war ich mir bewusst. Obwohl wir zusammen wohnten, unternahmen wir nur noch etwas an den Wochenenden. Dabei wollte ich meine gesamte Zeit mit diesem tollen Mann zusammen verbringen und das am Besten bis zum Ende meines Lebens. Ich hatte das Glück gehabt und das gefunden, wovon alle ihr Leben lang schwärmten: Den Mann fürs Leben.

 

Obwohl ich das nach unserer ersten Begegnung eher weniger geglaubt hatte.

Mit vielen Tüten bepackt, war Sven durch die Stadt getaumelt, hatte hier und da etwas verloren und schien absolut keine Ahnung gehabt zu haben, wo er überhaupt war. Als ich auf ihn zu getreten war, um ihm meine Hilfe anzubieten, zertrat ich aus Versehen einen kleinen Gegenstand. Er musste ihm ebenfalls aus einer der tausend Tüten gefallen sein, was ich einen Moment später erfuhr, als er mich dafür zusammenstauchte.

Eine halbe Ewigkeit hatte ich auf dem Platz gestanden und war immer mehr in mich zusammen gesunken und das nur, weil ein kleiner Zwerg mich nieder putzte! Erst eine ganze Weile später war ihm die Luft ausgegangen und er hatte sich mit hochroten Wangen bei mir entschuldigt. In den brauen Augen hatten Tränen geglitzert, sodass ich nicht lange darüber nach gedacht hatte und ihn als Entschuldigung auf einen Kaffee eingeladen hatte.

Diesen hatte er auch ganz gut gebrauchen können, denn unter seinen Augen hatten dunkle Augenringe gelegen. Mehrere Stunden hatten wir uns unterhalten, wo ich unter anderem auch erfuhr, dass er schwul war und sein Freund ihn gerade sitzen gelassen hatte. In bester Stimmung, hatten wir uns verabschiedet und jeder war seinen eigenen Weg weiter gegangen.

 

Zwei Monate später hatte ich ihn dann durch Zufall im „Dark“, einer aufgeschlossenen Bar, wiedergetroffen und ab dem Tag, hatte sich alles entwickelt. Trotz der unzähligen Körbe, die er mir anfangs erteilt hatte, wurde aus uns beiden ein Paar. Und es waren wirklich unzählige. Erst als mir wirklich alle Ideen ausgegangen waren und ich mich verzweifelt besoffen hatte, erlöste er mich, ließ meine Welt erblühen und mein Herz rasen.

„Ich weiß“, flüsterte ich leise. „Mir geht es nicht anders.“ Ein genervtes Schnauben erklang und Sven rückte von mir ab.

„Und trotzdem tust du nichts dagegen!“ Er fuhr sich durch die Haare und blickte mich schließlich gereizt an.

„Wieso machst du noch weiter? Du hast gesagt, dass das Modeln nur eine Übergangslösung ist. Dafür geht das jetzt aber schon eine ganze Weile. Ich liebe dich und ich will dich nicht verlieren, aber wenn das so weiter geht, werde ich das und ich gehe lieber rechtzeitig, ehe wir nur noch Zimmergenossen sind, die sich wenn es hoch kommt, 'Hallo' und 'Auf Wiedersehen' sagen!“ Tränen traten in seine Augen und er sprang so schnell aus dem Bett, dass ich nicht schnell genug reagieren konnte. Meine Hand griff ins Leere und genau diese Leere breitete sich gerade in meinem Herzen aus.

Wenige Sekunden später knallte die Haustür ins Schloss und ich sprang auf meine Beine. Ich würde ganz sicher nicht zulassen, dass unsere Beziehung jetzt in die Brüche ging, nicht, wo ich so nahe am Ziel war! In Rekordgeschwindigkeit hatte ich mir meine Jacke und Schuhe übergestreift, Sven's Jacke geschnappt und war zur Tür hinaus gestürmt. Allerdings blieb ich wie angewurzelt stehen, als ich das kleine Häufchen Elend sah, welches sich neben der Haustür auf den Boden gesetzt hatte.

Einen Moment lang sah ich einfach nur auf ihn nieder, betrachtete die feuchten Wangen, das Haar, welches vom Schlafen noch total zerzaust war und seine Lippen, die hin und wieder ein Schluchzen verlauten ließen. Ein Ächzen entfuhr mir, als ich vor ihm in die Hocke ging und die Jacke fest um seinen kleinen Körper schlang. Er sah mich weder an, noch reagierte er auf eine andere Weise auf meine Anwesenheit.

„Ich liebe dich auch“, sagte ich das Erste, was mir in den Sinn kam, umfasste sanft seine Wange und drückte ihn einen kurzen Kuss auf die Lippen. Ein schmales Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als ich mich neben ihm nieder ließ und meine Schulter gegen seine lehnte.

 

Eine ganze Weile starrten wir schweigend auf den langen Gang. Es zog gewaltig von unten hoch und der Geruch war auch nicht gerade angenehm, trotzdem blieb ich an seiner Seite. Es kam mir noch nicht mal in den Sinn, ihn hier sitzen zu lassen und nach drinnen zu gehen. Er würde die Zeit bekommen, die er brauchte, und als Gegenzug erwartete ich nicht mal viel. Ich wollte ihn einfach nur wieder in meine Arme schließen und ihn um den Verstand küssen. Ich wollte wissen, dass er an meiner Seite blieb und mich nicht verließ.

Ich hatte mich schon längst entschieden, egal wie es kommen würde. Diesen Mann wollte ich an meiner Seite haben und keinen Anderen! Mit Sven wollte ich alt werden und mit ihm gemeinsam schwere Zeiten überstehen. Ich wollte ihn meiner Familie stolz als meinen Mann präsentieren und genauso sollte es andersherum sein. Ein Zittern lief durch seinen Körper, woraufhin ich ihm gedankenverloren über die Arme rieb.

Eine gute Idee war es nicht gerade gewesen nur mit T-Shirt und Boxer bekleidet nach draußen zu rennen. Die dünne Jacke die ich ihm mitgebracht hatte, hielt bestimmt auch nicht sehr warm.

„Tut mir Leid“, unterbrach er schließlich die Stille.

„Ich weiß, dass es für dich nicht leichter ist, aber ich verstehe es einfach nicht. Wenn es nach mir gehen würde, würden wir jede Sekunde am Tag zusammen verbringen. Dass das nicht geht, ist mir klar, aber ist es wirklich zu viel verlangt, dass ich mehr von meinem Freund haben möchte? Wir sind jetzt seit drei Jahren zusammen und ich möchte auch, dass es noch eine lange Zeit so bleibt.“

Ein trauriger Blick traf mich, aber die Tränen waren aus seinen Augen verschwunden. Er stand auf, stütze sich dabei schwer auf meine Schulter und hielt mir, als er schließlich stand, seine schmale Hand entgegen. Ohne zu zögern ergriff ich sie und ließ mich in unsere Wohnung ziehen. Ich dirigierte ihn geradewegs ins Badezimmer und stellte die Dusche an, sodass er sich wieder aufwärmen konnte.

Meine Klamotten wurden mir schneller vom Körper gerissen, als ich gucken konnte, und wenig später stand ich unter der Dusche und spürte seine wundervollen Lippen auf den meinen. Es blieb aber bei einem kurzen Kuss, wie ich enttäuscht feststellte. Denn kurz darauf löste er sich von mir, schlang aber augenblicklich seine Arme um mich und lehnte seinen Kopf an meine Brust.

Mehrere Minuten blieben wir so stehen, ließen das Wasser auf uns herunter prasseln und genossen die Zweisamkeit. Die Stille die uns umgab, es wirkte beinahe so, als würden die Tropfen alle unsere Sorgen weg waschen. Das es nur ein Wunschdenken war, war mir bewusst, trotzdem konnte ich das Stechen in meine Brust nicht ignorieren, als wir die Dusche wieder verließen. Was würde ich nur machen, wenn Sven nicht mehr an meiner Seite sein würde? Wenn er mich verließ und das alles nur, weil ich nicht genug Zeit für ihn aufbringen konnte. Ich musste mir wirklich etwas einfallen lassen! Wir trockneten uns schnell ab und verkrochen uns dann ins Bett. Sven nahm seine übliche Position an meiner Brust ein und schlief darauf hin auch schnell ein, während ich überlegte, wie ich meinen Herzenswunsch in die Tat umsetzten sollte.

 

 

 

 

 

Am nächsten Morgen fuhr ich wieder zu Evens.

Das Shooting war zwar beendet, trotzdem gab es immer noch eine Menge Dinge zu bereden. Außerdem wollte ich mitentscheiden, welche von den Bildern veröffentlicht wurden. Kaum das ich die Halle betrat, wurden meine Ohren auch schon mit dem vertrauten Brüllen verwöhnt und das auch noch am frühen Morgen. Herrlich.

„Hey Blondie, komm her!“, schrie er durch die gesamte Halle und winkte mich begeistert zu sich. Kaum das ich in seiner Reichweite war, wurde ich grob am Ärmel gepackt und zu seinem Computer gezogen. „Ich habe auch einen Namen und eindeutig keine blonden Haare“, beschwerte ich mich und schielte zu meinen braunen Haare hinauf. Aber nur halbherzig, viel zu gespannt war ich auf das Ergebnis der Aufnahmen.

„Ja ja, Denny, was denkst du?“, fragte er beinahe hibbelig, was so gar nicht zu dem breiten Kerl passte. Ich verdrehte die Augen, sah mir das Bild an und ich glaubte, in diesem Moment klappte mir wortwörtlich die Kinnlade runter. Das war doch nicht ich? Die Person auf dem Bild strahlte so eine Selbstsicherheit und Eleganz aus, dass sie das ganze Foto einnahm. Die Haut wirkte beinahe golden und meine Augen strahlten so frech in die Kamera, dass es fast schon auffordernd wirkte. Ich konnte kaum den Blick von mir nehmen.

„Gut, oder?“, sagte er deutlich selbstzufrieden. „Ich habe die ganze Nacht daran gearbeitet, ich konnte einfach nicht schlafen. Das ist glaube ich das beste Bild, dass ich bisher geschossen habe, trotz der einfachen Lokation.“ Ich reichte ihm das Bild zurück und nickte wortlos. Das hätte ich nach dem Shooting gestern nicht erwartet.

„Und warte ab, es kommt noch besser! Ich habe es schon verkauft!“ Der brummig Mann strahlte über das ganze Gesicht, als er mir einen Scheck unter die Nase hielt und damit wie verrückt geworden herumfuchtelte. „Du wirst es nicht glauben!“ Neugierig geworden riss ich ihm den Fetzen Papier aus der Hand und betrachtete den darauf abgebildeten Betrag. Mein Mund verzog sich zu einem Grinsen und ich wusste nicht, was mich ritt, aber ich klopfte Evens anerkennend auf die Schulter. Ich erwartete beinahe, dass er mich anschreien würde, stattdessen wurde sein Grinsen breiter.

„Das ist echt eine ordentliche Summe, an wen hast du es denn verkauft?“, fragte ich ihn neugierig.

„***“, ließ er die Bombe platzen und das erste Mal sah ich ihn mit Zähnen lächeln.

„Und das da -“ Er deutete auf das Papierstück in meiner Hand. „Ist ganz alleine dein Scheck.“

Meine Hände verkrampften sich um das Papier, welches an sich wertlos war. Ein Blick darauf zeigte mir, dass ich mir gerade eben nicht vertan hatte. Die Summe stand dort schwarz auf weiß, mein vollständiger Name daneben und trotzdem erreichte die Information meinen Kopf nicht.

„Du verarscht mich?“, fragte ich schwach, sah mich nach irgendwelchen versteckten Kameras um. Das war fast das zehnfache, was ich bei einem normalen Shooting verdiente. Evens schüttelte stolz den Kopf und warf seine dunklen, schulterlangen Haare hin und her.

„Du willst mir also weiß machen, dass wenn ich jetzt mit diesem Scheck zur Bank gehe, die Summe erhalte?“, fragte ich sicherheitshalber nach.

„Ne, du musst ihn essen und dann pinkelst du Münzen.“ Er verdrehte seine Augen. „Natürlich! Du weißt doch wie ein Scheck funktioniert.“ Ein tiefes Lachen verließ seinen Mund und ich konnte gar nicht anders, als mich an seiner guten Laune anstecken zu lassen.

„Ich möchte dir auch noch ein Angebot machen“, redete er munter weiter, während mein Blick immer noch an dem Scheck klebte. Ich hätte nie und nimmer für möglich gehalten, dass die Lösung für meine Probleme einfach so vor meinem Gesicht herum gewedelt werden würde. „Ich möchte, dass du mir hin und wieder als Model zur Seite stehst. Dein Gesicht vergisst man nicht so schnell und ich könnte eine Art Markenzeichen gebrauchen.“ Er zuckte verlegen mit den Schultern und sah mich abwartend und voller Hoffnung an.

 

Und es tat mir verdammt Leid, ihm diese Hoffnungen zu zerstören.

 

„Ich kann nicht. Es tut mir wirklich Leid.“ Betreten sah ich auf den Boden. Das Grinsen aus seinem Gesicht verschwand und er sah mich fassungslos an.

„Du... du willst nicht?“ Grobmotorisch ließ er sich auf einen Stuhl plumpsen und sah von unten zu mir hinauf. Auf einmal wirkte dieser, große, kräftige Mann gar nicht mehr zu furchteinflößend. Viel mehr schien es, als würde alle Luft auf einmal aus ihm entweichen. „Ich war mir so sicher... Ich dachte, dass wäre dein Traum.“ Mein schlechtes Gewissen meldete sich zu Wort und redete ununterbrochen auf mich ein. „Tut mir Leid, aber mein größter Traum sitzt unglücklich zu Hause, weil ich zu wenig Zeit für ihn habe. Ich habe nur gemodelt, weil ich meine Studiengebühren bezahlen wollte und dann bin ich aus anderen Gründen hängen geblieben. Ich werde ihn ganz sicher nicht für das hier aufgeben“, sagte ich leise und nahm das Bild wieder zur Hand. „Es ist wirklich klasse geworden. Du hast dich selber übertroffen.“ Das Bild wurde aus meiner Hand geschleudert, als er auf so abrupt aufsprang, dass ich einen gewaltigen Satz nach hinten hinlegte.

„Und was ist wenn du nur einmal alle zwei Monate herkommst? Dann hättest du genug Zeit für deinen Freund!“, schrie er laut auf und aus dem hinteren Teil der Halle, hörte man ein klirrendes Geräusch. Wenn ich mich nicht schon an ihn gewöhnt hätte, würde mir auch alles aus den Händen fallen. Mein Blick schweifte kurz zu dem Bild, welches vergessen auf dem Boden lag. „Du musst ja gar nicht mit auf die ganzen Modevorstellungen, Ausstellungen und was für für einen Stuss es noch gibt, kommen. Du kannst zu Hause mit deinem Freund auf fauler Haut liegen und einfach nur mein Gesicht sein. Also, du weißt schon, im übertragenden Sinne. Du kommst, wie gesagt nur alle paar Monate her und -“ Je mehr er redete, desto besser gefiel mir dir Idee. Damit würde ich Evens Fotografie widerspiegeln, jeder würde wenn er diese einzigartigen Bilder sah, mein Gesicht vor Augen haben. Aber wollte ich das wirklich? Wollte ich, dass jeder mein Gesicht kannte?

„Ich hätte schon Interesse -“, unterbrach ich seinen Wortschwall. „Aber ich möchte vorher mit Sven darüber reden.“ Er nickte heftig und schlug mir so fest auf den Rücken, dass ich einige Schritte nach vorne wich, um nicht auf den Boden zu fallen.

„Na klar, selbstverständlich willst du das!“ Er bückte sich kurz und klaubte das Foto vom Boden auf. „Aber du musst mir eins versprechen. Du musst ihm dieses Foto zeigen und erwähnen, dass du nicht mehr als alle zwei Monate, einen Tag weg wärst. Deal?“

Er hielt mir seine Hand hin und ich schlug ein. Kräftig schüttelte er sie, ehe er sich mit einem fröhlichen Lachen von mir abwandte und zu seiner Kamera lief.

Schmerzhaft bewegte ich meine Finger. Mein Gott, hatte der Kerl einen Griff.

 

Der restliche Tag verlief wie im Flug. Ich besah mir die restlichen Bilder, stimmte zusammen mit anderen ab, welche von ihnen verwendet werden würden und welche, kurz gesagt, im Müll landeten. Dann wurde ich noch einige Male von Evens abgelichtet und kurz vor drei war ich schon wieder auf dem Weg nach Hause. Aber vorher hatte ich noch ganz dringend etwas zu erledigen.

 

 

 

 

„Sven! Wo bist du?“, rief ich laut, als ich die Haustür aufschloss. Ein Kopf lugte um die Ecke, dann sprang mir eine kleine Gestalt in die Arme und ein feuchter Kuss wurde mir auf die Lippen gedrückt.

„Du bist ja schon zu Hause“, rief er freudig und erneut verschlossen seine Lippen meinen Mund. Diesmal ließ ich ihn nicht so schnell entkommen und drückte ihn mit den Rücken gegen die Wand, ehe ich den Kuss vertiefte. Ein Stöhnen verließ seinen Mund und seine Beine schlagen sich einen Tick enger um mich.

„Sorry für den Überfall“, grinste er, als ich mich keuchend von ihm löste.

„Wenn alle deine Überfälle so aussehen, habe ich absolut nichts dagegen“, lachte ich leise. „Allerdings wird es dann auf lange Dauer etwas eng in meiner Hose“ Ich warf einen Blick an mir herunter, auf die deutlich ausgebeulte Hose. Ein verteufeltes Lächeln legte sich auf sein Gesicht, ehe er kurzerhand seine Hand auf die Umrisse von meinen Schwanz legte und diesen nach fuhr.

„Mach ruhig so weiter, aber dann kann ich nicht dafür garantieren, dass du Morgen noch grade laufen kannst“, warnte ich ihn, woraufhin ich nur ein fröhliches Lachen und einen zarten Kuss auf die Lippen erntete.

So ließ es sich leben.

Seine Hand verharrte kurz, schob sich frech in meine Hosentasche. Aber anstatt dass er ein Körperteil von mir umfasste, welches es grade dringend notwendig hatte, zog er mir das Foto aus der Tasche.

„Was ist das?“, fragte er neugierig, während er seine Arme um meinen Nacken schlang und das Bild hinter meinem Rücken betrachtete.

Einen Moment blieb es still, dann zappelte er in meinen Armen herum, bis ich ihn auf dem Boden absetzte. „Das bist du!“, rief er ganz erstaunt aus und sein Blick schweifte zwischen dem Bild und mir, hin und her. „Das... das sieht ja richtig gut aus.“ Er geriet ins Stottern und der nächste Gesichtsausdruck gefiel mir ganz und gar nicht.

„Vergiss das blöde Bild“, murmelte ich und riss es ihm aus der Hand, stopfte es mir schnell zurück in die Hosentasche. Ich hatte mich so auf die freien Stunden gefreut, das würde ich mir jetzt sicher nicht kaputt machen lassen, weil jemand meinte, gerade jetzt Gewissensbisse haben zu müssen.

„Aber -“

„Nein!“, unterbrach ich ihn sofort. „Wir vergessen das Foto jetzt, okay?“ Ich sah ihn flehend an und atmete erleichtert aus, als er sachte nickte.

„Gut, ich hab nämlich eine Überraschung für dich.“ Er sah mich fragend an, aber ich sprach schon weiter. „Am Besten fängst du gleich schon einmal an deinen Koffer zu packen. Du brauchst jede Menge dicke Klamotten. Ganz viele Socken, aber die Unterhosen lässt du bitte draußen“, fügte ich mit einem anzüglichen Grinsen hinzu und erntete direkt einen Schlag gegen meinen Arm.

„Wo solls denn hingehen?“

„Das wirst du dann sehen. Wir sind eine Woche unterwegs. Also pack' genug ein und, oh! Wir fahren morgen früh los!“ Schadenfroh lachte ich auf, als ich sein bedröppeltes Gesicht sah.

„Schatz, ich kann nicht einfach -“

„Doch du kannst“, unterbrach ich ihn stur. „Mit deiner Arbeit ist alles geregelt. Also mach dir da mal keine Sorgen.“ Sven lehnte sich skeptisch gegen die Wand und abermals fiel mir auf, wie schmächtig er doch war. Trotzdem war sein Körper gut proportioniert und die Muskeln saßen an der richtigen Stelle.

Eine ganze Weile sah er mich stumm an, klopfte mit den Fingern gegen die Wand und trieb mich damit fast in den Wahnsinn. Dann schlich sich ein spitzbübisches Lächeln auf sein Gesicht. „Eine Woche Überraschungsurlaub? Klingt gut.“ Lachend ließ er sich von mir hoch heben und im Kreis drehen. Gott, ich liebte diesen Kerl wirklich . Von den Zehen bis zum Kopf, ich würde alles vermissen, wenn es ihn nicht mehr gäbe.

 

 

„Sind wir schon da?“, quakte Sven zum tausendsten Mal. Wie gerne würde ich meinen Kopf jetzt auf das Lenkrad fallen lassen, aber da sich das Auto nicht von alleine lenken ließ...

„Nein, sind wir nicht. In fünf Minuten auch noch nicht und genauso sieht es in einer halben Stunde aus!“ Beleidigt ließ er sich in seinem Sitz nach hinten sinken und verschränkte die Arme vor der Brust. Allerdings gab er dies schnell wieder auf, da er wusste, dass es bei mir nicht zog. Wir waren mittlerweile schon drei Stunden unterwegs und zwei weitere lagen noch vor uns. An seiner Stelle wäre ich wohl genauso nervös.

Wir waren doch viel später losgefahren als geplant. Etwas wurde vergessen, oder Unterhosen wurden einfach mit in den Koffer geschmuggelt. Gegen Nachmittag saßen wir dann endlich im Auto und konnten losfahren.

Innerhalb der nächsten Stunde schlief Sven ein. Sein Kopf sackte zur Seite und schreckte erst wieder nach oben, als ich eine steinige Einfahrt hoch fuhr. Neugierig blickte er aus dem Fenster und keine Sekunde später ruckte sein Kopf zu mir herum. Tränen glitzerten in seinen Augen, woraufhin ich ihm ein Lächeln schenkte. Vor uns lag eine kleine Blockhütte in einer kleinen Mulde umgeben von Bergen. Ein kleiner See floss um sie herum und ließ es wie aus einem Märchenbuch erscheinen. Genau das, was er sich schon seit Jahren wünschte. Einen Urlaub in den Bergen alleine in einer kleinen Holzhütte, wo uns niemand stören würde, oder es überhaupt konnte. Eine Zeit lang, die wir nur zu Zweit verbringen konnten.

Kaum dass ich den Wagen hielt, sprang er hinaus und lief einmal um die Hütte herum, warf einen Blick durch die Fenster in das Innere der Hütte und sprang erfreut weiter. Die ganze Zeit lag ein seliges Lächeln auf seinen Lippen und ich hoffte, dass dieses gleich noch immer da sein würde.

„Woher wusstest du das?“, fragte er mich atemlos, als er wieder bei mir ankam.

„Du hast es mir erzählt“, lächelte ich und nahm ihn in den Arm. Zusammen liefen wir auf die kleine Terrasse. Ich hatte diese Hütte schon so lange im Blick, doch bisher hatte mein Geld einfach nicht ausgereicht. Doch durch den großzügigen Scheck, konnte ich ihm seinen Wunsch endlich erfüllen.

Dreiviertel des gesamten Geldes war dafür drauf gegangen, der Rest steckte in meiner linken Hosentasche.

Sven lehnte sich an das Geländer und strahlte mit dem Sonnenuntergang um die Wette. Die wenigen Wolken färbten sich rot und orange. Was könnte perfekter sein? Ich stellte mich hinter ihn und umarmte ihn.

„Weißt du, ich habe über alles nachgedacht, was du gesagt hast. Dass es dir nicht reicht, mich nur ein paar Stunden pro Tag zu sehen. Dass du lieber deine gesamte Zeit mit mir verbringen möchtest, und ich weiß schon lange, dass ich das auch möchte. Und zwar nicht nur die nächsten Monate, oder Jahre, sondern für immer.“ Sven drehte sich in meinen Armen zu mir um und sah mich mit großen Augen an. „Ich muss zugeben, dass ich das hier schon länger geplant hatte“, lächelte ich. „Aber ich möchte dich nicht verlieren. Nicht durch Zeitmangel, Missverständnisse, oder andere Dinge. Ich möchte das du an meiner Seite bist. Ich möchte abends neben dir einschlafen und morgens aufwachen und dich immer noch an meiner Seite sehen. Und was ich mir aus tiefsten Herzen wünsche ist, dich meinen Eltern als meinen Ehemann vorzustellen.“ Zittrig ließ ich mich auf den Boden, auf mein Knie sinken und hielt einen Ring, in einer schlichten schwarzen Schatulle nach oben.

„Sven Cartner, würdest du mir die Ehre erweisen und mein Mann werden?“ Einen Augenblick lang blinzelte er mich nur an, dann fing sein Gesicht erneut an zu strahlen und als er seine Hand ausstreckte, wusste ich, dass ich meinen Mann gefunden hatte.

 

***

„Ich hätte nie gedacht, dass es funktioniert“, sagte ich erstaunt und betrachtete die große Leinwand mit meinem Gesicht. Evens und Sven standen neben mir und beide blickten stolz hinauf. „Du hast es geschafft!“, freute ich mich für Evens, welchem der große Durchbruch zwar noch nicht gelungen war, aber es schien einen großen Schritt nach vorne zu gehen. Fast ein Jahr lang, hatte er auf diesen Moment hingearbeitet. Morgen würden seine Fotos in einer der bekanntesten Zeitschriften erscheinen und dann stand dem Erfolg eigentlich nichts mehr entgegen. Ich ergriff die Hand von Sven, an der sich seit drei Monaten der schlichte Ring befand und drückte sie leicht. Zeigte ihm meinen Dank, dass er mich letztendlich doch noch dazu gebracht hatte, dem Vertrag zuzustimmen.

„Sieht so aus“, flüsterte Evens und von dem Angst einflößenden Mann, war nichts mehr zu sehen. Hier stand ein Mann, der wirklich stolz auf sich sein durfte und wer weiß, vielleicht würde er bald auch sein Glück in der Liebe finden.

 

 

 

Ende

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Texte: © MimsKar
Bildmaterialien: © pio3 - Fotolia.com
Lektorat: mecpommer
Tag der Veröffentlichung: 17.02.2015

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