Cover

Der Mann, der in den späten Abendstunden durch die Straßen lief, mußte jedem, der ihm zufällig begegnete, sofort auffallen. Er war vollständig in schwarz gekleidet, hatte lange, schwarze Haare und das Auftreten von jemandem, der es gewohnt war, Befehle zu geben. Alles in Allem wirkte er wie ein Abenteurer, nicht wie jemand, den man in den vornehmen Straßen der Erde vermuten würde.
Zielsicher betrat er das beste Restaurant der Gegend. In dem hell erleuchtetem Raum setzte er eine Schutzbrille auf, die er aus einer Tasche zog. Er ließ sich einen Tisch zuweisen und bestellte etwas Vulkanisches, das er zwar nicht kannte, das ihm vom Namen aber zusagte.
Kurze Zeit später trat ein Mann ein, den ein ungeübter Beobachter vielleicht für einen Vulkanier gehalten hätte. Dem “Mann in schwarz” allerdings fiel eine versteckte Nervosität auf, die für Vulkanier unüblich war. Der Vulkanier unterhielt sich einige Augenblicke mit dem Kellner, dann wies der auf den Tisch, an dem der “Mann in schwarz” saß, und der Vulkanier kam auf ihn zu.
“Captain Michael Powers?”
“Ja, Bitte?” fragte der, ohne mit essen aufzuhören.
Der Vulkanier zeigte seinen Ausweis: “Terranischer Sicherheitsdienst. Darf ich mich setzen?”
“Ich werde sie nicht daran hindern können.” Powers wies auf den Platz gegenüber.
“Danke!” Der Agent scannte unauffällig den Raum, bevor er fragte: ”Was wissen sie über die VOYAGER?”
Für einen Moment hörte Powers mit essen auf, fuhr aber kurz darauf damit fort.
“Nicht viel. Ein Schiff der INTREPID-Klasse. Kommando: Kathrin Janeway.
Mission: Verfolgung eines Maquisschiffes. Gilt als verschollen. Diese Informationen sind nicht geheim. Das können sie in jeder Zeitung nachlesen. Warum fragen sie mich das?”
Der Agent ging nicht auf diese Frage ein. “Und was wissen sie über die ARIEL?”
Nun stellte Powers das Essen endgültig ein. “Nur Gerüchte. Ein verworfener experimenteller Prototyp.”
“Captain Powers, ich muß sie bitten, mir unauffällig zu folgen.”
“Wenn´s sein muß.”
Kaum hatten sie das Lokal verlassen, griff Powers den Agenten von hinten an. Mit einem Würgegriff zwang er ihn zu Boden.
“Was...soll...das?”
“Das werden sie mir sagen, mein vulkanischer Freund. Oder soll ich sagen romulanischer?
Was wollen sie von mir?”
Der Romulaner stieß den Ellbogen nach hinten. Powers fiel und mußte seinen Gegner loslassen.
Sofort war der über ihm und schlug ihm mehrmals hart ins Gesicht. Die Schutzbrille ging zu Bruch. Der Captain schmeckte sein Blut auf den Lippen. Seine Augen waren durch die Schläge zugequollen, er konnte den Romulaner kaum noch sehen. Unter schwerer Anstrengung konnte er die Beine anwinkeln und den Romulaner so wegstoßen. Es fiel ihm schwer, auf die Beine zu kommen und ein erneuter Faustschlag ließ ihn wieder zu Boden stürzen. Er wollte wieder aufstehen, gab dieses Vorhaben aber wieder auf, als der Romulaner mit einem Disruptor auf ihn zielte. Er überlegte, ob er Hilfe rufen sollte.
Aber das wäre sinnlos gewesen. Der Romulaner hätte erst ihn und dann sich selbst erschossen.
Also blieb er hilflos liegen.
“Und jetzt ...werden sie...mir folgen!” keuchte der Romulaner.
Powers zwang sich auf die Beine. “Was wollen sie von mir?”
“Keine Fragen!”
Der Romulaner versteckte den Disruptor unter seinem Mantel, ließ Powers aber wissen, daß er damit weiter auf ihn zielte. Dann ließ er ihn in respektvollem Abstand voranlaufen.


“Wie seht ihr denn aus ?” grinste Admiral Sanders im Hauptquartier der Sternenflotte.
“Sehr witzig. Warum hetzt du mir auch den Tal´Shiar auf den Hals?” Ohne seine Schutzbrille mußte Powers die Augen zusammenkneifen.
Sanders Grinsen wurde nur noch breiter. “Alle Achtung. Wir hätten nicht gedacht, daß dir das so
schnell auffällt.”
“Das beweist, daß er für diese Mission geeignet ist.” mischte sich nun auch der Romulaner ein, der den Disruptor inzwischen weggesteckt hatte.
“Bist du jetzt zum Feind übergelaufen, Jim?” fragte Michael den Admiral mit einem Kopfnicken in Richtung des Romulaners. Daß ein romulanischer Agent einen föderalen Captain entführte und zu einem föderalen Admiral verschleppte, war eine Verkettung von Unmöglichkeiten, für die es keine Erklärung zu geben schien.
Sanders schüttelte den Kopf. “Der Feind ist vielmehr zu uns übergelaufen.”
“Bitte?” fragte Powers .
“Setzt euch!” forderte der Admiral die Männer auf.
Das Licht verlosch, Michael konnte seine Augen wieder vollständig öffnen und auf einem Bildschirm an der Wand erschienen die technischen Baupläne eines Föderationsraumschiffes.
“Die VOYAGER” erklärte Sanders. “Die Fakten dürften euch bekannt sein.”
Powers nickte. Das Bild wechselte. Auf dem Bildschirm war die VOYAGER zu sehen, wie sie von DEEP SPACE NINE abdockte und Richtung Badlands flog.
“Das ist die letzte Aufzeichnung, die wir von ihr haben. Michael?”
“Wenn ich richtig informiert bin, sollte sie einen vermißten Maquisrider aufspüren und wurde dabei zerstört.”
“Fast richtig. Daß sie zerstört wurde, ist unwahrscheinlich. Maquis schießen nicht gern auf Föderationsschiffe. Außerdem wurden keine Trümmer gefunden, die eine eventuelle Zerstörung
bestätigen würden. Des weiteren ist auch das Maquisschiff unauffindbar verschollen. Bis jetzt gilt die VOYAGER lediglich als vermißt. Was wir vor der Presse geheimhalten konnte, ist die Tatsache, daß bei den Maquis ein Offizier der VOYAGER eingeschmuggelt war.”
Michael nickte wieder. Die Methoden der Terrorbekämpfung waren ihm nur zu gut bekannt.
“Und was hat der Tal´Shiar damit zu tun?” Er warf einen schiefen Blick auf den Romulaner.
“Auch wir haben den Prototyp eines neuen Raumschiffs verloren, dessen letzter bekannter Aufenthaltsort DEEP SPACE NINE war. Obwohl ein Zusammenhang unwahrscheinlich ist, muß er in Betracht gezogen werden. Diese Krise bedroht das romulanische Reich genau wie die Föderation, da wir davon ausgehen müssen, daß das Dominion sich im Besitz dieser Schiffe befindet.”
“Und jetzt soll die Föderation die Drecksarbeit für sie erledigen?”
“Nicht unbedingt. Wir stellen ein Schiff als Unterstützung.”
“Die Einzelheiten?”
“Die Infos, die sie brauchen, befinden sich in sicherer Verwahrung auf DEEP SPACE NINE.”
Damit war für Powers das Gespräch beendet. “Könnten sie mich und den Admiral unter vier Augen sprechen lassen?”
Der Romulaner erhob sich. “Natürlich.”
“Ach, bevor Ichs vergesse: willkommen auf der Erde.”
Der Tal´Shiar-Agent antwortete mit einem Kopfnicken und verließ den Raum.
“Netter Kerl. Hat sich mir nicht mal vorgestellt.”
Sanders ging nicht darauf ein. “Was wolltest du mit mir besprechen?”
“Ich wüßte gern, was ich mit diesem ganzen Schrott zu tun haben soll.”
“Du sollst die Schiffe suchen.”
“Soweit habe ich mir das vorgestellt. Ich verstehe nur nicht, wer ausgerechnet auf mich gekommen ist . Seit diesem ... Vorfall damals hat die Föderation mich aufs Abstellgleis geschoben.”
Es fiel Powers schwer, über die Vergangenheit zu sprechen. Er war früher Leiter eines Geheimdienstkommandos der Föderation gewesen. Während des Machtwechsels im klingonischen Reich war er zu weit gegangen. Daraufhin wollten ihn die Klingonen auf Konos hinrichten. Es hatte den Zuspruch von Captain Picard, Admiral Sanders, schwere diplomatische Verhandlungen und ihn selbst einige Gefallen gekostet, ihm das Leben zu retten. Er durfte sogar den Rang des Captain behalten.
Trotzdem war er sich sicher gewesen, daß die Föderation nie wieder auf ihn zurückgreifen würde.
“Das stimmt.” riß ihn Sanders aus seinen Gedanken.
“Aber?”
“Es hat mich einige Sympathien gekostet, daß ich mich damals für dich eingesetzt habe.
Es wäre mir lieb, dich so weit wie möglich weg zu wissen.”
“Das ist nicht der einzige Grund.”
“Ich habe dir das beste Schiff versorgt, auf das ich zur Zeit Zugriff habe, und du...”
“Ich wollte nur einen gemütlichen Schreibtischjob.”
Sanders sah ihn nachdenklich an. “Komm schon, du bist nicht der Typ, der sich hinter einen Schreibtisch setzt.”
Michael stand auf und sah aus dem Fenster. “Nein, das nicht. Aber ich wollte die Erde nie mehr verlassen.”
“Denkst Du immer noch an sie?”
Michael antwortete nicht. Der Admiral wertete das als ´Ja´.
“Michael, du solltest die Vergangenheit hinter dir lassen.”
“Das fällt verdammt schwer.”
“Das kann ich mir vorstellen.”
“Ich will mir meine Crew selbst aussuchen.”
“Kann ich arrangieren.”
“Und wir sollten noch einen KOBAYASHI MARU-Test ansetzen.”
“Wieso das? Du hast ihn damals mehr als vorbildlich abgeschlossen.”
“Aber ich will wissen, wie Schiff und Crew arbeiten. Wenn die Föderation verzweifelt genug ist, auf mich zurück zu greifen, ist die Situation echt böse. Ich lasse mich nur ungern unvorbereitet auf ein Himmelfahrtskommando ein. “
“A propos ´vorbereitet´. Ich sollte dich vielleicht vorwarnen.”
“Vor was?” Das Grinsen des Admirals ließ eine Alarmglocke in Powers Kopf aufschrillen.
“Der Captain des romulanischen WARBIRDS, der die ARIEL unterstützt, wollte dich als Partner.
“Wieso das?”
“Es ist Subcommander Tey´La.”
“Nein!”

VERGANGENHEIT, ROMULUS, STERNZEIT 41601,3:
Der Mond schien durch das geöffnete Fenster direkt auf Tey´Las nackten Körper. Das Licht zeichnete ihre Konturen nach. Ihre Brust hob und senkte sich im Takt ihres Atems. Vereinzelt glitzerten Schweißperlen. Michael mußte sich ins Gedächtnis rufen, warum er auf Romulus war.
Es war ihm schwer gefallen, sich eine perfekte Tarnexistens aufzubauen und Tey´Las Vertrauen zu
gewinnen. Und jetzt hatte er die Disketten und war dabei, dieses Vertrauen zu mißbrauchen.
Das war seine Mission. Warum fühlte er sich dabei so schlecht?”
“Was ist?” fragte sie im Halbschlaf.
“Nichts. Ich wollte mir nur etwas zu trinken holen. Schlaf weiter!”
Seine Hand strich sanft durch ihre Haare. Als sie wieder eingeschlafen war, schlich er sich in die Küche.
Er legte seinen Tricorder auf den Tisch, führte die Disketten ein und initiierte den Kopiervorgang.
Um seine Ausrede glaubwürdig zu machen nahm er eine Flasche romulanisches Ale aus der
Gefriereinheit und schüttete etwas davon in den Abfluß. Erst jetzt fiel ihm auf, wie sehr die romulanische Einrichtung der menschlichen ähnelte. Die Ärzte hatten sich größte Mühe gegeben,
sein romulanisches Aussehen perfekt zu machen, seine Geschichte war absolut überzeugend.
Er ertappte sich bei dem Gedanken, seine Mission zu vergessen und bei Tey´La zu bleiben.
Sie war eine faszinierende Frau. Das hatte er am eigenen Leib erlebt. Sein Blick fiel auf den Tisch. Das Kopieren war halb abgeschlossen.
Nein, er würde die Föderation nie verraten. Nicht einmal für Tey´La. Es würde allem widersprechen, woran er glaubte.
Und doch. Für einen Moment hatte dieser Gedanke etwas verführerisches gehabt.
Plötzlich stand Tey´La in der Tür. Sie schlief noch halb und konnte die Situation nicht auf Anhieb voll erfassen.
“Was tust du da?”
Blitzschnell war Michael bei ihr. Er küsste sie, und während er ihr mit einer Hand sanft über den Rücken strich, legte er die zweite auf ihre Schulter. Unvermittelt drückte er zu.
Von dem Nackengriff betäubt fiel sie nach vorn. Vorsichtig fing er sie auf und trug sie in ihr Schlafzimmer. Er legte sie ins Bett, strich ihr einige Haare aus dem Gesicht. Selbst wenn er vorgehabt hätte, auf Romulus zu bleiben - jetzt war es ihm unmöglich.
“Es tut mir leid.” sagte er und küsste sie auf die Stirn. Dann holte er seinen Tricorder und verließ das Haus. Bis sie aufgewacht war und den Tal´Shiar und das Militär informiert hatte, würde er Romulus schon mit einem neutralen Frachter verlassen haben.
Ein Teil von ihm bedauerte das. Ein verdammt großer Teil.

GEGENWART , ERDE:
Die Personalakten der in Frage kommenden Offiziere lagen vor Michael ausgebreitet.
In Gedanken hatte er seine Wahl bereits getroffen. Trotzdem überflog er die Akten, machte sich Notizen, mit denen er Sanders von diesen Männern überzeugen wollte.
Thomas Hunter - sein möglicher Erster Offizier, Computerspezialist und Raumschiffexperte
Mit ihm verband Powers einen angenehmen Teil seiner Vergangenheit. In der Schule waren sie sehr eng befreundet gewesen. Später hatte Hunter ihn durch die Shuttelprüfung geboxt.
Sein eventueller Zweiter Offizier: Marc Kline. Raumschiffexperte und Diplomat. Während ihrer Schulzeit war er der dritte Teil ihres Kleeblatts gewesen.
Kommunikationsoffizier: Martin Jacob. Der Beste in dem Job.
Die restlichen Namen waren ihm unbekannt, die Unterlagen überzeugten ihn aber.

MARSORBIT:
Das kleine Shuttle löste sich vom Mars und hielt auf die Andockklammern von UTOPIA PLANETIA zu. Powers stand am Fenster und beobachtete das Kleinerwerden des roten Planeten.
Ein Anblick, der ihn immer wieder faszinierte.
“Jetzt sollte sie gleich zu sehen sein.” unterbrach Sanders die Betrachtungen Powers´.
Wie auf Stichwort tauchte die ARIEL in diesem Moment hinter einem anderen Schiff auf.
Die Andockklammern wurden gerade abgesprengt. Auf der Oberfläche des Schiffes tanzten noch blaue Blitze von der Explosion. Powers kannte zwar die Pläne des Schiffes, doch jetzt sah er sie zum ersten Mal vor sich.
Die Antriebssektion befand sich direkt an der Untertasse. Die Untertassensektion hatte im mittleren Bereich eine große Vertiefung. Die Brücke bildete eine komplette Sektion für sich. Sie befand sich an einem Verbindungsgerüst hoch über der Untertasse. Von der Größe her passte sie genau in die Vertiefung in der Mitte der Untertasse.
Das Shuttle umflog das Schiff. Es gelang Powers, die Kennung zu lesen:
USS ARIEL NCC 416022
UNITED FEDERATION OF PLANETS
STARFLEET
Er hatte sich vorgenommen, sich nicht zu beeindruckt zu zeigen. Aber es fiel ihm schwer, seine Begeisterung für dieses Schiff zu verbergen.

Thomas hatte darauf bestanden, die Transporterkontrollen selbst zu bedienen. Er hatte bereits die Inbetriebnahme des Schiffes überwacht.
Erinnerungen drängten sich auf, als Michael auf der Plattform materialisierte. Hunter nahm militärische Haltung an.
“Sir, ich übergebe ihnen hiermit das Kommando über das Schiff.”
“Danke, Nr. Eins. Rühren!”
Lachend begrüßten sie sich.
“Wie lange ist das jetzt her?”
“Verdammt lang, Thomas. Zu lang.”
“Du hättest dich mal melden können. Über alte Zeiten quatschen und sowas.”
“Wäre nicht das Schlechteste gewesen. Aber ich war meist beschäftigt.”
“Im klingonischen Reich?”
“Du hast davon gehört?”
“Nur Gerüchte. Was genau ist passiert?”
Michael setzte sich auf die Stufen der Transporterplattform. Für einen Moment schwieg er.
In Gedanken sah er wieder die klingonischen BIRD OF PREY auf dem Schirm, hörte die Schreie der Sterbenden. Er überwand sich und fing an, zu erzählen.

VERGANGENHEIT, STERNZEIT 45020,4 KLINGONISCHER RAUM,
NAHE DER ROMULANISCHEN NEUTRALEN ZONE:
Immer wieder erzitterte die APRIL LADY NCC 2406 unter dem Beschuß. Auf dem Planeten unter ihnen hatten Anhänger der Duras-Familie einen Stützpunkt errichtet. Das Spezialkommando des Geheimdienstes hatte den Befehl, feindliche klingonische Schiffe von der Flotte abzuschirmen.
Das war die traurige Ironie dabei: Dutzende Föderationsschiffe warteten kampfbereit in nächster Nähe und konnten nicht eingreifen, da das das Tachyonennetz geschwächt hätte. Die APRIL LADY stand allein einer erdrückenden Übermacht gegenüber. Eine der Navigationskonsolen überlud sich und explodierte. Der junge Fähnrich, der sie bedient hatte, wurde nach hinten geschleudert.
Vor Schmerzen wand er sich am Boden. Michael kniete sich neben ihn. Das Gesicht des jungen Mannes war von der Entladung vollkommen verbrannt, hatte kaum noch etwas menschliches.
Der Captain aktivierte den Kommunikator: ”Notfalltransport zur Krankenstation, sofort!”
Viel Hoffnung für den Fähnrich hatte er nicht. In diesem kurzen Kampf waren auf der Brücke schon einige Männer an leichteren Verletzungen gestorben.
Auf der Brücke!
Michael sah sich um. Dieser brennende Schrotthaufen, auf dem aus einigen Konsolen noch Funken schlugen, verdiente die Bezeichnung “Brücke” nicht mehr. Das Licht flackerte nur noch unregelmäßig auf. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn das Licht ganz verloschen wäre. Dann hätte er die verkohlten Leichen, die frischen Blutlachen nicht dauernd sehen müssen.
Die BIRD OF PREY hatten die APRIL LADY in die Zange genommen. Lange würden die Schilde des beschädigten Schiffes dem dauerndem Beschuß nicht mehr standhalten können.
“Maschinenraum an Brücke!” meldete sich sein Kommunikator.
“Powers hier. Sprechen sie!”
“Sir, wir haben ein Problem.”
“Was sie nicht sagen. Haben sie das allein rausgefunden?”
“Sir, die Torpedorohre sind blockiert.”
“Ich habe verstanden. Machen sie alle Torpedos feuerbereit und evakuieren sie das Schiff!”
“Sir?”
“Haben sie ein Problem damit?”
“Äh, nein, Sir.”
“Dann bestätigen sie den Befehl und führen sie ihn aus!”
“Torpedos feuerbereit und Schiff evakuieren. Aye, Sir!”
Powers schaltete den Kommunikator ab, wartete einen kurzen Moment und betätigte ihn erneut:
“Brücke an Shuttlerampe!”
“Hier Shuttlerampe eins, Sir.”
“Verlassen sie das Schiff mit einem Shuttle und halten sie mich ständig zum Beamen erfaßt!”
“Habe ich sie richtig verstanden, Sir?”
“Ich habe ihnen einen Befehl gegeben, also führen sie ihn aus!”
“Ja, Sir.”
Wieder schaltete er den Kommunikator ab.
“Meine Herren” wandte er sich an die Brückencrew “transferieren sie sämtliche Funktionen auf meine Konsole, geben sie Evakuierungsalarm und verlassen sie das Schiff!”
“Sind sie sicher, Sir?”
Wütend schlug Powers mit der Faust auf seine Armlehne. “Stellt hier eigentlich jeder meine Befehle in Frage?”
Schweigend führten die Männer die Order aus. Powers schloß die Augen und holte tief Luft.
Während er die Kontrollen bediente, sah er sich noch einmal auf der Brücke um. Die APRIL LADY war ein Schiff der AGAMEMMNON-Klasse. Eine Weiterentwicklung der GALAXY-Klasse, verbunden mit der Technik eines klingonischen Schlachtkreuzer. Trotz dieser geballten Kampfkraft hatte dieses Schiff der Überzahl einer ganzen Flotte von BIRD OF PREY nicht genug entgegenzusetzen gehabt.
Es war die erste Mission der APRIL LADY. Es würde die letzte sein.
Powers gab den Kurs ein, programmierte einen Kurs ein, gab dem Computer einen Verzögerungsbefehl und betätigte seinen Kommunikator: ”Powers an Shuttle.”
“Hier ist das Shuttle FAIRY KING.”
“Beamen sie mich raus!”
Der Strahl erfaßte den Captain und löste ihn auf. Der Verzögerungsvorgang, den Powers in den Computer der APRIL LADY einprogrammiert hatte, war abgeschlossen, die APRIL LADY beschleunigte auf Warp und raste auf den Planeten zu. Die Klingonen hielten das für einen Fluchtversuch und verfolgten das Schiff.
“Bringen sie uns so schnell wie möglich von hier weg!” befahl Powers dem verwirrten Lieutenant.
“Was ist passiert?”
“Bis jetzt noch nichts.” Powers schaltete den Schirm auf rückwärtige Sicht. Die APRIL LADY schlug gerade auf. In den Triebwerken und den Torpedos war genug Antimaterie, um den Planeten bei der Explosion zu zerstören. Die Insassen des Shuttles hielten sich die Augen zu, aber die Lichtintensität war zu hoch. Für einen Moment waren sie geblendet. Als sie die Augen wieder öffnen konnten, war der Planet verschwunden. Von seiner ehemaligen Position wurden Trümmer mit hoher Geschwindigkeit fortgeschleudert. Die BIRD OF PREY hatten zu spät reagiert und waren von der Explosion zerstört worden.
Ebenso die meisten Rettungskapseln der APRIL LADY. Drei Kapseln konnte Michael noch ausmachen.
“Sir, eine Druckwelle kommt auf uns zu.” rief der Lieutenant. “Wir müssen schnell hier weg.”
“Nein! Wir haben noch Zeit, die Überlebenden zu retten.”
Doch der Lieutenant hatte die Triebwerke bereits aktiviert. Powers versuchte, ihn von der Konsole weg zu stoßen. Aber die Panik des Lieutenants verlieh ihm übermenschliche Kräfte. Wie ein wildes Tier stürmte er auf den Captain los. Von einem harten Schlag getroffen stürzte Powers nach hinten, schlug schwer mit dem Kopf auf und verlor das Bewußtsein.

GEGENWART, TRANSPORTERRAUM DER ARIEL:
“Für die Zerstörung eines Planeten forderten die Klingonen meinen Kopf, obwohl ich eine Machtübernahme durch die Duras-Schwestern verhindert hatte. Die Föderation mußte sich ziemlich abstrampeln, um meinen Hals zu retten. Und außerdem brauche ich seitdem in hellen Räumen eine Schutzbrille. Es ist ein Wunder, daß die Ärzte meine Augen überhaupt retten konnten. Du hast keine Vorstellung, was eine Antimaterieexplosion für ein Licht ausstrahlen kann.”
“Jetzt verstehe ich, warum du nicht gern darüber redest. Tut mir leid.”
“Schon OK. Wenn ich mit dir nicht darüber reden kann, mit wem dann?”
Kurze Pause. Dann fragte Thomas: “Warum haben sie dir jetzt wieder ein Kommando gegeben?”
“Im Raum ist die Hölle los und sie brauchen den Teufel, um das Chaos zu ordnen.”
Es erschien Michael klüger, Thomas nichts von Tey´La zu sagen. Thomas war früher schon immer der Meinung gewesen, man müsse Michael von Frauen fern halten, weil er sich sonst nicht unter Kontrolle hätte. Michael kannte die Meinung seines besten Freundes, der jetzt sein Erster Offizier war. er gab ihm sogar recht. Nur mochte er es nicht besonders, wenn man versuchte, ihn von Frauen fern zu halten.

BEREITSCHAFTSRAUM DER ARIEL:
LOGBUCH DES CAPTAIN: STERNZEIT 4917O,6
“Ich habe mich auf der ARIEL umgesehen und verstehe nicht, warum diese Schiffe nicht serienmäßig gebaut werden sollten. Die ARIEL übertrifft meiner Meinung nach alle in sie gesetzten Erwartungen um ein Vielfaches. Trotzdem habe ich meine Zweifel, was unsere Mission betrifft. Es gibt keine Spuren, denen wir bei unserer Suche nach der VOYAGER nachgehen könnten. Selbst Tom Blair mit der BEHEMOTH und Robert T. Norad von der HIGHLANDER sind bei dieser Mission gescheitert. Etwas mehr Hoffnung habe ich für den WARBIRD. Allerdings bereitet mir die Zusammenarbeit mit den Romulanern Kopfzerbrechen. Besonders die Vorstellung, wieder mit Tey´La zusammen zu treffen. Als ich ihr zum ersten mal begegnete, arbeitete ich noch für den föderalen Geheimdienst. Den föderalen Agenten wurde damals beigebracht, daß wir, um die Moral und Bestimmungen der Föderation zu schützen, uns nicht daran halten müßten. Ich war jung und habe damals an diese Irrlehren geglaubt und danach gelebt. Tey´La wurde dadurch sehr verletzt. Und ... ich selbst auch.”

Michael beendete die Aufzeichnung und betrat die Brücke, wobei er sich wieder seine Brille aufsetzte. Zufrieden sah er sich um. Das also war das Reich, das er künftig regieren sollte.
“Sir, darf ich sie darauf hinweisen, daß im Dienst nur Uniform getragen werden darf?”
Powers warf dem jungen Fähnrich, der ihn angesprochen hatte, einen finsteren Blick zu.
“Mister...”
“Cooley, Sir. Christian Cooley.”
“Fähnrich Cooley, wir befinden uns noch nicht offiziell im Dienst, ich mag meine Zivilkleidung und ich rede mit ihnen erst über Protokollfragen, wenn ich mit ihren restlichen Leistungen zufrieden bin. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?”
“Ja, Sir. Entschuldigung, Sir.”
Damit war für Michael das Thema erledigt, aber in Gedanken setzte er einen Punkt auf das imaginäre Minuskonto des Fähnrichs.
“Sir, wir empfangen einen Audio-Hilferuf des föderalen Frachters KOBAYASHI MARU.” meldete Fähnrich Jacob von der Kom.
“Auf die Lautsprecher!”
“Hier ist das Frachtschiff KOBAYASHI MARU. Wir treiben im klingonischen Raum. Unser Warpkern steht kurz vor einem Bruch. Bitte helfen sie uns!” Die Übertragung endete.
“Fähnrich Cooley, stellen sie die Position der KOBAYASHI MARU fest und berechnen sie einen entsprechenden Abfangkurs!”
“Kurs eingegeben, Sir.”
“Maximum Warp, Energie! Nr. Eins, irgendwelche Vorschläge?”
“Wir verletzen den Vertrag über die neutrale Zone, wenn wir mit einem Kriegsschiff in den klingonischen Raum eindringen.”
“Richtig. Sind andere Schiffe in Reichweite, Mr. Jacob?”
“Nein, Sir. Wir sind das einzige.”
“Warum habe ich das nur geahnt? Wir sind im Begriff, unsere Verträge mit dem klingonischen Reich zu verletzen und riskieren, einen Krieg auszulösen. Wer für das Protokoll Einwände erheben will, sollte das jetzt tun.”
“Zu spät, Sir. Wir haben die entmilitarisierte Zone soeben passiert.”
“Na großartig. Mr. Jacob, haben wir Kontakt zur KOBAYASHI MARU?”
“Aye, Sir. Grußfrequenzen sind geöffnet.”
“Danke, Mr. Jacob. KOBAYASHI MARU: Hier spricht Michael Powers vom Föderationsraumschiff ARIEL.
Bitte spezifizieren sie die Art ihres Notfalls!”
“Hier KOBAYASHI MARU. Die Warpspulen sind überlastet und die Materie-Antimaterie-Injektoren stehen kurz vor einem Zusammenbruch. Das Eindämmungsfeld gibt in wenigen Minuten nach. “
“Wir haben verstanden. ARIEL Ende. Sämtliche Transporter einsatzbereit!”
“Wenn wir sämtliche Transporter benutzen, haben wir Energieschwankungen, die unsere Kommunikation und die Lebenserhaltung einschränken, Sir.”
“Mr. Cooley, die von ihnen erwähnten Einschränkungen sind minimal und in diesem Moment nicht relevant. Oberste Priorität hat die Rettung der Besatzung der KOBAYASHI MARU.”
“Aye, Sir. Sämtliche Transporter einsatzbereit.”
“Sir, es enttarnen sich drei klingonische Schlachtkreuzer der K´T´INGA-Klasse.” meldete Martin von der Kommunikationskonsole.
“Alarmstufe gelb! Mr. Cooley, bringen sie die ARIEL zwischen die KOBAYASHI MARU und die Klingonen!”
“Sir?”
“Machen sie´s so!”
“Aye, Sir!”
Nach einer kurzen Beschleunigungsphase bildete die ARIEL einen Schutzwall vor dem hilflosen Föderationsschiff.
“Grußfrequenzen zu den Klingonen öffnen, Mr. Jacob!”
“Sind offen, Sir.”
“Hier spricht Michael Powers vom Föderationsraumschiff ARIEL. Wir befinden uns auf einer friedlichen Rettungsmission. Bitte identifizieren sie sich und deaktivieren sie ihre Waffensysteme. Wir haben keinerlei feindliche Absichten.”
Der Captain der Klingonen hielt eine Identifizierung nicht für notwendig, sondern eröffnete sofort das Feuer.
“Treffer in vordere Decks, Sir. Irreparable Beschädigung der vorderen Außenhülle. Hüllenbruch in zwei Minuten.” meldete Cooley “Mein Gott! Was soll ich tun?”
“Vordere Schilde auf volle Stärke! Vom Hüllenbruch betroffene Sektionen evakuieren! Hinter Schilde so lange wie möglich unten lassen und Evakuierung der K.M. fortsetzen!”
“Sir, ich konnte um den Hüllenbruch ein Eindämmungsfeld errichten.”
“Schalten sie es wieder ab, Mr. Cooley!”
“Ich verstehe nicht, Sir.”
“Wir befinden uns in einem Kampf mit drei klingonischen Schlachtkreuzern, müssen die Besatzung der K.M. an Bord beamen und unsere Lebenserhaltung läuft auf einem absolutem Minimum. Wir brauchen die Energie. Also schalten sie das verdammte Eindämmungsfeld ab, sie verhinderte Tarkzüchter! Es reicht, wenn sie die betroffenen Sektionen versiegeln.”
“Aye, Sir!”
Wieder erzitterte die ARIEL unter einem Treffer.
“Schilde?”
“Auf dreißig Prozent und sinkend!” Cooleys Stimme überschlug sich fast.
Powers strich sich durch die Haare und zog seine Jacke glatt.
“Nehmen sie die K.M. in einen Traktorstrahl! Evakuierung so lange wie möglich fortsetzen! Dann nehmen sie Kurs auf das klingonische Führungsschiff! Maximale Beschleunigung! Energie!”
“I...Ich kann nicht.” Cooley trat der Schweiß auf die Stirn.
“Jetzt reicht´s mir!” Powers ergriff den jungen Fähnrich derb an der Schulter und riß ihn von seinem Platz.
“Mr. Jacob!”
“Sir?”
“Nehmen sie den Platz von Mr. Cooley ein und führen sie meine Befehle aus!”
“Ja, Sir!”
“Nehmen...”
“Ich weiß Bescheid. Traktorstrahl, Evakuierung, Beschleunigen.”
“Richtig.”
Die ARIEL hielt auf den klingonischen Führungskreuzer zu.
“Auf meinen Befehl Traktorstrahl lösen und Ausweichmanöver ausführen!”
Der Captain wartete, bis sich die ARIEL kurz vor dem feindlichen Schiff befand.
“Jetzt!”
Der Kampfkreuzer und die KOBAYASHI MARU verschmolzen zu einem gewaltigem Feuerball.
“Wieviel Personen waren noch auf der K.M.?”
“Siebenunddreißig, Sir.”
Powers schloß unter seiner Schutzbrille die Augen. “Gott, vergib mir!”
Er öffnete sie wieder. “Unser Status, Lieutenant?”
“Schilde auf siebenundzwanzig Prozent, Sir.”
“In Ordnung. Bringen sie uns zwischen die beiden verbliebenen Schiffe!”
“Aye, Sir!”
Durch die Explosion waren die klingonischen Schiffe vorübergehend nicht in der Lage, die ARIEL zu orten. Diesen Moment nutzte das Föderationsschiff, um zwischen sie zu manövrieren.
“Feuer auf beide Schiffe nach eigenem Ermessen!” Es gelang Powers nicht vollständig, seine Anspannung vor der Crew zu verbergen.
“Feuer nach eigenem Ermessen, Aye, Sir!”
Eine Salve von Photonentorpedos und Phaserstrahlen schlug auf die feindlichen Schiffe auf, ohne den gewünschten Effekt zu erzielen. Nach einigen Momenten der Überraschung gelang es den Klingonen, das Feuer zu erwidern.
“Schilde sind auf dreiundzwanzig Prozent gesunken, Sir.”
“Verdammt!”
“Sir, die Klingonen laden ihre Waffensysteme erneut.”
“In Ordnung. Sobald sie schießen, bringen sie uns außer Reichweite! Nicht eher!”
“Aye, Sir!”
Die zerstörerische Energie verließ einen der klingonischen Schlachtkreuzer. In diesem Moment gab Martin einen Befehl in den Computer ein und eine andere Energiequelle trug die ARIEL aus der Gefahrenzone. Der zweite Schlachtkreuzer wurde von dem Feuer des ersten, das eigentlich der ARIEL gegolten hatte, zerrissen.
“Bleibt nur noch ein Gegner. Mr. Jacob, was wissen sie vom letzten Machtwechsel im klingonischen Reich?”
“Ich verstehe. Position der nächstgelegenen Sonne bestimmt und Kurs eingegeben.”
“Danke, Mr. Jacob. Warp zwei, Energie!”
“Wir könnten Warp sieben erreichen.”
“Mr. Jacob, die Klingonen müssen glauben, daß wir stärker beschädigt seien, als wir wirklich sind, sonst wäre eine Flucht unglaubwürdig.”
“Aye, Sir. Warpfaktor zwei.”
“Moment mal!” fuhr Thomas dazwischen. “Ich habe mir das lange genug mit angehört. Was habt ihr vor?”
“Du solltest dir öfter die offiziellen Berichte der Flotte durchlesen, Nr. Eins! Im klingonischen Bürgerkrieg stand Gowrons Schiff einer Übermacht gegenüber. Er täuschte eine Flucht vor, lockte seine Verfolger in den Orbit einer Sonne und ließ eine Eruption für sich kämpfen.”
“Sir, ich muß sie unterbrechen.” meldete sich Martin von der Konsole. “Die Klingonen holen mit Warp fünf auf. Soll ich unsere Geschwindigkeit anpassen?”
Powers schüttelte den Kopf. “Nr. Eins, ihre Entscheidung.”
“Geschwindigkeit beibehalten! Sämtliche Photonentorpedos abfeuern!” Hunters Befehle klangen souveräner als Michaels. Es war ihm schon immer besser gelungen, die Ruhe in jeder Situation zu behalten.
“Torpedos werden abgefeuert. “
Der Kampfkreuzer drosselte die Geschwindigkeit und nahm ein Ausweichmanöver vor.
“Die Klingonen reagieren schneller als erwartet.”
“Richtig, Nr. Eins. Aber dadurch gewinnen wir die Zeit, die wir benötigen.”
“Sir, wir haben die Sonne fast erreicht.” meldete Martin.
“Perfekt. Lassen sie die Klingonen aufholen! Aber so, daß sie keinen Verdacht schöpfen.”
“Geschwindigkeit verringert. Die Klingonen holen auf.”
“Schilde?”
“Ich konnte die Energieleistung maximieren. Sind jetzt auf fünfundzwanzig Prozent.”
“Sehr gut.”
“Der Kreuzer ist in Schußweite.” meldete Koll von der taktischen Konsole.
“Phaser Feuer!”
“Aye, Sir. Sie erwidern.”
“Das war zu erwarten. Sie müssen glauben, wir würden weiter fliehen. Wählen sie einen Kurs, der uns direkt an der Sonne vorbei führt!”
“Kurs eingegeben.”
“Energie!”
Statt der ARIEL zu folgen, feuerten die Klingonen auf den Antrieb des Schiffes. Die Systeme verloren die Kontrolle. Wie Von einer gewaltigen Faust getroffen torkelte das Föderationsschiff durch den Raum. Einige Mirglieder der Brückencrew, die sich nicht rechtzeitig festhalten konnten, wurden auf der Brücke hin und her geschleudert.
“Sir, Wir können den Kurs nicht korrigieren!”
“Mein Gott! Metaphasenschilde, Sofort!”
“Zu spät, Sir.”
Ohne ein wahrnehmbares Geräusch zu verursachen stürzte die ARIEL in die Sonne.

“So ist das also, wenn man tot ist.” dachte Powers.
“Simulation beendet. Schiff komplett zerstört. Verlust beider Mannschaften.” ertönte die emotionslose Stimme des Computers.
“Das war´s, wir sind tot.” wandte sich der Captain an die Crew.
“Wir hättens fast geschafft, Sir.”
“Sie sind ruhig, Mr. Kline! Sie sind auch tot.”
“Sir, nur die ARIEL war in der Lage, überhaupt soweit zu kommen.” sagte Hunter.
“Dessen bin ich mir bewußt, Nr. Eins. Ich weiß aber auch, daß wir, wenn wir dieses Schiff fliegen, jederzeit in eine Situation kommen können, in der wir den Tod finden. Der Tod gehört zum Leben. Aber diese Endgültigkeit... Ich habe Freunde im Raum verloren. Und ich werde ihnen nie sagen können, wie leid es mir tut.”
Der erste Offizier hatte mit dieser Nachdenklichkeit seines Freundes nicht gerechnet. Sonst konnte Michael nie ernst sein. Das heißt, er war immer ernst. Aber er ließ es sich nie anmerken. Er trug seinen Schmerz nie offen. Die Vorstellung, seine Crew zu verlieren, selbst in einer Simulation, hatte etwas in ihm ausgelöst. Etwas, das er vergessen geglaubt hatte.
“Sie kannten das Risiko. Wir alle kennen das Risiko.” mehr fiel Hunter in diesem Moment nicht ein.
“Aber man muß das Schicksal nicht herausfordern. Ich habe das zu oft getan. Ich habe nie Angst um mein Leben gehabt. Mir wäre nie eingefallen, daß meine Risikobereitschaft andere gefährden könnte.”
Die Tür glitt auf, Admiral Sanders betrat den Raum.
“Ausgezeichnet.”
Hunter warf Powers einen Da-haben-wir´s-Blick zu.
Powers antwortete mit einem Ach-lass-mich-doch-in-Ruhe-Blick.
“Ihr habt die Situation seit dem letzten Mal verändert.”
“Ja sicher. Wir wollten es dir nicht zu einfach machen.”
-Du Mistkerl- dachte Powers. “Ich verstehe, Sir.” knurrte er hörbar verärgert.
“Mr. Cooley.” sagte Sanders “Sie haben durch ihr unbeherrschtes Verhalten Die Mission, das Schiff und die Mannschaft in Gefahr gebracht. Über ihre weitere Karriere entscheidet jetzt ihr Captain.”
“Bringt diesen Möchtegernoffizier von meiner Brücke, sonst vergesse ich mich und garantiere für nichts mehr. Aber ihr wollt mir dieses Schiff wirklich geben?”
“Natürlich. Was dachtest du, warum wir dieses Spektakel hier veranstalten?”
“Keine Ahnung. Ich habe nur nicht ernstlich geglaubt, daß ihr mich nach allem was war...”
“Wieder einsetzen? Die Vergangenheit ist tot.”
“Nicht für mich.”
Sanders überreichte ihm eine goldene Palette: ”Für deine Brücke.”
Michael warf einen Blick darauf:

DER WELTRAUM - UNENDLICHE WEITEN UND UNENDLICHE GEFAHREN
IN EINER ZEIT , IN DER UNS DAS DOMINION UND DIE BORG BEDROHEN ,
WERDEN ZWEI SCHIFFE GEBAUT UM DEN FRIEDEN ZU SICHERN UND DEN WELTRAUM ZU
ERFORSCHEN
SIE SOLLEN NEUE WELTEN ENTDECKEN UND NEUE ZIVILISATIONEN ERFORSCHEN
ABER VOR ALLEM SOLLEN SIE DAS NEUE DENKEN EINER NEUEN ZEIT IN TEILE DES UNIVERSUMS TRAGEN ,
DIE NIE EIN MENSCH ZUVOR GESEHEN HAT


MacBeth lief ohne Zögern durch die feindlichen Reihen. Die Soldaten wichen vor ihm zurück. Wütend, wie er war, in seiner blutverschmierten Rüstung, wirkte er mehr wie ein hungriges, tollwütiges Raubtier als wie ein Mensch.
MacBeth: Weshalb sollt ich den röm´schen Narren spielen,
Sterbend durchs eigene Schwert? Solange Leben
Noch vor mir sind, stehn denen Wunden besser.
MacDuff: Zu mir! du Höllenhund, zu mir!
MacBeth: Von allen Menschen mied ich dich allein,
Du, zieh dich nur zurück, mit Blut der Deinen
Ist meine Seele schon zu sehr beladen.
MacDuff: Ich habe keine Worte, meine Stimme
ist nur in meinem Schwert. Du Schurke, blut´ger,
als Sprache Worte hat
MacDuff stürmte auf MacBeth los. Nur mit Mühe konnte der König den Angriffen standhalten.
MacBeth: Verlorne Müh!
So leicht magst du die unteilbare Luft
Mit scharfem Schwert durchhauen wie mich verletzen:
Auf Schädel, die verwundbar, schwing den Stahl,
Mein Leben ist gefeit, kann nicht erliegen
einem vom Weib Gebornen
MacDuff: So verzweifle
An deiner Kunst, und sage dir der Engel,
Dem du gedient, daß vor der Zeit
MacDuff geschnitten ward aus Mutterleib
Jetzt bist du fällig, Powers: Computer: Simulation beenden.
Die schottische Landschaft, MacBeths Schloß und die englischen Soldaten verschwanden von einem Moment zum anderen.
“Sehr komisch.” sagte Powers, als er sich den Schweiß aus dem Gesicht wischte. “Ich dachte, dir würde es Spaß machen, mich abzustechen.”
“Ja, eben.” grinste Hunter “Das Vergnügen hebe ich mir für später auf.”
“Wer sagt dir, daß wir das nächste Mal wieder “MacBeth” spielen?”
“Michael, du mußt mir etwas erklären.”
“Ja?”
“MacBeth bedauerte es, MacDuffs Familie getötet zu haben. Warum hat er erst damit angefangen?”
“Schwer zu erklären. MacBeth war an sich kein schlechter Mensch. Aber die damalige Vorstellung von Macht... diese Vorstellung war für ihn eine größere Versuchung als sein Treueschwur.”
“Wie können Menschen nur mit solchen Vorstellungen leben?”
“Es waren eben wilde Zeiten.”
“Und noch etwas.” Hunter grinste hinterhältig.
“Frag!”
“Wie konnten die in ihren schweren Rüstungen nur mit solchen Schwertern kämpfen?”
Statt einer Antwort hob Powers sein Schwert und stürmte auf Hunter los. Thomas wich einen Schritt zurück und parierte den Schlag. In der gleichen Sekunde drehte er sich und stieß Powers den Ellbogen in den Rücken. Michael stürzte und verlor sein Schwert. Thomas rollte ihn mit dem Fuß auf den Rücken und setzte ihm das Schwert an die Kehle.
“Danke, jetzt weiß Ich´s.” Lachend nahm er das Schwert beiseite und half Michael auf die Füße.
“Thomas, ich muß mit dir etwas bereden.”
“Was ist dein Problem?”
“Du weißt, das ich noch nie ein Schiff wieder zurück gebracht habe.”
“Das war doch nicht deine Schuld. Bei den Missionen, die du geleitet hast, war das nicht zu erwarten. Aber du hast die Missionen erfüllt und trotz aller Verluste unzählige Opfer verhindert.”
“Aber wer sagt dir, daß ich dieses Schiff wieder zurück bringe?”
“Ganz einfach. Du hast den besten Ersten Offizier des Universums.”
“Danke, Nr. Eins. Ich fühle mich schon viel besser, wirklich.”

Der Captain und sein Erster Offizier warteten in dem Transporterraum. Sie hatten die Anweisung, einen Kadetten, der auf DS-9 seine Familie besuchen wollte, mitzunehmen. Unterwegs sollte er an der Steuerkonsole seine ersten Praxiserfahrungen sammeln. Michael verdrehte die Augen, als der Kadett auf der Plattform materialisierte.
“Kadett Nog meldet sich zum Dienst, Sir. Bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen.”
Der Captain rang sich ein “Erlaubnis erteilt.” ab. Dann betätigte er der Kommunikator: “Mr. Koll, kommen sie bitte in Transporterraum drei und führen sie Kadett Nog in sein Quartier!”
“Ich komme.”
Als der klingonische Sicherheitsoffizier den Raum betrat, stellte sich Powers direkt neben ihn und sagte leise: “Passen sie auf, daß dieser Ferengie uns nicht das Schiff unter dem Arsch wegschraubt!”
Koll übermittelte ein telepatisches “Aye, Sir”. Laut sagte er: “Folgen sie mir, Kadett.”
Mit einem breiten Grinsen lief Nog hinter Koll her.
“Wissen sie, Nr. Eins, es gibt nur zwei Dinge, die ich wirklich hasse.”
“Und das wären?”
“Rassisten und Ferengies auf meinem Schiff.”

Die Schotten der Station öffneten sich und gewährten der Crew der ARIEL einen Blick auf den freien Raum.
Alle Besatzungsmitglieder hielten einen Moment den Atem an. Das neueste Schiff der Sternenflotte würde in wenigen Augenblicken zum ersten Mal das schützende Raumdock verlassen. Powers genoß den Moment, bevor er befahl: “Systeme startklar machen, Mr. Nog!”
“Systeme sind startklar, Sir.”
“Ein viertel Impuls! Energie!”
“Das wird den hohen Tieren von der Flottenleitung nicht gefallen, Sir.”
“Kann ich mir denken. Machen sie´s so!”
“Ja, Sir.”
Es war verboten, ein Schiff schneller als mit Manövriertriebwerken aus dem Raumdock zu fliegen. Doch seit ein gewisser James Tiberius Kirk diese Regel gebrochen hatte, hielten sich nicht alle Offiziere daran. Und Powers gehörte nicht zu den Diszipliniertesten.

BEREITSCHAFTSRAUM:
Die Tür schloß sich hinter Koll. Powers stand mit dem Rücken zur Tür und sah aus dem Fenster auf die Sterne. Im Hintergrund lief leise Musik.
“Etwas zu trinken, Lieutenant?”
“Nein, danke, Sir.”
Powers ging zum Replikator. “Eine Bitter-Lemon! Temperatur: fünf Grad Celsius, ohne Eiswürfel!”
Er trat wieder ans Fenster. “Nehmen sie Platz, Lieutenant.”
“Danke, Sir.”
Einen Moment ignorierte er den Klingonen und sah nur auf die Sterne.
“Ein kluger Mann sagte einmal, daß die Sterne unerfüllte Träume in unendlicher Weite seien.”
Koll wußte nicht, was für eine Antwort er dem Captain geben sollte. “Äh Ja, Sir.”
“Sie sind nur zur Hälfte Klingone?”
“Ja, Sir.”
“Können sie auch etwas anderes sagen als: Ja, Sir, Nein, Sir, Danke, Sir?”
“Ja, Sir.”
Der Captain verkniff sich ein Grinsen.
“Ihr Vater war Betazoide?”
“Ja, Sir.”
“Ihre telepathischen Sinne sind für einen Halbbetazoiden sehr stark ausgebildet.”
“Danke, Sir.”
“Erzählen sie mir von ihren Eltern!”
“Entschuldigen sie, Sir, das ist privat.”
“Dafür habe ich Verständnis. Aber unser Bündnis zum klingonischen Reich ist vor kurzer Zeit zerbrochen. Wer sagt mir, daß sie ihren Treueschwur zur Föderation halten?”
“Mein Vater war Mitglied einer Handelsdelegation. Er hatte meine Mutter nicht wirklich geliebt, sondern war nur an einem exotischem Erlebnis interessiert. Er wußte nichts von meiner Geburt. Als Sohn eines ehrlosen Vaters und wegen meiner telepathischen Fähigkeiten wurde ich von den Klingonen gehaßt. Erst in der Sternenflotte wurde ich respektiert.”
“Ich verstehe. Entschuldigen sie, aber ich mußte diese Frage stellen.”
“Natürlich, Sir. Darf ich wegtreten?”
“Erlaubnis erteilt.”
Wortlos stand der Klingone auf und ging zur Tür.
“Noch etwas, Mr. Koll.” rief Powers ihm nach.
Koll blieb stehen. “Sir?”
“Wir arbeiten auf dieser Mission mit den Romulanern zusammen.”
Der Lieutenant nickte und verließ den Raum. Er hatte verstanden, was sein Captain ihm hatte sagen wollen.
Michael aktivierte den Kommunikator: “Mr. Kline, kommen sie bitte in den Bereitschaftsraum!”
“Aye, Sir.”
Wenige Augenblicke später stand Marc im Raum.
“Setz dich!”
“Danke.”
Einen Moment musterte Michael seinen Freund (´Mein Gott, wir sind älter geworden!´) bevor er ihn ansprach: “Hast du dich mit dem Schiff und der Crew vertraut gemacht?”
“So gut ich in der kurzen Zeit konnte.”
“Deine Meinung?”
“Ein gutes Schiff.”
“Ich will dich nicht hier haben.”
“Bitte?” Marc fasste diese Bemerkung als Beleidigung auf.
Michael beruhigte ihn wieder: “Ich brauche einen Mann, dem ich absolut vertrauen kann, um ihn als Verbindungsoffizier zu den Romulanern zu schicken.”
“Ohne mich kriegst du das Schiff doch keine hundert Meter weit.” grinste Marc.
“Irgendwie wird´s schon gehen. Ich kann dir diesen Einsatz nicht befehlen.”
“Wenn gutaussehende Frauen auf dem romulanischem Schiff sind, bin ich dabei.”
“Schade, dann habe ich bald einen guten Offizier weniger an Bord.
Beide lachten.
Als nächstes wurde Martin in den Bereitschaftsraum geschickt.
“Martin, dein Verhalten während des KOBAYASHI MARU-Tests war mehr als vorbildlich.”
“Danke.”
“Ich muß dir danken. Würdest du das öfter machen wollen?”
“Was willst du mir damit sagen?”
“Daß ich darüber nachgedacht habe, deinen Aufgabenbereich zu erweitern. Du hättest dann neben der Kommunikation auch die Navigation unter deinem Kommando. Nebenbei würde noch die Beförderung vom Lieutenant zum Lieutenant Commander erfolgen.”
“Hat das etwas damit zu tun, daß ich dein Halbbruder bin?”
“Das hat etwas damit zu tun, daß du einer meiner fähigsten Offiziere bist.”
“Dann denke ich, du hast deinen Chefnavigator gefunden.”
“Ich gratuliere, Lieutenant Commander. Enttäuschen sie mich nicht!”
Martin salutierte provokativ korrekt. “Niemals, Sir.” sagte er grinsend.
“Schick mir dann bitte Brannagh rein! Du bist fertig.”
“Aye Aye, Sir.”
“Raus hier! Verarschen kann ich mich selber.”
“Darf ich dabei mal zusehen?” fragte Martin, bevor er wieder auf die Brücke trat.
Brian Brannagh war ein kräftig gebauter Mann. Er wirkte wie jemand, der Befehle ohne zu fragen ausführte. Wortlos deutete Michael auf einen Stuhl, während er Brians Akte überflog. Ab und zu ließ er ein “Aha” oder “Mmh” hören. Dann legte er die Akte beiseite.
“Ihre Ausbilder waren sehr begeistert von ihren Fähigkeiten als Shuttlepilot.”
“Danke sehr, Sir.”
“Danken sie nicht mir. Ich würde ihre Leistungen gern selbst beurteilen.”
“Selbstverständlich, Sir.”
“Sie waren an der Entwicklung der Kampfshuttles beteiligt?”
“Ja, Sir.”
“Erzählen sie mir etwas darüber!”
“Die Idee dabei war, einzelne Sektionen feindlicher Schiffe gezielter anzugreifen, wie Waffenphalanxen oder den Antrieb, gezielter unter Beschuß zu nehmen, ohne das Schiff zu zerstören.”
“Sie halten die Kampfbereitschaft eines Raumschiffs also für überflüssig?”
“Nein, Sir. Die Kampfshuttles bieten vielmehr eine sinnvolle Ergänzung, die Verluste auf beiden Seiten vermindern soll. Wie ich bereits sagte...”
“...einzelne Sektionen können gezielter unter Beschuß genommen werden. Ich bin nicht so bescheuert, wie ich aussehe.”
“Sir?”
“Noch etwas, Mr. Brannagh. Sie sind zwar ein hervorragender Pilot, ihrer Akte nach zögern sie aber, Befehle zu geben.”
“Sir, ich...”
“Sie leiten die Kampfshuttlestaffel. Ich erwarte von ihnen, daß sie in Krisensituationen in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen und diese konsequent durchzuführen. Ihr Offizierspatent ist kein einfacher Zimmerschmuck.”
“Nein, Sir. Sicher nicht.”
“Dann dürfen sie jetzt wegtreten.”
Schweigend verließ Brian den Besprechungsraum. Vorläufig war Michael der Meinung, daß er die Crew genug unter die Lupe genommen hatte. Den Rest wollte er später erledigen.

Die Tür zum Holodeck schloß sich hinter Thomas. Zwar hatte er es genossen, auf der Brücke zu kommandieren, aber Michaels Dienst begann jetzt. Aufmerksam sah er sich auf dem Holodeck um. Die Berge, die der Computer generiert hatte, sahen irgendwie unreal und entfremdet aus. Beinahe wie Zeichnungen. Aber wo war Michael?
“Miep miep!” Verkleidet als Strauß rannte Powers an ihm vorbei. Hinter ihm lief auf zwei Beinen ein Zeichentrickcoyote, der Messer und Gabel in den Händen hielt.
“Was macht er denn jetzt wieder?” knurrte Thomas.
Irgendwie schaffte Michael es, über einen Abgrund hinweg von einem Berg zum nächsten zu rennen. Der Coyote konnte nicht mehr bremsen und stürzte mit lautem Pfeifen in die Schlucht. Gerade als er aufgeschlagen war, warf Michael noch einen Amboß auf ihn hinunter.
“Computer, Simulation beenden!” befahl der Commander.
Die Schlucht verschwand und der Berg erwies sich als der Boden des Holodecks.
“Schade.” sagte Michael und zog sich die Kapuze des Straußenkostüms vom Kopf.
“Was sollte das denn?” fragte Thomas.
“Hab ich in den Archiven gefunden. Eine Unterhaltungsübertragung aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Die nannten das Zeichentrick. Auf dem Holodeck ein Riesenspaß.”
“Du bist unmöglich.”
“Seien Sie vorsichtig, Nr. Eins! Sonst sind Sie beim nächsten Mal der Coyote.”

Die ARIEL hielt direkten Kurs auf DEEP SPACE NINE.
“Sir, die Station ist in Sichtweite.” meldete Martin.
“Auf den Schirm!”
Wie ein gewaltiger Krake erschien die Station auf dem Bildschirm. Gerade hielt ein RUNABOAT auf das Wurmloch zu. Der Anblick, als das Universum aufriß, raubte jedem an Bord einen Moment den Atem.
Die einzige Ausnahme bildete Nog, der solche Momente schon des Öfteren hatte genießen dürfen.

Captain Sisko beeindruckte Powers. Er strahlte eine starke Autorität aus, versprühte aber Sympathie und wirkte gutgelaunt. Er spielte mit einem Baseball, während er sich mit Powers unterhielt.
“Sie wissen, warum sie hier sind?”
“Nur in Ansätzen. Die Flotte teilte mir mit, daß sie würden mir die notwendigen Daten übermitteln.”
Sisko nickte. “Die USS VOYAGER, registriert auf NCC 74656, ist von hier zu ihrem ersten Einsatz gestartet und nicht zurückgekehrt. Es gab keinen weiteren Kontakt. Ihre Mission bestand darin, das verschollene Maquisschiff ZOLA aufzuspüren. Der letzte uns bekannte Kurs führte in die Badlands. Die Mission der ARIEL besteht darin, die VOYAGER zu finden oder wenigstens Informationen über ihren Verbleib zu erhalten. Einige Schiffe, darunter die DEFIANT, die BEHEMOTH und die HIGHLANDER, waren mit demselben Auftrag unterwegs und konnten nichts erreichen.”
Sisko legte den Ball beiseite, lehnte sich nach vorn und legte sein Kinn auf seine Hände, bevor er fortfuhr:
“Der Maquis hat sich in letzter Zeit ruhig verhalten. Trotzdem befinden wir uns direkt im Krisengebiet. Auf der einen Seite bedroht uns das Dominion, auf der anderen treffen die Klingonen, die Cardassianer und der Maquis zusammen. Und die Romulaner mögen das Dominion auch nicht unbedingt. Die Station ist möglicherweise von Wechselbälgern, bajoranischen und cardassianischen Terroristen und Maquissarden infiltriert. Ihre Mission ist mehr als unmöglich.“
“Unmögliches erledigen wir sofort, nur Wunder dauern etwas länger. Geben sie die Daten über die VOYAGER, die ZOLA und die Badlands in meinen Hauptcomputer. Was ist mit den Romulanern?”
“Das romulanische Schiff trifft wahrscheinlich erst in zwei Tagen ein.”
“Meine Crew würde die Zeit bis dahin gern auf ihrer Station verbringen.”
“Genehmigt.”
“Und eine Frage hätte ich noch.”
“Bitte.”
“Warum diese Geheimhaltung? Eine Rettungsmission ist nichts außergewöhnliches.”
“Sicher nicht. Aber wie ich bereits sagte befinden wir uns hier im Krisengebiet. Wir können es uns nicht leisten, nach der VOYAGER die ARIEL zu verlieren.”
“Natürlich.” Powers verließ Siskos Büro.
“OPS an Sisko.” meldete sich der Kommunikator des Captain.
“Sprechen sie, Major!”
“Wir hatten einige Sekunden einen klingonischen BIRD OF PREY auf dem Schirm, und die Sensoren haben einen kurzen Energieanstieg auf der Station angezeigt. Dax vermutet, daß die Klingonen uns jemanden oder etwas an Bord gebeamt haben.”
“Ich komme sofort auf die OPS. Sisko Ende.”

Powers drehte sich um, als er hinter sich ein Knurren hörte. Was er sah jagte ihm kalte Schauer über den Rücken. Hinter ihm war auf dem engen Gang wie aus dem Nichts ein klingonischer Tark aufgetaucht. Er versuchte, den Phaser zu ziehen, als das Tier bereits zum Sprung ansetzte. Es gelang ihm nicht mehr, seine Waffe zu erreichen. Das wuchtige Tier traf Michael mit den Vorderpfoten an der Brust. Der Aufprall riß ihn zu Boden. Hart schlug er mit dem Hinterkopf an eine Wand. Das Letzte, das er spürte, war, wie sich das Tark in sein Bein verbiß.
“Das war´s” dachte er, als Schlieren vor seinen Augen tanzten und seine Gedanken in eine gnädige Schwärze trugen.
Das Nächste, das er sah, war ein helles Licht und eine Frau, die sich über ihn beugte.
“Mich hat´s erwischt. Ich muß im Himmel sein.”
“Ich muß sie enttäuschen, Captain.” sagte der “Engel”.
“Dank unserem Sicherheitschef Odo ist es noch nicht soweit. Die Propheten werden noch auf sie warten. Sie befinden sich auf der Krankenstation auf DEEP SPACE NINE. Ich bin Major Kira Nerrys.”
“Ihr Sicherheitschef ist ein Wechselbalg, nicht wahr, Major Nerrys?”
“Kira, Bitte!”
“Wie?”
Ihm viel ein, daß bei Bajoranern der Familienname der Vorname und der Eigenname der Nachname war.
“Oh, natürlich. Kira. Entschuldigen sie bitte!”
Kira überlegte einen Moment. Dann sagte sie lächelnd: “Es würde mir vielleicht doch besser gefallen, wenn sie mich Nerrys nennen würden. Und ja, unser Sicherheitschef ist ein Wechselbalg. Wenn sie ein Problem damit haben sollten, kann ich sie beruhigen. Er ist absolut vertrauenswürdig. Er hat ihr Leben gerettet, indem er sich in zweites Tark verwandelte.”
“Okay, keine weiteren Fragen über ihn. Aber eine über sie.”
“Ja?” Kira wirkte amüsiert und interessiert zugleich.
“Würden sie mit mir essen gehen?”
“Heute im Quarks. Siebzehn Uhr. Seien sie pünktlich!”
Powers ließ sich nach hinten fallen und schloß die Augen. Mit dieser Antwort hatte er nicht wirklich gerechnet. Auch, wenn er sie erhofft hatte. Er mußte eingeschlafen sein, denn als er die Augen wieder öffnete, stand ein Mann neben seinem Bett.
“Wir sind uns noch nicht vorgestellt worden. Ich bin Dr. Bashir. Ihr Bein müßte wieder in Ordnung sein. Versuchen sie bitte einmal, es zu bewegen!”
Vorsichtig drehte Michael sein Bein zur Seite. Er spürte nur noch ein leichtes Stechen. Bis auf eine kleine Narbe hatte sich die Wunde geschlossen. Er trug noch die zerrissenen Hosen und hatte noch etwas getrocknetes Blut am Bein.
“Wie spät ist es?”
“Bitte?”
“Die Zeit, Doc.”
“Sechzehn Uhr dreißig, Warum?”
“Ich muß los.”
“Das wird nicht gehen. Captain Sisko und Constable Odo wollen noch einige Fragen an sie stellen.”
“Die werden sich gedulden müssen. Manche Dinge haben Vorrang. Wenn sie fragen, sagen sie, ich sei ihnen weggelaufen. Und als sie mich aufhalten wollten habe ich sie niedergeschlagen.”
“Aber...” Doch Powers hörte Bashirs Einwände nicht mehr. Er war bereits verschwunden.
Im Gang aktivierte der Captain seinen Kommunikator.
“Powers an ARIEL”
“Sprechen sie, Captain!”
“Thomas, ich brauche eine neue Uniform.”
“Eine Uniform?”
“Sofort. Du weißt doch, was eine Uniform ist.”
“Ich denke schon. Ich beame dich hoch.”
“Auf keinen Fall. Beam mir die Uniform runter und fertig!”
“Aye, Sir.”
In einer Seitennische zog Michael sich schnell die neue Uniform an. Fröhlich summend lief er Richtung Promenadendeck, als er plötzlich von einem Bajoraner gegen die Wand gedrückt wurde.
“Kein Wort! Nur, wenn ich dich frage.”
Powers sah sich um. Niemand, der ihm hätte helfen können, war zu sehen. Der Bajoraner hielt eine Waffe an den Hals des Captain. Ihm blieb nichts weiter übrig, als zu nicken.
“Mach keine Schwierigkeiten, Powers!” Was wollte der Mann?
“Sie werden mir die Kommandocodes der ARIEL übergeben und dann mit mir kommen!”
Michael fiel ein Bluff ein, den er in den Logbüchern der ENTERPRISE gelesen hatte.
“ARIEL? Sie irren sich. Ich kommandiere die USS LOLLYPOP.”
“Was soll das? Spielen sie nicht mit mir, Powers!”
“Powers? Ich kenne keinen Powers. Mein Name ist Pike. Christopher Pike.”
Der Terrorist stellte seinen Phaser auf Maximum. Es war offensichtlich, daß er den vermeintlichen Captain Pike nicht lebend wieder gehen lassen wollte. Nicht mit dem, was er gehört hatte. Bevor der Bajoraner handeln konnte, packte Powers ihn am Arm, drückte ihn nach oben und drehte sich darunter durch. Dabei wurde der Arm des Bajoraners in eine Position gebracht, die von Natur aus nie so vorgesehen war. Der Bajoraner ging in die Knie.
“Jetzt habe ich genug. Das ist schon der zweite Anschlag auf mich innerhalb weniger Stunden. Du hast recht, du Mistkerl. Ich bin Captain Powers. Was wollt ihr alle von meinem Schiff?”
Er drehte den Arm des Mannes weiter nach oben, bis er knirschte. “Rede!”
“Wir haben Informationen, daß...”
Weiter kam er nicht. Aus einer Jeffreysröhre wurde ein Schuß abgefeuert, der den Terroristen direkt in die Brust traf. Er hatte nicht einmal Zeit, zu schreien. Der Schuß mit voller Energie ließ den Alarm der Station aufschrillen. Powers rollte sich in Richtung des fallengelassenen Phasers ab, nahm ihn auf und feuerte ohne genau zu zielen auf die Jeffreysröhre. Die Sicherheitsleute kamen ungewöhnlich schnell. Von dem Attentäter war nichts zu finden. Er war nach dem Mord spurlos verschwunden.

“Es hat einen Mord auf der Station gegeben. Und sie sind der einzige Zeuge.”
“Hören sie, Mr. Odo: Ich bin ihnen dankbar, daß sie mir das Leben gerettet haben. Aber ich habe eine Mission. Und ich werde sie weder verschieben noch an ein anderes Schiff übergeben, nur, weil ein Terrorist getötet wurde. Kein allzu großer Verlust.” Powers war sichtlich aufgebracht.
“Die Nachforschungen brauchen Zeit.”
“Dann treiben sie sie voran oder verzichten sie auf ihren Mörder. Ich breche in zwei Tagen auf, Capice?”
Michael verließ Odos Büro. Er war nur wütend, daß er nicht rechtzeitig im Quark´s hatte sein können.

KOMMANDOBÜRO DS 9
“Es sind offensichtlich einige Bajoraner gegen unser Bündnis mit Cardassia.” stellte Sisko fest, als Powers seinen Bericht beendet hatte.
“Ich kann ihnen das nicht verübeln. Aber das müssen sie nicht unbedingt an mir auslassen. Ich kann die Löffelgesichter ehrlich gesagt auch nicht leiden. Aber da steckt mehr dahinter. Denken sie an die Klingonen.”
“Nur eins verstehe ich dabei nicht. Wieso haben die Klingonen nur ein Tark geschickt? Ein sehr unzuverlässiger Killer.”
“Aber einer, den man nicht zum sprechen bringen kann. Und dessen Gedanken man nicht lesen kann.”
“Das ist richtig. Aber trotzdem erklärt das nicht, warum alle hinter ihnen her sind.”
“Die sind nicht hinter mir her, die wollen mein Schiff. Aber sie haben recht. Irgend etwas daran stimmt nicht.
Was schlagen sie vor?”
“Die Föderation hat sicher Informationen.”
“Warum sollten sie geheime Informationen an mich weitergeben?”
“Keine Ahnung. Vielleicht, weil ihr Leben auf dem Spiel steht?”
“Möglich. Aber wie ich sagte: hier geht es um weit mehr.”

BEREITSCHAFTSRAUM DES CAPTAIN, ARIEL:
Powers öffnete auf seiner unabhängigen Kom-Anlage eine Übertragung zu Admiral Sanders.
“Schön dich zu sehen, Michael.”
“”Freut mich auch, Jim. Aber ich melde mich nicht aus Höflichkeit.”
“Das habe ich mir gedacht. Was kann ich für dich tun?”
“Antworten. Ich hatte einige Probleme wegen der ARIEL. Was kannst du mir darüber sagen?”
“Offiziell gar nichts. Top Secret.”
“Also was?”
“Wenn ich dir etwas erzähle, müßte ich dich töten.”
“Was ist mit meinem Schiff?”
“Nicht über Kom.”
“Jetzt hör aber auf! Das ist einer der sichersten Kanäle der Flotte.”
“Also gut. Die ARIEL ist kein verworfener Prototyp.”
“Sondern?”
“Wir entwickelten die ARIEL-Klasse als Geheimwaffe gegen das Dominion, aber die Gründer unterliefen unsere Wissenschaftler und brachten die ursprünglichen Pläne in ihren Besitz. Also vernichteten wir den Prototyp und begannen einen geheimen Neuentwurf. Niemand außer einer Handvoll Eingeweihter weiß, daß dein Schiff eine komplett neue ARIEL ist. Deine Mission ist nur ein Vorwand, um die ARIEL in Feindgebiet zu testen. Du bist er einzige, der dazu in der Lage ist.”
“Warum ich? Captain Robert T. Norad oder Captain Thomas Blair wären genau so geeignet. Das riecht verdammt nach Geheimdienst.”
“Sowas solltest du nicht einmal denken! Sanders Ende!”
Michael schaltete die Kommunikationsanlage aus und aktivierte seine Kommunikator:
“Thomas, in mein Büro!”
Nur Sekunden später stand sein erster Offizier in der Tür.
“Nr. Eins, du hast heute noch mal das Kommando. Ich beame mich auf DS NINE. Ich treffe mich mit Major Kira und du checkst die technischen Daten der ARIEL und läßt die Technik einen Ebene Eins-Scan durchlaufen.”
“Moment mal! Wieso bekommst du immer die angenehmen Aufgaben?”
“Streng dich an! Vielleicht wirst du auch einmal Captain.”
Hunter stöhnte gespielt. “Ich begleite dich noch zum Transporterraum. Ich liebe es, wenn du dich auflöst und einfach weg bist.”
“Übrigens, auf der Wissenschaftsabteilung arbeitet ein junger Lieutenant. Ich glaube, sie hat ein Auge auf dich.”
“Das reicht jetzt. Du versuchst seit der Schule vergeblich, mich zu verkuppeln.”
“Das macht es ja gerade so spannend.”
“Sieh zu, daß du fort kommst.”
Beide lachten, als Michael auf der Transporterplattform dematerialisierte.

DEEP SPACE NINE, QUARKS BAR
“Es tut mir leid, das ich das letzte Mal nicht kommen konnte, Nerrys.”
“Ich habe den Bericht gelesen.”
“Ich würde das trotzdem gern wieder gut machen.”
“Vielleicht fällt uns etwas ein.” lächelte Kira.
Ein Ferengiekellner trat an den Tisch.: “Was darf ich ihnen bringen?”
“Eine Bitter-Lemon.”
“Klingt ungewöhnlich. Für mich bitte auch.” fügte Kira hinzu.
Der Ferengie verschwand wieder.
“Sag mal, was bedeutet der Name ARIEL eigentlich?”
“Ariel war eine Figur aus Shakespeares “Sturm”. Es ist aber unklar, was er eigentlich war.”
“Was denkst du?”
“Mir gefällt die Idee am besten, daß er ein Höllenengel war.”
“Warum das?”
“Ich finde es interessant, daß man ein Wesen des Bösen zwingen kann, für die Gerechtigkeit einzutreten.”
“Vielleicht haben Sisko und Dax recht. Vielleicht sollte ich Shakespeare doch einmal lesen.”
“Natürlich haben sie recht. Ich bin überrascht, daß es auf Bajor keine ähnliche Literatur gibt.”
“Die gab es. Die Cardassianer haben uns während der Besatzungszeit keine eigene Kultur erlaubt. Und im Widerstand war dafür keine Zeit.”
Powers fühlte, daß es Kira schwer fiel, darüber zu sprechen.
“Ich glaube, es ist an der Zeit, daß sich diese Kultur wieder entwickelt.”
Nerrys nickte. Der Ferengie kam zurück und stellte zwei Gläser auf den Tisch.
“Was soll das?” fuhr Michael auf.
“Ihre Bestellung.” antwortete der Kellner erschrocken.
“Da sind Eiswürfel drin. Die verwässern.”
“Entschuldigung, Sir. Ich korrigiere das.”
“Ferengies!” knurrte Powers, als der Kellner wieder verschwunden war.
“Eine Frage noch.”
“Bitte.”
“Warum trägst du ständig diese Schutzbrille?”
“Hast du schon mal gesehen, wie ein Planet durch eine Antimaterieexplosion zerstört wird?”
“Nein.”
“Ich schon. Die Lichtintensität war so hoch, daß das Licht selbst durch die Shuttlehülle und meine Augenlider drang.”
“Was ist passiert?”
“Ich sollte einige Föderationsschiffe vor den Klingonen abschirmen. Die Klingonen hatten eine Basis auf einem unbewohnten Planeten. Als mein Schiff kurz vor der Zerstörung stand, jagte ich den Planeten damit hoch. Seitdem sind meine Augen extrem lichtempfindlich.”
Endlich brachte der Ferengie die Bestellung, wie Powers sie gewünscht hatte.

ARIEL-Brücke:
“Marc, wie weit?”
“Alle Systeme bereit.” meldete Kline von der zweiten Brücke, die sich auf der Untertassensektion befand.
“Nr. Eins, wie weit?”
“Alles bereit.” meldete Hunter von der Brückensektion.
“Dann iniziieren sie die Trennungssequenz!”
“Trennungsequenz läuft, Sir!”
Langsam hob die Brückensektion vom Rest des Schiffes ab.
“Sir, wir entfernen uns von der ARIEL.”
“Auf den Schirm!”
Der Bildschirm wurde auf rückwärtige Sicht geschaltet und zeigte, wie DEEP SPACE NINE und die angedockte ARIEL immer mehr in den Hintergrund traten.
“OK, beeindruckend. Nr. Eins, beschleunigen sie auf Warp fünf!”
“Warp fünf, Sir.”

BADLANDS
“Sir, die Badlands sind direkt vor uns.” meldete Martin von der Steuerkonsole.
“Jetzt wird es ernst. Geschwindigkeit auf Impuls drosseln!”
Das kleine Schiff tauchte in die Nebel und Energiefelder der Badlands ein. Nach unerwartet kurzer Zeit tauchten die ersten Schiffe des Maquis auf.
“Sir, wir haben Sensorkontakt mit drei Maquisschiffen.”
“Danke, Mr. Jacob. Haben sie uns bereits geortet?”
“Schwer zu sagen in den Badlands, Sir. Sie haben Kurs auf uns genommen. Könnte Zufall sein.”
“Gehen wir davon aus, daß es kein Zufall ist. Senden sie an das Führungsschiff!”
“Kanal offen, Sir!”
“Hier spricht Captain Michael Powers vom Föderationsraumschiff ARIEL. Bitte nehmen sie Kontakt mit uns auf!”
Der Schirm flackerte auf, dann erschien - undeutlich und verzerrt - eine junge Frau auf dem Sichtfeld.
“Ich bin Captain Julia Kyle vom Maquisrider WILDCAT. Was können wir für sie tun, Föderation?”
“Wir sind auf der Suche nach der USS VOYAGER NCC 74656.”
“Wir kennen die VOYAGER nur durch Gerüchte. Durch sie haben wir ein Schiff und eine unserer besten Mannschaften verloren.”
“Sie hätten also einen Grund, sie zu zerstören.”
-Diplomatie ist nicht seine Stärke- dachte Martin. Doch die Maquiskämpferin reagierte auf seine offene Art.
“Den hätten wir. Wir können ihnen nichts über ihren Verbleib sagen. Nur, daß in dem Gebiet, in dem wir den Kontakt zu Captain Chakotey und der ZOLA verloren haben, einige unbekannte Subraumanomalien aufgetaucht sind. Das hat in den Badlands aber nicht unbedingt viel zu sagen.”
“Wir sollten aber jeder Spur nachgehen. Sie sollten hoffen, daß wir sie finden. Ansonsten würde die Föderation einige ihrer neuesten Schiffe in die Badlands schicken. Es würde so gut wie keinen Millimeter in den Badlands geben, in dem die Föderation nicht präsent wäre. Der Maquis wäre so gut wie erldigt.”
“Sie bluffen schlecht, Mr. Powers. Wir wissen beide, daß die wenigsten Schiffe der Föderation in den Badlands navigieren könnten.”
“Einen Versuch war es wert, Captain Kyle.”
“Ich hätte wahrscheinlich das gleiche versucht. Vielleicht habe ich einen Vorschlag für sie.”
“Ja?”
“Wir haben kein Interesse an Nachforschungen durch die Föderation. Wenn Sie uns für die Dauer der Suche garantieren können, daß wir nicht verfolgt werden, unterstützen wir Sie bei der Suche in den Badlands.”
“Ich bin einverstanden. Aber ich kann nicht für die Flottenleitung und die Romulaner sprechen.”
“Die Romulaner?” die Verwirrung in Captain Kyles Gesicht schien echt zu sein. Also wußte sie wirklich nichts. Oder war eine sehr gute Schauspielerin.
“Die Romulaner haben ebenfalls einen experimentellem Prototyp verloren.”
“Und wieso sollten wir etwas damit zu tun haben?”
“Nur eine Vermutung. Wenn Ihnen etwas an einer Zusammenarbeit mit der Föderation in dieser Angelgenheit liegt sollten sie mich nach DS-9 begleiten.”
Eine Moment zögerte sie, dann gab sie eine knappe Einwilligung.

Obwohl Powers erwartet hätte, sie auf seinem Schiff mit zu nehmen, hatte Kyle darauf bestanden, mit dem Maquisschiff nach DS-9 zu fliegen.
Nur mit Mühe konnte er verhindern, daß Odo die Crew sofort verhaften ließ (obwohl er den Eindruck hatte, daß das auch Sisko lieber gewesen wäre.)
Doch es gelang ihm, beide zu überzeugen, daß eine Zusammenarbeit in diesem Fall besser wäre.
Trotzdem konnte er Odo nicht daran hindern, das Maquisschiff überwachen zu lassen. Doch damit hatten die Maquis erwartet und liessen diverse Sicherheitschecks über sich ergehen.
Problematischer war Michaels Meinung nach die Kooperation mit den Romulanern.


“Wir haben ein Gefangenenlager ausmachen können.” meldete Martin.
“Ausgezeichnet. Beamen sie die Romulaner an Bord!” befahl Michael.
“Nicht möglich. Die Jem Hadar haben ein Störfeld über dem Lager errichtet.”
“Na großartig. Scannen sie den Orbit des Planeten nach Jem Hadar und romulanischen Schiffen! Alarm Gelb! Nummer Eins, Sie haben die Brücke.” Ohne weitere Erklärungen erhob sich der Captain und verließ die Brücke. Die Crewmitglieder starrten ihm ungläubig nach. Es war unüblich, das ein Captain in einer solchen Situation das Kommando an seinen ersten Offizier weiterleitete.

Mannschaftsquartiere
Powers sah sich in dem Zimmer um. Es glich eigentlich mehr einem Urwald. Die Temperatur war für Michaels Geschmack zu hoch und die Luft zu feucht. Die Pflanzen, die anstatt von Möbeln überall standen, vervollständigten diesen Eindruck. Für einen Moment mußte er daran denken, was seine Vorfahren denen von Lt. Bora angetan hatten. Ihre Rasse hatte die Raumfahrt Jahrhunderte vor dem Menschen für sich entdeckt. Doch als sie die Erde das erste Mal besuchten, wurden sie aus abergläubischen Gründen von den Menschen getötet. Bis zum ersten Kontakt mit dieser Rasse hatten sich die Legenden von blutsaugenden Monstren gehalten. Dabei waren sie harmlose Vegetarier. Das Geräusch von schlagenden Flügeln riss ihn aus seinen Gedanken. Bis eben hatte Lt. Bora von der Sicherheit schlafend an einem Ast gehangen. Jetzt liess sie sich vor Michael nieder. Sie trug keine Kleidung, was durch ihr dichtes Fell auch unnötig war. Wie immer fröstelte er, als er ihr in die Augen sah,die rot funkelten. Anstatt Armen hatte sie Flügel, an deren Enden kleine, aber sehr geschickte Hände waren.
“Was kann ich für sie tun, Captain?”
Als sie sprach, entblößte sie eine Reihe spitzer Zähne, die vielleicht der Ursprung der wüsten Sagen waren.
“Auf dem Planeten unter uns befindet sich ein Gefangenenlager der Jem Hadar. Wir brauchen jemanden, der das Geschehen für uns aus der Luft erkundet. Wüßten sie jemanden, der uns dabei behilflich sein könnte?”
“Sie meinen jemand mit Flügeln und einem Ultraschallsinn?” griff die Vampirin den Humor des Captains auf.
“So jemand wäre hilfreich. Stellen sie ein Team für eine Außenmission zusammen und melden sie sich dann bei mir auf der Brücke!”
“Aye, Sir.”

Michael hatte die Brücke wieder betreten. Als erstes wandte er sich an seinen Bruder:
“Rufen sie unser Begleitschiff!”
Martin betätigte einige Bedienelemente und wartete, bis sich der WARBIRD enttarnte.
Im gleichen Auganblick war die Brücke des anderen Schiffes auf dem Schirm der ARIEL zu sehen.
“Was kann ich für sie tun, Captain?” Ihre Förmlichkeit hatte für Michael etwas provozierendes.
Er beschloss, seinen Ärger darüber bis zum Ende der Mission für sich zu behalten.
“Tey`La, da mußt ein Außenteam zusammenstellen! Eure Leute sind auf dem Planeten. Wir stellen ebenfalls ein Außenteam. Wir müssen das Lager von verschiedenen Seiten angreifen und den Generator für das Kraftfeld ausschalten.”
“Einverstanden. Übermittelt uns euren Plan und wir koordinieren unseren Angriff.”
“Großartig. In zwei Stunden beamen wir etwa zehn Kilometer vom Lager entfernt auf den Planeten. Dann kämpfen wir uns bis zum Lager durch und greifen an. Eure Leute dringen dann ins Lager ein und zerstören den Generator, während wir das Feuer der Jem Hadar auf uns lenken.”


Lt. Bora überflog den Dschungel so lautlos wie sie konnte, während das Sicherheitsteam sich durch das Gestrüpp schlich. Die Phaser, die die Männer trugen waren auf maximale Feuerkraft gestellt. Vorsichtig bezogen sie Stellung um das Gefangenenlager.
“Bora an Powers” meldete sich der Kommunikator des Captain in einer kaum hörbaren Lautstärke. Laute Geräusche hätten die Jem Hadar auffangen können.
“Sprechen Sie!” flüsterte er.
“Die Romulaner sind in Stellung gegangen. Ich kann die Gefangenen nicht sehen. Vermutlich sind sie in den Baracken.”
“Danke, Lt.”
Michael gab seinen Leuten Handzeichen, woraufhin sie noch näher an das Lager schlichen und einige Jem Hadar ins Visier nahmen.


Es war dunkel. Die beiden körperlosen Wesen waren allein. Ihre Sprache wurde nicht mit Worten geformt, trotzdem verstanden sie sich.
“Warum durfte ich ihm die Wahrheit nicht sagen?” fragte das Wesen, das einmal Michael Powers gewesen war.
“Du gehörst nicht mehr zu ihnen.” antwortete die andere Stimme.
“Sie sind meine Freunde. Die Gefahr in der sie schweben ist die größte, der die Föderation jemals gegenüber stand.”
“Sie müssen ihren Weg allein finden. Auf die eine oder andere Weise. Wir können ihnen helfen, ihren Weg zu finden, doch gehen müssen sie ihn allein.”
“Sie kennen die Gefahr nicht einmal. Wie soll ich ihnen helfen?”
Doch Michael war allein. Q war verschwunden.

Sanders war deutlich anzumerken, daß ihn sein Gegenüber nervös machte.
“Powers ist tot?”
“Ja, leider. Aber er konnte den Auftrag ausführen, die andere ARIEL zerstören und den WARBIRD finden.” berichtete der Admiral.
“So traurig sein Tod ist, das war es wert.”
“Sind sie sicher?”
“Sehen sie das anders?”
“Nein, die Verschwörung hat wieder versagt. Aber ich frage mich, ob es noch einen anderen Weg gegeben hätte.”
“Powers und ich waren keine Freunde. Aber deswegen hätte ich ihn nicht geopfert. Ich tat es, weil es nötig war.”
“Vielleicht, Mr. Sloan. Ich hoffe, es war nicht alles umsonst.”
“Die Verschwörung existiert seit über hundert Jahren. Laut meinen Informanten werden ihre jetzigen Mitglieder ungeduldig. Wir werden sehen, welche Seite den Sieg davon trägt. Wenn wir versagen erleben wir einen Krieg, der jeden bisherigen in den Schatten stellt.”

Eine kleine Gruppe Romulaner, Klingonen, Menschen und einige Mitglieder anderer Völker hatten sich in dem engen Raum eingefunden.
“Wir haben einen schweren Verlust erlitten.” sagte einer der Sprecher.
“Nicht ganz.” widersprach ein Romulaner. “Einer unserer gefährlichsten Gegner ist tot. Powers hat uns in der Vergangenheit viel Ärger gemacht.”
“Aber vielleicht haben wir dadurch einen Märtyrer geschaffen. Es wird eine Untersuchung geben.”
“ Es gab schon des Öfteren Untersuchungen. Powers war nur ein Mann. Unser Gegner ist die Föderation und die Section 31.”
“Die Klingonische Regierung hätte Powers einmal fast zum Helden des Reiches erklärt. Nur durch unseren Einfluß wurde er zum Verbrecher gestempelt und wäre hingerichtet worden.”
“Leider nur “wäre”. Jetzt wird er zum Helden im Kampf gegen das Dominion. Sein Name macht uns jetzt sogar nach seinem Tod noch Probleme. Die Föderation braucht Vorbilder wie ihn. Das schwächt unsere Sympathie wenn wir die Föderation übernehmen.”
“Die Föderation ist schwach. Nur wir können sie durch etwas Stärkeres ersetzen.” mischte sich ein Klingone in das Gespräch ein.
“Unter klingonischer Herrschaft?” fragte ein Mensch, der sich bisher im Verborgenem gehalten hatte.
“Gowron ist so schwach wie die Föderation.” antwortete der Klingone. “Unser Plan war es von Anfang an, eine gemeinsame starke Regierung unter unserer Herrschaft zu errichten.”
“Das wissen wir alle. Die Frage ist nur, wie wir vorzugehen haben.” sagte der Romulaner.
“Es gibt jemanden, der uns helfen kann.” sagte der Mann, der noch immer im Dunkeln stand.
“Wen?”
“Jemanden, den die Section 31 unter Verschluß hält. Das gefährlichste Individuum des ganzen Universums.”
„Wen?“
„Lore. Lt. Commander Datas Bruder, der demontiert wurde. Seine Einzelteile werden verwahrt.“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 07.05.2009

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /