Ein Schritt nach vorne. Zwei Schritte nach hinten. Ein Sprung in die Luft und schon knickte ich um und stürzte zu Boden. Mein Blick ging zum Rand der Tanzfläche. Dort stand meine Mutter und schüttelte enttäuschte den Kopf. Mir schossen Tränen in die Augen. Immer erwartete meine Mutter die höchste Leistung von mir. Sie verstand einfach nicht, dass ich nicht für die Leistung tanzte, sondern nur zum Spaß. Ich mochte das Tanzen. Das stand fest, jedoch machte ich immer Fehler, wenn meine Mutter mich unter Druck setzte.
„Streng dich doch mal an!“, rief mir meine Mutter sauer zu, “ in fünf Tagen musst du auf einem wichtigen Turnier tanzen. Wenn du dort gewinnst, bringt das unserer Familie sehr viel Ruhm.“ Das war mal wieder typisch für meine Mutter. „ Ich möchte aber nicht auf diesem Turnier tanzen! Denk doch nicht immer nur an dich!“ Ein Schlag traf mich mitten ins Gesicht. Meine Mutter war zu mir gerannt und hatte mich mal wieder geschlagen. Ich sah sie fassungslos an. Jetzt fing ich wirklich an zu weinen. Ich stand auf und verließ eilig den Saal. Meine Mutter schaute mir wütend hinterher. Ich lief eilig in den Gemeinschaftsraum und schaute mir in dem großen Spiegel meine rote und geschwollene Wange an. Im Spiegel erschien eine weitere Person. Als ich mich umdrehte erkannte ich meinen besten Freund Jacob. Er kam zu mir und umarmte mich. Er sagte jedoch nichts und dafür war ich ihm sehr dankbar.
Als ich am selben Abend in meinem Zimmer saß und Musik hörte, klopfte es plötzlich an meiner Tür. Daher ich abgeschlossen hatte, stand ich auf und öffnete die sie. Vor der Tür stand meine Mutter. Sie drängelte sich ohne zu fragen in mein Zimmer und setzte sich auf mein Bett: „Abbie, ich muss mit dir über deine Entscheidung wegen des Turniers reden. Ich denke du machst einen Fehler. Denk doch an den Ruhm...“ Ich konnte es nicht fassen, dass sie schon wieder damit anfing. Ich versuchte ihr klarzumachen, dass ich nicht tanzen würde. Sie schlug mich wieder und verließ mein Zimmer und schloss es von außen zu. Sie hörte mir nicht einmal zu, wenn ich was sagen wollte. Ich hatte genug und kletterte aus dem ersten Stock in den Garten. Ich würde nicht wiederkommen. Nie wieder!
Ziellos lief ich durch die Straßen von Köln. Die Straßen wurden durch Straßenlaternen hell erleuchtet. Ich ging unbewusst schnellen Schrittes geradewegs auf den Kölner Dom zu. Er wurde von roten und blauen Lichtern bestrahlt. Die Farben faszinierten mich. Sie zogen mich auf eine magische Weise an. Ich betrat die Kirche ehrfurchtsvoll und stieg die paar hundert Treppen zum Turm hinauf. Ich musste meine Augen ein paar Mal fest zusammenkneifen bis ich realisierte, dass ich dabei war, auf das Dach des Doms zu steigen. Mein Herz klopfte und Adrenalin schoss durch meine Adern. Ich stand nun am Rand des Daches und schaute 10 m in die Tiefe. Alles wirkte so friedlich. Die Lichter der Stadt leuchteten in warmen Farben. Das leise Rauschen des Windes gemischt mit dem gleichmäßigen Lärm der fahrenden Autos klang in meinen Ohren. Irgendwo weit entfernt konnte ich eine leise Melodie hören. Ich kannte sie. Ich hatte oft zu ihr getanzt.
Plötzlich hörte ich dumpfe Schritte. Sie näherten sich schnell. Ich drehte mich um. In der Tür stand ein gutaussehender Junge mit blonden Haaren, die im Wind wehten. Es war Jacob. Er fing an zu mir zu sprechen: „ Hey, du willst doch jetzt nicht da runter springen. Das macht doch keinen Sinn. Man kann alle Probleme lösen, du musst nicht davonlaufen. Ich kann dir helfen, Abbie. Komm da doch bitte wieder runter. Er hielt mir seine Hand hin und wollte mich zurückholen. Ich schaute ihn jedoch nur traurig an und schüttelte den Kopf. Meine Probleme konnte man nicht lösen.
Dann sprang ich.
Tag der Veröffentlichung: 15.02.2011
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