Zitternd halte ich das Buch der Erinnerungen in meinem Schoß.
Fotos werden von meinen Blicken erfasst und rasen im Zeitraffer zu Momentaufnahmen wie reale Augenblicke durch mein Hirn.
Das wenigstens funktioniert noch. Langsamer als vorher, so scheint es mir, aber dennoch voll funktionstüchtig.
Ich lächel oder wie immer man diese verschobene Grimasse bezeichnen soll, die sich durch meine Gesichtszüge schiebt. Bestimmend wische ich mir gleichzeitig die Tränen aus dem Gesicht und beginne, mit einem imaginären Stift einen Schlussstrich zu ziehen.
Abschiede tun weh.
Aber um sich wieder zu sehen , und sei es nur für einen Moment, ist ein Lebewohl notwendig.
Ich mochte sie.
Die Andere.
Hab ihre Lebensfreude umarmend ausgekostet und mich an ihrem unerschütterlichen Glauben , in jeden Menschen das Gute finden zu können, berauscht.
Jeden Tag veranstaltete sie eine Benefizgala für ihre eigene kleine Welt, im Schlamassel des Geschehenen fast ertrinkend ,wurde für sie aus dem Dreck eine wohltuende und bereichernde
Fangopackung, aus welcher sie sich unter Umständen an den Haare herauszog ohne sich auch nur ansatzweise etwas aus den Fingern zu saugen.
Ihr Optimismus blitzte in dunklen Momenten selbst, einer Wunderkerze gleich, immer zum notwendigen und angebrachten Zeitpunkt auf ,und ihre Arme waren stets geöffnet, selbst für Menschen ,deren Hände sie zuvor noch gewürgt hatten.
Von Niemandem ließ sie sich die Butter vom Brot nehmen, auch dann nicht, wenn sie keine Probleme hatte, einen trockenen Kanten runterzuschlucken.
Ich lächelte unwillkürlich, fast wehmütig legte ich das Fotoalbum zur Seite.
Fragte mich, ob ich sie jemals wiederfinden würde. Eine Zeit, zum Vermissen schön.
Mühsam erhob ich mich und schleppte mich zum Badezimmer.
Das Bein hinter mir herziehend, als hätte sich all die Last des Geschehenen wie eine schwere Eisenkette dran gebunden.
Ich verbot mir, deshalb zu jammern oder gar zu resignieren. Würde einen Teufel was tun, mich einer vollurinierten Hose auszusetzen.
Zum Ertragen blieb genügend Zeit. Schmerzen können auch ein Zeichen sein. Das man lebt, noch empfindet.
Auch ein Allergiker kann sich nicht davor schützen, bei einem Sonnenblumenfeld ins Schwärmen zu geraten.
Nach Erleichterung klammerte ich mich etwas unbeholfen am Waschbecken fest und zog mich mit einer Hand hinauf.
Ließ mir Wasser über Gesicht und Hände laufen und hob meinen Kopf, um mich im Spiegel zu betrachten.
Mir stockte der Atmen.
Unverkennbar.
Für den Bruchteil einer Sekunde hatte mich die Andere angesehen.
Ich lächelte .
Texte: Bild by google
Textrechte bei der Autorin
Tag der Veröffentlichung: 06.10.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
denen, die an sich glauben