Rotwein soll ja gut für' Herz sein.
Von wegen! In mir pulsiert und blubbert ungeniert dieser Fleischklumpen, pumpt Blut in meine Adern und denkt gar nicht daran, sich mal mit meinem Hirn kurz zu schließen.
Ist ja wieder typisch: statt mal einen langsamen Gang einzulegen und mich zur Ruhe kommen zu lassen, klopft es munter vor sich hin.
Ich werde morgen wieder wie vom Bus überrollt in die Firma fahren und aussehen, als wäre ich die beliebteste Prostituierte auf der Hamburger Reeperbahn.
Nicht mal ein Kater wird mir vergönnt sein, welchem ich die Schuld zuschiebend das Fell über die Ohren ziehen könnte.
Wahrscheinlich zählt die Menge, abgezogen der Liter, welche sich stolpernd auf meinen Teppich ergossen und einen wütenden Blick von mir kassierten, sich nicht wenigstens das dunkle Muster ausgesucht zu haben, nicht mit.
Überhaupt weiß ich gar nicht, was eigentlich mit mir los ist.
Als würde ich all die Gedanken und Gefühle ertränken könne...nö, die lachen sich eins ins Fäustchen und bohren ihre kleinen, miesen Finger immer noch schön tiefer in die Wunde, salzgetränkt und süffisant lächelnd.
Das fiese ist, dass diese Promillekerlchen mir dann zudem ja auch noch hübsche Pakete hinterfotzig grinsende Speckröllchen auf den Leib zaubern, so nach dem Motto: Was für eine geballte Ladung Gefühl!Und wenn man dann vor lauter Gewicht das Gleichgewicht verliert und die Strasse plötzlich aufsteht und Dir mitten ins Gesicht schlägt, siehst Du spätestens am anderen Morgen aus, als hättest Du bei C&A um ein Sonderangebot gerangelt.
Und dann dieser schale, stinkende Geschmack im Mund, als hättest Du in der Nacht, ohne es zu wissen, Deiner Katze das Futter weg gefressen...
Da machen dann darüber hinweg täuschende Alibis wie eine Docht absaufende Kerze und ein überquollener Aschenbecher auch keine gute Figur mehr und romantisches Feeling schon mal gleich gar nicht.
Ich werde heute herausfinden müssen, was es nun wirklich mit der heilenden Wirkung von Rotwein auf sich hat.
Ich trinke sowieso am liebsten allein.Will kein Gegenüber , das dann jammernd von einem Karussell erzählt oder mir noch die Bude vollkotzt , damit man am Morgen in die Pfützen latscht und der Länge nach auf die Fresse fällt.
Ich will alleine sein.Will für den Moment einfach nur im Rausch ertrinken und das neblige Bewußtsein unbewußt geniessen.Sorgen und Ängste eingelullt in aufgedünnten Adern und verschleierte Blicke auf das nicht mehr dran denken müssen.
Hysterisch lachen oder heiser werdend kreischen, bis mich das Delirium erlösend in die Arme nimmt.Das Licht anlassen und ein Bein aus dem Bett hängen, das Glas noch in der Hand und ein Lächeln im Gesicht.
Texte: macht doch, was ihr wollt...
Tag der Veröffentlichung: 30.04.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
allen die trinken und nicht wissen warum