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Das Leben

Wieder sitze ich hier und wieder beachtet mich niemand. Es ist zum verrückt werden. Da heißt es immer, Homosexuelle hätten es beim Druckabbau leichter, doch für mich trifft das genaue Gegenteil zu. Ich würde ja über die Situation lachen, wenn ich nicht selbst das Opfer des Schicksals wäre.

Es ist aber auch unfair. Ich kann die Frauen, denen ich bisher einen Korb gegeben habe kaum noch zählen, doch Männer machen einen großen Bogen um mich. Dabei verstehe ich nicht wieso. Ich habe die schreckliche Zahnspange mit 17 endlich entfernen lassen können und auch die Sehverstärker geben heute optisch um einiges mehr her als in meinen Teenager Jahren. Wenn ich mir die alten Fotos mit der schrecklichen Hornbrille, durch deren Gläser man nicht einmal meine Augenfarbe erahnen konnte anschaue bekomme ich das kalte Grausen. Wobei die Gesichtsentstellende Zahnspanne eigentlich optisch recht gut dazu passte. Und dann noch die Frisuren! Wir hätten ja genug Geld gehabt um uns einen richtigen Friseur zu leisten, aber nein, mein Vater war ja der Meinung er könne das alles viel besser. Wie meine Mutter selbst heute noch mit den von ihm zerstörten Haaren leben kann wird mir ein ewiges Rätzel bleiben. Wahrscheinlich muss sie eine ungeahnt tiefe Liebe für ihn empfinden, oder sie ist selbst mit ihrer Brille blind wie ein Maulwurf, aber dürfte sie dann wirklich Autofahren?

Es ist echt zum Haare raufen! Ich sitze hier in einem der angesagtesten Gay Clubs der Gegend und statt einen heißen Flirt in den Darkroom zu bugsieren sinniere ich über meine Optik als Teenager. Gibt es etwas Erbärmlicheres?

 Ein Blick auf die Uhr zeigt mir die frühen Morgenstunden an. Wie lange sitze ich nun eigentlich schon hier? Sechs oder sieben Stunden? Ich sollte endlich aufgeben und mich damit abfinden, mich will keiner!

Müde erhebe ich mich von meinem Barhocker und der Barkeeper sieht beinahe erleichtert zu mir rüber. Ätzend. Wenn der doch nur nicht auch so eine Sahneschnitte wäre! Auf Trinkgeld kann der bei diesem Blick aber lange warten. Müde schleppe ich mich zur Garderobe und suche meine Marke heraus. Will ja meinen teuren Mantel nicht hier hängen lassen. Zum einen weil er einfach das bequemste Kleidungsstück überhaupt ist und zum anderen, weil ich mir sonst bei den draußen herrschenden Minusgraden sicher etwas abfriere. Auch der süße an der Garderobe scheint erleichtert, dass ich endlich den Mantel nehme und gehe. Muss der mir jetzt auch noch den Todesstoß verpassen?

Eigentlich hatte ich geplant morgen noch einmal her zu kommen, doch das kann ich eigentlich auch lassen. Ein Samstagabend daheim vor dem Fernseher verspricht mehr Spannung als ein weiterer Aufenthalt hier. Wenn das doch nur nicht der einzig vernünftige Gayclub im Umkreis von knapp über 100 Kilometern wäre! Ich würde sofort die Örtlichkeit wechseln und mein Glück wo anders versuchen. Aber da habe ich Pech gehabt. Habe es gegoogelt. Alle anderen Clubs für Gleichgesinde haben einen sehr eindeutigen Ruf. Da wurde mir sogar schon von ungewollten Übergriffen sexueller Natur berichtet. Ich bin zwar mit meinen 1,98 m Körpergröße nicht unbedingt der Opfertyp, aber meine nicht vorhandenen Muskeln machen mich dennoch zu leichter Beute für triebgesteuerte Verrückte. Also bleibt mir aus Sicherheitsgründen nichts anders übrig als auch die nächsten Jahre in diesem überteuerten Libigay Club die Klinken zu putzen. Vielleicht erbarmt sich ja doch irgendwann ein einigermaßen gut aussehender Typ und zeigt mir die Vorzüge des Darkrooms.

Der Club hat aber einen Vorteil, ich kann zu Fuß nach Hause gehen. Es dauert nur knapp zehn Minuten und ich stehe wieder in meinen gemütlichen und warmen vier Wänden. Auch jetzt ist es eine regelrechte Erleichterung. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich so schnell vorangekommen bin. Müde quäle ich mich unter die Dusche um anschließend in mein Bett zu fallen. Der Digitalwecker auf meinem Nachttisch zeigt höhnend 06:03 Uhr und ich schließe schicksalergeben die Augen. Ich weiß was jetzt kommt. Es wird wie jede Nacht seit damals. Jede einzelne Nacht! Ich werde wieder diesen Traum haben und nach dem Aufwachen werde ich mich kalt und leer fühlen. Seufzend schließe ich die Augen.

 

 

Erinnerung

 

Die heißen Tränen laufen mir die Wangen runter. Es ist schon wieder passiert. Ich hatte doch so gehofft endlich Anschluss zu finden. Dieses Sommerlager sollte alles ändern! In der Broschüre war gestanden, dass es ein herrliches Erlebnis für jeden wäre und dass besonders auf die Eingliederung von Außenseitern geachtet würde. Ich war so glücklich gewesen, als ich die Broschüre in der Schule bekommen hatte. Ein Sommercamp war für mich eigentlich nie in Frage gekommen. Hatte ich doch immer zu fürchten, das Camp Opfer zu werden. Es reichte in der Schule gemieden oder besten Falls beleidigt zu werden. Vor zwei Jahren hatten meine Mitschüler eine kurze Zeit sogar Freude daran mich zu schupsen oder nach dem Sportunterricht meine Kleider zu verstecken. Mein Schulrucksack war auch schon mehrmals in der hintersten Ecke der Mädchentoilette aufgetaucht. Doch nach nicht einmal zwei Monaten hatten sie den Spaß daran verloren. Wahrscheinlich weil ich es absolut teilnahmslos hingenommen hatte. Ich war ja durch die ganzen amerikanischen Filme bereits darauf vorbereitet gewesen. Ehrlich gesagt hatte ich sogar Angst, es würde noch schlimmer werden. Aber der Status Quo pendelte sich recht schnell wieder ein.

Und jetzt saß ich hier in diesem Camp. Eigentlich dürfte ich schon gar nicht mehr hier sein. Und alles war seine Schuld!

Es hatte doch so gut angefangen! Die Camp Aktivitäten passten, die drei Zimmernachbarn passten, das Camp-Gelände passte und die Camp Aufseher passten wirklich gut auf. Ich wurde tatsächlich integriert. Eine wundervolle Zeit von genau neun Tagen hatte ich verleben dürfen.

Und dann war er gekommen. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass er auch im Camp war. Wir hatten völlig unterschiedliche Camp-Aktivitäten gewählt und er war in einem anderen Gebäude untergebracht. Doch an diesem heißen Tag, an dem alle in den kleinen See nahe des Camp Geländes wollten, da musste ich ihm begegnen. Mike, eigentlich Michael. Er war in meiner Parallelklasse und der absolute Weltmeister darin mich nicht zu beachten.

Ich dachte mir, wenn er das in der Schule so weltmeisterlich schafft, dann wird es hier im Sommer Camp sicher auch klappen. Tja, weit gefehlt.

Wir breiteten Decken aus, füllten Wasserbomben und hatten einige schöne Stunden. Doch dann begann das Schwimmen. Ich war nicht gut im Schwimmen, hatte ich ja wenig Gelegenheit gehabt zu üben. Also blieb ein Betreuer in meiner Nähe. Anscheinend hatte Mike sich mit diesem angefreundet, denn er hing immer bei ihm. Der Betreuer war nett und lächelte Mike offen an. Doch er war mehr auf mich fixiert und das schien Mike gewaltig zu stören. Als der Betreuer kurz wegsah schnappte Mike meine Badehose und zog sie mir runter. Dann schrie er laut „Eh bist du schwul oder was? Fass mich gefälligst nicht an!“

Der Betreuer drehte sich sofort um und sah mich ohne Badehose. Was aber wohl eher ein Problem darstellte war mein voll erigiertes Glied. Mike hatte mich beim ausziehen der Badehose genau an den Hoden gestreift und bei meiner nicht vorhandenen sexuellen Erfahrung hatte diese leichte Berührung bereits gereicht um mich zu erregen. In diesem Moment passierte einiges zeitgleich. Das wohl Wichtigste war die einschlagende Erkenntnis. Mike war kein Mädchen und dennoch wurde ich hart. Ich war schwul! Das nächste war der mich am Arm packende Betreuer. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass mir ein Handtuch umgelegt worden war. Den harten Griff am Arm bemerkte ich allerdings sehr deutlich. Er würde noch Tage später einen roten Abdruck hinterlassen. Ich war einfach zu bleich und viel zu empfindlich! Ich wurde weg von den anderen in das etwas abgelegene Bürogebäude geführt. Der Betreuer sah mich an, als wäre ich etwas Ekelhaftes. Mir war ganz flau im Magen. Viel wusste ich nicht über Homosexuelle, doch dass sie in der Gesellschaft oft nicht akzeptiert wurden war selbst mir mit meinen zarten 15 Jahren klar. Der Betreuer redete irgendetwas von nicht tragbar und unerhört und unmöglich und wieder der Natur auf mich ein. Die einzigen Worte, die wirklich zu mir durch drangen waren die, dass ich das Camp verlassen musste. Er hatte zwischenzeitlich das Telefon in der Hand. Er schien meine Eltern anzurufen. Nach dem er den Hörer wieder aufgelegt hatte wurde ich erneut gepackt und in mein Zimmer gezerrt. Wie in Trance packte ich meine Sachen und fand mich später auf dem Parkplatz wieder. Ich stand hier mit meinem Koffer und meinem Rucksack. Immer noch war ich nur in ein Handtuch gehüllt. Was sollte ich hier? Wieso stand ich hier alleine auf dem Parkplatz?

Das Camp war umzäunt und ich konnte nicht zurück. Also suchte ich mir eine versteckte Stelle um mein Gepäck nach Kleidern zu durchsuchen. Ich fand alle meine Habseligkeiten. Anscheinend war ich beim Packen wenigstens sorgfältig gewesen. Eine Hose und ein T-Shirt sowie eine Boxer waren schnell gefunden. Doch was ich hier auf dem Parkplatz sollte wusste ich wirklich nicht. Ich ging ein Stück die Straße rauf und fand unterwegs eine Telefonzelle. Also ging ich hinein und rief meine Eltern an. Doch es meldete sich nur meine Oma. Die war senil und nicht ganz bei sich. Nach mehr Maligem Fragen konnte ich ihren wirren Erzählungen entnehmen, dass sie allein zuhause war. Meine Eltern schienen Urlaub zu machen. Es klingelte und Oma erzählte irgendwas von einer Pflegekraft. Damit beendete sie das Gespräch. Sollte der Betreuer vorhin bei mir zuhause angerufen haben, dann hatte er lediglich meine Oma am Telefon gehabt. War nicht irgendwas von Abholen gefallen?

Mir wurde heiß und kalte zugleich. Es drehte sich alles und schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen. Das Camp war gut 70 kg von zu Hause weg und niemand würde mich abholen kommen! Ich überlegte krampfhaft was ich jetzt machen sollte. Zurück aufs Camp-Gelände konnte ich nicht. Die Scham über das Erlebte saß zu tief. Doch es war spät und wurde langsam Dunkel. Ich schlug mich in den Wald durch. Vielleicht könnte ich hier irgendwo wenigstens etwas Schutz finden um zu schlafen. Das Schicksal meinte es endlich einmal gut mit mir! Ich fand eine kleine Höhle. Dort breitete ich meine Decke aus und legte meinen Rucksack als Kopfkissen bereit. Ich bekam Hunger und war sehr dankbar für die zwei Schokoriegel, die sich noch in meinem Rucksack befanden. Satt machten sie mich zwar nicht, aber wenigstens brüllte mein Magen nicht mehr so laut.

Ich hatte mich bereits hingelegt und war eingeschlafen, als mich ein Geräusch weckte. Verängstigt hörte ich mich um. Da war es wieder, jemand kicherte. Ich gehörte zwar immer schon zu den Ängstlichen, doch dieses Kichern gehörte eindeutige einem Mann und meine Neugierde war geweckt. Einmal im Leben wollte schließlich auch ich mutig sein. Also stand ich leise auf und schlich aus der kleinen Höhle. Das Kichern kam von der rechten Seite. Dort stand Mike. Er hatte mir den Rücken zugewendet, war aber durch das Licht des Vollmondes deutlich zu erkennen. Ich fragte mich was er da machte und bückte mich hinter ein Gebüsch um mich näher heran zu schleichen. Plötzlich machte ich eine Bewegung etwas weiter weg aus. Es schien, als würde noch jemand hier her wollen. Mike duckte sich hinter den Baum und als die Person näher kam sprang er mit einem tiefen Brüllen hervor. Ich wäre fast vor Schreck umgefallen, doch die andere Person zog Mike einfach an sich und verschloss seinen Mund mit den eigenen Lippen. Jetzt, wo ich mich beruhigt hatte erkannte ich ihn auch. Es war niemand anders als der Betreuer, der mich des Camps verwiesen hatte. Ich hörte die beiden immer heftiger atmen.

„Als der Typ dich heute mit seinen dreckigen Pfoten angetatscht hatte hätte ich ihn am liebsten verprügelt!“ donnerte es dunkel aus der Kehle des Betreuers. „Aber du weißt doch, ich will niemanden außer dir!“ war die beinahe gehauchte Antwort von Mike.

Ich sah, wie die Hände des Betreuers grob nach Mikes Hinter griffen und wie dieser sich näher an den Betreuer lehnte. „Aber wehe du bereitest mich nicht ordentlich vor, dann such ich den Typen vielleicht doch nochmal auf.“ Griente Mike und entlockte dem Betreuer damit ein dunkles Raunen. Schneller als ich schauen konnte war Mike umgedreht an einen Baum gelehnt und ich hatte einen wundervollen Blick auf diese herrlichen Backen. War das etwas ein Grüppchen? Ich merkte erst das ich sabberte, als mir der Speichel aufs Knie tropfte. Rasch schloss ich den Mund und wischte den Speichel notdürftig mit dem T-Shirt weg.

Als ich wieder hoch sah hatte der Betreuer irgendeine Tube in der Hand. Er drückte etwas vom Inhalt auf Mikes Rosette. Mir wurde erst in diesem Augenblick bewusst, wie nah mir die beiden Männer waren. Ein unbedachtes Geräusch, eine unterbewusste Bewegung und sie würden mich finden. Ich hielt beinahe den Atem an und beobachtete, wie der Betreuer Mike zuerst mit einem Finger und dann mit dreien beglückte. Mikes Geräusche waren derart geil, dass mir schon wieder sämtliches Blut in den Unterleib schoss. Diesmal war es aber schlimmer als vorher am See. Diesmal war ich dermaßen erregt, dass ich nur schwer das Keuchen unterdrücken konnte. Was ich da zu sehen bekam war einfach umwerfend. Der Dritte Finger war zwischenzeitlich in Mike verschwunden und tauchte immer wieder auf. Die Tube war bereits mehrmals zum Einsatz gekommen und ich dachte mir, dass es sicher irgendetwas war, damit die Finger leichter rein und raus konnte. Dann zog der Betreuer ein Kondom über und ließ ordentlich von aus der Tube auf sein Glied fließen. Dann versenkte er sich mit einem harten Stoß in Mike, der das quiekend Quitierte und anfing zu schimpfen. Der andere schien zu schnell zu sein und Mike meinte mehrmals er solle aufhören, es täte weh. Doch der andere rammte sich immer und immer wieder in Mike. Bis er einen tiefen, grollenden Laut  von sich gab und sein ganzer Körper kurz zusammenzusacken schien. Dann zog er sich zurück. Mike wimmerte leise. „Naja das war ja eher ein mittelmäßiger Fick. Selbst für dein erstes Mal war das mies. Du solltest dringend üben Kleiner.“ Mit diesen Worten drehte sich der Betreuer um und ging davon. Mike saß noch eine gefühlte Ewigkeit an dem Baum. Ich hörte ihn leise weinen. Ich sollte Mitleid mit ihm haben, aber ich fand das dieses selbstgerechte Arschloch nur bekommen hatte, was er verdiente. Plötzlich sprang Mike auf und wollte anscheinend lossprinten. Doch er hatte übersehen, dass eine Hose noch an den Knöcheln hing und so fiel er der Länge nach hin. Er bewegte sich nicht. Ich traute mich nach einiger Zeit aus meinem Versteck und schlich an Mike heran. Sein herrlicher Hintern lag dem Vollmond zugewandt und ich konnte das süße Grübchen noch besser sehen. Fahrig strich ich darüber. Neben meinen Fuß konnte ich die Tube ausmachen. Neugierig nahm ich sie hoch und konnte im fahlen Mondlicht „flüssig Vaseline“ lesen. Das war aber nicht Original so eingepackt. Die Tube war mit schwarzem Edding beschriftet worden und es sah auch so aus, als wäre nicht mehr der Originalinhalt enthalten. Ich steckte die Tube ein und wendete mich wieder Mike zu. Er schien am Kopf zu bluten. Ich beugte mich runter und erkannte, dass er auf einen Stein gefallen war. Erschrocken ging ich in die Knie und drehte ihn um. Doch es war nur ein kleiner Stein und Mike schien eher Ohnmächtig als wirklich verletzt zu sein. Mühsam wuchtete ich ihn hoch und bugsierte ihn in die kleine Höhle und auf die Decke. Jetzt konnte ich auch seine Vorderfront sehen. Und was ich sah ließ mir das Wasser im Mund und das Blut in der Körpermitte zusammenlaufen. Wieso reagierte ich so stark auf diesen Idioten? Er war ein arrogantes Arschloch, das meiner Hilfe gar nicht würdig war.

Dennoch machte ich mir Sorgen. Ich konnte doch einen Anderen nicht einfach Ohnmächtig im Wald liegen lassen. Mike wimmerte leise. Ob ihm wohl etwas weh tat? Sollte der Betreuer etwa so brutal gewesen sein, dass Mike verletzt war? Äußerlich konnte ich nichts ausmachen, aber was war mit Mikes Hintern? Zitternd drehte ich ihn auf den Bauch und betrachtete dieses verführerische Stück Fleisch. Meine Kehle war trocken und ich schluckte hart. Dann tastete ich mich etwas mutiger über Mikes Backen. Aus dem Wimmern wurden wohlige Laute. Ich hätte nie gedacht, soviel Mut in mir zu finden, doch ich spreizte seinen Backen zärtlich und fuhr seine rötlich schimmernde Öffnung mit den Fingern nach. Es bedurfte garkeines Drucks, schon war mein Finger in ihm verschwunden. Wofür hatte der andere denn dann die Tube gebraucht? Ich nahm sie aus meiner Tasche und ließ etwas au s der Tube auf Mikes Öffnung tropfen. Ich fuhr wieder in ihn und merkte, dass das Zeig aus der Tube glitschig war und ich so noch leichter rein und raus konnte. Mutig geworden nahm ich nun gleich drei Finger. Mike war so nachgiebig und empfing mich mit schmatzenden Geräuschen. Je schneller ich wurde, des do deutlicher wurde Mikes Stöhnen. Ich hielt es nicht mehr aus. Meine Erektion befreiend ließ ich viel zu viel von dem Zeug aus der Tube auf mein ausgefahrenes Glied laufen. Mike hatte vorhin gemeint der andere wäre zu hart gewesen. Also drang ich ganz sachte ein. Es kostete mich viel Mühe. Ich spürte bereits den Schweiß auf der Stirn und im Nacken. Doch ich wollte ihn stöhnen und nicht wimmern hören. Und das schaffte ich. Mike schien wieder zu sich zu kommen und stöhnte imbrühnstig. Ich erhöhte das Tempo und Mike hob sein Becken an. Ich weiß immer noch nicht, was mich dazu brachte, doch ich griff um ihn herum und nach seinem Glied. Es zuckte in meiner Hand und begann es zu bearbeiten, wie ich mich sonst immer bearbeitete. Mikes Stöhnen animierte mich zu immer mehr Tempo und plötzlich krampfte der Körper unter mir mit einem lang gezogenen Stöhnen und meine Hand wurde nass. Die Enge um mein ausgefahrenes Glied verstärkte sich und ich spürte einen unglaublichen Höhepunkt über mich niederkommen.

Ich brach über Mike zusammen. Ein leises Seufzen entwich meiner Kehle. „Du bist nicht René.“ Hörte ich Mike plötzlich sagen, bevor dieser gleichmäßige Atemgeräusche von sich gab. Entsetzt richtete ich mich auf. Was hatte ich da gerade getan? Ich wusste um die Strafen für Vergewaltiger und nicht anders war meine Tag zu titulieren!

Entsetzt kroch ich weg von dem warmen Körper, denn ich doch immer noch mehr begehrte, als alles andere! Wie lange ich an die Höhlenwand gelehnt saß weiß ich nicht, doch irgendwann kam wieder Leben in mich. Ich stand auf, zog mich an und versuchte auch Mike möglichst ohne zu viel Bewegungen wieder die Hosen hochzuziehen. Die Decke und Mike waren voll mit seinem Samen und auch meine Hand war mit dem eingetrockneten Saft überzogen. Ich schaffte es Mike irgendwie auf den Arm zu nehmen und bis an den Zaun zum Camp zu bringen. Müde schleppte ich mich zurück in die Höhle, räumte meine Habseligkeiten zusammen und wollte aufbrechen. Doch keine vier Meter entfernt fand ich ein kleines Bächlein, in dem ich meine Hand säubern konnte und meinen Durst stillte. Müde lehnte ich mich an einen Baum in der Nähe. Das nächste was ich wahrnahm waren die Geräusche von näher kommenden Schritten. Ich wachte auf und musste feststellen, dass die Sonne bereits hoch am Himmel stand. Wie lange hatte ich geschlafen?

Ich drehte mich leicht um und erkannte, dass Mike und dieser René sich der Höhle näherten.

„Mensch Mike, das hast du dir eingebildet. Welcher Typ lebt in Höhlen und wartete auf Büschchen wie dich um Druck abzubauen?“

„Nein René, das war echt! Der Typ hat mich in die Höhle gezerrt und dann hat er, dann hat er…“ Mike brach ab. Mir wurde schlecht. Ich hatte ihm Gewalt angetan! Mir rannen Tränen die Wangen hinab.

 

 

Die Gegenwart

 

Die heißen Tränen rinnen mir wieder und wieder die Wangen runter. Mit einem entsetzlichen Geräusch zwischen Schreien, Seufzen und Stöhnen erwache ich jedes Mal aus diesem Traum. Meine Augen brennen, meine Kehle ist wie zugeschnürt und meine Nase ist verstopft. Seit damals erlebe ich dieses Erlebnis, mein erstes und bisher letztes sexuelles Erlebnis Nacht für Nacht. Immer wieder wache ich entsetzt auf und weine. Ich weine um Mikes verlorene Jungfräulichkeit, um meine verlorene Unschuld, um den Schmerz, den ich Mike zugefügt habe und um die Situation in die ich uns durch mein dummes Handel gebracht habe.

Ich erinnere mich daran, dass ich nur knapp der Entdeckung durch Mike und den Betreuer entgangen bin, dass ich nach Hause trämpte und wie meine Oma völlig verwirrt in ihrem Zimmer saß. Ich erinnere mich genau daran, wie ich mich vor der Pflegekraft versteckte, die eh mehr Musik hörte oder Telefonierte, als dass sie meine Oma wirklich Pflegte, erinnere mich daran, wie meine Eltern heim kamen und ich mich vor ihnen im Keller versteckte. Erst am nächsten Tag schlich ich mit dem Koffer raus und an den Parkplatz, an dem die Kinder abgeholt werden sollten. Ich kannte meine Eltern, sie waren eh immer die letzten. Müde lief ich die Straße entlang, als auch der letzte Camper von seinen Eltern abgeholt und die Buse und Aufsichtspersonen weitergefahren waren.

Ich hatte Mike gesehen. Seinen leeren Blick, seine müden Bewegungen und seine lieblose Begrüßung an die doch recht liebevollen Eltern. Solche Eltern wünschte ich mir. Entsetzt stellte ich fest, dass ich Mike Gewalt angetan hatte und statt zu bereuen noch eifersüchtig auf ihn war.

Meine Eltern kamen mir irgendwann entgegen, als ich schon wieder fast zu Hause war. Sie wetterten über die Aufsichtspersonen, die mich einfach alleine hatten laufen lassen, statt auf sie zu warten. Das sie bereits über dreißig Minuten zu spät waren interessierte dabei anscheinend keinen.

Sie stellten nicht eine Frage zum Camp. Sie erzählten nur von ihrem Urlaub und wie toll alles war. In mir kochte plötzlich Wut hoch. Ich war sonst immer der ruhige und zurückgezogene Sohn. Doch dieses Mal explodierte ich. Ich schrie sie an, was ihnen eigentlich einfiele bei ihrer Gedankenlosigkeit Kinder in die Welt zu setzten. Warf ihnen ihre Verspätungen bei jedem einzelnen Anlass vor, ihr Gekeife gegen andere um ihre eigenen Unzulänglichkeiten als Eltern zu überspielen und ich warf ihnen vor, dass sie nicht eine Frage zum Camp gestellt hatten.

Ich war nach diesem Ausbruch einfach in mein Zimmer gegangen und hatte hinter mir abgeschlossen. Meine Eltern sprachen mich nie auf diesen Ausbruch an. Doch ab da waren sie zumindest immer pünktlich, wenn es um Termine für mich ging.

Ich hatte Mike seit damals immer genau beobachtete. Ich erkannte aber den lebensfrohen Jungen nicht wieder. Er nahm ab, kapselte sich ab und schien nur noch vor sich hin zu starren. Seine Freunde hatten schnell genug von ihm und begannen ihn zu meiden. Eineinhalb Jahre ging dieses Trauerspiel. Irgendwann bekam ich mit, dass seine Eltern ihn zum Psychologen schickten.

Es gibt nichts, was ich so sehr bereue, wie den Schmerz, den ich  Mike zugefügt habe. Denn auch heute ist er und unser Erlebnis Inhalt meiner Phantasien, wenn ich mich selbst berühre. Nichts konnte mich je so erregen wie Mikes Körper und mich wird auch nie wieder etwas so erregen. Sein Duft, sein Stöhnen, seine samtig weiche Haut. Und doch ist es genau das, was ich niemals bekommen werde.

Müde setzte ich mich auf. Ich weiß bereits, dass an Schlaf nicht mehr zu denken ist. Ein Seitenblick zeigt mir 11.28 Uhr. Deprimiert quäle ich mich unter die Dusche und in Kleider. Ich sollte einkaufen gehen.

Stunden später, wie mir scheint, sitze ich mit meiner Einkaufstüte im Zug. Der Zugbegleiter sieht mich fragend an. Anscheinend hatte er mich angesprochen, doch ich war zu vertieft in meine eigenen Gedankengänge. Ich greife in meine Hosentasche und hohle meinen Geldbeutel mit der Monatsfahrkarte hervor. Ein müdes Nicken hat er für mich übrig und ich bin zu müde um irgendetwas für ihn übrig zu haben.

Die nächste Station wird angefahren und ich merke, dass wir erst eine Station von meinem Ausgangspunkt und somit noch vier Stationen  von meinem Ziel entfernt sind.

Ein Duft lässt mich zusammenzucken. Ich sehe auf und mein müder Geist ist plötzlich hell wach. Da steht er! Da an der Türe steht er! Mike! Was macht er hier? Er ist doch nach der Schule zum Studieren weg gegangen. Und er kam auch nicht wieder. Ich habe ihn zumindest nie wieder gesehen. Was also tut er hier? Warum ist er in diesem Zug? Er sieht sich um. Er sieht mich an. Mist ich starre ihn an! Was ist das in meinem Gesicht? Was spüre ich da? Ich drehe meinen Kopf zum Fenster und erkenne ein Lächeln in meinem Gesicht. Das fühlt sich seltsam an. Wann habe ich das letzte Mal Gelächelt? Es muss Jahre her sein. Nein eher Jahrzehnte! Ich bin jetzt 37 und keine 15 mehr. Habe Mike das letzte Mal zum Abschluss mit 19 gesehen. Und an ein Lächeln nach dem Sommer Camp kann ich mich wirklich nicht erinnern. Ob ich darum keinen Mann abbekomme? Meinte meine Mutter nicht irgendwann mal, dass ich mit diesem Miesepter Blick nie eine Frau finde?

Der Duft wird stärker. Eine Bewegung, eine leichte Berührung. Ich muss nicht schauen, Mike hat sich neben mich gesetzt. Mein Herz will mir aus der Brust springen. Der Zug ruckelt, er fährt los. Ich drehe den Kopf doch zu ihm. Kann nichts dagegen tun. Will seine umwerfenden blauen Augen sehen. Das er blaue Augen hat weiß ich erst seit meinem 18ten Lebensjahr. Damals war er direkt an mir vorbei gelaufen und ich konnte sie sehen. Hatte Angst, dass er mich erkennen könnte und bin mit klopfendem Herzen beinahe an ihm vorbei gerannt. Und doch haben sich diese unglaublichen Augen in mein Bewusstsein gebrannt. Verfolgen mich wo ich auch bin und ich bin dankbar dafür. Bin dankbar für jede Erinnerung an Mike. Und jetzt sitzt er neben mir, sieht mich an. Er lächelt. Ich verdiene sein Lächeln nicht!

Ich weiß es und kann doch nichts tun. Lächle zurück. „Hey. Ich gebe zu, ich erinnere mich nicht an dich.“ Ein schiefes Grinsen ziert seine unbeschreiblichen Lippen. Lippen, die ich so gerne küssen würde. Etwas, dass ich damals nicht getan habe. Etwas das ich bis heute nicht getan habe, etwas das ich schmerzlich vermisse.

„Das glaub ich dir, sonst hättest du dich nicht neben mich gesetzt.“ Sein Lächeln geht schief und er schaut mich fragend an. Mist, war ich etwa wirklich so blöd etwas zu sagen? Etwas, das mich verraten könnte? Etwas das ihm verraten würde, dass ich es war, der ihm vor so vielen Jahren Gewalt antat?

Ein Ablenkungsmanöver muss her und das schnell. Da lob ich mir mein helles Köpfchen. Ablenken konnte ich schon immer gut. „Du warst in der Parallelklasse, hast mich aber nicht beachtet. Und dann im Sommer Camp ziehst mir die Badehose runter und behauptest ich hätte dich angemacht. Bin deinetwegen aus dem Camp geflogen und wegen dem hirnlosen Betreuer musste ich nach Hause trampen. Das war mein letztes Sommer Camp.“ Ein schiefes Lächeln zwingt sich auf meine Lippen. Deine Augen weiten sich beim erzählen. Habe ich vielleicht doch zu viel Preis gegeben?

„Ja, ich konnte schon ein richtiges Arschloch sein. Tut mir leid.“ Deine Augen zeigen echte Schuldgefühle. Schuldgefühle für mich? Mich? Mich, der dir schlimmeres angetan hat, als du mir jemals antun könntest? Ich spüre die Röte in mein Gesicht steigen. „Nein, du warst echt gut in der Höhle.“

Jetzt wird er rot. Seine Augen werden glasig. Gott! Wie blöd kann man sein?

Ich springe gehetzt auf. Renne durch den Wagon. Höre, dass du mir folgst und sprinte zur Türe. Sie schließt sich gerade, doch ich schaffe es noch. Mist, fühle mich wie ein Teenager auf der Flucht. Tja auf der Flucht bin ich jetzt ja auch. Auf der Flucht vor meiner gerechten Strafe. Die Strafe, welcher ich schon seit Jahrzehnten entfliehen konnte. Meine Beine werden langsamer. Erst jetzt realisiere ich, dass ich vom Bahnhof weg gerannt bin. Aber wo bin ich genau? Das Handy ist schnell in der Hand, das Navi aktiviert. Zu Fuß 3 Kilometer von zuhause weg. Bin eine Station zu früh ausgestiegen. Müde schleppe ich mich voran. Das Renne hat mich ausgelaugt. Oder bin ich von der Jahrelangen Flucht ausgelaugt? Ist es wirklich wichtig wovon ich ausgelaugt bin? Was mich ausgebrannt hat ist die Schuld. Die Schuld, der ich bisher so geschickt entkommen konnte. Und doch hat sie mich eingeholt. Ich muss wohl noch ein zweites Mal in meinem Leben mutig sein. Ich muss mich meiner Vergangenheit stellen. Muss Mike die Chance geben damit abzuschließen. Mike! Seine Augen waren tränennass als er mich erkannte. Er hat gezittert. Was habe ich ihm nur all die Jahre durch meine Feigheit angetan? Mein Entschluss ist gefallen. Ich werde mich Mike stellen und mich seiner Gnade oder Ungnade aushändigen. Ich glaube zwar nicht an seine Gnade, aber ein kleines Fünkchen Hoffnung in mir lässt mich dennoch vorwärts gehen.

Vor meiner Haustüre sehe ich ihn. Er steht zitternd da und sieht mich an. Ich spüre den Klos in meinem Hals. Das Austrocknen von Mund und Rachen ist unvermeidbar. Die Schritte werden immer schwerer. Doch ich renne nicht mehr weg. Ich tue ihm  nicht noch mehr weh! Ich werde ihm nie wieder weh tun! Ich liebe ihn!

Erschrocken bleibe ich stehen. Schaue irritiert vor mich auf den von Schneematsch verdreckten Boden. Ich liebe ihn? Seit wann? Warum? Wie? Mein Blick geht wieder zu ihm. Er sieht mich einfach nur an. Er zittert und Tränen laufen ihm über die Wangen, doch er beweg sich nicht. Das Zittern scheint stärker zu werden. Ich muss ihn wärmen. Eilig renne ich zu meiner Türe und schließe diese auf. Schiebe ihn in meine warme Wohnung. Er lässt mich gewähren. Wehrt sich nicht. Scheint mich nicht zu fürchten, oder friert zu sehr, als dass die Furcht ihn von der warmen Wohnung verhalten kann. Ich dirigiere ihn ins Wohnzimmer, schiebe ihn auf die Couch, decke ihn mit der flauschigen Wolldecke zu und eile in die Küche um einen warmen Tee zu machen.

Es dauert bis der Tee fertig ist und ich komme wieder etwas zu mir. Wie hat er mich gefunden? Sagte er vorhin nicht, er wisse nicht wer ich bin? Woher also kannte er meine Adresse? Grübelnd gieße ich den Tee in zwei Tassen und stelle sie auf das Tablett mit Kandiszucker, Milch und Wasser um den Tee abzukühlen. Mit mulmigem Gefühl im Magen betrete ich das Wohnzimmer. Sehe wie er sich mir zuwendet und mich nicht aus den Augen lässt. Ich stelle das Tablett vor ihm auf den Wohnzimmertisch und setzte mich neben ihn. Überlegt hatte ich nicht gehandelt. Hätte ich überlegt gehandelt, dann hätte ich mich ihm gegenüber gesetzt. Wie muss er sich mir so nahe fühlen? Ich will aufstehen, als sich ein Geldbeutel in mein Sichtfeld schiebt. Mein Geldbeute? Er hält ihn in der Hand, ebenso wie die Einkaufstasche. Mein Gehirn benötigt länger als gewohnt um die Zusammenhänge zu erkennen. Hatte ich den Geldbeutel nach der Kontrolle etwa in die Einkaufstasche gestopft? In meiner wilden Flucht hatte ich das Fehlen der Einkaufstasche nicht einmal bemerkt. Langsam nehme ich den Geldbeutel an mich. Darauf bedacht ihn nicht zu berühren. Dann nehme ich ihm die Einkaufstüte ab und bin Dankbar für die Ablenkung, denn jetzt kann ich sie ausräumen. Eine Galgenfrist.

Als der Grund der Tasche unausweichlich erreicht ist seufze ich tief. „Wieso hast du dich nicht zu erkennen gegeben?“ Ich zucke zusammen, habe nicht bemerkt, dass du mir in die Küche gefolgt bist. Mein Blick muss verständnislos wirken, denn du setzt zur Erklärung an. „Wieso hast du dich in der Höhle oder danach nicht zu erkennen gegeben?“ Deine Augen sind wieder feucht, der Wasserstand erreicht sein Maximum und sie beginnen dir über die Wangen zu rinnen. Ich sehe es deutlich, dass sind heiße Tränen. Tränen die dich zu versengen drohen, Tränen die du nie weinen solltest!

„Ich hatte Angst.“ Müde und brüchig klingt meine Stimme. Du siehst mich durch den Tränenschleier deiner Augen verständnislos an. „Ich war schon 15, also Strafmündig und ich hab dich immerhin vergewaltigt. Ich wollte das nicht. Ich wollte dich nur nicht im Wald liegen lassen. Wusste ja nicht ob du dich beim Sturz verletzt hattest. Doch ich war so erregt wegen deines kleinen Intermezzo mit René und dann drehst du mir auch noch so begehrlich deine Kehrseite zu. Wie hätte ich bei diesem Anblick wiederstehen können? Ich war doch erst 15.“

Jetzt sind meine Wangen tränenverschmiert. Der Tränenschleier durch den ich dich sehe zeigt mir Dinge, die nicht sein können! Er zeigt mir dich, wie du auf mich zu kommst, dich wie du deine Hände ausstreckst, dich wie du deine Hände zu meinen Wangen bewegst. Ich spüre die Berührung und zucke erschrocken zusammen. Du streichst mir die Tränen von den Wangen. „Es tut mir leid, ich wollte nicht das du leidest.“ Wieso sprichst du mich so an? Wieso entschuldigst du dich? „Sollte nicht viel eher ich mich bei dir entschuldigen? Entschuldigen für die Gewalt und das Leid, dass ich dir angetan habe?“ Du schüttelst leicht den Kopf. „Ich glaube nicht, dass du wirklich weißt wofür du dich bei mir entschuldigen solltest. Ich hab mir so oft überlegt, wieso du dich nicht zu erkennen gibst, ob ich wirklich so schlecht war wie René behauptet hat, oder ob ich für dich nur ein Spiel war. Aber das du glaubst mich vergewaltigt zu haben, darauf wäre ich nie gekommen. Hast du denn nicht gemerkt, dass ich einen Samenerguss hatte? Wie könntest du mich vergewaltigen, wenn ich dabei nie gekannte Lust empfinde?“

Deine Stimme klingt eindringlich. Sie will mir etwas sagen. Doch das Gesagte kann einfach nicht stimmen. Verwirrung breitet sich in mir aus. „Aber du warst nach dem Camp so blass, hast abgenommen, dich zurückgezogen, deine wundervollen Augen haben ihren Glanz verloren, du musstest sogar zum Psychologen!“

„Genau das ist der Teil, denn du falsch verstanden hast. Ich habe nicht gelitten, weil ich vergewaltigt wurde, sondern weil ich mich verliebt hatte. Ich hatte mich in deine Zärtlichkeit, deinen Geruch, dein Stöhnen und in deine Körperwärme verliebt. Ich sehne mich bis heute nach dir!“

Du drückst dich in meine Arme, ich schließe sie automatisch um dich. Heiße Tränen rinnen unsere Wangen hinab. „Das ist doch Ironie. Genau heute wollte ich in diesen Gayclub Libigay gehen und mir irgendeinen aufreißen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe auf ein Phantom zu warten.“ Du lächelst mich an. Lächelst mich verliebt an! Mir rinnen die Tränen über die Wangen und ich ziehe dich näher zu mir um dir endlich den so lange ersehnten Kuss zu rauben.

Unsere Lippen liebkosen einander, meine Zunge leckt über deine wollgeformte Unterlippe. Du öffnest deinen Mund für mich und ich plündere deine Mundhöhle. Umschlinge deine Zunge und stöhne tief in deinen Mund. Als wir uns nach einer süßen Ewigkeit voneinander lösen entweichen mir die Worte so selbstverständlich wie die Atemluft „Ich liebe dich.“

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Tag der Veröffentlichung: 20.01.2015

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