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Alarm in der Weihnachtswerkstatt

 

 

 

 

Vor langer, langer Zeit fand der Weihnachtsmann den Nordpol als ideales Zuhause, wo er dank noch nicht erfundener Ortungsgeräte, sicher sein konnte, nicht entdeckt zu werden.

 

„Das war eine kluge Entscheidung den Nordpol für mich zu wählen.“, sagte der Weihnachtsmann zu seinem wichtigsten Weihnachtselfen Häkii. Elf Häkii antwortete: „Ja im Moment war das die beste Wahl, doch ich bin mir nicht sicher, ob das immer so bleiben wird.“

 

Geneigte Leser sollten nämlich wissen, in der Weihnachtswerkstatt des Weihnachtsmannes tickte die Zeit völlig anders als bei den Menschen, denn was die Geschenkeempfänger als ein Jahr empfanden, war für die Elfen, Wichtelmänner und dem Weihnachtsmann gerade ein Weihnachtsmanntag, sodass in ihrer Zeitrechnung jeden Tag die Geschenke verteilt wurden.

 

Eines Tages kam Häkii zum Weihnachtsmann mit einer alarmierenden Nachricht. „Eisberge geschmolzen Stopp! Nordpol kleiner geworden Stopp! Weihnachtswerkstatt vor Entdeckung Stopp!“, las Häkii dem Weihnachtsmann ein wichtiges Telegramm vom Nachrichten Elf Janomainen vor.

 

Inzwischen lebten die Menschen im Jahr 2000 ihrer Zeitrechnung, viele Kriege hatten viele Opfer gefordert, die Industrie der Menschen verschmutzte die Umwelt so dramatisch wie nie zuvor. Dadurch verloren die Eisbären, die beliebtesten Haustiere des Weihnachtsmannes im kalten Norden der Welt, große Teile ihrer riesigen Eisschollen. Sie hatten immer weitere Strecken im Eismeer zu schwimmen, bis sie eine neue Zuflucht fanden.

 

Auch darüber wurde der Weihnachtsmann in Bilde gesetzt, der damit nicht zufrieden sein konnte.

 

 

 

„Wer ist an dieser künstlichen Klimaerwärmung Schuld? Die erhalten in Zukunft von mir ganze Schiffsladungen mit Kohle, statt der gewünschten Geschenke!“, schlug der Weihnachtsmann vor, wie die Umweltsünder zu bestrafen sein sollten. Da widersprach Weihnachtself Häkii: „Gerade die Kohle und das Erdöl sind die Hauptgründe, warum die Menschen die vielen Kriege führten und die Umwelt verpesteten. Durch die viele Kohle konnten sie Heizwerke, Dampflokomotiven, Dampfmaschinen, Dampfer und Autos erfinden, die zusammen fast die gesamten unterirdischen Vorräte der Erde verbrauchten.“ „Aber Häkii das zu hören ist ja furchtbar. Sind wir denn überhaupt noch sicher am Nordpol?“, fragte der Weihnachtsmann besorgt.

 

„Lasst den großen Märchenrat zusammen treten, denn unser oberstes Gebot gilt es weiterhin, uns zu beschützen, nämlich niemanden den genauen Standort unserer Weihnachtswerkstatt zu verraten.“, riet Oberelf Häkii dem Weihnachtsmann.

 

So geschah es, dass der große Märchenrat zusammen kam, wo vor allem der Weihnachtsmann, der Osterhase, der Pfingstochse, Frau Holle, Die Goldene Gans und die Schneekönigin wichtige Rollen einnahmen, um über die Zukunft der Weihnachtswerkstatt zu beraten.

 

Häkii erklärte den Anwesenden zunächst, was auch noch niemand beachtete: „Der Weihnachtsmann kann sich nicht mehr mit den Menschen unterhalten, ohne einen Dolmetscher Elfen zu beschäftigen, denn durch die Jahrhunderte lange Abgeschiedenheit entwickelte sich bei allen Elfen, Wichteln und dem Weihnachtsmann eine ganz neue Fremdsprache heraus, Nordpolisch.

 

Sie ähnelte der finnischen Sprache sehr, deshalb mussten alle Bedienungsanleitungen für moderne Spielzeuge erst in die verschiedenen Sprachen der Kinder übersetzt werden, damit die Eltern, Großeltern und anderen schenkenden Verwandten lesen konnten, wie sie zu gebrauchen waren.“

 

„Das ist ja ganz furchtbar! Wie können wir denn alle Kinder erreichen, wenn immer mehr Eisberge abschmelzen und die Gletscher von den Bergen den Weg ins Meer suchen?“, fragte der besorgte Weihnachtsmann.

 

„Das Treibeis rückt immer näher an die Weihnachtswerkstatt heran. Würde da das Eis brechen, müsste sie den Motor anwerfen und wie die Eisbären nach einer Scholle suchen, die groß und stabil genug wäre um eine solch schwere Werkstatt zu tragen.“

 

 

Weihnachtself Häkii erklärte den versammelten Märchenratsmitgliedern: „Wir müssen einen Weg finden, die Menschen unschädlich zu machen, die mit ihrer Profitgier vor keinem Winkel der Erde halt machen, um das letzte Gold, das letzte Erdöl und Erdgas, sowie die viele Kohle zu fördern, weil ihre Fabriken, Maschinen und Autos diese benötigen.

 

Ohne Erdöl oder Kohle könnten sie kein Benzin oder Diesel herstellen, um sich damit fortbewegen zu können.“ Der Osterhase meldete sich zu Wort: „Mit meinen langen Löffeln hörte ich, die Menschen besaßen sogar schon Raketen, mit denen sie bereits zum Mond und zum Mars flogen.

 

Sie waren auch in der Lage sich gegenseitig zu finden, weil sie ein weltweites Ortungssystem schufen. Beim letzten Osterfest spielten Kinder im Garten mit elektronischen Geräten, die als Handy bezeichnet wurden. Diese sendeten Signale, wo dann andere Menschen genau erkennen konnten, diese Kinder spielten gerade im Garten ihrer Oma.“

 

Der Weihnachtsmann hatte genug Schlimmes gehört und sagte: „Wie heißt die wichtigste Organisation der Menschen? Ich werde mit den wichtigsten Vertretern unseres Märchenrates die obersten Weltverwaltung aufsuchen und mit ihnen sprechen. Es kann so nicht weiter gehen. Sonst erkläre ich das alljährliche Weihnachtsfest kraft meines Amtes als Weihnachtsmann für beendet. Dann sollen die Verantwortlichen den Kindern erklären, warum sie in Zukunft keine Geschenke unter dem Weihnachtsbaum finden.“

 

Weihnachtself Häkii antwortete dem Weihnachtsmann: „Das sind die Vereinten Nationen kurz auch als UNO bezeichnet, wo Ban Ki-moon als Generalsekretär den Vorsitz hat.“

 

 

 

So reiste die Abordnung des Weihnachtsmanns in die Stadt New York, wo das Hauptquartier der Vereinten Nationen der Menschheit seinen Sitz hatte. Schnell merkte sie, dass es nicht mehr zeitgemäß zu sein schien, mit dem Rentierschlitten zu reisen, denn der kam sich zwischen den vielen Autos und gelben Taxis echt verloren vor.

 

Endlich war die Delegation des Weihnachtsmanns und des großen Märchenrates am Ziel ihrer Reise und standen vor dem Hauptgebäude der Vereinten Nationen in New York. Das war vielleicht ein kolossaler Prunkbau, gegen den die Weihnachtswerkstatt am Nordpol verloren wirkte.

 

Der Weihnachtsmann hielt, beim Versuch einen Blick zum Dach des riesigen Gebäudes zu werfen, die rote Mütze fest, sonst wäre sie herunter gefallen.

 

„Wie mächtig ist denn der Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-moon, dass er in so einem riesigen Palast leben muss?“, fragte der Weihnachtsmann seinen Weihnachtself Häkii.

 

Der Elf kratzte sich verlegen am Kinn und antwortete: „Eigentlich besitzt er weniger Macht, als der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika oder der Präsident Russlands.“ „Dann kann ich es noch weniger einsehen, warum dieser Mann ein so großes Haus benötigt.“

 

„Ich habe mich vorher schlau gemacht.“, sagte Häkii: „In diesem Haus befinden sich Büroräume, für jedes Land der Erde, das Mitglied in den Vereinten Nationen ist.

 

Es ist kein Wohnhaus, sondern ein reiner Arbeitsort. Wird eine Sitzung einberufen, wird entschieden, wie wichtig die Tagung und die Beschlüsse sind, die dort gefasst werden. Wird sie als ganz wichtig eingestuft, werden die Präsidenten oder die Ministerpräsidenten der Länder einberufen.“

 

Nachdem sich die Delegation genügend über die Menschen gewundert hatten, betraten Sie den Eingangsbereich des großen Gebäudes.

 

Eigentlich wollte die Empfangssekretärin, die wie Kaufhausweihnachtsmänner und Wichtel anmutende Truppe hinaus komplimentieren, doch der Weihnachtsmann sorgte mit seiner einmaligen magischen Art, der niemand etwas böses entgegen setzen konnte, dass sie sanft wie ein Lamm zu Ostern wurde.

 

„Selbstverständlich melde ich dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, dass der Weihnachtsmann mit seinem Märchenrat anreiste, um eine große Versammlung einzuberufen.“

 

Es dauerte nicht lange, dann erschien der Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-moon persönlich in die Empfangshalle und nahm die Delegation des Weihnachtsmannes in Empfang.

 

Nach einem ausführlichen Gespräch, in der der Weihnachtsmann und Häkii der Oberweihnachtself das große Problem erörtert hatten, berief der UNO Generalsekretär eine UNO-Vollversammlung ein, an der alle amtierenden Regierungschefs eingeladen wurden.

 

Der Weihnachtsmann erhielt das Wort, trat an das Rednerpult und begann mit seiner Ansprache an alle Völker der Erde. Dank der besonderen Magie des Weihnachtsmannes, benötigten die Delegierten und Präsidenten keine Dolmetscher, denn jeder verstand sofort in seiner Sprache, worüber der Weihnachtsmann ihnen ins Gewissen redete. Das machten die unsichtbaren Dolmetscherelfen vom Nordpol möglich.

 

Am Ende wurde von der UNO ein Dekret erlassen:

 

Schutz der Welt des Weihnachtsmannes und seiner Weihnachtswerkstatt.

 

Seit jener Zeit unternehmen alle Länder enorme Anstrengungen, um diese Geheimnis umwobene Welt zu schützen und alles daran zu setzen, dass das Eis des Nordpols in Zukunft nicht weiter schrumpft und weiterhin darauf achtet, diesen Ort von den menschlichen Ortungsmöglichkeiten auszuschließen, sonst würde das Wunder der Weihnacht für immer verloren gehen und der Weihnachtsmann würde sein Amt niederlegen.

 

Dem Weihnachtsmann wurde das Recht eingeräumt, Länder mit besonders schlechter Umweltpolitik auf seine unnachahmliche Art zu bestrafen, die auf sehr abscheuliche Weise Abgase in die Luft bliesen oder Farbe, Plastikabfälle im Nordpolargebiet ins Meer kippten. 

 

Der Weihnachtsmann erhielt ab sofort auch ein Büro im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York, wo der Weihnachtself Lupi als Botschafter des Reiches des Weihnachtsmannes berufen wurde. 

 

Wünschen wir allen, dass es den Weihnachtsmann auch in späteren Generationen zu erleben gibt und seiner Welt solche Bedrohungen erspart bleiben.

 

® Manfred Basedow

21.12.2014, Rostock

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 21.12.2014

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