Ich schwitzte wie ein Affe.
Während ich mit Ski an den Füßen den Steg entlang stolperte, was aussah, als wäre ich ein Clown mit zu großen Schuhen, lief mir das Wasser in Strömen den Arsch hinunter. Aber der Anzug war die Krönung! Nicht nur, dass ich aussah wie ein schwarzer, mit Helium prall gefüllter Luftballon...nein! Ich fühlte mich wie in Bratfolie gepackt und bei 220 Grad in den Ofen geschoben, um im eigenen Saft zu schmoren.
Scheiß Wette dachte ich noch, als ich meine Jungs auch schon gröhlen hörte. Eine Welle von Wärme und Glück durchströmte mich.Ich liebte jeden einzelnen von ihnen auf meine eigene Art und Weise und ich wusste,dass es ihnen genauso ging.
Wie eine Diva empfing mich die Meute, sie klatschten und lachten, pfiffen und wirbelten ihre Handtücher durch die Luft, rissen ihre Arme mit den Bierflaschen hoch und riefen :
“Auf unser Schnipselchen !“Ich lachte laut und aus vollem Herzen, schmiss ihnen Kusshände zu und verlor fast das Gleichgewicht, als ich mich überschwenglich verbeugen wollte. Die Schwerkraft war aber auch ne Scheiß Erfindung!
Mittlerweile war ich beim Grund allen Übels angekommen.
Die beiden Surflehrer empfingen mich lachend und der kleinere von beiden meinte : „ Respekt , Mädel, Dann wollen wir dich mal ins Wasser lassen!“
„Noch die Eierschalen hinter'm Ohr backen haben und einen auf Gockel machen“ konterte ich.Meine Jungs riefen mittlerweile mit viel Tamtam meinen Namen und feuerten mich aus Leibeskräften an.Mit dieser Geräuschkulisse nun im Schlepptau erklärte man(n) mir, wie ich auf den Brettern fahren sollte. „Es ist ganz einfach“ sagte der Große :“ Du hockst dich einfach hin und ...“ „EINFACH?!“ witzelte ich :“ Ich hatte nicht vor, das Domina-Outfit am Arsch platzen zu lassen !“ Der blonde lachte :“ Ach was, das ist dehnbar!“ Ja klar, aber der wusste wohl nicht, dass mein grau-melierter Anzug tiefen-schwarz war, BEVOR ich ihn an hatte.
Aber kneifen galt nicht, also ging ich in die Knie. So saß ich denn, wie eine dicke Bowlingkugel auf Zehenspitzen auf den mageren Brettchen.
„Du musst dein Gewicht nach hinten verlagern und dich auf die Fersen stellen, die Füße runter“ klugscheißerte der Kleine.
Irgendwann stand der große hinter mir und drückte mir seine Spargelbeine in den Rücken, während der andere mich mit hochrotem Kopf nach vorne zog.“Sandwich!“ gackerten meine Freunde und ich hatte Mühe, dieses verdammte Seil nicht vor Lachen fallen zu lassen.Meine Fingerknöchel traten weiß hervor und ich schnaufte ob der Anstrengung wie eine alte Dampflokomotive.
Ich war also startbereit.
Das Seil kam rum und gerade, als ich meinen tobenden , kreischenden Fans zuwinken wollte, ging ein Ruck durch meinen Körper.
Ich schoss wie eine Harpune ins kühle Nass und teilte mit meinem Körper das Wasser wie Moses.
Nur irgendwie halb unter Wasser. Als ich gerade meine Beine durchstrecken wollte, verabschiedete sich mein linker Ski und ich schlug ins Wasser ein und dachte gar nicht daran, los zulassen.
Wie ein flacher Stein, den man über die Wasseroberfläche ditschen lässt, raste ich über das Wasser. Dong, dong , dong, dong, dong....
Als meine Kräfte nachließen, lies ich los.Ich ging unter und schluckte soviel Wasser, das ich für das Wasserwerk eine ernstzunehmende Konkurrenz darstellte.Dann tauchte ich auf.
OH mein Gott, wo war ich nur?! Ich hatte keine Kontaktlinsen drin und somit jegliche Orientierung verloren.
Und dann hörte ich sie! Ein rufen, ein schreien , ein platschen....
Minuten später, während ich noch verzweifelt im Wasser nach dem zweiten Ski Ausschau hielt, zog mich etwas in die Tiefe.Als ich erneut auftauchte, schaute ich in die stolzen, lachenden Gesichter meiner Freunde und schrie vor Glück und Erleichterung.
Wir planschten noch eine ganze Weile wie ausgelassene Kinder und schwammen dann ans Ufer zurück.Als wir abends beim Kartenspielen saßen,schaute ich in die Runde und war einfach nur zu Hause.
Tag der Veröffentlichung: 28.03.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
für die Schnipselbrigade