In den Weiten der karpatischen Wälder leben noch viele Tiere, unter anderem auch Wölfe. Da das Land dünn besiedelt ist, ergibt sich eine Begegnung zwischen Mensch und Tier höchst selten.
In einem kleinen Ort jedoch leben die Menschen in Angst. In Angst vor dem großen Schwarzen, dem Timberwolf. Nachts hört man sein furchtbares Geheul, dann läuft er knurrend und hechelnd durch
die Strassen des kleinen Ortes . Die Bewohner schließen sich ängstlich in ihre Häuser ein , denn wer dieser Bestie schon einmal gegenüber stand, hat das nicht überlebt.
Die Geschichte dieses Wolfes hört auch Prof. Mark Baxter. Er ist ein guter Wolfskenner, doch einen schwarzen Timberwolf hat er noch nie gesehen.
Jahrelang hat er das Verhalten der Wölfe in Freiheit studiert und dieses untypische Verhalten des Tieres , Menschen anzugreifen, kann er sich nicht erklären. Darum beschließt er dem kleinen
Ort einen Besuch abzustatten und der Sache auf den Grund zu gehen. Im Ort angekommen gibt es nur in dem einzigen Gasthaus Zimmer zu mieten. Nachdem er das Zimmer bezogen und ausgepackt hatte,
begibt er sich in die Gaststube. Dort setzt er sich zu den Einheimischen und hört sich die Erzählungen über die Bestie an. Das was diese Menschen ihm hier auftischten ist so Haarsträubend, dass
sie nur der Phantasie eines verrückten Geschichtenerzählers entstammen kann. Ungläubig schaut er sie an, diesen Irrsinn könnt ihr mir doch nicht glaubhaft machen antwortet er ihnen. Doch die Leute
beteuern ihm , die Wahrheit zu sagen.
So gegen 23 Uhr ist auch der letzte Gast verschwunden, der Wirt verschließt die Tür, verriegelt die Fenster und sagt zu Mark: Bald ist es soweit, bald wird die Bestie auftauchen, wir müssen
alles verschlossen halten, denken sie daran und bringen sie sich nicht in Gefahr.
Mark geht auf sein Zimmer und kann nicht erwarten den Wolf zu sehen.
In diesem Moment hört er ein tiefes, furchterregendes Wolfgeheul, das immer näher kommt. Schnell betritt er den Balkon, von hier kann er die Strasse gut einsehen. Lautes tiefes grollendes
Knurren dringt an sein Ohr,
da steht er, ein übergroßer schwarzer Wolf. Verblüfft schaut Mark zu ihm hinunter und in diesem Moment schaut der Wolf zu ihm hoch. Rote glühende Augen starren ihn an, Schreck macht sich in Mark
breit. Doch die glühende Augen werden feurig strahlend, hüllen ihn ein und nehmen Besitz von ihm. Eine liebliche Stimme lockt, komm, komm zu mir, ich werde dich reich belohnen. Vollkommen in
ihrem Bann will Mark über das Geländer steigen. Doch in diesem Moment donnert einen Stimme vom Kirchturm: Weiche du Satan, weiche von ihm du höllische Bestie. Die Stimme reißt Mark in die
Wirklichkeit zurück. Entsetzt schaut er auf das
dämonische Wesen da unten, langsam zieht er sich in sein Zimmer zurück schließt die Tür und die Vorhänge. Doch die Augen verfolgen ihn, durch die Vorhänge, als wollten sie ihn nicht mehr
los lassen, ja regelrecht hypnotisieren. Er setzt sich aufs Bett mit dem Rücken zum Fenster und erst jetzt kann er den Bann abschütteln. Völlig verwirrt und aufgewühlt sitzt er da und versucht
seine Gedanken zu ordnen. Verdammt denkt er was war das, das ist kein Wolf, das ist ein Dämon, eine Ausgeburt der Hölle. Das war Rettung in letzter Minute. In diesem Moment hört er eine
furchtbare Stimme und eine eisige Hand streicht seinen Rücken entlang.
Der Wolf schaut wütend zum Pfarrer auf dem Kirchturm hinauf, zeigt sein furchterregendes Gebiss und sagt drohend: Das wirst du mir büßen, ein zweites mal wird dir dies nicht mehr gelingen,
dafür werde ich schon sorgen. Auch du , entkommst mir nicht, für deine Seele bekomme ich noch einen extra Bonus. Mit einem höllischen Lachen wendet er sich ab
und läuft in die Nacht hinaus.
Kraftlos sinkt Mark aufs Bett, das was er da gehört hatte geht fast über seinen Verstand hinaus. Aus der Ferne dringt noch einmal Wolfsgeheul,
dann ist es totenstill. In dieser Nacht kann er nicht schlafen, seine Gedanken kreisen immer wieder um diese Kreatur, dann hat er die Lösung, sein Freund Richard Olfield, ein Parapsychologe.
Am Morgen wird er ihn anrufen. Sehr früh am nächsten Morgen spricht er mit seinem Freund, schildert ihm sein Erlebnis und bittet ihn um Hilfe. Dieser sagt ihm sofort zu und verspricht noch
im laufe des nächsten Tages sein Kommen. Außerdem nimmt er Mark das Versprechen ab, sich von dem Wolf fern zu halten. An diesem Abend verkriecht sich Mark in sein Zimmer, stellt den Fernseher
laut, so dass er nichts von draußen mitbekommt.
Als Olfield eintrifft, begrüßen sich die Freunde und Mark muss ihm sein Erlebnis ganz genau schildern. Um Mitternacht setzt das Geheul wieder ein und die Männer begeben sich auf den Balkon.
Da kommt er auch schon, ein riesiger Schwarzer. Er schaut mit seinen roten, feurigen Augen zu den Männer auf, die langen kräftigen Reißzähne lassen sich durch die hochgezogenen Lefzen gut
erkennen und seiner breiten Brust entrinnt ein dumpfes drohendes Grollen. Wieder fängt die teuflische Magie der Augen Mark ein. In ihrem Bann beugt er sich immer weiter über die Brüstung , bevor
er hinunter fallen kann, reißt ihn der Freund zurück und schiebt ihn ins Zimmer. Mit einem letzten Blick auf den Wolf schließt Richard die Tür und zieht die Vorhänge zu. Mark wischt sich den
Schweiß von der Stirn und sagt: Das war mal wieder knapp, ich weiß nicht warum, aber ich kann mich der Magie dieser Augen nicht entziehen, sie üben einen teuflischen Zauber auf mich aus. Was
hältst du von dieser Kreatur? Nachdenklich meint Richard, das ist ein Dämon in einem Wolfskörper, ich muss mehr über diese Gegend erfahren, damit ich weiß womit wir es hier zu tun haben.
Am nächsten Tag sprechen sie mit den Dörfler und die erzählten ihnen eine haarsträubende Geschichte. Vor etwa zweihundert Jahren stand hier eine Ritterburg. Der junge Graf, ein gut aussehender
Mann, feierte mit seinem Gefolge ausgelassene Feste, die immer in Gelagen ausarteten. Keine Frau, kein Mädchen war vor ihnen sicher. Nachdem der Graf ihrer überdrüssig war und sie geschändet
hatte, durften sich seine Männer mit ihnen vergnügen, was für viele der Frauen den Tod bedeutete. Eines Morgens, mittlerweile sind ein paar Jahre vergangen, schaut der Graf in den Spiegel
und erschrickt, da blickt ihm ein verlebtes, altes Gesicht entgegen. Sofort lässt er alle Hexen und Hexenmeister zusammen rufen, um mit ihnen den Teufel zu beschwören. Doch nur einer Hexe
gelingt es den Satan richtig anzurufen. Als der erscheint, schließt der Graf mit ihm einen Pakt, ewige Jugend gegen seine Seele und den Seelen derer die er noch umbrachte. Doch der Teufel
währe nicht der Teufel wenn er den Grafen nicht herein gelegt hätte. Nach einiger Zeit verwandelte sich der Graf in einen Vampir, der zuerst seine Dienerschaft aussaugte und
umbrachte, um sich dann über die Dorfbewohner herzumachen. Doch diese lernten mit der Zeit sich gegen diese Bestie zu schützen. Und so dehnte dieser mordlüsterne Unhold seine Kreise immer
weiter aus.
Ein deutscher Vampirjäger hörte von diesen Untaten, kam hierher gereist, tötete den Vampir und brannte die Burg nieder.
Vor etwa fünf Jahren tauchte dieser Timberwolf auf. Mit einem Biss in den Hals tötet er die Menschen und saugt ihnen das Blut aus,- genau wie damals der Graf und auch diese rotglühende Augen
hatte der Graf. So steht es in der Chronik unseres Dorfes. Wir glauben, er ist zurück gekommen in der Gestalt des Wolfes und übt Rache für die Vernichtung von damals.
Richard lässt sich den Weg zur Burgruine beschreiben. Sie liegt etwa eine Stunde Fußmarsch vom Dorf entfernt. Doch kein Mensch von hier, hat sich je in die Nähe der Ruine getraut, zu groß ist
die Angst in ihnen verwurzelt. Schon sehr früh am Morgen machen sich die zwei Freunde auf den Weg. Bei der Ruine angekommen, stellen sie fest, da liegen nur noch ein paar marode Steine. Die
Freunde suchen die ganze Umgebung nach einer Höhle ab, doch sie finden nichts. Und so dehnen sie die Suche immer weiter aus. Kurz vor dem Dorf entdecken sie im felsigen Gelände den Unterschlupf
des Wolfes. Seine Spuren führen in die Höhle hinein
und heraus. Für heute, da es schon später Nachmittag ist, machen sie Schluss und gehen ins Dorf zurück. Dort angekommen begeben sie sich zum Pfarrer, um mit ihm zu sprechen. Sie schildern ihm,
dass sie den Unterschlupf des Dämons gefunden haben und von ihm noch diverse Gegenstände zur Vernichtung des Selbigen benötigen. Der Pfarrer gibt ihnen ein Kreuz, Weihwasser, einen geweihten
silbernen Dolch und die kleine Statue eines Engels. Das ist der gewaltige Krieger Gottes, der Erzengel Michael, sagt er, mit Feuer und Schwert vernichtet er das Böse,
nehmt ihn auf jeden Fall mit. Mit einem leichten Lächeln verabschieden sich die Freunde und gehen zum Gasthaus zurück. Sie verbringen eine unruhige Nacht. Sehr früh begeben sie sich zur Höhle.
Dort angekommen, fragt Mark etwas beklommen, müssen wir wirklich da hinein? Ja, antwortet Richard, wir können ihn nur da drinnen vernichten. Leise betreten sie die Höhle. Es riecht nach den
strengen Ausdünstungen des Wolfes. Im Licht ihrer Taschenlampen sehen sie ihn, ein riesiger schwarzer Wolf, zusammen gerollt wie ein Hund liegt er da und schläft.
Plötzlich hebt er seinen Kopf, die rotglühende Augen schauen die Männer an. Mit einem knurren springt er auf. Geduckt und sprungbereit steht er da, mit hoch gezogenen Lefzen, furchteinflößend.
Speichel tropft aus seinem Maul. Das abgrundtiefe Böse schaut die Männer an. Die stehen da wie erstarrt. Richard in der einen Hand das Kreuz, in der anderen den Dolch, Mark in der einen das
Weihwasser und der anderen die Engelsfigur. Der Wolf stößt ein fürchterliches Lachen aus und fragt mit furchtbarer Stimme: Was wollt ihr hier? Dich vernichten antwortet Richard. Der Wolf bleckt
seine schrecklichen Zähne und sagt: Ihr dummen Erdlinge, stellt euch hier hin mit eurem armseligen Kreuz und Weihwasser, damit richtet ihr bei mir nichts aus. Aber ihr kommt mir gerade recht,
denn ich bin sehr hungrig,- euer Blut für mich, eure Seelen für meinen Meister. Mit gebleckten Zähnen setzt er zum Sprung an. In diesem Augenblick wird die Engelsfigur heiß in Marks Hand und
er lässt sie fallen, ein gleißendes helles Licht das sie umgibt, blendet die Männer und sie schließen ihre Augen. Eine gewaltige Stimme lässt sie wieder die Augen aufreißen und da steht ein
strahlender großer Engel. Blitze schießen aus seinen Augen, das feurige Schwert, wie ein Fanal in der erhobenen Hand. Mit dröhnender Stimme sagt der Engel: Weiche aus diesem Körper du
Satan- und schlägt mit dem Schwert zu. Plötzlich zieht roter Rauch aus dem Maul des Wolfes und formt sich zu einer abscheulichen Gestalt. Mit schrillem Gekreische stürzt sie auf den Engel
zu, doch der zerschlägt sie mit seinem feurigen Schwert. Mit einem furchtbarem Schrei und einem donnernden Knall verschwindet der Dämon. Die plötzliche Stille erschreckt die Männer fast
noch mehr, als das Gekreische des Dämons. Langsam wendet sich der Engel ihnen zu und sagt: Nur durch euren Mut, dem Glauben des Priesters und himmlischen Beistand konnte dieser Dämon
vernichtet werden. Dann ging er zum Wolf hin , streichelte über seinen Kopf und sagte zu ihm: Du Armer, musstest in deinem jungen Leben schon so viel Leid ertragen, doch jetzt bist du frei!
Der Wolf sieht den Engel mit klaren Augen an und es hat den Anschein als würde er lachen. Den Männer stehen immer noch die Haare zu Berge und eisige Finger streichen ihnen über den Rücken,
denn das was sie hier erleben und sehen ist das schier Unmögliche. Zu den Männer gewand sagte der Engel: Auch er ist ein Geschöpf unseres Herrn,
genau wie ihr. Respektiert ihn und lasst ihn seines Weges ziehen. Die strahlende Lichtgestalt des Engels verschwindet so plötzlich wie sie gekommen war.
Der Wolf verkroch sich in eine Ecke. Nach einer Weile hatten sich die Männer einigermaßen gefasst und verlassen die Höhle. Langsam gehen sie in Richtung Dorf. Nach etlichen Metern drehen sie
sich noch einmal um und schauen zurück. Da steht er, der große schwarze Timberwolf und schaut zu ihnen herüber. Mit seinen gelblich grünen Wolfsaugen schaut er die Männer an. Dankbarkeit
steht in ihnen geschrieben und in den Augen der Männer- Verstehen! Dann stößt er noch einmal sein dunkles Heulen aus, das wie ein Abschied klingt, dreht sich um und verschwindet im Wald.
Dieses Erlebnis werden die Männer nie mehr vergessen. Sie haben erkannt, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als unser Kleingeist sich vorzustellen vermag!
Tag der Veröffentlichung: 04.09.2010
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