Cover

Etwa 30 km weiter entfernt, stand ein altes Schloss. Es hatte sich durch die Jahre gut gehalten, so dass es nicht verfallen und in einen guten Zustand war. Zum Schloss führte eine lange, steile Treppe, denn das Schloss stand auf einem Plateau. Die Treppe war nur so überwuchert von Efeu und anderen Unkraut, das lag wahrscheinlich daran, dass die Treppe, mitten in einem riesigen Wald lag. Das merkwürdige aber war, in dem Wald war es toten Still. Kein einziges Vogelzwitschern war zu hören und es war auch weit und breit kein anderes Tier zu sehen. Man hätte seinen eigenen Atem hören können. Das lag bestimmt an den Besitzern des Schlosses.
„Na los, geht das nicht schneller! Ich will heute noch los. Ihr wisst doch wer uns nachher besucht?“
„Ja, dein Liebhaber! Die Flasche von Grafenstein.“, kicherte Johannes.
„Wie oft soll ich es dir noch sagen. Erstens sein Name ist Vladimir Kaschnikow von Grafenstein und er ist nicht mein Liebhaber, sondern nur ein guter Freund. Gesine sag doch auch mal etwas!“, rief ihre Mutter verzweifelt.
„Mhm, mmh…“, machte es da aus einer Ecke auf dem Sofa.
Plötzlich war die Mutter hinter ihr und nahm ihr etwas aus der Hand.
„Boylove ? Auf was bist du denn für einen Tripp?“
„Hey, gib das sofort wieder her. Das ist mein Manga. Du hast deine eigenen!“, brüllte Gesine und versuchte es gleichzeitig ihr wieder aus der Hand zu reißen.
„So einen Schund sollst du nicht lesen, da verblödest du ja noch vollkommen.“ Sie warf es mit einer Handbewegung hinter ihr ins Feuer. Das Feuer brannte in einem steinernen Kamin.
Gesine versuchte es noch zu retten, doch zu spät das Manga brannte lichterloh.
„Außerdem kannst du alle Männer auf der Welt haben, du brauchst nur einmal mit deinem Finger zu schnipsen“
Das stimmte allerdings nur, wenn man ein Vampir war.
„ Was ist jetzt kommst du mit, oder nicht?“, fragte Frau Göldner .
„Na ja, eigentlich habe ich keinen Hunger, außerdem musst du mir erst mal mein Manga ersetzen.“, forderte Gesine ihre Mutter auf.
„NÖÖ. Du hast doch selbst genug Geld!? Oder ist dein Taschengeld schon wieder alle? Sag bloß nicht…“
„Du weißt doch, als einflussreicher Vampir muss man halt seine Knete springen lassen“
„Wo willst du denn da etwas springen lassen, vielleicht aus deiner Hose?“, lachte ihre Mutter darauf los.
„Halt bloß deine Klappe, ich bekomme schon meine Knete, wenn auch schon nicht von dir.“
„Ach ja und von wem? Hast du vielleicht einen Job? Warum machst du nur noch was du willst und gehst nicht jeden Tag zur Schule?“
„Mach mal halb lang, du bist nicht meine Mutter“, dann jedoch verbesserte sich Gesine.
„ Du bist nicht mehr meine Mutter, gesetzlich wärst du schon seit 600 Jahren tot“
Dann fuhr Frau Göldner plötzlich ihre Reißzähne aus und stand direkt vor ihrem Gesicht.
Reflexartig zeigte auch Gesine ihre Reißzähne.
„Wag es ja nicht noch einmal über mein Alter zu reden“, flüsterte die Mutter in ihr Ohr.
„Habe ich dir etwa zu wenig Respekt eingeflößt?“ Jetzt biss sie in Gesines Ohr, das heißt sie wollte es. Denn Gesine, die man für kurze Zeit als einem schattenhaften Schemen sah, stand jetzt direkt vor der Eingangstür und fauchte ihre Mutter an. Gerade als die Mutter auf sie zu flog, um sich zu rächen, knallte sie gegen etwas Hartes. Man hörte ein lautes Plump, als sie auf den Boden landete. Gesine die jetzt direkt hinter einem großen Mann stand, wusste wen sie vor sich hatte.
„Hallo, Vladimir! Hattest du nichts anderes zu tun, als dich mal wieder IN UNSERE FAMILIÄREN PROBLEME EINZUMISCHEN!!!“, bei den letzten Worten fing sie an zu schreien, denn sie war so gereizt, dass sie Vlad auch nur mit einem falschen Wort das Genick hätte brechen können.
„Diesmal geht es um etwas anderes“, sagte Vlad und sprach ruhig weiter, wobei er Frau Göldner eine Hand anbot, als sie gerade dabei war sich aufzuraffen. Sie achtete jedoch nicht einmal darauf.
„Wir haben ein Problem und zwar ein ziemlich ernstes Problem sogar, wenn ihr euch nicht dauernd streiten würdet, hättet ihr es schon längst gerochen“
Und dann kamen Gesine und ihre Mutter der Geste nach und mit einem Mal veränderten sich ihre Augenfarben.
Sie wurden schwarz.

Einige Stunden später….
Gesine schien zu träumen, denn seit ein paar Minuten starrte sie in Vlads Augen.
Augen, die sehr alt waren, in denen sehr viel Weisheit lag, die aber nicht nur schönes gesehen hatten, sondern auch den Hass einiger Jahrtausende in sich trugen. Vlad war eine Art Wikingervampir, daher waren seine Haare immer schon lang gewesen. Heute trug er sie offen und sie fielen ihm gewellt von den Schultern herunter. Das und eine Narbe, die quer unter dem rechten Auge verlief, blieben ihn als Erinnerung an die Wikingerzeit.Vor vielen tausend Jahren lebte er als Wikinger im hohen Norden, damals hieß er jedoch noch Alfus. Eines guten Tages, ging Alfus auf die Jagd. An diesem Tag jedoch herrschte ein starker Schneesturm und er irrte nun schon seit Stunden hungrig und zitternd im Schneesturm herum. Das war der schlimmste Schneesturm, den er zur seiner Zeit als Jäger erlebt hatte, auf diesen war er nicht vorbereitet gewesen. Er hatte Glück, denn er traf einen Fremden, der ihm etwas zu Essen anbot. Der Fremde hatte ihn ohne Schwierigkeiten nach Hause bringen können. Als er jedoch am nächsten Morgen aufwachte, war er anders.
Das war alles, was Vlad ihr erzählt hatte, ob er den Fremden wieder gesehen hatte oder wer er überhaupt war, das wüsste sie nur zu gerne.

„Das kann aber einfach nicht sein, warum haben wir ihn nicht schon vorher gerochen?“
, fragte sich Gesine, die jetzt endlich aus ihrer Starre erwacht war.
„Tja, wohl zu viel gestritten, was?“, meckerte Vlad und fügte hinzu „aber der neue Werwolf kann noch gar nicht lange hier sein, denn ich habe seinen Geruch erst vor vier Stunden das erste Mal bemerkt. Und du meinst, er sei mit einem dir bekannten, anderen Werwolf zusammen?“
„Ja, so ist es. Aber-“
Abrupt endete ihr Redeschwall, denn auf einmal fegte ein Sturm durchs ganze Haus. Die Fenster gingen zu Bruch, das Bücherregal, das neben der Tür an der Wand lehnte fiel um, ein Porzellangefäß, das auf dem Tisch stand, ging ebenfalls kaputt. Wenn man jedoch den Boden beobachtete, sah man ein kleines schwarzes Loch, das immer größer und größer wurde. Einen Augenblick später kam eine brennende Person aus dem Loch geschwebt, das Feuer wurde zu einem Nebel, der Nebel lichtete sich und man sah eine Gestalt.
Gesine und Vlad gingen gleichzeitig auf die Knie und verbeugten sich vor einer schwarz gekleideten Person. Wenn man genauer hinsah, war es eigentlich keine Person, denn dieses Wesen hatte nichts menschliches mehr an sich. Es war bereits tot. Die mysteriöse Gestalt trug einen langen schwarzen Umhang, der Kopf oder eher was davon übrig war steckte unter einer Kapuze. Ein ausgestreckter Skelettfinger zeigte auf die Beiden.
„ Ihr Dummköpfe!“, begrüßte die Gestalt sie kalt, „ was habe ich euch gesagt? Leben auf unserem Land nicht schon genug Wesen? Das Gesetz des hohen Rates besagt, dass die Zahl der übernatürlichen Kreaturen nicht überschritten werden darf. Oder wollt ihr vielleicht die Menschen auf uns aufmerksam machen?“
„Morzak wie schön dich zu sehen!“, sagte Vlad ohne jegliche Angst. „Was die Sache mit dem aufgetauchten Neuankömmling betrifft, darum werde ich mich natürlich kümmern!“
„ Nein das wirst du nicht, denn ich habe schon jemand anderen für diese Aufgabe ausgewählt. Ich weiß deinen Enthusiasmus zu schätzen, immerhin bist du ein Günstling unserer Herrscher, aber Gesine wird diese Aufgabe viel besser zu lösen wissen! Nicht wahr?“
„Ja, natürlich!“, bellte Gesine die Antwort wie aus der Pistole geschossen.
„Aber sie hat doch gar keine Ahnung wie wir bei dieser Sache vorgehen! Dazu müsste sie die Regeln zu diesem Gesetz kennen!“, widersetzte sich Vlad wütend.
„Gewiss doch, dann wirst du ihr sie eben erklären und NICHT MEINE KOSTBARE ZEIT VERSCHWENDEN!“,wütete Morzak so, dass er bei den letzen Worten, die er aussprach, Feuer spuckte. Vlad, obwohl seine Reaktionszeit schneller als die eines Menschen war, schaffte es nicht mehr dem Feuer auszuweichen und seine langen Haare verbrannten in sekundenschnelle. Gesine kam ihn schnell zur Hilfe um das Feuer zu löschen. Als die Beiden sich wieder zu Morzak wenden wollten, war dieser spurlos verschwunden.

***

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 31.03.2010

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /